2,6 MB - RWGV
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DAS THEMA<br />
><br />
halb ist es selbstverständlich, dass<br />
wir ihn in Deutschland beherzigen.<br />
Davon abgesehen wissen alle Aufseher,<br />
die mit gesundem Menschenverstand<br />
gesegnet sind, und davon<br />
hat die BaFin immerhin einige, dass<br />
sie an das Risikomanagement einer<br />
kleineren Genossenschaftsbank, die<br />
Geschäfte in der Region betreibt,<br />
nicht dieselben Anforderungen stellen<br />
kann wie an die Systeme international<br />
agierender Großbanken.<br />
Einen gut gepflegten Kleinwagen<br />
mit dem Achtzylinder-Motor eines<br />
Oberklasse-Wagens aufzumotzen,<br />
wäre nicht nur unsinnig, sondern<br />
auch gefährlich.<br />
Allgemeingültige Regelwerke, die<br />
sich mit dem Risikomanagement<br />
von Banken befassen, müssen daher<br />
so konstruiert sein, dass sie den<br />
Instituten Spielräume für die individuelle<br />
Umsetzung der neuen Baseler<br />
und Brüsseler Regeln lassen. Wir<br />
haben deshalb an zentralen Stellen<br />
unserer MaRisk, den „Mindestanforderungen<br />
an das Risikomanagement“,<br />
Weichmacher eingebaut; sie<br />
sind allgemein unter der missverständlichen<br />
Bezeichnung „Öffnungsklauseln“<br />
bekannt. Auch was<br />
die eventuelle Auslegung der MaRisk<br />
betrifft, werden wir die Belange kleinerer<br />
Institute nicht aus den Augen<br />
verlieren. Sollte es etwas zu klären<br />
geben, werden wir das gemeinsam<br />
mit Ihnen tun, und zwar in unserem<br />
eigens dafür etablierten Fachgremium,<br />
dem auch mehrere Vertreter des<br />
Genossenschaftssektors angehören:<br />
zwei Institutsvertreter, ein Verbandsprüfer<br />
aus Bayern, ein Vertreter des<br />
BVR. Aus Ihrem Verbandsbereich ist<br />
Herr Schmeis, Vorstand der<br />
Raiffeisenbank Much-Ruppichteroth,<br />
vertreten. Er ist einer der Meinungsführer<br />
und setzt sich mit<br />
Verve für die Interessen der kleineren<br />
Banken ein. Den Wert dieser<br />
Gremienarbeit können Sie gar nicht<br />
hoch genug einschätzen, denn die<br />
MaRisk geben, basierend auf § 25 a<br />
Abs.1 KWG, den Rahmen für den<br />
SRP in Deutschland vor. Doch dazu<br />
komme ich später.<br />
Reizthema „Sonderprüfungen“<br />
Erst einmal will ich kurz ein weiteres<br />
Reizthema streifen. Der SREP, der<br />
„Supervisory Review and Evaluation<br />
Process“ der Brüsseler Richtlinie,<br />
wird die Zahl der Sonderprüfungen<br />
nicht in die Höhe treiben. Er verlangt<br />
zwar von uns Aufsehern, dass<br />
wir jährlich die Risikolage und das<br />
Risikomanagement einer Bank einschätzen<br />
(Art. 124 CRD). Und die<br />
englischen Begriffe „evaluation“<br />
und „review“ können vielleicht bei<br />
dem einen oder anderen Leser zu der<br />
Annahme führen, dass damit laufende<br />
Sonderprüfungen zum Pflichtprogramm<br />
erhoben werden. Ich sehe<br />
das anders. Auch in Zeiten des<br />
Brüsseler SREP werden wir in jedem<br />
Einzelfall sorgfältig abwägen, ob die<br />
Zeit reif ist für eine Sonderprüfung.<br />
Jochen Sanio: „Alle<br />
Banken stehen permanent<br />
unter dem Druck,<br />
sich den dynamischen<br />
Veränderungen anzupassen.<br />
Der scharfe<br />
Wettbewerb lässt<br />
keine andere Wahl.“<br />
Dabei werden wir uns, dem Prinzip<br />
der doppelten Proportionalität entsprechend,<br />
natürlich an der Größe<br />
einer Bank und an Art und Umfang<br />
ihrer Geschäfte ausrichten.<br />
Für den Fall, dass es mir immer noch<br />
nicht gelungen ist, Sie zu beruhigen,<br />
meine Damen und Herren, setze ich<br />
noch einen drauf. Sie werden sich<br />
selbst davon überzeugen können,<br />
dass wir den Grundsatz der doppelten<br />
Proportionalität einhalten. Die<br />
EU verpflichtet nämlich die Bankenaufsicht,<br />
offen zu legen, nach welchen<br />
allgemeinen Kriterien und mit<br />
welchen Methoden sie Kreditinstitute<br />
prüft und bewertet. Um später<br />
den Wahrheitsgehalt meiner Aussage<br />
zu überprüfen, müssen Sie<br />
keine Spezialisten anheuern. „You<br />
don’t need a weather man to know<br />
which way the wind blows”, singt<br />
Bob Dylan in einem anderen Klassiker<br />
(„Subterranean Homesick<br />
Blues”).<br />
Nun denken Sie aber nicht, dass sich<br />
der Baseler SRP – und seine Brüsseler<br />
Variante – zu einer Art Kuschelveranstaltung<br />
entwickeln werden. Wenn<br />
eine Bank ihr Risikomanagement<br />
nicht so ausbaut, dass es ihrem<br />
Risikoprofil entspricht, könnte es für<br />
das Institut ungemütlich werden.<br />
Die CRD gibt uns Aufsehern einige<br />
Möglichkeiten an die Hand, um Sorgenkinder<br />
auf den Pfad der Tugend<br />
zu führen; und diese Möglichkeiten<br />
werden wohl auch Eingang in deutsches<br />
Recht finden. Wenn wir Mängel<br />
im Risikosteuerungssystem einer<br />
Bank feststellen, können wir unter<br />
anderem verlangen, dass diese Bank<br />
zusätzliche Eigenmittel bereitstellt.<br />
In Brüssel nennt man diese Sanktion<br />
„capital add-on“.<br />
Capital add-on hin oder her, wir<br />
haben nicht vor, über die zweite<br />
Baseler Säule flächendeckend von<br />
den Banken zusätzliche Eigenmittel<br />
einzufordern, Eigenmittel, die über<br />
die Mindestkapitalanforderungen<br />
der ersten Baseler Säule hinausgehen.<br />
Es wäre völlig überzogen, bei<br />
jedem kleinen Mangel gleich das<br />
schwere Geschütz des Kapitalzuschlags<br />
aufzufahren. Nein, Eigen-<br />
><br />
6 GB 2/2006