Literatur im Deutschunterricht

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14 НЕМЕЦКИЙ ЯЗЫК № 23 (224) НОЯБРЬ 2007 МОСКОВСКАЯ НЕМЕЦКАЯ ГАЗЕТА Literatur im Deutschunterricht Этот урок немецкого языка проводит Роза Жарова, преподаватель немецкого языка московской школы № 377 1. Lesen Sie den Titel des Buches und äüßern Sie Ihre Vermutungen, wovon es sich im Buch handelt. Tine durch zwei geht nicht 2. Was wissen Sie über Elfie Donnelly? A. Lesen Sie die folgende Information über die Schriftstellerin und füllen Sie die Tabelle unten aus. Elfie Donnelly ist Autorin zahlreicher Kinderbücher, Hörspiele und Drehbücher. Sie wurde 1950 in London geboren. Elfie Donnelly verbrachte ihre ersten Lebensjahre in einer englischen Stadt Rugby, die spätere Kindheit und Jugend in Wien. Die Tochter eines Engländers und einer Österreicherin war schon in jungen Jahren als Journalistin tätig. Sie begann in Wien als Texterin in der Presseagentur APA. 1973 zog sie nach Berlin, heiratete Peter Lustig* und begann, unter anderem, für den SFS* Hörspiele für Kinder zu schreiben. Mit ihrem ersten Buch bekam sie den Deutschen Jugendliteraturpreis. Im Alter von 26 Jahren veröffentlichte sie ihr erstes Buch: “ Servus Opa, sagte ich leise”, eine Geschichte, die von einem kleinen Jungen und dem Tod seines Großvaters erzählt. 1979 wurde auch ihr Drehbuch ausgezeichnet. Ihre größten Erfolge sind die Figuren „Benjamin Blümchen“und „Bibi Blocksberg“. Ab 1977 schrieb sie 65 Folgen „Benjamin Blümchen“ und 40 Folgen „Bibi Blocksberg“. Sie wohnt mit ihrem jetzigen Mann, dem Autor Paul Arató, auf Ibiza. Elfie Donnellys zwei erwachsene Söhne leben in England und Amerika. Aus Donnellys Feder stammt ebenfalls die neue Hörspiel- und Buchserie Elea-Eluanda, die Geschichte eines querschnittgelähmten Mädchens, das sich trotz seines harten Schicksals im Leben bewährt und von seinem indischen Freund Ravi und der putzigen Tröstereule Ezechiel begleitet wird. Die Autorin verfasst auch Liedertexte. Elfie Donnelly verfasste erfolgreich Drehbücher zu ihren Büchern. Zurzeit schafft das Autorenpaar Donnelly-Arató einen neuen multimedialen Kindercharakter. Im Bereich der Erwachsenenliteratur schrieb Donnelly zwei Kriminalromane “ Kein einziges Wort” und “ Wen der Tod entlässt”. die APA - Austria Presse Agentur ist die größte nationale Nachrichtenagentur Österreichs Peter Lustig - deutscher Fernsehmoderator und Kinderbuchautor, Darsteller der Kindersendungen Löwenzahn/ZDF, Zweites Deutsches Fernsehen der SFB - der Sender Freies Berlin, die Landesrundfunkanstalt für Westberlin ein querschnittgelähmtes Mädchen – парализованная девочка Name Beruf, Tätigkeit Geburtsdatum Herkunft persönliche Information über die Familie das erste Buch die größten Erfolge heutzutage B. Erzählen Sie kurz über Elfie Donnelly 3. Lesen Sie den ersten Abschnitt des Textes. A. Was haben Sie erfahren? Die Vorgeschichte Tine Fechner ist elf Jahre alt, braunhaarig, nicht gerade zart, in der Schule eher soso, kann gut mit Worten umgehen und wäre am liebsten ein Fisch, so gerne ist sie im Wasser. Tim Fechner ist sieben Jahre alt, auch braunhaarig, auch nicht zart, schafft sechs Pfannkuchen in vier Minuten, ist von der Schule noch sehr begeistert und liebt seine Schwester. Angelika Fechner ist Tims und Tines Mutter, ein Bücherwurm und deshalb ist sie auch Bibliothekarin geworden. Unter normalen Umständen ist sie sehr fröhlich, fühlt sich nicht erwachsen und möchte es auch nicht werden. Kocht ungern, aber gut. Kalle Fechner ist Tims und Tines Vater, kann Fußball nicht leiden und kocht gerne, aber sehr schlecht. Nicht besonders groß, nicht besonders dick, aber besonders nett. Hat einen Schnurrbart. Er ist gerne traurig und dazu hat er in dieser Geschichte auch viel Gelegenheit. Kaktus Fechner ist keine Pflanze, sondern ein ziemlich bunt gemischter Hund, der sich von Teppichfransen ernährt, aber auch anderes gerne frisst. Macht sich häufig Gedanken, von denen keiner etwas weiß. Summacumlaude Fechner ist das stillste Familienmitglied. Sehr angenehm als Mitbewohner. Hat aber einen Panzer. Deswegen ist Summacumlaude auch eine Schildkröte. Ist bei allen sehr beliebt. Teppichfransen – бахрома ковра B. Versuchen Sie sich selbst und Ihre Familie in ähnlicher Form zu charakterisieren. 4. Lesen Sie den zweiten Abschnitt. A. Was für eine Situation in der Familie stellen Sie sich vor? Seit zwölf Jahren waren Kalle und Angelika Fechner miteinander verheiratet, mochten sich und waren zufrieden mit dem kleinen gemieteten Häuschen nicht weit von der Stadt, mit den Kindern, dem Hund Kaktus, der Schildkröte Summacumlaude und mit dem Geld, das sie hatten. Kalle konnte sich als Versicherungsagent seine Arbeitszeit selbst einteilen. Schloss er viele Versicherungen ab, verdiente er viel, war er faul oder hatte er Pech, dann gab´s weniger Geld. Nein, Geldsorgen hatten sie nie, denn Angelika leitete mittlerweile die Jugendbücherei. Tim und Tine saßen nachmittags in der Bibliothek und machten ihre Hausaufgaben. Sonntags gab´s gemeinsame Ausflüge. Es schien alles in Ordnung zu sein, bis ... B. Was passiert weiter? Machen Sie Ihre Vermutungen. 5. A. Lesen Sie die Geschichte weiter und vergleichen Sie Ihre Vermutungen mit dem Inhalt der Geschichte. Tina war es zuerst aufgefallen, dass Papa und Mama sich keine Abschiedsküsse mehr gaben. Es war so, als bemerkten die beiden es selbt nicht. Mama fragte Papa nicht mehr nach seiner Arbeit. Papa schien es egal zu sein, was Mama tagsüber erlebt hatte. Mama fing an, hinter Papa herzuräumen. Legte er eine Zeitschrift auf den Tisch, nahm Mama sie fort und tat sie in den Zeitungskorb, sehr nachdrücklich. Papa dagegen begann herumzumäkeln, wenn das Frühstück nicht pünklich auf dem Tisch stand. Früher hatte er es immer selbst gemacht! Mama verreiste allein. Als sie wiederkam, fuhr Papa zum Skilaufen in die Berge, auch allein. Der erste gemeinsame Sonntag nach langer Zeit brachte ein ungeheures Gewitter: Mama hatte rot geweinte Augen. Die ersten harten Worte fielen: Tim und Tine erkannten ihre Eltern kaum. Die Abstände zwischen Gewittern wurden kürzer. Eines Morgens schrien, nein brüllten sich Tim und Tines Eltern laut an. Das Frühstück flog durch die Küche und das Geschirr lag in Scherben. Tim und Tine flüchteten voller Angst ins Badezimmer, schlossen die Tür von innen ab und hielten sich die Ohren zu, weil die Wellen von Wut nicht über ihnen zusammenschlagen sollten. Dann ging alles ziemlich schnell und über die Köpfe von Tim und Tina hinweg. Mama packte Papas Koffer und stellte sie ihm vor die Tür und Papa ging wirklich weg. Er suchte sich eine kleine Wohnung. Ein Jahr lang stapelten sich gewichtig aussehende Briefe von Anwälten im Briefkasten. Der Fall Fechner gegen Fechner wurde gelöst: Die Ehe war geschieden. Die minderjährigen Kinder Tim und Tine Fechner, sieben und elf Jahre alt, wurden der Mutter zugesprochen. Der Vater erhielt Besuchsrecht, zweimal monatlich, und durfte die Kinder für die halbe Schulferien zu sich nehmen. Kam Papa die Kinder besuchen, ging Mama in ihr Zimmer und tauchte erst wieder auf, wenn sie Papa weggehen hörte. Tim blieb dann bei Mama im Zimmer. Er wollte Papa sowieso nicht sehen. Obwohl Papa nicht schuld war. Obwohl Mama nicht schuld war. Es gibt keine Schuld. Was es gibt: Eine Liebe zerbricht. Und vielen wird weh getan. Papa war sehr allein. Nur Tine hielt zu ihm, Tine hielt zu ihm, Tine, seine Tine. herummäkeln – привередничать anbrüllen – орать, кричать sich stapeln – складываться в стопку der Anwalt – адвокат B. Wie ist das richtig? Markieren Sie. 1. keine Abschiedsküsse geben 2. nicht mehr nach der Arbeit fragen 3. egal sein, was man tagsüber erlebt hatte 4. hinter jemanden herräumen 5. herummäkeln, wenn das Frühstück nicht pünklich auf dem Tisch steht 6. kein Frühstück selbst machen 7. allein verreisen 8. zum Skilaufen in die Berge fahren 9. rot geweinte Augen haben 10. schreien und sich laut anbrüllen 11. ins Badezimmer flüchten 12. den Koffer packen 13. weggehen 14. eine Wohnung suchen 15. der Mutter zugesprochen werden 16. Besuchsrecht erhalten 17. die Kinder, die halbe Schulferien zu sich nehmen dürfen 18. Die Kinder besuchen 19. ins Zimmer gehen 20. Papa weggehen hören 21. bei Mama im Zimmer bleiben 22. Papa nicht sehen wollen 23. wehgetan werden 24. Zu Papa halten Mutter Vater Tim Tine Schlüssel: Mutter – 1, 2, 4, 7, 9, 10, 12, 19, 20, 23; Vater – 1, 3, 5, 6, 8, 10, 13, 14, 16, 17, 18, 23; Tim - 11, 15, 21, 22, 23; Tine – 11, 15, 23, 24. C. Beschreiben Sie die Situation in der Familie aus der Perspektive. • des Vaters • der Mutter • Tim • Tine 6. Berichten Sie kurz, welche Informationen Sie hier bekommen. A. Die statistischen Eckdaten zur Familie • 22,4 Millionen Familien (100%). • 210.000 Scheidungen (ca. 1% / Jahr) • 10,3 Millionen Ehepaare mit Kindern im Haushalt (46%). • 9,3 Millionen Ehepaare ohne Kinder im Haushalt (41,5%). • 2,8 Millionen allein erziehende Elternteile (12,5%). B. Geschiedene Ehen und Zahl der betroffenen Kinder Deutschland C. Und wie ist die Lage in Russland? Sind die Probleme ähnlich? Sprechen Sie darüber. D. Lesen Sie den Text und beantworten Sie die Frage: Woran denken noch die Eheleute bei der Trennung? So viel kostet das Scheitern 200 000 Paare lassen sich pro Jahr scheiden. Ihre größte Sorge neben dem persönlichen Fiasko ist die Frage, was die Trennung kostet, wie viel Unterhalt zu zahlen ist und was übrig bleibt. Eine Anleitung für die persönliche Kalkulation. Die meisten quälen sich lange, ehe sie zum Anwalt gehen und die Scheidung einreichen. Zum einen wollen sie sich nicht das Scheitern der Ehe eingestehen, Hauptgrund ist aber immer die Scheu vor den Folgekosten: Wohnung, Auto, Urlaub – was kann ich mir dann noch leisten? Anwalts- und Gerichtsgebühren, die Unterhaltszahlungen, dazu Wechsel in die ungünstige Lohnsteuerklasse 1, womöglich ein noch nicht abgezahltes Haus lassen sie den wohl einzig sinnvollen Schritt immer wieder hinausschieben. Dabei ist das Ende oft gar nicht so schrecklich, viele Ex-Paare sind nach dem Scheidungsspruch sichtlich erleichtert. 7. Lesen Sie den nächsten Teil der Geschichte. A. Beantworten Sie die Fragen. 1. Wann (an welchem Wochentag) spielt die Handlung? 2. Wer nimmt am Gespräch teil? 3. Warum hat Tine Angst, ihre Gefühle zum Vater zu zeigen? 4. Warum weint sie und kniet sich vor Papa hin? 5. Will Tim wirklich mit dem Vater nicht ins Kino gehen? Warum benimmt er sich so? 6. Was versteht Tine unter der Stille am Ende der Szene? 7. Was fühlt jedes Mitglied der Familie in dieser Situation? Tine „Man kann sich an alles gewöhnen.“ Der Satz will mir nicht mehr aus dem Kopf. Oma Fechner sagt ihn oft, wenn sie sich selber beruhigen will. Der Satz stimmt nicht. Für mich stimmt er nicht. Ich werde mich niemals daran

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НЕМЕЦКИЙ ЯЗЫК<br />

№ 23 (224) НОЯБРЬ 2007 МОСКОВСКАЯ НЕМЕЦКАЯ ГАЗЕТА<br />

<strong>Literatur</strong> <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong><br />

Этот урок немецкого языка<br />

проводит Роза Жарова,<br />

преподаватель немецкого языка<br />

московской школы № 377<br />

1. Lesen Sie den Titel des Buches und äüßern Sie Ihre<br />

Vermutungen, wovon es sich <strong>im</strong> Buch handelt.<br />

Tine durch zwei geht nicht<br />

2. Was wissen Sie über Elfie Donnelly?<br />

A. Lesen Sie die folgende Information über die Schriftstellerin<br />

und füllen Sie die Tabelle unten aus.<br />

Elfie Donnelly ist Autorin zahlreicher Kinderbücher, Hörspiele<br />

und Drehbücher. Sie wurde 1950 in London geboren. Elfie Donnelly<br />

verbrachte ihre ersten Lebensjahre in einer englischen Stadt Rugby,<br />

die spätere Kindheit und Jugend in Wien. Die Tochter eines<br />

Engländers und einer Österreicherin war schon in jungen Jahren<br />

als Journalistin tätig. Sie begann in Wien als Texterin in der Presseagentur<br />

APA. 1973 zog sie nach Berlin, heiratete Peter Lustig*<br />

und begann, unter anderem, für den SFS* Hörspiele für Kinder<br />

zu schreiben. Mit ihrem ersten Buch bekam sie den Deutschen<br />

Jugendliteraturpreis. Im Alter von 26 Jahren veröffentlichte sie<br />

ihr erstes Buch: “<br />

Servus Opa, sagte ich leise”, eine Geschichte,<br />

die von einem kleinen Jungen und dem Tod seines Großvaters<br />

erzählt. 1979 wurde auch ihr Drehbuch ausgezeichnet. Ihre<br />

größten Erfolge sind die Figuren „Benjamin Blümchen“und „Bibi<br />

Blocksberg“. Ab 1977 schrieb sie 65 Folgen „Benjamin Blümchen“<br />

und 40 Folgen „Bibi Blocksberg“. Sie wohnt mit ihrem<br />

jetzigen Mann, dem Autor Paul Arató, auf Ibiza. Elfie Donnellys<br />

zwei erwachsene Söhne leben in England und Amerika.<br />

Aus Donnellys Feder stammt ebenfalls die neue Hörspiel- und<br />

Buchserie Elea-Eluanda, die Geschichte eines querschnittgelähmten<br />

Mädchens, das sich trotz seines harten Schicksals <strong>im</strong><br />

Leben bewährt und von seinem indischen Freund Ravi und der<br />

putzigen Tröstereule Ezechiel begleitet wird.<br />

Die Autorin verfasst auch Liedertexte. Elfie Donnelly verfasste<br />

erfolgreich Drehbücher zu ihren Büchern. Zurzeit schafft das<br />

Autorenpaar Donnelly-Arató einen neuen mult<strong>im</strong>edialen Kindercharakter.<br />

Im Bereich der Erwachsenenliteratur schrieb Donnelly zwei Kr<strong>im</strong>inalromane<br />

“<br />

Kein einziges Wort” und “<br />

Wen der Tod entlässt”.<br />

die APA - Austria Presse Agentur ist die größte nationale Nachrichtenagentur<br />

Österreichs<br />

Peter Lustig - deutscher Fernsehmoderator und Kinderbuchautor,<br />

Darsteller der Kindersendungen Löwenzahn/ZDF, Zweites<br />

Deutsches Fernsehen<br />

der SFB - der Sender Freies Berlin, die Landesrundfunkanstalt<br />

für Westberlin<br />

ein querschnittgelähmtes Mädchen – парализованная<br />

девочка<br />

Name<br />

Beruf, Tätigkeit<br />

Geburtsdatum<br />

Herkunft<br />

persönliche Information über die Familie<br />

das erste Buch<br />

die größten Erfolge<br />

heutzutage<br />

B. Erzählen Sie kurz über Elfie Donnelly<br />

3. Lesen Sie den ersten Abschnitt des Textes.<br />

A. Was haben Sie erfahren?<br />

Die Vorgeschichte<br />

Tine Fechner ist elf Jahre alt, braunhaarig, nicht gerade zart,<br />

in der Schule eher soso, kann gut mit Worten umgehen und<br />

wäre am liebsten ein Fisch, so gerne ist sie <strong>im</strong> Wasser.<br />

T<strong>im</strong> Fechner ist sieben Jahre alt, auch braunhaarig, auch<br />

nicht zart, schafft sechs Pfannkuchen in vier Minuten, ist von der<br />

Schule noch sehr begeistert und liebt seine Schwester.<br />

Angelika Fechner ist T<strong>im</strong>s und Tines Mutter, ein Bücherwurm<br />

und deshalb ist sie auch Bibliothekarin geworden. Unter normalen<br />

Umständen ist sie sehr fröhlich, fühlt sich nicht erwachsen<br />

und möchte es auch nicht werden. Kocht ungern, aber gut.<br />

Kalle Fechner ist T<strong>im</strong>s und Tines Vater, kann Fußball nicht<br />

leiden und kocht gerne, aber sehr schlecht. Nicht besonders<br />

groß, nicht besonders dick, aber besonders nett. Hat einen<br />

Schnurrbart. Er ist gerne traurig und dazu hat er in dieser Geschichte<br />

auch viel Gelegenheit.<br />

Kaktus Fechner ist keine Pflanze, sondern ein ziemlich bunt<br />

gemischter Hund, der sich von Teppichfransen ernährt, aber<br />

auch anderes gerne frisst. Macht sich häufig Gedanken, von<br />

denen keiner etwas weiß.<br />

Summacumlaude Fechner ist das stillste Familienmitglied. Sehr<br />

angenehm als Mitbewohner. Hat aber einen Panzer. Deswegen ist<br />

Summacumlaude auch eine Schildkröte. Ist bei allen sehr beliebt.<br />

Teppichfransen – бахрома ковра<br />

B. Versuchen Sie sich selbst und Ihre Familie in ähnlicher<br />

Form zu charakterisieren.<br />

4. Lesen Sie den zweiten Abschnitt.<br />

A. Was für eine Situation in der Familie stellen Sie sich vor?<br />

Seit zwölf Jahren waren Kalle und Angelika Fechner miteinander<br />

verheiratet, mochten sich und waren zufrieden mit dem<br />

kleinen gemieteten Häuschen nicht weit von der Stadt, mit den<br />

Kindern, dem Hund Kaktus, der Schildkröte Summacumlaude<br />

und mit dem Geld, das sie hatten. Kalle konnte sich als Versicherungsagent<br />

seine Arbeitszeit selbst einteilen. Schloss er viele<br />

Versicherungen ab, verdiente er viel, war er faul oder hatte er<br />

Pech, dann gab´s weniger Geld.<br />

Nein, Geldsorgen hatten sie nie, denn Angelika leitete mittlerweile<br />

die Jugendbücherei. T<strong>im</strong> und Tine saßen nachmittags in<br />

der Bibliothek und machten ihre Hausaufgaben. Sonntags gab´s<br />

gemeinsame Ausflüge. Es schien alles in Ordnung zu sein, bis ...<br />

B. Was passiert weiter? Machen Sie Ihre Vermutungen.<br />

5. A. Lesen Sie die Geschichte weiter und vergleichen<br />

Sie Ihre Vermutungen mit dem Inhalt der Geschichte.<br />

Tina war es zuerst aufgefallen, dass Papa und Mama sich<br />

keine Abschiedsküsse mehr gaben. Es war so, als bemerkten<br />

die beiden es selbt nicht. Mama fragte Papa nicht mehr nach<br />

seiner Arbeit. Papa schien es egal zu sein, was Mama tagsüber<br />

erlebt hatte. Mama fing an, hinter Papa herzuräumen. Legte er<br />

eine Zeitschrift auf den Tisch, nahm Mama sie fort und tat sie<br />

in den Zeitungskorb, sehr nachdrücklich. Papa dagegen begann<br />

herumzumäkeln, wenn das Frühstück nicht pünklich auf dem<br />

Tisch stand. Früher hatte er es <strong>im</strong>mer selbst gemacht!<br />

Mama verreiste allein.<br />

Als sie wiederkam, fuhr Papa zum Skilaufen in die Berge,<br />

auch allein.<br />

Der erste gemeinsame Sonntag nach langer Zeit brachte ein<br />

ungeheures Gewitter: Mama hatte rot geweinte Augen. Die ersten<br />

harten Worte fielen: T<strong>im</strong> und Tine erkannten ihre Eltern kaum.<br />

Die Abstände zwischen Gewittern wurden kürzer. Eines Morgens<br />

schrien, nein brüllten sich T<strong>im</strong> und Tines Eltern laut an. Das<br />

Frühstück flog durch die Küche und das Geschirr lag in Scherben.<br />

T<strong>im</strong> und Tine flüchteten voller Angst ins Badez<strong>im</strong>mer, schlossen<br />

die Tür von innen ab und hielten sich die Ohren zu, weil die Wellen<br />

von Wut nicht über ihnen zusammenschlagen sollten.<br />

Dann ging alles ziemlich schnell und über die Köpfe von T<strong>im</strong><br />

und Tina hinweg. Mama packte Papas Koffer und stellte sie<br />

ihm vor die Tür und Papa ging wirklich weg. Er suchte sich eine<br />

kleine Wohnung.<br />

Ein Jahr lang stapelten sich gewichtig aussehende Briefe von<br />

Anwälten <strong>im</strong> Briefkasten. Der Fall Fechner gegen Fechner wurde<br />

gelöst: Die Ehe war geschieden.<br />

Die minderjährigen Kinder T<strong>im</strong> und Tine Fechner, sieben und<br />

elf Jahre alt, wurden der Mutter zugesprochen. Der Vater erhielt<br />

Besuchsrecht, zwe<strong>im</strong>al monatlich, und durfte die Kinder für die<br />

halbe Schulferien zu sich nehmen.<br />

Kam Papa die Kinder besuchen, ging Mama in ihr Z<strong>im</strong>mer und<br />

tauchte erst wieder auf, wenn sie Papa weggehen hörte. T<strong>im</strong> blieb<br />

dann bei Mama <strong>im</strong> Z<strong>im</strong>mer. Er wollte Papa sowieso nicht sehen.<br />

Obwohl Papa nicht schuld war.<br />

Obwohl Mama nicht schuld war.<br />

Es gibt keine Schuld.<br />

Was es gibt: Eine Liebe zerbricht. Und vielen wird weh getan.<br />

Papa war sehr allein. Nur Tine hielt zu ihm, Tine hielt zu ihm,<br />

Tine, seine Tine.<br />

herummäkeln – привередничать<br />

anbrüllen – орать, кричать<br />

sich stapeln – складываться в стопку<br />

der Anwalt – адвокат<br />

B. Wie ist das richtig? Markieren Sie.<br />

1. keine Abschiedsküsse geben<br />

2. nicht mehr nach der Arbeit fragen<br />

3. egal sein, was man tagsüber erlebt hatte<br />

4. hinter jemanden herräumen<br />

5. herummäkeln, wenn das Frühstück<br />

nicht pünklich auf dem Tisch steht<br />

6. kein Frühstück selbst machen<br />

7. allein verreisen<br />

8. zum Skilaufen in die Berge fahren<br />

9. rot geweinte Augen haben<br />

10. schreien und sich laut anbrüllen<br />

11. ins Badez<strong>im</strong>mer flüchten<br />

12. den Koffer packen<br />

13. weggehen<br />

14. eine Wohnung suchen<br />

15. der Mutter zugesprochen werden<br />

16. Besuchsrecht erhalten<br />

17. die Kinder, die halbe Schulferien<br />

zu sich nehmen dürfen<br />

18. Die Kinder besuchen<br />

19. ins Z<strong>im</strong>mer gehen<br />

20. Papa weggehen hören<br />

21. bei Mama <strong>im</strong> Z<strong>im</strong>mer bleiben<br />

22. Papa nicht sehen wollen<br />

23. wehgetan werden<br />

24. Zu Papa halten<br />

Mutter Vater T<strong>im</strong> Tine<br />

Schlüssel: Mutter – 1, 2, 4, 7, 9, 10, 12, 19, 20, 23; Vater – 1,<br />

3, 5, 6, 8, 10, 13, 14, 16, 17, 18, 23; T<strong>im</strong> - 11, 15, 21, 22, 23;<br />

Tine – 11, 15, 23, 24.<br />

C. Beschreiben Sie die Situation in der Familie aus der<br />

Perspektive.<br />

• des Vaters<br />

• der Mutter<br />

• T<strong>im</strong><br />

• Tine<br />

6. Berichten Sie kurz, welche Informationen Sie hier<br />

bekommen.<br />

A. Die statistischen Eckdaten zur Familie<br />

• 22,4 Millionen Familien (100%).<br />

• 210.000 Scheidungen (ca. 1% / Jahr)<br />

• 10,3 Millionen Ehepaare mit Kindern <strong>im</strong> Haushalt (46%).<br />

• 9,3 Millionen Ehepaare ohne Kinder <strong>im</strong> Haushalt (41,5%).<br />

• 2,8 Millionen allein erziehende Elternteile (12,5%).<br />

B. Geschiedene Ehen und Zahl der betroffenen Kinder<br />

Deutschland<br />

C. Und wie ist die Lage in Russland? Sind die Probleme<br />

ähnlich? Sprechen Sie darüber.<br />

D. Lesen Sie den Text und beantworten Sie die Frage:<br />

Woran denken noch die Eheleute bei der Trennung?<br />

So viel kostet das Scheitern<br />

200 000 Paare lassen sich pro Jahr scheiden. Ihre größte<br />

Sorge neben dem persönlichen Fiasko ist die Frage, was die<br />

Trennung kostet, wie viel Unterhalt zu zahlen ist und was übrig<br />

bleibt. Eine Anleitung für die persönliche Kalkulation.<br />

Die meisten quälen sich lange, ehe sie zum Anwalt gehen und<br />

die Scheidung einreichen. Zum einen wollen sie sich nicht das<br />

Scheitern der Ehe eingestehen, Hauptgrund ist aber <strong>im</strong>mer die<br />

Scheu vor den Folgekosten: Wohnung, Auto, Urlaub – was kann<br />

ich mir dann noch leisten? Anwalts- und Gerichtsgebühren, die<br />

Unterhaltszahlungen, dazu Wechsel in die ungünstige Lohnsteuerklasse<br />

1, womöglich ein noch nicht abgezahltes Haus lassen sie<br />

den wohl einzig sinnvollen Schritt <strong>im</strong>mer wieder hinausschieben.<br />

Dabei ist das Ende oft gar nicht so schrecklich, viele Ex-Paare<br />

sind nach dem Scheidungsspruch sichtlich erleichtert.<br />

7. Lesen Sie den nächsten Teil der Geschichte.<br />

A. Beantworten Sie die Fragen.<br />

1. Wann (an welchem Wochentag) spielt die Handlung?<br />

2. Wer n<strong>im</strong>mt am Gespräch teil?<br />

3. Warum hat Tine Angst, ihre Gefühle zum Vater zu zeigen?<br />

4. Warum weint sie und kniet sich vor Papa hin?<br />

5. Will T<strong>im</strong> wirklich mit dem Vater nicht ins Kino gehen?<br />

Warum ben<strong>im</strong>mt er sich so?<br />

6. Was versteht Tine unter der Stille am Ende der Szene?<br />

7. Was fühlt jedes Mitglied der Familie in dieser Situation?<br />

Tine<br />

„Man kann sich an alles gewöhnen.“<br />

Der Satz will mir nicht mehr aus dem Kopf. Oma Fechner sagt<br />

ihn oft, wenn sie sich selber beruhigen will. Der Satz st<strong>im</strong>mt<br />

nicht. Für mich st<strong>im</strong>mt er nicht. Ich werde mich niemals daran


МОСКОВСКАЯ НЕМЕЦКАЯ ГАЗЕТА № 23 (224) НОЯБРЬ 2007 НЕМЕЦКИЙ ЯЗЫК 15<br />

gewöhnen können, dass Papa nur zwe<strong>im</strong>al <strong>im</strong> Monat kommt.<br />

Ich werde mich nie daran gewöhnen können, dass Mama sich<br />

dann so komisch ben<strong>im</strong>mt und in ihrem Z<strong>im</strong>mer verschwindet.<br />

Ich werde mich niemals daran gewöhnen können, dass sich<br />

an diesen Wochenenden keiner zu lachen traut und dass die<br />

Türen scheinbar von allein zufallen. Die halten die Spannung<br />

eben auch nicht aus.<br />

„Ich bin früher dran“, sagt Papa, der in meinem Z<strong>im</strong>mer vorm<br />

Schreibtisch sitzt und auf mich wartet. Besuchstag.<br />

Ich bleibe an der Tür stehen. Klar, ich würde jetzt am liebsten<br />

auf Papa stützen, mich in seine Arme schmeißen und kuscheln.<br />

Aber wenn ausgerechnet, dann Mamas Tür aufgeht und sie<br />

diesen vorwurfsvollen Blick loslässt – „Du hast ihn also lieber als<br />

mich“ – dann gib´s wieder Ärger. Davon habe ich <strong>im</strong> Augenblick<br />

sowieso reichlich. Nein, danke.<br />

„Wo ist T<strong>im</strong> denn?“, frage ich. Die Worte kommen nicht so<br />

aus meinem Mund, wie ich das will, ich muss den Satz gleich<br />

noch mal sagen. Papa deutet auf Mamas Z<strong>im</strong>mertür.<br />

Jetzt wissen wir beide nichts zu sagen. Ein Engel geht durchs<br />

Z<strong>im</strong>mer.<br />

„Na, was gibt´s heute in der Schule, meine Kleine?“, fragt Papa<br />

sehr forsch und schluckt. Er sieht traurig aus, so traurig, dass<br />

ich ... Ich knie mich vor Papa hin und muss auf einmal weinen,<br />

ohne dass ich es will. Papa krault meinen Kopf.<br />

Ein Tropfen landet in meinem Nacken. Papa weint also auch.<br />

Mama kommt aus ihrem Z<strong>im</strong>mer, hinter ihr her trippelt T<strong>im</strong>. Ich<br />

stehe auf und tu so, als wäre nichts.<br />

Mamas Gesicht sieht abweisend. Und Papa sieht mit einem<br />

Mal auch ganz anders aus, kein bisschen mehr lieb.<br />

„Ich möchte mit den Kindern ins Kino“, sagt er.<br />

„Bitte sehr, wenn die Kinder mit dir ins Kino wollen ...“, sagt<br />

Mama sehr gedehnt.<br />

„Ich nicht, ich nicht!“ T<strong>im</strong> pflanzt sich vor Papa auf und funkelt<br />

ihn böse an. „Ich bleibe bei meiner Mami!“ Er fasst Mama<br />

sicherheitshalber an der Hand, der Feigling.<br />

„Und Weihnachten will ich mit dir auch nicht feiern!“<br />

Papa starrt T<strong>im</strong> an und hält seinen Blick fest. Vor lauter Verlegenheit<br />

streckt T<strong>im</strong> Papa die Zunge heraus.<br />

„Ich gehe mit dir, Papa“, sage ich schnell und laufe hinaus,<br />

um meinen Mantel zu holen.<br />

Drinnen <strong>im</strong> Z<strong>im</strong>mer ist es ganz still, auch noch, als ich mit<br />

meinem Mantel zurückkomme. Keine schöne Stille ist das, in der<br />

jeder ganz weich wird. Es ist eine Stille, aus der ich die Vorwürfe<br />

heraushören kann, die Mama und Papa einander machen. Jetzt<br />

in Gedanken, während sie einander stumm gegenüberstehen.<br />

Eine Stille zum Gedankenlesen.<br />

zufallen – захлопываться<br />

sich schmeißen – броситься<br />

reichlich haben – вдоволь, с избытком<br />

forsch – молодцеватый, бойкий<br />

kraulen – щекотать<br />

trippeln – семенить<br />

abweisend – зд. непримиримо<br />

gedehnt – потягиваясь<br />

sich vor jmd. aufpflanzen – бесцеремонно вставать перед<br />

B. Wer hat das gesagt?<br />

A. Ich bleibe bei meiner Mami!<br />

B. Ich möchte mit den Kindern ins Kino.<br />

C. Wo ist T<strong>im</strong> denn?<br />

D. Ich nicht, ich nicht!<br />

E. Bitte sehr, wenn die Kinder mit dir ins Kino wollen.<br />

F. Na, was gibt´s heute in der Schule, meine Kleine?<br />

G. Ich gehe mit dir, Papa.<br />

H. Man kann sich an alles gewöhnen.<br />

I. Ich bin früher dran.<br />

J. Du hast ihn also lieber als mich.<br />

K. Und Weihnachten will ich mit dir auch nicht feiern.<br />

Schlüssel: T<strong>im</strong>: A, D, K; Vater: B, F, I; Mutter: E, J; Tine: C,<br />

G; Oma: H.<br />

C. Welche Reihenfolge ist richtig?<br />

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.<br />

Schlüssel:1 – H, 2 – I, 3 – J, 4 – C, 5 – F, 6 – B, 7 – E, 8 – D,<br />

9 – A, 10 – K, 11 - G.<br />

D. Wie finden Sie die handelnden Personen?<br />

Ich finde die Mama/den Vater/T<strong>im</strong>/Tine ________________ ,<br />

denn/weil___________________________________________<br />

/ traurig, ängstlich, enttäuscht, unglücklich, nervös, hysterisch, egoistisch,<br />

hoffnungslos, wütend, übellaunig, unruhig, ernst, verzweifelt,<br />

verärgert, freudlos, trügerisch, unwohl, erschöpft und energielos /<br />

E. Stellen Sie sich vor: Sie sind eine Person aus dem<br />

Text. Was würden Sie tun? Warum?<br />

• miteinander streiten<br />

• mit jdm. schlecht/gut/anders umgehen<br />

• Vorwürfe machen, jdm. vorwerfen<br />

• die Verantwortung für ... tragen<br />

• einen Kompromiss finden<br />

• sich (keine) Sorgen machen<br />

• sich anpassen<br />

• sich beschweren<br />

• einander lieben<br />

• helfen<br />

• miteinander sprechen und einander hören<br />

• auf j-n böse sein<br />

• um etw. bitten<br />

• j-n <strong>im</strong> Stich lassen<br />

• faul sein<br />

• die Freunde/Interessen verlieren<br />

• kein Verständnis haben<br />

Es ist sehr schwer zu sagen, was ich ____________________.<br />

Es wäre gut, _________________zu_____________________.<br />

Es wäre nicht schlecht, wenn__________________________.<br />

Wenn ich ______________wäre, würde ich ______________.<br />

Meiner Meinung nach _______________________________.<br />

Ich meine/denke/glaube, ich würde ____________________.<br />

In solcher Situation würde ich _________________________.<br />

F. Stellen Sie ein Gespräch zwischen den folgenden Personen<br />

als ein Rollenspiel dar:<br />

• Tine und der Vater<br />

• Tine und T<strong>im</strong><br />

• der Vater und die Mutter<br />

• Tine und die Mutter<br />

• T<strong>im</strong> und die Mutter<br />

• T<strong>im</strong> und der Vater<br />

G. Beantworten Sie die Fragen:<br />

• Wer von den handelnden Personen ist für Sie besonders<br />

sympathisch? Warum?<br />

• Charakterisieren Sie diese Person?<br />

• Können Sie diese Person trösten?<br />

H. Schreiben Sie einen Brief an eine Person aus der Geschichte.<br />

Geben Sie ihr Ratschläge und trösten Sie sie.<br />

I. Wie geht die Geschichte weiter? Äußern Sie sich.<br />

8. Lesen Sie die Geschichte weiter.<br />

A. Vergleichen Sie Ihre Erwartungen mit der Gerschichte.<br />

B. Aus wie vielen Teilen besteht der Text? Betiteln Sie<br />

jeden Teil des Textes.<br />

Jetzt sitze ich mit Papa <strong>im</strong> Kino. Der Film interessiert mich<br />

überhaupt nicht, best<strong>im</strong>mt werde ich wieder rausgehen aus<br />

dem Kino und keine Ahnung haben, warum der Mann mit dem<br />

Vollbart die Frau mit dem grünen Kleid geküsst hat.<br />

Papa raschelt mit seiner Popcorntüte. Meine Finger sind klebrig<br />

von der Lakritzstange. Ich wische die Hand he<strong>im</strong>lich an der<br />

Armlehne ab. Der Sitz ist aus rotem Samt.<br />

Die Zeit vergeht langsam. Wieso sitze ich eigentlich hier?<br />

Ich glaube, ich will das gar nicht. Viel lieber möchte ich mit<br />

Papa in seiner neuen Wohnung sein, ein bisschen kuscheln<br />

und den Fernseher anmachen, denn das darf ich bei Mama<br />

nicht. Fernsehen findet sie gehirnerweichend, sagt sie. Ich<br />

möchte, ich möchte, ich möchte ... Mama sagt, ich sei das<br />

egoistische Frauenz<strong>im</strong>mer auf der Welt. Ich kann gar nicht<br />

anders werden. Ein paar Mal hab ich schon versucht, die Gedanken<br />

an mich selbst wegzuscheuchen und nur wohltätige<br />

Gedanken zu haben. Liebe deinen Nächsten und hilf deinem<br />

kranken Nachbarn und solche Sachen. Aber ich habe noch<br />

nie einen kranken Nachbarn gehabt. Meine Nächsten liebe ich<br />

sowieso, das heißt also, Mama und Papa und T<strong>im</strong>. Nur – ob die<br />

sich viel draus machen, weiß ich manchmal nicht genau.<br />

Ach was. Ich bin auch wer. Ich bin auch wichtig. Für mich<br />

selbst bin ich ganz, ganz wichtig. Zuerst komme ich. Dann Mama<br />

und dann Papa und dann T<strong>im</strong> und dann Kaktus und Summacumlaude.<br />

Die Reihenfolge ändert sich manchmal. Wenn ich<br />

auf alle sauer bin, steht Summacumlaude an erster Stelle. Die<br />

sch<strong>im</strong>pft nie zurück.<br />

Papa kratzt sich an der Nase. Dann popelt er ein bisschen. Ich<br />

lache und schlage ihm den Ellbogen von der Lehne.<br />

„Auweia“, sagt Papa schuldbewusst. Er guckt mich an.<br />

„Langweilst du dich?“, fragt er flüsternd. Ich nicke <strong>im</strong> Dunkeln,<br />

aber er sieht es, so wie ich sein Popeln vorhin.<br />

Papa n<strong>im</strong>mt mich am Arm und steht auf. „Komm“, sagt<br />

er, „komm.“ Wir drängen uns durch die voll besetzte Reihe.<br />

Die Leute murren. Das srört mich nicht, weil Papa das Murren<br />

abfängt. Wenn ich allein wäre, würde ich best<strong>im</strong>mt am<br />

liebsten <strong>im</strong> Erdboden versinken, so peinlich wäre mir das.<br />

Nein, wahrscheinlich wäre ich einfach sitzen geblieben bis<br />

zum Filmende und vielleicht wäre ich sogar eingeschlafen.<br />

Ich kann gut <strong>im</strong> Kino einschlafen. Ich kann sogar <strong>im</strong> Stehen<br />

schlafen, am Haltegriff hängend <strong>im</strong> Autobus. Papa beneidet<br />

mich <strong>im</strong>mer darum.<br />

In Papas Wohnung ist es kalt. Sie ist klein und trotz der Kälte<br />

sehr gemütlich. Papa sagt, das kommt daher, weil vorher eine<br />

Frau drin gewohnt hat zusammen mit drei Katzen. Da muss es<br />

ja gemütlich sein. Eine Katze hätte ich auch gerne. Geht aber<br />

nicht, weil Mama von Katzenhaaren Keuchhusten kriegt oder so<br />

was Ähnliches, jedenfalls kriegt sie von Katzen keine Luft mehr<br />

und wird weiß <strong>im</strong> Gesicht. Schade.<br />

Papa zündet sich eine Zigarette an. Seit der Scheidung raucht<br />

er wieder. Ich weiß noch, wie sie sich beide gemeinsam das<br />

Rauchen abgewöhnt haben. In der ganzen Wohnung waren<br />

Bonbongläser verteilt und Kaugummis gab´s nur in Großpackungen,<br />

damit sie endlich von den Zigaretten wegkamen. T<strong>im</strong><br />

und ich waren ganz schön froh darüber, weil das <strong>im</strong>mer so<br />

entsetzlich stank.<br />

Jetzt sitzt Papa auf dem Bett, auf einer neuen Bettdecke, die<br />

ich vorher noch nie gesehen habe. Sie ist schön, aus bunten<br />

Stoffquadraten zusammengenäht, in Rot und Orange und Rosa,<br />

vielleicht von der Dreikatzenfrau.<br />

„Weint sie viel?“, fragt Papa plötzlich. Er guckt mich dabei<br />

nicht an, sondern starrt an die Z<strong>im</strong>merecke und schaut den<br />

Rauchringen nach.<br />

„Ja“, sage ich, denn so ist es wirklich.<br />

„Und du?“, fragt Papa mich.<br />

„Mal so, mal so“, sage ich ausweichend. Was soll ich darauf<br />

schon sagen? Und es ist nicht einmal gelogen. Es gibt Tage, an<br />

denen ich mir einbinde, wenn ich von der Schule nach Hause<br />

komme, wird alles so wie früher sein. Papa an seinem Platz,<br />

Mama an ihrem, T<strong>im</strong> überall, Kakrtus auf dem Sofa, Summacumlaude<br />

unterm Schrank.<br />

Papa geht jetzt in die kleine Kochnische und setzt Kaffee auf.<br />

Und ich sitze <strong>im</strong>mer noch auf dem Teppich und fühle eine große<br />

Traurigkeit in meinem Bauch. Ich möchte über den Teppich<br />

kriechen, unter der Tür durch und als Pfütze langsam die Treppe<br />

hinunterfließen. Tropf, tropf, tropf ...<br />

kascheln – шелестеть, шуршать<br />

der Samt – бархат<br />

wegscheuchen – отпугивать<br />

sich an der Nase kratzen – почесать нос<br />

murren – ворчать, роптать<br />

abfangen – зд. отвечать на<br />

der Haltegriff – поручень<br />

der Keuchhusten – коклюш<br />

entsetzlich stinken – ужасно пахнуть<br />

sich einbinden – воображать себе<br />

C. Was Neues haben Sie über Tine und ihren Vater erfahren?<br />

Begründen Sie Ihre Aussagen mit den Textstellen.<br />

Beschreiben Sie Ihre Gefühle.<br />

D. Wie sind die Beziehungen zwischen Tine und ihrem<br />

Vater? Beschreiben Sie sie.<br />

E. Welche Möglichkeiten für den Besuchstag gibt es<br />

noch? Bespechen Sie das mit Ihrem Gesprächspartner.<br />

9. Warum hat das Buch den Titel „Tine durch zwei geht<br />

nicht“? Diskutieren Sie darüber. Belegen Sie Ihre Vermutungen<br />

mit den Textstellen.<br />

10. Erfinden Sie Ihr eigenes Ende. Hat das Buch unbedingt<br />

ein Happyend? Könnten Kalle und Angelika gute<br />

Eltern bleiben und dabei getrennt leben?<br />

11. Sie haben den Anfang des Buches „Tine durch zwei<br />

geht nicht“ gelesen. Was meinen Sie über das Buch?<br />

Möchten Sie es weiter lesen oder nicht? Sind die Probleme,<br />

die <strong>im</strong> Buch beschrieben sind, Kinderprobleme?<br />

Begründen Sie Ihre Meinung.<br />

12. Schreiben Sie einen kleinen Aufsatz. Kommentieren<br />

Sie die folgende Aussage:<br />

„...es gäbe auf der Welt sehr viele geschiedene Eltern,<br />

und es gäbe sehr viele Kinder, die darunter litten! Und es<br />

gäbe sehr viele andere Kinder, die darunter litten, dass die<br />

Eltern sich nicht scheiden ließen! Wenn man aber den Kindern<br />

zumutete, unter diesen Umständen zu leiden, dann<br />

sei es doch wohl allzu zartfühlend und außerdem verkehrt,<br />

nicht mit ihnen darüber in verständiger und verständlicher<br />

Form zu sprechen.“<br />

Erich Kästner<br />

verkehrt – неправильно, неверно<br />

verständig – разумной<br />

verständlich – понятной, ясной<br />

Schreiben Sie zuerst eine Einleitung – was für eine<br />

Aufgabe ist vor Ihnen, dann kommt der Hauptteil, wo<br />

Sie Argumente für und gegen der Aussage führen und<br />

Ihre persönliche Meinung ausdrücken, dann kommt die<br />

Schlussfolgerung.

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