Nr. 172-Mai 2012 - RotFuchs
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<strong>RotFuchs</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2012</strong> Seite 21<br />
Kubas Trümpfe<br />
Wo Kritiker schweigen und Feinde vor Neid erblassen<br />
Kuba ist beileibe keine Großmacht,<br />
und es hat – vor allem aufgrund der<br />
jahrzehntelangen US-Blockade, aber<br />
auch infolge hausgemachter Defizite –<br />
mit tausend Schwierigkeiten zu kämpfen.<br />
Doch es besitzt Trümpfe, angesichts<br />
derer Kritiker schweigen und Feinde vor<br />
Neid erblassen. Diese zwingen sie<br />
in ganz entscheidenden Bereichen<br />
der Menschenrechtsverwirklichung<br />
zum Eingeständnis eines enormen<br />
Nachholbedarfs. Gemeint sind vor<br />
allem zwei Felder, auf denen Kuba<br />
nicht nur die anderen Länder des<br />
lateinamerikanischen Subkontinents,<br />
sondern auch hochentwickelte kapitalistische<br />
Staaten in den Schatten<br />
stellt: Bildung und gesundheitliche<br />
Betreuung.<br />
Die Vereinten Nationen haben den<br />
Zeitraum von 2003 bis <strong>2012</strong> zum Jahrzehnt<br />
der Alphabetisierung erklärt,<br />
gibt es doch auf der Welt noch 64,7<br />
Millionen eigentlich schulpflichtige<br />
Kinder ohne Unterricht und 793 Millionen<br />
Erwachsene, die weder lesen<br />
noch schreiben können. Die UNO<br />
sollte sich bei den Kubanern Rat<br />
holen, wie diese Aufgabe zu lösen<br />
ist.<br />
Vor über 50 Jahren startete die<br />
Regierung des revolutionären Karibikstaates<br />
eine nationale Kampagne,<br />
die schon am 22. Dezember<br />
1961 abgeschlossen werden konnte.<br />
Die Republik Kuba erklärte sich zu<br />
Lateinamerikas erster von Analphabetismus<br />
freier Zone. Um 1 045 000<br />
Leseunkundigen Grundkenntnisse zu vermitteln,<br />
wurden Kontingente formiert, die<br />
sich in Volkslehrer und drei verschiedene<br />
Brigadetypen unterteilten. Schon im Bildungswesen<br />
Tätige bereiteten die meist<br />
sehr jungen Alphabetisierer – mehr als die<br />
Hälfte von ihnen waren Mädchen – für ihre<br />
Entsendung in oftmals entlegene Orte und<br />
Regionen vor. Sie sorgten zugleich für die<br />
Bereitstellung elementarer Unterrichtsmaterialien.<br />
1961 war das Jahr der Landung konterrevolutionärer<br />
Exilkubaner in der Schweinebucht<br />
und erbitterter Kämpfe gegen<br />
bewaffnete Banden auch im Escambray-<br />
Gebirge. Es war zugleich das Jahr der Proklamierung<br />
des sozialistischen Charakters<br />
der Revolution. Der Kampf um die Schreibund<br />
Lesekundigkeit aller Kubaner wurde<br />
nicht für einen Tag unterbrochen. Bei einer<br />
Bevölkerungszahl von damals etwas mehr<br />
als 6,9 Millionen Landesbürgern konnte<br />
die Analphabeten-Rate auf 3,9 % gesenkt<br />
werden. In dem Bemühen um dieses Ergebnis<br />
spielten Studenten – auch aus anderen<br />
lateinamerikanischen Ländern – eine maßgebliche<br />
Rolle.<br />
Später setzten viele der Alphabetisierer,<br />
aus denen oftmals Lehrer mehrerer<br />
Generationen von Kubanern wurden, ihre<br />
Anstrengungen zur Überwindung der<br />
Unwissenheit in anderen Ländern fort. Die<br />
„Insel der Freiheit“ stellte Studienplätze<br />
für Lernwillige aus vielen Staaten Lateinamerikas<br />
und anderer Kontinente bereit<br />
und entsandte seine internationalistischen<br />
Foto: Anne-Mette Kruse, Dänemark<br />
Wissensverbreiter an Brennpunkte des<br />
revolutionären Geschehens wie Venezuela<br />
und Bolivien. Dabei wurde das bewährte<br />
Programm „Yo si puedo“ (Ich kann es!) in<br />
30 Ländern mit demselben Erfolg umgesetzt<br />
wie während der ursprünglichen<br />
Kampagne des Jahres 1961.<br />
2006 wurde Kuba durch die UNESCO der<br />
König-Sejong-Alphabetisierungspreis<br />
zuerkannt. Die Weltkulturorganisation<br />
geht inzwischen davon aus, daß 99,8 %<br />
aller Kubaner über 15 lesen und schreiben<br />
können. Weltweit wurden 3,5 Millionen<br />
Menschen durch kubanische Lehrer<br />
alphabetisiert.<br />
Gab es 1959, als Fidels Getreue in Havanna<br />
einzogen, nur 25 000 Menschen mit Hochschuldiplomen<br />
und für 500 000 Kinder<br />
überhaupt keine Schulen, während<br />
zugleich 10 000 Lehrer brotlos waren, so<br />
öffneten am 5. September 2011 mehr als<br />
60 kubanische Universitäten ihre Hörsäle<br />
für nahezu 500 000 Studierende.<br />
Auch auf einem anderen fundamentalen<br />
Gebiet der Menschenrechtsverwirklichung<br />
legte Kuba die Latte sehr hoch: bei der<br />
Betreuung werdender Mütter und noch<br />
ungeborener Kinder. In den vergangenen<br />
vier Jahren konnte die Säuglingssterblichkeit<br />
auf 4,9 bei 1000 Lebendgeburten<br />
gesenkt werden. Nur Kanada erreicht auf<br />
dem amerikanischen Kontinent eine gleich<br />
niedrige Rate. Die USA, die sich eines<br />
besonders hoch entwickelten Gesundheitswesens<br />
rühmen und Nobelpreise für<br />
Medizin ohne Ende eingefahren haben,<br />
vermelden in der Säuglingssterblichkeit<br />
einen Landesdurchschnitt von 7,0,<br />
wobei aus vielen Elendsregionen des<br />
imperialistischen Hauptlandes das<br />
Zwei- bis Zweieinhalbfache dieser<br />
Zahl gemeldet wird. Etwa 7 Millionen<br />
Kinder sind in den Vereinigten Staaten<br />
bei Krankheit ohne jeden Versicherungsschutz.<br />
Kubas Erfolge auf dem Gebiet der<br />
unentgeltlichen pränatalen Betreuung,<br />
der Säuglingsfürsorge und der<br />
Pädiatrie hängen eng mit der Gesamtstruktur<br />
seines Gesundheitswesens<br />
und vor allem auch mit dem landesweit<br />
verwirklichten Prinzip der<br />
Familienärzte und Familienkrankenschwestern<br />
zusammen. Hinzu kommt<br />
der genetische Gesundheitsdienst,<br />
der bestehende Risiken frühzeitig<br />
erkennt und einstuft. Im ersten und<br />
zweiten Drittel der Schwangerschaft<br />
erfolgen obligatorische Ultraschalluntersuchungen.<br />
Besondere Aufmerksamkeit<br />
und prophylaktische<br />
Betreuung wird schwangeren Frauen<br />
zuteil, die älter als 37 Jahre sind. Die<br />
Familienärzte behandeln Störungen<br />
wie Unterernährung, Anämie, Bluthochdruck,<br />
Diabetes, Schilddrüsenhormondefizite,<br />
Infektionen der<br />
Fortpflanzungsorgane, der ableitenden<br />
Harnwege und des Atmungsapparats, die<br />
ernste Folgen für die Schwangere und den<br />
Nachwuchs haben können.<br />
Während 1970 auf jedes in Kuba verstorbene<br />
Kind nur 25 Überlebende kamen,<br />
erhöhte sich diese Zahl bis 2011 auf 1 : 204.<br />
In den letzten 41 Jahren stieg die Überlebensrate<br />
somit auf das 8,2-fache.<br />
Bedenkt man, daß 7 von jeweils 10 Kubanern<br />
unter den extrem belastenden Bedingungen<br />
der US-Blockade geboren wurden,<br />
ist der Erfolg noch höher zu bewerten.<br />
RF,<br />
gestützt auf „Granma Internacional“ und<br />
„Prensa Latina“, Havanna<br />
Am 12. <strong>Mai</strong> um 10 Uhr spricht Botschafter<br />
a. D. Heinz Langer auf einer<br />
Veranstaltung der RF-Regionalgruppe<br />
Chemnitz-Zwickau-Plauen in Zwickau,<br />
Hölderlinstraße 1 (Volkssolidarität). Sein<br />
Thema:<br />
Aktuelle Entwicklungen in Kuba<br />
Mitveranstalter ist die AG Cuba Sí<br />
Chemnitz der Partei Die Linke.