18.06.2014 Aufrufe

Nemzy Povolzhja

Nemzy Povolzhja

Nemzy Povolzhja

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

84<br />

Abends versammelten sich die Erwachsenen am Feuer und sangen alte deutsche<br />

Lieder. Als man schließlich den Schleppkahn auf die Abfahrt vorbereitete, beteten alle<br />

kniend. Ein Hund lief lange hinter dem abfahrenden Schleppkahn her. Es war einfach<br />

unmöglich, dem ohne Tränen zuzusehen. „Drei deutsche Familien, auch ich war dabei,<br />

wurden im Dorf Rassino im gleichen Haus mit den lokalen Einwohnern untergebracht.<br />

Ich weiß immer noch, wie wir Angst vor einander hatten. Auf dem Ofen lag alter Opa<br />

mit langem weißem Bart, sah uns erschrocken an und hatte Angst, einzuschlafen. Wir<br />

hatten keine Konflikte und die Angst der Einheimischen war unbegründet. Letzten<br />

Endes lebten wir wie eine Familie. So begann unser Leidensweg.<br />

„Am 23. Februar 1943, meinem 18. Geburtstag, kam ich in die Trudarmee nach Sysran.<br />

Wir wohnten in einem Pferdestall. Und wieder bekam Sophia Iwanowna Mitleid<br />

und Freundlichkeit der lokalen Bevölkerung zu spüren. Bussische Familien halfen den<br />

Deutschen, den Pferdestall auszuputzen, bauten für sie kleine Öfen, um sie im Winter<br />

vom Frost zu retten. Sie arbeitete auch auf den Ölfeldern beim Freilegen der Wege für<br />

den Ölabtransport. Die Tagesration an Brot betrug 600 Gramm. Später, als sie auf eine<br />

Baustelle verlegt wurden, wurde die Tagesration auf 800 Gramm Brot erhöht.<br />

Die nächste Etappe ihres Trudarmistenlebens verlief auf der Eisenbahn in der<br />

Stadt Frunse. Das war harte Arbeit, Eisenbahnschienen und -balken mussten verlegt<br />

und die Bahn sauber gemacht werden. Die Lebensbedingungen hier waren viel besser:<br />

Karten für die Brotration und Essen in der Kantine.<br />

„Einmal erhielt ich eine Prämie für die gute Arbeit, das war ein grüner amerikanischer<br />

Rock. Nach der Arbeit steckte ich meine Brotkarten in die Rocktasche und hängte<br />

den Rock an die Bettlehne, damit er nicht zerknittert aussieht. Morgens waren<br />

weder der Rock noch die Karten da. Einen ganzen Monat lang teilte meine Freundnin<br />

ihre Brotration mit mir und man gestattete mir, in der Küche zu helfen, dort Kessel<br />

und Töpfe zu putzen und Kartoffeln zu schälen, dafür bekam ich jeden Morgen etwas<br />

Brei. So überlebte ich diesen Monat.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!