TPP Handbuch - Komplett_SB_druckfertig - Rügen tut gut e.V.

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Impressum Herausgeber Rügen tut gut e.V. Bahnhofstraße 44 D-18528 Bergen Telefon +49 38 38 – 31 50 120 www.ruegen-tut-gut.de Konzeption und Redaktion Projektleitung: Christine Wenmakers Redaktion und Layout: Ute Zonka/ Susanne Burmester Unter Mitarbeit von Fachkräften der Kindertagespflege Gudrun Burwitz, Ricarda Dressen, Claudia Elies, Elvira Kruse, Annett Niewrzol, Beate Ritter, Dorit Schwerin, Martina Woldt und Heike Zender. Stand August 2011 Diese Broschüre ist nicht zum Weiterverkauf durch die EmpfängerInnen an Dritte bestimmt. Das Aktionsprogramm Kindertagespflege wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und dem Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union gefördert. „Der Europäische Sozialfonds ist das zentrale arbeitsmarktpolitische Förderinstrument der Europäischen Union. Er leistet einen Beitrag zur Entwicklung der Beschäftigung durch Förderung der Beschäftigungsfähigkeit, des Unternehmergeistes, der Anpassungsfähigkeit sowie der Chancengleichheit und der Investitionen in die Humanressourcen.“

Impressum<br />

Herausgeber<br />

Rügen <strong>tut</strong> <strong>gut</strong> e.V.<br />

Bahnhofstraße 44<br />

D-18528 Bergen<br />

Telefon +49 38 38 – 31 50 120<br />

www.ruegen-<strong>tut</strong>-<strong>gut</strong>.de<br />

Konzeption und Redaktion<br />

Projektleitung: Christine Wenmakers<br />

Redaktion und Layout: Ute Zonka/ Susanne Burmester<br />

Unter Mitarbeit von Fachkräften der Kindertagespflege<br />

Gudrun Burwitz, Ricarda Dressen, Claudia Elies, Elvira Kruse, Annett Niewrzol,<br />

Beate Ritter, Dorit Schwerin, Martina Woldt und Heike Zender.<br />

Stand<br />

August 2011<br />

Diese Broschüre ist nicht zum Weiterverkauf durch die EmpfängerInnen an<br />

Dritte bestimmt.<br />

Das Aktionsprogramm Kindertagespflege wird vom Bundesministerium für Familie,<br />

Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und dem Europäischen Sozialfonds<br />

der Europäischen Union gefördert.<br />

„Der Europäische Sozialfonds ist das zentrale arbeitsmarktpolitische Förderinstrument<br />

der Europäischen Union. Er leistet einen Beitrag zur Entwicklung der<br />

Beschäftigung durch Förderung der Beschäftigungsfähigkeit, des Unternehmergeistes,<br />

der Anpassungsfähigkeit sowie der Chancengleichheit und der Investitionen<br />

in die Humanressourcen.“


Inhalt<br />

1. Was ist Qualität? Seite 1<br />

2. Qualitätsstandards im Kindertagespflegebereich Seite 3<br />

3. Qualitätsrelevante Bereiche Seite 4<br />

3.1 Entwicklungsdokumentation .......................................................4<br />

3.2 Bildungsbereiche ......................................................................6<br />

Motorik ...............................................................................6<br />

Materialerfahrung/ Sinne .......................................................8<br />

Sprechen lernen .................................................................11<br />

Kognition ...........................................................................14<br />

Bildungsprozesse von Kindern ..............................................17<br />

Soziales Verhalten...............................................................20<br />

Entwicklung des Spielverhaltens ...........................................23<br />

3.3 Erziehung zu Sauberkeit: Hygiene, Regeln und Werte...................25<br />

3.4 Persönlichkeitsentwicklung/ Entwicklung sozialer Fähigkeiten ........ 28<br />

Entwicklungsstufen sozialer Fähigkeiten .................................30<br />

3.5 Elternarbeit .............................................................................32<br />

3.6 Beziehungsaufbau und Eingewöhnungsphase.............................. 37<br />

3.7 Allgemeines Wohlbefinden......................................................... 39<br />

Entspannen, Ruhen, Schlafen............................................... 41<br />

3.8 Umgebungsgestaltung (Raumnutzung, Medien etc.) ................... 41<br />

3.9 Ernährung ............................................................................... 43<br />

3.10 Fort- und Weiterbildung ............................................................ 46<br />

Themenvorschläge.............................................................. 47<br />

Persönliche Entwicklung der Kindertagespflegeperson ............. 47<br />

3.11 Strukturierter Tagesablauf ....................................................... 48<br />

3.12 Abgrenzung Privates/ Arbeit ..................................................... 51


4. Wie wird man Kindertagespflegeperson? Seite 52<br />

4.1 Allgemeine Voraussetzungen .................................................... 52<br />

4.2 Voraussetzungen vom Jugendamt/ Pflegeerlaubnis...................... 53<br />

5. Kooperation zwischen Kindertagespflegeperson<br />

und Eltern Seite 55<br />

6. Gesundheit, Sicherheit, Vergiftung und Notfall Seite 58<br />

6.1 Was bedeutet Gesundheit ........................................................ 58<br />

6.2 Umgang mit Krankheiten ......................................................... 59<br />

6.3 Sicherheitsanforderungen an Spielsachen................................... 60<br />

6.4 Sichere Umgebung schaffen ..................................................... 61<br />

6.5 Erste Hilfe: Hinweise ............................................................... 62<br />

6.6 Chemikalien sicher verschließen................................................ 62<br />

6.7 Erste-Hilfe-Maßnahmen nach Verschlucken giftiger Substanzen .... 62<br />

6.8 Giftnotruf – Die 5 Ws............................................................... 63<br />

6.9 Liste der Giftnotrufzentralen ..................................................... 64<br />

6.10 Erste Hilfe bei Verbrühungen .................................................... 65<br />

6.11 Wie handelt man in Notfällen.................................................... 65<br />

6.12 Einen Notruf richtig abgeben .................................................... 66<br />

7. Literaturliste Seite 68–71<br />

8. Eigene Notizen Seite 72–73<br />

9. Anhang<br />

Entwicklungsdokumentations-Bogen ................................74–79<br />

Beobachtungsbogen....................................................... 80–86<br />

Fort- und Weiterbildungspass............................................... 87


Seite 1<br />

1. Was ist Qualität?<br />

• Mit Qualität bezeichnet man die Gesamtheit von Merkmalen und Merkmalswerten<br />

einer Einheit, bezüglich ihrer Eignung, festgelegte und vorausgesagte<br />

Erfordernisse zu erfüllen.<br />

• Qualität bildet nicht nur den aktuellen Zustand einer Leistung ab, sondern<br />

ist selbst als Maßstab anzusehen. „Sie bezeichnet das Ergebnis des<br />

Vergleichs zwischen zwei Beschaffenheiten, die beide zur betrachteten<br />

Einheit gehören“. (Quelle: Geiger 2001)<br />

• Zur Qualitätssicherung ist die Aus- und Fortbildung der Kindertagespflegeperson<br />

notwendig (hier: Fachkräfte verstärken positive und soziale<br />

Verhaltensweisen und fördern die Zusammenarbeit zwischen Kindern,<br />

nichtaggressive Formen der Konfliktbewältigung und die Entwicklung<br />

von Fertigkeiten zur Problemlösung).<br />

• Qualität entsteht, wenn eine intensive Begeisterung für das Lernen, für<br />

Bewegung und für die Körperbeherrschung gefördert werden.<br />

• Es ist wichtig, alle Kinder in die Gemeinschaft zu integrieren.<br />

• In kleinen Gruppen können Informationen besser ausgetauscht werden.<br />

Zudem kommt es stärker zu gemeinsamen Aktivitäten von Kindern und<br />

Kindertagespflegepersonen, Anleitung und direkte Stimulierung erreichen<br />

die Kinder besser. So werden qualitativ hochwertige Interaktionen<br />

und sichere Bindungen besser ermöglicht.


Seite 2<br />

• Die Tagespflege hat familiären Charakter. Das Kind nimmt am Alltag einer<br />

anderen Familie teil und wird in einem überschaubaren Rahmen<br />

ähnlich wie ein eigenes Kind betreut.<br />

• Die Kindertagespflegeperson unterstützt und ergänzt die Familie bei der<br />

Bildung, Erziehung und Betreuung des Kindes.<br />

• Pädagogische Qualität ist in einer Tagespflegestelle dann gegeben, wenn<br />

diese das Kind körperlich, emotional, sozial und intellektuell fördert, seinem<br />

Wohlbefinden sowie seiner gegenwärtigen und zukünftigen Bildung<br />

dient und damit auch Familien in ihrer Bildung-, Betreuungs- und Erziehungsverantwortung<br />

für das Kind unterstützt.<br />

• Zu den Kernpunkten von Qualität in der Kindertagespflege gehört, dass<br />

auch das kleine Kind als ein von Anfang an mit eigenen Rechten ausgestattetes<br />

Wesen betrachtet wird, das einen unveräußerlichen Anspruch<br />

auf körperliche und seelische Unversehrtheit sowie Schutz hat, das für<br />

sein Wohnbefinden und seine Entwicklung eine Umgebung benötigt, die<br />

seine Sicherheit und Gesundheit gewährleistet und seine körperliche,<br />

geistige, sprachliche, soziale und emotionale Entwicklung unterstützt.


Seite 3<br />

2. Qualitätsstandards im Kindertagespflegebereich<br />

• Schulung und Betreuung durch eine Fachberatung<br />

• Pädagogische Ausbildung oder andere Zusatzqualifikationen<br />

• Regelmäßige Hausbesuche und Teambesprechungen mit dem Jugendamt<br />

und der Fachberatung<br />

• Teilnahme an Fortbildungen<br />

• Elterngespräche und Elternabende<br />

• Dokumentation der Entwicklungsschritte der Kinder: Führen von<br />

Beobachtungsbögen<br />

• Konzeptionelle Weiterentwicklung der Kindertagespflegestelle<br />

• Hohe Belastbarkeit, gepaart mit Freude an der Arbeit mit Kindern<br />

• Aktives Verfolgen der Ziele hinsichtlich Betreuung, Bildung und Erziehung<br />

der Kinder<br />

• Kindesorientierung, d.h. immer auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder<br />

eingehen<br />

• Kooperationsorientierung, d.h. Kindertagespflegepersonen sollten sich<br />

mit allen Betroffenen (Eltern, Jugendamt, Fachberatung) vernetzen<br />

• Tagespflegeperson – Orientierung – qualitativ hochwertige Arbeit<br />

erbringen und diese weiterentwickeln (Fort- und Weiterbildung)


Seite 4<br />

3. Qualitätsrelevante Bereiche<br />

3.1 Entwicklungsdokumentation<br />

Eine Entwicklungsbeobachtung und -dokumentation sollte gemacht werden,<br />

um die Fortschritte der Kinder zu protokollieren. Wenn man Kleinkinder in ihrer<br />

Entwicklung unterstützen will, muss man als erstes lernen, einen Schritt<br />

zurückzutreten und genau hinzusehen.<br />

- Was kann das Kind schon?<br />

- Mit welchen Entwicklungsaufgaben ist es gerade beschäftigt?<br />

- Womit hat es noch Schwierigkeiten?<br />

- Welcher Schritt steht als nächstes an?<br />

Erst wenn diese Fragen präzise genug beantwortet sind, besteht die Chance,<br />

herauszufinden wie man dem Kind dabei behilflich sein kann, die Welt zu entdecken<br />

und zu verstehen.<br />

Es ist aber auch wichtig, allgemeine Ergebnisse zu dokumentieren, denn es<br />

kann passieren, dass plötzlich niemand mehr über getroffene Vereinbarungen<br />

Bescheid weiß, erreichte Entwicklungsstände verloren gehen und die Arbeit ins<br />

Stocken gerät. Eine konsequente Ergebnissicherung auf allen Ebenen ermöglicht<br />

dagegen, Entwicklungsprozesse nachzuvollziehen, zu überprüfen, ob Ziele<br />

erreicht wurden und Dritten gegenüber die eigene Arbeit zu dokumentieren.<br />

Verschiedene Verhaltensweisen, die man bei Kindern im Alltag beobachten<br />

kann, beziehen sich auf wichtige Entwicklungsbereiche, die jedes normal entwickelte<br />

Kind innerhalb der ersten Lebensjahre erwirbt. (Quelle: Jacobs-Pauen<br />

Projekt MONDEY, Prof. Dr. Sabina Pauen; s. Entwicklungsdokumentations-<br />

Bogen und Beobachtungsbogen im Anhang)<br />

Hilfreich ist es auch, ein Portfolio anzulegen. Dies ist eine zweckgerichtete<br />

Sammlung der Arbeiten von Kindern, die dem Kind,


Seite 5<br />

der Kindertagespflegeperson, den Erziehungsberechtigten oder anderen<br />

Personen den eigenen Fortschritt aufzeigt. Außerdem gibt es den eigenen erreichten<br />

Leistungsstand in einem oder mehreren Bereichen wieder. Portfolios<br />

können ganz unterschiedlich aussehen. Man kann z.B. gemeinsam mit den<br />

Kindern selbstgestaltete Mappen, Hefter, Ordner oder Schachteln anfertigen.<br />

Die Arbeit mit einem Portfolio verschafft u.a. folgende Vorteile:<br />

- Die Kindertagespflegeperson und andere betroffene Personen erhalten<br />

Einblick in die Lernwege und Lernergebnisse der Kinder.<br />

- Stellt eine Grundlage für die Zusammenarbeit mit den Eltern dar<br />

In ein Portfolio gehören z.B.:<br />

- Der Entwicklungsdokumentations-Bogen<br />

- Der Beobachtungsbogen<br />

- Ergebnisse der Kinderaktivitäten (Bilder, Basteleien, etc.)<br />

- Fotos (auch von Aktivitäten etc.)<br />

- Audiokassetten, CDs<br />

- Film-/Videoaufzeichnungen<br />

- Projektdokumentationen<br />

- Produkte, wie z.B. gemalte Bilder – auch solche, die Kinder von zu Hause<br />

mitgebracht haben, gebastelte, gesammelte oder gefundene Gegenstände,<br />

usw.<br />

- Arbeitsblätter (gilt eher für ältere Kinder)


Seite 6<br />

3.2 Bildungsbereiche<br />

Motorik<br />

Die Entwicklung der Motorik steht in einem engen Zusammenhang mit<br />

anderen Bildungsbereichen, wie Materialerfahrung/Sinne, Sprechen lernen,<br />

Kognition sowie soziales Verhalten. Auch auf diese Bildungsbereiche wird<br />

weiter unten näher eingegangen. Kinder unter drei Jahren sind Sinnes- und<br />

Bewegungswesen. Durch Rennen, Rutschen, Kriechen, Balancieren und<br />

Klettern erweitern die Kinder nicht nur täglich ihr Bewegungsrepertoire,<br />

sondern entwickeln auch ihr Denken und ihre Sprache weiter. Was „rein“,<br />

„raus“, „hinter“, „darauf“ bedeutet, erlernen sie in erster Linie im körperlichen<br />

Tun. Aus diesem Grunde ist es wesentlich, Kindern in der Kindertagespflege<br />

ausreichend Platz, Zeit und Gelegenheit zu geben, ihren motorischen<br />

Bewegungsdrang auszuleben. Räume in der Kindertagespflegestelle sollten<br />

ausreichend groß und bewegungsfreudig eingerichtet sein. (Siehe hier auch<br />

Erläuterung zur Umgebungsgestaltung, Seite 41)<br />

In den Räumen Kindertagespflegestelle sollte sich vielfältiges Material<br />

befinden, das unterschiedliche Altersstufen zur Bewegung anregt.<br />

Für Säuglinge:<br />

- Greifspielzeuge<br />

- Spielzeuge zum Ziehen und Schieben<br />

- Matten und Decken<br />

- Unterlagen aus verschiedenen Materialien<br />

- Schräge Ebenen<br />

Für Ältere:<br />

- Ausreichend Möglichkeiten, sich hoch zu ziehen, in den Stand zu<br />

- kommen und geführt zu gehen<br />

- Objekte zum Schieben (Rollwagen, Hocker, Pappkartons) Dreirad,<br />

- Roller, Laufrad, Rutscheautos (Bobby Car)


Seite 7<br />

- Puppenwagen<br />

- Bälle<br />

- Polster und Matten<br />

- Großraum-Softbausteine<br />

- Kriechtunnel<br />

Wenn ein eigener Garten und Hof vorhanden sind, sollte dieser so gestaltet<br />

werden, dass er unterschiedlichste Möglichkeiten bietet, damit sich die Kinder<br />

schnell oder langsam, ausschweifend oder vorsichtig bewegen können. Unterschiedliche<br />

Untergründe, wie Wiese, Pflaster, Sand oder Naturstein fördern das<br />

Ausbalancieren beim Laufen lernen, kleine Treppen und Stufen die Koordination<br />

von Bewegungsabläufen.<br />

Um die Lust an der Bewegung immer wieder aufs Neue zu wecken, ist es sinnvoll,<br />

neben fest installierten Spielgeräten, wie Klettergerüst, Rutsche und<br />

Schaukel auch variable, veränderbare Spielmöglichkeiten, wie Balanciersteige,<br />

Hängematten, Kriechtunnel, Kletterparcours, Bälle, Laufräder, Dreiräder sowie<br />

Schubkarren und andere Transportmittel zur Verfügung zu stellen. Wöchentlich<br />

geplante Aktivitäten sorgen für neue Herausforderungen. Dabei kommt<br />

solchen Spielen, die Bewegung mit Rhythmik und Musik verbinden, eine besondere<br />

Rolle zu.<br />

Neben dem Spiel im Garten sollte jede Möglichkeit genutzt werden, sich mit<br />

den Kindern in Parks und im Wald zu bewegen und die sich dort bietenden<br />

natürlichen Gegebenheiten frei zu nutzen. Beim Erklimmen von Baumstämmen,<br />

Erobern von Bergen, „Quer-durch-den-Wald-laufen“, Herauszerren<br />

und Mitschleppen von Ästen, Durchkriechen von Gebüsch und Wippen auf<br />

starken Ästen, werden ganz nebenbei alle Bewegungsabläufe geschult.<br />

Für die Schlechtwetterzeit sollte regelmäßig die körperliche Bewegung im<br />

Raum, wenn möglich in einer nahe gelegenen Sporthalle, eingeplant werden.


Seite 8<br />

Um die Sicherheit und Gesundheitsvorsorge der Kinder zu gewährleisten, sind<br />

alle Bewegungsmaterialien regelmäßig zu reinigen, zu überprüfen und eventuelle<br />

Schäden zu beheben. (Quelle: „Fühlen, bewegen, sprechen und lernen“,<br />

Hrsg.: Susanne Viernickel, Petra Völkel)<br />

Materialerfahrung/ Sinne<br />

„Die Sinne sind das Fenster zur Welt“. Durch die Wahrnehmung der Sinne in<br />

Verbindung mit motorischen Handlungen nimmt das kleine Kind Beziehung zu<br />

seiner Umgebung auf, erspürt diese und reagiert darauf in vielfältiger Weise.<br />

Erst durch diese Wechselspiele werden kognitive Erkenntnisse möglich.<br />

Im Allgemeinen unterscheiden wir zwischen fünf Sinnen:<br />

1. „Sehen“ – die visuelle Wahrnehmung mit den Augen<br />

2. „Hören“ – die auditive Wahrnehmung mit den Ohren<br />

3. „Riechen“ – die olfaktorische Wahrnehmung mit der Nase<br />

4. „Schmecken“ – die gustatorische Wahrnehmung mit der Zunge<br />

5. „Tasten“ – die taktile Wahrnehmung mit der Haut<br />

(Quelle: Wikipedia)<br />

Daneben gibt es vier weitere Sinne:<br />

1. Temperatursinn<br />

2. Schmerzempfindung<br />

3. Gleichgewichtssinn<br />

4. Körperwahrnehmung/ Tiefensensibilität<br />

Am unmittelbarsten erlebt das Kind Sinneseindrücke in der freien Natur. Hier<br />

können die Kinder Sonne und Wind, Jahreszeiten, Wetterumschwünge, Regen,<br />

Schnee, Wurzeln, Gras, Steine, Wasser, Sand, Wald, Wiesen und Felder mit<br />

allen Sinnen erfahren.


Seite 9<br />

Spaziergänge sollten für das Kleinkind immer einen hohen Erlebniswert haben.<br />

Es soll Naturmaterialien aller Art in Ruhe betrachten, anfassen, erforschen und<br />

damit experimentieren dürfen.<br />

Im Außenspielbereich der Kindertagespflegestelle sollte auf jeden Fall ein<br />

Sandkasten zur Verfügung stehen, wo die Kinder ungehindert die Möglichkeit<br />

haben mit Sand, Wasser, Matsch und Erde zu experimentieren. Das kann ein<br />

bereitgestellter Wassereimer, ein „Matschetisch“ oder eine Wasserbahn sein.<br />

Schüttübungen sowie das Vermengen von Wasser, Sand, Erde und anderen<br />

Naturmaterialien sprechen alle Sinne an.<br />

Die dabei gemachten Sinneserfahrungen sind zugleich erste Erfahrungen physikalischer<br />

und mathematischer Art. So erfährt das Kind, dass ein Eimer leer,<br />

halbvoll oder voll sein kann. Es spürt die unterschiedliche Schwere der<br />

gefüllten Eimer (Gewicht). Es erkennt, dass in einen vollen Eimer nichts mehr<br />

hineingeht (Volumen). Das Kind merkt, es braucht viele kleine Becher um den<br />

großen Eimer zu füllen (Menge). Es fühlt den Temperaturunterschied zwischen<br />

dem Sand in der Sonne und dem im Schatten befindlichen Sand (Temperatur).<br />

Es vergleicht die Konsistenz von Wasser mit wenig Sand und Sand mit wenig<br />

Wasser (Stoffe im festen oder flüssigen Zustand).<br />

Bei jeder motorischen Handlung wirken verschiedene Sinne zusammen,<br />

niemals nur ein Sinn alleine.<br />

Beispiel:<br />

Das Kind greift nach einem Ball. Es sieht die rote Farbe, spürt das glatte Material,<br />

riecht den Geruch nach Leder, schmeckt den Ledergeschmack, hört das<br />

Glöckchen im Inneren, spürt sein Gewicht, balanciert ihn von einer Hand in die<br />

andere und lässt ihn fortkullern.<br />

In der Wiederholung dieser komplexen sinnlichen Erfahrungen, die es wieder<br />

und wieder macht, prägt es sich den Begriff „Ball“ und den entsprechenden<br />

Gegenstand als Einheit ein. Später wird das Kind aus diesen Erfahrungen


Seite 10<br />

heraus zwischen großen und kleinen Bällen differenzieren können, leichte und<br />

schwere, rote und grüne, solche aus Stoff und aus Plastik unterscheiden. Es<br />

wird den Kraftaufwand einschätzen können, mit dem es einen Tischtennisball<br />

oder eine Holzkugel vom Boden aufheben oder werfen kann.<br />

Diesem komplexen Zusammenhang ist immer Rechnung zu tragen, auch wenn<br />

bei Angeboten oder gezielten Förderungen einzelne Sinne im Vordergrund<br />

stehen. Bei kleinen Kindern sollte man Sinnesmaterialien in alltägliche Spielund<br />

Bewegungssituationen integrieren und nicht isoliert anbieten. Erst bei<br />

älteren Kindern kann ein einzelner Sinn auch einmal in den Vordergrund<br />

gerückt werden (z.B. Hören bei geschlossenen Augen).<br />

So sollten die Räumlichkeiten und das genutzte Außengelände der Kindertagespflegestelle<br />

dem kleinen Kind ein reichhaltiges Angebot an Objekten zur<br />

Verfügung stellen, die es mit seinen unterschiedlichen Sinnen erfassen und<br />

erforschen kann.<br />

Sinnvolle Spielmaterialien für die Sinnesanregung können beispielsweise folgende<br />

sein:<br />

Tasten<br />

• Greifringe, Kugelbahn, Formensteckbretter, einfache Küchengeräte,<br />

Bürsten, verschiedenartige Stoffe und andere Elemente mit unterschiedlichen<br />

Oberflächen, Naturmaterialien, wie Sand, Wasser, Steine, Muscheln,<br />

Kastanien, Nüsse, Getreidekörner, Korken, Federn oder Fell<br />

• Gegenstände für Wasser und Sandspiele: Eimer, Siebe, Trichter,<br />

Schüttbecher, Gießkannen, Wasserwannen oder Planschbecken<br />

• Körper und Haut der Kindertagespflegeperson<br />

Hören<br />

• unterschiedliche Babyrasseln, gefüllte Flaschen zum Schütteln, selbst<br />

befüllte Rasseldosen, Spieluhren, CDs mit ansprechender Musik, Musik-


Seite 11<br />

instrumente wie z.B. Triangel, Schellen, Klangstäbe, Trommeln, auch<br />

Uhren, Klingelwecker und Pappröhren<br />

• Sprache und Gesang der Kindertagespflegeperson<br />

Sehen<br />

• Bilderbücher, Mobiles, Spiegel, Glitzermaterialien, durchsichtige Materialien,<br />

Farbbrillen oder Kaleidoskope, Puzzle, Sortierboxen<br />

Riechen<br />

• Selbstgezogene Küchenkräuter, Duftsäckchen (gefüllt mit Tees, Gewürzen,<br />

Kräutern etc.), Duftkerzen, der Geruch von selbst gekochten Speisen<br />

und Getränken<br />

Schmecken<br />

• Nahrungsaufnahme von Obst und Gemüse, Erkundungen mit dem Mund<br />

an allen Gegenständen zulassen (ausgenommen Gefahrenquellen), geschmacklich<br />

alles ausprobieren lassen<br />

Gleichgewicht<br />

• Schaukelstuhl, Hängematte, großer Gymnastikball, Rutscheautos, Laufroller<br />

und -räder, Roll- und Balancierbretter, schräge Ebenen, Trampolin,<br />

Kissen, Sportmatten; Wiegen im Arm der Kindertagespflegeperson<br />

Sprechen lernen<br />

Schon im Säuglingsalter ist es wichtig, mit dem Kind in sprachlichen Kontakt<br />

zu treten. Mit dem Erlernen der Sprache entwickelt sich automatisch der Kontakt<br />

zu seinen Mitmenschen und sie eignen sich rasch einen passiven Wortschatz<br />

an. Das bedeutet, dass sich ein Kind viele Begriffe, Namen, Bitten und<br />

Aufforderungen merkt, sie selbst aber noch nicht richtig aussprechen kann. Es<br />

reagiert schnell auf das Gesagte und versucht Laute nachzuahmen. Dies ist für<br />

die allgemeine Entwicklung ausgesprochen wichtig.


Seite 12<br />

Nicht nur im Elternhaus, sondern auch in der Familie der Kindertagespflegeperson<br />

ist untereinander ein freundlicher Umgangston und die deutliche Aussprache<br />

eine <strong>gut</strong>e Basis, um Vertrauen und Nähe zu schaffen und zu fördern.<br />

Die Kinder werden mit ihrem Vornamen angesprochen, dadurch entwickelt sich<br />

ihr Selbstwertgefühl und man unterstützt sie dabei, zu kleinen Persönlichkeiten<br />

heranzuwachsen.<br />

Kleinkinder entdecken ständig neue Dinge in ihrem Umfeld. Als Kindertagespflegeperson<br />

hat man im täglichen Umgang mit ihnen eine große Chance, ihnen<br />

etwas zu zeigen, zu erklären, immer wieder ihre Neugier zu wecken und<br />

diese auch zu stillen.<br />

Die entsprechenden Vorgänge bzw. Abläufe sollten kommentiert werden. Dabei<br />

ist es wichtig, Augenkontakt zum Kind zu halten z.B.:<br />

- Beim An- und Auskleiden werden Körperteile benannt, gedrückt oder<br />

gekitzelt<br />

- Im Spiel mit altersgerechtem Spielzeug und bei Bewegungsspielen werden<br />

Geräusche, Bezeichnungen und Bewegungen nicht nur geübt, sondern<br />

Kinder hören auch die Bezeichnungen für Geräusche, Materialien,<br />

Gegenstände und Bewegungen und sprechen diese selber<br />

- Beim Vorlesen, Vorsingen sowie Anschauen von Fotos und anderen Bildern<br />

kann man einem Kind die Größe von Tieren und Gegenständen<br />

veranschaulichen, indem man die Stimmlage variiert. Damit wird auch<br />

ihre eigene Fantasie angeregt. Dies führt dazu, dass die Kinder ihre eigenen<br />

Erzählgeschichten erfinden und emotionale Bezüge stärken können<br />

Kinder geben Dingen in der frühen Sprachentwicklung anfangs durch Geräusche<br />

eine Bezeichnung (z.B. Hund: „Wau Wau“, Kuh: „Muh“). Auch Bitten und<br />

Wünsche, drücken sie oft durch ein Geräusch oder einen Laut aus.<br />

Um dem Kind das Gefühl zu geben, dass man es verstanden hat, kann man<br />

sich für kurze Zeit auf diese „Sprache“ einlassen. Zu beachten ist aber, dem


Seite 13<br />

Kind im Verlauf des Spiels immer auch die richtige Bezeichnung zu nennen,<br />

d.h. man tritt mit ihm in Kontakt, ohne selber in die Babysprache zu verfallen<br />

oder zu verniedlichen (da kommt der Wau Wau und nicht LeckiLecki).<br />

Liebevoll und spielerisch vervollständigt durch eine deutliche Aussprache lernt<br />

man Schritt für Schritt den Wortschatz und die Bedeutung der Dinge. Sofern<br />

ein gefestigter Bezug zwischen dem Kind und der Kindertagespflegeperson<br />

entstanden ist, nimmt es diese Unterstützung auch bereitwillig an.<br />

Vorausgesetzt das Kind ist organisch gesund und geistig altersgerecht entwickelt,<br />

kann man mögliche Sprachprobleme an folgenden Anzeichen erkennen:<br />

- Einen eingeschränkten Wortschatz erkennt man daran, dass das Kind<br />

deutlich weniger Wörter beherrscht als gleichaltrige Kinder<br />

- Wenn das Kind beim Sprechen manchmal „hängen bleibt“ und dabei<br />

Laute, Silben oder Wörter mehrmals wiederholt, stottert es ("B-B-Ball")<br />

- Schnelles, überstürztes Sprechen, bei dem Silben oder ganze Wörter<br />

verschluckt werden, bezeichnet man als Poltern<br />

- Wenn das Kind ständig so spricht, als wäre es verschnupft, näselt es<br />

("Barbelade")<br />

- Stimmstörungen äußern sich schließlich durch ständige Heiserkeit oder<br />

eine unnatürliche Stimmlage (sehr hoch oder sehr tief).<br />

Die genannten Merkmale gehören bis zu einem gewissen Alter zur normalen<br />

Sprachentwicklung. Deshalb können Vergleiche mit gleichaltrigen Kindern<br />

wichtige Anhaltspunkte geben, ob sich das Kind sprachlich altersgemäß entwickelt.<br />

Welcher Arzt ist zuständig?<br />

Mit dem betreuten Kind zum Arzt zu gehen, gehört nicht zu den Aufgaben,<br />

bzw. Pflichten einer Tagesmutter. Bei eindeutigen Krankheitssymptomen oder<br />

Unklarheiten bzgl. einer eventuellen Erkrankung sollte sie darauf dringen, dass<br />

die Eltern das Kind einem Arzt vorstellen. Sie muss die Betreuung eines er-


Seite 14<br />

krankten Kindes ablehnen, wenn die Gefahr besteht, dass sie und/oder die<br />

anderen Kinder in der Tagesbetreuung angesteckt werden könnten.<br />

Wenn man den Verdacht hat, dass die Sprachentwicklung des Kindes nicht<br />

altersgemäß verläuft, sollte man dieses ärztlich abklären lassen. Als erstes<br />

sollten die Eltern den zuständigen Kinderarzt aufsuchen. Er hat in der Regel<br />

die Entwicklung des Kindes verfolgt und kann daher einschätzen, ob sich das<br />

Kind im Allgemeinen <strong>gut</strong> entwickelt. Doch um spezielle Probleme der Sprachentwicklung<br />

zu erkennen sind genauere Untersuchungen, wie eine HNOärztliche<br />

Diagnose, ein audiologischer und ein logopädischer Befund, anzuraten.<br />

Für eine solche fachärztliche Abklärung stehen verschiedene Möglichkeiten offen:<br />

Man kann sich an einen Hals-Nasen-Ohrenarzt, an einen niedergelassenen<br />

Phoniater (ein Facharzt der auf Stimm-, Sprach- und Sprechstörungen spezialisiert<br />

ist) oder an die Abteilung für Sprach- und Stimmstörungen einer Universitäts-<br />

oder HNO-Klinik wenden. Dort, aber auch vom Kinder- oder Hausarzt,<br />

bekommt man gegebenenfalls die ärztliche Verordnung für eine anstehende<br />

Therapie. (Empfehlung vom „Staatsinsti<strong>tut</strong> für Frühpädagogik IFP“)<br />

Kognition<br />

Kognition ist der allgemeine Begriff für alle Formen des Erkennens und Wissens.<br />

Dazu gehören u.a. die Wahrnehmung, die Aufmerksamkeit, das Erinnerungsvermögen<br />

(Wiedererkennung), die Fähigkeit zu Urteilen, die Sprache, die<br />

Vorstellung, das Vermögen, Pläne zu machen, Entscheidungen zu treffen, zu<br />

Lernen, zu Denken, Entdeckungen zu machen oder etwas wieder zu entdecken.<br />

Kognition beschreibt also genau diejenigen Fähigkeiten des Menschen,<br />

die es ihm ermöglichen, sich in der Welt zu orientieren und sich an seine Umwelt<br />

anzupassen. (Quelle: Lexikon für Psychologie und Pädagogik)


Seite 15<br />

Unter kognitiver Entwicklung versteht man also die Entwicklung all jener Funktionen,<br />

die zur Erkennung und Erfassung von Gegenständen und Personen in<br />

der Umgebung sowie der eigenen Person dienen. Zu diesen Funktionen gehören<br />

die Intelligenz bzw. das Denken, die Wahrnehmung, das Problemlösen,<br />

das Gedächtnis, die Sprache etc. (Quelle: „Die kognitive Entwicklung“ von<br />

Jean Piaget)<br />

In der täglichen Arbeit bedeutet dies, dass die Kindertagespflegeperson den<br />

Kindern Freiräume lässt, damit es selber aktiv sein kann. Ob es etwas gelernt<br />

hat, ist nur an einem geänderten Verhalten erkennbar, denn daran zeigt sich,<br />

dass das Kind Ursache und Wirkung in Beziehung zueinander gesetzt hat.<br />

Lernangebote für Säuglinge:<br />

- Sichere Krabbelflächen bereithalten<br />

- Reize schaffen, die den ganzen Körper anregen, etwas zu tun<br />

- Ein liebevoller Umgang mit ihnen und Körperkontakt<br />

- Weiche Bälle, Rasseln, Mobiles<br />

- Sanfte Musik<br />

- Eine helle, freundliche Umgebung<br />

- Spielzeug, das vielfältig zum Aktivsein und Erleben anregt<br />

(siehe hier auch Erläuterung zum Thema „Sprechen lernen“, Seite 17)<br />

In den Wachphasen sollten die Kleinsten in die Gruppe integriert werden. Meist<br />

reagieren sie interessiert auf Lachen, Singen, Bewegen und Spielen der größeren<br />

Kinder. Neugierde und Bewegungsdrang nehmen zu. Die Säuglinge/ Kleinkinder<br />

sollten so platziert werden, dass sie das Geschehen <strong>gut</strong> verfolgen und<br />

darauf reagieren können.<br />

Sie können dabei auf einer Decke oder in einer Wippe sitzen, die gelegentlich<br />

einen neuen Standort erhält. Auf dem Arm oder Schoß der Kindertagespflegeperson<br />

fühlt sich das Kind geborgen und nimmt Stimme und Bewegungen intensiver<br />

wahr. Dabei ist immer auf die körperliche Unversehrtheit und auf ein<br />

mögliches Bedürfnis nach Ungestörtheit zu achten.


Seite 16<br />

Lernangebote für Ältere:<br />

Es sollten in den Räumen der Kindertagespflege verschiedene Erfahrungsbereiche<br />

mit unterschiedlichen Angeboten geschaffen werden:<br />

- Unterschiedliche Oberflächen wie Wolle, Seide, Leder, Stoffe etc. fördern<br />

das haptische Erleben<br />

- Auch Erkundungselemente in verschiedenen Formen, Farben, Größen<br />

und Gewichten fördern das haptische Vermögen<br />

- Gedächtnisspiele ("Memory") fördern die kognitive Entwicklung<br />

- Schaukeln, Wippen und auch Bücher unterstützen die Entwicklung der<br />

Grobmotorik<br />

- Steckspiele und Puzzle unterstützen die Feinmotorik<br />

- Knete und Fingerfarben sind für die aktive Wahrnehmung hilfreich<br />

- Spiele, bei denen die Kinder selbst erkennen können, ob die Lösung<br />

richtig war, dienen der Selbstkontrolle<br />

- Durch das Ausprobieren von Musikinstrumente wird das akustische Erleben<br />

gefördert<br />

Interesse und Neugierde werden beim Spiel und durch Erkundungen in der<br />

Natur geweckt. Beides sollte durch die Kindertagespflegeperson angeregt und<br />

ermöglicht werden.<br />

Die Kinder können sich im Freien austoben und frei bewegen. Durch „Wind<br />

und Wetter“ werden Körper und Geist fröhlich gestimmt.<br />

Das Erlebte wird durch folgende Tätigkeiten freudig aufgenommen:<br />

- Sammeln von Naturmaterialien (Kastanien, Blätter etc.)<br />

- Matschen mit Sand und Wasser<br />

- Betrachten von Insekten (Schnecken, Regenwürmer etc.) durch ein Lupenglas<br />

- Verstecken spielen<br />

- Betrachten von Wetterphänomenen, wenn sie erklärt werden (Regenbogen,<br />

dunkle Wolken)


Seite 17<br />

Beim Vorlesen von Geschichten wird die Fantasie der Kinder angeregt. Sie sollten<br />

auch ermutigt werden, sich selbst kleine Geschichten auszudenken und<br />

diese zu formulieren.<br />

Auf Fragen sollte immer eine kindgerechte Antwort gegeben werden, um eine<br />

Überforderung zu vermeiden. Die Überforderung eines Kindes erkennt man<br />

daran, dass das Kind nicht mehr reagiert – es schaltet ab. Wenn das Kind<br />

nachfragt, signalisiert es Interesse an dem, was soeben erklärt wird.<br />

Auch wenn die Erklärungen häufig wiederholt werden müssen, sollte das Kind<br />

liebevoll und geduldig begleitet werden, bis es den nächsten Schritt gehen<br />

möchte. (Siehe hier auch Erläuterungen Soziales Verhalten/ Rituale, Seite 26.)<br />

Bildungsprozesse von Kindern<br />

Alle Teilschritte einer Handlung, die wiederholt und generalisiert werden können,<br />

gehören zu einem Schema.<br />

Ein Schema ist ein strukturiertes Verhaltensmuster, das eine spezifische Form<br />

widerspiegelt und Engagiertheit und Wohlgefühl bzw. Wohlbefinden ebenfalls<br />

einbezieht.<br />

Anzeichen für die Engagiertheit des Kindes sind:<br />

- Konzentration<br />

- Kreativität<br />

- Ausdauer<br />

- Reaktionsbereitschaft<br />

- Verbale Äußerung von Zufriedenheit<br />

Anzeichen für das emotionale Wohlgefühl/ Wohlbefinden des Kindes sind:<br />

- Flexibilität im Verhalten<br />

- Selbstvertrauen und <strong>gut</strong>es Selbstwertgefühl


Seite 18<br />

- Entspannung und innere Ruhe<br />

- Die Fähigkeit zu genießen<br />

(Quelle: Early Excellence Centre Berlin, Pestalozzi-Fröbel-Haus)<br />

Gemäß der Theorie des Entwicklungspsychologen Jean Piaget, ermöglicht ein<br />

Schema dem Kind, Neues mittels Assimilation und Akkommodation zu erlernen.<br />

Der Begriff Assimilation heißt Angleichung, Annäherung, Verschmelzung oder<br />

Strukturerhaltung. Der Begriff bezeichnet die Eingliederung neuer Erfahrungen<br />

oder Erlebnisse in ein bereits bestehendes Schema.<br />

Durch die Assimilation werden Reize aus der Umwelt in das bereits Bekannte<br />

eingeordnet. Das bereits vorhandene Wissen wird genutzt, um eine ähnliche<br />

erscheinende Situation einzuordnen. Die Wahrnehmung wird, falls nötig, so<br />

verändert/ umgedeutet, dass die vorhandenen kognitiven Strukturen (Schemata)<br />

ausreichen, um die Situation bewältigen zu können.<br />

Beispiel:<br />

Das Kind möchte einen Apfel essen, es hat bereits gelernt, dass der Apfel zum<br />

Mund geführt werden muss, der Mund geöffnet werden muss und erst anschließend<br />

ein Stück herausgebissen werden kann.<br />

Trifft dieses Kind nun auf eine Birne, assimiliert das Kind (Apfel und Birne sehen<br />

schließlich auch ähnlich aus) und geht mit der Birne genau so um, wie mit<br />

einem Apfel. Es verändert das Objekt „Apfel“ nach eigenem Gesichtspunkt in<br />

das Objekt „Birne“, und zeigt damit, dass es in der Lage ist ein „Schema“ zu<br />

erkennen und zu verändern.<br />

Der Begriff Akkommodation meint Umweltanpassung. Er bezeichnet die Erweiterung<br />

bzw. Anpassung eines Schemas an eine neue Situation, die mit den<br />

vorhandenen Schemata nicht bewältigt werden kann.


Seite 19<br />

Akkommodation kommt nur zustande, wenn die Fähigkeit zur Assimilation<br />

nicht ausreicht, um eine Situation zu bewältigen, d.h. wenn eine Situation<br />

oder eine Reizgegebenheit sich nicht in ein vorhandenes Schema integrieren<br />

lässt. Die vorhandenen Schemata sind dann unzureichend und müssen erweitert<br />

werden.<br />

Man passt sich dem Vorgefundenen an. Dabei wird das bekannte Schema erweitert<br />

und somit ausdifferenziert. Akkommodation bedeutet die vorhandenen<br />

kognitiven Strukturen so anzupassen, dass sie der Realität (wieder) entsprechen<br />

und zukünftig für eine verbesserte Problemlösung dienlich sind.<br />

Beispiel:<br />

Der Versuch eines Kindes an einem Bauklotz zu saugen, wird durch die Assimilation<br />

gestützt, wenn er in seiner Form einem essbaren Gegenstand ähnlich<br />

erscheint. Da der Bauklotz jedoch keine Nahrung ist, genügt die Assimilation<br />

nicht zur Bewältigung dieser Situation. Das Kind muss akkommodieren: Das<br />

Schema wird erweitert<br />

(Quelle: Das Entwicklungsstufenmodell nach Piaget)<br />

Zusammenfassend kann man sagen, dass ein ausgewogenes Zusammenspiel<br />

von Aktion und Ruhephasen, dem Zuhören und selber tun, sowie lauten und<br />

leisen Tätigkeiten für die geistige Entwicklung des Kindes von Bedeutung ist.<br />

Dem Kind muss die Möglichkeit gegeben werden, sich auszuprobieren und es<br />

sollte Wünsche frei äußern dürfen. Grundvoraussetzung hierfür ist, dass das<br />

Kind sich sicher und geborgen fühlt. Die Kindertagespflegeperson sollte in der<br />

Lage sein, in jedem Moment das Bedürfnis eines Kindes zu erkennen und zu<br />

fördern. (Siehe hier auch Erläuterungen Beziehungsaufbau/ Eingewöhnungsphase,<br />

Seite 42.)


Seite 20<br />

Soziales Verhalten<br />

Kinder verhalten sich in der Kindertagespflege in altersgleichen Gruppen (auch<br />

Peer-groups genannt nach dem englischen Begriff für die jeweils aktuelle soziale<br />

Bezugsgruppe eines Individuums). Für die Entwicklung von Kindern in der<br />

Gruppe ist dabei wichtig, dass sie sich in ihrem Verhalten und Entwicklungsstand<br />

mit geringen Abweichungen ebenbürtig fühlen. Auf diese Weise erleben<br />

sie sich selber in einem relativ gleichrangigen Autoritäts- und Machtkontext.<br />

Dabei spüren die Kinder sehr wohl den Unterschied zwischen den Verhältnissen<br />

innerhalb ihrer Bezugsgruppe und denen zu einem Erwachsenen.<br />

Im Zentrum der Entwicklung von sozialem Verhalten steht die Interaktion etwa<br />

gleichaltriger Kinder untereinander.<br />

Stellen am Anfang des Lebens (bis ca. zum 8. Lebensmonat) noch Mutter, Vater<br />

oder auch eine Kindertagespflegeperson die engste und wichtigste Bezugsperson<br />

für das Kind dar, so werden danach auch die gleichaltrigen Kinder zunehmend<br />

interessanter. Das Kind, das bisher nur mit sich selber und der Bezugsperson<br />

im engsten Kontakt stand, wendet sich nun mehr und mehr durch<br />

Kommunikationsangebote den anderen Kindern zu.<br />

Das Kind sendet Kommunikationssignale aus und erhält darauf vom anderen<br />

Kind eine Antwort, wenn es bemerkt und angenommen wird – die Kinder interagieren.<br />

Dies geschieht zunächst eher zögerlich, manchmal fast unbewusst<br />

und meist im Schutzbereich der Erwachsenen.<br />

Bereits im 2. Lebensjahr verschiebt sich das Verhältnis der Interaktionen nach<br />

und nach auf den Kontakt und den sozialen Austausch in der Gleichaltrigengruppe.<br />

Für die ersten drei Lebensjahre ist es typisch, dass die Kinder in Zweierkonstellationen<br />

Kontakte pflegen (genannt „Dyade“). Größere Gruppen sind<br />

noch zu komplex und überfordern die Kinder. Erst danach sind sie zunehmend


Seite 21<br />

in der Lage, angepasst an ihre voranschreitenden kognitiven und sozialen Fähigkeiten,<br />

auch in größeren Gruppen Kontakt zu halten.<br />

Sprache und Denken, die Motorik und andere Fähigkeiten sind grundlegende<br />

Voraussetzungen für soziale Interaktionen und damit auch für die Entwicklung<br />

sozialen Verhaltens. Im sozialen Kontext bedingen sie einander und entwickeln<br />

sich in Abhängigkeit voneinander.<br />

Formen des sozialen Annäherns, der Ansprache und der Interaktion:<br />

• Imitation/ Nachahmung: das Kind macht Gesehenes nach, es imitiert<br />

die Mimik, Gestik, und Handlungen von Personen in seiner Umgebung<br />

• Emotionen zeigen: das Kind macht auf sich aufmerksam, es lacht,<br />

kreischt oder jauchzt vor Freude (oft überzogen) oder klatscht in die<br />

Hände<br />

• Intimität: Erwachsene berühren ein Kind, nehmen es an die Hand, erlauben,<br />

dass es sich anschmiegt oder drücken es<br />

• Spielzeug oder Material als Kontaktmittler: das Kind bietet anderen<br />

ein Spielobjekt an, das Spielobjekt wird so zum Mittler für den sozialen<br />

Kontakt<br />

• Fähigkeit zu Empathie und Hilfsbereitschaft<br />

Welche Fördermöglichkeiten sozialen Verhaltens ergeben sich für die Kindertagespflege?<br />

- Hinwirken der Kindertagespflegeperson auf die regelmäßige Anwesenheit,<br />

um die Gruppenintegrität zu fördern<br />

- Sorge für eine stabile Zusammensetzung der Gruppe<br />

- die Eingewöhnung in die Gruppe wird gefördert, damit Kinder für die Erkundung<br />

der Welt offen werden


Seite 22<br />

- Sicherheit und Struktur in der Gestaltung des Tagesablaufes, um Verunsicherungen,<br />

und damit Stress für die Kinder, zu vermeiden<br />

- Rückzugsräume (Ecken) einrichten für einen ungestörten Aufenthalt<br />

(Kuscheln, Spielen, Bauen)<br />

- Angebot an ausgewählten Materialien, die das gemeinsame Spielen herausfordern<br />

(große Kartons, Decken, Matratzen, Schaustoffelemente,<br />

Zelt, Tunnel, Spiegel, Kostüme)<br />

Die sozialen Interaktionen zwischen Kindern erfordern andere Verhaltensweisen<br />

und Kompetenzen als diejenige zu Erwachsenen.<br />

Nach und nach lernen die Kinder einerseits soziale Kontakte (Ansprache) herzustellen,<br />

Reaktionen (Antworten) des Kindes/ der Kinder einzuschätzen, diese<br />

anzunehmen und wiederum zu beantworten (soziale Interaktion).<br />

Dabei begreifen sie mit zunehmendem Alter indirekt die Regeln, die der Kommunikation<br />

zu Grunde liegen, sie lernen ihr Verhalten darauf abzustimmen und<br />

entsprechend zu reagieren bzw. zu interagieren und sich damit in die soziale<br />

Gemeinschaft, d.h. in Gruppen einzufügen, Freundschaften zu schließen und<br />

diese auch zu erhalten.<br />

Bei diesen Prozessen benötigen Kinder einfühlsame Erwachsene, die sie geduldig,<br />

sanft und seinem Alter und Vermögen entsprechend beim Knüpfen sozialer<br />

Kontakte begleiten. Begleitung meint nicht, sich gleich für das Kind einzumischen<br />

oder eine Angelegenheit für es zu regeln, sondern es dabei zu unterstützen,<br />

dies alleine zu regeln.<br />

Durch immer wiederkehrende Abläufe und Rituale (Begrüßung und Abschied,<br />

ein liebevoller Übergang in den nächsten Tagesabschnitt) bekommt das Kind<br />

ein Gefühl von Sicherheit. Durch eine feste Sitz- und Garderobenordnung<br />

(persönlicher Haken = „Dorthin gehören meine Sachen!“), erlebt das Kind sich<br />

selbst als Teil eines Gefüges und wird damit in seinem Selbstbewusstsein gestärkt.<br />

Es sollte also wissen, wo seine Schuhe und Kleidung hingehören, wo es


Seite 23<br />

beim Essen sitzt und wer neben ihm sitzt. Auf diese Weise prägt es sich auch<br />

den Namen des Nachbarn ein und lernt dessen Eigenschaften kennen.<br />

Spiel und Beschäftigungsmaterial sollte <strong>gut</strong> sortiert sein und sich in Augenhöhe<br />

der Kinder befinden. Das Kind sollte selbst entscheiden können, was es tun<br />

und wo es sich aufhalten möchte. Die Kreativität kann man fördern, indem<br />

man dem Kind die Entscheidung überlässt, mit welchem Spiel es sich befassen<br />

möchte; ob es nun ein Spiel aussucht, bei dem es einen Partner benötigt oder<br />

ob es lieber alleine spielen möchte. Hier sollte man z.B. auch Jungen die Möglichkeit<br />

einräumen, mit Puppen zu spielen und ebenso Mädchen mit Autos.<br />

Sozialverhalten muss dem Alter der Kinder entsprechend entwickelt werden.<br />

Wichtig ist es, den Kindern Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten und ihnen<br />

Zeit zu lassen, diese umzusetzen. Den Kindern muss die Möglichkeit gegeben<br />

werden, miteinander zu spielen und sich auszuprobieren, d.h. das soziale Miteinander<br />

zu üben. Dazu ist es für sie auch wichtig, weitere Kontakte außerhalb<br />

der Tagespflege zu suchen.<br />

Das soziale Verhalten wird durch die Eltern und die Kindertagespflegeperson<br />

vor allem gelenkt und gefördert, indem sie es den Kindern vorleben.<br />

Die Entwicklung des Spielverhaltens<br />

„Spiel ist das Tor zur Welt“. Im Spielen wird das eigene Potential im Denken,<br />

Fühlen und Handeln zum Ausdruck gebracht. Kinder beginnen bereits als<br />

Säuglinge zu spielen und zu forschen und erlernen so mit Freude die Funktionen<br />

einfacher Bewegungen.<br />

Die Erforschung richtet sich zunächst auf die eigenen Körperteile z.B. erkunden<br />

sie mit den Händen das eigene Gesicht, später erkunden sie Gegenständen<br />

z.B. eine Rassel. Ab ca. dem 6. Lebensmonat spielt der Säugling gezielt<br />

mit Gegenständen und nutzt dabei zunehmend die Körperfunktionen des<br />

Krabbelns, Robbens, Rutschens etc. In den Funktionsspielen wird die


Seite 24<br />

Koordination der Körpermotorik geübt und verbessert sowie die Tätigkeit der<br />

Sinnesorgane verfeinert. (Siehe hier auch Erläuterungen zur Motorik, Seite 10)<br />

Spielhandlungen zeichnen sich durch fortwährende Wiederholungen und Variationen<br />

aus. Die hierdurch gewonnenen Erkenntnisse sind an die unmittelbar<br />

wahrgenommene jeweilige Situation gebunden. Real erfahrene Situationen aus<br />

der Lebenswelt werden nachgespielt und damit kognitiv-emotional verarbeitet.<br />

(Siehe hier auch Erläuterungen zur Kognition, Seite 20)<br />

So eröffnen sich Kinder im Spielen eine fiktive Welt, in der sie „so tun als ob“,<br />

um sich die Erwachsenenwelt in der Nachahmung näher zu bringen. Bedrohliche<br />

Konfliktsituationen können durchlebt werden, Regeln und Grenzen überschritten,<br />

Personen imitiert und reale Situationen nachgespielt werden. Im<br />

Spiel ist alles denkbar und umsetzbar.<br />

Kinder entfalten ihre sozialen Erfahrungen und Erlebnisse im selbstgewählten,<br />

eigenständigen, kreativen Spielhandeln. Sie entscheiden, wo, mit wem und<br />

was sie spielen wollen; sie bestimmen, wie lange und wie intensiv das Spiel<br />

gespielt wird. In ihrer fiktiven Spielwelt erleben sie sich als autonom und<br />

bestimmen selber den Spielablauf. So müssen sie sich mit ihren Spielpartnern<br />

auseinandersetzen, sich durchsetzen oder auch nachgeben.<br />

(Siehe hier auch Erläuterungen zum Sozialen Verhalten, Seite 26)<br />

Spielhandlungen beinhalten die Funktion des Erkundens. Das systematische<br />

Ausprobieren dient dazu, die Beschaffenheit von Gegenständen zu erfahren.<br />

Wenn Zeitungspapier zerknüllt wird, es zerrissen oder darin gewühlt wird. Indem<br />

Gegenstände auseinander genommen und wieder zusammengefügt werden,<br />

entdeckt das Kind unterschiedliche Formen der Nutzung.<br />

Das „Symbolspiel“ ist die eigentliche kindliche Spielform. In ihm spielt das<br />

Kind Erfahrungen und Erlebnisse der Lebenswirklichkeit nach und begreift sie<br />

so. „So tun als ob, sich vorstellen, dass…“, z.B. wie ein Bauklotz zum Auto


Seite 25<br />

wird oder die Puppe zu einer handelnden Figur. Die Spielgegenstände werden<br />

umgedeutet und Handlungen aus dem sozialen Umfeld werden übernommen.<br />

Das Kind spielt in erster Linie nicht, um zu lernen, sondern das Spiel wird um<br />

seiner selbst willen gespielt. Im Spiel berücksichtigt das Kind auch keine Folgen.<br />

Wenn ein Kind beispielsweise einen Turm aus Bauklötzen baut, dann <strong>tut</strong><br />

es das nicht, um die Statik zu erproben sondern, weil es Freude daran hat etwas<br />

zu bauen. Dabei kann es auch lernen, dass der Turm umfällt, wenn er<br />

schief oder zu hoch gebaut ist. Durch diese Erfahrung/ Erkenntnis lernt das<br />

Kind gleichzeitig etwas über die Schwerkraft. Im Spiel werden auch lebenswichtige<br />

Funktionen unbewusst erprobt. Beispiel: Das Kind kocht für seine<br />

Puppe, es deckt den Tisch, füllt die Teller, setzt die Puppe an den Tisch und<br />

lässt sie essen.<br />

3.3 Erziehung zu Sauberkeit: Hygiene, Regeln und Werte<br />

Die Heranführung an die hygienischen Gewohnheiten und damit die Erhaltung<br />

der Gesundheit ist ein wesentlicher Bestandteil des Tagesablaufes und eine<br />

große Aufgabe für Kindertagespflegeperson und Kinder. Bestimmte Abläufe<br />

sollten den Kleinen in „Fleisch und Blut“ übergehen. Dies funktioniert nicht,<br />

wenn man es nur einmal sagt, sondern es muss kontinuierlich geübt werden.<br />

Die Kindertagespflegeperson sollte die Autonomie und Selbständigkeit des<br />

Kindes bei seiner Körperpflege und beim Sauberwerden fördern und dabei die<br />

Eltern einbeziehen.<br />

Nach jedem Toilettengang werden die Hände gewaschen und an einem persönlichen<br />

Handtuch abgetrocknet. Das Handtuch wird an einen Haken angehängt,<br />

welches z.B. durch ein wiedererkennbares Symbol gekennzeichnet ist.<br />

Auch vor und nach dem Essen sowie bei Bedarf waschen die Kinder sich die<br />

Hände bzw. das Gesicht selber. Schnupfnasen werden geputzt und wer kann,<br />

macht es allein. Taschentücher sollten für die Kinder stets erreichbar sein.


Seite 26<br />

Das Zähneputzen ist kein „Muss“ aber ein „Kann“ in der Tagespflege und sollte<br />

nach Ermessen der Kindertagespflegeperson vorgenommen werden; hier sollte<br />

eine vorherige Absprache mit den Eltern erfolgen. Werden die Zähne jedoch<br />

geputzt, sollte auch auf die richtige Handhabung der Zahnbürste geachtet<br />

werden. Damit ein Lerneffekt einsetzt, sollte man die Kinder spielerisch dazu<br />

motivieren auch das gewünschte Ergebnis, nämlich saubere Zähne erzielt<br />

wird. (Empfehlung von Zahnärzten: Nach dem Verzehr von süßen und säurehaltigen<br />

Speisen/ Getränken die Zähne frühestens 30 Minuten danach putzen)<br />

Feste „Töpfchenzeiten“/ Toilettengänge sind sinnvoll. Alle Kinder sitzen dabei<br />

gemeinsam – jedes auf seinem individuellen Topf. Dies hat nicht das Ziel einer<br />

„Töpfchendiktatur“, sondern fördert auf Grund des Nachahmungseffektes die<br />

Sauberkeitserziehung. Manche Kinder – je nach Reifung des Schließmuskels –<br />

sind früher „sauber“ als andere; dies ist eine individuelle Entwicklungsphase<br />

und bei den Kindern zu berücksichtigen. Hier sollte mit viel Lob und Zuspruch<br />

auf die Kinder eingegangen werden. Auf keinen Fall sollte Kritik geäußert werden.<br />

Wichtig ist, dass die Kinder wissen, warum sie auf dem Töpfchen sitzen.<br />

Die Zeiteinplanung sollte 5 bis max. 10 Minuten nicht überschreiten, da das<br />

Kind sich sonst bestraft fühlt. Die Töpfchen nach jeder Nutzung desinfizieren,<br />

wenn es von unterschiedlichen Kindern aufgesucht wird. (Empfehlung vom<br />

„Öffentlichen Gesundheitsdienst MV“)<br />

Das Thema „Windeln und Töpfchen“ ist ein sensibles Thema zwischen Eltern<br />

und Kindertagespflegeperson. Für die meisten Kindertagespflegepersonen ist<br />

es ein erklärtes Ziel, die Kinder bis zum Eintritt in die KiTa windelfrei zu bekommen.<br />

Dies wird nicht gelingen, wenn die Eltern nicht kooperieren und sie<br />

fachlich nicht davon überzeugt sind. Es ist daher ratsam, einfühlsam mit den<br />

Eltern zu sprechen, um einen Konsens zu finden.<br />

Bei Kleinkindern sollte eine regelmäßige Überprüfung der Windeln – ca. alle<br />

zwei Stunden – vorgenommen werden. Hier gibt es separate verschließbare<br />

Mülleimer, damit die Windeln hygienisch entsorgt sind und andere, ältere Kin-


Seite 27<br />

der, keinen Zugang dazu haben. Der Wickelbereich wird nach jedem Wickeln<br />

desinfiziert, außer wenn jedes Kind seine eigene Auflage besitzt (diese kann<br />

auch ein einfaches Handtuch sein), die von den Eltern zur Verfügung gestellt<br />

wird. Allgemein sollte die Kindertagespflegeperson ein Hand-<br />

Desinfektionsmittel zur täglichen Anwendung benutzen. Dies ist unabdingbar<br />

und sollte auf jeden Fall angewandt werden, wenn ein Kind z.B. gewaschen<br />

wurde. (Empfehlung vom „Öffentlichen Gesundheitsdienst MV“)<br />

Auch Raumhygiene und Gesundheit sind eine untrennbare Einheit. Deshalb<br />

sollte jede Kindertagespflegeperson auch auf Sauberkeit in den von den Kindern<br />

genutzten Räumen und Gegenständen achten. Mit Desinfektionsmitteln<br />

sollte sparsam umgegangen werden. Es ist jedoch dann sinnvoll, wenn ein<br />

Magen-Darm-Infekt umgeht.<br />

Gewisse Hygienestandards sollten stets eingehalten werden, wie z.B.:<br />

- der Essbereich, die Küche, das Bad und die Aufenthaltsräume müssen<br />

bedarfsgerecht gereinigt und desinfiziert werden<br />

- Spielsachen sollten regelmäßig gereinigt und beim Auftreten von übertragbaren<br />

Krankheiten desinfiziert werden<br />

- Es sind saubere Zahnbürsten zu nutzen<br />

- Toiletten müssen stets gespült und täglich desinfiziert werden<br />

- Es sollte immer Seife und Toilettenpapier vorhanden sein<br />

- Bettwäsche muss alle 2–3 Wochen gewechselt werden (Ausnahme:<br />

Säuglinge bei Bedarf bzw. einmal wöchentlich)<br />

- Schlafanzüge, Handtücher und Waschlappen sind mindestens einmal<br />

wöchentlich zu reinigen<br />

- Schlafsäcke einmal im Monat waschen<br />

- Lätzchen täglich wechseln, ebenso den Zahnputzbecher<br />

- Geschirr und Gläser etc. sollten bei 60° in der Maschine gespült werden<br />

(Empfehlung vom „Öffentlichen Gesundheitsdienst MV“)<br />

Bei der Reinigung von Handtüchern, Bettwäsche etc. sollte die Kindertagespflegeperson<br />

in Kooperation mit den Eltern eine Absprache finden. Zum Bei-


Seite 28<br />

spiel bietet die Kindertagespflegeperson den Eltern an, die Wäsche gegen einen<br />

Unkostenbeitrag zu waschen oder es muss eine feste Vereinbarung getroffen<br />

werden, dass die Eltern dafür sorgen, dass immer saubere Wäsche für ihre<br />

Kinder vorhanden ist.<br />

3.4 Persönlichkeitsentwicklung/ Entwicklung sozialer Fähigkeiten<br />

Jeder Mensch besitzt von Geburt an eine eigene Persönlichkeit. In einem Alter<br />

von 2–3 Jahren entwickelt sich bei dem Kind das „ICH-Gefühl“. Es lernt Wünsche,<br />

Bedürfnisse und Ideen zu äußern und diese durchzusetzen.<br />

In der Gruppe lernt das Kind, sich als Teil einer Gemeinschaft zu sehen, erkennt<br />

sich aber auch als Einzelperson und wird aufgefordert, seine Persönlichkeit<br />

entwickeln. Die Kinder entwickeln ihre sozialen Fähigkeiten, lernen auf<br />

andere zuzugehen und sich mit ihnen zu verständigen. Sie lernen auch, Aufgaben<br />

und Verantwortung zu übernehmen.<br />

Dies ist abhängig von verschiedenen Faktoren:<br />

- Persönliche Fähigkeiten: Wie <strong>gut</strong> und sicher beherrscht es etwas?<br />

- Persönliche Motivation: Warum macht es etwas?<br />

- Persönliches Temperament: Auf welche Weise macht es etwas?<br />

Die Kindertagespflegeperson fördert diese Elemente während des gesamten<br />

Tagesablaufes:<br />

- Entfaltung persönlicher Initiative fördern: eigenes Spielzeug wählen lassen,<br />

Geduld haben, wenn es dieses ausprobiert<br />

- Die Freude an der eigenen Erfahrung bestätigen - Selbstwahrnehmung<br />

des Kindes: „Heute konnte ich mir alleine die Schuhe anziehen, gestern<br />

konnte ich das noch nicht“<br />

- Die Entscheidungswilligkeit fördern: Malfarben, Spiele etc. selber aussuchen<br />

lassen, die Entfaltung der eigenen Kreativität fördern


Seite 29<br />

- Loben und vorsichtig Kritik üben: dem Kind konkret mitteilen, was <strong>gut</strong><br />

oder auch weniger <strong>gut</strong> war<br />

- Bei Niederlagen ermutigen: „Beim nächsten Versuch wird es bestimmt<br />

besser!“<br />

Daraus entsteht Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl:<br />

- Für die Individualität des Kindes: „Heute hast Du einen schönen großen<br />

Turm gebaut“<br />

- In Bezug auf die Gruppe - das Kind hat den Tisch für alle gedeckt: „Das<br />

hast Du <strong>gut</strong> gemacht, alle haben einen Löffel bekommen“.<br />

Durch immer wiederkehrende Handlungsabläufe lernen die Kinder z.B. sich an-<br />

und auszuziehen, alleine zu essen und zu trinken, sich die Hände zu waschen<br />

und abzutrocknen, sich Spielzeug zu holen und wieder wegzuräumen.<br />

Für eine gesunde und altersgemäße Entwicklung ist es notwendig, dabei möglichst<br />

alle Gefahren für das Kind auszuschließen z.B.:<br />

- Türen und Treppen kindgerecht absichern<br />

- Stolperstellen beseitigen<br />

- Keine scharfkantigen Gegenstände liegen/ stehen lassen<br />

- Keine Kleinteile herumliegen lassen (Erstickungsgefahr)<br />

- Elektronik kindgerecht absichern<br />

Die Kinder sollten möglichst nicht in ihrem Bewegungs- und Forscherdrang<br />

gehindert werden, um die Entwicklung der Selbständigkeit nicht einzuschränken.<br />

Es sollte ihren Kindern während der gesamten Kindheit immer wieder Hilfe angeboten<br />

werden. Nur größere Kinder können schon selber um Hilfe bitten.


Seite 30<br />

Entwicklungsstufen sozialer Fähigkeiten<br />

Bis zum 6. Lebensmonat<br />

- Schreien, Lächeln<br />

- Auf Bezugspersonen reagieren (Stimme)<br />

- Blickkontakt aufbauen<br />

Vom 6. bis zum 12. Lebensmonat<br />

- Verschiedene Arten von Schreien einsetzen<br />

- Sich vor Fremden fürchten (Fremdeln)<br />

- die Nähe der Bezugsperson suchen<br />

Vom 12. bis zum 18. Lebensmonat<br />

- Einfaches Bitten oder Fordern, z.B. „Gib' mir den Ball!“<br />

- Sich für andere interessieren<br />

Vom 18. bis zum 24. Lebensmonat<br />

- Nachahmung von Verhaltensweisen<br />

- Freude und Kummer zeigen<br />

- Aufmerksamkeit auf sich ziehen<br />

- Neben anderen Kindern spielen (mit dem gleichen Spielzeug)<br />

- Noch kein Zusammenspiel zwischen Kindern (Eltern darüber aufklären,<br />

dass in diesem Alter entwicklungsgemäß noch kein Empathievermögen<br />

bestehen kann.)<br />

Vom 24. bis zum 30. Lebensmonat<br />

- Situationen nachahmen, Nachspielen<br />

- Sich nehmen, was es haben möchte<br />

- Wütend reagieren, Schimpfen, Weinen, Schreien, wenn Aufmerksamkeit<br />

oder Spielzeug geteilt werden sollen<br />

Vom 31. bis zum 36. Lebensmonat<br />

- Sich selbst mit „Ich“ bezeichnen


Seite 31<br />

- Vieles alleine machen wollen<br />

- Öfter mit anderen Kindern spielen<br />

Diese Fähigkeiten der Interaktion muss die Kindertagespflegeperson kennen,<br />

um soziale Kontakte fördern zu können.<br />

Wie setzt eine Kindertagespflegeperson dies um?<br />

- Materielle Bedingungen schaffen (Räumlichkeiten, Ausstattung, Spielzeug)<br />

- Immer den Kontakt mit dem Kind bzw. den Kindern suchen, halten und<br />

fördern z.B.<br />

Beim Wickeln<br />

- Mit dem Kind sprechen<br />

- Lieder vorsingen<br />

- Blick und Mimik im Auge behalten<br />

Beim Spiel<br />

- Kinder loben, wenn sie teilen oder sich positiv zu anderen Kindern verhalten<br />

- Aber auch tadeln, wenn sie etwas zerstören (Verständnis und Mitgefühl<br />

entwickeln Kinder erst mit ca. 2 ½ Jahren)


Seite 32<br />

3.5 Elternarbeit<br />

Die Zusammenarbeit mit den Bezugspersonen des Kindes sollte immer auf der<br />

Grundlage gegenseitiger Wertschätzung und Anerkennung erfolgen sowie in<br />

einer Atmosphäre der Gleichberechtigung. Erst diese Basis ermöglicht einen<br />

regen Austausch über die Belange des Kindes zu Hause und in der Tagespflegestelle.<br />

So können Probleme und Unstimmigkeiten schnell erkannt werden,<br />

Hilfestellungen gegeben und beraten werden.<br />

Falls es Konflikte gibt, sollten beide Parteien sofort das offene Gespräch darüber<br />

suchen. Ein schwelender Konflikt vergiftet die Atmosphäre und verunsichert<br />

damit auch das Kind.<br />

Die wichtigsten Elemente der Elternarbeit sind:<br />

1. Erstgespräche *<br />

2. Unterzeichnung des Betreuungsvertrages<br />

3. „Tür- und Angelgespräche“<br />

4. Elternabende und Elterntreffen<br />

5. Entwicklungsgespräche<br />

*(Siehe hier auch Erläuterungen zum Beziehungsaufbau/<br />

Eingewöhnung, Seite 42)<br />

1. Erstgespräch<br />

Beim Erstgespräch mit den Bezugspersonen (ohne die Kinder!) werden die<br />

wichtigsten Punkte der Zusammenarbeit geklärt:<br />

• Die Tagespflegestelle stellt sich und ihr Konzept vor<br />

• Beide Parteien stimmen ihre Erziehungsvorstellungen ab<br />

• Die Erwartungshaltung wird geklärt: Was wollen die Beteiligten erreichen?<br />

• Das Thema „Eifersucht“ besprechen – „Eltern bleiben immer die Eltern“<br />

• Informationen über die bisherige Entwicklung des Kindes einholen<br />

• Ess-, Schlafgewohnheiten und Besonderheiten des Kindes erfragen<br />

• Verständigung über erforderliche Bring- und Abholzeiten


Seite 33<br />

• Vereinbarungen über die Eingewöhnungszeit treffen: Zeitraum, Dauer,<br />

Begleitung durch die Bezugspersonen<br />

• Fördermöglichkeiten des Kindes besprechen<br />

• Schriftliche Informationen an die Bezugspersonen aushändigen, z.B.:<br />

- Konzept<br />

- Aktuelle Urlaubsplanung<br />

- Öffnungs- und Schließzeiten, bzw. Zeitraum der vorherigen Absprache<br />

der Abholung<br />

- Was tun bei Krankheit?<br />

- Mitzubringende persönliche Dinge<br />

- Tagesablauf<br />

- Finanzielle Klärung (Kosten für Ganztags- oder Teilzeitbetreuung,<br />

Essengeld, evtl. notwendige Zuzahlungen für Eintrittsgelder etc.)<br />

- Anamnesebogen (gegebenenfalls zum schriftlichen Ausfüllen durch<br />

die Bezugspersonen)<br />

- Vertragsentwurf<br />

- Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsvereinbarung erstellen<br />

2. Unterzeichnung des Betreuungsvertrages<br />

Der Tagespflegevertrag regelt die Betreuung des Kindes in seiner rechtlichen<br />

Form und muss in jedem Fall schriftlich abgeschlossen werden. Es empfiehlt<br />

sich, das vorgegebene Muster an die eigenen Bedingungen und Bedürfnisse<br />

der Kindertagespflegeperson und Bedürfnisse der Eltern anzupassen. Auf jeden<br />

Fall sollte im Betreuungsvertrag nachfolgendes geregelt sein:<br />

- Wichtige Daten des Kindes (Name, Geburtstag, Wohnort, Telefonnummer<br />

der Eltern, Krankenkasse usw.)<br />

- Beginn und voraussichtliche Dauer des Tagespflegeverhältnisses<br />

- Zeitlich genaue Bring- und Abholzeiten des Kindes (z.B. bei Schichtarbeit)<br />

– mit Angabe des Zeitraumes und entsprechender Absprache dazu<br />

- Urlaubs- und Krankheitsregelungen bei dem Kind und der Kindertagespflegeperson<br />

- Abholberechtigte Personen


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- Einverständnis mit den im Haus der Kindertagespflegeperson lebenden<br />

Tieren<br />

- Alle Angaben zu Zahlungsmodalitäten<br />

- Genehmigung für die Beförderung des Kindes im Auto<br />

- Foto- und Filmerlaubnis<br />

Der Vertrag sollte rechtzeitig vor Beginn des Betreuungsverhältnisses in einem<br />

gesonderten Termin ausführlich besprochen und von den sorgeberechtigten<br />

Eltern und der Kindertagespflegeperson unterschrieben werden. Manchmal ist<br />

es hilfreich, den Betreuungsvertrag laut vorzulesen, um den Text mit den Bezugspersonen<br />

direkt zu erörtern.<br />

Anmerkung:<br />

Die Regelungen, wer den Betreuungsvertrag unterschreiben muss (Eltern, Tagespflegperson<br />

und/ oder Jugendamt), differenzieren zwischen den Bundesländern!<br />

3. Tür- und Angelgespräche<br />

Während der Tür- und Angelgespräche muss gewährleistet sein, dass die anderen<br />

Tageskinder, in der Abwesenheit der Kindertagespflegeperson, <strong>gut</strong> betreut<br />

und beaufsichtigt werden.<br />

Inhalt von Tür- und Angelgesprächen:<br />

- Kurzer, zeitnaher Informationsaustausch über aktuelle Aktivitäten des Kindes<br />

- Verweise auf aktuelle Bastel-, Mal-, Gestaltungs- oder Forschungsarbeiten<br />

- Klärung von organisatorischen Veränderungen (Holen, Bringen, Abholperson<br />

etc.)<br />

Hinweis:<br />

Es ist sehr wichtig, darauf zu achten, dass Dinge nicht über den Kopf des Kindes<br />

hinweg besprochen werden. Bei Problemen ist es besser, ein gesondertes


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persönliches Gespräch, auch telefonisch, außerhalb der Betreuungszeit anzubieten.<br />

4. Elternabende/ Elterntreffen<br />

Während der Elternabende hat man die Möglichkeit, den Eltern die pädagogische<br />

Arbeit der Tagespflegestelle näher zu bringen. Die Ergebnisse der letzten<br />

Monate im Bereich der kreativen Arbeiten der Kinder können präsentiert werden.<br />

Damit werden die Bezugspersonen für Entwicklungsfortschritte sensibilisiert.<br />

Anhand von Bild- oder Filmmaterialien können die Tagesabläufe anschaulich<br />

gemacht werden. Zu entwicklungsbedingten Besonderheiten kann<br />

von der Kindertagespflegeperson oder durch die Einladung von Referenten pädagogisches<br />

Hintergrundwissen (z.B. „Spielen mit Zwei“, „Trotzalter – Was<br />

tun?“, „Mein Kind und das Töpfchen“, „Mein Kind spricht nicht“) vermittelt<br />

werden.<br />

Elterntreffen dienen auch dem Kennen lernen und dem Erfahrungsaustausch<br />

und stärken so das Zusammengehörigkeitsgefühl der Bezugspersonen. Es besteht<br />

z.B. auch die Möglichkeit, gemeinsam Spiel- und Erfahrungsmaterial herzustellen.<br />

Probleme, wie z.B. in der Gruppendynamik oder auch organisatorischer<br />

Art, können angesprochen, diskutiert und es kann gemeinsam nach Lösungen<br />

gesucht werden. Speziell auf ein einzelnes Kind bezogene Probleme<br />

sollten allerdings niemals in der Gruppe besprochen werden. Letztendlich dient<br />

der Elternabend auch dem Informationsaustausch über alles Organisatorische.<br />

5. Entwicklungsgespräche<br />

Um eine enge Erziehungs- und Förderungskooperation zwischen den Bezugspersonen<br />

und der Kindertagespflegeperson zu schaffen, sind Entwicklungsgespräche<br />

unbedingt erforderlich. Auf der Grundlage von aussagekräftigen Beobachtungsbögen,<br />

Portfolios, Fotos, Filme und Beispielen aus den kreativen Arbeiten<br />

des Kindes, sollen die Bezugspersonen in diesen Gesprächen über den<br />

momentanen Entwicklungsstand des Kindes informiert werden. Hier haben<br />

auch die Bezugspersonen die Möglichkeit, gezielt Fragen zu stellen und aus


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ihren häuslichen Erfahrungen zu berichten, so dass sich das Bild über das Kind<br />

abrundet.<br />

Auffälligkeiten in einzelnen Entwicklungs- oder Sozialbereichen sollen an Beispielen<br />

benannt sowie erläutert werden. Wenn notwendig kann man den Bezugspersonen<br />

pädagogischen Rat anbieten. Bei einer deutlichen Entwicklungsverzögerung<br />

oder Verhaltensauffälligkeiten sind die Bezugspersonen frühzeitig<br />

über Fördermöglichkeiten zu informieren (Physiotherapie, Ergotherapie, Frühförderung,<br />

Erziehungsberatung etc.).<br />

Entwicklungsgespräche sollten in einer ruhigen und entspannten Atmosphäre<br />

außerhalb der Betreuungszeiten erfolgen und mindestens zweimal jährlich angeboten<br />

werden. Beim Übergang in eine andere Betreuungsform ist es wichtig,<br />

ein Abschlussgespräch in oben genannter Form zu führen. Die Ergebnisse des<br />

Entwicklungsgesprächs werden in einem kurzen Protokoll dokumentiert und<br />

von den Bezugspersonen sowie der Kindertagespflegeperson unterschrieben.


Seite 37<br />

3.6 Beziehungsaufbau und Eingewöhnungsphase<br />

Der Grundstein für eine dauerhafte und vertrauensvolle Beziehung zwischen<br />

Kind und Kindertagespflegeperson wird schon in der Eingewöhnungsphase gelegt.<br />

Wenn die Bezugspersonen (Mutter, Vater, Stiefvater etc.) des Kindes und<br />

die Kindertagespflegeperson sich über die Betreuung des Kindes geeinigt haben,<br />

steht der Eingewöhnung nichts mehr im Wege und sie können gemeinsam<br />

die Gestaltung der Eingewöhnungszeit planen.<br />

Die Eingewöhnung vollzieht sich in der Regel in den ersten sechs<br />

Lebensmonaten unkomplizierter als danach. Ab dem 8.–10. Lebensmonat<br />

„fremdeln“ Kinder und suchen Schutz bei einer vertrauten Bezugsperson. Der<br />

Grund dafür ist, dass sich Kleinkinder ab dem 5. Lebensmonat stärker visuell<br />

orientieren und nun zwischen nicht vertrauten und vertrauten Personen unterscheiden<br />

können (Bowlby-Bindungstheorie).<br />

Erfahrungen haben gezeigt, dass Bezugspersonen die mit ihren Kindern schon<br />

lange, bevor eine Betreuung beginnt, zu „Schnuppertagen“ kommen, später<br />

keine Eingewöhnungsprobleme haben. Diese „Kennlern-Zeit“ trägt zur Eingewöhnung<br />

positiv bei, da das Kind die Kindertagespflegeperson, andere Kinder,<br />

das Umfeld und teilweise den Tagesablauf schon erlebt und kennen gelernt<br />

hat.<br />

Die Zeit der Eingewöhnungsphase ist von Kind zu Kind unterschiedlich und<br />

dauert in der Regel 3 – 4 Wochen. Das Kind wird mit Anfang der Eingewöhnung<br />

an unbekannte Räume, fremde Personen und einen veränderten Tagesablauf<br />

konfrontiert, also mit einer neuen Situation, die mit einer mehrstündigen<br />

Trennung von seinen Bezugspersonen endet. Kinder verkraften dies <strong>gut</strong>,<br />

wenn durch die Eingewöhnungszeit die Grundlage für einen schonenden und<br />

bedürfnisorientierten Übergang geschaffen wird. So fühlt sich das Kind nicht<br />

abgeschoben und kann sich auf die stundenweise Abwesenheit der Bezugspersonen<br />

einstellen.


Seite 38<br />

In den ersten Tagen genügt es, wenn eine Bezugsperson mit dem Kind für 1<br />

oder 2 Stunden in der Tagespflege ist und sich im Hintergrund hält, so dass<br />

die Kindertagespflegeperson die Betreuung übernehmen kann. Dem Kind sollte<br />

man erlauben, zu gehen und zu kommen, wie und wann es möchte.<br />

Wichtige Regel:<br />

Um die Anbahnung einer Beziehung zu erleichtern, sollten in den ersten drei<br />

Tagen keine Trennungsversuche unternommen werden. Die Bezugspersonen<br />

sollten das Interesse ihres Kindes an der Kindertagespflegeperson unterstützen,<br />

denn nur so kann das Kind unbelastet eine Beziehung aufbauen. Die Kindertagespflegeperson<br />

und die Bezugspersonen sollten freundlich miteinander<br />

umgehen und sprechen, denn das Kind registriert das Verhalten und kann dadurch<br />

viel entspannter auf die Kindertagespflegeperson zugehen.<br />

Ab dem vierten Tag sollte die Bezugsperson, in Absprache mit der Kindertagespflegeperson,<br />

nach einer Verabschiedung für kurze Zeit den Raum verlassen.<br />

Es ist sehr wichtig, dass die Bezugsperson sich von dem Kind immer verabschiedet<br />

und das sollte die Kindertagespflegeperson auch deutlich zur Sprache<br />

bringen. Die Bezugsperson sollte jedoch in unmittelbarer Nähe bleiben;<br />

wenn das Kind dann z.B. mit Weinen anfängt und der Kindertagespflegeperson<br />

es innerhalb von 10–15 Minuten nicht gelingen sollte das Kind zu beruhigen,<br />

kann die Bezugsperson sofort dazu geholt werden. In den folgenden Tagen<br />

kann man dann immer öfter und auch eine längere Trennung erwägen. Ist der<br />

vierte Tag ein Montag, sollte man einen weiteren Tag mit der Trennung warten.<br />

Die Eingewöhnungsphase ist abgeschlossen, wenn das Kind die Kindertagespflegeperson<br />

als Vertrauensperson akzeptiert hat und sich beim Weggang der<br />

Bezugsperson auch von ihr trösten lässt.<br />

Wenn es für die Bezugspersonen machbar ist, sollten sie das Kind in den ersten<br />

Wochen nur halbtags zur Betreuung bringen. Denn auch bei einer <strong>gut</strong>en<br />

Eingewöhnung, braucht das Kind all seine Kraft, Energie und auch sein Kön-


Seite 39<br />

nen, um sich mit den neuen Verhältnissen vertraut zu machen. Unter Umständen<br />

reagieren Kinder auch mit Verlustängsten, wenn die Betreuungszeit schon<br />

zu Beginn sehr lang ist.<br />

Achtung:<br />

Eingewöhnungskinder sind nur versichert, wenn die Aufnahmekapazität in der<br />

genehmigten Pflegeerlaubnis nicht überschritten wird.<br />

Für die Eingewöhnungszeit, kann von der Kindertagespflegeperson eine Aufwandsentschädigung<br />

erhoben werden.<br />

3.7 Allgemeines Wohlbefinden<br />

Schon morgens, wenn die Kinder gebracht werden, sollte die Kindertagespflegeperson<br />

eine kurze Gesundheitskontrolle machen (z.B. anhand der Stirn feststellen,<br />

ob das Kind Fieber hat). Jedes Kind sollte <strong>gut</strong> sitzende Hausschuhe<br />

haben, möglichst keine Sandalen mit Schnallen, da diese eine Verletzungsgefahr<br />

für das Kind selber und für andere darstellen.<br />

Die Räumlichkeiten sollten mit ausreichenden <strong>gut</strong> regulierbaren Heizungen<br />

ausgestattet sein. Die Oberflächentemperatur des Heizkörpers sollte 55°C<br />

nicht überschreiten, um Verbrennungen der Kinder zu vermeiden; bei mehr als<br />

55°C ist eine Heizkörperverkleidung anzubringen sein. (Empfehlung vom „Öffentlichen<br />

Gesundheitsdienst MV“)<br />

Auch außerhalb der Heizperiode sollten die Raumtemperaturen bei folgenden<br />

Temperaturen liegen:<br />

- In Gruppen- und Mehrzweckräumen: 20–22° C<br />

- In Schlafräumen: 16–18° C<br />

- In Wasch- und Sanitärräumen: 22–24° C<br />

(Empfehlung vom „Öffentlichen Gesundheitsdienst MV“)


Seite 40<br />

Ein unfallsicheres Thermometer sollte in einer Höhe von 0,5–0,8 Meter angebracht<br />

werden, da die Kinder sich unter dieser Grenze aufhalten und eine Messung<br />

besser vorgenommen werden kann. Es sollte aber auch darauf geachtet<br />

werden, dass die Räume regelmäßig gelüftet werden, um den Sauerstoff zu<br />

regulieren. Eine unerwünschte und störende Sonnenwärmebelastung ist durch<br />

äußere Sonnenschutzvorrichtungen zu verhindern. („Empfehlung vom Öffentlichen<br />

Gesundheitsdienst MV“)<br />

Eine Fußbodenheizung ist für Kleinkinder optimal, da sie sich viel auf dem<br />

Fußboden bewegen. Die Kindertagespflegeperson achtet darauf, ob die Kinder<br />

schwitzen oder frieren und reagiert entsprechend.<br />

Toilette und Waschgelegenheit sollten leicht erreichbar sein, z.B. durch Toilettenaufsätze,<br />

Fußbänke oder niedrige/ kindgerechte Waschbecken. Angebrachte<br />

Spiegel sollten sich in Augenhöhe der Kinder befinden. Handtuchhalter sind<br />

individuell durch ein wieder erkennbares Symbol für jedes Kind gekennzeichnet.<br />

Für eine gesunde Entwicklung des Kindes ist die Bewegung an der frischen<br />

Luft unerlässlich, auch wenn es mal regnet. „Es gibt kein schlechtes Wetter –<br />

nur falsche Bekleidung“.<br />

Die Kindertagespflegeperson sollte in Zusammenarbeit mit den Eltern für eine<br />

angemessene Bekleidung sorgen. Mützen sind ein „MUSS“, da kleine Kinder<br />

den größten Wärmeverlust über den Kopf haben. Ersatzkleidung ist immer<br />

vorhanden. Ein wichtiger Hinweis für die Kindertagespflegeperson und die Eltern<br />

sollte sein, darauf zu achten, dass sich an der Kinderkleidung keine „Kordeln“<br />

etc. befinden. Auch auf Schmuck (Ketten etc.) sollte verzichtet werden,<br />

sie stellen eine Gefahrenquelle dar. Kinder, die noch nicht laufen und sich somit<br />

wenig bewegen, müssen bei kaltem Wetter unbedingt in Fußsäcke eingepackt<br />

werden, damit sie nicht auskühlen.


Seite 41<br />

Aber auch bei <strong>gut</strong>em Wetter sollten Kinder geeignete Kleidung tragen, dazu<br />

gehört auch der angemessene Sonnenschutz sowie Sonnenmilch.<br />

Entspannen, Ruhen, Schlafen:<br />

Ebenso wichtig wie ausreichende Bewegung, ist die Zeit der Entspannung und<br />

Ruhe. Jedes Kind hat die Möglichkeit, sich während des freien Spiels oder anderer<br />

Aktivitäten zurückzuziehen.<br />

Täglich, nach dem gemeinsamen Mittagessen, machen die Kinder eine Mittagsruhe,<br />

um wieder neue Energie für den Tag zu tanken. Die Kinder müssen dabei<br />

nicht schlafen, es genügt, wenn sie sich ausruhen oder sich allein ruhig mit<br />

einem Spiel beschäftigen. (Siehe hier auch Erläuterung zur Umgebungsgestaltung,<br />

Seite 41)<br />

3.8 Umgebungsgestaltung (Raumnutzung, Medien etc.)<br />

Mit Bezug auf die Funktion des Raumes als „Dritter Erzieher“ entscheidet die<br />

Gestaltung der Räume in Einrichtungen ganz wesentlich darüber, welche Weltausschnitte<br />

den Sinneswahrnehmungen der Kinder zugänglich sind und welche<br />

Erfahrungen sie machen können. Insbesondere jüngere Kinder lernen die Welt<br />

zu verstehen, indem sie sich handelnd in ihrer Umgebung bewegen. Den Kindern<br />

sollte man deshalb die Gelegenheit geben, sich auf schiefen Ebenen und<br />

gestuften Podesten zu bewegen. (Quelle: „Reggio-Pädagogik“, Hans-Joachim<br />

Laewen (2002a), Auszug aus „Fühlen, bewegen, sprechen und lernen“, Hrsg.:<br />

Susanne Viernickel, Petra Völkel)<br />

Die Gestaltung der Räume sollte so flexibel sein, dass Kinder noch die Möglichkeiten<br />

haben, sie nach ihren Wünschen und Bedürfnissen zu verändern.<br />

Konflikte können vermieden werden, indem die Spielsachen an verschiedenen<br />

Stellen platziert werden. Es sollte auch eine ausreichende freie Fläche vorhanden<br />

sein und nicht der ganze Raum mit Möbeln zugestellt werden, damit die<br />

Kinder genug Platz zum Spielen, Laufen und Springen haben.


Seite 42<br />

Ideal ist es, wenn die Größe der unverstellten Bodenfläche bei ca. 7 m² pro<br />

Kind liegt. Hierzu zählen der Gruppen-, Schlaf-, Sanitär-, Übergaberaum (Garderobe)<br />

sowie die Küche. (Empfehlung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes<br />

MV)<br />

Altersgerechte Gestaltung und persönliche Ordnungssysteme bedeuten Sicherheit;<br />

dies kann durch verschiedene Utensilien und Handlungen erreicht<br />

werden z.B.:<br />

- Eigene Haken für Kleidung, Handtuch etc. in kindgerechter Höhe<br />

- Ein eigenes Fach/ Kiste zur persönlichen Aufbewahrung von Bildern, Spielsachen<br />

etc.<br />

- Kisten mit geordnetem Spielzeug (Puppen, Autos...)<br />

- Kindgerechte Möbel (Stühle und Tische etc.)<br />

- Toilettensitz/ Hocker<br />

- Ein eigener Schlafplatz<br />

- Zugängliche Regale und Schränke<br />

- Rückzugmöglichkeit (Kuschelecke mit Matratze, Decken und Kissen)<br />

Bei der räumlichen Gestaltung sollte darauf geachtet werden, dass eine sichere<br />

Umgebung geschaffen wird. Hier einige Empfehlungen dazu:<br />

- Steckdosensicherungen (auch an Mehrfachsteckdosen) anbringen<br />

- Elektrogeräte nach Gebrauch immer sofort wegräumen<br />

- Treppen- und Türschutzgitter anbringen (die Außentür darf nicht passierbar<br />

sein)<br />

- Bei Kleinmöbeln und Regalen für kippsicheren Stand sorgen<br />

- Sicherungen für Fenster verwenden<br />

- Schubladen- und Schranktürsicherungen einrichten<br />

Die Kindertagespflegeperson überprüft regelmäßig die Ausstattungsgegenstände<br />

hinsichtlich möglicher Sicherheitsrisiken.


Seite 43<br />

Technische Medien wie CD-Player, Radio, Fernseher etc. sollten bewusst und<br />

kontrolliert eingesetzt werden. Es kann sinnvoll sein, diese Medien einzusetzen<br />

z.B.:<br />

- Bei einer musikalisch untermalten Entspannungsübung<br />

- Beim Tanzen und Singen in der Gruppe<br />

Allgemein ist anzumerken, dass nicht immer alles vorhanden sein muss und<br />

dass „Weniger manchmal Mehr“ ist.<br />

3.9 Ernährung<br />

Zum kindlichen Wohlbefinden gehört ebenfalls eine gesunde und abwechslungsreiche<br />

Ernährung u.a. mit Obst und Gemüse, damit die Kinder eine Vielfalt<br />

von Lebensmitteln kennen lernen. Getränke, wie ungesüßte Teesorten,<br />

stilles Wasser und verdünnte Naturfruchtsäfte stehen immer zur Verfügung<br />

und sollten am besten in gläserne Kannen gefüllt sein, damit die Kinder erkennen<br />

können, was es ist.<br />

Schon bei der Vor- und Zubereitung der Mahlzeiten lernen die Kinder, mit welchen<br />

Lebensmitteln sie es zu tun haben sowie deren Konsistenz, Geruch, Farbe<br />

und Aussehen kennen. Regelmäßige Essenszeiten sind für Kinder wichtig.<br />

Wenn der Tisch gedeckt wird, sollte man die Kinder integrieren. So lernen die<br />

Kinder, wie man das Geschirr/ Besteck platziert. Mit kleinen Accessoires (z.B.<br />

Gänseblümchen aus dem Garten) zeigt man den Kindern, wie man den Tisch<br />

dekorieren kann. Jeder sollte die Möglichkeit haben, mit einem Kinderbesteck<br />

zu essen und zu lernen, Getränken einzuschenken. Alle haben einen festen<br />

Sitzplatz und es wird gemeinsam in Ruhe gesessen, mit dem Ziel: „Tischkultur<br />

– wir sitzen alle an einem Tisch und gemeinsam schmeckt es besser“. Babys<br />

haben natürlich ihren eigenen Rhythmus und bekommen nach ihren Bedürfnissen<br />

– ca. bis zum 7. Monat – ihre Mahlzeit.


Seite 44<br />

Täglich wiederkehrende Rituale treten auch hier auf: Hände waschen, Tischgebete<br />

oder -sprüche sowie die Reihenfolge bei der Essensaufnahme: evtl. Vorspeise,<br />

Hauptspeise, Nachtisch, Trinken und man wartet bis alle fertig sind.<br />

Hier geht es schließlich nicht nur um die Nahrungsaufnahme, sondern auch um<br />

das soziale Miteinander.<br />

Dies bedeutet aber nicht, dass alles gegessen werden muss; das natürliche<br />

Sättigungsgefühl sollte respektiert werden. Wenn die Kinder gedrängt oder<br />

gezwungen werden, können sie irgendwann nicht mehr zwischen „satt“ und<br />

„hungrig“ unterscheiden. Dies kann evtl. die Basis für spätere Ess-Störungen<br />

sein, so dass sich Mangelzustände oder Gewichtsprobleme einschleichen können.<br />

Durch ihren Bewegungsdrang und ihr Wachstum verbrauchen Kinder mehr E-<br />

nergie und Nährstoffe, als ein Erwachsener. Um dem gerecht zu werden, sollten<br />

reichlich Getränke und pflanzliche Lebensmittel (Gemüse, Obst, Getreideerzeugnisse,<br />

Kartoffeln) angeboten werden. Tierische Lebensmittel (Milch,<br />

Milchprodukte, Fleisch, Wurst, Eier, Fisch) sollten nur mäßig auf dem Speiseplan<br />

stehen. Mit fett- und zuckerreichen Lebensmitteln (Speisefette, Süßwaren,<br />

Knabberartikel) sollte man sparsam umgehen.<br />

Eine abwechslungsreiche Kost ist wichtig und kann durch die saisonbedingte<br />

Zugabe der Lebensmittel erleichtert werden – außerdem ist es auch preiswerter.<br />

Hier erfahren die Kinder auch, unterschiedliche Geschmacksrichtungen –<br />

sauer, bitter, süß etc. Zudem lernen sie, zu welchem Zeitpunkt der Jahreszeit,<br />

welche Lebensmittel wachsen.<br />

Im Sommer bietet es sich zum Beispiel an, mit den Kindern gemeinsam Erdbeeren<br />

zu pflücken und sie anschließend zu verarbeiten (als Nachspeise oder<br />

auch als Marmelade). Obst und Gemüse liefern sehr viele Ballaststoffe (Vitamin<br />

C, Carotin, Calcium, Kalium oder auch Magnesium), die bei einer schonenden<br />

Zubereitung – Dampfgaren – alle Vitamine etc. beibehalten. Grüne


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Gemüsesorten enthalten auch Folsäure, die unverzichtbar für die menschliche<br />

Gesundheit ist.<br />

Hier bietet sich auch an, einen Teil der Gemüse als Rohkost zuzubereiten; es<br />

kann in appetitliche Streifen geschnitten und zum Knabbern zwischendurch<br />

gereicht werden, da kleine Zwischenmahlzeiten nicht fehlen dürfen. Empfehlenswert<br />

sind aber auch Tiefkühlprodukte, während bei Obst- und Gemüsekonserven<br />

durch das Haltbarmachen viele Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe<br />

eingebüßt werden.<br />

Bei warmen Mahlzeiten ist es ratsam, auch die Esstemperatur von min. 65 °C<br />

zu beachten, wegen Bakterien und Fäulnis, die bei niedrigeren Temperaturen<br />

enthalten sein können.<br />

Einige Kindertagespflegepersonen lassen sich das Mittagessen liefern. Dann<br />

sollten sie unbedingt auf die Qualität achten und diese auch vorher testen.<br />

Hier ist es ratsam, sich vorher über die Zubereitung und Herkunft der Ware zu<br />

informieren.<br />

Ein festliches Essen zu Ostern, Weihnachten oder zum Geburtstag kann man<br />

mit entsprechender Dekoration und mit speziellen Nahrungsmitteln für die<br />

Kinder interessanter gestalten oder auch mal ein Picknick mit Finger-Food einplanen.<br />

Sollten Kinder aus anderen Kulturkreisen in der Tagespflege sein, sollte man<br />

die Gelegenheit nutzen, den heimischen Kindern, die andere Esskultur und deren<br />

Bräuche zu vermitteln. Gerade hier haben sie die Möglichkeit, auch ausländische<br />

Produkte sowie deren Herkunft kennen zu lernen und durch die Kost<br />

unterschiedliche Geschmacksrichtungen zu erfahren.


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3.10 Fort- und Weiterbildung<br />

Eine Kindertagespflegeperson ist mehr als eine Betreuungsperson. Sie ist Bezugsperson<br />

und Ansprechpartner, sie betreut, fördert, erzieht und begleitet die<br />

Kinder. Sie hat aber auch eine Verpflichtung gegenüber den Eltern und dem<br />

Jugendamt.<br />

Um ihre Eignung zu belegen, müssen Kindertagespflegepersonen „über vertiefte<br />

Kenntnisse hinsichtlich der Anforderungen der Kindertagespflege verfügen,<br />

die sie in qualifizierten Lehrgängen erworben oder in anderer Weise nachgewiesen<br />

haben“. (Quelle: § 23, Abs. 3 SGB VIII)<br />

Die Grundqualifizierung für die Zulassung als Kindertagespflegeperson umfasst<br />

bundesweit die Absolvierung von 160 Unterrichtsstunden, angelehnt an das<br />

Curriculum des DJI (Deutsches Jugendinsti<strong>tut</strong>). Grundqualifizierungen werden<br />

z.B. von Jugendämtern, Volkshochschulen, etc. angeboten. Damit die Qualität<br />

beständig ist, sollte Folgendes berücksichtigt werden:<br />

- Ein kontinuierlicher Besuch von qualifizierten Lehrgängen zur Fort- und<br />

Weiterbildung<br />

- Der enge Austausch mit anderen Kindertagespflegepersonen<br />

- Das Hinzuziehen von Fachliteratur<br />

- Eine enge Zusammenarbeit mit Insti<strong>tut</strong>ionen (z.B. Jugendamt, Bildungsträger<br />

etc.)<br />

- die Kenntnis der notwendigen Gesetzesvorgaben, Verordnungen sowie<br />

Vorschriften und deren Änderungen<br />

Um die Pflegeerlaubnis zu behalten, muss jede Kindertagespflegeperson jährlich<br />

25 Fortbildungsstunden (seit dem 1.1.2011) besuchen. Diese sind frei<br />

wählbar und werden vom Jugendamt zur Anerkennung überprüft. Die Fortbildungen<br />

finden nicht nur am Wochenende statt, sondern auch während der<br />

Betreuungszeiten (Montag–Freitag). Alle zwei Jahre werden die Kindertagespflegepersonen<br />

verpflichtet den Kurs „Erste Hilfe am Kind“ zu absolvieren.


Seite 47<br />

Themenvorschläge<br />

Grundlagen der pädagogischen Arbeit:<br />

- Entwicklung des Kleinkindes/ Säuglings (Motorik, Kommunikation, Bewegung,<br />

Spiel etc.)<br />

- Allgemeine Reflexion über die Tätigkeit der Kindertagespflegepersonen<br />

- Erstellung einer Entwicklungsdokumentation („Portfolio“)<br />

- Praktisches Wissen/ Theoretische Kenntnisse<br />

- Aktion und Interaktion des Kindes<br />

- Musikalische und spielerische Entwicklung<br />

- Kindersprache stärken/ sprachliche Förderung in der Kindertagespflege<br />

Themen zur Kooperation mit Dritten:<br />

- Umgang mit Eltern, Großeltern, Ämtern, Insti<strong>tut</strong>ionen etc.<br />

- Kooperation zwischen Kindertagesstätte und Kindertagespflege<br />

- Elternarbeit für Kindertagespflegeperson<br />

- Kollegiale Beratung zum Umgang mit Problemsituationen in der<br />

Tagespflege<br />

- Ernährung, Hygiene<br />

Konzeptionsrelevante Themen:<br />

- Dokumentation in der Kindertagespflege<br />

- Weiterbildung in anderen Erziehungsrichtungen (Waldorf,<br />

Montessori etc.)<br />

- Aktualisierung der rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

Persönliche Entwicklung der Kindertagespflegeperson<br />

- Konfliktmanagement<br />

- Allgemeine Reflexion über die Tätigkeit der Kindertagespflegepersonen<br />

- Grenzwertige Erziehungssituationen und ihre Folgen<br />

- Stressbewältigung<br />

- Ausbau der eigenen Kompetenz


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3.11 Strukturierter Tagesablauf<br />

Ein geregelter Tagesablauf gibt den Kindern Halt und Geborgenheit. Aus diesem<br />

Grund sorgen die Kindertagespflegepersonen für einen festen Rahmen,<br />

der dem Tag Struktur verleiht und dennoch genug Raum für spontane Aktivitäten<br />

lässt. Kinder müssen in der Tagespflege die Möglichkeit haben, ihre Bewegungsbedürfnisse<br />

auszuleben. Bewegung im Freien, ob auf dem Spielplatz, im<br />

Wald oder Garten und auch Bewegungsmöglichkeiten in der Wohnung müssen<br />

regelmäßig im Tagesablauf vorgesehen sein. Der Ablauf sollte sich den Bedürfnissen<br />

der Kinder anpassen.<br />

Ankommens-/ Bringzeit<br />

Wenn die Kinder morgens eintreffen – individuelle Uhrzeiten laut Betreuungsvertrag<br />

– redet man kurz mit den Eltern und danach gibt es das Abschiedsritual<br />

z.B. Winken oder Handkuss etc. Nach der Verabschiedung haben die Kinder,<br />

die in den sehr frühen Morgenstunden gebracht werden, die Möglichkeit zu<br />

Kuscheln, zu Schlafen (falls sie noch müde sind) oder zu Spielen.<br />

Frühstück<br />

Gemeinsam mit den Kindern wird gegen 8 Uhr der Frühstückstisch vorbereitet<br />

und man sitzt zusammen beim Essen. In der Regel ist es so, dass Kinder, die<br />

vor 9 Uhr eintreffen, das Frühstück bei der Kindertagespflegeperson einnehmen<br />

können. Nach dem Essen werden die Hände und das Gesicht gewaschen<br />

sowie auf die Toilette bzw. den Topf gegangen.<br />

Kern- und Spielzeit<br />

Um 9 Uhr fängt die Kern- und Spielzeit an. Der Aufenthalt an der frischen Luft<br />

sollte an erster Stelle stehen und ist ein Bestandteil des Tagesablaufs. Dabei<br />

können die Kinder ihren Bewegungsdrang beim Spielen im Garten oder auf<br />

dem Spielplatz freien Lauf lassen. Bei Ausflügen in die Natur, kann man sich<br />

auch mit anderen Kindertagespflegepersonen treffen und verbringt die Zeit mit<br />

den Kindern gemeinsam. Zwischendurch sollte man den Kindern die Möglich-


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keit einräumen, eine Obstmahlzeit einzunehmen und auch Getränke bereithalten.<br />

Auch bei schlechtem Wetter kann man mit der richtigen Kleidung draußen die<br />

Natur genießen und spielen. Es gibt aber auch Alternativen, wie man sich im<br />

Haus beschäftigen kann. Gemeinsam Musizieren, altersgerechte Bastelstunde,<br />

Sport- und Turnübungen.<br />

Hierbei können die Kinder sich ausprobieren sowie neue Fähigkeiten entwickeln<br />

und entdecken. Der zeitliche Umfang wird dabei auf die Ausdauer und<br />

Möglichkeiten der Kinder abgestimmt.<br />

Mittag<br />

Gegen 11 Uhr heißt es dann Hände etc. waschen, ggf. Kleidung wechseln, um<br />

das Mittagessen vorzubereiten und den Tisch decken. Einige Kindertagespflegepersonen<br />

lassen das Essen durch eine „Mobile Küchenfee“ liefern. Wenn alle<br />

am Tisch sitzen ist es förderlich, auch hier Rituale, einzuführen. Beispiele: Es<br />

geben sich alle die Hände und sagen einen Tischspruch auf – „Eine kleine<br />

Schnecke, saß auf der Treppe, sang ein kleines Lied: GUTEN APPETIT“.<br />

Vorbereitung zur Mittagsruhe/Schlafenszeit<br />

Bevor es zur Mittagsruhe geht – um ca. 11.45 Uhr – werden die Hände und<br />

das Gesicht gewaschen (nach Bedarf die Zähne geputzt bzw. getroffene Absprache<br />

zwischen Eltern und Kindertagespflegeperson) und die Kinder noch<br />

einmal aufs Töpfchen gesetzt, um anschließend ins Bett zu gehen. Nun kann<br />

man den Kindern noch eine kleine Geschichte vorlesen oder ein Lied singen,<br />

damit sie optimal auf die Ruhezeit vorbereitet sind. Bei Säuglingen reicht natürlich<br />

der Mittagsschlaf allein nicht aus.<br />

Aufwachphase<br />

In der Regel ist die Aufwachphase zwischen 14 und 14.30 Uhr. Die Kinder gehen<br />

zur Toilette/ zum Topf, werden gewickelt, gewaschen, eingecremt und


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angezogen. Wenn alle Kinder fertig sind, wird bis 15 Uhr ein Vesper/Snack (je<br />

nach Alter) eingenommen.<br />

Aktivitätszeit/ Freizeit<br />

Bis die Kinder von den Eltern abgeholt werden, verbringt man die Zeit im Freien<br />

oder beim gemeinsamen Spiel im Haus oder im Garten. Je nach dem Alter<br />

der Tageskinder, variiert der Tagesablauf mit unterschiedlichen Aktivitäten.<br />

Abholzeit<br />

Die Abholzeit richtet sich nach dem abgeschlossenen Betreuungsvertrag. Um<br />

den Informationsaustausch zu gewährleisten, sollte man sich die Zeit für ein<br />

kurzes Gespräch mit den Eltern nehmen, um zu erzählen, was im Laufe des<br />

Tages geschehen ist, damit die Eltern einen Einblick über die Entwicklung des<br />

Kindes bekommen.


Seite 51<br />

3.12 Abgrenzung Privates/ Arbeit<br />

Da eine überwiegende Anzahl der Kindertagespflegepersonen die Kinder in ihren<br />

eigenen vier Wänden betreuen, sollten Abgrenzungen im Privat- und Arbeitsbereich<br />

geschaffen werden. Um dies zu ermöglichen muss man klare Absprachen<br />

mit den Eltern treffen. Die meisten Kindertagespflegepersonen bleiben<br />

bei der Anrede beim „Sie“ um gegenseitigen Respekt aufrecht zu erhalten.<br />

So hat man auch die Möglichkeit verschiedene Ansagen oder Bitten an die Eltern<br />

zum Ausdruck zu bringen, ohne falsch verstanden zu werden z.B.:<br />

- „Bitte warten Sie im Flur, bis ihr Kind fertig angezogen ist.“<br />

- „Bitte im Flur die Schuhe ausziehen.“, wenn die Eltern ausnahmsweise<br />

die Räumlichkeiten betreten müssen<br />

- „Bitte nicht von Außen an die Fenster klopfen, um ihr Kind auf Sie aufmerksam<br />

zu machen.“<br />

- Im Flur werden die Kinder morgens von den Eltern verabschiedet und<br />

auch wieder in Empfang genommen, wenn sie abgeholt werden.<br />

- Wenn die Kindertagespflegeperson nach Feierabend eigene Termine<br />

pünktlich wahrnehmen möchte, sollte sie dies den Eltern auch mitteilen:<br />

„Bitte holen Sie ihr Kind pünktlich ab.“<br />

- Über ihre eigene Urlaubsplanung sollte die Kindertagespflegeperson die<br />

Eltern am Anfang des Jahres informieren<br />

Nach direkter Ansprache an die Eltern, kann man auch durch eine im Flur angebrachte<br />

Pinnwand mit Zetteln oder Schildern, Mitteilungen zum Ausdruck<br />

bringen. Eine andere Alternative ist, eine Haus- und Hofordnung für die Eltern<br />

anzufertigen. Diese kann die Kindertagespflegeperson individuell gestalten und<br />

kann dort auch noch verschiedene Ausführungen mit einbringen; wie z.B.<br />

„Dies ist ein Privathaushalt.“, „Die Schlafräume der Kinder bitte nicht betreten.“,<br />

„Erbitte respektvollen Umgang mit den Räumlichkeiten und privaten Gegenständen.“,<br />

„Schließen Sie bitte das Gartentor beim Betreten und Verlassen<br />

des Grundstücks.“ (Hier sollte man auf die „Aufsichtspflicht“ beim Betreten des<br />

Grundstücks hinweisen).


Seite 52<br />

4. Wie wird man Kindertagespflegeperson?<br />

4.1 Allgemeine Voraussetzungen<br />

• Nachweis der ausreichenden pädagogischen Qualifizierung<br />

• Teilnahmebescheinigung eines Erste-Hilfe-Kurses für Säuglinge und<br />

Kleinkinder<br />

• Echte Motivation zur Betreuung, Bildung und Erziehung von Kindern<br />

• Erfahrung und Freude im Umgang mit Kindern<br />

• Fähigkeit zu liebevollem Kontakt mit Kindern und Verzicht auf körperliche<br />

und seelische Gewaltanwendung<br />

• Persönliche Merkmale: physische und psychische Belastbarkeit, Zuverlässigkeit,<br />

Verantwortungsbewusstsein, Organisationsfähigkeit, Kooperationsfähigkeit<br />

und Ausgeglichenheit<br />

• Fachliche Merkmale: Bereitschaft zur aktiven Auseinandersetzung mit<br />

Fachfragen, zur Kooperation mit der Fachbegleitung, mit anderen Fachprofessionen<br />

und anderen Kindertagespflegepersonen sowie die Bereitschaft<br />

zur Entwicklung eines professionellen Profils.<br />

• Räumliche Voraussetzungen: Ausschluss von offensichtlichen räumlichen<br />

und sozialen Gefahrenpotenzialen (Sicherheit, Hygiene), ausreichend<br />

Platz für Spiel- und Bewegungs-, Ruhe- und Rückzugsmöglichkeiten,<br />

entwicklungsförderndes Spielmaterial, evtl. Spielplätze oder Freiflächen<br />

in erreichbarer Nähe.


Seite 53<br />

• Die Räumlichkeiten sollten rauchfreie Zonen sein.<br />

• Es ist zu beachten: Die Tagespflege ist gemäß § 23 SGB VIII i.V.m. § 6<br />

KiföG MV eine familienergänzende und unterstützende Form der Förderung<br />

von Kindern.<br />

4.2 Voraussetzungen vom Jugendamt/ Pflegeerlaubnis<br />

Jede Kindertagespflegeperson, die anteilig durch staatliche Zuschüsse finanziert<br />

werden will, bedarf gemäß § 15 Abs. 2 KiföG MV einer Erlaubnis bzw. einer<br />

Pflegeerlaubnis des örtlichen Trägers der öffentlichen Jugendhilfe bzw. ihrem<br />

örtlichen Jugendamt (gemäß § 43 Abs. 1 Satz 1 SGB VIII).<br />

Dafür muss die angehende Kindertagespflegeperson zunächst ein ausführliches<br />

Beratungsgespräch mit dem örtlichen Jugendamt führen, danach kann<br />

eine schriftliche Bewerbung zur Tagespflege an das Jugendamt gerichtet werden.<br />

Das Bewerbungsschreiben sollte folgende Unterlagen enthalten:<br />

- Bewerbungsanschreiben<br />

- Lebenslauf<br />

- Nachweis zur pädagogischen Qualifikation<br />

- Eine kurze Konzeption zur geplanten Tagespflege<br />

- Gesundheitszeugnis oder ärztliche Bescheinigung zur Ausübung der Tätigkeit<br />

der Kindertagespflegeperson<br />

- Nachweis „Erste Hilfe am Kind“<br />

- Polizeiliches Führungszeugnis<br />

Nach Überprüfung der Bewerbungsunterlagen erfolgt durch das Jugendamt ein<br />

Hausbesuch in den Räumlichkeiten, in denen die Tagespflege stattfinden soll<br />

(gemäß § 43, SGB VIII). Ziel ist es, beratend auf die Nutzung der zur Verfügung<br />

stehenden Räume einzuwirken, Unfallquellen aufzuzeigen und den Umfang<br />

der Tagespflege festzulegen. Eine Kindertagespflegeperson darf je nach<br />

Feststellung der Eignung und räumlichen Bedingungen bis zu fünf Kinder<br />

betreuen.


Seite 54<br />

Gibt es keine Beanstandungen wird nach der erfolgten Prüfung die Feststellung<br />

der persönlichen Eignung schriftlich durch das Jugendamt mitgeteilt.<br />

Die Arbeit einer Kindertagespflegeperson ist freiberuflich und daher eine selbständige<br />

Tätigkeit (Einkommensteuergesetz § 18 Abs.1 Nr. 3). Die Kindertagespflegeperson<br />

erhält eine Erstattung der Tagespflegekosten aus öffentlichen<br />

und privaten Mitteln. Alle Gelder unterliegen der Einkommenssteuerpflicht,<br />

allerdings existiert eine Betriebskostenpauschale, die vom zu versteuernden<br />

Einkommen abgezogen werden muss.<br />

Als freiberuflich Tätige muss sich die Kindertagespflegeperson gesetzlich<br />

(ob Familienversicherung oder freiwillige Versicherung muss mit der zuständigen<br />

Kranken- und Rentenkasse abgeglichen werden) oder privat<br />

gegen Krankheit versichern und ebenso Vorsorge für das Alter tragen.


Seite 55<br />

5. Kooperation zwischen Kindertagespflegeperson und Eltern<br />

• Alle beteiligten erwachsenen Personen sind an dem Wohl des Kindes interessiert<br />

und sollten daher partnerschaftlich zusammenarbeiten. Hierzu<br />

gehören Gespräche, in denen sich Eltern und Kindertagespflegeperson<br />

über ihre Erziehungsvorstellungen verständigen und Erziehungsziele<br />

formulieren.<br />

• Schweigepflicht ist in der Tagespflege eine wichtige Voraussetzung,<br />

damit gegenseitiges Verständnis und eine vertrauensvolle Beziehung<br />

zwischen der Kindertagespflegeperson und den Eltern des Tageskindes<br />

aufgebaut werden können.<br />

• Die entscheidende Person ist nicht der Erwachsene, der das Kind erzieht<br />

und betreut, sondern das Kind, das sich und sein Umfeld zunehmend<br />

entdecken, sich aus Abhängigkeit befreien und zu mehr Selbstständigkeit<br />

gelangen will. Hauptaufgabe der Kindertagespflegeperson ist es, die<br />

dafür nötige Hilfe bereitzustellen – eine Hilfe, welche die Selbst-<br />

Bildung möglich macht.<br />

• Erziehung ist nicht immer einfach und jeder hat eigenen Vorstellungen<br />

davon, was Kindern <strong>gut</strong> <strong>tut</strong>. Eltern müssen deshalb auch Kritik äußern<br />

können, wenn sie mit etwas nicht einverstanden sind. Wenn Meinungen<br />

offen ausgetauscht werden, ist es für das Kind von Nutzen.<br />

• Sämtliche Lernerfahrungen und Entwicklungsmöglichkeiten sind nur auf<br />

der Basis von Bindung, Vertrauen und emotionaler Sicherheit<br />

möglich.<br />

• Abklärung Haftpflichtversicherung: Schäden, die das Kind bei der<br />

Kindertagespflegeperson hervorruft, sind nicht über die Eltern des Kin-


Seite 56<br />

des versichert, da die Tagespflegeperson die Aufsichtspflicht und ihre<br />

Fürsorge so gestalten muss, dass weder dem Kind noch Dritten oder<br />

Dingen ein Schaden entsteht.<br />

• Abklärung der Unfallversicherung: „Kinder, die von einer geeigneten<br />

Tagespflegeperson betreut werden, sind gesetzlich unfallversichert (§<br />

Abs. 1 Nr. 8a SGB VII). Zuständig sind in der Regel die Landesunfallkassen.<br />

Voraussetzung ist, dass die Eignung der Tagespflegeperson im<br />

Sinne von § 23 oder § 43 SGB VIII durch den zuständigen Träger der<br />

öffentlichen Jugendhilfe anerkannt wurde. Eine Anmeldung der Kinder<br />

bei der Unfallkasse durch die Tagespflegeperson ist i. d. R. nicht erforderlich;<br />

die Versicherung besteht kraft Gesetzes.“<br />

• Jedes Kind hat ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen,<br />

seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen<br />

sind unzulässig (§1631, Abs.2 BGB). Die Formulierung dieses<br />

Gesetzes ist so eindeutig und klar, dass sich daraus unzweifelhaft eine<br />

Verpflichtung der Erwachsenen zum respektvollen Umgang mit Kindern<br />

ableiten lässt. Dies gilt für alle Erwachsenen, unabhängig von dem Verhältnis,<br />

das sie zu den Kindern haben. Eltern und Tagespflegepersonen<br />

haben zudem im Sinne des § 8a SGB VIII als Erbringer von Leistungen<br />

einen besonderen Schutzauftrag. (Vernachlässigung, Misshandlung,<br />

Missbrauch usw.).<br />

• Informieren Sie die Eltern über Ihre Qualifikation (Erzieher/-in, Kinderpfleger/-in,<br />

Pädagoge/-in, qualifizierte Kindertagespflegeperson?).<br />

• Werden die Rechte der Pflegeeltern bezüglich der Alltagssorge von<br />

Herkunftseltern so weit eingeschränkt, dass das Wohl des Kindes gefährdet<br />

wird, sollte das Jugendamt eingeschaltet werden. Die Pflegeperson<br />

hat das Jugendamt über wichtige Ereignisse zu unterrichten.


Seite 57<br />

• Pflegeeltern können das Jugendamt auffordern, sich an das Gericht zu<br />

wenden, wenn das Wohl eines Kindes gefährdet ist.<br />

• Eltern sollte man ermuntern z.B. Materialien mitzubringen oder bei<br />

Ausflügen mitzumachen.<br />

• Abläufe/ Prozesse werden dokumentiert (z.B. von den Kindern<br />

gestaltete Materialien, die Einblicke in den Alltag geben)<br />

• Kulturelle und religiöse Besonderheiten werden mit den Eltern besprochen.<br />

• Die Kindertagespflegeperson informiert die Eltern täglich über die<br />

Aktivitäten ihres Kindes.<br />

• Die Eltern sind willkommen, sowohl vor der Aufnahme des Kindes,<br />

als auch während der Betreuungszeit nach Absprache.<br />

• Die Bedingungen, Richtlinien und Regeln der Betreuung werden den<br />

Eltern mitgeteilt.


Seite 58<br />

6. Gesundheit, Sicherheit, Vergiftung und Notfall<br />

6.1 Was bedeutet Gesundheit?<br />

Eine <strong>gut</strong>e „Gesundheit“ hängt von vielen Umständen ab, wie z.B. von äußeren<br />

Umständen im Alltag der Tagespflege sowie von den Handlungen der Kindertagespflegeperson<br />

und anderer Personen. Das Erziehungsverhalten der Kindertagespflegeperson,<br />

die emotionale Atmosphäre in der Tagespflege, die Lage<br />

der Wohnung und ihre Ausstattung mit Spielzeugen, die Zusammensetzung<br />

der Kindergruppe: Dies alles beeinflusst das körperliche, psychische und kognitive<br />

Wohlbefinden – und damit die Gesundheit des Kindes.<br />

Neben einer gesunden Ernährung und einer sicheren, gesundheitsorientierten<br />

Ausstattung der Räume und der Außenbereiche ist hier vor allem zu nennen:<br />

• Gute Luft<br />

Dazu gehört, neben dem regelmäßigen Lüften in der Wohnung, die<br />

möglichst geringe Belastung der Wohnungsluft durch Schadstoffe.<br />

• Ausreichend Bewegung<br />

Für eine gesunde Entwicklung brauchen Kinder viel Bewegung. Sie müssen<br />

in der Tagespflege die Möglichkeit haben, dieses Bewegungsbedürfnis<br />

auszuleben. Bewegung im Freien (Spielplatz, Wald, Garten etc.) und<br />

auch Bewegungsmöglichkeiten in der Wohnung müssen regelmäßig im<br />

Tagesablauf vorgesehen sein.<br />

• Regelmäßige Ruhephasen<br />

Ebenso wichtig wie ausreichende Bewegung sind – als Gegenpol – Zeiten<br />

der Entspannung und Ruhe. Die Kindertagespflegeperson muss dafür<br />

sorgen, dass jedes Kind die Gelegenheit hat, entsprechend seinem<br />

Ruhebedürfnis zu schlafen, zu „träumen“ oder sich allein ruhig mit einem<br />

Spiel zu beschäftigen.


Seite 59<br />

• Angemessene Bekleidung<br />

Kinder sollten bei nahezu jedem Wetter draußen sein und sich dort bewegen<br />

können. Dabei gilt: Es gibt kein schlechtes Wetter – nur eine falsche<br />

Bekleidung! Die Kindertagespflegeperson muss also – in Zusammenarbeit<br />

mit den Eltern – für eine angemessene Bekleidung sorgen.<br />

• Spezielle Schutzmaßnahmen<br />

Dazu gehört auch der angemessene Sonnenschutz für Kinder. Wichtig<br />

sind außerdem Vorsichtsmaßnahmen gegen Zecken (vor allem geeignete<br />

Kleidung, ggf. Herausdrehen der Zecke mit einer Zeckenzange) und<br />

andere Insekten (z.B. Aufpassen, dass das Kind beim Essen und Trinken<br />

nicht versehentlich eine Wespe verschluckt).<br />

6.2 Umgang mit Krankheiten<br />

Im akuten Stadium einer Krankheit werden die Tageskinder im Allgemeinen<br />

nicht in die Tagepflege gebracht. Da Kinderkrankheiten häufig ansteckend<br />

sind, ist es – wie im Kindergarten – nicht zumutbar, die anderen Tageskinder<br />

zu gefährden. Im Betreuungsvertrag sollten dazu Absprachen getroffen werden.<br />

Bei leichteren Krankheitssymptomen z.B. Erkältungskrankheit (Schnupfen,<br />

Husten etc.) oder auch einer chronischen Krankheit, die nicht ansteckend<br />

ist und mit der ein Kind durchaus in die Tagespflege gehen kann,<br />

sollten enge Absprachen zwischen Kindertagespflegeperson und Eltern getroffen<br />

werden.<br />

In besonderen Fällen werden ärztlich verordnete Medikamente, die eine<br />

Einnahme in der Tagespflege während der Betreuungszeit notwendig machen,<br />

nur nach schriftlicher Vereinbarung zwischen Eltern und der Kindertagespflegeperson<br />

verabreicht.


Seite 60<br />

• Die Kindertagespflegeperson informiert die Eltern über Auffälligkeiten<br />

des Kindes, z.B. Appetitverlust, Rückzug, Aggression, Einschränkungen<br />

im Hör- oder Sehvermögen.<br />

• Eltern sollten über die Regelungen für Krankheitsfälle informiert sein<br />

z.B. durch einen Aushang.<br />

• Es sollte feste Regeln im Umgang mit (ansteckenden) Krankheiten.<br />

• Eltern werden bei Anzeichen einer (ansteckenden) Krankheit unverzüglich<br />

informiert.<br />

6.3 Sicherheitsanforderungen der Spielsachen<br />

- Sie sollten den heutigen Sicherheitsanforderungen entsprechen und mit<br />

dem TÜV-/GS-Prüfzeichen sowie mit der CE-Kennzeichnung versehen<br />

sein.<br />

- Sie sollten unzerbrechlich, nicht abfärbend, ohne Ecken und Kanten,<br />

weder groß noch schwer und nicht so klein sein, dass sie verschluckt<br />

werden können.<br />

- Es ist auf schadstofffreies Material zu achten.<br />

- Elemente mit Rollen sollten auch Feststellvorrichtungen besitzen.


Seite 61<br />

6.4 Sichere Umgebung schaffen<br />

- An Steckdosen, auch an Mehrfachsteckdosen, Sicherungen anbringen.<br />

- Elektrogeräte nach Gebrauch immer sofort wegräumen.<br />

- Auf Tischdecken verzichten.<br />

- Treppen- und ggf. Türschutzgitter anbringen.<br />

- Bei Kleinmöbeln und Regalen für kippsicheren Stand sorgen.<br />

- Schubladen- und Schranktürsicherungen anbringen.<br />

- Sicherung für Fenster und Türen verwenden.<br />

- Plastiktüten kindersicher lagern.<br />

- Herdschutzgitter montieren und das Backofenfenster ggf. mit einer zusätzlichen<br />

Acrylplatte nachrüsten.<br />

- Achtung! Giftpflanzen im Innen- und Außenbereich entfernen.<br />

- Haushaltschemikalien und Medikamente zugriffsicher aufbewahren.<br />

- Werkzeuge, spitze und scharfe Gegenstände zugriffsicher aufbewahren.<br />

Hinweise für den Außenbereich:<br />

- Zugänge vom Grundstück zu öffentlichen Verkehrsbereichen sichern<br />

- Dornige und spitze Sträucher, wie zum Beispiel Feuerdorn, vermeiden<br />

- Das Außengelände einzäunen<br />

- Gartenwerkzeuge und -geräte unzugänglich aufbewahren<br />

- Teiche, Feuchtbiotope sowie Regentonnen und ähnliches dürfen für Kinder<br />

unter 3 Jahren nicht zugänglich sein.<br />

Vorkehrungen:<br />

Eine mindestens 1 Meter hohe Umwehrung anbringen, die nicht zum Klettern<br />

verleitet (z.B. aus engmaschigen, senkrechten Streben). Eine stabile Abdeckung<br />

auf Wasseroberflächen anbringen. Regentonnen durch abschließbaren<br />

Deckel sichern.


Seite 62<br />

6.5 Erste Hilfe: Hinweise<br />

Unfälle, die eine ärztliche Behandlung erfordern, sind in Form einer Unfallanzeige<br />

der Unfallkasse anzuzeigen. Sonstige Unfälle, z.B. Abschürfungen, Prellungen,<br />

die keiner ärztlichen Versorgung bedürfen, sind in einem Verbandbuch<br />

zu dokumentieren. Die Dokumentation ist nach dem letzten Eintrag für den<br />

Zeitraum von 5 Jahren aufzuheben.<br />

Empfehlungen von geeignetem Erste-Hilfe-Material:<br />

- Unerlässlich ein Verbandkasten DIN 13157.<br />

- Bei Ausflügen wird eine Sanitätstasche DIN 13160 empfohlen.<br />

6.6 Chemikalien sicher verschließen<br />

- Putz-, Reinigungsmittel sowie Medikamente in jeglicher Form an kindersicheren<br />

Orten aufbewahren (Oberschränke).<br />

- Vor allem bei aggressiven Reinigern wie WC-Reiniger und Entkalker ist<br />

auf kindersichere Verschlüsse zu achten. Auch ätherische Öle, Lampenöle<br />

oder Essigessenz sind äußerst gefährlich und müssen kindersicher<br />

verschlossen werden.<br />

6.7 Erste-Hilfe-Maßnahmen nach Verschlucken<br />

giftiger Substanzen<br />

- Das Kind in kleinen Schlucken Wasser, Tee oder Saft trinken lassen. Bei<br />

Säuren- und Laugenvergiftungen dies so schnell wie möglich tun. Auf<br />

keinen Fall das Kind zum Erbrechen bringen!<br />

- Bei Bewusstlosigkeit das Kind in die Seitenlage bringen, das Gesicht<br />

schräg zum Boden gewendet, und unverzüglich den Notarzt rufen.


Seite 63<br />

- Stellen Sie bei Vergiftungsverdacht nach Möglichkeit die Ursache der<br />

Vergiftung sicher, z.B. Medikamente, Putzmittel, Pflanzenblatt usw.,<br />

damit der Arzt Bescheid weiß und gezielte Maßnahmen empfehlen bzw.<br />

einleiten kann.<br />

6.8 Giftnotruf – die 5 Ws<br />

Fahren Sie bei Vergiftungsverdacht nicht gleich in die nächste Klinik, sondern<br />

holen Sie sich sofort telefonisch ärztlichen Rat ein. Oft kann auf diese Weise<br />

schon geholfen werden. Halten Sie für den Notfall die unten genannten Telefonnummern<br />

der nächsten Giftnotrufzentralen bereit. Im Akutfall sollten Sie<br />

die „5 Ws“ des Giftnotrufs beantworten können:<br />

Wer?<br />

Um wen handelt es sich? Geben Sie eine kurze Beschreibung: Säugling,<br />

Kleinkind etc. mit Altersangaben.<br />

Wo?<br />

Geben Sie den genauen Unfallort an:<br />

- Straße und Hausnummer<br />

- Namen an der Klingel<br />

- Stockwerk<br />

Befindet sich die Hausnummer versteckt, z.B. hinter einer Hecke, beschreiben<br />

Sie die richtige Anfahrt. Besonders bei Dunkelheit sollten Sie nach Möglichkeit<br />

eine Person an die Straße schicken, um den Rettungsdienst einzuweisen.<br />

Wann?<br />

Nennen Sie nach Möglichkeit eine genaue Uhrzeitangabe.<br />

Wie viele?<br />

Geben Sie die Anzahl der vergifteten Personen an.


Seite 64<br />

Womit?<br />

Beschreiben Sie nach Ihrer Beobachtung wodurch die Vergiftung erfolgt<br />

ist.<br />

6.9 Liste der Giftnotrufzentralen<br />

• Berlin, Telefon: 0 30 – 19 24 0<br />

Insti<strong>tut</strong> für Toxikologie – Giftnotruf Berlin<br />

• Bonn, Telefon: 02 28 – 19 24 0<br />

Informationszentrale gegen Vergiftungen/Zentrum für Kinderheilkunde<br />

• Erfurt (Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen),<br />

Telefon: 03 61 – 73 07 30<br />

Gemeinsames Giftinformationszentrum der Länder (GGIZ)<br />

• Freiburg, Telefon: 07 61 – 19 24 0<br />

Vergiftungs-Informations-Zentrale, Universitätsklinik (VIZ)<br />

• Göttingen (Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein),<br />

Telefon: 05 51 – 19 24 0<br />

Giftinformationszentrum Nord, Zentrum für Toxikologie<br />

• Homburg/Saar, Telefon: 0 68 41 – 19 24 0<br />

Informations- und Beratungszentrum für Vergiftungsfälle<br />

• Mainz, Telefon: 0 61 31 – 19 24 0<br />

Giftinformationszentrale Mainz<br />

• München, Telefon: 0 89 – 19 24 0<br />

Giftnotrufzentrale München


Seite 65<br />

• Nürnberg, Telefon: 09 11 – 39 82 45 1 oder<br />

Telefon: 09 11 – 39 82 66 5<br />

Giftinformationszentrale Nürnberg (GIZ Nürnberg)<br />

6.10 Erste Hilfe bei Verbrühungen<br />

Nicht sofort zum Arzt fahren, sondern erst kühlen! Hierzu die verbrühte Körperstelle<br />

sofort und mindestens zehn Minuten lang unter kühles Wasser halten.<br />

Diese Maßnahme ist auch bei einer Verzögerung von 5–10 Minuten noch<br />

wirksam.<br />

Vor Verbrühungen und Verbrennungen schützen:<br />

- Bei den Mahlzeiten auf Tischdecken verzichten.<br />

- Gefäße mit heißer Flüssigkeit, wie Tee oder Suppe, von Kindern fernhalten.<br />

- Töpfe und Pfannen immer mit dem Griff nach hinten auf den Herd stellen,<br />

Herdschutzgitter anbringen.<br />

- Brennendes Fett in der Pfanne etc. nie mit Wasser, immer nur mit einem<br />

Deckel ersticken.<br />

- Getränke und Nahrungsmittel aus der Mikrowelle stets <strong>gut</strong> umrühren<br />

und die Temperatur vor dem Essen prüfen.<br />

- Kinder bei offenem Feuer immer im Auge behalten. Offenes Feuer nie<br />

unbeaufsichtigt lassen.<br />

- Kinder vom Grill fernhalten.<br />

- Für den Notfall entsprechendes Löschmittel bereithalten.<br />

- Feuerzeuge und Streichhölzer konsequent wegschließen.<br />

6.11 Wie handelt man im Notfall<br />

Erkennen, was geschehen ist:<br />

Verschaffen Sie sich rasch einen Überblick und retten Sie das Kind aus der a-<br />

kuten Gefahrensituation. Verhindern Sie, dass weitere Unfälle geschehen


Seite 66<br />

könnten indem Sie z.B. Sicherungen aufstellen.<br />

Beurteilen, welche Gefahr droht:<br />

Untersuchen Sie das Kind zügig, aber besonnen auf Verletzungen. Kontrollieren<br />

Sie die Atmung und prüfen Sie, ob das Herz schlägt. Die Atmung lässt sich<br />

am besten kontrollieren, indem Sie eine Hand unterhalb der Rippen auf den<br />

Bauch legen. Wenn sich die Bauchdecke hebt, atmet das Kind. Herzschlag<br />

bzw. Puls lassen sich am besten in der Leiste prüfen.<br />

Handeln, wie es die Situation erfordert:<br />

Bei Herz- und Atemstillstand müssen Sie immer sofort den Notarzt rufen und<br />

direkt mit Sofortmaßnahmen (Mund-zu-Nase-Beatmung und Herzmassage)<br />

beginnen. Beginnen Sie immer mit der Beatmung, damit die Sauerstoffversorgung<br />

im Blut gesichert ist.<br />

6.12 Einen Notruf richtig abgeben<br />

• Die Notrufnummer zur nächsten Rettungsleitstelle ist immer 112.<br />

• Der Notruf 112 ist immer kostenlos, auch über ein Handy. Hierzu brauchen<br />

Sie übrigens nicht einmal eine Betreiberkarte.<br />

• Bei jedem Notruf werden Sie nach wichtigen Informationen gefragt.<br />

Damit in der Aufregung keine kostbare Zeit verloren geht und Sie die<br />

Angaben bereit haben, sollten Sie sich unbedingt die 5 Ws des Notrufs<br />

einprägen.<br />

Wer, bzw. wie viele?<br />

Geben Sie die Zahl der Verletzten, bei Kindern unbedingt auch das Alter<br />

an.


Seite 67<br />

Wo?<br />

Geben Sie den genauen Unfallort an:<br />

- Straße und Hausnummer<br />

- Namen an der Klingel<br />

- Stockwerk/ evtl. Vorder- oder Hinterhaus<br />

Befindet sich die Hausnummer versteckt, z.B. hinter einer Hecke, beschreiben<br />

Sie die richtige Anfahrt. Besonders bei Dunkelheit sollten Sie<br />

nach Möglichkeit eine Person an die Straße schicken, um den Rettungsdienst<br />

einzuweisen.<br />

Wann und was?<br />

Beschreiben Sie kurz, was passiert ist.<br />

Welche Verletzung?<br />

Beschreiben Sie nach Ihrer Beobachtung Art und Schwere der Verletzung,<br />

z.B. Kind ohne Bewusstsein, Stromschlag, Einbruch in Eisfläche,<br />

Sturz mit offener Bruchverletzung.<br />

Warten auf Rückfragen<br />

Beenden Sie den Notruf nicht von sich aus. Erst wenn die Rettungsleitstelle<br />

Ihnen sagt, dass sie alle nötigen Informationen hat, können<br />

Sie auflegen.


Seite 68<br />

7. Literaturliste<br />

Bergmann, Franziska<br />

Kognitive Entwicklungstheorie nach Jean Piaget.<br />

München: Grin Verlag 2010.<br />

I<strong>SB</strong>N 978-3640782130<br />

Buschmann, Anke<br />

Heidelberger Elterntraining zur frühen Sprachförderung.<br />

München: Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH 2008.<br />

I<strong>SB</strong>N 978-3-437-48640-1<br />

Charner, Kathy<br />

Mit Kindern spielen, staunen, entdecken und gestalten.<br />

Seelze: Kallmeyer 2008.<br />

Band 1: I<strong>SB</strong>N 3-7800-5230-X<br />

Band 2: I<strong>SB</strong>N 3-7800-5231-8<br />

Erkert, Andrea<br />

Die 50 besten Wahrnehmungsspiele.<br />

München: Don Bosco Verlag 2008.<br />

I<strong>SB</strong>N 978-3-7698-1613-6<br />

Esch, Karin u.a.<br />

Qualitätskonzepte in der Kindertagesbetreuung.<br />

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2006.<br />

I<strong>SB</strong>N-13 978-3-531-15009-3<br />

Fthenakis, Wassilios E.<br />

Knaurs <strong>Handbuch</strong> Familie: „Alles was Eltern wissen müssen“.<br />

München: Knaur Ratgeber 2004.<br />

I<strong>SB</strong>N 978-3426669402


Seite 69<br />

Kahl, Reinhard<br />

Die Entdeckung der frühen Jahre.<br />

Hamburg: Archiv der Zukunft – Produktionen 2006.<br />

I<strong>SB</strong>N 3-407-85771-3<br />

Kasten, Hartmut<br />

Entwicklungspsychologische Grundlagen: (0-3 Jahre).<br />

Berlin: Cornelsen Verlag Scriptor 2007.<br />

I<strong>SB</strong>N 3-407-56265-9<br />

Kasten, Hartmut<br />

Entwicklungspsychologische Grundlagen: (4-6 Jahre).<br />

Berlin: Cornelsen Verlag Scriptor 2005.<br />

I<strong>SB</strong>N 3-407-56285-3<br />

Kazemi-Veisari, Erika<br />

Kinder verstehen lernen.<br />

Seelze: Kallmeyer 2004.<br />

I<strong>SB</strong>N 378005721-2<br />

Krenz, Armin<br />

Psychologie für Erzieherinnen und Erzieher.<br />

Berlin: Cornelsen Verlag Scriptor 2007.<br />

I<strong>SB</strong>N 978-3-589-24527-7<br />

Monschein, Maria<br />

Die 50 besten Spiele zur Sprachförderung.<br />

München: Don Bosco Verlag 2008.<br />

I<strong>SB</strong>N 978-3-7698-1614-3


Seite 70<br />

Möller, Delia<br />

Forum Logopädie – Frühe Sprachintervention mit Eltern.<br />

S<strong>tut</strong>tgart: Georg Thieme Verlag KG 2009.<br />

I<strong>SB</strong>N 978-3-13-145651-9<br />

Pestalozzi-Fröbel-Haus (Hrsg.):<br />

Der positive Blick auf das Kind: Bildungsprozesse von Kindern - beobachtet<br />

im ersten Early Excellence Centre in Berlin. PFH-Beiträge zur pädagogischen<br />

Arbeit Nr. 8. Ein Film von Franziska Wilke.<br />

Berlin: Dohrmann Verlag 2005. (DVD)<br />

I<strong>SB</strong>N 978-3-938620-01-4<br />

Piaget, Jean<br />

Die kognitive Entwicklung nach Jean Piaget: Lernpsychologische<br />

Implikationen.<br />

München: Grin Verlag 2007.<br />

I<strong>SB</strong>N 978-3638813518<br />

Stöhr, Johann A. u.a.<br />

Das Lexikon für Kindermedizin, Psychologie und Pädagogik.<br />

München: Suedwest Verlag 1982.<br />

I<strong>SB</strong>N 978-3517004976<br />

Tietze, Wolfgang u.a.<br />

Krippen-Skala (KRIPS-R): Feststellung und Unterstützung pädagogischer<br />

Qualität in Krippen.<br />

Berlin: Cornelsen Verlag Scriptor 2005.<br />

I<strong>SB</strong>N 978-3-589-25334-0<br />

Tietze, Wolfgang<br />

Pädagogische Qualität entwickeln.<br />

Berlin: Cornelsen Verlag Scriptor 2007.<br />

I<strong>SB</strong>N 978-3-589-24536-9


Seite 71<br />

Viernickel , Susanne u.a.<br />

Fühlen, bewegen, sprechen und lernen – Meilensteine der Entwicklung bei<br />

Kleinstkindern.<br />

Köln: Bildungsverlag Eins 2008.<br />

I<strong>SB</strong>N 978-3-427-50455-9<br />

von der Beek, Angelika<br />

Bildungsräume für Kinder von Null bis Drei.<br />

Köln: Bildungsverlag Eins 2008.<br />

I<strong>SB</strong>N 978-3937785-38-7<br />

Wagner, Perben u.a.<br />

Die Dritte Hand.<br />

Wendlandt, Wolfgang<br />

Sprachstörungen im Kindesalter.<br />

S<strong>tut</strong>tgart: Georg Thieme Verlag KG 2010.<br />

I<strong>SB</strong>N 978-3-13-778506-4


8. Eigene Notizen<br />

Seite 72


Seite 73<br />

Eigene Notizen:<br />

9. Anhang


Seite 74


Seite 75


Seite 76


Seite 77


Seite 78


Seite 79


Seite 80


Seite 81


Seite 82


Seite 83


Seite 84


Seite 85


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