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Die Utopie steht links! - eDoc

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aus, der zur revolutionären Zuspitzung des Klassenantagonismus führe. <strong>Die</strong><br />

Bourgeoisie habe sich ihr eigenes Grab geschaufelt. <strong>Die</strong>se Entwicklung sei<br />

zwangsläufig und könne durch Reformen zwar aufgeschoben, nicht aber<br />

grundsätzlich vermieden werden.<br />

Innerhalb des Kommunistischen Manifestes finden sich auch jene Passagen, in<br />

denen Marx und Engels die Auseinandersetzung mit dem utopischen Sozialismus<br />

suchten, wie er sich ihnen zufolge in den Systemen von Claude Henri<br />

de Saint-Simon, Charles Fourier und Robert Owen darstellt. Bei der Lektüre<br />

dieser Stellen lässt sich das Marx-Engelssche Paradigma des Umgangs mit der<br />

<strong>Utopie</strong> erkennen. <strong>Die</strong> Schriften des utopischen Sozialismus seien in der »ersten,<br />

unentwickelten Periode des Kampfes zwischen Proletariat und Bourgeoisie«<br />

(MK 79) entstanden. <strong>Die</strong>s bedinge bereits ihre Stellung zur modernen<br />

wissenschaftlichen Analyse der Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft:<br />

Zwar übten sie die richtige und treffende Kritik am Kapitalismus, aber ihnen<br />

fehlten die Einblicke in die gesetzmäßigen Zusammenhänge der Entwicklung,<br />

so dass »an die Stelle der gesellschaftlichen Tätigkeit« ihre »persönlich erfinderische<br />

Tätigkeit« (MK 79) trete. Dadurch würden sie die revolutionäre Rolle<br />

des Proletariats verkennen und müssten zwangsläufig die wissenschaftliche<br />

Gewissheit durch utopische Schilderung ersetzen. »Sie sind sich zwar bewusst,<br />

in ihren Plänen hauptsächlich das Interesse der arbeitenden Klasse als<br />

der leidensten Klasse zu vertreten. Nur unter diesem Gesichtspunkt der leidensten<br />

Klasse existiert das Proletariat für sie. <strong>Die</strong> unentwickelte Form des<br />

Klassenkampfes wie ihre eigene Lebenslage bringen es aber mit sich, dass sie<br />

weit über jenen Klassengegensatz erhaben zu sein glauben. ... Sie verwerfen<br />

daher alle politische, namentlich alle revolutionäre Aktion, sie wollen ihr Ziel<br />

auf friedlichem Wege erreichen und versuchen, durch kleine, natürlich fehlgeschlagene<br />

Experimente, durch die Macht des Beispiels dem neuen gesellschaftlichen<br />

Evangelium Bahn zu brechen.« (MK 79f.) Bereits diese Ausführungen<br />

verdeutlichen die zentrale These von Marx und Engels. Je mehr die<br />

wissenschaftliche Erforschung der Geschichte voranschreite, desto stärker<br />

sinke der Nutzwert der utopischen Systeme. Je bewusster sich das Proletariat<br />

seiner revolutionären Rolle werde, desto weniger bedürfe es utopischer Schilderungen,<br />

die in letzter Konsequenz sogar das bestehende kapitalistische System<br />

stützen würden. »<strong>Die</strong> Bedeutung des kritisch-utopischen Sozialismus<br />

und Kommunismus <strong>steht</strong> im umgekehrten Verhältnis zur geschichtlichen Entwicklung.<br />

In demselben Maße, worin der Klassenkampf sich entwickelt und<br />

gestaltet, verliert diese phantastische Erhebung über denselben, diese phantastische<br />

Bekämpfung desselben allen praktischen Wert, alle theoretische Berechtigung.<br />

Waren daher die Urheber dieser Systeme auch in vieler Beziehung<br />

revolutionär, so bilden ihre Schüler jedesmal reaktionäre Sekten. Sie halten die<br />

alten Anschauungen der Meister fest gegenüber der geschichtlichen Fortentwicklung<br />

des Proletariats. Sie suchen daher konsequent den Klassenkampf<br />

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