Nemzy Povolzhja

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18.06.2014 Aufrufe

ter, zwei Brüder und eine Schwester. Der Vater Gujew Christian Christianowitsch wurde 1902 geboren. Er war Agronom und später der Vorsitzende des Kolchoses. Er studierte im Dorf Sehnan im Sowetskyj Rayon. Zusammen mit seinen Eltern und seiner Schwester ist er dann nach Ust-Karaman umgezogen, wo er die Mutter von Emma kennen lernte. Emmas Mutter, Jekatarina Fjodorowna Dotz wurde 1903 geboren. Zu Hause waren sie vier Kinder. Der älteste Sohn starb 1942. Der jüngste wurde einen Monat nach dem Tod des Vaters, der in der Trudarmee starb, geboren. Das Dorf, in dem Emmas Familie wohnte, bestand aus 360 Häusern und war sehr schön. Gegenüber von ihrem Haus stand eine hölzerne Kirche. In der Nähe befanden sich zwei Schulen, eine zweijährige und eine Mittelschule (später wurde die zweijährige Schule abgerissen und an ihrer Stelle eine neue errichtet). Gujews Haus war aus Holz und in seiner Art typisch für die Deutschen. Fast alle Bewohner des Dorfes besaßen Haustiere. Doch während der Kollektivierung wurden sie gezwungen, die Tiere dem Staat abzugeben. So verloren die Gujews ihre einzige Ziege. In der Nähe des Dorfes gab es einen liefen Fluss, in dem die Bewohner badeten. Einmal kam die Mutter von der Arbeit und traf ihre Kinder nicht zu Hause an, weil sie baden waren. Als die Kinder zurückkamen, schimpfte die Mutter sehr mit ihnen. Am meisten bekam Emma ab, weil sie die älteste war. Nach diesem Ereignis verloren sie die Lust zu baden. Wenn die Eltern arbeiteten, sorgten die Großmütter für die Kinder. Die Großmütter wohnten mit der Familie unter einem Dach. Zu Hause war immer viel zu tun: Wasser holen (der Vater hat für Emma extra einen Schulterbalken für die Eimer zum Wasserholen gebaut), Fußboden wischen, Gras für die Ziege besorgen. Sehr viel Kraft und Zeit verlangte der Tabakanbau: Setzlinge gießen, Unkraut jäten und später Жизненная Диаграмма Гуевой Эммы Христиановны Lebensdiagramm von Emma Hujö

dann die Blätter zerkleinern und trocken. Nach dem Tod der Großmütter musste Emma alles machen, den Haushalt führen und sich um die Kinder kümmern. Trotzdem fanden die Kinder Zeit zum Spazierengehen und Spielen. „Schlaft, Kinder, schlaft" - diese Melodie war immer an den Kinderbetten zu hören. Die Mutter sang dieses Lied. Später sang auch Emma für ihre Kinder dieses Lied. Jeden Sonntag waren die Kinder mit ihrer Großmutter in der Lutherischen Kirche. Dort wurden auch alle Enkelkinder getauft. An den Abenden las die Mutter aus der Bibel vor. Einige der Ausgaben hat Emma Christianowna bis heute aufbewahrt. Die ältesten sind aus den Jahren 1897 und 1906. An der Wand hing eine Ikone der Jungfrau Maria. Emma besuchte gern die Kirche, und die Erinnerungen daran hat sie in ihrem ganzen Leben bewahrt. Sehr gut erinnert sich Emma Christianowna an die Orgel. Die Orgelmusik hörte sie immer gern. 1939 wurde die Kirche vor dem Hintergrund der antireligiösen Propaganda geschlossen. Die sonntäglichen Gottesdienste fanden nicht mehr statt. Der Pastor hat die Kirche zugeschlossen und hat die Leute, die die Kirche zerstören und die Kreuze entfernen wollten, nicht herein gelassen. Nach drei Tagen gelangten diese Leute dennoch hinein, die Kreuze wurden abgenommen und vernichtet. Auch die Orgel wurde zerstört. Der Pastor selbst wurde am Rande des Dorfes erschossen. Ein grausiges Gefühl erschütterte Emmas kindliche Seele, als die Kreuze abgenommen wurden. Noch lange weinten Eltern, Großeltern, Nachbarn, sowohl Deutsche als auch Russen. Emma hat dieses Ereignis noch sehr lange in der Seele weh getan. Dennoch hat sie nicht aufgehört an Gott zu glauben. Am Abend zu Hause wurden weiterhin Gebete gelesen. Bis heute kennt sie die religiösen Lieder. In der Familie wurde auch das Weihnachtsfest gefeiert. In Erinnerung daran sind vor allem eine Menge von Geschenken und ein reichlich gedeckter Tisch geblieben. Es gab Fleisch, Fisch (der Vater angelte gern), Klöße und Strudel. „Alles kann man natürlich nicht behalten...", beendete Emma Christianowna die Erzählungen dazu. Als Emma 7 Jahre war, kam sie in die Schule, die nicht weit von ihrem Haus war. Ihr Lehrer war ein alter Deutscher, Herr Lörsch, der gleichzeitig Direktor der Schule war. Weil Emma schlecht Russisch konnte, fiel ihr das Lernen schwer. Sie wiederholte die dritte Klasse vier Mal. Sie konnte die Schule allerdings nicht beenden, da die Deportation ihrer Familie in den Altai dazwischen kam. Ende August 1941 kamen Uniformierte ins Dorf und setzten die Einwohner von der bevorstehenden Deportation in Kenntnis. Sie sollte 8-9 Tage dauern. Alles wurde schnell organisiert. Man schlachtete Haustiere, packte die Sachen. Es war gestattet, 36 kg pro Person mitzunehmen. Die Leute wurden auf Lastwagen verfrachtet und zur Station hingebracht. Im Zug wurden sie von NKWD-Mitarbeitern begleitet. Die Wagen waren mit Schlafbänken ausgestattet. Sie haben an den Haltestellen zu Essen bekommen. Auch die Hygiene wurde beachtet. In einem Wagen fuhren 8 Familien, es gab kein Streit. Am 9.09 1941 kamen sie im Altai, im Dorf Tschistjunki Toptschichinskyj Rayon an. Die Familie von Emma Christianowna zog zur alten Frau Jarzewa. Bei ihr zu Hause 69

ter, zwei Brüder und eine Schwester. Der Vater Gujew Christian Christianowitsch<br />

wurde 1902 geboren. Er war Agronom und später der Vorsitzende des Kolchoses. Er<br />

studierte im Dorf Sehnan im Sowetskyj Rayon. Zusammen mit seinen Eltern und seiner<br />

Schwester ist er dann nach Ust-Karaman umgezogen, wo er die Mutter von Emma<br />

kennen lernte. Emmas Mutter, Jekatarina Fjodorowna Dotz wurde 1903 geboren.<br />

Zu Hause waren sie vier Kinder. Der älteste Sohn starb 1942. Der jüngste wurde<br />

einen Monat nach dem Tod des Vaters, der in der Trudarmee starb, geboren. Das Dorf,<br />

in dem Emmas Familie wohnte, bestand aus 360 Häusern und war sehr schön. Gegenüber<br />

von ihrem Haus stand eine hölzerne Kirche. In der Nähe befanden sich zwei<br />

Schulen, eine zweijährige und eine Mittelschule (später wurde die zweijährige Schule<br />

abgerissen und an ihrer Stelle eine neue errichtet). Gujews Haus war aus Holz und in<br />

seiner Art typisch für die Deutschen. Fast alle Bewohner des Dorfes besaßen Haustiere.<br />

Doch während der Kollektivierung wurden sie gezwungen, die Tiere dem Staat abzugeben.<br />

So verloren die Gujews ihre einzige Ziege.<br />

In der Nähe des Dorfes gab es einen liefen Fluss, in dem die Bewohner badeten.<br />

Einmal kam die Mutter von der Arbeit und traf ihre Kinder nicht zu Hause an, weil sie<br />

baden waren. Als die Kinder zurückkamen, schimpfte die Mutter sehr mit ihnen. Am<br />

meisten bekam Emma ab, weil sie die älteste war. Nach diesem Ereignis verloren sie die<br />

Lust zu baden. Wenn die Eltern arbeiteten, sorgten die Großmütter für die Kinder. Die<br />

Großmütter wohnten mit der Familie unter einem Dach. Zu Hause war immer viel zu<br />

tun: Wasser holen (der Vater hat für Emma extra einen Schulterbalken für die Eimer<br />

zum Wasserholen gebaut), Fußboden wischen, Gras für die Ziege besorgen. Sehr viel<br />

Kraft und Zeit verlangte der Tabakanbau: Setzlinge gießen, Unkraut jäten und später<br />

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