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Masskonfektion im Aftersales - Roland Berger

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Philipp Grosse Kle<strong>im</strong>ann, Dorit Posdorf, Alexander Brenner,<br />

Swen Beyer, Dr. Ralf Kiene, Torsten Hunstock<br />

Studie<br />

Maßkonfektion <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong><br />

Servicedifferenzierung entlang der Kundenwünsche


Philipp Grosse Kle<strong>im</strong>ann, Dorit Posdorf, Alexander Brenner,<br />

Swen Beyer, Dr. Ralf Kiene, Torsten Hunstock<br />

Studie<br />

Maßkonfektion <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong><br />

Servicedifferenzierung entlang der Kundenwünsche


2 | Studie<br />

Inhalt<br />

1. Einleitung: Angebotsdifferenzierung ist überlebenswichtig 5<br />

2. <strong>Aftersales</strong>: großes Potenzial, geringe Ausschöpfung 7<br />

2.1 <strong>Aftersales</strong> als pr<strong>im</strong>ärer Gewinnbringer 7<br />

2.2 Die wichtigsten Trends <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong>-Geschäft 8<br />

2.2.1 Stärkere Konsolidierung 9<br />

2.2.2 Neue Akteure & Geschäftsmodelle 11<br />

2.2.3 Neue Mobilitätskonzepte 14<br />

2.2.4 Service muss Kunden individuelles Erlebnis bieten 15<br />

2.3 Konsequenz: Der Kampf um den Kunden ist in vollem Gange 16<br />

2.4 Fazit: Differenzierung als Überlebensgrundlage 18<br />

3. Kundenbefragung 20<br />

3.1 RB Profiler – der <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong>-Ansatz 20<br />

3.2 Unsere Befragung von 1.500 Servicekunden... 24<br />

3.3 ...ergibt sechs Kundensegmente 24<br />

3.4 Was die Segmente auszeichnet 27<br />

3.5 Zwei Gruppen <strong>im</strong> Fokus 33<br />

3.5.1 Anspruchsvolle Enthusiasten 33<br />

3.5.2 Junge Statusorientierte 35<br />

3.6 Sechs Kundengruppen – jeder hat sie, kaum einer geht auf sie ein 36<br />

4. Praxis-Check: Die Werkstatt von heute 38<br />

4.1 Aktuelle Serviceformate 38<br />

4.1.1 OEMs kämpfen um Kunden mit älteren Fahrzeugen 39<br />

4.1.2 IAM: Freie positionieren sich als Preis-Leistungs-Sieger 41<br />

4.2 Interview 42<br />

5. Tragfähige Strategien für die <strong>Aftersales</strong>-Akteure 46<br />

5.1 Formattypische Stärken ausspielen 46<br />

5.2 Unternehmensspezifische Differenzierung entwickeln 48<br />

6. Fazit 49<br />

Möchten Sie sich Wettbewerbsvorteile verschaffen? 50<br />

7. Autoren 52


3 | Maßkonfektion <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> – Servicedifferenzierung entlang der Kundenwünsche<br />

Vorwort<br />

Liebe Leser,<br />

der Kampf um die Kunden n<strong>im</strong>mt an Härte zu – <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> genauso wie <strong>im</strong> Neu- und<br />

Gebrauchtwagen-Verkauf.<br />

Was die meisten Marktteilnehmer lange verkannt haben: Vier von fünf Kundenkontakten<br />

spielen sich nach dem Autokauf ab. Sie sind der Schlüssel zu einer dauerhaften Kundenbindung.<br />

Denn sie bieten über den gesamten Nutzungszeitraum eines Pkw, Vans oder Trucks<br />

die Möglichkeit, Ersatzteile und Dienstleistungen zu verkaufen. Geht man dies geschickt<br />

an, steigt die Kundenzufriedenheit – und in der Folge auch die Wiederkaufsrate.<br />

So komplex und intransparent der <strong>Aftersales</strong>-Markt ist, so profitabel ist er auch. Während<br />

die Erträge aus dem Neuwagengeschäft trotz massiver Anstrengungen kontinuierlich sinken,<br />

macht <strong>Aftersales</strong> inzwischen 75 bis 80 Prozent des Gewinns aus – das gilt für Hersteller<br />

genauso wie für Akteure <strong>im</strong> Retail.<br />

Diese Entwicklung zieht eine wachsende Zahl von Marktteilnehmern an: Hersteller, Zulieferer,<br />

Teilegroßhändler, autorisierte und freie Werkstätten, Werkstattketten, Versicherungen,<br />

Autobanken, Mobilitätsdienstleister und Internet-Plattformen. Alle drängen an die Kundenschnittstelle<br />

und versuchen, den Kampf für sich zu entscheiden.<br />

Derjenige <strong>Aftersales</strong>-Player, der seine (potenziellen) Kunden am besten kennt, kann seine<br />

Produktbündel opt<strong>im</strong>al zusammenstellen und die Kommunikation treffsicher gestalten. Genau<br />

hier setzt unsere Studie an: Es gibt eben nicht nur den einen <strong>Aftersales</strong>-Kunden. Auch eine<br />

Einteilung rein nach Fahrzeugtyp oder, wie üblich, Alterssegmenten springt unserer Meinung<br />

nach zu kurz. Mit Hilfe unseres proprietären Marktforschungs-Tools, dem "RB Profiler",<br />

können wir zeigen, dass das individuelle Wertesystem der Menschen ausschlaggebend ist<br />

für das Kaufverhalten <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong>. Indem wir wertebasierte Aussagen in Verbindung mit<br />

weiteren Kriterien abfragen, entschlüsseln wir ganzheitliche Kundensegmente: Das ermöglicht<br />

eine 360-Grad-Segmentierung und – in Verbindung mit den richtigen Vertriebskanälen –<br />

die opt<strong>im</strong>ale Ausrichtung der Marketing-Aktivitäten.<br />

Aber lesen Sie selbst. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. Und sollte eine Frage<br />

offen bleiben – mit unserem globalen Expertenteam helfen wir Ihnen gerne weiter.<br />

Mit herzlichen Grüßen,<br />

Philipp Grosse Kle<strong>im</strong>ann


4 | Studie<br />

Die Studie in sieben Kernaussagen<br />

> Der deutsche <strong>Aftersales</strong>-Markt – er wächst und wächst und wächst.<br />

Bis 2016 sind jährlich 1,2 Prozent Umsatzwachstum zu erwarten.<br />

Denn trotz der konjunkturellen Krise in Europa oder auch wegen der<br />

Krise legt der Fahrzeugbestand stetig zu.<br />

> Das <strong>Aftersales</strong>-Geschäft ist sehr profitabel: Bei deutschen OEMs macht<br />

es <strong>im</strong> Schnitt zwar nur 20 Prozent des Umsatzes, aber bis zu 80 Prozent<br />

des Gewinns aus.<br />

> Trotzdem stehen die Margen unter Druck: Immer mehr Akteure kämpfen<br />

um <strong>im</strong>mer anspruchsvollere Kunden.<br />

> Die Marktteilnehmer suchen nach dem richtigen Konzept, um die unterschiedlichen<br />

Kundenbedürfnisse zu bedienen. Doch den Schlüssel zum<br />

Erfolg scheint noch niemand gefunden zu haben: eine differenzierte, zum<br />

individuellen Kundenprofil passende Ansprache. Das "konditioniert" die<br />

Kunden, zum billigsten Anbieter zu gehen.<br />

> Durchsetzen wird sich am ehesten der Marktteilnehmer, der am besten<br />

auf die Bedürfnisse seiner unterschiedlichen Kunden(-gruppen) eingeht.<br />

> <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> hat die DNS der <strong>Aftersales</strong>-Kunden entschlüsselt:<br />

Der deutsche Markt besteht aus sechs Segmenten, die potenziell<br />

<strong>im</strong> Kundenstamm eines jeden Anbieters vertreten sind.<br />

> Mit dieser Marktstudie hat <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> die Grundlage für eine kundenspezifische<br />

Ansprache gelegt. Auch wenn die Makroanalyse bereits viele<br />

Ansatzpunkte zur Serviceverbesserung bietet, bleibt das wahre Potenzial<br />

ohne eine Mikroanalyse auf Unternehmens- beziehungsweise Markenebene<br />

unausgeschöpft.


5 | Maßkonfektion <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> – Servicedifferenzierung entlang der Kundenwünsche<br />

1. Einleitung: Angebotsdifferenzierung ist<br />

überlebenswichtig<br />

Die Zukunft der Automobilbranche liegt <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong>. Schon heute verdienen<br />

die Hersteller 75 bis 80 Prozent und mehr des Gewinns mit Produkten<br />

und Dienstleistungen für bereits verkaufte Fahrzeuge. Tendenz steigend.<br />

Doch auch hier wird die Luft dünner. Erfolg wird künftig nur noch haben,<br />

wer konsequent auf Angebotsdifferenzierung setzt.<br />

Der <strong>Aftersales</strong>-Bereich gewinnt spürbar an Bedeutung, da sich die Spielregeln<br />

<strong>im</strong> Automobilgeschäft grundlegend ändern. Aktuelle Trends werden<br />

die Branche bis 2025 völlig umkrempeln. Märkte und Produktion verlagern<br />

sich zunehmend nach Asien, und die wachsende Nachfrage nach besonders<br />

billigen Autos hat am unteren Ende des Marktes ein neues Segment eröffnet.<br />

Gleichzeitig steigt der Stellenwert der Bordelektronik. Internetanbindung<br />

und Cloud-Dienstleistungen werden auch <strong>im</strong> Auto alltäglich. Der konventionelle<br />

Antrieb hat längst Konkurrenz bekommen. Die Hersteller müssen<br />

Hybrid-, Elektro- und Gasvarianten in Modellpalette und Servicelandschaft<br />

integrieren. Der Wettbewerb wird härter, der Konsolidierungsdruck steigt,<br />

und zu allem Übel ist bei der jungen, urbanen Zielgruppe eine Demotorisierung<br />

zu beobachten: Das eigene Auto kommt aus der Mode.<br />

Für die <strong>Aftersales</strong>-Akteure bedeutet dies vor allem eins: Sie werden künftig<br />

nur am Markt bestehen können, wenn sie möglichst individuell auf die<br />

Bedürfnisse ihrer Kunden eingehen – in der kommunikativen Ansprache<br />

genauso wie <strong>im</strong> Produktportfolio. Ideal wäre eine Art Mikromarketing mit<br />

einem speziell auf jeden Kunden zugeschnittenen Serviceangebot. Der erste<br />

Schritt auf dem Weg dorthin ist ein sehr gutes Verständnis der Kundenbedürfnisse<br />

durch eine detaillierte Segmentierung. Für die einzelnen Segmente<br />

können attraktive Angebote zusammengestellt werden, die für den <strong>Aftersales</strong>-Akteur<br />

zu leisten und profitabel sind.<br />

Mit dem RB Profiler, einem von <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy Consultants entwickelten<br />

Tool, das bereits seit Jahren <strong>im</strong> Einsatz ist und stetig verfeinert<br />

wird, haben wir die <strong>Aftersales</strong>-Kunden in unterschiedlichen Märkten wie<br />

Deutschland, den USA und China analysiert und in sinnvolle Segmente unterteilt.<br />

Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit den Ergebnissen für den<br />

deutschen Markt. In Deutschland hat das renommierte Marktforschungsinstitut<br />

GfK für uns 1.500 Servicekunden befragt. Wir sind dabei sowohl auf<br />

die spezifischen Präferenzen bei Autodienstleistungen eingegangen als auch<br />

auf demografische Faktoren und allgemeine Einstellungen und Werte.


6 | Studie<br />

Herausgekommen sind sechs aussagekräftige Kundengruppen, die das Serviceverhalten<br />

und die Wünsche und Vorstellungen des gesamten deutschen <strong>Aftersales</strong>-Markts<br />

spiegeln. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Segmenten<br />

sind zum Teil enorm. Aber jeder <strong>Aftersales</strong>-Akteur – vom OEM über den Teilehändler<br />

bis zur freien Werkstatt – hat diese sechs Segmente potenziell in seinem<br />

Kundenstamm. Das muss er künftig auch in der Angebotspalette abbilden.<br />

Mit den Erkenntnissen über die Erwartungen der Kunden als Startpunkt<br />

haben wir analysiert, wie die Anbieter aktuell versuchen, bestehende Kunden<br />

zu halten und neue zu gewinnen. Dabei ist uns aufgefallen, dass offenbar noch<br />

niemand eine konsequente Angebotsdifferenzierung umgesetzt hat. Wie sich<br />

das ändern lässt, welche Strategien sich für die <strong>Aftersales</strong>-Akteure anbieten<br />

und wie <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> den Marktteilnehmern dabei helfen kann, erläutern<br />

wir <strong>im</strong> letzten Abschnitt der Studie.<br />

So sieht Servicedifferenzierung in anderen Branchen aus<br />

Telekommunikations-Industrie: Service lädt Massenware emotional auf<br />

Internetanbindungen sind längst zur Massenware geworden und per se ein<br />

Produkt, das Kunden – wie beispielsweise auch Strom – emotionslos und ohne<br />

Marken-Begeisterung einkaufen. Umso wichtiger ist Service-Differenzierung. Um<br />

sich von der Konkurrenz abzuheben, setzen die Anbieter auf Geschwindigkeit,<br />

Ausfallsicherheit, telefonische Erreichbarkeit <strong>im</strong> Problemfall, Vor-Ort-Service oder<br />

Zusatzdienste wie Antivirenprogramme. So können sie den Kunden unterschiedliche<br />

Pakete mit unterschiedlichen Preisen anbieten. Zudem können Kunden<br />

oftmals zwischen Tarifen wechseln (zumindest bei Upgrades), wenn sich ihre<br />

Bedürfnisse verändern.<br />

Airlines: Individueller Service schon vor dem Abflug<br />

Bei Fluggesellschaften entscheidet der Kunde zunächst, ob er Economy, Business<br />

oder – wenn verfügbar – First fliegen möchte. Er kann je nach Vorlieben seinen<br />

Sitzplatz (online) auswählen, spontan umbuchen oder gegen Aufpreis Übergepäck<br />

mitnehmen. Auch innerhalb der Klassen gibt es nochmals unterschiedliche<br />

Serviceniveaus entsprechend individuellen Wünschen – und das nicht nur in der<br />

Luft, sondern bereits am Boden (zum Beispiel Economy Flex vs. Economy Basic).<br />

Treue Vielflieger genießen darüber hinaus besondere Service, etwa Upgrades,<br />

Zugang zu Lounges oder Shuttle-Dienste.<br />

Online-Einzelhändler setzen auf cross-selling<br />

Viele Online-Einzelhändler weisen den Kunden auf weitere, für ihn aufgrund<br />

seines bisherigen Einkaufsverhaltens möglicherweise interessante Produkte hin<br />

(per E-Mail oder als Werbeanzeige bei der Produktsuche). So erhält er ein auf ihn<br />

und seine Bedürfnisse abgest<strong>im</strong>mtes, individuelles Angebot (cross-selling).


7 | Maßkonfektion <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> – Servicedifferenzierung entlang der Kundenwünsche<br />

2. <strong>Aftersales</strong>: großes Potenzial, geringe Ausschöpfung<br />

Es ist kein Gehe<strong>im</strong>nis, dass der gesamte Service- und Produkt-Bereich für<br />

Fahrzeughersteller, Vertragshändler und unabhängige Dienstleister überaus<br />

attraktiv ist. Man spricht auch vom "Downstream-Geschäft", da es nach<br />

dem eigentlichen Verkauf des Autos erst richtig beginnt. Kundendienst und<br />

Service sind für das gesamte Markenerlebnis und die Zufriedenheit des Autofahrers<br />

von allergrößter Bedeutung. Hier bietet sich ein Spektrum wichtiger<br />

Kundenkontakte, und hier verdienen sich die Hersteller die Loyalität ihrer<br />

Kunden, die be<strong>im</strong> nächsten Autokauf wieder zur selben Marke greifen –<br />

oder eben nicht.<br />

2.1 <strong>Aftersales</strong> als pr<strong>im</strong>ärer Gewinnbringer<br />

Der Markt ist groß und gleichermaßen intransparent. 2012 wurden laut<br />

Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe allein in Deutschland<br />

ca. 30 Milliarden Euro mit <strong>Aftersales</strong>-Leistungen umgesetzt.<br />

Welche Bedeutung dieser Sektor für die OEMs hat, zeigt ein Blick auf Umsatz-<br />

und Gewinnanteile. Automobilhersteller in Deutschland erwirtschaften<br />

nach wie vor den Großteil ihrer Erlöse mit Neuwagenverkäufen. Der <strong>Aftersales</strong><br />

macht nur rund 20 Prozent des Umsatzes aus. Be<strong>im</strong> Ergebnis sieht das<br />

aber ganz anders aus: Rund 75 bis 80 Prozent des Gewinns aus dem Kerngeschäft<br />

verdienen Hersteller inzwischen mit <strong>Aftersales</strong>-Leistungen.<br />

Neben den OEMs agieren eine Vielzahl weiterer Akteure <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong>-Markt<br />

– vom OES-Bereich, sprich Anbietern von Identteilen, über Teilegroßhändler<br />

bis hin zum Teileeinzelhandel, und von Werkstattketten und Werkstattsystemen<br />

bis hin zu den freien Werkstätten. Darüber hinaus eröffnen aktuelle<br />

Trends auch branchenfremden Akteuren die Möglichkeit, mit innovativen<br />

Geschäftsideen in den Markt einzusteigen. Das Zusammenspiel der einzelnen<br />

Akteure ist dabei hochkomplex und wenig durchsichtig. Diese Intransparenz<br />

ermöglicht attraktive Margen, sorgt aber auch für Verunsicherung<br />

bei den Kunden.<br />

Wir gehen davon aus, dass der deutsche <strong>Aftersales</strong> Markt weiterhin ein<br />

moderates Wachstum verzeichnen wird – trotz aktueller Absatzschwäche.<br />

Auch der Bestand an Fahrzeugen wächst kontinuierlich: Etwa 43 Millionen<br />

Kraftfahrzeuge gibt es in Deutschland momentan. 2015 sollen es Prognosen<br />

zufolge mehr als 44 Millionen sein.


8 | Studie<br />

Stetiger Zuwachs: Trotz aktueller Absatzschwäche steigt der Fahrzeugbestand<br />

in Deutschland kontinuierlich [Mio. PKW]<br />

Fahrzeugbestand<br />

Neuzu-<br />

CAGR Bestand +1,0%<br />

lassungen<br />

4,0<br />

70<br />

4,0<br />

3,4 3,3<br />

3,4 3,5<br />

60 3,1<br />

3,2<br />

3,5<br />

50<br />

3,0<br />

42,8 43,4 44,0 44,4<br />

41,7 41,8 42,1<br />

2,5<br />

40<br />

22% 23% 23% 21% 22% 22% 22%<br />

2,0<br />

30<br />

20%<br />

20%<br />

20%<br />

21%<br />

22%<br />

22% 20%<br />

1,5<br />

20 24% 24% 25% 26% 26% 25% 28%<br />

1,0<br />

10<br />

33% 33% 32% 32% 31% 31% 30% 0,5<br />

0<br />

2009 2010 2011 2012 2013e 2014e 2015e<br />

0,0<br />

Neuzulassungen<br />

Alterssegmente:<br />

Quelle: Datamonitor; IHS; <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong><br />

0-3<br />

4-6<br />

7-10<br />

>10<br />

Ein Vergleich von Neuzulassungen und Bestand zeigt, dass in Deutschland<br />

jedes Jahr mehr Autos zugelassen als verschrottet, exportiert oder stillgelegt<br />

werden. Daher steigt das Durchschnittsalter deutscher Pkw. Während es<br />

2003 noch bei 7,4 Jahren lag, sind es 2012 nach Zahlen des Kraftfahrt-<br />

Bundesamtes bereits 8,5 Jahre. Immer größer wird insbesondere die<br />

Gruppe der Fahrzeuge zwischen sieben und zehn Jahren.<br />

Der wachsende Bestand in Verbindung mit einem höheren Durchschnittsalter<br />

bestätigt die hohe Relevanz des <strong>Aftersales</strong>-Geschäfts. Dies zeigt auch<br />

die Umsatzentwicklung: Der automobile Aftermarket auf Retail-Ebene wird<br />

laut "Datamonitor 2012" mit einem erwarteten jährlichen Wachstum von<br />

1,2 Prozent bis 2016 für die unterschiedlichen Marktteilnehmer weiterhin<br />

eine stabile Einnahmequelle darstellen. Dabei entfallen jeweils über<br />

30 Prozent auf Ersatzteile (Service- und Verschleißteile) und Zubehör.<br />

2.2 Die wichtigsten Trends <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong>-Geschäft<br />

Im <strong>Aftersales</strong>-Geschäft sind derzeit Trends zu erkennen, die angesichts seiner<br />

hohen Bedeutung kritisch zu hinterfragen sind. Die aktuellen Entwicklungen<br />

lassen nämlich nicht alle Akteure gleichermaßen profitieren. Einzelne müssen<br />

unter Umständen mit hohen Umsatz- und Gewinneinbußen rechnen.<br />

Vier Marktveränderungen sind von besonderer Bedeutung, weil sie sich<br />

direkt auf die Kundenschnittstelle auswirken:<br />

Chart_neu-02.pptx


9 | Maßkonfektion <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> – Servicedifferenzierung entlang der Kundenwünsche<br />

2.2.1 Stärkere Konsolidierung<br />

Werkstattsterben und Insolvenzen, Fusionen und Übernahmen – schon seit<br />

einigen Jahren ist <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong>-Markt eine deutliche Konsolidierung spürbar.<br />

Zwar hat sich dieser Trend 2011 etwas abgeschwächt, aber die Entwicklung<br />

wird sich auf allen Vertriebsstufen fortsetzen, vom Groß- bis zum Einzelhandel.<br />

Dabei können <strong>im</strong> Retailbereich vor allem die freien Werkstätten profitieren,<br />

die derzeit Marktanteile hinzugewinnen.<br />

Gegenläufige Entwicklung: In Deutschland gibt es <strong>im</strong>mer weniger Werkstätten<br />

für <strong>im</strong>mer mehr Fahrzeuge<br />

Anteil freie Werkstätten<br />

52% 51% 51% 52% 52% 52% 54% 54%<br />

Werkstätten<br />

[Tsd.]<br />

50<br />

CAGR -2,2%<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

41,7<br />

20,1<br />

21,6<br />

2005<br />

40,2<br />

19,8<br />

20,4<br />

2006<br />

39,8<br />

19,7<br />

20,1<br />

2007<br />

39,1<br />

18,9<br />

20,2<br />

2008<br />

38,3<br />

18,3<br />

20,1<br />

2009<br />

Fahrzeuge Markenwerkstätten Freie Werkstätten<br />

Quelle: ZDK; Presse-Recherche; <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong><br />

38,1<br />

18,1<br />

20,0<br />

2010<br />

38,0<br />

17,6<br />

20,4<br />

2011<br />

37,7<br />

17,4<br />

20,3<br />

2012<br />

55%<br />

Fahrzeugbestand<br />

[Mio.]<br />

45<br />

40<br />

35<br />

33,5<br />

30<br />

15,0<br />

25<br />

20<br />

15<br />

18,5<br />

10<br />

5<br />

0<br />

2015e<br />

Natürlich spielt bei dieser Betrachtung auch die rückläufige Zahl der erforderlichen<br />

Wartungen und Reparaturen pro Fahrzeug eine Rolle. Sinkende<br />

Laufleistungen und eine höhere Lebensdauer der Teile haben die Zahl der<br />

planmäßigen Wartungen durch die Fahrzeughersteller in der Vergangenheit<br />

stetig sinken lassen: Seit 2005 sanken die empfohlenen Wartungsarbeiten<br />

von 1,15 auf 0,95. Die tatsächlich durchgeführten Wartungsarbeiten sanken<br />

<strong>im</strong> gleichen Zeitraum von 0,98 auf 0,90 pro Jahr. Bis 2025 wird ein weiterer<br />

Rückgang des Arbeitsstunden-Aufkommens um 20 bis 25 Prozent erwartet.<br />

Die Fahrer nehmen ihre Werkstätten also deutlich weniger in Anspruch.<br />

Die Folgen sind mehr Insolvenzen und ein beschleunigtes Werkstattsterben.<br />

Auch Fusionen und Übernahmen führen zu einer weiteren Konsolidierung –<br />

von OEM- und OES-Akteuren über Teilegroßhändler bis hin zu Werkstätten.<br />

Chart_neu-02.pptx


10 | Studie<br />

Durch solche Transaktionen n<strong>im</strong>mt die Marktmacht best<strong>im</strong>mter Akteure zu,<br />

während andere zusehen müssen, dass sie sich überhaupt noch am Markt<br />

halten können.<br />

Der positive Effekt der Konsolidierung (unten eine Auswahl aktueller Beispiele)<br />

besteht darin, dass die Auslastung der verbleibenden Werkstätten<br />

zun<strong>im</strong>mt. Diese können angesichts des wachsenden Fahrzeugbestandes<br />

mehr Kunden bedienen.<br />

Aktuelle Konsolidierungs-Beispiele<br />

Der Autozulieferer Bosch hat Mitte 2012 einen Hersteller von Dieselkomponenten<br />

übernommen, um die Angebotspalette <strong>im</strong> Ersatzteilgeschäft auszubauen.<br />

Die Team-Reifen-Union GmbH+Co. Top Service Team KG ist 2011 als Gesellschafter<br />

bei der Coparts Autoteile GmbH eingestiegen, um einen Verbund freier<br />

Kfz-Teile- und Reifenhändler mit nahezu 1.200 Niederlassungen zu bilden.<br />

Im Jahr 2010 hat der Teilegroßhändler PV Automotive die Werkstattkette pitstop<br />

übernommen. Nur durch die eingeleitete Restrukturierung konnte sich pitstop am<br />

Markt behaupten. Gleichzeitig konnte PV Automotive die eigene Position <strong>im</strong> Handel<br />

mit Fahrzeugteilen stärken.<br />

Der US-Investor KKR ist bereits 2004 bei A.T.U eingestiegen und musste <strong>im</strong>mer<br />

wieder mit Finanzspritzen für ein erfolgreiches Weiterbestehen der Werkstattkette<br />

sorgen; von Beginn an gab es Spekulationen um Börsengang oder Verkauf. 2014<br />

werden A.T.U-Anleihen von 600 Millionen Euro fällig.


11 | Maßkonfektion <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> – Servicedifferenzierung entlang der Kundenwünsche<br />

2.2.2 Neue Akteure & Geschäftsmodelle<br />

Die etablierten Player müssen mit neuen Konkurrenten fertig werden. Neue<br />

Anbieter und Intermediäre drängen auf den <strong>Aftersales</strong>-Markt und versuchen,<br />

sich mit innovativen Geschäftsmodellen Anteile zu sichern. Immer mehr<br />

Akteure kämpfen um die Kundenschnittstelle und versuchen, ihre Dienstleistungen<br />

zu platzieren beziehungsweise verschiedene andere Leistungen<br />

in ihrem Produkt zu integrieren.<br />

Immer mehr Akteure kämpfen um die Kundenschnittstelle:<br />

neue Downstream-Geschäftsmodelle <strong>im</strong> Überblick<br />

ROUTING DURCH<br />

VERSICHERUNGEN<br />

Versicherungen steuern<br />

zunehmend die Werkstattwahl<br />

der Endkunden (z.B. HUK,<br />

Carglass)<br />

WHITE-LABELLING<br />

Wachsende Vielfalt an White-<br />

Label-Garantieverlängerungen<br />

und Mobilitätsgarantien sowie<br />

Versicherungsanbietern<br />

(z.B. ADAC)<br />

Kundenzentrierung<br />

NEUE TECHNOLOGIEN<br />

Innovative Geschäftsmodelle basierend<br />

auf neuen Technologien eröffnen<br />

Möglichkeiten für branchenfremde Akteure<br />

(z.B. aus der Kommunikationsindustrie)<br />

OVER-THE-COUNTER<br />

GESCHÄFT<br />

Zunehmender Vertrieb von<br />

Originalersatzteilen durch (Vertrags-)<br />

Händler an Endkunden und freie<br />

Werkstätten (Thekengeschäft)<br />

INTERNET<br />

(Werkstattportale)<br />

Zunehmende Bedeutung<br />

des Internets, z.B. in Form<br />

von Reparaturbörsen wie<br />

werkstatt.autoscout24.de<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong><br />

Für die Kunden führt dies zu einem schlecht zu unterscheidenden Überangebot.<br />

Der gesamte <strong>Aftersales</strong>-Markt wird <strong>im</strong>mer undurchsichtiger.<br />

Dies steht <strong>im</strong> Gegensatz zu vielen anderen Branchen.<br />

Chart_neu-02.pptx<br />

Routing durch Versicherungen<br />

Vorreiter in diesem Bereich sind Versicherungsanbieter, die schon seit<br />

einigen Jahren verstärkt ins <strong>Aftersales</strong>-Geschäft eingreifen und über<br />

Kooperationen die Kunden in ausgewählte Werkstätten (sowohl autorisierte<br />

als auch freie) lenken. In der Regulierung von Unfall- und Glasschäden<br />

setzen viele Versicherungen so bereits erfolgreich das Prinzip der Kundensteuerung<br />

um. Der nächste logische Schritt wäre die Übertragung auf<br />

den Servicebereich.


12 | Studie<br />

Over-the-counter<br />

Das sogenannte Thekengeschäft, also der Vertrieb von Ersatzteilen an<br />

andere Werkstätten und Endkunden, ist für (Vertrags-)Händler ein wichtiges<br />

Standbein geworden. Laufende Programme einiger Hersteller und Händler<br />

bestätigen steigende Umsätze in diesem Segment. Gut gesteuert führen<br />

solche Programme zu einem wettbewerbsfähigeren Portfolio. Erfolgreiche<br />

Händler machen bereits 30 Prozent und mehr ihres Umsatzes mit dem<br />

Thekengeschäft – getreu dem Motto: Wenn ich dem Kunden auch keine<br />

Servicestunde mehr verkaufen kann, dann doch wenigstens das Original-<br />

Ersatzteil.<br />

Online-Portale<br />

Das Internet dient bereits seit längerem als Vertriebskanal, auch für automobile<br />

Dienstleistungen und Produkte. Aktuell deutet sich ein Durchbruch<br />

für spezielle Werkstattportale an, die eine breite Leistungspalette anbieten:<br />

von Bewertungen und Erfahrungsberichten bis hin zu Festpreisangeboten<br />

für Reparaturen und Inspektionen inklusive Hol- und Bring-Dienst.<br />

Während Händler und Verbände solche Werkstattportale derzeit noch skeptisch<br />

beurteilen, bestätigen die Akzeptanz be<strong>im</strong> Kunden und die steigenden<br />

Registrierungszahlen der Werkstätten den positiven Trend. Darüber hinaus<br />

profitieren die Portale davon, dass sich <strong>im</strong>mer mehr Kunden eine transparentere<br />

Darstellung der Dienstleistungen wünschen.<br />

Beispiele erfolgreicher Werkstattportale in Deutschland<br />

Werkstatt.AutoScout24 vermittelt zum Beispiel Serviceaufträge und sorgt für ein<br />

transparentes Leistungsangebot.<br />

DriveLog von Bosch bündelt das Angebot rund um die Mobilität für Autofahrer<br />

und Werkstätten. Ein sogenanntes digitales Serviceheft für den Kunden dient<br />

der Kostenkontrolle und ermöglicht Einsparpotenziale.<br />

Die Chancen der Online-Portale für teilnehmende Werkstätten liegen in der<br />

Neukundengewinnung, in zusätzlicher Auslastung und in der Möglichkeit,<br />

eigene Leistungen professionell und transparent darzustellen.


13 | Maßkonfektion <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> – Servicedifferenzierung entlang der Kundenwünsche<br />

Angesichts des sich verschärfenden Wettbewerbs wird die Neukundengewinnung<br />

künftig eine zentrale Rolle spielen – auch wenn sich die Online-<br />

Suche auf regionale Angebote konzentriert. Eine negative Konsequenz für<br />

die Werkstätten ist sicher die gestiegene Transparenz gegenüber Kunden<br />

und damit eine mögliche Preiserosion.<br />

Neue Technologien<br />

Sowohl für etablierte als auch für neue Marktteilnehmer ermöglichen neue<br />

Technologien innovative Geschäftsmodelle. So entsteht beispielsweise ein<br />

lukratives Nachrüstgeschäft für Hersteller, Händler und Werkstätten: Man<br />

denke an die Anbindung von Smartphones inklusive Verbindung zur Autoperipherie,<br />

an Car-to-Car- und Car-to-Infrastructure-Kommunikation (etwa<br />

in innovativen Navigationssystemen) oder an komplette Entertainment-Systeme.<br />

Die stetige Zunahme der Komplexität treibt das Geschäft vor allem<br />

zu den markenkompetenten Vertragswerkstätten und Vollsort<strong>im</strong>entern.<br />

Auf der anderen Seite führen neue Technologien zu einer Marktöffnung<br />

und ermöglichen neuen und branchenfremden Akteuren den Einstieg ins<br />

automobile <strong>Aftersales</strong>-Geschäft – insbesondere Unternehmen aus der ITund<br />

Kommunikationsbranche. Einige Beispiele, die zum Teil bereits zu<br />

einem verstärkten Kampf um den Kunden geführt haben, sind die Verknüpfung<br />

von Telematik- und Serviceangeboten, die Nutzung von Apps oder<br />

die Internetanbindung von Autos, die individuelle Angebote via "Location<br />

Based Services" ermöglicht (Geomarketing).<br />

White-Labelling<br />

In der Vergangenheit sind vermehrt White-Label-Produkte <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong>-<br />

Markt aufgetaucht. Das bezieht sich einerseits auf Ersatzteile, andererseits<br />

aber auch auf Serviceangebote. Im Ersatzteilgeschäft wird auf diese Weise<br />

versucht, insbesondere preissensitive Kunden zu gewinnen, die eher ältere<br />

Fahrzeuge fahren. Das erhöht den Wettbewerb zwischen den Akteuren und<br />

gleichzeitig die Auswahl für den Kunden – auf Basis von Preisunterschieden.<br />

In das Servicegeschäft steigen neben den bekannten Garantie- und Versicherungs-Akteuren<br />

vermehrt neue Player ein. So wächst die Vielfalt an<br />

White-Label-Anbietern von Garantieverlängerungen oder Mobilitätsgarantien<br />

kontinuierlich. Typische neue Vertreter sind Automobilclubs wie der ADAC<br />

oder Werkstattketten wie A.T.U. Sie verschärfen nicht nur den Konkurrenzkampf<br />

um den Kunden. Sie machen den Markt auch intransparenter. Für die<br />

Kunden wird es <strong>im</strong>mer schwieriger, bei der Angebotsvielfalt den Durchblick<br />

zu behalten. Zugleich ergeben sich durch den Wettbewerb aber auch<br />

deutliche Kostenvorteile, die White-Label-Produkte mit sich bringen.


14 | Studie<br />

2.2.3 Neue Mobilitätskonzepte<br />

Gerade in Großstädten setzen sich neue Mobilitätskonzepte <strong>im</strong>mer stärker<br />

durch und werden das <strong>Aftersales</strong>-Geschäft nachhaltig verändern. Der anhaltende<br />

Wertewandel in der Gesellschaft, der sich zum Beispiel in einem<br />

gesteigerten Umweltbewusstsein zeigt, eröffnet vielfältige Wege für neuartige<br />

Mobilitätsformate, und die Bedeutung entsprechend innovativer<br />

Dienstleister steigt. Dabei handelt es sich nicht nur um neue Produkte<br />

oder Geschäftsmodelle, sondern um Services, die dem geänderten<br />

Nutzungsverhalten der Kunden gerecht werden.<br />

Die bekannteste Variante ist zweifellos das Carsharing. Hier heißt das<br />

Motto "Nutzen statt Besitzen". Entsprechende Angebote erfreuen sich<br />

<strong>im</strong>mer größerer Beliebtheit, was sich in einem enormen Zuwachs an Mitgliedern<br />

und einem stetig wachsenden Fahrzeugbestand spiegelt. 2012<br />

gab es in Europa rund 700.000 Carsharing-Nutzer und 21.000 Fahrzeuge,<br />

<strong>im</strong> Jahr 2020 werden bis zu 15 Millionen Nutzer sich 240.000 Fahrzeuge<br />

teilen, so die Einschätzung der Zukunftsforscher von Frost & Sullivan.<br />

Auch das Flottenmanagement hat bereits erheblichen Einfluss auf das<br />

<strong>Aftersales</strong>-Geschäft. Mit knapp über einer Million Neuzulassungen an<br />

Flottenfahrzeugen macht der Markt mit Geschäftskunden inzwischen<br />

rund ein Drittel der jährlichen Neuzulassungen in Deutschland aus.<br />

Betrachtet man noch Vermietgeschäft, Tages- und OEM-Zulassungen,<br />

sind es sogar über 60 Prozent.<br />

Von OEMs bis zu unabhängigen Newcomern: Eine Vielzahl an Anbietern<br />

ist inzwischen <strong>im</strong> Carsharing-Markt aktiv ...<br />

Top Player nach Unternehmenstyp [Auswahl]<br />

OEMs<br />

Vermietgesellschaften<br />

Unabhängige<br />

Anbieter<br />

Quelle: Bundesverband Carsharing e.V.; University of California; Frost & Sullivan; <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong><br />

Chart_neu-02.pptx


15 | Maßkonfektion <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> – Servicedifferenzierung entlang der Kundenwünsche<br />

... und trifft auf <strong>im</strong>mer mehr Nutzer<br />

Carsharing Nutzer, 2006-2020 [Mio.]<br />

15,0<br />

4,0<br />

0,7<br />

0,1 0,2 0,3<br />

2006<br />

2012<br />

2020<br />

Deutschland Europa<br />

Quelle: Bundesverband Carsharing e.V.; University of California; Frost & Sullivan; <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong><br />

Dieser strukturelle Wandel hat große Auswirkungen auf den <strong>Aftersales</strong> und<br />

seine Ausrichtung, denn die Kundenstruktur bewegt sich weg von einzelnen<br />

Privatkunden hin zu wenigen Großkunden, ob Carsharing-Anbieter oder<br />

Betreiber von Flotten- und Vermietgeschäft. Die stetig wachsende Zahl von<br />

Carsharing-Fahrzeugen und Großflotten wirkt sich auch gravierend auf das<br />

gewohnte <strong>Aftersales</strong>-Geschäft aus, denn in Zukunft werden dadurch <strong>im</strong>mer<br />

weniger Privatpersonen selbst ein Fahrzeug zum Service oder zur Reparatur<br />

bringen. Rahmenverträge mit Großkunden nehmen entsprechend stark zu,<br />

und die Akteure sollten das Potenzial der verbleibenden privaten Kunden<br />

daher noch präziser und zielgruppengerechter nutzen.<br />

2.2.4 Service muss Kunden ein individuelles Erlebnis bieten<br />

Während die Automobilkonzerne ihre Vertriebskanäle für Neuwagen ständig<br />

erweitern und ausdifferenzieren, um die <strong>im</strong>mer kleiner werdenden Zielgruppen<br />

zu erreichen, besteht <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> großer Nachholbedarf. Die meisten<br />

Anbieter scheren bislang alle Kunden weitgehend über einen Kamm. Eine<br />

gezielte Kundenansprache findet nicht in ausreichendem Maß statt.<br />

Wer einen sechsstelligen Betrag für ein Oberklasse-Modell aufgebracht hat,<br />

erhält in der Regel den gleichen Service wie der Fahrer eines Kleinwagens<br />

für 8.000 Euro. Dabei bieten gerade die Kundenkontakte <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong>-<br />

Geschäft wertvolle Gelegenheiten, Informationen zu sammeln über individuelle<br />

Bedürfnisse und den Gewinn zu steigern, indem ein differenziertes<br />

Serviceangebot genau diese Bedürfnisse erfüllt.<br />

Chart_neu-02.pptx


Chart_neu-02.pptx<br />

16 | Studie<br />

Es ist zu erkennen, dass Kunden positive Erfahrungen aus dem Neuwagenkauf<br />

auf den <strong>Aftersales</strong> projizieren. Die individuelle Betreuung, die sie be<strong>im</strong><br />

Kauf ihres Autos erhalten haben, verlangen sie später auch be<strong>im</strong> Service.<br />

Wer seine Kunden langfristig halten will, muss diese Erwartungen erfüllen.<br />

Hier besteht vor allem bei den großen OEMs Handlungsbedarf.<br />

Die Neuwagenwelt wird <strong>im</strong>mer differenzierter ...<br />

... der <strong>Aftersales</strong> nicht<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong><br />

2.3 Konsequenz: Der Kampf um den Kunden ist in vollem Gange<br />

Im <strong>Aftersales</strong>-Markt drängen sich <strong>im</strong>mer mehr Akteure, von OEMs und<br />

Vertragswerkstätten über OES-Anbieter und verschiedene Formate von<br />

Werkstattsystemen bis hin zu freien Werkstätten.<br />

Chart_neu-02.pptx<br />

Der Weg vom Hersteller zum Kunden ist teilweise sehr weit:<br />

die Distributionslogik <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong>-Markt<br />

Hersteller<br />

Original Equipment<br />

Manufacturer (OEM)<br />

Original Equipment Supplier (OES)<br />

Independent Aftermarket<br />

(IAM)<br />

Großhändler<br />

Aftermarket-Organisation<br />

der OEMs<br />

Großhändler<br />

Distributor/Importeur<br />

Zentralorganisation<br />

(Fast Fitter)<br />

(Einzel-)<br />

Händler<br />

OEM<br />

Vertragswerkstatt<br />

Freie<br />

Werkstatt<br />

Karosserie- und<br />

Lackier-Betriebe<br />

Tankstellen,<br />

Supermärkte, DIY<br />

Fast Fit/<br />

Autocenter<br />

Intermediär<br />

END-<br />

KUNDE<br />

Versicherungen, Leasingfirmen, Carsharing, … (selektiv)<br />

KUNDE<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong>


17 | Maßkonfektion <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> – Servicedifferenzierung entlang der Kundenwünsche<br />

Jeder steht mit jedem <strong>im</strong> Wettbewerb. Alle konkurrieren um Marktanteile<br />

– und zwar direkt an der Kundenschnittstelle. So liefern sich insbesondere<br />

autorisierte Werkstätten und sonstige Werkstattformate einen steten Kampf<br />

auf dem Wartungs- und Reparaturmarkt.<br />

Die Entwicklung der vergangenen fünf Jahre lässt sich in zwei Phasen<br />

untergliedern: In der ersten sind vermehrt neue Werkstätten und Werkstattketten<br />

in den Markt eingestiegen und haben den OEMs in großem Stil<br />

Marktanteile abgenommen. Die Hersteller entwickelten darauf Initiativen,<br />

um sich ihr Stück des profitablen <strong>Aftersales</strong>-Kuchens zurückzuerobern. Sie<br />

boten vermehrt Flatrate-Verträge an, riefen zusätzliche Teilelinien ins Leben<br />

oder etablierten Thekenkonzepte. Dadurch ist es ihnen in der zweiten Phase<br />

gelungen, die Erosion der Marktanteile zu stoppen und ihre starke Stellung<br />

zu festigen.<br />

Wer die nächste Phase für sich entscheidet, ist allerdings noch offen.<br />

Voraussetzung für eine erfolgreiche Geschäftsentwicklung wird sein, den<br />

Kunden individuell anzusprechen und passgenaue Angebote ins Portfolio<br />

aufzunehmen. Derjenige, dem dies mit einem differenzierten Leistungsspektrum<br />

am besten gelingt, wird sich die entscheidenden Marktanteile<br />

sichern.<br />

Marktanteile <strong>im</strong> Wartungs- und Reparaturmarkt. Die OEMs haben<br />

die Erosion ihrer Position zunächst gestoppt<br />

Marktanteil<br />

[%]<br />

60 -4.4%<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Phase I Phase II Phase III<br />

Werkstattketten erobern<br />

sich einen großen Anteil<br />

am <strong>Aftersales</strong>-Markt<br />

+13.4%<br />

OEMs erkämpfen sich<br />

durch Initiativen<br />

Marktanteile zurück<br />

+2.8%<br />

0.0%<br />

Entwicklung Phase III noch offen: Wer sich am<br />

besten am Kunden ausrichtet, wird sich am Markt<br />

behaupten<br />

0<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015<br />

Vertragswerkstätten Sonstige Werkstätten<br />

Quelle: DAT-Report 2013; <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong><br />

Do-it-yourself<br />

Chart_neu-02.pptx


18 | Studie<br />

2.4 Fazit: Differenzierung als Überlebensgrundlage<br />

Der Fahrzeugbestand wächst zwar leicht – doch geschieht dies maßgeblich<br />

durch gewerbliche Nachfrage <strong>im</strong> Leasing- oder Carsharing-Bereich, nicht<br />

durch Privatkunden. Auf dem profitablen <strong>Aftersales</strong>-Markt kämpfen somit<br />

<strong>im</strong>mer mehr Akteure mit neuen Geschäftsmodellen um <strong>im</strong>mer weniger Kunden<br />

mit <strong>im</strong>mer höheren Erwartungen. Das Potenzial ist groß, aber bei den<br />

meisten Anbietern sind die Service-Konzepte noch völlig unterentwickelt.<br />

Auf die individuellen Bedürfnisse unterschiedlicher Kunden oder Kundengruppen<br />

gehen sie praktisch nicht ein. Dabei verdeutlichen unsere Marktbeobachtungen<br />

auf den ersten Blick: Differenzierung wird künftig nicht<br />

nur sinnvoll, sondern überlebensnotwendig sein.<br />

Um den aktuellen Entwicklungen <strong>im</strong> automobilen <strong>Aftersales</strong> gerecht zu<br />

werden, wäre eine zielgerichtete Ansprache nötig: Jeder einzelne Kunde<br />

müsste ein individuell auf ihn zugeschnittenes Lösungs- und Servicepaket<br />

bekommen. Das ist Stand heute in der Praxis nicht darstellbar.<br />

Segmentierung als opt<strong>im</strong>ale Lösung für eine individuelle Kundenansprache<br />

STATUS QUO<br />

CLUSTERUNG ALS OPTIMUM<br />

MIKRO-MARKETING<br />

> Anteil am Privatkundengeschäft<br />

ist rückläufig<br />

> Das Retailgeschäft mit einer<br />

Vorreiterrolle in der differenzierten<br />

Kundenansprache weckt hohe<br />

Erwartungen an den <strong>Aftersales</strong><br />

> Eine Vielzahl zusätzlicher/neuer<br />

<strong>Aftersales</strong>-Akteure drängt an die<br />

Kundenschnittstelle<br />

Einheitliche Kundenansprache<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong><br />

> Durch genaue Identifizierung der Kunden<br />

können verschiedene Kundensegmente<br />

erstellt werden<br />

> Jedem Segment können passgenaue<br />

Service-Pakete zugeordnet werden,<br />

sodass annähernd "Mikro-Marketing"<br />

erreicht wird und die Kunden eine<br />

individuelle Ansprache/<br />

Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse<br />

erleben<br />

> Idealzuständ wäre Mikro-<br />

Marketing:<br />

- Eine individuelle Betreuung<br />

jedes einzelnen Endkunden<br />

- Jeder Kunde erhält ein<br />

individuelles, nur auf ihn<br />

persönlich zugeschnittenes<br />

Paket<br />

Individuelle Betreuung<br />

Wir empfehlen daher eine ähnlich wirksame Alternative: eine sauber definierte<br />

Segmentierung in verschiedene Kundengruppen. Durch eine exakte<br />

Charakterisierung auf Basis von Werte- und Bedürfnisstrukturen lassen<br />

sich unterschiedliche Segmente erstellen.<br />

Chart_neu-02.pptx


19 | Maßkonfektion <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> – Servicedifferenzierung entlang der Kundenwünsche<br />

Anschließend bräuchte es für jedes Segment passgenaue Servicepakete,<br />

sodass die Kunden eine individuelle Ansprache und Berücksichtigung ihrer<br />

Bedürfnisse erleben. Mit einer solchen Segmentierung wird es den <strong>Aftersales</strong>-Akteuren<br />

gelingen, langfristig am Markt zu bestehen.<br />

Unsere Marktbeobachtungen auf einen Blick:<br />

> Das <strong>Aftersales</strong>-Geschäft ist ein hoch profitabler Markt, der trotz Krise<br />

weiter wächst.<br />

> Es findet einerseits eine zunehmende Konsolidierung statt. Andererseits<br />

drängen durch neue Technologien und Trends vermehrt weitere Anbieter<br />

auf den Markt.<br />

> Neue Mobilitätskonzepte reduzieren die Bedeutung der Privatkunden<br />

und verstärken die Rolle von gewerblichen Großkunden.<br />

> Der Neuwagenverkauf mit seiner Vorreiterrolle in der differenzierten<br />

Kundenansprache weckt auch <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> hohe Erwartungen.<br />

> Kunden verlangen <strong>im</strong>mer mehr ein auf sie angepasstes, individuelles<br />

Produkt anstelle einer "one size fits all"-Lösung.


20 | Studie<br />

3. Kundenbefragung<br />

Der <strong>Aftersales</strong>-Markt ist gekennzeichnet durch hochkomplexe, fragmentierte<br />

Distributionskanäle, ein austauschbares Serviceangebot und fehlende Wechselkosten.<br />

Herstellergebundenen und freien Werkstätten fehlt häufig eine klare<br />

Strategie zur individuellen Ansprache und dauerhaften Bindung ihrer unterschiedlichen<br />

Kunden und zur Differenzierung <strong>im</strong> stärker werdenden Wettbewerb.<br />

Um diese Strategie zu entwickeln, müssen die Akteure Kunden-Bedürfnisse<br />

und -Ansprüche besser verstehen. Bislang stützen sich allerdings die wenigsten<br />

auf wertvolle Markt- und Kundeninformationen. Unsere Untersuchung<br />

schafft eine belastbare Grundlage für mehr Verständnis, indem sie zunächst das<br />

gesamte Kundenspektrum <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> beleuchtet – über alle Anbieterformate<br />

hinweg. Darauf aufbauend können die verschiedenen Akteure einen unternehmensspezifischen<br />

Ansatz entwickeln. Doch dazu später mehr.<br />

3.1 RB Profiler – der <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong>-Ansatz<br />

Der von <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> entwickelte RB Profiler ermöglicht ein präzises Marktbild<br />

und eine bessere Segmentierung bestehender und potenzieller Kunden.<br />

Die quantitative Methodik macht Kunden- und Markenwerte transparent<br />

und deckt auf, welche Segmente für ein Unternehmen strategisch und<br />

wirtschaftlich den größten Erfolg versprechen.<br />

Segmentierungsanalyse mit dem RB Profiler – das ideale Tool für einen<br />

ganzheitlichen Blick<br />

360°-SEGMENTIERUNG<br />

INPUT-VARIABLEN<br />

SEGMENTE (illustrativ)<br />

Demografie<br />

Werte<br />

Min<strong>im</strong>alistische<br />

Sparer<br />

> Ganzheitliche Kundenbetrachtung auf<br />

Basis der Kombination unterschiedlicher<br />

Segmentierungskriterien<br />

> Prognose des künftigen Kaufverhaltens<br />

durch Identifikation der relevantesten<br />

Kriterien<br />

> Durch Verbindung der attraktivsten<br />

Kundensegmente mit unterschiedlichen<br />

Vertriebskanälen können Anbieter ihren<br />

Marketing-Mix so ändern, dass sie<br />

weiteres Potenzial erschließen<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong><br />

Verhalten in relevanten<br />

Kategorie (z.B. Fahrzeugkauf,<br />

Handy-Nutzung)<br />

Verhalten bei der Nutzung<br />

von Kanälen/Medien<br />

Branchenaffinität<br />

Progressive<br />

Performer<br />

Kostenbewusste<br />

Spaßgesellschaft<br />

Chart_neu-02.pptx


21 | Maßkonfektion <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> – Servicedifferenzierung entlang der Kundenwünsche<br />

In die multid<strong>im</strong>ensionale Analyse fließen Wertvorstellungen ein, soziodemografische<br />

und branchenspezifische Daten. Unternehmen erkennen, welche<br />

Kundengruppen sie derzeit ansprechen und welche sie durch eine Neupositionierung<br />

und Differenzierung ihrer Marke und ihrer Services erreichen<br />

können.<br />

Die Grundlogik des RB Profilers nutzt die differenzierten, komplexen Wertesysteme,<br />

über die jeder Mensch verfügt. Die einen sind besonders emotional<br />

und legen großen Wert auf Spaß, während andere völlig rational entscheiden<br />

und auf Prestige aus sind. So lassen sich individuelle Werteprofile erstellen.<br />

Insgesamt 18 für tägliche Kaufentscheidungen ausschlaggebende Werte<br />

bilden die Grundlage des RB Profilers. Sie werden in einem Raster, dem<br />

"RB Profiler Grid", dargestellt (siehe Grafik).<br />

Im RB Profiler beschreiben 18 Basisfaktoren die Wünsche und Werte der Kunden<br />

Vitalität<br />

Ästhetik<br />

Familie &<br />

Freunde<br />

TRADITIONELLER HEDONISMUS<br />

Ruhe<br />

Gesundheit<br />

ALTRUISMUS<br />

Gesellschaft<br />

& Natur<br />

PROGRESSIVER HEDONISMUS<br />

Thrill & Fun Status Trendiness<br />

Gesamtkosten<br />

Smart<br />

Shopping<br />

GELD<br />

Einfachheit<br />

PROGRESSIVE LEISTUNG<br />

Technologie Erfolg Anpassung<br />

TRADITIONELLE LEISTUNG<br />

Qualität Service Sicherheit<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong><br />

Die Anordnung der Werte basiert auf einer multid<strong>im</strong>ensionalen Skalierung.<br />

Ähnliche Werte liegen nah aneinander. Vertikal ist die Einstellung von emotional<br />

(oben) bis rational (unten) abgetragen, horizontal die Konsumneigung<br />

– von min<strong>im</strong>alistischen (links) bis zu max<strong>im</strong>alistischen Tendenzen (rechts).<br />

Chart_neu-02.pptx


22 | Studie<br />

Die Pr<strong>im</strong>ärerhebung ist auf jedes einzelne Projekt abgest<strong>im</strong>mt. Ja-odernein-Fragen<br />

gibt es nicht, ebenso wenig richtige oder falsche Antworten.<br />

Vielmehr werden Einstellungen getestet, beispielsweise zu Qualitätspräferenzen<br />

oder Preissensibilität, und diese Ergebnisse später zu konkreten<br />

Werten wie Qualität oder Smart Shopping verdichtet. Zusätzlich werden<br />

allgemeine soziodemografische Angaben wie Geschlecht, Alter, Wohngegend<br />

und Einkommensniveau abgefragt. Die Konsumenten machen Angaben zu<br />

Gewohnheiten, Lebensstil, Einstellungen, Interessen und Bedürfnissen sowie<br />

zu ihrer Beziehung zur betreffenden Branche. Beispielsweise geht es dabei<br />

um ihr Markenbewusstsein, ihr Ausgabenverhalten und ihre bevorzugte<br />

Produktnutzung.<br />

Ob jemand best<strong>im</strong>mten wertebasierten Aussagen zust<strong>im</strong>mt oder nicht,<br />

stellt das Kundenprofil farblich dar. Ein blau markierter Bereich bedeutet,<br />

dass die Person den Aussagen, die diese Werte spiegeln, signifikant stärker<br />

zust<strong>im</strong>mt als die jeweilige Vergleichsgruppe. Ein rot markierter Bereich<br />

bedeutet dementsprechend unterdurchschnittliche Zust<strong>im</strong>mung.<br />

Daraus ergeben sich ganzheitliche Profile, die neben den demografischen<br />

Angaben und der Beziehung zur Branche eine präzise Einteilung in Kundensegmente<br />

anhand trennscharfer Werte ermöglichen. Darüber hinaus<br />

können auch Einzelprofile analysiert und Ansätze zum Mikromarketing<br />

entwickelt werden.<br />

Beispielhaftes Konsumentenprofil<br />

> 25 Jahre alt<br />

> Männlich<br />

> Single<br />

> Mittleres Einkommen<br />

> Durchschnittliches Bildungsniveau<br />

> Vollbeschäftigt<br />

ROT =<br />

Konsumentenwerte,<br />

denen die Person<br />

weniger zust<strong>im</strong>mt<br />

<strong>im</strong> Vergleich zu den<br />

übrigen Personen/<br />

Nutzern<br />

BLAU =<br />

Konsumentenwerte, denen die Person überdurchschnittlich stark<br />

zust<strong>im</strong>mt <strong>im</strong> Vergleich zu den übrigen Personen/Nutzern<br />

Legende: E = Emotionale Werte; R = Rationale Werte; – = Min<strong>im</strong>alistische Werte; + = Max<strong>im</strong>alistische Werte<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong><br />

Chart_neu-02.pptx


23 | Maßkonfektion <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> – Servicedifferenzierung entlang der Kundenwünsche<br />

Analysiert man die Werteprofile von Marken und Kundensegmenten, lässt<br />

sich das Konsumverhalten einzelner Zielgruppen zuverlässig vorhersagen.<br />

Der RB Profiler bildet damit eine wichtige Grundlage zur Entwicklung<br />

erfolgreicher Marken- und Marketingstrategien.<br />

Im Laufe der vergangenen zehn Jahre ist der RB Profiler in den unterschiedlichsten<br />

Branchen bei einer Vielzahl von Projekten und Studien zum Einsatz gekommen.<br />

Hier sind drei Praxisbeispiele:<br />

> Entwicklung einer Markteintrittsstrategie für einen deutschen Premium-<br />

Automobilhersteller in Indien<br />

> Strategieentwicklung auf Basis von Kunden- und Marktsegmentierung<br />

für unterschiedliche Telekommunikationsunternehmen in Russland<br />

> Neuausrichtung des Sendungsportfolios und des Profils eines deutschen<br />

Fernsehsenders<br />

Darüber hinaus bietet der RB Profiler die Möglichkeit einer Zeitreihenanalyse,<br />

die eine klare Entwicklung der Werte und des Kundenverhaltens<br />

anhand eines Migrationspfades abbildet. Und auch die Profilauswertung<br />

auf Einzelkundenebene für Zwecke des Mikromarketings ist möglich.


24 | Studie<br />

3.2 Unsere Befragung von 1.500 Servicekunden…<br />

Auf der Grundlage des RB Profilers hat die GFK für <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> mehr als<br />

1.500 <strong>Aftersales</strong>-Kunden in Deutschland online befragt. Der umfangreiche<br />

Fragebogen deckte unterschiedliche Kategorien ab: RB Profiler-spezifische,<br />

personenbezogene, demografische und fahrzeugspezifische Fragen sowie<br />

Angaben rund um persönliche Erfahrungen mit Wartung, Service und<br />

Reparaturleistungen sowie die Erwartungen an künftige Serviceleistungen.<br />

Gliederung des Fragebogens<br />

2<br />

5 | Affinität zu neuartigen Medien<br />

Nutzerverhalten bzgl. neuer Medien<br />

3 | Fahrzeugangaben und Nutzungsverhalten<br />

Auto-Affinität<br />

Fahrzeug-Charakteristika<br />

| RB Profiler section<br />

4 | Serviceverhalten und -anforderungen<br />

Serviceverhalten<br />

Werkstattnutzungsverhalten<br />

Prioritäten bei der Service-/Reparaturnutzung<br />

Nutzung potenzieller Servicepakete<br />

Dienstleistungen rund um Wartung und<br />

Reparatur inkl. Zahlungsbereitschaft<br />

1 | Demografie/Sozio-Ökonomie<br />

Geschlecht ✗ Männlich Weiblich<br />

Wie alt sind Sie?<br />

Jahre<br />

Besitzen Sie ein Auto? ✗ Ja Nein<br />

In welchem Bundesland<br />

wohnen Sie?<br />

Baden-Württemberg<br />

✗ Bayern<br />

Berlin<br />

…<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong><br />

3.3 …ergibt sechs Kundensegmente<br />

Die Auswertung hat sechs besonders aussagekräftige Kundensegmente<br />

ergeben. Wesentliche Unterschiede zeigen sich nicht nur bei den Servicepräferenzen,<br />

sondern auch bei Demografie, Zahlungsbereitschaft, Wertvorstellungen<br />

und <strong>im</strong> allgemeinen Serviceverhalten:<br />

1. Wenig interessierte Traditionalisten (low involved Traditionalists)<br />

2. Serviceorientierte Rationalisten (service-focused Rationalists)<br />

3. Anspruchsvolle Enthusiasten (high-demanding Enthusiasts)<br />

4. Junge Statusorientierte (status-oriented Youngsters)<br />

5. Kostenbewusste Gefühlsmenschen (price-focused Emotionalists)<br />

6. Min<strong>im</strong>alistische Sparer (cost-oriented Min<strong>im</strong>alists)<br />

Chart_neu-02.pptx


25 | Maßkonfektion <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> – Servicedifferenzierung entlang der Kundenwünsche<br />

Diese sechs Segmente reflektieren Serviceverhalten und -anforderungen<br />

<strong>im</strong> gesamten deutschen <strong>Aftersales</strong>-Markt und bilden die Basis für nationale<br />

wertespezifische Kundengruppen. Eine marken- oder werkstattkettenspezifische<br />

Segmentierung (zum Beispiel für BMW oder für A.T.U)<br />

würde zu einer noch schärferen Segmentierung führen.<br />

Drei der sechs Segmente haben eine starke Vorliebe für autorisierte<br />

OEM Werkstätten und eine überdurchschnittliche Tendenz zu Original-<br />

Teilen bei Wartungen und Reparaturen.<br />

Die wenig interessierten Traditionalisten (23 Prozent der Autofahrer)<br />

sind <strong>im</strong> Durchschnitt 47 Jahre alt und verfügen über ein<br />

sehr hohes Einkommen. Sie sind Erstbesitzer von durchschnittlich<br />

fünf Jahre alten Fahrzeugen und greifen hauptsächlich zu<br />

Premiummarken. Eigentlich haben sie kein besonderes Interesse<br />

an Autos, aber sie stellen grundsätzlich hohe Ansprüche<br />

an professionelle Dienstleistungen. Sie sind komfortorientiert<br />

und sowohl bereit als auch in der Lage, für exzellenten Service<br />

entsprechend zu bezahlen.<br />

23%<br />

1 Wenig interessierte<br />

Traditionalisten<br />

> Sehr hohes Einkommen<br />

> Traditionelle Ansprüche<br />

> Vergleichsweise niedrige<br />

Kostenorientierung<br />

> Fahren neue Premiumfahrzeuge<br />

> Nutzen autorisierte Händler und<br />

Werkstätten<br />

> Bevorzugen OEM-Originalteile<br />

> Suchen einfache <strong>Aftersales</strong>-Leistungen<br />

und ein hohes Serviceniveau<br />

Die serviceorientierten Rationalisten (17 Prozent) haben ein<br />

Durchschnittsalter von 50 Jahren, ein mittleres Einkommen<br />

und fahren gebrauchte oder teilweise alte Fahrzeuge (durchschnittlich<br />

neun Jahre alt). Sie greifen in der Regel nicht zu Premiummarken,<br />

haben wenig Interesse an Autos <strong>im</strong> Allgemeinen,<br />

sind aber bei Wartung und Reparaturen meist sehr fürsorglich.<br />

Wichtig sind ihnen insbesondere Qualität, Freundlichkeit des<br />

Personals und eine persönliche und angenehme Betreuung.<br />

Sie wollen Service-Tätigkeiten ausführlich erklärt haben, und<br />

die Kosten müssen nachvollziehbar sein. Auf Sonderleistungen<br />

oder VIP-Behandlung legen diese Kunden keinen Wert.<br />

17%<br />

2 Serviceorientierte<br />

Rationalisten<br />

> Ältestes Segment<br />

> Rationale Werte, traditionelle<br />

Leistungsorientierung und "Smart<br />

Shopping"<br />

> Nutzen autorisierte Händler und<br />

Werkstätten<br />

> Bevorzugen OEM-Originalteile<br />

> Wollen Erklärungen für Service/Preis<br />

und haben hohe Gesamterwartung<br />

Die anspruchsvollen Enthusiasten (17 Prozent) sind <strong>im</strong> Schnitt<br />

38 Jahre alt und haben ein sehr hohes Einkommen. Sie besitzen<br />

ein oder mehrere Neuwagen mit einem Alter von durchschnittlich<br />

vier Jahren. Ihr Fokus liegt auf Premiummodellen. Diese<br />

Kunden betrachten ihr Fahrzeug als Statussymbol und bezeichnen<br />

sich als Autoexperten. Sie legen großen Wert auf erstklassigen<br />

Service. Bequemlichkeit und zusätzliche Annehmlichkeiten<br />

<strong>im</strong> Rahmen einer VIP-Behandlung sind erwünscht, und die<br />

Zahlungsbereitschaft für exzellenten Service ist hoch.<br />

17%<br />

3 Anspruchsvolle<br />

Enthusiasten<br />

> Sehr hohes Einkommen<br />

> Progressive Werte<br />

> Vergleichsweise niedrige<br />

Kostenorientierung<br />

> Fahren neue Premiumfahrzeuge<br />

> Nutzen autorisierte Händler und<br />

Werkstätten<br />

> Bevorzugen OEM-Originalteile<br />

> Lieben ihr Fahrzeug<br />

> Wollen Top-Service und VIP-Behandlung


26 | Studie<br />

Am anderen Ende des Spektrums finden sich drei Kundensegmente, die<br />

eher markenunabhängige Werkstätten oder Werkstattketten aufsuchen<br />

und keinen Wert auf OEM-Teile und besondere Serviceangebote legen.<br />

Die jungen Statusorientierten (17 Prozent der Autofahrer) stellen<br />

mit durchschnittlich 28 Jahren das jüngste Segment. Sie<br />

haben ein sehr niedriges Einkommen und nutzen pr<strong>im</strong>är sehr<br />

betagte Fahrzeuge mit einem Durchschnittsalter von elf Jahren.<br />

Sie fahren keine Premiummarken und haben nur eine sehr begrenzte<br />

Affinität zu Autos. Sie sehen die Marke und das Fahrzeug<br />

durchaus als potenzielles Statussymbol. Mit dem nötigen<br />

Kleingeld würden sie ein prestigeträchtigeres Modell fahren.<br />

Besonders wichtig sind dieser Kundengruppe der Spaß und der<br />

Unterhaltungsfaktor. Aufgrund einer starken Kostenorientierung<br />

erwarten die jungen Statusorientierten keine besonders hochwertige<br />

Serviceleistung. Sie nutzen auch gern Onlineangebote.<br />

17%<br />

4 Junge<br />

Statusorientierte<br />

> Jüngstes Segment<br />

> Emotionale und progressive Werte<br />

> Kostenorientiert<br />

> Sehr niedriges Einkommen<br />

> Fahren alte und gebrauchte Fahrzeuge<br />

> Haben einfache <strong>Aftersales</strong>-<br />

Erwartungen, da sie ihre Preisl<strong>im</strong>its<br />

kennen<br />

Die kostenbewussten Gefühlsmenschen (13 Prozent) sind <strong>im</strong><br />

Schnitt 35 Jahre alt, haben ein mittleres Einkommen, fahren<br />

Fahrzeuge mit acht Jahren Durchschnittsalter und dabei keine<br />

Premiummarken. Sie haben <strong>im</strong> Allgemeinen kein besonderes<br />

Interesse an Autos und den damit verbundenen Dienstleistungen.<br />

Für sie zählen vor allem emotionale Werte und die<br />

Kosten.<br />

13%<br />

5 Kostenbewusste<br />

Gefühlsmenschen<br />

> Emotionale Werte und "Status"<br />

> Kostenorientiert<br />

> Sehr geringes Interesse an den<br />

Fahrzeugen und daher keine klaren<br />

Präferenzen hinsichtlich <strong>Aftersales</strong>-<br />

Dienstleistungen<br />

Die min<strong>im</strong>alistischen Sparer (13 Prozent) sind durchschnittlich<br />

44 Jahre alt. Ihr Einkommen ist niedrig, ihre Autos sind alt<br />

(<strong>im</strong> Durchschnitt elf Jahre). Sie besitzen keine Premiummarken,<br />

haben ein sehr begrenztes Interesse an ihren Fahrzeugen und<br />

sind generell wenig auto-affin. Dominant sind min<strong>im</strong>alistische<br />

Werte. Diese Kunden schauen pr<strong>im</strong>är auf die Kosten und sind<br />

nur an den einfachsten und grundlegendsten Leistungen interessiert.<br />

Serviceentscheidungen sind pr<strong>im</strong>är kostengetrieben.<br />

13%<br />

6 Min<strong>im</strong>alistische<br />

Sparer<br />

> Niedriges Einkommen<br />

> Min<strong>im</strong>alistische Werte, Ablehnung von<br />

progressiven Einstellungen und<br />

Leistungsorientierung<br />

> Kostenorientiert<br />

> Fahren alte und gebrauchte Fahrzeuge<br />

> Auto ist nicht priorisiert; eingeschränktes<br />

Interesse an Services


27 | Maßkonfektion <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> – Servicedifferenzierung entlang der Kundenwünsche<br />

Mit zusätzlichen deskriptiven Variablen macht der RB Profiler diese<br />

Segmente noch plastischer. So entstehen trennscharfe und für die Praxis<br />

relevante Kundengruppen, die <strong>Aftersales</strong>-Akteuren dabei helfen, ihre<br />

Positionierung individuell anzupassen.<br />

Die Charakteristika der sechs <strong>im</strong> deutschen Markt identifizierten Kundensegmente<br />

<strong>im</strong> Überblick<br />

1 Wenig interessierte<br />

Traditionalisten<br />

2 Serviceorientierte 3 Anspruchsvolle 4 Junge<br />

Rationalisten<br />

Enthusiasten<br />

Statusorientierte<br />

5 Kostenbewusste<br />

Gefühlsmenschen<br />

6 Min<strong>im</strong>alistische<br />

Sparer<br />

Segmentgröße<br />

23%<br />

17% 17%<br />

17%<br />

13%<br />

13%<br />

Pr<strong>im</strong>äre Werte<br />

Traditionelle<br />

Werte<br />

Sicherheit<br />

und<br />

Service<br />

Max<strong>im</strong>ierung<br />

und<br />

Status<br />

Spaß und<br />

Kosten<br />

Kosten und<br />

Emotionen<br />

Min<strong>im</strong>alismus;<br />

vor allem<br />

Kosten<br />

Demografie<br />

Ø Alter [Jahre]<br />

Ø HHE 1) [EUR]<br />

Geschlecht<br />

Wohnort<br />

Fahrzeug<br />

Ø Fzg.-Alter<br />

I ( 9 Jahre)<br />

Anteil Gebrauchtwagen<br />

Werkstatt-Nutzung<br />

Fzg.-Nutzung<br />

Nutzung OEM-<br />

Originalteile [%]<br />

47<br />

Sehr hoch<br />

Gleich verteilt<br />

Land<br />

5<br />

47%<br />

44%<br />

10%<br />

34%<br />

Autorisierte<br />

Premium<br />

49<br />

50 38<br />

28<br />

Mittel<br />

Sehr hoch<br />

Sehr gering<br />

Frauen<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Stadt und Land Stadt und Land Großstadt<br />

9 4<br />

11<br />

19%<br />

40%<br />

42%<br />

51%<br />

8%<br />

33%<br />

48%<br />

43%<br />

32%<br />

Autorisierte<br />

Autorisierte<br />

Unabhängige<br />

Nicht premium Premium<br />

Nicht premium<br />

46 54<br />

31<br />

8%<br />

60%<br />

75%<br />

35<br />

Mittel<br />

Gleich verteilt<br />

Großstadt<br />

8<br />

25%<br />

41%<br />

34%<br />

56%<br />

44<br />

Gering<br />

Frauen<br />

Großstadt<br />

11<br />

12%<br />

36%<br />

52%<br />

68%<br />

Unabhängige, autorisierte Unabhängige<br />

Nicht premium Nicht premium<br />

33<br />

16<br />

1) Haushaltseinkommen xx Segmentgröße<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong>, GfK (April 2012, n = 1.501, Online-Befragung)<br />

3.4 Was die Segmente auszeichnet<br />

Chart_neu-02.pptx<br />

Um mehr über die konkreten Wünsche und Anforderungen der Kunden<br />

zu erfahren, haben wir die sechs Segmente auf folgende Kategorien hin<br />

untersucht:<br />

> Generelle Einstellung zum Auto<br />

> Kriterien für die Wahl der Werkstatt (Preis, klassische Bedürfnisse,<br />

Komfort und Betreuung)<br />

> Zufriedenheit mit der Werkstatt<br />

> Bereitschaft und Gründe für einen Werkstattwechsel<br />

> Bevorzugte Servicepakete und -verträge<br />

Eine detaillierte Betrachtung erlaubt Rückschlüsse auf die von uns<br />

identifizierten Kundensegmente.


Chart_neu-02.pptx<br />

28 | Studie<br />

Generelle Einstellung zum Auto<br />

Hier reicht das Spektrum von den anspruchsvollen Enthusiasten, denen ihr<br />

Auto heilig ist und die großen Wert auf erstklassigen Service legen, bis zu<br />

den min<strong>im</strong>alistischen Sparern, denen es <strong>im</strong> Grunde egal ist, welches Modell<br />

sie fahren und wie gut der Service ist – Hauptsache günstig. Die wenig<br />

interessierten Traditionalisten sind relativ indifferent, ebenso die serviceorientierten<br />

Rationalisten. Letztere legen zwar Wert auf professionellen<br />

und hochwertigen Service, aber dies eher, weil es ihrer Gesamteinstellung<br />

entspricht, Generelle Einstellung und nicht zum weil Auto sie besonders autoaffin sind.<br />

Affinität zum Auto<br />

Wenig<br />

interessierte<br />

Traditionalisten<br />

Serviceorientierte<br />

Rationalisten<br />

Anspruchsvolle<br />

Enthusiasten<br />

Kostenbewusste<br />

Gefühlsmenschen<br />

Junge Statusorientierte<br />

Min<strong>im</strong>alistische<br />

Sparer<br />

Ø 1) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2)<br />

Ich verpasse bei meinem Auto kein<br />

Serviceintervall<br />

2.96<br />

7<br />

1<br />

31<br />

-16<br />

-18<br />

-34<br />

Wie mein Auto aussieht, ist mir wichtig<br />

(Sauberkeit, Kratzer usw.)<br />

3.05<br />

-4<br />

-2<br />

36<br />

2<br />

-19<br />

-35<br />

Ich kenne die genauen technischen Daten<br />

meines Wagens<br />

3.13<br />

-6<br />

-8<br />

33<br />

-3<br />

-7<br />

-24<br />

… ... ... ... ... ... ...<br />

1) Skala: 1 ("st<strong>im</strong>me absolut zu") bis 6 ("st<strong>im</strong>me absolut nicht zu")<br />

2) Abweichung von der durchschnittlichen Zust<strong>im</strong>mung in Prozent; positiver Wert signalisiert eine überdurchschnittliche Zust<strong>im</strong>mung<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong>, GfK (03/04 2012)<br />

Kriterien für die Wahl der Werkstatt<br />

Preis<br />

Wie die Namen der Segmente bereits <strong>im</strong>plizieren, legen die kostenbewussten<br />

Gefühlsmenschen und die min<strong>im</strong>alistischen Sparer besonderen<br />

Wert auf einen niedrigen Preis. Dem gegenüber stehen die Traditionalisten<br />

und Enthusiasten, bei denen die Preise für Produkte und Service nicht <strong>im</strong><br />

Vordergrund Preis stehen.<br />

Chart_neu-02.pptx<br />

Serviceprioritäten<br />

Wenig<br />

interessierte<br />

Traditionalisten<br />

Serviceorientierte<br />

Rationalisten<br />

Anspruchsvolle<br />

Enthusiasten<br />

Kostenbewusste<br />

Gefühlsmenschen<br />

Junge Statusorientierte<br />

Min<strong>im</strong>alistische<br />

Sparer<br />

Ø 1) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2)<br />

Für einen günstigen Preis bin ich bereit, auf<br />

Qualität und Service zu verzichten<br />

3.5<br />

-12 -3<br />

-10<br />

3<br />

20<br />

24<br />

Ich entscheide mich <strong>im</strong>mer für das billigste<br />

Produkt<br />

3.8<br />

-15<br />

3<br />

-11<br />

6<br />

15<br />

26<br />

… ... ... ... ... ... ...<br />

1) Skala: 1 ("st<strong>im</strong>me absolut zu") bis 6 ("st<strong>im</strong>me absolut nicht zu")<br />

2) Abweichung von der durchschnittlichen Zust<strong>im</strong>mung in Prozent; positiver Wert signalisiert eine überdurchschnittliche Zust<strong>im</strong>mung<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong>, GfK (03/04 2012)


Chart_neu-02.pptx<br />

29 | Maßkonfektion <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> – Servicedifferenzierung entlang der Kundenwünsche<br />

Klassische Bedürfnisse<br />

Vor allem die serviceorientierten Rationalisten legen großen Wert auf<br />

hochwertigen Service, und zwar in Bezug auf die Qualität der Leistung,<br />

die persönliche Betreuung und Gewährleistung/Garantien. Bei den kostenbewussten<br />

Gefühlsmenschen sind diese Serviceanforderungen dagegen kaum<br />

ausgeprägt. Sie betrachten das Auto als Gebrauchsgegenstand. Reparaturen<br />

und Klassische Wartung Bedürfnisse sind nur ein notwendiges Übel.<br />

Serviceprioritäten<br />

Wenig<br />

interessierte<br />

Traditionalisten<br />

Serviceorientierte<br />

Rationalisten<br />

Anspruchsvolle<br />

Enthusiasten<br />

Kostenbewusste<br />

Gefühlsmenschen<br />

Junge Statusorientierte<br />

Min<strong>im</strong>alistische<br />

Sparer<br />

Ø 1) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2)<br />

Sie erklären mir den Service oder die<br />

Reparatur en détail<br />

1.9<br />

0<br />

33<br />

10<br />

-2<br />

-61<br />

6<br />

Sie kümmern sich sofort persönlich um<br />

mich, wenn ich hereinkomme<br />

2.1<br />

-4<br />

32<br />

14<br />

-5<br />

-49<br />

-1<br />

Sie verwenden nur Originalteile<br />

2.8<br />

2<br />

20<br />

26<br />

-7<br />

-29<br />

-38<br />

… ... ... ... ... ... ...<br />

1) Skala: 1 ("st<strong>im</strong>me absolut zu") bis 6 ("st<strong>im</strong>me absolut nicht zu")<br />

2) Abweichung von der durchschnittlichen Zust<strong>im</strong>mung in Prozent; positiver Wert signalisiert eine überdurchschnittliche Zust<strong>im</strong>mung<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong>, GfK (03/04 2012)<br />

Komfort<br />

Den anspruchsvollen Enthusiasten und den serviceorientierten Rationalisten<br />

ist ein schneller Service ebenso wichtig wie eine komfortable Erreichbarkeit<br />

der Werkstätte, etwa per Telefon oder Internet. Die Enthusiasten legen zusätzlich<br />

Wert auf einen Hol- und Bring-Dienst. Außerdem schätzen sie ebenso<br />

wie die jungen Statusorientierten eine innovative und mobile Kommunikation<br />

– sowohl bei der ersten Terminvereinbarung als auch be<strong>im</strong> Nachverfolgen<br />

des Auftragsstatus. Kostenbewusste Gefühlsmenschen wiederum<br />

akzeptieren, dass ihre geringe Preisbereitschaft zu einem eingeschränkten<br />

Komfortlevel führt, etwa bei Terminvereinbarungen oder durch den<br />

Verzicht Komfort auf Hol- und Bring-Service.<br />

Chart_neu-02.pptx<br />

Serviceprioritäten<br />

Wenig<br />

interessierte<br />

Traditionalisten<br />

Serviceorientierte<br />

Rationalisten<br />

Anspruchsvolle<br />

Enthusiasten<br />

Kostenbewusste<br />

Gefühlsmenschen<br />

Junge Statusorientierte<br />

Min<strong>im</strong>alistische<br />

Sparer<br />

Ø 1) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2)<br />

Service/Reparaturen werden schnell<br />

durchgeführt<br />

1.9<br />

-3<br />

32<br />

13<br />

4<br />

-58<br />

-3<br />

Werkstatt ist über Handy oder Internet gut zu<br />

erreichen<br />

1.9<br />

0<br />

37<br />

10<br />

-4<br />

-68<br />

12<br />

Werkstatt holt mich ab und/oder fährt mich<br />

nach Hause<br />

3.0<br />

-5<br />

8<br />

31<br />

8<br />

-21<br />

-24<br />

Service kann online oder über eine<br />

Smartphone-App vereinbart werden<br />

3.7<br />

-12 -1 21 15 -1 -28<br />

Der Status lässt sich online oder per Handy<br />

nachverfolgen<br />

3.7<br />

-13 -2 23 17 -5 -27<br />

… ... ... ... ... ... ...<br />

1) Skala: 1 ("st<strong>im</strong>me absolut zu") bis 6 ("st<strong>im</strong>me absolut nicht zu")<br />

2) Abweichung von der durchschnittlichen Zust<strong>im</strong>mung in Prozent; positiver Wert signalisiert eine überdurchschnittliche Zust<strong>im</strong>mung<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong>, GfK (03/04 2012)


30 | Studie<br />

Smartphones erleichtern die Kommunikation via Internet-Zugang und Apps.<br />

Unter den anspruchsvollen Enthusiasten und den jungen Statusorientierten<br />

ist der Anteil der Nutzer besonders hoch. Sie sind gern bereit, über diese<br />

Kanäle notwendige Informationen mit der Werkstatt auszutauschen, um<br />

einen möglichst komfortablen, individuellen und innovativen Service zu<br />

erleben. Ownership of smartphone<br />

Bereitschaft, Daten preiszugeben<br />

Wenig<br />

interessierte<br />

Traditionalisten<br />

Serviceorientierte<br />

Rationalisten<br />

Anspruchsvolle<br />

Enthusiasten<br />

Kostenbewusste<br />

Gefühlsmenschen<br />

Junge Statusorientierte<br />

Min<strong>im</strong>alistische<br />

Sparer<br />

Smartphone-Besitz<br />

Anteil 1)<br />

52%<br />

Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2)<br />

-9 -25 49 21<br />

8 -51<br />

…<br />

... ... ... ... ... ...<br />

1) Skala: 1 ("st<strong>im</strong>me absolut zu") bis 6 ("st<strong>im</strong>me absolut nicht zu")<br />

2) Abweichung von der durchschnittlichen Zust<strong>im</strong>mung in Prozent; positiver Wert signalisiert eine überdurchschnittliche Zust<strong>im</strong>mung<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong>, GfK (03/04 2012)<br />

Betreuung<br />

Bei der eigentlichen Kundenbetreuung ergibt sich ein ähnliches Bild. Es<br />

sind wiederum die serviceorientierten Rationalisten und die anspruchsvollen<br />

Enthusiasten, denen eine intensive und individuelle Behandlung wichtig<br />

ist – sei es in Form von bevorzugter Behandlung, Express- oder gar He<strong>im</strong>service,<br />

bei dem die Arbeiten an einer angegebenen Adresse durchgeführt<br />

werden. Die kostenbewussten Gefühlsmenschen und die min<strong>im</strong>alistischen<br />

Sparer Betreuung legen auf derartige Leistungen weit weniger Wert.<br />

Chart_neu-02.pptx<br />

Serviceprioritäten<br />

Wenig<br />

interessierte<br />

Traditionalisten<br />

Serviceorientierte<br />

Rationalisten<br />

Anspruchsvolle<br />

Enthusiasten<br />

Kostenbewusste<br />

Gefühlsmenschen<br />

Junge Statusorientierte<br />

Min<strong>im</strong>alistische<br />

Sparer<br />

Ich werde bei der Terminabsprache<br />

bevorzugt behandelt<br />

Sie machen Hausbesuche<br />

(z.B. bei Reifenwechsel)<br />

Ø 1) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2)<br />

2.4<br />

3.2<br />

-8<br />

-12<br />

Sofortige Expresswartungen –<br />

3.3 -9<br />

10<br />

19<br />

10 -14<br />

-26<br />

Bearbeitungszeit unter einer Stunde<br />

… ... ... ... ... ... ...<br />

14<br />

28<br />

18<br />

18<br />

3<br />

7<br />

-39<br />

-12<br />

-15<br />

-18<br />

1) Skala: 1 ("st<strong>im</strong>me absolut zu") bis 6 ("st<strong>im</strong>me absolut nicht zu")<br />

2) Abweichung von der durchschnittlichen Zust<strong>im</strong>mung in Prozent; positiver Wert signalisiert eine überdurchschnittliche Zust<strong>im</strong>mung<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong>, GfK (03/04 2012)<br />

Chart_neu-02.pptx


31 | Maßkonfektion <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> – Servicedifferenzierung entlang der Kundenwünsche<br />

Zufriedenheit mit der Werkstatt<br />

Auch hier liegen die größten Unterschiede zwischen den serviceorientierten<br />

Rationalisten und den kostenbewussten Gefühlsmenschen. Dass die Erstgenannten<br />

als typische Kunden der OEMs/Vertragswerkstätten grundsätzlich<br />

zufriedener mit ihrer Werkstatt sind, ist ein Indiz dafür, dass sich diese<br />

Akteure bereits stärker am Kunden orientieren und erste Initiativen in die<br />

richtige Richtung angestoßen haben. Nachholbedarf besteht demnach insbesondere<br />

bei Werkstattketten/-systemen und freien Werkstätten. Denn deren<br />

typische Zielgruppen, zum Beispiel die kostenbewussten Gefühlsmenschen,<br />

weisen Kundenzufriedenheit bei der Kundenzufriedenheit mit der Werkstattein besonders hohes Defizit auf.<br />

Zufriedenheit mit der Werkstatt<br />

Wenig<br />

interessierte<br />

Traditionalisten<br />

Serviceorientierte<br />

Rationalisten<br />

Anspruchsvolle<br />

Enthusiasten<br />

Kostenbewusste<br />

Gefühlsmenschen<br />

Junge Statusorientierte<br />

Min<strong>im</strong>alistische<br />

Sparer<br />

Ø 1) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2)<br />

Qualität der Arbeit<br />

1.68<br />

-1<br />

17<br />

8<br />

-4<br />

-33<br />

3<br />

Persönlicher Support<br />

1.73<br />

-1<br />

19<br />

8<br />

-9<br />

-31<br />

6<br />

Wertschätzung der Kunden<br />

1.78<br />

-2<br />

16<br />

8<br />

-9<br />

-26<br />

5<br />

… ... ... ... ... ... ...<br />

1) Skala: 1 ("st<strong>im</strong>me absolut zu") bis 6 ("st<strong>im</strong>me absolut nicht zu")<br />

2) Abweichung von der durchschnittlichen Zust<strong>im</strong>mung in Prozent; positiver Wert signalisiert eine überdurchschnittliche Zust<strong>im</strong>mung<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong>, GfK (03/04 2012)<br />

Bereitschaft zum und Gründe für einen Werkstattwechsel<br />

Wesentliche Gründe für einen Wechsel sind schlechte Qualität der geleisteten<br />

Arbeit und schlechter Service sowie nicht abgesprochene Reparaturen.<br />

Serviceorientierte Rationalisten und anspruchsvolle Enthusiasten<br />

nehmen aber häufig auch eine zu geringe Servicebreite zum Anlass dafür,<br />

die Werkstatt zu wechseln. Diese beiden Kundensegmente wünschen sich<br />

zusätzliche Angebote. Die kostenbewussten Gefühlsmenschen und die<br />

min<strong>im</strong>alistischen Sparer wechseln dagegen eher aus preislichen Gründen.<br />

Bevorzugte Bereitschaft Servicepakete und Gründe für und den -verträge Wechsel der Werkstatt<br />

Chart_neu-02.pptx<br />

Gründe für einen Werkstattwechsel<br />

Wenig<br />

interessierte<br />

Traditionalisten<br />

Serviceorientierte<br />

Rationalisten<br />

Anspruchsvolle<br />

Enthusiasten<br />

Kostenbewusste<br />

Gefühlsmenschen<br />

Junge Statusorientierte<br />

Min<strong>im</strong>alistische<br />

Sparer<br />

Ø 1) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2)<br />

Schlechte Qualität bei Reparaturen/Services 1.67<br />

10<br />

12<br />

7<br />

-8<br />

-47<br />

11<br />

Es wurden nicht die besprochenen<br />

Reparaturen/Services durchgeführt<br />

1.88<br />

5<br />

10<br />

5<br />

-5<br />

-39<br />

13<br />

Kleine Leistungspalette<br />

2.62<br />

1<br />

15<br />

10<br />

-2<br />

-27<br />

-13<br />

… ... ... ... ... ... ...<br />

1) Skala: 1 ("st<strong>im</strong>me absolut zu") bis 6 ("st<strong>im</strong>me absolut nicht zu")<br />

2) Abweichung von der durchschnittlichen Zust<strong>im</strong>mung in Prozent; positiver Wert signalisiert eine überdurchschnittliche Zust<strong>im</strong>mung<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong>, GfK (03/04 2012)


32 | Studie<br />

In diesem Punkt könnten die Unterschiede zwischen den Segmenten<br />

größer nicht sein. Eine Trennlinie verläuft zum Beispiel zwischen den drei<br />

typischen Kunden von Vertragswerkstätten, und den dreien, die eher Werkstattketten<br />

oder freie Werkstätten aufsuchen. Während die zuerst genannten<br />

Segmente Wert auf Originalersatzteile legen und dafür gerne auch tiefer in<br />

die Tasche greifen, lassen sich die Kunden aus den drei anderen Segmenten<br />

auch bereitwillig Ident- oder "No-Name-Teile" einbauen, wenn sie dadurch<br />

Geld Service sparen Packages können.<br />

Bevorzugte Servicepakete<br />

Wenig<br />

interessierte<br />

Traditionalisten<br />

Serviceorientierte<br />

Rationalisten<br />

Anspruchsvolle<br />

Enthusiasten<br />

Kostenbewusste<br />

Gefühlsmenschen<br />

Junge Statusorientierte<br />

Min<strong>im</strong>alistische<br />

Sparer<br />

Anteil 1)<br />

Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2)<br />

Reparaturen/Wartung mit Originalteilen<br />

des Herstellers<br />

42%<br />

17 9<br />

29<br />

-27<br />

-21 -62<br />

Reparaturen/Wartungen mit No-Name-<br />

Ersatzteilen (keine Originalteile)<br />

11%<br />

-60<br />

-6<br />

-65<br />

37<br />

62<br />

187<br />

… ... ... ... ... ... ...<br />

1) Skala: 1 ("st<strong>im</strong>me absolut zu") bis 6 ("st<strong>im</strong>me absolut nicht zu")<br />

2) Abweichung von der durchschnittlichen Zust<strong>im</strong>mung in Prozent; positiver Wert signalisiert eine überdurchschnittliche Zust<strong>im</strong>mung<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong>, GfK (03/04 2012)<br />

Bei den Serviceverträgen ist das Bild nicht ganz so klar. Aber auch hier gibt<br />

es deutliche Unterschiede. Die anspruchsvollen Enthusiasten schätzen für<br />

ihre meist jüngeren Fahrzeuge umfassende Wartungs- und Reparaturverträge,<br />

gerne inklusive zusätzlicher Services. Die jungen Statusorientierten<br />

wünschen sich vergleichbare Angebote. Für die Vertreter der anderen<br />

Segmente spielen solche Verträge dagegen keine große Rolle. Insbesondere<br />

für diese beiden Kundensegmente sind die Werkstattportale <strong>im</strong> Internet,<br />

wie AutoScout24 oder DriveLog, von großem Reiz: Diese vermitteln<br />

Serviceaufträge, ermöglichen ein transparentes Angebot von Werkstattleistungen<br />

über die neuen Medien und nutzen die Möglichkeit von regionalem<br />

Marketing, um diese neuen Kundengruppen zu erschließen. DriveLog<br />

von Bosch bietet passend dazu auch ein "digitales Serviceheft", das dem<br />

Kunden Serviceverträge hilft, Kosten zu kontrollieren und Einsparpotenziale zu erkennen.<br />

Chart_neu-02.pptx<br />

Bevorzugte Serviceverträge<br />

Wenig<br />

interessierte<br />

Traditionalisten<br />

Serviceorientierte<br />

Rationalisten<br />

Anspruchsvolle<br />

Enthusiasten<br />

Kostenbewusste<br />

Gefühlsmenschen<br />

Junge Statusorientierte<br />

Min<strong>im</strong>alistische<br />

Sparer<br />

Ø 1) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2) Abweichung (%) 2)<br />

Verträge, die sämtliche Wartungen, aber<br />

keine Reparaturen abdecken<br />

Verträge, die sämtliche Reparaturen, aber<br />

keine Wartungen abdecken<br />

Servicepakete, die alle Wartungen und<br />

Reparaturen abdecken<br />

Servicepakete, die alle Wartungen<br />

und Reparaturen abdecken, plus Extraleistungen<br />

wie Hol- und Bringservice<br />

3.4<br />

2<br />

-6<br />

19 -2<br />

3.7 -6<br />

-5<br />

14<br />

2.9 -5<br />

-1<br />

20<br />

-4<br />

12 -2<br />

11 -15<br />

3.3 -81 -5 24 12 -13 -22<br />

-29<br />

-19<br />

-26<br />

1) Skala: 1 ("st<strong>im</strong>me absolut zu") bis 6 ("st<strong>im</strong>me absolut nicht zu")<br />

2) Abweichung von der durchschnittlichen Zust<strong>im</strong>mung in Prozent; positiver Wert signalisiert eine überdurchschnittliche Zust<strong>im</strong>mung<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong>, GfK (03/04 2012)


33 | Maßkonfektion <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> – Servicedifferenzierung entlang der Kundenwünsche<br />

Die Segmente und die damit verbundenen Anforderungen und Wunschprofile<br />

könnten unterschiedlicher kaum sein. Und dennoch hat jeder<br />

<strong>Aftersales</strong>-Anbieter alle sechs in unterschiedlicher Ausprägung in seinem<br />

Kundenstamm vertreten. Auch wenn die ersten drei Gruppen bei OEMs<br />

und Vertragswerkstätten deutlich häufiger und in schärferer Ausprägung<br />

anzutreffen sind, können Werkstattketten und freie Werkstätten sie nicht<br />

ignorieren. Denn auch sie haben Vertreter dieser Gruppen in ihrem Kundenstamm<br />

beziehungsweise wollen sie für sich gewinnen. Ebenso bedienen<br />

auch Vertragswerkstätten junge Statusorientierte, kostenbewusste Gefühlsmenschen<br />

und min<strong>im</strong>alistische Sparer. Kein <strong>Aftersales</strong>-Anbieter wird es sich<br />

künftig noch leisten können, auf eine klare Servicedifferenzierung und die<br />

individuelle Ansprache unterschiedlicher Kundensegmente zu verzichten.<br />

3.5 Zwei Gruppen <strong>im</strong> Fokus<br />

Zur Verdeutlichung unserer Befragungsergebnisse stellen wir beispielhaft<br />

zwei Segmente detaillierter vor. Es gilt jedoch grundsätzlich zu berücksichtigen,<br />

dass diese Kundengruppen zusätzlich auf Marken- bzw. Herstellerebene<br />

profiliert werden müssen, um die Erkenntnisse individuell anwendbar zu<br />

machen. Nur so lassen sie sich gezielt für Marketing- und Vertriebszwecke<br />

nutzen – zum Beispiel, um Kundenanforderungen besser zu bedienen,<br />

Servicepakete zusammenzustellen, Customer-Callcenter gezielt zu schulen<br />

oder zu den Kunden passende Kommunikationswege stärker zu nutzen.<br />

3.5.1 Anspruchsvolle Enthusiasten<br />

Sie stehen auf Neuwagen, sind stolz auf ihr Auto und typische OEM-Kunden:<br />

die Anspruchsvollen Enthusiasten <strong>im</strong> Überblick<br />

3<br />

Anspruchsvolle<br />

Enthusiasten<br />

SOZIO-DEMOGRAFIE<br />

FAHRZEUG/SERVICENUTZUNG<br />

17%<br />

Alter in Jahren [%]<br />

27<br />

12<br />

32<br />

20<br />

9<br />

Ø 38<br />

Fahrzeugalter in Jahren [%]<br />

48<br />

43<br />

8<br />

Ø 4<br />

18-24 25-34 35-44 45-54 55+<br />

Männlich/Weiblich: 62%/38%<br />

Ø Haushaltseinkommen: sehr hoch<br />

Ø Haushaltsgröße: 2,8<br />

Bildungsniveau: pr<strong>im</strong>är Universitätsabschluss (40%)<br />

Wohnort:<br />

Land und Stadt gleichverteilt<br />

FAHRZEUGAFFINITÄT<br />

> Fahrzeug gilt als Statussymbol<br />

> stolz auf das Fahrzeug<br />

> kümmern sich um die Marke und das Aussehen des Autos<br />

> Fahrspaß und Sonderausstattung von hoher Bedeutung<br />

Pro- Status<br />

> interessiert an technischen Details und Trends<br />

Werte Trendiness<br />

> "Das Auto ist mein Hobby"<br />

Technologie<br />

> "Ich weiß alles über Autos"<br />

Anti- Einfachheit<br />

PROFILER-WERTE<br />

Werte Gesamtkosten<br />

> stark max<strong>im</strong>alistisches Profil<br />

> "Status", "Trendiness" und "Technologie" <strong>im</strong> Fokus<br />

> geringe Bedeutung der Kostenorientierung und Werte wie<br />

"Einfachheit" und "Gesellschaft & Natur"<br />

xx Segmentgröße<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong>, GfK (April 2012, n = 1.501, Online-Befragung)<br />

< 3 3-9 > 9<br />

Markenverteilung<br />

> premium: 36%<br />

> nicht premium: 59%<br />

> economy: 5%<br />

Werkstattloyalität [%]<br />

Jahre<br />

10 12<br />

Neu- vs.<br />

Gebrauchtwagen<br />

Neuwagen: 67%<br />

Gebrauchtwagen: 33%<br />

Werkstattnutzung<br />

> Autorisierte: 66%<br />

> Express-Werkstatt/-Kette: 8%<br />

> Unabhängige: 25%<br />

> Tankstellen: 1%<br />

Ersatzteilverwendung<br />

> OEM-Originalteile: 54%<br />

> andere Marken: 40%<br />

> No-Name: 4%<br />

> überholte Teile: 2%<br />

Chart_neu-02.pptx


34 | Studie<br />

So sieht ein typischer Vertreter aus:<br />

Dr. Alexander Waldenfels ist 38 Jahre alt und lebt in München. Seinen 5er BMW<br />

aus erster Hand fährt er schon fast vier Jahre. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass er<br />

jemals einen Gebrauchtwagen kaufen wird. Er spielt eher schon wieder mit dem<br />

Gedanken, sich ein neues Premiummodell zu kaufen.<br />

Alex (wie ihn seine Freunde nennen) wird durch progressive Werte angetrieben.<br />

Leistung und Hedonismus sind gleichermaßen wichtig für ihn. Wichtig sind ihm<br />

Status, Technologie und Trendiness, wenn man die <strong>im</strong> RB Profiler definierten<br />

Werte zugrunde legt.<br />

Alex liebt sein Auto. Für ihn ist es ein Statussymbol, und all die technischen<br />

Extras sowie Fahrspaß sind ihm sehr wichtig. Er bezeichnet sich selbst als "Car<br />

Guy" und ist bei den aktuellen Entwicklungen auf dem Automarkt <strong>im</strong>mer auf dem<br />

Laufenden. Für seine Familie und Freunde dient er als Berater, wenn es um vier<br />

Räder geht. Alex bringt seinen Wagen vorzugsweise zu einem autorisierten Händler.<br />

OEM-Ersatzteile bei Wartungs- und Reparaturarbeiten sind für ihn ein Muss.<br />

Alex ist bereit (und finanziell in der Lage), für einen exzellenten Service einen<br />

hohen Preis zu zahlen. Entsprechend viel verlangt er auch von seiner Werkstatt,<br />

und er erwartet, dass sie seine Vorstellungen <strong>im</strong> Idealfall sogar übererfüllt. Bequemlichkeit<br />

ist ihm sehr wichtig. So schätzt er zum Beispiel einen 24-Stunden-<br />

Kundenservice, schnelle und verlässliche Abläufe und Zusatzangebote wie VIP-Behandlung.<br />

Um ein möglichst individuelles Serviceangebot zu erhalten, ist er bereit,<br />

Daten über sich und sein Fahrzeug zur Verfügung zu stellen – gern auch online,<br />

schließlich ist das iPhone sein ständiger Begleiter. Für Kunden wie Alex müssen<br />

die Marktteilnehmer exklusive und innovative Serviceangebote zusammenstellen.<br />

Die Autos der anspruchsvollen Enthusiasten: Das Segment fährt vor allem<br />

junge Premium-Fahrzeuge und bevorzugt dabei deutsche Marken<br />

Abweichung vom Durchschnitt über alle<br />

Segmente<br />

Anteil der Marken innerhalb<br />

des Segments<br />

Ø-Fahrzeugalter<br />

[Jahre]<br />

Anspruchsvolle<br />

Enthusiasten<br />

-3% 19%<br />

4<br />

95%<br />

13%<br />

4<br />

-24%<br />

-14%<br />

36%<br />

69%<br />

9%<br />

9%<br />

8%<br />

7%<br />

3<br />

5<br />

4<br />

4<br />

> Segment fährt<br />

junge Premiumfahrzeuge<br />

> Deutsche Premiumfahrzeuge<br />

stark<br />

überrepräsentiert<br />

8%<br />

4%<br />

3<br />

-34%<br />

-11%<br />

-12%<br />

3%<br />

3%<br />

4%<br />

4<br />

6<br />

3<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong>, GfK (April 2012, n = 1.501, Online-Befragung)<br />

Chart_neu-02.pptx


35 | Maßkonfektion <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> – Servicedifferenzierung entlang der Kundenwünsche<br />

3.5.2 Junge Statusorientierte<br />

Sie schätzen Status, fahren aber eher alte, gebrauchte Autos:<br />

die Jungen Statusorientierten <strong>im</strong> Überblick<br />

4<br />

Junge<br />

Statusorientierte<br />

17%<br />

SOZIO-DEMOGRAFIE<br />

FAHRZEUG/SERVICENUTZUNG<br />

Alter in Jahren [%]<br />

Fahrzeugalter in Jahren [%]<br />

Ø 28<br />

43 38<br />

60<br />

32<br />

16<br />

3<br />

0<br />

8<br />

18-24 25-34 35-44 45-54 55+ Jahre < 3 3-9 > 9 Jahre<br />

Ø 11<br />

Pro-<br />

Werte<br />

Anti-<br />

Werte<br />

Status<br />

Thrill & Fun<br />

Trendiness<br />

Einfachheit<br />

Qualität<br />

männlich/weiblich: 41%/59%<br />

Ø Haushaltseinkommen: sehr gering<br />

Ø Haushaltsgröße: 2,2<br />

Bildungsniveau: pr<strong>im</strong>är Sekundärstufe, 23% Studenten<br />

Wohnort:<br />

50% leben in Großstädten<br />

FAHRZEUGAFFINITÄT<br />

> versuchen, Fahrzeug selbst zu warten<br />

> Fahrzeugaussehen von Bedeutung<br />

> sehen Fahrzeug als mögliches Statussymbol<br />

PROFILER-WERTE<br />

> progressiver Hedonismus als pr<strong>im</strong>ärer Fokus, z.B. "Status",<br />

"Thrill & Fun", "Trendiness"<br />

> Kostenorientierung als zusätzlicher Treiber<br />

> vergleichsweise geringe Bedeutung von traditionellen Werten<br />

wie "Einfachheit" und "Qualität"<br />

xx Segmentgröße<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong>, GfK (April 2012, n = 1.501, Online-Befragung)<br />

Markenverteilung<br />

> premium: 12%<br />

> nicht premium: 85%<br />

> economy: 3%<br />

Werkstattloyalität [%]<br />

Jahre<br />

10 9<br />

Neu- vs.<br />

Gebrauchtwagen<br />

Neuwagen: 25%<br />

Gebrauchtwagen: 75%<br />

Werkstattnutzung<br />

> Autorisierte: 30%<br />

> Express-Werkstatt/-Kette: 16%<br />

> Unabhängige: 53%<br />

> Tankstellen: 1%<br />

Ersatzteilverwendung<br />

> OEM-Originalteile: 31%<br />

> andere Marken: 50%<br />

> No-Name: 15%<br />

> überholte Teile: 4%<br />

So sieht eine typische Vertreterin aus:<br />

Melanie Gause ist 28 Jahre alt. Sie lebt und studiert in Berlin. Ihr Peugeot<br />

106 ist jetzt fast elf Jahre alt. Es ist unwahrscheinlich, dass sie sich bald ein<br />

neues Auto zulegt. Falls sie eines kaufte, dann wäre es sicherlich ein Gebrauchtwagen<br />

und keine Premiummarke. Wenn ihr Vater sie unterstützt,<br />

dann reicht es eventuell für einen VW Polo.<br />

Melanie wird von emotionalen Werten angetrieben. Wichtig sind ihr –<br />

bezogen auf unser Werte-Raster – Thrill & Fun und Trendiness; einen<br />

best<strong>im</strong>mten Status zu erreichen, ebenso. Sie will etwas erreichen <strong>im</strong> Leben.<br />

Trotzdem steht der Spaß an erster Stelle. Da sie wenig Geld zur Verfügung<br />

hat, trifft sie Entscheidungen häufig nach den Kosten.<br />

Wenn etwas am Auto kaputt ist (was leider <strong>im</strong>mer häufiger passiert), geht<br />

sie zu einer kleinen, unabhängigen Werkstatt und versucht, die Rechnung<br />

auch durch "No-Name-Ersatzteile" möglichst niedrig zu halten. Momentan<br />

ist Melanie froh, dass sie überhaupt ein Auto besitzt. Ihr Ziel ist es aber,<br />

später einmal ein Fahrzeug einer prestigeträchtigen Marke zu fahren,<br />

ein Statussymbol.<br />

Chart_neu-02.pptx


36 | Studie<br />

Da sie für besondere Serviceleistungen kein Geld hat, sind ihre Ansprüche<br />

an Werkstattleistungen auch nur durchschnittlich. Was zählt, sind die<br />

Kosten. Online- und Smartphone-Angebote findet sie zwar grundsätzlich<br />

interessant, sie zögert aber, personen- und fahrzeugbezogene Daten an die<br />

Werkstatt weiterzugeben, weil sie keinen echten Vorteil darin erkennen<br />

kann.<br />

Für Kunden wie Melanie sollten die Akteure <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong>-Markt kostengünstige<br />

Basispakete anbieten.<br />

Mittelklasse-Marken bevorzugt: Die Jungen Statusorientierten bevorzugen häufig<br />

französische Labels wie Peugeot und Citroen und fahren <strong>im</strong> Schnitt eher alte Autos<br />

Abweichung vom Durchschnitt über alle<br />

Segmente<br />

Anteil der Marken innerhalb<br />

des Segments<br />

Ø-Fahrzeugalter<br />

[Jahre]<br />

Junge Statusorientierte<br />

21%<br />

24%<br />

13<br />

12%<br />

10%<br />

11<br />

-15%<br />

-5%<br />

-22%<br />

43%<br />

5%<br />

5%<br />

5%<br />

10%<br />

13<br />

9<br />

11<br />

12<br />

> Vergleichsweise<br />

alte Fahrzeuge<br />

> Präferenz für<br />

(nicht-deutsche)<br />

Volumenmarken<br />

-22%<br />

4%<br />

12<br />

2%<br />

4%<br />

10<br />

-5%<br />

3%<br />

13<br />

43%<br />

3%<br />

9<br />

Quelle: <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong>, GfK (April 2012, n = 1.501, Online-Befragung)<br />

3.6 Sechs Kundengruppen – jeder hat sie, kaum einer geht auf sie ein<br />

Chart_neu-02.pptx<br />

Mithilfe des RB Profilers und einer Stichprobe von mehr als 1.500 <strong>Aftersales</strong>-Kunden<br />

allein in Deutschland konnten wir sechs relevante Servicetypen<br />

identifizieren. In unterschiedlicher Ausprägung sind diese sechs<br />

Segmente <strong>im</strong> Kundenstamm jedes Anbieters vertreten – vom OEM bis<br />

zur freien Werkstatt. Doch kaum einer geht auf sie ein.


37 | Maßkonfektion <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> – Servicedifferenzierung entlang der Kundenwünsche<br />

Die meisten <strong>Aftersales</strong>-Akteure haben kein klares Kundenprofil definiert.<br />

Sie gehen davon aus, dass es mit viel Aufwand und großen Herausforderungen<br />

verbunden sei, die unterschiedlichen Bedürfnisse und Wünsche zu<br />

verstehen. Doch schon eine richtige Differenzierung zwischen Privat- und<br />

Geschäftskunden kann ein erster Schritt in die richtige Richtung sein. Hier<br />

lässt sich mit einfachen Ansätzen bereits die Kundenzufriedenheit steigern.<br />

Viele Privatkunden wählen ihre Werkstatt <strong>im</strong>mer noch pr<strong>im</strong>är nach dem<br />

wahrgenommenen Preis aus, während die Betreiber von Dienstwagenflotten<br />

häufig nach Kompetenz und Komfort entscheiden.<br />

Eine nachhaltige Verbesserung der Kundenzufriedenheit und -treue können<br />

<strong>Aftersales</strong>-Anbieter nur durch eine möglichst differenzierte Ansprache der<br />

unterschiedlichen Kundengruppen erreichen. Das gilt für herstellergebundene<br />

ebenso wie für freie Werkstätten.<br />

Unsere Untersuchung legt die sechs Segmente des <strong>Aftersales</strong>-Geschäfts offen.<br />

Sie ist eine Gesamtschau des Marktes und bildet eine opt<strong>im</strong>ale Grundlage,<br />

um einen individuellen Ansatz zu entwickeln. Jeder Anbieter kann<br />

durch eine unternehmens- oder markenspezifische Segmentierung seinen<br />

eigenen Kundenstamm analysieren, sinnvoll unterteilen und entschlüsseln<br />

– und auf dieser Basis einen differenzierten Angebotsmix entwickeln, der<br />

unserer Idealvorstellung vom Mikromarketing sehr nahe kommt.<br />

Nach einem kurzen Blick in die Praxis zeigen wir Ihnen, was die einzelnen<br />

<strong>Aftersales</strong>-Akteure tun können und wie <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy Consultants<br />

dabei helfen kann.


38 | Studie<br />

4. Praxis-Check: Die Werkstatt von heute<br />

Wir haben mit <strong>Aftersales</strong>-Akteuren aller Vertriebsstufen über die aktuellen<br />

Marktentwicklungen und über Differenzierung diskutiert. Dabei haben wir<br />

erste Ansätze, die in der Praxis bereits umgesetzt werden, ebenso thematisiert<br />

wie bisher noch nicht ausgeschöpfte Potenziale. Dazu haben wir<br />

Vertreter verschiedenster <strong>Aftersales</strong>-Akteure gesprochen: Vom Premium-<br />

OEM wie BMW oder Jaguar Land Rover, Volumenhersteller wie Hyundai<br />

oder VW, über verschiedene Werkstattkonzepte wie Bosch Car Service und<br />

Euromaster bis hin zu intermediären <strong>Aftersales</strong>-Akteuren wie TÜV Nord,<br />

AutoScout24 oder mobile.de.<br />

Auswahl unserer Interviewpartner:<br />

Trotz einer größtenteils fehlenden Kundensegmentierung sind die Unterschiede<br />

in Performance und Leistungsspektrum zwischen OEMs, vertragsgebundenen<br />

Werkstätten und freien Werkstätten/Werkstattketten enorm.<br />

Nur eins haben alle gemeinsam: Nachholbedarf bei der individuellen<br />

Kundenansprache.<br />

Dass eine sauber ausdifferenzierte Angebotspalette, die auf unterschiedliche<br />

Kundengruppen eingeht, künftig überlebensnotwendig ist, haben unsere<br />

Gespräche allesamt bestätigt.<br />

4.1 Aktuelle Serviceformate<br />

Momentan gelingt es den wenigsten OEMs, Kunden loyal zu halten, deren<br />

Fahrzeuge älter als vier Jahre sind. Dadurch entgeht ihnen ein großer Teil<br />

des margenträchtigen Reparaturgeschäfts. Diese lukrativen Kunden wandern<br />

häufig zu freien Werkstätten und Werkstattketten ab. Im Segment der Halter<br />

von Fahrzeugen, die älter als acht Jahre sind, nutzen mehr als 60 Prozent<br />

keine OEM-gebundenen Vertragswerkstätten mehr.


39 | Maßkonfektion <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> – Servicedifferenzierung entlang der Kundenwünsche<br />

Freie Werkstätten sind die Favoriten von Fahrern älterer Autos<br />

Ort der Durchführung von Wartungsarbeiten nach Fahrzeugalter 2012 [%]<br />

100<br />

Do-it-yourself<br />

80<br />

60<br />

Freie Werkstatt/Werkstattkette<br />

40<br />

20<br />

Vertragswerkstatt<br />

0<br />

< 2 Jahre<br />

2-4 Jahre<br />

4-6 Jahre<br />

6-8 Jahre<br />

>8 Jahre<br />

Quelle: DAT-Report 2013<br />

4.1.1 OEMs kämpfen um Kunden mit älteren Fahrzeugen<br />

Um diesem schon seit langem bekannten Trend entgegenzuwirken, bedarf<br />

es passgenauer Serviceformate, die auf die Bedürfnisse und Wünsche des<br />

jeweiligen Kundensegments eingehen. Dass die Inanspruchnahme händlergebundener<br />

Werkstätten so stark zurückgeht, liegt nämlich nicht nur am<br />

Preisunterschied. Schuld ist auch der Einheitsservice, mit dem alle Kundengruppen<br />

abgespeist werden.<br />

Einige wenige OEMs haben diese Defizite erkannt und versuchen, nach<br />

Kundenprofilen und Fahrzeugalter zu differenzieren. Dabei nutzen sie<br />

neue Formate, um ihre Kunden langfristig zu binden.<br />

Hier ein paar Beispiele:<br />

Mercedes Benz: Pilotprojekte mit unterschiedlichen Serviceformaten<br />

Mercedes Benz hat sich vorgenommen, jede Werkstattbesuch zum "individuellen<br />

Service-Erlebnis" zu machen. Erste Pilotprojekte laufen in England, in den USA<br />

und in Deutschland, zum Beispiel in der Niederlassung Reutlingen. Dort wird jedes<br />

Fahrzeug gescannt und der jeweilige Berater über den Kunden Informiert. Darüber<br />

hinaus setzt die Pilot-Niederlassung auf vier klar definierte Serviceformate:<br />

"Hin & Weg", "Hier & Jetzt", "Klipp & Klar" und "Hol & Bring". Das ermöglicht eine<br />

individuelle Ansprache. Der Kunde wählt aus verschiedenen Optionen mit Blick<br />

auf Komfort oder Budget aus und erhält je nach Format für die Service-Dauer ein<br />

Ersatzfahrzeug oder wartet in einer Business-Lounge.<br />

Chart_neu-02.pptx


40 | Studie<br />

Volkswagen: Kunden mit älteren Fahrzeugen buchen "Economy"<br />

Volkswagen bietet für seine Marken VW, Skoda und Seat ein eigenes Serviceprogramm<br />

für Kunden mit älteren Fahrzeugen an. Es soll verhindern, dass sie zu<br />

freien Werkstätten wechseln. Das sogenannte "Economy Paket" beinhaltet günstige<br />

Reparaturen für mehr als fünf Jahre alte Modelle. Dafür wurden spezielle Ersatzteile<br />

entwickelt. Sowohl die Preise dieser "Economy Parts" als auch die Einbaukosten<br />

sind niedriger, so dass Kunden <strong>im</strong> Vergleich zur Standardreparatur mit<br />

Originalteilen bis zu 30 Prozent sparen.<br />

Renault: Die Zweitmarke ist 30 Prozent billiger<br />

1999 gründete Renault die zweite Ersatzteilmarke Motrio und hat das Produktportfolio<br />

seitdem stetig erweitert, unter anderem um Reifen. Motrio wurde speziell<br />

für Fahrzeuge entwickelt, die älter sind als fünf Jahre. Die Ersatzteile sind rund<br />

30 Prozent billiger als OEM-Originalware, und das bei vergleichbarer Qualität.<br />

Opel: eigene Online-Serviceplattform<br />

Opel setzt, wie einige andere OEMs, auf eine eigene Serviceplattform. "MyOpelService"<br />

soll den Kundenkontakt erleichtern und passgenaue Angebote ermöglichen.<br />

Kunden können auf der Plattform ein Profil mit ihren Fahrzeugdaten und persönlichen<br />

Angaben hinterlegen und erhalten auf Wunsch maßgeschneiderte Leistungspakete,<br />

aktuelle Angebote und Erinnerungen an Wartungs- und Reparaturtermine.<br />

Dies ist eine elegante Lösung, um ein defizitäres CRM zu kompensieren und an<br />

wertvolle Kundeninformationen zu gelangen.<br />

BMW: für 7er-Fahrer nur das Beste<br />

Neben der Segmentierung nach Altersstrukturen der Fahrzeuge hat BMW bereits<br />

erste Initiativen ergriffen, um unterschiedliche Kundengruppen anzusprechen, zum<br />

Beispiel mit dem "BMW Excellence Club". Mitglied können nur Käufer eines neuen<br />

BMW 7er werden. Sie profitieren von einem speziellen Fahrertraining, besonderen<br />

Mobilitäts-, Sport- und Kultur-Events und exklusiven Serviceleistungen. So bietet<br />

BMW beispielsweise eine Service-Termin-Garantie auf Wunsch innerhalb von<br />

48 Stunden. Vorzüge in diesem Ausmaß genießen Fahrer anderer Modelle nicht.


41 | Maßkonfektion <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> – Servicedifferenzierung entlang der Kundenwünsche<br />

Viele OEMs haben in den vergangenen Jahren Modelloffensiven gestartet,<br />

um in neue Nischen des Fahrzeugmarktes vorzudringen oder sogar<br />

neue Nischen zu definieren. Diese Differenzierung stellt für die Hersteller<br />

jetzt eine weitere Herausforderung dar – denn sie muss sich nun auch <strong>im</strong><br />

<strong>Aftersales</strong> wiederspiegeln. Wo eine Nachfrage für neue Produkte entsteht,<br />

entwickeln sich parallel auch neue Service-Bedürfnisse.<br />

4.1.2 IAM: Freie positionieren sich als Preis-Leistungs-Sieger<br />

Auch die freien Werkstätten und Werkstattketten haben sich in den vergangenen<br />

Jahre stetig weiterentwickelt. Aufgefallen sind sie vor allem durch<br />

einen aggressiven Ausbau ihrer Filialnetze und durch massive Werbekampagnen.<br />

So konnten sie sich flächendeckend als Preis-Leistungs-Sieger positionieren<br />

und in der Wahrnehmung von den herstellergebundenen Werkstätten<br />

absetzen.<br />

Die Ketten haben vor allem zwei Trümpfe auf ihrer Seite: transparente Festpreisangebote<br />

und die Möglichkeit, Großkunden mit Mehrmarkenfuhrparks<br />

zu bedienen. Die große Kunst für eine IAM-Werkstatt ist es, die wichtigsten<br />

Standardleistungen markenübergreifend konsistent anzubieten.<br />

Die von uns entwickelte Kundensegmentierung eignet sich für solche Anbieter<br />

sehr gut, weil sie sich nicht auf eine Marke oder einen Fahrzeugtyp<br />

beschränken muss, sondern kunden- und wertebasiert ist. Integrierte Werkstätten<br />

und Werkstattketten können den Ansatz problemlos zentral steuern<br />

und über alle Niederlassungen hinweg einheitlich umsetzen.<br />

Es macht absolut Sinn, als freie Werkstatt oder Werkstattkette über die<br />

Marken hinweg den Fokus auf die Kunden und Kundengruppen zu lenken.<br />

Was braucht es beispielsweise, um Privatkunden mit älteren Fahrzeugen,<br />

die in das Segment "kostenbewusste Gefühlsmenschen" fallen, von der<br />

autorisierten in die freie Werkstatt zu locken und hier zu halten?<br />

Professionelle Player wie Bosch Car Service oder A.T.U bieten Kundenkarten,<br />

Garantien und Flatrates, die – bewusst oder unbewusst – das<br />

(Selbst-)Profiling der Kunden unterstützen.


42 | Studie<br />

4.2 Interview<br />

"Jeder Kunde ist anders und möchte individuell angesprochen werden"<br />

Interview mit Walter Briem, Leiter Service Deutschland bei der Audi AG,<br />

über Service-Differenzierung, technische Innovationen <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> und<br />

diejenigen Branchen, von denen die Autoindustrie noch etwas lernen kann<br />

Herr Briem, wir haben den Eindruck, dass der <strong>Aftersales</strong>-Bereich in der<br />

Automobilbranche bei weitem nicht so stark nach einzelnen Kundengruppen<br />

differenziert wie zum Beispiel der Vertrieb von Neuwagen. Woran liegt das?<br />

WALTER BRIEM: Im <strong>Aftersales</strong> ist es ebenso wichtig, den einzelnen Kunden<br />

persönlich anzusprechen und seinen individuellen Bedürfnissen gerecht zu<br />

werden. Mit dieser zielgerichteten Ansprache schaffen wir ein nachhaltig<br />

positives Kundenerlebnis. Dennoch: Der Neuwagen-Verkauf hat sich in<br />

den vergangenen Jahren sicher besonders deutlich weiterentwickelt.<br />

Wie wichtig ist Audi das Thema Kundendifferenzierung?<br />

Kundendifferenzierung <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> ist uns enorm wichtig. Kompetente<br />

und qualifizierte Service-Mitarbeiter bilden die Basis zur individuellen<br />

Kundenansprache. Darüber hinaus gilt es, systematisch Kontakt zu seinen<br />

Kunden zu halten und mit maßgeschneiderten Angeboten auf ihre Wünsche<br />

einzugehen. Der erste Schritt in diese Richtung ist die Weiterentwicklung<br />

der CRM-Systeme. Im <strong>Aftersales</strong>-Bereich stellen jedoch erst wenige OEMs<br />

ihren Händlern derartige Systeme zur Verfügung.<br />

Und welche OEMs sind das?<br />

Ich denke, dass wir hier besonders <strong>im</strong> Premiumsegment bereits ein gutes<br />

Niveau erreicht haben. Viele Hersteller sind bereits sehr nah am <strong>Aftersales</strong>-<br />

Kunden oder sind aktuell dabei, einen engen Dialog mit ihm zu etablieren.<br />

Und dies gilt sowohl für den Privatkunden als auch für die große Zahl an<br />

Dienstwagenfahrern, die mit einem Premiumautomobil unterwegs sind.<br />

Also stellt Kundenloyalität für Audi keine Herausforderung dar?<br />

Das st<strong>im</strong>mt so nicht. Natürlich müssen wir uns in dieser Hinsicht permanent<br />

weiter entwickeln und die Loyalität unserer Kunden täglich neu gewinnen.<br />

Mehr als 90 Prozent unserer Kunden mit Segment-I-Fahrzeugen – also<br />

solchen jünger fünf Jahren – und etwa 80 Prozent derer mit Segment-II-<br />

Fahrzeugen…<br />

…also solchen, die fünf bis sieben Jahre alt sind...<br />

...genau – all diese setzen auf unsere Audi Service Partner.


43 | Maßkonfektion <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> – Servicedifferenzierung entlang der Kundenwünsche<br />

Sie sprachen von einem großen Anteil Firmenklientel. Differenziert Audi<br />

vor allem zwischen Privat- und Geschäftskunden?<br />

Natürlich nicht. Jedoch sind die Bedürfnisse von Geschäfts- und privaten<br />

Kunden verschieden, und auf diese Unterschiede gehen wir auch <strong>im</strong><br />

<strong>Aftersales</strong> ein.<br />

Wir haben bei <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> eine globale Studie zu Kundensegmenten <strong>im</strong><br />

<strong>Aftersales</strong> durchgeführt und dabei für Deutschland folgende sechs typische<br />

Kundensegmente identifiziert:<br />

1. Wenig interessierte Traditionalisten<br />

2. Serviceorientierte Rationalisten<br />

3. Anspruchsvolle Enthusiasten<br />

4. Junge Statusorientierte<br />

5. Kostenbewusste Gefühlsmenschen<br />

6. Min<strong>im</strong>alistische Sparer<br />

Decken sich diese mit den Segmenten, von denen Sie sprechen?<br />

Ob es nun genau diese Logik ist, sei dahingestellt. Sie sprechen mit<br />

Ihrer Segmentierung aber sicher Kriterien an, die für den automobilen<br />

Aftermarket von Bedeutung sind. Für eine Premiummarke wie Audi gilt<br />

dabei natürlich, dass unsere Kunden durchweg besonders hohe Ansprüche<br />

an Service stellen und der Preis eine weniger entscheidende Rolle als<br />

in anderen Segmenten spielt. Dafür erwarten sie aber auch zu Recht<br />

hervorragende Leistungen, und zwar bei jedem Kontakt mit der Marke<br />

Audi. Mir persönlich liegt außerdem eines am Herzen: Segmentierungen<br />

können hilfreich zu sein, um effiziente Prozesse zu etablieren, entscheidend<br />

ist aber, dass jeder Kunde anders ist und individuell angesprochen werden<br />

möchte.<br />

Wenn Sie so eine Art der Segmentierung aktuell nicht nutzen – mit welchen<br />

Mechanismen schaffen Sie es dann, auf individuelle Bedürfnisse Ihrer<br />

Servicekunden einzugehen?<br />

Entscheidend ist hier die kontinuierliche Qualifizierung und Sensibilisierung<br />

der Mitarbeiter <strong>im</strong> Handel. Sie stellen dem Kunden gleich zu Beginn seines<br />

Besuchs die sogenannte Eingangsfrage – nach dem Motto: "Was ist Ihnen<br />

heute besonders wichtig?" Ein sehr einfacher, aber überaus wichtiger<br />

Schritt. Die Prioritäten unseres Gasts halten wir <strong>im</strong> Kundenprofil fest, damit<br />

jeder Service-Mitarbeiter ihn zielgerichtet und angemessen beraten kann.<br />

Am Ende eines jeden Werkstattbesuchs fragen wir den Kunden zudem, ob<br />

wir seine Erwartungen erfüllen konnten. Das kann die Betreuung durch den<br />

Mitarbeiter betreffen, die Themen Wertschätzung, Qualität, klare Prozesse<br />

und auch den Preis. Oder nehmen Sie beispielsweise die individualisierte<br />

Betreuung für Großkunden: Dafür setzen viele unserer Service-Partner<br />

eigene Berater ein, die sich exklusiv um die Betreuung der Großkunden<br />

kümmern.


44 | Studie<br />

Zudem übernehmen <strong>im</strong> Rahmen eines aktuellen Pilotprojektes speziell<br />

qualifizierte Service-Berater die Betreuung von Privatkunden älterer<br />

Fahrzeuge. So wollen wir künftig auch den Bedürfnissen dieser Zielgruppe<br />

noch stärker gerecht werden.<br />

Wie arbeiten Sie mit freien Werkstätten zusammen, die Originalteile<br />

nachfragen?<br />

Unsere Audi-Partner betreuen die freien Werkstätten und haben speziell<br />

geschulte Mitarbeiter für den Verkauf von Originalteilen an freie<br />

Werkstätten.<br />

Und gibt es Konzepte zur Ansprache der Alterssegmente II und III –<br />

zum Beispiel mit speziellen Ersatzteilen für ältere Fahrzeuge?<br />

Unsere Philosophie ist: Wir bieten Premiumprodukte für alle Kunden<br />

an, das gilt auch für Originalteile und Serviceleistungen, und zwar <strong>im</strong>mer<br />

zu einem angemessenen Preis.<br />

Wie sieht die Kundenansprache aus?<br />

Dazu zählt zum Beispiel die Rund-um-die-Uhr-Betreuung durch unser<br />

Servicecenter. Sollte Ihr Fahrzeug einmal nicht mehr einsatzfähig sein,<br />

bekommen Sie sofort und ohne Aufwand ein Mobilitätsangebot. Wir werden<br />

unsere Serviceleistungen nicht unterschiedlich bepreisen – abhängig von<br />

einem speziellen Status. Und daher wird es in diesem Sinne auch keinen<br />

Gold-, Silber- oder Bronze-Kunden geben.<br />

Also keine Service-Differenzierung in der Werkstatt?<br />

Die technische Qualität in der Werkstatt und der Reparatur-Service müssen<br />

<strong>im</strong>mer erste Klasse sein, für jeden Kunden und für jedes Kundensegment.<br />

Daher haben wir zum Beispiel auch das Programm "Audi für Audi" eingeführt,<br />

bei dem wir jedem unserer Kunden <strong>im</strong> Gewährleistungs- und Kulanzfall<br />

einen Ersatzwagen zur Verfügung stellen, wenn sein Fahrzeug länger<br />

als eine Stunde in der Werkstatt ist.<br />

Und die Differenzierung?<br />

Die bilden wir <strong>im</strong> Umgang mit dem einzelnen Kunden und seinen individuellen<br />

Bedürfnissen ab.<br />

Können Sie das an einem Beispiel erklären?<br />

Üblicherweise gibt der Kunde seinen Wagen in der Werkstatt ab und<br />

bespricht mit dem Service-Berater seine Wünsche – die klassische "Direktannahme".<br />

Für Kunden, die dafür keine Zeit haben und daher zum Beispiel<br />

einen Hol-Bring-Service bevorzugen, testen wir gerade unter Einsatz neuer<br />

Medien eine alternative Fahrzeugannahme. Der Kunde kommuniziert vom<br />

Smartphone oder Tablet aus mit der Werkstatt und klärt alle Details – ob<br />

er gerade am Arbeitsplatz oder unterwegs ist.


45 | Maßkonfektion <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> – Servicedifferenzierung entlang der Kundenwünsche<br />

Das klingt gut, aber noch relativ futuristisch!<br />

In Zukunft wird diese Art der Kundenkommunikation stark zunehmen.<br />

Und dass wir das Auto auf Wunsch be<strong>im</strong> Kunden abholen, wird auch kein<br />

Sonderfall mehr sein, sondern Teil der Basisleistung, die allen Kunden zur<br />

Verfügung steht. Eine Ansprache über verschiedene Kanäle – Stichwort<br />

Multikanal – ist daher sehr wichtig, und neue Medien sind dabei ein<br />

ganz klarer Fokus von Audi. Hier arbeiten wir an einigen Konzepten,<br />

insbesondere für die junge Generation. Zum Beispiel können Sie bei<br />

einigen Partnern bereits heute online Werkstatttermine buchen.<br />

Welches sind Ihrer Ansicht nach die größten Hürden, die auf dem Weg<br />

zu einer Servicedifferenzierung überwunden werden müssen?<br />

Ich sehe mehrere Punkte: Zunächst eine durchgängige IT- beziehungsweise<br />

CRM-Landschaft als Basis für die individuelle Kundenansprache. Hier sind<br />

wir auf einem guten Weg. Ganz wichtig ist jedoch auch der Kundendialog<br />

in einer zunehmend digitalen Welt.<br />

Sie meinen den Verlust der persönlichen Kundenkommunikation?<br />

Nein, persönliche Kundenkommunikation wird vielmehr zunehmend<br />

eine neue Qualität, zum Beispiel über neue Medien, erfahren.<br />

Zum Abschluss, Herr Briem: Welche andere Industrie kann Ihrer Meinung<br />

nach als Vorbild für eine Servicedifferenzierung <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> dienen?<br />

Ein Vorreiter ist sicherlich die Luftfahrt gewesen. Sie war einer der ersten<br />

Industriebereiche, der für seine Kunden ein Incentivierungs-Programm<br />

etabliert hat. Als weiteres Beispiel fällt mir die Hotel-Branche ein, wo<br />

Premiumanbieter große Erfolge verzeichnen, indem sie Kunden individuell<br />

ansprechen, außergewöhnliche Leistungen erbringen und <strong>im</strong> Falle<br />

eines Falles vielfältige – ich nenne sie mal – "Entärgerungsmaßnahmen"<br />

anwenden.<br />

Unser Gesprächspartner:<br />

Walter Briem ist Leiter Service Deutschland bei der Audi<br />

AG in Ingolstadt. Audi gehört zum Volkswagen-Konzern<br />

und zählt zu den drei großen Premium-Herstellern in<br />

Deutschland neben Da<strong>im</strong>ler und der BMW Group. 2012<br />

hat Audi laut eigenem Geschäftsbericht 1,63 Millionen<br />

Fahrzeuge ausgeliefert und 48,8 Milliarden Euro erlöst.


46 | Studie<br />

5. Tragfähige Strategien für die <strong>Aftersales</strong>-Akteure<br />

An der Kundenschnittstelle spreizt sich das Angebot der unterschiedlichen<br />

Werkstattformate auf: VIP- oder Billigangebote, Schlüsselwerfer oder<br />

Mitschrauber, Fastlane- oder Airport-Service, Hol- und Bring-Dienste oder<br />

Annahmestationen in der Innenstadt, All-Inclusive-Verträge oder wiederaufbereitete<br />

Teile. All diese Optionen müssen die <strong>Aftersales</strong>-Akteure in Zukunft<br />

besser abdecken. Erst wenn sie die vielen möglichen Kombinationen<br />

an Serviceprodukten sinnvoll realisieren, werden sie das Marktpotenzial<br />

opt<strong>im</strong>al ausschöpfen und ihre Kunden nachhaltig zufrieden stellen.<br />

Mancherorts werden "Servicefabriken" dafür sorgen, dass Fahrzeuge effizient,<br />

kostengünstig und fehlerfrei bearbeitet werden. Auch mobile Formate,<br />

wie man sie aus anderen Branchen kennt, werden sich <strong>im</strong>mer stärker<br />

durchsetzen. Dabei wird die Datengrundlage für maßgeschneiderte Lösungen<br />

<strong>im</strong>mer besser. Neben den Fahrzeugdaten, die die Anbieter speichern,<br />

auswerten und nutzen können, stehen zunehmend auch persönliche Daten<br />

zur Verfügung. Immer mehr Kunden sind für einen individuellen Service<br />

gerne bereit, Informationen über sich preiszugeben.<br />

Aus anderen Bereichen kennen sie das ja schon. Amazon macht registrierten<br />

Nutzern Einkaufsvorschläge auf Basis der gespeicherten Bestellprofile. Auf<br />

ähnliche Weise könnten auch Werkstätten kundenspezifische Angebote<br />

zusammenstellen. Dienstleistungen wie Erinnerungen an das nächste<br />

Serviceintervall oder Wartungsvorschläge auf Basis der Nutzungsintensität<br />

des Fahrzeugs müssen künftig ohnehin Standard sein.<br />

Die allgemeinen Erkenntnisse, die wir in dieser Studie bisher dargelegt<br />

haben, bilden eine wertvolle Grundlage für die individuelle Kundenansprache.<br />

Ihr Nutzen bleibt aber begrenzt, wenn die Marktteilnehmer nicht<br />

darauf aufbauen und einen auf sie zugeschnittenen Ansatz entwickeln.<br />

Dabei sollten sie zunächst das eigene Format und anschließend das<br />

eigene Unternehmen genau analysieren.<br />

5.1 Formattypische Stärken ausspielen<br />

Vertragswerkstätten/OEMs<br />

Hersteller beziehungsweise ihre Vertragswerkstätten folgen bisher selten<br />

einem systematischen Ansatz, wenn es darum geht, Servicedifferenzierung<br />

nachhaltig zu etablieren. Meist sind es lediglich Pilotprojekte. Viele davon<br />

stoßen in der Praxis schnell an ihre Grenzen, weil sie an Prozess- und<br />

EDV-Systemfaktoren scheitern.


47 | Maßkonfektion <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> – Servicedifferenzierung entlang der Kundenwünsche<br />

Mangelnde Unterstützung oder Vorgabe der OEM ist eines der größten<br />

Hindernisse. Der Konkurrenzdruck durch andere Anbieter, aber auch die Erfahrungen<br />

der Kunden in anderen Industrien führen jedoch dazu, dass sich<br />

die vertragsgebundenen Werkstätten künftig noch stärker als "Best-in-Class"<br />

und "Service-Champions" von besonderer Kompetenz positionieren müssen.<br />

Die besondere Struktur von OEMs und ihren Vertragswerkstätten bietet<br />

Vorteile, die sie oft nicht ausspielen. Die Hersteller können zum Beispiel einheitliche<br />

Prozesse entwickeln und <strong>im</strong> gesamten Werkstattnetz ihrer Marke<br />

umsetzen. Dabei ist es allerdings besonders wichtig, dass ihre Werkstätten<br />

die Anbindung nicht als weitere administrative Bürde, sondern als Vorteil<br />

erleben.<br />

Den Werkstätten fehlen in der Regel Zeit und Personal, um differenzierte<br />

Servicekonzepte zu entwickeln. Daher sollten sie von einem starken OEM<br />

profitieren – und zwar in den unterschiedlichsten Bereichen. Neben geeigneten<br />

Systemen und zielgerichteten Schulungen sollten die Hersteller vor allem<br />

einen ständigen Support bieten. Sie können zum Beispiel einheitliche Marketingunterlagen<br />

bereitstellen, eine sinnvolle und datengestützte Preispolitik<br />

entwickeln oder auch Kundenevents bei den Werkstätten ausrichten. Und<br />

sie können Analysen und die markenspezifische Kundensegmentierung übernehmen,<br />

damit sich die Werkstätten auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren<br />

können. Nicht zuletzt muss sich eine Servicedifferenzierung für einen<br />

Händler in seinem Bonus, aber auch in der Marktausschöpfung in seinem<br />

Gebiet bemerkbar machen.<br />

Freie Werkstätten und Werkstattketten<br />

Der markenspezifische Segmentierungsansatz, der sich bei den OEMs<br />

anbietet, funktioniert bei freien Werkstätten und Werkstattketten natürlich<br />

nicht. Sie müssen auf andere Art und Weise Wettbewerbsvorteile nutzen<br />

und entwickeln.<br />

Die bewährte Positionierung als Preis-Leistungs-Sieger lässt sich noch ausbauen<br />

– hin zu einer Art Service-Discounter. Außerdem sollten die freien<br />

Werkstätten und Werkstattketten ihre Mehrmarken-Kompetenz bei gewerblichen<br />

Großkunden als USP ausspielen. Solche Kunden betreiben häufig<br />

Fuhrparks mit den unterschiedlichsten Fahrzeugmarken. Wollen sie für all<br />

ihre Autos OEM-autorisierte Werkstätten nutzen, müssen sie eine Vielzahl<br />

von Anbietern managen. Bei einer freien, markenunabhängigen Werkstattkette<br />

bekommen sie dagegen alles aus einer Hand.


48 | Studie<br />

Außerdem können die unabhängigen Player solche Großkunden mit<br />

attraktiven Mengenrabatten und Sonderkonditionen locken, die überhaupt<br />

erst möglich werden, weil der Fuhrpark eben nicht auf unterschiedliche<br />

OEM-Werkstätten aufgeteilt wird.<br />

Eine zukünftige, detailliertere Kundensegmentierung und differenziertere<br />

Ansprache ist in starkem Maße abhängig von besonderen Prozessen,<br />

die oftmals in Systemen abgebildet sein müssen: Dazu zählen das Dealer-<br />

Management-System (DMS), aber auch Systeme an der Schnittstelle<br />

zwischen Retailer und Wholesale-Organisation, also CRM-Systeme<br />

oder Marketing-Plattformen.<br />

5.2 Unternehmensspezifische Differenzierung entwickeln<br />

Der letzte und wichtigste Schritt sind der Blick auf das eigene Unternehmen<br />

und die Entwicklung eines maßgeschneiderten Ansatzes. Die von uns ermittelten<br />

und hier in Kapitel vier erläuterten Segmente decken den gesamten<br />

Kundenstamm aller <strong>Aftersales</strong>-Akteure in Deutschland ab. Das heißt, sie<br />

liefern wertvolle Erkenntnisse über den Gesamtmarkt und bilden somit<br />

ein solides Fundament.<br />

Ihren vollen Nutzen entfaltet die Studie aber erst, wenn jeder Marktteilnehmer<br />

seinen eigenen Kundenstamm analysiert. Nur wer genau<br />

weiß, welche Segmente er in welcher Gewichtung bedient, kann Service<br />

effizient differenzieren und Angebote passgenau zusammenstellen.


49 | Maßkonfektion <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> – Servicedifferenzierung entlang der Kundenwünsche<br />

6. Fazit<br />

Das <strong>Aftersales</strong>-Geschäft ist ein lohnender und zukunftsträchtiger Markt, auf<br />

dem sich derzeit viel bewegt. Konsolidierungsdruck, neue Marktteilnehmer,<br />

neue Mobilitätskonzepte und deutlich gestiegene Erwartungen der Kunden<br />

machen es den Anbietern nicht leicht. Aber es gibt durchaus Möglichkeiten,<br />

sich in diesem Umfeld durchzusetzen.<br />

Unsere Analyse der Anbieterseite hat gezeigt, dass der Kampf um den Kunden<br />

längst in vollem Gange ist. Der Verdrängungswettbewerb lässt unrentable<br />

Werkstätten verschwinden, und die verbleibenden Akteure versuchen<br />

ihre Position durch Fusionen und Übernahmen zu stärken. Alle rangeln um<br />

Marktanteile und starten eine Vielzahl von Pilotprojekten und neuen Initiativen,<br />

um bestehende Kunden zu halten und neue hinzuzugewinnen.<br />

Unsere Untersuchung der Nachfrageseite hat offenbart, was den Anbietern<br />

dabei helfen kann: eine individuelle Kundenansprache. Der deutsche<br />

<strong>Aftersales</strong>-Markt lässt sich dabei in sechs Kundensegmente unterteilen.<br />

Und diese Segmente könnten unterschiedlicher nicht sein.<br />

Auf der einen Seite stehen zum Beispiel anspruchsvolle Enthusiasten, die<br />

häufig gleich mehrere Neuwagen besitzen, Premiummarken fahren und für<br />

die Geld keine Rolle spielt. Auf der anderen Seite findet man die min<strong>im</strong>alistischen<br />

Sparer, die nur deswegen ein Auto besitzen, weil sie eines brauchen.<br />

Sie haben weder großes Interesse an ihrem Gefährt noch sind sie willens<br />

oder in der Lage, viel Geld dafür auszugeben.<br />

Beide Gruppen werden <strong>im</strong> täglichen <strong>Aftersales</strong>-Geschäft heute noch weitgehend<br />

gleich behandelt. Die meisten Anbieter bedienen sogar alle Kundengruppen<br />

mit einer uniformen Produkt- und Leistungspalette. Das wird es<br />

über kurz oder lang nicht mehr geben. Die Kunden werden künftig erwarten,<br />

dass die Anbieter auf ihre Präferenzen, ihre Wünsche und ihre<br />

Werte eingehen.<br />

Momentan hat noch niemand eine entsprechend ausgereifte Angebotsdifferenzierung<br />

aufgesetzt. Wer sich hier als First Mover etabliert und als<br />

erster ein individuelles Kundenerlebnis bietet, dürfte sich einen wertvollen<br />

Vorsprung sichern <strong>im</strong> Kampf um die Kundenschnittstelle.


50 | Studie<br />

Möchten Sie sich Wettbewerbsvorteile verschaffen?<br />

Dann sollten Sie nicht zögern. Stoßen Sie eine individuelle Servicedifferenzierung an –<br />

wir haben die notwendigen Werkzeuge und das Know-how parat.<br />

Die vorliegende Studie ist der erste Schritt auf dem Weg zu einer erfolgreichen <strong>Aftersales</strong>-<br />

Strategie. Selbstverständlich möchten wir unsere Klienten aber nicht auf halbem Weg stehen<br />

lassen. Deshalb haben wir Anschlussmodule für eine individuelle Analyse und unternehmensspezifische<br />

Umsetzung unserer Erkenntnisse entwickelt. In drei Phasen begleiten wir unsere Klienten<br />

zu einem differenzierten Angebotsmix, den wir auf die individuelle Kundenstruktur zuschneiden.<br />

1. Spezifische Anpassung des Fragebogens<br />

Im ersten Schritt sichten wir das bestehende Material des Klienten zu Kundenbedürfnissen<br />

und Zielgruppen und führen Gespräche mit internen Experten. Anschließend gehen wir mit den<br />

Verantwortlichen auf Klientenseite den Fragebogen unserer Studie <strong>im</strong> Einzelnen durch. Ziel ist<br />

es, die Erhebung an unternehmens- und gegebenenfalls markenspezifische Aspekte anzupassen.<br />

Darunter fallen zum Beispiel spezifische <strong>Aftersales</strong>-Servicekomponenten, die Integration zusätzlicher<br />

Fahrzeugmodelle oder das Nutzungsverhalten.<br />

Am Ende dieses Moduls steht ein exakt auf den Klienten zugeschnittener Fragebogen, der gegenüber<br />

dem Standardmodell vor allem drei Vorteile bietet: Indem wir bestehende Erkenntnisse<br />

des Klienten einbeziehen, steigern wir den Grad der Individualisierung. Indem wir zusätzliche<br />

Aspekte berücksichtigen, decken wir unternehmensspezifische Fragestellungen besser ab. Und da<br />

wir bei der Anpassung des Fragebogens auf Vergleichbarkeit und Kompatibilität zu bestehenden<br />

Erkenntnissen achten, ist der Nutzwert der Erhebung deutlich höher.


51 | Maßkonfektion <strong>im</strong> <strong>Aftersales</strong> – Servicedifferenzierung entlang der Kundenwünsche<br />

2. Erhebung und Anpassung der Segmentierung<br />

Im zweiten Modul folgt die eigentliche Erhebung. Wir programmieren einen Online-Fragebogen<br />

und wenden uns damit an eine Stichprobe von rund 1.000 aktuellen Kunden des Klienten.<br />

Die genaue Größe der Stichprobe hängt ab von der Zahl der Marken und Modelle.<br />

Auf Basis dieser Erhebung passen wir unsere Standardsegmentierung an unternehmens- und<br />

markenspezifische Erkenntnisse an. So erreichen wir eine individuellere und gründlichere Analyse<br />

der Kundensegmente.<br />

3. Ausarbeitung von Angebots- und Produktbündeln<br />

Im letzten Modul entwickeln wir, auf Basis der individuellen Ergebnisse, Service-Angebote, die<br />

exakt auf die Situation des Klienten zugeschnitten sind. Dafür analysieren wir zunächst die Kernzielgruppe<br />

der einzelnen Marken oder Modelle. Ausgehend von den Antworten der Kunden zu<br />

den in der Erhebung abgedeckten <strong>Aftersales</strong>-Komponenten arbeiten wir dann die gewünschten<br />

Leistungen heraus und entwickeln sinnvolle Produktbündel. In Zusammenarbeit mit den internen<br />

Verantwortlichen prüfen wir diese Ergebnisse und nehmen gegebenenfalls Änderungen nach<br />

den Wünschen des Klienten vor.<br />

Ausgestattet mit fundiertem Wissen über die Bedürfnisse der Kernzielgruppen und mit spezifischen<br />

Angebots- und Produktpaketen kann der Klient daraufhin seine Marktposition festigen<br />

und ausbauen, indem er seine Kunden individuell anspricht.


52 | Studie<br />

7. Autoren<br />

Philipp Grosse Kle<strong>im</strong>ann<br />

Partner<br />

<strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy Consultants, München<br />

Tel.: +49 89 9230-8718<br />

E-mail: philipp.GrosseKle<strong>im</strong>ann@rolandberger.com<br />

Dorit Posdorf<br />

Principal<br />

<strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy Consultants, Manama<br />

Tel.: +973 17 5679-76<br />

E-mail: dorit.posdorf@rolandberger.com<br />

Alexander Brenner<br />

Principal<br />

<strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy Consultants, Hamburg<br />

Tel.: +49 40 37631-4318<br />

E-mail: alexander.brenner@rolandberger.com<br />

Swen Beyer<br />

Senior Consultant<br />

<strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy Consultants, München<br />

Tel.: +49 89 9230-8979<br />

E-mail: swen.beyer@rolandberger.com<br />

Dr. Ralf Kiene<br />

Senior Consultant<br />

<strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy Consultants, Hamburg<br />

Tel.: +49 40 37631-4488<br />

E-mail: ralf.kiene@rolandberger.com<br />

Torsten Hunstock<br />

Consultant<br />

<strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy Consultants, München<br />

Tel.: +49 89 9230-8030<br />

E-mail: torsten.hunstock@rolandberger.com


Amsterdam<br />

Barcelona<br />

Beirut<br />

Beijing<br />

Berlin<br />

Boston<br />

Brussels<br />

Bucharest<br />

Budapest<br />

Casablanca<br />

Chicago<br />

Detroit<br />

Doha<br />

Dubai<br />

Düsseldorf<br />

Frankfurt<br />

Gothenburg<br />

Hamburg<br />

Hong Kong<br />

Istanbul<br />

Jakarta<br />

Kuala Lumpur<br />

Kyiv<br />

Lagos<br />

Lisbon<br />

London<br />

Madrid<br />

Manama<br />

Milan<br />

Montreal<br />

Moscow<br />

Mumbai<br />

Munich<br />

New York<br />

Paris<br />

Prague<br />

Riga<br />

Rome<br />

São Paulo<br />

Seoul<br />

Shanghai<br />

Singapore<br />

Stockholm<br />

Stuttgart<br />

Tokyo<br />

Vienna<br />

Warsaw<br />

Zagreb<br />

Zurich<br />

© <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy Consultants<br />

06/2013, all rights reserved<br />

www.rolandberger.com

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