COO Insights on Manufacturing - Roland Berger
COO Insights on Manufacturing - Roland Berger
COO Insights on Manufacturing - Roland Berger
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ROLAND BERGER Strategy CONSULTANTS<br />
<str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g> INSIGHTS<br />
BUSINESS<br />
„Erkenne<br />
deine Stärken“,<br />
sagt der <str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g> der<br />
LEGO Gruppe,<br />
Bali Padda.<br />
Die Produkti<strong>on</strong><br />
und ihre<br />
Wertschöpfungsnetzwerke<br />
gehören<br />
wieder dazu!<br />
Juni 2011
Make or buy Bislang reduzierten Unternehmen Schritt für Schritt<br />
ihre eigene Wertschöpfung – Stehen wir nun vor einer Trendwende?<br />
Finanzdienstleistungen<br />
$<br />
14%<br />
Krankenhäuser/Gesundheitswesen<br />
Pharmazeutische Industrie<br />
Elektroindustrie<br />
Telekommunikati<strong>on</strong>sindustrie<br />
31%<br />
48%<br />
49%<br />
51%<br />
Chemische Industrie<br />
K<strong>on</strong>sumgüterindustrie<br />
Automobilindustrie<br />
Maschinenbau<br />
Energie- und<br />
Versorgungswirtschaft<br />
Einzelhandel<br />
Eigenfertigung<br />
Fremdbezug<br />
Zunehmende<br />
eigenfertigung<br />
59%<br />
63%<br />
65%<br />
75%<br />
77%<br />
85%<br />
Umsatzanteil,<br />
der durch Einkäufe bestimmt wird, in Prozent.<br />
Abnehmende<br />
eigenfertigung<br />
Quelle: Company reports 2009
abgesichert werden kann, dass einerseits<br />
die Kostenvorteile v<strong>on</strong> Niedriglohnländern<br />
und die Innovati<strong>on</strong>skraft v<strong>on</strong> Hochlohnländern<br />
optimal genutzt, andererseits aber auch folgen-<br />
Why<br />
schwere Brüche in Zeiten höchster politischer<br />
Das Jahrhundertbeben in Japan<br />
und die verheerende Atomkatastrophe<br />
in Fukushima – sind sie der Beginn<br />
einer neuen Phase internati<strong>on</strong>aler Arbeitsteilung?<br />
Jenseits der schrecklichen Bilder<br />
menschlichen Leids, der Verwüstung und<br />
der außer K<strong>on</strong>trolle geratenen Kraftwerksblöcke<br />
k<strong>on</strong>fr<strong>on</strong>tierte das Unglück europäische<br />
und amerikanische Unternehmen<br />
schnell mit den Folgen: Lieferketten vor der<br />
Zerreißprobe, teure Produkti<strong>on</strong>sausfälle,<br />
steigende Preise für Hightech, Dämpfer für<br />
die gerade erst wieder anspringende Weltk<strong>on</strong>junktur<br />
– die Schattenseiten globaler<br />
Wertschöpfungsnetzwerke.<br />
Japan zeigt: Die radikale internati<strong>on</strong>ale Arbeitsteilung,<br />
die rigorose Interpretati<strong>on</strong> v<strong>on</strong> Hersteller-Lieferanten-Beziehungen,<br />
die K<strong>on</strong>zentrati<strong>on</strong><br />
auf Standorte und Zulieferer, sie sind höchst<br />
anfällig. Dennoch scheint niemand scheint solche<br />
Auswirkungen einer Katastrophe erwartet<br />
zu haben – und trotzdem treten sie ein.<br />
Welche Lehren ziehen Unternehmen daraus?<br />
Lange haben Unternehmen aus hochindustrialisierten<br />
Volkswirtschaften ihre Standortnachteile<br />
durch den Umzug in so genannte Billiglohnländer<br />
zu kompensieren versucht und ihre<br />
Lieferketten auf Kante genäht. Doch schlichtes<br />
Outsourcing war gestern. Heute bestimmt die<br />
bestmögliche K<strong>on</strong>figurati<strong>on</strong> v<strong>on</strong> Wertschöpfungsketten<br />
ihr Denken. Es beschäftigt sich vor<br />
allem mit der Frage, wie die Wertschöpfung<br />
globaler Produkti<strong>on</strong>snetzwerke so verteilt und<br />
und wirtschaftlicher Unsicherheit vermieden<br />
werden können.<br />
Europa, so scheint es, profitiert. <strong>Manufacturing</strong>,<br />
lange der Klotz am Bein, steht vor<br />
einer Neubewertung – welcher, das lesen<br />
Sie in dieser neuen Ausgabe unseres <str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g>-<br />
Magazins: Lego, das dänische Plastikstein-<br />
Paradies, übernahm die Herstellung der<br />
weltberühmten Bauklötze wieder komplett<br />
in eigene Regie – und schaffte nach Jahren<br />
des Niedergangs die Wende. Immense Entwicklungskosten<br />
zwingen die Automobilindustrie<br />
in internati<strong>on</strong>ale Netzwerke, doch<br />
die neue BMW i-Reihe und Porsches Mini-<br />
Cayenne laufen in Leipzig vom Band. Haier,<br />
das westlichste aller chinesischen Unternehmen,<br />
baut Kühlschränke – ausgerechnet<br />
in Italien.<br />
Ist damit der Zug in Richtung Asien gestoppt?<br />
Kommen die Arbeitsplätze wieder zurück an<br />
ihren Ursprung? Nach Deutschland? Nach<br />
Frankreich? Nach Großbritannien? Sehr unwahrscheinlich.<br />
Doch ebenso unwahrscheinlich<br />
ist die Aussichtslosigkeit vermeintlicher<br />
Hochlohnländern im Wettbewerb mit aufstrebenden<br />
Industrienati<strong>on</strong>en. Wertschöpfungsoder<br />
Produkti<strong>on</strong>snetzwerke sind nicht mehr<br />
nur eine Frage der Geografie, s<strong>on</strong>dern auch<br />
der Kultur eines Unternehmens.<br />
„Erkenne deine Stärken“, sagt Legos Supply-<br />
Chain-Manager Bali Padda im Interview mit<br />
<strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong>. <strong>Manufacturing</strong> gehört wieder<br />
dazu.<br />
Axel Schmidt<br />
Global Head of Operati<strong>on</strong>s Strategy<br />
Bestellung: Sie können dieses Magazin als pdf in deutsch und englisch bestellen unter:<br />
<str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g>_<str<strong>on</strong>g>Insights</str<strong>on</strong>g>@rolandberger.com<br />
think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 3<br />
Why<br />
Editorial<br />
Thought Leadership<br />
Erfolgsformel Netzwerke:<br />
Die Produkti<strong>on</strong> ist zurück<br />
Global Footprint Design<br />
Wie Unternehmen ihre weltweiten<br />
Netzwerke optimal aufspannen<br />
How<br />
Praxis<br />
Comeback des <strong>Manufacturing</strong>:<br />
Lego-<str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g> Bali Padda im Gespräch<br />
mit <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy C<strong>on</strong>sultants<br />
Automobilindustrie:<br />
Vom Gegner zum strategischen<br />
Partner<br />
Zielmarkt Europa:<br />
High, Higher, Haier<br />
Fischer:<br />
Kaizen im Kuckucksland<br />
Who<br />
7 Fragen an<br />
Ian Joesbury, <str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g> Meggitt, UK<br />
What<br />
Autoindustrie:<br />
Die Kinder der grünen Revoluti<strong>on</strong><br />
Krankenhäuser:<br />
Erste Hilfe Einkauf<br />
Maschinenbau:<br />
Gut, aber noch nicht gut genug<br />
Produzierendes Gewerbe:<br />
Wachsen, aber effizient<br />
Kiosk<br />
think:act BUSINESS<br />
<str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g> <str<strong>on</strong>g>Insights</str<strong>on</strong>g><br />
Herausgeber: Axel Schmidt<br />
Gesamtverantwortung: <strong>Roland</strong> Schwientek<br />
Projektmanagement: Dr. Katherine Nölling<br />
Layout: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> DesignTeam<br />
<strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Expertenteam:<br />
Carsten Becker, Wolfgang Bernhard,<br />
Philipp Grosse Kleimann, Oliver Knapp,<br />
Dr. Thomas Kwasniok, Ralf Lässig,<br />
Dr. Christian Neuner, Thomas Rinn,<br />
<strong>Roland</strong> Schwientek und Paul Sloman<br />
3<br />
4<br />
10<br />
12<br />
14<br />
20<br />
24<br />
28<br />
31<br />
36<br />
37<br />
37<br />
38<br />
39
Why<br />
Globalisierung<br />
ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANTS<br />
der neuen Art
BusinesS design to value<br />
think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 5<br />
Finanzkrise,<br />
wirtschaftliche<br />
Unsicherheiten,<br />
politische<br />
Umbrüche,<br />
die Naturkatastrophe<br />
in Japan und die Welt<br />
im Fukushima-Schock<br />
– nie schien die vernetzte<br />
Weltwirtschaft anfälliger als heute.<br />
Bes<strong>on</strong>ders der asiatisch-pazifische<br />
Raum, der Wachstumsbeschleuniger<br />
internati<strong>on</strong>al operierender Unternehmen<br />
und gleichzeitig die mit Abstand am stärksten<br />
v<strong>on</strong> Naturkatastrophen betroffene Regi<strong>on</strong>,<br />
offenbart die Risiken einer K<strong>on</strong>zentrati<strong>on</strong> der globalen<br />
Versorgungswege. Wie können Unternehmen das<br />
Potenzial neuer Märkte ausschöpfen ohne in gefährliche<br />
Abhängigkeiten zu geraten? Wie lassen sich die Vorteile<br />
v<strong>on</strong> Niedriglohnländern mit der Innovati<strong>on</strong>skraft westlicher<br />
Hochlohnländer am besten verbinden? Ist Eigenfertigung unbedingt<br />
ein Klotz am Bein? Die Globalisierung der Unternehmen geht in<br />
eine neue Runde. Intelligente Netzwerke bestimmen das Bild.<br />
21
g Why<br />
ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANTS<br />
Totgesagte<br />
leben länger<br />
Zu groß, zu schwer, zu teuer: Lange galt vielen Unternehmen<br />
die Produkti<strong>on</strong> als Klotz am Bein. Doch die Situati<strong>on</strong> ändert sich.<br />
„Value <strong>Manufacturing</strong>“ heißt das Stichwort – die k<strong>on</strong>sequente<br />
Ausrichtung des Wertschöpfungsnetzwerks auf den Kundennutzen.<br />
Auch der <str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g> erfindet sich neu: Aus dem ehemaligen Kostenkiller<br />
wird ein aktiver Mitgestalter der Unternehmensstrategie.<br />
Made in Germany“ – es war einmal.<br />
Bis in die 70er Jahre des vergangenen<br />
Jahrhunderts k<strong>on</strong>nten sich<br />
deutsche Unternehmen noch etwas auf ihr<br />
überlegenes Fertigungs-Know-how einbilden.<br />
Qualität und anspruchsvolle Produktinnovati<strong>on</strong><br />
prägten auch das Selbstverständnis anderer<br />
westlicher Industrienati<strong>on</strong>en. K<strong>on</strong>kurrenz<br />
aus Asien? Zählte nicht. Lästige Billiganbieter<br />
k<strong>on</strong>nten nur über den Preis k<strong>on</strong>kurrieren. Oben<br />
war da, wo Amerikaner und Europäer thr<strong>on</strong>ten.<br />
Die Situati<strong>on</strong> änderte sich schlagartig, als<br />
Toyota der Welt das Autobauen beibrachte<br />
und das Fotografieren immer besser und<br />
billiger wurde – mit Kameras aus Japan.<br />
Aus einst mitleidig belächelten Trittbrettfahrern<br />
wurden Chauffeure einer industriellen<br />
Revoluti<strong>on</strong>, die es schafften, moderne<br />
Fertigungstechnologien mit hocheffizienten<br />
Organisati<strong>on</strong>sabläufen und unschlagbaren<br />
Lohnkostenvorteilen zu verbinden.<br />
Wettbewerber aus hochentwickelten<br />
Industrienati<strong>on</strong>en reagierten panisch:<br />
mit Zentralisierung, Jobabbau und<br />
Produkti<strong>on</strong>sverlagerungen in Billigstandorte.<br />
Ganze Industrien verschwanden aus<br />
Europa. Der Begriff „Ec<strong>on</strong>omies of Scale“<br />
wurde zum Mantra einer neuen Heilslehre.<br />
Produkti<strong>on</strong>, einst die Paradedisziplin der<br />
alten Welt, schien plötzlich der Klotz am<br />
Bein zu sein. Die Finanzkrise verschärfte<br />
den Trend. Unternehmen, die sich rechtzeitig<br />
auf Innovati<strong>on</strong> und Marketing k<strong>on</strong>zentriert<br />
und die kapital- und kostenintensive<br />
Herstellung Spezialanbietern überlassen<br />
hatten, waren klar im Vorteil. Sie k<strong>on</strong>nten<br />
ihre Produkti<strong>on</strong>skosten flexibel den<br />
niedrigeren Marktvolumina anpassen.<br />
Anderen ging es weit weniger gut. Eigene<br />
Fertigungskapazitäten wurden mangels<br />
Auslastung leicht zum gefährlichen Ballast.<br />
Doch ausgerechnet der vermeintliche Verlierer<br />
wird jetzt zum Gewinner: die Produkti<strong>on</strong>.<br />
Unternehmen besinnen sich auf ihre<br />
Fertigungskompetenz als strategisches<br />
Asset. Die verheerende Erdbebenkatastrophe<br />
in Japan und die Folgen v<strong>on</strong> Produkti<strong>on</strong>s<br />
ausfällen für Hersteller in aller Welt haben<br />
sie zusätzlich alarmiert.<br />
Totgesagte leben länger: Weil mit zunehmender<br />
Unsicherheit über wirtschaftliche und<br />
politische Entwicklungen teilweise enorme<br />
Risiken in den Wertschöpfungsketten lauern,<br />
rücken eigenes Fertigungs-Know-how sowie<br />
die Beherrschung und Verfügbarkeit v<strong>on</strong> Kapazitäten<br />
wieder in den Mittelpunkt des Interesses.<br />
Das Motto: Differenzierung im Markt<br />
erfordert intelligente Produkti<strong>on</strong>. Es führt in<br />
einigen Branchen nach Jahrzehnten k<strong>on</strong>sequenter<br />
Globalisierung zu einer Rückbesinnung<br />
auf dezentrale, regi<strong>on</strong>ale und markt-
think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 7<br />
Wachsende Unsicherheiten<br />
über wirtschaftliche und politische<br />
Entwicklungen lassen eigenes Fertigungs-<br />
Know-how wieder in den Mittelpunkt rücken<br />
nahe Produkti<strong>on</strong>sstandorte, damit gleichzeitig<br />
zu kürzeren Reakti<strong>on</strong>szeiten und einer<br />
höheren Flexibilität der Supply Chain.<br />
„Die Welt hat eine Serie v<strong>on</strong> natürlichen und<br />
politischen Ereignissen durchlebt, die die<br />
Risiken einer K<strong>on</strong>zentrati<strong>on</strong> der globalen<br />
Versorgungswege offenlegt. Firmen haben<br />
sch<strong>on</strong> Schritte eingeleitet, angesichts wiederkehrender<br />
Katastrophen ihre Fertigung zu<br />
diversifizieren und den Einkauf geschickter<br />
zu organisieren. Japans Desaster wird diesen<br />
Trend nur verstärken. Das aber bedeutet für<br />
Asien, die Produkti<strong>on</strong>sstandorte noch weiter<br />
zu verteilen“, erklärt Wellan Wiranto v<strong>on</strong> der<br />
Bank HSBC. Ausgerechnet Adidas, Vorreiter<br />
einer k<strong>on</strong>sequenten Asien-Strategie, macht<br />
den Weg frei. Die Franken, die sich in Deutschland<br />
auf Entwicklung und Design beschränken,<br />
zieht es v<strong>on</strong> China zurück nach Europa.<br />
Der Richtungswechsel hat auch persönliche<br />
K<strong>on</strong>sequenzen: Der klassische <str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g>,<br />
Kostenkiller und Prügelknabe v<strong>on</strong> einst,<br />
ändert sein Profil.<br />
Moderne <str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g>s erfüllen gleich<br />
mehrere Rollen.<br />
Sie sind Netzwerkspieler, Risikomanager,<br />
Margenoptimierer, Balancierer der<br />
Wertschöpfungstiefe in einem – und oft<br />
Mittler zwischen verschiedenen Kulturen.<br />
Früher ganz im Dienst schmerzhafter<br />
Effizienzprogramme mit zum Teil tiefen<br />
Einschnitten in beleibte Unternehmensapparate,<br />
ist der ideale <str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g> heute aktiver<br />
Mitgestalter der Unternehmensstrategie.
g Why<br />
ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANTS<br />
Sieben Gründe definieren die neue Rolle des <str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g><br />
im Detail.<br />
Die Stichwörter heiSSen:<br />
• Product Design Flexibility: Kürzere Produktlebenszyklen erfordern eine immer<br />
schnellere Anpassung der Fertigungskapazitäten an neue Produktgenerati<strong>on</strong>en.<br />
• Mass Customizati<strong>on</strong>: Immer stärker individualisierte Produkte erfordern intelligente<br />
Wege, um zahlreiche Varianten herzustellen, ohne dabei die Kostenvorteile der Massenprodukti<strong>on</strong><br />
zu verlieren.<br />
• Switching Flexibility: Ausgewogenes Risikomanagement erfordert ein flexibles Netzwerk<br />
aus externen Lieferanten und Dienstleistern sowie internen Kapazitäten.<br />
• Nachhaltigkeit: Energie- und Ressourcenverbrauch entlang der gesamten<br />
Wertschöpfungskette und des gesamten Produktlebenszyklus – einschließlich externer<br />
Lieferanten sowie Anwendern und K<strong>on</strong>sumenten – gewinnen an Bedeutung.<br />
• Transport: Tendenziell steigende Energiepreise und kurzfristige Energiepreis-Volatilität<br />
lassen die Kosten überproporti<strong>on</strong>al steigen.<br />
• Lohn: Schnell ansteigende Kosten in den Emerging Markets schmelzen die Kostenvorteile<br />
v<strong>on</strong> Niedriglohnstandorten zusammen.<br />
• Handelsbarrieren: Die zunehmende Bedrohung der wirtschaftlichen Vormacht westlicher<br />
Staaten vor allem durch asiatische Herausforderer kann zu Protekti<strong>on</strong>ismus führen.<br />
Zölle und Local-C<strong>on</strong>tent-Regeln sprechen für eine marktnahe Aufstellung der Produkti<strong>on</strong>.<br />
Keine Frage: Immer teurer werdende Jobs<br />
in China werden kaum alte Standorte westlicher<br />
Hochlohnländer wiederbeleben – zu<br />
groß bleibt das Gefälle. Außerdem: Es gibt<br />
viele Alternativen in k<strong>on</strong>kurrierenden Regi<strong>on</strong>en,<br />
Vietnam etwa oder Thailand. Und:<br />
Marktnähe ist nicht immer ein Vorteil für<br />
europäische oder nordamerikanische Standorte.<br />
Bes<strong>on</strong>ders die BRIC-Staaten wachsen an<br />
europäischen Verhältnissen gemessen atemberaubend<br />
schnell – Präsenz dort ist Pflicht.<br />
Schließlich: Externe Fertigungskapazitäten<br />
sind unverzichtbar. Sie bieten notwendig<br />
Flexibilitätsreserven. So will Porsche künftige<br />
Autos in China bauen, für viele „Eisenbeißer“<br />
in Stuttgart ein Sakrileg.<br />
Und doch: Das Bild verändert sich, und zwar<br />
gravierend. Einseitige Verlagerung war gestern.<br />
Heute geht es um die intelligente Nutzung<br />
und Koordinati<strong>on</strong> unterschiedlicher K<strong>on</strong>zepte<br />
und Ressourcen in einem Netzwerk.<br />
Aus Produkti<strong>on</strong> wird „Value <strong>Manufacturing</strong>“.<br />
„Als Markenartikelhersteller sehen wir uns<br />
mehr und mehr als Initiator im Netzwerk,<br />
das aus unseren Kunden, Lieferanten, Lohnfertigern,<br />
Logistikdienstleistern und natürlich<br />
unseren eigenen Einheiten besteht“, sagt<br />
Prof. Thomas Müller-Kirschbaum, bei Henkel<br />
Laundry & Home Care verantwortlich für<br />
Supply Chain, Produkti<strong>on</strong> und Produktentwicklung.<br />
Klassische Optimierungshebel,<br />
etwa die K<strong>on</strong>solidierung des <strong>Manufacturing</strong><br />
Footprint, Effizienzsteigerungsprogramme<br />
oder integrierte Planungsprozesse entlang<br />
der Supply Chain sind weitgehend ausgeschöpft.<br />
„Jetzt“, so Müller-Kirschbaum,<br />
„überwinden wir alte Grenzen.“ In<br />
Frankreich baute Henkel gemeinsam mit<br />
den zwei direkten K<strong>on</strong>kurrenten Colgate<br />
und Reckitt Benckiser eine gemeinsame<br />
Distributi<strong>on</strong>slogistik auf. Den Wettbewerb<br />
untereinander stört es nicht. Deutsche<br />
Edel-Autobauer verbandeln sich internati<strong>on</strong>al,<br />
weil sie sündhaft teure Entwicklungen nicht<br />
mehr allein stemmen können (siehe Seite 20).<br />
Henkels Outsourcing-Anteil beträgt gerade<br />
mal 15 Prozent. Eigenfertigung ist keine<br />
Glaubensfrage, s<strong>on</strong>dern unterliegt ständiger<br />
ök<strong>on</strong>omischer Optimierung. Oberste Regel, so<br />
Müller-Kirschbaum: „Wir fertigen immer dann<br />
selbst, wenn wir eine Fabrik voll auslasten<br />
und sie ök<strong>on</strong>omischer betreiben können als<br />
Dritte.“ Outsourcing kommt vor allem dann<br />
ins Spiel, wenn Mengenerwartungen – etwa<br />
bei kleineren Produktlinien – unsicher sind.<br />
Gerade in preissensiblen Märkten mit reifen,<br />
weitgehend austauschbaren Produkten kann<br />
eine Differenzierung im Markt und Absicherung<br />
der eigenen Margen nur über eine optimal<br />
abgestimmte Wertschöpfungskette gelingen.<br />
Müller-Kirschbaum: „Innovati<strong>on</strong> ist nicht nur<br />
Produktinnovati<strong>on</strong>. Wir erzielen Jahr für Jahr<br />
Effizienzgewinne durch verbesserte Integrati<strong>on</strong><br />
der Lieferkette, optimierte Planung<br />
in Zusammenarbeit mit unseren Kunden.“<br />
Eine zentrale Frage in der Auslegung moderner<br />
Wertschöpfungsnetzwerke ist die<br />
Festlegung der optimalen Wertschöpfungstiefe.<br />
Neben einer rein ök<strong>on</strong>omischen Abwägung<br />
v<strong>on</strong> Kapital-, Material-, Herstellund<br />
Transportkosten spielen strategische<br />
Betrachtungen eine Rolle – etwa der Erhalt<br />
der Systemintegrati<strong>on</strong>sfähigkeit: Beispiel<br />
Rolls Royce: Zwar wird ein signifikanter Anteil<br />
der Triebwerkskomp<strong>on</strong>enten des Trent
think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 9<br />
Dicker Fisch: Die Frage nach der optimalen Gestaltung unternehmerischer Produkti<strong>on</strong>sprozesse<br />
1000-Antriebs der Boeings neuen Dreamliner<br />
787 Schub verleiht, an ein Netzwerk ausgelagert<br />
aber ein komplettes Outsourcing an sogenannte<br />
Design-Make-Lieferanten kommt<br />
jedoch nicht in Frage – wettbewerbskritische<br />
Bauteile und Untersysteme werden im Hause<br />
entworfen und hergestellt. Die Briten fürchten<br />
um ihre Fähigkeit, alle Systemkomp<strong>on</strong>enten<br />
eigenständig spezifizieren und als Gesamtsystem<br />
integrieren zu können – und damit die<br />
Eintrittsbarriere für potenzielle neue Wettbewerber<br />
zu schleifen. „Nicht zufällig haben es<br />
die Chinesen bis heute nicht geschafft, ein<br />
kommerzielles Flugzeugtriebwerk zu entwickeln“,<br />
sagt Rainer Hoenig, bei Rolls Royce<br />
Executive Vice President Unit Cost.<br />
Ganz anders arbeitet CISCO, Weltmarktführer<br />
bei Routern und Switches, die in einem<br />
wesentlichen Teil der Internet-Backb<strong>on</strong>es<br />
eingesetzt werden: 98 Prozent der Wertschöpfung<br />
geschehen bei Lieferanten und<br />
Lohnherstellern.<br />
Wann immer K<strong>on</strong>sumgüterhersteller Investiti<strong>on</strong>en<br />
in eigene Fertigungskapazitäten<br />
scheuen, weil entweder Mindestmengen<br />
nicht erreicht werden können, die benötigte<br />
Produkti<strong>on</strong>stechnologie kaum ins eigene<br />
Portfolio passt oder zu viel Kapitaleinsatz<br />
erfordert, kommen spezialisierte C<strong>on</strong>tract<br />
Manufacturer ins Spiel – „nicht weil sie nicht<br />
wüssten“, so Roberto Schianchi, CEO beim<br />
C<strong>on</strong>tract Manufacturer Zobele im nord-italienischen<br />
Trento, „wie man eine große Fabrik<br />
effizient betreibt, s<strong>on</strong>dern weil wir ihnen<br />
Komplexität abnehmen.“ Zobele ist auf Luftverbesserer<br />
und Insektizide für den C<strong>on</strong>sumer-<br />
Markt spezialisiert. Das Unternehmen betreibt<br />
sechs Fabriken in Bulgarien, Mexiko, China<br />
und Indien. Das Stammhaus in Trento ist auf<br />
einen bes<strong>on</strong>deren Kundentyp spezialsiert:<br />
Handelsunternehmen ohne eigenes Entwicklungs-<br />
und Fertigungs-Know-how. Die bekommen<br />
Design und Entwicklung mitgeliefert.<br />
Die Prozesse zum Start neuer Produkte sowie<br />
zur Ein- und Auslaufsteuerung v<strong>on</strong> Produktmodifikati<strong>on</strong>en<br />
sind bei Zobele bes<strong>on</strong>ders<br />
hoch entwickelt. Pro Jahr bewältigt das<br />
Unternehmen 1.800 einfache und komplexe<br />
„<br />
Produktänderungen v<strong>on</strong> knapp 3.000 Einzelartikeln.<br />
Oder anders: Jedes zweite Produkt<br />
wird mindestens einmal im Jahr geliftet –<br />
v<strong>on</strong> der einfachen Änderung eines Verpackungsaufdrucks<br />
über die Neuk<strong>on</strong>strukti<strong>on</strong><br />
eines Parfümverdunsters bis hin zur Einführung<br />
eines neuen Insektentods. Schianchi:<br />
„Wir sind in der Lage, in allen Regi<strong>on</strong>en der<br />
Welt sehr schnell und flexibel neue oder veränderte<br />
Produkte herzustellen und in die<br />
Regale des Handels zu bringen.“ Während<br />
große Markenhersteller wie Procter & Gamble<br />
oder Reckitt Benckiser automatisierte Anlagen<br />
zur effizienten Herstellung großer homogener<br />
Mengen betreiben, dominieren bei Zobele<br />
kleinere und flexible Einheiten. Sie lassen<br />
sich bei Bedarf schneller umstellen. „Eine<br />
solche vertikale Integrati<strong>on</strong> beobachtet man<br />
bei Lohnherstellern in allen Branchen“, weiß<br />
Christoph Klaus, Vice President Development<br />
beim Medizintechnikunternehmen B. Braun<br />
Avitum im deutschen Melsungen. Die Kennzeichen<br />
der C<strong>on</strong>tract Manufacturer sind dabei<br />
je nach Branche unterschiedlich. Bei sogenannten<br />
Fastmoving C<strong>on</strong>sumer Goods geht<br />
Gerade in preissensiblen Märkten mit reifen,<br />
weitgehend austauschbaren Produkten kann eine Differenzierung<br />
im Markt und Absicherung der eigenen Margen<br />
nur über eine<br />
“<br />
optimal abgestimmte Wertschöpfungskette<br />
gelingen.<br />
Thomas Müller-Kirschbaum, Leiter Supply Chain, Produkti<strong>on</strong> und Produktentwicklung,<br />
Henkel Laundry & Home Care
g Why<br />
ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANTS<br />
es vor allem um Flexibilität. Anderswo<br />
spielen spezielle Technologien oder günstigere<br />
Kostenstrukturen eine Rolle.<br />
Welche Komp<strong>on</strong>enten und Produkte selbst<br />
produzieren, welche Anteile der Wertschöpfung<br />
an Lieferanten auslagern? An welchen<br />
Orten der Welt welche eignen Produkti<strong>on</strong>skapazitäten<br />
vorhalten? Fokussierung auf<br />
Effizienz oder Flexibilität? Welche Kooperati<strong>on</strong>smodelle<br />
mit Lohnherstellern? Und<br />
welche Steuerungsprinzipien im Supply<br />
Chain Management, die ein reibungsloses<br />
Zusammenspiel der eigenen Produkti<strong>on</strong>seinheiten<br />
mit Kunden, Lieferanten und Produkti<strong>on</strong>spartnern<br />
gewährleisten? Unternehmen<br />
stehen vor vielen Fragen.<br />
Zum Vorbild ganzer Industrien gerät<br />
der Spanier Amancio Ortega, Gründer<br />
und Mehrheitsakti<strong>on</strong>är der spanischen<br />
Unternehmensgruppe Inditex.<br />
Sein Vorzeigelabel Zara tauscht alle drei<br />
Wochen fast das gesamte Sortiment aus.<br />
Selbst Verkaufsrenner verschwinden nach<br />
zwei M<strong>on</strong>aten aus den Regalen. Damit kreierte<br />
der öffentlichkeitsscheue Jeansträger<br />
Ortega einen neuen Trend der internati<strong>on</strong>alen<br />
Modewelt: Fast Fashi<strong>on</strong>!<br />
Wenn es ein System gibt, das richtige Produkt<br />
oder die richtige Dienstleistung in der<br />
richtigen Qualität, zum richtigen Zeitpunkt<br />
und zum richtigen Preis überall auf der Welt<br />
in überfüllte Märkte zu boxen – Zara hat es<br />
perfekti<strong>on</strong>iert. Viele Unternehmen suchen<br />
nach einer Balance zwischen Beständen,<br />
Reakti<strong>on</strong>s- und Lieferfähigkeit, Durchlaufzeiten,<br />
Versorgungssicherheit und Kosten<br />
– die Spanier haben das Modell. Nicht Mode<br />
ist Zaras Erfolgsgeheimnis, s<strong>on</strong>dern die ungeheure<br />
Präzisi<strong>on</strong> der Verkaufsmaschinerie.<br />
Atypisch für die Textilindustrie: Zara produziert<br />
nahe beim Kunden, um nicht an Tempo<br />
zu verlieren. Dafür nimmt das Unternehmen<br />
sogar höhere Kosten in Kauf. Die wachsende<br />
Fangemeinde kommt – und zahlt den vollen<br />
Preis: Während die Branche im Durchschnitt<br />
bis zu 60% der Ware zu reduzierten Preisen<br />
abgeben muss, sind es bei Zara nur 20%.<br />
Eine Blaupause für Europa? Christoph Klaus<br />
v<strong>on</strong> B. Braun Avitum sieht es so: „Bei Kosten<br />
und Qualität haben uns die Asiaten eingeholt<br />
und überholt. Aber bei Innovati<strong>on</strong> und<br />
Service ist Europa nach wie vor vorne und<br />
kann seine kulturelle Vielfalt und Flexibilität<br />
nutzen, um an der Spitze zu bleiben.“<br />
In jedem Einzelfall isT die Ausgestaltung der Wertschöpfungsnetzwerke<br />
abhängig v<strong>on</strong> Strategie und Geschäftsmodell des jeweiligen Unternehmens.<br />
Ziel ist die MaximierunG des Kundennutzens.<br />
• Die Wertschöpfungsstrategie eines Unternehmens muss zwingend vom Geschäftsmodell<br />
und der darin vorgesehenen Value Propositi<strong>on</strong> im Markt abgeleitet werden.<br />
• PRODUKTE mit hohem Variantenreichtum und Innovati<strong>on</strong>sgehalt und kurzen Lebenszyklen<br />
erfordern grundsätzlich eine andere Supply Chain und andere Fertigungsstrategien<br />
als langlebige Standardprodukte mit niedrigen Margen.<br />
• Unterschiedliche VERTRIEBSKANÄLE stellen unterschiedliche Anforderungen<br />
an die Lieferkette – mit Auswirkungen auf die optimale K<strong>on</strong>figurati<strong>on</strong> der<br />
Wertschöpfungsnetzwerke (zum Beispiel „make to order“, „make to stock“).<br />
• Preisführerschaft erfordert strikte Kostenoptimierung durch Prozessstandardisierung<br />
– Marktdifferenzierung durch Service (Lieferservice, After-Sales-Services)<br />
erfordern individuelle Prozesse.<br />
• Eine vertiefte Kundenbeziehung bzw. Integrati<strong>on</strong> mit Kunden erfordert spezifische<br />
Leistungsmerkmale auch in der Lieferkette.<br />
Global footprint design:<br />
Wie Unternehmen<br />
ihre weltweiten<br />
Netzwerke optimal<br />
aufspannen<br />
S<br />
tilisierte Geweihe und die Farben<br />
Schwarz-Rot des ehemaligen<br />
Landes Württemberg. In der Mitte<br />
ein schwarzes Pferd, Ausdruck unbändiger<br />
Kraft und die Verbeugung vor der Stadt<br />
Stuttgart. Das alles in der K<strong>on</strong>tur eines<br />
Schildes, dem Symbol für Wehrhaftigkeit:<br />
Wer ein solches Wappen besitzt, braucht<br />
eigentlich kein Nummernschild. Seitdem es<br />
1952 zum ersten Mal auf dem Hupknopf eines<br />
356ers auftauchte, gilt das Wappen als<br />
Erkennungsmerkmal deutscher Autobauerkunst<br />
und zugleich als inniges Bekenntnis<br />
des Sportwagenbauers Porsche zu seiner<br />
schwäbischen Heimat.<br />
Sch<strong>on</strong> bald könnte auch das Geschichte<br />
sein: Mit Volkswagen wird Porsche vom<br />
rein deutschen zu einem globalen Unternehmen.<br />
Er denke darüber nach, in den<br />
neuen Hauptmärkten China oder den USA zu<br />
produzieren, sagt der Chef des Stuttgarter<br />
Herstellers, Matthias Müller. Dazu wolle<br />
Porsche auch neue Werke des Volkswagen-<br />
K<strong>on</strong>zerns nutzen.<br />
Müller bewegt sich voll im Trend. Erstmals<br />
hat die deutsche Automobilindustrie<br />
2010 mehr Autos im Ausland gebaut als<br />
hierzulande. Mit der k<strong>on</strong>sequenten Globalisierungsstrategie<br />
k<strong>on</strong>nte die Branche<br />
in allen wichtigen Märkten ihre Positi<strong>on</strong><br />
halten, meistens sogar ausbauen. Günstige<br />
Standortbedingungen, ausgeschöpfte<br />
Kernmärkte und die sichere Gewissheit,<br />
Milli<strong>on</strong>en neuer Käufer in aufsteigenden
think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 11<br />
Wirtschaftsnati<strong>on</strong>en leichter mit lokaler<br />
Präsenz anziehen zu können, machen ihnen<br />
den Auszug aus der Heimat leicht. Zusätzlich<br />
verstärken die hohen Transportkosten, bestehende<br />
Handelshemmnisse sowie Local-<br />
C<strong>on</strong>tent-Vorschriften diesen Trend.<br />
Wie Fußspuren im Sand hinterlassen internati<strong>on</strong>al<br />
arbeitende Industrien Global Footprints<br />
– Kennzeichen für die Aufstellung<br />
aller Wertschöpfungsstufen in einem weltweiten<br />
Netzwerk. Global-Footprint-Champi<strong>on</strong>s<br />
wählen für jede Unternehmensfunkti<strong>on</strong><br />
den nach Kosten und Qualität besten Standort<br />
und errichten so ein effizientes globales<br />
Netzwerk. Ihr Ansatz ist ganzheitlich.<br />
Der Transformati<strong>on</strong>sprozess ist Sache des<br />
Topmanagements.<br />
K<strong>on</strong>sumgüterhersteller nutzen diese Strategie<br />
ebenso wie Automobilzulieferer und<br />
Elektr<strong>on</strong>ikunternehmen. Sie alle verbinden<br />
damit bessere Marktchancen, den schnelleren<br />
Zugang zu Ressourcen sowie eine<br />
höhere Effizienz in der Wertschöpfungskette.<br />
Wichtigste Verlagerungskriterien sind<br />
Marktzugang und die Moeglichkeit auf lokale<br />
Kundenbedürfnisse schnell mit passenden<br />
Produkten zu antworten. Diese Marktkriterien<br />
haben häufig sogar Vorrang vor Effizienzaspekten,<br />
wie dem Lohnkostenanteil<br />
und der Standardisierung des Produkts.<br />
Verlagerungsaktivitäten weiten sich v<strong>on</strong><br />
der Fertigung und M<strong>on</strong>tage auf die gesamte<br />
Wertschöpfungskette aus. Forschung<br />
und Entwicklung ziehen mit, bes<strong>on</strong>ders in<br />
Regi<strong>on</strong>en mit lokalen Produkten. Auch die<br />
Beschaffung erfolgt zunehmend global.<br />
Auf dem Weg zum optimalen Global Footprint<br />
legen Unternehmen zunächst fest, welche<br />
Teile der Wertschöpfungskette als Kernkompetenz<br />
gelten, somit k<strong>on</strong>trolliert, geführt<br />
und beschafft werden müssen. Sie bestimmen<br />
gleichzeitig die besten Standorte für<br />
alle Wertschöpfungsstufen in ihrem weltweiten<br />
Unternehmensnetzwerk, bes<strong>on</strong>ders in<br />
puncto Qualität, Kosten und Verfügbarkeit.<br />
Die Ausgestaltung der Produkti<strong>on</strong>sstätten<br />
(im Hinblick auf Produkte, Komp<strong>on</strong>enten,<br />
Fertigungstechnologien sowie Prozesse<br />
und Kapazitäten) spielt dabei ebenso eine<br />
Rolle wie die (Zu-) Liefer-beziehungen (mit<br />
Blick auf Absatz- und Ressourcenmärkte<br />
und innerbetriebliche Zulieferer). Unternehmensplaner<br />
nennen diesen Gestaltungsprozess<br />
Footprint Design. Je nach Branche<br />
und Unternehmenssituati<strong>on</strong> sucht es die<br />
richtige Balance zwischen Lokalisierung und<br />
Standardisierung.<br />
Alternative Global-Footprint-Opti<strong>on</strong>en müssen<br />
nach Risiko und Ertrag bewertet werden:<br />
Eine Verlagerung geschieht nur dann,<br />
wenn klare Vorteile realisiert werden können.<br />
Denn Footprint-Entscheidungen sind in<br />
aller Regel teuer. Der Unternehmenserfolg<br />
hängt dav<strong>on</strong> ab. K<strong>on</strong>junkturelle Schwankungen,<br />
politische Veränderungen, Naturkatastrophen<br />
oder auch nur der leichte Anstieg<br />
v<strong>on</strong> Löhnen und Gehältern können Untenehmen<br />
empfindlich treffen und haben unmittelbaren<br />
Einfluss auf das Footprint Design.<br />
Die Erdbebenkatastrophe in Japan wird die<br />
heimische Automobilindustrie vermutlich um<br />
Jahre zurückwerfen. Große Hersteller wie Toyota,<br />
H<strong>on</strong>da, Nissan und Mitsubishi mussten<br />
die Produkti<strong>on</strong> vorübergehend einstellen –<br />
weil Werke beschädigt wurden, wichtige v<strong>on</strong><br />
Lieferanten stammende Bauteile ausblieben<br />
oder die Stromversorgung stoppte.<br />
Auf Risiken reagieren Unternehmen mit klassischen<br />
Bewertungsmodellen wie z.B. der<br />
Szenarioanalyse. Wichtig ist der Unterschied<br />
v<strong>on</strong> dauerhaften und vorübergehenden Unsicherheiten<br />
sowie vorhersehbaren und<br />
Umgang Mit Unsicherheiten IM footprint Design<br />
abschätzbare Faktoren (Trends)<br />
Unsicherheit<br />
dauerhaft<br />
Vorübergehend<br />
Quelle:<br />
<strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong><br />
Beispiele<br />
Wachstum in China<br />
Transportkostenentwicklung<br />
>> Erfordert strukturelle Flexibilität<br />
Beispiele<br />
Anlaufkurve bei der Produktivität<br />
in neuen Produkti<strong>on</strong>sstätten<br />
Arbeitskosten Osteuropa<br />
>> Erfordert zeitliche Flexibilität<br />
unvorhersehbaren Entwicklungen.<br />
Langfristige Risiken etwa k<strong>on</strong>tert das Footprint<br />
Design mit Diversifikati<strong>on</strong>. So produzieren<br />
Modeunternehmen weiter in politisch<br />
instabilen Ländern, stellen jedoch sicher,<br />
dass ihre Kollekti<strong>on</strong>en immer an zwei Standorten<br />
gleichzeitig vom Band laufen. Verpackungsunternehmen<br />
standardisieren<br />
ihren Maschinenpark, um lokale Nachfrageschwankungen<br />
leicht in anderen Werken<br />
aufzufangen. Vorübergehende Unsicherheiten<br />
können sch<strong>on</strong> heute berücksichtigt<br />
werden, beispielsweise durch Verringerung<br />
v<strong>on</strong> Kapazitäten in Werken mit starkem<br />
Lohnkostenanstieg.<br />
So will es auch Porsche halten. Der Cajun,<br />
die fünfte Baureihe der Zuffenhausener, wird<br />
zwar in Leipzig gebaut, v<strong>on</strong> wo auch<br />
Cayenne und Panamera kommen; 1.000<br />
neue Jobs sollen dort entstehen. Doch sch<strong>on</strong><br />
ist ein zweites Standbein im Gespräch. Der<br />
geplante kleine Geländewagen könnte, so<br />
Cheflenker Müller, auch in China am selben<br />
Standort gebaut werden wie das technisch<br />
ähnliche Volkswagen-K<strong>on</strong>zern-Modell Audi<br />
Q5. Imageverlust? Sieht Müller nicht: „Hauptsache,<br />
es steht ‚Engineered by Porsche‘<br />
drauf.“<br />
Lesetipp: Dr. Christian Neuner, „K<strong>on</strong>figurati<strong>on</strong><br />
internati<strong>on</strong>aler Produkti<strong>on</strong>snetzwerke<br />
unter Berücksichtigung v<strong>on</strong> Unsicherheit“,<br />
aus der Promoti<strong>on</strong>sreihe v<strong>on</strong> <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong><br />
Strategy C<strong>on</strong>sultants.<br />
Unvorhersehbare Faktoren<br />
Beispiele<br />
Wechselkurs EUR/USD<br />
Ölpreis<br />
>> Erfordert Diversifikati<strong>on</strong><br />
Beispiele<br />
Energieknappheit in China<br />
Alleingänge der Wettbewerber<br />
>> Erfordert Präventi<strong>on</strong>
How<br />
Comeback des<br />
<strong>Manufacturing</strong><br />
ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANTS
think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 13<br />
Lego, das Plastikstein-Imperium, holt die<br />
Fertigung zurück. K<strong>on</strong>kurrierende Autohersteller<br />
verbinden sich. Chinesen fertigen in<br />
Italien, und ausgerechnet im tiefen Schwarzwald<br />
macht Kaizen aus Japan den deutschen Standort fit<br />
für den Wettbewerb:<br />
Nach Jahren bedingungslosen Outsourcings besinnen<br />
sich Unternehmen wieder auf ihre Stärken als Hersteller.<br />
Manche sind getrieben durch Kosten, andere suchen nach<br />
verlorener Qualität, wieder andere wollen nah bei ihren Kunden<br />
sein. Sie alle wissen:<br />
Mit neuen Technologien und dem Aufstieg v<strong>on</strong> Billiglohnländern<br />
zu Wohlstandsgesellschaften verändert sich die Geografie der<br />
globalen Produkti<strong>on</strong>snetzwerke zum Teil gravierend – nicht<br />
immer zu Lasten der Heimatstandorte.
g How<br />
„<br />
Niemand<br />
ist besser als<br />
wir selbst<br />
ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANTS<br />
“<br />
Lego-<str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g> Bali Padda über das ReSourcing<br />
v<strong>on</strong> Arbeitsplätzen, die Macht der eigenen<br />
Fähigkeiten und die Zukunft des <strong>Manufacturing</strong>
think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 15<br />
Bali Padda 54, ist Executive Vice<br />
President Global Supply Chain bei Lego.<br />
Er verantwortet in dieser Funkti<strong>on</strong> das<br />
Beschaffungswesen, die weltweite Produkti<strong>on</strong><br />
sowie den Vertrieb und das globale<br />
Engineering des viertgrößten Spielzeugherstellers<br />
der Welt. In seine Zuständigkeit fällt<br />
auch das Qualitätsmanagement des bunten<br />
Plastikstein-Imperiums. Der geborene Inder<br />
kam 2002 zu Lego, arbeitete zunächst in den<br />
USA, dann als Vize-Präsident Global Logistics<br />
bevor er schließlich zum Chef der gesamten<br />
Lego-Lieferkette berufen wurde. Padda<br />
steht außerdem der britischen Lego Ltd. vor.<br />
Bevor er zu Lego kam, arbeitete Padda beim<br />
Pharmak<strong>on</strong>zern GlaxoWellcome und dem<br />
Schuh-und Bekleidungsunternehmen<br />
Timberland. Er lebt heute mit seiner Familie<br />
in der britischen Grafschaft Kent.<br />
Bali Padda mit Thomas Rinn, Partner bei <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy C<strong>on</strong>sultants<br />
Roand <strong>Berger</strong>: Herr Padda, wann haben Sie<br />
das letzte Mal mit Lego-Bausteinen gespielt?<br />
Padda: Oh, wirklich gespielt habe ich damit<br />
an Weihnachten. Das ist bei uns fast sch<strong>on</strong><br />
Traditi<strong>on</strong>. Die Familie sitzt am Esstisch und<br />
versucht, etwas Außergewöhnliches zu bauen.<br />
Diesmal war es die L<strong>on</strong>d<strong>on</strong>er Tower Bridge.<br />
RB: Und haben Sie es geschafft?<br />
Padda: Um ehrlich zu sein: Es hat bis Mitte<br />
Februar gedauert. Aber wir sind zufrieden.<br />
RB: Ihr Vorstandsvorsitzender Jørgen Vig<br />
Knudstorp hat einmal gesagt: Wir haben<br />
immer das Kind im Auge. Egal, ob es 4 oder<br />
40 Jahre alt sind.<br />
Padda (lacht): Das stimmt ja auch. Ich glaube,<br />
wer mit Legosteinen aufgewachsen ist, der<br />
wird immer Spaß an ihnen haben. Für viele<br />
Erwachsene kommt die Kindheit zurück,<br />
wenn sie heute mit ihren eigenen Kindern<br />
spielen oder mit Lego „Harry Potter“ oder<br />
„Star Wars“ neu erleben – Welten, die sie ja<br />
aus dem Kino kennen. Die Faszinati<strong>on</strong>, die<br />
Legosteine ausüben, lässt einen nie mehr<br />
los. In unserer Zentrale in Billund steht auf<br />
jedem K<strong>on</strong>ferenztisch eine Schale mit bunten<br />
Bausteinen. Kaum haben sich die Leute<br />
hingesetzt, fangen sie an zu bauen. Das ist<br />
sch<strong>on</strong> fast Magie.<br />
RB: Vor knapp zehn Jahren schien es mit dem<br />
Zauber vorbei zu sei. Die LEGO Gruppe stand<br />
am Abgrund.<br />
Padda: Eine schlimme Zeit. Wir hatten unsere<br />
eigene Finanzkrise: zu schnelles Wachstum,<br />
zu wenig Profit, zu hohe Schulden. Mit abnehmender<br />
Begeisterung für das Produkt hatte<br />
das allerdings wenig zu tun. Wäre das so<br />
gewesen, gäbe es uns heute nicht mehr.<br />
RB: Wie k<strong>on</strong>nte ein solch erfolgreiches<br />
Unternehmen plötzlich so viel Geld verlieren?<br />
Padda: Die LEGO Gruppe hatte die Orientierung<br />
verloren. Aus Spielzeug sollte Lifestyle<br />
werden: mit eigenen Erlebnisparks, eigener<br />
Lego-Kleidung, eigenen Lego-Uhren oder<br />
eigenen Videospielen. Diversifikati<strong>on</strong> war<br />
damals zwingend, keine Frage. Die Richtung<br />
stimmte nur nicht. Dazu kam die allgemeine<br />
Schwäche der klassischen Spielzeugindustrie,<br />
ausgelöst durch Billignachahmer, Hightech-<br />
Schnickschnack im Kinderzimmer und fallende<br />
Geburtenraten. Das war alles ein bisschen<br />
viel auf einmal.<br />
RB: Mancher glaubt, ihre gesamte Lieferkette<br />
habe nicht gestimmt. Sie hätten,<br />
so der Vorwurf, den Anschluss an große<br />
Warenhausketten verpasst, den Kundenservice<br />
vernachlässigt, Lieferengpässe hingenommen<br />
und Ihre wichtigste Kundschaft,<br />
Jungen im Alter v<strong>on</strong> vier bis neun Jahren,<br />
vergrault, indem Sie auf Mädchen als Zielgruppe<br />
setzten. Und: Sie haben noch zu einem<br />
Zeitpunkt viel Geld in den Markenaufbau<br />
gesteckt, als praktisch sch<strong>on</strong> jedes Kind<br />
LEGO buchstabieren k<strong>on</strong>nte.<br />
Padda: Lego war damals ein sehr undiszipliniertes<br />
Unternehmen. Undiszipliniert in<br />
dem Sinn, dass wir zwar über ein breites<br />
Produkti<strong>on</strong>s- und Vertriebsnetz verfügten,<br />
aber keinen soliden Geschäftsprozess<br />
hatten, um das Ganze sauber und effizient<br />
zu steuern. Wir waren arrogant, haben nicht<br />
auf unsere Kunden gehört. Wir dachten,<br />
„<strong>on</strong>ly the sky is the limit“, also alles sei<br />
möglich. Egal, ob wir gerade dabei waren,<br />
unsere ganze Energie in einen neuen Markt<br />
wie die USA zu stecken: Wenn jemand<br />
30.000 blaue Steine für was anderes brauchte,<br />
wurde das eben zuerst gemacht. Und,<br />
und, und ... Wenn es nicht klappte, war es<br />
eben Pech, wenn doch, reines Glück.<br />
Keine K<strong>on</strong>trolle. Nichts. Nur Chaos.<br />
RB: 2010 hat die LEGO Gruppe im Vergleich<br />
zum Vorjahr den Umsatz um gut 37 Prozent<br />
erhöht. Der Nettogewinn stieg v<strong>on</strong> rund<br />
2,2 Milliarden Kr<strong>on</strong>en auf fast 3,7 Milliarden<br />
Kr<strong>on</strong>en oder knapp eine halbe Milliarde Euro.<br />
Das ist eine Steigerung um annähernd<br />
70 Prozent. Der Weltmarktanteil nahm<br />
v<strong>on</strong> 4,8 Prozent auf 5,9 Prozent zu. Was ist<br />
passiert?<br />
Padda: Sehr viel, aber eigentlich nur eines:<br />
„back to basics“, insbes<strong>on</strong>dere in der Produktentwicklung
g How<br />
RB: Ist die LEGO Gruppe ein anderes Unternehmen<br />
als vor zehn Jahren?<br />
Padda: Oh, ja. Vor zehn Jahren war die LEGO<br />
Gruppe eine Kombinati<strong>on</strong> aus mangelnder<br />
Disziplin, einer unterbrochenen Lieferkette<br />
und dem Nichtwissen um die eigenen Stärken.<br />
Heute haben wir eine genaue Vorstellung<br />
dav<strong>on</strong>, was wir können und was nicht. Der<br />
Geschäftsprozess ist anspruchsvoll und<br />
transparent; wir werden ständig besser. Es<br />
zählt nicht mehr, wie gut man mit jemandem<br />
befreundet ist, um beliefert zu werden,<br />
s<strong>on</strong>dern nur noch unsere Absatz- und<br />
Arbeitsprozesse. Die Fertigung ist eins unserer<br />
Kerngeschäfte. Wir haben unsere Lekti<strong>on</strong><br />
gelernt. Sie war teuer und sie war schmerzhaft,<br />
sehr schmerzhaft sogar. Aber man sieht,<br />
was am Ende dabei herauskommt.<br />
RB: Es gilt nur noch, was der Kunde will?<br />
Padda: Ja und nein. Der Kunde ist das Blut,<br />
das durch unsere Venen fließt, aber wir brauchen<br />
auch Sauerstoff. Und der Sauerstoff<br />
kommt aus der Erkenntnis unserer Stärken,<br />
der Stärken der LEGO Produkte – unserem<br />
„system in play“. Wir sind der Lieferant der<br />
Wünsche.<br />
RB: Wie managen Sie Wachstum in der<br />
Lieferkette?<br />
Padda: Durch die Art und Weise, wie wir unser<br />
Produkte designen. Wir operieren wie ein<br />
großer Autohersteller: Je größer die Zahl der<br />
Gleichteile in unterschiedlichen Modellen,<br />
umso niedriger die Kosten. Genauso ist<br />
es bei uns. Sehr viele der Teile in unseren<br />
Themenwelten sind identisch. Es ist für uns<br />
eine regelrechte „Glaubensfrage“, so wenig<br />
Abweichung wie möglich zu erreichen und<br />
diese Identität zu erhalten. Damit können<br />
wir auch viel schneller auf Kundenwünsche<br />
reagieren. Wir denken in Szenarien, nicht in<br />
Zielen. Wir sagen unseren Vertriebsleuten<br />
nicht, ihr müsst das und das erreichen. Nein,<br />
wir fragen sie, was das Maximum und das<br />
Minimum dessen ist, was man erreichen<br />
kann. Wir bewegen uns zwischen Opti<strong>on</strong>en<br />
und Möglichkeiten – und entscheiden dann,<br />
ob wir unsere Kapazitäten ausbauen oder<br />
eben nicht. Die Bet<strong>on</strong>ung liegt dabei auf wir.<br />
Wir sind ein Team, ein ganz großes. Dieser<br />
Teamgeist ermöglicht es uns, zwischen den<br />
verschiedenen Entwicklungs- und Fertigungskapazitäten<br />
und – fähigkeiten auszugleichen,<br />
um kundenorientiert zu arbeiten und<br />
unseren Kunden ein einzigartiges und sinnvolles<br />
Spielerlebnis anzubieten.<br />
RB: Wie würden sie Ihr Fertigungsnetzwerk<br />
charakterisieren?<br />
Padda: Es gibt eine klare Struktur: Herstellung,<br />
Verpackung, Outsourcing.<br />
RB: Herstellung bedeutet für Sie in erster Linie<br />
ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANTS<br />
„<br />
Niemand<br />
kann LEGO-Steine<br />
besser und günstiger<br />
herstellen als<br />
wir selbst<br />
„<br />
Spritzguss. Was ist so außergewöhnlich daran,<br />
dass es zum Kern Ihrer Aktivitäten gehört?<br />
Padda: Um Ihnen eine Vorstellung zu geben:<br />
Allein die Farbtreue bei der gewaltigen Masse<br />
an Teilen, die wir produzieren, ist eine Kunst.<br />
Wir wollen die Besten auf der Welt sein.<br />
Es gibt niemand anders, der das macht, was<br />
wir machen, der mehr Maschinen dafür hat<br />
und der mehr Teile herstellt als wir. Es ist<br />
unsere, wenn man so sagen kann, m<strong>on</strong>eymaking<br />
logic.<br />
RB: Der Beste muss nicht der Billigste sein.<br />
Padda: Aber der Effizienteste. Wenn ich etwas<br />
im Leben gelernt habe, dann dies: Entdecke<br />
deine Fähigkeiten und beschütze sie. Apple<br />
hat die Fähigkeit entdeckt, schöne Dinge, die<br />
man eigentlich nicht braucht, scheinbar unverzichtbar<br />
zu machen. Sie stellen nichts selbst<br />
her. Sie verlassen sich auf andere, die diese<br />
Fähigkeiten haben. Wir dagegen haben die<br />
Fähigkeit, LEGO-Steine besser und günstiger<br />
zu produzieren als alle anderen. Mit Spritzguss<br />
ist ja nicht nur der Vorgang an sich gemeint.<br />
Es ist das ganze System, das uns unverwechselbar<br />
macht: die Menschen, ihre Ausbildung,<br />
ihre Motivati<strong>on</strong>, die Maschinen, die Teile, die<br />
Wartung, die Hallen, das Material, einfach<br />
alles. Niemand ist besser als wir selbst.<br />
RB: Und das gilt auch für die Verpackung?<br />
Padda: Ein hochkomplexer Prozess: Wie kommen<br />
die richtigen Teile in der richtigen Anzahl<br />
in der richtigen Reihenfolge in den richtigen<br />
Kart<strong>on</strong>, den Sie bei Ihrem Spielzeughändler<br />
im Regal stehen sehen. Auch da, glaube ich,<br />
macht keiner uns etwas vor.<br />
RB: Haben Sie jemals etwas vermisst?<br />
Padda: Ja, einmal. Ich baute mit der Familie
think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 17<br />
zu Weihnachten das Taj Mahal. Etwas fehlte.<br />
Ich rief den verantwortlichen Manager an und<br />
beschwerte mich. Der verstand die Welt nicht<br />
mehr. Etwas später entdeckte ich das Teil. Es<br />
lag versteckt bei uns zuhause in einer Ecke im<br />
Esszimmer. Peinlich. Ich habe mich sofort bei<br />
meinen Kollegen entschuldigt.<br />
RB: Sch<strong>on</strong> mal einen kaputten Stein gesehen?<br />
Padda Ja, aber nur in unserem Testlabor.<br />
Für uns bedeutet die Sicherheit des Kindes<br />
alles. Alles was zählt, ist das Material und<br />
die K<strong>on</strong>strukti<strong>on</strong> unseres Produkts. Dafür<br />
geben unsere Kunden auch gerne mehr Geld<br />
aus – und das bes<strong>on</strong>ders in einer Zeit, die den<br />
Menschen viel abverlangt.<br />
RB: Wenn die Bausteine unverwüstlich sind,<br />
müsste der Markt bald zu Ende sein. Kinder<br />
spielen mit den Steinen ihrer Eltern und<br />
Großväter. Das müsste Sie doch eigentlich<br />
beunruhigen.<br />
Padda: Ganz im Gegenteil. Die jüngsten<br />
Zahlen deuten in eine ganz andere Richtung.<br />
In diesem Jahr produzieren wir 25 Milliarden<br />
Bausteine ...<br />
RB: ... jemand hat einmal ausgerechnet,<br />
jeder Mensch auf der Erde besitzt im Schnitt<br />
52 dav<strong>on</strong> ...<br />
Padda (lacht): ... ich hätte eher die<br />
Vermutung, man steht knietief darin. Und<br />
mittlerweile sind es im Schnitt übrigens 70.<br />
RB: Sie haben Jobs gestrichen und die<br />
Produkti<strong>on</strong> ausgelagert – aber diese Entscheidung<br />
schnell wieder zurückgenommen.<br />
Warum?<br />
Padda: Das waren zwei Schritte nacheinander.<br />
Wir haben 2004 Fabriken aus Ländern<br />
mit hohen Lohnkosten wie Dänemark und<br />
der Schweiz nach Ungarn, Tschechien und<br />
Mexiko verlagert, das war richtig. Aber es war<br />
ein Fehler, ein anderes Unternehmen für uns<br />
produzieren zu lassen. Wie gesagt: Niemand<br />
kann LEGO-Steine besser und günstiger herstellen<br />
als wir selbst.<br />
RB: Sogar in einem Hochlohnland wie<br />
Dänemark?<br />
Padda: Sogar dort. Unsere Beschäftigten in<br />
Billund sind zwar teurer, aber das machen sie<br />
durch eine höhere Effizienz wieder wett.<br />
RB: Was haben die anderen falsch gemacht?<br />
Padda: Unsere Geschäftsmodelle waren nicht<br />
kompatibel. Unsere Outsourcing-Partner<br />
haben viele große Fähigkeiten, wir haben viel<br />
v<strong>on</strong> ihnen gelernt. Wie gesagt, unterschieden<br />
sich leider unsere Wege der Geschäftsführung<br />
ganz erheblich v<strong>on</strong>einander.<br />
RB: Dass der Spritzguss eine Ihrer Kernfähigkeiten<br />
ist, kann Ihnen 2004 noch nicht aufgefallen<br />
sein. S<strong>on</strong>st hätte Sie die Produkti<strong>on</strong><br />
nicht ausgelagert.<br />
Padda: Geahnt haben wir es sch<strong>on</strong>, nur hatten<br />
wir die Befürchtung, dass, wenn wir mit der<br />
Nachfrage nicht nachkommen, unsere ganze<br />
Lieferkette kaputtgeht. Wir hatten zum damaligen<br />
Zeitpunkt keine wirklich Strategie, s<strong>on</strong>dern<br />
einen Akti<strong>on</strong>splan, um das Unternehmen<br />
aus einer kritischen Situati<strong>on</strong> zu befreien. Der<br />
Fokus lag damals ganz klar darauf, die Marke<br />
zu schützen. Also haben wir nach Partnern<br />
Ausschau gehalten, die auf Herstellung<br />
spezialisiert sind. Doch nach den ersten
g how<br />
ROLAnD BERGER StratEgy CONSULtaNtS<br />
Erfahrungen haben wir schnell verstanden,<br />
dass wir das familiensilber verkauft<br />
hatten. Wir mussten es so schnell wie möglich<br />
wieder zurückholen. Das ist uns dann ja auch<br />
gelungen. Und das Schönste war: Wir sind<br />
wieder gewachsen, obwohl das eigentlich gar<br />
nicht geplant war.<br />
rB: War das eine schwierige Entscheidung?<br />
Padda: Kann man so sagen. Ich erinnere<br />
mich noch gut an das Board-meeting in<br />
Kopenhagen. Was immer wir uns auch kritisch<br />
anschauten, alles lief in die falsche richtung:<br />
Kosten, Kommunikati<strong>on</strong>, Verlässlichkeit.<br />
Da war allen bald klar: So geht das nicht weiter.<br />
rB: Sie hätten andere, bessere Partner finden<br />
können.<br />
Padda: So? Wir haben uns viele angeschaut.<br />
aber was wir vergessen hatten, war: mit der<br />
Produkti<strong>on</strong> unserer Steine lässt sich geld verdienen,<br />
wenn wir es richtig machen.<br />
Pro Jahr sind 60 bis 70 Prozent unserer Produkte<br />
neu. Je effizienter wir unsere maschinen<br />
einsetzen, je schneller wir auf die märkte und<br />
die Kundenwünsche reagieren und je mehr<br />
Qualität wir abliefern können, umso größer<br />
die Wahrscheinlichkeit, dass sich das auch<br />
auszahlt. Engineering ist unsere Kernfähigkeit<br />
und ein geheimnis unseres Erfolgs.<br />
rB: Schließen Sie Outsourcing heute grundsätzlich<br />
aus?<br />
Padda: grundsätzlich nicht. Wir würden<br />
niemals auf die Idee kommen, die Elektr<strong>on</strong>ikteile<br />
unserer Bausätze selbst herzustellen.<br />
Das lassen wir lieber andere machen.<br />
Die können das besser. aber Spritzguss?<br />
Kann ich mir nicht mehr vorstellen. Das würde<br />
das LEgO geschäft ruinieren. Wir haben<br />
gelernt, was unsere fähigkeiten sind und wie<br />
man damit geld verdienen kann. man muss<br />
verstehen, wer man selbst ist.<br />
rB: Wie viel anteil hat die fertigung am<br />
Erfolg der LEgO gruppe?<br />
Padda: Ich würde sagen: 50 Prozent.<br />
rB: für viele andere Unternehmen bedeutetfertigung<br />
schlichtweg Kosten. Ist die K<strong>on</strong>zentrati<strong>on</strong><br />
auf die herstellung heute überhaupt<br />
noch zeitgemäß, bes<strong>on</strong>ders in den hochentwickelten<br />
Industrieregi<strong>on</strong>en?<br />
Padda: Darauf gibt es keine richtige oder<br />
falsche antwort. Jeder muss sein geschäft<br />
kennen. Warum hat sich beispielsweise zara ...<br />
rB: ... der spanische textilk<strong>on</strong>zern ...<br />
Padda: ... dazu entschlossen, auch an den<br />
vermeintlich teuren Standorten zu produzieren?<br />
Weil sie mit immer neuen Kollekti<strong>on</strong>en<br />
möglichst schnell bei den Kunden sein wollen.<br />
Das geht voll auf. auch für uns wäre es leicht,<br />
eine Produkti<strong>on</strong> in China aufzubauen. China<br />
ist schließlich die Werkbank der internati<strong>on</strong>alen<br />
Spielzeugindustrie. machen wir aber nicht.<br />
Wir wollen nah am Kunden sein, will<br />
heißen: Die LEgO-Vertriebszentren<br />
in Dallas und Prag sind so<br />
gewählt, dass ihre jeweilige<br />
Distanz zur<br />
Produkti<strong>on</strong><br />
24 Stunden<br />
Lieferzeit nicht<br />
übersteigt.<br />
rB: Es hat den<br />
anschein,<br />
als würden<br />
mehr und<br />
mehr Unternehmen<br />
vor<br />
allem aus der<br />
mittelständischen<br />
Industrie ihre Produkti<strong>on</strong>en<br />
aus China nach Europa zurückholen.<br />
Ein trend?<br />
Padda: Ich denke ja. Es gibt inzwischen viele<br />
Unternehmen in Europa, die denken<br />
wie wir: fertigung ist keine frage der geografie,<br />
s<strong>on</strong>dern der Dienstleistung.<br />
Sie erkennen, das China sehr weit weg ist<br />
und längst nicht mehr so billig, wie man<br />
glauben könnte. zwar sind die faktorkosten<br />
bes<strong>on</strong>ders im Vergleich zum Westen Europas<br />
noch deutlich günstiger. aber die Schere<br />
schließt sich. Dies trifft zum teil auch für<br />
die Produkti<strong>on</strong>sländer in mittel- und Osteuropa<br />
zu. Da stellt sich die frage, ob solche<br />
Investiti<strong>on</strong>en überhaupt noch sinnvoll sind<br />
und nicht vielmehr die Entscheidung<br />
naheliegt, näher an die hauptmärkte heranzurücken.<br />
rB: Wie stark wird sich die fertigung in<br />
zukunft verändern?<br />
Padda: Die 3D-technologie könnte alles<br />
verändern.<br />
rB: Sie meinen damit die fähigkeit v<strong>on</strong><br />
maschinen, am Computer erstellte modelle<br />
in dreidimensi<strong>on</strong>ale, anschaubare und anfassbare<br />
gegenständen zu verwandeln.<br />
Padda: Wir haben damit erste Erfahrungen<br />
gemacht, die unsere bisherigen Leistungen<br />
in den Schatten stellen.<br />
rB: Das britische Wirtschaftsmagazin<br />
„Ec<strong>on</strong>omist“ verbindet mit dem Begriff „3D-<br />
Printing“ eine neue industrielle revoluti<strong>on</strong> –<br />
vergleichbar mit dem aufkommen der<br />
ersten fabriken.<br />
Padda: Ich bin mit solchen Vergleichen immer<br />
ein wenig vorsichtig. aber ich will nicht ver-
think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 19<br />
„<br />
Wir haben<br />
gelernt was unsere<br />
Fähigkeiten sind, und<br />
wie man damit Geld<br />
verdienen kann<br />
„<br />
kennen, dass diese Technologie einen<br />
immensen Forschritt bedeuten kann.<br />
RB: Früher wurden dreidimensi<strong>on</strong>ale Computermodelle<br />
als Vorlage für die klassische<br />
industrielle Produkti<strong>on</strong> genutzt. Heute wird<br />
der Computer selbst zur Maschine.<br />
Wenn praktisch jeder seine Produkte am<br />
Computer selbst entwickeln und fertigen<br />
lassen kann, wozu braucht man dann<br />
noch Fabriken?<br />
Padda: Ich glaube, darüber nachzudenken,<br />
ist noch ein wenig verfrüht. Allerdings<br />
kann 3D-Printing dazu beitragen, den<br />
K<strong>on</strong>flikt zwischen sogenannten Billig- und<br />
Hochlohnländern zu entschärfen.<br />
Europa kann profitieren.<br />
RB: Viele sehen auch eine Gefahr:<br />
Das Kopieren v<strong>on</strong> Produkten wird deutlich<br />
einfacher. Gibt es LEGO Steine bald aus<br />
jedem Computer?<br />
Padda: Ja, prinzipiell kann jeder einen Stein<br />
herstellen. Im Augenblick haben wir aber<br />
sowohl eine Skalenvorteil als auch das<br />
bessere Geschäftsverfahren. Also ja, es<br />
gibt eine gewisse Gefahr, aber die Arbeit,<br />
mit der wir die Prozesse bei LEGO optimiert<br />
haben, sichert uns einen enormen<br />
Wettbewerbsvorteil. Ein Unternehmen<br />
muss seine Kernkompetenzen erkennen<br />
und ausbauen, ja, regelrecht in sie „überinvestieren“.<br />
Wir sehen bei LEGO die Produkti<strong>on</strong><br />
als eine der Fähigkeiten, die uns den<br />
entscheidenden Wettbewerbsvorteil<br />
gegenüber der K<strong>on</strong>kurrenz verschafft.<br />
Und deshalb werden wir in diesen Bereich<br />
weiter investieren.<br />
LEG GODT – SPIEL GUT! Lego, nach Mattel (USA), Namco-Bandei (Japan) und der<br />
US-Firma Hasbroderzeit die Nummer vier auf dem Weltspielzeugmarkt, verkaufte im vergangenen<br />
Jahr Bausteine, Figuren und Zubehör für rund 16 Milliarden Kr<strong>on</strong>en (2,15 Milliarden Euro),<br />
das waren 37 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Vor allem in den USA, in Großbritannien, in<br />
Russland und in Osteuropa sorgten Kinder, Eltern und Großeltern für kräftige Umsatzzuwächse.<br />
Auch im übrigen Europa, wo bereits die meisten Lego-Klötzchen in den Kinderzimmern verbaut<br />
werden, legte Lego zweistellig zu. Firmensitz ist Billund in Dänemark.<br />
DAS UNTERNEHMEN wurde 1932 vom dänischen Tischlermeister Ole Kirk Christiansen<br />
gegründet – einer Firma, die ursprünglich auf Holzspielzeug spezialisiert war. Der Name „Lego“<br />
steht als Abkürzung für „leg godt“, zu deutsch „spiel gut“. 1949 entstanden die ersten Lego-<br />
Steine, neun Jahre später kamen die ersten Bauklötze auf den Markt, wie es sie noch heute<br />
gibt. Nach Jahren des Aufstiegs drohte in den Jahren 2003 und 2004 der Untergang. Das<br />
Unternehmen ging durch eine schwere Krise. Das Rezept: K<strong>on</strong>zentrati<strong>on</strong> auf das Kerngeschäft.<br />
Eigentümer ist heute der Däne Kjeld Kirk Christiansen,<br />
ein Enkel des Firmengründers. Lego wird in rund 130<br />
Ländern der Erde vertrieben.<br />
DEN LEGO-STEIN gibt es etwa in 2.400 verschiedenen<br />
Formen. In diesem Jahr werden rund 25<br />
Milliarden Stück hergestellt. Auch ist Lego der<br />
weltweit größte Reifenproduzent – mit<br />
306 Milli<strong>on</strong>en Reifen pro Jahr.<br />
Schätzungsweise 4 Billi<strong>on</strong>en<br />
Lego-Figuren stellen die<br />
weltweit größte „Bevölkerungsgruppe“.<br />
Zweimal<br />
wurde der Lego-Stein<br />
als „Spielzeug des Jahrhunderts“<br />
prämiert.<br />
Die Missi<strong>on</strong>: Kinder anzuregen,<br />
ihr kreatives<br />
Potenzial auszuschöpfen.<br />
Die Visi<strong>on</strong>: Entwicklung des<br />
Spielzeugs der Zukunft.<br />
Spielzeug des Jahrhunderts:<br />
LEGO hat sich zurückgekämpft
g How<br />
ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANTS<br />
Viel Freund, viel Ehr<br />
Früher K<strong>on</strong>kurrenten, jetzt Partner. Automobilhersteller schlieSSen<br />
sich zu neuen Allianzen zusammen. Sie wollen die Kosten für den Aufbruch<br />
ins neue Elektro-Zeitalter nicht mehr allein zahlen.<br />
Am 13. April 2011 war es soweit:<br />
Daimler und der weltgrößte Automobilzulieferer<br />
Bosch schließen<br />
sich zusammen. Ein Gemeinschaftsunternehmen,<br />
an dem beide Partner<br />
zu je 50 Prozent beteiligt sind, soll<br />
Elektromotoren für den europäischen<br />
Markt bauen, und zwar in Stuttgart und<br />
Hildesheim. Für den Anfang hat Daimler<br />
die Exklusivrechte, später kann Bosch<br />
die Antriebe an andere Automobilhersteller<br />
verkaufen. Favorit ist die französischjapanische<br />
Allianz Renault/Nissan. Daimler<br />
ist an beiden Unternehmen zu je 3,1 Prozent<br />
beteiligt. Im Gegenzug stieg die französisch-japanische<br />
Allianz mit dem gleichen
think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 21<br />
Prozentsatz bei Daimler ein. Renault selbst<br />
hält rund 44 Prozent an Nissan. Im aufkommenden<br />
Elektrozeitalter bekommt nicht<br />
nur Mobilität eine neue Bedeutung. Auch<br />
die Hersteller erfinden sich neu. Das hat<br />
wirtschaftliche Gründe. Die Vielfalt an<br />
k<strong>on</strong>venti<strong>on</strong>ellen und alternativen Antriebsk<strong>on</strong>zepten<br />
steigt stetig – Hersteller sind<br />
gezwungen, einerseits das neue Elektro-<br />
Zeitalter einzuläuten, andererseits für<br />
eine lange Übergangszeit ihre herkömmlichen<br />
Verbrennungsmotoren zu verbessern.<br />
Diesen Kraftakt kann ein einzelner Hersteller<br />
kaum noch allein stemmen, zu kostspielig<br />
wird die Entwicklung. Partner<br />
können sich dagegen die Kosten teilen.<br />
Die Synergien mit Daimler haben für<br />
Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn einen<br />
Nettowert v<strong>on</strong> mindestens zwei Milliarden<br />
Euro. Für Dieter Zetsche liegt das angestrebte<br />
Einsparpotenzial in ähnlicher Höhe.<br />
Der K<strong>on</strong>kurrenzdruck im Automobilbau<br />
ist brutal. Im harten Verdrängungswettbewerb<br />
sind die Akteure fleißig auf Brautschau.<br />
Volkswagen paktiert mit Suzuki und<br />
Porsche, Fiat mit Chrysler, Toyota mit Mazda<br />
und BMW mit Peugeot. Daimler verbindet<br />
eine zusätzliche Allianz mit dem chinesischen<br />
Batterie- und Autohersteller „Build<br />
Your Dreams“ (BYD) zur Produkti<strong>on</strong> eines<br />
Elektroautos für China. 2013 soll es an den<br />
Start gehen. Daneben sind die Stuttgarter<br />
mit zehn Prozent am US-Elektroautobauer<br />
Tesla beteiligt.<br />
Die Allianz mit Renault-Nissan ist ein<br />
Wagnis. Nicht nur die Ehe mit Chrysler ging<br />
in die Brüche. Auch die Zusammenarbeit<br />
mit Mitsubishi in Japan scheiterte. Gut 7<br />
Milliarden Euro Gewinn räumte Daimler<br />
2010 ab, nach 2,6 Milliarden Euro Verlust<br />
im Jahr zuvor. Ausruhen kann sich das<br />
Management trotzdem nicht, warnt Zetsche<br />
eindringlich. Um langfristig k<strong>on</strong>kurrenzfähig<br />
zu bleiben, „muss die Premiummarke<br />
Mercedes modernste Technologie in bester<br />
Qualität anbieten und die Produkti<strong>on</strong>skosten<br />
gleichzeitig niedrig halten. Kooperati<strong>on</strong>en<br />
und Produkti<strong>on</strong>sverlagerungen sind zwei<br />
Voraussetzungen dafür.“ 2010 haben deutsche<br />
Automobilhersteller erstmals mehr<br />
Autos im Ausland hergestellt als zuhause.<br />
Einerseits elektrisiert v<strong>on</strong> den Megamärkten<br />
Asiens, andererseits getrieben v<strong>on</strong> einem<br />
grundlegenden Technologiewandel verändert<br />
sich die Industrie völlig. Die Präsenz in den<br />
Wachstumsmärkten zwingt zu strategischen<br />
Allianzen und Kooperati<strong>on</strong>en – der Druck<br />
wächst, Produkti<strong>on</strong>en in andere Länder<br />
zu verlagern und weltweite Netzwerke aufzubauen.<br />
Lange ging die Reise der Produkti<strong>on</strong>splaner<br />
in hoch entwickelten Industrienati<strong>on</strong>en nur<br />
in eine Richtung: nach Osten. Doch mit der<br />
fortschreitenden Globalisierung macht sich<br />
eine neue Bewegung bemerkbar. Sie beschäftigt<br />
sich mit der Frage, wie die Wertschöpfung<br />
globaler Produkti<strong>on</strong>snetzwerke so verteilt<br />
werden kann, dass einerseits die Kostenvorteile<br />
v<strong>on</strong> Niedriglohnländern und andererseits<br />
die Innovati<strong>on</strong>skraft v<strong>on</strong> Hochlohnländern<br />
optimal genutzt werden können. Firmen mit<br />
global ausgelegter Produkti<strong>on</strong> sind auf Wachstumskurs.<br />
Ihre Mittel: ganzheitliche Markterschließung,<br />
höhere Absatzzahlen und erweiterte<br />
Produktvielfalt.<br />
Globale Produkti<strong>on</strong> und verteilte<br />
Produkti<strong>on</strong>snetzwerke sind für<br />
Daimler die „Determinante des<br />
Erfolgs“. Die Produkti<strong>on</strong>snetzwerke<br />
sind die Antwort auf steigende Anforderungen<br />
globaler Märkte: weltweite<br />
Präsenz bei hoher Innovati<strong>on</strong>s- und logistischer<br />
Leistungsfähigkeit. Arbeiten Unternehmen<br />
bei der vertikalen Kooperati<strong>on</strong> mit<br />
Lieferanten zusammen, kooperieren sie<br />
bei horiz<strong>on</strong>talen Allianzen auf Augenhöhe.<br />
Produkti<strong>on</strong>snetzwerke bieten jedem Teilnehmer<br />
die Chance, sich weiterhin vor<br />
allem auf die eigenen Kernkompetenzen<br />
zu k<strong>on</strong>zentrieren.<br />
Die Vorteile liegen auf der Hand: Netzwerke<br />
oder strategische Allianzen sollen<br />
den Zugang zu Märkten und Innovati<strong>on</strong>en<br />
erleichtern. Sie schaffen Synergieeffekte<br />
durch eine Verbindung individueller Stärken,<br />
die Ergänzung des Angebots, durch kritische<br />
Größen in Beschaffung, Produkti<strong>on</strong><br />
oder Absatz. Komp<strong>on</strong>entenhersteller<br />
werden zu Systemanbietern, Produzenten<br />
v<strong>on</strong> Standardprodukten erreichen schnell<br />
Größenvorteile. Die Produkti<strong>on</strong>skapazitäten<br />
wachsen, ohne dass die Unternehmen<br />
selbst wachsen müssen. Schließlich:<br />
Entwicklungszeiten werden durch den Austausch<br />
v<strong>on</strong> Wissen kürzer – und billiger.<br />
Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung<br />
sind inzwischen enorm. Selbst<br />
starke Unternehmen fürchten die Risiken.<br />
Beispiel BMW: 2013 geht es los. Dann<br />
steht der i3 am Start, der bisher unter der<br />
Bezeichnung „Megacity Vehicle“ firmierte.<br />
Es ist das erste reine Elektrofahrzeug aus<br />
dem Haus BMW. Kennzeichen: Elektroantrieb<br />
im Heck, Platz für vier Erwachsene,<br />
das Design wie v<strong>on</strong> Batman, gemacht für<br />
die Megacities dieser Welt. Später kommt<br />
der i8 hinzu, ein Hybrid-Sportwagen mit<br />
Plug-in-Technik. Rund 400 Milli<strong>on</strong>en Euro<br />
nimmt BMW dafür in die Hand, erst einmal.<br />
Die Produkti<strong>on</strong>skette reicht vom US-Bundesstaat<br />
Washingt<strong>on</strong> über Wackersdorf und<br />
Landshut bis nach Leipzig, wo bei i-Modell<br />
gebaut wird. 800 zusätzliche Arbeitsplätze<br />
sollen entstehen.<br />
„Für die Automobilindustrie bricht ein<br />
neues Zeitalter individueller Mobilität an“,<br />
schwärmt BMW-Vertriebsvorstand Ian<br />
Roberts<strong>on</strong>. Alleine geht der K<strong>on</strong>zern dabei<br />
nicht voran. Bereits seit 2009 betreibt<br />
BMW mit der ehemaligen Hoechst-Tochter<br />
SGL Carb<strong>on</strong> eine Gemeinschaftsfirma zur<br />
Produkti<strong>on</strong> v<strong>on</strong> Leichtbaumaterialien.<br />
Die Quandt-Erbin Susanne Klatten ist<br />
an beiden Unternehmen maßgeblich beteiligt.<br />
Überraschend sicherte sich Volkswagen-Patriarch<br />
Ferdinand Piëch über<br />
Nacht 8,18 Prozent der SGL-Anteile, für<br />
die Süddeutsche Zeitung ein „bes<strong>on</strong>derer<br />
Fall v<strong>on</strong> K<strong>on</strong>zern-M<strong>on</strong>opoly“. Die K<strong>on</strong>kurrenz<br />
folgt auf dem Fuße. Daimler paktiert<br />
seit kurzem mit Toray Industries aus Tokio,<br />
dem weltweit größten Hersteller v<strong>on</strong><br />
Carb<strong>on</strong>fasern. Hauptsitz des deutschjapanischen<br />
Joint Ventures: Esslingen im<br />
Schwabenland. Audi, beim Leichtbau eher<br />
auf Aluminium fixiert und bei der kommen<br />
den Neuauflage der Leichtbau-Ik<strong>on</strong>e A 2<br />
auf Multimaterial-Karosserie-Kurs, ist mit<br />
dem Carb<strong>on</strong>zulieferer Voith verbandelt.
„<br />
g How<br />
Der Standort<br />
Deutschland ist und<br />
bleibt dabei das Herz<br />
unseres Produkti<strong>on</strong>sverbundes<br />
„<br />
Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender,<br />
Daimler AG<br />
Der wiederum ist mit gut 5 Prozent an SGL<br />
Carb<strong>on</strong> beteiligt.<br />
Seit Jahren arbeiten die BMW Group und<br />
PSA Peugeot Citroën sch<strong>on</strong> bei der Entwicklung<br />
v<strong>on</strong> Motoren zusammen. Überraschend<br />
gründeten die K<strong>on</strong>kurrenten jetzt zu<br />
gleichen Teilen das Gemeinschaftsunternehmen<br />
BMW Peugeot Citroën Electrificati<strong>on</strong>.<br />
Das mit 100 Milli<strong>on</strong>en Euro ausgestattete<br />
Joint Venture soll sich auf die Entwicklung<br />
und Produkti<strong>on</strong> v<strong>on</strong> Komp<strong>on</strong>enten für<br />
Hybrid- und Elektroautos k<strong>on</strong>zentrieren und<br />
2014 erste Modelle auf den Markt bringen.<br />
„Dieses Gemeinschaftsunternehmen ermöglicht<br />
uns umfassende Kostenvorteile im<br />
Bereich der Elektrifizierung“, sagt BMW-<br />
Chef Norbert Reithofer. Es ist ein k<strong>on</strong>sequenter,<br />
notwendiger Schritt. Anders als<br />
Wettbewerber Audi, der sich aus dem großen<br />
K<strong>on</strong>zernbaukasten v<strong>on</strong> Volkswagen bedienen<br />
kann, muss BMW Investiti<strong>on</strong>en in neue<br />
Technologien alleine stemmen. Zusammen<br />
mit PSA geht das leichter.<br />
ROLAND BERGER STRATEGY C<strong>on</strong>sultants<br />
Reithofers Kollege Philippe Varin v<strong>on</strong> PSA<br />
Peugeot Citroën ist sicher, „dass wir durch dieses<br />
Joint Venture unser Know-how weiterentwickeln<br />
und einen europäischen Marktführer<br />
auf dem Gebiet der Hybrid-Innovati<strong>on</strong>en<br />
erschaffen werden.“<br />
Noch auf dem Höhepunkt der Finanzkrise und<br />
dem katastrophalen Einbruch der Automärkte<br />
hatte es so ausgesehen, als könnten sich<br />
die beiden Erzrivalen Daimler und BMW zur<br />
Traumhochzeit zusammenraufen. Kooperati<strong>on</strong>en<br />
bei der Entwicklung v<strong>on</strong> Modellen<br />
und Motoren, so der Plan, sollten sie aus der<br />
Kostenfalle befreien. Doch dann ließ BMW<br />
die geplante Allianz platzen. Die Bayern<br />
fürchteten um ihre Markenidentität und um<br />
ihren guten Ruf als bester Motorenbauer im<br />
Land der Autoerfinder. Auch die mögliche<br />
Zusammenarbeit der Finanztöchter beider<br />
K<strong>on</strong>zerne löste sich in Luft auf. Nur die Einkaufskooperati<strong>on</strong><br />
mit BMW in China bleibt.<br />
Dennoch: Kooperati<strong>on</strong>en und gemeinsame<br />
Projektarbeit, so <strong>Roland</strong>-<br />
<strong>Berger</strong>-Partner Philipp Grosse<br />
Kleimann, „werden künftig stark<br />
zunehmen“. Nicht nur Autohersteller kommen<br />
zusammen, Partner aus anderen Industriebereichen<br />
stoßen hinzu. Joint Ventures<br />
lassen viele Opti<strong>on</strong>en offen – „v<strong>on</strong> einer Abspaltung<br />
bis zum Börsengang“.<br />
Produkti<strong>on</strong>snetzwerke verändern die Fertigungslandschaft<br />
großer Automobilk<strong>on</strong>zerne<br />
radikal. Mit der Einführung der<br />
nächsten Generati<strong>on</strong> der<br />
C-Klasse ab 2014 stellt<br />
etwa Daimler sein Netzwerk<br />
komplett um.<br />
Karb<strong>on</strong>autos sind nicht nur leicht und verbrauchen weniger Benzin, s<strong>on</strong>dern mittlerweile auch extrem attraktiv. Hier der neue Chevrolet!
think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 23<br />
Globales Wertschöpfungsnetzwerk<br />
Eigenfertigung BMW<br />
Spartanburg X3, X5, X6<br />
Hams Hall Motoren<br />
Oxford MINI<br />
Swind<strong>on</strong> Komp<strong>on</strong>enten<br />
Goodwood Rolls-Royce<br />
Cassinetta Husqvarna<br />
Berlin Motorräder<br />
Dingolfing 5er, 6er, 7er<br />
Eisenach Komp<strong>on</strong>enten<br />
Landshut Komp<strong>on</strong>enten<br />
Leipzig 1er, X1<br />
München 3er<br />
Regensburg 1er, 3er, Z4<br />
Wackersdorf Komp<strong>on</strong>enten<br />
Kaliningrad<br />
Steyr Motoren<br />
Graz MINI Countryman<br />
Shenyang<br />
Kairo<br />
Chennai<br />
Ray<strong>on</strong>g<br />
Produkti<strong>on</strong>sstandorte<br />
Kulim<br />
Jakarta<br />
M<strong>on</strong>tagewerke<br />
Gemeinschaftsunternehmen<br />
Rosslyn 3er<br />
Auftragsfertigung<br />
Quelle: BMW<br />
Das Ziel: Wettbewerbsfähigkeit stärken,<br />
Wachstumschancen nutzen, Arbeitsplätze<br />
in Deutschland sichern. „Der Standort<br />
Deutschland“, sagt Vorstandsvorsitzender<br />
Zetsche, „ist und bleibt dabei das Herz<br />
unseres Produkti<strong>on</strong>sverbundes.“<br />
Dafür wird das Werk Sindelfingen als zentraler<br />
Technologie- und Forschungsstandort<br />
sowie als weltweites Kompetenzzentrum für<br />
die Produkti<strong>on</strong> v<strong>on</strong> Fahrzeugen der Ober- und<br />
Luxusklasse gestärkt. Die Produkti<strong>on</strong> der<br />
C-Klasse-Limousine für Europa sowie der weiteren<br />
Modellvarianten der Baureihe wird<br />
in Bremen, die für Nordamerika in Tuscaloosa<br />
im US-Bundesstaat Alabama k<strong>on</strong>zentriert.<br />
Bremen ist im Mercedes-Verbund künftig das<br />
Kompetenzzentrum für diese volumenstarke<br />
Baureihe. Die Produkti<strong>on</strong> des Luxus-Roadsters<br />
SL kommt v<strong>on</strong> dort nach Sindelfingen. Durch<br />
die erweiterte C-Klasse-Produkti<strong>on</strong> sind die<br />
Bremer Arbeitsplätze langfristig sicher. Die<br />
zentrale Fertigung v<strong>on</strong> Mercedes-Kompaktfahrzeugen<br />
bleibt in Rastatt.<br />
„Wir wollen die Märkte aus jeweils lokalen<br />
Werken bedienen“, erklärt Günter Walz, bei<br />
Mercedes Leiter Produkti<strong>on</strong> – Technologie<br />
und K<strong>on</strong>zepte. Nur die Strategie lokaler<br />
Werke für lokale Märkte sichere deren wirtschaftlich<br />
optimale Belieferung. Somit lassen<br />
sich auch Wechselkursschwankungen<br />
vermeiden und die Produkti<strong>on</strong>sstrukturen<br />
können schnell angepasst werden – selbst bei<br />
schwierigsten Marktentwicklungen.<br />
Nicht zu übersehen: Für Mercedes verlagert<br />
sich der Schwerpunkt der europäischen Lieferanten<br />
zunehmend v<strong>on</strong> West- nach Osteuropa<br />
und weiter Richtung Asien. Grund: günstige<br />
Faktorkosten. In Peking werden ab 2013<br />
Mercedes-Motoren vor Ort gebaut – erstmals<br />
außerhalb v<strong>on</strong> Deutschland. Das Werk ist auf<br />
eine Kapazität v<strong>on</strong> 100.000 Motoren pro Jahr<br />
ausgelegt. Die Benzinmotoren sollen sowohl<br />
für die in Peking v<strong>on</strong> Beijing-Benz produzierte<br />
C- und E-Klasse als auch für Kleintransporter<br />
der Modelle Vito und Viano genutzt werden<br />
können. Die Autos lässt Daimler in seinem<br />
südchinesischen Joint Venture Fujian-Daimler<br />
Automotive bauen. Firmenübergreifende<br />
Zusammenarbeit eröffnet auch kleinen und<br />
mittleren Unternehmen große Chancen, am<br />
Markt erfolgreich zu sein. Zwar arbeitet nach<br />
Angaben des Fraunhofer-Instituts fast jeder<br />
zweite Betrieb des verarbeitenden Gewerbes<br />
in Deutschland mit anderen zusammen. Aber<br />
nur wenige Betriebe setzen auf Netzwerke<br />
mit mehreren Partnern oder auf so genannte<br />
virtuelle Fabriken. Netzwerke bieten enorme<br />
wirtschaftliche Potenziale, wie Analysen<br />
der Fraunhofer-Forscher zeigen. Demnach<br />
erzielen Betriebe, die mit anderen zusammen<br />
in flexiblen Netzwerken ganze Systeme<br />
anbieten, eine deutliche höhere durchschnittliche<br />
Wertschöpfung. Unternehmen,<br />
die in Netzwerken zum Systemangebot produzieren,<br />
weisen zugleich ein durchschnittliches<br />
Umsatzwachstum v<strong>on</strong> 15 Prozent<br />
„<br />
pro Jahr aus. Betriebe ohne vergleichbare<br />
Produkti<strong>on</strong>skooperati<strong>on</strong>en kommen dagegen<br />
im Schnitt nur auf 12 Prozent.<br />
Wir wollen die<br />
Märkte aus jeweils lokalen<br />
Werken bedienen<br />
Günter Walz, Leiter Produkti<strong>on</strong>,<br />
Technologie und K<strong>on</strong>zept, Mercedes<br />
„
g How<br />
ROLAND BERGER STRATEGY C<strong>on</strong>sultants<br />
High, higher,<br />
China ist die Werkbank der Welt. Doch steigende Lohnkosten verändern<br />
nicht nur Investiti<strong>on</strong>sentscheidungen im Westen. Selbst Chinesen suchen<br />
nach Alternativen. Viele landen in Südostasien. Eines in Italien.<br />
Ausgerechnet v<strong>on</strong> Südeuropa aus startet Haier, das westlichste<br />
aller chinesischen Unternehmen, seinen<br />
Beutezug in der alten Welt.<br />
Knapp 2.700 Einwohner, 23 Meter<br />
über dem Meeresspiegel, 11 Quadratkilometer<br />
groß, fast 1.100 Jahre alt:<br />
Campodoro ist ein unaufgeregter, unscheinbarer<br />
Flecken. Der Rote Turm der stattlichen<br />
Burg ragt klotzig aus der Stadt. Schweine,<br />
Rinder, Geflügel ernähren die Landwirtschaft.<br />
Wären da nicht die Chinesen – Campodoro,<br />
keine 20 Kilometer v<strong>on</strong> Padua und nur eine<br />
Autostunde v<strong>on</strong> Venedig entfernt, würde in<br />
der An<strong>on</strong>ymität des Veneto versinken.<br />
Verkehrte Welt: China ist die Werkbank der<br />
globalen Industrie. Campodoro ist die Werkstatt<br />
des chinesischen Haushaltsgeräteriesen<br />
Haier. Unternehmen aus dem Westen verlagern<br />
ihre Produkti<strong>on</strong>en in die Billiglohnländer<br />
des Fernen Ostens. Haier, das Paradeunternehmen<br />
der inzwischen zweitgrößten Volkswirtschaft<br />
der Erde, lässt ausgerechnet in der<br />
Hochlohnregi<strong>on</strong> Europa Kühlschränke m<strong>on</strong>tieren.<br />
In Campodoro fertigen 150 Mitarbeiter<br />
700 Geräte aus drei Produktlinien am Tag.<br />
Bis 2013 sollen es doppelt so viele werden.<br />
„Es ist wichtig, in der Nähe des Marktes zu<br />
produzieren, um schneller auf die Nachfrage<br />
reagieren zu können“, sagt René Aubertin,<br />
Wie Haier in nur 20 Jahren die Spitze erreicht.<br />
November 1993<br />
Haier Qingdao (600690) wird<br />
an der Shanghaier Börse notiert.<br />
Dezember 1991<br />
Haier kauft die Gefrierschrankfabrik und die<br />
Air C<strong>on</strong>diti<strong>on</strong>er-Fabrik in Qingdao, woraus ein<br />
neues Unternehmen entsteht, die Haier Group,<br />
was die Basis bildet für den Eintritt in die<br />
Diversifizierungsphase.<br />
September 1992<br />
Haier erfüllt als erster chinesischer Haushaltsgerätehersteller<br />
die Anforderungen<br />
der ISO-9001-Zertifizierung.
think: act BusinEss <strong>Manufacturing</strong> 25<br />
Haier<br />
der Europachef v<strong>on</strong> haier. Wer in China produziere,<br />
müsse vier Wochen für die herstellung<br />
und weitere vier für den transport rechnen –<br />
viel zu lange und bei der größe der Ware auch<br />
viel zu teuer. Schließlich: auch Kühlschränke<br />
sollen schön aussehen. „Beim Design“, so<br />
aubertin, „ist es v<strong>on</strong> Vorteil, in Italien zu sein.“<br />
Die ersten Kühlschränke in Europa verkaufte<br />
haier 1990 in Deutschland. heute gebieten<br />
die regenten aus der neuen Welt China<br />
in der alten Welt Europa über ein Netz v<strong>on</strong><br />
Niederlassungen in 18 Ländern. In Italien,<br />
holland, Deutschland und Dänemark sitzen<br />
die forschungs-, Design- und Entwicklungszentren.<br />
zusätzlich zu den eigenen handelsniederlassungen<br />
und der fertigung in Italien<br />
unterhält das Unternehmen fabriken in rumänien<br />
und der Ukraine. Ein weiteres Werk fürden<br />
Bau v<strong>on</strong> Waschmaschinen soll bis 2013<br />
entstehen – vermutlich in Osteuropa. Die haier<br />
Deutschland gmbh ist eine eigenständige<br />
zweigstelle mit Sitz in Bad homburg. am früheren<br />
Stammsitz der aEg in Nürnberg entsteht<br />
ein forschungs- und Entwicklungszentrum<br />
speziell für europäische Produkte. mehr als<br />
96 Prozent der Beschäftigten in den europäischen<br />
Standorten kommen aus den jeweiligen<br />
Ländern.<br />
Weltweit steuert haier 64 handelsgesellschaften,<br />
16 Industrieparks, 8 Planungsbüros. 24<br />
v<strong>on</strong> 29 fabriken stehen im ausland, die meisten<br />
dav<strong>on</strong> allerdings noch in asiatischen<br />
Ländern. Die Chinesen verkaufen Kühlschränke,<br />
Waschmaschinen, Klimaanlagen, handys,<br />
fernseher oder Computer in 160 Länder der<br />
Erde. Die Nähe zum zielmarkt ist alles.<br />
Das Design der Produkte und das marketing<br />
passen zum Lifestyle der jeweiligen märkte.<br />
Die Premiummarke Casarte, designt in Italien,<br />
wird zunächst beim zahlungskräftigen mittelstand<br />
in China getestet. rund 60.000 menschen<br />
legen sich für haier ins zeug. Sie prägen<br />
das gesicht eines Unternehmens, das manufacturing<br />
betreibt, nicht wo es am billigsten,<br />
s<strong>on</strong>dern für die Kunden am besten ist.<br />
Der Schlüsselmarkt heißt Europa. V<strong>on</strong> Paris<br />
aus, der neuen Europazentrale, arbeitet die<br />
gruppe an einem ehrgeizigen Plan: Bis 2014<br />
will sie zu den fünf stärksten hausgerätemarken<br />
in Europa gehören. Damit greift haier die<br />
Schwergewichte Bosch Siemens, Electrolux<br />
und Whirlpool fr<strong>on</strong>tal an.<br />
Noch fristet haier in Europa mit einem<br />
Umsatz v<strong>on</strong> rund einer halben milliarde Euro<br />
und einem marktanteil zwischen 1 und 1,5<br />
Prozent eher das Dasein eines Underdogs.<br />
Damit schaffen es die Chinesen gerade bis<br />
zum Breakeven; k<strong>on</strong>zernweit liegt die Nettogewinnmarge<br />
bei rund 3 Prozent. Doch der<br />
erfolgsverwöhnte multi macht kräftig Druck.<br />
2010 legte die marke beim europäischen<br />
Umsatz nach eigenen angaben gehörig zu<br />
– bis zu 70 Prozent. In diesem Jahr soll das<br />
Europageschäft noch einmal um die hälfte<br />
wachsen. „Wir werden in den kommenden<br />
drei bis fünf Jahren unseren marktanteil in<br />
Europa auf fünf Prozent erhöhen und damit<br />
unter die fünf größten europäischen herstellern<br />
aufsteigen“, verkündete aubertin Ende<br />
des vergangenen Jahres in Campodoro ebenso<br />
kampflustig wie selbstbewusst.<br />
Leicht ist das nicht. Der europäische<br />
haushaltsgerätemarkt gilt<br />
als extrem schwierig. Qualitätsmarken<br />
wie Bosch Siemens sowie die<br />
günstigen marken großer handelshäuser<br />
sind die Platzhirsche. haier wittert trotz<br />
dem eine Chance: das Segment zwischen<br />
Premium- und handelsmarken. Wer sich<br />
dort durchsetzt, macht es schließlich überall.<br />
Der Schlüsselmarkt heißt Europa.<br />
Bis 2014 will Haier zu den fünf stärksten<br />
Haushaltsgerätemarken in Europa gehören.<br />
April 1999<br />
Haier gründet einen Industriepark<br />
undden ersten industriellen Standort<br />
außerhalb Chinas in South<br />
Carolina, USA. Im März 2000 produziert<br />
das Werk in South Carolina<br />
den ersten Haier-Kühlschrank auf<br />
amerikanischem Boden.<br />
juni 2000<br />
Aus der verschmelzung der europäischen<br />
Erfahrung auf dem Haushaltgerätesektor<br />
und der dem Haier-K<strong>on</strong>zern<br />
eigenen Fähigkeit zur technologischen<br />
Innovati<strong>on</strong> entsteht im Jahr 2000 die<br />
„Haier Europe.<br />
April 2001<br />
In Pakistan wird der zweite Industriepark<br />
v<strong>on</strong> Haier außerhalb der<br />
Landesgrenzen eröffnet, v<strong>on</strong> dem aus<br />
der vertrieb nach Indien, Afghanistan,<br />
dem nahen Osten und Afrika organisiert<br />
wird.
ROLAnD BERGER StratEgy CONSULtaNtS<br />
Haier ist mit einem Marktanteil v<strong>on</strong> 6,1%<br />
die größte Elektromarke der Welt, und<br />
das bereits zweimal in Folge<br />
aubertin, der erste Nichtchinese im Board<br />
der Unternehmensgruppe, will „mit gutem<br />
Design und bes<strong>on</strong>deren features punkten<br />
– und natürlich über einen Preis, der mit<br />
den Premiumherstellern k<strong>on</strong>kurriert“. Internati<strong>on</strong>al<br />
rangiert der in Schanghai an der<br />
Börse gelistete K<strong>on</strong>zern mit Erlösen v<strong>on</strong><br />
zuletzt 13,6 milliarden Euro hinter Whirlpool<br />
und Electrolux, aber vor Bosch Siemens<br />
und Lg sch<strong>on</strong> auf Platz drei – angepeilt sind<br />
20 milliarden Euro Umsatz. gemessen an verkauften<br />
Stückzahlen ist haier laut Eurom<strong>on</strong>itor<br />
mit einem marktanteil v<strong>on</strong> 6,1 Prozent<br />
sogar die größte Elektrogroßgeräte-marke<br />
der Welt, 2010 bereits zweite<br />
mal in folge.<br />
Das Unternehmen haier will in Europa dahin,<br />
wo es weltweit sch<strong>on</strong> steht: ganz nach oben.<br />
Es ist ein Plan in vier großen Schritten.<br />
am anfang, v<strong>on</strong> 1984 bis 1991, steht<br />
die markenbildung – haier soll bald<br />
jeder kennen. Phase zwei dauert bis<br />
1998 und steht ganz unter dem motto<br />
Diversifikati<strong>on</strong> und Expansi<strong>on</strong>. Phase drei<br />
kennzeichnen erste globalisierungsschritte.<br />
Statt Billigprodukte zu bauen, die andere mit<br />
aufgepapptem markenlabel teuer verkaufen<br />
können, setzt haier alles auf den Erfolg<br />
seines eigenen Labels. Phase vier läuft seit<br />
2005: globale markenbekanntschaft.<br />
gegen die marktmacht der<br />
traditi<strong>on</strong>sunterneh<br />
men setzt haier<br />
die Wendigkeit<br />
und Innovati<strong>on</strong>s-<br />
fähigkeit der asiaten, dazu die macht des<br />
Internets. Seine oberste maxime: „Verstehe<br />
deine Kunden und erfülle ihre Wünsche“ –<br />
überall. für haier ist das „Kampf“. Dessen ziel<br />
bestehe in der „Verbesserung und Entwicklung<br />
der menschheit und im anstreben ihrer<br />
Perfekti<strong>on</strong>“.<br />
high, higher, haier: V<strong>on</strong> 2001 bis 2004 verkürzt<br />
das Unternehmen seine Produktzyklen<br />
um 70 Prozent. gleichzeitig steigt die Kundenzufriedenheit<br />
um 60 Prozent und das Qualitätsniveau<br />
um 40 Prozent. Das Unternehmen<br />
produziert Patente am fließband: zwei am<br />
tag. Bei haier funkti<strong>on</strong>ieren Waschmaschinen<br />
ohne Pulver und tV-Empfänger ohne Kabel.<br />
haiers managementprinzipien kombinieren<br />
das Beste aus beiden Welten: Osten und<br />
Westen. Einst der belächelte Billigheimer,<br />
dient haiers managementphilosophie inzwischen<br />
als rollenmodell moderner Unternehmensführung,<br />
die in harvard ebenso<br />
gelehrt und gelernt wird wie bei ImD und<br />
INSEaD in der Schweiz oder der Universität<br />
im japanischen Kobe.<br />
juni 2001<br />
Haier kauft ein Kühlschrank-Unternehmen v<strong>on</strong> Meneghetti<br />
Equipment, Italien. Dies ist der erste Ankauf einer Firma außerhalb<br />
Asiens durch einen Haushaltsgerätehersteller aus China.<br />
2005<br />
März<br />
April 2006<br />
Haier wird strategischer Partner und der weltweit<br />
erste Hauhaltsgeräte-Sp<strong>on</strong>sor der nBA,<br />
der nati<strong>on</strong>al Basketball Associati<strong>on</strong>. Durch<br />
diese verbindung zu einer der populärsten<br />
Sportarten in den USA will Haier sich als Marke<br />
für Haushaltsgeräte in den USA etablieren.<br />
Der Industriepark Haier (Middle East) in Jordanien wird eröffnet. Es ist der<br />
größte Industriepark fürHaushaltsgeräte im nahen Osten. Der Industriepark<br />
wird zu Haiers Ausgangsplattform für die gesamte Regi<strong>on</strong> naher Osten.
think: act BusinEss <strong>Manufacturing</strong> 27<br />
„all-around Optimized management approach“,<br />
später „OEC management C<strong>on</strong>trol System“<br />
genannt, ist haiers erster meilenstein bei der<br />
Entwicklung innovativer managementprozesse.<br />
Deren wichtigste gradmesser: Kundenbetreuung,<br />
Produktqualität, arbeitseffizienz,<br />
Innovati<strong>on</strong>sfähigkeit und tempo bei der<br />
Umsetzung marktfähiger Produkte. OEC ist<br />
das akr<strong>on</strong>ym für „Overall“, „Every<strong>on</strong>e“ und<br />
„C<strong>on</strong>trol“. Im Prinzip ist jeder Beschäftigte<br />
dazu verpflichtet, jeden tag ein bisschen besser<br />
zu werden – und lieber „der Kopf eines<br />
huhns und nicht der Schwanz eines Ochsen“<br />
zu sein.<br />
Die „activate Shocked fish“-theorie<br />
ist haiers zweiter großer Wurf.<br />
Sie bezeichnet Unternehmen mit<br />
guten anlagen, aber schlechten<br />
zahlen – fette Beute für einen hungrigen<br />
Emporkömmling wie haier. 1995 kauft das<br />
Unternehmen die h<strong>on</strong>gxing Electr<strong>on</strong>ics<br />
Company, einen notleidenden LED-hersteller<br />
aus guangzhou. Es ist der Startpunkt einer<br />
raschen Expansi<strong>on</strong>. In den 1990er Jahren<br />
kauft haier 18 chinesische Unternehmen,<br />
14 stecken in der Verlustz<strong>on</strong>e. am Ende der<br />
Dekade ist alles wieder gut – und haier<br />
längst kein reiner Kühlschranklieferant mehr:<br />
gefriergeräte, Klimaanlagen, fernseher und<br />
Wasserkocher sind hinzugekommen. am<br />
meisten furore macht haiers „market Chain<br />
management“. Es beschreibt eine reihe v<strong>on</strong><br />
aktivitäten und Prozessen, die das richtige<br />
Produkt möglichst zur richtigen zeit an die<br />
richtige Stelle bringen sollen.<br />
Das ziel: marktbarrieren niederzureißen und<br />
die Organisati<strong>on</strong> zusammenzuschweißen.<br />
Jede mitarbeiterin und jeder mitarbeiter steht<br />
jetzt vor einem markt mit einem direkten Link<br />
zum Kunden – aus dem externen Wettbewerb<br />
wird ein interner Wettbewerb. So ist beispielsweise<br />
die Produkti<strong>on</strong> der direkte Kunde des<br />
Vertriebs. Löhne sind danach gestaffelt, wie<br />
gut das funkti<strong>on</strong>iert. gepaukt wird das modell<br />
wie in der Schule: Die mannschaft weiß alles<br />
v<strong>on</strong> der Produktentwicklung über die Erstellung<br />
bis zur Distributi<strong>on</strong>. Das soll die K<strong>on</strong>kurrenz<br />
nun auch verstärkt in Europa zu spüren<br />
bekommen. „Unser ziel ist es, jedes Jahr<br />
mindestens eine neue Produktlinie einzuführen“,<br />
sagte haier-Deutschlandchef William<br />
Cantara der „financial times Deutschland“.<br />
2009 wurden die ersten fernseher auf der<br />
auf der Berliner funkausstellung präsentiert.<br />
Bis 2011 will es haier auf einen marktanteil<br />
v<strong>on</strong> drei Prozent bringen. Bis dahin ist es<br />
allerdings noch ein langer Weg, denn die<br />
Ergebnisse in der ersten Jahreshälfte 2010<br />
blieben hinter den Erwartungen zurück.<br />
Bes<strong>on</strong>ders zu leiden hatte haier unter dem<br />
enormen Preisverfall der flachgeräte. haier<br />
arbeitet außerdem an der Einführung neuer<br />
Solarthermiepanels, die S<strong>on</strong>nenenergie in<br />
Wärme umwandeln. 2012, so der Plan, kommen<br />
haier-Laptops nach Deutschland.<br />
„Chinesen reagieren sofort auf den markt<br />
wie auf die E-mail“, sagt haiers Europachef<br />
aubertin. „aber sie erwarten das auch v<strong>on</strong><br />
allen, die für sie arbeiten.“ Lernen müssen sie<br />
trotzdem noch: als etwa die Nachfrage schwächelte,<br />
schlugen die Chefs im chinesischen<br />
Qingdao den Kolleginnen und Kollegen im italienischen<br />
Campodoro vor, alle Beschäftigten<br />
auf die Straße zu setzen – und einen m<strong>on</strong>at<br />
später einfach wieder einzustellen.<br />
juni<br />
2006<br />
Die erste trommelwaschmaschine<br />
der Welt, die ohne<br />
Waschpulver auskommt, wird<br />
v<strong>on</strong> Haier auf den Markt gebracht.<br />
Dezember 2010: Nr.1<br />
In der v<strong>on</strong> Eurom<strong>on</strong>itor Internati<strong>on</strong>al, einem der weltweit führenden Marktforschungsunternehmen,<br />
erstellten Rangliste nimmt Haier erneut Platz 1 unter den Elektrogroßgeräte-Marken<br />
ein. Haier erreichte 2010 einen Marktanteil nach verkaufsmenge v<strong>on</strong><br />
6,1 Prozent, was einer prozentualen Absatzsteigerung v<strong>on</strong> fast 20 Prozent gegenüber<br />
2009 entspricht.<br />
Das Gesicht des Erfolgs: Haier-Chef Zhang Ruimin<br />
januar 2007<br />
Haier kauft eine kleine lokale Kühlschrankfabrik<br />
in Indien. Aktuell beschäftigt das<br />
indische Werk v<strong>on</strong> Haier, das hauptsächlich<br />
Kühlschränke herstellt, über 300 Arbeiter<br />
und hat einen jährlichen Ausstoß v<strong>on</strong><br />
350.000 Einheiten.<br />
Quelle: http://www.haiereurope.com/de/c<strong>on</strong>tents/<br />
meilensteine-der-entwicklung
g How<br />
ROLAND BERGER STRATEGY C<strong>on</strong>sultants<br />
Fischer: Kaizen im<br />
Kuckucksland<br />
Seine Kunststoffdübel braucht jeder Hand- und Heimwerker,<br />
den Baukasten kennt fast jedes Kind: Fischer ist in<br />
der Welt zuhause, aber bleibt in Deutschland<br />
daheim. Geht das überhaupt?<br />
Ein Samstag im Spätsommer 1958.<br />
Artur Fischer steht unter der Dusche.<br />
Mit dem Wasser fließen die Gedanken.<br />
Was halten soll, denkt er, muss Widerstand<br />
leisten. Den Nachmittag verbringt der gelernte<br />
Bauschlosser inseiner Werkstatt. Er spannt<br />
ein Rundstück aus Nyl<strong>on</strong> in den Schraubstock,<br />
bearbeitet es v<strong>on</strong> allen Seiten, sägt Schlitze<br />
und bohrt ein Loch. Dann dreht er vorsichtig<br />
eine Schraube hinein. Beide Hälften<br />
des Stabes spreizen sich „wie das Maul<br />
eines Krokodils“. Der Mann, der 1949 einen<br />
Fotoblitzer mit Synchr<strong>on</strong>auslösung k<strong>on</strong>struierte,<br />
später den fischertechnik-Baukasten<br />
erfinden sollte und heute auf mehr als 1.100<br />
Patente blickt, macht die Entdeckung seines<br />
Lebens. Am 8. November 1958 bekommt er<br />
die Patentschrift. Jetzt hält der S-Dübel, der<br />
kleine graue, die Welt zusammen.<br />
Nicht selten enden Märchen wie das aus<br />
der kleinen Gemeinde Waldachtal im Kreis<br />
Freudenstadt in einem Desaster für den<br />
Standort: zu teuer, zu hohe Steuern, zu unflexibel,<br />
zu weit weg v<strong>on</strong> der internati<strong>on</strong>alen<br />
Kundschaft. Bei Fischer ist es anders:
think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 29<br />
Je stärker in der Welt zuhause, umso<br />
mehr fühlt sich das Unternehmen im<br />
Nordschwarzwald daheim. Zuletzt holte<br />
Fischer die Fertigung v<strong>on</strong> Injekti<strong>on</strong>skartuschen<br />
und Mörtelpatr<strong>on</strong>en inklusive Maschinenpark<br />
aus China nach Denzlingen<br />
zurück – aus Angst vor dem Ideenklau.<br />
Dort, rund 100 Kilometer vom Stammsitz<br />
und 10 Kilometer v<strong>on</strong> Freiburg entfernt,<br />
stellt Fischer chemische Befestigungen her.<br />
Der Standort gilt als einer der wachstumsstärksten<br />
Unternehmensbereiche. Jetzt<br />
wird die Kapazität um 50% aufgestockt.<br />
Straffes Kostenmanagement, eine effiziente<br />
verbrauchsgesteuerte Logistik sowie<br />
ausgprägte Kunden- und Marktorientierung<br />
machen den Betrieb zum Leitbild einer<br />
neuen Fabrikgenerati<strong>on</strong>.<br />
Der Mann dahinter: Klaus Fischer. Der<br />
60jährige führt die vom Vater gegründete<br />
Fischerwerke GmbH & Co. KG seit<br />
1980. Ihm gehören 98 Prozent der Firmenanteile.<br />
Kaum oben, erkennt er die gefährliche<br />
Abhängigkeit vom deutschen Markt<br />
– und vom Geistesblitz seines Vaters.<br />
Mit dem S-Dübel allein, so seine Analyse,<br />
könne das Unternehmen langfristig kaum<br />
bestehen. Seine K<strong>on</strong>sequenz: Ausweitung<br />
der Produktpalette. Zu den Dübeln kommen<br />
Stahlanker und chemische Befestigungen –<br />
und ab geht es ins Ausland. Der Lohn: Zwar<br />
fertigt Fischer auch heute noch mehr als<br />
die Hälfte seiner Befestigungssysteme in<br />
Deutschland. Doch Dreiviertel des Umsatzes<br />
werden im Ausland erwirtschaftet. Zugegeben:<br />
Es gibt Momente, da denkt auch<br />
Klaus Fischer darüber nach, „ob der Standort<br />
Deutschland noch richtig ist“, wenn auch<br />
nur hypothetisch. Vor Jahren schaute<br />
er neidisch ins 200 Kilometer entfernte<br />
Österreich. Die Alpenrepublik hatte gerade<br />
die Erbschaftssteuer abgeschafft. So etwas<br />
wünschte sich Fischer auch in Deutschland.<br />
Überhaupt: 98.000 Steuerregeln ärgern ihn.<br />
„Früher hat man Zeit gehabt für die Arbeit,<br />
heute ist man mit einem Wust v<strong>on</strong> Richtlinien<br />
und Gesetzen beschäftigt.“<br />
Inzwischen hört sich das anders an. Schlechte<br />
K<strong>on</strong>junktur ist in Waldachtal kein Grund<br />
zur Klage. Harter Wettbewerb wirkt auf Fischer<br />
eher stimulierend. Sein Motto: „Wenn kein<br />
Wind weht: Rudern!“ V<strong>on</strong> schlechten Standortbedingungen<br />
will er sch<strong>on</strong> gar nichts wissen.<br />
„Deutschland“, sagt er, „hat noch so<br />
viele Potenziale. Wenn wir sie k<strong>on</strong>sequent<br />
nutzen, müssen wir uns über schwierige<br />
Rahmenbedingungen kaum Gedanken<br />
machen.“<br />
Vergangenes Jahr machte Fischer<br />
582 Milli<strong>on</strong>en Euro Umsatz, mehr<br />
als sieben Mal so viel wie Anfang<br />
der 80er Jahre des vergangenen<br />
Jahrhunderts. Aus der Dübel-Dynastie ist ein<br />
Befestigungsspezialist geworden. Acht v<strong>on</strong><br />
zehn Euro werden hier verdient. Den Rest<br />
steuern Automotive Systems, ein Spezialist<br />
für Kinematikkomp<strong>on</strong>enten und hochwertige<br />
Kunststoffoberflächen, fischertechnik und<br />
der Beratungszweig Fischer C<strong>on</strong>sulting bei.<br />
Die Referenzen reichen v<strong>on</strong> der Befestigung<br />
der Glasfassade des Porsche-Museums in<br />
Stuttgart bis zu S<strong>on</strong>derbefestigungen im<br />
Gotthard-Basistunnel. Fischer hat Dübel aus<br />
nachwachsenden Rohstoffen erforscht.<br />
Mit dem richtigen Fischer-Dübel kann man<br />
Die Basis des Erfolgs: Produkti<strong>on</strong> v<strong>on</strong> Fischer<br />
Dübeln im Waldachtal
g How<br />
„<br />
Innovati<strong>on</strong> im Sinne v<strong>on</strong><br />
ständiger Erneuerung bedeutet<br />
weit mehr als die Summe<br />
unserer Patente<br />
ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANtS<br />
sogar ein zweieinhalb T<strong>on</strong>nen schweres Auto<br />
an eine Decke hängen.<br />
V<strong>on</strong> den rund 3.800 Fischer-Beschäftigten<br />
arbeiten knapp 2.000 in Deutschland, dav<strong>on</strong><br />
allein 1.200 in Waldachtal. Fischer ist in 31<br />
Staaten mit 35 eigenen Ländergesellschaften<br />
vertreten. Die Produkte werden in mehr<br />
als 100 Ländern vertrieben. Zuletzt gründeten<br />
die Schwarzwälder Vertriebsgesellschaften<br />
in der Türkei und in den USA. Im Ausland produziert<br />
das Unternehmen in Italien, Tschechien,<br />
China, Argentinien, Brasilien und in den USA<br />
– und folgt damit seinen Kunden in die Märkte.<br />
Die vernetzte Wirtschaft ist für Fischer ein<br />
Segen. Er braucht andere Länder, um täglich<br />
über zehn Milli<strong>on</strong>en Dübel produzieren zu<br />
können. Ob Stahl für die Metallanker oder<br />
Teile des Granulats für die Kunststoffdübel:<br />
Viele Grundstoffe kommen aus dem Ausland.<br />
„Aber es wäre gefährlich, nur darauf zu<br />
schauen, wo es billiger wird, und v<strong>on</strong> einem<br />
Land ins nächste zu marschieren.“ Schließlich<br />
bedeute jede Verlagerung auch Aufwand,<br />
eine Menge Kosten – und Risiko. „Es kommt<br />
auf die richtige Mischung zwischen Auslandsund<br />
Inlandsprodukti<strong>on</strong> an.“ Am liebsten<br />
würde Fischer ein Werk in Afrika bauen.<br />
Doch zuhause ist es auch ganz schön:<br />
„Man kann hier günstiger produzieren, aber<br />
man muss in die Prozesse eingreifen.“<br />
„<br />
Professor E.h., Senator E.h., Dipl.-Ing. (FH) Klaus Fischer (60)<br />
Wie, das hat Fischer bei Toyota gelernt.<br />
Dem japanischen Autoriesen schaute er ab,<br />
was Prozessoptimierung heißt. Kurz nach<br />
der Jahrtausendwende führte der Familienunternehmer<br />
das Fischer-Prozess-System<br />
(FPS) ein – das Prinzip des schlanken Unternehmens,<br />
das Verschwendung vermeidet<br />
und Wertschöpfung steigert. Angelehnt an<br />
die Kaizen-Philosophie des Weltmarktführers<br />
im Automobilbau durchleuchtet es alle Arbeitsschritte<br />
in der Produkti<strong>on</strong> oder Verwaltung<br />
permanent nach Verbesserungschancen.<br />
„Wer in Deutschland wettbewerbsfähig sein<br />
will, muss enorm effizient arbeiten“, so<br />
Fischer. Familienunternehmen scheinen dafür<br />
prädestiniert. Die 500 größten Familienunternehmen<br />
Deutschlands erhöhten zwischen<br />
2006 und 2008 die Zahl ihrer Beschäftigten<br />
um 90.000 auf 2,2 Milli<strong>on</strong>en. Gleichzeitig<br />
bauten DAX-Unternehmen, die nicht v<strong>on</strong> Familien<br />
k<strong>on</strong>trolliert werden, 80.000 Stellen ab.<br />
„Der Kunde bezahlt uns nicht für unsere<br />
Verschwendung. Also versuchen wir alles<br />
zu eliminieren, was dem Kunden keine Wertschöpfung<br />
bringt.“ Am Fischer-Arbeitsplatz<br />
hat jeder Hammer, jede Zange, jeder Schraubenzieher<br />
einen festen Platz. So wird zeitraubendes<br />
Suchen vermieden. Selbst in den<br />
Schreibtischschubladen der Büros sind die<br />
Abstellflächen für Locher, Tesaroller oder<br />
Kugelschreiber einheitlich festgelegt. Was<br />
fehlt, ist auf Anhieb erkennbar. Banal? Ist<br />
es aber nicht, bekräftigt Fischer: „V<strong>on</strong> 225<br />
Arbeitstagen sind pro Mitarbeiter 88 verschwendet.“<br />
Acht Verschwendungsarten hat<br />
Fischer ausgemacht. Sie reichen v<strong>on</strong> der<br />
Überprodukti<strong>on</strong>, zu hohen Beständen und<br />
zu großen Flächen über unnötige Transportwege,<br />
lange Warte- und Wegezeiten bis hin<br />
zu überflüssigen Reparaturen und der Vergeudung<br />
v<strong>on</strong> Wissen und Erfahrung. Die<br />
Maschinenrüstzeiten an einem Nageldübel-<br />
Automaten etwa reduzierte Fischer v<strong>on</strong> 28<br />
auf 10 Minuten. Eine geänderte Ablaufplanung<br />
brachte bei der Rüstzeit eine Ersparnis v<strong>on</strong><br />
75 Minuten und eine v<strong>on</strong> 270 auf 50 Meter<br />
verkürzte Wegestrecke. Die Ergebnisse brachten<br />
Fischer den Ruf als Deutschlands k<strong>on</strong>sequentestem<br />
Prozessoptimierer ein.<br />
Doch nicht alles, was v<strong>on</strong> Toyota<br />
kommt, ist gut für Fischer: Die Roboterbatterien<br />
wurden ausgedünnt,<br />
das führerlose Transportsystem verschwand<br />
ganz. Fischer: „Wir müssen in der<br />
Produkti<strong>on</strong> hochflexibel sein, um stets auf<br />
die Anforderungen unserer Kunden schnell<br />
reagieren zu können.“ Längst ist der Kampf<br />
gegen Verschwendung Bestandteil des<br />
Unternehmensleitbilds. Es definiert das Ziel<br />
einer angemessenen Verzinsung des eingesetzten<br />
Kapitals, um Arbeitsplätze zu sichern,<br />
zu gestalten und neue zu schaffen. Und es<br />
legt die verbindlichen Unternehmenswerte<br />
fest: innovativ, eigenverantwortlich, seriös.<br />
„Offen für Neues, bereit zu Veränderungen,<br />
flexibel und schnell zu sein, sind die Grundlagen<br />
einer erfolgreichen Zukunft“, sagt Klaus<br />
Fischer: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
wissen doch selbst am besten, was an ihrem<br />
Arbeitsplatz funkti<strong>on</strong>iert und was nicht. Sie<br />
bringen unser Unternehmen voran, indem sie<br />
jeden Tag darüber nachdenken, was wir heute<br />
besser machen können als gestern.“ Fehler?<br />
Willkommen. „Nur nicht derselbe zweimal.“
think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 31<br />
Loyalität zahlt sich bes<strong>on</strong>ders in schwierigen<br />
Zeiten aus. Als die Finanzkrise zuschlägt,<br />
kommt Fischer glimpflich dav<strong>on</strong>. Die Stammbelegschaft<br />
bleibt an Bord. Den Aufschwung<br />
schafft das Unternehmen in alter Mannschaftsstärke.<br />
Ergebnis: knapp zwölf Prozent<br />
Umsatzplus oder 61 Milli<strong>on</strong>en Euro im Jahr<br />
2010. Jetzt werden neue Stellen geschaffen.<br />
Menschen, die sich mit dem Unternehmen<br />
stark identifizieren, tragen eher auch kurzfristig<br />
schmerzhafte Entscheidungen mit.<br />
Starker emoti<strong>on</strong>aler Zusammenhalt und<br />
die mitdenkende Identifikati<strong>on</strong> mobilisieren<br />
ungewöhnliche Energien. Bei Fischer<br />
kommt die Belegschaft auf jährlich 13,83<br />
Patentanmeldungen pro 1.000 Beschäftigte<br />
– der Durchschnitt im Land liegt bei 0,56<br />
Prozent. Mehr als 35 Prozent der Patente<br />
werden in neuen Produkten, Verfahren und<br />
Anwendungen umgesetzt. Deutschlandweit<br />
sind es lediglich 10 Prozent. Derzeit verfügt<br />
das Unternehmen Fischer über<br />
mehr als 2.300 Schutzrechten.<br />
Doch „Innovati<strong>on</strong> im Sinne v<strong>on</strong><br />
ständiger Erneuerung bedeutet<br />
weit mehr als die Summe unserer<br />
Patente“, sagt Fischer. Auch die<br />
Prozesse sollen schnell und flexibel<br />
auf die Anforderungen der Kunden<br />
reagieren können. Fischers Anspruch an<br />
seine Belegschaft: „best in class.“<br />
Förderpool bereitet eigene Nachwuchskräfte<br />
zwei Jahre lang auf Führungsaufgaben vor.<br />
Fischer gehört außerdem zu den Gründungsmitgliedern<br />
der Initiative „Wissensfabrik“.<br />
Mehr als 70 Unternehmen aller Größen und<br />
Branchen, darunter BASF, Bosch Thyssen<br />
Krupp oder Trumpf, wollen damit „den Standort<br />
Deutschland zukunftsfähiger machen<br />
und die junge Generati<strong>on</strong> für die Herausforderungen<br />
der Wissensgesellschaft rüsten“. Mehr<br />
als 2.000 Bildungspartnerschaften sind seit<br />
2005 entstanden, knapp ein halbe Milli<strong>on</strong>en<br />
Kinder haben sich bislang beteiligt.<br />
Prominente Autoren, darunter Jürgen<br />
Hambrecht (BASF), der Sägenspezialist<br />
Hans Peter Stihl, <strong>Roland</strong> Mack<br />
vom Europa-Park Rust oder Dieter<br />
Hundt, der Präsident der Bundesvereinigung<br />
der Deutschen Arbeitgeberverbände, antworten<br />
zu Klaus Fischers 60ten Geburtstag<br />
im vergangenen Jahr auf die Frage: „Was<br />
müssen wir heute tun, um morgen wettbewerbs-<br />
und zukunftsfähig zu sein?“<br />
Die Ideen reichen v<strong>on</strong> der systematischen<br />
Investiti<strong>on</strong> in Bildung und Ausbildung über<br />
innerbetriebliche Prozessoptimierung bis<br />
zur erfolgreichen Mitarbeitermotivati<strong>on</strong><br />
durch Werte und Ziele, vom k<strong>on</strong>tinuierlichen<br />
Innovati<strong>on</strong>smanagement über maßgeschneiderte<br />
Finanzierungsstrategien bis<br />
zur k<strong>on</strong>sequenten Kundenorientierung und<br />
Produktdiversifizierung – nachzulesen in<br />
einem 192 Seiten starken Buch. Sein Titel:<br />
„Heute handeln – morgen profitieren“.<br />
Seit Jahren bildet Fischer über den<br />
„<br />
eigenen Bedarf aus. Mitarbeiter<br />
profitieren v<strong>on</strong> Schulungs- und<br />
Qualifizierungsangeboten in 16<br />
unterschiedlichen Bereichen – Rund 2000<br />
Teilnehmer wurden bislang gezählt. Der<br />
Deutschland hat noch<br />
so viele Potenziale. Wenn wir<br />
sie k<strong>on</strong>sequent nutzen, müssen<br />
wir uns über schwierige<br />
Rahmenbedingungen kaum<br />
Gedanken machen.<br />
„<br />
Professor E.h., Senator E.h., Dipl.-Ing. (FH) Klaus Fischer
Who<br />
7Fragen an Ian Joesbury,<br />
<str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g>, Meggitt PLC<br />
erfüllt. Diese k<strong>on</strong>tinuierliche Anpassung<br />
IAN JOESBURY 48, Chief Operating<br />
Officer der Meggitt PLC Gruppe, ein auf Hochleistungskomp<strong>on</strong>enten<br />
und Subsystemefür<br />
die Luftfahrt-, Verteidigungs- und Energieindustrie<br />
spezialisiertes Unternehmen.<br />
Ian Joesbury startete seine berufliche Laufbahn<br />
bei Ford Motor Company (1982-1986) wo er<br />
diverse technische Positi<strong>on</strong>en übernahm.<br />
V<strong>on</strong> 1982 bis 1986 studierte er Maschinenbau<br />
im Imperial College in L<strong>on</strong>d<strong>on</strong>.<br />
V<strong>on</strong> 1992 bis 1993 absolvierte er ein MBA Programm<br />
an der Warwick University. Danach übernahm er als<br />
General Manager eine Positi<strong>on</strong> bei Lucas Automotive<br />
Aftermarket (1993-1997) und Lucas Aerospace (1997-1999).<br />
Weitere Stati<strong>on</strong>en seiner beruflichen Karriere waren TRW<br />
Aer<strong>on</strong>autical, Goodrich Corporati<strong>on</strong>s und Smiths Aerospace.<br />
Seit 2006 ist er bei Meggitt Group Director<br />
of Operati<strong>on</strong>s Excellence und seit 2010 ist er<br />
Präsident v<strong>on</strong> Meggitt Polymers & Composites.<br />
1. WARUM<br />
BRAUCHT Meggitt SIE?<br />
Meggitt hat sehr anspruchsvolle Kunden<br />
in teils überaus herausfordernden Märkten,<br />
zum Beispiel Luft- und Raumfahrt, Verteidigung<br />
oder Energie. Wir bewegen uns in<br />
High-tech-Industrien, in denen höchste<br />
Qualität, wettbewerbsfähige Kosten und<br />
absolute Liefertreue Grundvoraussetzungen<br />
sind. Um diesen wachsenden Herausforderungen<br />
auch weiterhin gerecht<br />
zu werden, hat Meggitt seine Geschäftsstruktur<br />
einem Wandel unterzogen, und ich<br />
trage meinen Teil zu dieser Transformati<strong>on</strong><br />
bei. Exzellenz definiert sich heute nicht<br />
darüber, wie gut man zu einem bestimmten<br />
Zeitpunkt ist, s<strong>on</strong>dern wie gut man die sich<br />
verändernden Anforderungen der Märkte<br />
und Verbesserung steht im Mittelpunkt<br />
meiner Rolle bei Meggitt.<br />
2. WIE DEFINIEREN SIE<br />
IHRE ROLLE?<br />
Weiter, als man zunächst vermuten könnte.<br />
Mein Titel lautet: „Group Director of Operati<strong>on</strong>s<br />
Excellence“. Das beschreibt den Anspruch,<br />
der heute an einen <str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g> gestellt wird, eigentlich<br />
sehr treffend. Es geht nicht allein um<br />
Operati<strong>on</strong>s, also die Trennung v<strong>on</strong> Strategie<br />
und Ausführung. Es geht um Exzellenz in allen<br />
Aktivitäten und wie die Operati<strong>on</strong>s-Funkti<strong>on</strong><br />
diesen Prozess im gesamten Unternehmen<br />
unterstützen kann. Schlanke Verfahren haben<br />
in Engineering und Marketing ebenso ihre<br />
Berechtigung wie in der Produkti<strong>on</strong>. Der größte<br />
ROLAND BERGER STRATEGY C<strong>on</strong>sultants<br />
Nutzen lässt sich erzielen, wenn man das<br />
Ganze und nicht nur seine Teile optimiert.<br />
3. Wofür stehen Sie?<br />
In aller Kürze? Für eine unbedingte<br />
Leistungskultur! Ich habe dafür eine<br />
einfache Definiti<strong>on</strong>: Was immer Meggitt<br />
tut, muss Weltklasse sein, ganz einfach.<br />
Entscheidend dafür sind vier Dinge.<br />
Zum einen: Leistungskultur heißt für<br />
alle, Verantwortung zu übernehmen.<br />
Zum anderen bedeutet sie aber auch:<br />
Teamwork, oft über den Tellerrand hinaus,<br />
und die effiziente Nutzung v<strong>on</strong> Informati<strong>on</strong>en<br />
und Analysen, um Entscheidungen<br />
zu treffen, die nicht nur auf Erfahrung<br />
basieren, s<strong>on</strong>dern auch durch Fakten<br />
untermauert sind. Dies produziert greifbare<br />
Ergebnisse, die sich messen lassen. Ohne<br />
dieses Selbstverständnis lässt sich nichts<br />
erreichen.<br />
4. Was tun Sie genau?<br />
Hauptsächlich drei Dinge. Zum einen<br />
arbeiteich eng mit allen Operati<strong>on</strong>s-<br />
Teams der Gruppezusammen, um die<br />
ständige Weiterentwicklung und Umsetzung<br />
unserer Operati<strong>on</strong>s-Strategie<br />
firmenübergreifend zu koordinieren<br />
und zu optimieren. K<strong>on</strong>kret: Ich helfe,<br />
Themen möglichst breit aufzustellen<br />
und Größenvorteile zu identifizieren<br />
und k<strong>on</strong>sequent auszuspielen.<br />
Zweitens übernehme ich auch selbst<br />
eine Führungsrolle, etwa in unserem<br />
Werk in China, um dort die Standortkostenvorteile<br />
zu nutzen, und in unserem<br />
zentralen Eikaufsteam, um die<br />
Prozessverbesserung für die gesamte<br />
Funkti<strong>on</strong> voranzutreiben. Drittens arbeite<br />
ich an spezifischen Initiativen mit,<br />
etwa, um neu übernommene Unternehmen<br />
in die Gruppe zu integrieren und<br />
in bestimmten Bereichen tiefgreifende<br />
Änderungen umzusetzen.
think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 33<br />
5. Haben Sie eine<br />
Zukunft?<br />
Oh ja, das will ich doch hoffen. Die Ansprüche<br />
unserer Kunden steigen nämlich permanent:<br />
Die Kosten sollen immer weiter gesenkt, die<br />
Durchlaufzeiten verkürzt, die Produkte noch<br />
leistungsfähiger werden und, und, und ...<br />
Dazu kommen die zunehmende Komplexität<br />
globaler Märkte, sich ständig verändernde<br />
Rahmenbedingungen und strengere Umweltauflagen.<br />
Ich glaube aber, dass wir diese<br />
Herausforderungen zu gegebener Zeit meistern<br />
werden.<br />
Es gab eine Zeit, da k<strong>on</strong>nte die Luft- und Verteidigungsindustrie<br />
eine S<strong>on</strong>derstellung für<br />
sich beanspruchen. Was allein zählte, war<br />
die Technologie. Heute ist die Technologie<br />
nach wie vor sehr wichtig, aber v<strong>on</strong> den<br />
Unternehmen wird selbstverständlich auch<br />
eine optimale Kostenstruktur bei gleichzeitig<br />
höchstem Qualitätsniveau erwartet. Für uns<br />
Partner heißt das: Wir müssen punktgenau<br />
liefern und jederzeit in der Lage sein, kurzfristig<br />
unsere Produkti<strong>on</strong> den jeweiligen Bedürfnissen<br />
unserer Kunden anzupassen. Risikomanagement<br />
ist für uns extrem wichtig, weil es<br />
die Lieferungen jederzeit sicherstellt.<br />
Das alles geht nicht spurlos an uns vorüber.<br />
Wir müssen auf diese Veränderungen reagieren,<br />
und genau das haben wir getan. Wir haben<br />
vor kurzem erfolgreich ein umfangreiches<br />
Transformati<strong>on</strong>sprogramm in der Gruppe umgesetzt.<br />
Es verbessert unsere Kostenbasis und<br />
richtet unsere Aktivitäten neu aus. Als Gegengewicht<br />
zu vergleichsweise teuren Standorten<br />
in Westeuropa und Nordamerika haben wir<br />
ein Werk in China, eine Zerspanungsanlage in<br />
Mexiko und eine Einkaufsfunkti<strong>on</strong> in Singapur<br />
Meggitt rüstet weltweit die<br />
meisten Flugzeuge mit Rädern<br />
und Bremsen aus<br />
eingerichtet. Meggitt hat sich v<strong>on</strong> einer auf<br />
einzelne Geschäftsbereiche k<strong>on</strong>zentrierten<br />
Gruppe zu einem wirklich global denkenden<br />
und handelnden Unternehmen entwickelt.<br />
Damit ist Meggitt gut aufgestellt, um<br />
noch erfolgreicher zu werden, und das kommt<br />
den Mitarbeitern in allen Regi<strong>on</strong>en zugute.<br />
6. Wie organisieren<br />
Sie sich persönlich?<br />
Die Zeiten ändern sich rasend schnell.<br />
Nichts ist morgen noch so, wie es gestern<br />
war. Für mich bedeutet das: K<strong>on</strong>zentrati<strong>on</strong><br />
auf die zwei bis drei Aufgaben mit dem<br />
größten Veränderungspotenzial. Der Erfolg<br />
kommt oft durch die Liebe zum Detail, aber<br />
die Themen müssen klar und sauber formuliert<br />
sein, s<strong>on</strong>st gehen sie im Tagesgeschäft<br />
unter. Ich muss daneben immer auch ein<br />
Auge auf ander Dinge haben, aber dafür ist in<br />
aller Regel das Operati<strong>on</strong>s-Exzellenz-Team<br />
da. Die Fähigkeit zu delegieren ist bes<strong>on</strong>ders<br />
wichtig, und ich habe ein sehr starkes Team,<br />
das mich unterstützt.<br />
STECKBRIEF: Meggitt PLC<br />
7. Was beunruhigt<br />
Sie am meisten?<br />
Operati<strong>on</strong>s heißt heute vor allem: Risiken<br />
managen. Unternehmen sind zunehmend<br />
größeren Risiken ausgesetzt. Nehmen<br />
Sie Währungsturbulenzen oder – aktuell –<br />
die unkalkulierbaren politischen und wirtschaftlichen<br />
Umbrüche. Diese Dinge sind<br />
v<strong>on</strong> Natur aus schwer vorherzusagen, dennoch<br />
müssen wir alles daransetzen, auch<br />
solch extreme Unsicherheiten abzufedern.<br />
Ein Beispiel aus der Praxis: Es ist vielleicht<br />
am besten und am billigsten, die meisten<br />
Komp<strong>on</strong>enten aus einer einzigen Niedrigkostenregi<strong>on</strong><br />
wie China zu beziehen. Aber<br />
Abhängigkeit ist ein Risiko. Also versuchen<br />
wir, eine Balance zu halten, die es erlaubt,<br />
sehr schnell auf sich ändernde Bedingungen<br />
zu reagieren, ohne dass dabei gleich<br />
unser Geschäftsmodell in Frage gestellt<br />
wird. Aber auch das sei in aller Deutlichkeit<br />
gesagt: Wir können Risiken eingrenzen.<br />
Ganz ausschließen können wir sie nicht.<br />
Das würde zu teuer.<br />
Die britische Firma Meggitt PLC ist spezialisiert auf die Produkti<strong>on</strong> v<strong>on</strong> Hochleistungskomp<strong>on</strong>enten<br />
und Subsystemen für die Luftfahrt-, Verteidigungs- und<br />
Energieindustrie. Die Sensor- und K<strong>on</strong>trolltechnologien werden auch in verschiedenen<br />
Bereichen der Medizintechnik, des Transportwesens sowie der Land- und<br />
Meeresgasturbinen benötigt.<br />
2010 wurden fünf verschiedene Bereiche restrukturiert: Meggit Aircraft Braking<br />
Systems, Meggitt C<strong>on</strong>trol Systems, Meggitt Polymers & Composites, Meggitt<br />
Sensing Systems und Meggitt Equipment Group.<br />
Hauptsitz des Unternehmens ist heute Christchurch in<br />
Großbritannien (Dorset). Die Firma hat mittlerweile über<br />
7.300 Mitarbeiter, v<strong>on</strong> denen die meisten in Nordamerika<br />
und Großbritannien beschäftigt sind.<br />
Die Umsatz lag im Geschäftsjahr 2010 bei 1162<br />
Milli<strong>on</strong>en GBP. Der Gewinn vor Steuern erhöhte sich<br />
auf 256,1 Milli<strong>on</strong>en GBP (+9,35% im Vergleich zu<br />
2009). In 2009 betrug die Marktkapitalisierung<br />
über 1,75 Milliarden GBP.<br />
http://www.meggitt.com/
What<br />
ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANTS<br />
Gut ist noch lange<br />
nicht gut genug<br />
Daimler will das Auto neu erfinden, doch nach Einschätzungen v<strong>on</strong> <strong>Roland</strong><br />
<strong>Berger</strong> Strategy C<strong>on</strong>sultants steht die Branche vor weit gravierenderen<br />
Umbrüchen, geprägt v<strong>on</strong> Hightech, Sparzwang und Nachhaltigkeit.<br />
Weitere Themen in der <str<strong>on</strong>g>COO</str<strong>on</strong>g>-Werkstatt: Warum<br />
Einkaufsgemeinschaften Milliarden Kosten im Gesundheitswesen<br />
sparen können – Wie Finanzmanager gleichzeitig für Wachstum<br />
und Effizienz sorgen wollen – Und warum der deutsche<br />
Maschinenbau gut, aber noch lange nicht gut genug ist.
Wird fotografiert<br />
think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 35
g What<br />
ROLAnD BERGER StratEgy CONSULtaNtS<br />
Autoindustrie:<br />
DIE KINDEr DEr GrüNEN rEvOLUTION<br />
aLLE rEDEN VOm ELEKtrOaUtO. DOCh DIE aUtOmOBILINDUStrIE mUSS NICht NUr DaS aUtO<br />
NEU ErfINDEN. DIE BraNChE StEht VOr DEm grÖSStEN WaNDEL IhrEr gESChIChtE.<br />
Die automobilindustrie ist voll auf Strom.<br />
zwar wird auch 2025 noch jedes zweite<br />
auto Sprit an der herkömmlichen tankstelle<br />
zapfen. Doch sch<strong>on</strong> zehn Prozent der neu<br />
zugelassenen autos weltweit holen sich<br />
ihren Kraftstoff ausschließlich aus der<br />
Steckdose. 40 Prozent der Neuwagenflotte<br />
besteht aus hybridfahrzeugen, die beides<br />
können. Der steigende anteil elektrischer<br />
antriebe wird die aktuelle Wertschöpfungskette<br />
des mobilitätssektors nicht nur für die<br />
autobauer und ihre zulieferer, s<strong>on</strong>dern auch<br />
für Stromversorger und Drittanbieter gründlich<br />
durcheinanderwirbeln.<br />
„Wir müssen das auto neu erfinden“, sagt<br />
Daimler-Chef Dieter zetsche. Doch für roland<br />
<strong>Berger</strong> Strategy C<strong>on</strong>sultants ist dies nur ein<br />
teil des umfassenden Wandels der globalen<br />
automobilindustrie, wie aus ihrer Studie<br />
„automotive Landscape 2025“*) hervorgeht.<br />
„Die Kerntechnologien werden sich verändern;<br />
neue geschäftsmodelle und Organisati<strong>on</strong>sstrukturen<br />
entstehen. mitarbeiter müssen<br />
PERSPEKtIvEn FÜR E-MOBILItY:<br />
40%<br />
10%<br />
50%<br />
Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong><br />
Im besten Fall werden im Jahr 2025 ca. 10%<br />
aller neuverkäufe reine Elektroautos sein Hybridfahrzeuge<br />
werden einen Anteil v<strong>on</strong> 40% erreichen<br />
und der herkömmliche verbrennungsmotor<br />
immer noch 50% Marktanteil umfassen.<br />
neue anforderungen erfüllen“, sagt Wolfgang<br />
Bernhart, Partner bei roland <strong>Berger</strong> Strategy<br />
C<strong>on</strong>sultants: „Der regi<strong>on</strong>ale Schwerpunkt der<br />
Industrie wird sich verlagern“. Die reise geht<br />
nach asien. Empfindlich betroffen sind dav<strong>on</strong><br />
vor allem bestehende Standorte in Europa.<br />
300.000 arbeitsplätze könnten gefährdet<br />
sein, die meisten in der Produkti<strong>on</strong>. Dazu<br />
kommt ein Wertewandel, der das Kleinwagensegment<br />
stärkt. große autos sind<br />
in asien mächtige Statussymbole, aber<br />
kleine und kostengünstige fahrzeuge<br />
bestimmen das Bild. Jüngere menschen<br />
finden autos allerdings immer weniger<br />
hip. „In den großen metropolen wird der<br />
Besitz eines eigenen autos nicht mehr<br />
notwendig sein, um v<strong>on</strong> a nach B zu<br />
kommen. Es entsteht bereits heute ein<br />
trend zur Demotorisierung“, sagt<br />
roland <strong>Berger</strong>-Partner Philipp grosse<br />
Kleimann: „mobilitäts-Ökosysteme wie<br />
beispielsweise Car Sharing bedienen<br />
die Nachfrage nach autos und anderen<br />
fortbewegungsmitteln optimal“.<br />
DrEI SZENArIEN SIND Für rOLAND BErGEr Für DAS jAHr 2025 BESTIMMEND:<br />
DAS HIGHTECH-SZENArIO prognostiziert eine starke Entwicklung des autos in richtung<br />
K<strong>on</strong>nektivität: Die permanente Verbindung mit dem Internet und eine pers<strong>on</strong>alisierte<br />
It-Schnittstelle ermöglichen dem fahrer, zahlreiche zusätzliche funkti<strong>on</strong>en zu nutzen<br />
und mehr Komfort beim fahren zu erreichen.<br />
DAS SPArSZENArIO sieht eine Welt vor, in der die Kaufkraft der Kunden aufgrund des<br />
Steuerdrucks, der steigenden Inflati<strong>on</strong> sowie des geringen Einkommenswachstums<br />
stark beeinträchtigt ist. autos sind weniger erschwinglich und die ausgaben für fahrzeuge<br />
k<strong>on</strong>kurrieren mit weiteren wichtigen ausgaben.<br />
DAS NACHHALTIGKEITSSZENArIO beschreibt eine Welt, in der das Verbraucherverhalten<br />
stark durch Vorschriften, gesetze und Steuern, aber auch durch Bewertungen über umweltfreundliche<br />
automodelle beeinflusst wird.<br />
http://www.rolandberger.com/expertise/industries/automotive/2011-02-28-rbsc-pub-automotive_landscape_2025.html
think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 37<br />
$<br />
Gesundheitskosten:<br />
Erste Hilfe Einkauf<br />
Die Gesundheitskosten explodieren.<br />
Einkaufsgemeinschaften sollen Milliarden sparen.<br />
Die Gesundheitsausgaben in Deutschland<br />
klettern trotz aller Sparbemühungen weiter.<br />
Rund 280 Milliarden Euro wurden 2010 für<br />
medizinische Behandlungen, Pflegeleistungen,<br />
Arzneimittel und Vorbeugung augegeben.<br />
Gesundheitsausgaben in ausgewählten<br />
Ländern, 2000-2010 Anteil in BIP %<br />
13,4<br />
10,1<br />
10,1<br />
14,8<br />
10,5<br />
10,5<br />
15,4<br />
11,0<br />
10,6<br />
15,5<br />
11,1<br />
10,5<br />
2000 2002 2004 2006 2008 2010<br />
USA Deutschland Frankreich<br />
Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong><br />
16,0<br />
11,2<br />
10,5<br />
16,2<br />
11,3<br />
10,5<br />
Die Gesundheitsausgaben wachsen in den Industrieländern<br />
k<strong>on</strong>tinuierlich – für Deutschland summieren<br />
sie sich für 2010 auf insgesamt 279 Mrd. Euro<br />
Gut jeder zehnte Euro des Bruttoinlandsprodukts<br />
entfällt auf das K<strong>on</strong>to Gesundheit.<br />
Die Kosten der rund 2100 Krankenhäuser<br />
Deutschlands betrugen 2010 insgesamt 77,1<br />
Milliarden Euro. Das waren 4,5 Milliarden Euro<br />
oder 6,1 Prozent mehr als im Jahr davor.<br />
Einkaufsgemeinschaften sollen Entlastung<br />
bringen. Acht v<strong>on</strong> zehn Krankenhäusern in<br />
Deutschland wickeln ihr Einkaufsvolumen<br />
bereits in Kooperati<strong>on</strong> mit anderen Gesundheitseinrichtungen<br />
ab. Sie decken durchschnittlich<br />
50 Prozent ihres Bedarfs auf<br />
diesem Weg. Im Vergleich zu anderen europäischen<br />
Ländern wie Schweiz oder Niederlande<br />
erzielten sie damit Einsparungen v<strong>on</strong><br />
rund vier Milliarden Euro im Jahr.<br />
„Einkaufsgemeinschaften bündeln den Produktbedarf<br />
v<strong>on</strong> Gesundheitsunternehmen und<br />
können so günstigere Preise bei den Produzenten<br />
aushandeln“, sagt <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong>-<br />
Experte <strong>Roland</strong> Schwientek, Autor der Studie<br />
„Sachkostenentwicklung und Bedeutung<br />
v<strong>on</strong> Einkaufsgesellschaften im Krankenhausumfeld“.<br />
Vorbild sind die USA. Einkaufsgemeinschaft<br />
stehen dort bereits für rund<br />
80 Prozent des Beschaffungsvolumens.<br />
Deutschland kann sich steigern. Die Studie<br />
kommt zu dem Ergebnis: V<strong>on</strong> den knapp<br />
35 Milliarden Euro Sachkosten in stati<strong>on</strong>ären<br />
und teilstati<strong>on</strong>ären Einrichtungen<br />
können rund 31 Milliarden Euro v<strong>on</strong> Einkaufsgemeinschaften<br />
sinnvoll abgedeckt<br />
werden. Derzeit werden nur rund 12 Milliarden<br />
oder 39 Prozent realisiert.<br />
Kliniken finden in ganz unterschiedlichen<br />
Gemeinschaften zusammen – in losen<br />
Kooperati<strong>on</strong>en, in unverbindlichen und verbindlichen<br />
Gesellschaften oder in Gruppen<br />
mitgemeinsamer Einkaufskoordinati<strong>on</strong>.<br />
K<strong>on</strong>zentrierten sich die Häuser früher auf<br />
ihre Einkaufsmacht und damit auf Preissenkungen<br />
bei Sachkosten, erweitert sich<br />
in Zukunft das Akti<strong>on</strong>sfeld auf die vollständige<br />
Produktpalette oder Serviceleistungen<br />
wie zum Beispiel IT, Sortimentsstraffung,<br />
Prozessberatung oder Logistik. „Wachstumspotenzial<br />
für die Einkaufsgemeinschaften als<br />
auch schlummernde Einsparungsmöglichkeiten<br />
für die Kliniken“, hat <strong>Berger</strong>-Partner<br />
Schwientek in seiner Studie ausgemacht.<br />
http://www.rolandberger.com/company/press/releases/developments_in_the_cost_of_materials.html<br />
Maschinenbau:<br />
Gut, aber noch nicht gut genug<br />
Der Maschinenbau ist wieder die Stütze westlicher Industrienati<strong>on</strong>en.<br />
Die Frage lautet: Wie lange noch?<br />
Auftragseinbruch, Exporte am Boden, 25.000<br />
Jobs in Gefahr: Kaum eine deutsche Branche<br />
wurde v<strong>on</strong> der Wirtschaftskrise so hart getroffen<br />
wie der Maschinenbau. Die Auftragseingänge<br />
fielen zwischen Sommer 2008 und Winter<br />
2009 um fast 40 Prozent. Die Produkti<strong>on</strong><br />
brach um ein Viertel ein. Doch die Industrie<br />
hat sich in einem rasanten Tempo wieder erholt<br />
und meldet beeindruckende Wachstumsraten.<br />
Kräftig nach oben gehen soll auch die<br />
Zahl der Mitarbeiter. Im Krisenjahr 2009 und<br />
den ersten M<strong>on</strong>aten des Jahres 2010 gingen<br />
im deutschen Maschinenbau rund 61.000<br />
Arbeitsplätze verloren, auf dem Höhepunkt<br />
der Krise arbeiteten 240.000 Beschäftige<br />
kurz. Doch seit Mai des vergangenen Jahres<br />
geht es wieder aufwärts. 2011 soll es rund<br />
20.000 neue Arbeitsplätze geben.<br />
Für manchen Standort in Deutschland und<br />
anderen westlichen Industrienati<strong>on</strong>en<br />
gibt es trotzdem keine Entwarnung. Branchenbeobachter<br />
erwarten in den kommenden<br />
zehn Jahren weitere strukturelle Verlagerungen<br />
der Maschinenprodukti<strong>on</strong> und<br />
-nachfrage v<strong>on</strong> Industrieländern in Schwellenländer,<br />
hauptsächlich nach China. Bereits<br />
2009 hatten die Chinesen die USA
g What<br />
ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANTS<br />
als wichtigsten Absatzmarkt der deutschen<br />
Maschinenexporteure überholt.<br />
Die Entwicklung zwingt Erstausrüster zu<br />
Gegenreakti<strong>on</strong>en, so das Ergebnis der<br />
Studie „Producti<strong>on</strong> Systems 2020 – globale<br />
Herausforderungen und Erfolgsstrategien<br />
für die Maschinenbaubranche“ v<strong>on</strong> <strong>Roland</strong><br />
<strong>Berger</strong> Strategy C<strong>on</strong>sultants. Zwar wird<br />
sich die v<strong>on</strong> der globalen Rezessi<strong>on</strong> 2009<br />
schwer getroffene Branche bis 2012 weltweit<br />
vollständig erholen haben. Mittelfristig<br />
erwartet die Beratung eine durchschnittliche<br />
Wachstumsrate v<strong>on</strong> acht Prozent jährlich<br />
bis 2015. Einzelne Segmente und Regi<strong>on</strong>en<br />
werden sich unterschiedlich schnell erholen.<br />
Deutschland erreicht das Niveau v<strong>on</strong> 2008<br />
voraussichtlich erst wieder im Jahr 2013.<br />
Der Studie zufolge dominieren drei globale<br />
Megatrends die künftige Entwicklung der<br />
Branche: Erstens: Die Verlagerung nach Asien<br />
setzt sich fort. Auch Deutschland dürfte seine<br />
Markt führende Positi<strong>on</strong> in den meisten<br />
Maschinenbau-Segmenten in den kommenden<br />
Jahren an China verlieren. „Das Leistungs- und<br />
Qualitätsniveau der chinesischen Hersteller<br />
nähert sich an das europäische Niveau an“,<br />
erklärt Ralph Lässig, Co-Autor der Studie. Dazu<br />
kommt Trend Nummer zwei, ein starker Wettbewerb<br />
zwischen europäischen und chinesischen<br />
Herstellern auf leicht zugänglichen<br />
Märkten in Südostasien, dem Mittleren Osten<br />
und Afrika. Schließlich: „Going green“.<br />
Dieser Trend gewinnt vor allem in Europa<br />
an Bedeutung – angetrieben durch Kostensenkungen,<br />
Regulierung und die steigende<br />
Bedeutung nachhaltigen Wirtschaftens –<br />
dem Dreiklang v<strong>on</strong> Ök<strong>on</strong>omie, Ökologie und<br />
sozialer Verantwortung.<br />
„Europäische Maschinenbauer müssen Antworten<br />
auf die Herausforderungen der neuen<br />
Wettbewerber entwickeln, die auf ihre individuelle<br />
Marktpositi<strong>on</strong>en zugeschnitten ist“,<br />
sagt Lässig. Technologieführer sollten ihr<br />
Geschäft beispielsweise sorgfältig nach unten<br />
erweitern, um v<strong>on</strong> dem enormen Wachstum<br />
im Mittelsegment zu profitieren.<br />
http://www.rolandberger.com/company/press/releases/Global_challenges_for_mech_engineering_industry.html<br />
Produzierendes Gewerbe:<br />
Wachsen, aber effizient<br />
Finanzmanager enthüllen, ob sie 2011 lieber wachsen oder effizient werden wollen.<br />
Antwort: Am liebsten beides<br />
Die Kehrtwende ist geschafft: Nach dem<br />
stärksten K<strong>on</strong>junktureinbruch ist die deutsche<br />
Wirtschaft wieder wer. „Beeindruckend,<br />
wie schnell die Unternehmen wieder auf<br />
Wachstumskurs sind“, sagt Thomas Rinn,<br />
Partner bei <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy C<strong>on</strong>sultants.<br />
Unternehmen schalten v<strong>on</strong> Restrukturierung<br />
auf Expansi<strong>on</strong> – gleichzeitig aber<br />
auf mehr Effizienz. Das zweite Operati<strong>on</strong>s-<br />
Effizienz-Radar, eine gemeinsame Studie v<strong>on</strong><br />
<strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy C<strong>on</strong>sultants und dem<br />
Internati<strong>on</strong>alen C<strong>on</strong>troller Verein (ICV) kommt<br />
zu dem Schluss: Unternehmen werden im laufendem<br />
Jahr massiv zukunftsfähige Portfolios<br />
und Innovati<strong>on</strong>en vorantreiben, die Produkti<strong>on</strong><br />
jedoch weiter verschlanken und die<br />
Kosten reduzieren. Mehr als 100 Finanzchefs<br />
und kaufmännischen Leiter produzierender<br />
Betriebe waren an der Untersuchung beteiligt.<br />
Ihnen dient das Operati<strong>on</strong>s-Effizienz-Radar<br />
als Entscheidungshilfe. Ein Großteil der befragten<br />
Finanzmanager (78 Prozent setzt auf<br />
organisches Wachstum. Für jeden zweiten<br />
sind auch Zukäufe eine Opti<strong>on</strong>. „Parallel planen<br />
die Unternehmen Programme zur k<strong>on</strong>tinuierlichen<br />
Verbesserung (67 Prozent), um<br />
auch die Effizienz weiter und vorallem nachhaltig<br />
zu steigern“, so Rinn. Für <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong><br />
Principal Oliver Knapp ist die Auswahl vielversprechender<br />
Wachstumschancen, eine<br />
Definiti<strong>on</strong> klarer, messbarer und anspruchsvoller<br />
Ziele sowie die Synchr<strong>on</strong>isierung aller<br />
Maßnahmen ausschlagend für gelungene Expansi<strong>on</strong>.<br />
Dazu kommen andere Erfolgsfaktoren<br />
wie cross-funkti<strong>on</strong>ale Teams, Zielvereinbarungen,<br />
effektives Projektc<strong>on</strong>trolling,<br />
regelmäßiges Review mit dem Management<br />
oder eine begleitende Kommunikati<strong>on</strong>.<br />
Produkti<strong>on</strong> vor Ort entwickelt sich bes<strong>on</strong>ders stark<br />
in den BRIC Staaten<br />
2009 2011e 2013e 2015e<br />
CAGR 2009-2015e<br />
China +9,0%<br />
USA +2,5%<br />
Indien +8,7<br />
Deutschland +2,9%<br />
Russland +5,0 %<br />
Brasilien +5,7 %<br />
Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong><br />
http://www.rolandberger.com/company/press/releases/Sec<strong>on</strong>d_operati<strong>on</strong>s_efficiency_radar.html
think: act BUSINESS <strong>Manufacturing</strong> 39<br />
Europa führt!<br />
Die jüngste Finanz- und<br />
Wirtschaftskrise hat gezeigt,<br />
das europäische Managementmodell<br />
dem amerikanischen<br />
überlegen ist.<br />
CEO<br />
Burkhard Schwenker<br />
Zu den Schwächen des amerikanischen<br />
Führungsstils gehören seine Ausrichtung auf<br />
kurzfristige Gewinne, sein zu starker Fokus<br />
auf Kapitalmärkte und Finanzen, ein missverstandenes<br />
Shareholder-Value-Denken<br />
sowie eine systematische Unterschätzung<br />
der Komplexität. Zu den Stärken Europas<br />
zählen langfristiges Denken, eine hohe industrielle<br />
Kompetenz,<br />
die Differenzierung<br />
durch<br />
Produkte und<br />
Leistungen sowie<br />
die Fähigkeit, aus<br />
Vielfalt Kreativität<br />
zu schöpfen. Aus dieser Analyse lassen sich<br />
Ansätze für eine bessere Unternehmensführung<br />
ableiten, die letztlich auf dem besseren<br />
Umgang mit Strategien, Strukturen,<br />
Kapitalmärkten, Werten und Bildung beruhen.<br />
Ein leistungsfähiges Europa wird es den euro<br />
päischen Unternehmen ermöglichen, die<br />
Kiosk<br />
überlegene Unternehmensführung auszuspielen<br />
und ihre Potenziale zu nuzen. Dies<br />
sind die wichtigsten Thesen, die Prof.<br />
Dr. Burkhard Schwenker, Aufsichtsratsvorsitzender<br />
v<strong>on</strong> <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy C<strong>on</strong>sultants<br />
in seinem neuen Buch aus der Reihe<br />
rethink:CEO formuliert: „Europa führt! Plädoyer<br />
für ein erfolgreiches Managementmodell“.<br />
Titel: „Europa führt! Plädoyer für ein erfolgreiches<br />
Managementmodell“<br />
Autor: Prof. Dr. Burkhard Schwenker,<br />
Aufsichtsratsvorsitzender v<strong>on</strong> <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong><br />
Strategy C<strong>on</strong>sultants<br />
http://www.re-think-ceo.info/rethink-ceo/editi<strong>on</strong>04-schwenker-euro-fuehrt/inhalt.html<br />
V<strong>on</strong> den Pi<strong>on</strong>ieren lernen<br />
Chinas westliche Provinzen umfassen zwar<br />
in ihrem räumlichen Umfang zwei Drittel des<br />
gesamten Landes, erzeugen aber nur ein<br />
Fünftel seines BIP. Welche Möglichkeiten bieten<br />
die westlichen Provinzen China's für ausländische<br />
Unternehmen? Wie lässt sich dort<br />
ein erfolgreiches Geschäftsmodell verfolgen?<br />
Eine aktuelle Studie v<strong>on</strong> <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> für<br />
das deutsche Wirtschaftsministerium hat<br />
Experten und Unternehmer befragt, welche<br />
Kriterien bei der Standortwahl berücksichtigt<br />
wurden bzw. berücksichtigt werden sollten<br />
und weiter analysiert, wie die westlichen<br />
Provinzen Chinas strukturiert sind und worauf<br />
man achten sollte, wenn und vor allem bevor<br />
man sich dort als Unternehmen niederlässt.<br />
Autoren: Charles-Edouard Bouée,<br />
Jas<strong>on</strong> Ding, Jennifer Wils<strong>on</strong><br />
http://www.think-act.info<br />
<strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy C<strong>on</strong>sultants<br />
c<strong>on</strong>tent<br />
Fresh thinking for decisi<strong>on</strong> makers<br />
K<strong>on</strong>tinuierliche Verbesserung<br />
in Zeiten des Wachstums |<br />
Die Herausforderung: Kosten<br />
niedrig halten | Innovati<strong>on</strong>,<br />
Qualität und Mitarbeiterentwicklung<br />
fördern | K<strong>on</strong>tinuierliche<br />
Verbesserung führt zu<br />
Wachstum, ohne zu wachsen<br />
| Und zusammen, was zusammen<br />
gehört!<br />
Crash? Rezessi<strong>on</strong>? War da was? Trotz einer<br />
beängstigenden Schuldenkrise in Europa<br />
befindet sich die deutsche Wirtschaft nach<br />
dem beispiellosen Einbruch 2009 seit<br />
Mitte 2010 in einer absoluten Hoch(lauf-)<br />
März 2011<br />
think:act CONTENT: K<strong>on</strong>tinuierliche Verbesserung<br />
phase. Ausgerechnet in dieser Phase lauert<br />
Gefahr: Unternehmen drohen an der neuen<br />
Partylaune zu ersticken. Zu schnelles,<br />
unk<strong>on</strong>trolliertes Wachstum kann sie ebenso<br />
überfordern wie plötzlich einsetzende Krisen.<br />
Gerade noch festgefahren in Kosten- und<br />
Restrukturierungsprozessen, kann der plötzliche<br />
Tritt auf das Gaspedal wie ein Schock<br />
wirken. Er kann zwar den Umsatz steigern,<br />
aber, wenn unk<strong>on</strong>trolliert, leider auch die<br />
Kosten. Wie gehen Unternehmen mit dem<br />
überraschend robusten Aufschwung um?<br />
Wie schalten sie k<strong>on</strong>sequent v<strong>on</strong> Krise,<br />
Kostensenkung und Kurzarbeit auf Offensive,<br />
Investiti<strong>on</strong>en und Beschäftigung – dabei<br />
immer in Gedanken sch<strong>on</strong> an den nächsten<br />
Abschwung? Unsere Antwort ist eine neue<br />
Art K<strong>on</strong>tinuierlicher Verbesserung. Auf der<br />
Grundlage der Veränderung zum Besseren,<br />
ermöglicht K<strong>on</strong>tinuierliche Verbesserung<br />
Wachstum, begrenzt den Umfang v<strong>on</strong><br />
Organisati<strong>on</strong>en, fördert und sichert Effizienz<br />
und motiviert die Belegschaft – beste<br />
Voraussetzungen für den Start in eine neue<br />
Phase wirtschaftlicher Prosperität. Wachsen<br />
ohne zu wachsen!<br />
Autoren: Thomas Rinn, Carsten Becker<br />
http://www.think-act.info