Nemzy Povolzhja
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von dem leicht angebrannten Fleisch zeigte, dass das Gericht fertig war. Das Lieblingsgericht<br />
aller Kinder war die süße Suppe. Sie wurde aus Dürrobstkompot gekocht,<br />
zu dem Mehl, Milch und Mehlklößchen gegeben wurden. Diese Speise aß man heiß.<br />
An den Feiertagen trank man Honigbranntwein, Wodka und natürlich Bier.<br />
Sehr beliebt waren Malzwurzeltee und Kaffee aus Gerste. Am Ende der Mahlzeit richtete<br />
man ein Gebet an Gott mit den Dankworten:<br />
Frauentracht<br />
„Wir danken dir, Herr Jesus Christ,<br />
dass du unser Gast gewesen bist. Amen"<br />
Worte und Gesten<br />
Die Umgangsformen unter den Wolgadeutschen hatten einige<br />
Besonderheiten. Für die Rede waren bestimmte Sprachformeln<br />
und -formen charakteristisch. Morgens, wenn Menschen<br />
einander sahen, sagten sie: „Gott Tag!" Vielleicht<br />
wurde diese Begrüßung aus Holland mitgebracht. Und wenn<br />
sie im Laufe des Tages zusammenkamen, gebrauchten sie die<br />
Interjektion „Ho!" Hatten aber die Menschen überhaupt die<br />
Zeit für hohles Geschwätz? Natürlich nicht. Beim Treffen besprachen<br />
sie alltägliche Probleme oder schlossen irgendwelche<br />
Verträge. Die Einwiffigung war mit „Gut" bestätigt, dabei<br />
klopfte man einander an die Schulter. Wenn man sich miteinander<br />
unterhielt, sagte man „Gemacht" (eine Abkürzung von<br />
, ,Abgemacht") und klatschte einander mit den rechten Händen<br />
ab. Das Verb „sein" und der Artikel waren in der Regel<br />
nicht gebräuchlich.<br />
Feste<br />
Gute Leute können nicht nur hart arbeiten, sondern<br />
auch gut feiern!<br />
Weihnachten ist das heilste und lang erwartete Fest. Es<br />
scheint, als ob alle Kinder jedes Jahr zu dieser Zeit in ein<br />
Märchen gerieten. Sie gingen von Hause zu Hause, klopften<br />
an die Fenster und Türen, sangen Weihnachtsgebete, Iieder<br />
und lasen Gedichte vor. Dafür wurden sie von Erwachsenen<br />
mit Bonbons und Kleingeld beschenkt.<br />
Das alles war nur der Anfang des Festes. An den Vorbereitungen<br />
nahm die ganze Familie teil: alle bastelten die<br />
Weihnachtskränze, schmückten die Häuser und bereiteten<br />
ein festliches Abendbrot. Dazu gehörten unbedingt eine gebratene<br />
Gans, ein Festbraten (Fleisch, Kraut und Kartoffeln), Apfelkuchen und Auflauf.<br />
Leider gab es nicht in jeder Familie Baumschmuck. Darum bück man oft Weih-