Nemzy Povolzhja
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putzt und akkurat, alles glänzte vor Sauberkeit", erinnert sieh Alexandra Iwanowna.<br />
Die Straßen der Stadt Marx sind gerade, wie am Schnürchen gezogen. Das Gelände<br />
rund um das Haus und die anhegende Straßenstrecke wurde vom keweiligen Hausbesitzer<br />
geputzt und sauber gehalten.<br />
Ein Moment blieb Aexandra Iwanowna fest im Gedächtnis haften — es war, daß eine<br />
deutsche Frau aus dem gegenüberliegenden Haus den mit Ziegeln ausgelegten Weg zwischen<br />
den Häusern mit Wasser begoß und mit einem angefeuchteten Stück Ziegel putzte.<br />
Wenn aber die Kinder beim Spielen zufällig mit dem Ball auf den Weg schlugen, bekamen<br />
sie es von der Hausherrin kräftig zu spüren. Allgemein verhielten sich die Deutschen<br />
auch gegenüber ihren eigenen Kindern sehr zurückhaltend. Als die Kleinen weinten, war<br />
es öfters so, dass keiner auf sie zukam und sie tröstete. Überall herrschte Strenge.<br />
Alexandra Iwanowna hatte sowohl positive als auch negative Dinge in Erinnerung.<br />
„In den schweren Zeiten, als es Brotschlangen gab, wurden wir — meine Mutti und ich<br />
- öfters an das Ende der Schlange zurückgedrängt."<br />
Im Haus gegenüber dem von Alexandra Iwanowna wohnte eine deutsche Familie,<br />
die Hausfrau war sehr unfreundlich und grob. Sie schimpfte oft und beschuldigte die<br />
im Hof spü*enden Kinder der Sachen, die sie nie getan hatten. Es gab aber eine andere<br />
deutsche Familie, über die Alexandra Iwanowna immer mit Wärme und Zärtlichkeit<br />
zurückdenkt. Die Hausfrau war sehr gutmütig, liebte Kinder und war sehr freundlich<br />
гиг jungen Sascha. Es war immer angenehm, dieses Haus zu besuchen.<br />
Als die Deutschen im September 1941 aus Marx ausgesiedelt wurden, wollte diese<br />
Frau ihr Klavier für Sascha überlassen. Aber Saschas Mutter lehnte ab, denn sie wollte<br />
nichts von fremden Sachen haben.<br />
Bereits von Kind an hatte Alexandra Iwanowna lauter deutsche Freundinnen. Sie<br />
erzählte, dass es unter ihnen keine Einteilung nach Nationalitäten gab: Sie spielten,<br />
gingen spazieren und verbrachten zusammen gute Zeit. Deshalb nahm es sich Alexandra<br />
Iwanowna sehr zu Herzen, als die Deportierung begann und viele ihrer Freundinnen<br />
gehen mussten. Traurig verabschiedete sie sich von ihren Freundinnen. Die ganze<br />
Stadt war aufgewühlt: Man jammerte, weinte, das Vieh lief frei auf den Straßen herum.<br />
An der Anlegestelle stand ein Schleppkahn und die Menschen stiegen deprimiert auf<br />
einer hölzernen Schiffstreppe ein. Während der Erzählung über die Aussiedlung ihrer<br />
Bekannten und Freundinnen kamen Alexandra Iwanowna unwillkürlich Tränen in die<br />
Augen und es dauerte etwas, bis sie sich beherrschte.<br />
Nach einer Weile erzählte sie weiter. Die Jahre des Großen Vaterländischen Krieges<br />
waren für ihre Familie schrecklich, wie auch für alle Bewohner Russlands, ganz besonders<br />
traf es auf die ersten zwei Kriegsjahre zu: Im Winter hungerte man, denn für die<br />
ganze Woche bekam man nur ein Laib Brot ausgeteüt. Im Sommer machte man Vorräte<br />
an Gras, Eicheln, man zerkleinerte Hirsenkörner und buk sich Semmeln aus der Schuppe,<br />
die beim Essen am Hals und Magen zerrten. Der Vater war auf der Front und schrieb<br />
einmal an seine Frau, indem er dem Brief 300 Rubel beilegte-. „Kaufe £«*• хипаетеТсл-Лл«*<br />
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