Nemzy Povolzhja
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siger Park, in dem junge Paare spazieren gingen<br />
und die üppige Natur genossen, dehnte<br />
sich um die Kirche herum aus. Der Kirchhof<br />
war von einer Steinmauer umgeben. Der Kirche<br />
gegenüber, und doch ein bißchen davon<br />
entfernt, stand das „Steintor" - ein schmiedeeisernes<br />
Tor mit Stangen aus Stein.<br />
In beschriebenem Zustand existierte die<br />
Kirche ziemlich lange. 1932 aber wurde sie geschlossen.<br />
Von diesem Jahr an veränderte sich<br />
Vieles. Es wurde verboten zu beten, der Gottesdienst<br />
wurde aufgelöst. Selbst der Pastor<br />
und die Küster verloren ihren Glauben an<br />
Gott. Man gestaltete die ehemalige Kirche zu<br />
einem Klub um, damit das Gebäude nicht einfach<br />
nutzlos herum stand. Die vergoldeten<br />
Buchstaben wurden durch eine rote Inschrift<br />
ersetzt, die lautete: „Die Bühne ist der Spiegel<br />
des Lebens." Die gusseisernen Ofen wurden<br />
gestohlen. Die Gesamtansicht des heiligen Orts<br />
veränderte sich.<br />
1937 schändete man die Kirche besonders<br />
grausam. Auf dem Vorplatz hatte sich das<br />
ganze Dorf versammelt ... Kinder, Frauen,<br />
Spuren der Barbarei<br />
Greise ... Einer kletterte auf die Kirchturmspitze<br />
hinauf und fing an, das Kreuz abzusägen. Die Alten weinten, die Kinder beobachteten<br />
neugierig ... Plötzlich begann das Kreuz zu fallen. Es wendete sich einige<br />
Mal in der Luft um, fiel krachend zu Boden. Beim Fallen riss es das Kirchhoftor mit,<br />
als ob es alles Heilige hinfort genommen hätte.<br />
Bis 1939 diente die Kirche nur als ein Unterhaltungsort, dann wurde sie einfach<br />
ihrem Schicksal überlassen, und erst 1943 organisierte man da drin „endlich" eine Mascbinentraktorenstation,<br />
wo zum großen Teil Häftlinge aus einem, im selben Jahr in<br />
Priwolnoje eröffneten Gefängnis arbeiteten. Die Kirche wurde mit einem Stacheldrahtzaun<br />
umzäunt. Die Wand in der Mitte des Altars, gerade wo das Altarkreuz früher<br />
stand, durchbrach ein Bulldoser - eine Einfahrt war so fertig gestellt. Die Würdelosigkeit<br />
- eine Autotraktorenstation in der Kirche — dauerte dann bis 1953.<br />
Wie viel hatte das Gotteshaus noch zu ertragen! Ein Mann wollte sich bei den Vorgesetzten<br />
beliebt machen. Kurz vor den Wahlen erschien ein roter fünf zackiger Stern<br />
an der Kirchturmspitze. Dieser Akt der Barbarei kostete 400 Bub. Man sagt, dass im<br />
Laufe eines Jahres alle drei Beteiligten plötzlich starben. Dire Nachkommen wurden<br />
auch hart bestraft und verflucht. Erst im Jahre 2000 ließ die Tochter eines der Wandalen<br />
eine Baubrigade kommen und diesen unheilbringenden Stern abnehmen. Die<br />
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