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Contra emag Nr. 14/14

Magazin Nummer 14 mit insgesamt 52 Seiten Umfang. Titelthema: Das ISIS-Terrorregime im Irak und in Syrien, welches schlussendlich ein islamistisches Weltkalifat errichten möchte. Dabei bringen diese Extremisten jedoch den Islam und alle Muslime in Verruf, die zum größten Teil nichts mit solchen Organisationen zu tun haben möchten. Ebenfalls im Fokus sind weiterhin Russland und die Ukraine, deren politische Spannungen weiter zunehmen. Zudem haben wir uns einigen Themen aus dem Bereich Wirtschaft & Finanzen, sowie der Fußball-Weltmeisterschaft gewidmet. Bei letzterem Thema insbesondere der portugiesischen Mannschaft, die der erste Gegner der deutschen Elf n den Gruppenspielen war.

Magazin Nummer 14 mit insgesamt 52 Seiten Umfang. Titelthema: Das ISIS-Terrorregime im Irak und in Syrien, welches schlussendlich ein islamistisches Weltkalifat errichten möchte. Dabei bringen diese Extremisten jedoch den Islam und alle Muslime in Verruf, die zum größten Teil nichts mit solchen Organisationen zu tun haben möchten. Ebenfalls im Fokus sind weiterhin Russland und die Ukraine, deren politische Spannungen weiter zunehmen. Zudem haben wir uns einigen Themen aus dem Bereich Wirtschaft & Finanzen, sowie der Fußball-Weltmeisterschaft gewidmet. Bei letzterem Thema insbesondere der portugiesischen Mannschaft, die der erste Gegner der deutschen Elf n den Gruppenspielen war.

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2 – Impressum<br />

4 – Editorial<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Titelthema<br />

5 – ISIS: Der Name ist Programm<br />

8 – ISIS-Terrorregime: Irak und<br />

Syrien sind erst der Anfang<br />

10 – Irak: Das schiitische Bündnis<br />

gegen die ISIS<br />

12 – ISIS: Sprengstoff in Nahost<br />

<strong>14</strong> – Irak: Die USA wollen ernten,<br />

was sie gesät haben<br />

15 – US-Arabien-Politik: Irak, Libyen<br />

und Syrien<br />

16 – Iran: Einigung beim Atomstreit?<br />

Schwerpunkt Russland &<br />

Ukraine<br />

17 – Will Kiew einen Krieg mit<br />

Russland provozieren?<br />

19 – NATO-Rasmussen: Ukraine<br />

muss Russland als Feind betrachten<br />

20 – Jazenjuk will Untermenschen<br />

auslöschen<br />

22 – Ukraine: Eine Armee am Limit<br />

23 – Ukraine: der Psycho-Krieg<br />

im Hintergrund<br />

25 – Die Entdollarisierung der<br />

russischen Wirtschaft schreitet voran<br />

26 – EU befiehlt South-Stream-<br />

Baustopp – US-Wünsche erfüllt?<br />

27 – Russlands Aufstieg unter<br />

Präsident Putin<br />

31 – Ukraine: Der politische Pakt<br />

des Westens mit den Teufeln in<br />

Kiew<br />

34 – Westliche Parteilichkeit: Gemessen<br />

mit zweierlei Maß<br />

36 – Petro Poroschenko: Der<br />

ukrainische Bomberpräsident<br />

Wirtschaft & Finanzen<br />

38 – Russland und China: Eigene<br />

Ratingagentur als Alternative<br />

39 – Yuan gegen Dollar – China<br />

erhöht den Druck<br />

40 – Der Deal ging nach hinten<br />

los – ukrainischer Raps für deutsches<br />

Heizkraftwerk<br />

42 – Soros & Co verlassen das<br />

sinkende Bankenschiff<br />

43 – Shanghai: Zum Golde<br />

drängt…<br />

44 – Globaler Reichtum wächst<br />

durch Inflation an den Finanzmärkten<br />

Fußball-WM 20<strong>14</strong><br />

46 – Auf dem Weg zur Weltmeisterschaft<br />

– Cristiano Ronaldo & Co<br />

50 – WM 20<strong>14</strong> – Portugals Geheimnis<br />

3


Editorial<br />

Buchtipp<br />

Über kurz oder lang wird es auch in Europa zu einer<br />

Revolte kommen. Denn immer weniger Menschen<br />

in Europa fühlen sich noch der Mehrheitsgesellschaft<br />

verpflichtet. Sie leben auf Dauer in Gegenkulturen.<br />

Mit einer solchen Entwicklung kann der Gesellschaftsvertrag<br />

zwischen den Generationen, den verschiedenen<br />

Schichten und Milieus keinen Bestand<br />

mehr haben. Solidarität wird zu einem Fremdwort.<br />

Die Folgen sind leicht vorhersehbar: steigende<br />

Kriminalität, urbaner Zerfall durch Entstehung von<br />

Slums, ethnisch-religiöse Auseinandersetzungen<br />

und Bandenkriege, politische Radikalisierung und<br />

damit das Ende des politischen und gesellschaftlichen<br />

Konsenses. Europa wird dem Verfall preisgegeben.<br />

Wie Sie vielleicht schon bemerkt haben, gab es letzte Woche kein eMagazin<br />

zum Download. Entsprechend unserer Bemühungen, Ihnen in Zukunft ein gedrucktes<br />

Magazin anbieten zu können, werden wir künftig alle zwei Wochen<br />

die besten Artikel der vergangenen <strong>14</strong> Tage zusammenstellen und zum Download<br />

oder zum online blättern anbieten.<br />

Im Laufe des Jahres werden dann insbesondere umfangreiche und informative<br />

Artikel vorwiegend im Magazin (online und gedruckt) verfügbar sein,<br />

während wir uns bei den regulären Onlineartikeln vorwiegend um tagesaktuelle<br />

Themen mit ergänzenden Informationen kümmern möchten.<br />

In dieser Ausgabe haben wir uns vorwiegend um die islamistische Organisation<br />

„ISIS“ gekümmert, die nicht nur den Irak und Syrien bedroht, sondern<br />

zunehmend auch Europa. Der Bombenanschlag auf die jüdische Synagoge in<br />

Brüssel und die Festnahme eines gesuchten Islamisten in Berlin sind die ersten<br />

Vorboten dessen, was uns noch erwartet.<br />

Wir hoffen, dass Ihnen die Artikelkollektion gefällt und Sie das eMagazin<br />

auch fleißig im Freundes- und Bekanntenkreis verteilen.<br />

Titelbild: Abu Bakr al-Baghdadi, einer der ISIS-Anführer.<br />

Bildquelle: Flickr / Abode of Chaos, CC-BY-SA 2.0<br />

Ihr, Marco Maier<br />

4


ISIS: Der Name ist Programm<br />

Dass sich die nahezu 15.000 sunnitischen Kämpfer im<br />

Irak den Namen ISIS gegeben haben, verrät ihr Ziel. Es<br />

wird erkennbar, wenn man sich die eigentliche Bedeutung<br />

bewusst macht. Die erste Hälfte des Kürzels bedeutet „Islamischer<br />

Staat“, die zweite aber nicht genau „Irak und Syrien“,<br />

sondern „Irak und Sham“. Dieses „Sham“ umfasst nicht nur Syrien,<br />

sondern die ganze Levante, also auch Jordanien, den Libanon<br />

und Palästina, das heutige Israel also mit eingeschlossen.<br />

Damit soll an die große Zeit des Islam unter der Omayyaden-Dynastie<br />

erinnert werden.<br />

Im 8. Jahrhundert, auf<br />

seinem Höhepunkt, umfasste<br />

das Omayyadische<br />

Kalifat allerdings ein noch<br />

viel größeres Gebiet. Es<br />

reichte von den Pyrenäen<br />

zur marokkanischen Atlantikküste<br />

über ganz<br />

Nordafrika über die arabische<br />

Halbinsel und die<br />

5<br />

Von Florian Stumfall<br />

Levante bis Kleinasien,<br />

den Kaukasus und den<br />

Aralsee in Mittelasien bis<br />

hin zum Hindukusch und<br />

den Indus. Folgt man der<br />

Lehre des Propheten, so<br />

hat der Islam auch heute<br />

noch Anspruch auf dieses<br />

ganze Gebiet denn es<br />

heißt, wo immer die Pferde<br />

der islamischen Krieger<br />

geritten sind, dort ist<br />

„Dar ul Islam“, das Haus<br />

des Friedens.<br />

Mit dem Frieden allerdings<br />

war es nie weit<br />

her. Mohammed führte<br />

von seiner Erleuchtung<br />

an bis zu seinem Tod


unablässig Krieg, wobei<br />

seine Anhänger verpflichtet<br />

sind, ihn in allem<br />

was er tat, nachzueifern.<br />

Nach dem Tode<br />

des Propheten 632 wurde<br />

sein Schwiegervater<br />

Abu Bakr sein<br />

Nachfolger, eigentlich<br />

„Stellvertreter“,<br />

das bedeutet der<br />

Titel Kalif. Als er<br />

aber starb, führte<br />

die Nachfolgefrage<br />

zur islamischen Katastrophe.<br />

Ein Teil<br />

der Gläubigen wollte<br />

Abu Bakrs Sohn<br />

Abu Chalid Yazid als<br />

Kalifen, ein anderer<br />

aber Hassan ibn Ali,<br />

den Enkel des Propheten.<br />

Der Streit<br />

wurde in der<br />

Schlacht bei Kerbala<br />

ausgefochten, Hussein<br />

fand den Tod, Yazid<br />

wurde Kalif und der Islam<br />

spaltete sich auf in<br />

Sunniten, das sind die<br />

Anhänger des Yazid,<br />

und die Schiiten, die<br />

Getreuen Husseins.<br />

Seither ist Kerbala die<br />

Heilige Stadt der Schiiten.<br />

Nun gab es Spaltungen<br />

von Religionen<br />

schon vorher und auch<br />

nachher. Doch hier liegt<br />

eine Besonderheit vor.<br />

Der Grund für das<br />

Abu Bakr al-Baghdadi, einer der<br />

ISIS-Anführer.<br />

Schisma liegt nicht in<br />

dogmatischen Fragen,<br />

sondern in einer politischen,<br />

der Thronfolge.<br />

Die beiden islamischen<br />

Hauptrichtungen trennen<br />

keinerlei Unterschiede,<br />

was die Glaubensinhalte<br />

angeht,<br />

sondern lediglich die<br />

verschiedene politische<br />

Loyalität gegenüber<br />

Hussein oder Yazid im<br />

7. Jahrhundert. Dagegen<br />

brachen bei den<br />

christlichen Schismen<br />

zuerst die dogmatischen<br />

Unterschiede auf, bevor<br />

dies dann zur Gewalt<br />

führte. Doch der Islam<br />

lehnt jede Trennung von<br />

Glauben und Politik ab,<br />

sodass die dynastische<br />

Frage zum Glaubensinhalt<br />

geworden ist, für<br />

beide Seiten.<br />

In der Folge prägten<br />

die Sunniten die Geschichte<br />

des Islam.<br />

Nach der Epoche der<br />

Kalifen tauchten<br />

die türkischen<br />

Seldschuken auf<br />

und errichteten<br />

das Osmanische<br />

Reich, das zwar<br />

den Omayyadischen<br />

Westen nie<br />

mehr vollständig<br />

erobern konnte,<br />

aber doch das Byzantinische<br />

Reich<br />

zerstörte und über<br />

den Balkan weit<br />

nach Osteuropa<br />

vordrang. Noch<br />

vor dem Ersten<br />

Weltkrieg umfasste<br />

es ganz Kleinasien,<br />

die gesamte Levante<br />

einschließlich des<br />

Zweistromlandes und in<br />

einem etwa 200 Kilometer<br />

breiten Streifen die<br />

Küstenlinie der Arabischen<br />

Halbinsel zum<br />

Roten Meer, das Hedschas,<br />

zu dem auch<br />

Mekka gehört.<br />

Der Erste Weltkrieg<br />

brachte das Ende des<br />

Osmanischen Reiches.<br />

Die Briten hatten, wie<br />

Lawrence von Arabien<br />

so eindringlich beschreibt,<br />

einige arabi-<br />

6


sche Stämme als Hilfstruppen<br />

gewonnen, und<br />

der Britische Hochkommissar<br />

in Ägypten, Henry<br />

McMahon, versprach<br />

dafür dem letzten König<br />

des Hedschas, Hussein<br />

ibn Ali, die Unabhängigkeit<br />

für alle Araber.<br />

Doch es kam anders.<br />

1916 verhandelten für<br />

Großbritannien Mark<br />

Sykes und für Frankreich<br />

François Picot über<br />

die Neuordnung der Levante.<br />

Was dabei herauskam,<br />

war keineswegs<br />

die Unabhängigkeit<br />

für die Araber, sondern<br />

nur ein Wechsel<br />

der Kolonialherren: statt<br />

der Türken waren es<br />

nun die Engländer und<br />

Franzosen. Im wesentlichen<br />

halten die Grenzen,<br />

die Sykes und Picot<br />

ausgehandelt haben, –<br />

vorerst – bis heute.<br />

Für die Araber bedeutet<br />

das eine unerträgliche<br />

Schmach, die als<br />

umso schlimmer empfunden<br />

wird, als sie ihren<br />

Glauben beleidigt.<br />

Der Koran sagt nämlich<br />

wiederholt, Allah werde<br />

die Werke der Ungläubigen<br />

„zunichte machen“.<br />

Die Wirklichkeit aber<br />

sah seit Jahrhunderten<br />

anders aus. Nachdem<br />

der Islam sowohl Persien<br />

als auch Byzanz erobert<br />

hatte, verschüttete<br />

er durch die Islamisierung<br />

selbst die beiden<br />

stärksten Quellen,<br />

aus denen er seine Kultur<br />

speiste. Die arabische<br />

Welt hörte auf, politisch<br />

und kulturell eine<br />

führende Rolle zu spielen,<br />

unerträglich für jeden<br />

Gläubigen. Das Dasein<br />

unter dem Kolonialismus<br />

schließlich war<br />

für sie vollends katastrophal,<br />

denn sie waren<br />

gewohnt, ihrerseits<br />

die Christen in ihrem<br />

Machtbereich als „Dhimmi“<br />

zu behandeln, Menschen<br />

minderen Rechts.<br />

So sammelte sich ein<br />

gewaltiger Hass auf alles<br />

an, was man mit<br />

dem Westen in Verbindung<br />

bringt.<br />

Deshalb musste die<br />

arabische Welt den<br />

Wandel der Schwergewichte<br />

als Wink Gottes<br />

empfinden, als Europa<br />

in die Abhängigkeit vom<br />

arabischen Erdöl geriet.<br />

Der unsinnige Luxus,<br />

den die Golf-Potentaten<br />

treiben, ist nicht zuletzt<br />

Ausdruck des Triumphes,<br />

den sie empfinden.<br />

Damit macht sich<br />

eine neue Stimmung<br />

des Aufbruchs breit.<br />

Mohammed hatte<br />

durchgehend Krieg geführt<br />

– es ist an der<br />

Zeit, dass seine Söhne<br />

sich der Pflicht besinnen,<br />

ihm darin nachzueifern.<br />

So versteht sich der<br />

Name ISIS als die Aufforderung,<br />

an das Kalifat<br />

von Damaskus anzuknüpfen<br />

und ein Reich<br />

zu errichten, das zumindest<br />

das Kernland der<br />

Omayyaden umfasst.<br />

Gleichzeitig ist es gottgefällig,<br />

die Schiiten zu<br />

vernichten, denn sie<br />

gelten den Sunniten als<br />

Abtrünnige, was der Koran<br />

mit dem Tode belegt.<br />

Gleichzeitig muss<br />

verschwinden, was von<br />

westlicher Art ist.<br />

Schließlich betrachten<br />

die neuen Reiter des<br />

Propheten die Existenz<br />

Israels als einen Frevel,<br />

der getilgt werden<br />

muss. Für Menschen,<br />

die in Belangen des<br />

Glaubens wie der Politik<br />

stark emotionalisiert<br />

sind, sind das alles gute<br />

Gründe für den Feldzug,<br />

den die Welt derzeit<br />

sorgenvoll betrachtet.<br />

7


ISIS-Terrorregime: Irak und<br />

Syrien sind erst der Anfang<br />

Im Kampf um ein Weltkalifat kennen die islamistischen<br />

Gruppen des "Islamischen Staates im Irak und Syrien"<br />

(ISIS) und deren Verbündeten kein Pardon. Doch wer<br />

glaubt, diese radikalen Gruppen - für die Allah eine Art Kriegsgott<br />

darstellt – wären lediglich ein regionales Problem, der irrt.<br />

Europa hat, bedingt durch die muslimische Bevölkerungsanteile,<br />

durchaus mit der Infiltration durch islamistische Gruppen zu<br />

rechnen.<br />

Der Islam ist infolge<br />

der Einwanderungspolitik<br />

der letzten Jahrzehnte zu<br />

einem festen Bestandteil<br />

des europäischen Religionsgefüges<br />

geworden.<br />

Beschränkte er sich früher<br />

vor allem auf den osmanisch<br />

besetzten Teil im<br />

Südosten, so gibt es heute<br />

kaum ein Land, welches<br />

nicht schon einen<br />

nennenswerten Anteil an<br />

Moslems hat. Für manche<br />

Menschen ist dies eine<br />

kulturelle Bereicherung,<br />

andere hingegen befürchten<br />

eine schleichende Islamisierung<br />

des ansonsten<br />

eher christlich geprägten<br />

Kontinents. Dabei<br />

darf man den Islam<br />

als Religion nicht mit dem<br />

Islamismus als Ideologie<br />

gleichsetzen.<br />

Das Problem ist nämlich<br />

nicht der Islam<br />

selbst, und auch die Muslime<br />

als Menschen sollte<br />

man nicht als Gefahr sehen<br />

– wie beispielsweise<br />

ein Ausflug in die (trotz<br />

AKP-Regierung nach wie<br />

vor laizistisch geprägte)<br />

Türkei zeigt. Vielmehr<br />

muss man sich angesichts<br />

der wirtschaftlich<br />

nach wie vor tristen Lage<br />

in Europa darum sorgen,<br />

dass insbesondere desillusionierte<br />

Jugendliche in<br />

den Bann der Islamisten<br />

geraten und dadurch zu<br />

einer gesellschaftlichen<br />

Gefahr werden. Besonders<br />

anschaulich wird<br />

dies in Michael Leys Buch<br />

"Die kommende Revolte"<br />

dargelegt, der die Verfehlungen<br />

der Politik und der<br />

Meinungsmacher schonungslos<br />

aufzeigt.<br />

In einem Kommentar<br />

bei der Deutschen Welle<br />

benennt zum Beispiel<br />

Dennis Stute weitere Risikofaktoren:<br />

"Dass die<br />

Gewalt an Europas Außengrenzen<br />

nicht Halt<br />

macht, ist spätestens<br />

8<br />

Von Marco Maier<br />

klar, seit Ende Mai ein<br />

aus Syrien heimgekehrter<br />

Dschihad-Kämpfer einen<br />

tödlichen Anschlag auf<br />

das Jüdische Museum in<br />

Brüssel verübte. Nach<br />

Angaben des Verfassungsschutzes<br />

sind allein<br />

aus Deutschland 320 Islamisten<br />

nach Syrien gegangen.<br />

Von den bislang<br />

100 Rückkehrern soll<br />

mehr als ein Dutzend<br />

Kampferfahrung haben."<br />

Dies wird sicherlich nicht<br />

der letzte islamistische<br />

Anschlag sein. So berichtet<br />

die Frankfurter Allgemeine:<br />

"Die Bundespolizei<br />

hat nach F.A.Z.-Informationen<br />

einen Islamisten<br />

mit französischem<br />

Pass festgenommen, als<br />

er in Berlin einreisen<br />

wollte. Er hatte sich in<br />

Syrien der Terrorgruppe<br />

Isis angeschlossen. Auch<br />

zwei Deutsche Islamisten<br />

wurden vorübergehend<br />

festgesetzt."


Man sollte nicht vergessen,<br />

dass wir in Europa<br />

selbst schon Religionskriege<br />

– auch zur Missionierung<br />

– erleben mussten.<br />

Selbst heute noch<br />

kennen die Christen untereinander<br />

kein Pardon,<br />

wie Nordirland zeigt. Armut,<br />

tatsächliche oder<br />

vermeintliche Unterdrückung,<br />

fehlende Perspektiven<br />

und weitere<br />

solcher Faktoren sind der<br />

Nährboden für Fanatismus<br />

und Extremismus.<br />

Nicht umsonst schreibt<br />

der ägyptische Publizist<br />

Hamed Abdel-Samad<br />

vom "islamischen Faschismus",<br />

wenn er den<br />

Islamismus zu beschreiben<br />

versucht. In eine<br />

ähnliche Kerbe schlägt<br />

der Friedenspreisträger<br />

Boualem Sansal, wenn er<br />

in Bezug auf die Islamisten<br />

von "Allahs Narren"<br />

spricht, welche die Welt<br />

zu erobern gedenken.<br />

Die USA haben – inklusive<br />

der europäischen<br />

Unterstützer – mit ihrem<br />

vorgeblichen Rachefeldzug<br />

nach 9/11 mit Nordafrika<br />

und Vorderasien<br />

eine ganze Region destabilisiert<br />

und den radikalen<br />

Kräften jenen Vorschub<br />

geleistet, die nun nach<br />

Vergeltung dürsten und<br />

uns in einen totalen<br />

Überwachungs- und Polizeistaat<br />

lotsen. Aus Angst<br />

vor dem islamistischen<br />

Terror, den "wir" erst angefeuert<br />

haben, droht<br />

uns nun der Staatsterror,<br />

damit wir vor den Anschlägen<br />

fehlgeleiteter<br />

Menschen angeblich besser<br />

geschützt sind.<br />

Doch ist es wirklich<br />

hilfreich, nun mit erneuten<br />

Militärschlägen im<br />

Irak auf die verblendeten<br />

und fehlgeleiteten Menschen<br />

einzudreschen, die<br />

den Namen des Islams<br />

für ihre Zwecke missbrauchen?<br />

Soll Feuer mit<br />

Feuer bekämpft werden?<br />

Klüger wäre es doch, den<br />

Hasspredigern den Nährboden<br />

zu entziehen, indem<br />

jene Länder die für<br />

dieses Chaos verantwortlich<br />

sind, nun endlich einmal<br />

auch die Verantwortung<br />

für ihre Taten übernehmen<br />

und sich nicht<br />

nur bei den Hinterbliebenen<br />

der unzähligen Todesopfer,<br />

sowie den noch<br />

lebenden Betroffenen zu<br />

entschuldigen, sondern<br />

neben den Worten auch<br />

Taten folgen zu lassen.<br />

Nicht nur die Staaten<br />

selbst, sondern vor allem<br />

die Rüstungsindustrie –<br />

welche enorm von den<br />

Kriegen profitierte, und<br />

die sicher nicht ganz unschuldig<br />

in Sachen<br />

Kriegslobbyismus ist –<br />

müssen ihren finanziellen<br />

Beitrag zum Wiederaufbau<br />

leisten. Für jedes<br />

verkaufte Kriegsgerät<br />

9<br />

amerikanischer und europäischer<br />

Unternehmen<br />

wären rückwirkend bis<br />

zum Jahr 2000 ganze 20<br />

Prozent Steuern angemessen.<br />

Ebenso ist eine<br />

künftige "Wiedergutmachungssteuer"<br />

von 100<br />

Prozent des Verkaufspreises<br />

für jegliche Art von in<br />

einem UNO-Mitgliedsland<br />

produzierten Kriegsgerät<br />

angemessen, dessen Erlös<br />

in einen von der UNO<br />

(oder sonst einer internationalen<br />

Organisation)<br />

verwalteten Fonds fließt,<br />

um damit in allen von<br />

Kriegen betroffenen Ländern<br />

und Regionen Hilfe<br />

zu leisten.<br />

Krieg muss so teuer<br />

werden, dass es sich<br />

nicht mehr lohnt ihn zu<br />

führen. Sonst nämlich<br />

werden wir in absehbarer<br />

Zeit erleben, wie in immer<br />

mehr Gegenden dieser<br />

Welt Organisationen<br />

wie die ISIS zu einer<br />

ständigen Bedrohung<br />

werden. Nicht nur im Nahen<br />

Osten, sondern auch<br />

bei uns in Europa und in<br />

den USA. Zu spüren bekommen<br />

werden dies jedoch<br />

auch jene vielen<br />

Millionen Muslime, die mit<br />

diesem Gedankengut<br />

nichts zu tun haben.


Irak: Das schiitische Bündnis<br />

gegen die ISIS<br />

Während die Kämpfer der radikal-islamistischen ISIS<br />

von drei Seiten auf die irakische Hautstadt Bagdad<br />

zu marschieren, beginnt, wie abzusehen war, der<br />

Feldzug in seinen Auswirkungen über die Grenzen des Landes<br />

auszugreifen. Vom Iran bekommt die Regierung Maliki Hilfe angeboten,<br />

demselben Land, mit dem der Irak in den 80ern des<br />

vergangenen Jahrhunderts acht Jahre lang im Krieg gelegen hatte.<br />

Ein Unterschied zu damals<br />

fällt heute erheblich<br />

ins Gewicht: War der sogenannte<br />

Erste Golfkrieg<br />

auch ein Streit zwischen<br />

den schiitischen Iranern<br />

und dem sunnitischen<br />

Regime des Saddam Hussein<br />

im Irak, so haben<br />

sich heute die Verhältnisse<br />

dort geändert. Maliki<br />

hat die irakischen Schiiten<br />

an die Macht gebracht<br />

und die gegnerische<br />

ISIS verficht die<br />

sunnitische Sache. Ali as-<br />

Sistani, der irakische<br />

Groß-Ajatollah des Irak<br />

rief, was die religiöse Dimension<br />

des Kriegs unterstreicht,<br />

seine Gläubigen<br />

zum Widerstand auf.<br />

Irans Staatspräsident Hassan Rohani.<br />

Bild: Iranische Regierung<br />

Von Florian Stumfall<br />

Er selbst bekennt sich<br />

ausdrücklich zur Regierung<br />

Maliki.<br />

So ist also von der Religion<br />

her der Iran heute<br />

der natürliche Verbündete<br />

des Irak. Teheran hat<br />

seine Unterstützung zugesagt,<br />

der iranische Präsident<br />

Hassan Ruhani<br />

versicherte seinem Bagdader<br />

Amtskollegen<br />

Maliki in einem<br />

Telefonat, er wolle<br />

helfen, „das<br />

Massaker und die<br />

Straftaten der Terroristen<br />

zu bekämpfen.<br />

Der Irak<br />

darf nicht destabilisiert<br />

werden.“<br />

Wie der Sender n-<br />

tv meldet, gibt es<br />

Hinweise darauf,<br />

dass Teheran es<br />

nicht bei Versprechen<br />

belassen,<br />

sondern bereits<br />

Elitetruppen in den<br />

Irak geschickt hat.<br />

10


Die islamischen Konfessionen im Überblick.<br />

Käme es also tatsächlich<br />

zur iranischen Hilfeleistung,<br />

so wäre das für<br />

die USA ein unentrinnbares<br />

Dilemma. Einerseits<br />

stehen sie in Gegnerschaft<br />

zu ISIS und somit<br />

auf Seiten der irakischen<br />

Regierung, andererseits<br />

wollen sie sich nicht versehentlich<br />

als auch nur<br />

mittelbare Verbündete<br />

des Irans wiederfinden.<br />

Schließlich konnte man<br />

das Verhältnis zwischen<br />

Teheran und Washington<br />

über viele Jahre hinweg<br />

getrost als feindselig bezeichnen.<br />

Erst in den<br />

letzten Wochen schien etwas<br />

Bewegung in die erstarrten<br />

Fronten zu kommen.<br />

Mindestens ebenso<br />

schwierig wäre ein iranisches<br />

Eingreifen für dessen<br />

Erzrivalen Saudi-Arabien.<br />

Die beiden Länder<br />

sind in mehrfacher Weise<br />

Gegner. Da ist zum einen<br />

ebenfalls der religiöse<br />

Gegensatz zwischen dem<br />

schiitischen Iran und Siegelbewahrer<br />

der Sunna,<br />

als der sich das Saudi-<br />

Königshaus versteht.<br />

Zum zweiten verkörpern<br />

die beiden Länder den uralten<br />

arabisch-persischen<br />

Konflikt. Zudem ringen<br />

sie beide um die Vorherrschaft<br />

im Nahen Osten<br />

und schließlich ist Saudi<br />

Arabien ein Verbündeter<br />

der USA, was das Land<br />

den Iranern nicht empfiehlt.<br />

Alle diese Streitpunkte<br />

würden im Falle<br />

einer Ausbreitung des<br />

irakischen Krieges verschärft.<br />

11


ISIS: Sprengstoff in Nahost<br />

Ein wenig entwickelt sich ISIS (Islamic State in Irak and<br />

Syria) zu einem Zauberlehrling der USA. Zuerst hatte<br />

Washington, weil man in Libyen ohnehin schon dabei<br />

war, auch in Syrien ein wenig gezündelt und dann, als das<br />

Flämmchen größer wurde, brav mit Geld und Waffen nachgelegt,<br />

damit der Teilzeit-Verbündete al Kaida gut ausgerüstet ist. Jetzt<br />

aber läuft die Sache mehr und mehr aus dem Ruder. Das ist der<br />

zweite Fehlschlag für die USA in Syrien, nachdem Russlands Präsident<br />

Putin mit seiner Lösung des Giftgas-Problems dem US-<br />

Präsidenten Obama seinen Syrien-Krieg vermasselte.<br />

Unterstellt man,<br />

dass, gemäß dem<br />

Yinon-Plan, der die<br />

Marginalisierung<br />

der Nachbarn Israels<br />

vorsieht, nach<br />

dem Irak auch Syrien<br />

in seine Bestandteile<br />

zerlegt<br />

werden sollte, dann<br />

kann Washington<br />

und Jerusalem<br />

nichts ungelegener<br />

kommen als das,<br />

was sich nun anbahnt:<br />

ein islamistischer<br />

Staat von der<br />

Größe Syriens und<br />

des Irak zusammengenommen.<br />

Was den<br />

Irak angeht, so leistet die<br />

Regierung keinen Widerstand,<br />

weil sie machtlos<br />

ist. In Syrien aber ist der<br />

Todfeind der USA, Al<br />

Assad, der einzige, der<br />

den Islamisten die Stirn<br />

bieten kann. Mit einem<br />

Mal erscheint sein Kampf<br />

Flagge des „Islamischen Staates Irak und<br />

Syrien“ (ISIS)<br />

für die USA vorteilhaft.<br />

Was das für die weitere<br />

Versorgung von al-Assads<br />

Feinden in Syrien durch<br />

die USA bedeutet, wird<br />

man sehen.<br />

Die Gefahr, die von der<br />

Entwicklung in der Region<br />

ausgeht, besteht nicht<br />

nur darin, dass sich ein<br />

Von Florian Stumfall<br />

allzu mächtiger<br />

Gottesstaat bilden<br />

kann,<br />

Zündstoff liegt<br />

vor allem auch<br />

im Verhältnis<br />

zu den Nachbarn.<br />

Im Norden<br />

nähert sich<br />

ISIS der türkischen<br />

Grenze,<br />

jenseits liegt<br />

das stets konfliktträchtige<br />

türkische Kurden-Gebiet.<br />

Die<br />

irakischen Kurden<br />

wiederum<br />

halten‘s mit der<br />

Regierung in Bagdad gegen<br />

ISIS, da kann es<br />

sehr schnell zu Übergriffen<br />

kommen. Da aber die<br />

Türkei NATO-Mitgliedsstaat<br />

ist, kann sich dort<br />

jederzeit der Bündnisfall<br />

ergeben, gewollt oder<br />

nicht. In jedem Fall bedeutet<br />

das Krieg, wobei<br />

12


Fortsetzung von Seite 12<br />

man sich daran erinnert, dass auch<br />

deutsche Soldaten mit ihren ältlichen<br />

Patriot-Raketen an dieser Grenze stehen.<br />

Der Iran im Süden ist als das personifizierte<br />

Feindbild Israels ebenfalls<br />

eine Gefahrenquelle erster Klasse. In<br />

Jerusalem gibt es genug Strategen,<br />

die auch ohne die jetzige Zuspitzung<br />

in Nahost immer wieder einem israelischen<br />

Präventivschlag gegen den Iran<br />

das Wort geredet haben. Andererseits<br />

nähern sich gerade in diesen Tagen die<br />

Türkei und der Iran einander vorsichtig<br />

an. Das bedeutet zunächst ein taktisches<br />

Patt.<br />

Ganz anders verhält es sich mit Israel<br />

selbst. Die Entwicklung durch und<br />

um ISIS läuft den elementaren Interessen<br />

des Landes oder dem, was es<br />

dafür hält, völlig zuwider. Da aber, wie<br />

schon öfter zu sehen war, die Geduld<br />

der Entscheidungsträger erschöpflich<br />

ist, kann man nur abwarten wie lange<br />

es dauert, bis die Analysten zu dem<br />

Ergebnis kommen, Israel müsse in das<br />

Geschehen eingreifen. Was daraus folgen<br />

kann, entzieht sich einer heutigen<br />

Lagebeurteilung.<br />

Karte des Iraks und der Levante – jenes Gebietes, welches die ISIS direkt für<br />

sich beansprucht.<br />

13


Irak: Die USA wollen ernten,<br />

was sie gesät haben<br />

Mit britischem Humor, auch dem der schwärzesten Art, ist<br />

nicht zu erklären, was der englische Außenminister<br />

Hague als Erklärung für die Kämpfe im Irak genannt hat:<br />

die Zustände in Syrien seien schuld, die dort „fehlende Regelung“,<br />

was die Gedankenverbindung zu dem ursprünglichen Plan Großbritanniens<br />

und der USA herstellt, die Regierung Assad in Damaskus<br />

mit Waffengewalt zu stürzen. Putin nahm ihnen den Vorwand weg,<br />

jetzt sieht die Welt, so Hagues Unterton, was sie davon hat.<br />

Diese Volte lockt selbst<br />

den sonst zurückhaltenden<br />

russischen Außenminister<br />

Lawrow aus der<br />

Reserve. „Wir wissen“,<br />

sagte er, „dass unsere<br />

englischen Kollegen eine<br />

einmalige Fähigkeit besitzen,<br />

alles zu verdrehen.<br />

Aber einen solchen Zynismus<br />

habe ich nicht einmal<br />

von ihnen erwartet:“<br />

Tatsächlich sollte der Außenminister<br />

Ihrer Majestät<br />

überlegen, ob sich<br />

nicht noch einige Beobachter<br />

des Krieges entsinnen,<br />

mit dem hauptsächlich<br />

die USA und<br />

Großbritannien den Irak<br />

überzogen haben und<br />

daran, dass der Sturz<br />

Saddam Husseins am Anfang<br />

einer sich immer<br />

mehr ausbreitenden Welle<br />

der Gewalt gestanden<br />

hat.<br />

Auch wäre ein zeitlicher<br />

Zusammenhang zu<br />

bedenken: Als sich die<br />

westlichen Alliierten im<br />

Jahre 2011 trotz des<br />

herrschenden Chaos aus<br />

dem Irak zurückzogen –<br />

„Der Krieg ist beendet“ –<br />

wurde kurz darauf der<br />

Aufstand in Syrien angezettelt.<br />

Die islamistische<br />

Infektion konnte schon<br />

wegen der zeitlichen Abfolge<br />

nur vom Irak ausgehen,<br />

soweit sie nicht<br />

von außen nach Syrien<br />

gebracht worden ist. Lawrow<br />

dazu: „Vor elf Jahren<br />

hatte der damalige<br />

US-Präsident (Bush) den<br />

Sieg der Demokratie im<br />

Irak verkündet. Seitdem<br />

verschlimmerte sich die<br />

Lage im Land in geometrischer<br />

Progression.“<br />

Vielleicht war Hagues<br />

verbaler Vorstoß als Entlastung<br />

für einen sehr<br />

hilflosen Obama gedacht.<br />

Die USA beschränkten<br />

sich vorerst auf Hilfszahlungen<br />

für die Regierung<br />

Maliki in Bagdad und erklärten,<br />

sie würden die<br />

Entwicklung „besorgt“<br />

<strong>14</strong><br />

Von Florian Stumfall<br />

beobachten. Die Sprecherin<br />

des Außenamtes versicherte,<br />

ein Eingreifen<br />

der US-Army sei „zum<br />

jetzigen Zeitpunkt“ ausgeschlossen.<br />

Das war am<br />

12. Juni.<br />

Einen Tag später erklärte<br />

Obama, er schließe<br />

ein Eingreifen amerikanischer<br />

Truppen angesichts<br />

der Lage nicht mehr aus.<br />

Der Irak sei ein “Notfall“.<br />

So schnell kann das gehen.<br />

Einen Anknüpfungspunkt<br />

könnte ihm die irakische<br />

Luftwaffe gegeben<br />

haben. Sie hatte sich ermannt,<br />

Widerstand zu<br />

leisten, wobei die USA<br />

zunächst ein bisschen<br />

mitbomben könnten. Das<br />

wäre das bekannte Muster.<br />

Sobald dann das letzte<br />

Mal versichert sein<br />

wird, dass keine Bodentruppen<br />

eingesetzt würden,<br />

kann man diese<br />

dann in Marsch setzen.


US-Arabien-Politik: Irak, Libyen<br />

und Syrien<br />

Das ist das Schicksal, welches die USA dem Irak zugedacht<br />

und mit zwei Kriegen herbeigeführt haben: Das<br />

Land ist zerstört, es herrschen Gewalt und Anarchie,<br />

die Meldungen über Anschläge, die jedes Mal Menschenleben<br />

fordern, reißen nicht ab. Das Volk wird noch lange dafür büßen,<br />

dass sein gestürzter und getöteter ehemaliger Herrscher Saddam<br />

Hussein anders wollte als Washington.<br />

Das sind lediglich Meldungen<br />

vom Pfingstsonntag,<br />

an dem sich die<br />

Deutschen friedlich vom<br />

vorhergehenden Samstag<br />

und den Stunden auf den<br />

verstopften Autobahnen<br />

erholen: In der irakischen<br />

Hauptstadt Bagdad detonieren<br />

mehrere Autobomben,<br />

mindestens 60<br />

Menschen kommen ums<br />

Leben, dutzende weitere<br />

werden verletzt. In der<br />

nordirakischen Stadt<br />

Dschalawla werden zwei<br />

Anschläge kurz hintereinander<br />

verübt, es gibt 17<br />

Tote. In Baqubah geht<br />

eine Autobombe hoch,<br />

kurz darauf sprengt sich<br />

ein Selbstmordattentäter<br />

in einer Menschenmenge<br />

in die Luft. Eine weitere<br />

Autobombe explodiert in<br />

Tikrit. In diesen drei<br />

Städten starben 23 Menschen,<br />

50 wurden verletzt.<br />

Was noch schlimmer<br />

erscheint als diese Meldungen,<br />

ist die Tatsache,<br />

dass die Gewalt weiter<br />

zunimmt. Grob gesagt<br />

sind es die beiden großen<br />

moslemischen Gemeinden,<br />

die Sunniten und die<br />

Schiiten, die sich unbarmherzig<br />

bekämpfen.<br />

In der Regierungszeit von<br />

Saddam Hussein wurden<br />

diese Rivalitäten mit harter<br />

Hand unterdrückt,<br />

aber dafür gab es wenigstens<br />

nicht täglich<br />

Tote, das Land zerbrach<br />

nicht und konnte regiert<br />

werden.<br />

Blickt man auf Libyen,<br />

das ebenfalls von der<br />

NATO zerstört worden ist,<br />

so sieht man ein ähnliches<br />

Bild. Das Land ist<br />

zersplittert in Regionen,<br />

in denen Stammesfürsten<br />

oder Milizen herrschen,<br />

es ist unregierbar geworden<br />

und versinkt in Gewalt<br />

und Chaos.<br />

Nun drängt sich die<br />

Frage auf, wie es sich<br />

denn mit Syrien verhält.<br />

15<br />

Von Florian Stumfall<br />

Es braucht keine Prophetie<br />

um zu sagen, wie die<br />

Zukunft des Landes aussähe,<br />

wenn morgen Präsident<br />

Assad gestürzt<br />

würde. Syrien, das über<br />

Jahrhunderte bis in diese<br />

Tage ein Beispiel für das<br />

friedfertige Zusammenleben<br />

von verschiedensten<br />

Völkern und Religionen<br />

gewesen ist, erlitte dasselbe<br />

Schicksal, dem die<br />

Landesteile bereits ausgeliefert<br />

sind, die von<br />

den verschiedenen Oppositionsgruppen<br />

beherrscht<br />

werden. Und<br />

wieder sind es die USA,<br />

die die Fäden gezogen<br />

haben. Den Propagandakrieg<br />

aber, der helfen soll<br />

die einfachen Zusammenhänge<br />

zu verschleiern,<br />

tragen alle westlichen<br />

Länder mehr oder<br />

weniger mit.


Iran: Einigung beim Atomstreit?<br />

Der Bürgerkrieg im Irak hat Bewegung in die internationalen<br />

Verhandlungen mit dem benachbarten Iran über<br />

dessen Atompolitik gebracht. Teheran leidet seit langem<br />

unter den Wirtschaftssanktionen, die über das Land verhängt<br />

wurden, weil vor allem die USA ihm vorwerfen, es treibe ein militärisches<br />

Atomprogramm voran. Nachdem es über Jahre bei den<br />

Verhandlungen keinen Fortschritt gegeben hat, scheint sich jetzt<br />

der Knoten zu lösen.<br />

Irans Präsident<br />

Hassan Rohani gab die<br />

Neuerung per Fernsehansprache<br />

bekannt: Der<br />

Iran hat sich mit den<br />

Verhandlungspartnern,<br />

den fünf UN-Mächten<br />

mit ständigem Vetorecht,<br />

USA, Großbritannien,<br />

Frankreich, Russland<br />

und China, sowie<br />

Deutschland darüber geeinigt,<br />

wie die Urananreicherung<br />

des Landes<br />

künftig aussehen soll.<br />

Erst vor kurzem hat<br />

der Chef der iranischen<br />

Atomenergiebehörde,<br />

Fereydun Abbasi-Davani,<br />

erklärt, der Iran könne,<br />

sollte es notwendig<br />

sein, Uran auf 50 Prozent<br />

anreichern: „Gegenwärtig<br />

planen wir<br />

nicht, Uran auf mehr als<br />

20 Prozent anzureichen.<br />

Sollte es notwendig<br />

sein, zum Beispiel für einige<br />

Schiffe oder U-Boote,<br />

so kann der Iran<br />

Uran auf 50 Prozent anreichern“,<br />

so Davani.<br />

Auch wenn der Westen<br />

hartnäckig den Vorwurf<br />

aufrechterhält, Teheran<br />

betreibe heimlich ein<br />

Nuklearwaffen-Programm,<br />

wurde das von<br />

iranischer Seite stets<br />

bestritten.<br />

Von Florian Stumfall<br />

Nun also ist die Diplomatie<br />

soweit gediehen,<br />

dass der Entschluss vom<br />

Ende November des<br />

letzten Jahres unterschriftsreif<br />

werden<br />

könnte, der ein Abkommen<br />

vorsieht, in dem<br />

der Iran auf den Bau<br />

von Kernwaffen verzichtet.<br />

Das Abkommen soll<br />

bis zum 20. Juli vorliegen.<br />

Nach einer Unterzeichnung<br />

würden alle<br />

gegen den Iran wirksamen<br />

Sanktionen aufgehoben.<br />

Präsident Rohani<br />

hatte bereits früher erklärt,<br />

dass der Iran alles<br />

nur mögliche tun werde,<br />

damit das Abkommen<br />

zustande komme.<br />

Dass nach jahrelangem<br />

Streit die Sache<br />

jetzt doch zu einem<br />

Ende kommen kann, ist<br />

zum guten Teil der Lage<br />

im Irak zu verdanken.<br />

Die USA wissen, dass sie<br />

und Teheran hierbei<br />

ähnliche Interessen verfolgen,<br />

jedenfalls zunächst<br />

und in Grobzeichnung.<br />

Und was<br />

Irans Atomprogramm<br />

angeht: Hätte das Land<br />

wirklich Kernwaffen haben<br />

wollen, so hätte es<br />

solche, wie heutzutage<br />

jede liquide Terrororganisation,<br />

längst auf dem<br />

schwarzen Markt kaufen<br />

können.<br />

16


Will Kiew einen Krieg mit<br />

Russland provozieren?<br />

Grenzverletzungen, unbelegbare Anschuldigungen, ethnisch<br />

bezogener Hass und nun auch wüste Beleidigungen<br />

gegenüber Russlands Präsidenten Wladimir Putin<br />

durch den ukrainischen Außenminister Deschizja – an Provokationen<br />

aus Kiew gegenüber Russland mangelt es derzeit absolut<br />

nicht. Doch um Rabatte bei den Gaspreisen betteln ist immer<br />

noch drin.<br />

Panzer der ukrainischen<br />

Armee drangen<br />

kürzlich auf russisches<br />

Territorium vor, ebenso<br />

Kampfflugzeuge und Militärhubschrauber.<br />

Dies<br />

war die Kiewer Antwort<br />

darauf, dass Russland<br />

dem Drängen der NATO<br />

auf einen umfangreichen<br />

Truppenabzug an der<br />

Grenze zur Ukraine nachgegeben<br />

hat. Das russische<br />

Außenministerium<br />

teilte nun mit, dass Russland<br />

alle notwendigen<br />

Maßnahmen ergreifen<br />

werde, um weitere Verletzungen<br />

der russischen<br />

Grenze durch die Ukraine<br />

zu unterbinden. Indessen<br />

forderte der Gouverneur<br />

von Dnepropetrowsk,<br />

Igor Kolomoisky, dass die<br />

Ukraine die Grenze zu<br />

Russland mit elektrischen<br />

17<br />

Von Marco Maier<br />

Zäunen und Landminen<br />

absichern solle.<br />

Ebenso beschuldigt<br />

man in Kiew regelmäßig<br />

die russische Regierung,<br />

sie würde die Volksmilizen<br />

im Südosten der<br />

Ukraine militärisch unterstützen,<br />

obwohl sich diese<br />

nicht auf diesen<br />

Schritt einlassen würde<br />

da die Risiken einer direkten<br />

militärischen In-


Ein ukrainischer Posten. Bild: Ukrainisches Verteidigungsministerium.<br />

tervention viel zu groß<br />

sind. Wenn nämlich Russland<br />

Truppen nach Donezk<br />

und Lugansk schicken<br />

würde um die Gegner<br />

der nationalistischen<br />

Führung in Kiew zu unterstützen,<br />

könnte dies<br />

zu einem Krieg führen,<br />

den Moskau garantiert<br />

nicht will.<br />

Weiters findet durch<br />

die Vertreter der ukrainischen<br />

Interimsregierung<br />

eine Aufstachelung zum<br />

ethnischen Hass statt, indem<br />

immer wieder gegen<br />

"die Russen" und "die<br />

Moskali" gehetzt wird. Als<br />

beim Pogrom von Odessa<br />

(bei dem Kolomoisky<br />

wohl eine Rolle spielte)<br />

über 100 Menschen vom<br />

aufgestachelten Mob<br />

grausam ermordet wurden,<br />

jubelten nicht wenige<br />

Vertreter der Kiewer<br />

Junta und Parlamentsabgeordnete.<br />

Auch der<br />

Krieg gegen die eigene<br />

Bevölkerung wird von der<br />

neuen politischen Führung<br />

und deren Handlanger<br />

weiter vorangetrieben.<br />

Spekuliert man in<br />

Kiew vielleicht sogar darauf,<br />

dass Präsident Putin<br />

sein Bekenntnis zur<br />

Schutzmacht Russlands<br />

für alle Russen außerhalb<br />

des russischen Territoriums<br />

in die Tat umsetzt?<br />

Nun erfolgte die nächste<br />

Provokation aus Kiew,<br />

als der ukrainische Außenminister<br />

Andrej Deschizja<br />

vor der russischen<br />

Botschaft in Kiew Präsident<br />

Putin vor laufenden<br />

Kameras mit übelsten<br />

vulgären Ausdrücken beschimpfte<br />

– um danach<br />

ungeniert um Preisrabatte<br />

beim Gas zu betteln.<br />

Und das ist jener Regierungsvertreter,<br />

der sozusagen<br />

das Gesicht der<br />

Ukraine im Ausland darstellt.<br />

Beinahe könnte man<br />

anhand des Gesamtbildes<br />

meinen, dass die Kiewer<br />

Oligarchenriege einen<br />

Krieg mit Russland provozieren<br />

möchte. Anders<br />

sind derartige Entgleisungen<br />

kaum erklärbar. Beschämend<br />

ist es, dass<br />

diese Truppe auch noch<br />

von der EU und den USA<br />

unterstützt wird, wodurch<br />

sich diese in ihren Taten<br />

auch noch bestätigt fühlen<br />

das Richtige zu tun.<br />

18


NATO-Rasmussen: Ukraine muss<br />

Russland als Feind betrachten<br />

Rasmussen lässt mit folgender Erklärung aufhorchen:<br />

Die NATO bereitet eine Paketlösung vor, um die<br />

ukrainische Armee aufzustocken. Dies ist notwendig,<br />

da die Ukraine sich darauf einstellen muss, Russland als ihren<br />

Feind zu betrachten. So der scheidende Chef des Militärbündnisses.<br />

Das Vorhaben dieser<br />

militärischen Paketlösung<br />

werde den<br />

Außenministern der<br />

NATO-Mitgliedstaaten<br />

noch diesen Monat<br />

unterbreitet. So Rasmussen<br />

in einem Interview<br />

für die Zeitung<br />

„El Pais“. Er<br />

lehnte es jedoch ab,<br />

auf Details einzugehen,<br />

äußerte jedoch,<br />

mit diesem Paket<br />

werde die Verteidigungsindustrie<br />

sowie die<br />

Reform und Modernisierung<br />

der ukrainischen Armee<br />

unterstützt. Für ihn<br />

gilt Russland inzwischen<br />

wohl schon als Feindstaat.<br />

Das Bündnis könne<br />

ebenso die Zusammenarbeit<br />

auf den Gebiet der<br />

Militärübungen vereinfachen,<br />

obgleich es jedem<br />

Mitgliedsstaat der NATO<br />

selbst obliegt zu entscheiden,<br />

welche Übungen<br />

er in der Ukraine abhält.<br />

„Wir müssen der<br />

Tatsache Rechnung tragen,<br />

dass Russland uns<br />

jetzt als seinen Gegner<br />

ansieht“, erklärte Rasmussen.<br />

Die Hilfe, welche<br />

die NATO der Ukraine zu<br />

gewähren beabsichtigt<br />

erfolgt aufgrund der Tatsache,<br />

dass das ukrainische<br />

Militär in der blutigen<br />

Zerschlagung der abtrünnigen<br />

östlichen Regionen<br />

eingesetzt wird, in<br />

denen lokale Milizen die<br />

Bevölkerung vor täglichem<br />

Artilleriebeschuss<br />

und Luftangriffen schützen.<br />

19<br />

Von Daniela Disterheft<br />

NATO-Generalsekretär Rasmussen unter US-Soldaten.<br />

Bild: Flickr / ISAFMedia CC-BY 2.0<br />

Kiew betrachtet diese<br />

Milizen als von Russland<br />

unterstützte Terroristen<br />

und weigert sich, in irgendeiner<br />

Form mit diesen<br />

zu verhandeln. Die<br />

NATO teilt diese Sichtweise<br />

und beschuldigt Russland,<br />

schwere Waffen<br />

über die ukrainische<br />

Grenze in die Ukraine<br />

selbst einzuführen, auch<br />

wenn für ein solches Vorgehen<br />

noch keinerlei Beweise<br />

vorliegen.


Jazenjuk will Untermenschen<br />

auslöschen<br />

Nicht ich bin es, die vielleicht zu viel getrunken hat<br />

und solche Statements absondert. Nein, das ist<br />

glasklar die Absicht des ukrainischen Premiers, die<br />

man auch so auf der Internetseite der ukrainischen Botschaft<br />

in den USA nachlesen konnte – bis es ausgebessert<br />

wurde.<br />

"Wir werden unserer<br />

Helden gedenken, indem<br />

wir unser Land<br />

vom Übel reinigen. Wir<br />

verneigen uns vor unseren<br />

Helden, die ihr<br />

Leben für ihr Land gegeben<br />

haben um zu<br />

verhindern, dass der<br />

Krieg in ein jedes unserer<br />

Häuser Einzug<br />

hält", erklärte der Premierminister<br />

der Ukraine,<br />

Arsenij Jazenjuk,<br />

anlässlich seiner Beileidsbekundungen<br />

für<br />

die für die Familien und<br />

Freunde der Militärangehörigen,<br />

die letzte<br />

Nacht nahe Lugansk<br />

getötet wurden. "Sie<br />

verloren ihr Leben, weil<br />

sie Frauen, Kinder und<br />

Alte, die sich der der<br />

Gefahr ausgesetzt sahen,<br />

von Eindringlingen<br />

sowie Untermenschen,<br />

welche von ihnen finanziert<br />

werden, getötet<br />

zu werden."<br />

20<br />

Von Daniela Disterheft<br />

"Als erstes werden<br />

wir unsere Helden ehren,<br />

indem wir diejenigen<br />

auslöschen, die<br />

diese Männer töteten.<br />

Als nächstes reinigen<br />

wir unser Land vom<br />

Übel“, sagte er. Arsenij<br />

Jazenjuk versicherte,<br />

dass die Ukraine sich<br />

um die Familien und<br />

deren nahestehenden<br />

Angehörigen kümmern<br />

werde.<br />

Inzwischen ließ er<br />

das Wort "subhumans"<br />

(Untermenschen) durch<br />

"inhumans" (Unhumane)<br />

ersetzen, da er sich


der Symbolkraft eines Wortes, welches insbesondere durch die Nationalsozialisten<br />

verwendet wurde, offenbar klar geworden ist. Vor allem<br />

der "Shitstorm" in den Social-Media-Kanälen dürfte dazu beigetragen<br />

haben.<br />

Allerdings sollte es den Menschen nun langsam dämmern, wessen<br />

Geistes Kind von der EU und den USA unterstützt wird: eine nationalistische<br />

Regierung die mit der Verwendung von NS-Begriffen kein Problem<br />

hat.<br />

21


Ukraine: Eine Armee am Limit<br />

Nicht, dass die ukrainische Armee nur an der Front im<br />

Südosten des eigenen Landes kämpfen würde – eine<br />

andere Trennlinie geht durch die Streitkräfte selbst. So<br />

sind dieser Tage 212 Offiziere der ukrainischen „Weltraumtruppen“<br />

entlassen worden, die ein Unterabteilung der Luftabwehr<br />

darstellen. Der Übergangspräsident Turtschinow hatte zu Anfang<br />

Mai die teilweise Mobilmachung in allen 24 Regionen des Landes<br />

ausgerufen, jene Offiziere aber hatten sich nicht bei den Sammelpunkten<br />

eingefunden.<br />

Ohne Frage ist das Desertion,<br />

aber es bedarf<br />

ebenso fraglos der Erklärung,<br />

warum zum selben<br />

Zeitpunkt sechs Oberste,<br />

91 Oberstleutnante, 105<br />

Majore und zehn Hauptleute<br />

den Befehl verweigern.<br />

Es erscheint nicht<br />

unzulässig, den Vorfall<br />

mit einem anderen Ereignis<br />

vom Mai in Zusammenhang<br />

zu bringen. Damals<br />

wurden drei stellvertretende<br />

Verteidigungsminister<br />

zugleich<br />

entlassen.<br />

Ein anonymer Mitarbeiter<br />

des Rates für Nationale<br />

Sicherheit und Verteidigung<br />

erklärte das der<br />

russischen Agentur RIA<br />

Novosti: „Ein Großteil der<br />

Generäle und Offiziere<br />

des Verteidigungsministeriums<br />

der Ukraine ist gegen<br />

die Politik der gegenwärtigen<br />

Machthaber in<br />

Kiew, die sich auf radikale<br />

nationalistische Organisationen<br />

stützen und<br />

auf den Bruch der gutnachbarlichen<br />

Beziehungen<br />

zu Russland orientiert<br />

sind. Den entlassenen<br />

Vizeverteidigungsministern<br />

Alexander Olijnyk,<br />

Wladimir Moscharowski<br />

und Arturo Franzisko Babenko<br />

wurde ‚Unentschlossenheit‘<br />

bei den Februar-Ereignissen<br />

in Kiew<br />

sowie ‚politische Inkorrektheit‘<br />

vorgeworfen: sie<br />

hatten sich bei Treffen<br />

und Beratungen mit der<br />

Landesführung und dem<br />

Verteidigungsminister<br />

skeptisch gegenüber Plänen<br />

geäußert, Armee und<br />

Flotte zur Zähmung südlicher<br />

und östlicher Gebiete<br />

der Ukraine einzusetzen.“<br />

Stellt die Kampfmoral<br />

eine Voraussetzung für<br />

die Leistungsfähigkeit einer<br />

Truppe dar, so ist die<br />

ukrainische Armee an ihren<br />

Grenzen angelangt.<br />

22<br />

Von Florian Stumfall<br />

Die Ukraine habe ihre<br />

menschlichen und materiellen<br />

Ressourcen für die<br />

Fortsetzung der „Antiterroristischen<br />

Operation“<br />

ausgeschöpft, schreibt<br />

die „Nesawissimaja Gaseta“.<br />

Die Mehrzahl der Soldaten<br />

und Offiziere wolle<br />

nicht gegen Mitbürger<br />

kämpfen, so das Blatt.<br />

„Deshalb nehmen hauptsächlich<br />

die Nationalgarde<br />

und Söldnerbataillone<br />

der territorialen Verteidigung<br />

an den Kampfhandlungen<br />

teil.“<br />

Der anonyme Informant<br />

von RIA Novosti<br />

hatte auch angedeutet,<br />

dass die Entlassungen<br />

der Vizeminister die gegenteilige<br />

als die erwünschte<br />

Wirkung haben<br />

könnten. Die Befehlsverweigerung<br />

der 212 Offiziere<br />

gibt ihm darin vollkommen<br />

recht.


Ukraine: der Psycho-Krieg im<br />

Hintergrund<br />

Der chinesische Stratege und Philosoph Sun Tsu benannte<br />

im sechsten Jahrhundert v. Chr. sieben<br />

Grundfragen der militärischen Taktik. Eine, die er<br />

als gleichbedeutend mit der nach der Stärke der gegnerischen<br />

Armee bezeichnete, war: „Welcher der beiden Herrscher<br />

handelt im Gleichklang mit dem Gesetz der Moral?“<br />

Spätestens seit damals suchen Gegner einander ins Unrecht<br />

zu setzen, ganz besonders heute im Medienzeitalter, wo<br />

wichtiger ist, wie etwas aussieht, als wie es ist.<br />

Der Westen, so die<br />

Ansicht des russischen<br />

Politologen Fjodor Lukjanow,<br />

will Russland in<br />

einen Krieg gegen die<br />

Ukraine ziehen. Die Absicht,<br />

dadurch Russland<br />

ins Unrecht zu setzen,<br />

ist unverkennbar,<br />

schließlich wird Moskau<br />

und insbesondere dem<br />

Präsidenten Putin bereits<br />

jetzt angelastet,<br />

dass Kiew im Osten der<br />

Ukraine Krieg führt.<br />

Würde es angesichts der<br />

Bombardierung der<br />

Städte Donezk, Slawjansk<br />

oder Lugansk für<br />

Russland unausweichlich,<br />

dagegen militärisch<br />

vorzugehen, so könnten<br />

die Propagandisten von<br />

Washington bis Warschau<br />

nicht nur die<br />

Pressekommentare,<br />

sondern auch die Aufsätze<br />

für die Geschichtsbücher<br />

fertig aus den<br />

Schubladen ziehen.<br />

„Das Streben des<br />

Westens, Russland zu<br />

einem Einmarsch zu bewegen“,<br />

so Lukjanow,<br />

der Chef des Präsidiums<br />

des Rates für Außenund<br />

Verteidigungspolitik,<br />

„geht auf mehrere Momente<br />

zurück. Erstens,<br />

würde dies für Russland<br />

23<br />

Von Florian Stumfall<br />

Ukraines Interims-Premier Arsenij Jazenjuk mit<br />

US-Vizepräsident Joe Biden.<br />

viele Probleme in der<br />

Region schaffen, weil die<br />

Reaktion dort nicht so<br />

eindeutig sein würde wie<br />

auf der Krim. Zweitens<br />

würde dies den Weg zur<br />

Anwendung des gesamten<br />

Spektrums des wirtschaftlichen<br />

Drucks eröffnen.“


Auch der Präsidentenberater Sergej<br />

Glasjew vertritt eine reziproke<br />

Auffassung. Nach seiner Meinung<br />

treiben die USA die Ukraine „absolut<br />

hart, beharrlich und konsequent zu<br />

einem Krieg gegen Russland“. Ziel<br />

der neuen ukrainischen Präsidenten<br />

Poroschenko sei „ein Krieg gegen<br />

Russland, weil sich die Krim auf eine<br />

andere Weise nicht zurückholen<br />

lässt. Die Amerikaner und ihre Handlanger<br />

in Kiew haben Kurs auf eine<br />

Militarisierung und die Bildung eines<br />

diktatorischen Nazi-Regimes sowie<br />

auf eine totale Mobilisierung der Bevölkerung<br />

gegen Russland eingeschlagen“,<br />

so Glasjew.<br />

Natürlich sind die Russen Lukanjow<br />

und Glasjew nicht neutral. Das heißt<br />

aber keineswegs, dass sie Unrecht<br />

haben. Um das zu beurteilen ist es<br />

notwendig, die Plausibilität dessen,<br />

was sie sagen, und die Frage zu prüfen,<br />

ob man damit die Ereignisse erklären<br />

kann. Unabhängig davon,<br />

dass die Ukraine massiv aufrüstet,<br />

meint Lukjanow, dass eine militärische<br />

Einmischung sowohl für Russland<br />

als auch für die ukrainischen<br />

Territorien kontraproduktiv wäre, auf<br />

denen der Konflikt im Gange ist. Zugleich<br />

könne sich Russland eine militärische<br />

Niederschlagung der „Volksrepubliken“<br />

in der Ukraine nicht leisten.<br />

„Russland muss diesen engen<br />

Pfad, den es heute geht, weiter gehen“,<br />

sagte er. „Man muss in die<br />

Phase zurückkehren, als der politische<br />

Druck auf Kiew stärker war als<br />

heute.“<br />

24


Die Entdollarisierung der<br />

russischen Wirtschaft schreitet<br />

voran<br />

Wer auf Sanktionen und undiplomatisches Verhalten<br />

setzt, muss unter Umständen mit entsprechenden<br />

Konsequenzen rechnen. Was bei weltwirtschaftlich<br />

eher unbedeutenden Ländern kaum Rückwirkungen hat, entpuppt<br />

sich bei Russland als ökonomischer Bumerang. Insbesondere<br />

für die USA.<br />

Wenn die Sanktionen<br />

gegen Russland eine Wirkung<br />

haben, dann jene<br />

der zunehmenden Entdollarisierung.<br />

Zählte die<br />

US-Währung viele Jahre<br />

als wichtigste Währung<br />

im Außenhandel, führen<br />

die westlichen Sanktionen<br />

zu einer verständlichen<br />

Gegenreaktion. Insbesondere<br />

mit jenen Ländern<br />

die immer wieder<br />

Ziel feindseliger Handlungen<br />

durch die USA und<br />

deren Vasallen sind, ergeben<br />

sich neue wirtschaftliche<br />

und finanzielle<br />

Perspektiven.<br />

So streben inzwischen<br />

immer mehr russische<br />

Unternehmen die Abwicklung<br />

der Auslandgeschäfte<br />

im asiatischen Raum in<br />

den jeweiligen Landeswährungen<br />

an. Gegenüber<br />

der Financial Times<br />

sagte Pavel Teplukhin,<br />

Chef der Deutschen Bank<br />

in Russland: "In den letzten<br />

Wochen gab es auf<br />

dem Markt ein signifikantes<br />

Interesse der großen<br />

russischen Unternehmen,<br />

verschiedene Produkte in<br />

Renminbi und anderen<br />

asiatischen Währungen<br />

zu starten und Bankkonten<br />

in den asiatischen<br />

Ländern zu eröffnen."<br />

25<br />

Von Marco Maier<br />

Neben dem chinesischen<br />

Renminbi Yuan<br />

sind hierbei vor allem der<br />

Hongkong-Dollar und der<br />

Singapur-Dollar im Gespräch.<br />

Damit möchte<br />

sich die russische Wirtschaft<br />

angesichts der<br />

Sanktionen des Westens<br />

und der verstärkten Konzentration<br />

auf die asiatischen<br />

Märkte besser absichern.<br />

Diese währungstechnische<br />

Diversifizierung,<br />

die auch von China<br />

betrieben wird, sorgt für<br />

eine Stärkung der jeweiligen<br />

Landeswährungen<br />

und kann den US-Dollar<br />

etwas unter Druck setzen,<br />

der nur durch seine<br />

Rolle als Welthandelswährung<br />

überhaupt noch<br />

einen Wert besitzt.<br />

Zwar besteht dadurch<br />

ein größeres Risiko hinsichtlich<br />

der Wechselkursschwankungen,<br />

doch<br />

dass der US-Dollar alles<br />

andere als wertbeständig<br />

ist, zeigt sich allein schon<br />

am Wechselkurs zur D-<br />

Mark. Und das, obwohl<br />

auch die deutsche Währung<br />

teilweise recht hohe<br />

Inflationsraten aufwies.<br />

Längerfristig dürfte der<br />

Handel in den jeweiligen<br />

Landeswährungen jedoch<br />

dazu führen, dass diese<br />

deutlich stabiler werden,<br />

was die Kalkulation der<br />

Unternehmen vereinfacht.<br />

Es scheint jedoch,<br />

als ob im Weltwährungssystem<br />

ein neues Zeitalter<br />

angebrochen ist und<br />

dem US-Dollar das<br />

Schicksal des Britischen<br />

Pfunds und aller anderer<br />

früherer Weltwährungen<br />

blüht.


EU befiehlt South-Stream-<br />

Baustopp – US-Wünsche erfüllt?<br />

Die Gas-Pipeline „South Stream“ ist konzipiert, Erdgas aus<br />

Südrussland unter dem Schwarzen Meer hindurch nach<br />

Europa zu führen. Dabei spielt Bulgarien eine zentrale<br />

Rolle. Dort landet die Leitung an und teilt sich in zwei Äste, einer<br />

führt durch Serbien und Ungarn und, mit einem anderen Zweig,<br />

durch Slowenien nach Österreich. Der zweite Ast führt von Bulgarien<br />

über Griechenland durch die Straße von Otranto nach Süditalien.<br />

So die Planung. Derzeit aber sind die Bauarbeiten unterbrochen.<br />

Wenn die EU-Kommission<br />

Anweisungen gibt,<br />

so muss sie mit keinem<br />

Widerspruch rechnen. So<br />

hat Bulgariens Regierungschef<br />

Orescharski in<br />

Willfährigkeit gegenüber<br />

Brüssel verkündet: „Im<br />

Zusammenhang mit einer<br />

Anfrage von der EU-Kommission<br />

stellen wir die Arbeiten<br />

an dem Projekt<br />

ein.“ Auch wenn man die<br />

Höflichkeit aufbringt, von<br />

einer „Anfrage“ zu sprechen:<br />

das System von<br />

Befehl und Gehorsam arbeitet<br />

reibungslos, denn<br />

die EU hat Sofia natürlich<br />

ein offizielles Schreiben<br />

mit der entsprechenden<br />

Aufforderung zukommen<br />

lassen. Allerdings hat die<br />

Höflichkeit nicht soweit<br />

gereicht, dass man das<br />

Energieministerium in<br />

Moskau von dem Baustopp<br />

benachrichtigt hätte.<br />

Nur kurz bevor Orescharski<br />

die Nachricht bekanntgab,<br />

hatten US-Senator<br />

John McCain, Anwärter<br />

auf den Titel des<br />

größten Kriegstreibers in<br />

Washington, und andere<br />

Senatoren Bulgarien besucht.<br />

Ein Schelm, der in<br />

Sachen South-Stream-<br />

Baustopp auf den nicht<br />

nur zeitlichen Zusammenhang<br />

mit diesem Besuch<br />

verweist.<br />

Der Grund für die Maßnahme<br />

ist mit peinlicher<br />

Einfachheit zu erkennen.<br />

Bislang geht der Großteil<br />

des russischen Erdgases<br />

seinen Weg nach Europa<br />

durch die Ukraine. Das ist<br />

derzeit natürlich von hoher<br />

politischer Brisanz.<br />

Daher möchte Washington<br />

verhindern, dass<br />

durch das South-Stream-<br />

Projekt eine Entspannung<br />

bei möglichen Risiken des<br />

Gas-Transportes eintritt.<br />

Ob Europa genügend<br />

26<br />

Von Florian Stumfall<br />

Energie hat, ist den Yankees<br />

egal, aber sie wollen<br />

ihr Erpressungs-Potential<br />

gegenüber Russland nicht<br />

vermindert sehen. Denn<br />

ebenso wie die EU-Staaten<br />

gegenüber Brüssel<br />

ihre Selbständigkeit eingebüßt<br />

haben, so pflegt<br />

Brüssel gegenüber Washington<br />

Botmäßigkeit zu<br />

üben.<br />

Im weiteren Verlauf ist<br />

von den USA offenbar der<br />

EU die Rolle des Vollstreckers<br />

zugedacht. Das<br />

gilt auch für die Ausrede,<br />

die der Baustopp<br />

braucht: Der EU-Vertreter<br />

Kolombani lässt wissen,<br />

die Kommission verdächtige<br />

Bulgarien, bei der<br />

Ausschreibung des Baus<br />

russische Bewerber begünstigt<br />

zu haben. Wahrscheinlich<br />

war es auch<br />

dieser Verdacht, der Mc-<br />

Cain vom Potomac auf<br />

den fernen Balkan getrieben<br />

hat.


Russlands Aufstieg unter<br />

Präsident Putin<br />

Nicht nur außenpolitisch hat Russland in den letzten Jahren<br />

deutlich an Gewicht gewonnen, auch im Inneren<br />

zeigen sich deutliche Fortschritte bei der wirtschaftlichen<br />

und politischen Entwicklung. Erlebte das Land unter Jelzin<br />

einen jähen Absturz, so verhalf die Regierung Wladimir Putins<br />

der russischen Wirtschaft zu neuer Stärke. Eine kleine Übersicht<br />

auf zwei Seiten über die letzten <strong>14</strong> Jahre, in denen Wladimir Putin<br />

die Entwicklung Russlands prägte.<br />

Von Marco Maier<br />

Bild: Präsident Putin beim Wirtschaftsforum in St. Petersburg. Bildquelle: Kreml<br />

Das gewaltige Land,<br />

welches sich von der Pazifikküste<br />

bis ins östliche<br />

Europa erstreckt, musste<br />

nach dem Zerfall der Sowjetunion<br />

große Zäsuren<br />

auf sich nehmen. Insbesondere<br />

während der<br />

Amtszeit Boris Jelzins<br />

vollzog sich eine wirtschaftliche<br />

180-Grad-Wende<br />

vom Kommunismus<br />

zum Kapitalismus,<br />

der die russische Wirtschaft<br />

in die Hände der<br />

Oligarchen trieb und das<br />

Land beinahe in den Abgrund.<br />

Erst beinahe 10<br />

Jahre nach dem Ende der<br />

UdSSR schien sich die<br />

wirtschaftliche Lage auf<br />

27


einem extrem niedrigem<br />

Niveau zu stabilisieren.<br />

Jelzin trat im richtigen<br />

Augenblick zurück, um<br />

mit Putin den richtigen<br />

Nachfolger an die Spitze<br />

der Nation zu setzen.<br />

Als im Jahr 2000 Wladimir<br />

Putin das Präsidentenamt<br />

übernahm, "erbte"<br />

er ein ruiniertes Land,<br />

in dem sich eine kleine<br />

Minderheit an einflussreichen<br />

Oligarchen das Land<br />

aufgeteilt hatte. Korruption,<br />

Misswirtschaft und<br />

die Bereicherung weniger<br />

Eliten auf Kosten der Bevölkerung<br />

prägten das<br />

Land. Doch Putin griff<br />

hart durch und entmachtete<br />

zumindest die<br />

schlimmsten dieser Oligarchen.<br />

Wer ihm vorwirft,<br />

nicht die komplette Oligarchie<br />

"abgesägt" zu haben<br />

vergisst, dass man<br />

nicht einfach so dutzende<br />

einflussreiche Milliardäre<br />

verprellen kann, ohne<br />

eine Revolution zu riskieren.<br />

Ganz zu schweigen<br />

davon, dass nicht jeder<br />

dieser Unternehmer ein<br />

schlechter Mensch ist,<br />

nur weil sie sich als geschäftstüchtig<br />

erwiesen<br />

haben.<br />

28<br />

Vergleicht man die Jelzin-Ära<br />

mit jener Putins<br />

(siehe Grafiken, welche<br />

die Entwicklung Russlands<br />

mit jener der EU<br />

vergleichen), so zeigt<br />

sich deutlich, welche<br />

großen Fortschritte das<br />

Land trotz der Delle infolge<br />

der globalen Wirtschafts-<br />

und Finanzkrise<br />

2008/2009 machte. Erfolgreich<br />

wirkte sich die<br />

neue russische Wirtschaftspolitik<br />

nicht nur<br />

auf das allgemeine Wirtschaftswachstum<br />

aus,<br />

sondern ebenso auf die<br />

Beschäftigungszahlen<br />

und Löhne. Wenngleich<br />

es – bedingt durch die<br />

unvorstellbare Größe des<br />

Landes – nach wie vor<br />

Regionen gibt, die einen<br />

großen Aufholbedarf haben,<br />

so zeigt sich in den<br />

Infrastruktur-Investitionsplänen<br />

der russischen<br />

Regierung, dass auch<br />

dies in Angriff genommen<br />

wird.<br />

Über kurz oder lang<br />

wird das größte Land der<br />

Erde wirtschaftlich deutlich<br />

an das westeuropäische<br />

Niveau aufschließen<br />

können. Insbesondere,<br />

wenn es Russland<br />

schafft, einen gesunden<br />

Mittelstand als wirtschaft-


liches Rückgrat der russischen<br />

Wirtschaft zu etablieren,<br />

um nicht mehr<br />

Rohstoffe zu exportieren<br />

und Fertigprodukte zu<br />

importieren, sondern die<br />

gewerbliche und industrielle<br />

Wertschöpfung im eigenen<br />

Land zu halten.<br />

Damit sinkt auch die Abhängigkeit<br />

Russlands von<br />

den Rohstoffpreisen und<br />

den globalen wirtschaftlichen<br />

Entwicklungen.<br />

Im Gegensatz zu den<br />

EU-Staaten und den USA<br />

hat Russland zudem<br />

einen weiteren Vorteil,<br />

29


der sich auch längerfristig<br />

positiv auf die gesamtstaatliche<br />

Entwicklung<br />

auswirkt: die niedrige<br />

Staatsverschuldung.<br />

Während nämlich insbesondere<br />

die USA, aber<br />

auch die Europäische<br />

Union in Sachen Schulden<br />

nicht aus dem Sumpf<br />

kommen, sorgte Wladimir<br />

Putin für eine weitgehende<br />

Entschuldung Russlands,<br />

die nur im Zuge<br />

der Begrenzung der negativen<br />

Auswirkungen<br />

der Wirtschafts- und Finanzkrise<br />

2008/2009<br />

30


stoppte. Dennoch können<br />

die westlichen Staaten<br />

von einer solch niedrigen<br />

Staatsschuldenquote nur<br />

träumen.<br />

Ähnlich sieht es bei<br />

den Gold- und Devisenreserven<br />

aus, die unter der<br />

Führung Wladimir Putins<br />

geradezu explodierten.<br />

Mit diesem Sicherheitspolster<br />

ausgerüstet, kann<br />

Russland auch kommende<br />

Dellen in der globalen<br />

Ökonomie eher ausgleichen<br />

als die geradezu<br />

hoffnungslos überschuldeten<br />

Staaten im Westen.<br />

Vielleicht ist dieses<br />

Gesamtpaket aus Rohstoffreichtum,<br />

niedriger<br />

Verschuldung, sowie<br />

großen finanziellen Reserven<br />

auch mit ein<br />

Grund dafür, weshalb das<br />

stolze Russland derart<br />

angefeindet wird. Wenngleich<br />

es wirtschaftlich<br />

noch einen großen Aufholbedarf<br />

hat, so führt<br />

die sorgfältige Planung<br />

der russischen Regierung<br />

offenbar zu großem Neid<br />

in jenen Staaten, die sich<br />

ihren scheinbaren wirtschaftlichen<br />

Wohlstand<br />

lediglich auf Kredit finanziert<br />

haben, und nun an<br />

den Zinskosten zu ersticken<br />

drohen – sollten<br />

diese jemals wieder auf<br />

ein normales Niveau ansteigen.<br />

Das Gefühl, dass es<br />

mit dem Land stetig<br />

bergauf geht, sorgt für<br />

hohe Popularitätswerte<br />

Putins bei der russischen<br />

Bevölkerung. Innenpolitische<br />

Konsequenz und außenpolitische<br />

Stärke, sowie<br />

die grundsätzliche<br />

Politische Linie, wonach<br />

er als Präsident in erster<br />

Linie das Beste für sein<br />

Volk herausholen muss,<br />

sind dabei Putins Erfolgsrezept.<br />

Die Menschen in<br />

der EU und den USA hingegen<br />

haben immer<br />

mehr das Gefühl, dass<br />

sich ihre Politiker einen<br />

Dreck um das Wohlergehen<br />

ihrer Völker sorgen,<br />

sondern lediglich im Interesse<br />

von Lobbyorganisationen<br />

und politischen<br />

Elitezirkeln handeln. Ist<br />

es vielleicht genau das,<br />

was Putin so gefährlich<br />

für die hiesige Politkaste<br />

macht?<br />

31


Ukraine: Der politische Pakt des<br />

Westens mit den Teufeln in Kiew<br />

Noch vor wenigen Jahren als in Österreich mit der FPÖ<br />

eine Rechtspartei an der Regierung beteiligt war, hagelte<br />

es von der EU Drohungen und Sanktionen. Heute<br />

lassen sich Europas Spitzenpolitiker mit ukrainischen Politikern<br />

ablichten, die Soldaten, Söldner und die ukrainische SA in Form<br />

der sogenannten "Nationalgarde" auf die eigene Bevölkerung<br />

hetzen.<br />

Offenbar hat man auf<br />

politischer Ebene innerhalb<br />

der Europäischen<br />

Union inzwischen längst<br />

jeden Sinn für die Realität<br />

verloren. Insbesondere<br />

im Fall der Ukraine, in<br />

dem sämtliche essentiellen<br />

Fakten ignoriert werden<br />

und es an massiven<br />

Beschönigungen nicht<br />

mangelt. Die politische<br />

Abhängigkeit gegenüber<br />

den USA führt dazu, dass<br />

die transatlantische Droge<br />

die Sinne der Politiker<br />

vernebelt wie das Heroin<br />

jene der Junkies.<br />

Wie kann man hier in<br />

der Europäischen Union<br />

eine Übergangsregierung<br />

in der Ukraine mit allen<br />

möglichen Mitteln unterstützen,<br />

in der drei Minister<br />

– darunter der stellvertretende<br />

Ministerpräsident<br />

- Mitglieder der<br />

Swoboda, einer offen<br />

neonazistischen Partei,<br />

sind die sogar mit Hakenkreuzfahnen<br />

und SS-Emblemen<br />

aufmarschiert?<br />

Sogar der Generalstaatsanwalt,<br />

Oleh Machnitzkyj,<br />

ist Mitglied der Swoboda.<br />

Weitere parteilose Minister<br />

sympathisieren zumindest<br />

mit der Partei.<br />

Was ist mit dem Credo,<br />

wonach politische und<br />

ethnische Verfolgung verurteilt<br />

werden? Man stelle<br />

sich vor, London würde<br />

einen Krieg gegen die<br />

Schotten oder Spanien<br />

gegen die Basken führen!<br />

Was würde geschehen,<br />

wenn in Deutschland die<br />

NPD an einer Regierung<br />

beteiligt wäre und ein<br />

Verbot der Linkspartei<br />

und die Inhaftierung der<br />

Abgeordneten und Mitglieder<br />

fordern würde?<br />

Wäre das akzeptabel?<br />

Nein? Weshalb ist dann<br />

der Krieg der ukrainischen<br />

Junta in Kiew gegen<br />

die eigene Bevölkerung<br />

aus ethnischen und<br />

politischen Gründen für<br />

unsere Politiker akzeptabel?<br />

32<br />

Von Marco Maier<br />

Wie kann es sein, dass<br />

man eine Putschregierung<br />

anerkennt, die sich<br />

nicht an die Abmachungen<br />

mit dem demokratisch<br />

gewählten Präsidenten<br />

Janukowitsch hielt?<br />

Hätten USA und EU die<br />

Putschisten nicht dermaßen<br />

angefeuert, sondern<br />

auf eine pragmatische<br />

Lösung gesetzt, in der<br />

eine Allparteienregierung<br />

den Weg zu freien und<br />

demokratischen Neuwahlen<br />

ebnet, wäre die Krim<br />

heute noch Teil der Ukraine<br />

und die Regionen Donezk<br />

und Lugansk würden<br />

sich nicht aus dem<br />

Staatsverband lösen wollen.<br />

Dazu hätte es nur<br />

einen Schritt hin zu einer<br />

föderalen Lösung gebraucht,<br />

die aus der<br />

Ukraine eine Bundesrepublik<br />

mit starken Regionen<br />

gemacht hätte.<br />

Doch anstatt von Anfang<br />

an zwischen den unterschiedlichen<br />

ukrainischen<br />

Fraktionen zu ver-


Blick zum Flughafen Lugansk nach dem Bombardement durch die ukrainische<br />

Luftwaffe. Bild: Youtube-Screenshot<br />

mitteln und gemeinsam<br />

mit Moskau einen für alle<br />

Seiten tragbaren Weg zu<br />

beschreiten, geht Brüssel<br />

gemeinsam mit Washington<br />

einen Weg der Eskalation.<br />

Wenn es wirklich<br />

darum geht, Putin und<br />

Russland an den Karren<br />

zu fahren, so ist das eine<br />

äußerst brachiale Methode.<br />

Millionen von Ukrainern<br />

leiden unter dieser<br />

Politik, die bislang schon<br />

mehrere hundert Todesopfer<br />

forderte und<br />

noch viele weitere zur<br />

Folge haben wird.<br />

Sind es diese ganzen<br />

geopolitischen Spielchen<br />

wirklich wert, alle Prinzipien<br />

gewissenlos über<br />

Bord zu werfen und mit<br />

Teufeln zu paktieren?<br />

Doch wer einen Pakt mit<br />

dem Teufel abschließt,<br />

muss ihn mit Blut unterschreiben.<br />

Dieser Pakt<br />

mit der Regierung Jazenjuk<br />

wird mit dem Blut<br />

tausender unschuldiger<br />

Ukrainer unterzeichnet,<br />

wie Poroschenkos Sturmabteilungen<br />

im Südosten<br />

tagtäglich beweisen.<br />

Ist dieser ganze<br />

"Kampf gegen Rechtsextremismus"<br />

in der EU,<br />

diese Empörung über die<br />

Wahlsiege rechtspopulistischer<br />

und rechtskonservativer<br />

Parteien bei der<br />

Europawahl nichts weiter<br />

als pure mediale Heuchelei?<br />

Während man in<br />

Deutschland selbst die<br />

"Alternative für Deutschland"<br />

systematisch ausgrenzt,<br />

posiert man mit<br />

Swoboda-Vertretern, auf<br />

deren Konto der Mord an<br />

hunderten Zivilisten geht.<br />

Von der AfD (die ich<br />

selbst kritisch betrachte)<br />

hingegen ist mir bislang<br />

nichts in der Richtung zu<br />

Ohren gekommen.<br />

Heißt es nicht, dass jeder<br />

der Verbrechen unterstützt<br />

selbst zum Verbrecher<br />

wird? Muss man<br />

sich dann nicht die Frage<br />

stellen, welchen Anteil<br />

die europäische Politik an<br />

den laufenden Verbrechen<br />

in der Ukraine hat?<br />

Vielleicht sollte man einfach<br />

der Abgeordneten<br />

der Linkspartei, Sevim<br />

Dağdelen, für ihre mutigen<br />

und klaren Worte im<br />

– leider halb leeren Bundestag<br />

– danken.<br />

33


Egal ob offizielle politische Stellungnahmen oder der allgemeine<br />

Tenor der gleichlautenden Medien: In Sachen<br />

Russland und Ukraine oder auch Syrien gibt es ebenso<br />

nur eine einzige, jedenfalls nur eine einzige zugelassene Meinung,<br />

ebenso wie etwa in Belangen der EU. Mit Pluralismus und<br />

Meinungsfreiheit hat das nichts zu tun.<br />

Von Florian Stumfall<br />

Westliche Parteilichkeit:<br />

Gemessen mit zweierlei Maß<br />

Die Bilder gehen nahe,<br />

auch wenn sie der Fernsehzuschauer<br />

schon öfter<br />

gesehen hat: Menschen<br />

müssen ihre Heimat verlassen<br />

und vor Krieg und<br />

Gewalt fliehen. Was sie<br />

mit sich tragen, ist das<br />

einzige, was sie noch besitzen.<br />

Ihre Zukunft ist<br />

ungewiss. Dieses und<br />

ähnliches bieten die TV-<br />

Sender gerne an, wobei<br />

es sich ausweislich des<br />

Kommentars um Menschen<br />

handelt, die aus<br />

dem Osten der Ukraine in<br />

deren Westen fliehen.<br />

Verschwiegen wird dabei,<br />

dass es die Regierung<br />

eben dieses Westens ist,<br />

die im Osten Panzer, Raketen<br />

und Flugzeuge einsetzt<br />

und so einen Aufstand<br />

zum Gemetzel gemacht<br />

hat.<br />

34<br />

Von der ukrainischen<br />

Grenze zu Russland sieht<br />

und hört man nichts,<br />

ausgenommen im <strong>Contra</strong><br />

Magazin und wenigen anderen<br />

kritischen Publikationen.<br />

Kein Bild und kein<br />

Wort von den langen<br />

Schlangen flüchtender<br />

Menschen, die von der<br />

Kiewer Regierung mit<br />

Bomben und Raketen aus<br />

ihren Häusern getrieben<br />

worden sind und Schutz<br />

in Russland suchen müssen.<br />

In 15 Gebieten des<br />

Bezirks Rostow herrscht<br />

Ausnahmezustand wegen<br />

der vielen Flüchtlinge,<br />

binnen 24 Stunden kommen<br />

bis zu 7.000 Menschen.<br />

Szenenwechsel: In Syrien<br />

herrscht Bürgerkrieg,<br />

trotzdem steht der Präsident<br />

zur Wahl. „Eine Farce“<br />

oder „Zynismus“ lauten<br />

die westlichen Reaktionen.<br />

Man könne nicht<br />

wählen, wenn Krieg herrsche<br />

und die Wahl nicht<br />

in allen Landesteilen<br />

durchführbar sei. Das gilt<br />

aber nur für Syrien, nicht<br />

für die Ukraine.


Auch dort herrscht Krieg, auch dort<br />

konnte man nicht in allen Landesteilen<br />

wählen – der Unterschied ist lediglich,<br />

dass in der Ukraine die eigene Regierung<br />

den Krieg begonnen hat, in Syrien<br />

aber das Ausland.<br />

Anderes Bild: Obama in Warschau.<br />

Der Friedensnobelpreisträger schlägt<br />

kriegerische Töne an, gleichzeitig bereitet<br />

sich die NATO darauf vor, entlang<br />

oder in der möglichsten Nähe der<br />

russischen Grenze ihr Militär zu verstärken.<br />

Im selben Atemzug wird<br />

Russlands Präsident Putin unentwegt<br />

von eben dieser NATO politisch angegriffen,<br />

weil jenseits der ukrainischen<br />

Grenze russisches Militär auf russischem<br />

Territorium steht.<br />

Und dann: Russland wird mit weiteren<br />

Sanktionen gedroht, weil es angeblich<br />

seinen wie immer gearteten<br />

Einfluss auf die ukrainischen Separatisten<br />

nicht nutzt, um diese zum Einlenken<br />

zu bewegen. Gleichzeitig haben<br />

die USA ihre Finanzhilfe für das ukrainische<br />

Militär verdoppelt, und die<br />

NATO prüft wohlwollend den ukrainischen<br />

Antrag auf Waffenlieferung.<br />

Die EU wird gepriesen als ein Geschenk<br />

des Himmels. Putins Idee von<br />

einer eurasischen Wirtschaftszone<br />

wird mit Ablehnung und Verachtung<br />

quittiert. Und …und…<br />

Wer soll das alles ernst nehmen?<br />

ExoComics – mehr unter: https://www.facebook.com/exocomic<br />

35


Petro Poroschenko: Der<br />

ukrainische Bomberpräsident<br />

Eigentlich erhoffte man sich nach den ukrainischen Präsidentenwahlen<br />

ein wenig Entspannung. Die Gewalt gegenüber<br />

den seperatistischen Regierungsgegnern im Südosten<br />

nahm danach jedoch erst so richtig Fahrt auf. Anscheinend<br />

wahllos finden Raketenangriffe auf bewohnte Gebiete statt, wobei<br />

auch sehr viele Zivilisten ums Leben kommen. Dafür wird sich<br />

zu einem späteren Zeitpunkt vor dem Strafgerichtshof in Den<br />

Haag jener Mann verantworten müssen, der erst seit ein paar Tagen<br />

das Amt des ukrainischen Präsidenten für sich beansprucht.<br />

Petro Poroschenko, der<br />

Schokoladenkönig wie ihn<br />

viele nennen, kennt sich<br />

noch besser mit Waffen<br />

aus. Von Februar bis September<br />

2005 war er bereits<br />

Sekretär des Nationalen<br />

Sicherheits- und<br />

Verteidigungsrates der<br />

Ukraine. Er ist auch Inhaber<br />

der Leninska Kuznya<br />

(siehe hier), einem<br />

Schiffsbau- und Rüstungsunternehmen.<br />

Dieses<br />

Unternehmen baut<br />

Kriegsschiffe und stellt<br />

den ersten automatischen<br />

Granatwerfer UAG<br />

– 40 her. Dieser lässt sich<br />

hervorragend leicht bedienen<br />

und eignet sich<br />

auch für das städtische<br />

Umfeld. Vielleicht findet<br />

dieses Kriegsgerät in Lugansk<br />

gerade jetzt Anwendung.<br />

Als Tausendsassa und<br />

anpassungsfähiger Oligarch,<br />

der sowohl Unternehmertum<br />

als auch das<br />

Dasein als Politiker genießt,<br />

wechselt er die<br />

Fronten nach Belieben.<br />

So berichtete das Wall<br />

Street Journal: „Der Unternehmer<br />

ist einer der<br />

führenden politischen<br />

Überlebenden. Der Schokoladenmagnat<br />

hatte in<br />

den späten 1990er und<br />

frühen 2000er Jahren<br />

den damaligen Präsidenten<br />

Leonid Kutschma unterstützt,<br />

bevor er sich<br />

der Bewegung anschloss,<br />

die ihn zu Fall brachte.<br />

Dann war er Außenminister<br />

unter dem ehemaligen<br />

Präsidenten Viktor<br />

Juschtschenko, der auch<br />

Pate seiner Töchter ist.<br />

Später wurde er Handelsminister<br />

unter Janukowitsch,<br />

bevor er die Proteste<br />

anführte, die den<br />

Präsidenten im Februar<br />

zu Fall brachten. Obwohl<br />

36<br />

Von Andre Eric Keller<br />

Poroschenko zum Establishment<br />

gehört, verspricht<br />

sein Wahlkampfslogan<br />

‚Auf neue Art leben‘<br />

eine Abkehr von der Vergangenheit.<br />

Er will die<br />

Wirtschaft des Landes<br />

retten, indem er ein Handelsabkommen<br />

mit der<br />

EU eingeht und einen<br />

Kredit des Internationalen<br />

Währungsfonds aufnimmt.“<br />

Leichen pflastern<br />

seinen Weg<br />

Schon vor der Präsidentenwahl<br />

kündigte Poroschenko<br />

ein hartes<br />

Durchgreifen gegenüber<br />

den Separatisten an. Nun<br />

scheint es so als würde<br />

er den Plan umsetzen.<br />

Bei seinem Besuch in<br />

Deutschland Anfang Mai<br />

20<strong>14</strong> erklärte er hinsichtlich<br />

der Regierungsgegner<br />

im Südosten: “Diese<br />

Leute verstehen weder


die deutsche noch die<br />

ukrainische, noch die russische<br />

Sprache, sie verstehen<br />

nur die Sprache<br />

der Stärke. Wir können<br />

die weitere Destabilisierung<br />

nicht zulassen, wir<br />

müssen die Menschen mit<br />

allen uns zur Verfügung<br />

stehenden Mitteln schützen.“<br />

Die ostukrainische<br />

Städte werden im Zuge<br />

der "Anti-Terror-Operation"<br />

der Armee, der Nationalgarde<br />

und Söldnertruppen<br />

von Einheiten<br />

der Volkswehr "gesäubert".<br />

Berichten zufolge<br />

gab es nahe Slawjansk<br />

und Krasny Liman schon<br />

mehr als 300 Tote und<br />

500 Verletzte. Auch die<br />

Zivilbevölkerung geriet<br />

unter Beschuss. Überall<br />

Blut, Leichen und Verstümmelte,<br />

von denen<br />

Klitschko, Poroschenko, Kerry und Jazenjuk<br />

aber im Westen niemand<br />

etwas gesehen haben<br />

will. Auch die Angehörigen<br />

der Volkswehr können<br />

immer wieder Erfolge<br />

verbuchen. So ergab sich<br />

im Zentrum von Lugansk<br />

nach stundenlangen<br />

Kämpfen ein Truppenteil<br />

der ukrainischen Armee,<br />

berichtete Ria Novosti.<br />

Anstatt aber die sich ergebenden<br />

Soldaten brutal<br />

umzunieten, setzten sie<br />

diese auf freien Fuß. Wie<br />

man sieht geht es eben<br />

auch anders.<br />

Fazit<br />

Wir schreiben das Jahr<br />

20<strong>14</strong> und in Europa gibt<br />

es immer noch Krieg.<br />

Dieser Krieg wird angeheizt<br />

durch zwei Friedennobelpreisträger,<br />

nämlich<br />

die Europäische Union<br />

und US-Präsident Barack<br />

37<br />

Obama. Es wird endlich<br />

Zeit, dass die NATO<br />

ebenfalls mit diesem<br />

Preis ausgezeichnet wird.<br />

Es scheint fast so als<br />

könnte man nach dieser<br />

Auszeichnung ungeniert<br />

nach Lust und Laune<br />

Kriege anzetteln und führen.<br />

Die westlichen Medien<br />

schauen einfach weg,<br />

weil sie überwiegend proamerikanisch<br />

ausgerichtet<br />

sind. Die Hand die<br />

einen füttert, die beißt<br />

man nicht. Die Europäische<br />

Union macht hier<br />

munter mit. Dies bestätigt<br />

uns nur einmal mehr,<br />

dass die EU offenbar nur<br />

ein Vasall der Amerikaner<br />

ist. Mit einer solchen Institution<br />

möchte ein anständiger<br />

Europäer jedoch<br />

nichts zu tun haben.


Russland und China:<br />

Eigene Ratingagentur als<br />

Alternative<br />

Die USA bekommen Konkurrenz auf mehr als einem Feld.<br />

Nachdem abzusehen ist, dass die Rolle des Dollars als<br />

Weltleitwährung in nicht allzu langer Zeit beendet sein<br />

wird, machen sich Russland und China auch noch daran, eine eigene<br />

Rating-Agentur ins Leben zu rufen.<br />

Das hauptsächliche Anliegen<br />

von Russlands Finanzminister<br />

Anton Siluanow:<br />

„Wir wollen, dass<br />

die Bewertungen der<br />

Agentur außerhalb der<br />

Politik bleiben.“ Um den<br />

Partner<br />

sichtbar<br />

mit einzubeziehen,<br />

gab der<br />

Minister<br />

das neue<br />

Projekt<br />

anlässlich<br />

einer<br />

China-<br />

Reise bekannt.<br />

„Anfänglich“,<br />

so<br />

erläuterte<br />

er, „wird<br />

sich die<br />

Agentur mit der Bewertung<br />

von Projekten, Investitionen<br />

auf dem Gebiet<br />

der russisch-chinesischen<br />

Zusammenarbeit,<br />

unter Hinzuziehung einer<br />

Reihe von asiatischen<br />

Ländern beschäftigen.<br />

Gewinnt sie allmählich an<br />

Gewicht und Ansehen,<br />

dann kann sie auch anderen<br />

Ländern zur Verfügung<br />

stehen, welche Ratingleistungen<br />

benötigen.“<br />

Das Abkommen zwischen<br />

den beiden Ländern<br />

ist bereits unterzeichnet.<br />

Die Betonung<br />

Siluanows, wonach das<br />

neue Institut unpolitisch<br />

arbeiten solle, ist ein<br />

deutlicher Seitenhieb auf<br />

Von Florian Stumfall<br />

die US-Rating-Giganten<br />

Standard & Poor’s, Moody’s<br />

und Fitch. Kritik vor<br />

allem an diesen dreien<br />

gibt es in Moskau und Peking<br />

schon länger. Den<br />

Instituten wird vorgeworfen,<br />

sie<br />

beugten<br />

sich dem<br />

politischen<br />

Druck<br />

aus Washington.<br />

Dieser<br />

Verdacht<br />

wird<br />

durch<br />

Vorgänge<br />

wie den<br />

folgenden<br />

mehr<br />

als erhärtet:<br />

Einige<br />

Wochen, nachdem<br />

sich die Krim der Russischen<br />

Föderation angeschlossen<br />

hatte, wurde<br />

diese von Standard &<br />

Poor’s auf Ramsch-Niveau<br />

herabgestuft.<br />

38


Yuan gegen Dollar – China<br />

erhöht den Druck<br />

Dass neben Russland auch China ernst macht mit dem<br />

Plan, die eigene Währung Renminbi (Yuan) konvertibel<br />

und tauglich für internationale Fakturierungen zu machen,<br />

ist schon länger bekannt. Dass aber in der Welt-Finanzmetropole<br />

London eine Verrechnungsbank für den Renminbi eingerichtet<br />

wird, ist neu. Mark Boleat, einer der Vorsitzenden der City<br />

of London Group, hat dies in einem Interview mit der China Daily<br />

bestätigt.<br />

„Es wird eine Verrechnungsbank<br />

in London geben.<br />

Zur gegebenen Zeit<br />

wird es eine entsprechende<br />

Ankündigung geben“,<br />

so Boleat in dürren Worten.<br />

Bei diesem Vorhaben<br />

ergänzen zweierlei Interessen<br />

einander: zum<br />

einen diejenigen Chinas,<br />

das auf den Finanzmarkt<br />

drängt, zum anderen diejenigen<br />

der City of London,<br />

die seit geraumer<br />

Zeit daran arbeitet, ein<br />

internationales Renminbi-<br />

Handelszentrum zu werden.<br />

Die City verfolgt diesen<br />

Plan umso dringlicher,<br />

als andere europäische<br />

Finanzzentren wie<br />

Frankfurt schon entsprechend<br />

Planungen mit den<br />

Chinesen vorangetrieben<br />

haben. Die Frankfurter<br />

sind in dieser Sache der<br />

City um eine Nasenlänge<br />

voraus.<br />

Die Wirtschafts-Korrespondentin<br />

Nina Trentmann<br />

schreibt: „Chinas<br />

Bedeutung für die Weltwirtschaft<br />

wächst kontinuierlich<br />

– und damit<br />

auch die des Yuan. Nun<br />

will sich London als Handelsplatz<br />

für die Währung<br />

etablieren und europäische<br />

Kunden in ihrer<br />

Zeitzone mit Yuan-Anleihen<br />

bedienen. Der Großteil<br />

des Yuan-Handels findet<br />

dabei allerdings nach<br />

wie vor in Hongkong<br />

statt.“<br />

Schon jetzt fungieren<br />

mehrere Geschäftsbanken<br />

in London in kleinem<br />

Umfang als Verrechnungsbanken<br />

für chinesische<br />

Valuta. Ein Beispiel:<br />

Die Standard Chartered<br />

hat eine Zusammenarbeit<br />

mit der Agricultural Bank<br />

of China vereinbart, in<br />

deren Rahmen Erfahrungen<br />

ausgetauscht werden<br />

und wechselseitige Zugriffe<br />

auf Kundenstämme<br />

möglich sind. Außerdem<br />

39<br />

Von Florian Stumfall<br />

bietet sich hier eine Clearingstelle<br />

für Geld-Transaktikonen<br />

an.<br />

Verrechnungsbanken<br />

der geplanten Art werden<br />

von den Zentralbanken<br />

des jeweiligen Entsendelandes<br />

benannt. Dazu hat<br />

sich jetzt die chinesische<br />

Zentralbank (CZB) entschlossen.<br />

„Wir nehmen<br />

an, dass es sich dabei um<br />

eine chinesische Bank<br />

handeln wird – das ist<br />

nun mal die Art und Weise,<br />

wie die CZB operiert“,<br />

sagte Boleat dazu. Man<br />

rechnet damit, dass Peking<br />

noch weitere Bankfilialen<br />

in London eröffnen<br />

wird. Auf Schwierigkeiten<br />

von Seiten der Briten<br />

werden sie dabei sicher<br />

nicht stoßen. Die europäischen<br />

Finanzplätze liefern<br />

sich derzeit einen<br />

heftigen Wettstreit darum,<br />

wer künftig der bevorzugte<br />

Handelsplatz für<br />

den Renminbi sein wird.


Der Deal ging nach hinten los –<br />

ukrainischer Raps für deutsches<br />

Heizkraftwerk<br />

Es klingt nach einem Schildbürgerstreich oder vielleicht<br />

auch Satire – der deutschen Wirtschaft scheint es einfach<br />

viel zu gut zu gehen. Wie sonst könnte man auf die Idee<br />

verfallen, in der Ukraine riesige Anbauflächen zu pachten auf denen<br />

der Raps wachsen soll, mit dessen Öl ein Uelzener Blockheizkraftwerk<br />

betrieben wird?<br />

Wie kommt man darauf,<br />

ein Heizkraftwerk auf<br />

den Betrieb durch Rapsöl<br />

umzustellen? Das Deutsche<br />

Steuerzahlerinstitut<br />

(DSi) vermutet Profitgelüste.<br />

Erneuerbare Energien<br />

werden in erheblichem<br />

Maße staatlich gefördert.<br />

Erst wollten die<br />

Von Daniela Disterheft<br />

Uelzner Stadtwerke ihr<br />

Glück mit Palmöl machen.<br />

Auch dafür wurde<br />

das Kraftwerk umgerüstet,<br />

entsprechende Beteiligungen<br />

an Palmöl –<br />

Plantagen in Südostasien<br />

erworben. Doch Eines<br />

hatte man nicht einkalkuliert:<br />

den massiven Protest<br />

durch Umweltschützer<br />

und Bürgerinitiativen,<br />

welche befürchteten,<br />

dass für die Errichtung<br />

der Palmölplantagen riesige<br />

Flächen des dortigen<br />

Urwaldes gerodet werden<br />

müssten. Kurzum: der<br />

Proteststurm war so heftig,<br />

dass man umdispo-<br />

40


nierte. Jetzt sollte es<br />

Rapsöl sein.<br />

Für das innovative Vorhaben<br />

wurde eigens ein<br />

Unternehmen gegründet:<br />

Die Sustainable BioEnergy<br />

Holding GmbH (SBE).<br />

Aber Anbauflächen in<br />

Niedersachsen? Think<br />

big! Die Ukraine biete<br />

eine besonders gute Bodenqualität.<br />

Außerdem<br />

seien die erforderlichen<br />

Flächengrößen in Niedersachsen<br />

nicht zu bekommen.<br />

So die Argumentation.<br />

Die Anbauflächen in<br />

der Westukraine hingegen<br />

sind riesig. Außerdem<br />

hatte man nicht die<br />

Absicht, die Nahrungsmittelproduktion<br />

zu verdrängen.<br />

Im Jahre 2009 erwarben<br />

die Stadtwerke<br />

Schwäbisch Hall 75 Prozent<br />

der Anteile der SBE.<br />

25 Prozent verblieben bei<br />

den Stadtwerken Uelzen.<br />

Die problematischen politischen<br />

Verhältnisse,<br />

landwirtschaftliche Misswirtschaft<br />

und Korruption,<br />

machten das Ukraine-<br />

Engagement zu einem<br />

Verlustgeschäft. Seit<br />

2008 wirtschaftet die SBE<br />

absolut gewinnfrei. Für<br />

die Stadtwerke Schwäbisch<br />

Hall bedeutet dieses<br />

Abenteuer einen Totalverlust<br />

in Höhe von<br />

rund 10 Millionen Euro.<br />

Die SBE selbst wurde inzwischen<br />

zum Preis von<br />

3,7 Millionen Euro an<br />

einen landwirtschaftlichen<br />

Großbetrieb in der<br />

Ukraine verkauft.<br />

Die Allgemeine Zeitung<br />

Uelzen vermeldet, dass<br />

dieser Verkauf auch<br />

durch die Übernahme<br />

tausender Pachtverträge,<br />

den bestehenden Maschinenpark<br />

und die Kosten<br />

der Aussaat für das Jahr<br />

20<strong>14</strong> beinhaltet, welche<br />

durch die SBE vorfinanziert<br />

wurde. Den Uelzener<br />

Bürgern werden mindestens<br />

5,5 Millionen<br />

Schulden als Erinnerung<br />

an den globalen Versuchsballon<br />

bleiben. Das<br />

Bürgerbündnis „Wir für<br />

Uelzen“ und dessen Recherchen<br />

ergeben jedoch,<br />

dass die Verluste wesentlich<br />

höher zu veranschlagen<br />

sind. Das Bürgerbündnis<br />

kommt auf die<br />

Summe von 9 Millionen<br />

Euro. Anwalts- und Gerichtskosten<br />

nicht inbegriffen.<br />

Genaue Angaben zu<br />

Verlusten kann die SBE<br />

nicht machen. Die tatsächliche<br />

Summe dürfte<br />

erst nach umfangreichen<br />

gerichtlichen Auseinandersetzungen<br />

zu beziffern<br />

sein. Vorsichtshalber hat<br />

die SBE ihr Investitionsvolumen<br />

für die Jahre<br />

2011 und 2012 um den<br />

Betrag von 5 Millionen<br />

Euro wertberichtigt. So<br />

der Geschäftsführer Markus<br />

Schümann gegenüber<br />

den Deutschen Wirtschafts<br />

Nachrichten. Die<br />

beiden Gesellschafter<br />

stellen sich auf Jahrelange<br />

Rechtsstreitigkeiten<br />

ein und suchen die<br />

Schuld für das Scheitern<br />

des globalen Abenteuers<br />

beim jeweils anderen.<br />

41


Soros & Co verlassen das<br />

sinkende Bankenschiff<br />

Großspekulanten wie George Soros stehen – nicht zu<br />

Unrecht – immer wieder im Kreuzfeuer der Kritik.<br />

Doch wer einen Blick auf deren größeren Kapitalverschiebungen<br />

wirft, kann unter Umständen bevorstehende<br />

Crashgefahren frühzeitig erkennen. Nicht umsonst konnten<br />

diese Spekulanten ihre Vermögen ständig ausbauen.<br />

Wussten Sie, dass George<br />

Soros' Hedgefonds<br />

"Soros Fund Management<br />

LLC" sich im Laufe<br />

des ersten Quartals 20<strong>14</strong><br />

von sämtlichen Aktien<br />

der Großbanken JP Morgan<br />

Chase, Citigroup<br />

und Bank of America<br />

trennte? Auch Arrowstreet<br />

Capital LP,<br />

Adage Capital Management<br />

LP und on Jacobson’s<br />

Highfields Capital<br />

Management LP, weitere<br />

große Hedgefonds-Unternehmen<br />

wollen von<br />

US-Bankaktien – inklusive<br />

Goldman Sachs –<br />

nichts mehr wissen. Dies<br />

berichtete der Finanznachrichtendienst<br />

Bloomberg.<br />

Wenn also die "großen<br />

Heuschrecken" in Scharen<br />

abziehen heißt das<br />

im Normalfall, dass es<br />

dort nicht mehr viel zu<br />

holen gibt. Bedenkt<br />

man, dass es sich hierbei<br />

um Geldhäuser handelt,<br />

die mit zig Milliarden<br />

Dollar jonglieren, sollte<br />

man sich dabei ernsthafte<br />

Gedanken machen.<br />

Insbesondere, da selbst<br />

der EZB-Direktor und<br />

Goldman Sachs Intimus<br />

Mario Draghi erst kürzlich<br />

vor scharfen Korrekturen<br />

auf den Finanzmärkten<br />

warnte. Diese<br />

eindringliche Warnung<br />

erging jedoch nicht an<br />

die Bürger, sondern an<br />

die Finanzindustrie.<br />

42<br />

Von Marco Maier<br />

Besonders interessant<br />

dabei: Draghi kritisierte<br />

die durch die niedrigen<br />

Zinsen beflügelte Renditegier<br />

der Finanzwirtschaft,<br />

sorgte jedoch nur<br />

wenige Tage nach der<br />

Warnung für eine weitere<br />

Zinssenkung. Das ist in<br />

etwa so als ob man die<br />

Schnapsläden vor den<br />

Alkoholikern warnen<br />

würde, um dann kurz<br />

darauf die Alkoholsteuern<br />

zu senken. Als vernünftige<br />

Geld- und Finanzpolitik<br />

kann man<br />

das nicht bezeichnen.<br />

Jedenfalls ist es bezeichnend,<br />

dass vor allem<br />

die "großen Fische"<br />

gewarnt wurden, während<br />

das "gemeine Volk"<br />

weiterhin im Dunkeln gelassen<br />

wird. Beim nächsten<br />

Crash (Buchtipp: Der<br />

Crash ist die Lösung)<br />

werden die Finanzhaie<br />

nur geringe Verluste erleiden,<br />

die meisten Menschen<br />

jedoch wieder zum<br />

Handkuss kommen. Es<br />

erscheint jedenfalls so,<br />

als ob es in der nächsten<br />

Zeit wieder zu einem Finanzcrash<br />

kommen<br />

könnte. Zwar haben die<br />

europäischen Banken<br />

ihre Eigenkapitalpolster<br />

vergrößert, doch angesichts<br />

der nach wie vor<br />

gewaltigen Menge an toxischen<br />

Papieren in den<br />

Bilanzen sind auch diese<br />

recht nutzlos.


Shanghai: Zum Golde drängt…<br />

Einen Sonderstatus wie Hong Kong hat die chinesische<br />

Mega-Metropole Shanghai zwar nicht, aber sie ist immerhin<br />

eine Freihandelszone. Deshalb wird sie beim Bemühen<br />

Chinas, seiner Währung Renminbi einen unverrückbaren<br />

Platz im internationalen Handel zu verschaffen, eine wichtige<br />

Rolle spielen. Bei der neusten Initiative geht es zudem um das<br />

Kraftzentrum des Finanzwesens, das Gold.<br />

Wenn es sich darum<br />

handelt, geht es in China<br />

Schlag auf Schlag. Die<br />

Goldbörse in Shanghai,<br />

(Shanghai Gold Exchange,<br />

SGE) soll noch in<br />

diesem Jahr befugt werden,<br />

Gold-Terminkontrakte<br />

auf der Basis des Renminbi<br />

abzuschließen. Das<br />

bestätigten führende Manager<br />

des Instituts. Vorangegangen<br />

war eine Entscheidung<br />

der Chinesischen<br />

Zentralbank (CZB)<br />

vom Mai, einen internationalen<br />

Handelsplatz für<br />

Gold in der FHZ Shanghai<br />

zu errichten. So soll der<br />

chinesische Goldmarkt für<br />

ausländische Investoren<br />

besser zugänglich werden,<br />

außerdem wird das<br />

Bemühen, die chinesische<br />

Währung international zu<br />

stärken, einen deutlichen<br />

Schub bekommen. Der<br />

chinesische Goldhandel ist<br />

gegenwärtig nur für heimische<br />

Investoren zugänglich<br />

und wird im wesentlichen<br />

in der Landeswährung<br />

abgewickelt.<br />

Die Zentralbank hatte<br />

angekündigt, dass der<br />

Handel der Goldbörse mit<br />

dem neuen internationalen<br />

Handelsplatz FHZ abgestimmt<br />

werden soll.<br />

Man will sich auch derselben<br />

Instrumente bedienen.<br />

Ein Großteil der Vorbereitungen<br />

ist bereits<br />

abgeschlossen. Man sei<br />

zuversichtlich, dass der<br />

Goldhandel in der FHZ<br />

noch in diesem Jahr starten<br />

könne. Die Registrierung<br />

der ‚Shanghai Gold<br />

International Exchange<br />

soll bis zum Herbst abgeschlossen<br />

sein.<br />

Xu Luode, der Direktor<br />

der SGE, ist optimistisch:<br />

„Zusammen mit dem<br />

Handelsvolumen der FHZ<br />

wird auch deren Rolle<br />

weltweit steigen. Shanghai<br />

könnte schon sehr<br />

bald zum weltweit drittgrößten<br />

Goldhandelsplatz<br />

nach New York und London<br />

werden.“ Heute<br />

schon ist die SGE der<br />

größte Handelsplatz der<br />

Welt für physisches Gold.<br />

Von Florian Stumfall<br />

China produziert nicht nur<br />

mehr Gold als alle anderen<br />

Länder der Welt – im<br />

vergangenen Jahr zum<br />

siebten Mal hintereinander<br />

– sondern ist auch<br />

der größte Konsument.<br />

Wie die China Gold Association<br />

mitteilt, ist der<br />

Konsum 2013 mit 1176,4<br />

Tonnen gegenüber dem<br />

Vorjahr um 41 Prozent<br />

gestiegen.<br />

„China bietet verschiedene<br />

Möglichkeiten und<br />

Produktkategorien für den<br />

Handel von Edelmetallen,<br />

doch da geeignete Kanäle<br />

nicht existierten, waren<br />

internationale Investoren<br />

vom chinesischen Edelmetallhandel<br />

bisher meist<br />

ausgeschlossen“, sagte<br />

Long Ling, Spezialist für<br />

Termingeschäfte bei Industrial<br />

Futures in Shanghai.<br />

Das soll jetzt anders<br />

werden. Derzeit baut die<br />

SGE in der Freihandelszone<br />

einen Goldtresor, in<br />

dem bis zu 1.000 Tonnen<br />

des Edelmetalls gelagert<br />

werden können.<br />

43


Globaler Reichtum wächst durch<br />

Inflation an den Finanzmärkten<br />

Wie die Boston Consulting Group (BCG) ermittelte,<br />

wuchs das globale private Finanzvermögen im Jahr<br />

2013 um insgesamt <strong>14</strong>,6 Prozent. Im Gegenzug<br />

konnte die Weltwirtschaft hingegen gerade einmal ein Wachstum<br />

von marginalen 2,9 Prozent verzeichnen. Grund dafür ist vor<br />

allem die Geldschwemme der Zentralbanken, die vor allem die<br />

Finanzmärkte befeuert.<br />

Die globalen Ungleichgewichte<br />

in Sachen Wohlstand<br />

und Vermögen haben<br />

sich im vergangenen<br />

Jahr wieder deutlich verschärft,<br />

wie aus den Untersuchungen<br />

des Beratungsunternehmens<br />

hervorgeht.<br />

Die Flutung der<br />

Finanzmärkte mit billigem<br />

Geld, so die Studie<br />

der BCG, kam hauptsächlich<br />

den Millionären und<br />

Milliardären zugute, die<br />

von den dadurch verursachten<br />

inflationären<br />

Tendenzen an den Börsen<br />

profitierten.<br />

Das private Finanzvermögen<br />

nach Definition<br />

der Boston Consulting<br />

Group umfasst dabei Bargeld<br />

und Einlagen, Geldmarktfonds<br />

und börsennotierte<br />

Sicherheiten, Lebens-<br />

und Pensionsversicherungen,<br />

sowie andere<br />

Onshore- und Offshore-<br />

Verögen. Nicht inkludiert<br />

sind die Unternehmensvermögen,<br />

Immobilien<br />

und Luxusgüter.<br />

Insgesamt belief sich<br />

das globale Finanzvermögen<br />

2013 auf 152 Billionen<br />

US-Dollar, nachdem<br />

es 2012 noch 132,7 Billionen<br />

Dollar umfasste.<br />

33,1 Prozent (2012: 32,8<br />

Prozent) davon befanden<br />

sich in den USA, 24,9<br />

Prozent (2012: 27,1 Prozent)<br />

in Europa. Besonders<br />

aufholen konnte die<br />

Region Asien-Pazifik<br />

(ohne Japan), die mit<br />

24,3 Prozent des globalen<br />

44<br />

Von Marco Maier<br />

Vermögens deutlich auf<br />

Europa aufschließen<br />

konnten, nachdem sie<br />

2012 noch 21,3 Prozent<br />

davon auf sich vereinigen<br />

konnten.<br />

Interessant ist die Aufschlüsselung<br />

der Finanzvermögen:<br />

von den 19,3<br />

Billionen Dollar an Zuwachs<br />

entfielen 15,2 Billionen<br />

(rund 80 Prozent)<br />

auf bereits existierende<br />

Vermögenswerte, während<br />

mit lediglich 4,1 Bil-


lionen Dollar gerade einmal<br />

ein Fünftel neu geschaffen<br />

wurden.<br />

Zum Vergleich: Das<br />

Weltsozialprodukt erreichte<br />

2013 einen Wert<br />

von rund 74 Billionen<br />

Dollar (2012: 71,8 Billionen).<br />

Damit umfassen die<br />

globalen Finanzvermögen<br />

205 Prozent der jährlichen<br />

Wirtschaftsleistung<br />

dieser Welt. 2012 lag dieser<br />

Wert noch bei 185<br />

Prozent. Nimmt man die<br />

Prognosen für 2018 her,<br />

wonach der Wert der Finanzvermögen<br />

bis 2018<br />

auf 198,2 Billionen Dollar<br />

steigen soll, sieht es<br />

dann wohl in etwa so<br />

aus: bei einem ungefähren<br />

Weltsozialprodukt<br />

2018 von 83 bis 85 Billionen<br />

Dollar, wächst das<br />

globale Finanzvermögen<br />

auf etwa 230 bis 240 Prozent<br />

dessen an.<br />

Abgesehen davon, dass<br />

von dieser Entwicklung<br />

effektiv vor allem die ohnehin<br />

schon reichsten 5%<br />

der Menschheit profitieren,<br />

darf man die Auswirkungen<br />

auf die Realwirtschaft<br />

nicht aus den Augen<br />

verlieren: wachsende<br />

Finanzvermögen verlangen<br />

trotz (oder vielleicht<br />

auch gerade wegen) des<br />

Niedrigzinsumfelds zunehmend<br />

höhere Renditen.<br />

Diese müssen jedoch<br />

zuerst real erwirtschaftet<br />

werden, was jedoch angesichts<br />

des anteilsmäßig<br />

immer kleiner werdenden<br />

Kuchens für Löhne und<br />

andere Kostenfaktoren<br />

bei der Produktion immer<br />

schwieriger wird.<br />

Es sind nämlich nicht<br />

die einfachen Menschen<br />

oder die kleinen und<br />

mittleren Unternehmen<br />

die von diesem Vermögenszuwachs<br />

profitieren,<br />

sondern hauptsächlich<br />

die Superreichen. Darunter<br />

leiden müssen insbesondere<br />

die Mittelschicht<br />

(die effektiv die meisten<br />

Steuern und Abgaben zu<br />

tragen haben) und die armen<br />

Schichten (die kaum<br />

eine Chance zur wirtschaftlichen<br />

Verbesserung<br />

haben). Das heißt:<br />

die Mittelschicht muss die<br />

Unterschicht alimentieren,<br />

während die Superreichen<br />

den Sozialneid<br />

schüren und die Umverteilung<br />

von der breiten<br />

Masse unten zur kleinen<br />

Spitze oben weiterläuft.<br />

Man muss nämlich bedenken,<br />

dass insbesondere<br />

die Vermögenden (neben<br />

jenem Teil der Mittelschicht,<br />

der in Aktienfonds<br />

investiert) ihr Kapital<br />

über die Börsen veranlagt,<br />

wodurch diese<br />

von der Geldschwemme<br />

den größten Profit haben.<br />

Damit jedoch erwerben<br />

diese Bevölkerungsteile<br />

nicht nur Realvermögen,<br />

sondern zudem noch den<br />

45<br />

Anspruch auf Renditen.<br />

Im Vergleich zu den Entwicklungen<br />

der letzten<br />

Jahrzehnte kann man<br />

hier sagen: von den Produktivitätszuwächsen<br />

ging nur ein kleiner Teil in<br />

Form von niedrigeren<br />

Preisen und/oder höheren<br />

Löhnen an die breite<br />

Masse. Der Großteil floss<br />

hingegen an das Management<br />

und die Aktionäre.<br />

Effektiv erleben wir mit<br />

den Kursfeuerwerken an<br />

den Börsen nichts weiter<br />

als eine gewaltige inflationäre<br />

Blase, die in keinem<br />

Zusammenhang<br />

mehr mit den realwirtschaftlichen<br />

Entwicklungen<br />

steht. Somit kann es<br />

nur noch zwei Möglichkeiten<br />

geben, um wieder<br />

einen Normalzustand im<br />

Verhältnis dieser beiden<br />

Größen zu erhalten: Entweder<br />

erleben wir bald<br />

schon eine enorme Preisinflation<br />

an den Realmärkten,<br />

damit die steigenden<br />

Renditeforderungen<br />

überhaupt noch erfüllt<br />

werden können, oder<br />

es findet eine massive<br />

Preiskorrektur an den<br />

Börsen statt. Was davon<br />

wahrscheinlicher ist, ist<br />

jedoch eine andere Frage.


Auf dem Weg zur Weltmeisterschaft –<br />

Cristiano Ronaldo & Co<br />

Am 16. Juni findet in Salvador da Baía das erste Spiel der<br />

Gruppe G zwischen Deutschland und Portugal statt. Damit<br />

treffen sich die beiden Favoriten dieser Gruppe<br />

gleich im erstem Spiel. Wer dieses Spiel gewinnt steht mit einem<br />

Bein im Achtelfinale, während das unterlegene Team sich keine<br />

Fehler mehr erlauben darf. Bei einem Unentschieden freuen sich<br />

Ghana und die USA, die beiden anderen Teams der Gruppe G.<br />

In wenigen Tagen ist es<br />

so weit: Die WM kommt<br />

in das fußballverrückte<br />

Brasilien – und keine Demos,<br />

Bürgerkriegszustände<br />

in den Favelas, oder<br />

Wetterkapriolen in dem<br />

tropischem Land; weder<br />

Denge-Fieber, Malaria<br />

oder andere Tropenkrankheiten<br />

können die<br />

46<br />

Von Rui Filipe Gutschmidt<br />

Fans aus aller Welt davon<br />

abhalten ihr alle 4 Jahre<br />

stattfindendes Fußballfest<br />

zu feiern. Wie uns die Erfahrungen<br />

der letzten<br />

großen Turniere zeigen,<br />

kommen Fans aus aller<br />

Welt zusammen, um<br />

friedlich ihren bevorzugten<br />

Sport zu feiern. Völkerverständigung,<br />

Fairplay,<br />

das Aufeinandertreffen<br />

verschiedener Kulturen<br />

im Sinne von Sportsgeist<br />

und dem friedlichem<br />

Wettbewerb, ist<br />

was sich die meisten Besucher<br />

dieser WM wünschen.<br />

Die schwarzen Schafe,<br />

wie korrupte Sportfunktionäre<br />

bei FIFA, UEFA


oder welcher Organisation<br />

auch immer, schaden<br />

dem Sport nur. Nun wäre<br />

es naiv zu denken, dass<br />

es nicht vorwiegend ums<br />

Geschäft geht. Doch<br />

könnte der Fußball, sowie<br />

auch andere Profisportarten,<br />

aufgrund seiner besonderen<br />

Stellung, der<br />

korrupten Geschäftswelt<br />

als Vorbild dienen.<br />

Aber haben wir<br />

nicht genug<br />

Stress in unserem<br />

Alltag? Müssen<br />

wir uns wirklich<br />

ständig über<br />

diese Leute aufregen,<br />

die sich<br />

auf kosten unserer<br />

Arbeit bereichern<br />

und den<br />

Hals einfach nicht<br />

voll genug kriegen? Dürfen<br />

nur diese Leute in<br />

den Urlaub, sich amüsieren<br />

und von dem ewigen<br />

Kämpfen des Lebens eine<br />

Auszeit nehmen? Nein,<br />

natürlich nicht!<br />

Wenn die deutsche und<br />

die portugiesische Nationalmannschaft<br />

in ihrem<br />

ersten Gruppenspiel aufeinandertreffen,<br />

dann<br />

werden nicht nur „Mutti<br />

Merkel“ und ihr „Schoßhäschen“<br />

Passos Coelho<br />

im Stadion sitzen. Der<br />

ganz normale Fan, der<br />

natürlich etwas verrückter<br />

sein muss und wohl<br />

monatelang auf jeden Luxus<br />

verzichtete um direkt<br />

vor Ort sein zu können,<br />

wird auch das Spiel live<br />

sehen. Für die meisten<br />

Fans jedoch bedeutet live<br />

hingegen live im TV –<br />

und aufgrund der Zeitverschiebung<br />

sehen manche<br />

Fans nur die Zusammenfassung<br />

der Spiele.<br />

Dennoch steigt die Vorfreude<br />

bei den wahren<br />

Fans und bereits im Vorfeld<br />

reden sie nur noch<br />

über Dinge wie „wird Ronaldo<br />

fit sein?“ oder sollte<br />

dieser oder jener Spieler<br />

mit nach Brasilien<br />

oder nicht. Da die Leser<br />

im deutschsprachigem<br />

Raum die tägliche Pressekonferenz<br />

aus dem Trainingslager<br />

der Nationalmannschaft<br />

haben, werde<br />

ich ihnen etwas über Portugals<br />

„Seleção“ erzählen.<br />

Die Männer die der<br />

portugiesische Nationaltrainer<br />

Paulo Bento mitnimmt<br />

sind allesamt Profis<br />

die auf höchstem Niveau<br />

spielen. Real Madrid,<br />

Manchester United,<br />

47<br />

Zenit Sankt Petersburg<br />

oder Valencia, sind einige<br />

Vereine, bei denen sie<br />

unter Vertrag stehen.<br />

Nicht dass es keine Spieler<br />

gäbe, die in Portugal<br />

ihre Brötchen verdienen:<br />

Varela, vom F.C. Porto<br />

oder Rúben Amorim, von<br />

Benfica Lissabon, sind<br />

schon „alte Hasen“ in Sachen<br />

WM oder EM. Neue<br />

Talente, wie William<br />

Carvalho<br />

(Sporting Lissabon),<br />

Andre Almeida<br />

(Benfica)<br />

und Rafa (Sporting<br />

Braga), sind<br />

auch mit von der<br />

Partie. Sporting<br />

Braga hat mit<br />

Eduardo, Éder und<br />

Rafa, drei Spieler<br />

im Kader. Genau so viel<br />

wie Real Madrid.<br />

Im Vorfeld jeder WM<br />

bemühen sich die Trainer,<br />

zusammen mit ihrem<br />

Stab, die kurze Zeit die<br />

ihnen zwischen der Vereinssaison<br />

und dem Auftaktspiel<br />

der WM bleibt,<br />

zu nutzen. Da von den<br />

Profis immer mehr verlangt<br />

wird, hat der physische<br />

Aspekt, die Erholung<br />

von den Strapazen langer<br />

und harter Wettbewerbe,<br />

Vorrang.<br />

Und dann ist da natürlich<br />

die „Klinik“. Die Abteilung<br />

der Verletzungen<br />

der Spieler, die in Rekordzeit<br />

heilen, und die


Spieler die für die WM fit<br />

gemacht werden müssen,<br />

selbst wenn die Karriere<br />

danach unter Umständen<br />

vorbei ist. Bei manchen<br />

Spielern bricht eine Welt<br />

zusammen, wenn sie erfahren,<br />

dass sie nicht dabei<br />

sein können. Bayerns<br />

Frank Ribery ist ein typisches<br />

Beispiel dafür. Auch<br />

Marco Reus hat sich noch<br />

im letztem Testspiel der<br />

Deutschen, beim 6:1 gegen<br />

Armenien, eine Verletzung<br />

zugezogen, die<br />

seine Beteiligung bei der<br />

WM eventuell noch verhindert.<br />

Aber in Sachen Verletzungen,<br />

gibt es eine, die<br />

alle Sorgen der Anderen<br />

in den Schatten stellt.<br />

Nicht nur die Portugiesen<br />

bangen um den Gesundheitszustand<br />

von Cristiano<br />

Ronaldo. Jeder der<br />

gerne guten Fußball sieht<br />

– mit Ausnahme der<br />

Deutschen, US-Amerikaner<br />

und Ghanaer – erhofft<br />

sich einen CR7 in<br />

Bestform. Nun ja, in Ghana<br />

gibt es einen „Hexer“<br />

(Der Donnerstagsteufel),<br />

der behauptet Ronaldo<br />

verflucht zu haben. Aber<br />

egal ob Flüche oder einfach<br />

nur Psychospielchen<br />

(oder wie Mourinho sagen<br />

würde,<br />

„Mindgames“), wenn die<br />

Teams auf den Platz laufen<br />

gibt es nur noch Eines:<br />

das Runde muss ins<br />

Eckige!<br />

Da Ronaldo und übrigens<br />

auch Raúl Meireles<br />

wieder voll mittrainieren,<br />

bleibt nur noch Ronaldos<br />

Vereinskollege Pepe, der<br />

aber wohl auch bis zum<br />

Auftaktspiel wieder platzreif<br />

sein wird. Ob das<br />

ganze nur ein Bluff ist<br />

und die Schlüsselspieler<br />

geschont werden sollen,<br />

oder ob Raúl Meireles,<br />

Pepe, Beto und Ronaldo<br />

wirklich verletzt sind,<br />

wissen wohl nur die Mediziner<br />

der Seleção. Fakt<br />

ist, dass bei den Testspielen<br />

gegen Griechenland<br />

und Mexico diese Stammspieler<br />

nicht verwendete<br />

wurden. Paulo Bento hat<br />

verschiedene Alternativen<br />

ausprobiert und jungen<br />

Talenten wie André Almeida<br />

oder Rafa eine Gelegenheit<br />

gegeben, sich<br />

zu empfehlen.<br />

In der Abwehr hat Luís<br />

Neto (Zenit St. Petersburg)<br />

mit seinem früheren<br />

Vereinskameraden<br />

Bruno Alves (jetzt Fenerbahçe<br />

Istambul) ein eingespieltes<br />

Duo gebildet.<br />

André Almeida wurde gegen<br />

Griechenland als linker<br />

Verteidiger getestet<br />

als Fabio Coentrão nach<br />

dem Champions League<br />

Finale geschont wurde.<br />

Aber auch gegen Mexico,<br />

als Paulo Bento Coentrão<br />

ins Mittelfeld verlegte.<br />

Der Linksverteidiger von<br />

48<br />

Real Madrid fühlte sich<br />

auf dieser Position verloren<br />

und wird wohl kaum<br />

in dieser Position spielen.<br />

Sporting Lissabon hat<br />

eine unerwartet gute Saison<br />

gespielt, nicht zuletzt<br />

aufgrund der jungen Talente<br />

aus ihrer „Academia“.<br />

Seit 2012/2013 spielen<br />

die B-Mannschaften von<br />

6 großen Vereinen in der<br />

2. Liga. Dadurch haben<br />

die jungen Spieler von<br />

F.C. Porto, Benfica und<br />

Sporting Lissabon, Sporting<br />

Braga und zwei weiteren<br />

Klubs die Chance,<br />

in einer Profi-Liga zu<br />

spielen, ohne dabei den<br />

Verein wechseln zu müssen.<br />

William Carvalho ist<br />

nur ein Beispiel für diese<br />

gelungene Nachwuchsarbeit.<br />

Rafa von Sporting<br />

Braga ist ein weiterer<br />

Rohdiamant der letztes<br />

Jahr in der 2. Liga spielte,<br />

wo er für Feirense 10<br />

Tore schoss. Diese Spielzeit<br />

ging er für Braga auf<br />

Torjagd, wobei er als<br />

Stürmer oder als klassischer<br />

Zehner hinter dem<br />

Sturm eingesetzt werden<br />

kann. Aber einen Ronaldo<br />

kann keiner von ihnen ersetzen.<br />

Gegen die Griechen<br />

und gegen Mexiko hat die<br />

Abwehr, vor allem aber<br />

die Torhüter Beto und<br />

Eduardo, eine gute Figur<br />

gemacht. Beto, der Tor-


wart vom Europa-Liga-<br />

Gewinner Valencia C.F.<br />

hat sich eine leichte Verletzung<br />

zugezogen. Doch<br />

wer denkt, Eduardo –<br />

nach seinen Abenteuern<br />

bei Genua, Benfica und<br />

Istambul BB wieder zurück<br />

in Braga – sei nur<br />

der dritte Mann im Tor,<br />

der hat die Rechnung<br />

ohne ihn gemacht. Vor<br />

allem beim 1:0 Sieg gegen<br />

Mexico hat er gezeigt,<br />

warum er in die<br />

Nationalmannschaft berufen<br />

wurde. Auch wenn<br />

sich so mancher fragt,<br />

was mit Rui Patricio ist<br />

und warum er in den<br />

Testspielen nicht im Tor<br />

stand, so haben die Portugiesen<br />

wohl keine Sorgen<br />

was ihr Tor betrifft.<br />

Die Außenverteidiger<br />

sind da wohl eher ein<br />

Problem. João Perreira<br />

(Valencia) ist kein Star<br />

wie sein Kollege auf der<br />

linken Seite. Doch Fabio<br />

Coentrão hat mit Real<br />

Madrid eine lange, harte<br />

Spielzeit hinter sich und<br />

es wird darauf ankommen,<br />

in wie weit er, wie<br />

die meisten seiner Kameraden,<br />

sich erholen kann<br />

und wieder fit ist, wenn<br />

der Schiedsrichter das<br />

Spiel gegen Deutschland<br />

anpfeift.<br />

Das Mittelfeld ist pures<br />

Gold. Mit Spielern wie<br />

João Moutinho (A.S. Monaco)<br />

Raúl Meirelles (Fenerbahçe<br />

Istanbul) und<br />

auf der 6, Miguel Veloso<br />

(Dinamo Kiev) hat Portugal<br />

ein Luxusmittelfeld<br />

zur Verfügung. Die Testspiele<br />

haben gezeigt,<br />

dass auf der Bank noch<br />

einige Talente sitzen werden,<br />

die jederzeit eingewechselt<br />

werden können<br />

und ihren berühmten Kollegen<br />

in nichts nachstehen.<br />

Dann bleibt noch der<br />

Sturm. Paulo Bento bevorzugt<br />

eine 4-3-3 Taktik,<br />

in der die beiden außen<br />

mit Diagonalen nach innen<br />

flektieren und durch<br />

ihre hervorragende Technik<br />

in der gegnerischen<br />

Abwehr für Panik sorgen.<br />

Nun dürften Namen wie<br />

Nani (Manchester United)<br />

Varela (F.C. Porto) oder<br />

Hugo Almeida, lange Zeit<br />

bei Werder Bremen und<br />

jetzt bei Besiktas Istambul,<br />

den meisten Fußballfans<br />

ein Begriff sein.<br />

49<br />

Helder Postiga, Lazio<br />

Rom, wurde auch geschont.<br />

Doch habe ich<br />

eher das Gefühl, dass<br />

Paulo Bento dem Stürmer<br />

von Sporting Braga zusätzliche<br />

Spielzeit im<br />

Dress der Nationalelf geben<br />

wollte. Zu Cristiano<br />

Ronaldo gibt es nicht viel<br />

zu sagen. Es gibt keinen<br />

Ersatz für den besten<br />

Spieler der Welt. Auch<br />

wenn dieser Titel immer<br />

relativ ist, so ist ein Spieler<br />

wie er oft der Garant<br />

für jene Tore, die den Unterschied<br />

zwischen Sieg<br />

und Niederlage bedeuten<br />

können.<br />

Mit anderen Worten ist<br />

Portugal ohne Ronaldo<br />

nicht gleich chancenlos,<br />

aber genausowenig ist<br />

das Team mit Ronaldo<br />

nicht gleich unbesiegbar.<br />

Meiner Meinung nach,<br />

werden die Portugiesen in<br />

Topform sein, wenn sie<br />

am 16. Juni in Salvador<br />

da Baía auf Deutschland<br />

treffen. Ich hoffe natürlich<br />

auf ein großartiges<br />

Fußballspiel zwischen<br />

zwei Teams die zum größeren<br />

Favoritenkreis gehören.<br />

Halbfinalisten bei<br />

der letzten EM, in dessen<br />

Auftaktspiel die Mannen<br />

von Joachim Löw die Portugiesen<br />

mit 1:0 besiegten,<br />

haben beide Teams<br />

gezeigt, dass sie Turniermanschaften<br />

sind. Daher<br />

die Vorfreude auf dieses<br />

Match und als Sohn einer<br />

deutschen Mutter und eines<br />

portugiesischen Vaters,<br />

sind diese Spiele für<br />

mich persönlich immer<br />

etwas ganz Besonderes.<br />

Möge der Bessere gewinnen.


WM 20<strong>14</strong> – Portugals Geheimnis<br />

Was macht die portugiesische Nationalmannschaft so<br />

gefährlich? Cristiano Ronaldo? Der auch als CR7 bekannte<br />

Weltfußballer des Jahres 2013 und 2008 ist<br />

mit Sicherheit der größte Trumpf der Lusitanier, aber bei weitem<br />

nicht der einzige!<br />

Ballhunger, auch nach einer<br />

sehr langen, schweren<br />

und verletzungsreichen<br />

Saison, ist was die<br />

Mannen von Trainer Paulo<br />

Bento auszeichnet. Diese<br />

Portugiesen können einfach<br />

nicht genug davon<br />

haben. Alles was irgendwie<br />

als Ball dienen kann,<br />

wird gekickt, geköpft und<br />

durch die Gänge der Hotels<br />

und Flughäfen getreten.<br />

Es ist eine wahre<br />

Freude zu sehen, wie erwachsene<br />

Männer, Profifußballer,<br />

Familienväter<br />

und – warum auch nicht<br />

diesen Aspekt erwähnen<br />

– recht clevere Geschäftsmänner,<br />

herumtollen,<br />

Witze machen und<br />

sich wie Teenager auf<br />

Klassenfahrt benehmen.<br />

In den Sozialen Netzwerken<br />

und auf den verschiedensten<br />

TV-Stationen<br />

kann man hunderte<br />

von Videos sehen, in denen<br />

patent wird, dass die<br />

Seleção (Auswahl) eine<br />

lustige Truppe ist. Diese<br />

Stimmung ist der Grund,<br />

warum das Team mit<br />

dem Rummel um ihren<br />

Star, Cristiano Ronaldo,<br />

so gelassen umgeht und<br />

Cristiano selbst ist es gewohnt<br />

mit dieser Situation<br />

umzugehen. Sein Wesen<br />

und seine Stellung in<br />

der Mannschaft sorgen<br />

auch dafür, dass es keine<br />

Eifersüchteleien zwischen<br />

ihm und den anderen<br />

Stars gibt. Im Gegenteil.<br />

Nani, Pepe, Coentrão und<br />

all die anderen, die in ihren<br />

Klubs und in Ländern<br />

wie der Türkei, Ukraine<br />

oder Russland im Mittelpunkt<br />

stehen, sind ganz<br />

froh, dass die Presse sich<br />

50<br />

Von Rui Filipe Gutschmidt<br />

Portugals Superstar: Cristiano Ronaldo. Bild: Ludovic<br />

Péron<br />

nicht zu sehr auf sie konzentriert.<br />

Die Unterstützung der<br />

Fans ist auch so ein Ding,<br />

was diese WM für die<br />

Portugiesen so besonders<br />

macht. Schon vor der Abreise,<br />

zu den Testspielen<br />

in den USA, haben die<br />

Fans in Portugal ihren<br />

Helden ihre uneingeschränkte<br />

Unterstützung<br />

garantiert. Auch wenn<br />

das Spiel gegen Griechenland<br />

in Lissabon<br />

(0:0) nicht ganz ausverkauft<br />

war, so war das


Stadion für ein Freundschaftsspiel<br />

doch gut gefüllt.<br />

Man darf nicht vergessen,<br />

dass die Geldbeutel<br />

der Portugiesen leer sind<br />

und dass das Estadio da<br />

Luz 65.000 Plätze<br />

hat. Aber viele Fans<br />

waren statt im Stadion,<br />

vor dem Stadion,<br />

in den Cafés<br />

oder wo auch immer<br />

ein Fernseher stand,<br />

waren die Fans und<br />

auch die, die sonst<br />

nichts mit Fußball<br />

am Hut haben, zusammengekommen<br />

und feuerten ihre<br />

Mannschaft an. Die<br />

Revanche für die<br />

Niederlage im EM-<br />

Finale 2004 wurde<br />

nicht erreicht, aber<br />

das wurde auch<br />

nicht überbewertet.<br />

Ein paar Millionen<br />

Fans in den Nationalfarben<br />

rot und<br />

grün, haben auch<br />

schon mal geübt.<br />

In den USA haben die<br />

Manager von der FPF<br />

Stadien ausgewählt, die<br />

in der Nähe der größten<br />

portugiesischen Gemeinde,<br />

Newark, liegen. In<br />

Bosten waren die Mexikaner<br />

zwar in der Überzahl,<br />

aber das haben die Portugiesen<br />

mit Enthusiasmus<br />

wettgemacht. In New<br />

Jersey war das schon anders.<br />

Die irischen Einwanderer<br />

haben sich<br />

kaum für das Spiel interessiert<br />

und das Stadion<br />

den Portugiesen überlassen.<br />

Aber nicht nur im<br />

Stadion, sondern auch<br />

vor den Hotels, auf den<br />

Flughäfen und überall wo<br />

der Mannschaftsbus vorbeifährt,<br />

färbt sich das<br />

Land in rot und grün.<br />

Das Beste aber war der<br />

Empfang in Brasilien. Das<br />

portugiesische Hauptquartier<br />

in Campinas<br />

könnte genauso gut in<br />

Portugal liegen. Eine<br />

Menschenmenge hat die<br />

Seleleção empfangen und<br />

den Weg zwischen Flughafen<br />

und Trainingslager<br />

51<br />

zum Triumphzug gemacht.<br />

Die Ronaldomanie<br />

ist in Brasilien ausgebrochen<br />

und viele Brasilianer<br />

bevorzugen die Lusitanier<br />

gegenüber ihrer eigenen<br />

Mannschaft. Für die<br />

meisten kommt<br />

Portugal natürlich<br />

an zweiter Stelle<br />

und ein Brasilien –<br />

Portugal im Finale<br />

ist ihr Wunsch –<br />

nach Möglichkeit<br />

mit dem 6. Titel für<br />

das Team von Scolari.<br />

In Brasilien leben<br />

und arbeiten immer<br />

mehr Portugiesen,<br />

die von der Krise<br />

zum auswandern<br />

gezwungen worden<br />

und im Boomland<br />

Brasilien, durch die<br />

gleiche Sprache<br />

und die gemeinsame<br />

Geschichte ein<br />

logisches Ziel haben.<br />

Fern der Heimat<br />

nimmt man die<br />

Gelegenheit wahr mit seinesgleichen<br />

zu feiern,<br />

auch wenn man sich gar<br />

nicht so sehr für Fußball<br />

interessiert.<br />

Das erste offene Training<br />

hat 10.000 Fans ins<br />

Stadion von Rio Preto gebracht<br />

und hätte es mehr<br />

Tickets gegeben – noch<br />

mehr Menschen hätten<br />

das Training gesehen. Die<br />

Fans – Portugiesen, Brasilianer<br />

und einige die ex-


tra angereist sind – waren<br />

völlig aus dem Häuschen.<br />

In einem Ambiente,<br />

welches mehr an ein<br />

Rockfestival erinnerte,<br />

wie an ein Fußballtraining,<br />

hörte man das kreischen<br />

der weiblichen „Ronaldeiras“<br />

bzw „Cristianeiras“!<br />

Nichts, was CR7<br />

nicht gewohnt wäre. Dennoch,<br />

die Gelassenheit,<br />

mit der er und seine Kollegen<br />

diesen Trubel ertragen<br />

ist bewundernswert.<br />

Selbst als eine 22-jährige<br />

Brasilianerin es schaffte,<br />

den über 2,5 Meter hohen<br />

Zaun zu überwinden<br />

und wie ihr Idol in Richtung<br />

Spieler stürmte, und<br />

dabei zunächst die Leute<br />

von der Sicherheit austrickste,<br />

bevor sie von einem<br />

150 Kilogramm<br />

schweren Bodyguard gestoppt<br />

wurde, blieben alle<br />

cool und machten weiter<br />

ihre Dehnübungen.<br />

In Tränen wurde sie<br />

vom Platz geführt, nicht<br />

ahnend, dass sie ihr Ziel<br />

noch erreichen würde.<br />

Nach dem Training haben<br />

die Spieler, wie immer bei<br />

solchen Gelegenheiten,<br />

Autogramme gegeben<br />

und die begehrten Dresse<br />

verteilt. Noch ein Foto,<br />

noch ein Selfie und<br />

schließlich wurde die völlig<br />

in Tränen aufgelöste<br />

Hardcore Cristianeira<br />

wieder zu Ronaldo gebracht,<br />

wo sie ihn umarmen<br />

durfte, ein paar<br />

Worte mit dem Idol<br />

wechselte und noch ein<br />

Autogramm auf ihr T-Shirt<br />

bekam.<br />

Voller Stolz zeigte sie<br />

ihm ihr CR7-Tattoo auf<br />

dem Arm, welches sie<br />

schon seit über einem<br />

Jahr habe. „Ich bin seit<br />

acht Jahren ein Fan von<br />

dir ….“, sagte sie, immer<br />

noch nicht fassend, dass<br />

sie wirklich bei ihm ist.<br />

„Beruhige dich. Du musst<br />

doch nicht weinen.“ Ronaldo<br />

selbst, eindeutig<br />

berührt von der selbst für<br />

ihn ungewohnten Szene,<br />

versuchte sie zu beruhigen.<br />

Als die Reporter sich<br />

schließlich auf den immer<br />

noch völlig in Tränen aufgelösten,<br />

diesmal vor<br />

Glück, „Fan Nummer 1“<br />

stürzten, nahm sie nochmal<br />

ihren ganzen Mut zusammen<br />

und rief ihm zu:<br />

„Eu amo você…“ (Ich liebe<br />

dich…). Die Episode<br />

zeigt, wie das Spiel mit<br />

dem Ball unsere Herzen<br />

berührt, auch wenn es<br />

uns oft extrem übertrieben<br />

scheint. Und Ronaldo<br />

wurde wieder mal an seine<br />

Verantwortung erinnert,<br />

obwohl er das<br />

längst nicht mehr nötig<br />

hat.<br />

Ob die Spieler rechtzeitig<br />

den Schalter umlegen<br />

können und vom Urlaubsmodus<br />

auf Arbeitsmodus<br />

gehen können? Ich bin<br />

52<br />

davon überzeugt. In der<br />

gestrigen Pressekonferenz,<br />

hat Ronaldo nochmal<br />

klar gemacht, dass<br />

das gesamte Team, den<br />

Fans gegenüber, die Verantwortung<br />

hat, ihr Bestes<br />

zu geben. Er sei zu<br />

100 Prozent, wäre aber<br />

lieber zu 110 Prozent fit.<br />

Inzwischen ist die Konzentration<br />

wohl auch auf<br />

100 Prozent und der Fokus<br />

liegt beim heutigem<br />

Spiel gegen Deutschland.<br />

Seit dem 3:0 bei der EM<br />

in Belgien/Holland, haben<br />

die Portugiesen drei mal<br />

gegen Deutschland verloren.<br />

So geschehen bei der<br />

EM vor zwei Jahren. Auch<br />

da war es das erste<br />

Gruppenspiel und die<br />

Deutschen gewannen mit<br />

1:0. „Es wird Zeit, dass<br />

sich das ändert und ich<br />

habe das Gefühl, dass es<br />

morgen (heute) soweit ist<br />

…“ Auch wenn Paulo<br />

Bento die Startelf erst<br />

vor dem Spiel bekannt<br />

gibt, ist die Aufstellung<br />

mehr oder weniger ein<br />

offenes Geheimnis:<br />

Rui Patricio, João Pereira,<br />

Pepe (Luis Neto), Bruno<br />

Alves, Fabio Coentrão,<br />

Miguel Veloso, (William<br />

Carvalho), Raúl Meireles,<br />

João Moutinho, Nani,<br />

Hugo Almeida, (Hélder<br />

Postiga), Cristiano Ronaldo

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