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executive review - Roland Berger

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<strong>executive</strong> <strong>review</strong><br />

2/2007 ENGINEERED PRODUCTS & HIGH TECH<br />

> Produkte und Lösungen gestalten<br />

> Neue Geschäftsmodelle<br />

> F&E globalisieren


2/2007 ENGINEERED PRODUCTS & HIGH TECH<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>


2 | Inhalt<br />

> Produktentwicklung perfektionieren –<br />

Den Produktlebenszyklus umfassend managen 5<br />

> Interview mit Professor Dr. phil. Dr.-Ing. E.h. Claus Weyrich<br />

Ehemaliges Mitglied des Vorstands der Siemens AG 12<br />

> Gewusst wo! –<br />

Forschung und Entwicklung passgenau globalisieren 18<br />

Maschinen- und Anlagenbauer haben<br />

ihren Materialfluss mit ERP-Systemen<br />

erfolgreich beschleunigt – Forschung<br />

und Entwicklung müssen folgen.<br />

> Aktion statt Reaktion –<br />

Entwicklungsentscheidungen mit Product Roadmaps<br />

treffen 24<br />

> Interview mit Denis Senpere<br />

Senior Vice President von Dassault Systèmes 32<br />

> Produkt und Service: Das Gesamtpaket zählt<br />

Ausbau des Servicegeschäfts im Maschinen- und<br />

Anlagenbau 36<br />

> Das Kompetenzzentrum Engineered Products &<br />

High Tech 42<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy Consultants GmbH<br />

Löffelstraße 46, 70597 Stuttgart<br />

Verantwortlich:<br />

Thomas Ring<br />

Redaktion:<br />

Henning Arndt<br />

Isabel Rincón<br />

Fotografien:<br />

Titel: Mauritius Images (Dirk von Mallinckrodt)<br />

S. 4: Mauritius Images (John Warburton-Lee)<br />

S. 12: Siemens-Pressebild<br />

S. 18: Reuters (Kiyoshi Ota)<br />

S. 24: Mauritius Images (Westend 61)<br />

S. 32: Dassault Systèmes CATIA-Produktbild<br />

S. 36: Reuters (Victor Tonelli)<br />

Layout:<br />

<strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> DesignTeam<br />

Druck:<br />

Merkur Druck, Detmold<br />

Auflage: 2.700<br />

Erscheinungsweise: zweimal jährlich<br />

ISSN 1617-4194<br />

© nur mit Erlaubnis des Herausgebers


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 2/2007 Editorial | 3<br />

in dieser Ausgabe unseres Magazins beschäftigen wir uns mit den passenden Strategien, um Produkte<br />

und Lösungen zu gestalten. Es geht um Innovationen und Veränderungen – auch in unserer Redaktion,<br />

so habe ich die Leitung unseres Kompetenzzentrums Engineered Products & High Tech übernommen.<br />

Axel Schmidt wird aber weiterhin die Redaktion der "<strong>executive</strong> <strong>review</strong>" unterstützen.<br />

Nach Jahren der Kostensenkung und der Restrukturierung bieten sich Investitionsgüterunternehmen<br />

und besonders dem Maschinen- und Anlagenbau wieder Wachstumschancen im In- und Ausland.<br />

Gleichzeitig verkürzen sich die Produktlebenszyklen, neue Märkte erfordern spezifische Produkte<br />

und der weltweite Vertrieb schafft eine Vielzahl neuer Schnittstellen. Es wird also nicht weniger<br />

kompliziert, die neuen Chancen auch zu nutzen!<br />

Für Unternehmen, die diese Komplexität profitabel meistern und überdurchschnittlich wachsen<br />

wollen, liegt ein wesentlicher Hebel im strategisch orientierten Management von Produktangeboten<br />

und Lösungen, also im strategischen Produktlebenszyklus-Management. Uns geht es nicht darum,<br />

PLM-Systeme technisch detailliert zu beschreiben, sondern darum, wie sie sich als Motor für profitables<br />

Wachstum einsetzen lassen.<br />

Welche Anforderungen moderne Forschung & Entwicklung erfüllen muss, detailliert Prof. Dr. Claus<br />

Weyrich, lange Jahre Forschungs-Vorstand der Siemens AG, in einem Interview. Ebenso sprachen wir<br />

mit Denis Senpere, der das Thema aus der Sicht von Dassault Systèmes skizziert, einem der führenden<br />

Anbieter von PLM-Systemen.<br />

Außerdem beleuchten wir drei weitere Fragen zur Produkt- und Lösungsgestaltung: Um welchen<br />

Preis sollte in einer globalisierten Wirtschaftswelt auch die Forschung und Entwicklung internationalisiert<br />

werden? Wie lassen sich die richtigen Produkte zum passenden Preis anbieten und wie kann<br />

man das wachstumsstarke Servicegeschäft profitabel betreiben?<br />

Unsere Antworten finden Sie auf den nächsten Seiten. Mein Kollege Axel Schmidt und ich wünschen<br />

Ihnen eine spannende Lektüre. Bei Fragen stehen wir jederzeit zur Verfügung, persönlich oder unter<br />

<strong>executive</strong>_<strong>review</strong>@rolandberger.com<br />

Thomas Ring<br />

Leiter des Kompetenzzentrums<br />

Engineered Products & High Tech<br />

Axel Schmidt<br />

Leiter des Kompetenzzentrums<br />

Operations Strategy<br />

Spend a little time with us – <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy Consultants.


4 | Produktlebenszyklus


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 2/2007 Produktlebenszyklus | 5<br />

Dr.-Ing. Ralf Augustin<br />

Principal<br />

ralf_augustin@de.rolandberger.com<br />

Den Produktlebenszyklus umfassend managen<br />

> Produktentwicklung<br />

perfektionieren<br />

Maschinen- und Anlagenbauer müssen ihre herkömmlichen Abläufe in<br />

der Produktentwicklung und -entstehung drastisch verbessern, um die<br />

vom Kunden geforderte Vielzahl innovativer Produkte schnell auf die<br />

globalen Märkte bringen zu können. Produktlebenszyklusmanagement<br />

(PLM) hilft, diesen Anforderungen gerecht zu werden. So sorgen PLM-<br />

Informationssysteme dafür, dass sämtliche produktbeschreibenden<br />

Informationen digital, zentral und aktuell vorgehalten und allen Beteiligten<br />

zur Verfügung gestellt werden. Damit tragen sie entscheidend dazu<br />

bei, Entwicklungszeiten zu verkürzen und die Vielzahl neuer Produkte<br />

technisch rasch abzusichern.<br />

Maschinen- und Anlagenbauer haben sich vier Kernaufgaben auf<br />

die Agenda geschrieben: die Kosten kontinuierlich senken bzw. die<br />

Profitabilität verbessern, die Produktqualität fortlaufend steigern,<br />

Produktinnovationen beschleunigen und die Unternehmensorganisation<br />

flexibilisieren.


6 | Produktlebenszyklus<br />

In den letzten Jahren haben sich die Unternehmen ausführlich<br />

mit Kostensenkung und der Steigerung der Produktqualität<br />

beschäftigt. Und das erfolgreich, konnten sie doch spürbare<br />

Renditeverbesserungen erzielen. Bei der Flexibilisierung der<br />

Organisation und der Steigerung der Innovationsgeschwindigkeit<br />

wurden zwar auch Fortschritte erzielt – deutsche Maschinenbauer<br />

liegen weltweit häufig sogar an der Spitze –, trotzdem müssen sie<br />

gerade hieran dringend weiterarbeiten. Innovation und Flexibilität<br />

werden darüber entscheiden, wie gut sich ein Unternehmen<br />

positionieren und für die Zukunft rüsten kann, um auch über<br />

die aktuelle Boomphase hinaus profitables Wachstum zu<br />

erwirtschaften.<br />

Innovationsfähigkeit und Flexibilität steigern<br />

Hohe Innovationsgeschwindigkeit hält Wettbewerber auf Distanz<br />

und schafft Wachstum. Die Unternehmen müssen vor allem das<br />

Kosten/Nutzen-Verhältnis von Produkten für den Kunden verbessern<br />

('Total Cost of Ownership') sowie qualitativ hochwertigen<br />

und gleichzeitig effizienten Anlagenservice anbieten. Dazu ist<br />

es notwendig, auch künftige Kundenbedürfnisse frühzeitig zu<br />

antizipieren und mittels 'Product Roadmaps' schrittweise im<br />

Leistungsprogramm der eigenen Maschinen zu erfüllen.


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 2/2007 Produktlebenszyklus | 7<br />

Die Flexibilisierung der Unternehmensorganisation muss<br />

darauf zielen, die Durchlaufzeiten in der Produktentwicklung<br />

und -herstellung zu verkürzen. Alle Beteiligten sollten datentechnisch<br />

und prozessual eng zusammengeschlossen werden, um<br />

möglichst viele produktdefinierende Entscheidungen erst möglichst<br />

spät im Prozess fällen zu können.<br />

Innovation wie Flexibilisierung können nur erfolgreich vorangetrieben<br />

werden, wenn die Prozesse in der Produktentwicklung<br />

konsequent danach ausgerichtet, systematisch mit IT-Systemen<br />

unterstützt und mit den nachgelagerten Prozessen verknüpft<br />

werden. Drei Faktoren entscheiden also darüber, ob die Produktentwicklungsprozesse<br />

erfolgreich verzahnt werden können.<br />

Eine effiziente Produktentwicklungswertkette mit klarer Prozessabfolge,<br />

die es erlaubt, sämtliches geistige Eigentum des Unternehmens<br />

effektiv zu managen, externe Partner in ein 'Simultaneous<br />

Engineering' einzubeziehen sowie Produktsimulationen bereits<br />

in frühen Designphasen durchzuführen.<br />

Eine zentrale und durchgängige digitale Informationsbereitstellung.<br />

Um Entwicklungszeiten zu verkürzen und -fehler zu minimieren,<br />

muss besonders die permanente Zugriffsmöglichkeit aller Beteiligten<br />

auf die relevanten Produktdaten gewährleistet werden – von<br />

Marketingmitarbeitern über Produktplaner und Einkäufer bis zum<br />

Fertigungsspezialisten sowie ggf. Zulieferer und Kunden. Zudem<br />

sollte eine vollständige virtuelle Produktvalidierung sichergestellt<br />

sein.<br />

Die Verknüpfung der Entwicklungsprozesskette mit der materiellen<br />

Wertschöpfungskette im Unternehmen und bei Partnern. Die Produktentwicklungs-<br />

und Herstellungsdaten müssen so weit wie<br />

möglich vernetzt werden. Zum einen, damit die in der Entwicklung<br />

generierten technischen Informationen vollständig und<br />

korrekt in der Produktentstehung (Produktion und Montage)<br />

und -nutzung (After-Sales-Service) verwendet werden können,<br />

und zum anderen, damit im Designprozess umfassende kaufmännische<br />

Daten zur Entscheidungsfindung zur Verfügung stehen.<br />

'Materielle' und 'immaterielle' Welt virtuell abbilden<br />

und verknüpfen<br />

Die Voraussetzungen zur Umsetzung dieser drei Erfolgsfaktoren<br />

sind geschaffen: Erfolgreiche Maschinen- und Anlagenbauer<br />

haben ihre 'materielle' Welt, also ihre Herstellungs-, Einkaufsund<br />

Serviceprozesse, in den letzten Jahren konsequent elektronisch<br />

abgebildet. In den sogenannten ERP-Systemen (Enterprise<br />

Resource Planning-Software, allen voran SAP) finden sich die<br />

Kerndaten und Abläufe dieser Prozesse. Damit wurde das Geschäft


8 | Produktlebenszyklus<br />

vollständig transparent. Entsprechend konnten die Kosten gesenkt<br />

und die Fertigungs- und Montagedurchlaufzeiten verkürzt werden<br />

– und das nicht nur in Großunternehmen: Längst nutzen auch<br />

Mittelständler ERP-Systeme intensiv. Schließlich beruht ihr<br />

Geschäftsmodell häufig auf der intelligenten und kundenspezifischen<br />

Kombination von standardisierten Zukaufkomponenten<br />

(z.B. Steuerungen, Hydraulik, Pneumatik, Antriebstechnik etc.)<br />

und ist daher in besonderem Maße auf Prozess- und Produktinformationen<br />

zur fehlerfreien und termingerechten Fertigung<br />

angewiesen.<br />

Wie für die 'materielle' Welt schon geschehen, müssen nun auch<br />

für die 'immaterielle' Welt der Produktentwicklung ähnliche<br />

Verbesserungen erfolgen. Um Innovationszeiten und Time-to-<br />

Market verkürzen zu können, müssen für die simultane und<br />

kooperative Entwicklung, die Produktionsprozessplanung sowie<br />

das Servicemanagement über den gesamten Anlagenlebenszyklus<br />

hinweg effektive Prozesse inkl. elektronischer Unterstützung<br />

geschaffen werden. Anschließend ist der Entwicklungsprozess<br />

mit den 'materiellen' Herstellungsprozessen datentechnisch zu<br />

verknüpfen.<br />

Zur Umgestaltung der produktionsvorgelagerten Geschäftsprozesse<br />

gehört es, eine optimale Entwicklungswertkette zu etablieren.<br />

Diese Kette besteht aus drei Prozess-Schritten, die kontinuierlich<br />

durchlaufen werden müssen. In einem ersten Schritt muss Marktwissen<br />

aufgebaut werden; dazu gehören das Wissen um künftige


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 2/2007 Produktlebenszyklus | 9<br />

Produkt- und Fertigungstrends der Kunden wie auch um Chancen<br />

und Risiken, die sich aus diesen Trends ergeben, sowie die Bewertung<br />

des Marktpotenzials für das eigene Unternehmen. Aus dem<br />

Zusammenspiel der drei wichtigen Wissensträger, dem klassischen<br />

Vertrieb, dem Engineering und dem 'Market Research', der in<br />

vielen Maschinen- und Anlagenbauunternehmen noch nicht<br />

stark entwickelt ist, entstehen Ideen für zukünftige Produktplattformen<br />

und Geschäftsfelder.<br />

Im Innovationsmanagementprozess werden diese Ideen in einem<br />

zweiten Schritt geprüft, gefiltert, weiterentwickelt und schließlich<br />

zu vermarktbaren Produkten konkretisiert.<br />

Im dritten Schritt werden diese Produkte technisch validiert und<br />

mit minimalem Ressourceneinsatz hergestellt.<br />

Mit PLM-Systemen Geschäftsprozesse umgestalten<br />

Ein derart gestalteter Prozess kann nur reibungslos ablaufen,<br />

wenn sämtliche relevanten Informationen von Anfang an zentral<br />

digital gesammelt und allen prozessbeteiligten Parteien zugänglich<br />

gemacht werden.<br />

Diese grundlegenden Anforderungen für effiziente Kommunikation<br />

gewährleisten 'Produktlebenszyklusmanagement-Systeme'<br />

oder kurz PLM-Systeme. Ihre Einführung allein ist zwar kein<br />

Erfolgsgarant, kann aber – ähnlich wie bei den angesprochenen<br />

ERP-Systemen – ein wichtiger Treiber des Veränderungsprozesses<br />

sein.<br />

Vier PLM-Funktionen sind entscheidend, um Innovations- und<br />

Wachstumspotenziale auszuschöpfen:<br />

1. Lebenszyklusdaten bereitstellen<br />

Das PLM-System managt vor allem Produktlebenszyklusdaten<br />

wie etwa Anforderungskataloge, System- und Komponentenbeschreibungen<br />

(Spezifikationen, Zeichnungen etc.) sowie Entwicklungs-,<br />

Fertigungs- und Servicestücklisten. Eine dynamische<br />

Datenverknüpfung stellt sicher, dass jedem Prozessbeteiligten<br />

jederzeit aktuelle und konsistente Produktinformationen zur<br />

Verfügung stehen. Fehlentscheidungen und Mehrarbeit im Produktentwicklungs-<br />

und -entstehungsprozess werden so minimiert.<br />

2. Produkt, Prozess und Ressourcen digital definieren und<br />

validieren<br />

Mit der Digitalisierung aller relevanten Produkt-, Prozess- und<br />

Ressourceninformationen lassen sich die Time-to-Market verkürzen<br />

sowie die Funktionen und Kosten optimieren, weil vorab<br />

Produktfunktion, -herstellung und -wartung simuliert werden<br />

können.<br />

3. Geschäftsprozessoptimierung unterstützen<br />

Die durchgängig systemtechnische Abbildung von Innovationsmanagement,<br />

Systems Engineering, Änderungsmanagement sowie<br />

Fertigungs- und Einkaufsplanung unterstützt die Standardisierung,<br />

Automatisierung und damit die kontinuierliche Verbesserung aller<br />

produktbezogenen Unternehmensprozesse.<br />

4. Arbeitsplätze virtuell integrieren<br />

Die virtuelle Arbeitsplatzintegration mit Arbeitsfluss-Steuerung<br />

ermöglicht Online-Kooperation und verbindet die wesentlichen<br />

Wertschöpfungspartner in Entwicklung und Herstellung miteinander.<br />

Damit erhöht sich die Organisationsagilität und -flexibilität<br />

erheblich.<br />

Mit dieser Funktionalität ermöglichen PLM-Systeme die konsequente<br />

Transformation der Geschäftsprozesse. Unserer Projekterfahrung<br />

nach werden damit alle Kernthemen der CEO-Agenda<br />

im Maschinen- und Anlagenbau adressiert.<br />

> Maschinen- und Anlagenbauer, die PLM-Systeme nutzen,<br />

um ihre Entwicklungsprozesse zu integrieren, verringern ihre<br />

Entwicklungsaufwendungen um bis zu 30 Prozent und verkürzen<br />

ihre Innovationszeiten um 20 bis 25 Prozent. Hier macht<br />

sich bezahlt, dass weniger Änderungsschleifen gedreht und die<br />

technische Machbarkeit von Neuprodukten und Komponenten<br />

früh validiert werden.<br />

> Alle Entwicklungspartner können das Know-how besser nutzen,<br />

die Innovationsrate steigt und es wird leichter, sich auf die aus<br />

Kundensicht differenzierenden Produktmerkmale zu konzentrieren.<br />

> Produkt- und Produktionskosten sinken um bis zu 20 Prozent,<br />

weil die im PLM-System hinterlegten Modulbausteine systematisch<br />

genutzt werden können.<br />

> Produktqualität und Organisationsflexibilität steigen entsprechend,<br />

da Neuprodukte auf einer Vielzahl bereits validierter<br />

Module aufbauen.


10 | Produktlebenszyklus<br />

PLM-Systeme schrittweise einführen<br />

Bei der Einführung von PLM-Systemen hat sich die Einhaltung<br />

dreier Richtlinien als erfolgversprechend erwiesen:<br />

(I) Man sollte sich vor der unbesehenen Automatisierung der<br />

bestehenden Abläufe hüten. Dadurch würden die teils ineffektiven<br />

Abläufe zwar beschleunigt, ihre Leistung aber nicht qualitativ<br />

verbessert. Die gesamte Entwicklungsprozesskette ist daher im<br />

Zuge der PLM-Einführung zu optimieren.<br />

(II) Die beschriebene Transformation ist keine partielle, sondern<br />

eine umfassende Prozessoptimierung, die als echtes Change-<br />

Management-Projekt konsequent in enger Einbindung des<br />

Top Managements durchgeführt werden muss.<br />

(III) Es empfiehlt sich die schrittweise Einführung in einem Pilot.<br />

Zunächst wird ein Produktdatendepot eingeführt, das Teileund<br />

Baugruppendokumente, wie Stücklisten oder Zeichnungen,<br />

strukturiert und das allen Prozessbeteiligten die gewünschten<br />

Schreib- und Leserechte gewährt. Im nächsten Schritt muss das<br />

Freigabe- und Änderungsmanagement implementiert werden.


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 2/2007 Produktlebenszyklus | 11<br />

Dieses sollte die Arbeitsflüsse klar definieren, also Bearbeitungsschritte<br />

wie Bearbeiter festlegen. Außerdem müssen Fertigstellungsnachrichten<br />

automatisch an den jeweils nächsten Mitarbeiter<br />

gesendet werden, um das Versionsmanagement fehlerresistent zu<br />

machen, die Durchlaufzeiten kurz zu halten und Datenvollständigkeit<br />

und -konsistenz sicherzustellen. Im dritten Schritt ist ein<br />

virtuelles Kollaborationsportal zu definieren, das verschiedenen<br />

Partnern ermöglicht, parallel Entwicklungsarbeit voranzutreiben.<br />

Um die vollständige Verkettung der 'immateriellen' und 'materiellen'<br />

Welt sicherzustellen, muss abschließend eine bidirektionale<br />

Schnittstelle vom PLM-System zu ERP- bzw. CAM-Lösungen<br />

geschaffen werden.<br />

Mit PLM-Systemen Wachstums- und Differenzierungsimpulse<br />

schaffen<br />

Richtig eingeführt, geht somit der Nutzen von unternehmensweit<br />

durchgängigen PLM-Systemen weit über die mit klassischen CAxund<br />

Product-Data-Management-Systemen erzielbaren Effekte<br />

hinaus. Viele heutige PLM-Anwender im Maschinen- und Anlagenbau<br />

bescheinigen dem System sogar einen erheblichen Beitrag zur<br />

Beschleunigung der Innovationsfähigkeit und Verbesserung der<br />

Flexibilität des Unternehmens. Intelligent genutzte PLM-Systeme<br />

können also entscheidende Wachstums- und Differenzierungsimpulse<br />

geben.


12 | Interview Claus Weyrich<br />

Interview mit Professor Dr. phil. Dr.-Ing. E.h. Claus Weyrich, bis<br />

zu seinem Ruhestand Mitglied des Vorstands der Siemens AG<br />

sowie Leiter der Zentralabteilung Corporate Technology<br />

und Honorarprofessor an der TU München.<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: Es gibt sicher wenige Gesprächspartner weltweit,<br />

die über dieses Maß an umfassender Erfahrung in der Forschung und<br />

Entwicklung verfügen. Bitte verraten Sie uns, wie ein weltweit in vielen<br />

verschiedenen Geschäften operierendes Unternehmen es bewerkstelligen<br />

kann, die immer komplexere F&E zu steuern.<br />

"Schnell auf Kundenwünsche<br />

reagieren und gleichzeitig die<br />

Schlüsseltechnologien der<br />

Zukunft vorbereiten."<br />

Claus Weyrich: Ab einem bestimmten Grad der Komplexität, sei<br />

dies in Bezug auf die Zahl der Mitarbeiter, der Geschäftsfelder<br />

oder auch der Länder, in denen ein Unternehmen aktiv ist, würde<br />

eine rein zentrale Steuerung zu einem sehr hohen Verlust an<br />

Dynamik und Flexibilität führen. Eine unternehmensweite F&E-<br />

Steuerung konzentriert sich daher auf Rahmen- und Zielvorgaben.<br />

Dabei muss man natürlich darauf achten, dass man auf der einen


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 2/2007 Interview Claus Weyrich | 13<br />

Seite schnell und produktnah auf aktuelle Trends und Kundenwünsche<br />

reagiert und gleichzeitig langfristig die Schlüsseltechnologien<br />

der Zukunft vorbereitet.<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: Haben sich aus Ihrer Sicht dafür bestimmte<br />

Methoden bewährt?<br />

Claus Weyrich: Bei den kurz- und mittelfristigen Produktentwicklungen<br />

kommen die Impulse vom Kunden selbst und vom Markt<br />

oder von den Entwicklungsabteilungen der geschäftsführenden<br />

Einheiten. Generalisierbare Lösungen und Erfahrungen werden<br />

dann üblicherweise über Expertencommunities und Best-Practice-<br />

Sharing weiter in das Unternehmen hineingetragen und somit<br />

auch anderen Bereichen zur Verfügung gestellt. Bei der langfristigen<br />

Innovations- und Technologieplanung hingegen werden<br />

zunächst die für das Unternehmen signifikanten Megatrends<br />

identifiziert und daraus systematisch zukünftige Kundenbedürfnisse<br />

und Märkte abgeleitet. In einem zweiten Schritt werden die<br />

technologischen Lösungsmöglichkeiten gewichtet – oft gemeinsam<br />

mit Schüsselkunden –, priorisiert und zu einem strategischen<br />

F&E-Portfolio zusammengefügt. Entscheidend für den späteren<br />

geschäftlichen Erfolg sind in jedem Fall eine differenzierte Umsetzungsstrategie<br />

und effiziente Umsetzungsprozesse. Hierfür spielen<br />

ein systematisches Innovations- und Technologiebenchmarking<br />

eine sehr wichtige Rolle, genauso wie ein effektives Projektmanagement<br />

und -controlling. Letztlich hängt der Erfolg – und damit<br />

sage ich nichts Neues – immer von der Qualität und damit Exzellenz<br />

der Mitarbeiter ab. Damit muss dem Management der Human<br />

Resources – und das gilt nicht nur für F&E – besondere Aufmerksamkeit<br />

gewidmet werden.<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: Software wird wohl in der F&E einen immer<br />

größeren Stellenwert einnehmen. Wie beurteilen Sie die<br />

kommenden Entwicklungen?<br />

Claus Weyrich: Ja, die Bedeutung von Software nimmt kontinuierlich<br />

zu, da bei Produkten und Systemen der Elektrotechnik immer<br />

mehr Funktionalität in Software abgebildet wird. Nur eines von<br />

vielen Beispielen sind eingebettete, intelligente und autonome<br />

Systeme, die den Menschen in allen Lebenslagen assistieren<br />

werden. Die gesamte Lebensumgebung wird sich, genau wie<br />

auch die Bedienschnittstellen zwischen Mensch und Maschine,<br />

"Letztlich hängt der Erfolg immer<br />

von der Qualität und damit Exzellenz<br />

der Mitarbeiter ab."<br />

"Die gesamte Lebensumgebung<br />

wird sich in der Zukunft automatisch<br />

auf den Benutzer einstellen."


14 | Interview Claus Weyrich<br />

in der Zukunft automatisch auf den Benutzer einstellen. Eine<br />

Folge dieser immer größeren Leistungsfähigkeit ist eine zunehmende<br />

Komplexität von Software-Programmen und Lösungen.<br />

Gleichzeitig wachsen die Anforderungen an deren Sicherheit<br />

und Stabilität sowie an die Entwicklungsgeschwindigkeit. Dieses<br />

bekommt man nur durch möglichst stabile und wohldefinierte<br />

Prozesse in den Griff sowie durch den Einsatz von modular aufgebauten,<br />

skalierbaren Plattformen und Architekturen. Von den<br />

5,7 Milliarden Euro, die Siemens im vergangenen Geschäftsjahr<br />

in F&E investiert hat, flossen im Übrigen mehr als 50 Prozent in<br />

die Entwicklung von Software.<br />

"Eine Lösung setzt sich im Markt<br />

durch, sobald der Kunde bereit<br />

ist, Geld für sie auszugeben."<br />

"Wichtiges Abbruchkriterium<br />

wird zunehmend das Verfehlen<br />

des Zeitfensters für den Markteintritt."<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: Technologien wie MP3 oder WLAN haben bereits lange<br />

existiert, bevor Sie wirklich vermarktet wurden und sich dadurch erfolgreich<br />

positionieren konnten. Das Problem ist doch, die Technologien der<br />

Zukunft rechtzeitig zu erkennen.<br />

Claus Weyrich: Da gibt es kein Patentrezept. Generell lässt sich<br />

jedoch sagen, dass sich eine Lösung nicht automatisch im Markt<br />

durchsetzt, sobald sie technisch realisierbar ist, sondern erst<br />

dann, wenn der Kunde bereit ist, Geld für sie auszugeben. Um bei<br />

langfristigen Entwicklungen ein Gefühl für das richtige Zeitfenster<br />

zu erhalten, in dem ein Markt für eine neue technologische<br />

Entwicklung aufnahmefähig ist, muss man sich permanent mit der<br />

Zukunft auseinandersetzen und Zukunftsszenarien immer wieder<br />

systematisch auf entstehende Märkte und zukünftigen Kundennutzen<br />

hin analysieren. In den meisten Fällen hat es sich als richtig<br />

erwiesen, mit neuen Technologien über neue Anwendungen<br />

"anzugreifen", um gegenüber etablierten Technologien, die sich<br />

vehement gegen eine Ablösung wehren, erfolgreich zu sein.<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: Wie lässt sich beurteilen, welche Entwicklungsprojekte<br />

forciert werden sollten und welche man vielleicht besser abbricht?<br />

Claus Weyrich: Wichtige Kriterien für die Priorisierung von Entwicklungsprojekten<br />

sind Größe und Wachstum der angestoßenen<br />

Geschäfte und natürlich deren Profitabilität, kurzum die Frage,<br />

wie viel Wert geschaffen werden kann. Dazu kommen auch der<br />

Fit mit der Unternehmensstrategie und das Vorliegen genügend<br />

eigener Kompetenz. Verabschiedete Projekte werden dann daran<br />

gemessen, inwieweit sie ihre inhaltlichen, Zeit- und Kostenziele,<br />

d.h. ihre Meilensteine erreichen. Wichtiges Abbruchkriterium<br />

wird zunehmend das Verfehlen des Zeitfensters für den Markteintritt.<br />

Dies unterstreicht die Notwendigkeit eines konsequenten<br />

Projektmanagements und -controllings. Bei sehr langfristigen<br />

Entwicklungen darf man allerdings nicht zu formal vorgehen. Hier<br />

braucht es oft viel unternehmerische Intuition, Fingerspitzengefühl<br />

und einen langen Atem – aber nicht um jeden Preis.


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 2/2007 Interview Claus Weyrich | 15<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: Da würde uns interessieren, wie Sie selbst die<br />

geschäftsführenden Bereiche von der Notwendigkeit des Einsatzes<br />

neuer Technologien überzeugt haben und wie häufig der Anstoß von<br />

den Mitarbeitern kommt.<br />

Claus Weyrich: Bei Siemens braucht niemand in diesem Punkt<br />

überzeugt zu werden. Es ist Bestandteil der Unternehmenskultur,<br />

dass das Unternehmen kontinuierlich Innovationen in den Markt<br />

bringt und dort technologische Trends setzt. Die Managementleistung<br />

liegt also weniger darin, die Mitarbeiter von der Notwendigkeit<br />

innovativer Technologien zu überzeugen, als vielmehr, den<br />

sprudelnden Quell an innovativen Ideen technisch, betriebswirtschaftlich<br />

und patentrechtlich zu bewerten sowie in die richtigen<br />

Bahnen zu leiten. Hierzu führen die zentrale Forschung und<br />

Entwicklung und die geschäftsführenden Einheiten deshalb einen<br />

kontinuierlichen Dialog, und zwar sowohl auf strategischer als<br />

auch auf operativer Ebene. Natürlich kann es auch sinnvoll sein,<br />

die Erforschung einer Technologie weiter voranzutreiben, auch<br />

wenn zunächst kein Geschäftsbereich "anbeißt". Das kann beispielsweise<br />

daran liegen, dass es sehr lange Zeit braucht, bis die<br />

betreffende Technologie geschäftlich relevant wird, oder dass der<br />

Wert einer Technologie in ihrer Querschnittswirkung liegt. Dann<br />

fliegt sie bei jedem einzelnen Bereich knapp unter dem Radar, weil<br />

die Geschäftswirkung einen Schwellenwert nicht überschreitet.<br />

Da sich diese Technologie aber in mehreren Bereichen einsetzen<br />

lässt, ist der Gesamtwert für das Unternehmen beträchtlich.<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: Dann kommt noch die Zeitfrage ins Spiel. Wie kann ein<br />

Unternehmen dauerhaft Technologieführer vor der Konkurrenz bleiben?<br />

Claus Weyrich: Es gibt verschiedene Innovationsstrategien, von<br />

denen unserer Meinung nach die Strategie eines Trendsetters, der<br />

gleichermaßen über Technologie- und Marktmacht verfügt, die<br />

nachhaltig erfolgreichste ist. Eine erste Grundlage dieser Strategie<br />

ist eine klare Vision von zukünftigen Märkten und Kundenbedürfnissen.<br />

Um diese entwickeln zu können, muss ein Unternehmen<br />

das Geschäft und die Prozesse des Kunden sehr gut kennen.<br />

Gleichzeitig muss es bei strategisch relevanten Technologien<br />

führend sein. Nur so ist es in der Lage, aktuelle technologische<br />

Entwicklungen in ihrem Potenzial, aber auch in ihren Grenzen<br />

einzuschätzen und viel versprechende Ansätze selbst fortzuentwickeln.<br />

Ein weiterer Punkt ist ein strategisches Patentmanagement.<br />

Nur geistiges Eigentum, das durch Schutzrechte gesichert<br />

ist, kann als strategische Waffe im Kampf um Märkte und Marktanteile<br />

Wirkung entfalten. Beim fünften und sechsten Punkt geht es<br />

um das Beherrschen des Innovationsprozesses und das Vorliegen<br />

einer ausgeprägten Innovationskultur: Innovation muss Chefsache<br />

sein und wer den Trend setzen will, braucht vor allem exzellente,<br />

teamfähige und erfolgsorientierte Mitarbeiter.<br />

"Die Managementleistung liegt<br />

darin, den sprudelnden Quell an<br />

innovativen Ideen zu bewerten<br />

und in die richtigen Bahnen zu<br />

leiten."<br />

"Nur geistiges Eigentum, das<br />

durch Schutzrechte gesichert<br />

ist, kann im Kampf um Märkte<br />

Wirkung entfalten."


16 | Interview Claus Weyrich<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: Als Industriemanager und als Honorarprofessor kennen<br />

Sie beide Seiten. Wie wichtig ist denn die Zusammenarbeit mit der<br />

Wissenschaft?<br />

Claus Weyrich: Sie ist vor allem für einen Trendsetter sehr wichtig.<br />

Industrielle und öffentliche Forschung ergänzen und unterstützen<br />

sich gegenseitig. Während die industrielle Forschung sich mehr<br />

am Markt bzw. Kunden orientiert, ist ein wesentliches Ziel der<br />

öffentlichen Forschung die Grundlagenforschung, die auf reinen<br />

Erkenntnisgewinn ausgerichtet ist. Durch gemeinsame Projekte<br />

erhalten die Universitäten nicht nur zusätzliche Forschungsmittel,<br />

sondern gewinnen auch Anwendungs-Know-how. Umgekehrt<br />

behalten die Unternehmen die Hand am Puls der Grundlagenforschung,<br />

können technologische Kompetenz in Feldern nutzen,<br />

die sie selbst nicht oder noch nicht aufbauen wollen und haben<br />

natürlich auch einen Zugang zu einem Rekrutierungsfeld für neue<br />

Mitarbeiter. Voraussetzung für eine langfristig erfolgreiche Zusammenarbeit<br />

ist, dass sie auf beiden Seiten vom Management unterstützt<br />

wird, dass man sich als gleichwertiger Partner sieht, dass ein<br />

klares gemeinsames Ziel vorliegt, viel kommuniziert wird und dass<br />

beide von der Zusammenarbeit profitieren.<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: Können wir Trends und Entwicklungen wirklich vorausahnen<br />

oder werden wir häufiger überrascht und laufen dann hinterher?<br />

Claus Weyrich: Es ist schon etwas mehr als eine Ahnung. Trends<br />

geben langfristige Entwicklungsrichtungen vor und lassen sich<br />

systematisch ableiten. Sie ergeben sich durch "Extrapolieren" aus<br />

der Gegenwart und durch "Retropolieren" aus Zukunftsszenarien,<br />

in die viele Faktoren einfließen. Natürlich lassen sich die Zukunft<br />

und damit Trends nicht genau vorhersagen. Es kommt aber vielmehr<br />

auf den Prozess einer systematischen Beschäftigung mit<br />

der Zukunft an, oder in anderen Worten: Der Weg ist das Ziel.<br />

Als natürliche Folge davon entwickelt man eine Agilität, um<br />

kurzfristig und schnell auf Veränderungen bei Kundenbedürfnissen,<br />

Märkten und Technologien, aber auch auf sozioökonomische<br />

Veränderungen reagieren zu können.<br />

"Universitäten erhalten<br />

zusätzliche Forschungsmittel<br />

und gewinnen Anwendungs-<br />

Know-how."<br />

"Trends geben langfristige Entwicklungsrichtungen<br />

vor und<br />

lassen sich systematisch ableiten."<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: Verraten Sie uns, wo Sie persönlich in Ihren Prognosen<br />

goldrichtig lagen und auch, wo Sie enttäuscht wurden?<br />

Claus Weyrich: 20 Jahre lagen zwischen dem ersten Patent und<br />

dem Markteintritt des Dieselkraftstoff-Injektors mit Hilfe der<br />

Piezotechnik. Das war eine Revolution, die mittlerweile zum<br />

Trendsetter geworden ist. Hilfreich war dabei sicher, dass wir<br />

als Newcomer unter den Automobilzulieferern bewusst auf ein<br />

"Leapfrogging" des "Mainstreams" setzen mussten. Übrigens haben<br />

wir dafür gemeinsam mit Bosch im Jahre 2005 den Zukunftspreis<br />

des deutschen Bundespräsidenten bekommen. Einen weiteren<br />

Zukunftspreis erhielten wir ein Jahr zuvor zusammen mit Infineon<br />

und der Fraunhofer Gesellschaft für die Entwicklung eines "Labon-a-Chip",<br />

das – davon bin ich überzeugt – in der In-Vitro-Dia-<br />

"Siliziumkarbid habe ich lange<br />

nur unter dem Aspekt der Lichterzeugung<br />

gesehen – heute ist es<br />

eine Schlüsseltechnologie für<br />

innovative Leistungselektronik."


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 2/2007 Interview Claus Weyrich | 17<br />

gnostik und Prozess-Industrie eine große Zukunft haben wird.<br />

Falsch hingegen lag ich als eingefleischter anorganischer Festkörperphysiker<br />

bei der Einschätzung des Innovationspotenzials von<br />

Polymeren zur Realisierung von elektronischen Schaltungen oder<br />

als Lichtquelle. Organische Displays, so genannte OLEDs findet<br />

man heute schon in Produkten, polymerelektronische Schaltkreise<br />

beispielsweise für RFID-Systeme stehen vor dem Durchbruch.<br />

Auch das Thema Siliziumkarbid habe ich lange nur unter dem<br />

Aspekt der Lichterzeugung gesehen. Heute ist das Siliziumkarbid<br />

Schlüsseltechnologie für eine innovative Leistungselektronik: hohe<br />

Durchbruchspannung, niedriger elektrischer Durchlasswiderstand<br />

und eine Funktionsfähigkeit gerade auch bei hohen Temperaturen<br />

ermöglichen gänzlich neue Systemkonzepte.<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: Nach über 40 Jahren F&E im universitären und<br />

unternehmerischen Umfeld: Welche Tipps können Sie geben?<br />

Claus Weyrich: Einiges habe ich ja bereits gesagt. Die wichtigste<br />

Regel ist zweifelsohne die Orientierung am Kunden oder am<br />

zukünftigen Kunden. "Hilf deinem Kunden, Geld zu verdienen",<br />

ist sicher die einfachste Formel, Innovationen erfolgreich auszurichten.<br />

Das impliziert nicht nur, das zu machen, was er will,<br />

sondern das, was er braucht. Ein zweiter wichtiger Punkt: Innovationen<br />

entstehen zwar oft durch Zufall, man darf sie aber nicht<br />

dem Zufall überlassen, sie müssen also systematisch gemanagt<br />

werden. Drittens soll man – wie schon eingangs gesagt – die<br />

Fähigkeit alter Technologien, sich gegen eine Ablösung zu wehren,<br />

nie unterschätzen und mit neuen Technologien immer über neue<br />

Anwendungen angreifen. Last but not least: Letztlich hängt alles<br />

von Menschen ab. Exzellenz – fachliche wie persönliche –, Kreativität<br />

und Motivation sowie Teamfähigkeit sind Schlüsselfaktoren<br />

jeder erfolgreichen Forschung und Entwicklung – unabhängig<br />

davon, ob es sich um ein Industrieunternehmen oder um die<br />

Forschung an Hochschulen oder Forschungsinstituten handelt.<br />

"Innovationen entstehen zwar oft<br />

durch Zufall, man darf sie aber<br />

nicht dem Zufall überlassen."<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: Wir danken Ihnen für dieses Gespräch.<br />

Das Interview für die <strong>executive</strong> <strong>review</strong> führte Thomas Ring, Partner im<br />

Düsseldorfer Büro.


18 | Forschung & Entwicklung<br />

Forschung & Entwicklung passgenau globalisieren<br />

> Gewusst wo!


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 2/2007 Forschung & Entwicklung | 19<br />

Volker Heidtmann<br />

Project Manager<br />

volker_heidtmann@de.rolandberger.com<br />

Deutsche Maschinen- und Anlagenbauer agieren immer internationaler.<br />

Damit müssen auch die verschiedenen lokalen Gegebenheiten stärker<br />

in die originäre Entwicklung neuer Produkte sowie in die spätere<br />

technische Betreuung während der Vermarktungsphase miteinbezogen<br />

werden. Unterschiedliche Globalisierungsstrategien führen die Unternehmen<br />

zum Erfolg.<br />

Unternehmen der verschiedenen Industrien setzen die Internationalisierung<br />

ihrer Forschung und Entwicklung höchst unterschiedlich<br />

um. Von der kompletten Verlagerung ins Ausland bis zur<br />

Rückverlagerung ist alles dabei. Novartis etwa ist gerade dabei zu<br />

verlagern. So hat der Schweizer Pharmakonzern erst vor Kurzem<br />

einen Forschungsstandort in Singapur aufgebaut und plant jetzt,<br />

einen weiteren in Schanghai zu eröffnen. Ganz anders Bayer<br />

Schering Pharma: Das Unternehmen reduziert seine F&E-Standorte<br />

im Pharmageschäft von fünf auf drei. Wieder einen anderen Weg<br />

schlägt ThyssenKrupp Technologies ein. Die Anlagenbautochter<br />

des Essener Stahlkonzerns übernimmt weiterhin Systementwicklungsaufgaben,<br />

verlagert aber Standardaufgaben gezielt nach<br />

Indien. Deutsche Maschinenbauer tendieren hingegen zu einer<br />

Rückverlagerung internationaler F&E-Aktivitäten nach Deutschland,<br />

wie eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft und<br />

des VDMA zeigt.


20 | Forschung & Entwicklung<br />

Experten geben Auskunft<br />

Da fragt es sich, welches die richtige Globalisierungsstrategie<br />

für die F&E-Aktivitäten eines Unternehmens ist. Eine Studie,<br />

die <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy Consultants gemeinsam mit dem esb<br />

Research Institute durchgeführt hat, soll das näher beleuchten.<br />

Befragt wurden über 100 deutsche Unternehmen der Automobil-,<br />

Elektronik- und Pharmaindustrie, Unternehmen der chemischen<br />

Industrie, Konsumgüterhersteller und Unternehmen aus dem<br />

Maschinen- und Anlagenbau. Im Mittelpunkt standen Fragen<br />

nach den Treibern für eine Globalisierung der F&E-Aktivitäten<br />

sowie aktuelle Trends und Best-Practices bei der organisatorischen<br />

Ausgestaltung und Steuerung eines weltweiten F&E-Netzwerks.<br />

Marktzugang und Technologie-Know-how treiben<br />

Internationalisierung<br />

Die Kosten sind es jedenfalls nicht, die darüber entscheiden, F&E<br />

zu internationalisieren – so ein Kernergebnis der Studie. Vielmehr<br />

locken bei lokaler F&E-Präsenz ein verbesserter Marktzugang und<br />

die Gewinnung qualifizierter Fachkräfte. Diese beiden Faktoren<br />

'Markt' und 'Know-how' spannen den Raum auf, in den sich jedes<br />

der untersuchten Unternehmen einordnen lässt.<br />

'Globalisierungsvorreiter' streben nach beidem, nach Zugang zu<br />

lokalen Märkten und nach Know-how. Sie müssen ihre Wettbewerbsposition<br />

durch neueste Technologien stärken und gleichzeitig<br />

ihre Produkte stark an die Bedürfnisse einzelner Märkte<br />

anpassen. Typische Beispiele sind etwa Unternehmen der<br />

Unterhaltungselektronik oder auch Automobilzulieferer.<br />

'Technologiejäger' sind vor allem an technologischem Know-how<br />

interessiert, schließlich streben sie ebenfalls nach technologischer<br />

Führerschaft. Weltweit vertreiben sie jedoch weitgehend standardisierte<br />

Produkte. Eine Anpassung an lokale Märkte müssen sie<br />

nur in sehr begrenztem Umfang leisten. Typische Vertreter dieses<br />

Clusters finden sich beispielsweise in der Pharmaindustrie.<br />

'Lokalspezialisten' bauen ihren Erfolg in erster Linie auf Produkten<br />

auf, die exakt auf die Bedürfnisse einzelner Märkte und Kunden<br />

abgestimmt sind. Entsprechend wichtig ist die detaillierte Kenntnis<br />

des jeweiligen Marktes und die Umsetzung dieses Wissens im<br />

F&E-Prozess. Typische Vertreter finden sich in der chemischen<br />

Industrie und im Maschinen- und Anlagenbau.<br />

Für 'Opportunisten' sind weder Markt- noch Technologieaspekte<br />

von strategischer Bedeutung. Sie lassen sich in ihrer Globalisierung<br />

von konkreten Gelegenheiten treiben. Maschinen- und<br />

Anlagenbauer gehören auch oft dieser Gruppe an.


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 2/2007 Forschung & Entwicklung | 21<br />

Wenn sich im Zuge der Globalisierung von F&E die Kosten für<br />

einzelne Entwicklungsleistungen senken lassen, so ist dies natürlich<br />

ein willkommener Nebeneffekt. Aber eben kein Entscheidungskriterium.<br />

Stimmen die Rahmenbedingungen nicht, gleicht<br />

das auch der schönste Kostenvorteil nicht aus. Viele Unternehmen<br />

haben in den vergangenen Jahren erfahren, wie schwierig es ist,<br />

global verteilte F&E wirksam zu integrieren und Reibungsverluste<br />

zu vermeiden. Kostennachteile einer globalisierten F&E können<br />

durch den Einsatz von PLM-Systemen vermieden werden. Die<br />

Zusammenarbeit über Kontinente und Zeitzonen hinweg wird<br />

durch sie erleichtert, definierte Standards sind einfacher durchzusetzen<br />

und die parallele statt der sequenziellen Bearbeitung<br />

von Projekten wird ermöglicht.<br />

Organisationsstrukturen – vier Modelle<br />

Je nachdem welche Strategie ein Unternehmen verfolgt, muss<br />

die F&E anders organisiert werden. Hierzu zeigen die Studienergebnisse<br />

die Richtung an.<br />

Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Branche hat nur geringen<br />

Einfluss auf die jeweils zu ergreifende Globalisierungsstrategie, so<br />

die zentrale Erkenntnis aus der Studie. Vielmehr gibt die Kombination<br />

der erwähnten Treiber Markt und Know-how den Ausschlag.<br />

Für den Maschinen- und Anlagenbau kommen also grundsätzlich<br />

alle Organisationsmodelle in Frage.<br />

Globalisierungsvorreiter müssen beides, den Zugang zu führendem<br />

Know-how schaffen sowie die Nähe zu lokalen Märkten behalten.<br />

Daher ist es für sie entscheidend, sowohl eine Plattform für die<br />

Entwicklung technisch führender Produkte zu errichten als auch<br />

lokale Markttrends aktiv in die Produktentwicklung zu integrieren.<br />

Entsprechend sind auch die organisatorischen Ansätze auszuwählen.<br />

Einige wenige schlagkräftige Forschungszentren müssen<br />

mit lokalen Entwicklungsstandorten verknüpft werden. Der<br />

dadurch entstehende Koordinationsaufwand ist jedoch entsprechend<br />

hoch.<br />

Ein typischer Globalisierungsvorreiter ist etwa das Unternehmen<br />

3M. Sein Forschungsnetzwerk besteht aus 32 lokalen Forschungsstandorten<br />

in 30 Ländern, das durch ein zentrales Forschungszentrum<br />

in St. Paul in den USA koordiniert wird. Dabei steht der<br />

systematische Austausch von dezentral entwickeltem Know-how<br />

im Vordergrund.<br />

Bei Globalisierungsvorreitern sollte die Initiative für F&E-Aktivitäten<br />

weiterhin von den Geschäftseinheiten ausgehen. Um den<br />

weltweit verteilten Innovationsprozess wirksam steuern zu<br />

können, gehören formale Methoden wie einheitliche F&E-Prozesse<br />

mit regelmäßigen Abnahmen (Gate-Reviews) schon zum Standard.<br />

PLM-Systeme werden bei Globalisierungsvorreitern am intensivsten<br />

eingesetzt: durch sie können die weltweit verteilten, technologisch<br />

wie marktseitig getriebenen Entwicklungsaktivitäten


22 | Forschung & Entwicklung<br />

koordiniert werden. Allerdings reicht der Einsatz solcher Systeme<br />

allein kaum aus. Der Erfolg hängt auch davon ab, ob es gelingt,<br />

einen intensiven persönlichen Austausch zwischen den einzelnen<br />

Standorten herzustellen. Gemischte Teamstrukturen und Anreizsysteme<br />

fördern die globale Zusammenarbeit und die systematische<br />

kulturelle Integration. Globalisierungsvorreiter müssen ihre<br />

F&E-Netzwerke sehr behutsam steuern oder gar umgestalten.<br />

Wirksame Strukturen lassen sich aufgrund des stark personenbezogenen<br />

Anteils nur langfristig aufbauen – rasche Änderungen<br />

führen dagegen leicht zu Effizienzverlusten.<br />

Technologiejäger wollen in erster Linie das weltweit verfügbare<br />

Know-how bestmöglich nutzen, um technisch führende Produkte<br />

auf den Markt zu bringen. Dazu werden Produkte möglichst an<br />

einem Ort entwickelt und dann unverändert in allen Märkten<br />

der Welt verkauft.<br />

Um dies erfolgreich tun zu können, ist eine Präsenz in all denjenigen<br />

Regionen der Welt erforderlich, in denen bereits genügend<br />

Entwicklungsexperten sind oder wohin sie sich leicht bewegen<br />

lassen hinzuziehen. Gleichzeitig muss das Arbeitsumfeld an<br />

diesen Standorten attraktiv sein, um Mitarbeiter wirksam<br />

binden zu können. Damit die unterschiedlichen Disziplinen die<br />

nötige Innovationsdynamik entwickeln können, sollten die F&E-<br />

Aktivitäten an einem Ort die kritische Größe überschreiten.<br />

Von den jeweiligen Forschungsschwerpunkten hängt ab, wo die<br />

F&E-Zentren errichtet werden sollten. So hat Novartis gerade ein<br />

neues Forschungszentrum in Singapur eröffnet, das auf Krankheiten<br />

spezialisiert ist, die vorwiegend im asiatischen Raum auftreten.<br />

Die globale Koordination solcher weltweit verteilter F&E-Zentren<br />

erfordert nur einen vergleichsweise geringen Managementaufwand,<br />

da sie wegen ihrer inhaltlichen Abgrenzung und ihrer<br />

Größe weitgehend autark sind. Daher kann sich ein standortübergreifendes<br />

Management weitgehend auf Kontrollaufgaben und<br />

eine strategische Steuerung des jeweiligen Projektportfolios<br />

konzentrieren. PLM muss vor allem die Kommunikation von<br />

den zentralen Standorten in die lokalen Märkte sichern, um<br />

den Informationsstand, insbesondere nach Änderungen, aktuell<br />

zu halten.<br />

Aufbauend auf den Ergebnissen einer weltweit zentralisierten<br />

Basisentwicklung werden die globalen F&E-Aktivitäten der Lokalspezialisten<br />

in erster Linie durch lokale Entwicklungszentren<br />

getrieben. Zentrale Entwicklungsergebnisse werden meist<br />

über Produktplattformen in die lokalen Märkte übertragen.<br />

Beispiele für Lokalspezialisten finden sich etwa in der chemischen<br />

Industrie. So entwickelt das Unternehmen BASF in seinem Forschungszentrum<br />

in Ludwigshafen Technologieplattformen,<br />

die dann durch Entwicklungszentren in Deutschland, in den<br />

USA und in Japan zu marktfähigen Produkten ausgebaut werden.<br />

Bei der Steuerung solcher F&E-Netzwerke ist zu beachten, dass<br />

sich die zentralen Forschungseinheiten und die lokale Anwendungsentwicklung<br />

ausreichend austauschen. Hierzu eignen<br />

sich insbesondere personenbezogene Methoden wie international<br />

gemischte Teamstrukturen oder Mitarbeiteraustausch-Programme.<br />

Die lokalen Standorte sollten dabei nur lose geführt werden, um<br />

ihnen eine optimale Anpassung an die lokalen Märkte zu ermöglichen.<br />

In diesem Modell besteht die Aufgabe des PLM-Managements<br />

vor allem darin, in den zentralen Forschungszentren einen<br />

aktuellen Überblick über alle in den lokalen Märkten eingesetzten<br />

Varianten zu erhalten. Dies ist zum einen eine Voraussetzung, um<br />

notwendige Veränderungen an Produktplattformen in die Regionen<br />

zu tragen. Zum anderen werden auf diese Weise Informationen<br />

über lokale Produktvarianten zentral gesammelt und können<br />

damit in die Entwicklung der nächsten Produktgeneration einfließen.<br />

Bei den Lokalspezialisten ist die Situation grundlegend anders.<br />

Sie müssen in erster Linie ihre Produkte an die unterschiedlichen<br />

Bedürfnisse der Kunden in den weltweiten Märkten anpassen.<br />

Damit ist eine starke lokale Präsenz gefordert. Zentrale Strukturen<br />

finden sich nur, um technologische Entwicklungen nicht unnötig<br />

zu duplizieren.


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 2/2007 Forschung & Entwicklung | 23<br />

Opportunisten haben in der Regel keinen strategischen Grund, ihre<br />

F&E-Aktivitäten zu globalisieren. Bei ihnen werden entsprechende<br />

Aktivitäten vor allem durch konkrete Erfordernisse ausgelöst, etwa<br />

wenn ein internationaler Produktionsstandort lokale Engineering-<br />

Unterstützung benötigt. Opportunisten sollten daher einen<br />

Schwerpunkt auf den Aufbau effizienter Strukturen legen und<br />

das mit einer globalen F&E verbundene Risiko minimieren.<br />

Daher bietet es sich an, F&E-Aktivitäten möglichst stark zu zentralisieren,<br />

um an einem oder wenigen Standorten die Synergien<br />

einer Know-how-Bündelung nutzen zu können. Werden F&E-<br />

Standorte weltweit aufgebaut, so sollten nur die jeweils lokal<br />

benötigten Aufgaben verlagert werden. Anschließend sind die<br />

Aktivitäten des lokalen Standorts eng zu überwachen. Das umfasst<br />

den wahrgenommenen Aufgabenumfang, die inhaltliche Qualität<br />

sowie die Effizienz. Auch hier können PLM-Systeme unterstützen.<br />

Vor allem gewährleisten sie die eindeutige Kommunikation technischer<br />

Informationen. Sie helfen aber auch, ein leistungsfähiges<br />

Controlling der Entwicklungsprozesse sicherzustellen.<br />

Beispiele für solche Strukturen finden sich im Maschinen- und<br />

Anlagenbau häufig. Insbesondere beim Aufbau von Produktionsstandorten<br />

in Niedriglohnländern ist der Aufbau lokaler Entwicklungskapazität<br />

unvermeidbar, ohne dabei jedoch die führende<br />

Rolle der – meist im Heimatland angesiedelten – zentralen F&E<br />

einzuschränken.<br />

Beim Aufbau solch lokaler F&E-Standorte mit begrenzten Aktivitäten<br />

ist eine enge persönliche Betreuung durch die Zentrale erforderlich.<br />

Auch in der Folgezeit können regelmäßige persönliche<br />

Besuche die Steuerung der Standorte vereinfachen. Generell sollte<br />

jedoch der Versuchung widerstanden werden, internationale F&E-<br />

Standorte ohne konkrete Markterfordernisse oder Know-how-<br />

Aspekte aufzubauen. Die vermeintlich zu erreichenden Vorteile<br />

werden meist durch die erhöhte Komplexität innerhalb der F&E-<br />

Organisation und durch das Risiko des Know-how-Abflusses<br />

zunichte gemacht.<br />

Wirtschaftlichkeit über Strategie prüfen<br />

In der Studie haben sich einige Erfolgsfaktoren dafür herauskristallisiert,<br />

wie Maschinen- und Anlagenbauer ihre globale F&E-Strategie<br />

optimieren können.<br />

verteilten Spezialisten die Globalisierung der eigenen F&E treiben.<br />

Dies ermöglicht eine Einordnung in die vier vorgestellten Cluster<br />

und ein erster Vorschlag für das notwenige Organisationsmodell<br />

lässt sich ableiten.<br />

Nach Abgleich mit der Unternehmensstrategie muss die Wirtschaftlichkeit<br />

einer Initiative geprüft werden. Die Skizze des<br />

erforderlichen Organisationsmodells liefert erste Anhaltspunkte,<br />

um die Kosten der organisatorischen Veränderung abzuschätzen.<br />

Generell ist eine Globalisierung von F&E erst ab einer gewissen<br />

Unternehmensgröße sinnvoll, da die Verbesserung der F&E-<br />

Leistung nur bei entsprechend großen Umsätzen eine ausreichende<br />

Hebelwirkung ausübt.<br />

Grundsätzlich sollte man sich insbesondere bei der Gestaltung<br />

globaler F&E-Aktivitäten davor hüten, sich schlicht der historischen<br />

Entwicklung hinzugeben. Zukäufe von Unternehmen oder<br />

zufällige Entwicklungen schaffen selten effiziente Strukturen. Die<br />

Strukturen müssen angepasst werden – aber ganz behutsam.<br />

Schließlich sind die Wissensträger Menschen: personengebundenes<br />

Know-how kann bei radikalen Umstrukturierungen leicht<br />

verloren gehen.<br />

Die Globalisierung von F&E muss an der Unternehmensstrategie<br />

ausgerichtet werden – eigentlich eine Selbstverständlichkeit, die<br />

aber insbesondere in einer Phase des Wachstums durch Akquisitionen<br />

allzu leicht in Vergessenheit gerät. Ein Unternehmen muss<br />

sich Klarheit darüber verschaffen, inwieweit die Marktfaktoren<br />

oder aber der Zugang zu technologischem Wissen und zu weltweit


24 | Product Roadmaps<br />

Entwicklungsentscheidungen mit Product Roadmaps treffen<br />

> Aktion statt Reaktion


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 2/2007 Product Roadmaps | 25<br />

Henning Arndt<br />

Senior Consultant<br />

henning_arndt@de.rolandberger.com<br />

Mit spezialisierten Produkten konnten Maschinenbauer bislang erfolgreich<br />

den Anforderungen ihrer Kunden gerecht werden. Doch jetzt sind<br />

zunehmend flexibler einsetzbare und kostengünstigere Produkte gefragt.<br />

Maschinen- und Anlagenbauer müssen sich auf die veränderten Marktbedingungen<br />

einstellen und ihr Portfolio entsprechend ausrichten.<br />

Hilfreich können dabei die sogenannten Product Roadmaps sein.<br />

Die richtigen Produkte zur rechten Zeit zum passenden Preis<br />

anbieten. Zumindest planerisch war dieser Leitsatz für viele<br />

Maschinenbauer bislang leichter umsetzbar, als sich zunächst<br />

vermuten lässt. Oft wurden Produkte kundenspezifisch stark<br />

angepasst. Für diese spezifischen Produkte waren die Kunden<br />

auch bereit, entsprechende Preise zu zahlen. Wettbewerber<br />

grenzten ihre Produkte untereinander durch technische Merkmale<br />

und Nischenschwerpunkte, seltener durch den Preis ab.<br />

Auf diese Art haben es viele deutsche Maschinenbauer in ihrem<br />

Segment zu einer weltweit führenden Wettbewerbsposition<br />

gebracht. Doch die Säulen dieses Produkt-Marktmodells geraten<br />

durch strukturelle Marktveränderungen zunehmend ins Wanken.


26 | Product Roadmaps<br />

Produktangebot dem Markt anpassen<br />

Neue, preisaggressive Wettbewerber konkurrieren um die Kunden.<br />

In den wichtigsten Wachstumsmärkten haben sich die Produktanforderungen<br />

geändert, die erzielbaren Preise sind zumeist<br />

gesunken und auch die Kundenstrukturen haben sich verschoben:<br />

Viele Maschinenbauer sind heute angehalten, ihr Produktportfolio<br />

auf Herz und Nieren zu überprüfen.<br />

Ein prominentes Beispiel ist der deutsche Werkzeugmaschinenbau<br />

mit seiner traditionell starken Verflechtung in den Automobilsektor<br />

– mehr als jede zweite deutsche Werkzeugmaschine geht an<br />

Automobilisten oder deren Zulieferer. Doch im Markt sind schon<br />

seit Jahren deutliche Verschiebungstendenzen erkennbar. OEMs<br />

verlagern verstärkt die kapitalintensiven Fertigungsschritte an<br />

Zulieferer. Die Zulieferer wiederum erwarten möglichst flexible<br />

Maschinen – die Anforderungen ändern sich. Spezifikationen<br />

waren für OEMs wichtig und wurden entsprechend den Entwicklungskosten<br />

oft teuer bezahlt. Maßgearbeitete Maschinen verlieren<br />

heute an Bedeutung. Dagegen bestimmt der Preis viel stärker<br />

die Kaufentscheidung. Gleichzeitig verlagert sich die Automobilproduktion<br />

weiter in Wachstumsmärkte, was teils erheblichen<br />

Einfluss beispielsweise auf technische Eigenschaften oder den<br />

erforderlichen Automatisierungsgrad der eingesetzten<br />

Maschinen hat.<br />

Es stellt sich die Frage, wie Maschinenbauer diesem Preisdruck<br />

künftig standhalten und gleichzeitig die – bei immer heterogener<br />

werdenden Märkte und Kundenstrukturen – erforderliche Maschinenflexibilität<br />

und notwendige Produktvielfalt bieten können.<br />

Die gängige Antwort lautet "mit Standardisierung und Modularisierung".<br />

Doch die konstruktive Überarbeitung der Maschinen allein<br />

genügt bei Weitem nicht: Der strategische Wandel, der sich hinter<br />

diesen Schlagworten verbirgt, darf nicht unterschätzt werden.<br />

Portfolio aktiv planen<br />

Die wesentlichen Prozesse im Vertrieb und in der Entwicklung<br />

müssen an diese Veränderungen angepasst werden, damit Produktion,<br />

Einkauf und Logistik von den Skaleneffekten profitieren.<br />

Umso wichtiger wird die strukturierte Planung des Portfolios.<br />

Das Portfolio aktiv planen – bislang hatte das in vielen Bereichen<br />

des Maschinenbaus nur untergeordnete Bedeutung. Wesentliche<br />

Teile der Produktentwicklung wurden im Rahmen der auftragsspezifischen<br />

Konstruktion mitgeleistet. Erfolgreiche Entwicklungen<br />

wurden zu "Wiederholaufträgen". Dies führte zu einer stark<br />

auftragsgetriebenen, reaktiven Weiterentwicklung des Portfolios.<br />

Mit den Marktveränderungen und der damit verbundenen Forcie-


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 2/2007 Product Roadmaps | 27<br />

rung von Standard- und Modularmaschinen hat sich diese Art der<br />

Portfolioentwicklung jedoch überlebt. Den neuen Anforderungen<br />

kann man nur über die gezielte Entwicklung des Portfolios gerecht<br />

werden. Schließlich liegt der Sinn und Zweck von Standardisierung<br />

und Modularisierung darin, die Kosten zu senken, was nur<br />

bei ausreichenden Stückzahlen gelingen kann. Diese kritische<br />

Größe wird wiederum nur durch ein entsprechend gestrafftes<br />

Produktportfolio erreicht. Zudem müssen beim gestiegenen<br />

Kostendruck teure Fehlentwicklungen und Sonderlösungen<br />

vermieden werden, indem die vorhandenen Entwicklungskapazitäten<br />

sehr fokussiert eingesetzt werden. Aber nicht nur der<br />

Kostenfaktor, auch der Zeitfaktor spielt eine immer größere Rolle:<br />

Um mit geplanten Produkten rechzeitig am Markt sein zu können,<br />

ist eine möglichst weitreichende Vorausschau der zu entwickelnden<br />

Produkte erforderlich.<br />

Die Portfolios müssen aktiv, strukturiert und vorausschauend<br />

geplant werden. Daran kommt kaum ein Maschinenbauer mehr<br />

vorbei. Hilfreich kann hierbei die sogenannte "Product Roadmap"<br />

sein.<br />

Einfaches Hilfsmittel für komplexe Planung<br />

Product Roadmaps ermöglichen mit einfachen Mitteln eine strategische<br />

Portfolioplanung. Eine Product Roadmap ist im Kern nicht<br />

mehr, als die Darstellung des geplanten Produktangebots im<br />

Zeitverlauf. Die Form und Anzahl der enthaltenen Informationen<br />

kann je nach den Bedürfnissen eines Unternehmens stark variieren.<br />

Es gibt also keine Muster-Product-Roadmap. Drei wesentliche<br />

Bestandteile sollten jedoch immer enthalten sein: die Planung<br />

des Produkts, der Finanzen und der Ressourcen.<br />

Produktplanung (Produktlebenszyklus)<br />

Die Produkte, also die verschiedenen Maschinen eines Unternehmens,<br />

werden auf einem Zeitstrahl dargestellt, der mindestens fünf<br />

bis sieben Jahre in die Zukunft reicht. Dabei wird jeweils aufgeführt,<br />

in welchem Stadium ihres Produktlebenszyklus sie sich<br />

zu den jeweiligen Zeiten befinden. Diese Produktplanung schafft<br />

einen Überblick, der der Kern jeder internen Kommunikation<br />

zwischen Markteting/Vertrieb, Entwicklung und Produktion ist.<br />

Aber auch für die Außenkommunikation ist die Produktplanung<br />

hilfreich.


28 | Product Roadmaps<br />

Finanzplanung<br />

Die wesentlichen Finanzkennzahlen, die sich aus der Produktplanung<br />

ableiten, werden für denselben Zeitraum abgebildet. So<br />

entsteht ein Überblick über die finanziellen Auswirkungen der<br />

entsprechenden Portfolioplanung für das Unternehmen. Für jedes<br />

Element (Produkt/Maschine), das in der Produktplanung dargestellt<br />

ist, werden zumindest folgende Plangrößen benötigt:<br />

> Erlös pro Stück<br />

> Planabsatz<br />

> Selbstkosten pro Stück<br />

> Investitionsbedarf<br />

Selbstverständlich sollte die Finanzplanung mit der finanziellen<br />

Unternehmensplanung (außerhalb der Product Roadmap) abgestimmt<br />

sein.<br />

Ressourcenplanung<br />

Die Ressourcenplanung ist das Bindeglied zwischen dem geplanten<br />

Produktportfolio und den dazu benötigten Entwicklungskapazitäten<br />

beziehungsweise Entwicklungsprojekten. Sie stellt sicher,<br />

dass die Entwicklung des geplanten Portfolios auch wirklich<br />

geleistet werden kann. Es empfiehlt sich, diese Planung in Form<br />

von Projekten darzustellen. Jedem Projekt sollte quartalsweise<br />

der Kapazitätsbedarf je Entwicklungsabteilung zugeordnet werden.<br />

Auf diese Weise können mögliche Engpässe in der Entwicklung<br />

frühzeitig erkannt und behoben werden. Diese Ressourcenplanung<br />

der Product Roadmap eignet sich auch hervorragend für<br />

die Budgetierung der Entwicklung.<br />

Bei der Erstellung der Product Roadmap müssen zunächst alle für<br />

das Unternehmen kritischen Planungsgrößen der Produktentwicklung<br />

identifiziert und in geeigneter Darstellungstiefe in die drei<br />

Planungsansichten Produkte, Finanzen, Ressourcen eingearbeitet<br />

werden.<br />

Product Roadmaps in Entwicklungsprozess verankern<br />

Die Product Roadmap sollte fester Bestandteil des Entwicklungsprozesses<br />

werden. Dann wirkt sie als effektiver Filter, um den<br />

Entwicklungsprozess effizient zu leiten und auf das Wesentliche<br />

zu lenken. Jedes Entwicklungsprojekt wird frühzeitig mit der<br />

Product Roadmap abgeglichen. Entsprechend fällt die Entscheidung,<br />

ob ein Projekt abgebrochen oder fortgeführt werden soll.<br />

So wird sichergestellt, dass die Entwicklungsressourcen des<br />

Unternehmens in Übereinstimmung mit der Product Roadmap<br />

und damit mit der Portfoliostrategie eingesetzt werden.<br />

Ad-hoc-Entwicklungsaufträge, wie sie sich meist aus Kundenanfragen<br />

ergeben, werden nach dieser Vorgehensweise nur dann zu<br />

einem echten "Entwicklungsprojekt", wenn sie zur Product Roadmap<br />

passen oder diese sinnvoll erweitern, also langfristiges Potenzial<br />

haben. Andernfalls muss sich ihre Entwicklung allein durch<br />

den Auftragserlös tragen. So werden kurzsichtige Entwicklungsentscheidungen<br />

vermieden und wertvolle Entwicklungsressourcen<br />

nicht durch "Eintagsfliegen" blockiert.<br />

Bei einigen Maschinenbauern sind beispielsweise die Maschinenplattformen<br />

nicht die kritische Planungsgröße, sondern nur "Mittel<br />

zum Zweck", um dem Kunden komplette Fertigungslösungen<br />

anbieten zu können. Anstelle einer Planung nach Maschinen ist<br />

in diesem Fall eine Planung nach Fertigungslösungen ausschlaggebend.<br />

Arbeitet ein Unternehmen mit einem PLM-System, so muss<br />

die Product Roadmap in dieses eingebunden werden.


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 2/2007 Product Roadmaps | 29<br />

Für die Ressourcenplanung müssen die für die jeweilige Planperiode<br />

zur Verfügung stehenden Entwicklungsressourcen aufgeführt<br />

werden. Sowohl für die Entwicklungsstunden als auch für Entwicklungssachkosten<br />

sollte also ein Budget bereitgestellt werden.<br />

Nicht zuletzt sollte die Product Roadmap auf möglichst hoher<br />

Ebene im Unternehmen verantwortet und weiterentwickelt<br />

werden.<br />

Darüber, welche Produkte und Projekte aufgenommen oder<br />

gestrichen und wie sie zeitlich getaktet werden, sollte nur<br />

gemeinsam entschieden werden, in einem Kreis aus Vertretern<br />

von Marketing, Vertrieb, Entwicklung, Produktion, den Leitern<br />

der Produktbereiche bzw. Business Units sowie der Unternehmensgeschäftsführung.<br />

Zügige Einführung möglich<br />

Ist der Entwicklungsprozess im Unternehmen bereits derart<br />

strukturiert, dass eine Product Roadmap als zentrales Steuerungsmittel<br />

eingebunden werden kann, sollten für ihre Einführung je<br />

nach Detaillierungsgrad und Komplexität des Produktportfolios<br />

zwischen 12 und 20 Wochen eingeplant werden. Dabei entfallen<br />

circa vier Wochen auf die Strukturierung und Abstimmung der<br />

Roadmap, also darauf, welche Elemente in welcher Detailtiefe<br />

dargestellt werden.


30 | Product Roadmaps<br />

Nachdem die Struktur der Roadmap festgelegt ist, werden diese<br />

Informationen erstmals eingearbeitet. Dieser Prozess erfordert die<br />

enge Abstimmung zwischen Marketing und Vertrieb, Entwicklung<br />

und den Produktbereichen beziehungsweise Business Units. Die<br />

hierzu meist erforderlichen Planungsschleifen müssen zeitlich<br />

mitberücksichtigt werden.<br />

Geht es einem Unternehmen vordringlich darum, das Portfolio zu<br />

kommunizieren und marktseitig zu planen, kann dieser Prozess<br />

deutlich beschleunigt werden. In diesem Fall würde es sich<br />

zunächst auf die Produktplanung konzentrieren. Die Finanzund<br />

Ressourcenplanung oder eine Detaillierung der Produktplanung<br />

können später ergänzt werden.<br />

Ist die Product Roadmap einmal eingeführt, sollte sie durch<br />

ein entscheidungsbefugtes Gremium aus Marketing, Vertrieb,<br />

Entwicklung und den Leitern der Produktbereiche sowie der<br />

Geschäftsführung regelmäßig geprüft und gegebenenfalls korrigiert<br />

werden. Dies reicht in der Regel in halbjährlichen oder jährlichen<br />

Abständen. Natürlich können außerplanmäßige Sitzungen des<br />

Gremiums einberufen werden, sobald durch Kundenanfragen<br />

dringende und strategisch relevante Entwicklungsentscheidungen<br />

anstehen.


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 2/2007 Product Roadmaps | 31<br />

Mit Product Roadmaps Energien bündeln<br />

Product Roadmaps zwingen dazu, sich regelmäßig und aktiv mit<br />

der Produktstrategie des Unternehmens zu beschäftigen und alle<br />

relevanten Stellen an der Planung zu beteiligen. Die Product<br />

Roadmap schafft vor allem zwischen Marketing/Vertrieb und<br />

Entwicklung einen kontinuierlichen Dialog. Besonders in Zeiten<br />

struktureller Marktveränderungen ist das essenziell, um die damit<br />

einhergehenden Chancen frühzeitig ergreifen und in Wettbewerbsvorteile<br />

umsetzen zu können.<br />

Dazu gehören auch die Fähigkeit und der Mut, in der Roadmap<br />

bewusst Schwerpunkte zu setzen. Projekte, die nicht in die Strategie<br />

passen, werden von der Roadmap gestrichen und als Auftragsarbeit<br />

– die sich selbst tragen muss – einmalig abgearbeitet.<br />

Ob Produkt, Zeithorizont und Preis auch unter den veränderten<br />

Marktbedingungen eingehalten beziehungsweise erfolgreich<br />

austariert werden können, wird die Product Roadmap frühzeitig<br />

aufzeigen. Zeitig genug, um im Zweifel noch entsprechend gegensteuern<br />

zu können.


32 | Interview Denis Senpere<br />

Interview mit Denis Senpere, Senior Vice<br />

President von Dassault Systèmes & Vorstand<br />

der Dassault Systèmes AG<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: Dassault bietet Systeme für ein breites Spektrum von<br />

Kunden. Um welche Systeme handelt es sich genau?<br />

"Der Bandbreite unserer Kunden<br />

entsprechend umfasst unser<br />

Spektrum an PLM-Lösungen verschiedene<br />

Marken, die einzeln<br />

oder kombiniert implementiert<br />

werden können."<br />

Denis Senpere: Dassault Systèmes (DS) ist Weltmarktführer bei<br />

Product-Lifecycle Management-Lösungen (PLM), die vorwiegend<br />

in der verarbeitenden Industrie verwendet werden, beispielsweise<br />

in den Bereichen Automobil, Luftfahrt, industrielle Ausrüstungsgüter,<br />

Konsumgüter oder Öl & Gas. Da die Bandbreite unserer<br />

Kunden von großen Unternehmen, wie DaimlerChrysler oder<br />

EADS, bis hin zu sehr kleinen Unternehmen reicht, umfasst unser<br />

Spektrum an PLM-Lösungen verschiedene Marken, die einzeln<br />

oder kombiniert implementiert werden können.


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 2/2007 Interview Denis Senpere | 33<br />

Mit CATIA, unserer berühmten Lösung für Produktdesign, fing vor<br />

25 Jahren alles an. Anschließend kamen die Marken DELMIA für<br />

das Produktdesign, SIMULIA für Simulationslösungen, ENOVIA<br />

für kollaborative Geschäftsprozesse und am unteren Ende Solid-<br />

Works für mechanisches Design hinzu. Zusammen bilden diese<br />

Lösungen das umfassendste PLM-Portfolio der gesamten Branche.<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: Welche Bereiche des Innovationsmanagements<br />

unterstützen die Systeme von Dassault und welche Effekte lassen sich<br />

damit erzielen?<br />

Denis Senpere: Am besten ist die Wirkung unserer PLM-Lösungen<br />

sicherlich bei den Prozessen im Zusammenhang mit der Entwicklung<br />

von Neuprodukten zu erkennen. So verkürzt das digitale<br />

Mock-up, also die Arbeit mit digitalen Prototypen zu Testzwecken,<br />

die Produkt- und Prozessentwicklung um 20 bis 30 Prozent pro<br />

Jahr. Die präzise Simulation verbessert die Qualität in der Regel<br />

jährlich um 30 bis 40 Prozent. Gleichzeitig sinken die Gesamtkosten<br />

mit Hilfe der weltweit gemeinsam vorangetriebenen Prozesse<br />

im gesamten Unternehmen um 10 bis 20 Prozent. Wir sprechen<br />

hier über erwiesenermaßen nachhaltige Auswirkungen in sämtlichen<br />

Industrien. Derzeit werden unsere PLM-Lösungen besonders<br />

profitabel im Kundensupport, der Produktionsfluss-Simulation<br />

oder etwa der Simulation des Kundenverhaltens eingesetzt.<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: Oft kann der Entscheidungsprozess mühsam verlaufen.<br />

Welche Probleme hat Dassault mit seinen Kunden?<br />

Denis Senpere: Das Change Management ist bei Weitem das größte<br />

Problem. Da heißt es, mit den Leuten reden und Überzeugungsarbeit<br />

leisten. Bevor eine Entscheidung getroffen wird, muss<br />

zunächst das Managementteam überzeugt werden, zusätzlich<br />

zum normalen Geschäft ein PLM-Programm zu starten. Hat sich<br />

das Managementteam dafür ausgesprochen, muss das mittlere<br />

Management davon überzeugt werden, das PLM-Programm neben<br />

dem Tagesgeschäft zu unterstützen. Anders als die meisten denken,<br />

ist es nicht so schwierig, die Mitarbeiter für die Idee zu<br />

gewinnen, wenn die Kommunikation stimmt und entsprechende<br />

Weiterbildungspläne vorliegen.<br />

"Derzeit werden unsere PLM-Lösungen<br />

besonders profitabel im Kundensupport,<br />

der Produktionsfluss-Simulation<br />

oder etwa der Simulation des Kundenverhaltens<br />

eingesetzt."<br />

"Da heißt es, mit den Leuten reden<br />

und Überzeugungsarbeit leisten."


34 | Interview Denis Senpere<br />

"Die Globalisierung hat die Methoden,<br />

wie Produkte entwickelt und gefertigt<br />

werden, radikal verändert."<br />

"Die Wettbewerbsposition eines<br />

Produktes wird maßgeblich durch<br />

die Innovation in der Konstruktion<br />

und Fertigung bestimmt."<br />

"Mangelndes Innovationsmanagement<br />

findet sich in allen Marktsegmenten."<br />

"China stellt auch eine Gefahr dar,<br />

weil das Konstruktions-Know-how<br />

dort wächst."<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: Die Globalisierung wirkt sich unweigerlich auf das<br />

Management von Innovationen aus. Können Sie veranschaulichen, wie<br />

diese Auswirkungen aussehen?<br />

Denis Senpere: Die Globalisierung hat die Methoden, wie Produkte<br />

entwickelt und gefertigt werden, radikal verändert. Seit<br />

mehreren Jahren ist es zur Norm geworden, Produkte gemeinschaftlich<br />

zu entwickeln. Das beinhaltet eine umfassende Zusammenarbeit<br />

von Geschäftspartnern, die während des Produktlebenszyklus<br />

auch wechseln. Die Partner des einen Projekts können<br />

beim nächsten Projekt Konkurrenten sein! Das erfordert neue<br />

Methoden zum Schutz des geistigen Eigentums.<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: Produktinnovation gilt als wesentlicher Faktor für<br />

Markterfolg. Wodurch wird ein Produkt wirklich innovativ und was<br />

bestimmt den langfristigen Erfolg?<br />

Denis Senpere: In jeder Industrie wird die Wettbewerbsposition<br />

eines Produktes maßgeblich durch die Innovation in der Konstruktion<br />

und Fertigung bestimmt. Sei es, weil das Produkt vor den<br />

Konkurrenzprodukten auf den Markt gelangt, wesentlich günstiger,<br />

attraktiver, funktionaler oder leistungsfähiger ist. Besonders<br />

innovative Unternehmen sind leicht zu erkennen, da sich ihre<br />

Neuprodukte üblicherweise durch alle dieser beschriebenen<br />

Merkmale auszeichnen. Langfristig hängt der Erfolg selbstverständlich<br />

entscheidend von der Qualität ab und nur wendigen,<br />

regen Unternehmen wird es gelingen, ihren Erfolg profitabel<br />

zu wiederholen.<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: Effizienz ist ein weiterer Erfolgsfaktor. Wie definieren<br />

Sie Effizienz im Zusammenhang mit Innovation?<br />

Denis Senpere: Im gesamten Produktentwicklungszyklus ist<br />

sorgfältiges Innovationsmanagement erforderlich. Beispiele für ein<br />

Scheitern aufgrund mangelnden Innovationsmanagements lassen<br />

sich in allen Marktsegmenten leicht finden. Dieses Risiko lässt sich<br />

bei allen Meilensteinen des Programms durch intensive Nutzung<br />

der Simulation bei konfigurierten digitalen Modellierungen managen.<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: Welche Rolle spielt China heute? Welche Rolle wird es<br />

in Zukunft spielen?<br />

Denis Senpere: China ist in allen Gesprächen mit unseren Kunden<br />

präsent. Erstens, weil sich in China die Fertigungskosten reduzieren<br />

lassen, und zweitens, weil wir bei Joint Ventures in China<br />

unterstützen und Lieferanten vor Ort helfen. Gleichzeitig stellt<br />

China jedoch auch eine Gefahr dar, weil das Konstruktions-Knowhow<br />

dort ebenso wie in Indien wächst. Deshalb helfen wir auch<br />

beim Schutz von Know-how.


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 2/2007 Interview Denis Senpere | 35<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: Fehler im Innovationsmanagement sind in vielen<br />

Bereichen möglich. Welche Fehler werden Ihrer Meinung nach am<br />

häufigsten gemacht?<br />

Denis Senpere: Der häufigste Fehler ist unzureichendes Management<br />

des geistigen Eigentums während der intensivsten Phase<br />

der Zusammenarbeit mit Partnern und Lieferanten. Das kann den<br />

Nutzen einer Investition vollständig zunichte machen. Der zweithäufigste<br />

Fehler besteht darin, zu viele Innovationen gleichzeitig<br />

und ohne angemessene Simulationsmethoden zur Prüfung des<br />

gesamten Systems zu implementieren. Die zunehmende Verwendung<br />

zusammengesetzter Materialien in Verbindung mit neuen<br />

Elektroniksystemen und neuen Sicherheitsstandards ist nur ein<br />

Beispiel für Risiken, die sorgfältig gemanagt werden müssen.<br />

Mit unseren PLM-Lösungen lassen sich solche Risiken wirksam<br />

verringern.<br />

"Der häufigste Fehler ist unzureichendes<br />

Management des<br />

geistigen Eigentums."<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong>: Wir danken Ihnen für dieses Gespräch.<br />

Das Interview für die <strong>executive</strong> <strong>review</strong> führte Thomas Ring,<br />

Partner im Düsseldorfer Büro.


36 | Ausbau des Servicegeschäfts<br />

Ausbau des Servicegeschäfts im Maschinenund<br />

Anlagenbau<br />

> Produkt und Service:<br />

Das Gesamtpaket zählt


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 2/2007 Ausbau des Servicegeschäfts | 37<br />

Dirk Kohlen<br />

Project Manager<br />

dirk_kohlen@de.rolandberger.com<br />

Wollen Maschinen- und Anlagenbauer wachsen, kommen sie nicht<br />

umhin, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken. Längst sind es nicht mehr<br />

die eigentlichen Produkte, sondern der Service, der den Ausschlag gibt.<br />

Kunden erwarten ein stimmiges Gesamtpaket. Es bieten sich verschiedene<br />

Möglichkeiten dieses Paket zu schnüren.<br />

Die Wachstumsaussichten für den deutschen Maschinen- und<br />

Anlagenbau haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert.<br />

Im abgeschlossen Geschäftsjahr konnten viele Unternehmen der<br />

Branche mit Produktions- und Absatzrekorden glänzen.<br />

Trotzdem bleibt es schwierig, im Kerngeschäft erfolgreich zu<br />

bestehen. Anhaltender Margendruck im Produktgeschäft, kürzere<br />

Produktlebenszyklen bei steigender technischer Komplexität,<br />

steigende Kundenerwartungen über das reine Produktangebot<br />

hinaus oder die fortschreitende Konsolidierung der Branche sind<br />

nur einige Anforderungen, mit denen das Management deutscher<br />

Maschinen- und Anlagenbauer täglich konfrontiert wird.<br />

Zudem ist die Branche traditionell sehr zyklisch. Wer sich in<br />

diesem Markt langfristig behaupten will, sollte also besser jetzt<br />

wachsen. Im Produktgeschäft bleibt das Wachstum aber trotz<br />

steigender Nachfrage beschränkt. Einen wirklichen Wachstumsschub<br />

können Maschinen- und Anlagenbauer nur erreichen,<br />

wenn sie ihr Geschäftsmodell gezielt um geeignete Serviceleistungen<br />

ergänzen.


38 | Ausbau des Servicegeschäfts<br />

Produktzentrierung greift zu kurz<br />

Zwischen 2000 und 2005 betrug das durchschnittliche jährliche<br />

Wachstum im Service 12,8 Prozent, beim Verkauf von Neumaschinen<br />

dagegen nur 1,6 Prozent. Außerdem ist auch die Ergebnisqualität<br />

im Service ungleich besser: Dem durchschnittlichen<br />

Betriebsergebnis der Branche, einer EBIT-Marge von 6 bis 8<br />

Prozent, stehen in produktnahen Services bis zu 16 Prozent<br />

EBIT-Marge gegenüber.<br />

Trotzdem konzentrieren sich die Geschäftsmodelle der Branche<br />

noch hauptsächlich auf die Produkte: 2005 lag bei über 70 Prozent<br />

der Unternehmen der Serviceanteil am Gesamtumsatz unter<br />

20 Prozent. Dagegen machte nur bei 10 Prozent der Unternehmen<br />

der Service über die Hälfte des Gesamtumsatzes aus.<br />

Als Folge dieser Produktzentrierung betrug das durchschnittliche<br />

jährliche Umsatzwachstum der Branche zwischen 2000 und 2005<br />

lediglich magere 3,2 Prozent nominal, also 1,5 Prozent real.<br />

Eindeutig zu wenig, um sich gut für die Zukunft zu wappnen.<br />

Dabei haben die meisten Unternehmen erkannt, wie attraktiv das<br />

wachstumsstarke Servicegeschäft ist. Dennoch wird das Potenzial<br />

viel zu wenig ausgeschöpft. Das liegt vor allem daran, dass Service<br />

meist nicht als eigenständiges Geschäftsfeld begriffen und daher<br />

weder strategisch noch konzeptionell gestaltet wird. Dieses<br />

Fehlen äußert sich in der ungünstigen Allokation von Ressourcen,<br />

falschen Zielvorgaben oder unklaren Verantwortlichkeiten. Zudem<br />

fehlt die Grundlage, um die elementaren Servicemärkte zu<br />

erschließen: Es mangelt an Transparenz über die installierte Basis<br />

und an Kenntnis über die individuellen Kundenanforderungen.<br />

Attraktives Servicegeschäft<br />

Die Wachstumsraten des Servicegeschäftes sind höchst<br />

verlockend. Aber nicht nur diese quantitativen Eckdaten, sondern<br />

auch qualitative Faktoren unterstreichen die Attraktivität. Denn<br />

das Service-Geschäft stärkt die strategische Wettbewerbsposition<br />

der Unternehmen entscheidend: Die Kundenbindung festigt sich,<br />

das Know-how zu Kundenprozessen und zur Wertschöpfungsverteilung<br />

beim Kunden erhöht sich, Produktinnovationen, die auch<br />

wirklich auf die Bedürfnisse der Kunden zielen, werden angeregt.<br />

Die passende Zusammenstellung des Serviceangebotes liefert<br />

wichtige Erkenntnisse über den Einsatz des Produkts beim Kunden<br />

und wird somit zur Quelle für Produkt- und Prozessinnovationen<br />

und damit wiederum zum Ausgangspunkt für neue Serviceleistungen.<br />

So konnte sich die Heidelberger Druckmaschinen AG über<br />

produktbezogene Schulungen ihre Innovationsführerschaft in<br />

wichtigen Produktbereichen sichern und gleichzeitig den Grundstein<br />

für die Heidelberger Print Media Academy (PMA) legen. Das<br />

Schulungsangebot der PMA richtet sich inzwischen nicht mehr<br />

nur an Fachpersonal der Druck- und Medienindustrie, sondern<br />

auch an Führungskräfte sowie Schulen und Universitäten und<br />

umfasst neben reinen Produkttrainings auch Themen aus<br />

"Management", "Vertrieb und Marketing" oder "Controlling<br />

und Kennzahlen".<br />

Serviceevolution im Maschinen- und Anlagenbau<br />

Die Bandbreite der Serviceangebote im Maschinen- und Anlagenbau<br />

ist hoch. Sie reicht von einfachen punktuellen Leistungen, wie<br />

der Lieferung eines Ersatzteils, zu komplexen Serviceangeboten<br />

wie dem Betrieb einer Anlage über eine Projektgesellschaft. Das<br />

Gesamtpaket aus Produkt und Services wird also im Zusammenspiel<br />

mit dem Kunden kontinuierlich angepasst und in der Zusammensetzung<br />

verändert.<br />

Nicht jedes Unternehmen wird die gesamte Bandbreite von<br />

möglichen Serviceleistungen anbieten. Schließlich muss die<br />

Servicestrategie zur Unternehmens- sowie zur Produktstrategie<br />

passen. Aber alle Unternehmen, die ein breiteres Serviceniveau<br />

anbieten, haben zunächst mit einem begrenzteren begonnen, das<br />

sich dann weiterentwickelt und ausdehnt. Diese Serviceevolution<br />

besteht im Maschinen- und Anlagenbau typischerweise aus drei<br />

Stufen:<br />

> Produktnahe Services<br />

> Unterstützung von Kundenprozessen<br />

> Übernahme vollständiger Geschäftsprozesse des Kunden<br />

Ein anderer wichtiger Aspekt wird oft übersehen: Das Serviceangebot<br />

bestimmt ganz wesentlich eine Kaufentscheidung. Eine<br />

2006 von uns durchgeführte Befragung unter hundert Maschinenbauern<br />

zeigt, wie stark: So halten 77 Prozent der befragten Unternehmen<br />

das Serviceangebot für ein "sehr bedeutendes" Kaufkriterium.<br />

Den Preis oder die Qualität des Angebotes schätzten<br />

dagegen nur 52 Prozent der Befragten als "sehr bedeutendes"<br />

Kaufkriterium ein. Dieses Ergebnis unterstreicht den hohen<br />

Stellenwert von Service im Maschinen- und Anlagenbau.


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 2/2007 Ausbau des Servicegeschäfts | 39<br />

Produktnahe Services<br />

Der produktnahe Service zielt in erster Linie darauf ab, die Verfügbarkeit<br />

der Maschinenleistung zu erhalten. Und im zweiten Schritt<br />

auch darauf, mithilfe der unmittelbaren Rückmeldung durch den<br />

Kunden und die Anwender sowie den Zugang zu den 'arbeitenden'<br />

Maschinen das Produkt zu verbessern. Typische Dienstleistungen<br />

dieser reaktiven Serviceweiterentwicklung sind Ersatzteillieferungen<br />

und -lagerungen, Reparaturdienste, Inspektionen, die Vermarktung<br />

von Verbrauchs- und Verschleißteilen sowie die Basiseinweisungen<br />

des Bedienpersonals.<br />

Das Potenzial dieser produktnahen Services, das sich je Kunde<br />

erschließen lässt, ist allerdings limitiert, sofern die Strategie der<br />

Qualitäts- und Innovationsführerschaft verfolgt wird, wie es bei<br />

den meisten deutschen Branchenteilnehmern der Fall ist. Schließlich<br />

bringt solide Qualität wenig Ausfälle oder Reparaturen<br />

mit sich.<br />

Auf alle Kunden gerechnet, ist das Gesamtpotenzial der produktnahen<br />

Services über die installierte Maschinen- und Anlagenbasis<br />

aber erfahrungsgemäß ein signifikanter Wachstumshebel für die<br />

deutschen Maschinen- und Anlagenbauer.<br />

Beispiele wie das der Kones AG zeigen, welches Potenzial im<br />

Ausbau produktnaher Services stecken kann: Kones baute den<br />

Serviceanteil am Gesamtumsatz von 2001 bis 2005 von 55 auf<br />

60 Prozent aus und erzielte damit ein Umsatzwachstum von<br />

15 Prozent.<br />

Um die richtigen produktnahen Services anbieten zu können,<br />

muss zunächst die Datenbasis stimmen und übersichtlich sein.<br />

Diese Grundlage muss oftmals erst geschaffen werden. Zum einen<br />

verhindern in den verschiedenen Marktregionen unterschiedliche<br />

Datensysteme die Transparenz der Daten. Zum anderen werden<br />

unternehmensweit meist uneinheitliche Codes und Bezeichnungen<br />

(z.B. für Auftragsarten, Materialien oder Kunden) verwendet.<br />

Zudem liegen Service-Auftragsdaten nur unvollständig vor (Serviceaufträge<br />

werden unter "Sonstiges" geführt) oder die Dokumentation<br />

der Maschinenbasis ist lückenhaft (z.B. bedingt durch einen<br />

Merger).<br />

Ein übergreifendes PLM-System ermöglicht es, die relevanten<br />

Unternehmensdaten aus Marketing/Vertrieb, Entwicklung und<br />

Produktion zusammenzufassen. Damit hilft es, kontinuierlich<br />

Transparenz über die benötigten Daten (z.B. Stammdaten, Service<br />

Historie und Finanzdaten) zu schaffen. Erst so lassen sich produktnahe<br />

Services passgenau entwickeln und anbieten.<br />

Unterstützung von Kundenprozessen<br />

Die zweite Servicestufe, die Unterstützung von Kundenprozessen,<br />

ergänzt sich gut mit der Strategie der Qualitäts- und Innovationsführerschaft<br />

der meisten deutschen Maschinen- und Anlagenbauer.<br />

Und die Aussichten sind gut, besteht hier doch ein hohes,<br />

noch weitgehend unerschlossenes Umsatzpotenzial.<br />

Durch die Unterstützung von Kundenprozessen wird die Maschinen-<br />

und Anlagennutzung aktiv und kontinuierlich optimiert und<br />

damit die Total Cost of Ownership minimiert. Je nach Anwendungskontext<br />

der Maschine oder Anlage unterscheidet man<br />

verfügbarkeitsorientierte und produktivitätsorientierte Ansätze.<br />

Die nachfolgende Darstellung fasst die wesentlichen Services in<br />

diesen beiden Rubriken zusammen.<br />

Um Kundenprozesse unterstützen zu können, muss der Anbieter<br />

über das spezifische Anlagen- und Prozesswissen verfügen. Dieses<br />

Wissen haben einige Anbieter in einem Maße aufgebaut, das ihnen<br />

sogar erlaubt, den Service von Fremdprodukten als zusätzliches<br />

Geschäftsfeld zu erschließen; Siemens und GE sind hierfür<br />

bekannte Beispiele.


40 | Ausbau des Servicegeschäfts<br />

Der Unterstützung von Kundenprozessen dient beispielsweise<br />

auch die Vermarktung von Verbrauchsmaterialien. Tetra Pack,<br />

das in diesem Zusammenhang oft genannte Vorzeigeunternehmen,<br />

produziert nicht nur Maschinen und Anlagen zur Verarbeitung<br />

und Verpackung von Lebensmitteln, sondern auch die zugehörigen<br />

komplementären Produkte: Verpackungen und Verpackungsverschlüsse.<br />

Tetra Pack erschließt sich mit dieser Vorwärtsintegration<br />

einen gesicherten, nicht-zyklischen Absatzmarkt und unterstützt<br />

gleichzeitig seine Kunden auch in deren Produktionsprozessen.<br />

Der Anbieter muss aber auch einschätzen können oder gemeinsam<br />

mit dem Kunden entwickeln, inwieweit Bedarf für diese Leistungen<br />

besteht. Welche Tätigkeiten Kunden in welchem Umfang<br />

extern vergeben wollen, hängt generell neben den Kernkompetenzen<br />

und der Strategie des Kunden davon ab, wie klar definiert<br />

bzw. bekannt die Nutzungsdauer und der Nutzungsumfang sind.<br />

Ein weiteres Vergabekriterium ist die Vernetzung der betreffenden<br />

Leistung mit anderen Prozessen im Unternehmen.<br />

Typische Leistungen dieser Stufe der Serviceevolution umfassen<br />

vorbeugende Instandhaltungs- und Wartungsdienstleistungen,<br />

das Werkzeugmanagement und Prozessoptimierungen für den<br />

Kunden. Auch hierbei kann ein integriertes PLM-System unterstützen.<br />

Die Daten aus der Anlagenkonstruktion und -produktion sind<br />

schließlich die beste Ausgangsbasis, um die Wartung und Instandhaltung<br />

der Anlagen zu planen und durchzuführen.<br />

Übernahme vollständiger Geschäftsprozesse des Kunden<br />

Auf der nächsten Stufe der Service-Evolution übernimmt ein<br />

Anbieter bereits vollständige Geschäftsprozesse des Kunden und<br />

betreibt beim Kunden die eigene Maschine. Die Bandbreite ist<br />

jedoch groß und reicht vom ABC-Teilemanagement, wie durch<br />

die Würth AG, bis hin zum Betrieb kompletter Lackieranlagen wie<br />

etwa durch Dürr.<br />

Für die Kunden bieten solche Betreibermodelle durchaus gewichtige<br />

Vorteile. Vor allem sind das finanzielle Erleichterungen, etwa<br />

beim Bau von Großanlagen, die ohnehin geplante Auslagerung von<br />

Randaktivitäten oder die Variabilisierung von bisher fixen Kosten.<br />

Gerade für Unternehmen, die die Wachstumschancen der Emerging<br />

Markets nutzen wollen, ist diese Finanzkraft eine wichtige<br />

Perspektive.<br />

Betreibermodelle: Die Mischung macht's<br />

Wie solche Modelle ausgestaltet werden, variiert von Fall zu Fall.<br />

Grob lassen sich aber vier Grundformen von Betreibermodellen<br />

unterscheiden, die vor allem die Eigentumsfrage der Anlage<br />

(zeitlich) anders regeln.


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 2/2007 Ausbau des Servicegeschäfts | 41<br />

1. Bauen, betreiben, übergeben:<br />

Bei dem BOT-Modell (Build-Operate-Transfer) übernimmt der<br />

Anbieter – in der Regel über eine Projektgesellschaft (PG) –<br />

alle sonst kundentypischen Aufgaben, wie die Finanzierung, den<br />

Anlagenbetrieb und die Beschaffung der zum Betrieb notwendigen<br />

Materialien und Verbrauchsstoffe. Die Anlage verbleibt für einen<br />

vorab definierten Zeitraum beim Anbieter bzw. der Projektgesellschaft<br />

und wird anschließend zu einem vorab festgesetzten Preis<br />

an den Kunden übertragen.<br />

2. Bauen, betreiben, eignen:<br />

Ein BOO-Modell (Build-Operate-Own) entspricht einem zeitlich<br />

unlimitierten BOT-Modell. Hier bleiben der Anbieter bzw. die PG<br />

Eigentümer der Anlage. Die Anlage refinanziert sich für die PG<br />

allein durch Bezahlung der Produkte zu einem vorher festgelegten<br />

Stückpreis, der Cost Per Unit (CPU). Als Stück zählt beispielsweise<br />

die Anzahl der über eine Pressstraße produzierten Bleche oder die<br />

Anzahl der in einer Lackieranlage lackierten Karosserien.<br />

3. Bauen, übergeben, betreiben:<br />

Im BTO-Modell (Build-Transfer-Operate) übernimmt dagegen die<br />

PG die Betreiberverantwortung, während der Kunde die Finanzierung<br />

stellt.<br />

4. Bauen, vermieten, übergeben:<br />

Bei einem BRT-Modell (Build-Rent-Transfer) übernimmt die PG<br />

die Finanzierung der Anlage, während der Betrieb in der Verantwortung<br />

des Kunden liegt. Nach einer vertraglich festgelegten<br />

Betriebszeit wird die Anlage dann gewöhnlich an den Kunden<br />

transferiert. BRT gleicht also einem Leasingmodell, bei dem die<br />

Refinanzierung über die Bezahlung der produzierten Stückeinheiten<br />

sowie die Abschlusszahlung des Kunden bei Transfer der<br />

Anlage erfolgt.<br />

Komplex, aber aussichtsreich<br />

Die Komplexität dieser Betreibermodelle ist hoch, der mögliche<br />

Gewinn allerdings auch: ein ROE von rund 20 Prozent ist im<br />

Maschinen- und Anlagenbau erreichbar. Allerdings sollte man<br />

anfänglich mit negativen Umsatz- und Ergebnisbeiträgen rechnen.<br />

Der Erfolg eines Betreibermodells hängt vor allem davon ab, dass<br />

die jeweiligen Risiken von vornherein sorgfältig analysiert werden.<br />

Die Modalitäten des Betreibermodells werden schließlich nicht<br />

zuletzt aufgrund der Risikoanalyse ausgehandelt. Aber auch die<br />

Aufgaben müssen zwischen Anbieter und Kunden klar und detailliert<br />

aufgeteilt werden, damit die Zusammenarbeit später auch<br />

wirklich reibungslos läuft. Gerade für die Modelle eins und vier<br />

muss der Restwert einer Anlage für einen später terminierten<br />

Übergabezeitpunkt festgelegt werden, um beiden Seiten von<br />

vornherein Planungssicherheit bieten zu können. Dazu müssen<br />

möglichst viele Erfahrungswerte und analoge Beispiele herangezogen<br />

und nach Möglichkeit auch technische Weiterentwicklungen<br />

und Laufzeiten berücksichtigt werden, um einen tunlichst präzisen<br />

Näherungswert festlegen zu können. Man sollte aber auch die<br />

Bonität der Kunden sehr genau prüfen, selbst die von Geschäftspartnern,<br />

mit denen man langjährige Beziehungen pflegt, um<br />

keine unliebsamen Überraschungen zu erleben.<br />

Service wird wichtiges "Produkt"<br />

Längst ist das Servicegeschäft ein präsentes Thema im Maschinenund<br />

Anlagenbau geworden. Das steht fest. Fest steht aber auch,<br />

dass nur sehr wenige Anlagenbauer ihr Geschäft tatsächlich<br />

danach ausgerichtet haben. Das mag unterschiedliche Gründe<br />

haben, darunter vielleicht auch einen psychologischen. Der<br />

deutsche Maschinen- und Anlagenbau verfügt über eine lange<br />

Tradition und der Maschinenbauer hat eine besondere Beziehung<br />

zum 'handwerklichen' Produkt seiner Arbeit. Beides verstärkt<br />

die Zentrierung der Geschäftsmodelle auf das Produkt. Das Produkt<br />

ist und bleibt der Kern, aber das Servicegeschäft ist längst<br />

mehr als schmückendes Beiwerk geworden. Langfristig wird nur<br />

bestehen können, wer beides, Produkt und zugehörigen Service,<br />

als Kernleistungen begreift. Für Maschinen- und Anlagenbauer<br />

wird es keine Alternative zum Servicegeschäft geben.


42 | Engineered Products & High Tech<br />

> Das Kompetenzzentrum<br />

Engineered Products & High Tech<br />

<strong>executive</strong> <strong>review</strong><br />

Information spielt eine Schlüsselrolle: Nur wer sich über aktuelle<br />

Markttrends und Branchenentwicklungen auf dem Laufenden<br />

hält, kann heute die Entscheidungen treffen, die morgen das<br />

Unternehmen zum Erfolg führen. Aber die Lektüre von Fachbüchern<br />

und -zeitschriften ist eine zeitraubende Angelegenheit<br />

und oft zu theoretisch – und Ihr Terminkalender ist dicht gefüllt.<br />

Deshalb sind Sie auf komprimierte und griffig aufbereitete Informationen<br />

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Diesen Anspruch will die <strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> <strong>executive</strong> <strong>review</strong> für Hersteller<br />

von Investitionsgütern erfüllen. Die Publikation erscheint<br />

mehrmals im Jahr und bietet Ihnen Beiträge zu aktuellen Themen.<br />

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zu Entwicklungen im Bereich Engineered Products & High Tech<br />

(Maschinenbau, Anlagenbau, Elektrotechnik, Mikroelektronik,<br />

Automation). Dabei wird auf Praxisbezug Wert gelegt.<br />

Ein wichtiges Anliegen der Veröffentlichung ist der Meinungs- und<br />

Erfahrungsaustausch zwischen den Fachleuten Ihrer Branche und<br />

den Beratern. Zudem werden wir auch für Sie relevante Themen<br />

aus angrenzenden Industrien aufgreifen.<br />

Wir hoffen, unsere <strong>executive</strong> <strong>review</strong> liefert Ihnen interessante<br />

Themen für Ihr Unternehmen. Über Ihre Anregungen würden<br />

wir uns freuen.<br />

E-Mail: <strong>executive</strong>_<strong>review</strong>@rolandberger.com<br />

Fax: +49 211 4389-2209


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 2/2007 Engineered Products & High Tech | 43<br />

<strong>Roland</strong> <strong>Berger</strong> Strategy Consultants<br />

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traditionell in der Investitionsgüterindustrie. Wir haben in<br />

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Products & High Tech in mehr als 30 Jahren Erfahrung speziell<br />

im Anlagenbau, Maschinenbau, der Elektrotechnik, der Mikroelektronik<br />

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Zu den weltweiten Referenzkunden von <strong>Roland</strong><br />

<strong>Berger</strong> zählen Großunternehmen ebenso wie marktführende<br />

mittelständische Unternehmen und erfolgreiche Startups.


44 | Engineered Products & High Tech<br />

> Internationales Netzwerk<br />

Belgien<br />

B-1170 Brüssel, 100, Boulevard du Souverain<br />

Phillip Vandervoort<br />

Tel. +32 2 66381-28<br />

E-Mail phillip_vandervoort@be.rolandberger.com<br />

Brasilien<br />

04543-906 Itaim Bibi / São Paulo / S.P. /<br />

Avenida Presidente Juscelino Kubitschek, 510<br />

Thomas Kunze<br />

Tel. +55 11 30467111<br />

E-Mail thomas_kunze@br.rolandberger.com<br />

George Freund<br />

Tel. +55 11 30467111<br />

E-Mail george_freund@br.rolandberger.com<br />

China<br />

Shanghai 200040, P.R.C., 1515 Nanjing West Road, 23rd<br />

Floor Shanghai Kerry Center<br />

Beijing 100027, P.R.C., Suites D&E, 20th Floor,<br />

Tower A, Gateway Plaza, 18 Xiaguangli, East Third Ring<br />

North Road<br />

Charles-Edouard Bouée<br />

Tel. +86 21 52986677<br />

E-Mail charles_edouard_bouee@cn.rolandberger.com<br />

Jeff Lin<br />

Tel. +86 21 52986677<br />

E-Mail jeff_lin@cn.rolandberger.com<br />

Dr. Ralf Augustin<br />

Tel. +49 711 3275-7320<br />

E-Mail ralf_augustin@de.rolandberger.com<br />

Dr. Torsten Henzelmann<br />

Tel. +49 89 9230-8185<br />

E-Mail torsten_henzelmann@de.rolandberger.com<br />

Uwe Johnen<br />

Tel. +49 30 39927-580<br />

E-Mail uwe_johnen@de.rolandberger.com<br />

Robert Ohmayer<br />

Tel. +49 711 3275-7328<br />

E-Mail robert_ohmayer@de.rolandberger.com<br />

Thomas Rinn<br />

Tel. +49 711 3275-7349<br />

E-Mail thomas_rinn@de.rolandberger.com<br />

Peter Schneidewind<br />

Tel. +49 89 9230-8871<br />

E-Mail peter_schneidewind@de.rolandberger.com<br />

<strong>Roland</strong> Schwientek<br />

Tel. +49 711 3275-7318<br />

E-Mail roland_schwientek@de.rolandberger.com<br />

Frankreich<br />

F-75017 Paris, 11, rue de Prony<br />

Stephane Albernhe<br />

Tel. +33 1 53670-377<br />

E-Mail stephane_albernhe@fr.rolandberger.com<br />

Deutschland<br />

10559 Berlin, Alt-Moabit 101b<br />

40474 Düsseldorf, Karl-Arnold-Platz 1<br />

20457 Hamburg, Am Sandtorkai 41<br />

80807 München, Mies-van-der-Rohe-Str. 6<br />

70597 Stuttgart, Löffelstraße 46<br />

Großbritannien<br />

GB-London W1J 6RB, Lansdowne House, Berkeley Square<br />

Dr. David Stern<br />

Tel. +44 20 7290 4865<br />

E-Mail david_stern@uk.rolandberger.com<br />

Thomas Ring<br />

Tel. +49 211 4389-2112<br />

E-Mail thomas_ring@de.rolandberger.com<br />

Axel Schmidt<br />

Tel. +49 711 3275-7322<br />

E-Mail axel_schmidt@de.rolandberger.com


<strong>executive</strong> <strong>review</strong> 2/2007 Engineered Products & High Tech | 45<br />

Italien<br />

I-20129 Mailand, Via Sirtori, 32<br />

Marco Zurru<br />

Tel. +39 02 29501-209<br />

E-Mail marco_zurru@it.rolandberger.com<br />

Japan<br />

Minato-ku, Tokio 107-6023, 1-12-32, Akasaka<br />

ARK Mori Building 23rd Floor<br />

Isao Endo<br />

Tel. +81 3 35876-660<br />

E-Mail isao_endo@jp.rolandberger.com<br />

Ken Mori<br />

Tel. +81 3 35876-724<br />

E-Mail ken_mori@jp.rolandberger.com<br />

Portugal<br />

P-1050-120 Lissabon, Av. Fontes Pereira de Melo, 51-4° E<br />

Edifício Monumental<br />

Antonio Bernardo<br />

Tel. +351 21 3567-601<br />

E-Mail antonio_bernardo@pt.rolandberger.com<br />

Russland · Ukraine · Lettland · Polen<br />

125047 Moskau, 1st Tverskaya-Yamskaya ul., 23<br />

Dr. Uwe Kumm<br />

Tel. +49 30 39927-534<br />

E-Mail uwe_kumm@de.rolandberger.com<br />

Artur Pielech<br />

Tel. +48 22 32374-84<br />

E-Mail artur_pielech@pl.rolandberger.com<br />

Niederlande<br />

NL-1077 XX Amsterdam, Strawinskylaan 581<br />

Alexander Belderok<br />

Tel. +31 20 7960-600<br />

E-Mail alexander_Belderok@nl.rolandberger.com<br />

Benno van Dongen<br />

Tel. +31 20 7960-600<br />

E-Mail benno_van_dongen@nl.rolandberger.com<br />

Österreich · Tschechien · Ungarn ·<br />

Rumänien · Kroatien<br />

A-1010 Wien, Freyung 3/2/10<br />

Rupert Petry<br />

Tel. +43 1 53602-339<br />

E-Mail rupert_petry@at.rolandberger.com<br />

<strong>Roland</strong> Falb<br />

Tel. +43 1 53602-200<br />

E-Mail roland_falb@at.rolandberger.com<br />

Constantin Kinsky<br />

Tel. +420 2573111-61<br />

E-Mail constantin_kinsky@cz.rolandberger.com<br />

Codrut Pascu<br />

Tel. +40 21 2221-905<br />

E-Mail codrut_pascu@ro.rolandberger.com<br />

Schweiz<br />

CH-8008 Zürich, Neumünsterallee 12<br />

Joost Geginat<br />

Tel. +41 1 38481-74<br />

E-Mail joost_geginat@ch.rolandberger.com<br />

Spanien<br />

E-Madrid 28046, Paseo de la Castellana, 140, 3rd Floor<br />

Josep Ros Serrat<br />

Tel. +34 91 5647-361<br />

E-Mail josep_ros@es.rolandberger.com<br />

Christoph Beseler<br />

Tel. +34 91 5903-141<br />

E-Mail christoph_beseler@es.rolandberger.com<br />

USA<br />

Troy, MI 48084, 2401 West Big Beaver Road, Suite 500<br />

Wim van Acker<br />

Tel. +1 248 729-5115<br />

E-Mail wim_van_acker@us.rolandberger.com<br />

Dr. Antonio Benecchi<br />

Tel. +1 248 729-5125<br />

E-Mail antonio_benecchi@us.rolandberger.com


ISSN 1617-4194

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