Nemzy Povolzhja
Nemzy Povolzhja
Nemzy Povolzhja
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Wolga-Heimat<br />
о heißt das Volksensemble bei dem deutschen Begegnungszentrum, geleitet von<br />
Artur Genriehowitsch Karl.<br />
Wir wurden sehr warm sowohl von den Mitarbeitern des Zentrums als auch den<br />
Sängern empfangen.<br />
Zuerst wurde uns ein beeindrueckendes Konzert gezeigt. Danach saßen wir gemütlich<br />
an den Tischen, tranken Tee aus drei dicken Samowaren, führten langsame Gespräche,<br />
die dann erst ein Tag später zu Hause bei unseren Gesprächspartner endeten.<br />
Es war zu bemerken, dass es den älteren Leuten sehr angenhem war, dass<br />
Jugendliche so ein großes Interesse zu Geschichte und Schicksalen haben.<br />
Das Lied meines Lebens<br />
Wir trafen Jakow Iwanowitsch im Zentrum Deutscher Kultur während eines<br />
kleinen Konzerts. Auf die Bühne kam ein Chor, bestehend aus älteren, festlich gekleideten<br />
Menschen, der die Zuschauer durch seine Talente und Lebensfreude einfach<br />
überraschte. Sie sangen in deutscher un russischer Sprache und ernteten Beifall, den<br />
der Saal ihnen stehend zollte.<br />
Jakow Iwanowitsch Zieh wurde am 15. September 1920 im Gebiet Wolgograd,<br />
Palassowskij Bezirk, im Dorf Strassburg geboren. Seine Eltern - Johannes Zieh und<br />
Julia Schlothauer — hatten neben Jakow noch weitere sechs Kinder. Im heimatlichen<br />
Dorf gab es keine russischen Familien, die Deutschen lebten dort lange und haben<br />
bereits drei große Kirchen - eine lutherische, eine Baptisten- und eine<br />
Reformiätenkirche — erbaut.<br />
Er erzählte, dass er als Kind sehr schweigsam war, ist wohl auch so geblieben. Mit<br />
20 Jahren konnte Jakow Iwanowitsch mit Mühe und Not russisch sprechen und hat<br />
diese Sprache erst während des Wehrdienstes ordentlich gelernt. In der<br />
Siebenklassenschule hatte er Russisch ab Fremdsprache und auch das nicht so lange.<br />
Von seiner Schulzeit erzählte er nichts, aber trotzdem erfuhren wir, dass er „kein<br />
Jungpionier werden wollte, aber der Bruder heiratete eine Pionierleiterin und da hat<br />
man mich erwischt ..." Dann waren Komsomol, Ausbildung, Arbeit als<br />
Korrekturgehilfe im „Kniga"-Verlag. Man schrieb schon das Jahr 1937. Seine Familie<br />
wurde auch vom Prozess der Entkulakisierung betroffen. „Wir waren Mittelbauern,<br />
hatten kein großes Haus, in der Wirtschaft gab es nur zwei Pferde und zwei Kamele,<br />
aber dem Vater gelang es, die Kamele noch vor Beginn der Entkulakisierung zu<br />
verkaufen."<br />
Während der Deportierung wurden die Eltern nach Sibirien verschleppt. Zuerst<br />
konnte Jakow Iwanowitsch diesem Los entgehen, damals leistete er gerade seinen<br />
Wehrdienst ab. Da erfuhr er auch vom Kriegsbeginn,<br />
- Einige Deutsche waren sogar an der Front, aber ich hatte kein Abitur, so dass<br />
blieb ich und manche andere, solche wie ich, in einem Reserveregiment zurück.<br />
- Wie waren Ihre Beziehungen mit den Kameraden?<br />
122