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COO Insights on Manufacturing - Roland Berger

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ROLAND BERGER Strategy CONSULTANTS<br />

<str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g> INSIGHTS<br />

BUSINESS<br />

„Erkenne<br />

deine Stärken“,<br />

sagt der <str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g> der<br />

LEGO Gruppe,<br />

Bali Padda.<br />

Die Produkti<strong>on</strong><br />

und ihre<br />

Wertschöpfungsnetzwerke<br />

gehören<br />

wieder dazu!<br />

Juni 2011


Make or buy Bislang reduzierten Unternehmen Schritt für Schritt<br />

ihre eigene Wertschöpfung – Stehen wir nun vor einer Trendwende?<br />

Finanzdienstleistungen<br />

$<br />

14%<br />

Krankenhäuser/Gesundheitswesen<br />

Pharmazeutische Industrie<br />

Elektroindustrie<br />

Telekommunikati<strong>on</strong>sindustrie<br />

31%<br />

48%<br />

49%<br />

51%<br />

Chemische Industrie<br />

K<strong>on</strong>sumgüterindustrie<br />

Automobilindustrie<br />

Maschinenbau<br />

Energie- und<br />

Versorgungswirtschaft<br />

Einzelhandel<br />

Eigenfertigung<br />

Fremdbezug<br />

Zunehmende<br />

eigenfertigung<br />

59%<br />

63%<br />

65%<br />

75%<br />

77%<br />

85%<br />

Umsatzanteil,<br />

der durch Einkäufe bestimmt wird, in Prozent.<br />

Abnehmende<br />

eigenfertigung<br />

Quelle: Company reports 2009


abgesichert werden kann, dass einerseits<br />

die Kostenvorteile v<strong>on</strong> Niedriglohnländern<br />

und die Innovati<strong>on</strong>skraft v<strong>on</strong> Hochlohnländern<br />

optimal genutzt, andererseits aber auch folgen-<br />

Why<br />

schwere Brüche in Zeiten höchster politischer<br />

Das Jahrhundertbeben in Japan<br />

und die verheerende Atomkatastrophe<br />

in Fukushima – sind sie der Beginn<br />

einer neuen Phase internati<strong>on</strong>aler Arbeitsteilung?<br />

Jenseits der schrecklichen Bilder<br />

menschlichen Leids, der Verwüstung und<br />

der außer K<strong>on</strong>trolle geratenen Kraftwerksblöcke<br />

k<strong>on</strong>fr<strong>on</strong>tierte das Unglück europäische<br />

und amerikanische Unternehmen<br />

schnell mit den Folgen: Lieferketten vor der<br />

Zerreißprobe, teure Produkti<strong>on</strong>sausfälle,<br />

steigende Preise für Hightech, Dämpfer für<br />

die gerade erst wieder anspringende Weltk<strong>on</strong>junktur<br />

– die Schattenseiten globaler<br />

Wertschöpfungsnetzwerke.<br />

Japan zeigt: Die radikale internati<strong>on</strong>ale Arbeitsteilung,<br />

die rigorose Interpretati<strong>on</strong> v<strong>on</strong> Hersteller-Lieferanten-Beziehungen,<br />

die K<strong>on</strong>zentrati<strong>on</strong><br />

auf Standorte und Zulieferer, sie sind höchst<br />

anfällig. Dennoch scheint niemand scheint solche<br />

Auswirkungen einer Katastrophe erwartet<br />

zu haben – und trotzdem treten sie ein.<br />

Welche Lehren ziehen Unternehmen daraus?<br />

Lange haben Unternehmen aus hochindustrialisierten<br />

Volkswirtschaften ihre Standortnachteile<br />

durch den Umzug in so genannte Billiglohnländer<br />

zu kompensieren versucht und ihre<br />

Lieferketten auf Kante genäht. Doch schlichtes<br />

Outsourcing war gestern. Heute bestimmt die<br />

bestmögliche K<strong>on</strong>figurati<strong>on</strong> v<strong>on</strong> Wertschöpfungsketten<br />

ihr Denken. Es beschäftigt sich vor<br />

allem mit der Frage, wie die Wertschöpfung<br />

globaler Produkti<strong>on</strong>snetzwerke so verteilt und<br />

und wirtschaftlicher Unsicherheit vermieden<br />

werden können.<br />

Europa, so scheint es, profitiert. <strong>Manufacturing</strong>,<br />

lange der Klotz am Bein, steht vor<br />

einer Neubewertung – welcher, das lesen<br />

Sie in dieser neuen Ausgabe unseres <str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g>-<br />

Magazins: Lego, das dänische Plastikstein-<br />

Paradies, übernahm die Herstellung der<br />

weltberühmten Bauklötze wieder komplett<br />

in eigene Regie – und schaffte nach Jahren<br />

des Niedergangs die Wende. Immense Entwicklungskosten<br />

zwingen die Automobilindustrie<br />

in internati<strong>on</strong>ale Netzwerke, doch<br />

die neue BMW i-Reihe und Porsches Mini-<br />

Cayenne laufen in Leipzig vom Band. Haier,<br />

das westlichste aller chinesischen Unternehmen,<br />

baut Kühlschränke – ausgerechnet<br />

in Italien.<br />

Ist damit der Zug in Richtung Asien gestoppt?<br />

Kommen die Arbeitsplätze wieder zurück an<br />

ihren Ursprung? Nach Deutschland? Nach<br />

Frankreich? Nach Großbritannien? Sehr unwahrscheinlich.<br />

Doch ebenso unwahrscheinlich<br />

ist die Aussichtslosigkeit vermeintlicher<br />

Hochlohnländern im Wettbewerb mit aufstrebenden<br />

Industrienati<strong>on</strong>en. Wertschöpfungsoder<br />

Produkti<strong>on</strong>snetzwerke sind nicht mehr<br />

nur eine Frage der Geografie, s<strong>on</strong>dern auch<br />

der Kultur eines Unternehmens.<br />

„Erkenne deine Stärken“, sagt Legos Supply-<br />

Chain-Manager Bali Padda im Interview mit<br />

<strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong>. <strong>Manufacturing</strong> gehört wieder<br />

dazu.<br />

Axel Schmidt<br />

Global Head of Operati<strong>on</strong>s Strategy<br />

Bestellung: Sie können dieses Magazin als pdf in deutsch und englisch bestellen unter:<br />

<str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g>_<str<strong>on</strong>g>Insights</str<strong>on</strong>g>@rolandberger.com<br />

think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 3<br />

Why<br />

Editorial<br />

Thought Leadership<br />

Erfolgsformel Netzwerke:<br />

Die Produkti<strong>on</strong> ist zurück<br />

Global Footprint Design<br />

Wie Unternehmen ihre weltweiten<br />

Netzwerke optimal aufspannen<br />

How<br />

Praxis<br />

Comeback des <strong>Manufacturing</strong>:<br />

Lego-<str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g> Bali Padda im Gespräch<br />

mit <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy C<strong>on</strong>sultants<br />

Automobilindustrie:<br />

Vom Gegner zum strategischen<br />

Partner<br />

Zielmarkt Europa:<br />

High, Higher, Haier<br />

Fischer:<br />

Kaizen im Kuckucksland<br />

Who<br />

7 Fragen an<br />

Ian Joesbury, <str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g> Meggitt, UK<br />

What<br />

Autoindustrie:<br />

Die Kinder der grünen Revoluti<strong>on</strong><br />

Krankenhäuser:<br />

Erste Hilfe Einkauf<br />

Maschinenbau:<br />

Gut, aber noch nicht gut genug<br />

Produzierendes Gewerbe:<br />

Wachsen, aber effizient<br />

Kiosk<br />

think:act BUSINESS<br />

<str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g> <str<strong>on</strong>g>Insights</str<strong>on</strong>g><br />

Herausgeber: Axel Schmidt<br />

Gesamtverantwortung: <strong>Roland</strong> Schwientek<br />

Projektmanagement: Dr. Katherine Nölling<br />

Layout: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> DesignTeam<br />

<strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Expertenteam:<br />

Carsten Becker, Wolfgang Bernhard,<br />

Philipp Grosse Kleimann, Oliver Knapp,<br />

Dr. Thomas Kwasniok, Ralf Lässig,<br />

Dr. Christian Neuner, Thomas Rinn,<br />

<strong>Roland</strong> Schwientek und Paul Sloman<br />

3<br />

4<br />

10<br />

12<br />

14<br />

20<br />

24<br />

28<br />

31<br />

36<br />

37<br />

37<br />

38<br />

39


Why<br />

Globalisierung<br />

ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANTS<br />

der neuen Art


BusinesS design to value<br />

think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 5<br />

Finanzkrise,<br />

wirtschaftliche<br />

Unsicherheiten,<br />

politische<br />

Umbrüche,<br />

die Naturkatastrophe<br />

in Japan und die Welt<br />

im Fukushima-Schock<br />

– nie schien die vernetzte<br />

Weltwirtschaft anfälliger als heute.<br />

Bes<strong>on</strong>ders der asiatisch-pazifische<br />

Raum, der Wachstumsbeschleuniger<br />

internati<strong>on</strong>al operierender Unternehmen<br />

und gleichzeitig die mit Abstand am stärksten<br />

v<strong>on</strong> Naturkatastrophen betroffene Regi<strong>on</strong>,<br />

offenbart die Risiken einer K<strong>on</strong>zentrati<strong>on</strong> der globalen<br />

Versorgungswege. Wie können Unternehmen das<br />

Potenzial neuer Märkte ausschöpfen ohne in gefährliche<br />

Abhängigkeiten zu geraten? Wie lassen sich die Vorteile<br />

v<strong>on</strong> Niedriglohnländern mit der Innovati<strong>on</strong>skraft westlicher<br />

Hochlohnländer am besten verbinden? Ist Eigenfertigung unbedingt<br />

ein Klotz am Bein? Die Globalisierung der Unternehmen geht in<br />

eine neue Runde. Intelligente Netzwerke bestimmen das Bild.<br />

21


g Why<br />

ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANTS<br />

Totgesagte<br />

leben länger<br />

Zu groß, zu schwer, zu teuer: Lange galt vielen Unternehmen<br />

die Produkti<strong>on</strong> als Klotz am Bein. Doch die Situati<strong>on</strong> ändert sich.<br />

„Value <strong>Manufacturing</strong>“ heißt das Stichwort – die k<strong>on</strong>sequente<br />

Ausrichtung des Wertschöpfungsnetzwerks auf den Kundennutzen.<br />

Auch der <str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g> erfindet sich neu: Aus dem ehemaligen Kostenkiller<br />

wird ein aktiver Mitgestalter der Unternehmensstrategie.<br />

Made in Germany“ – es war einmal.<br />

Bis in die 70er Jahre des vergangenen<br />

Jahrhunderts k<strong>on</strong>nten sich<br />

deutsche Unternehmen noch etwas auf ihr<br />

überlegenes Fertigungs-Know-how einbilden.<br />

Qualität und anspruchsvolle Produktinnovati<strong>on</strong><br />

prägten auch das Selbstverständnis anderer<br />

westlicher Industrienati<strong>on</strong>en. K<strong>on</strong>kurrenz<br />

aus Asien? Zählte nicht. Lästige Billiganbieter<br />

k<strong>on</strong>nten nur über den Preis k<strong>on</strong>kurrieren. Oben<br />

war da, wo Amerikaner und Europäer thr<strong>on</strong>ten.<br />

Die Situati<strong>on</strong> änderte sich schlagartig, als<br />

Toyota der Welt das Autobauen beibrachte<br />

und das Fotografieren immer besser und<br />

billiger wurde – mit Kameras aus Japan.<br />

Aus einst mitleidig belächelten Trittbrettfahrern<br />

wurden Chauffeure einer industriellen<br />

Revoluti<strong>on</strong>, die es schafften, moderne<br />

Fertigungstechnologien mit hocheffizienten<br />

Organisati<strong>on</strong>sabläufen und unschlagbaren<br />

Lohnkostenvorteilen zu verbinden.<br />

Wettbewerber aus hochentwickelten<br />

Industrienati<strong>on</strong>en reagierten panisch:<br />

mit Zentralisierung, Jobabbau und<br />

Produkti<strong>on</strong>sverlagerungen in Billigstandorte.<br />

Ganze Industrien verschwanden aus<br />

Europa. Der Begriff „Ec<strong>on</strong>omies of Scale“<br />

wurde zum Mantra einer neuen Heilslehre.<br />

Produkti<strong>on</strong>, einst die Paradedisziplin der<br />

alten Welt, schien plötzlich der Klotz am<br />

Bein zu sein. Die Finanzkrise verschärfte<br />

den Trend. Unternehmen, die sich rechtzeitig<br />

auf Innovati<strong>on</strong> und Marketing k<strong>on</strong>zentriert<br />

und die kapital- und kostenintensive<br />

Herstellung Spezialanbietern überlassen<br />

hatten, waren klar im Vorteil. Sie k<strong>on</strong>nten<br />

ihre Produkti<strong>on</strong>skosten flexibel den<br />

niedrigeren Marktvolumina anpassen.<br />

Anderen ging es weit weniger gut. Eigene<br />

Fertigungskapazitäten wurden mangels<br />

Auslastung leicht zum gefährlichen Ballast.<br />

Doch ausgerechnet der vermeintliche Verlierer<br />

wird jetzt zum Gewinner: die Produkti<strong>on</strong>.<br />

Unternehmen besinnen sich auf ihre<br />

Fertigungskompetenz als strategisches<br />

Asset. Die verheerende Erdbebenkatastrophe<br />

in Japan und die Folgen v<strong>on</strong> Produkti<strong>on</strong>s<br />

ausfällen für Hersteller in aller Welt haben<br />

sie zusätzlich alarmiert.<br />

Totgesagte leben länger: Weil mit zunehmender<br />

Unsicherheit über wirtschaftliche und<br />

politische Entwicklungen teilweise enorme<br />

Risiken in den Wertschöpfungsketten lauern,<br />

rücken eigenes Fertigungs-Know-how sowie<br />

die Beherrschung und Verfügbarkeit v<strong>on</strong> Kapazitäten<br />

wieder in den Mittelpunkt des Interesses.<br />

Das Motto: Differenzierung im Markt<br />

erfordert intelligente Produkti<strong>on</strong>. Es führt in<br />

einigen Branchen nach Jahrzehnten k<strong>on</strong>sequenter<br />

Globalisierung zu einer Rückbesinnung<br />

auf dezentrale, regi<strong>on</strong>ale und markt-


think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 7<br />

Wachsende Unsicherheiten<br />

über wirtschaftliche und politische<br />

Entwicklungen lassen eigenes Fertigungs-<br />

Know-how wieder in den Mittelpunkt rücken<br />

nahe Produkti<strong>on</strong>sstandorte, damit gleichzeitig<br />

zu kürzeren Reakti<strong>on</strong>szeiten und einer<br />

höheren Flexibilität der Supply Chain.<br />

„Die Welt hat eine Serie v<strong>on</strong> natürlichen und<br />

politischen Ereignissen durchlebt, die die<br />

Risiken einer K<strong>on</strong>zentrati<strong>on</strong> der globalen<br />

Versorgungswege offenlegt. Firmen haben<br />

sch<strong>on</strong> Schritte eingeleitet, angesichts wiederkehrender<br />

Katastrophen ihre Fertigung zu<br />

diversifizieren und den Einkauf geschickter<br />

zu organisieren. Japans Desaster wird diesen<br />

Trend nur verstärken. Das aber bedeutet für<br />

Asien, die Produkti<strong>on</strong>sstandorte noch weiter<br />

zu verteilen“, erklärt Wellan Wiranto v<strong>on</strong> der<br />

Bank HSBC. Ausgerechnet Adidas, Vorreiter<br />

einer k<strong>on</strong>sequenten Asien-Strategie, macht<br />

den Weg frei. Die Franken, die sich in Deutschland<br />

auf Entwicklung und Design beschränken,<br />

zieht es v<strong>on</strong> China zurück nach Europa.<br />

Der Richtungswechsel hat auch persönliche<br />

K<strong>on</strong>sequenzen: Der klassische <str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g>,<br />

Kostenkiller und Prügelknabe v<strong>on</strong> einst,<br />

ändert sein Profil.<br />

Moderne <str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g>s erfüllen gleich<br />

mehrere Rollen.<br />

Sie sind Netzwerkspieler, Risikomanager,<br />

Margenoptimierer, Balancierer der<br />

Wertschöpfungstiefe in einem – und oft<br />

Mittler zwischen verschiedenen Kulturen.<br />

Früher ganz im Dienst schmerzhafter<br />

Effizienzprogramme mit zum Teil tiefen<br />

Einschnitten in beleibte Unternehmensapparate,<br />

ist der ideale <str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g> heute aktiver<br />

Mitgestalter der Unternehmensstrategie.


g Why<br />

ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANTS<br />

Sieben Gründe definieren die neue Rolle des <str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g><br />

im Detail.<br />

Die Stichwörter heiSSen:<br />

• Product Design Flexibility: Kürzere Produktlebenszyklen erfordern eine immer<br />

schnellere Anpassung der Fertigungskapazitäten an neue Produktgenerati<strong>on</strong>en.<br />

• Mass Customizati<strong>on</strong>: Immer stärker individualisierte Produkte erfordern intelligente<br />

Wege, um zahlreiche Varianten herzustellen, ohne dabei die Kostenvorteile der Massenprodukti<strong>on</strong><br />

zu verlieren.<br />

• Switching Flexibility: Ausgewogenes Risikomanagement erfordert ein flexibles Netzwerk<br />

aus externen Lieferanten und Dienstleistern sowie internen Kapazitäten.<br />

• Nachhaltigkeit: Energie- und Ressourcenverbrauch entlang der gesamten<br />

Wertschöpfungskette und des gesamten Produktlebenszyklus – einschließlich externer<br />

Lieferanten sowie Anwendern und K<strong>on</strong>sumenten – gewinnen an Bedeutung.<br />

• Transport: Tendenziell steigende Energiepreise und kurzfristige Energiepreis-Volatilität<br />

lassen die Kosten überproporti<strong>on</strong>al steigen.<br />

• Lohn: Schnell ansteigende Kosten in den Emerging Markets schmelzen die Kostenvorteile<br />

v<strong>on</strong> Niedriglohnstandorten zusammen.<br />

• Handelsbarrieren: Die zunehmende Bedrohung der wirtschaftlichen Vormacht westlicher<br />

Staaten vor allem durch asiatische Herausforderer kann zu Protekti<strong>on</strong>ismus führen.<br />

Zölle und Local-C<strong>on</strong>tent-Regeln sprechen für eine marktnahe Aufstellung der Produkti<strong>on</strong>.<br />

Keine Frage: Immer teurer werdende Jobs<br />

in China werden kaum alte Standorte westlicher<br />

Hochlohnländer wiederbeleben – zu<br />

groß bleibt das Gefälle. Außerdem: Es gibt<br />

viele Alternativen in k<strong>on</strong>kurrierenden Regi<strong>on</strong>en,<br />

Vietnam etwa oder Thailand. Und:<br />

Marktnähe ist nicht immer ein Vorteil für<br />

europäische oder nordamerikanische Standorte.<br />

Bes<strong>on</strong>ders die BRIC-Staaten wachsen an<br />

europäischen Verhältnissen gemessen atemberaubend<br />

schnell – Präsenz dort ist Pflicht.<br />

Schließlich: Externe Fertigungskapazitäten<br />

sind unverzichtbar. Sie bieten notwendig<br />

Flexibilitätsreserven. So will Porsche künftige<br />

Autos in China bauen, für viele „Eisenbeißer“<br />

in Stuttgart ein Sakrileg.<br />

Und doch: Das Bild verändert sich, und zwar<br />

gravierend. Einseitige Verlagerung war gestern.<br />

Heute geht es um die intelligente Nutzung<br />

und Koordinati<strong>on</strong> unterschiedlicher K<strong>on</strong>zepte<br />

und Ressourcen in einem Netzwerk.<br />

Aus Produkti<strong>on</strong> wird „Value <strong>Manufacturing</strong>“.<br />

„Als Markenartikelhersteller sehen wir uns<br />

mehr und mehr als Initiator im Netzwerk,<br />

das aus unseren Kunden, Lieferanten, Lohnfertigern,<br />

Logistikdienstleistern und natürlich<br />

unseren eigenen Einheiten besteht“, sagt<br />

Prof. Thomas Müller-Kirschbaum, bei Henkel<br />

Laundry & Home Care verantwortlich für<br />

Supply Chain, Produkti<strong>on</strong> und Produktentwicklung.<br />

Klassische Optimierungshebel,<br />

etwa die K<strong>on</strong>solidierung des <strong>Manufacturing</strong><br />

Footprint, Effizienzsteigerungsprogramme<br />

oder integrierte Planungsprozesse entlang<br />

der Supply Chain sind weitgehend ausgeschöpft.<br />

„Jetzt“, so Müller-Kirschbaum,<br />

„überwinden wir alte Grenzen.“ In<br />

Frankreich baute Henkel gemeinsam mit<br />

den zwei direkten K<strong>on</strong>kurrenten Colgate<br />

und Reckitt Benckiser eine gemeinsame<br />

Distributi<strong>on</strong>slogistik auf. Den Wettbewerb<br />

untereinander stört es nicht. Deutsche<br />

Edel-Autobauer verbandeln sich internati<strong>on</strong>al,<br />

weil sie sündhaft teure Entwicklungen nicht<br />

mehr allein stemmen können (siehe Seite 20).<br />

Henkels Outsourcing-Anteil beträgt gerade<br />

mal 15 Prozent. Eigenfertigung ist keine<br />

Glaubensfrage, s<strong>on</strong>dern unterliegt ständiger<br />

ök<strong>on</strong>omischer Optimierung. Oberste Regel, so<br />

Müller-Kirschbaum: „Wir fertigen immer dann<br />

selbst, wenn wir eine Fabrik voll auslasten<br />

und sie ök<strong>on</strong>omischer betreiben können als<br />

Dritte.“ Outsourcing kommt vor allem dann<br />

ins Spiel, wenn Mengenerwartungen – etwa<br />

bei kleineren Produktlinien – unsicher sind.<br />

Gerade in preissensiblen Märkten mit reifen,<br />

weitgehend austauschbaren Produkten kann<br />

eine Differenzierung im Markt und Absicherung<br />

der eigenen Margen nur über eine optimal<br />

abgestimmte Wertschöpfungskette gelingen.<br />

Müller-Kirschbaum: „Innovati<strong>on</strong> ist nicht nur<br />

Produktinnovati<strong>on</strong>. Wir erzielen Jahr für Jahr<br />

Effizienzgewinne durch verbesserte Integrati<strong>on</strong><br />

der Lieferkette, optimierte Planung<br />

in Zusammenarbeit mit unseren Kunden.“<br />

Eine zentrale Frage in der Auslegung moderner<br />

Wertschöpfungsnetzwerke ist die<br />

Festlegung der optimalen Wertschöpfungstiefe.<br />

Neben einer rein ök<strong>on</strong>omischen Abwägung<br />

v<strong>on</strong> Kapital-, Material-, Herstellund<br />

Transportkosten spielen strategische<br />

Betrachtungen eine Rolle – etwa der Erhalt<br />

der Systemintegrati<strong>on</strong>sfähigkeit: Beispiel<br />

Rolls Royce: Zwar wird ein signifikanter Anteil<br />

der Triebwerkskomp<strong>on</strong>enten des Trent


think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 9<br />

Dicker Fisch: Die Frage nach der optimalen Gestaltung unternehmerischer Produkti<strong>on</strong>sprozesse<br />

1000-Antriebs der Boeings neuen Dreamliner<br />

787 Schub verleiht, an ein Netzwerk ausgelagert<br />

aber ein komplettes Outsourcing an sogenannte<br />

Design-Make-Lieferanten kommt<br />

jedoch nicht in Frage – wettbewerbskritische<br />

Bauteile und Untersysteme werden im Hause<br />

entworfen und hergestellt. Die Briten fürchten<br />

um ihre Fähigkeit, alle Systemkomp<strong>on</strong>enten<br />

eigenständig spezifizieren und als Gesamtsystem<br />

integrieren zu können – und damit die<br />

Eintrittsbarriere für potenzielle neue Wettbewerber<br />

zu schleifen. „Nicht zufällig haben es<br />

die Chinesen bis heute nicht geschafft, ein<br />

kommerzielles Flugzeugtriebwerk zu entwickeln“,<br />

sagt Rainer Hoenig, bei Rolls Royce<br />

Executive Vice President Unit Cost.<br />

Ganz anders arbeitet CISCO, Weltmarktführer<br />

bei Routern und Switches, die in einem<br />

wesentlichen Teil der Internet-Backb<strong>on</strong>es<br />

eingesetzt werden: 98 Prozent der Wertschöpfung<br />

geschehen bei Lieferanten und<br />

Lohnherstellern.<br />

Wann immer K<strong>on</strong>sumgüterhersteller Investiti<strong>on</strong>en<br />

in eigene Fertigungskapazitäten<br />

scheuen, weil entweder Mindestmengen<br />

nicht erreicht werden können, die benötigte<br />

Produkti<strong>on</strong>stechnologie kaum ins eigene<br />

Portfolio passt oder zu viel Kapitaleinsatz<br />

erfordert, kommen spezialisierte C<strong>on</strong>tract<br />

Manufacturer ins Spiel – „nicht weil sie nicht<br />

wüssten“, so Roberto Schianchi, CEO beim<br />

C<strong>on</strong>tract Manufacturer Zobele im nord-italienischen<br />

Trento, „wie man eine große Fabrik<br />

effizient betreibt, s<strong>on</strong>dern weil wir ihnen<br />

Komplexität abnehmen.“ Zobele ist auf Luftverbesserer<br />

und Insektizide für den C<strong>on</strong>sumer-<br />

Markt spezialisiert. Das Unternehmen betreibt<br />

sechs Fabriken in Bulgarien, Mexiko, China<br />

und Indien. Das Stammhaus in Trento ist auf<br />

einen bes<strong>on</strong>deren Kundentyp spezialsiert:<br />

Handelsunternehmen ohne eigenes Entwicklungs-<br />

und Fertigungs-Know-how. Die bekommen<br />

Design und Entwicklung mitgeliefert.<br />

Die Prozesse zum Start neuer Produkte sowie<br />

zur Ein- und Auslaufsteuerung v<strong>on</strong> Produktmodifikati<strong>on</strong>en<br />

sind bei Zobele bes<strong>on</strong>ders<br />

hoch entwickelt. Pro Jahr bewältigt das<br />

Unternehmen 1.800 einfache und komplexe<br />

„<br />

Produktänderungen v<strong>on</strong> knapp 3.000 Einzelartikeln.<br />

Oder anders: Jedes zweite Produkt<br />

wird mindestens einmal im Jahr geliftet –<br />

v<strong>on</strong> der einfachen Änderung eines Verpackungsaufdrucks<br />

über die Neuk<strong>on</strong>strukti<strong>on</strong><br />

eines Parfümverdunsters bis hin zur Einführung<br />

eines neuen Insektentods. Schianchi:<br />

„Wir sind in der Lage, in allen Regi<strong>on</strong>en der<br />

Welt sehr schnell und flexibel neue oder veränderte<br />

Produkte herzustellen und in die<br />

Regale des Handels zu bringen.“ Während<br />

große Markenhersteller wie Procter & Gamble<br />

oder Reckitt Benckiser automatisierte Anlagen<br />

zur effizienten Herstellung großer homogener<br />

Mengen betreiben, dominieren bei Zobele<br />

kleinere und flexible Einheiten. Sie lassen<br />

sich bei Bedarf schneller umstellen. „Eine<br />

solche vertikale Integrati<strong>on</strong> beobachtet man<br />

bei Lohnherstellern in allen Branchen“, weiß<br />

Christoph Klaus, Vice President Development<br />

beim Medizintechnikunternehmen B. Braun<br />

Avitum im deutschen Melsungen. Die Kennzeichen<br />

der C<strong>on</strong>tract Manufacturer sind dabei<br />

je nach Branche unterschiedlich. Bei sogenannten<br />

Fastmoving C<strong>on</strong>sumer Goods geht<br />

Gerade in preissensiblen Märkten mit reifen,<br />

weitgehend austauschbaren Produkten kann eine Differenzierung<br />

im Markt und Absicherung der eigenen Margen<br />

nur über eine<br />

“<br />

optimal abgestimmte Wertschöpfungskette<br />

gelingen.<br />

Thomas Müller-Kirschbaum, Leiter Supply Chain, Produkti<strong>on</strong> und Produktentwicklung,<br />

Henkel Laundry & Home Care


g Why<br />

ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANTS<br />

es vor allem um Flexibilität. Anderswo<br />

spielen spezielle Technologien oder günstigere<br />

Kostenstrukturen eine Rolle.<br />

Welche Komp<strong>on</strong>enten und Produkte selbst<br />

produzieren, welche Anteile der Wertschöpfung<br />

an Lieferanten auslagern? An welchen<br />

Orten der Welt welche eignen Produkti<strong>on</strong>skapazitäten<br />

vorhalten? Fokussierung auf<br />

Effizienz oder Flexibilität? Welche Kooperati<strong>on</strong>smodelle<br />

mit Lohnherstellern? Und<br />

welche Steuerungsprinzipien im Supply<br />

Chain Management, die ein reibungsloses<br />

Zusammenspiel der eigenen Produkti<strong>on</strong>seinheiten<br />

mit Kunden, Lieferanten und Produkti<strong>on</strong>spartnern<br />

gewährleisten? Unternehmen<br />

stehen vor vielen Fragen.<br />

Zum Vorbild ganzer Industrien gerät<br />

der Spanier Amancio Ortega, Gründer<br />

und Mehrheitsakti<strong>on</strong>är der spanischen<br />

Unternehmensgruppe Inditex.<br />

Sein Vorzeigelabel Zara tauscht alle drei<br />

Wochen fast das gesamte Sortiment aus.<br />

Selbst Verkaufsrenner verschwinden nach<br />

zwei M<strong>on</strong>aten aus den Regalen. Damit kreierte<br />

der öffentlichkeitsscheue Jeansträger<br />

Ortega einen neuen Trend der internati<strong>on</strong>alen<br />

Modewelt: Fast Fashi<strong>on</strong>!<br />

Wenn es ein System gibt, das richtige Produkt<br />

oder die richtige Dienstleistung in der<br />

richtigen Qualität, zum richtigen Zeitpunkt<br />

und zum richtigen Preis überall auf der Welt<br />

in überfüllte Märkte zu boxen – Zara hat es<br />

perfekti<strong>on</strong>iert. Viele Unternehmen suchen<br />

nach einer Balance zwischen Beständen,<br />

Reakti<strong>on</strong>s- und Lieferfähigkeit, Durchlaufzeiten,<br />

Versorgungssicherheit und Kosten<br />

– die Spanier haben das Modell. Nicht Mode<br />

ist Zaras Erfolgsgeheimnis, s<strong>on</strong>dern die ungeheure<br />

Präzisi<strong>on</strong> der Verkaufsmaschinerie.<br />

Atypisch für die Textilindustrie: Zara produziert<br />

nahe beim Kunden, um nicht an Tempo<br />

zu verlieren. Dafür nimmt das Unternehmen<br />

sogar höhere Kosten in Kauf. Die wachsende<br />

Fangemeinde kommt – und zahlt den vollen<br />

Preis: Während die Branche im Durchschnitt<br />

bis zu 60% der Ware zu reduzierten Preisen<br />

abgeben muss, sind es bei Zara nur 20%.<br />

Eine Blaupause für Europa? Christoph Klaus<br />

v<strong>on</strong> B. Braun Avitum sieht es so: „Bei Kosten<br />

und Qualität haben uns die Asiaten eingeholt<br />

und überholt. Aber bei Innovati<strong>on</strong> und<br />

Service ist Europa nach wie vor vorne und<br />

kann seine kulturelle Vielfalt und Flexibilität<br />

nutzen, um an der Spitze zu bleiben.“<br />

In jedem Einzelfall isT die Ausgestaltung der Wertschöpfungsnetzwerke<br />

abhängig v<strong>on</strong> Strategie und Geschäftsmodell des jeweiligen Unternehmens.<br />

Ziel ist die MaximierunG des Kundennutzens.<br />

• Die Wertschöpfungsstrategie eines Unternehmens muss zwingend vom Geschäftsmodell<br />

und der darin vorgesehenen Value Propositi<strong>on</strong> im Markt abgeleitet werden.<br />

• PRODUKTE mit hohem Variantenreichtum und Innovati<strong>on</strong>sgehalt und kurzen Lebenszyklen<br />

erfordern grundsätzlich eine andere Supply Chain und andere Fertigungsstrategien<br />

als langlebige Standardprodukte mit niedrigen Margen.<br />

• Unterschiedliche VERTRIEBSKANÄLE stellen unterschiedliche Anforderungen<br />

an die Lieferkette – mit Auswirkungen auf die optimale K<strong>on</strong>figurati<strong>on</strong> der<br />

Wertschöpfungsnetzwerke (zum Beispiel „make to order“, „make to stock“).<br />

• Preisführerschaft erfordert strikte Kostenoptimierung durch Prozessstandardisierung<br />

– Marktdifferenzierung durch Service (Lieferservice, After-Sales-Services)<br />

erfordern individuelle Prozesse.<br />

• Eine vertiefte Kundenbeziehung bzw. Integrati<strong>on</strong> mit Kunden erfordert spezifische<br />

Leistungsmerkmale auch in der Lieferkette.<br />

Global footprint design:<br />

Wie Unternehmen<br />

ihre weltweiten<br />

Netzwerke optimal<br />

aufspannen<br />

S<br />

tilisierte Geweihe und die Farben<br />

Schwarz-Rot des ehemaligen<br />

Landes Württemberg. In der Mitte<br />

ein schwarzes Pferd, Ausdruck unbändiger<br />

Kraft und die Verbeugung vor der Stadt<br />

Stuttgart. Das alles in der K<strong>on</strong>tur eines<br />

Schildes, dem Symbol für Wehrhaftigkeit:<br />

Wer ein solches Wappen besitzt, braucht<br />

eigentlich kein Nummernschild. Seitdem es<br />

1952 zum ersten Mal auf dem Hupknopf eines<br />

356ers auftauchte, gilt das Wappen als<br />

Erkennungsmerkmal deutscher Autobauerkunst<br />

und zugleich als inniges Bekenntnis<br />

des Sportwagenbauers Porsche zu seiner<br />

schwäbischen Heimat.<br />

Sch<strong>on</strong> bald könnte auch das Geschichte<br />

sein: Mit Volkswagen wird Porsche vom<br />

rein deutschen zu einem globalen Unternehmen.<br />

Er denke darüber nach, in den<br />

neuen Hauptmärkten China oder den USA zu<br />

produzieren, sagt der Chef des Stuttgarter<br />

Herstellers, Matthias Müller. Dazu wolle<br />

Porsche auch neue Werke des Volkswagen-<br />

K<strong>on</strong>zerns nutzen.<br />

Müller bewegt sich voll im Trend. Erstmals<br />

hat die deutsche Automobilindustrie<br />

2010 mehr Autos im Ausland gebaut als<br />

hierzulande. Mit der k<strong>on</strong>sequenten Globalisierungsstrategie<br />

k<strong>on</strong>nte die Branche<br />

in allen wichtigen Märkten ihre Positi<strong>on</strong><br />

halten, meistens sogar ausbauen. Günstige<br />

Standortbedingungen, ausgeschöpfte<br />

Kernmärkte und die sichere Gewissheit,<br />

Milli<strong>on</strong>en neuer Käufer in aufsteigenden


think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 11<br />

Wirtschaftsnati<strong>on</strong>en leichter mit lokaler<br />

Präsenz anziehen zu können, machen ihnen<br />

den Auszug aus der Heimat leicht. Zusätzlich<br />

verstärken die hohen Transportkosten, bestehende<br />

Handelshemmnisse sowie Local-<br />

C<strong>on</strong>tent-Vorschriften diesen Trend.<br />

Wie Fußspuren im Sand hinterlassen internati<strong>on</strong>al<br />

arbeitende Industrien Global Footprints<br />

– Kennzeichen für die Aufstellung<br />

aller Wertschöpfungsstufen in einem weltweiten<br />

Netzwerk. Global-Footprint-Champi<strong>on</strong>s<br />

wählen für jede Unternehmensfunkti<strong>on</strong><br />

den nach Kosten und Qualität besten Standort<br />

und errichten so ein effizientes globales<br />

Netzwerk. Ihr Ansatz ist ganzheitlich.<br />

Der Transformati<strong>on</strong>sprozess ist Sache des<br />

Topmanagements.<br />

K<strong>on</strong>sumgüterhersteller nutzen diese Strategie<br />

ebenso wie Automobilzulieferer und<br />

Elektr<strong>on</strong>ikunternehmen. Sie alle verbinden<br />

damit bessere Marktchancen, den schnelleren<br />

Zugang zu Ressourcen sowie eine<br />

höhere Effizienz in der Wertschöpfungskette.<br />

Wichtigste Verlagerungskriterien sind<br />

Marktzugang und die Moeglichkeit auf lokale<br />

Kundenbedürfnisse schnell mit passenden<br />

Produkten zu antworten. Diese Marktkriterien<br />

haben häufig sogar Vorrang vor Effizienzaspekten,<br />

wie dem Lohnkostenanteil<br />

und der Standardisierung des Produkts.<br />

Verlagerungsaktivitäten weiten sich v<strong>on</strong><br />

der Fertigung und M<strong>on</strong>tage auf die gesamte<br />

Wertschöpfungskette aus. Forschung<br />

und Entwicklung ziehen mit, bes<strong>on</strong>ders in<br />

Regi<strong>on</strong>en mit lokalen Produkten. Auch die<br />

Beschaffung erfolgt zunehmend global.<br />

Auf dem Weg zum optimalen Global Footprint<br />

legen Unternehmen zunächst fest, welche<br />

Teile der Wertschöpfungskette als Kernkompetenz<br />

gelten, somit k<strong>on</strong>trolliert, geführt<br />

und beschafft werden müssen. Sie bestimmen<br />

gleichzeitig die besten Standorte für<br />

alle Wertschöpfungsstufen in ihrem weltweiten<br />

Unternehmensnetzwerk, bes<strong>on</strong>ders in<br />

puncto Qualität, Kosten und Verfügbarkeit.<br />

Die Ausgestaltung der Produkti<strong>on</strong>sstätten<br />

(im Hinblick auf Produkte, Komp<strong>on</strong>enten,<br />

Fertigungstechnologien sowie Prozesse<br />

und Kapazitäten) spielt dabei ebenso eine<br />

Rolle wie die (Zu-) Liefer-beziehungen (mit<br />

Blick auf Absatz- und Ressourcenmärkte<br />

und innerbetriebliche Zulieferer). Unternehmensplaner<br />

nennen diesen Gestaltungsprozess<br />

Footprint Design. Je nach Branche<br />

und Unternehmenssituati<strong>on</strong> sucht es die<br />

richtige Balance zwischen Lokalisierung und<br />

Standardisierung.<br />

Alternative Global-Footprint-Opti<strong>on</strong>en müssen<br />

nach Risiko und Ertrag bewertet werden:<br />

Eine Verlagerung geschieht nur dann,<br />

wenn klare Vorteile realisiert werden können.<br />

Denn Footprint-Entscheidungen sind in<br />

aller Regel teuer. Der Unternehmenserfolg<br />

hängt dav<strong>on</strong> ab. K<strong>on</strong>junkturelle Schwankungen,<br />

politische Veränderungen, Naturkatastrophen<br />

oder auch nur der leichte Anstieg<br />

v<strong>on</strong> Löhnen und Gehältern können Untenehmen<br />

empfindlich treffen und haben unmittelbaren<br />

Einfluss auf das Footprint Design.<br />

Die Erdbebenkatastrophe in Japan wird die<br />

heimische Automobilindustrie vermutlich um<br />

Jahre zurückwerfen. Große Hersteller wie Toyota,<br />

H<strong>on</strong>da, Nissan und Mitsubishi mussten<br />

die Produkti<strong>on</strong> vorübergehend einstellen –<br />

weil Werke beschädigt wurden, wichtige v<strong>on</strong><br />

Lieferanten stammende Bauteile ausblieben<br />

oder die Stromversorgung stoppte.<br />

Auf Risiken reagieren Unternehmen mit klassischen<br />

Bewertungsmodellen wie z.B. der<br />

Szenarioanalyse. Wichtig ist der Unterschied<br />

v<strong>on</strong> dauerhaften und vorübergehenden Unsicherheiten<br />

sowie vorhersehbaren und<br />

Umgang Mit Unsicherheiten IM footprint Design<br />

abschätzbare Faktoren (Trends)<br />

Unsicherheit<br />

dauerhaft<br />

Vorübergehend<br />

Quelle:<br />

<strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong><br />

Beispiele<br />

Wachstum in China<br />

Transportkostenentwicklung<br />

>> Erfordert strukturelle Flexibilität<br />

Beispiele<br />

Anlaufkurve bei der Produktivität<br />

in neuen Produkti<strong>on</strong>sstätten<br />

Arbeitskosten Osteuropa<br />

>> Erfordert zeitliche Flexibilität<br />

unvorhersehbaren Entwicklungen.<br />

Langfristige Risiken etwa k<strong>on</strong>tert das Footprint<br />

Design mit Diversifikati<strong>on</strong>. So produzieren<br />

Modeunternehmen weiter in politisch<br />

instabilen Ländern, stellen jedoch sicher,<br />

dass ihre Kollekti<strong>on</strong>en immer an zwei Standorten<br />

gleichzeitig vom Band laufen. Verpackungsunternehmen<br />

standardisieren<br />

ihren Maschinenpark, um lokale Nachfrageschwankungen<br />

leicht in anderen Werken<br />

aufzufangen. Vorübergehende Unsicherheiten<br />

können sch<strong>on</strong> heute berücksichtigt<br />

werden, beispielsweise durch Verringerung<br />

v<strong>on</strong> Kapazitäten in Werken mit starkem<br />

Lohnkostenanstieg.<br />

So will es auch Porsche halten. Der Cajun,<br />

die fünfte Baureihe der Zuffenhausener, wird<br />

zwar in Leipzig gebaut, v<strong>on</strong> wo auch<br />

Cayenne und Panamera kommen; 1.000<br />

neue Jobs sollen dort entstehen. Doch sch<strong>on</strong><br />

ist ein zweites Standbein im Gespräch. Der<br />

geplante kleine Geländewagen könnte, so<br />

Cheflenker Müller, auch in China am selben<br />

Standort gebaut werden wie das technisch<br />

ähnliche Volkswagen-K<strong>on</strong>zern-Modell Audi<br />

Q5. Imageverlust? Sieht Müller nicht: „Hauptsache,<br />

es steht ‚Engineered by Porsche‘<br />

drauf.“<br />

Lesetipp: Dr. Christian Neuner, „K<strong>on</strong>figurati<strong>on</strong><br />

internati<strong>on</strong>aler Produkti<strong>on</strong>snetzwerke<br />

unter Berücksichtigung v<strong>on</strong> Unsicherheit“,<br />

aus der Promoti<strong>on</strong>sreihe v<strong>on</strong> <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong><br />

Strategy C<strong>on</strong>sultants.<br />

Unvorhersehbare Faktoren<br />

Beispiele<br />

Wechselkurs EUR/USD<br />

Ölpreis<br />

>> Erfordert Diversifikati<strong>on</strong><br />

Beispiele<br />

Energieknappheit in China<br />

Alleingänge der Wettbewerber<br />

>> Erfordert Präventi<strong>on</strong>


How<br />

Comeback des<br />

<strong>Manufacturing</strong><br />

ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANTS


think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 13<br />

Lego, das Plastikstein-Imperium, holt die<br />

Fertigung zurück. K<strong>on</strong>kurrierende Autohersteller<br />

verbinden sich. Chinesen fertigen in<br />

Italien, und ausgerechnet im tiefen Schwarzwald<br />

macht Kaizen aus Japan den deutschen Standort fit<br />

für den Wettbewerb:<br />

Nach Jahren bedingungslosen Outsourcings besinnen<br />

sich Unternehmen wieder auf ihre Stärken als Hersteller.<br />

Manche sind getrieben durch Kosten, andere suchen nach<br />

verlorener Qualität, wieder andere wollen nah bei ihren Kunden<br />

sein. Sie alle wissen:<br />

Mit neuen Technologien und dem Aufstieg v<strong>on</strong> Billiglohnländern<br />

zu Wohlstandsgesellschaften verändert sich die Geografie der<br />

globalen Produkti<strong>on</strong>snetzwerke zum Teil gravierend – nicht<br />

immer zu Lasten der Heimatstandorte.


g How<br />

„<br />

Niemand<br />

ist besser als<br />

wir selbst<br />

ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANTS<br />

“<br />

Lego-<str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g> Bali Padda über das ReSourcing<br />

v<strong>on</strong> Arbeitsplätzen, die Macht der eigenen<br />

Fähigkeiten und die Zukunft des <strong>Manufacturing</strong>


think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 15<br />

Bali Padda 54, ist Executive Vice<br />

President Global Supply Chain bei Lego.<br />

Er verantwortet in dieser Funkti<strong>on</strong> das<br />

Beschaffungswesen, die weltweite Produkti<strong>on</strong><br />

sowie den Vertrieb und das globale<br />

Engineering des viertgrößten Spielzeugherstellers<br />

der Welt. In seine Zuständigkeit fällt<br />

auch das Qualitätsmanagement des bunten<br />

Plastikstein-Imperiums. Der geborene Inder<br />

kam 2002 zu Lego, arbeitete zunächst in den<br />

USA, dann als Vize-Präsident Global Logistics<br />

bevor er schließlich zum Chef der gesamten<br />

Lego-Lieferkette berufen wurde. Padda<br />

steht außerdem der britischen Lego Ltd. vor.<br />

Bevor er zu Lego kam, arbeitete Padda beim<br />

Pharmak<strong>on</strong>zern GlaxoWellcome und dem<br />

Schuh-und Bekleidungsunternehmen<br />

Timberland. Er lebt heute mit seiner Familie<br />

in der britischen Grafschaft Kent.<br />

Bali Padda mit Thomas Rinn, Partner bei <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy C<strong>on</strong>sultants<br />

Roand <strong>Berger</strong>: Herr Padda, wann haben Sie<br />

das letzte Mal mit Lego-Bausteinen gespielt?<br />

Padda: Oh, wirklich gespielt habe ich damit<br />

an Weihnachten. Das ist bei uns fast sch<strong>on</strong><br />

Traditi<strong>on</strong>. Die Familie sitzt am Esstisch und<br />

versucht, etwas Außergewöhnliches zu bauen.<br />

Diesmal war es die L<strong>on</strong>d<strong>on</strong>er Tower Bridge.<br />

RB: Und haben Sie es geschafft?<br />

Padda: Um ehrlich zu sein: Es hat bis Mitte<br />

Februar gedauert. Aber wir sind zufrieden.<br />

RB: Ihr Vorstandsvorsitzender Jørgen Vig<br />

Knudstorp hat einmal gesagt: Wir haben<br />

immer das Kind im Auge. Egal, ob es 4 oder<br />

40 Jahre alt sind.<br />

Padda (lacht): Das stimmt ja auch. Ich glaube,<br />

wer mit Legosteinen aufgewachsen ist, der<br />

wird immer Spaß an ihnen haben. Für viele<br />

Erwachsene kommt die Kindheit zurück,<br />

wenn sie heute mit ihren eigenen Kindern<br />

spielen oder mit Lego „Harry Potter“ oder<br />

„Star Wars“ neu erleben – Welten, die sie ja<br />

aus dem Kino kennen. Die Faszinati<strong>on</strong>, die<br />

Legosteine ausüben, lässt einen nie mehr<br />

los. In unserer Zentrale in Billund steht auf<br />

jedem K<strong>on</strong>ferenztisch eine Schale mit bunten<br />

Bausteinen. Kaum haben sich die Leute<br />

hingesetzt, fangen sie an zu bauen. Das ist<br />

sch<strong>on</strong> fast Magie.<br />

RB: Vor knapp zehn Jahren schien es mit dem<br />

Zauber vorbei zu sei. Die LEGO Gruppe stand<br />

am Abgrund.<br />

Padda: Eine schlimme Zeit. Wir hatten unsere<br />

eigene Finanzkrise: zu schnelles Wachstum,<br />

zu wenig Profit, zu hohe Schulden. Mit abnehmender<br />

Begeisterung für das Produkt hatte<br />

das allerdings wenig zu tun. Wäre das so<br />

gewesen, gäbe es uns heute nicht mehr.<br />

RB: Wie k<strong>on</strong>nte ein solch erfolgreiches<br />

Unternehmen plötzlich so viel Geld verlieren?<br />

Padda: Die LEGO Gruppe hatte die Orientierung<br />

verloren. Aus Spielzeug sollte Lifestyle<br />

werden: mit eigenen Erlebnisparks, eigener<br />

Lego-Kleidung, eigenen Lego-Uhren oder<br />

eigenen Videospielen. Diversifikati<strong>on</strong> war<br />

damals zwingend, keine Frage. Die Richtung<br />

stimmte nur nicht. Dazu kam die allgemeine<br />

Schwäche der klassischen Spielzeugindustrie,<br />

ausgelöst durch Billignachahmer, Hightech-<br />

Schnickschnack im Kinderzimmer und fallende<br />

Geburtenraten. Das war alles ein bisschen<br />

viel auf einmal.<br />

RB: Mancher glaubt, ihre gesamte Lieferkette<br />

habe nicht gestimmt. Sie hätten,<br />

so der Vorwurf, den Anschluss an große<br />

Warenhausketten verpasst, den Kundenservice<br />

vernachlässigt, Lieferengpässe hingenommen<br />

und Ihre wichtigste Kundschaft,<br />

Jungen im Alter v<strong>on</strong> vier bis neun Jahren,<br />

vergrault, indem Sie auf Mädchen als Zielgruppe<br />

setzten. Und: Sie haben noch zu einem<br />

Zeitpunkt viel Geld in den Markenaufbau<br />

gesteckt, als praktisch sch<strong>on</strong> jedes Kind<br />

LEGO buchstabieren k<strong>on</strong>nte.<br />

Padda: Lego war damals ein sehr undiszipliniertes<br />

Unternehmen. Undiszipliniert in<br />

dem Sinn, dass wir zwar über ein breites<br />

Produkti<strong>on</strong>s- und Vertriebsnetz verfügten,<br />

aber keinen soliden Geschäftsprozess<br />

hatten, um das Ganze sauber und effizient<br />

zu steuern. Wir waren arrogant, haben nicht<br />

auf unsere Kunden gehört. Wir dachten,<br />

„<strong>on</strong>ly the sky is the limit“, also alles sei<br />

möglich. Egal, ob wir gerade dabei waren,<br />

unsere ganze Energie in einen neuen Markt<br />

wie die USA zu stecken: Wenn jemand<br />

30.000 blaue Steine für was anderes brauchte,<br />

wurde das eben zuerst gemacht. Und,<br />

und, und ... Wenn es nicht klappte, war es<br />

eben Pech, wenn doch, reines Glück.<br />

Keine K<strong>on</strong>trolle. Nichts. Nur Chaos.<br />

RB: 2010 hat die LEGO Gruppe im Vergleich<br />

zum Vorjahr den Umsatz um gut 37 Prozent<br />

erhöht. Der Nettogewinn stieg v<strong>on</strong> rund<br />

2,2 Milliarden Kr<strong>on</strong>en auf fast 3,7 Milliarden<br />

Kr<strong>on</strong>en oder knapp eine halbe Milliarde Euro.<br />

Das ist eine Steigerung um annähernd<br />

70 Prozent. Der Weltmarktanteil nahm<br />

v<strong>on</strong> 4,8 Prozent auf 5,9 Prozent zu. Was ist<br />

passiert?<br />

Padda: Sehr viel, aber eigentlich nur eines:<br />

„back to basics“, insbes<strong>on</strong>dere in der Produktentwicklung


g How<br />

RB: Ist die LEGO Gruppe ein anderes Unternehmen<br />

als vor zehn Jahren?<br />

Padda: Oh, ja. Vor zehn Jahren war die LEGO<br />

Gruppe eine Kombinati<strong>on</strong> aus mangelnder<br />

Disziplin, einer unterbrochenen Lieferkette<br />

und dem Nichtwissen um die eigenen Stärken.<br />

Heute haben wir eine genaue Vorstellung<br />

dav<strong>on</strong>, was wir können und was nicht. Der<br />

Geschäftsprozess ist anspruchsvoll und<br />

transparent; wir werden ständig besser. Es<br />

zählt nicht mehr, wie gut man mit jemandem<br />

befreundet ist, um beliefert zu werden,<br />

s<strong>on</strong>dern nur noch unsere Absatz- und<br />

Arbeitsprozesse. Die Fertigung ist eins unserer<br />

Kerngeschäfte. Wir haben unsere Lekti<strong>on</strong><br />

gelernt. Sie war teuer und sie war schmerzhaft,<br />

sehr schmerzhaft sogar. Aber man sieht,<br />

was am Ende dabei herauskommt.<br />

RB: Es gilt nur noch, was der Kunde will?<br />

Padda: Ja und nein. Der Kunde ist das Blut,<br />

das durch unsere Venen fließt, aber wir brauchen<br />

auch Sauerstoff. Und der Sauerstoff<br />

kommt aus der Erkenntnis unserer Stärken,<br />

der Stärken der LEGO Produkte – unserem<br />

„system in play“. Wir sind der Lieferant der<br />

Wünsche.<br />

RB: Wie managen Sie Wachstum in der<br />

Lieferkette?<br />

Padda: Durch die Art und Weise, wie wir unser<br />

Produkte designen. Wir operieren wie ein<br />

großer Autohersteller: Je größer die Zahl der<br />

Gleichteile in unterschiedlichen Modellen,<br />

umso niedriger die Kosten. Genauso ist<br />

es bei uns. Sehr viele der Teile in unseren<br />

Themenwelten sind identisch. Es ist für uns<br />

eine regelrechte „Glaubensfrage“, so wenig<br />

Abweichung wie möglich zu erreichen und<br />

diese Identität zu erhalten. Damit können<br />

wir auch viel schneller auf Kundenwünsche<br />

reagieren. Wir denken in Szenarien, nicht in<br />

Zielen. Wir sagen unseren Vertriebsleuten<br />

nicht, ihr müsst das und das erreichen. Nein,<br />

wir fragen sie, was das Maximum und das<br />

Minimum dessen ist, was man erreichen<br />

kann. Wir bewegen uns zwischen Opti<strong>on</strong>en<br />

und Möglichkeiten – und entscheiden dann,<br />

ob wir unsere Kapazitäten ausbauen oder<br />

eben nicht. Die Bet<strong>on</strong>ung liegt dabei auf wir.<br />

Wir sind ein Team, ein ganz großes. Dieser<br />

Teamgeist ermöglicht es uns, zwischen den<br />

verschiedenen Entwicklungs- und Fertigungskapazitäten<br />

und – fähigkeiten auszugleichen,<br />

um kundenorientiert zu arbeiten und<br />

unseren Kunden ein einzigartiges und sinnvolles<br />

Spielerlebnis anzubieten.<br />

RB: Wie würden sie Ihr Fertigungsnetzwerk<br />

charakterisieren?<br />

Padda: Es gibt eine klare Struktur: Herstellung,<br />

Verpackung, Outsourcing.<br />

RB: Herstellung bedeutet für Sie in erster Linie<br />

ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANTS<br />

„<br />

Niemand<br />

kann LEGO-Steine<br />

besser und günstiger<br />

herstellen als<br />

wir selbst<br />

„<br />

Spritzguss. Was ist so außergewöhnlich daran,<br />

dass es zum Kern Ihrer Aktivitäten gehört?<br />

Padda: Um Ihnen eine Vorstellung zu geben:<br />

Allein die Farbtreue bei der gewaltigen Masse<br />

an Teilen, die wir produzieren, ist eine Kunst.<br />

Wir wollen die Besten auf der Welt sein.<br />

Es gibt niemand anders, der das macht, was<br />

wir machen, der mehr Maschinen dafür hat<br />

und der mehr Teile herstellt als wir. Es ist<br />

unsere, wenn man so sagen kann, m<strong>on</strong>eymaking<br />

logic.<br />

RB: Der Beste muss nicht der Billigste sein.<br />

Padda: Aber der Effizienteste. Wenn ich etwas<br />

im Leben gelernt habe, dann dies: Entdecke<br />

deine Fähigkeiten und beschütze sie. Apple<br />

hat die Fähigkeit entdeckt, schöne Dinge, die<br />

man eigentlich nicht braucht, scheinbar unverzichtbar<br />

zu machen. Sie stellen nichts selbst<br />

her. Sie verlassen sich auf andere, die diese<br />

Fähigkeiten haben. Wir dagegen haben die<br />

Fähigkeit, LEGO-Steine besser und günstiger<br />

zu produzieren als alle anderen. Mit Spritzguss<br />

ist ja nicht nur der Vorgang an sich gemeint.<br />

Es ist das ganze System, das uns unverwechselbar<br />

macht: die Menschen, ihre Ausbildung,<br />

ihre Motivati<strong>on</strong>, die Maschinen, die Teile, die<br />

Wartung, die Hallen, das Material, einfach<br />

alles. Niemand ist besser als wir selbst.<br />

RB: Und das gilt auch für die Verpackung?<br />

Padda: Ein hochkomplexer Prozess: Wie kommen<br />

die richtigen Teile in der richtigen Anzahl<br />

in der richtigen Reihenfolge in den richtigen<br />

Kart<strong>on</strong>, den Sie bei Ihrem Spielzeughändler<br />

im Regal stehen sehen. Auch da, glaube ich,<br />

macht keiner uns etwas vor.<br />

RB: Haben Sie jemals etwas vermisst?<br />

Padda: Ja, einmal. Ich baute mit der Familie


think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 17<br />

zu Weihnachten das Taj Mahal. Etwas fehlte.<br />

Ich rief den verantwortlichen Manager an und<br />

beschwerte mich. Der verstand die Welt nicht<br />

mehr. Etwas später entdeckte ich das Teil. Es<br />

lag versteckt bei uns zuhause in einer Ecke im<br />

Esszimmer. Peinlich. Ich habe mich sofort bei<br />

meinen Kollegen entschuldigt.<br />

RB: Sch<strong>on</strong> mal einen kaputten Stein gesehen?<br />

Padda Ja, aber nur in unserem Testlabor.<br />

Für uns bedeutet die Sicherheit des Kindes<br />

alles. Alles was zählt, ist das Material und<br />

die K<strong>on</strong>strukti<strong>on</strong> unseres Produkts. Dafür<br />

geben unsere Kunden auch gerne mehr Geld<br />

aus – und das bes<strong>on</strong>ders in einer Zeit, die den<br />

Menschen viel abverlangt.<br />

RB: Wenn die Bausteine unverwüstlich sind,<br />

müsste der Markt bald zu Ende sein. Kinder<br />

spielen mit den Steinen ihrer Eltern und<br />

Großväter. Das müsste Sie doch eigentlich<br />

beunruhigen.<br />

Padda: Ganz im Gegenteil. Die jüngsten<br />

Zahlen deuten in eine ganz andere Richtung.<br />

In diesem Jahr produzieren wir 25 Milliarden<br />

Bausteine ...<br />

RB: ... jemand hat einmal ausgerechnet,<br />

jeder Mensch auf der Erde besitzt im Schnitt<br />

52 dav<strong>on</strong> ...<br />

Padda (lacht): ... ich hätte eher die<br />

Vermutung, man steht knietief darin. Und<br />

mittlerweile sind es im Schnitt übrigens 70.<br />

RB: Sie haben Jobs gestrichen und die<br />

Produkti<strong>on</strong> ausgelagert – aber diese Entscheidung<br />

schnell wieder zurückgenommen.<br />

Warum?<br />

Padda: Das waren zwei Schritte nacheinander.<br />

Wir haben 2004 Fabriken aus Ländern<br />

mit hohen Lohnkosten wie Dänemark und<br />

der Schweiz nach Ungarn, Tschechien und<br />

Mexiko verlagert, das war richtig. Aber es war<br />

ein Fehler, ein anderes Unternehmen für uns<br />

produzieren zu lassen. Wie gesagt: Niemand<br />

kann LEGO-Steine besser und günstiger herstellen<br />

als wir selbst.<br />

RB: Sogar in einem Hochlohnland wie<br />

Dänemark?<br />

Padda: Sogar dort. Unsere Beschäftigten in<br />

Billund sind zwar teurer, aber das machen sie<br />

durch eine höhere Effizienz wieder wett.<br />

RB: Was haben die anderen falsch gemacht?<br />

Padda: Unsere Geschäftsmodelle waren nicht<br />

kompatibel. Unsere Outsourcing-Partner<br />

haben viele große Fähigkeiten, wir haben viel<br />

v<strong>on</strong> ihnen gelernt. Wie gesagt, unterschieden<br />

sich leider unsere Wege der Geschäftsführung<br />

ganz erheblich v<strong>on</strong>einander.<br />

RB: Dass der Spritzguss eine Ihrer Kernfähigkeiten<br />

ist, kann Ihnen 2004 noch nicht aufgefallen<br />

sein. S<strong>on</strong>st hätte Sie die Produkti<strong>on</strong><br />

nicht ausgelagert.<br />

Padda: Geahnt haben wir es sch<strong>on</strong>, nur hatten<br />

wir die Befürchtung, dass, wenn wir mit der<br />

Nachfrage nicht nachkommen, unsere ganze<br />

Lieferkette kaputtgeht. Wir hatten zum damaligen<br />

Zeitpunkt keine wirklich Strategie, s<strong>on</strong>dern<br />

einen Akti<strong>on</strong>splan, um das Unternehmen<br />

aus einer kritischen Situati<strong>on</strong> zu befreien. Der<br />

Fokus lag damals ganz klar darauf, die Marke<br />

zu schützen. Also haben wir nach Partnern<br />

Ausschau gehalten, die auf Herstellung<br />

spezialisiert sind. Doch nach den ersten


g how<br />

ROLAnD BERGER StratEgy CONSULtaNtS<br />

Erfahrungen haben wir schnell verstanden,<br />

dass wir das familiensilber verkauft<br />

hatten. Wir mussten es so schnell wie möglich<br />

wieder zurückholen. Das ist uns dann ja auch<br />

gelungen. Und das Schönste war: Wir sind<br />

wieder gewachsen, obwohl das eigentlich gar<br />

nicht geplant war.<br />

rB: War das eine schwierige Entscheidung?<br />

Padda: Kann man so sagen. Ich erinnere<br />

mich noch gut an das Board-meeting in<br />

Kopenhagen. Was immer wir uns auch kritisch<br />

anschauten, alles lief in die falsche richtung:<br />

Kosten, Kommunikati<strong>on</strong>, Verlässlichkeit.<br />

Da war allen bald klar: So geht das nicht weiter.<br />

rB: Sie hätten andere, bessere Partner finden<br />

können.<br />

Padda: So? Wir haben uns viele angeschaut.<br />

aber was wir vergessen hatten, war: mit der<br />

Produkti<strong>on</strong> unserer Steine lässt sich geld verdienen,<br />

wenn wir es richtig machen.<br />

Pro Jahr sind 60 bis 70 Prozent unserer Produkte<br />

neu. Je effizienter wir unsere maschinen<br />

einsetzen, je schneller wir auf die märkte und<br />

die Kundenwünsche reagieren und je mehr<br />

Qualität wir abliefern können, umso größer<br />

die Wahrscheinlichkeit, dass sich das auch<br />

auszahlt. Engineering ist unsere Kernfähigkeit<br />

und ein geheimnis unseres Erfolgs.<br />

rB: Schließen Sie Outsourcing heute grundsätzlich<br />

aus?<br />

Padda: grundsätzlich nicht. Wir würden<br />

niemals auf die Idee kommen, die Elektr<strong>on</strong>ikteile<br />

unserer Bausätze selbst herzustellen.<br />

Das lassen wir lieber andere machen.<br />

Die können das besser. aber Spritzguss?<br />

Kann ich mir nicht mehr vorstellen. Das würde<br />

das LEgO geschäft ruinieren. Wir haben<br />

gelernt, was unsere fähigkeiten sind und wie<br />

man damit geld verdienen kann. man muss<br />

verstehen, wer man selbst ist.<br />

rB: Wie viel anteil hat die fertigung am<br />

Erfolg der LEgO gruppe?<br />

Padda: Ich würde sagen: 50 Prozent.<br />

rB: für viele andere Unternehmen bedeutetfertigung<br />

schlichtweg Kosten. Ist die K<strong>on</strong>zentrati<strong>on</strong><br />

auf die herstellung heute überhaupt<br />

noch zeitgemäß, bes<strong>on</strong>ders in den hochentwickelten<br />

Industrieregi<strong>on</strong>en?<br />

Padda: Darauf gibt es keine richtige oder<br />

falsche antwort. Jeder muss sein geschäft<br />

kennen. Warum hat sich beispielsweise zara ...<br />

rB: ... der spanische textilk<strong>on</strong>zern ...<br />

Padda: ... dazu entschlossen, auch an den<br />

vermeintlich teuren Standorten zu produzieren?<br />

Weil sie mit immer neuen Kollekti<strong>on</strong>en<br />

möglichst schnell bei den Kunden sein wollen.<br />

Das geht voll auf. auch für uns wäre es leicht,<br />

eine Produkti<strong>on</strong> in China aufzubauen. China<br />

ist schließlich die Werkbank der internati<strong>on</strong>alen<br />

Spielzeugindustrie. machen wir aber nicht.<br />

Wir wollen nah am Kunden sein, will<br />

heißen: Die LEgO-Vertriebszentren<br />

in Dallas und Prag sind so<br />

gewählt, dass ihre jeweilige<br />

Distanz zur<br />

Produkti<strong>on</strong><br />

24 Stunden<br />

Lieferzeit nicht<br />

übersteigt.<br />

rB: Es hat den<br />

anschein,<br />

als würden<br />

mehr und<br />

mehr Unternehmen<br />

vor<br />

allem aus der<br />

mittelständischen<br />

Industrie ihre Produkti<strong>on</strong>en<br />

aus China nach Europa zurückholen.<br />

Ein trend?<br />

Padda: Ich denke ja. Es gibt inzwischen viele<br />

Unternehmen in Europa, die denken<br />

wie wir: fertigung ist keine frage der geografie,<br />

s<strong>on</strong>dern der Dienstleistung.<br />

Sie erkennen, das China sehr weit weg ist<br />

und längst nicht mehr so billig, wie man<br />

glauben könnte. zwar sind die faktorkosten<br />

bes<strong>on</strong>ders im Vergleich zum Westen Europas<br />

noch deutlich günstiger. aber die Schere<br />

schließt sich. Dies trifft zum teil auch für<br />

die Produkti<strong>on</strong>sländer in mittel- und Osteuropa<br />

zu. Da stellt sich die frage, ob solche<br />

Investiti<strong>on</strong>en überhaupt noch sinnvoll sind<br />

und nicht vielmehr die Entscheidung<br />

naheliegt, näher an die hauptmärkte heranzurücken.<br />

rB: Wie stark wird sich die fertigung in<br />

zukunft verändern?<br />

Padda: Die 3D-technologie könnte alles<br />

verändern.<br />

rB: Sie meinen damit die fähigkeit v<strong>on</strong><br />

maschinen, am Computer erstellte modelle<br />

in dreidimensi<strong>on</strong>ale, anschaubare und anfassbare<br />

gegenständen zu verwandeln.<br />

Padda: Wir haben damit erste Erfahrungen<br />

gemacht, die unsere bisherigen Leistungen<br />

in den Schatten stellen.<br />

rB: Das britische Wirtschaftsmagazin<br />

„Ec<strong>on</strong>omist“ verbindet mit dem Begriff „3D-<br />

Printing“ eine neue industrielle revoluti<strong>on</strong> –<br />

vergleichbar mit dem aufkommen der<br />

ersten fabriken.<br />

Padda: Ich bin mit solchen Vergleichen immer<br />

ein wenig vorsichtig. aber ich will nicht ver-


think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 19<br />

„<br />

Wir haben<br />

gelernt was unsere<br />

Fähigkeiten sind, und<br />

wie man damit Geld<br />

verdienen kann<br />

„<br />

kennen, dass diese Technologie einen<br />

immensen Forschritt bedeuten kann.<br />

RB: Früher wurden dreidimensi<strong>on</strong>ale Computermodelle<br />

als Vorlage für die klassische<br />

industrielle Produkti<strong>on</strong> genutzt. Heute wird<br />

der Computer selbst zur Maschine.<br />

Wenn praktisch jeder seine Produkte am<br />

Computer selbst entwickeln und fertigen<br />

lassen kann, wozu braucht man dann<br />

noch Fabriken?<br />

Padda: Ich glaube, darüber nachzudenken,<br />

ist noch ein wenig verfrüht. Allerdings<br />

kann 3D-Printing dazu beitragen, den<br />

K<strong>on</strong>flikt zwischen sogenannten Billig- und<br />

Hochlohnländern zu entschärfen.<br />

Europa kann profitieren.<br />

RB: Viele sehen auch eine Gefahr:<br />

Das Kopieren v<strong>on</strong> Produkten wird deutlich<br />

einfacher. Gibt es LEGO Steine bald aus<br />

jedem Computer?<br />

Padda: Ja, prinzipiell kann jeder einen Stein<br />

herstellen. Im Augenblick haben wir aber<br />

sowohl eine Skalenvorteil als auch das<br />

bessere Geschäftsverfahren. Also ja, es<br />

gibt eine gewisse Gefahr, aber die Arbeit,<br />

mit der wir die Prozesse bei LEGO optimiert<br />

haben, sichert uns einen enormen<br />

Wettbewerbsvorteil. Ein Unternehmen<br />

muss seine Kernkompetenzen erkennen<br />

und ausbauen, ja, regelrecht in sie „überinvestieren“.<br />

Wir sehen bei LEGO die Produkti<strong>on</strong><br />

als eine der Fähigkeiten, die uns den<br />

entscheidenden Wettbewerbsvorteil<br />

gegenüber der K<strong>on</strong>kurrenz verschafft.<br />

Und deshalb werden wir in diesen Bereich<br />

weiter investieren.<br />

LEG GODT – SPIEL GUT! Lego, nach Mattel (USA), Namco-Bandei (Japan) und der<br />

US-Firma Hasbroderzeit die Nummer vier auf dem Weltspielzeugmarkt, verkaufte im vergangenen<br />

Jahr Bausteine, Figuren und Zubehör für rund 16 Milliarden Kr<strong>on</strong>en (2,15 Milliarden Euro),<br />

das waren 37 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Vor allem in den USA, in Großbritannien, in<br />

Russland und in Osteuropa sorgten Kinder, Eltern und Großeltern für kräftige Umsatzzuwächse.<br />

Auch im übrigen Europa, wo bereits die meisten Lego-Klötzchen in den Kinderzimmern verbaut<br />

werden, legte Lego zweistellig zu. Firmensitz ist Billund in Dänemark.<br />

DAS UNTERNEHMEN wurde 1932 vom dänischen Tischlermeister Ole Kirk Christiansen<br />

gegründet – einer Firma, die ursprünglich auf Holzspielzeug spezialisiert war. Der Name „Lego“<br />

steht als Abkürzung für „leg godt“, zu deutsch „spiel gut“. 1949 entstanden die ersten Lego-<br />

Steine, neun Jahre später kamen die ersten Bauklötze auf den Markt, wie es sie noch heute<br />

gibt. Nach Jahren des Aufstiegs drohte in den Jahren 2003 und 2004 der Untergang. Das<br />

Unternehmen ging durch eine schwere Krise. Das Rezept: K<strong>on</strong>zentrati<strong>on</strong> auf das Kerngeschäft.<br />

Eigentümer ist heute der Däne Kjeld Kirk Christiansen,<br />

ein Enkel des Firmengründers. Lego wird in rund 130<br />

Ländern der Erde vertrieben.<br />

DEN LEGO-STEIN gibt es etwa in 2.400 verschiedenen<br />

Formen. In diesem Jahr werden rund 25<br />

Milliarden Stück hergestellt. Auch ist Lego der<br />

weltweit größte Reifenproduzent – mit<br />

306 Milli<strong>on</strong>en Reifen pro Jahr.<br />

Schätzungsweise 4 Billi<strong>on</strong>en<br />

Lego-Figuren stellen die<br />

weltweit größte „Bevölkerungsgruppe“.<br />

Zweimal<br />

wurde der Lego-Stein<br />

als „Spielzeug des Jahrhunderts“<br />

prämiert.<br />

Die Missi<strong>on</strong>: Kinder anzuregen,<br />

ihr kreatives<br />

Potenzial auszuschöpfen.<br />

Die Visi<strong>on</strong>: Entwicklung des<br />

Spielzeugs der Zukunft.<br />

Spielzeug des Jahrhunderts:<br />

LEGO hat sich zurückgekämpft


g How<br />

ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANTS<br />

Viel Freund, viel Ehr<br />

Früher K<strong>on</strong>kurrenten, jetzt Partner. Automobilhersteller schlieSSen<br />

sich zu neuen Allianzen zusammen. Sie wollen die Kosten für den Aufbruch<br />

ins neue Elektro-Zeitalter nicht mehr allein zahlen.<br />

Am 13. April 2011 war es soweit:<br />

Daimler und der weltgrößte Automobilzulieferer<br />

Bosch schließen<br />

sich zusammen. Ein Gemeinschaftsunternehmen,<br />

an dem beide Partner<br />

zu je 50 Prozent beteiligt sind, soll<br />

Elektromotoren für den europäischen<br />

Markt bauen, und zwar in Stuttgart und<br />

Hildesheim. Für den Anfang hat Daimler<br />

die Exklusivrechte, später kann Bosch<br />

die Antriebe an andere Automobilhersteller<br />

verkaufen. Favorit ist die französischjapanische<br />

Allianz Renault/Nissan. Daimler<br />

ist an beiden Unternehmen zu je 3,1 Prozent<br />

beteiligt. Im Gegenzug stieg die französisch-japanische<br />

Allianz mit dem gleichen


think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 21<br />

Prozentsatz bei Daimler ein. Renault selbst<br />

hält rund 44 Prozent an Nissan. Im aufkommenden<br />

Elektrozeitalter bekommt nicht<br />

nur Mobilität eine neue Bedeutung. Auch<br />

die Hersteller erfinden sich neu. Das hat<br />

wirtschaftliche Gründe. Die Vielfalt an<br />

k<strong>on</strong>venti<strong>on</strong>ellen und alternativen Antriebsk<strong>on</strong>zepten<br />

steigt stetig – Hersteller sind<br />

gezwungen, einerseits das neue Elektro-<br />

Zeitalter einzuläuten, andererseits für<br />

eine lange Übergangszeit ihre herkömmlichen<br />

Verbrennungsmotoren zu verbessern.<br />

Diesen Kraftakt kann ein einzelner Hersteller<br />

kaum noch allein stemmen, zu kostspielig<br />

wird die Entwicklung. Partner<br />

können sich dagegen die Kosten teilen.<br />

Die Synergien mit Daimler haben für<br />

Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn einen<br />

Nettowert v<strong>on</strong> mindestens zwei Milliarden<br />

Euro. Für Dieter Zetsche liegt das angestrebte<br />

Einsparpotenzial in ähnlicher Höhe.<br />

Der K<strong>on</strong>kurrenzdruck im Automobilbau<br />

ist brutal. Im harten Verdrängungswettbewerb<br />

sind die Akteure fleißig auf Brautschau.<br />

Volkswagen paktiert mit Suzuki und<br />

Porsche, Fiat mit Chrysler, Toyota mit Mazda<br />

und BMW mit Peugeot. Daimler verbindet<br />

eine zusätzliche Allianz mit dem chinesischen<br />

Batterie- und Autohersteller „Build<br />

Your Dreams“ (BYD) zur Produkti<strong>on</strong> eines<br />

Elektroautos für China. 2013 soll es an den<br />

Start gehen. Daneben sind die Stuttgarter<br />

mit zehn Prozent am US-Elektroautobauer<br />

Tesla beteiligt.<br />

Die Allianz mit Renault-Nissan ist ein<br />

Wagnis. Nicht nur die Ehe mit Chrysler ging<br />

in die Brüche. Auch die Zusammenarbeit<br />

mit Mitsubishi in Japan scheiterte. Gut 7<br />

Milliarden Euro Gewinn räumte Daimler<br />

2010 ab, nach 2,6 Milliarden Euro Verlust<br />

im Jahr zuvor. Ausruhen kann sich das<br />

Management trotzdem nicht, warnt Zetsche<br />

eindringlich. Um langfristig k<strong>on</strong>kurrenzfähig<br />

zu bleiben, „muss die Premiummarke<br />

Mercedes modernste Technologie in bester<br />

Qualität anbieten und die Produkti<strong>on</strong>skosten<br />

gleichzeitig niedrig halten. Kooperati<strong>on</strong>en<br />

und Produkti<strong>on</strong>sverlagerungen sind zwei<br />

Voraussetzungen dafür.“ 2010 haben deutsche<br />

Automobilhersteller erstmals mehr<br />

Autos im Ausland hergestellt als zuhause.<br />

Einerseits elektrisiert v<strong>on</strong> den Megamärkten<br />

Asiens, andererseits getrieben v<strong>on</strong> einem<br />

grundlegenden Technologiewandel verändert<br />

sich die Industrie völlig. Die Präsenz in den<br />

Wachstumsmärkten zwingt zu strategischen<br />

Allianzen und Kooperati<strong>on</strong>en – der Druck<br />

wächst, Produkti<strong>on</strong>en in andere Länder<br />

zu verlagern und weltweite Netzwerke aufzubauen.<br />

Lange ging die Reise der Produkti<strong>on</strong>splaner<br />

in hoch entwickelten Industrienati<strong>on</strong>en nur<br />

in eine Richtung: nach Osten. Doch mit der<br />

fortschreitenden Globalisierung macht sich<br />

eine neue Bewegung bemerkbar. Sie beschäftigt<br />

sich mit der Frage, wie die Wertschöpfung<br />

globaler Produkti<strong>on</strong>snetzwerke so verteilt<br />

werden kann, dass einerseits die Kostenvorteile<br />

v<strong>on</strong> Niedriglohnländern und andererseits<br />

die Innovati<strong>on</strong>skraft v<strong>on</strong> Hochlohnländern<br />

optimal genutzt werden können. Firmen mit<br />

global ausgelegter Produkti<strong>on</strong> sind auf Wachstumskurs.<br />

Ihre Mittel: ganzheitliche Markterschließung,<br />

höhere Absatzzahlen und erweiterte<br />

Produktvielfalt.<br />

Globale Produkti<strong>on</strong> und verteilte<br />

Produkti<strong>on</strong>snetzwerke sind für<br />

Daimler die „Determinante des<br />

Erfolgs“. Die Produkti<strong>on</strong>snetzwerke<br />

sind die Antwort auf steigende Anforderungen<br />

globaler Märkte: weltweite<br />

Präsenz bei hoher Innovati<strong>on</strong>s- und logistischer<br />

Leistungsfähigkeit. Arbeiten Unternehmen<br />

bei der vertikalen Kooperati<strong>on</strong> mit<br />

Lieferanten zusammen, kooperieren sie<br />

bei horiz<strong>on</strong>talen Allianzen auf Augenhöhe.<br />

Produkti<strong>on</strong>snetzwerke bieten jedem Teilnehmer<br />

die Chance, sich weiterhin vor<br />

allem auf die eigenen Kernkompetenzen<br />

zu k<strong>on</strong>zentrieren.<br />

Die Vorteile liegen auf der Hand: Netzwerke<br />

oder strategische Allianzen sollen<br />

den Zugang zu Märkten und Innovati<strong>on</strong>en<br />

erleichtern. Sie schaffen Synergieeffekte<br />

durch eine Verbindung individueller Stärken,<br />

die Ergänzung des Angebots, durch kritische<br />

Größen in Beschaffung, Produkti<strong>on</strong><br />

oder Absatz. Komp<strong>on</strong>entenhersteller<br />

werden zu Systemanbietern, Produzenten<br />

v<strong>on</strong> Standardprodukten erreichen schnell<br />

Größenvorteile. Die Produkti<strong>on</strong>skapazitäten<br />

wachsen, ohne dass die Unternehmen<br />

selbst wachsen müssen. Schließlich:<br />

Entwicklungszeiten werden durch den Austausch<br />

v<strong>on</strong> Wissen kürzer – und billiger.<br />

Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung<br />

sind inzwischen enorm. Selbst<br />

starke Unternehmen fürchten die Risiken.<br />

Beispiel BMW: 2013 geht es los. Dann<br />

steht der i3 am Start, der bisher unter der<br />

Bezeichnung „Megacity Vehicle“ firmierte.<br />

Es ist das erste reine Elektrofahrzeug aus<br />

dem Haus BMW. Kennzeichen: Elektroantrieb<br />

im Heck, Platz für vier Erwachsene,<br />

das Design wie v<strong>on</strong> Batman, gemacht für<br />

die Megacities dieser Welt. Später kommt<br />

der i8 hinzu, ein Hybrid-Sportwagen mit<br />

Plug-in-Technik. Rund 400 Milli<strong>on</strong>en Euro<br />

nimmt BMW dafür in die Hand, erst einmal.<br />

Die Produkti<strong>on</strong>skette reicht vom US-Bundesstaat<br />

Washingt<strong>on</strong> über Wackersdorf und<br />

Landshut bis nach Leipzig, wo bei i-Modell<br />

gebaut wird. 800 zusätzliche Arbeitsplätze<br />

sollen entstehen.<br />

„Für die Automobilindustrie bricht ein<br />

neues Zeitalter individueller Mobilität an“,<br />

schwärmt BMW-Vertriebsvorstand Ian<br />

Roberts<strong>on</strong>. Alleine geht der K<strong>on</strong>zern dabei<br />

nicht voran. Bereits seit 2009 betreibt<br />

BMW mit der ehemaligen Hoechst-Tochter<br />

SGL Carb<strong>on</strong> eine Gemeinschaftsfirma zur<br />

Produkti<strong>on</strong> v<strong>on</strong> Leichtbaumaterialien.<br />

Die Quandt-Erbin Susanne Klatten ist<br />

an beiden Unternehmen maßgeblich beteiligt.<br />

Überraschend sicherte sich Volkswagen-Patriarch<br />

Ferdinand Piëch über<br />

Nacht 8,18 Prozent der SGL-Anteile, für<br />

die Süddeutsche Zeitung ein „bes<strong>on</strong>derer<br />

Fall v<strong>on</strong> K<strong>on</strong>zern-M<strong>on</strong>opoly“. Die K<strong>on</strong>kurrenz<br />

folgt auf dem Fuße. Daimler paktiert<br />

seit kurzem mit Toray Industries aus Tokio,<br />

dem weltweit größten Hersteller v<strong>on</strong><br />

Carb<strong>on</strong>fasern. Hauptsitz des deutschjapanischen<br />

Joint Ventures: Esslingen im<br />

Schwabenland. Audi, beim Leichtbau eher<br />

auf Aluminium fixiert und bei der kommen<br />

den Neuauflage der Leichtbau-Ik<strong>on</strong>e A 2<br />

auf Multimaterial-Karosserie-Kurs, ist mit<br />

dem Carb<strong>on</strong>zulieferer Voith verbandelt.


„<br />

g How<br />

Der Standort<br />

Deutschland ist und<br />

bleibt dabei das Herz<br />

unseres Produkti<strong>on</strong>sverbundes<br />

„<br />

Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender,<br />

Daimler AG<br />

Der wiederum ist mit gut 5 Prozent an SGL<br />

Carb<strong>on</strong> beteiligt.<br />

Seit Jahren arbeiten die BMW Group und<br />

PSA Peugeot Citroën sch<strong>on</strong> bei der Entwicklung<br />

v<strong>on</strong> Motoren zusammen. Überraschend<br />

gründeten die K<strong>on</strong>kurrenten jetzt zu<br />

gleichen Teilen das Gemeinschaftsunternehmen<br />

BMW Peugeot Citroën Electrificati<strong>on</strong>.<br />

Das mit 100 Milli<strong>on</strong>en Euro ausgestattete<br />

Joint Venture soll sich auf die Entwicklung<br />

und Produkti<strong>on</strong> v<strong>on</strong> Komp<strong>on</strong>enten für<br />

Hybrid- und Elektroautos k<strong>on</strong>zentrieren und<br />

2014 erste Modelle auf den Markt bringen.<br />

„Dieses Gemeinschaftsunternehmen ermöglicht<br />

uns umfassende Kostenvorteile im<br />

Bereich der Elektrifizierung“, sagt BMW-<br />

Chef Norbert Reithofer. Es ist ein k<strong>on</strong>sequenter,<br />

notwendiger Schritt. Anders als<br />

Wettbewerber Audi, der sich aus dem großen<br />

K<strong>on</strong>zernbaukasten v<strong>on</strong> Volkswagen bedienen<br />

kann, muss BMW Investiti<strong>on</strong>en in neue<br />

Technologien alleine stemmen. Zusammen<br />

mit PSA geht das leichter.<br />

ROLAND BERGER STRATEGY C<strong>on</strong>sultants<br />

Reithofers Kollege Philippe Varin v<strong>on</strong> PSA<br />

Peugeot Citroën ist sicher, „dass wir durch dieses<br />

Joint Venture unser Know-how weiterentwickeln<br />

und einen europäischen Marktführer<br />

auf dem Gebiet der Hybrid-Innovati<strong>on</strong>en<br />

erschaffen werden.“<br />

Noch auf dem Höhepunkt der Finanzkrise und<br />

dem katastrophalen Einbruch der Automärkte<br />

hatte es so ausgesehen, als könnten sich<br />

die beiden Erzrivalen Daimler und BMW zur<br />

Traumhochzeit zusammenraufen. Kooperati<strong>on</strong>en<br />

bei der Entwicklung v<strong>on</strong> Modellen<br />

und Motoren, so der Plan, sollten sie aus der<br />

Kostenfalle befreien. Doch dann ließ BMW<br />

die geplante Allianz platzen. Die Bayern<br />

fürchteten um ihre Markenidentität und um<br />

ihren guten Ruf als bester Motorenbauer im<br />

Land der Autoerfinder. Auch die mögliche<br />

Zusammenarbeit der Finanztöchter beider<br />

K<strong>on</strong>zerne löste sich in Luft auf. Nur die Einkaufskooperati<strong>on</strong><br />

mit BMW in China bleibt.<br />

Dennoch: Kooperati<strong>on</strong>en und gemeinsame<br />

Projektarbeit, so <strong>Roland</strong>-<br />

<strong>Berger</strong>-Partner Philipp Grosse<br />

Kleimann, „werden künftig stark<br />

zunehmen“. Nicht nur Autohersteller kommen<br />

zusammen, Partner aus anderen Industriebereichen<br />

stoßen hinzu. Joint Ventures<br />

lassen viele Opti<strong>on</strong>en offen – „v<strong>on</strong> einer Abspaltung<br />

bis zum Börsengang“.<br />

Produkti<strong>on</strong>snetzwerke verändern die Fertigungslandschaft<br />

großer Automobilk<strong>on</strong>zerne<br />

radikal. Mit der Einführung der<br />

nächsten Generati<strong>on</strong> der<br />

C-Klasse ab 2014 stellt<br />

etwa Daimler sein Netzwerk<br />

komplett um.<br />

Karb<strong>on</strong>autos sind nicht nur leicht und verbrauchen weniger Benzin, s<strong>on</strong>dern mittlerweile auch extrem attraktiv. Hier der neue Chevrolet!


think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 23<br />

Globales Wertschöpfungsnetzwerk<br />

Eigenfertigung BMW<br />

Spartanburg X3, X5, X6<br />

Hams Hall Motoren<br />

Oxford MINI<br />

Swind<strong>on</strong> Komp<strong>on</strong>enten<br />

Goodwood Rolls-Royce<br />

Cassinetta Husqvarna<br />

Berlin Motorräder<br />

Dingolfing 5er, 6er, 7er<br />

Eisenach Komp<strong>on</strong>enten<br />

Landshut Komp<strong>on</strong>enten<br />

Leipzig 1er, X1<br />

München 3er<br />

Regensburg 1er, 3er, Z4<br />

Wackersdorf Komp<strong>on</strong>enten<br />

Kaliningrad<br />

Steyr Motoren<br />

Graz MINI Countryman<br />

Shenyang<br />

Kairo<br />

Chennai<br />

Ray<strong>on</strong>g<br />

Produkti<strong>on</strong>sstandorte<br />

Kulim<br />

Jakarta<br />

M<strong>on</strong>tagewerke<br />

Gemeinschaftsunternehmen<br />

Rosslyn 3er<br />

Auftragsfertigung<br />

Quelle: BMW<br />

Das Ziel: Wettbewerbsfähigkeit stärken,<br />

Wachstumschancen nutzen, Arbeitsplätze<br />

in Deutschland sichern. „Der Standort<br />

Deutschland“, sagt Vorstandsvorsitzender<br />

Zetsche, „ist und bleibt dabei das Herz<br />

unseres Produkti<strong>on</strong>sverbundes.“<br />

Dafür wird das Werk Sindelfingen als zentraler<br />

Technologie- und Forschungsstandort<br />

sowie als weltweites Kompetenzzentrum für<br />

die Produkti<strong>on</strong> v<strong>on</strong> Fahrzeugen der Ober- und<br />

Luxusklasse gestärkt. Die Produkti<strong>on</strong> der<br />

C-Klasse-Limousine für Europa sowie der weiteren<br />

Modellvarianten der Baureihe wird<br />

in Bremen, die für Nordamerika in Tuscaloosa<br />

im US-Bundesstaat Alabama k<strong>on</strong>zentriert.<br />

Bremen ist im Mercedes-Verbund künftig das<br />

Kompetenzzentrum für diese volumenstarke<br />

Baureihe. Die Produkti<strong>on</strong> des Luxus-Roadsters<br />

SL kommt v<strong>on</strong> dort nach Sindelfingen. Durch<br />

die erweiterte C-Klasse-Produkti<strong>on</strong> sind die<br />

Bremer Arbeitsplätze langfristig sicher. Die<br />

zentrale Fertigung v<strong>on</strong> Mercedes-Kompaktfahrzeugen<br />

bleibt in Rastatt.<br />

„Wir wollen die Märkte aus jeweils lokalen<br />

Werken bedienen“, erklärt Günter Walz, bei<br />

Mercedes Leiter Produkti<strong>on</strong> – Technologie<br />

und K<strong>on</strong>zepte. Nur die Strategie lokaler<br />

Werke für lokale Märkte sichere deren wirtschaftlich<br />

optimale Belieferung. Somit lassen<br />

sich auch Wechselkursschwankungen<br />

vermeiden und die Produkti<strong>on</strong>sstrukturen<br />

können schnell angepasst werden – selbst bei<br />

schwierigsten Marktentwicklungen.<br />

Nicht zu übersehen: Für Mercedes verlagert<br />

sich der Schwerpunkt der europäischen Lieferanten<br />

zunehmend v<strong>on</strong> West- nach Osteuropa<br />

und weiter Richtung Asien. Grund: günstige<br />

Faktorkosten. In Peking werden ab 2013<br />

Mercedes-Motoren vor Ort gebaut – erstmals<br />

außerhalb v<strong>on</strong> Deutschland. Das Werk ist auf<br />

eine Kapazität v<strong>on</strong> 100.000 Motoren pro Jahr<br />

ausgelegt. Die Benzinmotoren sollen sowohl<br />

für die in Peking v<strong>on</strong> Beijing-Benz produzierte<br />

C- und E-Klasse als auch für Kleintransporter<br />

der Modelle Vito und Viano genutzt werden<br />

können. Die Autos lässt Daimler in seinem<br />

südchinesischen Joint Venture Fujian-Daimler<br />

Automotive bauen. Firmenübergreifende<br />

Zusammenarbeit eröffnet auch kleinen und<br />

mittleren Unternehmen große Chancen, am<br />

Markt erfolgreich zu sein. Zwar arbeitet nach<br />

Angaben des Fraunhofer-Instituts fast jeder<br />

zweite Betrieb des verarbeitenden Gewerbes<br />

in Deutschland mit anderen zusammen. Aber<br />

nur wenige Betriebe setzen auf Netzwerke<br />

mit mehreren Partnern oder auf so genannte<br />

virtuelle Fabriken. Netzwerke bieten enorme<br />

wirtschaftliche Potenziale, wie Analysen<br />

der Fraunhofer-Forscher zeigen. Demnach<br />

erzielen Betriebe, die mit anderen zusammen<br />

in flexiblen Netzwerken ganze Systeme<br />

anbieten, eine deutliche höhere durchschnittliche<br />

Wertschöpfung. Unternehmen,<br />

die in Netzwerken zum Systemangebot produzieren,<br />

weisen zugleich ein durchschnittliches<br />

Umsatzwachstum v<strong>on</strong> 15 Prozent<br />

„<br />

pro Jahr aus. Betriebe ohne vergleichbare<br />

Produkti<strong>on</strong>skooperati<strong>on</strong>en kommen dagegen<br />

im Schnitt nur auf 12 Prozent.<br />

Wir wollen die<br />

Märkte aus jeweils lokalen<br />

Werken bedienen<br />

Günter Walz, Leiter Produkti<strong>on</strong>,<br />

Technologie und K<strong>on</strong>zept, Mercedes<br />


g How<br />

ROLAND BERGER STRATEGY C<strong>on</strong>sultants<br />

High, higher,<br />

China ist die Werkbank der Welt. Doch steigende Lohnkosten verändern<br />

nicht nur Investiti<strong>on</strong>sentscheidungen im Westen. Selbst Chinesen suchen<br />

nach Alternativen. Viele landen in Südostasien. Eines in Italien.<br />

Ausgerechnet v<strong>on</strong> Südeuropa aus startet Haier, das westlichste<br />

aller chinesischen Unternehmen, seinen<br />

Beutezug in der alten Welt.<br />

Knapp 2.700 Einwohner, 23 Meter<br />

über dem Meeresspiegel, 11 Quadratkilometer<br />

groß, fast 1.100 Jahre alt:<br />

Campodoro ist ein unaufgeregter, unscheinbarer<br />

Flecken. Der Rote Turm der stattlichen<br />

Burg ragt klotzig aus der Stadt. Schweine,<br />

Rinder, Geflügel ernähren die Landwirtschaft.<br />

Wären da nicht die Chinesen – Campodoro,<br />

keine 20 Kilometer v<strong>on</strong> Padua und nur eine<br />

Autostunde v<strong>on</strong> Venedig entfernt, würde in<br />

der An<strong>on</strong>ymität des Veneto versinken.<br />

Verkehrte Welt: China ist die Werkbank der<br />

globalen Industrie. Campodoro ist die Werkstatt<br />

des chinesischen Haushaltsgeräteriesen<br />

Haier. Unternehmen aus dem Westen verlagern<br />

ihre Produkti<strong>on</strong>en in die Billiglohnländer<br />

des Fernen Ostens. Haier, das Paradeunternehmen<br />

der inzwischen zweitgrößten Volkswirtschaft<br />

der Erde, lässt ausgerechnet in der<br />

Hochlohnregi<strong>on</strong> Europa Kühlschränke m<strong>on</strong>tieren.<br />

In Campodoro fertigen 150 Mitarbeiter<br />

700 Geräte aus drei Produktlinien am Tag.<br />

Bis 2013 sollen es doppelt so viele werden.<br />

„Es ist wichtig, in der Nähe des Marktes zu<br />

produzieren, um schneller auf die Nachfrage<br />

reagieren zu können“, sagt René Aubertin,<br />

Wie Haier in nur 20 Jahren die Spitze erreicht.<br />

November 1993<br />

Haier Qingdao (600690) wird<br />

an der Shanghaier Börse notiert.<br />

Dezember 1991<br />

Haier kauft die Gefrierschrankfabrik und die<br />

Air C<strong>on</strong>diti<strong>on</strong>er-Fabrik in Qingdao, woraus ein<br />

neues Unternehmen entsteht, die Haier Group,<br />

was die Basis bildet für den Eintritt in die<br />

Diversifizierungsphase.<br />

September 1992<br />

Haier erfüllt als erster chinesischer Haushaltsgerätehersteller<br />

die Anforderungen<br />

der ISO-9001-Zertifizierung.


think: act BusinEss <strong>Manufacturing</strong> 25<br />

Haier<br />

der Europachef v<strong>on</strong> haier. Wer in China produziere,<br />

müsse vier Wochen für die herstellung<br />

und weitere vier für den transport rechnen –<br />

viel zu lange und bei der größe der Ware auch<br />

viel zu teuer. Schließlich: auch Kühlschränke<br />

sollen schön aussehen. „Beim Design“, so<br />

aubertin, „ist es v<strong>on</strong> Vorteil, in Italien zu sein.“<br />

Die ersten Kühlschränke in Europa verkaufte<br />

haier 1990 in Deutschland. heute gebieten<br />

die regenten aus der neuen Welt China<br />

in der alten Welt Europa über ein Netz v<strong>on</strong><br />

Niederlassungen in 18 Ländern. In Italien,<br />

holland, Deutschland und Dänemark sitzen<br />

die forschungs-, Design- und Entwicklungszentren.<br />

zusätzlich zu den eigenen handelsniederlassungen<br />

und der fertigung in Italien<br />

unterhält das Unternehmen fabriken in rumänien<br />

und der Ukraine. Ein weiteres Werk fürden<br />

Bau v<strong>on</strong> Waschmaschinen soll bis 2013<br />

entstehen – vermutlich in Osteuropa. Die haier<br />

Deutschland gmbh ist eine eigenständige<br />

zweigstelle mit Sitz in Bad homburg. am früheren<br />

Stammsitz der aEg in Nürnberg entsteht<br />

ein forschungs- und Entwicklungszentrum<br />

speziell für europäische Produkte. mehr als<br />

96 Prozent der Beschäftigten in den europäischen<br />

Standorten kommen aus den jeweiligen<br />

Ländern.<br />

Weltweit steuert haier 64 handelsgesellschaften,<br />

16 Industrieparks, 8 Planungsbüros. 24<br />

v<strong>on</strong> 29 fabriken stehen im ausland, die meisten<br />

dav<strong>on</strong> allerdings noch in asiatischen<br />

Ländern. Die Chinesen verkaufen Kühlschränke,<br />

Waschmaschinen, Klimaanlagen, handys,<br />

fernseher oder Computer in 160 Länder der<br />

Erde. Die Nähe zum zielmarkt ist alles.<br />

Das Design der Produkte und das marketing<br />

passen zum Lifestyle der jeweiligen märkte.<br />

Die Premiummarke Casarte, designt in Italien,<br />

wird zunächst beim zahlungskräftigen mittelstand<br />

in China getestet. rund 60.000 menschen<br />

legen sich für haier ins zeug. Sie prägen<br />

das gesicht eines Unternehmens, das manufacturing<br />

betreibt, nicht wo es am billigsten,<br />

s<strong>on</strong>dern für die Kunden am besten ist.<br />

Der Schlüsselmarkt heißt Europa. V<strong>on</strong> Paris<br />

aus, der neuen Europazentrale, arbeitet die<br />

gruppe an einem ehrgeizigen Plan: Bis 2014<br />

will sie zu den fünf stärksten hausgerätemarken<br />

in Europa gehören. Damit greift haier die<br />

Schwergewichte Bosch Siemens, Electrolux<br />

und Whirlpool fr<strong>on</strong>tal an.<br />

Noch fristet haier in Europa mit einem<br />

Umsatz v<strong>on</strong> rund einer halben milliarde Euro<br />

und einem marktanteil zwischen 1 und 1,5<br />

Prozent eher das Dasein eines Underdogs.<br />

Damit schaffen es die Chinesen gerade bis<br />

zum Breakeven; k<strong>on</strong>zernweit liegt die Nettogewinnmarge<br />

bei rund 3 Prozent. Doch der<br />

erfolgsverwöhnte multi macht kräftig Druck.<br />

2010 legte die marke beim europäischen<br />

Umsatz nach eigenen angaben gehörig zu<br />

– bis zu 70 Prozent. In diesem Jahr soll das<br />

Europageschäft noch einmal um die hälfte<br />

wachsen. „Wir werden in den kommenden<br />

drei bis fünf Jahren unseren marktanteil in<br />

Europa auf fünf Prozent erhöhen und damit<br />

unter die fünf größten europäischen herstellern<br />

aufsteigen“, verkündete aubertin Ende<br />

des vergangenen Jahres in Campodoro ebenso<br />

kampflustig wie selbstbewusst.<br />

Leicht ist das nicht. Der europäische<br />

haushaltsgerätemarkt gilt<br />

als extrem schwierig. Qualitätsmarken<br />

wie Bosch Siemens sowie die<br />

günstigen marken großer handelshäuser<br />

sind die Platzhirsche. haier wittert trotz<br />

dem eine Chance: das Segment zwischen<br />

Premium- und handelsmarken. Wer sich<br />

dort durchsetzt, macht es schließlich überall.<br />

Der Schlüsselmarkt heißt Europa.<br />

Bis 2014 will Haier zu den fünf stärksten<br />

Haushaltsgerätemarken in Europa gehören.<br />

April 1999<br />

Haier gründet einen Industriepark<br />

undden ersten industriellen Standort<br />

außerhalb Chinas in South<br />

Carolina, USA. Im März 2000 produziert<br />

das Werk in South Carolina<br />

den ersten Haier-Kühlschrank auf<br />

amerikanischem Boden.<br />

juni 2000<br />

Aus der verschmelzung der europäischen<br />

Erfahrung auf dem Haushaltgerätesektor<br />

und der dem Haier-K<strong>on</strong>zern<br />

eigenen Fähigkeit zur technologischen<br />

Innovati<strong>on</strong> entsteht im Jahr 2000 die<br />

„Haier Europe.<br />

April 2001<br />

In Pakistan wird der zweite Industriepark<br />

v<strong>on</strong> Haier außerhalb der<br />

Landesgrenzen eröffnet, v<strong>on</strong> dem aus<br />

der vertrieb nach Indien, Afghanistan,<br />

dem nahen Osten und Afrika organisiert<br />

wird.


ROLAnD BERGER StratEgy CONSULtaNtS<br />

Haier ist mit einem Marktanteil v<strong>on</strong> 6,1%<br />

die größte Elektromarke der Welt, und<br />

das bereits zweimal in Folge<br />

aubertin, der erste Nichtchinese im Board<br />

der Unternehmensgruppe, will „mit gutem<br />

Design und bes<strong>on</strong>deren features punkten<br />

– und natürlich über einen Preis, der mit<br />

den Premiumherstellern k<strong>on</strong>kurriert“. Internati<strong>on</strong>al<br />

rangiert der in Schanghai an der<br />

Börse gelistete K<strong>on</strong>zern mit Erlösen v<strong>on</strong><br />

zuletzt 13,6 milliarden Euro hinter Whirlpool<br />

und Electrolux, aber vor Bosch Siemens<br />

und Lg sch<strong>on</strong> auf Platz drei – angepeilt sind<br />

20 milliarden Euro Umsatz. gemessen an verkauften<br />

Stückzahlen ist haier laut Eurom<strong>on</strong>itor<br />

mit einem marktanteil v<strong>on</strong> 6,1 Prozent<br />

sogar die größte Elektrogroßgeräte-marke<br />

der Welt, 2010 bereits zweite<br />

mal in folge.<br />

Das Unternehmen haier will in Europa dahin,<br />

wo es weltweit sch<strong>on</strong> steht: ganz nach oben.<br />

Es ist ein Plan in vier großen Schritten.<br />

am anfang, v<strong>on</strong> 1984 bis 1991, steht<br />

die markenbildung – haier soll bald<br />

jeder kennen. Phase zwei dauert bis<br />

1998 und steht ganz unter dem motto<br />

Diversifikati<strong>on</strong> und Expansi<strong>on</strong>. Phase drei<br />

kennzeichnen erste globalisierungsschritte.<br />

Statt Billigprodukte zu bauen, die andere mit<br />

aufgepapptem markenlabel teuer verkaufen<br />

können, setzt haier alles auf den Erfolg<br />

seines eigenen Labels. Phase vier läuft seit<br />

2005: globale markenbekanntschaft.<br />

gegen die marktmacht der<br />

traditi<strong>on</strong>sunterneh<br />

men setzt haier<br />

die Wendigkeit<br />

und Innovati<strong>on</strong>s-<br />

fähigkeit der asiaten, dazu die macht des<br />

Internets. Seine oberste maxime: „Verstehe<br />

deine Kunden und erfülle ihre Wünsche“ –<br />

überall. für haier ist das „Kampf“. Dessen ziel<br />

bestehe in der „Verbesserung und Entwicklung<br />

der menschheit und im anstreben ihrer<br />

Perfekti<strong>on</strong>“.<br />

high, higher, haier: V<strong>on</strong> 2001 bis 2004 verkürzt<br />

das Unternehmen seine Produktzyklen<br />

um 70 Prozent. gleichzeitig steigt die Kundenzufriedenheit<br />

um 60 Prozent und das Qualitätsniveau<br />

um 40 Prozent. Das Unternehmen<br />

produziert Patente am fließband: zwei am<br />

tag. Bei haier funkti<strong>on</strong>ieren Waschmaschinen<br />

ohne Pulver und tV-Empfänger ohne Kabel.<br />

haiers managementprinzipien kombinieren<br />

das Beste aus beiden Welten: Osten und<br />

Westen. Einst der belächelte Billigheimer,<br />

dient haiers managementphilosophie inzwischen<br />

als rollenmodell moderner Unternehmensführung,<br />

die in harvard ebenso<br />

gelehrt und gelernt wird wie bei ImD und<br />

INSEaD in der Schweiz oder der Universität<br />

im japanischen Kobe.<br />

juni 2001<br />

Haier kauft ein Kühlschrank-Unternehmen v<strong>on</strong> Meneghetti<br />

Equipment, Italien. Dies ist der erste Ankauf einer Firma außerhalb<br />

Asiens durch einen Haushaltsgerätehersteller aus China.<br />

2005<br />

März<br />

April 2006<br />

Haier wird strategischer Partner und der weltweit<br />

erste Hauhaltsgeräte-Sp<strong>on</strong>sor der nBA,<br />

der nati<strong>on</strong>al Basketball Associati<strong>on</strong>. Durch<br />

diese verbindung zu einer der populärsten<br />

Sportarten in den USA will Haier sich als Marke<br />

für Haushaltsgeräte in den USA etablieren.<br />

Der Industriepark Haier (Middle East) in Jordanien wird eröffnet. Es ist der<br />

größte Industriepark fürHaushaltsgeräte im nahen Osten. Der Industriepark<br />

wird zu Haiers Ausgangsplattform für die gesamte Regi<strong>on</strong> naher Osten.


think: act BusinEss <strong>Manufacturing</strong> 27<br />

„all-around Optimized management approach“,<br />

später „OEC management C<strong>on</strong>trol System“<br />

genannt, ist haiers erster meilenstein bei der<br />

Entwicklung innovativer managementprozesse.<br />

Deren wichtigste gradmesser: Kundenbetreuung,<br />

Produktqualität, arbeitseffizienz,<br />

Innovati<strong>on</strong>sfähigkeit und tempo bei der<br />

Umsetzung marktfähiger Produkte. OEC ist<br />

das akr<strong>on</strong>ym für „Overall“, „Every<strong>on</strong>e“ und<br />

„C<strong>on</strong>trol“. Im Prinzip ist jeder Beschäftigte<br />

dazu verpflichtet, jeden tag ein bisschen besser<br />

zu werden – und lieber „der Kopf eines<br />

huhns und nicht der Schwanz eines Ochsen“<br />

zu sein.<br />

Die „activate Shocked fish“-theorie<br />

ist haiers zweiter großer Wurf.<br />

Sie bezeichnet Unternehmen mit<br />

guten anlagen, aber schlechten<br />

zahlen – fette Beute für einen hungrigen<br />

Emporkömmling wie haier. 1995 kauft das<br />

Unternehmen die h<strong>on</strong>gxing Electr<strong>on</strong>ics<br />

Company, einen notleidenden LED-hersteller<br />

aus guangzhou. Es ist der Startpunkt einer<br />

raschen Expansi<strong>on</strong>. In den 1990er Jahren<br />

kauft haier 18 chinesische Unternehmen,<br />

14 stecken in der Verlustz<strong>on</strong>e. am Ende der<br />

Dekade ist alles wieder gut – und haier<br />

längst kein reiner Kühlschranklieferant mehr:<br />

gefriergeräte, Klimaanlagen, fernseher und<br />

Wasserkocher sind hinzugekommen. am<br />

meisten furore macht haiers „market Chain<br />

management“. Es beschreibt eine reihe v<strong>on</strong><br />

aktivitäten und Prozessen, die das richtige<br />

Produkt möglichst zur richtigen zeit an die<br />

richtige Stelle bringen sollen.<br />

Das ziel: marktbarrieren niederzureißen und<br />

die Organisati<strong>on</strong> zusammenzuschweißen.<br />

Jede mitarbeiterin und jeder mitarbeiter steht<br />

jetzt vor einem markt mit einem direkten Link<br />

zum Kunden – aus dem externen Wettbewerb<br />

wird ein interner Wettbewerb. So ist beispielsweise<br />

die Produkti<strong>on</strong> der direkte Kunde des<br />

Vertriebs. Löhne sind danach gestaffelt, wie<br />

gut das funkti<strong>on</strong>iert. gepaukt wird das modell<br />

wie in der Schule: Die mannschaft weiß alles<br />

v<strong>on</strong> der Produktentwicklung über die Erstellung<br />

bis zur Distributi<strong>on</strong>. Das soll die K<strong>on</strong>kurrenz<br />

nun auch verstärkt in Europa zu spüren<br />

bekommen. „Unser ziel ist es, jedes Jahr<br />

mindestens eine neue Produktlinie einzuführen“,<br />

sagte haier-Deutschlandchef William<br />

Cantara der „financial times Deutschland“.<br />

2009 wurden die ersten fernseher auf der<br />

auf der Berliner funkausstellung präsentiert.<br />

Bis 2011 will es haier auf einen marktanteil<br />

v<strong>on</strong> drei Prozent bringen. Bis dahin ist es<br />

allerdings noch ein langer Weg, denn die<br />

Ergebnisse in der ersten Jahreshälfte 2010<br />

blieben hinter den Erwartungen zurück.<br />

Bes<strong>on</strong>ders zu leiden hatte haier unter dem<br />

enormen Preisverfall der flachgeräte. haier<br />

arbeitet außerdem an der Einführung neuer<br />

Solarthermiepanels, die S<strong>on</strong>nenenergie in<br />

Wärme umwandeln. 2012, so der Plan, kommen<br />

haier-Laptops nach Deutschland.<br />

„Chinesen reagieren sofort auf den markt<br />

wie auf die E-mail“, sagt haiers Europachef<br />

aubertin. „aber sie erwarten das auch v<strong>on</strong><br />

allen, die für sie arbeiten.“ Lernen müssen sie<br />

trotzdem noch: als etwa die Nachfrage schwächelte,<br />

schlugen die Chefs im chinesischen<br />

Qingdao den Kolleginnen und Kollegen im italienischen<br />

Campodoro vor, alle Beschäftigten<br />

auf die Straße zu setzen – und einen m<strong>on</strong>at<br />

später einfach wieder einzustellen.<br />

juni<br />

2006<br />

Die erste trommelwaschmaschine<br />

der Welt, die ohne<br />

Waschpulver auskommt, wird<br />

v<strong>on</strong> Haier auf den Markt gebracht.<br />

Dezember 2010: Nr.1<br />

In der v<strong>on</strong> Eurom<strong>on</strong>itor Internati<strong>on</strong>al, einem der weltweit führenden Marktforschungsunternehmen,<br />

erstellten Rangliste nimmt Haier erneut Platz 1 unter den Elektrogroßgeräte-Marken<br />

ein. Haier erreichte 2010 einen Marktanteil nach verkaufsmenge v<strong>on</strong><br />

6,1 Prozent, was einer prozentualen Absatzsteigerung v<strong>on</strong> fast 20 Prozent gegenüber<br />

2009 entspricht.<br />

Das Gesicht des Erfolgs: Haier-Chef Zhang Ruimin<br />

januar 2007<br />

Haier kauft eine kleine lokale Kühlschrankfabrik<br />

in Indien. Aktuell beschäftigt das<br />

indische Werk v<strong>on</strong> Haier, das hauptsächlich<br />

Kühlschränke herstellt, über 300 Arbeiter<br />

und hat einen jährlichen Ausstoß v<strong>on</strong><br />

350.000 Einheiten.<br />

Quelle: http://www.haiereurope.com/de/c<strong>on</strong>tents/<br />

meilensteine-der-entwicklung


g How<br />

ROLAND BERGER STRATEGY C<strong>on</strong>sultants<br />

Fischer: Kaizen im<br />

Kuckucksland<br />

Seine Kunststoffdübel braucht jeder Hand- und Heimwerker,<br />

den Baukasten kennt fast jedes Kind: Fischer ist in<br />

der Welt zuhause, aber bleibt in Deutschland<br />

daheim. Geht das überhaupt?<br />

Ein Samstag im Spätsommer 1958.<br />

Artur Fischer steht unter der Dusche.<br />

Mit dem Wasser fließen die Gedanken.<br />

Was halten soll, denkt er, muss Widerstand<br />

leisten. Den Nachmittag verbringt der gelernte<br />

Bauschlosser inseiner Werkstatt. Er spannt<br />

ein Rundstück aus Nyl<strong>on</strong> in den Schraubstock,<br />

bearbeitet es v<strong>on</strong> allen Seiten, sägt Schlitze<br />

und bohrt ein Loch. Dann dreht er vorsichtig<br />

eine Schraube hinein. Beide Hälften<br />

des Stabes spreizen sich „wie das Maul<br />

eines Krokodils“. Der Mann, der 1949 einen<br />

Fotoblitzer mit Synchr<strong>on</strong>auslösung k<strong>on</strong>struierte,<br />

später den fischertechnik-Baukasten<br />

erfinden sollte und heute auf mehr als 1.100<br />

Patente blickt, macht die Entdeckung seines<br />

Lebens. Am 8. November 1958 bekommt er<br />

die Patentschrift. Jetzt hält der S-Dübel, der<br />

kleine graue, die Welt zusammen.<br />

Nicht selten enden Märchen wie das aus<br />

der kleinen Gemeinde Waldachtal im Kreis<br />

Freudenstadt in einem Desaster für den<br />

Standort: zu teuer, zu hohe Steuern, zu unflexibel,<br />

zu weit weg v<strong>on</strong> der internati<strong>on</strong>alen<br />

Kundschaft. Bei Fischer ist es anders:


think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 29<br />

Je stärker in der Welt zuhause, umso<br />

mehr fühlt sich das Unternehmen im<br />

Nordschwarzwald daheim. Zuletzt holte<br />

Fischer die Fertigung v<strong>on</strong> Injekti<strong>on</strong>skartuschen<br />

und Mörtelpatr<strong>on</strong>en inklusive Maschinenpark<br />

aus China nach Denzlingen<br />

zurück – aus Angst vor dem Ideenklau.<br />

Dort, rund 100 Kilometer vom Stammsitz<br />

und 10 Kilometer v<strong>on</strong> Freiburg entfernt,<br />

stellt Fischer chemische Befestigungen her.<br />

Der Standort gilt als einer der wachstumsstärksten<br />

Unternehmensbereiche. Jetzt<br />

wird die Kapazität um 50% aufgestockt.<br />

Straffes Kostenmanagement, eine effiziente<br />

verbrauchsgesteuerte Logistik sowie<br />

ausgprägte Kunden- und Marktorientierung<br />

machen den Betrieb zum Leitbild einer<br />

neuen Fabrikgenerati<strong>on</strong>.<br />

Der Mann dahinter: Klaus Fischer. Der<br />

60jährige führt die vom Vater gegründete<br />

Fischerwerke GmbH & Co. KG seit<br />

1980. Ihm gehören 98 Prozent der Firmenanteile.<br />

Kaum oben, erkennt er die gefährliche<br />

Abhängigkeit vom deutschen Markt<br />

– und vom Geistesblitz seines Vaters.<br />

Mit dem S-Dübel allein, so seine Analyse,<br />

könne das Unternehmen langfristig kaum<br />

bestehen. Seine K<strong>on</strong>sequenz: Ausweitung<br />

der Produktpalette. Zu den Dübeln kommen<br />

Stahlanker und chemische Befestigungen –<br />

und ab geht es ins Ausland. Der Lohn: Zwar<br />

fertigt Fischer auch heute noch mehr als<br />

die Hälfte seiner Befestigungssysteme in<br />

Deutschland. Doch Dreiviertel des Umsatzes<br />

werden im Ausland erwirtschaftet. Zugegeben:<br />

Es gibt Momente, da denkt auch<br />

Klaus Fischer darüber nach, „ob der Standort<br />

Deutschland noch richtig ist“, wenn auch<br />

nur hypothetisch. Vor Jahren schaute<br />

er neidisch ins 200 Kilometer entfernte<br />

Österreich. Die Alpenrepublik hatte gerade<br />

die Erbschaftssteuer abgeschafft. So etwas<br />

wünschte sich Fischer auch in Deutschland.<br />

Überhaupt: 98.000 Steuerregeln ärgern ihn.<br />

„Früher hat man Zeit gehabt für die Arbeit,<br />

heute ist man mit einem Wust v<strong>on</strong> Richtlinien<br />

und Gesetzen beschäftigt.“<br />

Inzwischen hört sich das anders an. Schlechte<br />

K<strong>on</strong>junktur ist in Waldachtal kein Grund<br />

zur Klage. Harter Wettbewerb wirkt auf Fischer<br />

eher stimulierend. Sein Motto: „Wenn kein<br />

Wind weht: Rudern!“ V<strong>on</strong> schlechten Standortbedingungen<br />

will er sch<strong>on</strong> gar nichts wissen.<br />

„Deutschland“, sagt er, „hat noch so<br />

viele Potenziale. Wenn wir sie k<strong>on</strong>sequent<br />

nutzen, müssen wir uns über schwierige<br />

Rahmenbedingungen kaum Gedanken<br />

machen.“<br />

Vergangenes Jahr machte Fischer<br />

582 Milli<strong>on</strong>en Euro Umsatz, mehr<br />

als sieben Mal so viel wie Anfang<br />

der 80er Jahre des vergangenen<br />

Jahrhunderts. Aus der Dübel-Dynastie ist ein<br />

Befestigungsspezialist geworden. Acht v<strong>on</strong><br />

zehn Euro werden hier verdient. Den Rest<br />

steuern Automotive Systems, ein Spezialist<br />

für Kinematikkomp<strong>on</strong>enten und hochwertige<br />

Kunststoffoberflächen, fischertechnik und<br />

der Beratungszweig Fischer C<strong>on</strong>sulting bei.<br />

Die Referenzen reichen v<strong>on</strong> der Befestigung<br />

der Glasfassade des Porsche-Museums in<br />

Stuttgart bis zu S<strong>on</strong>derbefestigungen im<br />

Gotthard-Basistunnel. Fischer hat Dübel aus<br />

nachwachsenden Rohstoffen erforscht.<br />

Mit dem richtigen Fischer-Dübel kann man<br />

Die Basis des Erfolgs: Produkti<strong>on</strong> v<strong>on</strong> Fischer<br />

Dübeln im Waldachtal


g How<br />

„<br />

Innovati<strong>on</strong> im Sinne v<strong>on</strong><br />

ständiger Erneuerung bedeutet<br />

weit mehr als die Summe<br />

unserer Patente<br />

ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANtS<br />

sogar ein zweieinhalb T<strong>on</strong>nen schweres Auto<br />

an eine Decke hängen.<br />

V<strong>on</strong> den rund 3.800 Fischer-Beschäftigten<br />

arbeiten knapp 2.000 in Deutschland, dav<strong>on</strong><br />

allein 1.200 in Waldachtal. Fischer ist in 31<br />

Staaten mit 35 eigenen Ländergesellschaften<br />

vertreten. Die Produkte werden in mehr<br />

als 100 Ländern vertrieben. Zuletzt gründeten<br />

die Schwarzwälder Vertriebsgesellschaften<br />

in der Türkei und in den USA. Im Ausland produziert<br />

das Unternehmen in Italien, Tschechien,<br />

China, Argentinien, Brasilien und in den USA<br />

– und folgt damit seinen Kunden in die Märkte.<br />

Die vernetzte Wirtschaft ist für Fischer ein<br />

Segen. Er braucht andere Länder, um täglich<br />

über zehn Milli<strong>on</strong>en Dübel produzieren zu<br />

können. Ob Stahl für die Metallanker oder<br />

Teile des Granulats für die Kunststoffdübel:<br />

Viele Grundstoffe kommen aus dem Ausland.<br />

„Aber es wäre gefährlich, nur darauf zu<br />

schauen, wo es billiger wird, und v<strong>on</strong> einem<br />

Land ins nächste zu marschieren.“ Schließlich<br />

bedeute jede Verlagerung auch Aufwand,<br />

eine Menge Kosten – und Risiko. „Es kommt<br />

auf die richtige Mischung zwischen Auslandsund<br />

Inlandsprodukti<strong>on</strong> an.“ Am liebsten<br />

würde Fischer ein Werk in Afrika bauen.<br />

Doch zuhause ist es auch ganz schön:<br />

„Man kann hier günstiger produzieren, aber<br />

man muss in die Prozesse eingreifen.“<br />

„<br />

Professor E.h., Senator E.h., Dipl.-Ing. (FH) Klaus Fischer (60)<br />

Wie, das hat Fischer bei Toyota gelernt.<br />

Dem japanischen Autoriesen schaute er ab,<br />

was Prozessoptimierung heißt. Kurz nach<br />

der Jahrtausendwende führte der Familienunternehmer<br />

das Fischer-Prozess-System<br />

(FPS) ein – das Prinzip des schlanken Unternehmens,<br />

das Verschwendung vermeidet<br />

und Wertschöpfung steigert. Angelehnt an<br />

die Kaizen-Philosophie des Weltmarktführers<br />

im Automobilbau durchleuchtet es alle Arbeitsschritte<br />

in der Produkti<strong>on</strong> oder Verwaltung<br />

permanent nach Verbesserungschancen.<br />

„Wer in Deutschland wettbewerbsfähig sein<br />

will, muss enorm effizient arbeiten“, so<br />

Fischer. Familienunternehmen scheinen dafür<br />

prädestiniert. Die 500 größten Familienunternehmen<br />

Deutschlands erhöhten zwischen<br />

2006 und 2008 die Zahl ihrer Beschäftigten<br />

um 90.000 auf 2,2 Milli<strong>on</strong>en. Gleichzeitig<br />

bauten DAX-Unternehmen, die nicht v<strong>on</strong> Familien<br />

k<strong>on</strong>trolliert werden, 80.000 Stellen ab.<br />

„Der Kunde bezahlt uns nicht für unsere<br />

Verschwendung. Also versuchen wir alles<br />

zu eliminieren, was dem Kunden keine Wertschöpfung<br />

bringt.“ Am Fischer-Arbeitsplatz<br />

hat jeder Hammer, jede Zange, jeder Schraubenzieher<br />

einen festen Platz. So wird zeitraubendes<br />

Suchen vermieden. Selbst in den<br />

Schreibtischschubladen der Büros sind die<br />

Abstellflächen für Locher, Tesaroller oder<br />

Kugelschreiber einheitlich festgelegt. Was<br />

fehlt, ist auf Anhieb erkennbar. Banal? Ist<br />

es aber nicht, bekräftigt Fischer: „V<strong>on</strong> 225<br />

Arbeitstagen sind pro Mitarbeiter 88 verschwendet.“<br />

Acht Verschwendungsarten hat<br />

Fischer ausgemacht. Sie reichen v<strong>on</strong> der<br />

Überprodukti<strong>on</strong>, zu hohen Beständen und<br />

zu großen Flächen über unnötige Transportwege,<br />

lange Warte- und Wegezeiten bis hin<br />

zu überflüssigen Reparaturen und der Vergeudung<br />

v<strong>on</strong> Wissen und Erfahrung. Die<br />

Maschinenrüstzeiten an einem Nageldübel-<br />

Automaten etwa reduzierte Fischer v<strong>on</strong> 28<br />

auf 10 Minuten. Eine geänderte Ablaufplanung<br />

brachte bei der Rüstzeit eine Ersparnis v<strong>on</strong><br />

75 Minuten und eine v<strong>on</strong> 270 auf 50 Meter<br />

verkürzte Wegestrecke. Die Ergebnisse brachten<br />

Fischer den Ruf als Deutschlands k<strong>on</strong>sequentestem<br />

Prozessoptimierer ein.<br />

Doch nicht alles, was v<strong>on</strong> Toyota<br />

kommt, ist gut für Fischer: Die Roboterbatterien<br />

wurden ausgedünnt,<br />

das führerlose Transportsystem verschwand<br />

ganz. Fischer: „Wir müssen in der<br />

Produkti<strong>on</strong> hochflexibel sein, um stets auf<br />

die Anforderungen unserer Kunden schnell<br />

reagieren zu können.“ Längst ist der Kampf<br />

gegen Verschwendung Bestandteil des<br />

Unternehmensleitbilds. Es definiert das Ziel<br />

einer angemessenen Verzinsung des eingesetzten<br />

Kapitals, um Arbeitsplätze zu sichern,<br />

zu gestalten und neue zu schaffen. Und es<br />

legt die verbindlichen Unternehmenswerte<br />

fest: innovativ, eigenverantwortlich, seriös.<br />

„Offen für Neues, bereit zu Veränderungen,<br />

flexibel und schnell zu sein, sind die Grundlagen<br />

einer erfolgreichen Zukunft“, sagt Klaus<br />

Fischer: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

wissen doch selbst am besten, was an ihrem<br />

Arbeitsplatz funkti<strong>on</strong>iert und was nicht. Sie<br />

bringen unser Unternehmen voran, indem sie<br />

jeden Tag darüber nachdenken, was wir heute<br />

besser machen können als gestern.“ Fehler?<br />

Willkommen. „Nur nicht derselbe zweimal.“


think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 31<br />

Loyalität zahlt sich bes<strong>on</strong>ders in schwierigen<br />

Zeiten aus. Als die Finanzkrise zuschlägt,<br />

kommt Fischer glimpflich dav<strong>on</strong>. Die Stammbelegschaft<br />

bleibt an Bord. Den Aufschwung<br />

schafft das Unternehmen in alter Mannschaftsstärke.<br />

Ergebnis: knapp zwölf Prozent<br />

Umsatzplus oder 61 Milli<strong>on</strong>en Euro im Jahr<br />

2010. Jetzt werden neue Stellen geschaffen.<br />

Menschen, die sich mit dem Unternehmen<br />

stark identifizieren, tragen eher auch kurzfristig<br />

schmerzhafte Entscheidungen mit.<br />

Starker emoti<strong>on</strong>aler Zusammenhalt und<br />

die mitdenkende Identifikati<strong>on</strong> mobilisieren<br />

ungewöhnliche Energien. Bei Fischer<br />

kommt die Belegschaft auf jährlich 13,83<br />

Patentanmeldungen pro 1.000 Beschäftigte<br />

– der Durchschnitt im Land liegt bei 0,56<br />

Prozent. Mehr als 35 Prozent der Patente<br />

werden in neuen Produkten, Verfahren und<br />

Anwendungen umgesetzt. Deutschlandweit<br />

sind es lediglich 10 Prozent. Derzeit verfügt<br />

das Unternehmen Fischer über<br />

mehr als 2.300 Schutzrechten.<br />

Doch „Innovati<strong>on</strong> im Sinne v<strong>on</strong><br />

ständiger Erneuerung bedeutet<br />

weit mehr als die Summe unserer<br />

Patente“, sagt Fischer. Auch die<br />

Prozesse sollen schnell und flexibel<br />

auf die Anforderungen der Kunden<br />

reagieren können. Fischers Anspruch an<br />

seine Belegschaft: „best in class.“<br />

Förderpool bereitet eigene Nachwuchskräfte<br />

zwei Jahre lang auf Führungsaufgaben vor.<br />

Fischer gehört außerdem zu den Gründungsmitgliedern<br />

der Initiative „Wissensfabrik“.<br />

Mehr als 70 Unternehmen aller Größen und<br />

Branchen, darunter BASF, Bosch Thyssen<br />

Krupp oder Trumpf, wollen damit „den Standort<br />

Deutschland zukunftsfähiger machen<br />

und die junge Generati<strong>on</strong> für die Herausforderungen<br />

der Wissensgesellschaft rüsten“. Mehr<br />

als 2.000 Bildungspartnerschaften sind seit<br />

2005 entstanden, knapp ein halbe Milli<strong>on</strong>en<br />

Kinder haben sich bislang beteiligt.<br />

Prominente Autoren, darunter Jürgen<br />

Hambrecht (BASF), der Sägenspezialist<br />

Hans Peter Stihl, <strong>Roland</strong> Mack<br />

vom Europa-Park Rust oder Dieter<br />

Hundt, der Präsident der Bundesvereinigung<br />

der Deutschen Arbeitgeberverbände, antworten<br />

zu Klaus Fischers 60ten Geburtstag<br />

im vergangenen Jahr auf die Frage: „Was<br />

müssen wir heute tun, um morgen wettbewerbs-<br />

und zukunftsfähig zu sein?“<br />

Die Ideen reichen v<strong>on</strong> der systematischen<br />

Investiti<strong>on</strong> in Bildung und Ausbildung über<br />

innerbetriebliche Prozessoptimierung bis<br />

zur erfolgreichen Mitarbeitermotivati<strong>on</strong><br />

durch Werte und Ziele, vom k<strong>on</strong>tinuierlichen<br />

Innovati<strong>on</strong>smanagement über maßgeschneiderte<br />

Finanzierungsstrategien bis<br />

zur k<strong>on</strong>sequenten Kundenorientierung und<br />

Produktdiversifizierung – nachzulesen in<br />

einem 192 Seiten starken Buch. Sein Titel:<br />

„Heute handeln – morgen profitieren“.<br />

Seit Jahren bildet Fischer über den<br />

„<br />

eigenen Bedarf aus. Mitarbeiter<br />

profitieren v<strong>on</strong> Schulungs- und<br />

Qualifizierungsangeboten in 16<br />

unterschiedlichen Bereichen – Rund 2000<br />

Teilnehmer wurden bislang gezählt. Der<br />

Deutschland hat noch<br />

so viele Potenziale. Wenn wir<br />

sie k<strong>on</strong>sequent nutzen, müssen<br />

wir uns über schwierige<br />

Rahmenbedingungen kaum<br />

Gedanken machen.<br />

„<br />

Professor E.h., Senator E.h., Dipl.-Ing. (FH) Klaus Fischer


Who<br />

7Fragen an Ian Joesbury,<br />

<str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g>, Meggitt PLC<br />

erfüllt. Diese k<strong>on</strong>tinuierliche Anpassung<br />

IAN JOESBURY 48, Chief Operating<br />

Officer der Meggitt PLC Gruppe, ein auf Hochleistungskomp<strong>on</strong>enten<br />

und Subsystemefür<br />

die Luftfahrt-, Verteidigungs- und Energieindustrie<br />

spezialisiertes Unternehmen.<br />

Ian Joesbury startete seine berufliche Laufbahn<br />

bei Ford Motor Company (1982-1986) wo er<br />

diverse technische Positi<strong>on</strong>en übernahm.<br />

V<strong>on</strong> 1982 bis 1986 studierte er Maschinenbau<br />

im Imperial College in L<strong>on</strong>d<strong>on</strong>.<br />

V<strong>on</strong> 1992 bis 1993 absolvierte er ein MBA Programm<br />

an der Warwick University. Danach übernahm er als<br />

General Manager eine Positi<strong>on</strong> bei Lucas Automotive<br />

Aftermarket (1993-1997) und Lucas Aerospace (1997-1999).<br />

Weitere Stati<strong>on</strong>en seiner beruflichen Karriere waren TRW<br />

Aer<strong>on</strong>autical, Goodrich Corporati<strong>on</strong>s und Smiths Aerospace.<br />

Seit 2006 ist er bei Meggitt Group Director<br />

of Operati<strong>on</strong>s Excellence und seit 2010 ist er<br />

Präsident v<strong>on</strong> Meggitt Polymers & Composites.<br />

1. WARUM<br />

BRAUCHT Meggitt SIE?<br />

Meggitt hat sehr anspruchsvolle Kunden<br />

in teils überaus herausfordernden Märkten,<br />

zum Beispiel Luft- und Raumfahrt, Verteidigung<br />

oder Energie. Wir bewegen uns in<br />

High-tech-Industrien, in denen höchste<br />

Qualität, wettbewerbsfähige Kosten und<br />

absolute Liefertreue Grundvoraussetzungen<br />

sind. Um diesen wachsenden Herausforderungen<br />

auch weiterhin gerecht<br />

zu werden, hat Meggitt seine Geschäftsstruktur<br />

einem Wandel unterzogen, und ich<br />

trage meinen Teil zu dieser Transformati<strong>on</strong><br />

bei. Exzellenz definiert sich heute nicht<br />

darüber, wie gut man zu einem bestimmten<br />

Zeitpunkt ist, s<strong>on</strong>dern wie gut man die sich<br />

verändernden Anforderungen der Märkte<br />

und Verbesserung steht im Mittelpunkt<br />

meiner Rolle bei Meggitt.<br />

2. WIE DEFINIEREN SIE<br />

IHRE ROLLE?<br />

Weiter, als man zunächst vermuten könnte.<br />

Mein Titel lautet: „Group Director of Operati<strong>on</strong>s<br />

Excellence“. Das beschreibt den Anspruch,<br />

der heute an einen <str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g> gestellt wird, eigentlich<br />

sehr treffend. Es geht nicht allein um<br />

Operati<strong>on</strong>s, also die Trennung v<strong>on</strong> Strategie<br />

und Ausführung. Es geht um Exzellenz in allen<br />

Aktivitäten und wie die Operati<strong>on</strong>s-Funkti<strong>on</strong><br />

diesen Prozess im gesamten Unternehmen<br />

unterstützen kann. Schlanke Verfahren haben<br />

in Engineering und Marketing ebenso ihre<br />

Berechtigung wie in der Produkti<strong>on</strong>. Der größte<br />

ROLAND BERGER STRATEGY C<strong>on</strong>sultants<br />

Nutzen lässt sich erzielen, wenn man das<br />

Ganze und nicht nur seine Teile optimiert.<br />

3. Wofür stehen Sie?<br />

In aller Kürze? Für eine unbedingte<br />

Leistungskultur! Ich habe dafür eine<br />

einfache Definiti<strong>on</strong>: Was immer Meggitt<br />

tut, muss Weltklasse sein, ganz einfach.<br />

Entscheidend dafür sind vier Dinge.<br />

Zum einen: Leistungskultur heißt für<br />

alle, Verantwortung zu übernehmen.<br />

Zum anderen bedeutet sie aber auch:<br />

Teamwork, oft über den Tellerrand hinaus,<br />

und die effiziente Nutzung v<strong>on</strong> Informati<strong>on</strong>en<br />

und Analysen, um Entscheidungen<br />

zu treffen, die nicht nur auf Erfahrung<br />

basieren, s<strong>on</strong>dern auch durch Fakten<br />

untermauert sind. Dies produziert greifbare<br />

Ergebnisse, die sich messen lassen. Ohne<br />

dieses Selbstverständnis lässt sich nichts<br />

erreichen.<br />

4. Was tun Sie genau?<br />

Hauptsächlich drei Dinge. Zum einen<br />

arbeiteich eng mit allen Operati<strong>on</strong>s-<br />

Teams der Gruppezusammen, um die<br />

ständige Weiterentwicklung und Umsetzung<br />

unserer Operati<strong>on</strong>s-Strategie<br />

firmenübergreifend zu koordinieren<br />

und zu optimieren. K<strong>on</strong>kret: Ich helfe,<br />

Themen möglichst breit aufzustellen<br />

und Größenvorteile zu identifizieren<br />

und k<strong>on</strong>sequent auszuspielen.<br />

Zweitens übernehme ich auch selbst<br />

eine Führungsrolle, etwa in unserem<br />

Werk in China, um dort die Standortkostenvorteile<br />

zu nutzen, und in unserem<br />

zentralen Eikaufsteam, um die<br />

Prozessverbesserung für die gesamte<br />

Funkti<strong>on</strong> voranzutreiben. Drittens arbeite<br />

ich an spezifischen Initiativen mit,<br />

etwa, um neu übernommene Unternehmen<br />

in die Gruppe zu integrieren und<br />

in bestimmten Bereichen tiefgreifende<br />

Änderungen umzusetzen.


think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 33<br />

5. Haben Sie eine<br />

Zukunft?<br />

Oh ja, das will ich doch hoffen. Die Ansprüche<br />

unserer Kunden steigen nämlich permanent:<br />

Die Kosten sollen immer weiter gesenkt, die<br />

Durchlaufzeiten verkürzt, die Produkte noch<br />

leistungsfähiger werden und, und, und ...<br />

Dazu kommen die zunehmende Komplexität<br />

globaler Märkte, sich ständig verändernde<br />

Rahmenbedingungen und strengere Umweltauflagen.<br />

Ich glaube aber, dass wir diese<br />

Herausforderungen zu gegebener Zeit meistern<br />

werden.<br />

Es gab eine Zeit, da k<strong>on</strong>nte die Luft- und Verteidigungsindustrie<br />

eine S<strong>on</strong>derstellung für<br />

sich beanspruchen. Was allein zählte, war<br />

die Technologie. Heute ist die Technologie<br />

nach wie vor sehr wichtig, aber v<strong>on</strong> den<br />

Unternehmen wird selbstverständlich auch<br />

eine optimale Kostenstruktur bei gleichzeitig<br />

höchstem Qualitätsniveau erwartet. Für uns<br />

Partner heißt das: Wir müssen punktgenau<br />

liefern und jederzeit in der Lage sein, kurzfristig<br />

unsere Produkti<strong>on</strong> den jeweiligen Bedürfnissen<br />

unserer Kunden anzupassen. Risikomanagement<br />

ist für uns extrem wichtig, weil es<br />

die Lieferungen jederzeit sicherstellt.<br />

Das alles geht nicht spurlos an uns vorüber.<br />

Wir müssen auf diese Veränderungen reagieren,<br />

und genau das haben wir getan. Wir haben<br />

vor kurzem erfolgreich ein umfangreiches<br />

Transformati<strong>on</strong>sprogramm in der Gruppe umgesetzt.<br />

Es verbessert unsere Kostenbasis und<br />

richtet unsere Aktivitäten neu aus. Als Gegengewicht<br />

zu vergleichsweise teuren Standorten<br />

in Westeuropa und Nordamerika haben wir<br />

ein Werk in China, eine Zerspanungsanlage in<br />

Mexiko und eine Einkaufsfunkti<strong>on</strong> in Singapur<br />

Meggitt rüstet weltweit die<br />

meisten Flugzeuge mit Rädern<br />

und Bremsen aus<br />

eingerichtet. Meggitt hat sich v<strong>on</strong> einer auf<br />

einzelne Geschäftsbereiche k<strong>on</strong>zentrierten<br />

Gruppe zu einem wirklich global denkenden<br />

und handelnden Unternehmen entwickelt.<br />

Damit ist Meggitt gut aufgestellt, um<br />

noch erfolgreicher zu werden, und das kommt<br />

den Mitarbeitern in allen Regi<strong>on</strong>en zugute.<br />

6. Wie organisieren<br />

Sie sich persönlich?<br />

Die Zeiten ändern sich rasend schnell.<br />

Nichts ist morgen noch so, wie es gestern<br />

war. Für mich bedeutet das: K<strong>on</strong>zentrati<strong>on</strong><br />

auf die zwei bis drei Aufgaben mit dem<br />

größten Veränderungspotenzial. Der Erfolg<br />

kommt oft durch die Liebe zum Detail, aber<br />

die Themen müssen klar und sauber formuliert<br />

sein, s<strong>on</strong>st gehen sie im Tagesgeschäft<br />

unter. Ich muss daneben immer auch ein<br />

Auge auf ander Dinge haben, aber dafür ist in<br />

aller Regel das Operati<strong>on</strong>s-Exzellenz-Team<br />

da. Die Fähigkeit zu delegieren ist bes<strong>on</strong>ders<br />

wichtig, und ich habe ein sehr starkes Team,<br />

das mich unterstützt.<br />

STECKBRIEF: Meggitt PLC<br />

7. Was beunruhigt<br />

Sie am meisten?<br />

Operati<strong>on</strong>s heißt heute vor allem: Risiken<br />

managen. Unternehmen sind zunehmend<br />

größeren Risiken ausgesetzt. Nehmen<br />

Sie Währungsturbulenzen oder – aktuell –<br />

die unkalkulierbaren politischen und wirtschaftlichen<br />

Umbrüche. Diese Dinge sind<br />

v<strong>on</strong> Natur aus schwer vorherzusagen, dennoch<br />

müssen wir alles daransetzen, auch<br />

solch extreme Unsicherheiten abzufedern.<br />

Ein Beispiel aus der Praxis: Es ist vielleicht<br />

am besten und am billigsten, die meisten<br />

Komp<strong>on</strong>enten aus einer einzigen Niedrigkostenregi<strong>on</strong><br />

wie China zu beziehen. Aber<br />

Abhängigkeit ist ein Risiko. Also versuchen<br />

wir, eine Balance zu halten, die es erlaubt,<br />

sehr schnell auf sich ändernde Bedingungen<br />

zu reagieren, ohne dass dabei gleich<br />

unser Geschäftsmodell in Frage gestellt<br />

wird. Aber auch das sei in aller Deutlichkeit<br />

gesagt: Wir können Risiken eingrenzen.<br />

Ganz ausschließen können wir sie nicht.<br />

Das würde zu teuer.<br />

Die britische Firma Meggitt PLC ist spezialisiert auf die Produkti<strong>on</strong> v<strong>on</strong> Hochleistungskomp<strong>on</strong>enten<br />

und Subsystemen für die Luftfahrt-, Verteidigungs- und<br />

Energieindustrie. Die Sensor- und K<strong>on</strong>trolltechnologien werden auch in verschiedenen<br />

Bereichen der Medizintechnik, des Transportwesens sowie der Land- und<br />

Meeresgasturbinen benötigt.<br />

2010 wurden fünf verschiedene Bereiche restrukturiert: Meggit Aircraft Braking<br />

Systems, Meggitt C<strong>on</strong>trol Systems, Meggitt Polymers & Composites, Meggitt<br />

Sensing Systems und Meggitt Equipment Group.<br />

Hauptsitz des Unternehmens ist heute Christchurch in<br />

Großbritannien (Dorset). Die Firma hat mittlerweile über<br />

7.300 Mitarbeiter, v<strong>on</strong> denen die meisten in Nordamerika<br />

und Großbritannien beschäftigt sind.<br />

Die Umsatz lag im Geschäftsjahr 2010 bei 1162<br />

Milli<strong>on</strong>en GBP. Der Gewinn vor Steuern erhöhte sich<br />

auf 256,1 Milli<strong>on</strong>en GBP (+9,35% im Vergleich zu<br />

2009). In 2009 betrug die Marktkapitalisierung<br />

über 1,75 Milliarden GBP.<br />

http://www.meggitt.com/


What<br />

ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANTS<br />

Gut ist noch lange<br />

nicht gut genug<br />

Daimler will das Auto neu erfinden, doch nach Einschätzungen v<strong>on</strong> <strong>Roland</strong><br />

<strong>Berger</strong> Strategy C<strong>on</strong>sultants steht die Branche vor weit gravierenderen<br />

Umbrüchen, geprägt v<strong>on</strong> Hightech, Sparzwang und Nachhaltigkeit.<br />

Weitere Themen in der <str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g>-Werkstatt: Warum<br />

Einkaufsgemeinschaften Milliarden Kosten im Gesundheitswesen<br />

sparen können – Wie Finanzmanager gleichzeitig für Wachstum<br />

und Effizienz sorgen wollen – Und warum der deutsche<br />

Maschinenbau gut, aber noch lange nicht gut genug ist.


Wird fotografiert<br />

think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 35


g What<br />

ROLAnD BERGER StratEgy CONSULtaNtS<br />

Autoindustrie:<br />

DIE KINDEr DEr GrüNEN rEvOLUTION<br />

aLLE rEDEN VOm ELEKtrOaUtO. DOCh DIE aUtOmOBILINDUStrIE mUSS NICht NUr DaS aUtO<br />

NEU ErfINDEN. DIE BraNChE StEht VOr DEm grÖSStEN WaNDEL IhrEr gESChIChtE.<br />

Die automobilindustrie ist voll auf Strom.<br />

zwar wird auch 2025 noch jedes zweite<br />

auto Sprit an der herkömmlichen tankstelle<br />

zapfen. Doch sch<strong>on</strong> zehn Prozent der neu<br />

zugelassenen autos weltweit holen sich<br />

ihren Kraftstoff ausschließlich aus der<br />

Steckdose. 40 Prozent der Neuwagenflotte<br />

besteht aus hybridfahrzeugen, die beides<br />

können. Der steigende anteil elektrischer<br />

antriebe wird die aktuelle Wertschöpfungskette<br />

des mobilitätssektors nicht nur für die<br />

autobauer und ihre zulieferer, s<strong>on</strong>dern auch<br />

für Stromversorger und Drittanbieter gründlich<br />

durcheinanderwirbeln.<br />

„Wir müssen das auto neu erfinden“, sagt<br />

Daimler-Chef Dieter zetsche. Doch für roland<br />

<strong>Berger</strong> Strategy C<strong>on</strong>sultants ist dies nur ein<br />

teil des umfassenden Wandels der globalen<br />

automobilindustrie, wie aus ihrer Studie<br />

„automotive Landscape 2025“*) hervorgeht.<br />

„Die Kerntechnologien werden sich verändern;<br />

neue geschäftsmodelle und Organisati<strong>on</strong>sstrukturen<br />

entstehen. mitarbeiter müssen<br />

PERSPEKtIvEn FÜR E-MOBILItY:<br />

40%<br />

10%<br />

50%<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong><br />

Im besten Fall werden im Jahr 2025 ca. 10%<br />

aller neuverkäufe reine Elektroautos sein Hybridfahrzeuge<br />

werden einen Anteil v<strong>on</strong> 40% erreichen<br />

und der herkömmliche verbrennungsmotor<br />

immer noch 50% Marktanteil umfassen.<br />

neue anforderungen erfüllen“, sagt Wolfgang<br />

Bernhart, Partner bei roland <strong>Berger</strong> Strategy<br />

C<strong>on</strong>sultants: „Der regi<strong>on</strong>ale Schwerpunkt der<br />

Industrie wird sich verlagern“. Die reise geht<br />

nach asien. Empfindlich betroffen sind dav<strong>on</strong><br />

vor allem bestehende Standorte in Europa.<br />

300.000 arbeitsplätze könnten gefährdet<br />

sein, die meisten in der Produkti<strong>on</strong>. Dazu<br />

kommt ein Wertewandel, der das Kleinwagensegment<br />

stärkt. große autos sind<br />

in asien mächtige Statussymbole, aber<br />

kleine und kostengünstige fahrzeuge<br />

bestimmen das Bild. Jüngere menschen<br />

finden autos allerdings immer weniger<br />

hip. „In den großen metropolen wird der<br />

Besitz eines eigenen autos nicht mehr<br />

notwendig sein, um v<strong>on</strong> a nach B zu<br />

kommen. Es entsteht bereits heute ein<br />

trend zur Demotorisierung“, sagt<br />

roland <strong>Berger</strong>-Partner Philipp grosse<br />

Kleimann: „mobilitäts-Ökosysteme wie<br />

beispielsweise Car Sharing bedienen<br />

die Nachfrage nach autos und anderen<br />

fortbewegungsmitteln optimal“.<br />

DrEI SZENArIEN SIND Für rOLAND BErGEr Für DAS jAHr 2025 BESTIMMEND:<br />

DAS HIGHTECH-SZENArIO prognostiziert eine starke Entwicklung des autos in richtung<br />

K<strong>on</strong>nektivität: Die permanente Verbindung mit dem Internet und eine pers<strong>on</strong>alisierte<br />

It-Schnittstelle ermöglichen dem fahrer, zahlreiche zusätzliche funkti<strong>on</strong>en zu nutzen<br />

und mehr Komfort beim fahren zu erreichen.<br />

DAS SPArSZENArIO sieht eine Welt vor, in der die Kaufkraft der Kunden aufgrund des<br />

Steuerdrucks, der steigenden Inflati<strong>on</strong> sowie des geringen Einkommenswachstums<br />

stark beeinträchtigt ist. autos sind weniger erschwinglich und die ausgaben für fahrzeuge<br />

k<strong>on</strong>kurrieren mit weiteren wichtigen ausgaben.<br />

DAS NACHHALTIGKEITSSZENArIO beschreibt eine Welt, in der das Verbraucherverhalten<br />

stark durch Vorschriften, gesetze und Steuern, aber auch durch Bewertungen über umweltfreundliche<br />

automodelle beeinflusst wird.<br />

http://www.rolandberger.com/expertise/industries/automotive/2011-02-28-rbsc-pub-automotive_landscape_2025.html


think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 37<br />

$<br />

Gesundheitskosten:<br />

Erste Hilfe Einkauf<br />

Die Gesundheitskosten explodieren.<br />

Einkaufsgemeinschaften sollen Milliarden sparen.<br />

Die Gesundheitsausgaben in Deutschland<br />

klettern trotz aller Sparbemühungen weiter.<br />

Rund 280 Milliarden Euro wurden 2010 für<br />

medizinische Behandlungen, Pflegeleistungen,<br />

Arzneimittel und Vorbeugung augegeben.<br />

Gesundheitsausgaben in ausgewählten<br />

Ländern, 2000-2010 Anteil in BIP %<br />

13,4<br />

10,1<br />

10,1<br />

14,8<br />

10,5<br />

10,5<br />

15,4<br />

11,0<br />

10,6<br />

15,5<br />

11,1<br />

10,5<br />

2000 2002 2004 2006 2008 2010<br />

USA Deutschland Frankreich<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong><br />

16,0<br />

11,2<br />

10,5<br />

16,2<br />

11,3<br />

10,5<br />

Die Gesundheitsausgaben wachsen in den Industrieländern<br />

k<strong>on</strong>tinuierlich – für Deutschland summieren<br />

sie sich für 2010 auf insgesamt 279 Mrd. Euro<br />

Gut jeder zehnte Euro des Bruttoinlandsprodukts<br />

entfällt auf das K<strong>on</strong>to Gesundheit.<br />

Die Kosten der rund 2100 Krankenhäuser<br />

Deutschlands betrugen 2010 insgesamt 77,1<br />

Milliarden Euro. Das waren 4,5 Milliarden Euro<br />

oder 6,1 Prozent mehr als im Jahr davor.<br />

Einkaufsgemeinschaften sollen Entlastung<br />

bringen. Acht v<strong>on</strong> zehn Krankenhäusern in<br />

Deutschland wickeln ihr Einkaufsvolumen<br />

bereits in Kooperati<strong>on</strong> mit anderen Gesundheitseinrichtungen<br />

ab. Sie decken durchschnittlich<br />

50 Prozent ihres Bedarfs auf<br />

diesem Weg. Im Vergleich zu anderen europäischen<br />

Ländern wie Schweiz oder Niederlande<br />

erzielten sie damit Einsparungen v<strong>on</strong><br />

rund vier Milliarden Euro im Jahr.<br />

„Einkaufsgemeinschaften bündeln den Produktbedarf<br />

v<strong>on</strong> Gesundheitsunternehmen und<br />

können so günstigere Preise bei den Produzenten<br />

aushandeln“, sagt <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong>-<br />

Experte <strong>Roland</strong> Schwientek, Autor der Studie<br />

„Sachkostenentwicklung und Bedeutung<br />

v<strong>on</strong> Einkaufsgesellschaften im Krankenhausumfeld“.<br />

Vorbild sind die USA. Einkaufsgemeinschaft<br />

stehen dort bereits für rund<br />

80 Prozent des Beschaffungsvolumens.<br />

Deutschland kann sich steigern. Die Studie<br />

kommt zu dem Ergebnis: V<strong>on</strong> den knapp<br />

35 Milliarden Euro Sachkosten in stati<strong>on</strong>ären<br />

und teilstati<strong>on</strong>ären Einrichtungen<br />

können rund 31 Milliarden Euro v<strong>on</strong> Einkaufsgemeinschaften<br />

sinnvoll abgedeckt<br />

werden. Derzeit werden nur rund 12 Milliarden<br />

oder 39 Prozent realisiert.<br />

Kliniken finden in ganz unterschiedlichen<br />

Gemeinschaften zusammen – in losen<br />

Kooperati<strong>on</strong>en, in unverbindlichen und verbindlichen<br />

Gesellschaften oder in Gruppen<br />

mitgemeinsamer Einkaufskoordinati<strong>on</strong>.<br />

K<strong>on</strong>zentrierten sich die Häuser früher auf<br />

ihre Einkaufsmacht und damit auf Preissenkungen<br />

bei Sachkosten, erweitert sich<br />

in Zukunft das Akti<strong>on</strong>sfeld auf die vollständige<br />

Produktpalette oder Serviceleistungen<br />

wie zum Beispiel IT, Sortimentsstraffung,<br />

Prozessberatung oder Logistik. „Wachstumspotenzial<br />

für die Einkaufsgemeinschaften als<br />

auch schlummernde Einsparungsmöglichkeiten<br />

für die Kliniken“, hat <strong>Berger</strong>-Partner<br />

Schwientek in seiner Studie ausgemacht.<br />

http://www.rolandberger.com/company/press/releases/developments_in_the_cost_of_materials.html<br />

Maschinenbau:<br />

Gut, aber noch nicht gut genug<br />

Der Maschinenbau ist wieder die Stütze westlicher Industrienati<strong>on</strong>en.<br />

Die Frage lautet: Wie lange noch?<br />

Auftragseinbruch, Exporte am Boden, 25.000<br />

Jobs in Gefahr: Kaum eine deutsche Branche<br />

wurde v<strong>on</strong> der Wirtschaftskrise so hart getroffen<br />

wie der Maschinenbau. Die Auftragseingänge<br />

fielen zwischen Sommer 2008 und Winter<br />

2009 um fast 40 Prozent. Die Produkti<strong>on</strong><br />

brach um ein Viertel ein. Doch die Industrie<br />

hat sich in einem rasanten Tempo wieder erholt<br />

und meldet beeindruckende Wachstumsraten.<br />

Kräftig nach oben gehen soll auch die<br />

Zahl der Mitarbeiter. Im Krisenjahr 2009 und<br />

den ersten M<strong>on</strong>aten des Jahres 2010 gingen<br />

im deutschen Maschinenbau rund 61.000<br />

Arbeitsplätze verloren, auf dem Höhepunkt<br />

der Krise arbeiteten 240.000 Beschäftige<br />

kurz. Doch seit Mai des vergangenen Jahres<br />

geht es wieder aufwärts. 2011 soll es rund<br />

20.000 neue Arbeitsplätze geben.<br />

Für manchen Standort in Deutschland und<br />

anderen westlichen Industrienati<strong>on</strong>en<br />

gibt es trotzdem keine Entwarnung. Branchenbeobachter<br />

erwarten in den kommenden<br />

zehn Jahren weitere strukturelle Verlagerungen<br />

der Maschinenprodukti<strong>on</strong> und<br />

-nachfrage v<strong>on</strong> Industrieländern in Schwellenländer,<br />

hauptsächlich nach China. Bereits<br />

2009 hatten die Chinesen die USA


g What<br />

ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANTS<br />

als wichtigsten Absatzmarkt der deutschen<br />

Maschinenexporteure überholt.<br />

Die Entwicklung zwingt Erstausrüster zu<br />

Gegenreakti<strong>on</strong>en, so das Ergebnis der<br />

Studie „Producti<strong>on</strong> Systems 2020 – globale<br />

Herausforderungen und Erfolgsstrategien<br />

für die Maschinenbaubranche“ v<strong>on</strong> <strong>Roland</strong><br />

<strong>Berger</strong> Strategy C<strong>on</strong>sultants. Zwar wird<br />

sich die v<strong>on</strong> der globalen Rezessi<strong>on</strong> 2009<br />

schwer getroffene Branche bis 2012 weltweit<br />

vollständig erholen haben. Mittelfristig<br />

erwartet die Beratung eine durchschnittliche<br />

Wachstumsrate v<strong>on</strong> acht Prozent jährlich<br />

bis 2015. Einzelne Segmente und Regi<strong>on</strong>en<br />

werden sich unterschiedlich schnell erholen.<br />

Deutschland erreicht das Niveau v<strong>on</strong> 2008<br />

voraussichtlich erst wieder im Jahr 2013.<br />

Der Studie zufolge dominieren drei globale<br />

Megatrends die künftige Entwicklung der<br />

Branche: Erstens: Die Verlagerung nach Asien<br />

setzt sich fort. Auch Deutschland dürfte seine<br />

Markt führende Positi<strong>on</strong> in den meisten<br />

Maschinenbau-Segmenten in den kommenden<br />

Jahren an China verlieren. „Das Leistungs- und<br />

Qualitätsniveau der chinesischen Hersteller<br />

nähert sich an das europäische Niveau an“,<br />

erklärt Ralph Lässig, Co-Autor der Studie. Dazu<br />

kommt Trend Nummer zwei, ein starker Wettbewerb<br />

zwischen europäischen und chinesischen<br />

Herstellern auf leicht zugänglichen<br />

Märkten in Südostasien, dem Mittleren Osten<br />

und Afrika. Schließlich: „Going green“.<br />

Dieser Trend gewinnt vor allem in Europa<br />

an Bedeutung – angetrieben durch Kostensenkungen,<br />

Regulierung und die steigende<br />

Bedeutung nachhaltigen Wirtschaftens –<br />

dem Dreiklang v<strong>on</strong> Ök<strong>on</strong>omie, Ökologie und<br />

sozialer Verantwortung.<br />

„Europäische Maschinenbauer müssen Antworten<br />

auf die Herausforderungen der neuen<br />

Wettbewerber entwickeln, die auf ihre individuelle<br />

Marktpositi<strong>on</strong>en zugeschnitten ist“,<br />

sagt Lässig. Technologieführer sollten ihr<br />

Geschäft beispielsweise sorgfältig nach unten<br />

erweitern, um v<strong>on</strong> dem enormen Wachstum<br />

im Mittelsegment zu profitieren.<br />

http://www.rolandberger.com/company/press/releases/Global_challenges_for_mech_engineering_industry.html<br />

Produzierendes Gewerbe:<br />

Wachsen, aber effizient<br />

Finanzmanager enthüllen, ob sie 2011 lieber wachsen oder effizient werden wollen.<br />

Antwort: Am liebsten beides<br />

Die Kehrtwende ist geschafft: Nach dem<br />

stärksten K<strong>on</strong>junktureinbruch ist die deutsche<br />

Wirtschaft wieder wer. „Beeindruckend,<br />

wie schnell die Unternehmen wieder auf<br />

Wachstumskurs sind“, sagt Thomas Rinn,<br />

Partner bei <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy C<strong>on</strong>sultants.<br />

Unternehmen schalten v<strong>on</strong> Restrukturierung<br />

auf Expansi<strong>on</strong> – gleichzeitig aber<br />

auf mehr Effizienz. Das zweite Operati<strong>on</strong>s-<br />

Effizienz-Radar, eine gemeinsame Studie v<strong>on</strong><br />

<strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy C<strong>on</strong>sultants und dem<br />

Internati<strong>on</strong>alen C<strong>on</strong>troller Verein (ICV) kommt<br />

zu dem Schluss: Unternehmen werden im laufendem<br />

Jahr massiv zukunftsfähige Portfolios<br />

und Innovati<strong>on</strong>en vorantreiben, die Produkti<strong>on</strong><br />

jedoch weiter verschlanken und die<br />

Kosten reduzieren. Mehr als 100 Finanzchefs<br />

und kaufmännischen Leiter produzierender<br />

Betriebe waren an der Untersuchung beteiligt.<br />

Ihnen dient das Operati<strong>on</strong>s-Effizienz-Radar<br />

als Entscheidungshilfe. Ein Großteil der befragten<br />

Finanzmanager (78 Prozent setzt auf<br />

organisches Wachstum. Für jeden zweiten<br />

sind auch Zukäufe eine Opti<strong>on</strong>. „Parallel planen<br />

die Unternehmen Programme zur k<strong>on</strong>tinuierlichen<br />

Verbesserung (67 Prozent), um<br />

auch die Effizienz weiter und vorallem nachhaltig<br />

zu steigern“, so Rinn. Für <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong><br />

Principal Oliver Knapp ist die Auswahl vielversprechender<br />

Wachstumschancen, eine<br />

Definiti<strong>on</strong> klarer, messbarer und anspruchsvoller<br />

Ziele sowie die Synchr<strong>on</strong>isierung aller<br />

Maßnahmen ausschlagend für gelungene Expansi<strong>on</strong>.<br />

Dazu kommen andere Erfolgsfaktoren<br />

wie cross-funkti<strong>on</strong>ale Teams, Zielvereinbarungen,<br />

effektives Projektc<strong>on</strong>trolling,<br />

regelmäßiges Review mit dem Management<br />

oder eine begleitende Kommunikati<strong>on</strong>.<br />

Produkti<strong>on</strong> vor Ort entwickelt sich bes<strong>on</strong>ders stark<br />

in den BRIC Staaten<br />

2009 2011e 2013e 2015e<br />

CAGR 2009-2015e<br />

China +9,0%<br />

USA +2,5%<br />

Indien +8,7<br />

Deutschland +2,9%<br />

Russland +5,0 %<br />

Brasilien +5,7 %<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong><br />

http://www.rolandberger.com/company/press/releases/Sec<strong>on</strong>d_operati<strong>on</strong>s_efficiency_radar.html


think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 39<br />

Europa führt!<br />

Die jüngste Finanz- und<br />

Wirtschaftskrise hat gezeigt,<br />

das europäische Managementmodell<br />

dem amerikanischen<br />

überlegen ist.<br />

CEO<br />

Burkhard Schwenker<br />

Zu den Schwächen des amerikanischen<br />

Führungsstils gehören seine Ausrichtung auf<br />

kurzfristige Gewinne, sein zu starker Fokus<br />

auf Kapitalmärkte und Finanzen, ein missverstandenes<br />

Shareholder-Value-Denken<br />

sowie eine systematische Unterschätzung<br />

der Komplexität. Zu den Stärken Europas<br />

zählen langfristiges Denken, eine hohe industrielle<br />

Kompetenz,<br />

die Differenzierung<br />

durch<br />

Produkte und<br />

Leistungen sowie<br />

die Fähigkeit, aus<br />

Vielfalt Kreativität<br />

zu schöpfen. Aus dieser Analyse lassen sich<br />

Ansätze für eine bessere Unternehmensführung<br />

ableiten, die letztlich auf dem besseren<br />

Umgang mit Strategien, Strukturen,<br />

Kapitalmärkten, Werten und Bildung beruhen.<br />

Ein leistungsfähiges Europa wird es den euro<br />

päischen Unternehmen ermöglichen, die<br />

Kiosk<br />

überlegene Unternehmensführung auszuspielen<br />

und ihre Potenziale zu nuzen. Dies<br />

sind die wichtigsten Thesen, die Prof.<br />

Dr. Burkhard Schwenker, Aufsichtsratsvorsitzender<br />

v<strong>on</strong> <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy C<strong>on</strong>sultants<br />

in seinem neuen Buch aus der Reihe<br />

rethink:CEO formuliert: „Europa führt! Plädoyer<br />

für ein erfolgreiches Managementmodell“.<br />

Titel: „Europa führt! Plädoyer für ein erfolgreiches<br />

Managementmodell“<br />

Autor: Prof. Dr. Burkhard Schwenker,<br />

Aufsichtsratsvorsitzender v<strong>on</strong> <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong><br />

Strategy C<strong>on</strong>sultants<br />

http://www.re-think-ceo.info/rethink-ceo/editi<strong>on</strong>04-schwenker-euro-fuehrt/inhalt.html<br />

V<strong>on</strong> den Pi<strong>on</strong>ieren lernen<br />

Chinas westliche Provinzen umfassen zwar<br />

in ihrem räumlichen Umfang zwei Drittel des<br />

gesamten Landes, erzeugen aber nur ein<br />

Fünftel seines BIP. Welche Möglichkeiten bieten<br />

die westlichen Provinzen China's für ausländische<br />

Unternehmen? Wie lässt sich dort<br />

ein erfolgreiches Geschäftsmodell verfolgen?<br />

Eine aktuelle Studie v<strong>on</strong> <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> für<br />

das deutsche Wirtschaftsministerium hat<br />

Experten und Unternehmer befragt, welche<br />

Kriterien bei der Standortwahl berücksichtigt<br />

wurden bzw. berücksichtigt werden sollten<br />

und weiter analysiert, wie die westlichen<br />

Provinzen Chinas strukturiert sind und worauf<br />

man achten sollte, wenn und vor allem bevor<br />

man sich dort als Unternehmen niederlässt.<br />

Autoren: Charles-Edouard Bouée,<br />

Jas<strong>on</strong> Ding, Jennifer Wils<strong>on</strong><br />

http://www.think-act.info<br />

<strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy C<strong>on</strong>sultants<br />

c<strong>on</strong>tent<br />

Fresh thinking for decisi<strong>on</strong> makers<br />

K<strong>on</strong>tinuierliche Verbesserung<br />

in Zeiten des Wachstums |<br />

Die Herausforderung: Kosten<br />

niedrig halten | Innovati<strong>on</strong>,<br />

Qualität und Mitarbeiterentwicklung<br />

fördern | K<strong>on</strong>tinuierliche<br />

Verbesserung führt zu<br />

Wachstum, ohne zu wachsen<br />

| Und zusammen, was zusammen<br />

gehört!<br />

Crash? Rezessi<strong>on</strong>? War da was? Trotz einer<br />

beängstigenden Schuldenkrise in Europa<br />

befindet sich die deutsche Wirtschaft nach<br />

dem beispiellosen Einbruch 2009 seit<br />

Mitte 2010 in einer absoluten Hoch(lauf-)<br />

März 2011<br />

think:act CONTENT: K<strong>on</strong>tinuierliche Verbesserung<br />

phase. Ausgerechnet in dieser Phase lauert<br />

Gefahr: Unternehmen drohen an der neuen<br />

Partylaune zu ersticken. Zu schnelles,<br />

unk<strong>on</strong>trolliertes Wachstum kann sie ebenso<br />

überfordern wie plötzlich einsetzende Krisen.<br />

Gerade noch festgefahren in Kosten- und<br />

Restrukturierungsprozessen, kann der plötzliche<br />

Tritt auf das Gaspedal wie ein Schock<br />

wirken. Er kann zwar den Umsatz steigern,<br />

aber, wenn unk<strong>on</strong>trolliert, leider auch die<br />

Kosten. Wie gehen Unternehmen mit dem<br />

überraschend robusten Aufschwung um?<br />

Wie schalten sie k<strong>on</strong>sequent v<strong>on</strong> Krise,<br />

Kostensenkung und Kurzarbeit auf Offensive,<br />

Investiti<strong>on</strong>en und Beschäftigung – dabei<br />

immer in Gedanken sch<strong>on</strong> an den nächsten<br />

Abschwung? Unsere Antwort ist eine neue<br />

Art K<strong>on</strong>tinuierlicher Verbesserung. Auf der<br />

Grundlage der Veränderung zum Besseren,<br />

ermöglicht K<strong>on</strong>tinuierliche Verbesserung<br />

Wachstum, begrenzt den Umfang v<strong>on</strong><br />

Organisati<strong>on</strong>en, fördert und sichert Effizienz<br />

und motiviert die Belegschaft – beste<br />

Voraussetzungen für den Start in eine neue<br />

Phase wirtschaftlicher Prosperität. Wachsen<br />

ohne zu wachsen!<br />

Autoren: Thomas Rinn, Carsten Becker<br />

http://www.think-act.info

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