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aufgerollt. - Rufalex Rollladen-Systeme AG

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Architektenstreit über Energiesparauflagen<br />

Sind die Klimaziele nur mit Gebäudedäm-mstandards<br />

wie Minergie erreichbar, oder gibt es bessere<br />

und effizientere Wege? Gebäudetechnik-<br />

Professor Hansjürg Leibundgut von der ETH propagiert<br />

die «Via Gialla».<br />

Minergie kommt unter Druck von höchster Stelle. Für eine<br />

äusserst lebhaft geführte Debatte sorgt gegenwärtig<br />

Hansjürg Leibundgut, Professor für Gebäudetechnik an der<br />

ETH in Zürich. Das in den letzten Jahren zu einem anerkannten<br />

Standard avancierte Label Minergie kommt bei<br />

ihm unter die Räder. Emissionsfreie satt nur energiesparende<br />

Häuser sollen den Klimawandel abwenden helfen, propagiert<br />

er, dadurch könne die architektonische Vielfalt<br />

bewahrt werden. Denn aus seiner Sicht und aus der seiner<br />

Professorenkollegen aus der dem Departement Architektur<br />

der ETH, ist Minergie im Begriff, durch die Dämmvorschriften<br />

den architektonischen Wurf in der Fassadengestaltung<br />

stark einzuschränken. Die Architektur-Professoren der ETH<br />

stellen sich deshalb hinter Leibundgut, weil sie sich aus der<br />

Anwendung neuer technischer Ansätze die Befreiung aus<br />

dem «Minergie-Panzer» erhoffen. Man habe die Aufgabe<br />

des Architekten auf das Aussendesign beschränkt,<br />

beschwert sich zum Beispiel Andrea Deplazes, Architektur-<br />

Professor an der ETH in der «Neuen Zürcher Zeitung».<br />

Man dürfe als Architekt heute nur noch um die Dämmhülle<br />

herum entwerfen, was die gestalterische Entfaltung stark<br />

einschränke.<br />

Erstaunlich einfach<br />

Die Forderung von Hansjürg Leibundgut erscheint auf den<br />

ersten Blick erstaunlich einfach und zielt in folgende<br />

Richtung: Es geht darum, möglichst viel Sonnenenergie,<br />

aber auch die Abwärme von Menschen und von<br />

Maschinen zu «ernten» und über Erdwärmesonden im<br />

Untergrundgestein zu speichern. In der kalten Jahreszeit<br />

kann diese Wärme dann mit einer Wärmepumpe ins Haus<br />

befördert werden, was Leibundgut saisonale Speicherung<br />

nennt. Dadurch wird ein regelrechter Sinneswandel eingeläutet:<br />

Die Abkehr vom energieautarken Passivhaus oder<br />

dem in eine Wärmehülle gepackten Minergie-Gebäude<br />

zum weniger stark gedämmten dafür gestalterisch offenen<br />

CO2-freien Haus. «Via Gialla» gelber Weg, nennt<br />

Leibundgut die neue Route. Die Anspielung auf die Sonne<br />

ist hier leicht herauszuhören.<br />

Minergie dauert zu lange<br />

Im Klartext heisst das: Die Nutzung von Gebäuden muss<br />

emissionsfrei erfolgen. Nur dadurch könne ein effizienter<br />

Beitrag gegen den Klimawandel geleistet werden. Denn es<br />

daure viel zu lange, bis die Massnahmen von Minergie<br />

über die Dämmung der Gebäudehülle klimawirksam umgesetzt<br />

werden könnten. Sein Konzept des Null-Emissions-<br />

Gebäudes sieht vor, den Heiz- und Warmwasserbedarf zu<br />

80 bis 85 Prozent aus Solarenergie und Anergie (so nennt<br />

man in der Baubranche die Niedertemperatur-Wärme der<br />

Umgebung) zu decken. Mit Dämm-Massnahmen alleine<br />

werde man die CO2-Emissionen aus dem Betrieb von<br />

Liegenschaften nicht schnell genug reduzieren können, ist<br />

Leibundgut überzeugt. Mit seinem Konzept hingegen könnten<br />

85 Prozent aller Häuser in der Schweiz bis 2050 emissionsfrei<br />

betrieben werden. Das würde Minergie mit ihrem<br />

Fokus auf die Fassadendämmung nur mit dem Verlust grosser<br />

kultureller Werte erreichen, weil viele der zu dämmenden<br />

Gebäude denkmalgeschützt und von historischem<br />

Wert sind. Vor allem in den Innenstädten sind Minergie-<br />

Sanierungen tatsächlich sehr schwierig durchzuführen und<br />

nicht nur kostenintensiv, sondern auch ästhetisch einschneidend.<br />

«Absurde» Anforderungen<br />

Das Warmwasserproblem sei ein typisches Beispiel dafür,<br />

was man mit einer dicken Gebäudehülle alleine nicht lösen<br />

könne, sagt Leibundgut gegenüber der NZZ. Da brauche<br />

man Energie von aussen oder vom Dach. Aber genau das<br />

werde von Minergie behindert, denn die Anforderungen<br />

an die Gebäudehülle seien absurd. Er nennt dabei das<br />

Beispiel der Hybridkollektoren, die so viel Energie liefern,<br />

wie nach dem neuen Minergie-A-Standard, dessen Einführung<br />

im März geplant ist. Aber die Wärme, die der<br />

Kollektor gratis produziere, dürfe nach diesem neuen<br />

Standard nicht verwendet werden, weil das wegen der<br />

erforderlichen Fassaden-Dämmstärken zur Überhitzung im<br />

Gebäude führen würde.<br />

Beim näheren Betrachten der Argumente, die der Debatte<br />

zugrunde liegen, lässt sich schnell ein genereller Angriff<br />

auf Minergie feststellen. Zu sehr fühlen sich gewisse<br />

Architekten in ihrer gestalterischen Freiheit eingeschränkt.<br />

Doch auch mit Minergie können schöne Gebäude gebaut<br />

werden, wie das immer öfter festgestellt werden kann. Mit<br />

einer gut dämmenden Fassade, zu der auch die Rollläden<br />

gehören, wird wertvolle Energie eingespart und nicht dem<br />

gestalterischen Entwurf geopfert.<br />

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