2,6 MB - RWGV
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GENOSSENSCHAFTSBLATT<br />
2/2006<br />
<strong>RWGV</strong>-Banken mit<br />
guten Ergebnissen<br />
Seite 10<br />
Balanced Scorecard<br />
für Verbände<br />
Seite 26<br />
für Rheinland und Westfalen<br />
„Lebendiges Wohnen eG“<br />
neu gegründet<br />
Seite 54<br />
Bürde<br />
Basel II?<br />
BaFin-Chef Jochen Sanio zu Gast beim <strong>RWGV</strong>
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Auf ein Wort<br />
Inhalt<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
die angemessene Berücksichtigung der unterschiedlichen<br />
Lebensinteressen von Männern und<br />
Frauen hat einen Namen: „Gender Mainstreaming“.<br />
Das Thema ist dem Bundesministerium<br />
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend einen<br />
eigenen Internetauftritt wert. Der Grundgedanke<br />
lautet, dass Männer und Frauen zwar unterschiedlich<br />
seien, es aber deshalb nicht zu Benachteiligungen kommen<br />
dürfe.<br />
Und damit sind wir mitten im Leben. Meine Frau mag Roggenbrötchen. Ich<br />
nicht. Ich mag Marzipanschokolade. Meine Frau nicht. Die Lösung von<br />
Gender Mainstreaming: Roggenbrötchen und Marzipanschokolade kaufen.<br />
Damit ist die Berechtigung von Gender Mainstreaming bewiesen, denn: Das<br />
hatte sich auch bisher als die segensreichste Lösung erwiesen – allerdings<br />
ohne theoretische Fundierung.<br />
Das kleine Beispiel soll aber nicht verharmlosen, dass wir vor einschneidenden<br />
gesellschaftlichen Umwälzungen stehen: Nehmen wir den Frühjahrsputz,<br />
der nun unweigerlich ansteht. Natürlich verzeichnet das traditionsreiche<br />
Emanzipationsfrontblatt „Emma“ in seinen online verfügbaren Ausgaben<br />
seit 1977 nicht ein einziges Mal das Wort „Frühjahrsputz“. Alte<br />
Regel: Da sollen erstmal für die nächsten 500 Jahre die Männer ran.<br />
Moderner Frauenjournalismus stellt sich im Lichte von Gender Mainstreaming<br />
anders auf: In „Frau TV“ (WDR) erklärt eine Psychologin, dass Putzen<br />
immer noch in der Regel Frauensache sei, und die Zeitschrift „Glamour“<br />
definiert den Frühjahrsputz zum Lifestyle und empfiehlt für die Verschnaufpausen:<br />
„Wie wäre es mit einem erfrischenden Schluck Prosecco?“<br />
– Offenbar sind die Lebensinteressen von Frauen damit angemessen berücksichtigt<br />
… Auf jeden Fall ist es das Ende der Emanzipation. Ich mag keinen<br />
Prosecco.<br />
Die Redaktion des GenossenschaftsBlattes hat in diesem Frühjahr all diese<br />
Fragen ignoriert. Gemeinsam mit der geno kom Werbeagentur haben wir<br />
uns an den Frühjahrsputz gemacht, das Blatt entstaubt, gut gelüftet und<br />
neu dekoriert. Wir alle hoffen, dass Ihnen das neue Layout gefällt und wünschen<br />
Ihnen viel Spaß beim Lesen. Gern mit einem Getränk Ihrer Wahl!<br />
Thorsten Weiland<br />
Das Thema<br />
Jochen Sanio zu Gast 4<br />
<strong>RWGV</strong> Intern<br />
Banken ziehen positive Bilanz 10<br />
Landwirte zufrieden 15<br />
„Kunstwein“: Winzer besorgt 16<br />
RaiffeisenEnergie 17<br />
Unternehmen gefährdet 20<br />
Genossen und Mitglieder 24<br />
Hintergrund & Analyse<br />
Balanced Scorecard<br />
für Verbände? 26<br />
Aus dem Verbund<br />
WGZ BANK mit guten Zahlen 31<br />
Forum der Pensionskasse 32<br />
Kurz gemeldet 33<br />
Aus den Unternehmen<br />
Banken<br />
Stiftung wirbt für<br />
Genossenschaftsgedanken 34<br />
Bürgerstiftung in Berlin 36<br />
Schüler machen Zeitung 37<br />
Antworten auf Direktbanken? 38<br />
Kurz gemeldet 40<br />
Landwirtschaft<br />
<strong>RWGV</strong> übernimmt AGRIZERT 48<br />
Raiffeisen-Wintertagung 2006 49<br />
Im Blick: Landgard eG 50<br />
Kurz gemeldet 51<br />
Gewerbe<br />
Kurz gemeldet 53<br />
Im Blick:<br />
„Lebendiges Wohnen eG“ 54<br />
Namen und Nachrichten 56<br />
Impressum 57<br />
Zu guter Letzt 58<br />
GB 2/2006<br />
3
DAS THEMA<br />
„The times, they are a-changin’“<br />
Auf Einladung des <strong>RWGV</strong> kam Jochen Sanio, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht,<br />
in die Akademie in Forsbach. Seine Rede im Wortlaut.<br />
Forsbach. „The times, they are<br />
a-changin’“, die Zeiten ändern sich,<br />
sang Bob Dylan zu Beginn seiner<br />
Karriere. Sein Song wurde später zur<br />
Hymne der Protestbewegung. Die ist<br />
längst Geschichte, doch die Zeiten<br />
ändern sich immer noch. Gerade<br />
deutsche Banker wissen das. Die<br />
Märkte entwickeln sich ständig weiter.<br />
Neue Wettbewerber tauchen auf,<br />
neue Produkte verbreiten sich mit<br />
atemberaubender Geschwindigkeit –<br />
und mit ihnen neue Risiken. Alle<br />
Banken stehen permanent unter<br />
dem Druck, sich den dynamischen<br />
Veränderungen anzupassen. Der<br />
scharfe Wettbewerb lässt keine andere<br />
Wahl.<br />
Die alten Römer haben etwas weiter<br />
gedacht als Bob Dylan. „Tempora<br />
mutantur et nos in illis“ – die Zeiten<br />
ändern sich, und wir selbst müssen<br />
uns mit ihnen ändern. Diese Einsicht<br />
gilt auch noch im 21. Jahrhundert.<br />
Eine Bank, die sich heutzutage<br />
behaupten will, muss das Instrumentarium,<br />
mit dem sie ihre Risiken<br />
misst und überwacht, immer weiter<br />
verfeinern. Auch die Aufsicht kann<br />
es sich nicht einfach im Althergebrachten<br />
bequem machen. Wir<br />
sind uns der Bedeutung und der<br />
raschen Entwicklung der Risikomanagementtechniken<br />
sehr wohl<br />
bewusst, und wir honorieren gerne,<br />
was die Banken auf diesem Gebiet<br />
geleistet haben.<br />
Wir müssen uns aber auch deswegen<br />
mit dem Risikomanagement der<br />
Banken beschäftigen, weil auf quantitative<br />
Größen allein kein Verlass ist<br />
– auch dann nicht, wenn sie künftig,<br />
dank Basel II, mit genaueren Methoden<br />
ermittelt werden können. Wie<br />
wichtig es ist, dass das Risikomanagement<br />
der Banken funktioniert,<br />
haben die vergangenen Jahre allen,<br />
auch den Kreditgenossenschaften,<br />
gezeigt: Immer wieder haben Missmanagement<br />
und mangelhafte interne<br />
Prozesse Institute ins Schleudern<br />
gebracht, die alle bankaufsichtlichen<br />
Eigenkapitalanforderungen<br />
anstandslos erfüllt hatten. Natürlich<br />
brauchen wir feste quantitative Größen,<br />
an denen Aufsicht und Kreditwirtschaft<br />
sich orientieren können.<br />
Was wir aber genauso brauchen, sind<br />
vernünftig definierte Qualitätsansprüche,<br />
nach denen sich die Banken<br />
richten können, wenn sie ihr<br />
Risikomanagement gestalten.<br />
Die zweite Säule des neuen Regel-<br />
><br />
Fotos: Marco Stepniak<br />
Das hörte jeder der Gäste gern aus dem Munde Sanios: „Wir freuen uns, wenn Sie erfolgreich sind. Doch sind wir nicht<br />
nur unbeteiligter Zuschauer. Wir werden Sie auf Ihrem Weg in die Zukunft weiter begleiten und unterstützen.“<br />
4 GB 2/2006
DAS THEMA<br />
><br />
werks Basel II, der „Supervisory<br />
Review Process“(SRP), und die korrespondierende<br />
europäische Capital<br />
Requirements Directive (CRD), räumen<br />
dem Risikomanagement der<br />
Banken endlich den Platz ein, der<br />
ihm gebührt. Die qualitative Aufsicht<br />
steht nun gleichberechtigt<br />
neben der quantitativen Aufsicht.<br />
Was wir in Europa unter dem SRP zu<br />
verstehen haben, geben uns die CRD<br />
und die ergänzenden Dokumente<br />
des Committee of European Banking<br />
Supervisors (CEBS) vor. Die Brüsseler<br />
Variante des SRP teilt sich auf in<br />
zwei Wege, die eng beieinander liegen<br />
und sich immer wieder kreuzen.<br />
Einen Weg beschreiten die Institute,<br />
den anderen wir Aufseher. Der<br />
„Internal Capital Adequacy Assessment<br />
Process“ (ICAAP) verlangt von<br />
jedem Institut, dass es über genügend<br />
„internes Kapital“ verfügt, um<br />
seine wesentlichen Risiken abzudecken.<br />
Dazu müssen die Banken<br />
Strategien und Prozesse implementieren,<br />
mit denen sie ihre Risiken<br />
steuern und überwachen können<br />
(Art. 123 CRD). Außerdem müssen<br />
die Institute „Governance-Strukturen“<br />
einrichten (Art. 22 CRD) – in<br />
der Richtlinie ist von „robust governance<br />
arrangements“ die Rede. Darunter<br />
versteht man zum Beispiel<br />
klare und konsistente ablauforganisatorische<br />
Vorgaben. Dazu zählen<br />
aber auch Prozesse, mit denen<br />
Banken ihre Risiken identifizieren,<br />
beurteilen, steuern, überwachen und<br />
kommunizieren können. Auch die<br />
interne Revision ist fester Bestandteil<br />
der „robust governance arrangements“.<br />
„Alles, was wir haben, ist eine<br />
sehr freie Arbeitsübersetzung“<br />
Ich glaube, spätestens an dieser<br />
Stelle ist ein Sprachhinweis überfällig:<br />
Ich reihe in meinem Vortrag<br />
nicht ohne Grund einen englischen<br />
Begriff an den anderen. Die EU hat<br />
leider bis heute noch keine offizielle<br />
Übersetzung des englischen Richtlinientextes<br />
zustande gebracht, der<br />
zugegebenermaßen sehr lang ist.<br />
Alles, was wir haben, ist eine sehr<br />
freie Arbeitsübersetzung der Deutschen<br />
Bundesbank. Deren Wendungen<br />
könnten allerdings Verwirrung<br />
stiften, denn Sie würden sie wahrscheinlich<br />
später nicht im deutschen<br />
KWG wieder finden. Das<br />
KWG wird in EU-Deutsch zu Ihnen<br />
sprechen.<br />
Der Brüsseler „Supervisory Review<br />
and Evaluation Process“ (SREP)<br />
nimmt uns Aufseher in die Pflicht<br />
(Art. 124 CRD). Wir müssen die<br />
Qualität der Strategien und Prozesse<br />
beurteilen, die deutsche Banken im<br />
ICAAP installieren, und wir werden<br />
prüfen, ob die Governance-Strukturen<br />
der Institute tatsächlich so<br />
„robust“ sind, wie sie es sein sollen.<br />
Der Baseler SRP – und das, was die<br />
EU daraus gemacht hat – lassen sich<br />
kurz und knapp mit den Worten<br />
„Regulierung der Selbstregulierung“<br />
beschreiben. Die Aufsicht lässt die<br />
Banken an der langen Leine laufen,<br />
schafft Freiräume für Innovation<br />
und avanciertes Risikomanagement<br />
und legt das Schwergewicht auf die<br />
Qualität der internen Steuerungsund<br />
Kontrollprozesse.<br />
So weit, so gut. Doch hat gerade der<br />
Baseler SRP bei vielen deutschen<br />
Bankern ein großes Unbehagen hervorgerufen:<br />
Sie fürchten, die Aufsicht<br />
mische sich in Zukunft in geschäftspolitische<br />
Entscheidungen.<br />
Diese Sorge kann ich Ihnen nehmen,<br />
meine Damen und Herren. Was uns<br />
Aufseher interessiert, ist die Qualität<br />
der Steuerungsprozesse. Die Steuerung<br />
selbst, mit ihren strategischen<br />
Richtungsentscheidungen, sie ist<br />
Fragen sollten an<br />
diesem Tag nicht<br />
offen bleiben.<br />
und bleibt Aufgabe der Geschäftsleitung.<br />
Beim SRP nähern wir uns zwar<br />
den zentralen internen Schalthebeln<br />
einer Bank. Wir werden aber nie<br />
nach diesen Hebeln greifen. Das dürfen<br />
wir nicht, und das wollen wir<br />
auch gar nicht. Wir wollen nichts<br />
weiter als einen unverstellten Blick<br />
auf das Institut, um dessen Risikoprofil<br />
einschätzen zu können. Und<br />
eben diese freie Sicht soll uns der<br />
Baseler SRP verschaffen.<br />
Sorge, dass doppelte<br />
Proportionalität missachtet wird<br />
Nun weiß ich, dass eine weitere<br />
Sorge Sie umtreibt, meine Damen<br />
und Herren. Viele von Ihnen befürchten,<br />
die deutsche Aufsicht werde<br />
den Grundsatz der doppelten Proportionalität,<br />
der in der CRD verankert<br />
ist, missachten und kleine Institute<br />
mit Forderungen traktieren, die<br />
eigentlich für eine Großbank gedacht<br />
sind. Auch diese Sorge kann<br />
ich Ihnen nehmen.<br />
Der Grundsatz der doppelten Proportionalität<br />
verlangt, dass sowohl<br />
die allgemeinen regulatorischen Anforderungen<br />
an die Institute als auch<br />
die Intensität unserer Aufsicht in<br />
einem ausgewogenen Verhältnis stehen<br />
zur Größe, zur Geschäftstätigkeit<br />
und zum Risikoprofil der jeweiligen<br />
Bank. Diese Vorgabe ist auf<br />
deutsches Betreiben in den Richtlinientext<br />
aufgenommen worden. Er<br />
konkretisiert den hierzulande geltenden<br />
verfassungsrechtlichen Grundsatz<br />
der Verhältnismäßigkeit des<br />
Verwaltungshandelns. Schon des-<br />
><br />
GB 2/2006<br />
5
DAS THEMA<br />
><br />
halb ist es selbstverständlich, dass<br />
wir ihn in Deutschland beherzigen.<br />
Davon abgesehen wissen alle Aufseher,<br />
die mit gesundem Menschenverstand<br />
gesegnet sind, und davon<br />
hat die BaFin immerhin einige, dass<br />
sie an das Risikomanagement einer<br />
kleineren Genossenschaftsbank, die<br />
Geschäfte in der Region betreibt,<br />
nicht dieselben Anforderungen stellen<br />
kann wie an die Systeme international<br />
agierender Großbanken.<br />
Einen gut gepflegten Kleinwagen<br />
mit dem Achtzylinder-Motor eines<br />
Oberklasse-Wagens aufzumotzen,<br />
wäre nicht nur unsinnig, sondern<br />
auch gefährlich.<br />
Allgemeingültige Regelwerke, die<br />
sich mit dem Risikomanagement<br />
von Banken befassen, müssen daher<br />
so konstruiert sein, dass sie den<br />
Instituten Spielräume für die individuelle<br />
Umsetzung der neuen Baseler<br />
und Brüsseler Regeln lassen. Wir<br />
haben deshalb an zentralen Stellen<br />
unserer MaRisk, den „Mindestanforderungen<br />
an das Risikomanagement“,<br />
Weichmacher eingebaut; sie<br />
sind allgemein unter der missverständlichen<br />
Bezeichnung „Öffnungsklauseln“<br />
bekannt. Auch was<br />
die eventuelle Auslegung der MaRisk<br />
betrifft, werden wir die Belange kleinerer<br />
Institute nicht aus den Augen<br />
verlieren. Sollte es etwas zu klären<br />
geben, werden wir das gemeinsam<br />
mit Ihnen tun, und zwar in unserem<br />
eigens dafür etablierten Fachgremium,<br />
dem auch mehrere Vertreter des<br />
Genossenschaftssektors angehören:<br />
zwei Institutsvertreter, ein Verbandsprüfer<br />
aus Bayern, ein Vertreter des<br />
BVR. Aus Ihrem Verbandsbereich ist<br />
Herr Schmeis, Vorstand der<br />
Raiffeisenbank Much-Ruppichteroth,<br />
vertreten. Er ist einer der Meinungsführer<br />
und setzt sich mit<br />
Verve für die Interessen der kleineren<br />
Banken ein. Den Wert dieser<br />
Gremienarbeit können Sie gar nicht<br />
hoch genug einschätzen, denn die<br />
MaRisk geben, basierend auf § 25 a<br />
Abs.1 KWG, den Rahmen für den<br />
SRP in Deutschland vor. Doch dazu<br />
komme ich später.<br />
Reizthema „Sonderprüfungen“<br />
Erst einmal will ich kurz ein weiteres<br />
Reizthema streifen. Der SREP, der<br />
„Supervisory Review and Evaluation<br />
Process“ der Brüsseler Richtlinie,<br />
wird die Zahl der Sonderprüfungen<br />
nicht in die Höhe treiben. Er verlangt<br />
zwar von uns Aufsehern, dass<br />
wir jährlich die Risikolage und das<br />
Risikomanagement einer Bank einschätzen<br />
(Art. 124 CRD). Und die<br />
englischen Begriffe „evaluation“<br />
und „review“ können vielleicht bei<br />
dem einen oder anderen Leser zu der<br />
Annahme führen, dass damit laufende<br />
Sonderprüfungen zum Pflichtprogramm<br />
erhoben werden. Ich sehe<br />
das anders. Auch in Zeiten des<br />
Brüsseler SREP werden wir in jedem<br />
Einzelfall sorgfältig abwägen, ob die<br />
Zeit reif ist für eine Sonderprüfung.<br />
Jochen Sanio: „Alle<br />
Banken stehen permanent<br />
unter dem Druck,<br />
sich den dynamischen<br />
Veränderungen anzupassen.<br />
Der scharfe<br />
Wettbewerb lässt<br />
keine andere Wahl.“<br />
Dabei werden wir uns, dem Prinzip<br />
der doppelten Proportionalität entsprechend,<br />
natürlich an der Größe<br />
einer Bank und an Art und Umfang<br />
ihrer Geschäfte ausrichten.<br />
Für den Fall, dass es mir immer noch<br />
nicht gelungen ist, Sie zu beruhigen,<br />
meine Damen und Herren, setze ich<br />
noch einen drauf. Sie werden sich<br />
selbst davon überzeugen können,<br />
dass wir den Grundsatz der doppelten<br />
Proportionalität einhalten. Die<br />
EU verpflichtet nämlich die Bankenaufsicht,<br />
offen zu legen, nach welchen<br />
allgemeinen Kriterien und mit<br />
welchen Methoden sie Kreditinstitute<br />
prüft und bewertet. Um später<br />
den Wahrheitsgehalt meiner Aussage<br />
zu überprüfen, müssen Sie<br />
keine Spezialisten anheuern. „You<br />
don’t need a weather man to know<br />
which way the wind blows”, singt<br />
Bob Dylan in einem anderen Klassiker<br />
(„Subterranean Homesick<br />
Blues”).<br />
Nun denken Sie aber nicht, dass sich<br />
der Baseler SRP – und seine Brüsseler<br />
Variante – zu einer Art Kuschelveranstaltung<br />
entwickeln werden. Wenn<br />
eine Bank ihr Risikomanagement<br />
nicht so ausbaut, dass es ihrem<br />
Risikoprofil entspricht, könnte es für<br />
das Institut ungemütlich werden.<br />
Die CRD gibt uns Aufsehern einige<br />
Möglichkeiten an die Hand, um Sorgenkinder<br />
auf den Pfad der Tugend<br />
zu führen; und diese Möglichkeiten<br />
werden wohl auch Eingang in deutsches<br />
Recht finden. Wenn wir Mängel<br />
im Risikosteuerungssystem einer<br />
Bank feststellen, können wir unter<br />
anderem verlangen, dass diese Bank<br />
zusätzliche Eigenmittel bereitstellt.<br />
In Brüssel nennt man diese Sanktion<br />
„capital add-on“.<br />
Capital add-on hin oder her, wir<br />
haben nicht vor, über die zweite<br />
Baseler Säule flächendeckend von<br />
den Banken zusätzliche Eigenmittel<br />
einzufordern, Eigenmittel, die über<br />
die Mindestkapitalanforderungen<br />
der ersten Baseler Säule hinausgehen.<br />
Es wäre völlig überzogen, bei<br />
jedem kleinen Mangel gleich das<br />
schwere Geschütz des Kapitalzuschlags<br />
aufzufahren. Nein, Eigen-<br />
><br />
6 GB 2/2006
DAS THEMA<br />
><br />
kapitalaufschläge werden wir nur in<br />
Ausnahmefällen verlangen – also<br />
etwa dann, wenn eine Bank mit<br />
extremen Risiken hantiert, die in der<br />
Säule I nicht abgebildet sind, ohne<br />
über ein Risikosteuerungssystem zu<br />
verfügen, das dieser Situation gerecht<br />
wird. Ziel der neuen Baseler<br />
und Brüsseler Aufsicht ist es, die<br />
Banken davon zu überzeugen, dass<br />
es in ihrem eigenen Interesse liegt,<br />
ihr Risikomanagement zu verbessern.<br />
Dieser Ansatz baut auf die<br />
Vernunft der Betroffenen. Er wäre<br />
gescheitert, wenn viele Banken in<br />
Untätigkeit verharrten, nach dem<br />
Motto „Ist mir doch egal, dann stelle<br />
ich eben höhere Eigenmittel<br />
bereit“. Leisten könnte sich das nur<br />
ein Institut, das überkapitalisiert ist.<br />
Doch welch ein Banker möchte<br />
schon Kapital für Aufsichtssanktionen<br />
zur Verfügung stellen und dauerhaft<br />
binden? Und welcher Aufseher<br />
könnte sich auf alle Zeit damit<br />
abfinden, dass sich ein Institut<br />
locker durch eine Kapitalvergeudung<br />
aus der Affäre zieht, anstatt seine<br />
Defizite im Risikomanagement zu<br />
beseitigen? Eine qualitative Aufsicht,<br />
wie sie die BaFin betreiben<br />
wird, kann sich auf diese moderne<br />
Form des Ablasshandels nie und<br />
nimmer einlassen. Gerade in Säule II<br />
soll die zusätzliche aufsichtliche Kapitalanforderung,<br />
wenn wir sie denn<br />
verlangen müssen, vor allem als<br />
Anreiz dienen, beim Risikomanagement<br />
nachzurüsten. Ist das geschehen,<br />
sind die Defizite im Risikomanagement<br />
ausgeräumt, dann<br />
kann und wird auch der „capital<br />
add-on“ entfallen.<br />
Auch wenn der SRP in der Säule II<br />
der neuen Baseler Eigenkapitalübereinkunft<br />
angesiedelt ist, sollten Sie<br />
nicht übersehen, dass es eine Verbindung<br />
zwischen dem SRP und der<br />
ersten Baseler Säule gibt: Hat sich<br />
eine Bank in Säule I für eines der<br />
internen Verfahren entschieden, um<br />
ihre Kreditrisiken, ihre operationellen<br />
Risiken oder ihre Marktrisiken zu<br />
ermitteln, und hat die Aufsicht dieser<br />
Bank ihren Segen für dieses<br />
Verfahren gegeben, dann fällt die<br />
SRP-Aufsicht der Säule II bei dieser<br />
Bank tendenziell einfacher aus – und<br />
sie endet, ohne dass ich eine Garantie<br />
dafür abgeben kann, wahrscheinlich<br />
auch erfolgreich. Mit dieser Prognose<br />
will ich keinen Druck auf Sie<br />
ausüben, meine Damen und Herren.<br />
Ich möchte mir aber später nicht<br />
nachsagen lassen, dass ich Ihnen<br />
wichtige Gesichtspunkte vorenthalten<br />
habe. Der Zusammenhang liegt<br />
doch klar auf Hand: Wenn wir uns in<br />
der Säule I bei unserer Zulassungsprüfung<br />
von der Qualität eines internen<br />
Verfahrens überzeugt haben,<br />
sind einige wichtige Fragen des SRP<br />
bereits beantwortet. Es wird sich<br />
dann auch leichter feststellen lassen,<br />
was das Institut für sein eigenes<br />
Jochen Sanio betonte: „Wir brauchen<br />
qualitative Aufsicht.“<br />
Risikomanagement daraus gemacht<br />
hat – und es ist schwer vorstellbar,<br />
dass hier dann noch große Fehler<br />
auftauchen – wenn diese Ansätze<br />
sinnvoll in die internen Steuerungsund<br />
Überwachungsverfahren eingebunden<br />
sind.<br />
Wählen Banken hingegen die weniger<br />
anspruchsvollen Ansätze der ersten<br />
Baseler Säule, müssen sie damit<br />
rechnen, dass die aufsichtliche<br />
Evaluierung und Überwachung im<br />
SRP – oder, wie man in Brüssel sagt,<br />
im SREP – mit größerem Aufwand<br />
verbunden ist. Wie sollte es auch<br />
anders sein? Wenn ein Institut nicht<br />
beantragt, eines der internen Verfahren<br />
nutzen zu dürfen, um sein regulatorisches<br />
Eigenkapital zu ermitteln,<br />
dann müssen wir uns in der<br />
Säule I auch nicht damit beschäftigen.<br />
Wenn wir dann aber in der<br />
zweiten Säule das Risikomanagement<br />
dieses Institutes beurteilen –<br />
und daran kommt keine Bank vorbei<br />
– dann müssen wir uns viele Informationen<br />
erst noch beschaffen.<br />
Isoliert betrachtet ist damit der aufsichtliche<br />
SREP in solchen Häusern<br />
tendenziell aufwändiger. Aufwändiger,<br />
aber – das will ich doppelt und<br />
dreifach unterstreichen – ergebnisoffen.<br />
Wir haben keineswegs die Absicht,<br />
kleineren Banken durch die<br />
Hintertür, also über die Säule 2, das<br />
interne Rating aufzunötigen.<br />
Meine Damen und Herren, die<br />
Anforderungen des SRP ergeben sich<br />
hierzulande aus § 25 a Abs. 1 KWG<br />
und den MaRisk, die auf dieser<br />
Vorschrift basieren. § 25 a Abs. 1<br />
KWG ist das gesetzliche Fundament<br />
der qualitativen Bankenaufsicht in<br />
Deutschland. Unter dem Oberbegriff<br />
der „ordnungsgemäßen Geschäftsorganisation“<br />
verlangt er von allen<br />
Instituten, dass sie angemessene<br />
Strategien festlegen und interne<br />
Kontrollverfahren installieren. Der<br />
Paragraf gehört zu der Kategorie der<br />
Buchstaben-Paragrafen. Das heißt:<br />
Er ist eine späte Geburt. Erst im Jahr<br />
1998 hat er Eingang ins KWG gefunden<br />
und mit den KWG-Änderungen<br />
der Jahre 2002 und 2004 hat er sich<br />
zu einer der wichtigsten Aufsichtsnormen<br />
entwickelt, nicht zuletzt<br />
wegen der auf seiner Grundlage<br />
ergangenen MaK, MaH und MaIR.<br />
Präzisiert durch die Umsetzung des<br />
Baseler SRP und gepaart mit den Ma-<br />
Risk erhält § 25 a Abs. 1 KWG nun<br />
eine Bedeutung, die prägend für das<br />
zukünftige Bankaufsichtsrecht ist.<br />
„Wir haben dereguliert“<br />
Die MaRisk sind ein umfassendes<br />
Regelwerk mit einem ganzheitlichen<br />
Ansatz, ein Regelwerk, das Anforderungen<br />
an das Management aller<br />
><br />
GB 2/2006<br />
7
DAS THEMA<br />
><br />
wesentlichen Risiken einer Bank<br />
stellt. Unsere bisherigen Mindestanforderungen,<br />
also die MaK, die MaH<br />
und die MaIR, haben wir in den<br />
MaRisk aufgehen lassen. Redundanzen<br />
und Schnittstellenprobleme<br />
haben wir bei der Gelegenheit bereinigt,<br />
und die zehn Jahre alten MaH<br />
haben wir entrümpelt – mit anderen<br />
Worten: Wir haben dereguliert.<br />
Beim Grunddesign der MaRisk<br />
haben wir uns vor allem von zwei<br />
Prinzipien leiten lassen: Das neue<br />
Regelwerk sollte praxistauglich und<br />
flexibel sein. Flexibel in zweierlei<br />
Hinsicht: einmal getreu dem<br />
Grundsatz der doppelten Proportionalität.<br />
Der besagt – ich wiederhole<br />
es gern –, dass wir kleineren Banken<br />
und Sparkassen nicht mit den komplexen<br />
Anforderungen zu Leibe<br />
rücken dürfen, die für große<br />
Institute gelten, und dass wir auch<br />
unser Aufsichtshandeln entsprechend<br />
dosieren müssen. Außerdem<br />
wollen wir den Instituten ermöglichen,<br />
ihre internen Prozesse und<br />
Verfahren laufend den Entwicklungen<br />
auf den Finanzmärkten anzupassen.<br />
Mit detaillierten starren Regeln<br />
könnten wir das nicht.<br />
Kern der MaRisk sind die Anforderungen<br />
des Brüsseler ICAAP. Danach<br />
– ich erlaube mir eine weitere kleine<br />
Wiederholung – sollen Institute Strategien<br />
und Verfahren einführen, die<br />
für ausreichendes „internes Kapital“<br />
sorgen, das alle wesentlichen Risiken<br />
abdeckt. Falls Sie nun wissen möchten,<br />
was denn unter „internem<br />
Kapital“ zu verstehen sei – tja, diese<br />
Frage müssen Sie selbst beantworten.<br />
Brüssel ist die Antwort bewusst<br />
schuldig geblieben. Unser Anspruch<br />
ist allerdings eindeutig der, dass das<br />
„interne Kapital“ seiner vorrangigen<br />
Funktion als zentrale interne Steuerungsgröße<br />
gerecht werden muss.<br />
Einer Steuerungsgröße, die Teil einer<br />
Prozesskette ist, zu der auch die<br />
Strategien und die Verfahren gehören,<br />
mit denen Banken ihre Risiken<br />
identifizieren, beurteilen, steuern,<br />
überwachen und kommunizieren<br />
sollen.<br />
Es geht uns also vor allem um ein<br />
<strong>RWGV</strong>-Vorstand Moritz Krawinkel (l.) und Friedel Fleck (r.) freuten sich über<br />
die klaren Worte Jochen Sanios.<br />
Risikotragfähigkeitskonzept, wie Sie<br />
es in ähnlicher Form schon aus den<br />
MaK und den MaH kennen. Zweck<br />
dieses Konzeptes ist es, feststellen zu<br />
können, ob eine Bank erhebliche<br />
Verluste verkraften könnte, ohne zu<br />
kollabieren und ohne dass diese<br />
Verluste schwerwiegende Folgen für<br />
ihre Geschäftsaktivitäten nach sich<br />
ziehen. Dazu stellt man das Risikodeckungspotenzial<br />
einer Bank, also<br />
ihr „internes Kapital“, den wesentlichen<br />
Risiken gegenüber. Reicht das<br />
Risikodeckungspotenzial aus, um die<br />
wesentlichen Risiken abzudecken,<br />
ist die Bank in der Lage, ihre Risiken<br />
zu tragen. Das Risikodeckungspotenzial<br />
können die Institute mit<br />
unterschiedlich anspruchsvollen Methoden<br />
ermitteln. Zur Wahl stehen<br />
unter anderem das Barwertkonzept,<br />
GuV- oder bilanzorientierte Methoden,<br />
aber auch Mischformen. Es<br />
besteht also Methodenfreiheit. Uns<br />
war und ist durchaus bewusst, dass<br />
sich manche Risiken nicht messen<br />
lassen. Wir haben daher in die<br />
MaRisk Öffnungsklauseln eingebaut,<br />
die es ermöglichen, bestimmte Risikoarten,<br />
also etwa Reputationsrisiken<br />
oder Rechtsrisiken, vom Risikotragfähigkeitskonzept<br />
auszunehmen.<br />
Die MaRisk sind ein prinzipienbasiertes<br />
Regelwerk. Auf detaillierte<br />
und komplexe Handlungsanweisungen<br />
haben wir bewusst verzichtet<br />
– was allerdings nicht heißt, dass Sie<br />
und wir uns den Dingen mit<br />
Nonchalance und Lässigkeit widmen<br />
können. Für beide Seiten – Banken<br />
und Aufseher – bedeutet eine prinzipienbasierte<br />
Aufsicht ein Mehr an<br />
Entscheidungsfreiheit und ein Mehr<br />
an Verantwortung. Die Banken müssen<br />
nun beweisen, dass sie dieser<br />
Herausforderung gerecht werden.<br />
Das müssen wir Aufseher allerdings<br />
auch. Früher fiel es uns nicht<br />
schwer, schnell ein Urteil über eine<br />
Bank zu fällen: Es ging um ausreichende<br />
Solvenz und darum, zu prüfen,<br />
ob die Banken die Vorschriften<br />
des Kreditwesengesetzes einhielten.<br />
Nun müssen wir Antworten finden<br />
auf weitaus kompliziertere, aber<br />
auch spannendere Fragen, Fragen<br />
wie: Ist das Risikomanagement angemessen?<br />
Sind die Annahmen, die<br />
dem Risikotragfähigkeitskonzept zugrunde<br />
liegen, plausibel? Sind die<br />
internen Kontrollverfahren angesichts<br />
der Strategien, die ein Institut<br />
gewählt hat, angemessen?<br />
Diese Fragen kann kein bankaufsichtliches<br />
Regelwerk beantworten –<br />
und sei es noch so komplex. Wenn<br />
wir wissen wollen, was aufsichtlich<br />
angemessenes Handeln ausmacht,<br />
Handeln, das sich an den tatsächlichen<br />
Risiken einer Bank ausrichtet,<br />
dann müssen wir beim Geschäft dieser<br />
Bank ansetzen – und, darauf aufbauend,<br />
bei ihrem Risikoprofil. Die<br />
betriebswirtschaftliche Ratio, das<br />
angemessene Verhältnis zwischen<br />
Risiko und Ertrag, zwischen Risiko<br />
und Risikodeckungspotenzial, ge-<br />
><br />
8 GB 2/2006
DAS THEMA<br />
><br />
winnt für das aufsichtliche Handeln<br />
zentrale Bedeutung. Das bedeutet,<br />
dass wir jede einzelne Bank in einer<br />
ganzheitlichen Betrachtung analysieren<br />
und beurteilen müssen.<br />
Vor diesem Hintergrund haben wir<br />
mit der Deutschen Bundesbank ein<br />
Konzept zur systematischen Erfassung<br />
und Bewertung der Risikolage<br />
und der Risikosteuerung deutscher<br />
Banken und Bankengruppen entwickelt.<br />
Proportionales, verhältnismäßiges<br />
Aufsichtshandeln, wie es in der<br />
CRD und unseren MaRisk verankert<br />
ist, gilt selbstverständlich auch für<br />
die Risikoprofile. Ihr Detaillierungsgrad<br />
richtet sich danach, wie komplex<br />
ein Institut und wie risikoreich<br />
sein Geschäft ist.<br />
Für eine Bank mit traditionellem<br />
Geschäftsmodell, die in ihrem regionalen<br />
Markt solide aufgestellt ist,<br />
macht es in der Regel keine Mühe,<br />
ein Risikoprofil zu ermitteln. Bei<br />
einer Großbank mit breit gefächertem<br />
Geschäft und komplexer<br />
Organisation sieht das natürlich<br />
anders aus. Hier braucht es einen<br />
entsprechend dimensionierten analytischen<br />
Apparat, um die relevanten<br />
Problemfelder und die aufsichtlich<br />
maßgeblichen Risikobereiche zu<br />
identifizieren und zu durchleuchten.<br />
Allerdings wissen wir aus langjähriger<br />
Erfahrung, dass hier wie dort die<br />
quantitativen Messgrößen, die uns<br />
das aufsichtliche Meldewesen und<br />
die Jahresabschlüsse liefern, in die<br />
Irre führen können, dass sie krisenhafte<br />
Entwicklungen erst spät,<br />
manchmal sogar zu spät sichtbar<br />
machen. Defizite in der Steuerung<br />
und Kontrolle, Defizite im Management<br />
von Geschäft und Risiken,<br />
Defizite in der Governance – sie alle<br />
schlagen sich meistens erst mit<br />
erheblicher Verspätung im Zahlenwerk<br />
nieder. Deshalb brauchen wir<br />
qualitative Aufsicht, Aufsicht, die<br />
die „soft facts“ im Auge hat, die den<br />
Fehler im System ausmacht, bevor<br />
uns das Zahlenwerk zu schmerzhaften<br />
repressiven Maßnahmen zwingt.<br />
Diese Art von Aufsicht wäre ohne<br />
direkten Dialog mit dem Bankmanagement<br />
nicht möglich.<br />
Wir haben den Anspruch, diese qualitativen<br />
Aspekte schon bei der<br />
Risikoprofilierung und der daran<br />
anknüpfenden Klassifizierung der<br />
Institute zu berücksichtigen. Nur so<br />
können wir unsere Aufsicht, unsere<br />
Prüfungen tatsächlich risikoorientiert<br />
planen und unsere Ressourcen<br />
risikoadäquat einsetzen. Nur so können<br />
wir uns auf die Institute konzentrieren,<br />
die unserer erhöhten Aufmerksamkeit<br />
bedürfen, und zwar,<br />
bevor sie als Sanierungsfall enden<br />
und der Institutssicherung und damit<br />
Ihnen auf der Tasche liegen.<br />
„Ich stelle hohe Ansprüche<br />
an die Jahresabschlussprüfung“<br />
Mir ist klar, dass ich damit auch<br />
einen hohen Anspruch an die Jahresabschlussprüfung<br />
stelle. Der Bericht<br />
über die Jahresabschlussprüfung<br />
bleibt ein zentrales Instrument<br />
im deutschen Aufsichtssystem. Er<br />
darf sich nicht auf das Zahlenwerk<br />
beschränken, er muss uns auch die<br />
wesentlichen qualitativen Daten liefern,<br />
die wir für unsere risikoorientierte<br />
Aufsicht brauchen. Grundlage<br />
sind unsere MaRisk – anhand derer<br />
wir die „Ordnungsmäßigkeit der<br />
Geschäftsorganisation“ im Sinne des<br />
§ 25 a Abs. 1 KWG beurteilen.<br />
Prüfung, auch Jahresabschlussprüfung,<br />
die nur Check-Listen abhakt,<br />
die aber die Bewertung der Geschäftsorganisation<br />
und des internen<br />
Risikomanagements schuldig<br />
bleibt, verfehlt ihren Zweck – und<br />
das in zweierlei Hinsicht. Sie erweist<br />
dem Institut einen schlechten<br />
Dienst. Und sie ist unbrauchbar für<br />
eine Aufsicht, die sich auf die<br />
Fahnen geschrieben hat, risikoorientiert<br />
zu handeln und unangemessene<br />
Belastungen abzubauen.<br />
„The times, they are a-changin’“ –<br />
der deutsche Genossenschaftssektor<br />
hat gezeigt, das er mithalten kann.<br />
Als Modernisierer hat er Großes<br />
geleistet – und das in allen Bereichen<br />
des Bankgeschäfts, die dringend<br />
modernisiert werden mussten. Mit<br />
Ihrer Strategie „Bündelung der<br />
Kräfte“ sind sie konsequent den Weg<br />
ins risikoreiche 21. Jahrhundert<br />
gegangen, meine Damen und Herren.<br />
Sie haben die genossenschaftlichen<br />
Haftungssysteme reformiert,<br />
Sie haben dabei die richtigen Anreizmechanismen<br />
geschaffen, indem<br />
Sie Beitragssätze risikoorientiert bemessen.<br />
Sie haben Expertise aufgebaut,<br />
um avancierte Risikomanagementtools<br />
als zentrale Dienstleistung<br />
anbieten und dezentral in den<br />
Primärinstituten einsetzen zu können,<br />
und Sie haben entscheidende<br />
Schritte getan, um ihre Wertschöpfungskette<br />
zu optimieren.<br />
Wir freuen uns, wenn Sie erfolgreich<br />
sind. Doch sind wir nicht nur unbeteiligter<br />
Zuschauer. Wir werden Sie<br />
auf Ihrem Weg in die Zukunft weiter<br />
begleiten und unterstützen. Dabei<br />
wird das MaRisk-Fachgremium der<br />
BaFin eine zentrale Rolle spielen. Es<br />
wird sich in diesem Jahr noch mehr<br />
als bisher mit den Anliegen kleinerer<br />
Institute befassen. So sollen Sondersitzungen<br />
des Fachgremiums stattfinden,<br />
zu denen wir vor allem Vertreter<br />
kleinerer Banken einladen<br />
werden. Wir haben mit den MaRisk<br />
einen prinzipienbasierten Rahmen<br />
für die qualitative Aufsicht gesetzt.<br />
Nun müssen wir in der Aufsichtsund<br />
Prüfungspraxis diesen Rahmen<br />
mit Leben füllen, und das geht nur<br />
gemeinsam mit Ihnen.<br />
„Wir sind dialogbereit“<br />
Wir sind dialogbereit. Unser Angebot<br />
liegt vor aller Augen auf dem<br />
Tisch. Ich hoffe, die, die es betrifft,<br />
sehen nicht daran vorbei. Es wäre<br />
traurig, wenn wir enden würden, wie<br />
es Bob Dylan einst melancholisch<br />
beschrieb:<br />
How many times can a man<br />
turn his head,<br />
Pretending he just doesn’t see?<br />
The answer, my friend,<br />
is blowin’ in the wind,<br />
The answer is blowin’ in the wind.<br />
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />
GB 2/2006<br />
9
<strong>RWGV</strong> INTERN<br />
Klare Signale<br />
<strong>RWGV</strong>-Jahrespressekonferenz: Genossenschaftsbanken in Rheinland und Westfalen<br />
erreichen ein Betriebsergebnis über dem Bundesdurchschnitt. Keine internationale<br />
Rechnungslegung für kleine und mittlere Unternehmen.<br />
Düsseldorf. Mit einem klaren Signal wenden sich die<br />
Volksbanken und Raiffeisenbanken an den Mittelstand<br />
in Rheinland und Westfalen: „Die Internationale Rechnungslegung<br />
(IAS) ist für kleine und mittlere Unternehmen<br />
überflüssig“, trat Friedel Fleck, Vorstandsvorsitzender<br />
des Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverbandes<br />
(<strong>RWGV</strong>), anlässlich des Jahrespressegesprächs am<br />
Flughafen Düsseldorf anders lautenden Forderungen der<br />
Beraterbranche entgegen.<br />
Internationale Rechnungslegung sei nur für solche mittelständischen<br />
Unternehmen geeignet, die sich am<br />
Kapitalmarkt bewegten. „Für alle anderen ist ein betriebswirtschaftlicher<br />
Nutzen nicht erkennbar“, machte Fleck<br />
deutlich. Das gelte insbesondere, weil der Abschluss nach<br />
Handelsgesetzbuch (HGB) aus steuerlichen Gründen durch<br />
einen IAS-Abschluss zurzeit nicht überflüssig werde. Friedel<br />
Fleck: „Der HGB-Abschluss ist für die Finanzierung über<br />
die genossenschaftliche Hausbank auch vollkommen<br />
ausreichend. Die Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />
wollen die administrativen Belastungen ihrer Kunden so<br />
gering wie möglich halten.“ Personengesellschaften und<br />
Genossenschaften würden ihre Finanzierungsposition<br />
durch einen IAS-Abschluss auch ohne Not gravierend<br />
verschlechtern. „Das International Accounting Standards<br />
Board (IASB) will Genossenschaftsanteile und Gesellschaftereinlagen<br />
bei Personenhandelsgesellschaften<br />
künftig nicht als Eigenkapital, sondern als Fremdkapital<br />
werten. Die Entscheidung ist noch offen.“ Der Rheinisch-Westfälische<br />
Genossenschaftsverband ermunterte<br />
in diesem Zusammenhang die Politik, dem politisch<br />
nicht legitimierten IASB eine Denkpause zu verordnen.<br />
„Die Standardisierung im Mittelstand ist überflüssig. Wir<br />
plädieren dafür, die Vorschriften des HGB mittelstandsfreundlich<br />
weiterzuentwickeln.“<br />
Bilanzsumme steigt auf 140,7 Milliarden Euro<br />
Die Volksbanken, Raiffeisenbanken und Spar- und Darlehnskassen<br />
in Rheinland und Westfalen sind weiterhin<br />
auf Erfolgskurs. „Unsere Banken haben ein weiteres<br />
schwieriges Wirtschaftsjahr erfolgreich gemeistert und<br />
Friedel Fleck und Moritz Krawinkel (v. l.) zeigten sich<br />
gegenüber der Presse mit dem vergangenen Geschäftsjahr<br />
zufrieden.<br />
><br />
10 GB 2/2006
<strong>RWGV</strong> INTERN<br />
Der <strong>RWGV</strong> unterstrich:<br />
Internationale Rechnungslegung<br />
sei nur für solche<br />
mittelständischen Unternehmen<br />
geeignet, die sich<br />
am Kapitalmarkt bewegten.<br />
><br />
ihre Marktchancen und Unternehmen in der Substanz<br />
gestärkt.“ So fasste Friedel Fleck die Entwicklung der 228<br />
Volksbanken, Raiffeisenbanken, Kirchenbanken und anderen<br />
Spezialinstitute im Geschäftsgebiet des größten<br />
genossenschaftlichen Regionalverbandes beim Jahres-<br />
Pressegespräch in Düsseldorf zusammen. Die addierte<br />
Bilanzsumme aller Genossenschaftsbanken in Rheinland<br />
und Westfalen erhöhte sich um 4,3 Prozent auf 140,7<br />
Milliarden Euro, die durchschnittliche Bilanzsumme<br />
stieg von 572 auf 617 Millionen Euro und liegt damit<br />
deutlich über dem Bundesdurchschnitt (458 Millionen<br />
Euro).<br />
Das Kreditvolumen erhöhte sich auf 85 Milliarden Euro<br />
gegenüber 83 Milliarden Euro im Vorjahr. Hinzu kommen<br />
vermittelte Kredite im Verbund in Höhe von 16,7<br />
Milliarden Euro. Hauptkreditnehmer waren nach wie vor<br />
mit 58,8 Prozent Unternehmen und Selbstständige. „Wir<br />
erwarten, dass die Kreditzurückhaltung des Mittelstandes<br />
ein Ende hat und die Unternehmen am Wirtschaftsstandort<br />
Rheinland und Westfalen wieder mit mehr<br />
Zuversicht in die Zukunft blicken und Arbeitsplätze<br />
schaffen können. Die Zeichen stehen auf Erholung; hoffentlich<br />
ist sie auch nachhaltig. Unsere Banken stehen<br />
bereit, die erforderlichen Kredite zu vergeben.“<br />
139 Milliarden Euro angespart<br />
Die Rheinländer und Westfalen sparten auf den Konten<br />
der Mitgliedsbanken 100 Milliarden Euro an. Hinzu kommen<br />
Einlagen bei Verbundunternehmen in Höhe von 39<br />
Milliarden Euro. Dabei schichteten die Kunden verstärkt<br />
ihre Gelder aus den Spareinlagen in die befristeten<br />
Einlagen und Sichteinlagen um, um auf eventuelle<br />
Zinserhöhungen flexibler reagieren zu können. Friedel<br />
Fleck: „Alle Sparerinnen und Sparer, die ihr Geld flüssig<br />
halten wollten, mussten lange Zeit Magerzinsen in Kauf<br />
nehmen. Das dürfte sich über kurz oder lang ändern.<br />
Denn auf den Kapitalmärkten werden in den nächsten<br />
Monaten weitere Leitzinserhöhungen erwartet.“ Zum<br />
Wettbewerb mit Direktbanken erläuterte Fleck: „Gerade<br />
im Einlagengeschäft versuchen neue Mitbewerber wie<br />
Auslandsbanken, Direktbanken oder auch Strukturvertriebe<br />
aggressiv, unsere Kunden, zum Teil mit (kurzfristigem)<br />
Erfolg, abzuwerben. Dies müssen wir ernst nehmen<br />
und Gegenstrategien entwickeln. Aktionismus oder ein<br />
Kopieren des Konditionenmodells der Direktbanken sind<br />
allerdings keine geeigneten Mittel. Mit pfiffigen Produkten<br />
und einer zum Teil neuen Art der Kundenansprache<br />
haben unsere Mitgliedsbanken beispielhaft gezeigt, wie<br />
Genossenschaftsbanken auch gegenüber Direktbanken<br />
bestehen können.<br />
Die Erholung auf den Aktienmärkten wirkte sich spürbar<br />
aus: Vor dem Hintergrund anziehender Börsenkurse zeigten<br />
sich die Kunden und Mitglieder anlagebereiter als in<br />
den Vorjahren. Hier verzeichneten besonders Fonds und<br />
Rentenwerte eine starke Nachfrage. Der Gesamtumsatz<br />
im Wertpapiergeschäft mit dem genossenschaftlichen FinanzVerbund<br />
erhöhte sich dadurch um 17,2 Prozent auf<br />
15,3 Milliarden Euro.<br />
Immer mehr Kunden der Genossenschaftsbanken nutzen<br />
das Multikanal-Banking. „Vor allem für junge Kunden ist<br />
es inzwischen selbstverständlich, Bankgeschäfte per<br />
Internet abzuwickeln. Deshalb wird das Internet-Banking<br />
vor allem im Bereich des Zahlungsverkehrs und des<br />
Produktvertriebes weiter an Bedeutung gewinnen. Zum<br />
Multikanal-Ansatz gehört aber auch ein mobiler Vertrieb.<br />
Die tragende Säule ist und bleibt aber die Präsenz vor Ort<br />
und die Nähe zu unseren Kunden“, betonte Friedel Fleck.<br />
Renaissance der Filialen<br />
Zu den zuletzt geäußerten Zweifeln aus den Reihen des<br />
Verbundes an der Zukunftsfähigkeit des Filialsystems<br />
wies der <strong>RWGV</strong>-Vorstandsvorsitzende auf die Ergebnisse<br />
einer aktuellen accenture-Studie hin. Sie belegt die<br />
Renaissance der Filiale, die bei erstklassiger Servicequa-<br />
><br />
GB 2/2006<br />
11
<strong>RWGV</strong> INTERN<br />
><br />
Mit Interesse verfolgten die Journalisten, dass die<br />
Genossenschaftsbanken in Rheinland und Westfalen<br />
weiterhin auf Erfolgskurs sind.<br />
lität und Kundenberatung die Basis für die Wachstumsstrategie<br />
europäischer Retailbanken sei. Der Studie liegen<br />
Analysen von 865 Banken weltweit, davon 43 führende<br />
Retailbanken in Europa, zugrunde. „Natürlich bringt uns<br />
der mobile Vertrieb der Bausparkasse mit einem einzelnen,<br />
klar umrissenen Produkt wichtige Impulse. Im<br />
Konzept der lebenslangen Begleitung mit Finanzdienstleistungen<br />
– dem Unterscheidungsmerkmal der Genossenschaftsbanken<br />
im Wettbewerb – ist eine leistungsfähige<br />
Filialstruktur aber unverzichtbar. Natürlich gelte es,<br />
die Vertriebssysteme der Direktbanken und Strukturvertriebe<br />
zu beobachten: „Dort werden aber nicht zwangsläufig<br />
die Antworten auf die Fragen unserer Kunden<br />
gegeben. Wer im Wettbewerb bestehen will, muss sich<br />
abheben und Alternativen bieten.“ Nicht ohne Grund<br />
stiegen die ersten Direktbanken in den Aufbau von Filialstrukturen<br />
ein.<br />
Dazu Friedel Fleck: „Im Regionalgeschäft können wir die<br />
Größenvorteile mancher Konkurrenten unter anderem<br />
durch die Pflege langfristiger Kundenbeziehungen sowie<br />
durch Orts- und Problemnähe kompensieren.“ Außer<br />
Frage stehe, dass die Leistungspalette der Bankfiliale an<br />
diesen Bedürfnissen auszurichten und neu zu justieren<br />
sei. Mit einem Netz von 1.975 Zweigstellen setzen die<br />
Genossenschaftsbanken weiter auf Flächenpräsenz und<br />
kurze Entscheidungswege und tragen so zum Wirtschaftswachstum<br />
in der Region bei. Als Partner des<br />
Mittelstandes begleiten sie Existenzgründer in die<br />
Selbstständigkeit, Seniorchefs bei der Nachfolgeregelung<br />
und Unternehmer bei Investitionen im In- und Ausland.<br />
Sie erschließen Baugebiete, vermitteln Immobilien und<br />
beraten Familien bei ihrer finanziellen Zukunftsplanung.<br />
Mit rund 24.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
gehören sie zu den größten Arbeitgebern in der Region<br />
und halten attraktive Ausbildungsplätze bereit.<br />
Cost-Income-Ratio hat sich leicht erhöht<br />
Bei den Volksbanken und Raiffeisenbanken standen<br />
leicht gesunkene Personal- und Verwaltungskosten einem<br />
moderat gestiegenem Provisionsgeschäft und Rückgängen<br />
beim Zinsüberschuss gegenüber. Als Folge erhöhte<br />
sich die Cost-Income-Ratio leicht auf 68,3 (Vorjahr 68,1).<br />
Das Betriebsergebnis vor Bewertung lag mit 1,10 Prozent<br />
der durchschnittlichen Bilanzsumme leicht unter dem<br />
Vorjahresergebnis. Friedel Fleck stellte allerdings klar:<br />
„Mit diesem Betriebsergebnis vor Bewertung liegen wir<br />
über dem Bundesdurchschnitt von 0,97 Prozent.“ Dieses<br />
Niveau gelte es zu halten. „Auch im laufenden Geschäftsjahr<br />
2006 ist die effiziente Marktbearbeitung und die<br />
weitere Stärkung der Ertragslage das oberste Gebot für<br />
unsere Mitgliedsbanken. Hier gibt es Handlungsbedarf.<br />
Derzeit kommen auf einen Kunden der Volksbanken und<br />
Raiffeisenbanken gut zwei Produkte; die Cross-Selling-<br />
Quote ist sicherlich ausbaubar. Marktanteile bekommt<br />
man nicht geschenkt, sondern man muss sie sich jeden<br />
Tag verdienen.“<br />
Viele Banken hätten die Vorjahre genutzt, um sich rechtzeitig<br />
durch eine Bündelung ihrer Kräfte auf dem<br />
Bankenmarkt für die Zukunft zu positionieren. Deshalb<br />
drehte sich das Fusionskarussell im abgelaufenen<br />
Geschäftsjahr nur langsam: acht Fusionen im Jahre 2005<br />
gegenüber elf im Vorjahr. Der Konsolidierungsprozess<br />
werde in gedrosseltem Tempo anhalten.<br />
12 GB 2/2006
<strong>RWGV</strong> INTERN<br />
Genossenschaftsbanken in Rheinland und Westfalen<br />
2005 2004<br />
Anzahl der Banken 228 236<br />
Bilanzsumme in Mrd. Euro 141 135<br />
Ø Bilanzsumme in Mio. Euro 617 572<br />
Kundengelder in Mrd. Euro 101 99<br />
Kundenkredite in Mrd. Euro 85 83<br />
Zinsüberschuss 2,61 2,71<br />
Provisionsüberschuss 0,81 0,78<br />
Verwaltungsaufwand 2,38 2,42<br />
Betriebsergebnis vor Bewertung 1,10 1,14<br />
Bewertungsergebnis -0,27 -0,29<br />
Cost-Income-Ratio 68,3 68,1<br />
Mitgliederzahl in Mio. 2,6 2,5<br />
Anzahl Mitarbeiter 24.757 25.277<br />
Anzahl der Zweigstellen<br />
(ohne SB-Stellen) 1.975 2.051<br />
Bürokratieabbau leicht gemacht<br />
<strong>RWGV</strong> warnt vor Änderungen des Kreditwesengesetzes (KWG).<br />
Düsseldorf. Die anstehenden Änderungen<br />
des Kreditwesengesetzes<br />
(KWG) und der Prüfungsberichtsverordnung<br />
bieten die Chance zum<br />
weit reichenden Bürokratieabbau für<br />
die gesamte Bankenbranche. So ist<br />
im neuen § 30 KWG vorgesehen,<br />
dass die staatliche Aufsicht den Wirtschaftsprüfern<br />
Prüfungsschwerpunkte<br />
aufgibt. „Das ist ein richtiger und<br />
konsequenter Schritt“, zeigte sich<br />
<strong>RWGV</strong>-Vorstandsmitglied Moritz<br />
Krawinkel erfreut. „Weil die Bankenaufsicht<br />
grundsätzlich alle Prüfungsberichte<br />
aus Bankenprüfungen<br />
erhält und auswertet, kann dies<br />
aufwändige und teure, nicht anlassbezogene<br />
Doppelprüfungen nach §<br />
44 KWG durch die staatliche Aufsicht<br />
in erheblichem Umfang vermeiden<br />
helfen.“<br />
Für die geplante Neufassung der Prüfungsberichtsverordnung<br />
schlägt der<br />
<strong>RWGV</strong> eine ebenso schlanke Gestaltung<br />
vor. Vorstandsmitglied Moritz<br />
Krawinkel: „Im Augenblick wird diskutiert,<br />
ob die Wirtschaftsprüfer die<br />
Ergebnisse staatlicher Prüfungen der<br />
Risikosysteme für ihre Prüfungen<br />
übernehmen sollen.<br />
„Wenn die Regelung bleibt,<br />
vermeiden wir überflüssige<br />
Diskussionen“<br />
Viel einfacher ist der umgekehrte<br />
Weg, denn die Risikosysteme aller<br />
Banken müssen schon heute jährlich<br />
im Rahmen der normalen Abschlussprüfung<br />
aller Genossenschaftsbanken,<br />
Sparkassen und Geschäftsbanken<br />
von den Verbänden und Wirtschaftsprüfungsunternehmen<br />
geprüft<br />
werden. Die Ergebnisse stehen<br />
der Bankenaufsicht in allen Fällen<br />
zur Verfügung.“ Der <strong>RWGV</strong> schätzt,<br />
dass die Bankenaufsicht so etwa 15<br />
Sonderprüfungen allein bei den Genossenschaftsbanken<br />
in Rheinland<br />
und Westfalen einsparen kann.<br />
„Wenn wir bei dieser Regelung bleiben,<br />
vermeiden wir auch völlig überflüssige<br />
Diskussionen über Fragen<br />
einer Staatshaftung bei Sanierungsfällen.<br />
Wir sind guten Mutes, dass<br />
wir gemeinsam mit den Sparkassenverbänden<br />
und den Wirtschaftsprüfungsunternehmen,<br />
die andere Banken<br />
prüfen, den Gesetzgeber für<br />
diese einfache und klare Lösung gewinnen<br />
können“, machte Krawinkel<br />
deutlich.<br />
GB 2/2006<br />
13
<strong>RWGV</strong> INTERN<br />
Foto: Marco Stepniak<br />
Friedel Fleck: „Fähigkeit zum Wachstum ist die konsequente Antwort auf vereinzelte Kritik an der Leistungsfähigkeit von<br />
Genossenschaften und der genossenschaftlichen Rechtsform.“<br />
Durch Wachstum überzeugen<br />
Vieh und Fleisch sowie Obst und Gemüse punkten im vergangenen Geschäftsjahr<br />
beim Umsatz. Molkereien entwickeln sich positiv.<br />
Düsseldorf. Dass das Fundament der 221 landwirtschaftlichen<br />
Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften im<br />
<strong>RWGV</strong> gefestigt ist, zeigen die Umsätze, die in einzelnen<br />
Branchen im vergangenen Jahr erzielt wurden. Besonders<br />
erfolgreich waren die genossenschaftlichen Milchverarbeitungsunternehmen,<br />
die durch Akquisitionen und<br />
internes Wachstum überzeugen konnten. „Auch die<br />
Vieh- und Fleischgenossenschaften konnten sowohl<br />
mengen- als auch wertmäßig deutlich zulegen“, erklärte<br />
Friedel Fleck. „Die genossenschaftlichen Unternehmen<br />
konnten insgesamt einen Umsatz von 7,2 Milliarden<br />
Euro verzeichnen. Für uns steht fest“, so Friedel Fleck,<br />
„dass der kontinuierliche Strukturwandel in der genossenschaftlichen<br />
Organisation und die Fähigkeit zum<br />
Wachstum in den verschiedenen Bereichen die konsequente<br />
Antwort auf vereinzelte Kritik an der Leistungsfähigkeit<br />
von Genossenschaften und der genossenschaftlichen<br />
Rechtsform sind.“<br />
Bezugs- und Absatzgenossenschaften<br />
Zu dem um rund 2,6 Prozent gestiegenen Jahresumsatz<br />
haben die Bezugs- und Absatzgenossenschaften mit Umsatzerlösen<br />
von 1,85 Milliarden Euro wieder einen deutlichen<br />
Beitrag geleistet, der jedoch – für die Verbraucher<br />
weniger erfreulich – insbesondere durch hohe Treibstoffpreise<br />
bei konstanten Mengenumsätzen erzielt wurde.<br />
Friedel Fleck: „Im Einzelhandel sieht die Lage leider<br />
anders aus. Hier müssen wir vereinzelt Umsatzrückgänge<br />
verzeichnen: Dies ist aber Spiegel der deutlichen Kaufzurückhaltung<br />
der Verbraucher im Jahr 2005, von der wir<br />
alle nur hoffen können, dass sie im Weltmeisterschafts-<br />
><br />
14 GB 2/2006
<strong>RWGV</strong> INTERN<br />
><br />
jahr 2006 aufgegeben wird. Erste Prognosen deuten<br />
darauf hin.“<br />
Milchwirtschaft<br />
In der Milchwirtschaft in Rheinland und Westfalen<br />
konnte im vergangenen Geschäftsjahr ein Umsatz von<br />
rund 3,89 Milliarden Euro erreicht werden. Auch die<br />
mengenmäßige Entwicklung bei der Milcherzeugung der<br />
genossenschaftlichen Molkereien im Verbandsgebiet<br />
konnte sich insgesamt positiv entwickeln. „Unsere genossenschaftlichen<br />
Unternehmen konnten durch Kooperationen<br />
und Fusionen sowie den Zugewinn von Marktanteilen<br />
insgesamt überzeugen“, machte der <strong>RWGV</strong>-Vorstand<br />
gegenüber der Presse deutlich. „Positiv entwickelte<br />
sich das Käsegeschäft unserer Milchverarbeiter.“ Stark gelitten<br />
habe jedoch das Geschäft mit Quark und Trinkmilch,<br />
das unter erheblichem Preisdruck stehe. „Entsprechend<br />
sind unsere Mitgliedsunternehmen“, so Fleck,<br />
„sehr darauf bedacht, ihre Strukturen weiterhin leistungsfähig<br />
zu halten und auszubauen.“<br />
Vieh- und Fleischwirtschaft<br />
Schlachtvieh, Nutzvieh und Zuchtvieh wurden auf<br />
einem insgesamt höheren Preisniveau mit einem Umsatz<br />
von 500 Millionen Euro (plus zehn Prozent) gehandelt<br />
und konnten die Ertragssituation in dieser Branche stabilisieren.<br />
Das heiße nicht, so Fleck, dass damit die strukturellen<br />
Probleme dieser Branche ausgestanden seien.<br />
Der <strong>RWGV</strong> ist mit seinen Mitgliedsgenossenschaften<br />
vielmehr im regelmäßigen Dialog, um die Strukturen<br />
weiter auf Leistung und Mitgliedernutzen zu trimmen.<br />
Obst-, Gemüse- und Gartenbau<br />
Eine gute Entwicklung mit deutlichen Umsatzsteigerungen<br />
um 10,45 Prozent auf rund eine Milliarde Euro verzeichnete<br />
die Obst-, Gemüse- und Gartenbauwirtschaft<br />
im Verbandsgebiet. Mehr als 90 Prozent der Vermarktung<br />
erfolgt durch den Unternehmensverbund NBV/UGA/<br />
Centralmarkt, dessen Träger die 2005 gebildete Landgard<br />
eG ist. Durch die Übernahme von genossenschaftlichen<br />
und privaten Vermarktungseinrichtungen in Nord- und<br />
Süddeutschland wurde die nationale Distribution weiter<br />
ausgebaut.<br />
Weinwirtschaft<br />
Auf Grund einer weltweit steigenden Angebotsmenge<br />
steht das Preisniveau in der Weinwirtschaft weiterhin<br />
unter Druck. Dieser Entwicklung begegnen die 13 Winzergenossenschaften<br />
im Rheinland vor allem mit einer<br />
fortgesetzten Qualitätsoffensive. Mit gezielten kellerwirtschaftlichen<br />
Investitionen konnte das bereits günstige<br />
Preis-Leistungs-Verhältnis weiter optimiert werden. Auf<br />
Grund des verbesserten Angebotes sowie durch die Übernahme<br />
von Winzergenossenschaften aus den Anbaugebieten<br />
Pfalz und Rheinhessen wurden mit einem Plus<br />
von 25,5 Prozent deutliche Umsatzzuwächse erzielt. Der<br />
Gesamtumsatz belief sich 2005 auf rund 64 Millionen<br />
Euro.<br />
In vino veritas?<br />
<strong>RWGV</strong>. Mit Sorge beobachten die Winzer auch im Rheinland<br />
aktuell die Entwicklungen auf den internationalen<br />
Märkten: Nach einem am 10. März 2006 unterzeichneten<br />
Abkommen zwischen der EU und den USA können geschmacklich<br />
manipulierte „Kunstweine“ ungehindert in<br />
die Supermarkt-Regale gelangen. „Da keine Auszeichnungspflicht<br />
auf den Flaschen vorgesehen ist, wird der gute Ruf<br />
des deutschen Qualitätsweins vorsätzlich verwässert“, so<br />
<strong>RWGV</strong>-Vorstand Friedel Fleck. Insider beklagen sogar die<br />
„Limonadisierung“ des Weins. Fleck forderte daher auch<br />
mit Blick auf die Qualitätsstandards der 13 Winzergenossenschaften<br />
im Rheinland eine Nachbesserung des Abkommens:<br />
„Der <strong>RWGV</strong> wird gemeinsam mit den Gremien<br />
der Weinwirtschaft Vorschläge für eine Positiv-Kennzeichnung<br />
für traditionelle deutsche Weine ausarbeiten und sich<br />
um deren Zulassung bemühen.“ In vino veritas: Auch künftig<br />
solle der Käufer noch erkennen können, ob Wein drin<br />
ist, wo Wein draufsteht.<br />
Winzer im <strong>RWGV</strong> setzen auf Qualität<br />
statt auf Kunstwein.<br />
GB 2/2006<br />
15
<strong>RWGV</strong> INTERN<br />
Landwirtschaftliche Genossenschaften im <strong>RWGV</strong> (2005)<br />
Genossenschaftsart<br />
Anzahl der erfassten<br />
Genossenschaften<br />
Umsatzerlöse<br />
in TEURO<br />
Mitglieder<br />
Beschäftigte<br />
Bezugs- und<br />
Absatzgenossenschaften<br />
(Umsatz inklusive Vieh<br />
und Kredit mit Ware) 93 1.847.119 106.500 2.900<br />
Genossenschaftliche<br />
Milchverarbeitungsunternehmen<br />
5 3.800.000 26.388 1.409<br />
Sonstige Molkereigenossenschaften<br />
6 59.727 300 6<br />
Vieh- und Fleischgenossenschaften<br />
12 325.481 4.300 99<br />
Zuchtgenossenschaften 3 45.000 60.000 262<br />
Obst-, Gemüse-, Gartenbaugenossenschaften<br />
18 1.020.516 2.250 1.639<br />
Winzergenossenschaften 13 63.668 5.010 221<br />
Sonstige Ländliche<br />
Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften<br />
60 16.304 7.764 157<br />
Gesellschaften und Vereine<br />
des ländlichen Bereichs 8<br />
Zentralen 3<br />
Zusammen 221 7.177.815 212.512 6.693<br />
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Aldenhoven<br />
Sparkonto Nr. 3 003 949 426<br />
lautend auf den Namen Martin Schmitz,<br />
Hellstraße 19, 52525 Heinsberg, ausgestellt<br />
von der Heinsberger Volksbank<br />
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Sparkonto Nr. 3 007 700 430<br />
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Mozartstraße 6, 52525 Heinsberg, ausgestellt<br />
von der Heinsberger Volksbank<br />
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Sparkonto Nr. 100 000 001<br />
lautend auf den Namen Walter Kretzer,<br />
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von der VR Bank Rhein-Mosel eG, Koblenzer<br />
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lautend auf den Namen Hildegard Wickert,<br />
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von der VR Bank Rhein-Mosel<br />
eG, Koblenzer Straße 3–5, 56299 Ochtendung<br />
16 GB 2/2006
<strong>RWGV</strong> INTERN<br />
Raiffeisen-Energie im Aufwind<br />
Schon jetzt hängen rund 200 Arbeitsplätze in den Genossenschaften in Rheinland und<br />
Westfalen am Engagement im regenerativen Energiebereich. Tendenz: steigend.<br />
Foto: Julia Böing<br />
Düsseldorf. „Der sprunghaft wachsende<br />
Markt für regenerative Energien<br />
hat bei den landwirtschaftlichen<br />
Genossenschaften des Rheinisch-Westfälischen<br />
Genossenschaftsverbandes<br />
(<strong>RWGV</strong>) für eine eindrucksvolle<br />
Investitionsbereitschaft<br />
gesorgt“, machte Friedel Fleck, Vorstandsvorsitzender<br />
des <strong>RWGV</strong>, anlässlich<br />
des Pressegesprächs des Verbandes<br />
deutlich. 2005 investierten Genossenschaften<br />
in Rheinland und<br />
Westfalen 2,3 Millionen Euro in das<br />
alternative Marktsegment. Mit ersten<br />
Erfolgen: Das Umsatzvolumen belief<br />
sich auf 11,5 Millionen Euro.<br />
Ob Holzpellets, Flüssiggas, Biogas,<br />
Biodiesel oder Rapsöl: „Der Mut der<br />
Landwirte in den Genossenschaften,<br />
alternative Wege zu gehen, wird<br />
durch die stetig steigende Nachfrage<br />
belohnt“, sagte der <strong>RWGV</strong>-Vorstand.<br />
So räumt etwa der Bedarf an Holzpellets<br />
auch bei den hiesigen Genossenschaften<br />
die Lager fast schneller<br />
leer, als sie wieder zu befüllen<br />
sind.<br />
Der Absatz von Biodiesel hat sich an<br />
einigen Raiffeisentankstellen sogar<br />
verzehnfacht. Ähnliche Erfolge erhofft<br />
man bei einer Bioethanol-Genossenschaft,<br />
die sich gerade gegründet<br />
hat: Neun Kornbrenner des<br />
Münsterlandes haben sich zusammengetan<br />
und bauen darauf, dass<br />
der Markt für Alkohol als Bio-<br />
Kraftstoff in Fahrt kommt. „Bisher<br />
bauen nur Ford und Saab Autos, die<br />
Bioethanol (E58) tanken dürfen.<br />
Volvo plant ebenfalls einzusteigen.<br />
Ein Grundproblem: Es gibt derzeit in<br />
Deutschland nur sehr wenige öffentliche<br />
E85-Tankstellen, die nur über<br />
Sonderregelungen eine Abnahme<br />
von den Ämtern erhalten haben. Die<br />
Ämter tun sich noch schwer, allgemein<br />
gültige Regeln zu erlassen, die<br />
in ganz Deutschland gelten und<br />
angewandt werden. Wir hoffen, dass<br />
es bald zu einer Lösung kommt“, so<br />
Fleck. Als Übergang plant die Bioethanol-Genossenschaft,<br />
zunächst<br />
mobile Zapfsäulen mit 1.000 bis<br />
2.000 Litertanks anzubieten, um die<br />
Versorgungslücken zu schließen.<br />
Fleck: „Einige Raiffeisentankstellen<br />
haben zudem schon ihr Interesse<br />
bekundet, ihre Anlagen umzurüsten<br />
und E85 beispielsweise anstelle von<br />
,Super Plus’ anzubieten.“<br />
Der <strong>RWGV</strong> freut sich über die<br />
Aufgeschlossenheit und Einsatz-<br />
Der Mut der<br />
Landwirte in den<br />
Genossenschaften,<br />
alternative Wege<br />
zu gehen, wird<br />
durch die stetig<br />
steigende Nachfrage<br />
belohnt.<br />
freude seiner Mitglieder, vernimmt<br />
aber auch die Klagen der Landwirte:<br />
„Ab August gehen zehn Cent pro<br />
Liter Biodiesel an den Fiskus. Noch<br />
vor drei Monaten hieß es aus Berlin,<br />
dass reine Ökokraftstoffe wie Biodiesel<br />
weiter von der Mineralölsteuer<br />
befreit bleiben sollen. Das Ganze<br />
erinnert eher an eine Springprozession:<br />
Zwei Schritte vor, drei zurück“,<br />
so der <strong>RWGV</strong>-Vorstand, der an den<br />
Gesetzgeber appelliert: „Für Investitionen<br />
und weiteres Wachstum<br />
braucht es Verlässlichkeit: Wer heute<br />
Geld in die Hand nimmt, will sicher<br />
sein, auch morgen noch zu den<br />
Ausgangskonditionen arbeiten zu<br />
können. Dieses Hickhack muss jetzt<br />
ein Ende haben.“<br />
200 Arbeitsplätze gesichert<br />
Dabei hat sich die Europäische<br />
Union schon vor Jahren dazu bekannt,<br />
Kraftstoffe aus nachwachsenden<br />
Rohstoffen stärker zu fördern,<br />
und eine entsprechende Richtlinie<br />
in Kraft gesetzt. Sie besagt, dass bis<br />
zum Jahr 2010 der Anteil auf 5,75<br />
Prozent steigen soll. In Deutschland<br />
liegt er derzeit bei etwa drei Prozent.<br />
„Unsere Genossenschaften tun alles<br />
dafür, dass dieses Ziel erreicht wird.<br />
Die Politik darf das nicht behindern“,<br />
so Fleck, zumal die landwirtschaftlichen<br />
Genossenschaften des<br />
<strong>RWGV</strong> bereits ein weiteres Marktsegment<br />
im regenerativen Energiebereich<br />
im Blickpunkt haben: „Energiekorn“,<br />
ein günstiger und doch<br />
hoch effizienter Brennstoff. Fleck:<br />
„Schon jetzt hängen rund 200 Arbeitsplätze<br />
in den Genossenschaften<br />
in Rheinland und Westfalen am<br />
regenerativen Energiebereich. Wenn<br />
alle Pläne, die derzeit noch in der<br />
Schublade liegen, realisiert werden,<br />
ist sicherlich noch einiges möglich.“<br />
GB 2/2006<br />
17
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<strong>RWGV</strong> INTERN<br />
Prüfung sichert Neugründungen<br />
Gewerbliche Genossenschaften in Rheinland und Westfalen trotzen wirtschaftlicher<br />
Flaute. <strong>RWGV</strong> warnt: Novellierung des Genossenschaftsgesetzes bedroht Unternehmen.<br />
Düsseldorf. Vielen Genossenschaften drohen durch die<br />
geplante Novellierung des Genossenschaftsgesetzes<br />
(GenG) harte Zeiten: „Genossenschaften bis zu einer Bilanzsumme<br />
von zwei Millionen Euro sollen laut Regierungsentwurf<br />
von der Jahresabschlussprüfung ausgenommen<br />
werden.<br />
Diese Regelung ist nicht sachgerecht, sie ist sogar existenzbedrohend<br />
für viele junge Genossenschaften“,<br />
machte der Vorstand des Rheinisch-Westfälischen<br />
Genossenschaftsverbandes (<strong>RWGV</strong>) bei einer Pressekonferenz<br />
in Düsseldorf deutlich. Vorstandsmitglied Moritz<br />
Krawinkel: „Wenn wir mit dem neuen Gesetz eine breite<br />
Gründungsbewegung anregen wollen, müssen wir die<br />
Gründer auch sinnvoll begleiten: Genossenschaftsgründungen<br />
sollen keine wirtschaftlichen Blindflüge werden,<br />
sondern Erfolgsgeschichten.“<br />
Aus Sicht des <strong>RWGV</strong> kann auf die Prüfung des Jahresabschlusses<br />
auch bei kleinen Genossenschaften nicht<br />
verzichtet werden, denn nach § 53 Abs. 1 GenG müssten<br />
die wirtschaftlichen Verhältnisse und die Ordnungsmäßigkeit<br />
der Geschäftsführung ohnehin geprüft werden.<br />
„Ohne geprüften Jahresabschluss ist das unmöglich – es<br />
sei denn, der Wirtschaftsprüfer wollte ohne Prüfung glauben,<br />
dass der Abschluss richtig ist. Das geht nicht“,<br />
machte Krawinkel deutlich. „Es geht hier“, so Krawinkel,<br />
„auch um das Vertrauen Dritter, wie Lieferanten, Kreditgeber<br />
und anderer Geschäftspartner, in die Rechtsform.“<br />
Letztlich könne man mit einer gleichen Berechtigung<br />
den TÜV für kleine Autos abschaffen – die Sicherheit im<br />
Straßenverkehr würde allerdings rapide abnehmen.<br />
„Außerdem stärkt die Prüfung die Mitglieder elementar<br />
in der Wahrung ihrer Interessen gegenüber der Geschäftsführung“,<br />
sagte der Vorstand des bundesweit<br />
größten genossenschaftlichen Regionalverbandes. Der<br />
<strong>RWGV</strong> schlägt daher vor, dass im Gesetz künftig eine<br />
„prüferische Durchsicht“ des Jahresabschlusses bei<br />
Kleinstgenossenschaften bis 350.000 Euro Jahresumsatz<br />
und Bilanzsumme vorgesehen wird.<br />
„Dem Gesetzgeber muss klar sein, dass eine Prüfung nach<br />
§ 53 Abs. 1 GenG ohne die Jahresabschlussprüfung nach<br />
Absatz 2 aufwändiger und damit kostenintensiver für die<br />
Genossenschaften ist als mit einer solchen Jahresabschlussprüfung“,<br />
betonte Krawinkel. Der <strong>RWGV</strong> empfiehlt<br />
daher, § 53 GenG nicht, wie geplant, zu ändern,<br />
sondern sich auf die (bereits vorhandenen) Regelungen<br />
des HGB zu beziehen. Krawinkel: „So würde die Möglichkeit<br />
bestehen, bei Genossenschaften, die diese Größenmerkmale<br />
erfüllen, in kurzer Form über die Prüfung<br />
zu berichten und dementsprechend den Umfang der<br />
Arbeitspapiere einzugrenzen. Dies führt dann tatsächlich<br />
zu einer erheblichen Reduzierung der Prüfungskosten.“<br />
Für die Zukunft bestens gerüstet<br />
Die 158 gewerblichen Genossenschaften in Rheinland<br />
und Westfalen – darunter sechs Neugründungen – sind<br />
bestens für die Zukunft gerüstet und konnten 2005 den<br />
Gesamtumsatz um 4,5 Prozent auf rund 5,3 Milliarden<br />
><br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
2001 2002 2003 2004 2005<br />
Anzahl der gewerblichen Warenund<br />
Dienstleistungsgenossenschaften<br />
zwischen 2001 und 2005<br />
20 GB 2/2006
<strong>RWGV</strong> INTERN<br />
Foto: Marco Stepniak<br />
Friedel Fleck (l.) und<br />
Moritz Krawinkel machten<br />
den Pressevertretern deutlich:<br />
„Genossenschaftsgründungen<br />
sollen keine wirtschaftlichen<br />
Blindflüge werden, sondern<br />
Erfolgsgeschichten.“<br />
><br />
Euro erhöhen. Im Bereich Handwerk erzielten die<br />
Bäckereinkaufsgenossenschaften zwar keine Zuwächse,<br />
sie festigten allerdings ihren Umsatz. Die Fleischereinkaufsgenossenschaften<br />
erwirtschafteten mit 66,5<br />
Millionen Euro wieder ein leichtes Umsatzplus von 1,3<br />
Prozent. „Insgesamt zeigt sich, nicht zuletzt ausgedrückt<br />
durch die Skandale im Lebensmittelbereich, dass der<br />
Verbraucher bereit ist, für Qualität einen angemessenen<br />
Preis zu zahlen“, so Fleck.<br />
Statt auf „Geiz ist geil“ setzen die Verbraucher auf „Qualität<br />
ist gut“: So haben die Genossenschaften rund um den<br />
Bau trotz der unverändert schwachen Baukonjunktur<br />
ihre Umsätze gehalten beziehungsweise leicht ausgebaut.<br />
Entgegen dem allgemeinen Trend konnten auch die<br />
Handelsgenossenschaften ihren Umsatz 2005 um stattliche<br />
5,4 Prozent steigern, wobei vor allem die Gesundheitsgenossenschaften<br />
mit einem Plus von 18,1 Prozent<br />
überdurchschnittlich erfolgreich waren. Hier wirkten<br />
sich neben der allgemeinen Ausweitung der Inanspruchnahme<br />
von Dienstleistungen die zusätzlichen Umsätze<br />
der in den vergangenen Jahren neu gegründeten Genossenschaften<br />
aus. „Damit wird auch deutlich, dass für mittelständische<br />
Unternehmen in Handel und Handwerk<br />
die Zukunft in der Kooperation liegt“, fasste Friedel Fleck<br />
zusammen.<br />
Sonstige<br />
18<br />
Handwerk<br />
38<br />
Handel<br />
33<br />
Aufteilung der gewerblichen<br />
Genossenschaften in Rheinland<br />
und Westfalen<br />
Dienstleistung<br />
69<br />
22 GB 2/2006
<strong>RWGV</strong> INTERN<br />
Mit offenem Visier<br />
Düsseldorf. Vor einer Irreführung<br />
und unnötigen Verunsicherung der<br />
Verbraucher warnte der <strong>RWGV</strong> angesichts<br />
der Pläne von EU-Wettbewerbskommissar<br />
Charlie McCreevy,<br />
die Bezeichnung Sparkasse auch Banken<br />
zu eröffnen, die keine öffentlich-rechtlichen<br />
Kreditinstitute sind.<br />
Dies machten die Vorstandsmitglieder<br />
des Verbandes bei der Jahrespressekonferenz<br />
deutlich.<br />
„Im Bankenwettbewerb muss Wahrheit<br />
und Klarheit herrschen – und<br />
der Kunde muss sicher sein können,<br />
dass ‚drin ist, was drauf steht’“, erläuterte<br />
Friedel Fleck, Vorstandsvorsitzender<br />
des <strong>RWGV</strong>. Es sei deshalb<br />
im Sinne der Verbraucher, wenn § 40<br />
des Kreditwesengesetzes (KWG) die<br />
Bezeichnung „Sparkasse“ für öffentlich-rechtliche<br />
Kreditinstitute schütze.<br />
Die Bezeichnung „Volksbank“ für<br />
Genossenschaftsbanken erfährt im<br />
§ 39 einen ähnlichen Schutz. Fleck<br />
mahnte: „Kreditinstitute, die sich<br />
mit dem guten Image eingeführter<br />
Wettbewerber Marktanteile erobern<br />
wollen, indem sie unter falscher<br />
Flagge segeln, lenken nur von ihren<br />
eigenen Problemen in der Marktdurchdringung<br />
ab.“<br />
Gute Presse zum Abschied<br />
Recklinghausen. Für gute Presse<br />
der ganz eigenen Art sorgte der<br />
langjährige Leiter des <strong>RWGV</strong>-<br />
Pressebüros Ruhrgebiet, Lutz W.<br />
Riedbaum, bei seiner von den<br />
Bankengruppen der Kreise Borken<br />
und Recklinghausen organisierten<br />
Verabschiedung nach 34<br />
Dienstjahren. So würdigte nicht<br />
nur Verbandsvorstand Moritz<br />
Krawinkel die Verdienste des 63-<br />
jährigen Journalisten. Vielmehr<br />
zeigte sich auch mit Gregor<br />
Spohr ein namhafter Vertreter<br />
des Deutschen Journalistenver-<br />
bandes (DJV) beeindruckt: „Lutz<br />
Riedbaum war immer verlässlich,<br />
ehrlich und präzise.“<br />
Bekanntmachung zur Wahl der<br />
Vertreterversammlung<br />
Anzeige<br />
Nachdem die Wahl unserer Vertreterversammlung ordnungsgemäß<br />
durchgeführt worden ist, geben wir hiermit bekannt, dass die Liste der<br />
gewählten Vertreter und der gewählten Ersatzvertreter gemäß § 43 a Abs. 6<br />
desGenossenschaftsgesetzes ab dem 2. Mai bis einschließlich 15. Mai<br />
2006 in allen Geschäftsstellen unserer Bank während der üblichen Geschäftszeiten<br />
zur Einsicht durch die Mitglieder ausliegt.<br />
Marktanteile werden nur<br />
durch Leistung gewonnen<br />
Alpen, den 10. April 2006<br />
Volksbank Niederrhein eG<br />
– Der Vorstand –<br />
Die Folge könne eine Schwächung<br />
des Vertrauens in das Kreditgewerbe<br />
insgesamt sein. „Es bleibt dabei,<br />
Marktanteile können nur durch<br />
Leistung gewonnen werden, nicht<br />
durch Wettbewerbsverfahren und<br />
Mimikry. Das ist so, als wenn der<br />
1. FC Köln sich mit Hilfe der Wettbewerbspolitik<br />
der EU in FC Bayern<br />
München umbenennen wollte. Am<br />
Tabellenplatz wird das nichts ändern<br />
– und schließlich beiden FCs<br />
schaden, die Fans verprellen und der<br />
Liga auch nicht weiterhelfen. Und<br />
besser Fussball spielen sie dadurch<br />
auch nicht.“<br />
Bekanntmachung zur Wahl der<br />
Vertreterversammlung<br />
Anzeige<br />
Nachdem in der Zeit vom 20. März bis 24. März 2006 die Wahl unserer<br />
Vertreterversammlung durchgeführt worden ist und der Wahlausschuss<br />
deren ordnungsgemäßes Zustandekommen festgestellt hat, geben wir<br />
Ihnen hiermit bekannt, dass die Liste der gewählten Vertreter und Ersatzvertreter<br />
in der Zeit vom 2. Mai bis 16. Mai 2006 in allen Geschäftsstellen<br />
während der üblichen Geschäftszeiten unserer Bank zur Einsicht<br />
für unsere Mitglieder ausliegt.<br />
Dormagen, den 12. April 2006<br />
VR Bank eG<br />
– Der Vorstand –<br />
GB 2/2006<br />
23
<strong>RWGV</strong> INTERN<br />
Von Genossen und Mitgliedern<br />
Sprachlicher Eingriff in das Genossenschaftsgesetz (GenG)<br />
Düsseldorf. Die anstehende Novelle<br />
des Genossenschaftsgesetzes will den<br />
alten Rechtsbegriff Genosse durch<br />
den Begriff Mitglied ersetzen. Begründet<br />
wird der Austausch im Gesetzentwurf<br />
durch den Hinweis, das<br />
Wort Mitglied sei geschlechtsneutral<br />
und werde auch heute schon verwendet.<br />
Anlässlich seines Jahrespressegespräches<br />
stellte der <strong>RWGV</strong>-Vorstand<br />
in Frage, inwieweit der Eingriff<br />
berechtigt ist und die genossenschaftliche<br />
Organisation die Entscheidung<br />
über ihr Vokabular Dritten<br />
überlässt. „Eine selbstbewusste Organisation<br />
sollte sich ihres sprachlichen<br />
Kerns bewusst sein. Wenn wir<br />
glaubwürdig bleiben wollen, sollten<br />
wir unser Alleinstellungsmerkmal<br />
auch sprachlich nicht ohne Not aufgeben“,<br />
führte Moritz Krawinkel aus.<br />
1. Das Wort Genosse bezeichnet seit<br />
germanischer Zeit – also seit über<br />
tausend Jahren – gleichberechtigte<br />
Menschen, die gemeinsam wirtschaften,<br />
Rechts- und Interessengemeinschaften,<br />
gegründet auf gemeinsamen<br />
Erwerb und Besitz (‚der<br />
Vieh auf der gleichen Weide hat‘).<br />
Der Gebrauch des Wortes ging im<br />
18. Jahrhundert zurück und wurde<br />
zur Mitte des 19. Jahrhunderts von<br />
Hermann Schulze Delitzsch mit seiner<br />
alten Bedeutung ‚gleichberechtigte,<br />
gemeinsam wirtschaftende<br />
Menschen‘ wiederbelebt, wie das<br />
Wörterbuch der Brüder Grimm ausdrücklich<br />
verzeichnet. Erst seit 1879<br />
werden die Mitglieder der sozialdemokratischen<br />
Partei im Sinne einer<br />
Lehnübersetzung von lat. socius als<br />
„Genossen“ bezeichnet. Das Wort ist<br />
somit als alter Rechtsbegriff das treffende<br />
Wort für die Träger einer Genossenschaft.<br />
2. Das Wort Mitglied bezeichnet zunächst<br />
den Teil eines Körpers, seit<br />
dem 16. Jahrhundert den Teil einer<br />
Auszug aus<br />
dem Wörterbuch<br />
der<br />
Brüder<br />
Grimm.<br />
Gemeinschaft gleich welcher Art.<br />
Das Wort ist somit in seiner Bedeutung<br />
sehr offen und unspezifisch.<br />
Das Wort bezieht sich zudem auf das<br />
biblische Bild vom Haupt und den<br />
Gliedern und verweist damit auf<br />
eine hierarchische Ordnung, die der<br />
genossenschaftlichen Organisationsform<br />
nicht entspricht.<br />
3. Der Entwurf zur Novelle des GenG<br />
begründet den Ersatz von Genosse<br />
durch Mitglied einerseits mit dem<br />
faktischen Sprachgebrauch. Der Gesetzgeber<br />
berücksichtigt dabei nicht,<br />
dass sich dieser Gebrauch im geistesgeschichtlichen<br />
Zusammenhang des<br />
Ideologiekonfliktes des Kalten Krieges<br />
entwickelt hat. Er war zudem nie<br />
konsequent, sonst hätte man auch<br />
das Wort Genossenschaft aufgeben<br />
müssen. Die Voraussetzung der<br />
sprachlichen Abgrenzung hat sich<br />
inzwischen erledigt.<br />
Andererseits will man Männer und<br />
Frauen sprachlich gleich behandeln.<br />
Der Gebrauch von Wörtern in Bundesgesetzen<br />
ist vom Bundesministerium<br />
der Justiz (BMJ) im Handbuch<br />
der Rechtsförmigkeit geregelt. So<br />
sind Wörter präzise zu verwenden<br />
und so, dass sie das Gemeinte wiedergeben.<br />
Beides erfüllt wie gezeigt<br />
Genosse. Zur Gleichbehandlung von<br />
Männern und Frauen eröffnet das<br />
BMJ zahlreiche Möglichkeiten. So<br />
darf das generische Maskulinum<br />
weiter verwandt werden (die grammatisch<br />
maskuline Form „Genosse“<br />
für Männer und Frauen), vorgeschlagen<br />
werden weiter Paarformen (Genossen<br />
und Genossinnen), Satzumgestaltungen,<br />
andere kreative Lösungen<br />
und erst zum Schluss geschlechtsneutrale<br />
Personenbezeichnungen.<br />
Fazit<br />
Etymologisch, wortgeschichtlich,<br />
ideen- und wirtschaftsgeschichtlich,<br />
aber auch unter Gesichtspunkten<br />
der Präzision in Rechtstexten ist das<br />
Wort Genosse durch kein anderes<br />
Wort gleichwertig zu ersetzen. Der<br />
Sprachgebrauch der letzten Jahre ist<br />
als Gegenargument nicht treffend.<br />
Im Zusammenhang der sprachlichen<br />
Gleichbehandlung von Männern<br />
und Frauen erlauben die Vorschriften<br />
des BMJ nicht allein die weitere<br />
Verwendung des Wortes, in der<br />
Würdigung aller Anforderungen an<br />
den Sprachgebrauch in Rechtstexten<br />
ist die Beibehaltung von Genosse<br />
gegenüber Mitglied erforderlich.<br />
Der gelegentlich in der genossenschaftlichen<br />
Organisation geäußerte<br />
Verdacht, der eigentliche Grund<br />
des Begriffswechsels sei der Wunsch<br />
der Sozialdemokratischen Partei<br />
Deutschlands, sich über die Hintertür<br />
der Gesetzgebung das Wort<br />
Genosse exklusiv zu sichern, soll hier<br />
angesichts von nur 580.000 SPD-<br />
Mitgliedern und 17,4 Millionen<br />
Ge-nossen nicht weiterverfolgt werden<br />
…<br />
Thorsten Weiland<br />
24 GB 2/2006
2002: Verliebt. 2005: Verlobt.<br />
2045: Versorgt.<br />
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HINTERGRUND & ANALYSE<br />
BSC: Ziele systematisch umsetzen<br />
Strategische Steuerung eines Genossenschaftsverbandes mit Hilfe der Balanced<br />
Scorecard (BSC). Welchen Nutzen liefert dieses Instrument?<br />
Münster. Die Balanced Scorecard (BSC) als strategisches<br />
Ziel- und Steuerungsinstrument findet in der genossenschaftlichen<br />
Organisation zunehmend Beachtung. Sie<br />
unterstützt Unternehmen darin, ihre strategischen Ziele<br />
systematisch umzusetzen. Mit Hilfe der BSC werden Strategien<br />
konsequent in messbare Ziele übersetzt und mit<br />
entsprechenden Maßnahmen unterlegt. Kontinuierlich<br />
wird mit der BSC-Methodik die Zielerreichung überprüft,<br />
was ein frühes und schnelles Reagieren auf Veränderungen<br />
im Marktumfeld ermöglicht.<br />
Über die erfolgreiche Implementierung der BSC in Banken<br />
gibt es inzwischen eine Fülle an Literatur – nicht<br />
jedoch über die Einsatzmöglichkeiten und den Nutzen in<br />
Verbänden. Dabei sprechen viele gute Gründe für den<br />
Einsatz eines strategischen Steuerungsinstruments in<br />
Verbänden: Zunehmender Wettbewerb, rückläufige Mitgliederentwicklung,<br />
Kostendruck, gestiegene Erwartungen<br />
der Mitgliedsunternehmen und sich verschärfende<br />
regulatorische Anforderungen erfordern immer dringlicher<br />
eine strategische Neuausrichtung der Verbände. Die<br />
BSC kann Verbände dabei wirksam unterstützen, den<br />
strategischen Prozess zu konkretisieren und umzusetzen.<br />
Der folgende Beitrag, der auf den Ergebnissen einer Abschlussarbeit<br />
im Rahmen des Genossenschaftlichen<br />
Bankführungsseminars (GBF) beruht, möchte diese Lücke<br />
schließen und aufzeigen, welchen spezifischen Nutzen<br />
dieses Instrument für Genossenschaftsverbände liefert.<br />
Strategische Herausforderungen<br />
für Genossenschaftsverbände<br />
Der Prozess zur „Bündelung der Kräfte“ im genossenschaftlichen<br />
Verbund auf Ebene der Primärstufe stellt die<br />
Genossenschaftsverbände zukünftig vor immer größer ><br />
Image<br />
Rückgang<br />
der<br />
Mitgliederzahl<br />
Kostendruck<br />
Anpassung<br />
der Kapazitäten<br />
Reformen<br />
der Wirtschaftsprüfung<br />
Steigende<br />
Erwartungen<br />
der Mitglieder<br />
Verbände<br />
Zunahme<br />
des<br />
Wettbewerbs<br />
Differenzierung<br />
der<br />
Interessen<br />
Zunehmende Notwendigkeit einer wirksamen<br />
strategischen Neuausrichtung/Positionierung<br />
Abb. 1: Strategische Herausforderungen für Genossenschaftsverbände<br />
26 GB 2/2006
HINTERGRUND & ANALYSE<br />
><br />
werdende Herausforderungen. Für die Verbände bedeutet<br />
diese Entwicklung zum einen ein Absinken der Anzahl<br />
der Beitragszahler, zum anderen wachsen mit dem Trend<br />
zu immer größeren und komplexeren Genossenschaften<br />
auch die Anforderungen der Mitglieder an die Prüfung,<br />
die Beratung und die Betreuung durch ihren Verband.<br />
Auch die Zunahme der Bandbreiten der Betriebsgrößen<br />
von kleinen Mitgliedsgenossenschaften bis hin zu<br />
„Milliarden-Instituten“ stellt eine Herausforderung für<br />
Genossenschaftsverbände dar. Ein Verband muss für<br />
seine Mitglieder passgenaue, das heißt individuelle, mandantenbezogene<br />
Dienstleistungen anbieten, also ein breites<br />
Leistungsspektrum vorhalten. Erfolgreicher Dienstleister<br />
kann er aber nur sein, wenn er wettbewerbsfähig<br />
ist. Dies setzt Effizienz und eine adäquate Größe voraus.<br />
Daraus ergeben sich auch Konsequenzen für die<br />
Finanzierung der Verbände: Verbandsleistungen sollten<br />
sich selbst tragen. Individualleistungen sollten nicht<br />
mehr über allgemeine Umlagen finanziert werden.<br />
Auch die Zunahme der bankaufsichtsrechtlichen Bestimmungen<br />
stellen die Verbände und die Mitgliedsinstitute<br />
vor große Herausforderungen. Von besonderer Relevanz<br />
sind aktuell Basel II, die IAS und die MaRisk. Darüber<br />
hinaus führen die von internationaler Seite geforderten<br />
Regelungen zur Reformierung der Wirtschaftsprüfung,<br />
die die Themen „Unabhängigkeit der Prüfung“ wie auch<br />
„Trennung zwischen Prüfung und Beratung“ neu aufgreifen,<br />
zu immer größeren Anforderungen an die Verbände.<br />
Lösungsansatz: Die Balanced Scorecard (BSC) als ein<br />
zweckmäßiges Steuerungssystem für einen genossenschaftlichen<br />
Regionalverband<br />
Angesichts dieser Herausforderungen stellt sich für einen<br />
genossenschaftlichen Regionalverband zunehmend die<br />
Notwendigkeit, eine geeignete Zukunftsstrategie zu formulieren.<br />
Die Neupositionierung des Verbandes hin zu<br />
einem wettbewerbsfähigen Dienstleistungsunternehmen<br />
verlangt eine entsprechende unternehmerische Ausrichtung<br />
im Hinblick auf Umfang, Qualität und Preis der<br />
angebotenen Leistungen. Gleichzeitig gilt es, eine ebenso<br />
kostensparende wie auch leistungsfähige Organisationsstruktur<br />
zu schaffen. Ein solch komplexer Veränderungsprozess<br />
verlangt sinnvollerweise den Einsatz eines<br />
geeigneten Managementinstrumentes, das ganzheitlich<br />
ausgerichtet ist und die Verbandsführung speziell in der<br />
Umsetzungsphase dieses „Change“ wirksam unterstützt.<br />
Zielsetzung und Struktur der BSC<br />
Die BSC ist dafür ein geeignetes Verfahren. Sie ist durch<br />
ihre Eigenschaften insbesondere prädestiniert, Unternehmen<br />
und Organisationen bei der Konkretisierung,<br />
Umsetzung und organisatorischen Verankerung ihrer<br />
Vision und Strategie zu unterstützen.<br />
Die Idee der BSC geht auf die Arbeiten der beiden<br />
Amerikaner Robert S. Kaplan und David P. Norton Anfang<br />
der Neunzigerjahre zurück. Vor dem Hintergrund<br />
zunehmender Kritik an einseitigen, lediglich auf finanzielle<br />
Kennzahlen beschränkten Ausrichtung US-amerikanischer<br />
Managementsysteme entwickelten sie ein Konzept,<br />
das die gesamte Wertschöpfung eines Unternehmens<br />
in den Fokus rückt.<br />
Nach dem Grundkonzept erfolgt eine Leistungsmessung,<br />
ausgewogen nach vier Perspektiven: Die finanzielle Perspektive<br />
wird durch eine Kunden-, eine interne Prozessund<br />
eine Lern- und Entwicklungsperspektive (Mitarbeiterperspektive)<br />
ergänzt. Frühindikatoren beziehungsweise<br />
Leistungstreiber treten an die Seite von Ergebniskennzahlen.<br />
Das Konzept der BSC geht von der Annahme aus, dass die<br />
Existenz eines Unternehmens nur dann langfristig gesichert<br />
ist, wenn es in allen Perspektiven erfolgreich ist. Ist<br />
ein Unternehmen in einer Perspektive schwach, so hat<br />
dies Auswirkungen auf die anderen Perspektiven.<br />
Um die ganze Tragweite des Konzepts der BSC auf Dauer<br />
in einem Unternehmen zur Entfaltung zu bringen, sollte<br />
die Vorgehensweise zur Implementierung einer durchdachten<br />
und systematischen Struktur folgen, die wie<br />
folgt skizziert wird.<br />
Den organisatorischen Rahmen schaffen<br />
In dieser Phase geht es um die Festlegung der konzeptionellen<br />
und organisatorischen Voraussetzungen zur<br />
erfolgreichen Implementierung der BSC. Hierzu zählen<br />
im Wesentlichen die Bestimmung des Umfangs der<br />
Einführung der BSC im Verband, die Festlegung der<br />
Projektorganisation und die Berücksichtigung erfolgskritischer<br />
Faktoren.<br />
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, inwieweit<br />
den strukturellen Besonderheiten eines Verbandes als<br />
mitgliedschaftliche Organisation bei der Entwicklung<br />
einer BSC angemessen Rechnung getragen werden muss.<br />
Um der mitgliedschaftlichen Struktur eines Verbandes<br />
besonders Rechnung zu tragen, sollte eine Modifikation<br />
vom Grundkonzept dahingehend erfolgen, dass eine<br />
Mitgliederperspektive definiert wird, die als Fokus für die<br />
übrigen Perspektiven dient.<br />
Da ein Genossenschaftsverband im Zuge seiner Interessenvertretungsfunktion<br />
auch ein Produzent von Kollektivgütern<br />
ist, macht eine weitere Abweichung vom<br />
Standardaufbau Sinn. Sie berücksichtigt eine fünfte Perspektive,<br />
welche die Beziehung des Verbandes zu den externen<br />
Stakeholdern in den Vordergrund rückt (externe<br />
Stakeholder-Perspektive).<br />
Was die beiden Perspektiven „Prozesse“ und „Mitarbeiter“<br />
betrifft, finden sich enge Parallelen zum BSC-Aufbau<br />
von Profit-Unternehmen. Auch und gerade der Verband<br />
muss sich mit Fragen der Effizienz der Leistungserstellung<br />
auseinandersetzen. Darüber hinaus sind leistungsorientierte<br />
und unternehmerisch denkende Mitarbeiter<br />
Erfolgsfaktoren des Verbandes.<br />
><br />
GB 2/2006<br />
27
HINTERGRUND & ANALYSE<br />
Mitgliederperspektive<br />
Strat.<br />
Ziel<br />
Wie sichern<br />
und steigern<br />
wir die Ertragsund<br />
Wettbewerbsfähigkeit<br />
unserer Mitglieder?<br />
Wie<br />
erhöhen wir<br />
den Nutzen<br />
unserer Mitglieder?<br />
Messgröße<br />
Zielwert<br />
Aktionen<br />
Finanzperspektive<br />
Externe Stakeholder-Perspektive<br />
Wie können<br />
wir unseren<br />
finanziellen<br />
Handlungsspielraum<br />
bewahren?<br />
Strat.<br />
Ziel<br />
Messgröße<br />
Zielwert<br />
Aktionen<br />
Wie erfüllen wir<br />
unseren politischen<br />
Auftrag<br />
(innerhalb und<br />
außerhalb des<br />
Verbundes)?<br />
Strat.<br />
Ziel<br />
Messgröße<br />
Zielwert<br />
Aktionen<br />
Vision<br />
und<br />
Strategie<br />
Mitarbeiterperspektive<br />
Externe Prozessperspektive<br />
Wie sichern<br />
und entwickeln<br />
wir die<br />
Leistungsfähigkeit<br />
unserer<br />
Mitarbeiter?<br />
Strat.<br />
Ziel<br />
Messgröße<br />
Zielwert<br />
Aktionen<br />
Wie können wir<br />
unsere Strukturen<br />
und Abläufe<br />
effizient,<br />
mitgliederorientiert<br />
und in<br />
hoher Qualität<br />
organisieren?<br />
Strat.<br />
Ziel<br />
Messgröße<br />
Zielwert<br />
Aktionen<br />
Abb. 2: Modifizierte Struktur der BSC für einen Verband<br />
><br />
Klärung der strategischen Grundlagen<br />
Da die BSC in erster Linie ein Instrument zur Umsetzung<br />
von Strategien ist, sollte schon vor dem eigentlichen<br />
Implementierungsprozess im Hause ein gemeinsam<br />
getragenes Strategieverständnis vorliegen: Wie sieht die<br />
strategische Ausgangssituation des Verbandes aus, welche<br />
Vision wird für die Zukunft angestrebt und wie lauten<br />
die grundsätzlichen strategischen Stoßrichtungen zur<br />
Erreichung dieses Zukunftsbildes.<br />
Eine zweckmäßige Methode, die hier zur Unterstützung<br />
angewendet werden kann, ist die SWOT-Analyse. Sie<br />
zeigt das Ergebnis der strategischen Standortbestimmung<br />
an und bildet die Basis für die Definition beziehungsweise.<br />
Schärfung der Zielposition des Verbandes sowie die<br />
Ableitung der grundsätzlichen strategischen Stoßrichtungen:<br />
Für einen genossenschaftlichen Regionalverband<br />
könnten folgende strategische Stoßrichtungen festgemacht<br />
werden, die als Richtungsimpulse die Basis für<br />
die weitere Ausgestaltung der BSC sind:<br />
– „Stärkung der Leistungsfähigkeit der Mitglieder durch<br />
ein qualitativ hochwertiges Dienstleistungsangebot<br />
(mindestens auf dem Niveau der Wettbewerber),<br />
– Schaffung zukunftsfähiger Strukturen sowie Forcierung<br />
des Prozess- und Kostenmanagements und<br />
– Sicherstellung einer wahrnehmbaren und zeitgemäßen<br />
Interessenvertretung der Mitglieder.“<br />
Entwicklung der BSC<br />
Ausgehend von den strategischen Grundlagen und den<br />
organisatorischen Rahmenbedingungen wird in dieser<br />
Phase eine BSC konkret entwickelt. Es gilt, die strategischen<br />
Ziele abzuleiten, Ursache-Wirkungs-Beziehungen<br />
><br />
28 GB 2/2006
HINTERGRUND & ANALYSE<br />
><br />
zwischen den Zielen festzulegen, Messgrößen auszuwählen,<br />
Zielwerte zu formulieren und schließlich strategische<br />
Maßnahmen zu bestimmen.<br />
Jeder Perspektive werden zunächst so genannte „strategische<br />
Ziele“ zugeordnet. Sie gelten als die „entscheidenden<br />
und erfolgskritischen Ziele“ und stehen daher im<br />
Mittelpunkt des Konzepts der BSC. Die strategischen<br />
Ziele sind anschließend in Messgrößen zu überführen<br />
und durch Zielwerte zu konkretisieren, um einen regelmäßigen<br />
Soll-Ist-Vergleich zu ermöglichen. Im weiteren<br />
Schritt sind konkrete Maßnahmen festzulegen, durch die<br />
die Realisierung der Vorgabewerte und damit der strategischen<br />
Ziele gefördert werden soll. Für jede Maßnahme<br />
sind der entsprechende Ressourcenbedarf abzuschätzen,<br />
Meilensteine zu definieren und Verantwortlichkeiten zu<br />
benennen.<br />
Die Verbindung der Ziele schließlich über eine Ursachen-<br />
Wirkungs-Kette und deren grafische Darstellung erfolgt<br />
in der so genannten Strategy Map. In ihr wird die<br />
Strategie des Verbandes transparent (siehe Abb. 3).<br />
Management des Roll-out<br />
Um eine vollständige Umsetzung der definierten Vision<br />
und Strategie im Verband zu gewährleisten, empfiehlt es<br />
sich, die BSC im Wege des sogenannte Roll-out auf die<br />
verschiedenen Organisationseinheiten und Hierarchieebenen<br />
des Verbandes auszudehnen beziehungsweise<br />
herunterzubrechen (Kaskadierung der BSC). Übertragen<br />
auf einen genossenschaftlichen Regionalverband könnten<br />
eigene Scorecards für die Bereiche „Prüfung“, „Beratung“,<br />
„Mitgliederbetreuung“ und „Bildung“ definiert<br />
werden (sogenannte Bereichs-Scorecards). Im Idealfall<br />
kann die BSC über die Abteilungs- beziehungsweise<br />
Teamebene bis hin auf den einzelnen Mitarbeiter heruntergebrochen<br />
werden.<br />
><br />
Mitglieder<br />
Prozesse Finanzen<br />
Mitarbeiter<br />
Beratung und Betreuung<br />
der Mitgliedsgenossenschaften<br />
intensivieren<br />
Höhere Einnahmen durch<br />
Bepreisung von<br />
Marktleistungen erzielen<br />
Dienstleistungsangebot<br />
bedarfs- und zielgruppenorientiert<br />
ausrichten<br />
Qualität steigern<br />
Beratungs- und Betreuungskompetenz<br />
erhöhen<br />
Ertrags- und Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Mitglieder sichern und ausbauen<br />
(Mitgliedernutzung erhöhen)<br />
Ausgeglichenes „operatives<br />
Ergebnis“ erzielen<br />
Leistungs- und Prozesseffizienz<br />
erhöhen<br />
Leistungskultur steigern<br />
Veränderungsbereitschaft der<br />
Mitarbeiter/innen erhöhen<br />
Mitgliederzuwachs<br />
generieren<br />
Verwaltungskosten<br />
senken<br />
Zukunftsfähige<br />
Strukturen schaffen<br />
Identifikation/„Wir-<br />
Gefühl“ steigern<br />
Förderung des<br />
Genossenschaftswesens<br />
Interessenvertretung<br />
forcieren<br />
Präsenz in<br />
den Medien<br />
ausbauen<br />
Synergien aus<br />
der Kooperation<br />
mit anderen<br />
Verbänden<br />
forcieren<br />
Externe Stakeholder – Verbund/Verbände/Öffentlichkeit<br />
Abb. 3: Vorschlag einer Strategy Map für einen genossenschaftlichen Regionalverband<br />
GB 2/2006<br />
29
HINTERGRUND & ANALYSE<br />
Literatur<br />
BVR (2004): Weißbuch zum Vorgehensmodell<br />
„Balanced Scorecard“ der Genossenschaftsbanken,<br />
Grundlagen der Balanced<br />
Scorecard in Genossenschaftsbanken,<br />
Nutzenaspekte, theoretische Grundlagen,<br />
grundsätzliches Vorgehen, Berlin<br />
2004.<br />
Gmür, Markus/Julia Brandl (2002): Die<br />
Steuerungsfähigkeit wiedererlangen? Die<br />
Balanced Scorecard für das Management<br />
von Non-Profit-Organisationen, in: Scherer,<br />
A. G./Alt, J. M. (Hrsg.): Balanced Scorecard<br />
in Verwaltung und Non-Profit-Organisationen,<br />
Stuttgart 2002, S. 27–41.<br />
Horváth & Partners, Hrsg. (2004): Balanced<br />
Scorecard umsetzen, 3. Auflage,<br />
Stuttgart 2004.<br />
Kaplan, Robert S./David P. Norton (1997):<br />
Balanced Scorecard, Strategien erfolgreich<br />
umsetzen, aus dem Amerikanischen<br />
von Horváth, P./Kuhn-Würfel,<br />
B./Vogelhuber, C., Stuttgart 1997.<br />
Kipker, Ingo (2004): Anwendungsstatus<br />
der BSC-Umsetzung in Genossenschaftsbanken,<br />
in: Kipker, I. (Hrsg.): Strategisches<br />
Management in Genossenschaftsbanken.<br />
Erfolgreiche Strategieentwicklung<br />
und Strategieumsetzung mit der<br />
Balanced Scorecard (BSC), Wiesbaden<br />
2004, S. 51–72.<br />
Kring, Thorn I. (2005): Die Balanced<br />
Scorecard als Managementsystem für<br />
Banken, Handlungsempfehlungen auf<br />
Basis einer institutionenökonomischen<br />
Analyse von Managementdefiziten in<br />
Genossenschaftsbanken, Dissertation,<br />
Münstersche Schriften zur Kooperation,<br />
Band 62, Aachen 2005.<br />
Kurtz, Ralf/Damir Maras (2003): Balanced<br />
Scorecard (BSC)? Das strategische<br />
Managementsystem für Verbände, in:<br />
Verbändereport, 2003, Heft 6, S. 20–23.<br />
<strong>RWGV</strong> (2004): Abschlussbericht zu den<br />
Ergebnissen der Projektgruppe „Balanced<br />
Scorecard“ des Westfälischen Genossenschaftsverbandes<br />
Münster e. V., herausgegeben<br />
mit Rundschreiben des<br />
<strong>RWGV</strong> an alle Mitgliedsbanken vom<br />
11.03.2004.<br />
Schiffers, Christian (2003): Die Balanced<br />
Scorecard im Unternehmen Verband? Erfolgreiche<br />
Einführung, Nutzung und Weiterentwicklung<br />
am praktischen Beispiel,<br />
in: Verbändereport, 2003, Heft 8, S. 8–13.<br />
Sicherstellung des kontinuierlichen Einsatzes der BSC<br />
In dieser Phase geht es darum, die BSC im Verband dauerhaft zu verankern.<br />
Im Einzelnen zählen hierzu die Sicherstellung einer erfolgreichen Kommunikation,<br />
die Einbindung der BSC in das Planungssystem, die Anpassung<br />
des Berichtssystems, die Unterstützung durch geeignete IT-Systeme,<br />
die Verknüpfung der BSC mit einem Anreizsystem und schließlich die<br />
organisatorische Festlegung von Verantwortlichkeiten.<br />
Nutzen der BSC<br />
Der Nutzen der Balanced Scorecard lässt sich in ihren Funktionen zusammenfassen.<br />
Sie drücken eine Erwartungshaltung gegenüber dem Managementinstrument<br />
aus:<br />
Strategierealisierung und Implementierung: Dies wird gewährleistet durch die<br />
konsequente Ableitung von strategischen Zielen aus der Vision sowie die<br />
Verknüpfung der Ziele mit Maßnahmen, Messgrößen, Zielwerten und Verantwortlichkeiten.<br />
Informations-/Cockpit-Funktion: Die BSC ermöglicht eine Konzentration auf<br />
wesentliche Führungsinformationen und verbessert somit die Datenbasis<br />
des Verbandsmanagements.<br />
Frühwarnfunktion: Das BSC-Konzept enthält Frühwarnindikatoren und ermöglicht<br />
ein rechtzeitiges Gegensteuern.<br />
Kommunikationsfunktion: Transparenz und Visualisierung des strategischen<br />
Zielsystems fördern die Auseinandersetzung und Identifikation der Mitarbeiter<br />
mit der Strategie und verbessern somit den strategischen Dialog.<br />
Vereinfachungsfunktion: Wesentliche Werttreiber und Steuerungsgrößen<br />
werden in den Vordergrund gerückt und es werden Prioritäten gesetzt.<br />
Funktion der ganzheitlichen Ausrichtung und Balance: Die BSC schafft eine<br />
ausgewogene Balance zwischen monetären und nicht monetären Zielen<br />
einerseits und langfristigen und kurzfristigen Zielen andererseits. Motivationsfunktion:<br />
Steigerung der Motivation der Mitarbeiter durch Verknüpfung<br />
der BSC mit individuellen Anreizsystemen (Zielvereinbarungen und<br />
LEV).<br />
Fazit<br />
Im Ergebnis lässt sich feststellen, dass die BSC als umfassendes Planungsund<br />
Steuerungsinstrument besonders gut dafür geeignet ist, den Verband<br />
bei der Umsetzung seiner strategischen Neuausrichtung hin zu einem wettbewerbsorientierten<br />
Dienstleistungsunternehmen zu unterstützen.<br />
Im Hinblick auf die Gestaltung der BSC für einen Verband ist eine 1:1-<br />
Übernahme der Grundkonzeption nicht empfehlenswert, da sich in dieser<br />
die Besonderheiten des Verbandes als mitgliedschaftlich strukturierte Nonprofit-Organisation<br />
nicht adäquat abbilden lassen. Modifikationen der<br />
Grundkonzeption sollten dahingehend erfolgen, dass erstens die Mitgliederperspektive<br />
als Fokus für die übrigen Perspektiven dient und zweitens<br />
eine fünfte Perspektive berücksichtigt wird, die der Beziehung des<br />
Verbandes zu seinen externen Stakeholdern Rechnung trägt.<br />
Johannes Ries,<br />
Diplom-Kaufmann, Diplom. Bankbetriebswirt VR<br />
<strong>RWGV</strong>-Vorstandsstab<br />
30 GB 2/2006
AUS DEM VERBUND<br />
Position gefestigt<br />
Die WGZ BANK präsentierte sich bei ihrer Bilanzpressekonferenz in bester Verfassung.<br />
Düsseldorf. Der Bankvorstand konnte<br />
für das Jahr 2005 sowohl für die<br />
WGZ BANK AG als auch für die WGZ-<br />
BANK-Gruppe Rekordergebnisse vorstellen.<br />
Nach dem Rechtsformwandel<br />
in eine Aktiengesellschaft und<br />
nach der erfolgreichen Kapitalerhöhung<br />
war 2005 zugleich das wichtigste<br />
Jahr in der Geschichte der<br />
WGZ BANK seit 1970, seit dem<br />
Zusammenschluss der rheinischen<br />
Zentralbanken mit dem westfälischen<br />
Schwesterinstitut zur WGZ-<br />
Bank eG.<br />
„2005 war ein Jahr, in dem wir die<br />
WGZ BANK so umfassend für die<br />
Zukunft aufgestellt haben wie in keinem<br />
Jahr zuvor seit 1970. Und dabei<br />
haben wir zugleich die höchsten<br />
Ergebnisse in der nun immerhin<br />
122-jährigen Geschichte der WGZ<br />
BANK erzielt“, resümierte Werner<br />
Böhnke, der Vorstandsvorsitzende<br />
der WGZ BANK AG. Mit ihrem Rechtsformwandel<br />
von einer eingetragenen<br />
Genossenschaft in eine Aktiengesellschaft<br />
habe die WGZ BANK<br />
den Weg frei gemacht für ein mögliches<br />
Zusammengehen mit der DZ<br />
BANK AG. Durch die Kapitalerhöhung<br />
flossen der WGZ BANK rund<br />
290 Millionen Euro zu, die die<br />
Kapitalbasis der Bank weiter stärken<br />
konnten. Dadurch seien nach Aussagen<br />
der Genossenschafts-Zentralbank<br />
die Voraussetzungen geschaffen<br />
für eine stärkere Integration der<br />
WGZ BANK in den genossenschaftlichen<br />
FinanzVerbund einerseits sowie<br />
für ein gesundes Wachstum aus<br />
eigener Kraft andererseits. „Beides,<br />
die erfolgreich umgesetzten Projekte<br />
des vergangenen Jahres und die weiter<br />
gewachsene wirtschaftliche Stärke<br />
der WGZ BANK, festigen unsere<br />
Position. Wir haben uns damit für<br />
unsere Zukunft zwei starke Optionen<br />
erarbeitet“, so Böhnke.<br />
Die wirtschaftliche Stärke belegte<br />
Böhnke mit Rekordzahlen: Der Jahresüberschuss<br />
der WGZ BANK-Gruppe<br />
stieg um 38 Prozent auf 124,5<br />
Millionen Euro in der WGZ BANK<br />
AG nahm der Jahresüberschuss um<br />
30,4 Prozent auf 88,2 Millionen Euro<br />
zu. Zudem konnte die WGZ BANK<br />
ihre Produktivität erneut steigern:<br />
Die Cost-Income-Ratio der WGZ<br />
BANK-Gruppe verbesserte sich auf<br />
49,2 Prozent, die der WGZ BANK AG<br />
auf 51,9 Prozent. Die guten Ergebnisse<br />
veranlassen Aufsichtsrat und<br />
Vorstand dazu, der Hauptversammlung<br />
der WGZ BANK im Juni neben<br />
der Standarddividende von fünf<br />
Prozent die Ausschüttung einer Bonusdividende<br />
von zwei Prozent auf<br />
das gezeichnete Kapital vorzuschlagen.<br />
Insgesamt wird die WGZ BANK<br />
nach diesem Vorschlag ein um rund<br />
20 Prozent gegenüber dem Vorjahr<br />
erhöhtes Dividendenvolumen von<br />
insgesamt 38 Millionen Euro ausschütten.<br />
Für das Jahr 2006 geht der Vorstand<br />
davon aus, die Ergebnisse des guten<br />
Jahres 2005 wiederholen zu können.<br />
„Wir stehen auf einem grundsoliden<br />
Fundament“, fasste Böhnke die Rekordergebnisse<br />
der WGZ BANK abschließend<br />
zusammen.<br />
Foto: Thorsten Weiland<br />
Der Vorstandsvorsitzende der<br />
WGZ BANK, Werner Böhnke, zeigte<br />
sich zufrieden.<br />
GB 2/2006<br />
31
AUS DEM VERBUND<br />
„Es ist dreißig Jahre nach zwölf“<br />
Pensionskasse macht beim PKWG-Forum deutlich: Geburtenrückgang und Alterung führen<br />
zu unübersehbaren sozialen Veränderungen.<br />
Die Gäste des PKWG-Forums überzeugten sich selbst:<br />
Es besteht Handlungsbedarf!<br />
Münster. Die Pensionskasse stellte ihr diesjähriges Forum<br />
in Münster für Vertreter ihrer Arbeitgebermitglieder unter<br />
das Thema „Demografische Alterung und Bevölkerungsschrumpfung“.<br />
In verschiedenen Vorträgen wurden<br />
die Auswirkungen des demografischen Wandels auf<br />
die gesetzlichen und betrieblichen Versorgungssysteme<br />
und den künftigen Arbeitsmarkt beleuchtet.<br />
Den Initiativvortrag hielt Professor Dr. Herwig Birg, Präsident<br />
des Instituts für Demografie, Allgemeinwohl und<br />
Familie, einer der renommiertesten Experten für Bevölkerungsfragen.<br />
Dieser stellte seinen Ausführungen zwei<br />
demografische Weltrekorde Deutschlands voran. „Von<br />
den 200 Ländern der Welt ist es das erste Land, in dem<br />
die Bevölkerungsschrumpfung infolge der niedrigen Geburtenrate<br />
am frühesten begann, nämlich zu Beginn der<br />
Siebzigerjahre. Und: Die Geburtenrate beträgt in<br />
Deutschland durchschnittlich 1,3 Kinder pro Frau – ähnlich<br />
wie in anderen Industrieländern. Allerdings bleiben<br />
etwa ein Drittel der Frauen und Männern eines Jahrgangs<br />
zeitlebens kinderlos“, so Birg. Bis zum Jahr 2050 werde<br />
nach seinen Berechnungen das Bevölkerungswachstum<br />
in Deutschland bei den älteren Altersgruppen der über<br />
60-Jährigen deutlich zunehmen. Die Zahl der unter 60-<br />
Jährigen schrumpfe gleichzeitig um mehr als 20 Millionen.<br />
Birg: „Insgesamt wird Deutschland Mitte des Jahrhunderts<br />
nur noch 68 Millionen Einwohner haben. Der<br />
Geburtenrückgang und die zunehmende Alterung der<br />
Bevölkerung werden die<br />
Gesellschaft insgesamt,<br />
aber auch die sozialen<br />
Sicherungssysteme vor<br />
große Herausforderungen<br />
stellen.“ Daher lautete<br />
Professor Birgs These<br />
zusammenfassend auch:<br />
„Es ist dreißig Jahre nach<br />
zwölf.“<br />
Kapitaldeckung entspannt<br />
die Lage – zu diesem Ergebnis<br />
kam Günter Schulze<br />
von der Pensionskasse<br />
westdeutscher Genossenschaften<br />
in seinem Vortrag<br />
zur privaten und<br />
betrieblichen Altersversorgung.<br />
Durch das völlig<br />
andere Finanzierungsverfahren,<br />
nämlich die verzinsliche<br />
Ansammlung eines Kapitalstocks, würden nicht<br />
alle demografischen Faktoren außer Kraft gesetzt, jedoch<br />
die wichtigste Bedingung erfüllt: jeder Einzelne finanziere<br />
die Mehrbelastungen einer steigenden Lebenserwartung<br />
selbst. Der Zinseszinseffekt vermindere zudem die<br />
Mehrkosten. Außerdem machte Schulze deutlich, dass<br />
die zusätzliche Altersvorsorge vor dem Hintergrund<br />
geringer werdender gesetzlicher Renten einen finanziell<br />
gesicherten Lebensabend erst möglich mache. „Die<br />
betriebliche Altersversorgung“, so Günter Schulze, „werde<br />
in Zukunft einen höheren Stellenwert als personalpolitisches<br />
Instrument einnehmen als heute. Denn bei dem<br />
in einigen Jahren einsetzenden Wettbewerb um die wenigen<br />
qualifizierten jungen Arbeitskräfte werden die Arbeitgeber<br />
die Nase vorn haben, die attraktive Arbeitsbedingungen<br />
und Vergütungselemente anzubieten haben.“<br />
Peter Linnemann, geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />
der PKWG, fasste die Erkenntnis des Forums mit wenigen<br />
Worten zusammen: „Von unseren Politikern wurde zu<br />
lange der Eindruck erweckt, im Bereich der Altersvorsorge<br />
stehe alles zum Besten. Durch die Verschleppung der<br />
Probleme wurde wertvolle Zeit vertan. Nun heißt es,<br />
Initiative zu entwickeln und die eigene Altersvorsorge<br />
nicht mehr nur auf das staatliche System zu stützen.“<br />
Foto: Marco Stepniak<br />
32 GB 2/2006
AUS DEM VERBUND<br />
DG VERLAG erfolgreich<br />
Wiesbaden. Der DG VERLAG konnte<br />
den Gesamtumsatz im Jahr 2005 um<br />
24,6 Prozent auf 196,3 Millionen Euro<br />
(Vorjahr: 157,5 Millionen Euro)<br />
steigern und damit eine zufrieden<br />
stellende Entwicklung verzeichnen.<br />
Das Umsatzplus resultiert aus der<br />
großen Karten-Hauptausstattung im<br />
abgelaufenen Geschäftsjahr. „Vorbehaltlich<br />
der Zustimmung der Generalversammlung<br />
planen wir, eine<br />
genossenschaftliche Rückvergütung<br />
in Höhe von zwei Prozent auf die<br />
Umsätze und eine Dividende in<br />
Höhe von sechs Prozent auf die<br />
Geschäftsanteile auszuschütten“, so<br />
Dr. Manfred Biehal, Vorsitzender des<br />
Vorstandes des DG VERLAGES.<br />
GAD-Vorstandstage 2006<br />
Münster. Die aktuelle Situation rund<br />
um die Einführung von bank21 und<br />
basis21 standen im Mittelpunkt des<br />
Interesses bei den diesjährigen GAD-<br />
Vorstandstagen. Rund 700 Gäste<br />
nahmen die Gelegenheit wahr, auf<br />
den elf Veranstaltungen mit dem<br />
Vorstand der GAD die aktuelle Situation<br />
zu diskutieren. Ein weiteres<br />
wichtiges Thema der Vorstandstage<br />
waren die Ergebnisse der Sondierungsgespräche<br />
zwischen GAD und<br />
FIDUCIA. Im Oktober 2005 sei offiziell<br />
ein Letter of Intend zwischen<br />
FIDUCIA und GAD beschlossen worden.<br />
Während der Aufsichtsrat der<br />
GAD am 7. Februar dem gemeinsamen<br />
Schlussdokument zugestimmt<br />
habe, hätte der FIDUCIA-Aufsichtsrat<br />
Vorbehalte geäußert. So fanden<br />
das Modell der Steuerungsgesellschaft,<br />
ein neutraler Hauptsitz im<br />
Rhein-Main-Gebiet sowie die Parität<br />
in den Gremien keine Zustimmung.<br />
Die Sondierungsgespräche seien darauf<br />
hin ausgesetzt worden.<br />
Mit Vollgas in die Zukunft: die geno kom Werbeagentur.<br />
geno kom Werbeagentur auf Expansionskurs<br />
Münster/Köln. „Ein breiter aufgestelltes Leistungsangebot, ein noch kompetenteres<br />
Team, günstigere Kostenstrukturen, ein erweitertes Marktgebiet“ –<br />
unter diesen Schlagwörtern war die geno kom Werbeagentur GmbH nach eigenen<br />
Angaben im Mai des vergangenen Jahres an den Start gegangen. Rund ein<br />
Jahr nach der Zusammenführung von GENO COM Kommunikation GmbH,<br />
Köln, und IWM Imperator Werbung GmbH, Münster, präsentierten die<br />
Geschäftsführer Susanne Rolfing und Thomas Hamacher mit der Bilanz für<br />
2005 das beste Ergebnis in der Geschichte der Agentur. „Das Geschäftsjahr<br />
2005 verlief deutlich besser als erwartet. Wir haben unsere anspruchsvollen<br />
Umsatzziele nicht nur erreicht, sondern deutlich überschritten“, sagt Susanne<br />
Rolfing. Für die Umsatzerhöhung auf 12,5 Millionen Euro (2004: 9,3<br />
Millionen Euro) sorgten neben dem Media-Geschäft vor allem die Bereiche<br />
„Klassische Werbung“, „Zielgruppenkonzepte“ sowie „Messe/Bühnenbau/Veranstaltungen“.<br />
Des Weiteren konnte die geno kom ihr Betriebsergebnis im<br />
operativen Geschäft deutlich steigern. Dieses erhöhte sich gegenüber dem<br />
Vorjahr um 21,9 Prozent.<br />
Gute Laune im Kelterraum.<br />
125 Jahre<br />
Raiffeisendruckerei<br />
Neuwied. Die Raiffeisendruckerei GmbH<br />
feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges<br />
Bestehen. Aus diesem Anlass lud die<br />
Druckerei zur zweiten Veranstaltung<br />
ihrer Vortragsreihe „Zeitreise der Kommunikation“<br />
zum Thema „Kommunikation<br />
am Limes“ in den Kelterraum<br />
des Landesmuseums auf der Festung<br />
Ehrenbreitstein ein. Als Referenten<br />
hatte man den Limes-Experten Dr.<br />
Cliff Alexander Jost vom Koblenzer<br />
Landesamt für Archäologische Denkmalpflege<br />
gewinnen können.<br />
GB 2/2006<br />
33
AUS DEM VERBUND<br />
Ein Prinzip, das sich bewährt<br />
Sie hat so viele Mitglieder wie die Stadt Neuss Einwohner beheimatet und sie besitzt<br />
eine lange Tradition: die Stiftung des Förderkreises der Genossenschaftsmitglieder.<br />
Münster. 150.000 Mitglieder hat die 1983 als „Förderkreis<br />
der Genossenschaftsmitglieder e. V.“ gegründete<br />
Stiftung mit Sitz in Münster. „Wir meinen, dass eine<br />
Idee, die vor mehr als 150 Jahren entstand und vielen<br />
Menschen aus Notsituationen half, auch und gerade heute<br />
Gültigkeit hat“, sagt Vorstandsmitglied Dr. Gerhard<br />
Warnking, der zusammen mit Kuratoriumsmitglied<br />
Hans-Helmut Mönnig den Stiftungsmotor kräftig antreibt.<br />
Die Initiative zur Gründung des Vereins ging Anfang<br />
der Achtzigerjahre auf damalige Führungskräfte aus<br />
dem Genossenschaftsbereich zurück. Warnking: „Ziel<br />
war und ist es bis heute zum einen, die Genossenschaftsmitglieder<br />
aktiv zu unterstützen. Zum anderen soll die<br />
Attraktivität der Genossenschaftsphilosophie einer breiten<br />
Öffentlichkeit verdeutlicht werden. Das bedeutet,<br />
dass neben den Mitarbeitern genossenschaftlicher Unternehmen<br />
besonders die Mitglieder der Genossenschaften<br />
und auch Freunde und Bekannte als Zielgruppen einbezogen<br />
werden sollten.“ Gesagt, getan: Schon nach kurzer<br />
Zeit gehörten zum Förderkreises tausende aktive Mitstreiter<br />
aus den Reihen von Genossenschaftsbanken, von<br />
ländlichen sowie gewerblichen Genossenschaften, aber<br />
auch aus Unternehmen des genossenschaftlichen Finanz-<br />
Verbundes sowie der Verbände.<br />
Ende des vergangenen Jahres wurde der Verein in eine<br />
Stiftung umgewandelt. „Wir sind der festen Überzeugung,<br />
dass wir mit dem Rechtsformwandel die Weichen<br />
für die Zukunft richtig gestellt haben“, so Warnking.<br />
Denn das Prinzip hat sich bewährt: Der Förderkreis der<br />
Genossenschaftsmitglieder setzt sich jedes Jahr ein<br />
Schwerpunktthema, mit dem die Verbreitung der Genossenschaftsidee<br />
gestärkt wird. Aus der Taufe gehoben werden<br />
konnten somit seit der Gründung attraktive Aktionen<br />
wie beispielsweise die Einrichtung und finanzielle<br />
Förderung eines genossenschaftlichen Archivs, ein Ideenwettbewerb<br />
zur Förderung der Genossenschaftsmitglieder,<br />
ein Schülerwettbewerb, der Aufbau der Gesellschaft<br />
zur Förderung des Instituts für Genossenschaftswesen an<br />
der Humboldt-Universität zu Berlin, die Einrichtung und<br />
Erhaltung des Museums im Geburtshaus von Friedrich<br />
Wilhelm Raiffeisen mit einem Patenschaftsvertrag sowie<br />
die finanzielle Begleitung einer Gedenkstätte des deutschen<br />
Genossenschaftswesens in Delitzsch seit dem Jahr<br />
1999.<br />
Neben der materiellen Mitgliederförderung hat der<br />
Förderkreis immer schon den ideellen Aspekt in den<br />
Vordergrund gestellt, die Genossenschaftsidee zu verbreiten<br />
und speziell auch jungen Menschen zugänglich zu<br />
Bei der Übergabe der Stiftungsurkunde:<br />
Regierungspräsident Dr. Jörg Twenhöven mit den<br />
beiden Vorstandsmitgliedern Dr. Rainer Klewin und<br />
Dr. Gerhard Warnking.<br />
machen. Die Stiftung begrüßt daher die Gründung von<br />
Schülergenossenschaften. Ein Vorteil dabei: „Den Unterricht<br />
in Sachen Demokratie gibts automatisch dazu,<br />
denn jedes Mitglied darf mitbestimmen“, sagt Mönnig<br />
und betont, dass der Genossenschaftsgedanke viele einfache<br />
Lösungen für komplizierte Probleme bietet: „Wir<br />
können viele Probleme nur gemeinsam lösen.“<br />
„Was einer allein nicht schaffen kann, schaffen viele“ –<br />
frei nach diesem Motto formuliert Kuratoriumsmitglied<br />
Hans-Helmut Mönnig eine Vision der Stiftung: „Wenn<br />
jedes Genossenschaftsmitglied von der jährlichen Dividende<br />
auf einen Cent zu Gunsten der Stiftung verzichtet,<br />
könnte die Stiftung neben der längerfristigen Sicherung<br />
der Erhaltungsaufwendungen zusätzliche Fördermaßnahmen<br />
ergreifen. Beispielsweise könnten Klassenfahrten<br />
zum Raiffeisen-Museum mitfinanziert werden.“<br />
Wolfgang Koschny<br />
www.stiftung-der-genossenschaftsmitglieder.de<br />
34 GB 2/2006
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BANKEN<br />
Foto: Ralf Bröker<br />
Die Bürgerstiftung Rhein-Lippe „KREA(K)TIV – Kinder fördern“ wurde von<br />
Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen persönlich geehrt.<br />
„KREA(K)TIV“<br />
Die Bürgerstiftung KREA(K)TIV, gegründet aus Anlass des 125-jährigen Bestehens der<br />
Volksbank Rhein-Lippe, wurde in Berlin geehrt.<br />
Berlin/Wesel. „In einer Gesellschaft, in der der Staat<br />
nicht alles leisten kann und auch nicht alles leisten soll,<br />
haben Bürgerstiftungen einen festen Platz“, sagte Bundesfamilienministerin<br />
Ursula von der Leyen im Berliner<br />
Haus Deutscher Stiftungen. Anschließend ehrte sie die<br />
Bürgerstiftung Rhein-Lippe „KREA(K)TIV – Kinder fördern“<br />
als 100. Gründung in Deutschland.<br />
Bankdirektor Josef Hermsen, Vorstandsvorsitzender der<br />
im Februar in Wesel ins Leben gerufenen Bürgerstiftung,<br />
erinnerte in seiner humorvollen Dankesrede an die<br />
Anfänge der Initiative. Aus Anlass des 125-jährigen<br />
Bestehens der Volksbank Rhein-Lippe in diesem Jahr sollte<br />
Bleibendes und Nützliches für die Bürger in Hünxe,<br />
Voerde, Hamminkeln und Wesel entstehen. Von Fachleuten<br />
habe man sich überzeugen lassen, nicht nur für,<br />
sondern mit den Bürgern etwas zu machen. Und dies in<br />
Rekordzeit: In wenigen Wochen wurde aus der Idee gemeinsames<br />
Tun und zwischen erstem Stiftertreffen und<br />
Notartermin lagen nur einige Tage.<br />
„Was einer nicht kann, vermögen viele“, zitierte Hermsen<br />
bei der Ehrung in Berlin Friedrich Wilhelm Raiffeisen:<br />
für eine Genossenschaft wie die Volksbank eigentlich<br />
ureigenste Philosophie. Die „immer schwerer werdende<br />
öffentliche Hand“ könne gerade für die Kinder der<br />
Region nicht mehr alles tun. Hier gelte es zu fördern.<br />
Darum verzichte die Volksbank Rhein-Lippe in der<br />
Bürgerstiftung Rhein-Lippe ganz bewusst auf dominanten<br />
Einfluss, sie habe vielmehr mit den anderen Stiftern<br />
in Vorstand und Stiftungsrat viel Sachverstand kompetenter<br />
Menschen von vor Ort eingebunden und werde<br />
dies weiter tun.<br />
Zeit und Ideen einzubringen sei genauso wichtig wie<br />
Geld. Darin war sich Ursula von der Leyen mit Hermsen<br />
und allen anderen Festrednern einig. Die mitgereisten 25<br />
Gründungsstifter vom Niederrhein – über 60 sind es<br />
mittlerweile insgesamt und ihre Zahl wächst weiter –<br />
zeigten sich deswegen nach den Feierlichkeiten optimistisch:<br />
Das Rekordtempo der Gründung sei mit der<br />
Ehrung als 100. Bürgerstiftung gewürdigt worden, das<br />
seitdem an den Tag gelegte Engagement und die bewiesene<br />
Kreativität würden zunächst die Kassen weiter füllen.<br />
„Dann wollen wir viel für die Kinder in unserer Region<br />
tun“, sagte Hermsen. „Sie sind unsere Zukunft.“<br />
Ralf Bröker,<br />
<strong>RWGV</strong>-Pressebüro Rhein-Ruhr<br />
36 GB 2/2006
BANKEN<br />
„Holzwurm“ frisst sich durch<br />
brisante Themen<br />
Bad Kreuznacher Hauptschule gewinnt Sonderpreis für Schülerzeitungen der<br />
Volksbanken und Raiffeisenbanken.<br />
Bad Kreuznach. Gewonnen haben<br />
sie den Sonderpreis für gesellschaftliches<br />
Engagement der Volksbanken<br />
und Raiffeisenbanken, weil sie das<br />
Leben an ihrer Schule mit ebenso<br />
viel Pfiff wie Seriosität darstellen –<br />
und selbst vor brisanten Ereignissen<br />
nicht zurückschrecken: Die Redaktion<br />
der Schülerzeitung „Holzwurm“<br />
der Bad Kreuznacher Hauptschule<br />
Ringstraße holte im Wettbewerb des<br />
Bildungsministeriums Rheinland-<br />
Pfalz den Titel und setzte sich gegen<br />
große Konkurrenz durch.<br />
119 rheinland-pfälzische Schülerzeitungen<br />
hatten sich beworben,<br />
darunter Grund- und Realschulen<br />
sowie Gymnasien, aber das Rennen<br />
um den Sonderpreis für gesellschaftliches<br />
Engagement hat der „Holzwurm“<br />
gemacht. Und nicht nur das:<br />
Die Redaktion wurde auch für die<br />
beste Schülerzeitung in Rheinland-<br />
Pfalz vom Bildungsministerium ausgezeichnet.<br />
Einen ganzen Tag lang<br />
hatte eine 21-köpfige Expertenjury<br />
die Wettbewerbsbeiträge gesichtet<br />
und diskutiert. Sie bewertete neben<br />
Grafik, Sprache und Erscheinungsbild<br />
vor allem, wie sich die jugendlichen<br />
Zeitungsmacher für andere<br />
engagieren.<br />
Die Siegerausgabe dreht sich um ein<br />
heikles Thema: „Alles nur Spaß?“<br />
heißt die Schlagzeile auf der Titelseite<br />
– es geht um Gewalt auf Schulhöfen.<br />
Von der kleinen Rangelei auf<br />
dem Schulhof und der Arbeit der<br />
Streitschlichter über das Deeskalationstraining<br />
bis hin zur Auseinandersetzung<br />
mit Rassismus, Terror,<br />
der Geiselnahme von Kindern – in<br />
der preisgekrönten „Holzwurm“-<br />
Ausgabe wurden Themen mit einem<br />
weiten Blick über die Klassenzimmer<br />
hinaus bearbeitet.<br />
Stellvertretend für die Volksbanken<br />
und Raiffeisenbanken übergab Horst<br />
Weyand, Vorstandsmitglied der Volksbank<br />
Nahetal, den Scheck über 500<br />
Euro an die jungen Reporter: „Schülerzeitungen<br />
sind ein wesentliches<br />
Element der Schulkultur. Sie sind ein<br />
wichtiges Sprachrohr für Schüler<br />
aller Altersstufen. Ich bin beeindruckt,<br />
wie stark und lebendig sich<br />
in der Zeitung die Mitverantwortung<br />
und der Wille zur Mitgestaltung des<br />
Schullebens zeigen.“ Einen weiteren<br />
Sonderpreis für gesellschaftliches<br />
Engagement von 500 Euro stiftete<br />
die Bankengruppe für die Schülerzeitung<br />
„Pfiffikus“ der Selztalschule<br />
Nieder-Olm.<br />
Den Holzwurm gibt es seit 14 Jahren.<br />
Er erscheint zweimal jährlich<br />
und hält die zwölf festen Mitarbeiter<br />
und mehrere „Freie“ ganz schön auf<br />
Trab. Schließlich muss das Layout<br />
stimmen, die Fotos müssen gemacht,<br />
die Texte geschrieben werden<br />
– und Anzeigenkunden dürfen auch<br />
nicht fehlen. Die nächste Ausgabe<br />
der Schülerzeitung widmet sich dem<br />
Thema „Sport“ – genauer: der Fußball-Weltmeisterschaft.<br />
Schließlich<br />
erscheint das Heft pünktlich zum<br />
großen Ereignis.<br />
Julia Böing,<br />
Pressebüro Süd<br />
Foto: Julia Böing<br />
Stolz hält die Holzwurm-Redaktion<br />
den Scheck. Stellvertretend für die<br />
Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />
ehrte die Volksbank Nahetal die<br />
Nachwuchs-Journalisten.<br />
GB 2/2006<br />
37
BANKEN<br />
Regionalität statt Rabatteritis<br />
Wettbewerb mit den Direktbanken: Experten suchten bei einer Podiumsdiskussion<br />
nach Antworten.<br />
Düsseldorf. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Elf<br />
Milliarden Euro flossen bundesweit im vergangenen Jahr<br />
netto von den Konten der Kreditgenossenschaften ab.<br />
Ein gutes Drittel davon ging an Direktbanken, die pro<br />
Arbeitstag nach eigenen Angaben bis zu 5.000 neue Kunden<br />
für sich gewinnen. Ob im ländlichen Raum oder in<br />
den großen Städten: Der Konkurrenzdruck auf die Retailbanken<br />
wächst merklich. Welche Antworten haben die<br />
Kreditgenossenschaften auf den Wettbewerb mit den<br />
Direktbanken? „Auf jeden Fall keine pauschale Anwort“<br />
– das war den Bankern, die sich auf Einladung des <strong>RWGV</strong><br />
zur Podiumsdiskussion zu diesem Thema auf den Weg<br />
nach Düsseldorf gemacht hatten, am Ende der Diskussion<br />
klar.<br />
„Es gibt kein Rezept, das für alle gilt“, fasste Friedel Fleck,<br />
Vorstandsvorsitzender des <strong>RWGV</strong>, zusammen und machte<br />
deutlich: „Unsere Cross-Selling-Quote liegt derzeit bei<br />
2,5. Das zeigt: Wir haben im Vergleih zu Strukturvertrieben<br />
und Direktbanken ein Vertriebsproblem – und damit<br />
eine Schwachstelle, die diese seit einigen Jahren konsequent<br />
ausnutzen.“ Zusammen mit Dr. Michael<br />
Kaufmann, Vorstandsmitglied der VR-Bank Rhein-Sieg,<br />
Günter Vogt, Vorstandsmitglied der Volksbank Detmold,<br />
Hans Pfeifer, Vorstandsmitglied der WGZ BANK, Trendforscher<br />
Ulrich Eggert und Prof. Dr. Claudius Schmitz,<br />
Marketingexperte der Fachhochschule Gelsenkirchen,<br />
stellte er sich den Fragen zum Wohl und Weh des harten<br />
Wettbewerbs mit den Direktbanken.<br />
„Wir dürfen nicht allein den Preis dagegen halten, sondern<br />
wir müssen auf unsere Beratungsqualität setzen“, so<br />
Auch in der Pause diskutierten die Banker über mögliche<br />
„pfiffige Ideen“ für die Zukunft.<br />
Friedel Fleck, der einräumte: „Manche Kunden bekommen<br />
wir in einigen Angebotssegmenten letztlich wahrscheinlich<br />
nur über den Preis.“<br />
Während „Handelsblatt“-Redakteur und Moderator<br />
Roland Tichy die von Prof. Claudius Schmitz in der Podiumsdiskussion<br />
geforderte „Beratung am Bistrotisch“ als<br />
„Caritasmarketing“ belächelte, konnten Bankleiter Dr.<br />
Michael Kaufmann („DaxXL“) und Günter Vogt („DO-<br />
RIS daily“) mit innovativen und praxisbewährten Ideen<br />
ihrer Bank aufwarten. „Wir konnten in kürzester Zeit<br />
zweistellige Millionenbeträge über das neue Anlageprodukt<br />
hereinberaten“, machte Kaufmann deutlich. Auch<br />
Günter Vogt zeigte sich vom attraktiven Angebot DORIS<br />
daily überzeugt: „Der Erfolg bis heute zeigt: Das, was die<br />
Direktbanken können, können wir auch!“ Bei DORIS<br />
Foto: Wolfgang Koschny<br />
Suchten in der Praxis nach<br />
Antworten auf den<br />
Wettbewerbsdruck (v. l.):<br />
Dr. Michael Kaufmann,<br />
Roland Tichy und Friedel Fleck.<br />
38 GB 2/2006
daily wird Tagesgeld zu Konditionen<br />
verzinst, die an die wöchentliche<br />
Entwicklung des DAX gekoppelt<br />
sind und dabei Verlust bei sinkender<br />
Börse ausschließen. Bundesweit hat<br />
DORIS bereits rund 30 Banken überzeugt.<br />
„Pfiffige Ideen“ sind gefragt<br />
„Pfiffige Ideen“ wie DORIS forderte<br />
Trendforscher Ulrich Eggert von den<br />
Volksbanken auf breiterer Basis.<br />
„Geld“, so Eggert, „sieht immer<br />
gleich aus, nur die Leistung dahinter<br />
ist entscheidend.“ Prof. Claudius<br />
Schmitz unterstrich gleichzeitig:<br />
„Wir erleben in Deutschland einen<br />
Wertewandel in der Bevölkerung.<br />
Dinge wie ,Tradition’ und ,Treue’<br />
werden unwichtiger.“ Produkte würden<br />
immer stärker emotionalisiert.<br />
Professor Schmitz: „Das zeigt auch<br />
die Rabatteritis der Giganten, die wir<br />
seit einiger Zeit beobachten können.“<br />
„Wir müssen unsere Stärken, die wir<br />
bereits haben, wieder vermehrt<br />
wahrnehmen, fördern und an den<br />
Markt heranbringen“, sagte WGZ-<br />
BANK-Vorstand Hans Pfeifer und<br />
sieht eine Antwort auf den<br />
Wettbewerb mit den Direktbanken<br />
vor allem in einer aktiven Marktbearbeitung:<br />
„Wir müssen auf den<br />
Kunden zugehen und aktiv sowie<br />
ganzheitlich beraten.“ Günter Vogt<br />
geht in seiner Bank noch einen<br />
Schritt weiter: „Wir müssen Gesprächsanlässe<br />
initiieren“, erklärte er<br />
und verwies auf die jüngste Aktion<br />
der Volksbank Detmold: „Wir haben<br />
Promotionteams im DORIS-Outfit in<br />
die Treffpunkte und Kneipen der<br />
Stadt geschickt, die den jungen<br />
Leuten die UniProfiRente auf einem<br />
Bierdeckel erklärt haben. Das war ein<br />
riesiger Erfolg“, sagte er und bestätigte<br />
das Resümee, das Friedel Fleck<br />
am Ende der Veranstaltung zog:<br />
„Gefragt sind jetzt regionale und<br />
individuell ausgestaltete Abwehrstrategien.“<br />
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Im FinanzVerbund der Volksbanken Raiffeisenbanken
BANKEN<br />
In neuem Gewand<br />
Herford. Die Volksbank Bad Oeynhausen-Herford<br />
hat ihre Filiale in<br />
Stift Quernheim (Gemeinde Kirchlengern,<br />
Kreis Herford) komplett<br />
umgebaut. Nach Abschluss sechsmonatiger<br />
Modernisierungsarbeiten präsentiert<br />
sich die Geschäftsstelle jetzt<br />
technisch auf dem neuesten Stand.<br />
Stift Quernheim ist eine der Keimzellen<br />
der heutigen Volksbank Bad<br />
Oeynhausen-Herford. Die Bank beschäftigt<br />
hier vier Mitarbeiter.<br />
KD-Bank nun in Dortmund<br />
Dortmund. Während die Jecken in Rheinland und Westfalen den Straßenkarneval<br />
feierten und den närrischen Ausnahmezustand ausriefen, war für die<br />
Beschäftigten der KD-Bank in Duisburg und Münster Kisten schleppen für den<br />
Umzug angesagt: Seit Veilchendienstag arbeiten nun rund 100 Beschäftigte<br />
der Kreditgenossenschaft am Schwanenwall 27 in Dortmund. Die Bauphase<br />
für die neue Hauptstelle begann im Juli 2004. Anfang 2006 konnte das achtstöckige<br />
Gebäude fertig gestellt werden. Die Filiale Münster hatte Ende<br />
Februar letztmalig geöffnet. Die Entscheidung für den neuen Sitz der KD-Bank<br />
ist Bestandteil der Fusionsvereinbarung zwischen BKD und DGM aus dem Jahr<br />
2003. Die Wahl fiel auf Dortmund als Finanzstandort der evangelischen<br />
Kirchen in NRW und als Mitte zwischen Duisburg und Münster.<br />
Volksbank wertet<br />
Standort auf<br />
Kirchborchen. Kirchborchen bleibt<br />
für die Volksbank Elsen-Wewer-Borchen<br />
ein wichtiger Standort. Rund<br />
300.000 Euro hat die Bank jetzt in<br />
die Modernisierung ihrer dortigen<br />
Filiale investiert. Architektonisches<br />
Highlight: Eine voll verspiegelte<br />
Decke im Schalterraum. Vier Mitarbeiter<br />
sind für das Institut vor Ort<br />
tätig.<br />
In Wulfen investiert<br />
Über den gelungenen Umzug in den Neubau freuen sich die<br />
Vorstände Dr. Ekkehard Thiesler, Ulrike Badura, Ewald Peter Lachmann<br />
und Klaus Jennert (v. l.).<br />
Foto: Peter Leimbach<br />
Wulfen. Die Volksbank Dorsten modernisiert<br />
ihre Zweigniederlassung<br />
in Wulfen und erfüllt mit der Umgestaltung<br />
Wünsche aus Mitgliedschaft<br />
und Kundengesprächen. Beratungsfreundliche<br />
Umgebung und<br />
moderner Service seien die Ziele der<br />
Investition.<br />
Kleverland reaktiviert<br />
Nütterden<br />
Kranenburg-Nütterden. Nach vier<br />
Jahren hat die Volksbank Kleverland<br />
ihre Geschäftsstelle in Nütterden<br />
wieder mit Personal besetzt. Die<br />
Bevölkerung der drei davon profitierenden<br />
Dörfer organisierte daraufhin<br />
spontan ein Fest. Zuvor hatte es<br />
eine Unterschriftenaktion bei den<br />
Einwohnern gegeben.<br />
Termine +++ Termine +++ Termine<br />
Marketing- und<br />
Vertriebsforum<br />
Wuppertal. „Erfolgreich im Vertrieb:<br />
Strategische Konzepte und<br />
praktische Umsetzung" – so lautet<br />
das Motto des Marketingund<br />
Vertriebsforums 2006, das<br />
am 17. Mai in der Historischen<br />
Stadthalle Wuppertal stattfindet.<br />
Informationen bei Helmut Durek,<br />
0221 2014-222, helmut.durek@rwgv.de<br />
Verbandstag<br />
Bonn. Der <strong>RWGV</strong>-Verbandstag<br />
2006 findet am 25. Oktober in<br />
der Kunst- und Ausstellungs-<br />
halle der Bundesrepublik Deutschland<br />
in Bonn statt. Informationen<br />
bei Judith Oberlack, 0251<br />
7186-106, judith.oberlack@rwgv.<br />
de<br />
Forsbacher Tage 2006<br />
Forsbach. Interessierte Banker<br />
sollten sich schon jetzt einen Termin<br />
vormerken: Der <strong>RWGV</strong> lädt<br />
in diesem Jahr am 20./21. November<br />
sowie am 22./23. November<br />
wieder zu den Forsbacher<br />
Tagen ein. Informationen<br />
bei Hans-Josef Heuter,<br />
0221 2014-142, hans-josef.heuter@rwgv.de<br />
40 GB 2/2006
BANKEN<br />
Sonderzug von der Pader zur Isar<br />
Paderborn/Höxter/Warburg/München. Wirtschaftsminister<br />
Michael Glos und Finanzminister Peer Steinbrück<br />
machten den Eröffnungsrundgang, tags darauf kam Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel und einen weiteren Tag später<br />
war die 58. Internationale Handwerksmesse in München<br />
fest in ostwestfälisch-lippischer Hand: Zur mittlerweile 26.<br />
Gemeinschaftsfahrt waren die Kreishandwerkerschaften<br />
Paderborn und Höxter-Warburg sowie die Volksbanken per<br />
Sonderzug in die bayerische Landeshauptstadt gereist.<br />
Gleich am Abend des Ankunftstages luden die Volksbanken<br />
zum traditionellen „Bayerischen Abend“ in den<br />
Augustiner-Keller. Eine erste Begegnung mit der Internationalen<br />
Handwerksmesse (Motto: „Messe der unbegrenzten<br />
Möglichkeiten“) gab es für die Besucher aus dem<br />
Ostwestfälischen am nächsten Tag.<br />
Dr. Ulrich Bittihn (Volksbank Paderborn-Höxter)<br />
beim Fassanstich auf dem „Bayerischen Abend“ in<br />
München. Links im Bild: Heinz Sonntag (Volksbank<br />
Büren und Salzkotten).<br />
Foto: Rainer Stephan<br />
Volksbank Hellweg sammelt Geistesblitze<br />
Soest. Wer aufhört, besser sein zu<br />
wollen, der hat aufgehört, gut zu<br />
sein. Dieser Gedanke stand Pate, als<br />
die Volksbank Hellweg Anfang 2004<br />
ein internes Vorschlagswesen ins<br />
Leben rief. Alle Mitarbeiter waren<br />
eingeladen, fleißig Ideen zu sammeln.<br />
Ideen für eine noch bessere<br />
Beratung und Betreuung der Kunden,<br />
Ideen zur Energieeinsparung<br />
oder Ideen zur Optimierung der<br />
eigenen Arbeitsplatzorganisation.<br />
Als „Freitagsfrage“ erfuhr das Vorschlagswesen<br />
im vergangenen Jahr<br />
eine Erweiterung. Jetzt waren via<br />
Internet auch Mitglieder und Kunden<br />
aufgerufen, interessante Anregungen<br />
und Vorschläge einzureichen.<br />
Nach einjähriger Laufzeit hat<br />
die Volksbank Hellweg Bilanz gezogen.<br />
Ergebnis: Viele tolle Vorschläge<br />
von Mitarbeitern, Mitgliedern und<br />
Kunden. Darunter Ideen und Anregungen,<br />
die sich ohne großen<br />
Aufwand kurzfristig umsetzen ließen.<br />
Allein 32 Mitarbeiter und damit<br />
jeder neunte Angestellte der Bank<br />
beteiligte sich im vergangenen Jahr.<br />
Insgesamt gingen 58 Vorschläge<br />
(Vorjahr: 22) ein. Zwei von drei<br />
Ideen – insgesamt 39 an der Zahl –<br />
waren so gut, dass sie prämiert wurden.<br />
Die Volksbank Hellweg belohnte<br />
die findigen Köpfe in ihrem Team<br />
mit Prämien im Gesamtwert von<br />
2.900 Euro (Vorjahr: 1.000 Euro).<br />
Genossenschaften auf dem Lehrplan<br />
Einen „Tag unter Genossenschaften“ erlebten Zeitungsvolontäre<br />
vom Bielefelder „Westfalen-Blatt“ mit den<br />
Gastgebern des <strong>RWGV</strong> in der Volksbank Schlangen.<br />
Bielefeld. Dass eine Genossenschaft eine moderne<br />
Unternehmensform darstellt und nichts Antiquiertes<br />
aus dem 19. Jahrhundert ist – diese Botschaft vermittelte<br />
der <strong>RWGV</strong> jetzt jungen Nachwuchsjournalisten<br />
vom Bielefelder Westfalen-Blatt. Das Pressebüro<br />
Ostwestfalen-Hellweg hatte die angehenden<br />
Redakteure zu einem „Tag unter Genossenschaften“<br />
eingeladen. Unter anderem ging es zur Volksbank<br />
Schlangen, wo die beiden Vorstandsmitglieder Wolfgang<br />
Hackauf und Norbert Thiele die Besucher mit<br />
den Besonderheiten einer Genossenschaftsbank vertraut<br />
machten. Über Geschichte und Gegenwart der<br />
deutschen Genossenschaften referierte <strong>RWGV</strong>-Redakteurin<br />
Sabine Bömmer. Prüfungsteamleiter<br />
Christoph Kaminski (<strong>RWGV</strong>) analysierte zusammen<br />
mit den Seminarteilnehmern eine Bankbilanz.<br />
GB 2/2006<br />
41
BANKEN<br />
Andere Energien nutzen<br />
Geld für Hausbesitzer<br />
Nettetal. Die Volksbank Brüggen-<br />
Nettetal macht ihren Mitgliedern<br />
und Kunden Energiealternativen<br />
schmackhaft. Während die Preise für<br />
Mineralöl in die Höhe steigen, scheine<br />
die Sonne schließlich kostenlos,<br />
warb die Bank für einen informativen<br />
Ausflug zur Zeche Zollverein<br />
(Essen) und eine anschließende Veranstaltung<br />
über Möglichkeiten moderner<br />
Photovoltaikanlagen und ihre<br />
Finanzierung.<br />
Hochsauerlandkreis. Die Volksbanken<br />
im Hochsauerlandkreis sind eine<br />
Kooperation mit der Handwerkskammer<br />
Arnsberg eingegangen: Eine<br />
Fördersumme in Höhe von 50<br />
Millionen Euro soll nicht nur heimischen<br />
Hausbesitzern zugute kommen,<br />
sondern auch das Handwerk<br />
stützen. Die Auszahlung günstiger<br />
Gelder zu einem Zinssatz von 3,75<br />
Prozent ist im Rahmen eines Sonderprogramms<br />
an die Auftragsvergabe<br />
an heimische Handwerker ge-<br />
bunden. Geld aus dem 50-Millionen-<br />
Topf kann jeder Hausbesitzer im<br />
Hochsauerlandkreis bekommen, der<br />
beispielsweise zeitgemäß energiesparend<br />
modernisieren will, indem er<br />
neue Heizsysteme, Fenster oder<br />
Dämmung verwendet. Küchen- und<br />
Badsanierung, Wintergarten, Anbau,<br />
Dachausbau oder ein Carport<br />
gehören ebenso zu den förderwürdigen<br />
Aktivitäten wie der Einbau von<br />
Wärmeschutzglas.<br />
150 Chancen<br />
zum Berufseinstieg<br />
Kreis Heinsberg. Die Praktikums- und<br />
Lehrstellenbörse „Meister wissen,<br />
wie’s geht!“ im Kreis Heinsberg war<br />
ein Erfolg. Die Volksbanken und<br />
Raiffeisenbanken der Region engagierten<br />
sich dafür gemeinsam mit<br />
der Aktion Modernes Handwerk<br />
(AMH). In insgesamt zehn Bankfilialen<br />
öffnete die Börse nacheinander<br />
ihre Tore. Rund 150 Plätze wurden<br />
angeboten, Jugendliche konnten<br />
sich über Ausbildungs- und<br />
Karriere-chancen im Handwerk<br />
informieren.<br />
Energiespar-Messe<br />
Foto: Karl Rinas<br />
Präsentierten das Volksbankenförderprogramm<br />
für<br />
das Hochsauerland: Die<br />
Volksbank-Direktoren Karl-<br />
Udo Lütteken (Brilon) und<br />
Martin Grosche (Schmallenberg)<br />
sowie der Hauptgeschäftsführer<br />
der Handwerkskammer<br />
Arnsberg,<br />
Wolfgang Boecker (v. l.).<br />
Wenn der Chef<br />
in Rente geht …<br />
Bottrop. Wolfgang C. Fahlbusch informierte<br />
die rund 100 interessierten<br />
Gäste der Volksbank Kirchhellen in<br />
Bottrop über die Chancen und Risiken<br />
einer Unternehmensübertragung.<br />
Der Richter am Landgericht<br />
Hamm und Fachanwalt für Insolvenz<br />
und Sanierung brachte dabei in<br />
der Alten Börse seine Erfahrungen<br />
als Dozent für den Steuerberaterverband<br />
Westfalen-Lippe ein. Eine<br />
Mischung, die beim Publikum ein<br />
großes Interesse hervorrief.<br />
Prüm. Ein Blick auf die letzte Heizölrechnung<br />
macht’s deutlich: Die<br />
Preise für Öl und Gas sind in den<br />
letzten Wochen und Monaten auf<br />
immer neue Höchstmarken geklettert.<br />
Höchste Zeit also, mit dem<br />
Energiesparen ernst zu machen, so<br />
die Devise der Volksbank Eifel Mitte,<br />
die in Zusammenarbeit mit dem<br />
Umweltzentrum der Handwerkskammer<br />
eine Energiesparmesse veranstaltete.<br />
Über 20 Energiespezialisten,<br />
Fachleute des Handwerks und<br />
Ökoberater standen während der<br />
Messe den Besuchern Rede und<br />
Antwort. Sie erklärten, wo teuer produzierte<br />
Heizwärme verschwindet,<br />
wie diese Schwachstellen vermieden<br />
werden können und so der Geldbeutel<br />
geschont wird.<br />
42 GB 2/2006
BANKEN<br />
Feiern, fahren, sparen<br />
Kreis Bitburg-Prüm.Wie vom Kino wieder nach Hause kommen?<br />
Eine Frage für viele junge Leute, wenn kein Bus fährt<br />
und man keinen eigenen fahrbaren Untersatz besitzt. Die<br />
Volksbanken und Raiffeisenbanken im Kreis Bitburg-Prüm<br />
haben gemeinsam mit der Kreissparkasse und dem Landkreis<br />
das Jugendtaxi in ihrer Region initiiert. Seit Anfang<br />
des Jahres ist der Taxidienst im Kreis Bitburg-Prüm im<br />
Einsatz. Und er ist preiswert: 1,50 Euro beträgt der Nachlass<br />
– pro Person und Fahrt. Wenn vier Jugendliche zusammen<br />
mit dem Taxi nach Hause fahren, wird die Fahrt um sechs<br />
Euro billiger.<br />
Abenteuer Zeitung<br />
„Candlelight-Dinner“ im Elefantenhaus<br />
Morbach. Abtauchen in die Welt der<br />
Nachrichten, Kommentare und Reportagen<br />
stand für die Neuntklässler<br />
in Morbach auf dem Stundenplan.<br />
Die Volksbank Hunsrück-Mosel unterstützt<br />
das Zeitungsprojekt „KLAS-<br />
SE!“ des Trierischen Volksfreundes<br />
und möchte so das Interesse und<br />
den Spaß der Schüler am Zeitunglesen<br />
und Schreiben wecken. Und<br />
nicht nur das: Die Bank stellte sich<br />
sogar als Recherche-Objekt zur Verfügung.<br />
Die Nachwuchsreporter erkundeten<br />
den Bank-Tresor, nahmen<br />
auf dem Chefsessel Platz und prüften<br />
exotische Devisen.<br />
Kreis Borken/Gronau/Münster. Der<br />
Allwetterzoo in Münster war jetzt für<br />
85 Rektorinnen und Rektoren aus<br />
dem Kreis Borken ein lohnendes<br />
Ziel. Auf Initiative der Volksbank<br />
Gronau-Ahaus und der VR-Bank<br />
Westmünsterland und angeführt<br />
von Bankvorstand Andreas Banger<br />
(Volksbank Gronau-Ahaus) konnten<br />
die Schulleiter die exotischen Tiere<br />
im Rahmen des 36. Internationalen<br />
Jugendwettbewerbs der Genossenschaftsbanken<br />
einmal bei einer exklusiven<br />
Führung hautnah erleben.<br />
Höhepunkt war das abschließende<br />
„Candlelight-Dinner“ im Elefantenhaus.<br />
Zuvor hatten die Dickhäuter<br />
den begeistert zuschauenden Besuchern<br />
einen Ausschnitt aus ihrem<br />
täglichen Sportprogramm gezeigt.<br />
Nach so viel Einsatz freuten sich die<br />
Elefanten wiederum über das leckere<br />
Futter aus den Händen der Schulleiter.<br />
Weitere Highlights im Programm<br />
waren die Besichtung interner Bereiche<br />
des Allwetterzoos und eine Führung<br />
durch das neue Westfälische<br />
Pferdemuseum.<br />
Bauernfrühstück in Bienen<br />
Bienen. Über 100 Landwirte waren<br />
zu Gast beim ersten Bauernfrühstück<br />
der Volksbank Emmerich-Rees. Im<br />
Biener Bürgerhaus gab es neben<br />
einem Frühstücksbuffet aktuelle Informationen<br />
für die Agrarwirtschaft.<br />
Vorstandsmitglied Holger Zitter sagte<br />
in seiner Begrüßung: „Der Volksmund<br />
bezeichnete die Genossenschaftsbanken<br />
in früheren Jahren oft<br />
als Bauernbanken. Für uns war das<br />
nie ein Problem, ganz im Gegenteil.<br />
Wir sind stolz darauf, denn wir wissen,<br />
wer uns gegründet hat und mit<br />
wem wir gewachsen sind.“<br />
Futter für die Elefanten: Diese Aufgabe übernahmen<br />
die 85 Rektoren aus dem Kreis Borken.<br />
GB 2/2006<br />
43
BANKEN<br />
Von Otmar Alt bis Anders Zorn<br />
Essen hinter Glas<br />
Beckum. „Künstlerportraits” – unter<br />
diesem Motto setzte die Volksbank<br />
Beckum ihre Tradition einer jährlichen<br />
Kunstausstellung mit einer eindrucksvollen<br />
Präsentation von 100<br />
Portraits von und über Künstler des<br />
20. Jahrhunderts fort. „Es ist eine<br />
Ausstellung, die ihresgleichen sucht“,<br />
freute sich Stefan Hoffmann bei der<br />
feierlichen Eröffnung. Insbesondere<br />
Schulklassen seien herzlich eingeladen,<br />
diesen „Zugang zur Kunst“ zu<br />
nutzen. Die vorgestellte Reihe umfasst<br />
Künstler wie Otmar Alt, Otto<br />
Dix, Ernst Fuchs, Horst Janssen, Paul<br />
Klee, Käthe Kollwitz und Anders<br />
Zorn. Die eingesetzten Techniken<br />
reichen von der Lithographie über<br />
Holzschnitt und Radierung bis zu<br />
Kreidezeichnungen.<br />
Essen. Kleine Vitrine mit großer<br />
Wirkung: Bei der Eröffnung der Ausstellung<br />
„Essens Norden – Stück für<br />
Stück“ sorgten 50 geschichtsinteressierte<br />
Gäste in der Geno-Volks-Bank-<br />
Filiale Altenessen für den glänzenden<br />
Start einer Ausstellungsreihe zur<br />
Orts- und Zeitgeschichte. Los ging<br />
der Historienreigen mit Mineralien,<br />
die vor 30 Jahren auf der Zeche Zollverein<br />
gefunden wurden.<br />
Pitt Kreuzberg<br />
Hoffnung auf Heilung für Leukämiekranke<br />
Ein wachsames Auge auf<br />
die Aktion hatten Joachim<br />
Winterhager (2. v. r.) von<br />
der Knochenmarkspenderzentrale<br />
Essen und<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Franz-Josef Hörnemann (l.).<br />
Foto: Peter Leimbach<br />
Bankvorstände Stefan<br />
Hoffmann (l.) und Dirk<br />
Komitsch (r.) sowie<br />
Galerist Rüdiger<br />
Sundermann.<br />
Heiden. „In einer Zeit, wo vieles<br />
anonymer wird, ist es wichtig, eine<br />
Vorbildfunktion einzunehmen und<br />
gesellschaftliche Verantwortung zu<br />
übernehmen“, begründete Vorstandsvorsitzender<br />
Franz-Josef Hörnemann<br />
auch im Namen seines Vorstandskollegen<br />
Heinz Hüning das<br />
Engagement der Volksbank Heiden<br />
und seiner Beschäftigten zugunsten<br />
der Leukämiekranken. Ziel der Typisierungsaktion,<br />
bei der sich alle Mitarbeiter<br />
in einer Spenderkartei registrieren<br />
ließen, war es, die „Knochenmark-Spenderzentrale<br />
Essen“ (SZE)<br />
auf der Suche nach lebensrettenden<br />
Stammzellspendern zu unterstützen.<br />
Deshalb werden auch die Typisierungskosten<br />
von 50 Euro pro Person<br />
vollständig durch die Volksbank<br />
übernommen. „Darüber hinaus möchten<br />
wir weitere Unternehmen ermutigen,<br />
uns zu folgen“, nannte Hörnemann<br />
als weiteres Ziel.<br />
Foto: Peter Leimbach<br />
Bad Neuenahr-Ahrweiler. Der Maler<br />
aus der Eifel – das war Pitt Kreuzberg.<br />
Neben einer Fülle von Motiven<br />
der Eifellandschaft malte der Ahrweiler<br />
Künstler auch religiöse und<br />
politische Bilder. Unter dem Motto<br />
„In Memoriam Pitt Kreuzberg“ zeigte<br />
die Volksbank RheinAhrEifel gemeinsam<br />
mit dem Museum der Stadt<br />
Bad Neuenahr-Ahrweiler und dem<br />
Verein „Are-Künstlergilde“ in einer<br />
Ausstellung Werke von Pitt Kreuzberg,<br />
dessen Tod sich am 21. Februar<br />
zum 40. Mal jährte. Theodora Lorenz,<br />
die Tochter des Malers, schenkte<br />
der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler<br />
die Bilder, die nun erstmals in der<br />
Volksbank-Geschäftsstelle ausgestellt<br />
wurden.<br />
Besuchstag im Kloster<br />
Hörstel. Das Kloster Gravenhorst<br />
war zum 25. Jubiläum in diesem Jahr<br />
das Ziel für die Senioren der Volksbank<br />
Hörstel aus Uffeln. Unter der<br />
Leitung von Bankvorstand Stefan<br />
Hunsche ließen sich die 70 Teilnehmer<br />
über die Klosterregeln sowie<br />
über die Wasserbaukunst der ehemaligen<br />
Zisterzienserinnen des Klosters<br />
von der Gründung bis zum heutigen<br />
Tage informieren. Auch die zum Kloster<br />
gehörende Kirche war Teil des Besuchsprogramms<br />
und wurde den interessierten<br />
Teilnehmern nach dem<br />
Begrüßungskaffee näher erläutert.<br />
44 GB 2/2006
BANKEN<br />
„Natürlich abstrakt“<br />
Mülheim-Kärlich. Eintauchen in<br />
imaginäre Wolken konnten die<br />
Besucher der Kunstausstellung in der<br />
Volksbank Mühlheim-Kärlich. Die<br />
Malerin Brigitte Marzi, die in der<br />
Region geboren und aufgewachsen<br />
ist, präsentierte in der Volksbank<br />
ihre Ausstellung „Natürlich abstrakt“.<br />
Malerin Brigitte Marzi (r.) mit<br />
Ute Liesenfeld, Leiterin Vertrieb<br />
der Volksbank Mülheim-Kärlich,<br />
vor dem Bild „Abendrot“.<br />
Junge Autoren gesucht<br />
Moers/Alpen. Zum 9. Mal schreibt<br />
die Volksbank Niederrhein mit der<br />
Gesellschaft zur Förderung des literarischen<br />
Lebens den Moerser Literaturpreis<br />
aus. „Kneipengespräche –<br />
Kneipengeschichten“ – so lautet das<br />
Thema. Das Preisgeld liegt bei 4.350<br />
Euro. Mitmachen können junge<br />
Autoren vom Niederrhein und aus<br />
den Regionen Rhein-Maas-Nord und<br />
Rhein-Waal.<br />
Bildung an die Börse<br />
Volksbank Bochum Witten fördert Jugendliche<br />
Bochum/Witten/Düsseldorf. Die Förderung<br />
unserer Mitglieder hat für die<br />
Volksbank Bochum Witten einen<br />
ganz besonderen Stellenwert. Darüber<br />
hinaus ist der Genossenschaftsbank<br />
auch die Förderung von<br />
Jugendlichen im mittleren Ruhrgebiet<br />
ein Herzensanliegen. Mit diesem<br />
Antritt entstand die erste Bildungsanleihe<br />
der Volksbank Bochum<br />
Witten, mit der gleichzeitig<br />
Bildungsprojekte und damit die<br />
Region gefördert werden. „Wir bringen<br />
die Bildung sprichwörtlich an<br />
die Börse“, betonte Vorstandsmitglied<br />
Armin Schwarze bei der Vorstellung<br />
des neuen Anlagekontos,<br />
der Bildungsanleihe der Volksbank<br />
Bochum Witten, in der Börse Düsseldorf.<br />
„Bildung ist in unseren Augen<br />
wichtigster Parameter für die berufliche<br />
Zukunft und für individuelle<br />
Lebenschancen. Wir übernehmen<br />
mit diesem Angebot der Bildungsanleihe<br />
in einem wichtigen Bereich<br />
Verantwortung für die Region und<br />
zeigen gegenüber unseren Mitgliedern,<br />
Kunden und der Öffentlichkeit,<br />
dass wir unseren Förderauftrag ernst<br />
nehmen“, sagte Armin Schwarze im<br />
Beisein zahlreicher Mitglieder sowie<br />
eines Aufnahmeteams des WDR weiter.<br />
Mit der Bildungsanleihe unterstützt<br />
die Volksbank Bochum Witten aktiv<br />
Bildungsprojekte der Bochumer Bildungsinitiative<br />
„Ing-Math-Net“. Diese<br />
verfolgt die Aufgabe, begabte,<br />
neugierige junge Menschen qualifiziert<br />
und nachhaltig zu fördern.<br />
Dabei ist für die Anleger, die in diese<br />
Form investieren, eine attraktive<br />
Verzinsung garantiert. Sie beträgt<br />
jährlich 2,85 Prozent und wird für<br />
einen Zeitraum von drei Jahren<br />
garantiert. Darüber hinaus übernimmt<br />
die Volksbank eine Bildungsförderung<br />
in Höhe eines<br />
Zinsanteils von 0,15 Prozent. Dieser<br />
Zinsanteil fließt automatisch in die<br />
Bildungsprojektförderung des „Ing-<br />
Math-Net“. Die Mindestanlage beträgt<br />
2.500 Euro. Die maximale<br />
Geldanlage ist auf 50.000 Euro begrenzt.<br />
Die Anlage ist ohne Kosten<br />
täglich verfügbar und auf Mitglieder<br />
der Volksbank Bochum Witten begrenzt.<br />
Peter Leimbach,<br />
<strong>RWGV</strong>-Pressebüro Münsterland<br />
„Tokio Hotel“ hautnah<br />
Geldern. Mit dem Prima-Giro-Club<br />
fuhr die Volksbank Gelderland in die<br />
Arena Oberhausen. Ziel für 130<br />
junge Fans: die vier Jungs der Pop-<br />
Band „Tokio Hotel“, die derzeit<br />
Deutschlands Mädchenwelt zum<br />
Kreischen bringt.<br />
„Wir bringen die Bildung sprichwörtlich an die Börse“, brachte es Vorstandsmitglied<br />
Armin Schwarze (links vorne) auf den Punkt.<br />
GB 2/2006<br />
45
BANKEN<br />
Foto: Julia Böing<br />
Udo Urner (l.) und Monika Lohmann (r.) von der RWGA freuten sich zusammen mit den Jahrgangsbesten.<br />
„Ein guter Jahrgang“<br />
100 junge Banker aus Rheinland und Westfalen erreichen in diesem Jahr<br />
den Abschluss „Fachwirt BankCOLLEG“.<br />
Forsbach. Über 1.000 ambitionierte junge Banker haben<br />
in den letzten sieben Jahren an der heutigen Rheinisch-<br />
Westfälischen Genossenschaftsakademie (RWGA) ihre<br />
Abschlussurkunde mit dem Zertifikat „Fachwirt<br />
BankCOLLEG“ erhalten. Auch der letzte Jahrgang war eine<br />
runde Sache – nicht nur inhaltlich: Genau 100 Absolventen<br />
holten sich jetzt ihre Abschlussnoten ab. „Es war ein<br />
wirklich guter Jahrgang“, befand Kursleiterin Monika<br />
Lohmann. „Alle 100 Absolventen haben zweieinhalb Jahre<br />
zusätzlich zu ihrer beruflichen Tätigkeit Disziplin,<br />
Belastbarkeit und Stehvermögen bewiesen“, ergänzte<br />
Akademieleiter Dr. Christoph Vogelsang und gratulierte<br />
insbesondere Melanie Schieß (26) von der Volksbank<br />
Brüggen-Nettetal, Jasmin Dannenberg (25) von der<br />
Volksbank Köln-Nord sowie Sarah Reuter (22) von der<br />
Volksbank Rheinböllen zu ihrem guten Abschneiden. „Die<br />
drei waren in diesem Jahr die Besten. Das, was sie geleistet<br />
1.000. Teilnehmer:<br />
Michael Hollenstein,<br />
Volksbank<br />
RheinAhreifel<br />
haben, fordert großen Respekt!“, so Vogelsang weiter.<br />
Auch Stephan Becker (27) von der Volksbank Trier darf<br />
sich freuen: Er gehört nicht nur zu den ersten, die den<br />
Kurs „BankCOLLEG spezial“, das auf einem eher internetbetreuten<br />
Lernen fußt, erfolgreich abgeschlossen haben.<br />
Er ist auch der Beste seines Jahrgangs.<br />
Das berufsbegleitende Studium mit dem Abschluss zum<br />
genossenschaftlichen „Fachwirt BankCOLLEG“ zeichnet<br />
sich durch einen steten Wechsel zwischen Lernen und<br />
Berufspraxis aus. Behandelt werden bankspezifische<br />
Inhalte sowie Themenstellungen aus den Bereichen<br />
Recht, Betriebswirtschaft und Volkswirtschaft.<br />
1.000. Teilnehmer beglückwünscht<br />
Besonders beglückwünscht wurde in diesem Jahr zudem<br />
Michael Hollenstein von der Volksbank RheinAhreifel: Er<br />
ist der 1.000. „BankCOLLEG“-Teilnehmer der RWGA.<br />
„Das breite Basiswissen, das Sie sich im BankCOLLEG<br />
erworben haben, wird Ihnen in der Bankpraxis von<br />
Nutzen sein“, forderte Akademieleiter Dr. Vogelsang abschließend<br />
die Absolventen bei der feierlichen Übergabe<br />
der Abschlussurkunden in der <strong>RWGV</strong>-Akademie auf, sich<br />
nicht auf ihrem Erfolg auszuruhen. Einen konkreten Tipp<br />
hatte er auch parat: Seit kurzem bietet die <strong>RWGV</strong>-Akademie<br />
die Weiterqualifizierung zum „Bankbetriebswirt<br />
BankCOLLEG“ an. (Informationen unter www.rwga.de)<br />
Wolfgang Koschny<br />
46 GB 2/2006
BANKEN<br />
Einmal um die ganze Welt …<br />
Internationaler Jugendwettbewerb (IJW) 2006 findet in Leverkusen und Münster<br />
mit 3.000 Schülern einen krönenden Abschluss.<br />
Münster/Leverkusen. Karawanen,<br />
die durch die Wüste ziehen, spielende<br />
Kinder in der afrikanischen Steppe,<br />
der Eiffel-Turm und die Pyramiden,<br />
Stonehenge und die Niagara-<br />
Fälle. Die Phantasie der Schülerinnen<br />
und Schüler, die sich am Internationalen<br />
Jugendwettbewerb „Entdecke<br />
die Welt! Menschen, Länder<br />
und Kulturen“ beteiligten, war grenzenlos.<br />
Rund 223.000 Kinder und<br />
Jugendliche, 6.000 mehr als im Vorjahr,<br />
malten, zeichneten und filmten<br />
mit Feuereifer und reichten<br />
über die Genossenschaftsbanken in<br />
Rheinland und Westfalen ihre Bilder<br />
und Filme ein. Nun warten sie gespannt<br />
auf die Entscheidungen der<br />
überregionalen Jurys, die zurzeit tagen<br />
und für die Landesebene 155<br />
und für die Bundesebene 25 Preise<br />
festsetzen.<br />
Fakire und Feuerschlucker<br />
Damit der enge Kontakt zu den<br />
Schulen und Medien weiter vertieft<br />
werden kann und die jungen Malund<br />
Filmtalente in der kreativen<br />
Auseinandersetzung mit aktuellen<br />
Themen bestärkt werden, laden die<br />
Genossenschaftsbanken alljährlich<br />
zu zwei regionalen Landessieger-<br />
Ehrungen ein. Diese finden am Montag,<br />
12. Juni, im Sportpark Leverkusen<br />
in Leverkusen sowie am Montag,<br />
19. Juni, in der Halle Münsterland<br />
in Münster statt. Dafür laufen<br />
die Vorbereitungen jetzt auf Hochtouren,<br />
weitere Informationen gehen<br />
allen Banken in Kürze zu.<br />
Höhepunkt ist die feierliche Ehrung<br />
der 155 Besten auf Landesebene.<br />
Darüber hinaus nehmen Fakire,<br />
Feuerschlucker, Magier und Schlangenfrauen<br />
die rund 3.000 Gäste mit<br />
auf eine exotische Reise um die<br />
ganze Welt. Mit dabei sind Davaana,<br />
Cara: Keine Angst vor wilden Tieren –<br />
sicherlich auch nicht bei den IJW-Schlussveranstaltungen.<br />
die Schlangenfrau aus dem Mongolischen<br />
Staatszirkus, Scott und Muriel,<br />
die Gewinner der Weltmeisterschaften<br />
der Magier und Illusionisten,<br />
Cara mit einer Feuer- und Fakirshow<br />
und ihren Riesenschlangen, Little<br />
Bee, die Gewinnerin von „Süd-Afrika<br />
sucht den Superstar“, Commander<br />
David, RTL-2-Moderator, Denis<br />
Infos<br />
Informationen zu den Veranstaltungen<br />
sowie zum Jugendwettbewerb<br />
beantworten die<br />
zuständigen <strong>RWGV</strong>-Pressebüros<br />
(www.rwgv-pressebuero.de) sowie<br />
Sabine Bömmer, <strong>RWGV</strong>-<br />
Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,<br />
0251 7186-144,<br />
sabine.boemmer@rwgv.de<br />
Schmidt, Jugendnationalspieler von<br />
Bayer 04 Leverkusen, sowie der<br />
Kinderzirkus Alfredo. Für Partystimmung<br />
sorgte bei den Schlussveranstaltungen<br />
auf Landesebene zudem<br />
Sarah, Frontfrau der Band „Brunch<br />
at five“.<br />
Sabine Bömmer<br />
GB 2/2006<br />
47
BANKEN<br />
Spezialisiert und nah am Kunden<br />
Der <strong>RWGV</strong> übernimmt die Zertifizierungsgesellschaft AGRIZERT GmbH.<br />
AGRIZERT-Geschäftsführer<br />
Dr. Jürgen<br />
Wagner und Christian<br />
Grütters.<br />
Köln. Elf Jahre nach ihrer Gründung<br />
hat das Zertifizierungsunternehmen<br />
AGRIZERT GmbH einen neuen<br />
Hauptgesellschafter: Der Rheinisch-<br />
Westfälische Genossenschaftsverband<br />
(<strong>RWGV</strong>) hat das Unternehmen<br />
übernommen. Die international tätige<br />
Zertifizierungsgesellschaft der Agrar-<br />
und Ernährungswirtschaft war<br />
bisher ein Tochterunternehmen der<br />
CMA Centrale Marketing-Gesellschaft<br />
der deutschen Agrarwirtschaft<br />
mbH, die sich künftig auf ihr eigentliches<br />
Kerngeschäft konzentriert.<br />
„Die AGIZERT verfügt über hoch<br />
spezialisiertes Fachpersonal. Qualitätsmanagement-Systeme,<br />
wie sie<br />
die AGRIZERT zertifiziert, sind heute<br />
aus der Land- und Ernährungswirtschaft<br />
nicht mehr wegzudenken“,<br />
machte Friedel Fleck, Vorstandsvorsitzender<br />
des <strong>RWGV</strong>, deutlich. Der<br />
<strong>RWGV</strong> hält künftig 70 Prozent der<br />
Gesellschaftsanteile.<br />
Über 600 Zertifikate überwacht die<br />
AGRIZERT derzeit. 350 Kunden gehören<br />
zum festen Stamm. „Wir sind<br />
sehr gut aufgestellt und flächendeckend<br />
vor Ort vertreten. Wir kennen<br />
die Anforderungen unserer Kundschaft,<br />
können kurze Wege mit<br />
geringen Kosten garantieren und<br />
haben bereits viele Jahre Erfahrung<br />
im Zertifizierungsgeschäft. So können<br />
wir die AGRIZERT künftig sicherlich<br />
auch zum ersten Ansprechpartner<br />
für genossenschaftliche Unternehmen<br />
machen“, sehen die beiden<br />
Geschäftsführer der AGRIZERT,<br />
Christian Grütters (39) und Dr. Jürgen<br />
Wagner (46), noch viele Möglichkeiten,<br />
die Zertifizierungsgesellschaft<br />
weiterzuentwickeln. Das Fundament<br />
ist gegossen: „Die AGRIZERT<br />
bietet für Unternehmen der Landund<br />
Ernährungswirtschaft praxisgerechte<br />
und kostengünstige Lösungen<br />
für Zertifizierungen nach DIN EN<br />
ISO 9000 ff. an. Unser Leistungsangebot<br />
umfasst zudem die Aus- und<br />
Weiterbildung im Bereich des<br />
Qualitätsmanagements. So bieten<br />
wir als Lizenznehmer der Deutschen<br />
Gesellschaft für Qualität (DGQ) spezifisch<br />
auf die Bedürfnisse der Branche<br />
abgestimmte Lehrgänge zum Qualitätsbeauftragten<br />
und Qualitätsmanager<br />
an“, erläutert Christian<br />
Grütters. Rund 40 Auditoren arbeiten<br />
für die AGRIZERT. Dr. Jürgen<br />
Wagner: „Alle Auditoren kommen<br />
aus der Branche. Sie sind zum Beispiel<br />
Berater, Vertriebsleiter in Genossenschaften,<br />
Geschäftsführer, Mitarbeiter<br />
der Landwirtschaftskammer<br />
oder Tierarzt. Wer für uns arbeitet,<br />
ist Praktiker, kein bloßer Theoretiker.“<br />
Im Einzelnen bietet die AGIRZERT<br />
bereits jetzt eine breite Palette von<br />
Zertifizierungen an: So ist das Unternehmen,<br />
das seinen Sitz von<br />
Bonn nach Köln verlegen wird,<br />
Zertifizierungsstelle für QM-Systeme<br />
der DIN EN ISO 9001, ist zugelassen<br />
als Zertifizierungsstelle für den QC-<br />
Standard, hat die Lizenz zur Auditierung<br />
von Eigenmarkenherstellern<br />
nach IFS, und es gehörte zu den ersten<br />
Prüfinstituten außerhalb der<br />
Niederlande, die die Befähigung bekommen<br />
haben, GMP-Systeme im<br />
Futtermittelbereich zu zertifizieren.<br />
Zudem ist die AGRIZERT nach DIN<br />
EN 45011 im Scope QS akkreditiert<br />
und somit befähigt, nach QS-<br />
Standard und demnächst auch QS-<br />
GAP zu zertifizieren. „Unsere<br />
Auditoren führen bereits seit 2003<br />
im QS-System Prüfungen auf den<br />
Stufen Futtermittel, Landwirtschaft,<br />
Schlachtung und Zerlegung, Verarbeitung<br />
sowie Handel durch“, erklärt<br />
Dr. Jürgen Wagner. Des Weiteren ist<br />
die AGRIZERT für die Bereiche „Fruit<br />
and Vegetables“ sowie „Integrated<br />
Farm Assurance“ des EurepGAP<br />
Standards nach DIN EN 45011 akkreditiert<br />
und bietet die Zertifizierung<br />
nach GTP für Händler von Einzelfuttermitteln,<br />
Zusatzstoffen und<br />
Vormischungen an.<br />
Damit nicht genug. Dr. Jürgen<br />
Wagner und Christian Grütters blicken<br />
voller Tatendrang in die Zukunft:<br />
„Schon jetzt sind wir nicht<br />
nur in Deutschland, sondern auch in<br />
Frankreich und Dänemark tätig. Und<br />
wir wollen weiter wachsen. Außerdem<br />
erweitern wir unser Zertifizierungsangebot<br />
auch künftig kontinuierlich<br />
und konsequent. Die nächste<br />
Herausforderung ist die Zertifizierung<br />
nach DIN EN 22000, die wir ab<br />
diesem Sommer mit in unser Programm<br />
aufnehmen.“<br />
Wolfgang Koschny<br />
48 GB 2/2006
LANDWIRTSCHAFT<br />
Hilfsfonds kaum gefragt<br />
Raiffeisen-Wintertagung: Brenn- und Treibstoffe auf dem Weg zum „Umsatzrenner“<br />
<strong>RWGV</strong>-Vorstandsvorsitzender<br />
Friedel Fleck (l.) und Johann<br />
Prümers informierten gemeinsam<br />
die Landwirte.<br />
<strong>RWGV</strong>. Der Handel mit Brenn- und<br />
Treibstoffen, darunter auch Produkte<br />
aus nachwachsenden Rohstoffen wie<br />
Biodiesel oder Holzpellets, wird für<br />
die landwirtschaftlichen Warengenossenschaften<br />
zu einem immer<br />
wichtigeren Umsatzfaktor. Während<br />
der Gesamtumsatz der 93 Warengenossenschaften<br />
(Vorjahr: 100) unter<br />
dem Dach des <strong>RWGV</strong> im vergangenen<br />
Jahr ein eher moderates Wachstum<br />
um 2,2 Prozent auf 1,67 Milliarden<br />
Euro verzeichnete, stiegen die<br />
Treib- und Brennstoffumsätze um<br />
gut 17 Prozent auf 535 Millionen<br />
Euro. Sie rangieren damit noch weit<br />
vor den klassischen Agrarprodukten<br />
wie Dünger, Futtermittel oder Getreide.<br />
Über diese und andere wichtige<br />
Tendenzen des vergangenen Geschäftsjahres<br />
informierte <strong>RWGV</strong>-<br />
Landwirtschaftsexperte Dr. Christian<br />
Degenhardt auf den regionalen<br />
Raiffeisen-Tagungen.<br />
Zahlreiche hauptamtliche Geschäftsführer<br />
und ehrenamtliche Vorstände<br />
und Aufsichtsratsmitglieder nutzten<br />
auch in diesem Jahr die traditionellen<br />
Versammlungen zum Erfahrungs-<br />
und Meinungsaustausch.<br />
Von <strong>RWGV</strong>-Vizepräsident Johann<br />
Prümers erhielten sie aus erster<br />
Hand neueste Strukturdaten und aktuelle<br />
Informationen zum Verbandsgeschehen.<br />
Was die anwesenden<br />
Landwirte gefreut haben dürfte: Ihr<br />
gemeinsamer Hilfsfonds, gegründet<br />
zur gegenseitigen Unterstützung in<br />
finanziellen Notlagen, wird aktuell<br />
Foto: Peter Leimbach<br />
kaum beansprucht und ist daher gut<br />
gefüllt. Die Folge: Ab sofort können<br />
die Ortsgenossenschaften ihre Einzahlungsbeträge<br />
in den Fonds halbieren<br />
und damit die eigene Gewinnsituation<br />
verbessern.<br />
Die <strong>RWGV</strong>-Vorstandsmitglieder Friedel<br />
Fleck und Moritz Krawinkel informierten<br />
die Landwirte über die aktuelle<br />
Lage des Verbandes und berichteten<br />
von ihrer Initiative, die geplante<br />
Novellierung des Genossenschaftsgesetzes<br />
im Interesse der Verbandsmitglieder<br />
nachzubessern.<br />
Der Strukturwandel bei den landwirtschaftlichen<br />
Genossenschaften<br />
mit der Tendenz zu größeren Einheiten<br />
hat sich im vergangenen Jahr<br />
weiter fortgesetzt. Ein Ergebnis dieser<br />
Entwicklung: Der wachsende<br />
Umsatzanteil größerer Genossenschaften<br />
(Umsatz: ab 30 Millionen<br />
Euro): Dieser stieg im vergangenen<br />
Jahr von 38 auf 42 Prozent.<br />
Rainer Stephan,<br />
<strong>RWGV</strong>-Pressebüro Ostwestfalen-Hellweg<br />
25 Jahre Raiffeisen Coesfeld<br />
Coesfeld. An den Umzug von der Rekener Straße 3 zur<br />
Raiffeisenstraße 1 kann sich Franz-Josef Bernemann<br />
noch gut erinnern. Nichts als grüne Wiese rundherum.<br />
„Wir waren die Ersten, die sich mit ihrem<br />
Unternehmen hier angesiedelt haben“, erinnert sich<br />
der Mitarbeiter. Genau vor 25 Jahren, am 23. Februar<br />
1981, nahm die Raiffeisen Coesfeld eG auf einem<br />
8.500 Quadratmeter großen Grundstück am neuen<br />
Standort in Coesfeld ihren Geschäftsbetrieb auf. Viel<br />
hat sich seitdem verändert, eins ist geblieben.<br />
„Damals wie heute sind wir eine gefragte Anlaufstelle“,<br />
verdeutlicht Geschäftsführer Rainer Brunn, der<br />
mit Michael Vennhoff, Franz-Josef Bernemann, Birgit<br />
Kerkhoff, Jane Koschany und Bernard Liesner (v. l.) auf<br />
das Jubiläum anstieß.<br />
Foto: Peter Leimbach<br />
GB 2/2006<br />
49
LANDWIRTSCHAFT<br />
Genossenschaft als Zukunftsmodell<br />
Aus sieben Erzeugerorganisationen entstand jetzt die Landgard eG, die größte Vereinigung<br />
ihrer Art in Deutschland.<br />
Landgard gehören circa<br />
3.000 Gartenbaubetriebe<br />
aus ganz Deutschland an.<br />
Straelen. Neue Strukturen, neuer Name: Die größte deutsche<br />
Erzeugerorganisation heißt seit ihrer Generalversammlung<br />
im März „Landgard eG“. Zahlreiche Fusionen<br />
und Umstrukturierungen im Jahr 2005 hatten den Weg<br />
zu dieser abschließenden Entscheidung der Mitglieder<br />
frei gemacht. Landgard gehören circa 3.000 Gartenbaubetriebe<br />
aus ganz Deutschland an.<br />
NRW-Landwirtschaftsminister Eckhard Uhlenberg betonte<br />
bei der Veranstaltung in Straelen die Wichtigkeit<br />
dieser „positiven Entscheidung für den Agrarstandort<br />
NRW“. Der zunehmenden Konzentration auf der Käuferseite<br />
müsse mit einer Konzentration des Angebots begegnet<br />
werden. „Erzeugerorganisationen sind kein Auslaufmodell,<br />
sondern ein Zukunftsmodell“, so der Minister.<br />
Landgard-Vorstandsvorsitzender Willi Fitzen nannte vor<br />
der Generalversammlung der Genossenschaft die abgeschlossene<br />
Umstrukturierung „die wichtigste Entscheidung<br />
nach Gründung der gemeinsamen Vermarktung<br />
von NBV und UGA im Jahr 1998“. Es sei eine vorrangige<br />
Aufgabe, dass bei diesem Wachstumsprozess die Verbindung<br />
zu den Mitgliedern nicht verloren gehe. Deswegen<br />
gebe es auch Regionalversammlungen an den Standorten<br />
in Wiesmoor, Stuttgart und Dresden. Mit Blick auf die<br />
vielen Beiräte in der neuen Konzernstruktur betonte<br />
Fitzen: „Wir haben durch die wachsende Größe nichts an<br />
Mitbestimmung verloren.“ Im Gegenteil: „Die Erzeuger<br />
kommen wieder zurück zur Genossenschaft, weil sie in<br />
einem so großen Verbund wie der Landgard eine sichere<br />
Absatzmöglichkeit für ihre Gartenbauprodukte sehen.“<br />
Auch strategische Ziele wurden genannt: Im Bereich<br />
„Schnittblumen und Topfpflanzen“ arbeitet Landgard an<br />
der Optimierung des Vertriebs. „In Baumärkten und im<br />
Lebensmitteleinzelhandel nutzen wir unser Potenzial<br />
noch längst nicht voll aus“, sagte Geschäftsführer Robert<br />
Kleinschnitker, der den Vertrieb in diesem Jahr neu aufstellen<br />
wird.<br />
Der Bereich „Obst und Gemüse“ soll vom saisonalen<br />
Anbieter heimischer Ware zum ganzjährigen Vollsortimentsanbieter<br />
für den Lebensmitteleinzelhandel ausgebaut<br />
werden. Das Ziel: die Umsätze bei der heimischen<br />
Produktion und beim Zukauf kräftig steigern. „Die<br />
Chancen der zentralen Steuerung nutzen, aber die Regionalität<br />
erlebbar machen, das ist unser Ziel“, betonte<br />
Fitzen. Dem dient auch der vor kurzem abgeschlossene<br />
Neubau einer Systemzentrale des Konzerns in Straelen-<br />
Herongen.<br />
Ralf Bröker,<br />
<strong>RWGV</strong>-Pressebüro Rhein-Ruhr<br />
50 GB 2/2006
LANDWIRTSCHAFT<br />
Tierische Rückenprobleme<br />
Sonsbeck. Die Raiffeisen-Waren-Genossenschaft<br />
Niederrhein lud Pferdefreunde<br />
zu gut besuchten Fachtagungen<br />
ein. Die Laien bekamen<br />
brauchbare Tipps von erfahrenen<br />
Fachleuten. So berichteten Veterinäre<br />
und andere Experten über den<br />
Rückenschmerz bei den Vierbeinern<br />
und erklärten, wie man ihm am besten<br />
begegnet.<br />
Auf solider Basis in die Zukunft<br />
Rheine/Dreierwalde. Mit einem Festakt im Kreise der 410 Mitglieder, ihrer<br />
Angehörigen und mit vielen Gästen feierte die Raiffeisen Warengenossenschaft<br />
Rheine-Hörstel-Hopsten ihr 100-jähriges Bestehen. Das genossenschafliche<br />
Unternehmen wurde am 28. Februar 1906 als „Bäuerliche Bezugs- und Absatzgenossenschaft<br />
Ostenwalde, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter<br />
Haftpflicht“ aus der Taufe gehoben. Sein „Kompliment“ sprach <strong>RWGV</strong>-<br />
Vizepräsident Johann Prümers in seinem Grußwort aus. Genossenschaften seien<br />
Einrichtungen der Landwirte und damit ihre idealen Partner, betonte Prümers.<br />
Sie seien eine solide Brücke des Vertrauens vom Erzeuger bis zum Verbraucher<br />
und insgesamt ein „Geschäftsmodell mit Zukunft“.<br />
Raiffeisen Steinfurter<br />
Land erweitert<br />
Burgsteinfurt. „Start frei“ am Ruhenhof<br />
9 in Burgsteinfurt. Mit dem<br />
Baubeginn zur Erweiterung ihres<br />
Raiffeisenmarktes schlägt die Raiffeisen<br />
Steinfurter Land eG ein neues<br />
Kapitel auf. „Ich freue mich auf das,<br />
was hier entsteht“, machte Geschäftsführer<br />
Martin Niehues mit<br />
Blick auf das rege Treiben der Bauarbeiter<br />
deutlich. „Diese Erweiterung<br />
unseres Haus- und Gartenmarktes<br />
passt wunderbar zum Standort Burgsteinfurt<br />
und vervollständigt ihn vor<br />
allem im Bereich hochwertiger<br />
Pflanzen und Gewächse.“ 500.000<br />
Euro beträgt das Investitionsvolumen<br />
für den Anbau.<br />
Gratulierten: Heinz Hüppe, AGRAVIS-Vorstand Johannes Schulte-Althoff,<br />
<strong>RWGV</strong>-Vizepräsident Johann Prümers, Dr. Bernard Krone, Aufsichtsratsvorsitzender<br />
Paul Rietmann, Vorstandsvorsitzender Albert Rohlmann und<br />
Geschäftsführer Albrecht Philipp (v. l.).<br />
„Global denken – lokal handeln“<br />
Foto: Peter Leimbach<br />
Alles im Plan: Geschäftsführer<br />
Martin Niehues (Mitte), Marktleiter<br />
Heinrich Prümers (l.) und<br />
Mitarbeiter Manfred Ritter freuen<br />
sich auf die Erweiterung.<br />
Foto: Peter Leimbach<br />
Kreis Steinfurt. Der Agrarsektor ist im Umbruch. Rückläufige Direktzahlungen<br />
beeinträchtigen die Wirtschaftlichkeit der Betriebe, entscheidende Verbesserungen<br />
der Erzeugerpreise sind kaum zu erwarten. Die Sparmaßnahmen der<br />
neuen Bundesregierung treffen auch die Landwirtschaft. Und die weltweiten<br />
agrarpolitischen Rahmenbedingungen spielen eine immer stärke Rolle. Was<br />
bedeutet das für die heimischen Landwirte? „Global denken – lokal handeln“,<br />
diese Antwort gab Prof. Dr. Folkhard Isermeyer den zahlreichen Landwirten<br />
mit auf den Weg, die sich auf den Vortragsveranstaltungen der Volksbanken<br />
Greven, Laer-Horstmar-Leer, Nordmünsterland, Ochtrup, Saerbeck und<br />
Westerkappeln versammelt hatten. Dabei machte der Chefberater von Horst<br />
Seehofer im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
den aufmerksam lauschenden Zuhörern durchaus Mut. „Ein großer<br />
Standortvorteil dieser Region, die sich durch eine hohe Wettbewerbsfähigkeit<br />
auszeichnet, besteht in der vorherrschenden Einzelhoflage der Betriebe, so<br />
dass Erweiterungsinvestitionen leichter durchgeführt werden können“, verdeutlichte<br />
Isermeyer.<br />
GB 2/2006<br />
51
LANDWIRTSCHAFT<br />
„Gute Zahlen in schlechter Zeit“<br />
Hamm. Der sich weiter verschärfende erhebliche<br />
Erlös- und Kostendruck, der auf den milchproduzierenden<br />
Betrieben lastet, ließ auch die Rinder-Union<br />
West eG nicht unberührt und prägte das Bild im<br />
abgelaufenen Geschäftsjahr 2004/2005. Dennoch<br />
konnten die Geschäftsführer Werner Wilkes und Dr.<br />
Jürgen Hartmann sowie der Vorstandsvorsitzende,<br />
Josef Hannen, und der Aufsichtsratsvorsitzende,<br />
Heinrich Buxtrup, eine nach wie vor positive Geschäftsentwicklung<br />
präsentieren. „Gute Zahlen in<br />
schlechter Zeit“, brachte es Heinrich Buxtrup auf<br />
den Punkt. Der Gesamtumsatz stieg um 6,2 Prozent<br />
auf 37,6 Millionen Euro. Die Anzahl der Erstbesamungen<br />
im Zuchtgebiet konnte im abgeschlossenen<br />
Geschäftsjahr unerwartet stabil gehalten werden.<br />
Insgesamt wurden im Zuchtgebiet 441.758 Erstbesamungen<br />
durchgeführt. Der Zuwachs in der Zuchtviehvermarktung,<br />
insbesondere beim Exportrinderabsatz<br />
(plus 45,5 Prozent), kompensierte die Rückgänge<br />
im Nutzviehhandel, so dass eine mengenmäßig<br />
leichte Gesamtumsatzsteigerung um 1,2 Prozent<br />
auf jetzt 44.700 Zucht- und Nutztiere zu verbuchen<br />
ist.<br />
„Gute Zahlen in schlechter Zeit“ erläuterte<br />
Heinrich Buxtrup (r.), Aufsichtsratsvorsitzender der RUW.<br />
Meinungsaustausch<br />
mit Minister<br />
NRW-Minister Eckhard Uhlenberg (2. v. l.) mit den<br />
Bankvorständen Ewald Beer (l.) und Klaus Korte (2. v. r.),<br />
Prokurist Hubert Overesch (r.) sowie Prof. Dr. Folkhard<br />
Isermeyer (Mitte).<br />
Rheine. Hausgemachte Wettbewerbsnachteile<br />
beseitigen, das Gewicht Nordrhein-<br />
Westfalens auf EU-Ebene verstärkt einbringen<br />
und „NRW wieder zum Land der neuen<br />
Chancen machen“ – das sind für NRW-<br />
Landwirtschaftsminister Eckhard Uhlenberg<br />
wichtige Ziele und Aufgaben in den<br />
nächsten Jahren. Uhlenberg hatte auf<br />
Einladung der Volksbank Nordmünsterland<br />
den Weg nach Rheine eingeschlagen,<br />
um den Landwirten der Region im Rahmen<br />
des 2. Landwirteforums der Bank zum Thema<br />
„Neue Agrarpolitik in NRW: Vertrauen<br />
schaffen – Wettbewerbspolitik stärken –<br />
Perspektiven eröffnen“ die Grundzüge seiner<br />
Agrarpolitik zu erläutern. Auf Landesund<br />
Bundesebene habe man bereits vieles<br />
erfolgreich auf den Weg gebracht, erklärte<br />
Uhlenberg und nannte als Beispiele die<br />
Aufhebung des Schweinehaltungs-Erlasses<br />
und das vereinfachte Baurecht. Insgesamt<br />
wolle die neue Landesregierung den Menschen<br />
im ländlichen Raum ein verlässlicher<br />
Partner sein und der Jugend ein positives<br />
politisches Signal geben.<br />
52 GB 2/2006
GEWERBE<br />
„Gute Qualität hat ihren Preis“<br />
Fleischer-Einkauf: Aufbruchstimmung auf Frühjahrsmesse<br />
Probierten: Landwirtschaftsminister Eckhard Uhlenberg,<br />
Fleischer-Einkauf-Geschäftsführer Martin Schulte,<br />
<strong>RWGV</strong>-Verbandsdirektor Friedel Fleck, Erhard Hegemann<br />
von der Fleischer-Einkauf und Fleischverbandspräsident<br />
Manfred Ricken (v. l.).<br />
Anröchte. Lebensmittelskandale wie die Vorgänge um<br />
das so genannte Gammelfleisch sind für das ehrliche<br />
Fleischer-Handwerk eine große Chance. Diese Ansicht<br />
hat NRW-Landwirtschaftsminister Eckhard Uhlenberg<br />
bei der Eröffnung der 4. Frühjahrsmesse der Fleischer-<br />
Einkaufsgenossenschaften in Anröchte (Kreis Soest) vertreten.<br />
Mit einem klaren Bekenntnis zur Qualität ihrer<br />
angebotenen Fleisch- und Wurstwaren, so der Minister,<br />
könnten sich die Handwerksbetriebe von den schwarzen<br />
Schafen der Branche abheben. Eine klare Absage erteilte<br />
der Minister der aktuellen „Geiz ist geil“-Kampagne.<br />
Uhlenberg: „Diese Aussage stimmt eben nicht, denn gute<br />
Qualität hat ihren Preis.“<br />
Auf der Messe, die von den fünf Fleischer-Einkaufsgenossenschaften<br />
Anröchte, Hamm, Recklinghausen,<br />
Dortmund und Siegen unter Federführung von Geschäftsführer<br />
Martin Schulte ausgerichtet wurde, präsentierten<br />
115 Aussteller auf 2.000 Quadratmeter Fläche die<br />
neuesten Produkte und Trends der Branche. Rund 1.300<br />
Fachbesucher nutzten die Gelegenheit zur Information<br />
und zum Meinungsaustausch.<br />
Das Angebot der Messeneuheiten reichte von der Fleischwurst<br />
in Primelform bis zu erlesenen Fischdelikatessen<br />
als Ergänzung zum Fleischer-Partyservice. Ein zusätzliches<br />
Geschäft erhoffen sich die Fleischer auch von der<br />
Fußball-Weltmeisterschaft: Wursthüllen mit Fußballmotiv,<br />
Mini-Wurstwaren in Fußballform und neuartige<br />
Grillfleischprodukte wie das „Flanken-Rippchen“, die<br />
„Stürmer-Schenkel“, der „Elfmeter-Spieß“ oder der „Linienrichter-Snack“<br />
sollen beim ballhungrigen Sportpublikum<br />
auch Appetit auf die Produkte vom heimischen<br />
Metzger wecken.<br />
Dabei befindet sich die Branche nach Aussage ihres Präsidenten<br />
Manfred Ricken ohnehin schon in guter Stimmung.<br />
Seit November vergangenen Jahres verzeichne das<br />
Fleischer-Handwerk erfreuliche Zuwächse. Die Branche<br />
profitiere vom besonderen Vertrauensverhältnis zwischen<br />
den inhabergeführten Betrieben und den Konsumenten.<br />
Auch die positiven Ergebnisse der jüngsten<br />
Qualitätstests unterstützten die derzeitige Aufbruchstimmung.<br />
Die Nähe der Fleischer zu den Kunden hatte in seinem<br />
Grußwort auch der Vorstandsvorsitzende des <strong>RWGV</strong>,<br />
Friedel Fleck, herausgestellt. Die Kundennähe, so Fleck,<br />
sei die Chance des Einzelhandels. Den Einkaufsgenossenschaften<br />
als Lieferanten käme dabei eine wichtige<br />
Rolle zu. Fleck: „Sie können und müssen Mehrwerte<br />
schaffen. Damit ist die genossenschaftliche Idee heute<br />
genauso modern wie vor 150 Jahren.“<br />
Rainer Stephan,<br />
<strong>RWGV</strong>-Pressebüro Ostwestfalen-Hellweg<br />
Foto: Rainer Stephan<br />
anwr-Gruppe gut in Tritt<br />
Mainhausen. Die anwr-Verbundgruppe<br />
aus Mainhausen blickt auf<br />
ein erfolgreiches Jahr zurück. Der<br />
Zentralregulierungsumsatz stieg<br />
im Geschäftsjahr 2005 nach der<br />
aktuellen Bilanz im Vergleich zum<br />
Vorjahr um 15,7 Prozent auf 2,3<br />
Milliarden Euro (2,0 Milliarden<br />
Euro in 2004). Die Schuhsparte<br />
der Verbundgruppe konnte sich<br />
in einem hart umkämpften Markt<br />
behaupten. Die der Verbundgruppe<br />
angeschlossenen Fachhändler<br />
brachten der Gruppe einen<br />
Zentralregulierungsumsatz von<br />
788,8 Millionen Euro, was eine<br />
Steigerung von immerhin 4,1<br />
Prozent bedeutet.<br />
GB 2/2006<br />
53
GEWERBE<br />
Generationenvertrag<br />
Die Genossenschaft „Lebendiges Wohnen“ eG hat sich in Siegen gegründet und bietet<br />
Jung und Alt eine Bleibe unter einem Dach.<br />
Siegen. Sie wollten etwas Neues kreieren, etwas, was ein<br />
Leben fernab von Boden- und Wohnraumspekulation,<br />
Ungewissheit und in nachbarschaftlicher Harmonie ein<br />
Altern in Würde und mit Begeisterung ermöglichen kann<br />
– etwas, das es früher schon mal gegeben haben mag,<br />
etwas, das eigentlich völlig normal ist, das aber in unserer<br />
betriebsamen Zeit in den Hintergrund getreten ist: ein<br />
von christlichen Grundwerten geprägtes Leben unterschiedlicher<br />
Generationen unter einem Dach. Die Rechtsform<br />
der Genossenschaft lieferte den passenden Rahmen:<br />
Elf Mitglieder fanden sich in Siegen zur Bau- und<br />
Wohngenossenschaft „Lebendiges Wohnen“ eG zusammen.<br />
20 Wohnungen entstehen in Hanglage am Rande des<br />
Siegener Zentrums mit Blick auf das Schloss. Die<br />
Genossenschaft als Eigentümerin und Bewirtschafterin<br />
des Gebäudes ist Träger des wirtschaftlichen Projektteils.<br />
Ideelle und soziale Aufgaben übernimmt der gemeinnützige<br />
Verein „Lebendiges Haus e.V.“.<br />
„Die Rechtsform der Genossenschaft hat soviel Kreditwürdigkeit,<br />
dass eine Finanzierung möglich wurde,“ freut<br />
sich Wolf-Dietrich Pohlig, bei dem die finanziellen Fäden<br />
zusammenlaufen und sein Vorstandskollege Clemens<br />
Kolbe ergänzt: „Dieses solidarische System der genossenschaftlichen<br />
Idee passt optimal zu uns.“ So gut, dass sogar<br />
das NRW-Bauministerium die Arbeit als Modellpro-<br />
Wolf-Dietrich Pohlig (l.) und<br />
Clemens Kolbe (r.) haben noch<br />
einiges zu tun auf der Baustelle<br />
der neuen Genossenschaft „Lebendiges<br />
Wohnen“. 20 Wohnungen<br />
entstehen in Hanglage am<br />
Rande des Siegener Zentrums.<br />
54 GB 2/2006
GEWERBE<br />
jekt würdigte und mit Zuschüssen fördert. Das reicht<br />
zwar nicht, um die prognostizierten Gesamtkosten in<br />
Höhe von rund 1,6 Millionen Euro zu finanzieren, doch<br />
Geschäftsguthaben der Genossenschaftsmitglieder, KfW-<br />
Darlehen und Eigenhilfe machen einen weiteren stattlichen<br />
Betrag aus. In Zusammenarbeit mit der Stiftung<br />
Trias, gemeinnützige Stiftung für Boden, Ökologie und<br />
Wohnen, wurde zudem ein Partner gewonnen, mit dem<br />
man Grund und Boden in eine grundsätzlich gemeinnützige<br />
Nutzung geben konnte und sie so der Spekulation<br />
entzog. Wolf-Dietrich Pohlig: „Das gab uns Planungssicherheit.“<br />
Ebenso wie die zahlreichen selbstschuldnerischen<br />
Bürgschaften, die die Aufnahme eines Bürgschaftsdarlehens<br />
in Höhe von 128.000 Euro ermöglichte.<br />
Für Vorstand Clemens Kolbe ist das ein willkommener<br />
Solidaritätsbeweis und Ausdruck einer großen Sympathie,<br />
die dem Projekt landauf landab entgegengebracht<br />
wird.<br />
„Offen für alle Menschen“<br />
Bis zum Sommer wird sie deshalb Realität sein, die Hausgemeinschaft,<br />
in der sich die verschiedenen Generationen<br />
zu engagierter solidarischer Nachbarschaft zusammenfinden.<br />
Menschenwürdiges Altern steht dabei im<br />
Vordergrund, aus der Erkenntnis heraus, dass herkömmliche<br />
Altenheime immer mehr zu Pflegeheimen werden.<br />
Im „Lebendigen Haus“ sind die aktive Gestaltung des<br />
Lebensabends, das Engagement für Kultur und soziales<br />
Zusammenleben bestimmende Themen, die bei allen<br />
Nachbarn einen hohen Stellenwert haben sollen.<br />
Im Entstehen ist eine nachbarschaftliche Wohnanlage<br />
für Menschen, die nicht nur schön wohnen wollen, sondern<br />
auch offen sind für ein soziales Miteinander und für<br />
eine gegenseitige Hilfestellung im Alltag, die Interesse<br />
haben an einer kreativen, kulturellen und religiösen<br />
Lebensausrichtung. Clemens Kolbe: „Wir sind offen für<br />
Menschen aller Altersstufen, Familien mit Kindern,<br />
Alleinstehende, Alleinerziehende, aktiv Tätige wie auch<br />
Rentner, Hilfsbedürftige und Kranke. Sie alle können sich<br />
hier in freier Weise zu gemeinsamem Leben, Singen,<br />
Spiel, Sport, Feiern, geistigem Arbeiten sowie kulturellem<br />
Tun und Erfahren zusammenfinden.“ Zur Verfügung stehen<br />
dazu im Endausbau 20 Wohnungen von 35 bis 140<br />
Quadratmeter Wohnfläche und rund 150 Quadratmeter<br />
Gemeinschaftsräume.<br />
Nur ein paar Schritte bis zum Kindergarten<br />
Die Anlage findet starke Beachtung: Schon für rund 70<br />
Prozent der künftigen Wohnungen gibt es Anwärter<br />
nicht nur aus der Region. Ihnen gefällt die Aussicht, viele<br />
Lebensfelder unter einem Dach abgedeckt zu haben:<br />
Wohnbereiche für Jung und Alt, Werkbereiche, Arbeitskreise<br />
und Kurse aus den Gebieten der Anthroposophie<br />
und Christengemeinschaft, künstlerische Tätigkeiten,<br />
therapeutische Angebote, ärztliche und pflegerische<br />
Versorgung, Produkte des ökologischen- und Demeter-<br />
Landbaus, Fahrgemeinschaften für Schulkinder, zum Einkaufen<br />
und für Ausflüge „und später auch mal gemeinsam<br />
zu nutzende Kraftfahrzeuge“, wie Pohlig schildert.<br />
Schon nach Bezug der ersten Wohnungen brauchen die<br />
Jüngsten aus dem „Lebendigen Haus“ nur ein paar<br />
Schritte zu ihrem Kindergarten zu gehen. Familien sparen<br />
dadurch nicht nur Benzin, sondern auch Fahrzeit.<br />
Einige Schritte weiter liegt am Fuß des Hügels die Bushaltestelle<br />
zur Waldorfschule und weitere Schulen befinden<br />
sich in Fußwegnähe.<br />
Pflichtanteile in Höhe von 320 Euro pro Quadratmeter<br />
Wohnfläche sichern dem Genossenschaftsmitglied eine<br />
sofortige Versorgung mit Wohnraum und ein Dauerwohnrecht.<br />
Hinzu kommt ein Nutzungsentgelt spürbar<br />
unter dem örtlichen Mietspiegel in Höhe von derzeit<br />
5,70 Euro – alles modellhaft und trotzdem nach kaufmännischen<br />
Gesichtspunkten durchkalkuliert. „Das geht<br />
auch gar nicht anders“, verdeutlicht Dr. Pohlig das Zahlenwerk<br />
und ist gemeinsam mit Clemens Kolbe gedanklich<br />
schon einen Schritt weiter. Weil allein 70 Bürgschaftsdarlehen<br />
die Verbundenheit mit diesem Projekt<br />
eindrucksvoll dokumentieren, es auch als Stück regionale<br />
Wirtschaftsförderung durch die Beauftragung ausschließlich<br />
heimischer Handwerker gelebt wird, ist es auf<br />
bestem Wege, die Stammzelle eines neuen Systems zu<br />
werden. Pohlig: „Das nächste Projekt haben wir nach<br />
gleichem Muster schon ins Auge gefasst.“<br />
Informationen unter www.lebendiges-haus.de<br />
Karl E. Rinas,<br />
<strong>RWGV</strong>-Pressebüro für Südwestfalen und östliches Rheinland<br />
Neue CD-ROM<br />
<strong>RWGV</strong>. Die neu aufgelegte CD-ROM des DGRV „Arbeitshilfen<br />
für neue Genossenschaften – Zukunft<br />
durch Kooperation“ ist erschienen. Die vom DGRV<br />
und den regionalen Genossenschaftsverbänden<br />
erstellte CD-ROM wendet sich an erfolgreiche<br />
Genossenschaftsgründer und bietet weitergehende<br />
Informationen nach einem gelungenen Unternehmensstart.<br />
Praktische Tipps und Hinweise gibt es zu<br />
einer ganzen Reihe betriebswirtschaftlicher und genossenschaftsspezifischer<br />
Themen, wie etwa zu Fragen<br />
der Versicherung, der Personalverwaltung, des<br />
Rechnungswesens und der Jahresabschlussprüfung<br />
sowie zum Mitgliedermanagement.<br />
Informationen unter www.neuegenossenschaften.de<br />
GB 2/2006<br />
55
NAMEN UND NACHRICHTEN<br />
Wahlen/Ernennungen/<br />
Wechsel<br />
Dr. Manfred Biehal (56) wurde für<br />
weitere fünf Jahre zum Vorstandsvorsitzenden<br />
des DG-VERLAGES und<br />
zum Vorsitzenden der Geschäftsführung<br />
der Raiffeisendruckerei Neuwied<br />
bestellt. Ebenfalls für diesen<br />
Zeitraum in seinen Ämtern bestätigt<br />
wurde Peter Erlebach als Vorstand<br />
des DG-VERLAGES und Mitglied der<br />
Geschäftsführung der Druckerei.<br />
Wolfgang Kirsch (51), stellvertretender<br />
Vorstandsvorsitzender der DZ<br />
BANK und bisheriger stellvertretender<br />
Aufsichtsratsvorsitzender der DG<br />
HYP, wurde zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden<br />
der Hypothekenbank<br />
gewählt. Bisheriger Vorsitzender<br />
war Dr. Alexander Erdland, der<br />
aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden<br />
ist. Neu in den Aufsichtsrat und zum<br />
stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden<br />
wurde Dr. Christopher<br />
Pleister, Präsident des BVR, gewählt.<br />
Ebenfalls neu in den Aufsichtsrat<br />
bestellt wurden Dr. Matthias Metz,<br />
Vorsitzender des Vorstandes der Bausparkasse<br />
Schwäbisch Hall, und Rainer<br />
Kattinger, Sprecher des Vorstandes<br />
der Stuttgarter Volksbank<br />
AG. Aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden<br />
sind Norbert Flaig und<br />
Heinz Gommans.<br />
Michael Knoll (40), bislang Generalbevollmächtigter<br />
der Volksbank<br />
Bad Oeynhausen-Herford, ist<br />
zum dritten ordentlichen Vorstandsmitglied<br />
bestellt worden. Knoll ist<br />
gelernter Volksbanker (Ausbildungsbetrieb:<br />
Volksbank Bad Salzuflen),<br />
„baute“ danach seinen Diplom-<br />
Bankbetriebswirt, ging für kurze Zeit<br />
zur Deutschen Bank und steht seit<br />
15 Jahren in Diensten der Volksbank<br />
Bad Oeynhausen-Herford. Werner<br />
Ladage, bisher Sprecher, zeichnet<br />
jetzt verantwortlich als Vorsitzender<br />
des Gremiums. Stellvertreter ist<br />
Walter Bernsmeier.<br />
Dr. Michael Mette (45) wurde zum<br />
Sprecher der Geschäftsführung der<br />
VR DISKONTBANK, einer 100-prozentigen<br />
Tochter der VR LEASING,<br />
bestellt. Mette war zuvor Direktor<br />
der FFS-Bank in Stuttgart sowie<br />
Geschäftsführer der Honda-Bank in<br />
Frankfurt.<br />
Ruhestand<br />
Günter Hus (60), Vorstandsmitglied<br />
der Volksbank Schnathorst (Gemeinde<br />
Hüllhorst). In den 46 Jahren seiner<br />
Tätigkeit für die Volksbank<br />
Schnathorst hat sich Günter Hus<br />
vom Auszubildenden bis zum Vorstandsmitglied<br />
hochgearbeitet. Insgesamt<br />
28 Jahre stand Hus an der<br />
Spitze der Bank. In seinem Heimatkreis<br />
Minden-Lübbecke war der scheidende<br />
Bankleiter zuletzt Vorsitzender<br />
der Volksbank-Marketing-Gemeinschaft.<br />
Klaus Ohlrogge (62), Vorstandsmitglied<br />
der Volksbank Warburger Land.<br />
Insgesamt 46 Jahre stand Klaus Ohlrogge<br />
in Diensten der westfälischen<br />
Genossenschaftsorganisation. Nach<br />
Banklehre in Warburg, Prüfungsdienst<br />
beim WGV und einem kurzen<br />
„Gastspiel“ in Elsen kehrte Ohlrogge<br />
als Geschäftsführer nach Warburg<br />
zurück. Insgesamt 31 Jahre stand er<br />
danach als Vorstandsmitglied an der<br />
Spitze der Bank.<br />
Es starben<br />
Ludwig Budde, von 1969 bis 1993<br />
Verwaltungsmitglied der Raiffeisen-<br />
Warengenossenschaft Drensteinfurt-<br />
Mersch, im Alter von 74 Jahren.<br />
Wilhelm Wesselmann, von 1962<br />
bis 1998 Geschäftsführer und Vorstandsmitglied<br />
der Viehverwertungsgenossenschaft<br />
Werne, im Alter von<br />
72 Jahren.<br />
Geburtstage<br />
60 Jahre<br />
Dr. Rüdiger Ginsberg, Vorsitzender<br />
des Vorstandes der Union Asset<br />
Management Holding AG.<br />
Goldene Ehrennadel<br />
Walter Dreis (61), hauptamtliches<br />
Vorstandsmitglied und Geschäftsführer<br />
der Gärtnereinkauf eG Koblenz,<br />
wurde nach 45 Berufsjahren in<br />
den Ruhestand verabschiedet. Für<br />
sein langjähriges Engagement in verantwortlicher<br />
Position wurde Walter<br />
Dreis mit der Ehrennadel in Gold<br />
ausgezeichnet. 1983 wurde er zum<br />
Geschäftsführer der Gärtnereinkauf<br />
eG Koblenz bestellt, kurze Zeit später<br />
wurde Dreis auch zum hauptamtlichen<br />
Vorstand ernannt. In den<br />
Jahren seiner Verantwortung entwi-<br />
Walter Dreis (r.) ging nach 45<br />
Berufsjahren in den Ruhestand.<br />
ckelte sich die Gärtnereinkauf eG<br />
zum größten Fachgroßhandel für<br />
Gartenbau und Floristik im nördlichen<br />
Rheinland-Pfalz. Als Mitglied<br />
des Aufsichtsrates der Volksbank<br />
Mittelrhein eG Koblenz hatte er von<br />
1981 bis 1989 Verantwortung in der<br />
genossenschaftlichen Organisation<br />
übernommen.<br />
Ehrenmedaille in Silber<br />
Willi Welling (70), seit 36 Jahren<br />
Aufsichtsratsvorsitzender der Raiffeisenbank<br />
Welling, erhielt die Ehrenmedaille<br />
in Silber bei seiner offiziellen<br />
Verabschiedung. Am 1. Juli<br />
1979 war Welling in den Aufsichtsrat<br />
gewählt und direkt zum Vorsitzenden<br />
ernannt worden. Im Jahr<br />
1995 wurde Willi Welling bereits mit<br />
der Silbernen Ehrennadel ausgezeichnet.<br />
56 GB 2/2006
NAMEN UND NACHRICHTEN<br />
IMPRESSUM<br />
Silberne Ehrennadel<br />
Günter Drenkpohl, ehemaliger Geschäftsführer<br />
der Raiffeisen-Warengenossenschaft<br />
Laer-Horstmar-Eggerode,<br />
Laer<br />
Günter Hus, Vorstandsmitglied der<br />
Volksbank Schnathorst, Hüllhorst<br />
Urban Josef Jülich, Aufsichtsratsmitglied,<br />
Raiffeisenbank Rheinbach<br />
Voreifel, Rheinbach<br />
Horst Kleinebecker, Aufsichtsratsmitglied<br />
der Elektrizitätsgenossenschaft<br />
Oesterweg, Versmold<br />
Horst Kleinewiese, Vorstandsmitglied<br />
der IGA OPTIC, Datteln<br />
Werner Lindhorst, Aufsichtsratsmitglied<br />
der Elektrizitätsgenossenschaft<br />
Oesterweg, Versmold<br />
Klaus Ohlrogge, Vorstandsmitglied<br />
der Volksbank Warburger Land,<br />
Warburg<br />
Hans-Wilm Sternemann, Vorstandsmitglied<br />
der IGA OPTIC,<br />
Datteln<br />
Christian Wette, Aufsichtsratsvorsitzender<br />
der IGA OPTIC, Datteln<br />
Axel Wichmann, Leiter der <strong>RWGV</strong>-<br />
Stabsstelle Strukturfragen/Sicherungseinrichtungen,<br />
Bankenbetreuung<br />
Westfalen und Geschäftsführer der<br />
GENO Holding Münster GmbH sowie<br />
der Treuhandstelle der Genossenschaften<br />
Westfalens GmbH.<br />
GENOSSENSCHAFTSBLATT<br />
Herausgeber:<br />
Rheinisch-Westfälischer<br />
Genossenschaftsverband e. V. (<strong>RWGV</strong>)<br />
Mecklenbecker Str. 235–239,<br />
48163 Münster<br />
Redaktion:<br />
Dr. Thorsten Weiland, Sabine Bömmer,<br />
Wolfgang Koschny (CvD)<br />
Telefon: 0251 7186-280<br />
Fax: 0251 7186-285<br />
E-Mail: presse@rwgv.de<br />
Titelbild:<br />
Marco Stepniak<br />
für Rheinland und Westfalen<br />
Aus den Regionen:<br />
Pressebüro Süd:<br />
Julia Böing<br />
Telefon: 0261 13091-11<br />
julia.boeing@rwgv.de<br />
Pressebüro Rhein-Ruhr:<br />
Ralf Bröker<br />
Telefon: 02853 956280<br />
ralf.broeker@rwgv.de<br />
Pressebüro Münsterland:<br />
Hans-Peter Leimbach<br />
Telefon: 0251 7186141<br />
hans-peter.leimbach@rwgv.de<br />
Pressebüro Südwestfalen und<br />
östliches Rheinland:<br />
Karl E. Rinas<br />
Telefon: 02354 904004<br />
karl.rinas@rwgv.de<br />
Zum Abschied gab<br />
es vom <strong>RWGV</strong>-Vorstand<br />
die Silbernadel<br />
und viel Dank<br />
für Axel Wichmann<br />
(2.v.l .).<br />
Pressebüro Ostwestfalen-Hellweg:<br />
Rainer Stephan<br />
Telefon: 05242 908940<br />
rainer.stephan@rwgv.de<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
geno kom Werbeagentur GmbH<br />
Severinstraße 214–218, 50676 Köln<br />
Telefon: 0251 53001-54<br />
Telefax: 0221 921202-13<br />
Bekanntmachung zur Wahl der<br />
Vertreterversammlung<br />
Anzeige<br />
Nachdem am 27., 28. und 29. März 2006 die Wahl zur Vertreterversammlung<br />
durchgeführt worden ist und der Wahlausschuss in seiner<br />
Sitzung vom 31. März 2006 deren ordnungsmäßiges Zustandekommen<br />
festgestellt hat, geben wir hiermit gemäß § 10 der Wahlordnung bekannt,<br />
dass die Liste der gewählten Vertreter und der gewählten Ersatzvertreter<br />
gemäß § 43 a des Genossenschaftsgesetzes vom 8. Mai bis einschließlich<br />
19. Mai in den Geschäftsräumen unserer Bank während der<br />
jeweils üblichen Öffnungszeiten zur Einsicht durch die Mitglieder ausliegt.<br />
Gestaltung:<br />
geno kom Werbeagentur GmbH<br />
Severinstraße 214–218<br />
50676 Köln<br />
Druck:<br />
LV Druck im Landwirtschaftsverlag<br />
GmbH<br />
Bei verspätetem Erscheinen oder Nichterscheinen<br />
infolge höherer Gewalt entfallen<br />
alle Ansprüche. Für nicht angeforderte<br />
Manuskripte, Bilder und Bücher<br />
wird keine Gewähr übernommen.<br />
Nachdruck von Beiträgen nur mit<br />
Quellenangabe und nur mit Zustimmung<br />
der Redaktion.<br />
Namensartikel geben nicht unbedingt<br />
dieMeinung des Herausgebers wieder.<br />
41379 Brüggen, 31. März 2006<br />
Volksbank Brüggen-Nettetal eG<br />
– Der Vorstand –<br />
Beilagenhinweis:<br />
Diese Ausgabe des Genossenschafts-<br />
Blattes enthält die Raiffeisen-<br />
Informationen 2/2006, eine Beilage der<br />
VR FACTOREM sowie Immo Direkt.<br />
GB 2/2006<br />
57
ZU GUTER LETZT<br />
Vom Fußball lernen<br />
Mit Flexibilität zurück zur Spitze: Eine Branchenstudie liefert Banken gute Vorlagen.<br />
Teammanager Oliver<br />
Bierhoff (2. v. l.) war nur<br />
einer der Ehrengäste bei<br />
der Präsentation der<br />
Branchenstudie.<br />
Bochum. „Wie im Fußball, so im Banking: Leistungssteigerungen<br />
sind für deutsche Banken nur mit einem<br />
modernen Spielsystem möglich. Insbesondere mehr<br />
Flexibilität ist gefragt, um die Kreativitätspotenziale der<br />
Spieler – der Bankmitarbeiter – abzurufen.“ Mit diesen<br />
Erkenntnissen hat die Ruhr-Universität Bochum (RUB)<br />
beim 5. Finanzmarktforum einige Diskussionen angestoßen.<br />
Die deutsche Kreditwirtschaft scheine – so eine Erkenntnis<br />
aus der Studie – die schwerste Krise der Nachkriegszeit<br />
langsam zu bewältigen, doch die „Laktatwerte“<br />
deuteten darauf hin, dass ihre Fitness noch deutlich verbessert<br />
werden müsse, so Prof. Stephan Paul vom Institut<br />
für Kredit- und Finanzwirtschaft des RUB (ikf). Das Bochumer<br />
ikf hatte für seine Untersuchung gemeinsam mit<br />
dem Team „Testentwicklung“ (Fakultät für Psychologie<br />
der RUB) über 1.000 Mitarbeiter von Banken und Sparkassen<br />
bundesweit online befragt.<br />
Die Grundeinstellung der befragten Banker sei positiv, so<br />
die Studie: Die Befragten attestieren sich selbst ein hohes<br />
Engagement, sie sehen sich selbst überwiegend in einer<br />
„offensiven Spielposition“ und fühlen sich für ihre Arbeit<br />
ausreichend bezahlt. Allerdings zeigt die Studie auch<br />
deutlich, dass Banken die Kreativität ihrer Mitarbeiter<br />
wesentlich stärker als bisher nutzen müssen. Mitarbeiter<br />
beklagen signifikant, dass ihre Ideen abgebremst, nicht<br />
in die Tat umgesetzt werden und vergeben im Hinblick<br />
auf die Innovationskraft der jeweiligen Bank „erschreckend<br />
niedrige“ 50 Punkte im Schnitt. „Um die Kreativitätspotenziale<br />
abzurufen, ist mehr Flexibilität erforderlich“,<br />
so Prof. Paul. Die Bankmitarbeiter sehen die Strukturen<br />
des Hauses in nennenswertem Maße als „verkrustet“<br />
an, beklagen die Dominanz der Bürokratie und die<br />
starke Ausprägung der Hierarchie. Für die Volksbanken<br />
gab’s dabei die gelbe Karte: Fast 70 Punkte erreichten sie<br />
bei dieser Frage. Inflexibilitäten zeigten sich insbesondere<br />
bei der Gestaltung der Arbeitszeit, so die Studie.<br />
Kritisch sehen die befragten Mitarbeiter auch die mangelnde<br />
Transparenz von Entscheidungen in den Kreditinstituten:<br />
Der Informationsfluss zwischen den Abteilungen<br />
wird mit über 60 Punkten als bei weitem nicht<br />
ausreichend beschrieben; die Mitarbeiter fühlen sich zu<br />
spät informiert und können die Entscheidungen vielfach<br />
nicht nachvollziehen. „Ohne eine entsprechende frühzeitige<br />
Einbindung und Orientierung der Mitarbeiter<br />
aber kann es auch keinen Aufbruch geben“, sagt Prof.<br />
Stephan Paul. „Vor allem aber zeigt sich in dramatischer<br />
Weise eine Unterforderung der Mitarbeiter.“<br />
„Im Banking wie im Fußball: Nachhaltige Performancesteigerungen<br />
sind für deutsche Banken nur mit einem<br />
moderneren Spielsystem möglich“, resümierte Prof. Paul<br />
auf dem Bochumer Finanzmarktforum. „Die Spieler besitzen<br />
die dazu notwendigen Potenziale in den Bereichen<br />
Kreativität, Innovation und Initiative, aber die Barrieren,<br />
die ihrer Nutzung entgegenstehen, müssen abgebaut<br />
werden. Der Ball liegt daher bei den Bankleitungen“, so<br />
Paul.<br />
Nächste Ausgabe<br />
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der<br />
24. Mai. Anzeigenschluss ist der 19. Mai.<br />
58 GB 2/2006
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