Nemzy Povolzhja
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heute andere Leute. Wie werden wir von den Einwohnern empfangen? Was wissen sie<br />
von unseren Vorfahren, den Deutschen, die früher dort lebten? Wie leben sie heute?<br />
Wie feiern sie ihre Feste? Wie ist ihr Alltag? Was können uns die Alteingesessenen über<br />
die Geschichte ihrer Städte und über die Deutschen erzählen? Kennt die heutige Jugend<br />
ihre Region und wie sieht sie ihre Zukunft? Und die ebenso wichtige Frage:<br />
Findet jeder von uns Spuren seiner Familien in diesem Land?<br />
Bewegt von diesen Fragen und in Erwartung neuer Eindrücke, machten wir uns auf<br />
den Weg nach Marx und Engels, die zwei wichtichsten Städte der Wolgadeutcshen, und<br />
tauchten in die Wellen der Jahrhunderte.<br />
Unser erster selbständiger Rundgang durch die Stadt begann am 25. Juli mit dem<br />
Besuch des Museums für Landeskunde, das in der Kirowstraße liegt. Danach haben<br />
wir uns in Kleingruppen aufgeteilt und versuchten, eine Recherche über die Geschichte<br />
der bekannten Gebäude in Marx zu unternehmen. Zu bemerken ist, dass wir schon<br />
vorher schöne Fotos von unseren Leitern bekommen haben und mussten jetzt Informationen<br />
über diese Gebäude sammeln. Was gleich ins Auge fällt, ist ein Reichtum an gutherzigen<br />
Stadtbewohnern und eine Menge von bunten Blumenanlagen. Gleichzeitig<br />
haben wir auch bemerkt, dass die Einwohner ihre Heimatstadt sehr schlecht kennen.<br />
Uns wurde erzählt, dass die Stadt mehrere Namen hatte: Katharinenstadt, Katharinengrad,<br />
Marxstadt und seit 1941 bis heutzutage trägt die Stadt den Namen Marx.<br />
Im Volksmunde hat aber Marx noch einen besonderen Namen - Baronsk. Bis 1917<br />
lebten in Marx meistens Leute mit hohem Wohlstand. Deswegen auch der Name, der<br />
vom Wort „Baron" — reicher Mensch, kommt.<br />
Die Architektur der Stadt ist eigenartig. Ungeachtet der ständigen Vermischung mit<br />
modernen Blockkonstruktionen ist der Stadt ein „eigenes Gesicht" erhalten geblieben.<br />
Das Architekturensemble, das man noch in jeder Straße entdecken kann, gibt der<br />
Stadt eine unvergessliche Einmaligkeit. Das größte und mächtigste Gebäude des Ensembles<br />
ist die evangelische Kirche aus weißem Stein.<br />
Über die Kirche erzählen wir unbedingt später.<br />
Man hat uns eine Legende erzählt, es gäbe früher unterirdische Gänge vom Haus<br />
des Pastors, das der Kirche gegenüber steht, bis zur Kirche und zur Wolga.<br />
Daran glaubten aber nicht alle Leute, denen wir begegneten. Die meisten sind der<br />
Meinung, dass es die für Wasserabführung von den Straßen gab. Einige erzählten uns,<br />
dass man in der Kindheit diese unendlichen Labyrinthe als Spielplatz benutzt hat. Man<br />
konnte hineinkriechen und in voller Größe herumspazieren. Eindeutig haben die<br />
Stadtbewohner gemeint, das komplizierte System der unterirdischen Kommunikationen,<br />
das von den Deutschen gebaut wurde, sei gründlich durchgdacht. In der Stadt gab<br />
es nie Schmutz und stehendes Gewässer, trotz des schlechten Wetters und ungeachtet<br />
die Nähe des Flusses.<br />
Die alten Pläne und Risse sind leider verloren gegangen. Heute baut man ohne Berücksichtigung<br />
dieser alten Pläne. Das führte zur Vernichtung des ganzen Systems, das<br />
fast 200 Jahre den Leuten diente. Die modernen unterirdischen Leitungen sind leider<br />
nicht so gut wie die Alten.<br />
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