Nr. 172-Mai 2012 - RotFuchs
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Seite 20 <strong>RotFuchs</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2012</strong><br />
Wir grüßen alle „RotFüchse“ aus dem<br />
Land der Nelkenrevolution! Zum<br />
zweiten Mal mit dem Wohnmobil für längere<br />
Zeit in Portugal unterwegs, sind wir<br />
überall der Empörung über die dem Land<br />
durch Brüssel angelegten<br />
Daumenschrauben begegnet.<br />
Es bewegt sich hier viel, die<br />
Kommunisten der PCP und<br />
die Mitglieder der ihr nahestehenden<br />
Gewerkschaftszentrale<br />
CGTP-Intersindical<br />
sind äußerst aktiv. Der im<br />
Januar neu gewählte Führer<br />
dieser 600 000 Mitglieder<br />
zählenden Dachorganisation<br />
ist übrigens das Mitglied des<br />
ZK der PCP Arménio Carlos.<br />
Im Unterschied zu Portugals<br />
anderer, deutlich schwächerer<br />
Gewerkschaft UGT, die<br />
sich im bürgerlich-sozialdemokratischen<br />
Fahrwasser<br />
der PS befindet und im<br />
Januar einen Pakt mit den<br />
Unternehmern schloß, steht<br />
die CGTP auf Klassenpositionen.<br />
Vielerorts fanden Veranstaltungen<br />
und Kundgebungen<br />
statt, die am 24. November<br />
vergangenen Jahres im „Greve Geral“ –<br />
dem Generalstreik – gipfelten. Dieser<br />
wurde sogar von Teilen der Polizei und<br />
der Streitkräfte unterstützt, die ebenfalls<br />
ihre Forderungen einklagten.<br />
Man stelle sich vor,<br />
wie es wäre, wenn der Bundeswehrverband<br />
und die<br />
Gewerkschaft der Polizei<br />
den Versuch wagten, in gleicher<br />
Weise gegen die kapitalistische<br />
Ausbeutung in<br />
der BRD auf die Straße zu<br />
gehen!<br />
Die Proteste galten nicht<br />
zuletzt der Einführung<br />
einer Autobahnmaut sowie<br />
der Privatisierung wichtiger<br />
Sektoren des staatlichen<br />
Gesundheitswesens und der<br />
Stromversorgung.<br />
Am 11. Februar fand auf<br />
der Praça do Comércio in Lissabon die<br />
größte Kundgebung seit 30 Jahren statt.<br />
750 Busse brachten die Teilnehmer aus<br />
allen Landesteilen in die Metropole am<br />
Tejo. Natürlich haben wir es uns nicht<br />
nehmen lassen, an der Massenkundgebung,<br />
zu der die CGTP aufgerufen hatte,<br />
teilzunehmen. Immer wieder wurde dort<br />
an die mit dem 25. April 1974 eingeleitete<br />
Nelkenrevolution erinnert. In ihrem Verlauf<br />
waren sämtliche 245 inländischen<br />
Banken, Versicherungen und Konzerne<br />
nationalisiert und mehr als 1,1 Millionen<br />
ha Land der Latifundisten im Süden<br />
Unterwegs in Portugal<br />
Das Land der Nelkenrevolution hautnah erlebt<br />
schlagartig durch das Agrarproletariat in<br />
Besitz genommen worden. Die Forderung,<br />
die Errungenschaften dieser bis an die<br />
Grenze einer sozialistischen Revolution<br />
gehenden Umwälzung ein zweites Mal zu<br />
Biggi Leuchner und Lutz Manke (r) im freundschaftlichen Gespräch mit<br />
dem Generalsekretär der PCP Jerónimo de Sousa<br />
erkämpfen, wird vielerorts erhoben.<br />
Am 24. Februar nahmen wir an einer kommunistischen<br />
Großkundgebung in Faro,<br />
dem Zentrum der Südprovinz Algarve,<br />
Die Arbeitermassen unterstützen ihre klassenkämpferische Gewerkschaftszentrale<br />
CGTP-Intersindical.<br />
teil. Dort ergab sich Gelegenheit zu einem<br />
Gespräch mit dem Generalsekretär der<br />
Portugiesischen Kommunistischen Partei,<br />
dem langjährigen Metallarbeiterführer<br />
Jerónimo de Sousa. Es überraschte uns<br />
nicht, daß er über den „<strong>RotFuchs</strong>“ recht<br />
gut Bescheid wußte. Die Unterhaltung<br />
drehte sich vor allem um die Frage der<br />
Notwendigkeit eines europaweiten Protests<br />
gegen die Untaten der EU und den<br />
„Krisen-Bewältigungs“-Kurs des Kapitals.<br />
Dabei hatten wir das Gefühl, daß die<br />
Worte des Portugiesischen und des Deutschen<br />
zwar phonetisch anders klingen,<br />
unsere Sprache aber dieselbe ist: die<br />
Sprache von Kommunisten. An jenem Tag<br />
in Faro war bereits von einem weiteren<br />
Generalstreik die Rede – dem insgesamt<br />
achten seit dem Sturz der faschistischen<br />
Diktatur. Er fand dann am<br />
22. März statt. Wir waren<br />
auch dieses Mal mit von der<br />
Partie.<br />
Portugal – ein Land mit nur<br />
etwa zehn Millionen Einwohnern,<br />
von denen jeder<br />
Zehnte derzeit ohne Job<br />
ist, während ein weiteres<br />
Zehntel „prekäre Arbeitsverhältnisse“<br />
erleidet und<br />
jeder Fünfte unterhalb der<br />
Armutsgrenze vegetieren<br />
muß –, wird wie Griechenland<br />
von der EU und ihrem<br />
Euro gewürgt.<br />
Bis Ende April sind wir noch<br />
im Alentejo unterwegs und<br />
werden dabei auch das<br />
Grab von Catarina Eufémia<br />
aufsuchen – einer Landarbeiterin<br />
und kommunistischen<br />
Streikführerin aus<br />
der Ortschaft Baleizão, die<br />
– Mutter dreier Kinder und<br />
mit dem vierten im Leib –<br />
im <strong>Mai</strong> 1954 durch einen Leutnant der<br />
faschistischen Gendarmerie erschossen<br />
wurde. Nur Wochen nach dem 25. April<br />
1974 nahmen Zehntausende an der feierlichen<br />
Umbettung Catarinas<br />
teil. Ein mehr als mannshohes<br />
Denkmal mit Hammer<br />
und Sichel wurde an jener<br />
Stelle errichtet, an der sie<br />
starb. Das Ehrengrab auf<br />
dem Friedhof von Baleizão<br />
ist nach wie vor Wallfahrtsort<br />
für Tausende.<br />
Wir werden auch noch anderen<br />
Spuren der Nelkenrevolution<br />
folgen, um zum<br />
Abschluß unseres diesjährigen<br />
Portugal-Aufenthalts<br />
an den Feierlichkeiten teilzunehmen,<br />
die an den Sturz<br />
der faschistischen Diktatur<br />
vor 38 Jahren erinnern.<br />
Wir grüßen Euch herzlich mit den Worten<br />
der PCP-Hymne: „Avante, Camarada!“<br />
Biggi Leuchner / Lutz Manke, z. Z. Portugal<br />
Am 22. <strong>Mai</strong> um 16 Uhr spricht<br />
Walter Schmidt, Vorsitzender der<br />
RF-Regionalgruppe Bitterfeld-Wolfen, im<br />
Kulturhaus der Stadt Wolfen, Puschkinplatz<br />
3, über das Thema<br />
Die Bilderberger – das geheime<br />
Zentrum der Macht