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BAHN EXTRA Eisenbahn in Berlin (Vorschau)

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4.2014 JULI / AUGUST | € 12,90 A: € 14,60, CH: SFR 25,80, BENELUX: € 14,90<br />

25 Jahre: Vom Mauerfall bis heute<br />

<strong>Eisenbahn</strong> <strong>in</strong><br />

ZEITVERGLEICH IM BILD<br />

Berl<strong>in</strong>s Bahnbetrieb<br />

gestern und heute<br />

Berl<strong>in</strong><br />

4 199112 912908<br />

04<br />

Die Highlights<br />

1989–2014<br />

Neue Strecken, neue Bahnhöfe<br />

Die neuen Zugverb<strong>in</strong>dungen<br />

Der Aufstieg der Privatbahnen<br />

Dampfloks auf der Stadtbahn<br />

Erfolg und Krise bei der S-Bahn


Das kle<strong>in</strong>e Magaz<strong>in</strong><br />

über die große Bahn<br />

Das neue<br />

Heft ist da.<br />

Jetzt am<br />

Kiosk!<br />

GeraMond Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

Onl<strong>in</strong>e blättern oder Testabo mit Prämie bestellen unter:<br />

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Fotos: Volker Emersleben (o.), Bodo Schulz (2, u.)<br />

E<strong>in</strong> „dicker Brocken“ steht heute im Zentrum des Berl<strong>in</strong>er Bahnverkehrs: der neue Hauptbahnhof, Kreuzungspunkt von Stadtbahn und<br />

Nord-Süd-Fernbahn (oben). Weitere Impressionen der Nach-Wende-Zeit zeigen die Bilder unten. Rechts e<strong>in</strong> S-Bahn-Zug der S 1 im ehemaligen<br />

Sperrgebiet; im Juni 1990 hat er den Nord-Süd-Tunnel verlassen und fährt nach Humboldtha<strong>in</strong>; l<strong>in</strong>ks das ehemalige Bw Pankow (2014)<br />

So viel Wandel wie nirgends<br />

In ke<strong>in</strong>er deutschen Stadt hat die <strong>Eisenbahn</strong> <strong>in</strong> den letzten 25 Jahren solch e<strong>in</strong>en rasanten<br />

Aufschwung erlebt wie <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Nach dem Mauerfall wurden neue Strecken und Bahnhöfe<br />

gebaut, Bahnanlagen aus dem Dornröschenschlaf geholt oder weitgehend umgestaltet. Aber<br />

es gab auch Schattenseiten, <strong>in</strong> Form von Stilllegungen und Krisen. Das alles macht die Entwicklung<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em der spannendsten Kapitel der jüngeren <strong>Eisenbahn</strong>geschichte –<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> zeigt Ihnen, wie und wo die Veränderungen vonstatten g<strong>in</strong>gen!<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 3


Inhalt | <strong>BAHN</strong>-ATLAS 2014<br />

Thomas Hanna-Daoud<br />

Verantwortlicher<br />

Redakteur<br />

Liebe Leser<strong>in</strong>nen, liebe Leser,<br />

fleißige S-Bahn-Kräfte putzen den E<strong>in</strong>gang zur Station Witzleben<br />

heraus – ist das Foto vom Juni 2010 nicht symbolisch für die<br />

Entwicklung der letzten 25 Jahre? Der Mauerfall und die Wiedervere<strong>in</strong>igung<br />

gaben der Stadt e<strong>in</strong>en Schub, dessen Dynamik sich<br />

bis heute fortsetzt. Auch Berl<strong>in</strong>s <strong>Eisenbahn</strong> wird seitdem aufpoliert,<br />

wenigstens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen wichtigen Bereichen.<br />

Das konnten wir sehen, als wir die Aufnahmen für dieses Heft<br />

auswählten. Mehr als e<strong>in</strong>mal kamen wir <strong>in</strong>s Staunen: Was? So sieht<br />

das heute aus? Oder auch umgekehrt: Wie? Das ist erst 15, 20 oder<br />

25 Jahre her? Und manchmal noch: Ach! Was ist daraus geworden ...<br />

Hauptautoren <strong>in</strong> diesem Heft<br />

Michael Reimer,<br />

Jahrgang 1963, kennt den<br />

Zugverkehr <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> seit<br />

K<strong>in</strong>dertagen. Seit 1979 bei<br />

der Reichsbahn, bekam er<br />

die Entwicklung hautnah<br />

mit. Heute ist er bei DB<br />

Netz und <strong>in</strong> der Freizeit<br />

bei Bahnmuseen aktiv.<br />

Dirk W<strong>in</strong>kler,<br />

Jahrgang 1964, wuchs<br />

ebenfalls <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> auf.<br />

Nach dem Studium der<br />

Schienenfahrzeugtechnik<br />

g<strong>in</strong>g er zur Bahn<strong>in</strong>dustrie;<br />

Berl<strong>in</strong>er <strong>Eisenbahn</strong>en<br />

s<strong>in</strong>d nach wie<br />

vor se<strong>in</strong> Interessengebiet.<br />

Dieses fesselnde Nebene<strong>in</strong>ander von „Ah“, „Oh“ und bisweilen<br />

auch „Oh je“ begleitete uns bei der gesamten Produktion.<br />

Es begleitet Sie nun durch das<br />

Heft. Staunen Sie mit uns, was<br />

sich zwischen 1989 und 2014 so<br />

alles bei der <strong>Eisenbahn</strong> getan hat.<br />

Und lassen Sie sich überraschen –<br />

vom herausgeputzten Berl<strong>in</strong> wie<br />

vom vergangenen ...<br />

Viel Freude beim Blättern,<br />

Schauen und Schmökern!<br />

36<br />

Nach<br />

der Wende entstand die lang ersehnte Nord-<br />

Süd-Fernbahn – e<strong>in</strong>es der großen Bauprojekte <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong>. Zu den Nutznießern zählt der ICE, heute <strong>in</strong> der<br />

Spreestadt das Fernverkehrsmittel Nummer e<strong>in</strong>s<br />

Titelfotos<br />

Titel: Bodo Schulz (3)<br />

S. 4: Uwe Miethe (Personenfoto o.l.),<br />

Sebastian Schrader (M.), Volker Emersleben;<br />

Autorenfotos M. Reimer/D. W<strong>in</strong>kler: privat<br />

S. 5: Wolfgang Dath, Konrad Kosch<strong>in</strong>ski,<br />

Manuel Jacob (v.o.)<br />

Rücktitel: Konrad Kosch<strong>in</strong>ski (gr. Bild),<br />

Volker Emersleben (u.l.), Bodo Schulz (u.r.)<br />

4


Güter- und Rangierbahnhöfe um 1990 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

Postbahnhöfe, Bahnbetriebswerke,<br />

Mit Karten:<br />

S. 29, S. 52, S. 61<br />

46<br />

56<br />

70<br />

Berl<strong>in</strong>s<br />

Romantik <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>: In den frühen 1990ern<br />

hatten Dampfloke<strong>in</strong>sätze Konjunktur<br />

Sehr wechselhaft entwickelte sich der<br />

Güterverkehr <strong>in</strong> der Hauptstadt<br />

S-Bahn im Fußballtaumel – zur WM 2006<br />

macht sie noch positive Schlagzeilen. Insgesamt g<strong>in</strong>g<br />

es <strong>in</strong> den letzten 25 Jahren aber drunter und drüber<br />

Inhalt<br />

Momentaufnahmen<br />

8 Aufbruch und Abbruch<br />

<strong>Eisenbahn</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> – die letzten 25 Jahre<br />

30 Fast alles anders<br />

Zugverkehr <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> 1989–2014<br />

46 Hoch zu Ross ...<br />

Dampfnostalgie <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

68 Tschüss, Ihr Klassiker!<br />

Generationswechsel bei der S-Bahn<br />

82 Projekt Ostkreuz<br />

Der Umbau des Nahverkehrs-Knotens<br />

88 Blick zurück<br />

Berl<strong>in</strong>er <strong>Eisenbahn</strong> e<strong>in</strong>st und jetzt<br />

Strecken und Stationen<br />

6 Immer wieder was Neues<br />

Berl<strong>in</strong> 1989–2014 – e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung<br />

18 Das große Quartett<br />

Um- und Neubau der Bahnhöfe<br />

24 Saniert und neu sortiert<br />

Streckenbaumaßnahmen nach 1990<br />

28 Adressat verzogen<br />

Die Postbahnhöfe<br />

56 Gew<strong>in</strong>ner und Verlierer<br />

Die Güter- und Rangierbahnhöfe<br />

84 Noch zu erledigen<br />

Aktuelle Bauprojekte <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

Fahrzeuge und Betrieb<br />

36 Bahn frei für die „weiße Flotte“<br />

ICE-Verkehr <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

40 Die anderen am Markt<br />

Die Privatbahnen 1989–2014<br />

64 Mit neuem Schwung<br />

Die Bahn<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

70 Zwischen Jubel und Jammer<br />

Berl<strong>in</strong>s S-Bahn 1989–2014<br />

80 Der Weg zum E<strong>in</strong>heitsticket<br />

Der VVB<br />

Ständige Rubriken<br />

98 <strong>Vorschau</strong>, Leserservice, Impressum<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 5


Strecken und Stationen<br />

| STREIFZUG DURCH BERLIN<br />

Willkommen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Im modernen Berl<strong>in</strong>, dessen Stadtbahn<br />

elektrifiziert ist und auf der moderne S-Bahnen fahren –<br />

wenn die Verantwortlichen nicht wieder sparen ... David Ulrich/DB<br />

Immer wieder was<br />

Neues!<br />

6<br />

25 Jahre ist es jetzt her, dass<br />

die Mauer fiel. E<strong>in</strong>e sehr lange<br />

Zeit, wenn man betrachtet,<br />

was sich seither alles bei der<br />

<strong>Eisenbahn</strong> getan hat. Es gab<br />

Neubauten und Umbauten,<br />

Euphorie und Krise<br />

Nehmen wir mal an, Sie reisen heute mit der <strong>Eisenbahn</strong> nach<br />

Berl<strong>in</strong> und wollen wissen, wie es dort „früher“ war. So seit<br />

der Wende-Zeit etwa. Das ist leichter gefragt als gesagt, weil<br />

sich so viel geändert hat und auch, weil es da viele Arten von „früher“<br />

gibt. Früher, das kann zum Beispiel die ganz frühe Zeit se<strong>in</strong>, die vor<br />

25 Jahren und vor der Wende: mit der Mauer und den Grenz kon -<br />

trollen im düsteren Bahnhof Friedrichstraße. Oder die Zeit vor<br />

21 Jahren, 1993: Mit der „Aktion Silberpfeil“ und den ersten ICE-<br />

Zügen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Oder die Zeit vor acht Jahren: 2006, als mit Bohei<br />

und Feuerwerk der neue Hauptbahnhof eröffnet wurde und wenig<br />

später die Fußball-WM jede Menge Rummel <strong>in</strong> die Hauptstadt<br />

brachte. Es gab und gibt eben immer wieder etwas Neues <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />

Selbst aktuell: 2014 wird die (<strong>in</strong> den 1990er-Jahren modernisierte)<br />

Stadt bahn wieder für mehrere Monate geschlossen. Um dr<strong>in</strong>gende<br />

Instandhaltungsarbeiten und Reparaturen auszuführen.<br />

Der bekannteste <strong>Eisenbahn</strong>er von Berl<strong>in</strong><br />

Das hat sich <strong>in</strong> den letzten 25 Jahren e<strong>in</strong>fach so e<strong>in</strong>gespielt: In Berl<strong>in</strong><br />

baut man immer. An der e<strong>in</strong>en Stelle kommt was dazu, an der<br />

anderen was weg – siehe die Güterbahnhöfe und Bahnbetriebswerke,<br />

von denen heute nur noch Reste existieren. Der bekannteste <strong>Eisenbahn</strong>er<br />

der Stadt ist nicht der Bahnchef (aktuell Dr. Rüdiger Grube),<br />

sondern se<strong>in</strong> Kumpel Max Maulwurf. Der Kle<strong>in</strong>e wirbt nun schon<br />

seit fast zwei Jahrzehnten auf Plakaten und Flyern unermüdlich für<br />

Verständnis, weil baustellenbed<strong>in</strong>gt mal dieser Zug nicht fährt und<br />

jener Bahnhof nur e<strong>in</strong>geschränkt zugänglich ist. Das könnte ja jeder


Party <strong>in</strong> Pankow:<br />

Zur LoveParade s<strong>in</strong>d<br />

im Juli 2001 zahlreiche<br />

Teilnehmer mit<br />

Sonderzügen nach<br />

Berl<strong>in</strong> gekommen – und<br />

viele 103er auch, die<br />

nun auf die Rückfahrt<br />

warten. Inzwischen<br />

könnte die DB die<br />

Lokomotiven hier<br />

nicht mehr abstellen;<br />

der Güterbahnhof<br />

ist geschlossen<br />

Bodo Schulz<br />

Max Maulwurf hat <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> traditionell viel um<br />

die Ohren; ke<strong>in</strong> Tag, an dem er nicht bei irgende<strong>in</strong>er<br />

Baustelle um Verständnis werben muss Bodo Schulz<br />

Neue Gesichter <strong>in</strong> der Stadt: Heute mischen etliche Privatbahnen<br />

im Reise- und Güterverkehr von Berl<strong>in</strong> mit. In Lichtenberg steht e<strong>in</strong><br />

Connex-Zug nach Stralsund bereit Volker Emersleben<br />

verstehen – wenn es denn irgendwann e<strong>in</strong> Ende hätte. Aber das zieht<br />

sich eben genauso wie e<strong>in</strong> roter Faden durch, bei der Bahn wie <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong>: Kaum ist e<strong>in</strong>e Baustelle geschlossen, beg<strong>in</strong>nt die nächste.<br />

Wie gesagt, die Stadtbahn dieses Jahr ...<br />

Was es alles an Projekten gab, lässt sich schon nicht mehr an<br />

e<strong>in</strong>er Hand aufzählen. Neben der Stadtbahn die R<strong>in</strong>gbahn, die Nord-<br />

Süd-Fernbahn mit dem Pilzkonzept, der Innenr<strong>in</strong>g, der Außenr<strong>in</strong>g,<br />

Zulaufstrecken – da wird dem Außenstehenden ganz schw<strong>in</strong>delig.<br />

Spätestens, wenn er erfährt, wie viel Geld bei Ausbau, Umbau oder<br />

Neubau verbuddelt wurde. Gerade meldet die Presse, dass der Bau<br />

der S 21 vom R<strong>in</strong>g zum neuen Hauptbahnhof länger dauert und<br />

teurer wird. Womöglich taugt der Tunnel gar nicht für den Betrieb, so<br />

dass man den Endbahnhof verkürzen und 500 Meter nach vorn verlegen<br />

muss. Das ist Berl<strong>in</strong>. Da haben wir mit Flughafen BER, Staatsoper,<br />

Stadtschloss, Hauptbahnhof ... so unsere Erfahrungen. Nichts<br />

wird pünktlich fertig, alles kostet mehr.<br />

Der beständigste Job <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

Wenigstens hat sich Berl<strong>in</strong>s <strong>Eisenbahn</strong> dabei ganz gut herausgeputzt.<br />

Stadtbahn, Spandau, Gesundbrunnen, Südkreuz: Es ist viel passiert<br />

<strong>in</strong> dem Vierteljahrhundert. Übrigens nicht nur bei den Bauten, auch<br />

bei den Strukturen. Die Reichsbahn g<strong>in</strong>g, die Deutsche Bahn AG<br />

kam. Und nichts war beständiger als der Job des Umzugsmanagers<br />

für die Bahn. Erst nahm die DR e<strong>in</strong> Quartier <strong>in</strong> der Stadt (<strong>in</strong> der ehemaligen<br />

Zentrale des M<strong>in</strong>isteriums für Staatssicherheit), heutzutage<br />

residiert die Bahn AG am Potsdamer Platz. In e<strong>in</strong>em Riesend<strong>in</strong>g aus<br />

Stahl und Glas. Klar: Dort, wo die Eigentümer sitzen (der DB-Kon -<br />

zern gehört ja immer noch zu 100 Prozent dem Bund), möchte die<br />

Bahnführung nicht weit weg se<strong>in</strong>. Beim Bahntower, wie der Glasturm<br />

heißt, hat man Reichstag und Kanzler(<strong>in</strong>nen)amt quasi gleich<br />

nebenan. Für solche kurzen Entscheidungswege lohnt sich schon<br />

mal die fette Miete mitten <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> ...<br />

Nach wie vor ist die Deutsche Bahn AG auch der Platzhirsch <strong>in</strong><br />

der Stadt. Nichts geht ohne sie. Na gut, fast nichts, denn <strong>in</strong>zwischen<br />

mischen Privatbahnen munter mit. Bunte Garnituren im Nahverkehr,<br />

bunte Loks vor Güterzügen, dazu e<strong>in</strong> bisschen Fernreisen aus der<br />

Hand der „Nichtbundeseigenen“ – da hat sich ebenfalls e<strong>in</strong>e Menge<br />

getan. Inklusive der ersten Wechsel.<br />

So s<strong>in</strong>d die letzten zweie<strong>in</strong>halb Jahrzehnte an der Spree ziem -<br />

lich turbulent verlaufen. Berl<strong>in</strong> wuchs zusammen und stieg zur<br />

(Bahn-) Hauptstadt auf. Internationale Verb<strong>in</strong>dungen nach halb<br />

Europa? Klar, haben Sie heute mehr als früher. Regionale Taktung?<br />

Logisch, kriegen Sie, ziemlich schnell und ohne Pause – außer vielleicht,<br />

wenn gerade gebaut wird. Und wenn nicht e<strong>in</strong>ige Übereifrige<br />

am falschen Ende sparen, so wie bei der S-Bahn. Wie erfreulich entwickelte<br />

sich die doch, bis jemand auf den Gedanken kam, die Betreiber<strong>in</strong><br />

S-Bahn Berl<strong>in</strong> GmbH solle dem Mutterkonzern DB AG auf<br />

den Börsensprung helfen. Noch immer räumen die Verantwortlichen<br />

das betriebliche Chaos auf, das die Vorgänger mit ihrem Streichkonzert<br />

anrichteten. Neubau, Umbau, Euphorie und Krise, von allem<br />

war bei der S-Bahn <strong>in</strong> den letzten 25 Jahren etwas dabei. So wie bei<br />

der ganzen <strong>Eisenbahn</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Dieter Schmitt/Willy Grübner<br />

7


Momentaufnahmen<br />

| EISEN<strong>BAHN</strong> IN BERLIN – DIE LETZTEN 25 JAHRE<br />

„Janz Berl<strong>in</strong> eene Baustelle“: In der wiedervere<strong>in</strong>igten Metropole setzt e<strong>in</strong> beispielloser Bauboom<br />

e<strong>in</strong>, auch bei der <strong>Eisenbahn</strong>. Die auffälligste Neuerung erhält die Stadtbahn; gleich neben dem<br />

Lehrter Stadtbahnhof entsteht der neue Hauptbahnhof, mit dem man den Verkehr <strong>in</strong> Ost-Westwie<br />

Nord-Süd-Richtung neu ordnet. Im Mai 2002 lassen sich der Vorgängerbau l<strong>in</strong>ks und der Neubau<br />

rechts geme<strong>in</strong>sam ablichten. Wenig später wird der Stadtbahnhof abgerissen Konrad Kosch<strong>in</strong>ski<br />

Aufbruch und<br />

8<br />

Anfang 1989 schien es, als würde sich bei Berl<strong>in</strong>s <strong>Eisenbahn</strong>en <strong>in</strong> nächster Zeit<br />

wenig ändern. Weit gefehlt: Im Herbst fiel die Mauer, Berl<strong>in</strong> wuchs zusammen und<br />

nichts war mehr wie zuvor. Stationen der Entwicklung zur (Bahn-)Hauptstadt


Abbruch<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 9


Momentaufnahmen<br />

| EISEN<strong>BAHN</strong> IN BERLIN – DIE LETZTEN 25 JAHRE<br />

Zwei Tage nach der Öffnung der Grenzen fährt am<br />

11. November 1989 e<strong>in</strong> Sonderzug mit Berl<strong>in</strong>-Besuchern aus dem<br />

Bahnhof Zoo aus. Der große Reisestrom von Ost nach West<br />

hat begonnen – er reißt so schnell nicht ab Bodo Schulz<br />

10


Im geteilten Berl<strong>in</strong> war Friedrichstraße der streng abgeschirmte Grenzbahnhof<br />

zwischen West- und Ost-Berl<strong>in</strong>. Auch im Juni 1990 wirkt der Durchgang für Reisende aus<br />

dem Westen beklemmend, obwohl es ke<strong>in</strong>e Fe<strong>in</strong>dseligkeiten mehr gibt Bodo Schulz<br />

Wie durch e<strong>in</strong> Freilichtmuseum rollt die „Ferkeltaxe“ 172 711,<br />

als sie am 22. Oktober 1990 als Personenzug Charlottenburg –<br />

Nauen <strong>in</strong> Staaken e<strong>in</strong>trifft. Deutschland ist bereits wieder<br />

vere<strong>in</strong>igt, aber noch stehen im ehemaligen Grenzbahnhof<br />

Wachtürme und Zäune Konrad Kosch<strong>in</strong>ski<br />

Abschied aus Deutschland: Am 1. September 1994<br />

wartet der letzte russische Militärzug im Bahnhof<br />

Berl<strong>in</strong>-Lichtenberg auf die Abfahrt. Nach fast fünf<br />

Jahrzehnten endet die Zeit der Alliierten <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

Konrad Kosch<strong>in</strong>ski<br />

Die Mauer ist weg!<br />

Der 9. November 1989 geht <strong>in</strong> die Geschichtsbücher e<strong>in</strong>. Über<br />

Nacht ist die Teilung Berl<strong>in</strong>s überwunden, auch bei der <strong>Eisenbahn</strong>.<br />

E<strong>in</strong>e neue Zeitrechnung beg<strong>in</strong>nt: im Zeichen der Geme<strong>in</strong>samkeit<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 11


Momentaufnahmen<br />

| EISEN<strong>BAHN</strong> IN BERLIN – DIE LETZTEN 25 JAHRE<br />

In den 1990er-Jahren wird das lang geplante Vorhaben e<strong>in</strong>er<br />

Nord-Süd-Fernverb<strong>in</strong>dung Realität. Aus dem Bahnhof Papestraße<br />

macht die DB dabei den (teilweise neuen) Bahnhof<br />

Südkreuz, e<strong>in</strong>en weiteren Knoten für den Regional- und<br />

Fernverkehr Volker Emersleben<br />

Am Potsdamer Platz, mit Blick auf den Reichstag, hat die<br />

DB AG seit dem Jahr 2000 ihr Hauptquartier. Der Mietvertrag<br />

für den 26 Stockwerke hohen „Bahn Tower“ läuft noch<br />

m<strong>in</strong>destens bis zum Jahr 2024 Volker Emersleben<br />

Im September 1996 lud<br />

das Messegelände Berl<strong>in</strong><br />

zur ersten InnoTrans e<strong>in</strong>.<br />

Mittlerweile ist die zweijährige<br />

Veranstaltung<br />

die Leitmesse für die<br />

Schienenverkehrstechnik<br />

und e<strong>in</strong> Laufsteg der<br />

Fahrzeug-Neuheiten –<br />

wie mit der Mehrmotorlok<br />

245 im September 2012<br />

Sebastian Schrader<br />

Licht aus, Spot an: Mit e<strong>in</strong>em spektakulären<br />

Programm eröffnet die Deutsche Bahn am<br />

26. Mai 2006 den neuen Hauptbahnhof, ihre<br />

Visitenkarte im heutigen Berl<strong>in</strong> Bodo Schulz<br />

12


An die Spitze<br />

Als Hauptstadt der DDR war (Ost-)Berl<strong>in</strong> schon Mittelpunkt des<br />

Bahnreiseverkehrs. Das wieder vere<strong>in</strong>igte Berl<strong>in</strong> rückt erst recht <strong>in</strong>s Rampenlicht.<br />

Sei es mit dem Streckennetz, <strong>in</strong> Sachen Verwaltung oder bei der Bahn<strong>in</strong>dustrie<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 13


Momentaufnahmen<br />

| EISEN<strong>BAHN</strong> IN BERLIN – DIE LETZTEN 25 JAHRE<br />

Die Verb<strong>in</strong>dung Berl<strong>in</strong> – Budapest ist zwar eigentlich e<strong>in</strong>e<br />

bekannte Fernverb<strong>in</strong>dung, aber im Juni 1994 doch etwas<br />

Besonderes. Der EuroCity 175 kommt aus Hamburg und<br />

hat unter anderem im Bahnhof Zoo Station gemacht, bevor<br />

er über die Stadtbahn weiter Richtung Ostbahnhof fährt.<br />

Im Bild s<strong>in</strong>d die beiden DB-Dieselloks der Baureihe 218 mit<br />

dem Zug bei Jannowitzbrücke unterwegs; h<strong>in</strong>ten der<br />

Bahnhof Alexanderplatz, den der EC ohne Halt durchfuhr<br />

Bernd Oliver Sydow<br />

Villa Kunterbunt<br />

Neue Fahrzeuge, neue Züge, neue Betreiber: In den Jahren nach<br />

der Wende jagt e<strong>in</strong> Novum das nächste. Berl<strong>in</strong> wird farbenfroh,<br />

was die Fahrzeuge betrifft. Und zu e<strong>in</strong>em Paradies für Tra<strong>in</strong>spotter<br />

14


E<strong>in</strong>e Schlafwagen-Schaffner<strong>in</strong> der Russischen <strong>Eisenbahn</strong>en<br />

wartet im September 2007 im neuen Hauptbahnhof mit ihrem<br />

D-Zug auf die Abfahrt. Über Polen und Weißrussland geht die<br />

Reise nach Kal<strong>in</strong><strong>in</strong>grad Bodo Schulz<br />

In den ersten Jahren nach der Wende gibt es auf dem Berl<strong>in</strong>er<br />

Streckennetz zahlreiche Dampflok-Fahrten – auch vor planmäßigen<br />

Zügen. Mit e<strong>in</strong>em Schnellzug ist 01 1531 auf der Stadtbahn unterwegs;<br />

gerade passiert sie den S-Bahn-Haltepunkt Jannowitzbrücke Ronald Broschat<br />

Im Regionalverkehr von Berl<strong>in</strong> und Brandenburg ist die Ostdeutsche<br />

<strong>Eisenbahn</strong>-Gesellschaft (ODEG) <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong>e feste Größe. Seit<br />

2013 bedient sie mit Stadler-Doppelstocktriebzügen vom Typ KISS<br />

unter anderem die Regionalexpress-L<strong>in</strong>ie Wismar – Berl<strong>in</strong> – Cottbus;<br />

hier auf der Stadtbahn an der Museums<strong>in</strong>sel Bodo Schulz<br />

15


Momentaufnahmen<br />

| EISEN<strong>BAHN</strong> IN BERLIN – DIE LETZTEN 25 JAHRE<br />

In Rummelsburg liegen Vergangenheit und Gegenwart dicht beie<strong>in</strong>ander:<br />

Der ICE im Vordergrund verlässt im Juli 1999 nach e<strong>in</strong>em Aufenthalt im ICE-Werk<br />

das Gelände; dabei passiert er auch die historische Rotunde, die, denkmalgeschützt<br />

und ungenutzt, sich selbst überlassen bleibt Volker Emersleben<br />

Abschied von e<strong>in</strong>em großen<br />

Namen: Die Leuchtschrift am<br />

Berl<strong>in</strong>er Hauptbahnhof, der seit<br />

1998 wieder Ostbahnhof heißt,<br />

hat im August 1999 ausgedient.<br />

Mit der Modernisierung stellt<br />

sich der Bahnhof den Reisenden<br />

auf andere Weise vor<br />

Volker Emersleben<br />

Wie e<strong>in</strong>e Restekiste wirkt das<br />

Bahnbetriebswerk Berl<strong>in</strong>-Pankow<br />

im September 1990. Die<br />

Anforderungen haben sich<br />

geändert; für die 242er-Elloks,<br />

die 120er-Dieselloks und den<br />

Triebkopf 175 008 gibt es ke<strong>in</strong>en<br />

Bedarf mehr Josef Mauerer<br />

16


Der Rangierbahnhof Berl<strong>in</strong>-Wuhlheide ist im<br />

Mai 2009 Brachland, Biotop, Abenteuerspielplatz oder<br />

alles zusammen – an die Betriebszeiten er<strong>in</strong>nern<br />

lediglich die trotzig stehenden Signale Volker Emersleben<br />

Wiederseh’n, danke schön<br />

Der Aufschwung der <strong>Eisenbahn</strong> nach 1989 nimmt beileibe nicht alles mit. S<strong>in</strong>kende<br />

Frachtraten und veränderte Instandhaltungskonzepte machen viele Bahnanlagen<br />

überflüssig. Auch Sanierungen lassen Vertrautes aus dem Bahnalltag verschw<strong>in</strong>den<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 17


Strecken und Stationen<br />

| <strong>BAHN</strong>HOFSUMBAUTEN UND –NEUBAUTEN<br />

Nicht, dass die <strong>Eisenbahn</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

den 1990er-Jahren neu erfunden worden<br />

wäre. Aber weit davon entfernt<br />

liegt das, was Reichsbahn und Deutsche<br />

Bahn damals anpackten, vermutlich auch<br />

nicht. G<strong>in</strong>g es doch darum, die Verkehrsströme<br />

<strong>in</strong> der wieder vere<strong>in</strong>igten Stadt neu<br />

zu ordnen und besser zu verteilen. Tradi -<br />

tionell hatte die Stadtbahn <strong>in</strong> Ost-West-Richtung<br />

das Gros der durchfahrenden Fernzüge<br />

aufgenom men. Nun entstand e<strong>in</strong>e zweite<br />

Magistrale <strong>in</strong> Nord-Süd-Richtung (siehe<br />

S. 24–27). Sie eröffnete e<strong>in</strong>erseits neue Kapazitäten<br />

und ersparte andererseits Zügen aus<br />

Hamburg, Rostock, Leipzig oder Dresden<br />

kostspielige Umwege. Den Fernver kehr <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong> konnte man damit besser lenken – und<br />

die Bahn-Metropole an der Spree noch mehr<br />

<strong>in</strong> das nationale und <strong>in</strong>ternationale Schienennetz<br />

e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den.<br />

Freilich gehörten dazu neue Zustiegsmöglichkeiten<br />

– entsprechende Vorhaben standen<br />

mit auf der Agenda der DB. Und so wandelte<br />

sich <strong>in</strong> der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre,<br />

vor allem aber im neuen Jahrtausend das<br />

Bild: Neue bedeutende Halte wurden geschaffen,<br />

bisher wichtige Fernverkehrsbahnhöfe<br />

Berl<strong>in</strong>s verloren an Bedeutung.<br />

Der neue Berl<strong>in</strong>er Hauptbahnhof<br />

An der Spitze der Berl<strong>in</strong>er Bahnhofs-Hierarchie<br />

hatte man e<strong>in</strong>en zentral gelegenen<br />

Hauptbahnhof vorgesehen; <strong>in</strong> dem Neubau<br />

sollten sich die alte Magistrale Stadtbahn<br />

und die neue Nord-Süd-Fernbahn kreuzen.<br />

Am 9. Septem ber 1998 legten Bundesverkehrsm<strong>in</strong>ister<br />

Matthias Wissmann und<br />

Bahnchef Dr. Johannes Ludewig dafür den<br />

Grundste<strong>in</strong>. Der Neubau erhielt se<strong>in</strong>en Platz<br />

neben dem alten Lehrter Stadtbahnhof,<br />

direkt an der Spree und im Ortsteil Moabit<br />

des Bezirks Berl<strong>in</strong> Mitte. In Er<strong>in</strong>nerung an<br />

den benachbarten „Vorgänger“, der im Rahmen<br />

der Bauarbeiten abgerissen wurde, trug<br />

er anfangs e<strong>in</strong>en Namen mit Untertitel: „Berl<strong>in</strong><br />

Hauptbahnhof Lehrter Bahnhof“. Er öff -<br />

net wurde das neue Herzstück des Berl<strong>in</strong>er<br />

Zugverkehrs <strong>in</strong> zwei Etappen: 2002 für die<br />

S-Bahn, endgültig dann am 26./27. Mai 2006<br />

mit e<strong>in</strong>er groß angeleg ten „Lichts<strong>in</strong>fonie“.<br />

Seit dem 28. Mai 2006 fahren den Bahnhof<br />

planmäßig Reisezüge des Regional- und<br />

Fernverkehrs an; an diesem Tag g<strong>in</strong>g auch<br />

die neue Nord-Süd-Verb<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> Betrieb.<br />

Der Neubau ist als Turmbahnhof konzipiert<br />

und <strong>in</strong> dieser Form europaweit der<br />

Größte se<strong>in</strong>er Art. Zwei Streckenebenen stehen<br />

zur Verfügung: Die Züge der Ost-West-<br />

Richtung fahren auf der Stadtbahn im<br />

oberen Bereich, rund zehn Meter über Straßenniveau.<br />

Es stehen sechs auf Brückenbauwerken<br />

verlegte Gleise zur Verfügung; der<br />

neue Hauptbahnhof liegt als Zwischenhalt<br />

zwischen den Bahnhöfen Zoologischer Gar-<br />

18<br />

Alle Welt sche<strong>in</strong>t auf den<br />

Be<strong>in</strong>en, als die DB am 27. Mai<br />

2006 zur Eröffnung des neuen<br />

Berl<strong>in</strong>er Hauptbahnhofs lädt.<br />

Im Tunnelbahnhof warten<br />

Sonderzüge und e<strong>in</strong>e Fahrzeugschau<br />

auf die Besucher<br />

Volker Emersleben<br />

Das große<br />

Quartett<br />

In den 1990er-Jahren begannen etliche Ausbau- und<br />

Umbaumaßnahmen, um die Verkehrsströme <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

neu zu ordnen. Damit e<strong>in</strong>her g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e Neuordnung<br />

der Bahnhöfe; vier bedeutende Fernbahnhalte<br />

entstanden, dafür traten andere <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund<br />

ten und Friedrichstraße. Der untere Bereich,<br />

die Tunnelstation, bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> 15 Metern<br />

Tiefe und umfasst acht Gleise. Dies ist das<br />

Zentrum der Nord-Süd-Fernbahn zwischen<br />

Spandau bzw. Gesundbrunnen im Norden<br />

und Südkreuz im Süden. Auf drei weiteren<br />

Ebenen verteilen sich Geschäfte, Verkaufsstellen<br />

und Service-E<strong>in</strong>richtungen.<br />

Die DB hatte den Anspruch, e<strong>in</strong> prestigeträchtiges<br />

Aushängeschild zu schaffen.<br />

Demgemäß erhielt der neue Hauptbahnhof<br />

e<strong>in</strong>e spektakuläre Gestaltung, entwickelt<br />

von den Architekten Me<strong>in</strong>hard von Gerkan<br />

und Partner. Die Stadtbahnebene über -<br />

spannt e<strong>in</strong>e bee<strong>in</strong>druckende Glasdach-Bogenhalle.<br />

Über die Halle „legen“ sich noch<br />

zwei Querbauten, die „Bügelbauten“. In der<br />

realisierten Ausführung misst die Halle<br />

321 Meter Länge und 59 bis 68 Meter Breite;<br />

das Dach enthält mehr als 9.000 Glas -<br />

elemente und e<strong>in</strong>e Photovoltaik-Anlage.<br />

Nach dem Willen der Architekten sollte die<br />

Bogenkonstruktion sogar 430 Meter lang<br />

werden. Da jedoch der Bau <strong>in</strong> Term<strong>in</strong>verzug


Die Station mit dem Doppelnamen: Zur Er<strong>in</strong>nerung an den Vorgänger <strong>in</strong><br />

nächster Nähe bekam der neue Hauptbahnhof den Zusatz „Lehrter Bahnhof“;<br />

auf der Stadtbahnebene (Foto) heißt er noch immer so Heiko Focken<br />

Bei der Grundste<strong>in</strong>legung<br />

für den neuen Hauptbahnhof<br />

wurden 1998<br />

Modelle des ICE und des<br />

Transrapid e<strong>in</strong>gebaut. Der<br />

Bahnhof sollte auch die<br />

Magnetbahntrasse Ham -<br />

burg – Berl<strong>in</strong> aufnehmen;<br />

dies scheiterte aber aus<br />

politischen und f<strong>in</strong>anziellen<br />

Gründen<br />

Volker Emersleben<br />

geriet und die DB AG den Bahnhof unbe -<br />

d<strong>in</strong>gt zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 betreiben<br />

wollte, verfügte sie e<strong>in</strong>e verkürzte<br />

Version. E<strong>in</strong>en Aufschlag gab es dagegen<br />

bei den Kosten. Anstelle der vorgesehenen<br />

400 Millionen Euro beliefen sie sich am Ende<br />

auf rund das Doppelte.<br />

Im Reiseverkehr ist der neue Hauptbahnhof<br />

unangefochten Berl<strong>in</strong>s Nummer 1. Alle<br />

wichtigen Fernverb<strong>in</strong>dungen haben hier e<strong>in</strong>en<br />

Halt – national wie <strong>in</strong>ternational. Wobei<br />

der Bahnhof zwar zentral liegt und mit<br />

Nur der Reichstag<br />

bef<strong>in</strong>det sich gleich um<br />

die Ecke – e<strong>in</strong> Zufall?<br />

Mangel im Konzept: Weil die Fernbahnsteige<br />

des neuen Hauptbahnhofs gekrümmt s<strong>in</strong>d,<br />

müssen die Aufsichten beim Abfertigen der<br />

Züge über Monitore den Fahrgastwechsel an<br />

den Wagenreihen beobachten Bernd Kuhlmann<br />

300.000 Reisenden täglich e<strong>in</strong> enormes Aufkommen<br />

hat, aber sich auf Berl<strong>in</strong> bezogen<br />

eher im Niemandsland bef<strong>in</strong>det. Zentrum<br />

und Mitte, die beiden „Innenstädte“, liegen<br />

von anderen Bahnhöfen aus näher. Nur der<br />

Reichstag als „Herberge“ des Bundesparlaments<br />

bef<strong>in</strong>det sich gleich um die Ecke – e<strong>in</strong><br />

Zufall? Und auch die S-Bahn-Anb<strong>in</strong>dung ist<br />

ausbaufähig: Bislang gibt es ke<strong>in</strong>e Nord-Süd-<br />

L<strong>in</strong>ie, nur die Züge auf der Stadtbahn.<br />

Wie auch immer, der neue Hauptbahnhof<br />

ist nicht zuletzt wegen se<strong>in</strong>er Architektur <strong>in</strong>zwischen<br />

das berühmteste <strong>Eisenbahn</strong>-Bauwerk<br />

Berl<strong>in</strong>s und selbst <strong>in</strong>mitten der zahllosen<br />

Neubauten der Hauptstadt e<strong>in</strong>e Besonderheit.<br />

Übrigens: Während der Bahnhof offiziell<br />

seit 2006 „Berl<strong>in</strong> Hauptbahnhof“ heißt,<br />

lebt der Untertitel „Lehrter Bahnhof“ fort;<br />

man f<strong>in</strong>det ihn auf den Bahnhofsschildern<br />

der Stadtbahn-Ebene und DB-<strong>in</strong>tern, wo der<br />

neue Hauptbahnhof bis heute als „Berl<strong>in</strong><br />

Lehrter Stadtbahnhof“ (BLS) firmiert.<br />

Im Zusammenhang mit der Neuordnung<br />

der Verkehrsströme g<strong>in</strong>g die Deutsche Bahn<br />

ab den 1990er-Jahren noch drei weitere<br />

große Bahnhofsprojekte <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> an. Die<br />

Baumaßnahmen <strong>in</strong> Spandau, Gesundbrunnen<br />

und Südkreuz stehen zwar <strong>in</strong> ihrem Umfang<br />

h<strong>in</strong>ter denen beim neuen Hauptbahn -<br />

hof zurück, aber auch hier entstanden bemerkenswerte<br />

neue Halte.<br />

Bahnhof Berl<strong>in</strong>-Spandau<br />

Ähnlich wie der zentrale Bau auf der Stadtbahn<br />

ist der Fernbahnhof <strong>in</strong> dem Berl<strong>in</strong>er<br />

Ortsteil e<strong>in</strong> Neubau neben e<strong>in</strong>er vorhan de -<br />

nen Anlage. Planungen, die Strecke und den<br />

Fernhalt aufzuwerten, reichen bis <strong>in</strong> die Zeit<br />

vor der Wende zurück; bereits 1988 gab es<br />

erste Verhandlungen zum Bau e<strong>in</strong>er ICE-<br />

Trasse Berl<strong>in</strong> – Hannover. Von 1996 bis 1998<br />

realisierte die Deutsche Bahn AG dann das<br />

Projekt des Fern- und Regionalbahnhofs Berl<strong>in</strong>-Spandau.<br />

In direkter Nachbarschaft zum<br />

bisherigen S-Bahn- und ehemaligen Fernbahnhalt<br />

entstand e<strong>in</strong> neuer, sechsgleisiger<br />

Bahnhof für Regional- und Fernzüge (vier<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 19


Strecken und Stationen<br />

| <strong>BAHN</strong>HOFSUMBAUTEN UND –NEUBAUTEN<br />

Die lang gezogenen Tonnendächer der<br />

Bahnhofshalle s<strong>in</strong>d das Markenzeichen des<br />

Neubaus <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Spandau. Zwischen 1996<br />

und 1998 entstand hier e<strong>in</strong> neuer Bahnhof,<br />

samt Gütergleis außerhalb der Halle<br />

Hans-Jürgen Eggert/DB<br />

Gleise) sowie für die S-Bahn (zwei Gleise).<br />

Gleichzeitig rückte die DB damit den Verkehrshalt<br />

näher zur Stadt. Mit se<strong>in</strong>er 432 Meter<br />

langen, verglasten Tonnendachkonstruktion<br />

als Bahnsteigüberdachung ist der<br />

Neubau von Berl<strong>in</strong>-Spandau der längste Hal -<br />

lenbahnhof Deutschlands; der Entwurf<br />

stammt von den Architekten Gerkan und<br />

Partner.<br />

Am 19. Mai 1997 nahm die DB den ersten<br />

Bahnsteig des neuen Bahnhofs <strong>in</strong> Betrieb.<br />

Zunächst diente er nur dem Regional- und<br />

Fernverkehr, zum 30. Dezember 1998 folgte<br />

auch die S-Bahn. Im Fernverkehr ist Berl<strong>in</strong>-<br />

Spandau heute fester Bestandteil des IC-/ECund<br />

ICE-Netzes. Es halten Züge nach Hamburg,<br />

München, Amsterdam, Interlaken Ost,<br />

Budapest und Wroclaw.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs musste der Bahnkonzern bei<br />

dem Bahnhof e<strong>in</strong>ige Kompromisse e<strong>in</strong>gehen.<br />

Die während der Bauzeit noch vorgesehene<br />

Magnetbahn-Trasse Hamburg – Berl<strong>in</strong> beschränkte<br />

den Platz; auch deshalb fiel die<br />

Empfangshalle eher unrepräsentativ kle<strong>in</strong><br />

aus. Als man die Idee des Transrapid verwarf,<br />

war es zu spät, um etwas zu ändern.<br />

Bahnhof Berl<strong>in</strong> Gesundbrunnen<br />

Nicht weit von der Berl<strong>in</strong>er Mauer entfernt,<br />

spielte Gesundbrunnen im gleichnamigen<br />

Ortsteil vor der Wende nur als etwas abseitig<br />

gelegener S-Bahn-Halt e<strong>in</strong>e Rolle. Im Zusammenhang<br />

mit der Neuordnung der Verkehrsströme<br />

nach dem so genannten Pilzkonzept<br />

20<br />

Im August 1989 hat der Bahnhof Gesundbrunnen mit Fernverkehr nicht viel zu tun. Er ist ledig -<br />

lich Durchfahrstation, zum Beispiel für diesen Militärzug der französischen Alliierten Josef Mauerer<br />

war geplant, den Bahnhof zu modernisieren,<br />

weitgehend umzubauen und zu ei nem Fernbahnhalt<br />

aufzuwerten; zuletzt hatten Züge<br />

nur e<strong>in</strong> Fernbahngleis zur Durch fahrt<br />

genutzt. Gleichzeitig sollten die bei der Teilung<br />

unterbrochenen S-Bahn-Strecken <strong>in</strong>s<br />

frühere Ost-Berl<strong>in</strong> wieder aufge baut werden.<br />

Beides verwirklichte die Deutsche Bahn<br />

ab den 1990er-Jahren. Im Bahnhof selbst<br />

wurden die alten S-Bahnsteige abgetragen<br />

und leicht versetzt neu errichtet; sie dienen<br />

nun als Richtungsbahnsteige. Daran schließt<br />

sich der neu gebaute Fernbahnteil an. Er ist<br />

mit dem S-Bahn-Bereich über e<strong>in</strong>en Hochbahnsteig<br />

verbunden. Am 17. September<br />

2001 fuhren erstmals wieder S-Bahnen von<br />

Gesundbrunnen über die ehemalige Demarkationsl<strong>in</strong>ie<br />

zum Bahnhof Schönhauser Allee;<br />

am 15. Juni 2002 g<strong>in</strong>g zwischen Gesundbrunnen<br />

und Wedd<strong>in</strong>g der letzte fehlende<br />

Abschnitt der R<strong>in</strong>gbahn <strong>in</strong> Betrieb. Bis zur<br />

Eröffnung des Fernbahnteils dauerte es aller -<br />

d<strong>in</strong>gs noch; er folgte erst zum 28. Mai 2006<br />

mit dem Betriebsstart des Pilzkonzeptes.<br />

Außer von Regional- und Fernreisezügen<br />

wird Gesundbrunnen seit Ende 2007 auch<br />

vom Interconnex angefahren. Der modernisierte<br />

Bahnhof verfügt über sechs Fernbahnund<br />

vier S-Bahn-Gleise; der Umbau kostete<br />

114 Millionen Euro.<br />

Über Jahre machte die Station allerd<strong>in</strong>gs<br />

e<strong>in</strong>en unfertigen E<strong>in</strong>druck. Nicht ohne Grund:<br />

Um Kosten zu sparen, hatte die DB auf die<br />

vom Architekten Axel Oesterreich geplanten<br />

Turmbauten und auch das Empfangsgebäude<br />

verzichtet. Zunächst gab es neben dem Bahnhof<br />

e<strong>in</strong>e leere Fläche, ab Februar 2006 dann<br />

e<strong>in</strong> Provisorium <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Pavillons mit


Aus Papestraße wurde Südkreuz: Ebenfalls<br />

Ende Mai 2006 nahm die DB den neuen Halt auf<br />

der Nord-Süd-Verb<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> Betrieb. Wenige<br />

Tage später begegnet sich dort mit S-Bahn, Bus<br />

und Bär Berl<strong>in</strong>er Prom<strong>in</strong>enz Bodo Schulz<br />

So sah der Betrieb im Bahnhof Friedrichstraße<br />

1990 aus: Er ist Fernverkehrshalt<br />

(l<strong>in</strong>ks mit D-Zug, 27. Mai)<br />

und die Transportpolizisten arbeiten bis<br />

zum 3. Oktober auf e<strong>in</strong>em Grenzbahnhof<br />

(oben, Foto vom 2. Juli) Bodo Schulz (2)<br />

DB-Service-Store. Seit 2013 entsteht hier e<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>geschossiger Bau. Der Abschluss der Arbeiten,<br />

die mit 9,7 Millionen Euro zu Buche<br />

schlagen, ist für Mitte 2014 geplant.<br />

Bahnhof Berl<strong>in</strong> Südkreuz<br />

Das vierte größere Bahnhofsprojekt bezog<br />

sich auf e<strong>in</strong>en Turmbahnhof im Ortsteil Schöneberg,<br />

der ursprünglich den Namen Papestraße<br />

trug. Dort besteht die Umsteigemöglichkeit<br />

von den S-Bahn-Zügen der R<strong>in</strong>g -<br />

bahn (obere Ebene) zur Nord-Süd-S-Bahn<br />

sowie zu den Regional- und Fernzügen der<br />

Anhalter Bahn nach Halle/Leipzig bzw. der<br />

Dresdner Bahn nach Dresden (untere Ebe -<br />

ne). Im Rahmen des Pilzkonzeptes plan te die<br />

DB, den Bahnhof grundsätzlich umzugestalten<br />

und zu erneuern. Auch Streckenabschnit -<br />

te der R<strong>in</strong>gbahn und der Nord-Süd-Bahn sollten<br />

modernisiert werden. Insgesamt hatte<br />

die DB 640 Millionen Mark (rund 320 Millionen<br />

Euro) für das Projekt veranschlagt.<br />

Der Plan, 1995 mit den Arbeiten zu beg<strong>in</strong>nen,<br />

ließ sich jedoch nicht verwirklichen. Von<br />

den Anwohnern angestrengte Gerichtsverfahren<br />

und Diskussionen mit dem Senat<br />

über f<strong>in</strong>anzielle Zuschüsse zögerten den Umbau<br />

h<strong>in</strong>aus. Letztlich dauerte es bis <strong>in</strong>s neue<br />

Jahrtausend, bis das Projekt aufgenommen<br />

werden konnte. Unter anderem verlegte man<br />

auf der unteren Ebene die Trasse der Nord-<br />

Süd-S-Bahn und errichtete drei Fern- und<br />

Regionalbahnsteige. Auch auf der oberen<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 21


Strecken und Stationen<br />

| <strong>BAHN</strong>HOFSUMBAUTEN UND –NEUBAUTEN<br />

Übersicht<br />

Berl<strong>in</strong>s Fernbahnhöfe<br />

Bahnhof Inbetriebnahme Außerbetriebnahme Bemerkungen<br />

Ahrensfelde* 01.05.1892 – nur RB<br />

Alexanderplatz 15.05.1882 – 1961–1995 nur S-Bahn, Fernzüge fuhren ohne Halt durch,<br />

Umbau bis 1998, jetzt Halt für RE, RB (ICE, IC fahren durch)<br />

Anhalter Bahnhof 01.07.1841 18.05.1952 Güterverkehr bis 1995<br />

Baumschulenweg 20.05.1890 2006 Abriss nach 2006 für Umbau; bis 1990 nur Halt weniger Züge,<br />

zumeist Sonderzüge, 2006 wieder aktiviert für Ersatzverkehr<br />

mit Triebwagen 628<br />

Blankenburg 01.06.1877 1924 S-Bahn<br />

1961 1976 Behelfsbahnsteig für Züge nach Basdorf (siehe Karow)<br />

Charlottenburg 07.02.1882 – nach 2006 nur Halt für RE, RB<br />

Eberswalder Str. 01.10.1877 11.07.1985 Nordbahnhof, ab 1950 Eberswalder Str. Gbf, 1898 Reiseverkehr<br />

an Stett<strong>in</strong>er Bahnhof abgegeben; verbliebene Anlagen (Brücken)<br />

heute bei DB Netz AG<br />

Friedrichstraße 07.02.1882 – Grenzbahnhof 1961–1990, bis 1995 auch IC-Halt, nach<br />

Stadtbahnsanierung 1999 nur Halt für RE, RB<br />

Gesundbrunnen 17.07.1871 18.05.1952 nur noch Durchfahrten<br />

28.05.2006 – Wiedererschließung für Pilzkonzept (ICE, IC, RE, RB)<br />

Görlitzer Bahnhof 13.09.1866 30.04.1951 bis 1987/1990 nur Güterverkehr<br />

Grunewald 01.08.1879 1928 S-Bahn<br />

1941 1945 Verwendung für Judendeportationen<br />

1993 1998 Rollende Landstraße (2 x tgl. Autozug mit IC-Wagen ab Ladestraße)<br />

Hohenschönhausen 20.12.1984 – RB, RE-Halt (nach 2006 nur noch RB)<br />

Jungfernheide 01.05.1894 1952 1992–1994 provisorischer Halt von Personenzügen<br />

28.05.2006 – Halt für RE, RB (ICE, IC durchfahren den Haltepunkt)<br />

Karlshorst 01.05.1895 2016 nur Halt RB, Abriss zugunsten von Köpenick Neubau geplant<br />

Karow 15.11.1882 1924 zugunsten der S-Bahn<br />

1950 Neubau Verb<strong>in</strong>dungskurve nach Basdorf, ab 1976 planmäßiger Halt<br />

der Züge Richtung Basdorf, heute RB der NEB<br />

Köpenick 2016 – Neubau geplant (Gütergleise zu DDR-Zeiten für NVA-Züge und<br />

andere Sonderzüge genutzt)<br />

Lichtenberg 1881 – Umbau 1982, e<strong>in</strong>st wichtigster Berl<strong>in</strong>er Bahnhof, jetzt nur RB<br />

Lichterfelde Ost 20.09.1868 1952<br />

28.05.2006 –<br />

Lichterfelde West 15.12.1887 – bis 1993 Bahnhof der Amerikanischen Alliierten,<br />

heute ke<strong>in</strong>Reiseverkehr<br />

Potsdamer Platz 28.05.2006 – Neubau Pilzkonzept (parallel zur Nord-Süd-S-Bahn)<br />

Marzahn 01.05.1898 30.12.1982 nur P, zurück nach Ahrensfelde<br />

Nordbahnhof 01.08.1882 18.05.1952 ehem. Stett<strong>in</strong>er Bf bis 1950, bis 1962 Teilabriss; E<strong>in</strong>fahrten, Brücken<br />

heute noch vorhanden (und bei DB Netz)<br />

Ostbahnhof 1 1867 07.02.1882 Übergang auf Stadtbahn (Schlesischer Bahnhof), Reste als<br />

Postpaketbahnhof (BRD) und z.T. noch Fahrkartendruckerei der DR<br />

Ostbahnhof 2 23.10.1842 – 1987–1998 Berl<strong>in</strong> Hauptbahnhof (ehem. Frankfurter Bahnhof bis<br />

1881, Schlesischer Bahnhof bis 1950), Endstation der ICE, Halt für IC,<br />

EC, RE, RB<br />

Ostkreuz 07.02.1882 1923 Umbau (erste Bezeichnung Rummelsburg-Stralau), dann nur S-Bahn<br />

2015 – Halt an neuen Bahnsteigen (R<strong>in</strong>gbahn, zur Stadtbahn) geplant<br />

Schöneweide 24.05.1868 – e<strong>in</strong>st Halt für D-Züge, dann RE/RB, letzter RB zum 11.12.2011,<br />

jetzt nur fallweise Dampfsonderzüge<br />

Schönefeld* 10.07.1951 – bis 2006 auch Halt für ICE, IC; jetzt nur noch RE, RB<br />

Flughafen BER* 2012 – Probebetrieb, evtl. Eröffnung des Flughafen BER 2017<br />

Spandau 15.07.1910 - Eröffnung als Spandau West, Umbau zum 19.05.1997,<br />

Halt für ICE, IC, RE, RB<br />

Stresow 15.10.1846 19.05.1997 Spandau Hbf 1911–1936, bis 1997 Berl<strong>in</strong>-Spandau Pbf<br />

Südkreuz 28.05.2006 – 1901 als Papestraße eröffnet, Umbau ab 2003, Halt auch für Fernzüge<br />

(ICE, IC, RE, RB)<br />

Tegel 01.10.1893 – bis 1993 Bahnhof der französischen Alliierten, heute ke<strong>in</strong> Reiseverkehr<br />

Wannsee 01.06.1874 - bis 1998 auch ICE-Halt, jetzt nur RE, RB und Autozug<br />

Westkreuz 06.1994 05.1997 nur RB (Behelfsbahnsteig, Verlagerung von Jungfernheide)<br />

Zoologischer Garten 1882/1884 – 28.05.2006 hielt zuletzt e<strong>in</strong> ICE, jetzt nur RE, RB<br />

Die Aufstellung schließt jene Bahnhöfe e<strong>in</strong>, die 1990 noch e<strong>in</strong>en Gleisanschluss hatten bzw. bei denen Teile des e<strong>in</strong>stigen Bahnhofs noch vorhanden oder angeschlossen waren bzw. die aufgrund<br />

von Bauwerken heute noch zum Inventar der DB Netz AG gehören. Nicht berücksichtigt wurden die Stationen Lehrter Bahnhof (1868 – 1951)(Hamburg und Lehrter Bahnhof, Conta<strong>in</strong>erbahnhof<br />

bis 2006), Hamburger Bahnhof (1846 – 1884), Potsdamer Bahnhof (1869 – 1945), Schlachtensee (1874 – 1970, nach 1933 nur Güterverkehr), der zeitweise provisorische „Messe-Bahnhof“<br />

der Internationalen Luftfahrt-Ausstellung (ILA) <strong>in</strong> Diepensee und Zehlendorf.<br />

* Schönefeld liegt zwar nicht im Bundesland Berl<strong>in</strong>, hieß aber lange Flughafen Berl<strong>in</strong>-Schönefeld und ist daher mit aufgeführt. Ebenso bef<strong>in</strong>det sich der neue Flughafen BER Berl<strong>in</strong> Brandenburg<br />

„Willy Brandt“ im Bundesland Brandenburg, wird aber wegen des namentlichen Bezugs zu Berl<strong>in</strong> berücksichtigt; der Bahnhof Ahrensfelde bef<strong>in</strong>det sich im Berl<strong>in</strong>er Stadtgebiet (Marzahn-Hellersdorf)<br />

Zusammenstellung: Michael Reimer<br />

22


Im Januar 2010 fährt e<strong>in</strong> D-Zug mit Ziel Russ -<br />

land/Ukra<strong>in</strong>e <strong>in</strong> den Bahnhof Zoo e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>ige<br />

wenige Osteuropa-D-Züge halten hier; sie<br />

stehen aber nur Reisenden des <strong>in</strong>ternationalen<br />

Verkehrs offen Bodo Schulz<br />

Ebene, im Bereich der R<strong>in</strong>gbahn, wurde<br />

der S-Bahnsteig versetzt; er erhielt e<strong>in</strong>e<br />

183 Meter lange, 47 Meter breite Halle als<br />

Über dachung. Am 4. April 2005 begann der<br />

e<strong>in</strong>gleisige Betrieb auf der R<strong>in</strong>g-S-Bahn, zum<br />

13. Juni 2005 eröffnete die DB den vollständigen<br />

R<strong>in</strong>gbahnteil. Der Fernbahnbereich der<br />

unteren Ebene wurde am 28. Mai 2006 mit<br />

dem Start des Pilzkonzeptes e<strong>in</strong>geweiht. Zu<br />

dem Anlass gab die DB dem Bahnhof auch<br />

e<strong>in</strong>en neuen Namen: Berl<strong>in</strong> Südkreuz.<br />

Wie Gesundbrunnen ist Südkreuz e<strong>in</strong><br />

Halt für ICE, IC/EC und den Interconnex;<br />

außerdem machen hier e<strong>in</strong> EuroNight und<br />

zwei CityNightL<strong>in</strong>e-Züge Station. Seit Mai<br />

2014 steht auf dem Dach e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>dkraftanlage<br />

– die Erste auf e<strong>in</strong>em deutschen Bahn -<br />

hof. Der gewonnene Strom speist Elektroautos<br />

und Elektrofahrräder.<br />

Das ist im Jahr 1993 der<br />

Berl<strong>in</strong>er Hauptbahnhof! Hier<br />

beg<strong>in</strong>nen und enden zum<br />

Beispiel IC-Züge über die<br />

Stadtbahn; das Privileg des<br />

IC-Halts hat der Bahnhof<br />

auch heute noch, wenngleich<br />

er <strong>in</strong>zwischen Ostbahnhof<br />

heißt Volker Emersleben<br />

Bahnhöfe mit Bedeutungsverlust<br />

Während die vier genannten Stationen im<br />

Berl<strong>in</strong>er Streckennetz zu den Aufsteigern<br />

zählen, führen andere, e<strong>in</strong>st wichtige Fernverkehrshalte<br />

nurmehr e<strong>in</strong> Schattendase<strong>in</strong>.<br />

Das betrifft etwa den Bahnhof Zoo, früher<br />

scherzhaft als „Hauptbahnhof von West-Berl<strong>in</strong>“<br />

bezeichnet. Mit dem Betriebsbeg<strong>in</strong>n am<br />

neuen Hauptbahnhof verlor er se<strong>in</strong>en Status<br />

als ICE-Halt. Heute fahren fast alle Inlands-<br />

Fernzüge durch, nur D-Züge nach Osteuropa<br />

Als Regionalbahn nach Frankfurt/Oder steht im Juni 2002 e<strong>in</strong> 628 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Lichtenberg bereit.<br />

RB- und RE-Züge s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen das e<strong>in</strong>zige Aufgabengebiet dieses Bahnhofs Wolf-Dietmar Loos<br />

erreicht man hier noch – und seit kurzem<br />

den preisgünstigen IRE Berl<strong>in</strong> – Hamburg.<br />

Nicht besser ergeht es Berl<strong>in</strong> Friedrichstraße<br />

und Berl<strong>in</strong>-Lichtenberg. Inter natio nale Verb<strong>in</strong>dungen<br />

und selbst Inlands-Fernzüge<br />

sucht man dort vergebens; das Angebot beschränkt<br />

sich auf Regionalbahnen.<br />

Bliebe abschließend e<strong>in</strong> Blick auf den<br />

Bahnhof, der während der Wende als<br />

Berl<strong>in</strong>er Hauptbahnhof firmierte. Seit 1998<br />

heißt er wieder Ostbahnhof (wie schon vor<br />

1987). Immerh<strong>in</strong> bleibt ihm im Zugbetrieb<br />

etwas Prestige. Nach wie vor wird er von<br />

IC/EC/ICE bedient. Willy Grübner/MR/BK<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 23


Strecken und Stationen<br />

| STRECKENBAUMASSNAHMEN NACH DER WIEDERVEREINIGUNG<br />

Saniert<br />

und neu sortiert<br />

Drei Bauvorhaben führten die Maßnahmen im<br />

Berl<strong>in</strong>er Streckennetz nach 1990 an. Die Nord-Süd-S-<br />

Bahn wurde saniert, die Stadtbahn <strong>in</strong>stand gesetzt und<br />

die Nord-Süd-Fernbahn geschaffen. Mit dieser neuen<br />

Strecke erfüllte sich e<strong>in</strong>e mehr als 100 Jahre alte Idee<br />

In der Mitte Berl<strong>in</strong>s, aber hermetisch abgeriegelt:<br />

Das war das Los des Nord-Süd-<br />

Tunnels der Berl<strong>in</strong>er S-Bahn während<br />

der Teilung. Auf dem Abschnitt Nordbahnhof<br />

– Anhalter Bahnhof der Strecke Gesundbrunnen<br />

– Priesterweg tauchten die S-Bahn-<br />

Züge aus dem Westen ab; für e<strong>in</strong>ige M<strong>in</strong>uten<br />

fuhren sie unter Ost-Berl<strong>in</strong> durch und passierten<br />

ohne Halt mehrere „Geister-<br />

bahnhöfe“, die von DDR-Grenzsoldaten bewacht<br />

wurden. Nur <strong>in</strong> Friedrichstraße gab es<br />

e<strong>in</strong>en (beaufsichtigten) Zwischenstopp.<br />

Nach dem Mauerfall g<strong>in</strong>g die Reichsbahn<br />

daran, dies zu ändern. Am 2. Juli 1990 wurde<br />

mit Oranienburger Straße der erste „Geisterbahnhof“<br />

wieder für den Verkehr <strong>in</strong> Betrieb<br />

genommen; weitere folgten. Zudem ließ die<br />

DR den Tunnel 1991/1992 grundlegend sanieren.<br />

Am 1. März 1992 waren die Arbeiten ab-<br />

Im Mai 1991 ist e<strong>in</strong>e Diesellok der Baureihe 132 mit D 242 Warschau – Paris auf der Stadtbahn<br />

unterwegs. Es gibt nur e<strong>in</strong> Fernbahngleis und ke<strong>in</strong>en Fahrdraht – D<strong>in</strong>ge, welche sich<br />

im Rahmen der Sanierungsarbeiten <strong>in</strong> den späteren 1990er-Jahren ändern Konrad Kosch<strong>in</strong>ski<br />

24


fester Fahrbahn verlegt; die Gleise liegen<br />

nun mit Beton-Halbschwellen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Betontrog.<br />

Gleichzeitig wurden die Spreebrücken<br />

ausgetauscht bzw. erneuert und die S-<br />

Bahn-Stationen modernisiert. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

musste man die Arbeiten wiederholt unterbrechen<br />

– wegen Bl<strong>in</strong>dgängern aus dem<br />

Zweiten Weltkrieg.<br />

Im Jahr 1996 war die Instandsetzung der<br />

S-Bahn-Gleise abgeschlossen. Vom 23. bis<br />

26. August kehrte die S-Bahn zwischen Lehrter<br />

Stadtbahnhof und Bahnhof Zoo auf „ihren“<br />

Gleisbereich zurück; zwischen 18. und<br />

21. Oktober folgte der Abschnitt Lehrter<br />

Stadtbahnhof – Ostbahnhof.<br />

Als zweiter Schritt stand die Sanierung der<br />

Fernbahngleise an. Im großen und gan zen<br />

entsprachen die Arbeiten jenen bei der<br />

S-Bahn, mit e<strong>in</strong>em Unterschied. Die Ferngeschlossen,<br />

mit dem Bahnhof Potsdamer<br />

Platz stand auch der letzte S-Bahn-Halt im<br />

Tunnel zur Verfügung. E<strong>in</strong> Relikt des Kalten<br />

Krieges verschwand.<br />

Renovierung der Stadtbahn<br />

Der für den Stadtverkehr bedeutsamen Maßnahme<br />

folgten bald Projekte, die über Berl<strong>in</strong><br />

h<strong>in</strong>aus Wirkung hatten. Auf dem Plan stand<br />

die Sanierung und Ertüchtigung der stark<br />

beanspruchten Stadtbahn, konkret des Abschnitts<br />

zwischen Bahnhof Zoo und Ostbahnhof.<br />

Berl<strong>in</strong>s Ost-West-Magistrale – zu<br />

jener Zeit die e<strong>in</strong>zige große Achse durch die<br />

Stadt – besaß im Fernbahnbereich abschnittsweise<br />

nur e<strong>in</strong> Gleis.<br />

Im Juni 1994 begann die heiße Phase. Im<br />

Fernbahnbereich wurde wieder e<strong>in</strong> zweites<br />

Gleis verlegt, danach erhielten die Fernbahngleise<br />

Komponenten der S-Bahn, wie Stromschienen<br />

und Signalisierung.<br />

Ab 25. September 1994 zog die<br />

S-Bahn um; ab 31. Oktober<br />

nutzte sie die Gleise der Fernbahn<br />

und machte ihre Gleise<br />

frei für die Aufarbeitung.<br />

Dabei wurden die Gleise demontiert,<br />

der Schotter abgetragen<br />

und e<strong>in</strong>e neue Trasse mit<br />

Gespenstisch wirkt der S-Bahn-Halt<br />

Potsdamer Platz kurz nach der Wende – 192<br />

wird er wieder für den Betrieb geöffnet<br />

Heiko Focken<br />

E<strong>in</strong> klassisches Berl<strong>in</strong>er Motiv <strong>in</strong> moderner Anmutung:<br />

Im Juni 2000 hält e<strong>in</strong>e Ellok der Baureihe 112 mit ihrem<br />

Regionalexpress im Bahnhof Friedrichstraße – auf der<br />

sanierten, elektrifizierten Stadtbahn Wolf-Dietmar Loos<br />

Diesellok 229 102 und<br />

D 1954 Berl<strong>in</strong> – Frankfurt (Ma<strong>in</strong>)<br />

beschließen am 24. September 1994<br />

das Dieselzeitalter auf der Stadtbahn<br />

(Bild <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> Hbf); danach beg<strong>in</strong>nt der<br />

Umbau der Strecke Heiko Focken<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 25


Strecken und Stationen<br />

| STRECKENBAUMASSNAHMEN NACH DER WIEDERVEREINIGUNG<br />

bahngleise wurden auch elektrifiziert, wobei<br />

sich die Oberleitung harmonisch an die denkmalgeschützte<br />

Trasse mit ihren gemauerten<br />

Viaduktbögen anpassen musste. Zwei Jahre<br />

währten die Arbeiten; am 20. Mai 1998 g<strong>in</strong> -<br />

gen die Fernbahngleise wieder <strong>in</strong> Betrieb.<br />

Jetzt konnten elektrische Triebfahrzeuge den<br />

Ostbahnhof von beiden Seiten her anfahren.<br />

Vorher waren die von Osten kommenden Elloks<br />

jeweils mit Schwung <strong>in</strong> den Bahnhof gerollt;<br />

auf der Westseite zogen Dieselloks sie<br />

vom Zug ab und beförderten sie zurück <strong>in</strong><br />

den mit Fahrdraht überspannten Bereich.<br />

Während der Arbeiten, die 779 Millionen<br />

Euro kosteten, hatte man die Streckenführung<br />

beibehalten. E<strong>in</strong>e Ausnahme machte<br />

nur der Abschnitt am Lehrter Stadtbahnhof,<br />

der Ort, an dem der neue Hauptbahnhof entstehen<br />

sollte. Hier wurden S-Bahn- wie Fernbahngleise<br />

nach Süden verschwenkt und<br />

ange hoben, um auf das geplante, höhere Niveau<br />

des Neubaus zu kommen.<br />

Baustelle Berl<strong>in</strong> Gesundbrunnen:<br />

Im September 1996 laufen dort unter<br />

anderem Arbeiten für den neuen<br />

Fernbahnbereich Bodo Schulz<br />

Das Projekt Nord-Süd-Fernbahn<br />

Die Stadtbahn-Sanierung gehörte zu e<strong>in</strong>em<br />

umfassenden Konzept, nach dem die Deutsche<br />

Reichsbahn und der Berl<strong>in</strong>er Senat den<br />

Fernverkehr im wiedervere<strong>in</strong>igten Berl<strong>in</strong><br />

neu ordnen wollten. Die Magistralen erga -<br />

ben <strong>in</strong> ihrem Zusammenwirken das Aussehen<br />

e<strong>in</strong>es Pilzes – also hieß es „Pilzkonzept“.<br />

An e<strong>in</strong>em Julimorgen 2010<br />

br<strong>in</strong>gt die an Dispo-Tf<br />

vermietete Ellok 482 020 von<br />

SBB Cargo den privaten<br />

Nachtzug EN 301 aus Malmö<br />

nach Berl<strong>in</strong> Hauptbahnhof.<br />

Auf den letzten Metern<br />

befährt die Garnitur das<br />

imposante Brückenbauwerk<br />

„Überflieger“, hier am Berl<strong>in</strong>-<br />

Spandauer Schifffahrtskanal<br />

Sebastian Schrader<br />

26


Die Neuordnung der Strecken folgte dem so<br />

genannten Pilzkonzept mit der Stadtbahn als<br />

Krempe (blau) und der neuen Nord-Süd-Fernbahn<br />

als Stiel (rot/schwarz) DB<br />

Übung für den Ernstfall: Am 25. März 2006 proben E<strong>in</strong>satzkräfte die Evakuierung e<strong>in</strong>es ICE-T<br />

im Nord-Süd-Tunnel Volker Emersleben<br />

Die Stadtbahn lag dabei etwas oberhalb der<br />

Mitte und bildete die Krempe. Als Hut fungierte<br />

e<strong>in</strong> Teil der R<strong>in</strong>gbahn (des Innenr<strong>in</strong>gs),<br />

über den Züge von Nordosten und Nordwesten<br />

<strong>in</strong> das Zentrum Berl<strong>in</strong>s geleitet werden<br />

sollten. Die Fortsetzung nach Süden – den<br />

Stiel des Pilzes – markierte e<strong>in</strong>e neue, noch<br />

zu bauende Strecke: die Nord-Süd-Fern -<br />

bahn. Sie sollte die R<strong>in</strong>gbahn im Norden (mit<br />

den Zufahrten der Lehrter Bahn, Hamburger<br />

Bahn und Stett<strong>in</strong>er Bahn) mit der Anhalter<br />

Bahn und über Umwegen der Dresdner<br />

Bahn im Süden verb<strong>in</strong>den. Konzepte für e<strong>in</strong>e<br />

solche Nord-Süd-Magistrale gab es <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

schon seit dem frühen 20. Jahrhundert.<br />

Am 15. Juli 1992 verabschiedete der Bundestag<br />

den ersten gesamtdeutschen Bundesverkehrswegeplan<br />

und machte den Weg für<br />

den Neubau frei. Die Nord-Süd-Fernbahn<br />

war auf neun Kilometer Länge angelegt, vom<br />

Abzweig Wedd<strong>in</strong>g an der R<strong>in</strong>gbahn bis zum<br />

südlichen Ende des Bahnhofs Papestraße an<br />

der Anhalter Bahn, der später <strong>in</strong> Südkreuz<br />

umbenannt wurde. Dazwischen lagen mehrere,<br />

neu zu errichtende Großbauten:<br />

– der „Überflieger“: e<strong>in</strong>e 570 Meter lange,<br />

bis zu zwölf Meter hohe Brücke, um die<br />

neue Strecke im Nordteil über den Berl<strong>in</strong>-<br />

Spandauer Schifffahrtskanal und die<br />

Gleise der Lehrter Bahn zu führen<br />

– e<strong>in</strong> 3,5 Kilometer langer, viergleisiger Tunnel,<br />

<strong>in</strong> dem die Strecke das Zentrum Berl<strong>in</strong>s<br />

e<strong>in</strong>schließlich Spree und Tiergarten<br />

unterquert; <strong>in</strong> diesem lagen auch der<br />

– als Tunnelstation konzipierte untere Teil<br />

des neuen Hauptbahnhofs und<br />

– der viergleisige Regionalbahnhof Potsdamer<br />

Platz<br />

An dem Projekt beteiligten sich neben der<br />

Reichsbahn bzw. der Deutschen Bahn AG<br />

als Nachfolger<strong>in</strong> noch private Investoren<br />

und für den Bereich des Regierungsviertels<br />

die Bundesbaudirektion. Das auch deshalb,<br />

weil die Baumaßnahme weitere Projekte e<strong>in</strong>bezog:<br />

Bei dem Tunnelbau etwa wurden neben<br />

der <strong>Eisenbahn</strong>strecke e<strong>in</strong>e Straße, Straßenbahn-<br />

und U-Bahn-Strecken geschaffen.<br />

Im August 1993 bzw. Anfang 1994 gründeten<br />

die Beteiligten die „Baustellenlogistik Potsdamer<br />

Platz GmbH“ und die „Rhenus Baulogistik“;<br />

sie sollten dafür sorgen, dass die Arbeiten<br />

das Berl<strong>in</strong>er Alltagsleben möglichst<br />

wenig e<strong>in</strong>schränkten. Der Erdaushub wurde<br />

mit der Bahn bzw. mit B<strong>in</strong>nenschiffen abtransportiert;<br />

am 21. Juli 1994 rollte der erste<br />

beladene Güter zug im Südbereich.<br />

In der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre und<br />

Anfang des neuen Jahrtausends gehörten<br />

die Großbaustellen der Nord-Süd-Fernbahn<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> zum täglichen Anblick. Sie fanden<br />

sich nicht nur im Zentrum, sondern zum Beispiel<br />

auch im Norden, wo Teile der R<strong>in</strong>gbahn<br />

elektrifiziert und der Bahnhof Gesundbrunnen<br />

umgestaltet wurden. Oder im Süden, wo<br />

e<strong>in</strong>e neue Verb<strong>in</strong>dungskurve entstand, um<br />

Züge mit dem Ziel Dresden beim Bahnhof<br />

Genshagener Heide auf den Außenr<strong>in</strong>g zu<br />

schleusen. Bald nahm die Veränderung der<br />

Berl<strong>in</strong>er Bahnlandschaft Gestalt an. Am<br />

27. April 2001 war der Regionalbahnhof Potsdamer<br />

Platz fertig gestellt, ab 2002 hielten<br />

S-Bahn-Züge am neuen Hauptbahnhof. Am<br />

28. Mai 2006 nahm die DB AG den neuen<br />

Hauptbahnhof <strong>in</strong> Betrieb und den planmäßigen<br />

Zugverkehr auf der Nord-Süd-Fernbahn<br />

auf. Das Pilzkon zept wurde Wirklichkeit.<br />

Kritik und Planungen<br />

Zwar führte man nun, wie beabsichtigt, alle<br />

Fernzüge über den neuen Hauptbahnhof, so<br />

dass dieser zentrale Zustiegs- und Umsteigemöglichkeiten<br />

bot. Außerdem entstanden<br />

zusätzliche Halte für Fern- und Regional -<br />

züge. Doch der Betrieb entsprach nicht mehr<br />

ganz dem Entwurf der frühen 1990er, denn<br />

die DB koppelte den Bahnhof Zoo vom In-<br />

lands-Fernverkehr ab; erst seit kurzem gibt<br />

es wieder e<strong>in</strong>en Fernzug nach Hamburg. Die<br />

Pilzkrempe ist damit an ihrem westlichen<br />

Rand geschwächt. Das sorg t für Kritik an<br />

dem Konzept, dessen Umsetzung bis dato<br />

rund vier Milliarden Euro gekostet hat.<br />

Alles <strong>in</strong> allem ist die Neuordnung des<br />

Berl<strong>in</strong>er Bahnverkehrs heute weitgehend<br />

geschafft – zumal weitere Ertüchtigungen<br />

und Ausbaumaßnahmen die Großprojekte<br />

ergänzten. Allerd<strong>in</strong>gs stehen auch noch Maßnahmen<br />

aus. E<strong>in</strong>e direkte Anb<strong>in</strong>dung der<br />

Dresdner Bahn an die Nord-Süd-Fernbahn<br />

etwa oder e<strong>in</strong>e Nord-Süd-S-Bahn zum neuen<br />

Hauptbahnhof. Berl<strong>in</strong>er <strong>Eisenbahn</strong> und Bauvorhaben<br />

– das wird wohl bis auf wei teres<br />

zusammen gehören. Felix Walther<br />

Buchtipp<br />

Berl<strong>in</strong> Ostkreuz<br />

E<strong>in</strong>es der aktuell laufenden Projekte <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong> ist die Renovierung und Umgestaltung<br />

des Bahnhofs Ostkreuz. Geschichte<br />

und Gegenwart dieses Nahverkehrs-<br />

Knotens im Berl<strong>in</strong>er Osten s<strong>in</strong>d das The -<br />

ma des Buches, das 2014 <strong>in</strong> aktualisierter<br />

Form beim GeraMond Verlag erschien:<br />

Erich Preuß, Hans-Joachim Kirsche,<br />

Andreas Butter: Berl<strong>in</strong> Ostkreuz. 144 S.,<br />

ca. 150 Abb. ISBN 978-3-95613-001-4<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 27


Strecken und Stationen<br />

| DIE POST<strong>BAHN</strong>HÖFE IN BERLIN<br />

Adressat<br />

verzogen<br />

Zwei Postbahnhöfe gab<br />

es nach 1945 noch <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong>. Sie verrichteten<br />

den Dienst während der<br />

Teilung und nach dem<br />

Mauerfall. Erst 1997<br />

kam das Aus<br />

Die Tradition der Postbeförderung mit<br />

der <strong>Eisenbahn</strong> ist so alt wie der<br />

Bahnbetrieb selbst. In den Anfangsjahren<br />

genügte die Abfertigung der Postsendungen<br />

auf den Personenbahnhöfen noch,<br />

doch die zunehmenden Zahl der beförderten<br />

Postsendungen, besonders der Pakete, führ -<br />

te dazu, dass spezielle Postbahnhöfe errich -<br />

tet werden mussten. Bis zum Ende des Zweiten<br />

Weltkriegs besaß Berl<strong>in</strong> drei spezielle<br />

Postbahnhöfe: am Lehrter Bahnhof, am<br />

Schlesischen Bahnhof und den Postbahnhof<br />

Luckenwalder Straße für den Potsdamerund<br />

Anhalter Bahnhof. Am Stett<strong>in</strong>er Bahn -<br />

hof gab es außerdem e<strong>in</strong>e Postverladestelle<br />

mittleren Umfangs mit separaten Postbahnsteigen<br />

<strong>in</strong> der zwischen 1900 und 1903 neu<br />

erbauten äußeren Halle des Ostflügels.<br />

Die Standorte <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

Der Postbahnhof am Lehrter Bahnhof wur -<br />

de nach der Jahrhundertwende aus Platzmangel<br />

zwischen dem Stadtbahnviadukt<br />

und der Invalidenstraße gebaut. Aufgrund<br />

des ger<strong>in</strong>gen Abstandes der Ladegleise un-<br />

tere<strong>in</strong>ander und von den Personengleisen<br />

des Lehrter Bahnhofs erhielt er drei Teildrehscheiben,<br />

um die Postwagen den Ladegleisen<br />

zuführen zu können. Die Postdiensträume<br />

hatte man unter den Stadtbahnbögen, <strong>in</strong> der<br />

Abgangs-Packkammer am Wilhelmufer sowie<br />

im Gebäude an der Invalidenstraße untergebracht.<br />

Die Ankunfts-Packkammer befand<br />

sich westlich des Empfangsgebäudes<br />

des Lehrter Bahnhofs im Zufahrtsbereich<br />

zum Güterbahnhof Spreeufer.<br />

Der Postbahnhof am Schlesischen Bahnhof<br />

g<strong>in</strong>g 1908 <strong>in</strong> Betrieb. Nach mehrjähriger<br />

Bauzeit war hier der erste größere Postbahnhof<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> entstanden, <strong>in</strong> dem der gesamte<br />

ankommende und abgehende Paketverkehr<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Anlage behandelt werden konnte.<br />

Im Bereich zwischen Frucht- und Mühlenstraße<br />

hatte man mehrere neue Gebäude sowie<br />

Zufahrts- und Abstellgleise für den Postverkehr<br />

zum Teil auf Viadukten gebaut, die<br />

das vorhandene, der Post gehörende Ensemble<br />

ergänzten. Die Bahnsteige vor der Abgangs-Packkammer<br />

waren überdacht. Für<br />

die umfangreichen, durch die unterschied -<br />

Im Mai 1993 rangiert Postlok 5 (ehemals 261 841) im Postbahnhof Luckenwalder Straße,<br />

dem größten Postbahnhof Berl<strong>in</strong>s (gr. Bild). L<strong>in</strong>ks das Zuglaufschild e<strong>in</strong>es Berl<strong>in</strong>er<br />

Postzugs aus dem Jahr 1990 Konrad Kosch<strong>in</strong>ski (gr. Bild), Volker Emersleben (kl. Bild l.)<br />

28


liche Höhe unübersichtlichen Gleisanlagen<br />

entstand e<strong>in</strong> eigenes Stellwerk. Der Betrieb<br />

im Postbahnhof wurde erstmals mit elektrischen<br />

Lokomotiven für 500-Volt-Gleichspannung<br />

durchgeführt.<br />

Der Postbahnhof Luckenwalder Straße,<br />

der zur Entlastung des Potsdamer wie des<br />

Anhalter Bahnhofs erbaut wurde, nahm 1913<br />

se<strong>in</strong>en Betrieb auf. Dabei hatte man Ankunfts-<br />

und Abgangs-Packkammer eben -<br />

falls geme<strong>in</strong>sam auf dem Gelände plaziert.<br />

Zum Teil unterhalb des Bahnhofs Gleisdreieck<br />

der Hochbahn gelegen, hatte man hier<br />

auf engstem Raum den größten Berl<strong>in</strong>er<br />

Postbahnhof geschaffen. Er wurde westlich<br />

durch die Viadukte der Potsdamer Vorort -<br />

bahn, östlich durch die Gleise der Anhalter<br />

Bahn begrenzt. Auch hier entschied man sich<br />

für e<strong>in</strong>en elektrischen Betrieb.<br />

So sah der Postverkehr vom und zum Bahnhof Luckenwalder Straße 1991 aus: Im Juni hat Diesellok<br />

118 619 Postzug Gex 2203 am Haken und fährt durch den Anhalter Güterbahnhof Michael Krolop<br />

schen Bahnhof sowie an der Luckenwalder<br />

Straße wurden <strong>in</strong> den ersten Nachkriegsjahren<br />

wiederhergestellt. Als e<strong>in</strong>zige Anlagen<br />

<strong>in</strong> den jeweiligen Halbstädten kamen ihnen<br />

Schlüsselrollen zu, die ihre weitere Erhal -<br />

tung notwendig machte.<br />

Die Anlagen am Schlesischen Bahnhof<br />

(ab 1952 Ostbahnhof) reichten bald für den<br />

Postverkehr nicht mehr aus. Mit dem 1949<br />

geschlossenen benachbarten Wriezener<br />

Bahnhof fand sich e<strong>in</strong> Areal, das als Ergänzung<br />

geeignet war. Über die Jahre wurden<br />

mehrere Schuppen auf dem Bahnsteig errichtet<br />

und das alte Empfangsgebäude von<br />

der Post nun für die Paketpost genutzt. E<strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dungstunnel verband die neue Anlage<br />

Das Berl<strong>in</strong>er Streckennetz mit dem „Hundekopf“,<br />

den Strecken des Innenr<strong>in</strong>gs. Die<br />

gelben Dreiecke markieren die Standorte der<br />

Postbahnhöfe Ostbahnhof (r.) und Luckenwalder<br />

Straße Slg. Dirk W<strong>in</strong>kler, Bearbeitung: Anneli Nau<br />

mit dem ehemaligen Hauptpostamt. Bis zur<br />

Wende war die E<strong>in</strong>richtung auch als Kontrollbahnsteig<br />

für die „West-Post“ bekannt.<br />

Ebenso reichte der Postbahnhof <strong>in</strong> der Luckenwalder<br />

Straße nach dem Krieg bald<br />

nicht mehr aus. Über den Bahnsteigen wurde<br />

e<strong>in</strong>e neue Halle errichtet, die e<strong>in</strong> Be- und Entladen<br />

unter allen Witterungsbed<strong>in</strong>gungen erlaubte.<br />

In beiden Postbahnhöfen führte man<br />

Nutzung <strong>in</strong> der geteilten Stadt<br />

Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg<br />

wurde der Postbahnhof am Lehrter<br />

Bahnhof geschlossen. Die ebenfalls zum Teil<br />

schwer beschädigten Anlagen am Schlesiden<br />

elektrischen Betrieb weiter. Erst ab 1967<br />

wurden <strong>in</strong> West-Berl<strong>in</strong> die elektrischen Postloks<br />

durch Dieselloks ersetzt. Im Ostteil der<br />

Stadt blieb der elektrische Betrieb erhalten.<br />

Zwei neue, zweiachsige Elloks wurden 1964<br />

beschafft, e<strong>in</strong>e Diesellok kam später h<strong>in</strong>zu.<br />

Die Zeit nach 1989<br />

Nach der Wiedervere<strong>in</strong>igung wurden beide<br />

Postbahnhöfe weiter genutzt – bis die Post<br />

ihre Verteilung mehr und mehr auf die Straße<br />

verlagerte. Ab Frühjahr 1993 wurde der<br />

obere Teil des Postbahnhofs am Ostbahnhof<br />

nicht mehr angefahren. Nach der Inbetriebnahme<br />

des Postfrachtzentrums Rüdersdorf<br />

im Juli 1994 wurden die Postbahnhöfe immer<br />

weniger auf der Schiene bedient und letztlich<br />

1996/97 geschlossen. Zwar dienten sie noch<br />

als Umverteilzentren, doch ihre e<strong>in</strong>stige Bedeutung<br />

hatten sie verloren.<br />

Für die Anlagen fanden sich bald Nachnutzer,<br />

die Eventcharakter mit dem Charme<br />

alter Gemäuer verbanden. Auf dem Gelände<br />

am Ostbahnhof zog 1999 das Tempodrom e<strong>in</strong>.<br />

Bis 2001 veranstaltete es Konzerte, Galas etc.<br />

zwischen den Postbahnsteigen, dann wechselte<br />

es zum Tiergarten. Das denkmalgeschützte<br />

Gebäu de der Ankunfts-Packkammer<br />

ließ die Deutsche Post AG von 1999 bis<br />

2003 aufwendig sanieren. Die Räumlichkeiten<br />

kann man heute für Veranstaltungen aller<br />

Art mieten. Zudem wurde 2005 der fritz-Club<br />

als ständige E<strong>in</strong>richtung für Clubveranstaltungen,<br />

Konzerte und Partys eröffnet.<br />

Die Gebäude an der Luckenwalder Straße<br />

wurden von der Post noch bis 2003 genutzt.<br />

Dann folgte auch hier e<strong>in</strong>e kurze Zeit des<br />

Leerstandes und der Zwischennutzung für<br />

Ausstellungen und Veranstaltungen, bis sich<br />

2005 e<strong>in</strong> neuer Eigentümer fand. In den<br />

sanierten sieben Hallen entstand die „STA-<br />

TION-Berl<strong>in</strong>“, e<strong>in</strong> Veranstaltungsort für Messen,<br />

Tagungen, Events und Wochenmärkte.<br />

So ist die Post auf der Schiene heute Er<strong>in</strong> ne -<br />

rung. Im übertragenen S<strong>in</strong>n könnte man sagen:<br />

„Adressat verzogen“. Dirk W<strong>in</strong>kler/GM<br />

29


Momentaufnahmen | REISEZÜGE IN BERLIN 1989–2014<br />

Im April 1995 ist die Stadtbahn so weit<br />

elektrifiziert, dass Elloks mit Fernzügen bis<br />

zum Bahnhof Zoo kommen. Ergo kann<br />

die 103 an der Spitze e<strong>in</strong>es IC ihre Nase<br />

der Gedächtniskirche entgegen strecken –<br />

wer hätte zehn Jahre vorher solch e<strong>in</strong> Bild<br />

für möglich gehalten? Wolf-Dietmar Loos<br />

30


Fast alles anders<br />

Der Zugbetrieb der 1990er-Jahre ist geprägt von Neuerungen und von<br />

schrittweisen Verbesserungen. Gute Bekannte aus Ost wie West f<strong>in</strong>den sich<br />

e<strong>in</strong>, ebenso manche Paradiesvögel. E<strong>in</strong>drücke aus dem Bahnalltag<br />

In Berl<strong>in</strong>-Lichtenberg kann man im Juni 1993 noch<br />

Leichtverbrennungstriebwagen („Ferkeltaxen“) antreffen.<br />

Aber die Modernisierung im Reise verkehr läuft –<br />

siehe die Beschilderung am Bahnsteig Volker Emersleben<br />

Bis zu vier Mal am Tag verb<strong>in</strong>det der Berl<strong>in</strong>-Warszawa-Express heute<br />

Deutschland und Polen. Die Zuglok stellt die Polnische Staatsbahn<br />

mit Elloks aus der „Taurus“-Familie; im Jahr 2012 gastierte die zur Fußball-EM<br />

dekorierte „Deutschland“-Lok <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> Hbf Jürgen Hörstel<br />

„Neptun“ braucht länger: Wegen Baumaßnahmen wird<br />

D 323 Kopenhagen – Berl<strong>in</strong> – Prag im September 1991 umgeleitet;<br />

e<strong>in</strong>e Diesellok 120 leistet der Ellok 243 Vorspann (Bild <strong>in</strong><br />

Spr<strong>in</strong>gpfuhl). Bald muss der Zug neuen Verb<strong>in</strong>dungen weichen<br />

Wolf-Dietmar Loos<br />

Er ist der Blickfang des Sommers 1990. Rund acht<br />

Wochen lang schickt die Reichsbahn e<strong>in</strong>en Ex-Bundesbahn-Triebzug<br />

601 als IC „Max Liebermann“ von Berl<strong>in</strong><br />

nach Hamburg. Am 27. Juli dieselt der Star aus Trans-<br />

Europ-Express-Zeiten durch den Bahnhof Staaken<br />

mit se<strong>in</strong>en (funktionslosen) Absperrungen Bodo Schulz<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 31


Momentaufnahmen | REISEZÜGE IN BERLIN 1989–2014<br />

Rot ist Trumpf<br />

... im Nahverkehr Berl<strong>in</strong>s, jedenfalls fast überall dort, wo<br />

die DR und später die DB AG aktiv s<strong>in</strong>d. Das Rollmaterial und<br />

die Farbgebung wechseln, der vorherrschende Farbton bleibt.<br />

Neue Impulse kommen von den Privaten ... auch farblich<br />

Lückenschluss im Kle<strong>in</strong>en: Ab 22. Januar 1990 gibt es wieder e<strong>in</strong>e S-Bahn-Verb<strong>in</strong>dung<br />

Potsdam – Wannsee. Vorläufig fahren 118-Dieselloks mit Doppelstockwagen<br />

Doppelstockwagen und Ellok –<br />

das ist vielfach das Standardangebot<br />

bei den RE-Leistungen<br />

der DB. Im Juni 2005 geben e<strong>in</strong><br />

Dampfschiff und spannender<br />

Sonne-Wolken-Mix dem Zug<br />

bei der Jannowitzbrücke Geleit<br />

Heiko Focken<br />

Typisch für den<br />

Berl<strong>in</strong>er Nahverkehr<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen auch<br />

die Talent-Triebzüge<br />

der Niederbarnimer<br />

<strong>Eisenbahn</strong>; im April<br />

2014 ist e<strong>in</strong>es der<br />

Fahrzeuge nach Berl<strong>in</strong>-<br />

Lichtenberg unterwegs<br />

Bodo Schulz (2, auch o.)<br />

32


Klassische Reichsbahn f<strong>in</strong>det man im<br />

Mai 1992 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Charlottenburg: Als<br />

Nah verkehrszug nach Rathenow steht e<strong>in</strong>e<br />

Diesellok 201 mit Halberstädter Wagen<br />

bereit Bernd Oliver Sydow<br />

Im April 1993 besucht Heiko Focken Hennigsdorf bei Berl<strong>in</strong>;<br />

im dortigen Nahverkehr kann er auch mit Wagenmaterial<br />

aus dem Bestand der Rostocker S-Bahn fahren ...<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 33


Momentaufnahmen | REISEZÜGE IN BERLIN 1989–2014<br />

Durchgestartet<br />

InterRegio und InterCity s<strong>in</strong>d nur der Anfang. Ihnen folgen der ICE,<br />

diverse Arten von Nachtzügen und – nicht zu vergessen – private<br />

Angebote. Irgendwie passend für e<strong>in</strong>e Metropole, die im Reiseverkehr<br />

an Bedeutung gew<strong>in</strong>nt. Selbst wenn nicht jede Neuheit Erfolg hat<br />

Im Sommer 1990 hat<br />

Berl<strong>in</strong> bereits Anschluss<br />

an das westdeutsche<br />

InterRegio-Netz; im Bild<br />

e<strong>in</strong> IR mit zwei 219 <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong>-Charlottenburg<br />

(August 1990) Bodo Schulz<br />

34


Im Juni 2005 ist die Begegnung der beiden Privatbahnzüge <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong>-Lichtenberg ganz normal. Heute nicht mehr: Der Vogtland-<br />

Express (mit Desiro der Vogtlandbahn, r.) musste dem Busbetrieb<br />

weichen, die Leistung des RegioShuttle der ODEG (l.) geht Ende<br />

2014 an die Niederbarnimer <strong>Eisenbahn</strong> Volker Emersleben<br />

Am Morgen des 11. Juni 2013 herrscht beim S-Bahnhof<br />

Warschauer Straße Hochbetrieb. E<strong>in</strong> 481-Vollzug ist als S 7<br />

auf dem Weg nach Ahrensfelde, e<strong>in</strong> ICE-T-Doppel fährt vom<br />

Betriebswerk Rummelsburg zum Berl<strong>in</strong>er Ostbahnhof.<br />

Die tschechische Ellok 371 003 muss dagegen auf Hilfe warten,<br />

denn sie blieb mit ihrem EuroNight nach Prag kurz nach<br />

der Abfahrt aus dem Ostbahnhof liegen. Später schleppt e<strong>in</strong>e<br />

120er-Ellok der DB den Zug nach Dresden Sebastian Schrader<br />

Im Januar 1990 werden die D-Züge von und nach Berl<strong>in</strong> noch im<br />

Grenzbahnhof Griebnitzsee abgefertigt. Die Kontrollen s<strong>in</strong>d aber nicht<br />

zu vergleichen mit der Zeit vor dem Mauerfall Bodo Schulz<br />

Der private Nachtzug nach Malmö hat ab Mai 2006 den<br />

Tunnelbereich des neuen Hauptbahnhofs als Start und Ziel.<br />

Während die deutsch-schwedische Garnitur auf das Abfahrsignal<br />

wartet, trifft nebenan e<strong>in</strong> EC aus Ungarn e<strong>in</strong> Bodo Schulz<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 35


Fahrzeuge und Betrieb<br />

| ICE-VERKEHR IN BERLIN<br />

Bahn frei für die<br />

Dass die Spreestadt möglichst schnell <strong>in</strong> den<br />

modernen Fernverkehr e<strong>in</strong>gebunden werden sollte,<br />

war von Anfang an klar. Es dauerte aber noch<br />

bis 1993, bis der ICE nach Berl<strong>in</strong> kam. Heute ist die<br />

Stadt im ICE-Netz bestens verknüpft<br />

„weiße<br />

Nach dem Mauerfall im November<br />

1989 und der Annäherung zwischen<br />

Ost und West rückte Berl<strong>in</strong> auch po -<br />

litisch <strong>in</strong> den Mittelpunkt Europas. So wundert<br />

es nicht, dass Verkehrspolitiker und Planer<br />

über die E<strong>in</strong>richtung neuer Ost-West-Magistralen<br />

nachdachten. Viele der damals<br />

diskutierten Ideen wurden später verworfen.<br />

Außer Zweifel stand jedoch von Anfang an,<br />

dass Berl<strong>in</strong> an das Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsnetz<br />

der DB angebunden werden sollte.<br />

Der ICE kommt nach Berl<strong>in</strong><br />

Nach jahrelanger Vorbereitungszeit nahm<br />

die Deutsche Bundesbahn am 29. Mai 1991<br />

den ICE-Verkehr mit e<strong>in</strong>er ersten L<strong>in</strong>ie Hamburg<br />

– Frankfurt – Stuttgart – München auf.<br />

Bis zum Frühjahr 1993 folgten weitere Relationen<br />

im Westen Deutschlands. Der Verkehr<br />

nach Berl<strong>in</strong> blieb vorerst auf IC- sowie IR-<br />

Züge beschränkt. Erst zum Fahrplanwechsel<br />

am 23. Mai 1993 erreichten erstmals ICE-<br />

Züge Berl<strong>in</strong>; sie nahmen den Weg von München<br />

über Stuttgart, Frankfurt und<br />

Hannover. Zuvor war die Strecke Marienborn<br />

– Magdeburg elektri fi ziert<br />

und Berl<strong>in</strong> an das elektrifizierte Netz<br />

der DB angebunden worden.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs musste die Deutsche<br />

Reichsbahn (DR) zunächst improvisieren:<br />

Baumaßnahmen auf der Stadtbahn<br />

sowie die fehlende Elektrifizierung<br />

verh<strong>in</strong>derten den ICE-E<strong>in</strong>satz.<br />

Zum vorgesehenen Fahrplanwechsel<br />

im Frühjahr 1993 war zudem die Elektrifi zie -<br />

rung zwischen Wannsee und Zoologischer<br />

Garten nicht abgeschlossen. Die ICE fuhren<br />

daher zunächst von Magdeburg über Güterglück<br />

und Belzig nach Michen dorf, wo e<strong>in</strong><br />

Notbahnsteig errichtet war, und weiter über<br />

Schönefeld nach Lichtenberg. Von Michendorf<br />

gab es für die Reisenden mit Ziel West-<br />

Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Diesel-Pendelzug zum Bahnhof<br />

Zoologischer Garten. Ab dem 4. Juli 1993<br />

konnten die ICE-Züge, mit Zwischenhalt <strong>in</strong><br />

Wannsee, direkt zum Bahnhof Zoo fahren.<br />

Die Halte <strong>in</strong> Lichtenberg und Michendorf<br />

entfielen wieder. Doch e<strong>in</strong> durchgehender<br />

Betrieb über die Stadtbahn war nach wie vor<br />

36<br />

nicht möglich. Zwischen 1994 und 1998<br />

wurde die Stadtbahn umfangreich saniert,<br />

e<strong>in</strong>schließlich der Elektrifizierung vom Ostbahnhof<br />

zum Zoologischen Garten. Zum<br />

24. Mai 1998 konnten dann die ICE-Züge die<br />

Hauptstadt auf der Stadtbahn durchqueren.<br />

Überlegungen für e<strong>in</strong> Betriebswerk<br />

Die Betriebsaufnahme des ICE-Verkehrs<br />

warf bereits 1991 ihre Schatten voraus. Die<br />

Reichsbahn begann mit Planungen für e<strong>in</strong>e<br />

multifunktionelle Anlage, <strong>in</strong> der Reisezüge<br />

und Lokomotiven herkömmlicher Art eben -<br />

so wie Triebzüge gewartet werden sollten.<br />

Als Standort wurde zunächst das Firmengelände<br />

des Herstellers LEW <strong>in</strong> Hennigsdorf<br />

vorgesehen, da man dazu übergehen wollte,<br />

bestimmte Bereiche aus der DR/DB auszugliedern<br />

und Arbeiten von der Industrie ausführen<br />

zu lassen. Allerd<strong>in</strong>gs wären die Zufahrtswege<br />

der Leerreisezüge dabei recht<br />

lang geworden. Ähnliche Überlegungen<br />

sprachen gegen die <strong>in</strong> Erwägung gezogenen<br />

Auftakt mit H<strong>in</strong>dernissen: Zum Beg<strong>in</strong>n des ICE-Verkehrs 1993 ist die Strecke Wannsee – Bahnhof<br />

Zoo noch nicht elektrifiziert. E<strong>in</strong> „Shuttle“ mit 219-Dieselloks und Intercity-Wagen stellt für e<strong>in</strong>ige<br />

Wochen die Verb<strong>in</strong>dung zwischen „Zoo“ und dem Behelfshalt Michendorf außerhalb von Berl<strong>in</strong> her<br />

(gr. Bild: ICE-Shuttle <strong>in</strong> Wannsee; Willy Grübner; kl. Bild: Zuglaufschild; Volker Emersleben)


Flotte“<br />

Berl<strong>in</strong>er Fernverkehr heute: Auf der Stadtbahnebene des neuen Hauptbahnhofs ist e<strong>in</strong> ICE 1 e<strong>in</strong>getroffen (2013) Volker Emersleben<br />

Standorte Karow (Gelände für e<strong>in</strong> ursprünglich<br />

geplantes S-Bahn-Betriebswerk), Tempelhof<br />

(ehemaliges Reichsbahnausbesserungswerk),<br />

Papestraße (ehemaliges S-Bahn-<br />

Betriebswerk), Köpenick und Pankow<br />

(beides Rangierbahnhöfe). Übrig blieb der<br />

Rangierbahnhof Rummelsburg, der für die<br />

Ost-West-Richtung sehr günstig lag. Unklar<br />

war jedoch anfangs, wie man ihn auch für<br />

die Züge, die Berl<strong>in</strong> <strong>in</strong> Nord-Süd-Richtung<br />

passieren sollten, nutzen könnte. Mit dem<br />

Pilzkonzept für den Bau des neuen Hauptbahnhofs<br />

zeichnete sich hier e<strong>in</strong>e Lösung ab;<br />

damit wurde e<strong>in</strong>e Anb<strong>in</strong>dung über das Nordkreuz<br />

möglich (siehe S. 24–27).<br />

Orientiert an den ICE-Werken <strong>in</strong> Ham -<br />

burg und München begannen die Planungen<br />

für e<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>er ICE-Werk. Dabei wollte die<br />

DR zusätzlich den neuesten Stand der Technik<br />

nutzen und e<strong>in</strong> zukunftsweisendes Werk<br />

bauen. Neben den 40 ICE-Zügen, die <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong> stationiert werden sollten, wollte man<br />

auch Talgo-Züge und herkömmliche Reisezugwagen<br />

sowie Lokomotiven <strong>in</strong> dem Werk<br />

unterhalten. Die Anlage wurde großzügig geplant,<br />

da auch Arbeiten ausgeführt werden<br />

sollten, die sonst e<strong>in</strong> Ausbesserungswerk<br />

erledigt, so die Aufarbeitung von Drehge -<br />

stellen und der Tausch von Baugruppen. Die<br />

Planungen umfassten zwei Triebwagen hal -<br />

Zuerst dachte man an e<strong>in</strong><br />

großzügiges ICE-Werk –<br />

dann kam der Sparkurs<br />

len mit je vier Gleisen, wobei die Behandlung<br />

von Zügen mit e<strong>in</strong>er Länge von 400 Metern<br />

möglich se<strong>in</strong> sollte. Das ergab Hallenmaße<br />

von etwa 430 zu 70 Metern. Die Halle sollte<br />

unterkellert werden, um e<strong>in</strong>en großen Lagerbereich<br />

zu schaffen. An den Aus fahrten der<br />

Halle, wo die Stellplätze der ICE-Triebköpfe<br />

vorgesehen waren, wurde e<strong>in</strong> verfahrbarer<br />

Kran geplant. Die Fahrleitung <strong>in</strong> diesem Bereich<br />

sollte verschiebbar se<strong>in</strong>, um e<strong>in</strong> ungeh<strong>in</strong>dertes<br />

Arbeiten zu ermöglichen. Für das<br />

Cater<strong>in</strong>g war e<strong>in</strong>e Hängebahn vorgesehen.<br />

Besondere E<strong>in</strong>richtungen für den Talgo-Zug<br />

sollten e<strong>in</strong> seitliches Verschieben der Wagenkästen<br />

ermöglichen, um Arbeiten an den E<strong>in</strong>zelradlaufwerken<br />

effektiv ausführen zu können.<br />

H<strong>in</strong>zu kamen Anlagen für die Vakuum -<br />

entsorgung, die Tr<strong>in</strong>kwasserversorgung, die<br />

Besandung sowie e<strong>in</strong>e Druckluftanlage. Daneben<br />

waren weitere E<strong>in</strong>richtungen geplant,<br />

so e<strong>in</strong> Anbau für Werkstatt, Büros und Cater<strong>in</strong>g,<br />

der sich über die ge samte Länge der<br />

Halle erstrecken sollte, e<strong>in</strong> großzügiger Sozialtrakt,<br />

e<strong>in</strong>e separate Außenre<strong>in</strong>igungsanlage<br />

und e<strong>in</strong>e große Zahl von Aufstellgleisen.<br />

Doch bei dieser Planung mussten bald<br />

Abstriche gemacht werden, vor allem aufgrund<br />

von Sparmaßnahmen der neuen Konzernführung.<br />

So entfiel die Unterkellerung<br />

der Halle. Die Führungskräfte der DB waren<br />

auch der Ansicht, dass es nicht nötig sei,<br />

RAW-Arbeiten <strong>in</strong> dem Berl<strong>in</strong>er Werk aus -<br />

zuführen. Statt dessen sollten möglichst viele<br />

Arbeiten an die Industrie vergeben werden.<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 37


Fahrzeuge und Betrieb<br />

| ICE-VERKEHR IN BERLIN<br />

Auf der neu geschaffenen Nord-Süd-Fernbahn<br />

nutzt e<strong>in</strong> ICE-T die Zufahrtstrecke zum Tunnelbereich<br />

des neuen Hauptbahnhofs; l<strong>in</strong>ks der<br />

Bereich des ehemaligen Conta<strong>in</strong>erbahnhofs<br />

HuL an der Heidestraße Volker Emersleben<br />

Samba do Spandau:<br />

Im August 2005<br />

feiern brasilianische<br />

Fußballfans im<br />

Berl<strong>in</strong>er Fernbahnhof.<br />

Im Jahr darauf<br />

br<strong>in</strong>gt der ICE viele<br />

Sportbegeisterte zu<br />

den Spielen der<br />

Fußball-WM<br />

Volker Emersleben<br />

...und so sah es <strong>in</strong><br />

der Frühphase des<br />

Berl<strong>in</strong>er ICE-<br />

Verkehrs aus. Im<br />

Jahr 1993 hat e<strong>in</strong><br />

ICE 1 se<strong>in</strong> Ziel,<br />

den Bahnhof<br />

Zoologischer<br />

Garten, erreicht. Vor<br />

der nächsten Fahrt<br />

erhält er noch Sicht<br />

fördernde Kosmetik<br />

Volker Emersleben<br />

Bei der geplanten ICE-Aufstellanlage im<br />

ehemaligen Rennbahnhof Karlshorst drohte<br />

e<strong>in</strong>e starke Belastung der Anwohner. Auch<br />

der Denkmalschutz forderte e<strong>in</strong>e Änderungen,<br />

da das Empfangsgebäude des alten<br />

Rennbahnhofs an der Treskowallee und der<br />

Lokschuppen des ehemaligen Bw Rummelsburg<br />

als erhaltungswürdig e<strong>in</strong>gestuft waren.<br />

Start mit e<strong>in</strong>em Provisorium<br />

Bei der Betriebsaufnahme im Mai 1993 bis<br />

zum Bahnhof Zoo konnten die ICE-Züge ohneh<strong>in</strong><br />

noch nicht über die Stadtbahn nach<br />

Rummelsburg fahren. Als Zwischenlösung<br />

bot sich an, die Arbeiten vorerst im Bw Grunewald<br />

auszuführen. Dort wurden im Rechteckschuppen<br />

zwei Gleise entfernt und e<strong>in</strong><br />

durchgehendes Gleis für die Instandhaltung<br />

gebaut. Es konnte e<strong>in</strong>en Triebkopf und drei<br />

Mittelwagen oder aber vier Mittelwagen aufnehmen.<br />

Damit war <strong>in</strong> vier Takten e<strong>in</strong> ICE 1<br />

<strong>in</strong> 90 M<strong>in</strong>uten durchzuschleusen.<br />

Pünktlich zum Fahrplanwechsel im Mai<br />

1993 war das Provisorium <strong>in</strong> Grunewald e<strong>in</strong>satzbereit.<br />

Mit dem vorläufigen Endhalt <strong>in</strong><br />

Lichtenberg musste auch dort für e<strong>in</strong>ige ICE-<br />

Züge e<strong>in</strong>e Wartungsmöglichkeit geschaffen<br />

werden, wofür sich die Wagenhalle des Betriebswagenwerks<br />

Lichtenberg anbot. Um<br />

die Züge durch die fahrdrahtlose Halle zie -<br />

hen zu können, wurde e<strong>in</strong>e Diesellok der<br />

38<br />

Baureihe 201 mit e<strong>in</strong>er ICE-Kupplung versehen.<br />

In der Halle fehlten Seitenkanäle – Gummimatten<br />

wurden beschafft, welche die Klappen<br />

des ICE vor Beschädigungen auf dem<br />

Betonboden schütz ten und auf denen die<br />

Schlosser ihre Arbeit knieend oder liegend<br />

ausführten. Außerdem wurde e<strong>in</strong>e spezielle<br />

Leiter entwickelt, die e<strong>in</strong>e Besichtigung der<br />

Dachausrüstung erlaubte. Für den Scheibenwischerwechsel<br />

baute man e<strong>in</strong>en provisorischen<br />

Stand, der vor die Frontfenster des ICE<br />

geschoben werden konnte. Damit stand dem<br />

fahrplanmäßigen Betrieb nach Lichtenberg<br />

nichts mehr im Weg.<br />

Ausweitung des ICE-Verkehrs<br />

Rasch wurde die Anb<strong>in</strong>dung Berl<strong>in</strong>s mit<br />

den modernen Zügen ausgebaut. Seit dem<br />

8. März 1994 verkehrte der ICE auch zwischen<br />

Köln und Berl<strong>in</strong>, ab dem 29. Mai 1994<br />

zusätzlich als ICE-Spr<strong>in</strong>ter. Hauptnutz nie -<br />

ßer dieser Verb<strong>in</strong>dung s<strong>in</strong>d die nicht fliegenden<br />

Bundesbeamten, die zwischen alter und<br />

neuer Hauptstadt der Bundesrepublik pendeln.<br />

Ab September 1994 wurde e<strong>in</strong> ICE von<br />

Berl<strong>in</strong> nach Dresden e<strong>in</strong>gesetzt, der jedoch<br />

wegen des Streckenzustands nicht schneller<br />

fahren konnte als die alten lokbespannten<br />

Züge. 1998 band man diese ICE-Züge bis<br />

Hamburg durch. Zum Mai 1995 erhielt Berl<strong>in</strong><br />

die erste <strong>in</strong>ternationale ICE-Anb<strong>in</strong>dung; der<br />

ICE „Thunersee“ fuhr täglich nach Inter -<br />

laken Ost <strong>in</strong> der Schweiz. Ab September 1996<br />

wurde die ICE-Verb<strong>in</strong>dung Berl<strong>in</strong> – Frank -<br />

furt (Ma<strong>in</strong>) im Stundentakt bedient.<br />

Erst Ende Mai 1997 begann der ICE-Verkehr<br />

Berl<strong>in</strong> – Hamburg. Vorher hatte man<br />

190 Kilometer Strecke grundlegend überholt<br />

und für Tempo 160 erneuert. Die Reise Berl<strong>in</strong><br />

– Hamburg dauerte nun zwei Stunden und<br />

14 M<strong>in</strong>uten, die Fahrgäste wa ren also fast genauso<br />

schnell wie mit dem „Fliegenden Hamburger“<br />

1933. Erst am 12. Dezember 2004,<br />

nach nochmaligem Ausbau der Strecke, durften<br />

die ICE hier 230 km/h fahren und brauchten<br />

nur noch e<strong>in</strong>e Stunde 28 M<strong>in</strong>uten.<br />

Zum Sommerfahrplan 1997 gab es noch<br />

e<strong>in</strong>e weitere Neuheit: Mit der Zuweisung erster<br />

ICE-2-Langzüge wurde e<strong>in</strong>e zusätzliche<br />

ICE-Verb<strong>in</strong>dung Berl<strong>in</strong> – Köln e<strong>in</strong>gerichtet;<br />

ab dem W<strong>in</strong>terfahrplan 1997/98 fuhren die<br />

ICE im Zweistundentakt weiter bis Bonn.<br />

Nach Inbetriebsetzung der Steuerwagen<br />

setzte die DB AG ab 24. Mai 1998 die ICE-2-<br />

Kurzzüge erstmals plan mä ßig mit e<strong>in</strong>er Flügelung<br />

<strong>in</strong> Hamm von Berl<strong>in</strong> nach Köln über<br />

Wuppertal bzw. das Ruhr gebiet e<strong>in</strong>.<br />

Endlich zeichnete sich auch e<strong>in</strong> durchgehender<br />

ICE-Betrieb über die Stadtbahn ab.<br />

Nach dem Ende der Sanierungsarbeiten und<br />

dem Abschluss der Elektrifizierung rollen<br />

seit dem 24. Mai 1998 die ICE-Züge über<br />

diese Strecke. Damit war auch e<strong>in</strong>e erste<br />

Etappe im Verkehrsprojekt Deutsche E<strong>in</strong>heit<br />

Nr. 4 geschafft. Der zweite und größere folgte<br />

mit der Inbetriebnahme der Schnellfahrstrecke<br />

Hannover – Berl<strong>in</strong> zum Fahrplanwechsel<br />

am 27. September 1998. Dabei erhielt auch<br />

Spandau se<strong>in</strong>en neuen Bahnhof. Nun verkehrten<br />

täglich zwei ICE-Spr<strong>in</strong>ter-Zugpaare<br />

zwischen Berl<strong>in</strong> und Frankfurt, die „Spree-<br />

Spr<strong>in</strong>ter“ bzw. „Ma<strong>in</strong>-Spr<strong>in</strong>ter“. Zum Fahrplanwechsel<br />

am 30. Mai 1999 verlängerte die


Seit 2008 fährt der Diesel-ICE zwischen Berl<strong>in</strong>, Hamburg und Kopenhagen.<br />

Jüngst wurde e<strong>in</strong> erstes Fahrzeug <strong>in</strong> Farben der Dänischen Staatsbahn<br />

lackiert und defilierte so über die Stadtbahn (April 2014) Bodo Schulz<br />

In Berl<strong>in</strong>-Rummelsburg entstand e<strong>in</strong> modernes ICE-Werk für die Betreuung der „weißen Flotte“.<br />

Behandelt werden hier ICE 1, ICE 2, ICE-T und ICE-TD. Nur ICE 3 und Velaro D (Baureihe 407)<br />

fehlen – aber die kommen ja auch nicht planmäßig nach Berl<strong>in</strong> Jet-Foto Kranert/DB<br />

DB die Berl<strong>in</strong>-Frankfurt-Spr<strong>in</strong>ter bis Mannheim<br />

(morgens) sowie Stuttgart (abends).<br />

ICE-Werk <strong>in</strong> Rummelsburg<br />

Inzwischen liefen Vorbereitungen <strong>in</strong> Rummelsburg.<br />

Der Güterbahnhof wurde stillgelegt,<br />

andere Dienststellen verlagert, Baufreiheit<br />

geschaffen. Der Abstellbahnhof für die<br />

Reisezüge blieb dagegen weitgehend unverändert.<br />

Am 10. Februar 1997 begannen die<br />

Arbeiten für das neue ICE-Werk, das am<br />

20. Mai 1998 nach 15 Monaten Bauzeit fertig<br />

gestellt wurde. Für 307 Millionen D-Mark<br />

entstand e<strong>in</strong>e ICE-Behandlungsanlage, die<br />

folgende Komponen ten umfasste:<br />

– e<strong>in</strong>e zweigleisige Triebzughalle mit angrenzendem<br />

dreigeschossigen Betriebsgebäude<br />

– e<strong>in</strong>e viergleisige Außenbehandlungsanlage<br />

– e<strong>in</strong>e Außenre<strong>in</strong>igungsanlage<br />

– e<strong>in</strong>e Radsatzdiagnosee<strong>in</strong>richtung<br />

– 15 Abstellgleise<br />

– e<strong>in</strong> elektronisches Stellwerk<br />

Für die Anlage wurden 18 Kilometer Gleis,<br />

78 Weichen und ca. 17 Kilometer Oberleitung<br />

neu verlegt. In der westlichen E<strong>in</strong>fahrt entstand<br />

e<strong>in</strong>e Unterführung unter die Gleise zur<br />

R<strong>in</strong>gbahn, um e<strong>in</strong>e neue Anb<strong>in</strong>dung an die<br />

Strecke Berl<strong>in</strong> – Frankfurt/Oder zu schaffen.<br />

Im Dezember 1999 startete die zweite Stufe<br />

für den Werksausbau. Nach e<strong>in</strong>er Bauzeit<br />

von 16 Monaten g<strong>in</strong>g im Januar 2002 e<strong>in</strong>e<br />

neue Halle mit drei Werkstattgleisen sowie<br />

e<strong>in</strong>e fünfgleisige Ausfahr-Abstellanlage <strong>in</strong><br />

Karlshorst <strong>in</strong> Betrieb. Mit der Erweiterung<br />

wurde die gesamte ICE-2-Flotte <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> beheimatet.<br />

In Rummelsburg arbeiten derzeit<br />

rund 800 Mitarbeiter, die wöchentlich rund<br />

590 Fahrzeuge der Typen ICE 1, ICE 2, ICE-T<br />

behandeln. Seit Dezember 2007 wird auch<br />

e<strong>in</strong> Teil der ICE-TD-Flotte <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> unterhal-<br />

ten. Anzumerken bliebe, dass im Jahr 2000<br />

e<strong>in</strong>ige ICE-2-Züge im S-Bahnbetriebswerk<br />

Wannsee bzw. ICE-T-Züge im DB-Nachtzug-<br />

Werk an der Warschauer Straße durchgecheckt<br />

wurden.<br />

Neue Züge, neue Strecken<br />

Derweil wuchs das Netz der Verb<strong>in</strong>dungen<br />

weiter. Ab 1999 verkehrten ICE-1-Züge im<br />

Zweistundentakt von Berl<strong>in</strong> über Hannover<br />

– Köln – Frankfurt nach Nürnberg bzw. München,<br />

also <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Rundtour durch die alten<br />

Bundesländer, der sich ke<strong>in</strong> Direktreisender<br />

von Berl<strong>in</strong> nach Nürnberg oder München unterzog.<br />

Erst nach der Auslieferung der neuen<br />

ICE-T-Züge mit Neigetechnik begann zum<br />

30. Januar 2000 der direkte ICE-Verkehr Berl<strong>in</strong><br />

– München; anfangs im Zwei-Stunden-,<br />

seit Dezember 2000 im Stundentakt. Seit<br />

Ende Mai 2000 wurde auch die Neigetechnik<br />

der Züge genutzt, die e<strong>in</strong> schnelleres Durchfahren<br />

der kurvenreichen Strecken <strong>in</strong> Franken<br />

und Thür<strong>in</strong>gen ermöglichen sollte. Dabei<br />

fuhren e<strong>in</strong>zelne Züge bis Hamburg durch.<br />

Mit der Fertigstellung des neuen Hauptbahnhofs<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> fahren seit dem 28. Mai<br />

2006 die ICE von und nach Berl<strong>in</strong> über die<br />

neue Station. Insbesondere durch Inbetriebnahme<br />

des neuen unterirdischen Teils des<br />

Hauptbahnhofs gab es Änderungen der L<strong>in</strong>ienführungen<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und Brandenburg.<br />

Zeitgleich wurde der Halt im Bahnhof Zoologischer<br />

Garten aufgehoben, andererseits<br />

erhielten Spr<strong>in</strong>terzüge e<strong>in</strong>en zusätzlichen<br />

Halt <strong>in</strong> Spandau. Seitdem ist der Berl<strong>in</strong>er<br />

Hauptbahnhof der ICE-Knoten im Stadtgebiet.<br />

Das Angebot an ICE-Zügen von und<br />

nach Berl<strong>in</strong> wurde weiter ausgebaut, selbst<br />

Verb<strong>in</strong>dungen zur Ostsee kamen dazu. So<br />

kann man seit 2007 nach Rostock oder seit<br />

2011 nach B<strong>in</strong>z auf Rügen mit den modernen<br />

Zügen fahren. Dirk W<strong>in</strong>kler/Wolfgang Dath<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 39


Fahrzeuge und Betrieb<br />

| PRIVATE EISEN<strong>BAHN</strong>VERKEHRSUNTERNEHMEN IN BERLIN<br />

In Berl<strong>in</strong>-Moabit werden im Westhafen<br />

Conta<strong>in</strong>er zwischen Bahn und B<strong>in</strong>nenschiff<br />

verladen. Neben den Fahrzeugen<br />

der Hafenbahn s<strong>in</strong>d auch Privatbahn-<br />

Lokomotiven zu sehen – am 10. April 2007<br />

die 1401 und 1402 der D&D <strong>Eisenbahn</strong>gesellschaft<br />

Sven Kle<strong>in</strong><br />

Die anderen<br />

Als 1996 die Bahnreform <strong>in</strong> Kraft trat,<br />

hofften die Initiatoren, damit den<br />

Markt zu öffnen. Das ist ihnen auch<br />

gelungen: Zahlreiche <strong>Eisenbahn</strong>verkehrsunternehmen<br />

(EVU) wurden gegründet, nicht<br />

zuletzt <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Zwar bestimmen die großen<br />

Vertreter der Deutschen Bahn AG, von der<br />

Berl<strong>in</strong>er S-Bahn bis zu DB Bahnbau, nach<br />

wie vor das Geschehen. Aber gerade die Kle<strong>in</strong>en<br />

nutzten gekonnt die Nischen. Zum Beispiel,<br />

als die DB, allen voran die Gütersparte,<br />

zunehmend auf Rangier- und Überführungsleistungen<br />

verzichtete. Da war es 1996 e<strong>in</strong>e<br />

Sensation, als die Neukölln-Mittenwalder <strong>Eisenbahn</strong><br />

AG (NME) für die DB die Rangieraufgaben<br />

im Bahnhof Berl<strong>in</strong>-Neukölln übernahm.<br />

Die Wurzeln der Privatbahn reichen<br />

zurück bis 1899; am 25. September 1990 war<br />

40<br />

am Markt<br />

Konkurrenz belebt das Geschäft, heißt es. Auf jeden<br />

Fall belebt sie das Bild der <strong>Eisenbahn</strong>. Seit der Bahnreform<br />

s<strong>in</strong>d auch <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> Privatbahnen neben der<br />

Deutschen Bahn AG aktiv. In fast allen Sparten<br />

die NME als erstes öffentliches <strong>Eisenbahn</strong>verkehrsunternehmen<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong>getragen.<br />

Aktivitäten im Nahverkehr<br />

Der Personennahverkehr blieb nach 1996 zunächst<br />

<strong>in</strong> DB-Hand. Wer konnte sich vorstellen,<br />

dass wie <strong>in</strong> anderen Bundesländern<br />

kle<strong>in</strong>e Privatbahn-Triebwagen zum E<strong>in</strong>satz<br />

kommen? Doch Berl<strong>in</strong> holte das nach. 2002<br />

wurde die Ostdeutsche <strong>Eisenbahn</strong>-Gesellschaft<br />

(ODEG) gegründet, e<strong>in</strong> Konsortium<br />

aus Hamburger Hochbahn und der<br />

Prignitzer <strong>Eisenbahn</strong>gesellschaft (PEG). Im<br />

gleichen Jahr übernahm sie erste Stre cken<br />

<strong>in</strong> Mecklenburg, seit 2004 ist sie mit Regio -<br />

Shuttle RS 1 (VT 650) <strong>in</strong> und um Berl<strong>in</strong> zu se-


Zu den alte<strong>in</strong>gesessenen Berl<strong>in</strong>er<br />

Privatbahnen gehört die BEHALA mit<br />

ihrer Hafenbahn; 1993 setzt sie unter anderem<br />

die urige Zweiachs-Ellok L 2 und die diesel-elektrische<br />

Lok LEM 25 e<strong>in</strong> (Bild <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Rummelsburg) Volker Emersleben<br />

hen. Planmäßige Leistungen führen die Triebwagen<br />

nach Wriezen, Frankfurt (Oder), Joachimsthal,<br />

Beeskow oder Bad Saarow; <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong>-Lichtenberg hat die ODEG mehrere<br />

Gleise zum Abstellen der Züge angemietet.<br />

Der Start war holprig. Es gab Diskussionen<br />

um die neu geschaffenen Arbeitsplätze<br />

bei der Privatbahn (gegenüber den entfallenen<br />

bei der DB) und um die Ausbildung,<br />

nachdem Lokführer im Schnellverfahren angelernt<br />

wor den waren. Dies hat sich gelegt.<br />

Heute betreibt die ODEG auch zwei Regionalexpress-L<strong>in</strong>ien<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und Brandenburg/Mecklenburg.<br />

Für den RE 2 Wismar –<br />

Cottbus und den RE 4 Stendal – Jüterbog nutzt<br />

sie Doppelstocktriebzüge KISS der Firma<br />

Stadler. H<strong>in</strong>zu kommen Aufgaben am<br />

westlichen Stadtrand von Wannsee nach Bee-<br />

Betrieb bei der BEHALA heute: Am Westhafen<br />

steuert e<strong>in</strong> Bediensteter der Privatbahn se<strong>in</strong>e<br />

Diesellok mithilfe der Fernsteuerung über das<br />

Gelände Matthias Cantzler<br />

litz – Jüterbog und Rathenow – Brandenburg;<br />

dort fahren Stadler-Gelenktriebwagen (GTW).<br />

Doch gab es abermals Schwierigkeiten.<br />

Die verspäteten Lieferungen und Zulassungen<br />

der KISS-Züge sorgten zum Ende 2012<br />

für e<strong>in</strong>en blamablen Auftakt und vielfältigen<br />

Ersatzverkehr. Als RE 2 verd<strong>in</strong>gten sich<br />

Züge von DB Regio mit ODEG-Aufklebern,<br />

als RE 4 fuhren bunte Garnituren mit Elloks<br />

der Baureihe 182 (Bauform des „Taurus“).<br />

Nach und nach kamen dann die KISS-Züge;<br />

<strong>in</strong>zwischen hat sich die Aufregung gelegt<br />

und der Verkehr läuft zuverlässig.<br />

E<strong>in</strong> Grundgedanke der Bahnreform ist jedoch<br />

auch, dass die Leistungen <strong>in</strong> bestimm -<br />

ten Abständen neu ausgeschrieben werden.<br />

Und so, wie die ODEG Aufträge an Land<br />

ziehen konnte, verliert sie 2014/2015 die „Bimmelbahnleistungen“<br />

an e<strong>in</strong>e andere Pri vat -<br />

bahn: die Niederbarnimer <strong>Eisenbahn</strong> (NEB).<br />

Die NEB f<strong>in</strong>det ihren Ursprung <strong>in</strong> der<br />

alten „Heidekrautbahn“ nördlich von Berl<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> Basdorf. Die DDR hatte 1950 e<strong>in</strong>en Teil des<br />

Netzes dieser „West-Berl<strong>in</strong>er“ Bahn ent eig -<br />

net; dafür leistete die DB AG 1998 e<strong>in</strong>e Wiedergutmachung<br />

und gab zwei Dieselloks der<br />

Baureihe 202 ab. Für den Personennahverkehr<br />

gründete die NEB 2004 e<strong>in</strong>e Betriebsgesellschaft.<br />

Heute ist sie e<strong>in</strong>e feste Größe <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong>s Personennahverkehr. Mit „Talent“-<br />

Das private Trio für den<br />

Personennahverkehr:<br />

ODEG, NEB und PEG<br />

Dieseltriebzügen fährt sie von Berl<strong>in</strong>-Karow<br />

über Bas dorf nach Groß Schönebeck bzw.<br />

Wensickendorf oder auf der Ost- bzw. Oderlandbahn<br />

nach Küstr<strong>in</strong>-Kietz und weiter<br />

nach Kos trzyn (Polen). Damit war die NEB<br />

die erste Privatbahn, die plan mäßig über e<strong>in</strong>e<br />

Landesgrenze fuhr. Die Über nahme der<br />

ODEG-Strecken br<strong>in</strong>gt nun neue Aufgaben.<br />

Zusätzlich zu RegioShuttle und Talent beschafft<br />

die NEB L<strong>in</strong>k-Triebwagen aus Polen.<br />

Neben der Tochter ODEG war die PEG<br />

selbst im Berl<strong>in</strong>er Nahverkehr aktiv. Das<br />

1996 gegründete Unternehmen bediente von<br />

Dezember 2006 bis Dezember 2012 die<br />

RB 12 Berl<strong>in</strong>-Lichtenberg – Löwenberg –<br />

Temp l<strong>in</strong> und teilte sich dort Leistungen mit<br />

DB Regio. E<strong>in</strong>gesetzt wurden RegioShuttle,<br />

doch g<strong>in</strong>g die Strecke Ende 2012 an die DB.<br />

Die PEG, heute e<strong>in</strong>e Tochter der Net<strong>in</strong>era (an<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 41


Fahrzeuge und Betrieb<br />

| PRIVATE EISEN<strong>BAHN</strong>VERKEHRSUNTERNEHMEN<br />

Übersicht<br />

Öffentliche EVU <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

BEHALA Berl<strong>in</strong>er Hafen- und Lagerhausgesellschaft mbH, 13153 Berl<strong>in</strong><br />

BSB – Saugbagger und Zweiwegetechnik, 10367 Berl<strong>in</strong><br />

BT Berl<strong>in</strong> Transport GmbH, 10119 Berl<strong>in</strong> (zurzeit ohne <strong>Eisenbahn</strong>betrieb)<br />

BVG Berl<strong>in</strong>er Verkehrsbetriebe, 10783 Berl<strong>in</strong> (zurzeit ohne <strong>Eisenbahn</strong>betrieb)<br />

CTL Logistics GmbH, 10179 Berl<strong>in</strong><br />

DB Bahnbau Gruppe GmbH, 12487 Berl<strong>in</strong><br />

DB Fahrwegdienste GmbH, 10115 Berl<strong>in</strong><br />

DB Services GmbH, 10115 Berl<strong>in</strong><br />

Eichholz Eivel GmbH, 12103 Berl<strong>in</strong><br />

ErailS GmbH, 14057 Berl<strong>in</strong><br />

Freightl<strong>in</strong>er DE GmbH, 12487 Berl<strong>in</strong><br />

Hanseatic Rail AG, 10405 Berl<strong>in</strong> (zurzeit ohne <strong>Eisenbahn</strong>betrieb)<br />

Havelländische <strong>Eisenbahn</strong> AG (hvle), 13587 Berl<strong>in</strong><br />

Keolis Deutschland GmbH & Co. KG, 10117 Berl<strong>in</strong><br />

Laeger & Wöstenhöfer GmbH & Co. KG, 12347 Berl<strong>in</strong><br />

NEB Betriebsgesellschaft mbH, 10117 Berl<strong>in</strong> (auch IGB/CAPTRAIN)<br />

Neukölln-Mittenwalder <strong>Eisenbahn</strong> AG (NME), 12099 Berl<strong>in</strong><br />

POND Security Bahn Service GmbH, 12555 Berl<strong>in</strong><br />

Prignitzer <strong>Eisenbahn</strong> GmbH (PEG), 10179 Berl<strong>in</strong><br />

Rhe<strong>in</strong>hessische <strong>Eisenbahn</strong> GmbH, 12526 Berl<strong>in</strong><br />

(Unternehmen ist <strong>in</strong>solvent, Widerruf der Genehmigung angekündigt)<br />

S-Bahn Berl<strong>in</strong> GmbH, 10115 Berl<strong>in</strong><br />

SNCF Voyages Deutschland GmbH, 10117 Berl<strong>in</strong><br />

(Name geändert, vormals: eurobahn Verkehrsgesellschaft mbH)<br />

Talgo (Deutschland) GmbH, 10245 Berl<strong>in</strong> (zurzeit ohne <strong>Eisenbahn</strong>betrieb)<br />

dispo Tf Ltd., 13053 Berl<strong>in</strong><br />

dispo-Tf Rail GmbH, 12681 Berl<strong>in</strong><br />

ekr Bahnlogistik & Bauüberwachung GmbH, 12623 Berl<strong>in</strong> (<strong>in</strong> Abwicklung)<br />

locomore rail GmbH & Co. KG, 10987 Berl<strong>in</strong> (zurzeit ohne <strong>Eisenbahn</strong>betrieb)<br />

Anmerkung: DB Regio, Fernverkehr und Netz haben ihre Firmensitze <strong>in</strong> Frankfurt (Ma<strong>in</strong>)<br />

Quelle: EBA-Bund „EVU BRD“<br />

Auswahl von EVU mit „Bezug Berl<strong>in</strong>“<br />

Öffentliche <strong>Eisenbahn</strong>verkehrsunternehmen<br />

BSL Betrieb-Service-Logistik GmbH, Mittenwalde<br />

BUG Vermietungsgesellschaft mbH, Hoppegarten<br />

DeltaRail GmbH, Straupitz/Frankfurt (Oder)<br />

Deutsche Museumseisenbahn GmbH (DME), Darmstadt<br />

(Dampflokfreunde Berl<strong>in</strong>-Schöneweide)<br />

<strong>Eisenbahn</strong>gesellschaft Potsdam mbH (EGP), Potsdam<br />

(Standorte <strong>in</strong> Wittenberge und Berl<strong>in</strong> Greifswalder Str.)<br />

Georg Verkehrsorganisation GmbH (GVG), Frankfurt (Ma<strong>in</strong>)<br />

LOCON Logistik & Consult<strong>in</strong>g AG, Oberuckersee<br />

(Standort Bw Berl<strong>in</strong>-Lichtenberg)<br />

Mitteldeutsche <strong>Eisenbahn</strong> GmbH (MEG), Schkopau (Standort Rüdersdorf)<br />

ODEG Ostdeutsche <strong>Eisenbahn</strong>gesellschaft mbH, Parchim<br />

(Standorte Berl<strong>in</strong>-Lichtenberg, Eberswalde, Beeskow)<br />

Röbel/Müritz <strong>Eisenbahn</strong> GmbH (RME), Röbel (Müritz)<br />

(ehemals Bw Berl<strong>in</strong>-Lichtenberg, S-Bw Friedrichsfelde)<br />

SBB Cargo Deutschland GmbH, Duisburg<br />

Spitzke SE, Großbeeren<br />

Veolia Verkehr Regio Ost GmbH, Leipzig<br />

(InterConnex Berl<strong>in</strong> – Leipzig/Warnemünde)<br />

WFL Wedler Franz Logistik GmbH & Co. KG, Potsdam<br />

(u.a. Berl<strong>in</strong> Greifswalder Str.)<br />

Nichtöffentliche <strong>Eisenbahn</strong>verkehrsunternehmen Berl<strong>in</strong>/Brandenburg<br />

BEF Berl<strong>in</strong>er <strong>Eisenbahn</strong>freunde e.V., Basdorf<br />

Balfour Beatty Rail GmbH, München (verschiedene Standorte)<br />

Bombardier Transportation GmbH, 10785 Berl<strong>in</strong><br />

LAT Fernmelde-Montagen und Tiefbau GmbH, 10245 Berl<strong>in</strong><br />

H<strong>in</strong>weis: Kriterien für die Auswahl s<strong>in</strong>d der Standort <strong>in</strong> Brandenburg bzw. Leistungen/Standorte <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />

Zusammenstellung: Dieter Schmitt<br />

42<br />

Als Kooperation von Georg<br />

Verkehrsgesellschaft und der<br />

Schwedischen Staatsbahn g<strong>in</strong>g<br />

im Jahr 2000 der Nachtzug Berl<strong>in</strong> –<br />

Malmö an den Start. Bis 2006 fuhr er<br />

am Ostbahnhof ab (Foto) Volker Emersleben<br />

Großkatze auf der südlichen R<strong>in</strong>gbahn: Im August 2011<br />

hat „Blue Tiger“ V 330.3 der Havelländischen <strong>Eisenbahn</strong><br />

Leerwagen e<strong>in</strong>es Baustoffzuges im Güterbahnhof Neukölln<br />

abgeholt. Er fährt mit ihnen nach Röderau Sebastian Schrader


Von den Privatbahnen ist die Ostdeutsche <strong>Eisenbahn</strong>-Gesellschaft (ODEG) im Nah- bzw.<br />

Regionalverkehr des Berl<strong>in</strong>er Raums am stärksten vertreten. Mit KISS-Triebzügen bedient<br />

sie zwei Regionalexpress-L<strong>in</strong>ien; auf dem Weg nach Cottbus liefert sich 445 002 im<br />

Oktober 2013 h<strong>in</strong>ter dem Ostbahnhof e<strong>in</strong> „Wettrennen“ mit e<strong>in</strong>em 481 der S-Bahn Bodo Schulz<br />

Dabei kooperierte die Firma, die seit 1994<br />

die Zulassung als <strong>Eisenbahn</strong>verkehrsunternehmen<br />

hat, zunächst mit den Schwedischen<br />

Staatsbahnen. Seit Ende 2011 ist Veolia Transport<br />

Schweden der Geschäftspartner. Der<br />

Zug besteht aus schwedischen Wagen, von<br />

Berl<strong>in</strong> bis zum Fährhafen Saßnitz-Mukran<br />

über nimmt e<strong>in</strong>e Ellok der Baureihe 109 die<br />

Bespannung. Die drei weißen Exemplare stehen<br />

zumeist <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Lichtenberg abgestellt.<br />

Der Nachtzug fuhr zunächst von/nach<br />

Berl<strong>in</strong> Ostbahnhof, seit Sommer 2006 steuert<br />

er den neuen Hauptbahnhof an. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

hat das Angebot nicht mehr die Ausmaße der<br />

Anfangszeit. Gab es vor zehn Jahren e<strong>in</strong>en<br />

planmäßigen Zug alle zwei Tage, muss man<br />

heute nach den Verkehrstagen suchen. Meistens<br />

zieht die Lok nur zwei oder drei Wagen<br />

– das Fahrgastaufkommen sche<strong>in</strong>t ger<strong>in</strong>g.<br />

Im Jahr 2002 wurde der nächste private<br />

Fernzug über Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geführt. Als Inter-<br />

Connex fuhren blau-gelbe Talent-Trieb wa -<br />

gen von Gera über Pegau, Leipzig, Berl<strong>in</strong><br />

Im Fernreiseverkehr<br />

agieren die Privaten mit<br />

wechselndem Erfolg<br />

Besonderheit bei den „Nichtbundeseigenen“: Im Bundesbahn-Grün br<strong>in</strong>gt 151 124 von SRI Rail<br />

Invest im Oktober 2013 e<strong>in</strong>en Zementzug von Deuna nach Berl<strong>in</strong> Greifswalder Straße. Hier, am<br />

Abzweig Bornholmer Straße, entstand 1991 auch das Bild mit dem Müllzug von S. 59 Bodo Schulz<br />

nach Rostock. 2007 wurde der Laufweg im<br />

Süden auf den Anfangs-/Endpunkt Leipzig<br />

verkürzt. Elloks der Baureihe 146 und Wagenzüge<br />

der Nord-Ostsee-Bahn (NOB) lös -<br />

ten die Triebwagen ab. Als Marke der Ostseelandverkehr<br />

AG im Veolia-Konzern kommen<br />

die InterConnex-Züge heute zwei Mal durch<br />

die Spreestadt; e<strong>in</strong> Zuglauf führt weiter nach<br />

Warnemünde. Mit günstigen Ticketpreisen<br />

und kaum längeren Fahrzeiten als der ICE<br />

hat sich der InterConnex bislang behauptet.<br />

Anders verlief der E<strong>in</strong>satz des dritten<br />

privaten Fernzugs nach Berl<strong>in</strong>, des Vogtland-<br />

Express. Nachdem die DB die InterRegio-<br />

Verb<strong>in</strong>dung vom Vogtland nach Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gestellt<br />

hatte, startete im Jahr 2005 e<strong>in</strong> neuer<br />

Reisezug von Plauen über Chemnitz, Riesa,<br />

Berl<strong>in</strong>-Schönefeld Flughafen und die Stadtbahn<br />

nach Berl<strong>in</strong> Zoo. Zum E<strong>in</strong>satz kamen<br />

grün lackierte Desiro-Triebwagen der<br />

Vogtland bahn; das 1998 gegründete Unternehmen,<br />

heute Teil des Net<strong>in</strong>era-Konzerns,<br />

setzte den Zug auf Initiative des Vogtlandkreises<br />

e<strong>in</strong>. Bald folgten Änderungen: Von<br />

Februar bis April 2009 fuhr der Zug mangels<br />

Rendite nicht, zum Januar 2011 wurde er auf<br />

Busbetrieb umgestellt, weil Triebwagen fehlten.<br />

Nachdem ab Juni 2011 teils Busse, teils<br />

Triebwagen verkehrten, fahren seit 1. Oktober<br />

2012 nur noch Busse.<br />

Abgerundet wird die Auflistung der Fernverkehrs-Aktivitäten<br />

mit e<strong>in</strong>em weiteren<br />

Connex-D-Zug. Er fuhr nahezu kreuz und<br />

quer durch die Republik und tangierte am<br />

späten Nachmittag den Berl<strong>in</strong>er Haltepunkt<br />

Berl<strong>in</strong>-Hohenschönhausen auf se<strong>in</strong>er Weiterder<br />

die Italienische Staatsbahn 51 % hält),<br />

zog sich <strong>in</strong>zwischen aus dem Personenverkehr<br />

zurück. Der Firmensitz <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> blieb<br />

bestehen. Teile der Geschäftsführung und der<br />

Lokführer wechselten zur Gütersparte EGP<br />

– <strong>Eisenbahn</strong>gesellschaft Pots dam.<br />

Aktivitäten im Fernverkehr<br />

Mit ODEG, PEG und NEB s<strong>in</strong>d die drei Unternehmen<br />

genannt, die <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> neben<br />

DB Regio über Jahre Nahverkehr betrieben.<br />

Daneben gibt es aber auch private Fernverkehrszüge.<br />

Als Ersatz für e<strong>in</strong>en von der Deutschen<br />

Bahn AG e<strong>in</strong>gestellten D-Zug nahm<br />

die Georg Verkehrsorganisation im September<br />

2000 den Nachtzugverkehr zwischen<br />

Berl<strong>in</strong> und Malmö auf. Die Züge führen nur<br />

Schlaf- und Liegewagen und laufen als<br />

EN 300 Scand<strong>in</strong>avia-Night-Express bzw.<br />

EN 301 Berl<strong>in</strong>-Night-Express.<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 43


Fahrzeuge und Betrieb<br />

| PRIVATE EISEN<strong>BAHN</strong>VERKEHRSUNTERNEHMEN IN BERLIN<br />

In den Jahren 2008 bis 2010 war V 252 der<br />

Mittelweserbahn an DB AutoZug vermietet.<br />

Am 15. Januar 2010 rangiert die Kle<strong>in</strong>lok <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong>-Wannsee e<strong>in</strong>ige Autotransportwagen,<br />

die an e<strong>in</strong>en Nachtreisezug angehängt werden<br />

Sebastian Schrader<br />

fahrt nach Stralsund. Jedoch wurde er be -<br />

reits nach kurzer Zeit e<strong>in</strong>gestellt.<br />

Güter, Gleisbau und Rangierdienst<br />

Im Güterverkehr wiederum fanden etliche<br />

Privatbahnen e<strong>in</strong> Betätigungs feld. Berl<strong>in</strong><br />

hat hier vor allem als Zwischenstation e<strong>in</strong>e<br />

Menge zu bieten, ist es doch die Achsenverb<strong>in</strong>dung<br />

von den Ostseehäfen nach Süden<br />

oder Osten. Auf dem Außenr<strong>in</strong>g, der teilweise<br />

die Stadt durchquert, sieht der Beobachter<br />

die unterschiedlichsten Arten von Zügen<br />

und Fahrzeugen. Die Bandbreite reicht von<br />

schweren Ganzzügen bis zu leichten Sonderleistungen.<br />

Entsprechend groß ist die Vielfalt<br />

der Unternehmen.<br />

Die DB-Tochter Mitteldeutsche <strong>Eisenbahn</strong>-Gesellschaft<br />

(MEG) fährt Zementzüge<br />

von Rüdersdorf zur Ostsee; die Bespannung<br />

übernehmen Elloks der Baureihen 143, 155<br />

oder 156. 143er gibt es auch bei den Stahlzügen<br />

von Arcelor Mittal, während MRCE Dispolok<br />

mit Elloks analog dem „Taurus“ und<br />

der Baureihe 189 präsent ist. Die ITL <strong>Eisenbahn</strong><br />

setzte zuerst Dieselloks 228 e<strong>in</strong>, ehe<br />

das Kamenzer bzw. Dresdner Unternehmen<br />

neue Zug pfer de bestellte. Blaue Loks der<br />

PRESS s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> und um Berl<strong>in</strong> genauso zu sehen<br />

wie schwarz-rote von Uwe Adam. Dies<br />

44<br />

Die Nohab-Dieselloks zählten zu den großen Privatbahn-Attraktionen: My 1142 und My 1125<br />

verd<strong>in</strong>gen sich im Oktober 2009 im Frachtdienst (Bild im Güterbahnhof Großbeeren) Bodo Schulz<br />

ist nur e<strong>in</strong>e erste Auswahl, die man noch nahezu<br />

beliebig fortführen könnte.<br />

Auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren Geschäftsfeld<br />

haben sich Privatbahnen erfolgreich niedergelassen:<br />

dem Bauzugdienst. Er br<strong>in</strong>gt viele<br />

verschiedene Lokomotiven auf die Bau stel -<br />

len Berl<strong>in</strong>s. So verd<strong>in</strong>gen sich Oldtimer-<br />

Diesel der Reihen 202, 346 oder sogar V 75.<br />

Die Masch<strong>in</strong>en der Firma BUG s<strong>in</strong>d grün, die<br />

der LOCON orange und WFL rangiert im<br />

dunklen Rot. Fotografen erfreuen sich täg -<br />

lich an der Baureihenvielfalt zwischen Berl<strong>in</strong>-Hohenschönhausen<br />

und Schönefeld. E<strong>in</strong><br />

besonderes Highlight waren e<strong>in</strong>st die Kiezzüge<br />

von der Ostbahn kommend nach Berl<strong>in</strong><br />

mit den Nohab-Dieselloks (V 170); jene Reihe<br />

fuhr übrigens bei Bauarbeiten auch den<br />

Georg-Nachtzug vom Berl<strong>in</strong>er Ostbahnhof<br />

nach Lichtenberg zum Lokwechsel. Inzwischen<br />

mussten die „Kartoffelkäfer“ neueren<br />

Generationen von Verbrennungslokomo -<br />

tiven weichen, über e<strong>in</strong>ige Blue Tiger und die<br />

Class 66 bis h<strong>in</strong> zur Maxima 40 CC.<br />

Da <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> bis auf BNO (Berl<strong>in</strong> Nordost)<br />

und Berl<strong>in</strong>-Ruhleben alle Güterbahnhöfe<br />

stillgelegt s<strong>in</strong>d, durcheilen die meisten<br />

Frachtzüge die Stadt. In Berl<strong>in</strong> versorgen<br />

Ganzzüge noch die Kraftwerke Mariendorf<br />

(Bahnhof Marienfelde mit Kesselzügen via<br />

Berl<strong>in</strong>-Südkreuz) und Moabit (Kohlenzüge).<br />

E<strong>in</strong> besonderes Kapitel stellen schließlich<br />

die Rangierdienste dar, denn die Verwendung<br />

der NME-Lok Mitte der 1990er blieb ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfall.<br />

Oft werden für DB-Lokomotiven, die


Fernreiseverkehr e<strong>in</strong>er Privatbahn <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>:<br />

Am 28. April 2014 ist der InterConnex<br />

Warnemünde – Leipzig nahe des S-Bahnhofs<br />

Bornholmer Straße unterwegs. Westlich<br />

des Abzweigs Bornholmer Straße verlief e<strong>in</strong>st<br />

die Grenze zwischen West- und Ost-Berl<strong>in</strong><br />

Konrad Kosch<strong>in</strong>ski<br />

Das Zementwerk an der Greifswalder Straße<br />

wird regelmäßig auf der Schiene bedient. Im<br />

August 2012 machen sich die „Holzroller“<br />

142 128 und 142 118 sowie 212 054 der <strong>Eisenbahn</strong>gesellschaft<br />

Potsdam (EGP) mit dem<br />

Zementzug DGS 95187 auf den Weg nach<br />

Geseke Sebastian Schrader<br />

zur Reparatur s<strong>in</strong>d, andere von Privaten angemietet.<br />

So konnte man zeitweise e<strong>in</strong>e<br />

Kle<strong>in</strong>lok der Reihe 332 der Mittelweserbahn<br />

(MWB) im Anschluss von DB Autozug <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Wannsee<br />

erleben. An der Greifswalder<br />

Straße rangiert zumeist e<strong>in</strong>e Lok der Reihe<br />

312 der Firma WFL. Dagegen zog sich die<br />

NME weitgehend auf ihre „Industriebahn“<br />

zurück; der erwähnte Bahnhof Neukölln ist<br />

heute weitgehend verwaist.<br />

Bei der Lokversorgung gehen die Unternehmen<br />

unterschiedliche Wege. Die <strong>in</strong> der<br />

Uckermark angesiedelte LOCON AG, die vor<br />

allem Güterzüge fährt, nutzt seit über sechs<br />

Jahren die alten Anlagen im Bw Berl<strong>in</strong>-Lichtenberg.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs auch nur die Strahlengleise<br />

ohne den baufälligen Rundschuppen.<br />

Andere Bauunternehmen stellen ihre Loks<br />

auf Anschlussgleisen ab. Das klassische<br />

Bahnbetriebswerk ist hier längst Geschichte.<br />

Industriebahnen und Bahn-Adressen<br />

Die Betrachtung der Berl<strong>in</strong>er Privatbahnen<br />

wäre derweil nicht vollständig ohne den<br />

Blick auf die Industriebahnen. Ihr Netz<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014<br />

schrumpfte bereits zu Beg<strong>in</strong>n der 1990er-<br />

Jahre erheblich. Anschlüsse wurden entbehrlich,<br />

da der Güterverkehr sich neu ordnete<br />

oder ausblieb. Die elektrifizierte „Bullenbahn“<br />

<strong>in</strong> Oberschöneweide verzichtete 1995<br />

auf die Elloks, 1996 auf den Restbetrieb mit<br />

Zweiwegefahrzeugen. Anders erg<strong>in</strong>g es der<br />

Berl<strong>in</strong>er Hafen- und Lagerhausgesellschaft<br />

(BEHALA), die schon seit den 1920er-Jahren<br />

existiert. Eigentlich <strong>in</strong> West-Berl<strong>in</strong> angesiedelt<br />

und <strong>in</strong> Moabit am Westhafen im E<strong>in</strong>satz,<br />

führt sie seit 1990 auch den Betrieb im Netz<br />

des früheren VEB B<strong>in</strong>nen häfen. Wobei die<br />

silbernen Rangierdiesel <strong>in</strong> Moabit zumeist<br />

auf ihren Hafenbahngleisen bleiben.<br />

Noch häufiger als Privatbahnen mit Fahrzeugen<br />

f<strong>in</strong>det man <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> aber am Ort e<strong>in</strong>getragene<br />

<strong>Eisenbahn</strong>verkehrsunternehmen.<br />

E<strong>in</strong> Grund für die Vielzahl der Bahnadressen:<br />

E<strong>in</strong> Bahnunternehmen muss nicht unbe -<br />

d<strong>in</strong>gt eigene Lokomotiven haben; es kann<br />

beispielsweise auch nur Triebfahrzeugführer<br />

für andere Leistungen stellen. In anderen<br />

Fällen war das Unternehmen erst im Entstehen.<br />

Neben den Dampflokfreunden <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Schöneweide<br />

zum Beispiel versuchte<br />

sich e<strong>in</strong> Geschäftsführer der Röbel-Müritzer<br />

<strong>Eisenbahn</strong> (RME) an e<strong>in</strong>em Standort für historische<br />

Fahrzeuge samt Vermietleistungen.<br />

Bis auf wenige betriebsbereite Lokomotiven<br />

der Reihen 346 und 202 sammelte er meist<br />

eher schrottreife Wagen und Lokomotiven,<br />

die <strong>in</strong> Bereichen des Bw Lichtenberg, des<br />

aufgelassenen S-Bw Friedrichsfelde oder<br />

Bernau verstreut standen. Aufgrund von<br />

Zahlungsschwierigkeiten hat die RME Ber -<br />

l<strong>in</strong> <strong>in</strong>zwischen wieder verlassen.<br />

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Momentaufnahmen<br />

| DAMPFNOSTALGIE IN BERLIN<br />

Hoch zu Ross ...<br />

Schon bevor die Mauer fiel, setzte die Reichsbahn <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> Dampflokomotiven<br />

für Nostalgie-Sonderfahrten e<strong>in</strong>. Nach dem Herbst 1989 aber begann der Boom der<br />

schwarzen Rösser: <strong>Eisenbahn</strong>freunde und Veranstalter nutzten den Bestand<br />

an Masch<strong>in</strong>en und die vorhandene Infrastruktur für den Nostalgieverkehr. Selbst<br />

planmäßige Züge auf der Stadtbahn wurden wieder mit Dampf bespannt<br />

In Sachen Dampflok-Romantik<br />

unterwegs: Am 31. August 1989<br />

bespannt 02 0201 e<strong>in</strong>en Sonderzug mit<br />

Doppelstockwagen auf dem Innenr<strong>in</strong>g;<br />

rechts der S-Bahnhof Westend<br />

Bodo Schulz<br />

46


Sogar e<strong>in</strong> richtiges Dampflok-Bw<br />

gab es: In Schöneweide wird im<br />

Oktober 1993 Lok 01 2066<br />

versorgt Wolfgang Dath<br />

Zu Reichsbahnzeiten waren die Dampfwolken über den Bahngleisen<br />

meist e<strong>in</strong> Ärgernis – aber nicht immer, denn es gab so<br />

manche Sonderfahrt, die <strong>Eisenbahn</strong>freunde <strong>in</strong> die Züge<br />

lockte (und bei Veranstaltungen <strong>in</strong> West-Berl<strong>in</strong> die begehrten Valuta<br />

– West-Mark – brachte). Nach dem Mauerfall hatte die Reichsbahn<br />

zudem e<strong>in</strong>en unschätzbaren Vorteil: Sie verfügte noch über<br />

Dampflokomotiven und Dampflok-Infrastruktur. So waren die<br />

Museumslok 52 6666 und weitere Exemplare der Baureihe 52.80 betriebsfähig<br />

erhalten, aber auch Schnellzugloks oder gar Tenderloks<br />

ließen sich für E<strong>in</strong>sätze heranziehen. Das bot die Chance, dampflokbespannte<br />

Sonder- und sogar Regelzüge zu fahren.<br />

Hatten bisher 52 6666 und ihre Schwestern im W<strong>in</strong>ter Wagen oder<br />

Schuppen geheizt, so heizten sie nun Dampflokfreunden bei Ehren-<br />

Lokführer-Sem<strong>in</strong>aren auf der Strecke nach Töpch<strong>in</strong> e<strong>in</strong>. Und auch<br />

beim Plandampf, wenn Dampfloks (ansonsten von Dieselloks geführte)<br />

Planzüge übernahmen, war der Dampflok-Fundus von Vorteil.<br />

Schöneweider 52er kamen damit <strong>in</strong> die Altmark oder stampften bei<br />

Im Herbst 1994 verabschiedet sich 52 8134 als letzte DB-Dampflok;<br />

den Lokpark hatte man schrittweise reduziert Heiko Focken<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014<br />

Locker zieht 01 1531 mit ihrem<br />

D-Zug aus Halberstadt am<br />

19. Oktober 1991 an der S-Bahn<br />

vorbei; Bild an der E<strong>in</strong>fahrt zum<br />

Bahnhof Alexanderplatz Sven Kle<strong>in</strong><br />

47


Momentaufnahmen<br />

| DAMPFNOSTALGIE IN BERLIN<br />

Dampf auf der Stadtbahn: Mit dem „Gurkenzug“ Nauen – Berl<strong>in</strong> –<br />

Lübbenau hat die Wustermarker 52 8075 an e<strong>in</strong>em Sommertag 1992 den<br />

S-Bahnhof Alexanderplatz passiert und dampft weiter Richtung Ostbahnhof,<br />

wo zahlreiche Fahrgäste ihre Dampfzugfahrt Richtung Spreewald<br />

beg<strong>in</strong>nen werden Mart<strong>in</strong> Weltner<br />

Heute gibt es Sonderfahrten<br />

unter anderem<br />

mit dem Programm<br />

„Berl<strong>in</strong> macht Dampf“.<br />

Dabei kommt am<br />

5. Mai 2013 „Else“ alias<br />

52 8177 mit dem<br />

Traditionszug auf den<br />

Innenr<strong>in</strong>g; soeben<br />

erreicht die Garnitur<br />

den S-Bahnhof<br />

Schöneberg<br />

Bodo Schulz<br />

48


Auch die Tenderlok<br />

74 1230 ist mit von der<br />

Partie; im Mai 1993<br />

lässt sie sich <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong> Hauptbahnhof<br />

bewundern<br />

Volker Emersleben<br />

Am 29. August 1991 s<strong>in</strong>d 52 6666 und 52 8079 für<br />

die praktische Ausbildung während e<strong>in</strong>es<br />

Lokführersem<strong>in</strong>ars e<strong>in</strong>gesetzt. An der Ausfahrt<br />

des Bahnhofs Mittenwalde hat man beide Loks<br />

für e<strong>in</strong> Souvenirfoto aufgestellt Wolfgang Dath<br />

Bei der von Rob<strong>in</strong><br />

Garn organisierten<br />

Plandampfveranstaltung<br />

„Metropol“ fährt<br />

am 4. April 1994<br />

e<strong>in</strong> Pendelzug auf<br />

der Stadtbahn;<br />

Zuglokomotiven<br />

s<strong>in</strong>d 03 1010 und<br />

03 2204. Hier trifft<br />

der Zug im<br />

Bahnhof Friedrichstraße<br />

e<strong>in</strong><br />

Wolfgang Dath<br />

„Viva Magistrale“ nach Magdeburg. Es war damals die eher verrückte<br />

Idee, 52 8055 e<strong>in</strong>fach nur vor Fristende würdig zu verabschieden –<br />

aber die Reichsbahndirektion Berl<strong>in</strong> zog dabei alle Register. Daraus<br />

entstand nämlich die Bespannung des als „Gurkenzug“ bekannt gewordenen<br />

Planzugs Nauen – Berl<strong>in</strong> – Lübbenau. Wustermarker und<br />

Schöneweider 52er präsentierten sich nahezu jeden Samstag vor<br />

diesem Planzug; sonntags g<strong>in</strong>g es nach Rhe<strong>in</strong>sberg. Als alle 52er<br />

verkauft waren, bewährten sich noch andere Dampflokomotiven<br />

vor diesem Zug.<br />

Untrennbar verbunden s<strong>in</strong>d die Dampfveranstaltungen der<br />

1990er-Jahre <strong>in</strong> und um Berl<strong>in</strong> mit dem Namen Rob<strong>in</strong> Garn. Der <strong>Eisenbahn</strong>freund<br />

aus dem Westen erreichte, dass Schnellzüge an auserwählten<br />

Tagen wieder mit Dampf über die Stadtbahn Berl<strong>in</strong>s<br />

fuhren. Gleich fünf Masch<strong>in</strong>en präsentierten sich vor schweren<br />

D-Zügen. Andere Veranstalter zogen nach. Ob die Überführung der<br />

65 1057 nach Basdorf, die 74 1230 zu Silvester auf der Humboldthafenbrücke<br />

oder andere Charterzüge – die Stadtbahn war vor ihrer<br />

Sanierung noch mal „Pflicht“.<br />

Stichwort Umbau: Der s<strong>in</strong>kende Dampflokbestand, die reduzierte<br />

Infrastruktur und nicht zuletzt die Modernisierung der Strecken ließ<br />

ab Mitte der 1990er-Jahre die Zahl der Dampfloke<strong>in</strong>sätze spürbar<br />

schrumpfen – Plandampf gab es gar nicht mehr. Aber noch immer<br />

gibt es Bahn-Nostalgie im Berl<strong>in</strong>er Stadtbild, wenn auch <strong>in</strong> ganz<br />

kle<strong>in</strong>em Rahmen. Bei den Museumsfahrten „Berl<strong>in</strong> macht Dampf“<br />

zum Beispiel sieht man Sonderzüge mit Dampfloks sogar auf bedeutenden<br />

Bahnverb<strong>in</strong>dungen.<br />

Michael Reimer/GM<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 49


Strecken und Stationen<br />

| DIE <strong>BAHN</strong>BETRIEBSWERKE IN BERLIN<br />

Gew<strong>in</strong>ner<br />

und Verlierer<br />

Alt und neu <strong>in</strong> nächster Nähe: Im Juli 2009<br />

beherbergt das ehemalige Bahnbetriebswerk<br />

Schöneweide nur noch historische<br />

Fahrzeuge (unten). Das ehemalige Reichsbahnausbesserungswerk<br />

Schöneweide<br />

hat e<strong>in</strong>e neue Funktion als Hauptwerkstatt<br />

der S-Bahn erhalten (oben) Bodo Schulz<br />

Die Teilung Berl<strong>in</strong>s war an der Struktur der<br />

Lokbehandlung nicht spurlos vorübergegangen.<br />

Doch wer gehofft hatte, nach der Wende käme<br />

es zu e<strong>in</strong>em Aufschwung der Bahnbetriebswerke,<br />

sah sich <strong>in</strong> den meisten Fällen getäuscht<br />

Dass sich die <strong>Eisenbahn</strong> <strong>in</strong> der<br />

geteilten Stadt unterschiedlich entwickelte,<br />

konnte <strong>in</strong> den 80er-Jahren<br />

wirklich niemand mehr übersehen. Die <strong>Eisenbahn</strong><br />

<strong>in</strong> West-Berl<strong>in</strong> unterstand der Betriebsführung<br />

der Deutschen Reichsbahn<br />

(DR) – und war immer wieder Gegenstand<br />

politischer Aktionen und Diskussionen. Der<br />

<strong>Eisenbahn</strong>verkehr hatte sich entschieden<br />

verändert. Es blieb nur das erhalten, was Devisen<br />

<strong>in</strong> Form von D-Mark für die DR (und<br />

damit die DDR) erbrachte. Etwas anders verhielt<br />

es sich lediglich beim S-Bahn-Verkehr<br />

<strong>in</strong> den Westsektoren; den hatte 1984 die West-<br />

Berl<strong>in</strong>er BVG übernommen. Sie nutzte für<br />

die Instandhaltung ihrer Triebzüge Hallen <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong>-Wannsee, Hundekehle (Grunewald)<br />

und Papestraße (Tempelhof).<br />

Gegensätze West – Ost<br />

Ansonsten gab es im Westteil nur e<strong>in</strong> Bahnbetriebswerk<br />

(Bw), das noch tätig war:<br />

Grunewald. Die Lokbehandlungsanlagen <strong>in</strong><br />

Tempelhof verfielen. Nach der Neustrukturierung<br />

im Westteil unterstanden der Unterhaltungsstelle<br />

für Masch<strong>in</strong>entechnik (UfM)<br />

Tempelhof die E<strong>in</strong>satzstelle Grunewald und<br />

das „Reichsbahn aus besserungswerk“ (Raw)<br />

Tempelhof Rangierbahnhof. Die Unterhaltungsstelle<br />

für Bahntechnik (UfB) hielt den<br />

Schuppen <strong>in</strong> Tempelhof Rangierbahnhof für<br />

die Bahnmeisterei vor, Teile des ehemaligen<br />

Raw Grunewald wurden zur Direktionsbeschaffungsstelle.<br />

Außerdem gab es das stillgelegte<br />

Gelände am Anhalter Bahn hof; es<br />

wurde später e<strong>in</strong> Hauptbestandteil des Verkehrsmuseums<br />

(heute Deutsches Technik<br />

Museum).<br />

Im Ostteil der Stadt, der Hauptstadt der<br />

DDR, brummte dagegen der Betrieb. Ke<strong>in</strong>es<br />

der Bahnbetriebswerke war entbehrlich. Historische<br />

Rotunden <strong>in</strong> Rummelsburg oder<br />

Pankow blieben erhalten, auch wenn sich<br />

dort nur kurze Lokomotiven unterbr<strong>in</strong>gen<br />

ließen. Für Sonder- und Heizlokdienste standen<br />

selbst zur Wende noch e<strong>in</strong>e Vielzahl von<br />

50<br />

betriebsfähigen Dampfrössern der Baureihe<br />

52 im Bw Schöneweide zur Verfügung.<br />

Kurze Blüte – lange Schrumpfung<br />

Im Jahr 1990 gab es <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> drei große<br />

Bahnbetriebswerke mit zusammen fünf E<strong>in</strong>satzstellen<br />

sowie e<strong>in</strong>e weitere E<strong>in</strong>satzstelle;<br />

die S-Bahn unterhielt im wesentlichen zwei<br />

Bahnbetriebswerke, zwei E<strong>in</strong>satzstellen und<br />

e<strong>in</strong>e Triebwagenhalle (siehe S. 53). Doch dabei<br />

sollte es nicht bleiben. Zwar bescherte<br />

die verstärkte E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung des wiedervere<strong>in</strong>igten<br />

Berl<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Fernreiseverkehr manchem<br />

Bw e<strong>in</strong>e kurzzeitige Blüte – zunächst<br />

blieben auch alle Werke bestehen, der Zugverkehr<br />

wandelte sich stetig. Langfristig<br />

aber lief die Entwicklung auf die Schrumpfung<br />

h<strong>in</strong>aus. Das s<strong>in</strong>kende Güterverkehrsaufkommen<br />

und der Sparkurs der DR bzw.<br />

der 1994 nachfolgenden Deutschen Bahn AG<br />

legten dies nahe. Bereits die Anfang der<br />

1990er-Jahre entwickelte Langfristige Wer -<br />

ke-Ordnung sah e<strong>in</strong>e Bündelung der Standorte<br />

vor, was sich dann bei der DB AG ver-<br />

Das Rundhaus des Bw Pankow bietet zwar nicht viel Platz, aber für die Kle<strong>in</strong>loks der Reichsbahn<br />

ist es e<strong>in</strong>e willkommene Unterbr<strong>in</strong>gungsmöglichkeit. Foto vom Oktober 1993 Heiko Focken


stärkt fortsetzte. Die Divisionalisierung – die<br />

Aufteilung <strong>in</strong> Geschäftsbereiche – sorgte dabei<br />

für manche Kuriosität. Wie sich die Bw-<br />

Landschaft nach 1990 entwickelte, zeigt der<br />

folgende Überblick.<br />

Bw Pankow und E<strong>in</strong>satzstellen<br />

„Taigatrommeln“ (Diesellok-Baureihe 120),<br />

„Holzroller“ (Ellok-Baureihe 242), diverse<br />

Dieselloks und auch „Ferkeltaxen“ (Triebwagen<br />

171) – der Bestand des Bahnbetriebswerks<br />

war Anfang der 90er-Jahre recht bunt.<br />

Dem Niedergang des Güterverkehrs stand<br />

zunächst der Aufschwung beim Reise ver -<br />

kehr gegenüber, der immerh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Teil der<br />

Abgänge kompensierte. Bis Dezember 1992<br />

verschwanden die 242 (jetzt 142), bis Januar<br />

1994 die 120 (jetzt 220); im Gegenzug kamen<br />

ab August 1992 modernisierte 219-Dieselloks<br />

(229) und ab Mai 1993 Dieselloks der Baureihe<br />

232 <strong>in</strong> den Bestand; sie bespannten<br />

IC- bzw. D-Züge von Berl<strong>in</strong> nach Hamburg,<br />

Helmstedt und Oebisfelde und blieben bis<br />

1994/95 hier stationiert. Auch zu dieser Zeit<br />

hatte Pankow noch Bedeutung: Ende Mai<br />

1994 übernahm der Standort alle Lokführer<br />

aus Schöneweide, zudem baute ihn die<br />

Weil der Aufenthalt im<br />

Schuppen Geld kostete,<br />

blieben die Loks draußen<br />

DB AG zu e<strong>in</strong>er Zweigniederlassung (ZNL)<br />

des <strong>in</strong>zwischen gegründeten Geschäftsbereichs<br />

Traktion auf. Dieser gehörten nicht<br />

weniger als elf E<strong>in</strong>satzstellen an, zum Teil<br />

sogar Dienststellen <strong>in</strong> weiterer Entfernung<br />

wie Angermünde und Neustadt (Dosse). Pankow<br />

selbst wurde letztlich zur Heimat aller<br />

„Stangendieselloks“ <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />

Jedoch währte dies nicht lange. Zum 1. Januar<br />

1997 wurde der benachbarte Rangierbahnhof<br />

formell geschlossen, und nun zeigte<br />

sich e<strong>in</strong>e Stilblüte der Divisionalisierung. Die<br />

Schuppengleise gehörten zum Geschäftsbereich<br />

Werke, zuständig für die Triebfahrzeug-<br />

Unterhaltung; die Triebfahrzeuge aber wa -<br />

ren Teil des Geschäftsbereichs Traktion, der<br />

den Fahrbetrieb leistete. Wenn nun die Lok<br />

vom GB Traktion im Schuppen des GB Werke<br />

nächtigte, musste die e<strong>in</strong>e DB-Sparte an die<br />

andere zahlen. Daher standen die abgestellten<br />

Lokomotiven fortan vor den Hal len. Im<br />

W<strong>in</strong>ter taten sie dies mit laufendem Motor<br />

und wie e<strong>in</strong>st g<strong>in</strong>g der Schuppen heizer von<br />

Triebfahrzeug zu Triebfahrzeug und kümmerte<br />

sich darum, es „warm“ zu halten.<br />

Bis Ende 1998 gab Pankow se<strong>in</strong>e Dieselloks<br />

der Baureihen 202, 219, 232, 234 und 346<br />

ab. Die DB AG unterhielt hier zwar noch ei-<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 51


Strecken und Stationen<br />

| DIE <strong>BAHN</strong>BETRIEBSWERKE IN BERLIN<br />

Das Streckennetz im Berl<strong>in</strong>er Zentrum mit dem<br />

„Hundekopf“, dem Innenr<strong>in</strong>g. Orange markiert<br />

s<strong>in</strong>d die Bahnbetriebswerke bzw. S-Bahn-Betriebswerke,<br />

Stand 1990. Heute betreut nur<br />

noch das ICE-Werk Rummelsburg planmäßig<br />

Triebfahrzeuge Slg. Dirk W<strong>in</strong>kler, Bearbeitung: Anneli Nau<br />

nen Abstell- und Meldeort, tatsächlich aber<br />

wurden die Anlagen nicht mehr genutzt und<br />

verkamen. Die Jugendveranstaltung „Rock<br />

im Schuppen“ blieb e<strong>in</strong> Zwischen spiel.<br />

Im Jahr 2014 war die Anlage baufällig –<br />

die sehenswerte Rotunde ist <strong>in</strong> noch schlechterem<br />

Zustand als das Schwes ter bauwerk <strong>in</strong><br />

Rummelsburg. Viele Nutzungsideen, vom<br />

Garten bis zum Möbelhaus, wurden<br />

druckreif, aber bis heute nicht angefangen.<br />

Schon früher hatte e<strong>in</strong>e Berl<strong>in</strong>er Dienststelle<br />

des Bw Pankow schließen müssen. Die<br />

E<strong>in</strong>satzstelle Basdorf war 1990 Heimat für<br />

e<strong>in</strong>ige Leichttriebwagen 171/172 und ansonsten<br />

Abstellplatz für nicht mehr benötigte<br />

120er-Dieselloks. Ende 1992 wurde das Gelände<br />

von der Reichsbahn geräumt und der<br />

Niederbarnimer <strong>Eisenbahn</strong> überlassen; <strong>in</strong>zwischen<br />

dient es den Berl<strong>in</strong>er <strong>Eisenbahn</strong>freunden<br />

zu musealen Zwecken.<br />

Bw Schöneweide und E<strong>in</strong>satzstellen<br />

Nach der Wende hatten zwar die hiesigen<br />

106er-Dieselloks und 242er-Elloks aus -<br />

52<br />

Das ehemalige Bahnbetriebswerk Anhalter Bahnhof hatte schon vor der Wende se<strong>in</strong>e<br />

Funktion verloren; es wird <strong>in</strong>zwischen aber vom Deutschen Technik Museum genutzt.<br />

Im Dezember 2011 gastiert dort 35 1019 des Lausitzer Dampflok-Club Bodo Schulz<br />

gedient, aber das Bw bekam <strong>in</strong> anderer H<strong>in</strong>sicht<br />

Bedeutung. Hier wurden zunächst<br />

Reichsbahn-Dampfloks zusammengezogen<br />

– 1993 umfasste der Bestand nicht weniger<br />

als acht 52er! Verwendung fanden sie bei<br />

Plandampfveranstaltungen und Lokführersem<strong>in</strong>aren<br />

und sie hielten somit auch den<br />

Standort Schöneweide „am Leben“.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs verlor Schöneweide 1993/94<br />

die Eigenständigkeit; es wurde e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>satzstelle<br />

der Zweigniederlassung Pankow des<br />

Geschäftsbereichs Traktion, die Triebfahr-


Im Sommer 2002 rollt e<strong>in</strong>e 145 <strong>in</strong> Rummelsburg an den<br />

Gebäuden der DB Netz AG vorbei – h<strong>in</strong>ten die markante<br />

Rotunde. Das ICE-Werk liegt weiter l<strong>in</strong>ks Willy Grübner<br />

zeug-Unterhaltung wechselte nach Lichtenberg.<br />

Ab dem 29. Mai 1994 gab es hier nur<br />

noch e<strong>in</strong>e Lokleitung, ausgelagert <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

Sozialgebäude an der S-Bahn-Station. Inzwischen<br />

dient das Bw Schöneweide zum Teil<br />

den Dampflokfreunden vom DB Museum;<br />

sie hüten dort diverse Fahrzeugschätze.<br />

Für die E<strong>in</strong>satzstelle Königs Wusterhau -<br />

sen war schon früher das Aus gekommen. Zunächst<br />

noch Heimat für Dieselloks der Baureihen<br />

106 und 110, endete 1992 die Nutzung.<br />

Der Lokschuppen wurde 1995 abgerissen.<br />

Überblick<br />

Berl<strong>in</strong>er Bahnbetriebswerke 1990<br />

Im Juni 1995 hat die<br />

E<strong>in</strong>satzstelle Lichtenberg<br />

E 44 103 zu Gast;<br />

auf der Drehscheibe<br />

steht das werkseigene<br />

Akkuschleppfahrzeug.<br />

Fünf Jahre später wurde<br />

dieser Standort geschlossen<br />

Volker Emersleben<br />

Im Jahr 1990 hielt die Deutsche Reichsbahn folgende Werke <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> vor:<br />

Bw Berl<strong>in</strong>-Pankow; hauptsächlich e<strong>in</strong>gesetzte Triebfahrzeuge: Baureihen 101/102,<br />

105/106, 110, 120, 171, 242; mit E<strong>in</strong>satzstellen Basdorf und Oranienburg<br />

Bw Berl<strong>in</strong>-Schöneweide; Baureihen 52, 106; mit E<strong>in</strong>satzstelle Königs Wusterhausen<br />

Bw Berl<strong>in</strong> Ostbahnhof; Baureihen 118, 132, 175, 243; mit den E<strong>in</strong>satzstellen<br />

Berl<strong>in</strong>-Rummelsburg, Berl<strong>in</strong>-Lichtenberg<br />

– E<strong>in</strong>satzstelle Grunewald der UfM Tempelhof; Baureihen 101, 106<br />

S-Bw Berl<strong>in</strong>-Grünau; Baureihe 277 (künftig auch 270)<br />

S-Bw Berl<strong>in</strong>-Friedrichsfelde; Baureihen 275, 276<br />

S-Bw E<strong>in</strong>satzstelle Erkner; Baureihe 277<br />

S-Bw E<strong>in</strong>satzstelle Oranienburg; Baureihe 275<br />

Triebwagenhalle Bernau; Baureihe 277<br />

Zusätzlich wurden S-Bahn-Triebzüge <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Wannsee unterhalten (Baureihe 275).<br />

Für die Fahrzeugreparatur gab es das Reichsbahnausbesserungswerk „Roman<br />

Chwalek“ <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Schöneweide (für S-Bahn, außerdem U-Bahn und Straßenbahn)<br />

und das Reichsbahnausbesserungswerk „Franz Stenzer“ an der Warschauer Straße<br />

für Güterwagen (Kühlwagen, Rungenwagen). Das ehemalige Raw Grunewald<br />

fungierte als Direktionsbeschaffungsstelle, das ehemalige Raw Tempelhof Rangierbahnhof<br />

als Unterhaltungsstelle für Masch<strong>in</strong>entechnik. Aufstellung: Michael Reimer<br />

Bw Ostbahnhof und E<strong>in</strong>satzstellen<br />

Zu Zeiten der Wende hieß die Dienststelle<br />

Bw Hauptbahnhof – der zugehörige Bahnhof<br />

war se<strong>in</strong>erzeit ja der Hauptbahnhof und erst<br />

später erhielten Bahnhof und Bw (wieder)<br />

die Bezeichnung Ostbahnhof. Auf den Anlagen<br />

gab es e<strong>in</strong>e Menge zu sehen: Zum umfangreichen<br />

Diesellok-Bestand gesellten<br />

sich ab Juni 1990 Elloks der Baureihe 243<br />

und später auch die neuen 112er; ab Frühjahr<br />

1992 kamen noch IC-taugliche Diesel loks<br />

Das Bw Hauptbahnhof<br />

erlebte e<strong>in</strong>en schnellen<br />

Auf- und Abstieg<br />

234 dazu. Doch es war e<strong>in</strong> schnelles Auf und<br />

Ab, denn die Reichsbahn zog sukzessive<br />

„Großdiesel“ ab: bis Juni 1991 alle 118 (später<br />

228), bis 1993 alle 232, bis 1994 die 234. Die<br />

„Stangen-Diesel“ 344–346 verließen im Oktober<br />

1995 den nunmehrigen Betriebshof, der<br />

schließlich nur noch 112er beheimatete. E<strong>in</strong>ige<br />

Jahre später folgte die Schlie ßung, 2001<br />

wurde das Areal an e<strong>in</strong>en priva ten Investor<br />

verkauft. Von dem modernen Bw-Gelände<br />

(Baujahr 1970) ist fast nichts mehr vor -<br />

handen. Heute steht dort die O2-Halle. Nur<br />

aus Denkmalschutzgründen blieben drei Gebäude<br />

vom Bahnarchtikten Bade erhalten.<br />

Nicht viel besser erg<strong>in</strong>g es der E<strong>in</strong>satz -<br />

stelle Rummelsburg, der gleich im Sommer<br />

1990 e<strong>in</strong>e große Ehre zuteil wurde. Sie be -<br />

heimatete den TEE-Dieseltriebzug der Bundesbahn-Baureihe<br />

601, der im August/Sep -<br />

tem ber als IC „Max Liebermann“ zwischen<br />

Berl<strong>in</strong> und Hamburg fuhr. Im Dezember 1990<br />

gab die Reichsbahn das Fahrzeug <strong>in</strong> die<br />

Schweiz ab. Bis 1993 wurde die E<strong>in</strong>satzstelle<br />

genutzt, danach lag das „alte“ Bw-Gelände<br />

brach. Die Gebäude standen zwar unter<br />

Denkmalschutz – darunter neben dem Bau<br />

im Bw Pankow die zweite erhalten<br />

gebliebene Rotunde –, doch sie verfielen<br />

langsam. Im Jahr 2014 präsentiert sie sich<br />

ent kernt und <strong>in</strong> traurigem Zustand. E<strong>in</strong>e öffentliche<br />

Nutzung <strong>in</strong>mitten der Bahngleise<br />

ersche<strong>in</strong>t unmöglich.<br />

Ganz ohne Betrieb ist Rummelsburg allerd<strong>in</strong>gs<br />

nicht. In unmittelbarer Nähe der<br />

alten Anlagen entstand ab Februar 1997 e<strong>in</strong><br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 53


Strecken und Stationen<br />

| DIE <strong>BAHN</strong>BETRIEBSWERKE IN BERLIN<br />

Im Juni 1993 ist e<strong>in</strong>e Ellok 103 der Bundesbahn zu Gast im Bw Berl<strong>in</strong> Hauptbahnhof. Dass es<br />

sich bei dem Standort um e<strong>in</strong>e der modernen Dienststellen <strong>in</strong> der Spreestadt handelte, half<br />

den Anlagen wenig; die Schließung durch die Deutsche Bahn kam dennoch Volker Emersleben<br />

ICE-Werk, das am 20. Mai 1998 fertig gestellt<br />

wurde. Bis heute versorgt es Triebzüge der<br />

Typen ICE 1, ICE 2, ICE-T und zusätzlich den<br />

Diesel-ICE (siehe S. 36-39).<br />

Die zweite E<strong>in</strong>satzstelle, Lichtenberg,<br />

übernahm 1997 die Triebfahrzeuge aus Pankow.<br />

Zum Ende des Jahrzehnts verlagerte<br />

sich der Schwerpunkt der Beheimatung auf<br />

Fahrzeuge des Regionalverkehrs, im E<strong>in</strong>zelnen<br />

die Diesellok-Baureihen 202, 219 und die<br />

Triebwagen 628 und 772; zusätzlich hatte<br />

man Rangierdieselloks 346 <strong>in</strong> Lichtenberg<br />

stationiert. Am 17. November 2000 wurde jedoch<br />

die E<strong>in</strong>satzstelle geschlossen.<br />

Sonderfall Grunewald<br />

Seit 1986/87 hatte es im Bw Grunewald ke<strong>in</strong>e<br />

Lokstationierungen mehr gegeben. Das<br />

sollte sich ändern: Im September 1990 erhielt<br />

der Standort 16 Kle<strong>in</strong>loks (7 x 100, 9 x 101),<br />

die Personale übernahmen Zugleistungen<br />

nach Helmstedt, Oebisfelde, Hamburg. Ab<br />

1993 wurde Grunewald e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>satzstelle des<br />

Bw Wustermark, umgebaut und teilweise<br />

elektrifiziert. Denn mit der im Frühjahr 1994<br />

beg<strong>in</strong>nenden Schließung der Stadtbahn für<br />

Sanierungsarbeiten nahm der Standort die<br />

im Bahnhof Zoo endenden Lokomotiven auf.<br />

Zusätzlich errichtete man <strong>in</strong> Grunewald Anlagen<br />

zur behelfsmäßigen Untersuchung<br />

von ICE-Zügen, die bis zur Fertigstellung des<br />

ICE-Werks <strong>in</strong> Rummelsburg hier erledigt<br />

werden sollten. Aufgeteilt <strong>in</strong> die Bereiche<br />

Traktion und Werke, erlebte Grunewald verschiedene<br />

Änderungen der Zustän dig keit,<br />

bis man den Standort 1996 vollends als E<strong>in</strong>satzstelle<br />

des Betriebshofs Berl<strong>in</strong> Hauptbahnhof<br />

führte. Bald darauf wurde e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>-<br />

54<br />

satzstelle der DB-Gütersparte Cargo e<strong>in</strong>gerichtet,<br />

die jedoch schon im September 1998<br />

wieder die Arbeit beendete. Danach betreute<br />

die Dienststelle Berl<strong>in</strong>er Museumsfahrzeuge<br />

und nach der Rekonstruktion als Werkstatt<br />

der DB Netz AG Nebenfahrzeuge.<br />

Die S-Bahn-Betriebswerke<br />

Bei der Berl<strong>in</strong>er S-Bahn blieb zunächst alles<br />

beim Alten. Doch das änderte sich Mitte der<br />

1990er-Jahre, als die Betriebsteile der BVG<br />

und der Deutschen Reichsbahn <strong>in</strong> der neu<br />

gegründeten S-Bahn Berl<strong>in</strong> GmbH aufg<strong>in</strong> -<br />

gen. Ebenfalls <strong>in</strong> diese Zeit fiel e<strong>in</strong>e Neu -<br />

ausrichtung des Instandhaltungswesens. Die<br />

vorhandenen Bahnbetriebswerke wurden<br />

zu Werkstätten (Bswst) und das Reichsbahnausbesserungswerk<br />

Schöneweide zur<br />

Haupt werkstatt (Hwst). Innen geputzt, beherbergte<br />

es fortan nur die S-Bahn-Wagen.<br />

Bei den e<strong>in</strong>zelnen Werkstätten gab es an -<br />

fangs positive Impulse. So unterzog man das<br />

S-Bahn-Bw Friedrichsfelde 1991 e<strong>in</strong>em Sanierungsprogramm<br />

und renovierte die Werkstatthalle;<br />

Friedrichsfelde beheimatete die<br />

Altbauzüge 475 und 476, die neueren 485 sowie<br />

e<strong>in</strong>en Gepäckzug und e<strong>in</strong> Museumsfahrzeug.<br />

Mitte 1994 wurden die 485 nach Grü -<br />

nau verlegt, ab 1. Januar 1995 war das Bw<br />

Teil der S-Bahn Berl<strong>in</strong> GmbH. Im Jahr 1997<br />

fungierte Friedrichsfelde als Auslauf-Betriebswerk<br />

für die „Stadtbahner“ der Baureihe<br />

475.<br />

In die Schlagzeilen kam der Standort e<strong>in</strong>ige<br />

Jahre später, als die S-Bahn Berl<strong>in</strong><br />

GmbH e<strong>in</strong>en rigiden Sparkurs e<strong>in</strong>schlug.<br />

Denn aus Kostengründen wurde das S-Bw<br />

Friedrichsfelde nach der Fußball-Weltmeisterschaft<br />

im Sommer 2006 geschlossen. E<strong>in</strong><br />

Schritt, den man noch bereuen sollte. Denn<br />

mit den heruntergefahrenen Kapazitäten<br />

konnten viele Störungen an den Fahrzeugen<br />

nicht behoben werden, im S-Bahn-Verkehr<br />

kam es zu Ausfällen und chaotischen Zuständen.<br />

Es fehlte schlichtweg an Kapazitäten<br />

und Personal. So wurde 2010 das Werk <strong>in</strong><br />

Friedrichsfelde (ohne Heizung) reaktiviert.<br />

Heute entstehen dort neue Gleise und neue<br />

Abstellmöglichkeiten.<br />

Das Bw Grünau hatte 1991 se<strong>in</strong>e 275er<br />

nach Friedrichsfelde abgegeben und wurde<br />

im Juni 1996 geschlossen, um e<strong>in</strong>en Komplettneubau<br />

zu ermöglichen. Die Arbeiten<br />

verlagerte man so lange <strong>in</strong> die Außenstellen<br />

Erkner, Bernau und <strong>in</strong> die Hauptwerkstatt<br />

Schöneweide. Am 6. November 1998 wurde<br />

<strong>in</strong> Grünau der Instandhaltungs-Neubau mit<br />

neuer Halle und e<strong>in</strong>er Waschanlage eröffnet.<br />

Für die Bauphase am Berl<strong>in</strong>er Ostkreuz<br />

(seit 2006) und die Inselfahrten der S-Bahn-<br />

L<strong>in</strong>ie 3 hauchte die S-Bahn GmbH dem zwischenzeitlich<br />

nicht mehr genutzten Werk<br />

Erkner (vormals E<strong>in</strong>satzstelle von Grünau)<br />

wieder Leben e<strong>in</strong>. Die S-Bahn-Freunde, die<br />

vorher mit ihren Museumszügen von Hundekehle<br />

nach Erkner umgezogen waren,<br />

mussten teilweise ausziehen; für historische<br />

Fahrzeuge hatte die GmbH weder Nerven<br />

noch Geld. Auch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>zwischen wieder<br />

selbstständig geführte Triebwagenhalle <strong>in</strong><br />

Oranienburg ist aktiv. Lediglich die noch vorhandenen,<br />

aber länger nicht genutzten Anlagen<br />

an der Papestraße wurden abgerissen.<br />

Die Situation 2014<br />

Neben den erwähnten, im E<strong>in</strong>satz bef<strong>in</strong>d -<br />

lichen Anlagen gibt es im heutigen Berl<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>ige weitere E<strong>in</strong>richtungen zur Triebfahrzeugversorgung.<br />

Lokomotiven und Triebwagen<br />

von DB Regio zum Beispiel fahren <strong>in</strong> die<br />

Wagenwerkstatt an der Buchberger Straße<br />

<strong>in</strong> Lich ten berg, die wenigen vom Fern -<br />

verkehr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Halle im Wagenwerk Rummelsburg.<br />

Triebfahrzeuge für die Güter spar -<br />

te (DB Schenker Rail) werden ausschließlich<br />

im Werk Sedd<strong>in</strong>, südwestlich von Berl<strong>in</strong>,<br />

<strong>in</strong>stand gehalten. Im Areal des e<strong>in</strong>stigen<br />

Bw Lichtenberg steht heute die e<strong>in</strong>zige Dieselloktankstelle<br />

der Stadt. Auf den Gleisen<br />

f<strong>in</strong>den sich Trieb wagen und Lokomotiven<br />

unterschied lichs ter <strong>Eisenbahn</strong>verkehrsunternehmen.<br />

Interessant ist schließlich noch der Werdegang<br />

des Bw Lichtenberg und des Reichsbahnausbesserungswerks<br />

„Franz Stenzer“<br />

<strong>in</strong> der Warschauer Straße. Bei Ersterem<br />

belegt heute das private <strong>Eisenbahn</strong>verkehrsunternehmen<br />

LOCON e<strong>in</strong>ige Gleise mit Dieselloks,<br />

bei Letzterem dient e<strong>in</strong> Teil der<br />

Anlage DB Nachtzug, e<strong>in</strong> weiterer als „Franz-<br />

Klub“ der Nachtszene Berl<strong>in</strong>s.<br />

Michael Reimer/Willy Grübner


Fasz<strong>in</strong>ation Nahverkehr<br />

GeraMond Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

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Strecken und Stationen<br />

| DIE GÜTER- UND RANGIER<strong>BAHN</strong>HÖFE IN BERLIN<br />

Vergangener Glanz<br />

Über viele Jahrzehnte bildete der <strong>Eisenbahn</strong>güterverkehr das Rückgrat<br />

der Versorgung, <strong>in</strong> Ost- wie <strong>in</strong> West-Berl<strong>in</strong>. Doch alle Planungen zu e<strong>in</strong>em<br />

Ausbau wurden durch den Niedergang nach dem Mauerfall überholt.<br />

Mit dem neuen Jahrtausend begann der strukturierte Rückzug der Bahn<br />

aus dem Gütertransport. Auch <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

56


Im April 1993 entstand das Bild vom Güterbahnhof Berl<strong>in</strong>-Buch<br />

mit e<strong>in</strong>em Kesselwagenzug samt e<strong>in</strong>er Diesellok 120. Der Güterbahnhof<br />

wurde bald danach zurückgebaut Heiko Focken<br />

Im September 1991<br />

ist der Hamburg<br />

und Lehrter Güter -<br />

bahnhof (HuL) „gut<br />

im Geschäft“: E<strong>in</strong>e<br />

118 fährt mit ihrem<br />

Kesselwagenzug<br />

aus, h<strong>in</strong>ten werden<br />

Conta<strong>in</strong>erwagen<br />

rangiert. Heute<br />

stellt man hier nur<br />

noch auf zwei<br />

verbliebenen<br />

Gleisen Kohlewagen<br />

für das Kraftwerk<br />

Moabit um<br />

Konrad Kosch<strong>in</strong>ski<br />

Die Versorgung e<strong>in</strong>er Großstadt war<br />

schon immer e<strong>in</strong>e logistische Herausforderung.<br />

Der Bedarf an Nahrungsmitteln,<br />

an Heiz- und Baumaterialien,<br />

Rohstoffen und Waren sowie die Absiche -<br />

rung des wirtschaftlichen Kreislaufs erreichten<br />

Dimensionen, die nur leistungsfähige Verkehrsträger<br />

erbr<strong>in</strong>gen konnten. In Berl<strong>in</strong><br />

stellte hierfür die <strong>Eisenbahn</strong> neben der B<strong>in</strong>nenschifffahrt<br />

das Rückgrat dar – viele Jahrzehnte<br />

lang. In dieser Zeit wuchs e<strong>in</strong>e Infrastruktur<br />

heran, die auch nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg die Lebensadern der Großstadt bildete.<br />

Große Rangierbahnhöfe <strong>in</strong>mitten der<br />

Stadt – <strong>in</strong> Pankow, Tempelhof, Schöneweide<br />

und Rummelsburg – waren die Knoten im<br />

Güterverkehr; Güterbahnhöfe <strong>in</strong> der Nähe<br />

der großen Personenbahnhöfe und Bahn -<br />

In der Stadt entstanden<br />

große Rangierbahnhöfe<br />

und etliche Verteilstellen<br />

höfe entlang der übrigen Strecken waren die<br />

Umschlagzentren, vor allem für Stückgut.<br />

Mit der unterschiedlichen Entwicklung<br />

der beiden Halbstädte nach dem Mauerbau<br />

wandelte sich auch der Güterverkehr. Nahm<br />

<strong>in</strong> der Versorgung West-Berl<strong>in</strong>s der Lkw-Verkehr<br />

e<strong>in</strong>en immer breiteren Raum e<strong>in</strong>, blieb<br />

die Reichsbahn für die Ost-Berl<strong>in</strong>er Versorgung<br />

weiterh<strong>in</strong> der Hauptverkehrsträger.<br />

Die großen Güterbahnhöfe am Ost- und am<br />

Wriezener Bahnhof waren Umschlagszentren<br />

für Lebensmittel und Stückgut, Adlershof<br />

kam e<strong>in</strong>e Hauptrolle <strong>in</strong> der Hausbrandversorgung<br />

zu, Pankow, Rummelsburg oder<br />

Schöneweide nahmen e<strong>in</strong>e wichtige Rolle<br />

für die örtliche Industrie e<strong>in</strong>. In West-Berl<strong>in</strong><br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 57


Strecken und Stationen<br />

| DIE GÜTER- UND RANGIER<strong>BAHN</strong>HÖFE IN BERLIN<br />

H<strong>in</strong>tergrund<br />

Baustellenlogistik<br />

Der nach der Wende e<strong>in</strong>setzende Bauboom<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>s Zentrum, auf den <strong>in</strong>nerstädtischen<br />

Brachen vom Potsdamer<br />

Platz bis zum Tiergarten, hätte Prognosen<br />

zufolge e<strong>in</strong>en Baustellenverkehr mit<br />

täglich 5.000 Lkw erfordert. Die DB erkannte<br />

frühzeitig, dass e<strong>in</strong> reibungsloser<br />

Ablauf der Bauvorhaben nicht ohne entsprechende<br />

verkehrstechnische Maßnahmen<br />

möglich ist. Andererseits sah sie<br />

auch die Chance, größere Aufträge für<br />

den Gütertransport zu erhalten.<br />

Geme<strong>in</strong>sam mit dem Berl<strong>in</strong>er Senat<br />

wurde bis 1992 e<strong>in</strong> Konzept erarbeitet,<br />

das bis 1993 zur Gründung e<strong>in</strong>es Public-<br />

Private-Partnership-Unternehmens<br />

führte.<br />

Ziel der Baustellenlogistik Potsdamer<br />

Platz war es, die Versorgung mit Bau -<br />

materialien sowie die Entsorgung der<br />

Baustellen zu gewährleisten. Unter<br />

Umweltgesichtspunkten wurde der<br />

Haupttransport auf Bahn und B<strong>in</strong>nenschiffahrt<br />

übertragen. Auf den Geländen<br />

des ehemaligen Potsdamer und des<br />

Anhalter Güterbahnhofs wurden entsprechende<br />

Anlagen errichtet und<br />

Gleisanschlüsse reaktiviert bzw. neu<br />

geschaffen. Im Juli 1994 fuhr der erste<br />

Zug mit Sand vom Potsdamer Platz. Für<br />

die Errichtung des Baulogistikzentrums<br />

auf dem Gelände des ehemaligen<br />

Potsdamer Güterbahnhofes war der<br />

Abriss von Güter- und Lokschuppen<br />

sowie von Teilen des Viadukts der R<strong>in</strong>gund<br />

Vorortbahn notwendig. Auf den<br />

Strecken der Stammbahn und der<br />

Anhalter Bahn wurden Logistikgleise<br />

mit neuen Brücken über die Yorckstraße<br />

geführt. Zudem errichtete man von<br />

1995 bis 2006 auf dem Gelände des<br />

Potsdamer Güterbahnhofs die südliche<br />

Rampe und die Tunnele<strong>in</strong>fahrt für die<br />

Nord-Süd-Fernbahn. Die Baulogistik<br />

endete 2001. 2006 begannen die Arbeiten<br />

zur Umgestaltung des ehemaligen<br />

Bahngeländes zu e<strong>in</strong>em Grünpark am<br />

Gleisdreick, der ab 2011 nach und nach<br />

eröffnet wurde.<br />

Im Logistikverkehr von und zur Baustelle<br />

Postdamer Platz ist am 27. Oktober 1997<br />

Diesellok 202 287 an der Kolonnenstraße<br />

unterwegs. An dieser Stelle liegt heute der<br />

S-Bahnhof Julius-Leber-Brücke Michael Krolop<br />

58<br />

Wer er<strong>in</strong>nert sich noch an den CargoSpr<strong>in</strong>ter? Am 10. September 1997 wurde e<strong>in</strong>er der Gütertriebwagen<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> Frankfurter Allee präsentiert. Zu e<strong>in</strong>em Seriene<strong>in</strong>satz kam es allerd<strong>in</strong>gs<br />

nicht Volker Emersleben<br />

besaßen der Anhalter- und der Moabiter<br />

Güterbahnhof sowie der Güterbahnhof am<br />

Hamburger- und Lehrter Bahnhof (HuL)<br />

noch e<strong>in</strong>e wichtige Rolle im Stückgutumschlag,<br />

Ruhleben und Neukölln h<strong>in</strong>gegen<br />

e<strong>in</strong>e Schlüsselrolle für örtliche Industrieunternehmen.<br />

Betrieblicher Mittelpunkt des<br />

Güterverkehrs war der Rangierbahnhof Grunewald.<br />

Planungen vor der Wende<br />

Mitte der 1980er-Jahre dachte nicht nur die<br />

Reichsbahn darüber nach, wie sie ihr Defizit<br />

<strong>in</strong> West-Berl<strong>in</strong> abbauen könnte. Auch die<br />

Bundesbahn überlegte, den Schienengüterverkehr<br />

von und nach West-Berl<strong>in</strong> attrak -<br />

tiver zu machen. 1987 be för derte die DB im<br />

Berl<strong>in</strong>verkehr rund 2,4 Millionen Tonnen<br />

Güter, davon nur 30.100 Tonnen Stückgut.<br />

Hauptverkehrsträger mit e<strong>in</strong>em Anteil von<br />

68 % waren Lkw. Ziel des DB-Konzepts war<br />

es, dem Straßengüterverkehr durch verbesserte<br />

Angebote im Komb<strong>in</strong>ierten Ladungsverkehr<br />

(Huckepackverkehr) sowie im Con -<br />

ta<strong>in</strong>er verkehr Marktanteile abzu neh men,<br />

die Serviceleistungen zu erhöhen und durch<br />

den Ausbau der Strecke Berl<strong>in</strong> – Stendal –<br />

Hannover für 200 km/h die Transportgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

im Güterverkehr zu steigern.<br />

Im Zuge der notwendigen Rationalisierungsmaßnahmen<br />

der Reichsbahn <strong>in</strong> West-<br />

Berl<strong>in</strong> wurde 1987 die Stückgutabfertigung<br />

am Anhalter Güterbahnhof aufgegeben und<br />

die gesamte Abfertigung <strong>in</strong> Moabit konzentriert.<br />

Weiterh<strong>in</strong> sollte e<strong>in</strong>e Reihe von Bahnhöfen<br />

und Betriebsanlagen geschlossen werden,<br />

darunter die Güterbahnhöfe Görlitzer<br />

Bahnhof, Treptow, Eberswalder Straße,<br />

Spree ufer und Lichterfelde West. Gleich -<br />

zeitig war bereits angedacht, nicht mehr benötigte<br />

Flächen zu veräußern.<br />

Im Januar 1989 schlossen der West-Berl<strong>in</strong>er<br />

Senat und die Reichsbahn e<strong>in</strong>e umfangreiche<br />

Vere<strong>in</strong>barung über den <strong>Eisenbahn</strong>-<br />

Güterverkehr. Ziel war die Modernisierung<br />

des Güterverkehrs, die Neunutzung von<br />

<strong>Eisenbahn</strong>flächen sowie die Fertigstellung<br />

des Stadtautobahnr<strong>in</strong>gs am Sachsendamm.<br />

Mit der Vere<strong>in</strong>barung übergab die Reichsbahn<br />

mehrere Bahnanlagen an West-Berl<strong>in</strong>:<br />

den Anhalter Güterbahnhof, den Güterbahnhof<br />

Spreeufer, den Güterbahnhof am Görlitzer<br />

Bahnhof sowie den westlichen Teil des<br />

Rangierbahnhofs Tempelhof. Auf der ande -<br />

ren Seite sollte HuL modernisiert und <strong>in</strong> zwei<br />

Baustufen ausgebaut werden, <strong>in</strong>sbesondere<br />

der Conta<strong>in</strong>erbahnhof; auf dem Güterbahnhof<br />

Moabit waren neue Umschlaghallen für<br />

die geplante Konzentration des Güterverkehrs<br />

vorgesehen. Bis 1993 wollte man <strong>in</strong><br />

HuL die Gleisanlagen erweitern, e<strong>in</strong> neues<br />

Zentralstellwerk bauen und E<strong>in</strong>richtungen<br />

für den Kombiverkehr schaffen. Die Idee e<strong>in</strong>es<br />

Südgüterbahnhofs wurde endgültig aufgegeben.<br />

Auch für Ost-Berl<strong>in</strong> sah die Reichsbahn<br />

Veränderungen für den Güterverkehr vor.<br />

Neben der Erweiterung des Rangier bahn -<br />

hofs Wuhlheide – e<strong>in</strong>schließlich neuer Signal-<br />

und Sicherungstechnik – plante sie den<br />

Abzug des Conta<strong>in</strong>erumschlags vom Con -<br />

ta<strong>in</strong>erbahnhof Frankfurter Allee. Um den erwarteten<br />

Kapazitätsengpässen zu begegnen,<br />

dachte sie seit 1970 an e<strong>in</strong> Conta<strong>in</strong>erzentrum<br />

Nordost auf dem gleichnamigen Güterbahnhof.<br />

Noch im Februar 1989 hielt die Reichs-


Nach der Wende und der Wirtschaftsunion sank das Güteraufkommen der<br />

Berl<strong>in</strong>er Industrie, dafür hatte andere Fracht Konjunktur. Im April 1991 passiert<br />

120 372 mit e<strong>in</strong>em Ganzzug die Bösebrücke an der Bornholmer Straße;<br />

mancher rümpft bei dem Zug die Nase, und das nicht von ungefähr: Das<br />

Ladegut ist Müll Bodo Schulz<br />

bahn allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>en Baubeg<strong>in</strong>n erst nach<br />

1995 für erforderlich.<br />

Der Güterverkehr nach der Wende<br />

Mit der politischen Wende <strong>in</strong> der DDR und<br />

dem zum 3. Oktober 1990 vollzogenen<br />

Beitritt der DDR zur Bundesrepublik setzte<br />

dann e<strong>in</strong> tiefgreifender Wandel im Güterverkehr<br />

e<strong>in</strong>. Kraftverkehrslogistiker drängten<br />

<strong>in</strong> den nun offenen Markt und machten der<br />

Reichsbahn Fracht streitig. Gleichzeitig bekam<br />

es die Industrie <strong>in</strong> Ost- und wenig später<br />

auch West-Berl<strong>in</strong> mit veränderten Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

zu tun, der sie zum großen Teil<br />

nicht standhalten konnte. Zwar blieb das Gütertransportvolumen<br />

anfangs, besonders<br />

durch die starke Nachfrage nach Konsumgütern,<br />

auf hohem Niveau. Doch die e<strong>in</strong>setzende<br />

De<strong>in</strong>dustrialisierung <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> führte<br />

zu e<strong>in</strong>em rapiden Rückgang der Gütertransporte<br />

im Bereich des verarbeitenden Gewerbes.<br />

Die <strong>in</strong> weiten Teilen nicht konkurrenzfähige<br />

Industrie <strong>in</strong> Ost-Berl<strong>in</strong>, das Vorgehen<br />

der Treuhandanstalt und das Auslaufen der<br />

Berl<strong>in</strong>-Förderung für die West-Berl<strong>in</strong>er Industrie<br />

ließen die <strong>in</strong>dustrielle Wertschöpfung<br />

e<strong>in</strong>brechen. Während die geteilte Stadt allmählich<br />

zusammen wuchs, fiel die Zahl der<br />

im verarbeitenden Gewerbe Tätigen von<br />

1991 bis 2001 um mehr als zwei Drittel.<br />

Die Bahn bewältigte <strong>in</strong> den ersten Nachwendejahren<br />

noch e<strong>in</strong>en Großteil des Güterverkehrs<br />

von und nach Berl<strong>in</strong>. Waren es 1991<br />

rund 10 Millionen Tonnen, sank die Menge<br />

bis 1993 auf rund 7,5 Millionen Tonnen. Danach<br />

wuchs die Menge des <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> umgeschlagenen<br />

Gutes wieder an und erreichte<br />

1996 den Spitzenwert von rund 12 Millionen<br />

Tonnen – um dann drastisch zu fallen. 1999<br />

hatte sie sich halbiert. Haupttransportgüter<br />

waren über alle Jahre Kohle, Öl und Bau -<br />

Mit der Wende änderte<br />

sich der Güterverkehr<br />

auf der Schiene komplett<br />

stoffe, <strong>in</strong> weit ger<strong>in</strong>gerem Maße Konsum -<br />

güter oder Produkte für die verarbeitende Industrie.<br />

Alles <strong>in</strong> allem sank der Anteil des<br />

Schienengüterverkehrs am Wirtschaftsverkehr<br />

Berl<strong>in</strong>s von 26 % im Jahr 1992 auf 9 %<br />

im Jahr 2000. Der zunehmende ungleiche<br />

Wettbewerb mit dem Güterkraftverkehr, e<strong>in</strong><br />

zu hohes Preisniveau der Bahn sowie der<br />

von den Kunden bemängelte schlechte Service<br />

begünstigten die Entwicklung.<br />

Dies blieb nicht ohne Folge für die <strong>Eisenbahn</strong><strong>in</strong>frastruktur.<br />

Die Zahl der im Stückgutverkehr<br />

bedienten Güterbahnhöfe <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

verr<strong>in</strong>gerte sich stetig. Besonders die <strong>in</strong> Ost-<br />

Berl<strong>in</strong> gelegenen Güterbahnhöfe mit großen<br />

<strong>in</strong>dustriellen Anschließern waren betroffen.<br />

Der Güterbahnhof <strong>in</strong> Schöneweide, der<br />

Über gabebahnhof für die Industriebahn<br />

Oberschöneweide <strong>in</strong> Rummelsburg, aber<br />

auch kle<strong>in</strong>ere Güterbahnhöfe waren 1997 bereits<br />

stillgelegt. Der Rangierbahnhof Wuhlheide<br />

wurde zum 10. Januar 1994 geschlos -<br />

sen, obwohl erst zwei Jahre zuvor e<strong>in</strong> neues<br />

Stellwerk <strong>in</strong> Betrieb g<strong>in</strong>g. Am 2. Juni 1996<br />

folgte der Rangierbahnhof Pankow. Der<br />

rück läufige Conta<strong>in</strong>erumschlag, die schlech -<br />

te Zufahrt sowie die Verlagerung des Umschlags<br />

zum Conta<strong>in</strong>erbahnhof an der Heidestraße<br />

(HuL) sorgten dafür, dass der Conta<strong>in</strong>erbahnhof<br />

Frankfurter Allee zum<br />

31. Dezember 1999 se<strong>in</strong>en Betrieb e<strong>in</strong>stellte.<br />

E<strong>in</strong>stige Kohleumschlagplätze, wie <strong>in</strong> Adlershof<br />

und Kaulsdorf, waren ebenfalls bis<br />

1999 ohne Funktion.<br />

Der geplante Kahlschlag<br />

Der stetigen wirtschaftlichen Schieflage im<br />

Güterverkehr wollte die mittlerweile gegründete<br />

Deutsche Bahn AG mit e<strong>in</strong>em großen<br />

Programm begegnen. MORA C, das Marktorientierte<br />

Angebot Cargo, reduzierte drastisch<br />

das Angebot im E<strong>in</strong>zelwagenladungsverkehr<br />

und setzte verstärkt auf die Beförderung<br />

von Ganzzügen. Der Bahnkonzern<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 59


Strecken und Stationen<br />

| DIE GÜTER- UND RANGIER<strong>BAHN</strong>HÖFE IN BERLIN<br />

hoffte auf größere Kunden im Inland und vermehrte<br />

<strong>in</strong>ternationale Verkehrsleistungen,<br />

etwa im Conta<strong>in</strong>erverkehr; der Stückgutumschlag<br />

kle<strong>in</strong>er Unternehmen wurde dagegen<br />

als unrentabel angesehen.<br />

Bereits Mitte 2001 warf das Programm<br />

se<strong>in</strong>e Schatten voraus – alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

sollten bis Ende 2002 sechs von 26 Güterbahnhöfen<br />

geschlossen werden. Doch diese<br />

verkündeten Daten g<strong>in</strong>gen zum Teil an der<br />

Realität vorbei. E<strong>in</strong>ige der Bahnhöfe hatten<br />

bereits seit längerem ke<strong>in</strong>en Güterzug mehr<br />

gesehen, e<strong>in</strong>zig die Anlagen waren noch vorhanden.<br />

Die Gleisreste <strong>in</strong> Schöneweide wurden<br />

bis 2001 beseitigt, der Kohlenbahnhof<br />

Adlershof schloss offiziell zum 1. Januar<br />

2002, doch auch hier waren die Gleise bis<br />

Dezember 2001 bereits komplett abgeräumt.<br />

Der Betriebsbahnhof Schöneberg, der im<br />

Rahmen der Baustellenlogistik Potsdamer<br />

Platz als Wendebahnhof für die Züge vom<br />

Logistikzentrum zum Bahnhof Tempelhof<br />

diente, wurde im Jahr 2002 geschlossen,<br />

ebenso der <strong>in</strong> dem Zusammenhang zum Abstellen<br />

von Zementzügen genutzte Güterbahnhof<br />

Wilmersdorf.<br />

Der größte Güterumschlagplatz der DB<br />

lag im <strong>in</strong>zwischen neu wachsenden Stadtzentrum.<br />

Trotz der guten <strong>in</strong>nerstädtischen<br />

Lage (oder gerade deshalb?) entschied sie,<br />

den Güterbahnhof HuL an der Heidestraße<br />

Ende 2003 zu schließen – obwohl sie ihn als<br />

Der Wandel der Berl<strong>in</strong>er<br />

Industrie entzog der<br />

Bahn Güterkunden<br />

wichtigen Umschlagplatz ansah. E<strong>in</strong> schneller<br />

Ersatz wurde mit Großbeeren präsentiert,<br />

dem seit September 1998 gebauten, aber bis<br />

dato kaum ausgelasteten Güterverteilzentrum<br />

(GVZ) im südlichen Berl<strong>in</strong>er Umland.<br />

Die Stadt verfolgte unter diesen Voraussetzungen<br />

das Ziel, den Westhafen als <strong>in</strong>nerstädtisches<br />

Güterverteilzentrum aufrecht zu<br />

erhalten und auszubauen. Für den <strong>in</strong>nerstädtischen<br />

Güterverkehr verblieb als e<strong>in</strong>zige<br />

größere Anlage, sieht man e<strong>in</strong>mal von dem<br />

städtischen Westhafen ab, das ab 1995 e<strong>in</strong>gerichtete<br />

Güterverteilzentrum Treptow auf<br />

dem e<strong>in</strong>stigen Güterbahnhof, das über e<strong>in</strong>e<br />

Conta<strong>in</strong>erkrananlage verfügte. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

wurde nur e<strong>in</strong> Jahr nach der Schließung von<br />

HuL im Oktober 2004 auch der Conta<strong>in</strong>erbahnhof<br />

Treptow geschlossen.<br />

Rückzug auf ganzer L<strong>in</strong>ie<br />

Erst seit 2005 begann die Berl<strong>in</strong>er Wirtschaft<br />

wieder zu wachsen, jedoch auf anderen<br />

Gebieten als zuvor. Treibende Kraft wurden<br />

<strong>in</strong> zunehmendem Maße der Dienstleistungsund<br />

Me dien sektor, die verarbeitende Industrie<br />

stagnierte auf niedrigem Niveau. Das<br />

Transport volu men der Bahn war mit rund<br />

60<br />

In Berl<strong>in</strong> Ostgüterbahnhof kommt 1999 Lok 7 der Osthannoverschen <strong>Eisenbahn</strong>en zum<br />

E<strong>in</strong>satz. Für die Firma Schauffele ist sie im Baustoffrangierverkehr tätig Volker Emersleben<br />

4 Millionen Ton nen <strong>in</strong>zwischen auf e<strong>in</strong>em<br />

Tiefpunkt angelangt; es betrug damit gerade<br />

e<strong>in</strong>mal das Doppelte des Wertes von 1987 für<br />

West- Ber l<strong>in</strong>.<br />

Nach Angaben der DB waren zum<br />

30. April 2005 im Land Berl<strong>in</strong> noch 20 Güterverkehrsstellen<br />

(Güterbahnhöfe) und e<strong>in</strong>e<br />

Zugbildungsanlage (Rangierbahnhof) <strong>in</strong> Betrieb<br />

– e<strong>in</strong>schließlich der Privatbahnen. Die<br />

e<strong>in</strong>stigen großen Rangierbahnhöfe Grunewald,<br />

Pankow, Schöneweide, Tempelhof und<br />

Wuhlheide hatte man zu diesem Zeitpunkt<br />

bereits stillgelegt, nur noch Berl<strong>in</strong>-Nordost<br />

war <strong>in</strong> Verwendung. Bedient wurden von der<br />

DB noch Greifswalder Straße, Grünau, Lichtenberg,<br />

Lichterfelde-West, Marienfelde,<br />

Moa bit, Neukölln, Nordost, Re<strong>in</strong>ickendorf,<br />

Ruhleben, Rummelsburg und Treptow. Aller -<br />

d<strong>in</strong>gs lief für Moabit bereits e<strong>in</strong> Verfahren<br />

für e<strong>in</strong>en neuen Bebauungsplan. Andere ge-<br />

Ihre Prämie<br />

Noch mehr Auswahl unter<br />

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nannte Bahnhöfe waren nur Übergabebahnhöfe,<br />

wie Lichtenberg, Neukölln, Ruhleben<br />

oder Rummelsburg, Treptow verfiel für kurze<br />

Zeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Dornröschenschlaf, bevor ihn<br />

e<strong>in</strong> Baulogistiker wieder wach küsste.<br />

In den Folgejahren kehrte sich die Entwicklung<br />

nicht nennenswert um. Die Übergabestelle<br />

an die Neukölln-Mittenwalder <strong>Eisenbahn</strong><br />

am Bahnhof Hermannstraße hatte<br />

die DB 2008 bis auf zwei Gleise abbauen lassen<br />

und damit den Güterbahnhof Neukölln<br />

aufgegeben. Das passte <strong>in</strong> die Ende 2009 von<br />

der DB geplante neuerliche Schlie ßungs -<br />

welle. Bundesweit waren 72 Güterbahnhöfe<br />

auserwählt worden, darunter e<strong>in</strong>ige Berl<strong>in</strong>er.<br />

Anfang 2011 wurden unter anderem noch die<br />

Bahnhöfe Neukölln, Rummelsburg, Westhafen<br />

und Ruhleben regelmäßig im E<strong>in</strong>zelwagenverkehr<br />

bedient. Treptow verlor se<strong>in</strong>en<br />

Conta<strong>in</strong>er kran, Pläne für e<strong>in</strong> modernes<br />

Güterverteilzentrum wurden bisher nicht<br />

realisiert. Auch der lange noch genutzte<br />

Güterbahnhof Greifswalder Straße wurde<br />

2011 geschlossen. Immerh<strong>in</strong> stieg die zu<br />

befördern de Menge im <strong>Eisenbahn</strong>güterverkehr<br />

wieder an und lag 2011 bei rund 5,5 Millionen<br />

Tonnen.<br />

Flächen für die Stadtentwicklung<br />

Für die brach liegenden, teils verwahrlosten<br />

Flächen fand die DB bald Abnehmer. Das lukrative<br />

Geschäft mit Immobilien spülte Geld<br />

<strong>in</strong> die Kassen des Konzerns. Auf dem Ostgüterbahnhof<br />

entstand zwischen 2006 und 2008<br />

e<strong>in</strong>e große Veranstaltungshalle, ganz dem<br />

Berl<strong>in</strong>er Eventcharakter verpflichtet; gegenüber<br />

auf dem Wriezener Güterbahnhof fanden<br />

Groß- und E<strong>in</strong>zelhandel e<strong>in</strong>en Platz, e<strong>in</strong>e<br />

bewusst gestaltete Grünfläche wird folgen.<br />

In Halensee wurde bis 2013 als erstes neues


Das Streckennetz im zentralen Berl<strong>in</strong> mit dem Innenr<strong>in</strong>g („Hundekopf“) <strong>in</strong> den späten 1980er-Jahren: Die roten Kästchen geben die damals<br />

vorhandenen Güter-/Rangierbahnhöfe an; rot-grün markiert s<strong>in</strong>d die Standorte, die heute noch existieren Slg. Dirk W<strong>in</strong>kler, Bearbeitung: Anneli Nau<br />

Im Oktober 2004 kommt e<strong>in</strong>e Ellok 182 505 von Rail4Chem mit e<strong>in</strong>em Leerzug nach Deuna<br />

durch den Bahnhof Greifswalder Straße. Der hiesige Güterbahnhof ist e<strong>in</strong>er der wenigen <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong>, die 2013 noch privat betrieben wurden Sven Kle<strong>in</strong><br />

Gebäude e<strong>in</strong> Baummarkt auf dem Areal des<br />

Güterbahnhofs errichtet. Um andere Gelän -<br />

de <strong>in</strong> der <strong>in</strong>zwischen für Investoren immer<br />

attraktiveren Hauptstadt wird gefeilscht und<br />

um Bebauungspläne gestritten. Ob nun e<strong>in</strong><br />

oder zwei Möbelhäuser mehr auf e<strong>in</strong>stigen<br />

Rangierbahnhöfen oder doch eher ge -<br />

mischte Wohn- und Grünzonen entstehen,<br />

werden die kommenden Jahre zeigen. Absehbar<br />

ist, dass auf den Rangierbahnhöfen<br />

<strong>in</strong> Grunewald, Pankow und Schöneweide<br />

künftig neue Stadtviertel mit e<strong>in</strong>er Mischbebauung<br />

wachsen werden, ebenso auf dem<br />

Areal des Hamburger und Lehrter Güterbahnhofs<br />

mit der „Eurocity“. In ähnlichem<br />

S<strong>in</strong>ne werden <strong>in</strong> den nächsten Jahren die<br />

kle<strong>in</strong>eren Güterbahnhöfe <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> bebaut.<br />

Der e<strong>in</strong>stmals als Erweiterungsmöglichkeit<br />

für e<strong>in</strong>en zentralen West-Berl<strong>in</strong>er Güterbahnhof<br />

erwogene Güterbahnhof Moabit ist<br />

heute Stadtpark und Kunstzentrum. In Neukölln<br />

wird e<strong>in</strong>e Sporthalle für e<strong>in</strong>e nahe<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 61


Strecken und Stationen<br />

| DIE GÜTER- UND RANGIER<strong>BAHN</strong>HÖFE IN BERLIN<br />

In Kürze<br />

Neue Knoten<br />

Neben dem <strong>in</strong> der Stadt gelegenen<br />

Berl<strong>in</strong>er Westhafen entstanden Anfang<br />

der 1990er-Jahre am Berl<strong>in</strong>er Stadtrand<br />

drei Güterverkehrszentren (GVZ). Ihre<br />

Aufgabe ist die <strong>in</strong>termodale Verknüpfung<br />

unterschiedlicher Verkehrsträger<br />

des Güterverkehrs. Die Standorte im<br />

Überblick:<br />

Das Güterverteilzentrum Berl<strong>in</strong> Süd <strong>in</strong> Großbeeren ist heute<br />

e<strong>in</strong>e der wichtigen Güterverkehrsschaltstellen im Raum<br />

Berl<strong>in</strong>/Brandenburg – aber eben außerhalb Berl<strong>in</strong>s. Im März<br />

2014 rangiert dort Diesellok 362 940 Conta<strong>in</strong>erwagen<br />

Bodo Schulz<br />

City GVZ Westhafen<br />

Der Bau des Westhafens als größtem<br />

Berl<strong>in</strong>er Hafen begann 1914. Über die Jahrzehnte<br />

stetig ausgebaut und erweitert,<br />

entwickelte er sich seit dem Rückzug der<br />

DB AG aus dem Berl<strong>in</strong>er Güterverkehr<br />

Ende der 1990er-Jahre auf Veranlassung<br />

des Senats zum wichtigsten <strong>in</strong>nerstädtischen<br />

Logistikzentrum. Neben e<strong>in</strong>em<br />

2001 <strong>in</strong> Betrieb genommenen trimodalen<br />

Conta<strong>in</strong>erterm<strong>in</strong>al für Straße, B<strong>in</strong>nenschiff<br />

und <strong>Eisenbahn</strong> besitzt er unter<br />

anderem auch e<strong>in</strong>en Schwerlastkran und<br />

e<strong>in</strong>e RoRo-Anlage.<br />

GVZ Berl<strong>in</strong> Süd – Großbeeren<br />

Auf Teilen des ehemaligen Hilfsrangierbahnhofs<br />

Großbeeren entstand ab 1994<br />

das GVZ Berl<strong>in</strong> Süd Großbeeren, dessen<br />

Term<strong>in</strong>al für den komb<strong>in</strong>ierten Verkehr<br />

(Conta<strong>in</strong>er) im Herbst 1998 <strong>in</strong> Betrieb<br />

g<strong>in</strong>g. Das GVZ bef<strong>in</strong>det sich fünf Kilometer<br />

südlich des Berl<strong>in</strong>er Stadtrands<br />

und liegt an der Bundesstraße 101,<br />

die vierspurig an den Berl<strong>in</strong>er R<strong>in</strong>g<br />

(Autobahn 10) angebunden ist.<br />

GVZ Berl<strong>in</strong> West – Wustermark<br />

Im Herbst 1995 begannen die Bauarbeiten<br />

für das GVZ bei Wustermark. Im Wesentlichen<br />

angebunden über die Bundesstraße<br />

5 und die Autobahn 10, hat der Bereich<br />

Brieselang auch e<strong>in</strong>en Gleisanschluss an<br />

die Strecke Berl<strong>in</strong> – Hannover und e<strong>in</strong><br />

Term<strong>in</strong>al für den komb<strong>in</strong>ierten Verkehr.<br />

Außerdem liegt das Verteilzentrum direkt<br />

an dem westlich von Berl<strong>in</strong> verlaufenden<br />

Havelkanal. Seit 2008 besitzt es auch<br />

e<strong>in</strong>en Hafen am Havelkanal, der über<br />

drei Liegeplätze und e<strong>in</strong>e RoRo-Rampe<br />

verfügt.<br />

GVZ Berl<strong>in</strong> Ost – Freienbr<strong>in</strong>k<br />

Das sieben Kilometer von Berl<strong>in</strong> entfernt<br />

liegende GVZ Berl<strong>in</strong> Ost Freienbr<strong>in</strong>k<br />

bei Grünheide entstand ab Herbst 1994<br />

auf e<strong>in</strong>em ehemaligen Armeeareal.<br />

Ursprünglich nur über e<strong>in</strong>e direkte Ausfahrt<br />

am östlichen Abschnitt des Berl<strong>in</strong>er<br />

R<strong>in</strong>gs (Autobahn 10) erreichbar, wurde<br />

<strong>in</strong>zwischen auch e<strong>in</strong> Gleisanschluss an<br />

die Ostbahn realisiert.<br />

62<br />

Schule entstehen, andernorts sucht man<br />

noch nach Konzepten und Investoren.<br />

E<strong>in</strong> rarer Anblick ist der <strong>Eisenbahn</strong>güterverkehr<br />

<strong>in</strong> der Hauptstadt heute geworden.<br />

E<strong>in</strong>ige wenige Züge rollen noch <strong>in</strong> Re<strong>in</strong>ickendorf,<br />

Ruhleben oder Neukölln, zum wichtigsten<br />

<strong>in</strong>nerstädtischen Logistikzentrum <strong>in</strong>nerhalb<br />

Berl<strong>in</strong>s entwickelte sich das „City GVZ<br />

Westhafen“. Die Diskussion über e<strong>in</strong>e Ver -<br />

lagerung des Lkw-Verkehrs auf die Schiene<br />

und den Bau neuer <strong>in</strong>nerstädtischer Güterverteilzentren<br />

ist zwar noch nicht beendet,<br />

doch fehlen zunehmend Flächen wie auch<br />

Impulse aus Politik und Wirtschaft. Immer -<br />

h<strong>in</strong> wird <strong>in</strong>zwischen darüber nachgedacht,<br />

den Südr<strong>in</strong>g für den Güterverkehr wieder<br />

herzustellen. Umfangreiche Investitionen<br />

wären hier vor allem <strong>in</strong> neue Brückenbauwerke<br />

zu tätigen. Ob die DB, die sich massiv<br />

aus dem klassischen Güterverkehr zurück-


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heute: Der<br />

Rangierbahnhof<br />

Wustermark<br />

(ebenfalls <strong>in</strong><br />

Brandenburg)<br />

gehört e<strong>in</strong>er<br />

Gesellschaft, an der<br />

die Havelländische<br />

<strong>Eisenbahn</strong> Anteile<br />

hält (l.), die <strong>Eisenbahn</strong>gesellschaft<br />

Potsdam bedient<br />

diverse Güterstellen<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> (r.)<br />

Bodo Schulz (2)<br />

A uf deutschen Eis<br />

enbahnschienen s<strong>in</strong>d immer meh<br />

r Lokomo-<br />

tivtypen unterwegs,<br />

teils auch von <strong>in</strong>ternationalenn Anbietern.<br />

Doch was verraten<br />

Ihnen die Lackierungen, wofür<br />

stehen die<br />

verschiedenen Logos?<br />

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Auch<br />

gezogen hat, hieran wirklich e<strong>in</strong> Interesse<br />

besitzt, bleibt abzuwarten. Auch die Übernahme<br />

von e<strong>in</strong>stigen Güteranlagen durch<br />

private Investoren, wie 2008 des Rangierbahnhofs<br />

Wustermark durch das mehrheitlich<br />

zur Havelländischen <strong>Eisenbahn</strong> (HVLE)<br />

gehörende Rail & Logistik-Center Wustermark,<br />

tragen kaum zur Belebung bei. Die<br />

Zeit des Güterverkehrs auf Berl<strong>in</strong>er Schie -<br />

nen sche<strong>in</strong>t vorbei. Dirk W<strong>in</strong>kler<br />

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Fahrzeuge und Betrieb<br />

| DIE BERLINER <strong>BAHN</strong>INDUSTRIE<br />

Mit neuem<br />

Schwung<br />

Feierstunde bei AEG Hennigsdorf:<br />

Im Dezember 1992 wird die<br />

Ellok 112 für die Deutsche<br />

Reichsbahn vorgestellt. Heute<br />

gehört das Werk zu Bombardier<br />

Transportation Bodo Schulz<br />

Die Wende und die Wiedervere<strong>in</strong>igung stellten auch die Bahn<strong>in</strong>dustrie<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und Brandenburg vor neue Herausforderungen. Es kam zu<br />

Konsolidierungen, Verlagerungen, Neugründungen. Heute zählen Hauptstadt<br />

und Umgebung zu den führenden Bahntechnik-Regionen Europas<br />

64


In Hennigsdorf fertigte Bombardier unter<br />

anderem den Elektrotriebzug 442; der Großauftrag<br />

für die DB AG war allerd<strong>in</strong>gs mit<br />

Problemen verbunden, kamen doch die<br />

Fahrzeuge nur mühsam <strong>in</strong> Fahrt Sebastian Schrader<br />

„Berl<strong>in</strong> 2000 – wir s<strong>in</strong>d dafür“; mit e<strong>in</strong>em Bekenntnis zur (später gescheiterten) Olympia-<br />

Bewerbung Berl<strong>in</strong>s übte AEG 1993 den Schulterschluss mit der Region Sven Kle<strong>in</strong><br />

Wer e<strong>in</strong> Beispiel für den Wandel<br />

sucht, den die Industrie <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

und Brandenburg <strong>in</strong> den letzten<br />

25 Jahren durchlief, sollte die Bahn<strong>in</strong>dustrie<br />

nehmen. Der Sektor spiegelt sehr gut das<br />

Auf und Ab, das viele Branchen erlebten.<br />

Oder <strong>in</strong> dem Fall besser: Ab und Auf. Denn<br />

nach e<strong>in</strong>em drastischen Prozess der De -<br />

<strong>in</strong>dustriealisierung erlebte die Region besonders<br />

im letzten Jahrzehnt e<strong>in</strong>en wirtschaft -<br />

lichen Aufschwung, der auch <strong>in</strong> der Bahn -<br />

<strong>in</strong>dustrie se<strong>in</strong>en Niederschlag f<strong>in</strong>det. Heute<br />

gehören die <strong>in</strong> der Stadt vorhandenen<br />

Firmen der Bahnbranche zu den wenigen<br />

verbliebenen großen Industrieunternehmen<br />

e<strong>in</strong>er sonst eher durch Verwaltung und Medien<br />

geprägten Wirtschaftslandschaft.<br />

Dabei s<strong>in</strong>d alte Unternehmen und Namen<br />

verschwunden, neue h<strong>in</strong>zugekommen. In<br />

der Summe gab es 2010 rund 25 Firmen mit<br />

zirka 7.500 Beschäftigten. Neben den großen<br />

Namen, wie Bombardier, Siemens und Stadler,<br />

s<strong>in</strong>d es <strong>in</strong>sbesondere die mittelständischen<br />

Unternehmen, die e<strong>in</strong>en festen Platz<br />

<strong>in</strong> der Region haben und mit stetig wachsenden<br />

Mitarbeiterzahlen e<strong>in</strong>en wesentlichen<br />

Wirtschaftsfaktor darstellen.<br />

Die Zeit nach 1989<br />

In der jüngeren Geschichte wurde die politische<br />

Wende <strong>in</strong> der DDR auch e<strong>in</strong> Wende -<br />

punkt für die <strong>in</strong> der Region Berl<strong>in</strong>-Brandenburg<br />

etablierte Bahn<strong>in</strong>dustrie. E<strong>in</strong>stige<br />

Großunternehmen der DDR mussten sich<br />

unvermittelt dem <strong>in</strong>ternationalen Konkurrenzkampf<br />

stellen, langjährig <strong>in</strong> West-Berl<strong>in</strong><br />

ansässige Unternehmen mit fehlenden Fördergeldern<br />

ause<strong>in</strong>andersetzen. Neben der<br />

AEG, die elektrische Ausrüstungen für Schienenfahrzeuge<br />

<strong>in</strong> West-Berl<strong>in</strong> fertigte, war <strong>in</strong><br />

der Halbstadt nur die Waggon-Union noch<br />

<strong>in</strong> der Bahn<strong>in</strong>dustrie tätig. Die e<strong>in</strong>stigen<br />

DDR-Unternehmen, die recht schnell von<br />

der Treuhandanstalt zum Teil an konkurrierende<br />

Unternehmen oder ehemalige Eigentümer<br />

veräußert wurden, erwiesen sich als<br />

durchaus wettbewerbsfähig. Ob die Lokomotivbau-Elektrotechnischen-Werke<br />

(LEW)<br />

<strong>in</strong> Hennigsdorf, das Werk für Signal- und Sicherungstechnik<br />

(WSSB) <strong>in</strong> Treptow, die<br />

Fahrzeugausrüstung Berl<strong>in</strong> oder das Ber -<br />

l<strong>in</strong>er Bremsenwerk, alle fanden sich <strong>in</strong> der<br />

neuen Wirtschaft wieder. Dies g<strong>in</strong>g meist mit<br />

drastischen E<strong>in</strong>schnitten bei der Zahl der<br />

Beschäftigten e<strong>in</strong>her, teilweise verschwanden<br />

etablierte Bereiche aus dem Wirtschaftsleben<br />

Berl<strong>in</strong>s. Mit der Übernahme der LEW<br />

durch die AEG sowie den WSSB durch Siemens<br />

Verkehrstechnik wurden 1992 erste<br />

Zeichen gesetzt. Der Erhalt der traditionsreichen<br />

Firmen, wenn auch unter e<strong>in</strong>em drastischen<br />

wirtschaftlichen Restrukturierungskurs,<br />

zeigte den Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es langen Weges<br />

nach oben auf. Am Ende hatte sich e<strong>in</strong>e neu<br />

aufgestellte, konkurrenzfähige Bahn<strong>in</strong>dustrie<br />

<strong>in</strong> der Hauptstadtregion etabliert.<br />

Der Bombardier-Konzern<br />

Allgeme<strong>in</strong> setzte nach den Wendejahren e<strong>in</strong><br />

Konsolidierungskurs <strong>in</strong> der Schienenfahrzeug<strong>in</strong>dustrie<br />

Deutschlands e<strong>in</strong>. Die heute<br />

zu Bombardier Transportation gehörenden<br />

Firmenteile <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und Brandenburg<br />

gehen im wesentlichen auf Unternehmen<br />

der AEG zurück und haben e<strong>in</strong>e wechselhafte<br />

Geschichte h<strong>in</strong>ter sich. Als e<strong>in</strong>ziger der<br />

beiden großen Berl<strong>in</strong>er Elektrokonzerne fertigte<br />

die AEG nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

noch Antriebskomponenten <strong>in</strong> West-Berl<strong>in</strong>.<br />

Als die AEG 1982 Insolvenz anmelden<br />

musste, verkaufte man unter anderem das<br />

traditionsreiche Firmenareal an der Brunnenstraße<br />

im Wedd<strong>in</strong>g. Die Stromrichterund<br />

Bahnfabrik wurden an neue Standorte<br />

Nach der Wende setzte<br />

e<strong>in</strong> Konsolidierungskurs<br />

<strong>in</strong> der Industrie e<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> Marienfelde und Spandau verlegt. 1985<br />

übernahm die Daimler-Benz AG die AEG.<br />

Drei Jahre später, 1988, fusionierten die<br />

Bahntechniksparten der AEG mit derjenigen<br />

von West<strong>in</strong>ghouse zur AEG West<strong>in</strong>ghouse<br />

Transport-Systeme. Im Jahr 1990 übernahm<br />

man die MAN Gutehoffnungshütte Schienenverkehrstechnik.<br />

Wieder zwei Jahre später,<br />

1992, folgte die Übernahme der LEW.<br />

Seitdem hieß das Unternehmen AEG Schienenfahrzeuge.<br />

Die seit 1984 <strong>in</strong> Spandau am<br />

Nonnendamm ansässige AEG Bahntechniksparte<br />

und die Hennigsdorfer AEG Werke<br />

wurden 1994/95 am Standort <strong>in</strong> Hennigsdorf<br />

zusammengeführt. Doch die Wiedervere<strong>in</strong>igung<br />

der AEG währte nicht lange: Noch 1995<br />

beschlossen ABB und Daimler-Benz, ihre<br />

Bahntechnik sparten zusammenzulegen.<br />

Zum 1. Januar 1996 entstand die ABB Daimler-Benz<br />

Transportation, kurz ADtranz. Und<br />

auch das blieb nur e<strong>in</strong> Intermezzo. 1999 zog<br />

sich ABB aus dem Unternehmen zurück, das<br />

ab dem 1. Juli 1999 als DaimlerChrysler Rail<br />

Systems firmierte. Im Sommer 2000 beabsichtigte<br />

DaimlerChrysler, die ADtranz an<br />

Bombar dier Transportation zu verkaufen –<br />

was 2001 geschah.<br />

Zuvor schon hatte Bombardier die Deutsche<br />

Waggonbau (DWA) übernommen. Die<br />

DWA war 1995 vom Investor Advent International<br />

erworben und 1998 an Bombardier<br />

Transportation weiter verkauft worden. Die<br />

Hauptvertretung der DWA verlagerte ihren<br />

Sitz vom Gelände des Instituts für Schienenfahrzeugtechnik<br />

an den Hauptsitz von Bombardier<br />

zum Saatw<strong>in</strong>kler Damm – auf das<br />

alte AEG-Gelände.<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 65


Fahrzeuge und Betrieb<br />

| DIE BERLINER <strong>BAHN</strong>INDUSTRIE<br />

Die InnoTrans ist heute die Bühne, um neue oder aktuelle Fahrzeuge zu präsentieren. Blick auf das Freigelände während der Messe im<br />

September 2012, unter anderem mit Triebfahrzeugen von Stadler und Siemens Sebastian Schrader<br />

Der dritte Firmenteil, der heute zu Bombardier<br />

gehört, umfasst den e<strong>in</strong>stigen LEW-<br />

Firmenkomplex <strong>in</strong> Hennigsdorf. Zur Wende<br />

waren dort 8.000 Menschen tätig, heute f<strong>in</strong>den<br />

bei Bombardier Transportation noch<br />

rund 2.200 eigene sowie rund 400 temporär<br />

e<strong>in</strong>gesetzte Mitarbeiter Beschäftigung. Im<br />

Hennigsdorfer Werk werden vorwiegend<br />

Triebzüge gebaut sowie das Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g und<br />

Projektmanagement für weltweite Fahrzeugprojekte<br />

abgewickelt. Se<strong>in</strong>en zentralen Firmensitz<br />

bezog Bombardier Transportation<br />

2006 im ehemaligen Gebäude der Königlichen<br />

<strong>Eisenbahn</strong>direktion Berl<strong>in</strong> am Schöneberger<br />

Ufer 1.<br />

Stadler und Siemens<br />

So wie Bombardier ist auch Stadler Pankow<br />

e<strong>in</strong> neuer Name <strong>in</strong> der Berl<strong>in</strong>er Firmenlandschaft.<br />

Seit 1999 residiert die Firma auf dem<br />

ehemaligen Bergmann-Borsig-Gelände <strong>in</strong><br />

Wilhelmsruh. Anfänglich handelte es sich<br />

um e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftsunternehmen von ADtranz<br />

und der Stadler Rail AG, die Anfang<br />

2000 die Mehrheitsbeteiligung an dem Standort<br />

erwarb; 2001 g<strong>in</strong>g das Unternehmen vollständig<br />

<strong>in</strong> das Eigentum der Stadler AG über.<br />

In den letzten acht Jahren hat sich die Zahl<br />

der Mitarbeiter der Stadler Pankow GmbH<br />

mit derzeit rund 1.200 im Raum Berl<strong>in</strong>/Brandenburg<br />

vervierfacht – Resultat e<strong>in</strong>es impo -<br />

66<br />

san ten Wachstumskurses. Zum e<strong>in</strong>stigen<br />

Pankower Standort kamen 2011 zwei weitere<br />

Standorte <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> h<strong>in</strong>zu: <strong>in</strong> Hohenschönhausen<br />

e<strong>in</strong> Montagewerk und die auf Rohbauten<br />

und Lackierungen spezialisierte<br />

Stichwort<br />

InnoTrans<br />

Im September 1996 richtete die Messe<br />

Berl<strong>in</strong> GmbH erstmals die InnoTrans<br />

aus; e<strong>in</strong>e Fachmesse für Verkehrstechnik<br />

und Fahrzeugsysteme. Seitdem hat sich<br />

die alle zwei Jahre stattf<strong>in</strong>dende Veranstaltung<br />

zur größten und wichtigsten<br />

ihrer Art entwickelt – für die Bahn<strong>in</strong>dustrie<br />

wie für die Kunden, zum<br />

Beispiel Bahngesellschaften oder <strong>Eisenbahn</strong>verkehrsunternehmen.<br />

Waren es<br />

1996 noch 172 Aussteller und 6.376 Fachbesucher,<br />

so kamen 2012 <strong>in</strong>sgesamt<br />

2.515 Aussteller und 126.110 Fachbesucher<br />

nach Berl<strong>in</strong>. Die Messe dient auch<br />

dazu, Fahrzeugneuheiten zu präsentieren<br />

oder Verträge zu unterzeichnen.<br />

Traditionell folgt nach den Tagen für die<br />

Fachbesucher e<strong>in</strong> Publikumswochenende<br />

für die Öffentlichkeit. In diesem Jahr<br />

f<strong>in</strong>det die InnoTrans vom 23. bis 26. September<br />

statt, das Publikumswochenende<br />

am 27./28. September. Karl Laumann<br />

Stadler Re<strong>in</strong>ickendorf GmbH. Bereits im<br />

April 2002 hatte Stadler das Gelände der ehemaligen<br />

S-Bahn-Triebwagenhalle <strong>in</strong> Velten<br />

von der DB AG als Servicezentrum erwor -<br />

ben. Dort werden e<strong>in</strong>zelne Komponenten<br />

gefertigt und Schienenfahrzeuge <strong>in</strong> Betrieb<br />

genommen. Stadler sieht se<strong>in</strong>en Berl<strong>in</strong>er<br />

Standort als Kompetenzzentrum für den Bau<br />

von Straßenbahnen sowie des RegioShuttle.<br />

E<strong>in</strong> traditionsreicher<br />

Name ist wieder zurück<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>: Siemens<br />

In den letzten Jahren ist die Palette der von<br />

Stadler Pankow angebotenen Fahrzeuge<br />

stetig gewachsen. Seit Herbst 2004 werden<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> FLIRT-Triebzüge gebaut, seit<br />

2011/2012 auch die für Berl<strong>in</strong>/Brandenburg<br />

vorgesehenen KISS-Doppelstocktriebzüge.<br />

Zudem werden ab 2015 die ersten U-Bahn-<br />

Züge der neuen Generation für das Kle<strong>in</strong> -<br />

profilnetz der Berl<strong>in</strong>er U-Bahn ausgeliefert,<br />

womöglich e<strong>in</strong>ige Jahre später auch erste<br />

S-Bahn-Züge für die Hauptstadt.<br />

Daneben kann man <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> heute wie -<br />

der e<strong>in</strong>en traditionsreichen Namen lesen:<br />

Siemens übernahm nach der Wende das<br />

WSSB-Gelände <strong>in</strong> Treptow und errichtete<br />

dort nach umfangreicher Sanierung e<strong>in</strong>en<br />

modernen Standort für die Signaltechnikfer-


Bei der Stadler Pankow GmbH läuft Anfang 2013 die Fertigung der Veolia-FLIRT auf vollen<br />

Touren. Die Triebzüge s<strong>in</strong>d für den E<strong>in</strong>satz beim Meridian <strong>in</strong> Bayern vorgesehen Sven Kle<strong>in</strong><br />

Großzügig und e<strong>in</strong>drucksvoll wie e<strong>in</strong>st:<br />

die „neue alte“ Zentrale von Siemens am<br />

Nonnendamm <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> Siemens<br />

tigung sowie das Projektmanagement von<br />

Bahnverkehrssystemen. Heute entstehen<br />

hier unter anderem komplette, aufstellfähige<br />

Signale, Weichenstellsysteme, Schrankenantriebe<br />

und Gleisfreimeldesysteme. Zudem<br />

hat hier die Basisentwicklung moderner<br />

ETCS-Onboard-Units für die Fahrzeugausrüstung<br />

mit dem Europäischen Zugsicherungssystem<br />

ihren Platz. Im Jahr 2010 verkündete<br />

Siemens den Umzug des Vorstandes<br />

der Mobility Divison nach Berl<strong>in</strong>. Am tradi -<br />

tionsreichen Standort am Nonnendamm <strong>in</strong><br />

Siemensstadt führte man die zentralen<br />

geschäftlichen Aktivitäten im Bahnbereich<br />

zusammen. An beiden Standorten <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

beschäftigte Siemens 2010 rund 1.200 Mit -<br />

arbeiter.<br />

Die Kle<strong>in</strong>en<br />

Zu diesen Größen der Branche gesellen sich,<br />

wie erwähnt, heute e<strong>in</strong>e Reihe kle<strong>in</strong>er, agiler<br />

Unternehmen. Zu ihnen zählen beispielsweise<br />

die Fahrzeugwerke Miraustraße<br />

(FWM). Die FWM g<strong>in</strong>gen aus Teilen der ehemaligen<br />

Waggon Union hervor, die ab 1984<br />

zur Thyssen Henschel AG gehörte, die ab<br />

1990 ABB Henschel AG hieß und 1996 <strong>in</strong> der<br />

ADtranz aufg<strong>in</strong>g. Im Jahr 1997 wurde die<br />

Produktion von Schienenfahrzeugen von<br />

Re<strong>in</strong>ickendorf nach Pankow-Wilhelmsruh<br />

verlagert. Im e<strong>in</strong>stigen Standort der Deut -<br />

sche Waggon- und Masch<strong>in</strong>enfabriken<br />

(DWM) <strong>in</strong> der Miraustraße <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Tegel<br />

verblieb e<strong>in</strong> Werksteil für Reparaturen. Umfangreiche<br />

Erfahrungen sammelte man hier<br />

etwa mit der Instandsetzung der S-Bahn-<br />

Fahrzeuge nach der BVG-Übernahme des<br />

West-Berl<strong>in</strong>er Streckennetzes. Zur Jahrtausendwende<br />

drohte das endgültige Ende. Im<br />

Zuge e<strong>in</strong>es Management-Buyouts des Wittenauer<br />

Werkes aus dem Verbund des neuen<br />

Eigentümers Bombardier wurde es 2002 <strong>in</strong><br />

die Fahrzeugwerke Miraustraße (FWM) umgewandelt.<br />

Das Unternehmen hat sich auf<br />

die Reparatur, Instandhaltung, Modernisierung<br />

und den Neubau von Schienenfahrzeugen<br />

spezialisiert. Inzwischen wurde aus<br />

Platzgründen e<strong>in</strong>e Niederlassung <strong>in</strong> Hennigsdorf<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Halle des ehemaligen Stahlwerkes<br />

eröffnet, wo auch e<strong>in</strong> direkter Anschluss<br />

zu Prüfgleisen für Schienen fahr -<br />

zeuge besteht. Derzeit beschäftigen die<br />

FWM an beiden Standorten rund 50 Mitarbeiter.<br />

Die Zulieferer<br />

Neben der Fahrzeug<strong>in</strong>dustrie gibt es <strong>in</strong> der<br />

Hauptstadtregion etliche Zulieferer, wobei<br />

hier ebenfalls nur wenige bekannte Namen<br />

blieben. Allen voran ist Knorr-Bremse zu<br />

nennen, die zwar ihren e<strong>in</strong>stigen Stammsitz<br />

am Bahnhof Ostkreuz (ab 1954 VEB Berl<strong>in</strong>er<br />

Bremsenwerk) aufgab, jedoch die Akti vi -<br />

täten im Firmenstandort Marzahn konzentrierte.<br />

Nach der Wende gründete sich 1990<br />

aus dem Berl<strong>in</strong>er Bremsenwerk und der<br />

Münchner Knorr-Bremse AG das Geme<strong>in</strong>schaftsunternehmen<br />

Berl<strong>in</strong>er Bremsenwerk<br />

– Knorr-Bremsen AG. Den historischen<br />

Standort <strong>in</strong> der Neuen Bahnhofstraße und<br />

<strong>in</strong> der Hirschberger Straße gab man im Jahre<br />

1993 auf und zog auf das Gelände e<strong>in</strong>er früheren<br />

Werkzeugmasch<strong>in</strong>enfabrik <strong>in</strong> der heutigen<br />

Georg-Knorr-Straße 4 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Marzahn.<br />

Rund 550 Mitarbeiter waren hier 2013<br />

beschäftigt.<br />

Zu nennen wäre weiterh<strong>in</strong> die PCS Power<br />

Converter Solutions GmbH, die bis 2010 als<br />

Bombardier Transportation Fahrzeugausrüstung<br />

Berl<strong>in</strong> GmbH (FAGA) firmierte und aus<br />

dem VEB Fahrzeugausrüstung Berl<strong>in</strong> (ehem.<br />

P<strong>in</strong>tsch) hervorg<strong>in</strong>g. Nach mehreren Um -<br />

zügen, darunter von Marzahn nach Hennigsdorf,<br />

residiert die Firma <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> Tegel<br />

und fertigt weiterh<strong>in</strong> elektrische Systeme für<br />

die Bordnetzenergieversorgung, Antriebstechnik<br />

und Leittechnik für Schienenfahrzeuge.<br />

Ebenfalls aus e<strong>in</strong>er Bombardierausgliederung<br />

kamen die (Schaltgerätewerke) SGW<br />

Werder GmbH & Co. KG, die seit 1984 Hersteller<br />

und Zulieferer von Komponenten für<br />

die Schienenfahrzeug<strong>in</strong>dustrie s<strong>in</strong>d. Ehe -<br />

mals e<strong>in</strong> Betrieb im LEW-Komb<strong>in</strong>at, liefert<br />

heute die mittelständische Firma Schweißbaugruppen,<br />

Führerpulte oder Lüfter an fast<br />

alle namhaften großen Schienenfahrzeughersteller.<br />

Im Jahr 2011 waren hier 90 Mitarbeiter<br />

beschäftigt.<br />

Die aus dem Geräte- und Reglerwerk<br />

(GRW) Teltow hervorgegangene GTB Bahntechnik<br />

Treuenbrietzen liefert Produkte und<br />

Dienstleistungen um die PZB-Sicherungstechnik<br />

für die Bahn. Auch sie ist e<strong>in</strong> mittelständischer<br />

Betrieb, der die traditionelle Fertigung<br />

aus DDR-Zeiten weiterführen und<br />

ausbauen konnte. Dirk W<strong>in</strong>kler/GM<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 67


Momentaufnahmen<br />

| GENERATIONSWECHSEL BEI DER S-<strong>BAHN</strong><br />

Am 2. November 2003 schlägt auch für die Triebwagen der<br />

Baureihe 477 die letzte Stunde im Regelbetrieb – und wie<br />

sechs Jahre zuvor beim „Stadtbahner“ 475 f<strong>in</strong>det das „Goodbye“<br />

großes Interesse. Bild mit 477 601 im S-Bahnhof Erkner Bodo Schulz<br />

Der „Stadtbahner“ sagt „ciao“ und der<br />

Himmel we<strong>in</strong>t: Am 21. Dezember 1997<br />

verabschiedet sich die Baureihe 475<br />

nach fast 70 Jahren aus dem Plandienst<br />

(Bild <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Charlottenburg)<br />

Heiko Focken, Slg. Heiko Focken (Fahrkarte l<strong>in</strong>ks)<br />

Wer er<strong>in</strong>nert sich nicht an<br />

die „gepolsterte Holzklasse“<br />

der beiden S-Bahn-Klassiker?<br />

In den frühen 90ern konnte<br />

man <strong>in</strong> manchen „Stadtbahnern“<br />

sogar noch auf<br />

blanken Holzbänken unterwegs<br />

se<strong>in</strong> ... Heiko Focken<br />

Parade historischer S-Bahn-<br />

Triebwagen im S-Bahn-Betriebswerk<br />

Erkner; am 20. Mai 2006<br />

zeigen sich dort (v.l.) der ehemalige<br />

BVG-Steuerviertelzug<br />

875 608/475 608, der Wannseebahnprototyp<br />

275 959, der<br />

Stadtbahnprototyp 275 625 und<br />

der Gepäckzug ET 168 030<br />

(ex 278 103) Bodo Schulz<br />

68


Tschüss, Ihr Klassiker!<br />

Jahrzehnte lang prägten sie das Bild der S-Bahn <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>: die Triebzüge der Baureihen 275<br />

(später 475, „Stadtbahner“) und 277 (später 477). Doch nach dem Mauerfall begann<br />

die Modernisierung des Fahrzeugparks <strong>in</strong> großem Stil. 1997 bzw. 2003 g<strong>in</strong>gen die beiden<br />

typischen S-Bahn-Baureihen Berl<strong>in</strong>s <strong>in</strong> Rente<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 69


Fahrzeuge und Betrieb | DIE BERLINER S-<strong>BAHN</strong> 1989–2014<br />

Zwischen Jubel<br />

und Jammer<br />

Mit Improvisation und Begeisterung startete die S-Bahn <strong>in</strong><br />

die turbulenten Tage vom Herbst 1989. Die beiden getrennten Netze<br />

wurden zusammengeführt und bei der Deutschen Bahn AG <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Tochtergesellschaft vere<strong>in</strong>igt. Mit Sparmaßnahmen für den<br />

geplanten Börsengang verspielte Berl<strong>in</strong>s S-Bahn allerd<strong>in</strong>gs viel Kredit<br />

70


Die Teilung Berl<strong>in</strong>s hatte sich Ende<br />

der 1980er-Jahre längst auch bei der<br />

S-Bahn ausgewirkt. Man könnte sogar<br />

sagen, sprichwörtlich, existierten doch<br />

im Pr<strong>in</strong>zip zwei S-Bahn-Netze mit unterschiedlichen<br />

Betreibern.<br />

Die S-Bahn <strong>in</strong> Ost-Berl<strong>in</strong> war Teil der Deutschen<br />

Reichsbahn (DR) und fest <strong>in</strong> die Verkehrspolitik<br />

der DDR e<strong>in</strong>gebunden, die dem<br />

öffentlichen Personennahverkehr den Vorrang<br />

vor dem Autoverkehr gab. So beförderten<br />

die rot-weißen S-Bahn-Züge im Jahr 1989<br />

die bemerkenswerte Menge von 178 Millionen<br />

Personen – und das mit vergleichsweise<br />

alter Fahrzeugbasis. Bis Anfang der 1990er-<br />

Jahre stammte der Wagenpark fast ausschließlich<br />

von 1928 bis 1944. Auch die Werkstätten<br />

befanden sich auf eher älterem technischen<br />

Niveau. Trotzdem erreichte die<br />

S-Bahn <strong>in</strong> der DDR-Hauptstadt e<strong>in</strong>e hohe<br />

Betriebsstabilität. Dazu trug unter anderem<br />

e<strong>in</strong>e hohe Fahrzeugreserve bei. Die S-Bahn<br />

konnte zwar nicht aus dem Vollen schöpfen,<br />

jedoch war die Basis, auf der die Verantwortlichen<br />

agieren konnten, auf realistischen Annahmen<br />

kalkuliert.<br />

In West-Berl<strong>in</strong> war die S-Bahn nach jahrzehntelangem<br />

Niedergang seit den 1980er-<br />

Jahren <strong>in</strong> den Fokus von Politik und Öffentlichkeit<br />

gerückt. Nach der Übernahme der<br />

Betriebsführung durch die Berl<strong>in</strong>er Verkehrsbetriebe<br />

(BVG) am 9. Januar 1984 stan den<br />

große Summen für die Sanierung von Anlagen<br />

und Fahrzeugpark zur Verfügung. Die<br />

Förderung der S-Bahn und ihr mittlerweile<br />

positives Bild <strong>in</strong> der Öffentlichkeit ließen die<br />

Fahrgastzahlen bis 1989 auf 48 Millionen steigen.<br />

Wenig im Vergleich zu Ost-Berl<strong>in</strong>, aber<br />

viel im Verhältnis zur vorigen Vernachlässigung<br />

und angesichts des guten BVG-Netzes<br />

aus Bussen und U-Bahnen. Wobei man sagen<br />

muss: Von den marktwirtschaftlichen Gegebenheiten<br />

späterer Jahre waren beide Betriebe<br />

weit entfernt.<br />

Nach dem Mauerfall<br />

Dann kam der 9. November 1989 und mit ihm<br />

die sensationelle Öffnung der Grenzen. Auch<br />

für die S-Bahn stand die Welt auf dem Kopf.<br />

Schlagartig hatte sie es mit e<strong>in</strong>em gewaltigen<br />

Aufkommen an Reisenden zu tun, die <strong>in</strong>sbesondere<br />

zwischen Ost und West unterwegs<br />

se<strong>in</strong> wollten – genau über die Nahtstelle h<strong>in</strong>weg,<br />

die bisher beide Netze ge trennt hatte.<br />

Mit viel Improvisation (und gegenseitiger<br />

Hilfe) versuchten die S-Bahn-Betreiber, dem<br />

gerecht zu werden. Das historische Ereignis<br />

eröffnete aber auch e<strong>in</strong>e epochale Chance:<br />

das Ende der Teilung. Nachdem sich der politische<br />

Rahmen von e<strong>in</strong>em Moment zum<br />

nächsten gewandelt hatte, begann für S-<br />

Bahn und S-Bahner e<strong>in</strong>e turbulente Zeit. Bisher<br />

konnten sie sich <strong>in</strong> Ost und West auf e<strong>in</strong>e<br />

fürsorgliche Pla nung der vorgelagerten Stellen<br />

verlassen, jetzt jagte e<strong>in</strong> Ereignis oder<br />

Konzept das andere:<br />

– Dezember 1989: Erste Beratungen zwischen<br />

Senat, Reichsbahn und BVG zur<br />

Wiederherstellung der Umlandverb<strong>in</strong>dungen.<br />

Erste Ergebnisse werden am<br />

1. März 1990 symbolträchtig auf dem stillgelegten<br />

Bahnsteig Bornholmer Straße im<br />

Grenzgebiet vorgestellt<br />

Viertelzüge der BVG (außen) und der Reichsbahn (mittig) laufen <strong>in</strong> dem<br />

S-Bahn-Zug, der am 12. November 1989 über die Stadtbahn Richtung<br />

Lehrter S-Bahnhof rollt. In den Tagen nach dem Mauerfall ist das nichts<br />

Ungewöhnliches Konrad Kosch<strong>in</strong>ski<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 71


Fahrzeuge und Betrieb | DIE BERLINER S-<strong>BAHN</strong> 1989–2014<br />

Jubel<br />

Panorama-S-Bahn<br />

Die Idee kam von „ganz oben“. E<strong>in</strong>e<br />

„Cabrio-S-Bahn“ könnte e<strong>in</strong> völlig neues<br />

S-Bahn-Gefühl vermitteln, dachte sich<br />

der damalige Geschäftsführer Dr. Axel<br />

Nawrocki. Ihm schwebte zunächst e<strong>in</strong><br />

Sonderfahrzeug ohne Dach vor, <strong>in</strong> dem<br />

zur schönen Jahreszeit das S-Bahn-<br />

Fahren zum Erlebnis werden könnte.<br />

Se<strong>in</strong>e Idee war nicht so e<strong>in</strong>fach umzusetzen.<br />

Deshalb wandte man sich e<strong>in</strong>em<br />

weitgehend verglasten Dach nach dem<br />

Vorbild des „Gläsernen Triebwagens“<br />

der Baureihe ET 91 zu.<br />

Der Panoramazug verb<strong>in</strong>det <strong>in</strong> e<strong>in</strong>maliger<br />

Weise Tradition und Zukunft der<br />

Berl<strong>in</strong>er S-Bahn. Die Tradition f<strong>in</strong>det sich<br />

im Antriebskonzept der Baureihe 477 und<br />

se<strong>in</strong>er Frontpartie wieder. Die Zukunft<br />

stellen Innene<strong>in</strong>richtung und technische<br />

Ausstattung dar. Hochwertige Materialien<br />

wie Holz, textiler Bodenbelag und<br />

65 drehbare Luxussessel, e<strong>in</strong>e moderne<br />

Multimediaanlage, Klimaanlage, Garderobenablage,<br />

Bar und beh<strong>in</strong>dertengerechte<br />

Toilette vermitteln e<strong>in</strong> ganz neues<br />

S-Bahn-Gefühl. Großzügige Faltenbalgübergänge<br />

lassen die drei Wagen zu e<strong>in</strong>er<br />

E<strong>in</strong>heit werden.<br />

Die erste Baumaßnahme nach dem Mauerfall war die Wiederverb<strong>in</strong>dung der Stadtbahn<br />

am Bahnhof Friedrichstraße Mitte 1990 Manuel Jacob (2)<br />

Bei ihrem Besuch 2004 fuhr auch Queen<br />

Elizabeth II. mit der Panorama-S-Bahn DB<br />

Während der Feierlichkeiten „75 Jahre<br />

S-Bahn“ am 7. und 8. August 1999 am<br />

Olympiastadion fanden die ersten Fahrten<br />

für das Publikum statt. Ab dem Jahr<br />

2000 war die Panorama-S-Bahn e<strong>in</strong> fester<br />

Bestandteil im Market<strong>in</strong>gangebot der<br />

Berl<strong>in</strong>er S-Bahn. Am 3. November 2004<br />

hatte der Zug außergewöhnliche Fahrgäste:<br />

Die englische König<strong>in</strong> Elisabeth II<br />

und ihr Ehemann, Pr<strong>in</strong>z Philipp, fuhren<br />

mit dem gläsernen Zug <strong>in</strong> 45 M<strong>in</strong>uten<br />

vom Ostbahnhof nach Potsdam und<br />

erlebten Berl<strong>in</strong>s e<strong>in</strong>zigartiges Panorama.<br />

Aus Sicherheitsgründen und um den<br />

prom<strong>in</strong>enten Gästen freien Blick über<br />

das Regierungsviertel zu ermöglichen,<br />

wurden sogar Züge aufgehalten.<br />

Heutzutage kaum noch vorstellbar.<br />

Im Oktober 2008 wurde der 150.000. Fahrgast<br />

des Zuges begrüßt – dann schlug<br />

die S-Bahn-Krise zu. Aus Kostengründen<br />

stellte die S-Bahn GmbH das Panoramafahrzeug<br />

ab. Der letzte planmäßige<br />

E<strong>in</strong>satz datiert vom 26. Juni 2009; die<br />

Zukunft des Fahrzeugs ist ungewiss. MJ<br />

72<br />

Anlässlich des R<strong>in</strong>gbahn-Lückenschlusses wurde im Juni 2002 e<strong>in</strong> Vollzug der Baureihe 275<br />

(ex 165) geschmückt und im Fahrgastverkehr e<strong>in</strong>gesetzt<br />

– 2. Juli 1990: Wiederverb<strong>in</strong>dung der Stadtbahn<br />

zwischen Ost- und West-Berl<strong>in</strong>, ei -<br />

nen Tag nach Beg<strong>in</strong>n der Währungsunion<br />

– Herbst 1990: Gemäß E<strong>in</strong>igungsvertrag<br />

soll die gesamte S-Bahn Ende 1993 unter<br />

das Dach der Deutschen Bahn kommen<br />

– ab 1990: Auslieferung der neuen Bau rei -<br />

hen 270 (jetzt 485: 166 Viertelzüge bis 1992)<br />

und 480 (85 Viertelzüge bis 1994)<br />

– ab September 1991: Die BVG-Züge wer -<br />

den wieder im Reichsbahnausbesserungswerk<br />

(Raw) Schöneweide unterhalten<br />

– ab 1991: Planungsbeg<strong>in</strong>n für die neue Baureihe<br />

481 (Juli 1994: Bestellung der ersten<br />

100 Viertelzüge, 22. Februar 1996: Rollout<br />

<strong>in</strong> der Hauptwerkstatt Schöneweide)<br />

– ab 1992: Eröffnung der ersten Lückenschlüsse<br />

zwischen West-Berl<strong>in</strong> und dem<br />

Um land (1. April: Wannsee – Potsdam,<br />

31. Mai: Frohnau – Hohen Neuendorf,<br />

31. August: Lichtenrade – Blankenfelde)<br />

– 1993: In Verb<strong>in</strong>dung mit der Fernbahn-<br />

Elektrifizierung der Stadtbahn und der<br />

Wieder<strong>in</strong>betriebnahme des S-Bahn-Südr<strong>in</strong>gs<br />

geht das erste Elektronische Stellwerk<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> <strong>in</strong> Betrieb; es steuert 48<br />

Streckenkilometer<br />

– 1. Januar 1994: Die S-Bahn wird Teil der<br />

neu gegründeten Deutschen Bahn AG.<br />

Die Zusammenführung von Reichsbahnund<br />

BVG-Beschäftigten ist e<strong>in</strong>e große Herausforderung<br />

für alle Beteiligten


Zwischen 1990 und 2005 wurden zehn Verb<strong>in</strong>dungen, welche die ehemalige Grenze überschritten, sowie über 90 Kilometer stillgelegte Streckenabschnitte<br />

wieder <strong>in</strong> Betrieb genommen. Die Abschnitte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Karte rot markiert DR/Slg. Manuel Jacob; Ergänzungen: Manuel Jacob<br />

– 1. Januar 1995: Arbeitsbeg<strong>in</strong>n der S-Bahn<br />

Berl<strong>in</strong> GmbH, e<strong>in</strong>er Tochter der DB AG<br />

Diese Punkte zeigen wie unter e<strong>in</strong>em Brennglas,<br />

welche umfassenden Veränderungen <strong>in</strong><br />

sehr kurzer Zeit zu stemmen waren. Hier waren<br />

Entwicklungen nachzuholen, für die <strong>in</strong><br />

den alten Bundesländern teilweise Jahrzehnte<br />

zur Verfügung gestanden hatten.<br />

Die S-Bahn Berl<strong>in</strong> GmbH<br />

Der neuen S-Bahn-Gesellschaft standen anfangs<br />

zwei (später drei) Geschäftsführer vor.<br />

Ihnen gelang es, das junge Unternehmen<br />

nach <strong>in</strong>nen und außen gut zu positionieren.<br />

Der Vorsitzende der Geschäftsführung, der<br />

Jurist Dr. Axel Nawrocki, war politisch bestens<br />

vernetzt. Der technische Geschäfts füh -<br />

rer, Günter Ruppert, hatte e<strong>in</strong>e Laufbahn bei<br />

der Reichsbahn h<strong>in</strong>ter sich und war zuletzt<br />

Chef der DR-Hauptabteilung Masch<strong>in</strong>enwirtschaft.<br />

Dem damaligen Trend folgend,<br />

wonach Konzerne eigenständige Töchter<br />

gründeten, die ihre Marktsegmente eigenverantwortlich<br />

„beackerten“, positionierten<br />

sie die S-Bahn GmbH selbstbewusst. Das<br />

war auch erforderlich, denn neben den organisatorischen<br />

Aufgaben lief die Sanierung<br />

des Bestandsnetzes, e<strong>in</strong>schließlich Bahn -<br />

höfen und Brücken unter dem „rollenden<br />

Rad“, auf Hochtouren. Das bedeutete für die<br />

Fahrgäste teilweise lange Streckensperrungen,<br />

die zeitweise Schließung von Bahn -<br />

höfen, viele Pendelverkehrsfahrten und<br />

„ewige“ mühevolle Wege über enge Behelfs -<br />

treppen und Notbahnsteige. Neben der „normalen“<br />

Erneuerung des Oberbaus waren <strong>in</strong><br />

großem Umfang Unterbausanierung sowie<br />

Erneuerung von Stromversorgung und<br />

Sicherungstechnik erforderlich. Folgende<br />

Großprojekte seien hier erwähnt:<br />

– ab April 1991: Sanierung des Nord-Süd-S-<br />

Bahn-Tunnels. Die völlige Entfernung von<br />

Gleisen, Unterbau sowie Versorgungsund<br />

Kommunikationsanlagen erforderte<br />

<strong>in</strong> dem engen Bauwerk die Unter bre -<br />

chung des durchgehenden Zugverkehrs<br />

für zehn Monate mit zeitweiser Vollsperrung<br />

zwischen Gesundbrunnen und Anhalter<br />

Bahnhof<br />

– ab Oktober 1994: Sanierung des Stadtbahnviadukts.<br />

Über zwei Jahre wurden<br />

die S-Bahn-Gleise auf die Fernbahntrasse<br />

verlegt und die Stationen Tiergarten, Bellevue,<br />

Hackescher Markt (Richtung Wes -<br />

ten) sowie Jannowitzbrücke geschlossen.<br />

Danach folgte die Sanierung des Fernbahnbereiches<br />

bis Mai 1998<br />

– 1996–2003: völlige Umgestaltung und Neutrassierung<br />

des Nordkreuzes (Gesund-<br />

Die Gründungs-Geschäftsführer der S-Bahn<br />

Berl<strong>in</strong> GmbH, Dr. Axel Nawrocki (r.) und<br />

Technikchef (bis 2005) Günter Ruppert. Als<br />

dieser 2007 <strong>in</strong> den Ruhestand g<strong>in</strong>g, war er<br />

bereits e<strong>in</strong> „König ohne Reich“ Manuel Jacob<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 73


Fahrzeuge und Betrieb | DIE BERLINER S-<strong>BAHN</strong> 1989–2014<br />

Jubel<br />

75 Jahre S-Bahn<br />

Am 8. August 1924 fuhr der erste elek -<br />

trische Zug vom damaligen Stett<strong>in</strong>er<br />

Vorortbahnhof nach Bernau. Am 7. und<br />

8. August 1999 wurde folgerichtig das<br />

75-jährige Jubiläum der Berl<strong>in</strong>er S-Bahn<br />

gefeiert; es gab e<strong>in</strong> Bahnhofsfest auf den<br />

erst kurz zuvor fertig gestellten Sonderbahnsteigen<br />

des Bahnhofs Olympiastadion.<br />

E<strong>in</strong>e Fahrzeugausstellung zeigte auf<br />

sieben Gleisen Berl<strong>in</strong>er S-Bahn-Züge und<br />

Sonderfahrzeuge. Weiterh<strong>in</strong> waren die<br />

ehemalige Stadtbahnlokomotive 74 1230<br />

mit e<strong>in</strong>em preußischen Abteilwagen als<br />

Vorläufer der elektrischen S-Bahn sowie<br />

S-Bahnen aus Hamburg und den westdeutschen<br />

Ballungsräumen zu sehen.<br />

Am 8. August 1999 präsentierte die S-<br />

Bahn Berl<strong>in</strong> GmbH e<strong>in</strong>e Fahrzeugparade,<br />

wie man sie noch nie gesehen hatte. Auf<br />

dem Streckengleis Westkreuz – Spandau<br />

paradierten 19 Zugverbände durch den<br />

Bahnhof Olympiastadion, welche die<br />

Geschichte dieser Traditionsbahn <strong>in</strong> thematischen<br />

„Bildern“ darstellten. Um<br />

diese <strong>in</strong> enger Abfolge zeigen zu können,<br />

wurde das betroffene Gleis im fahr -<br />

Zum Bahnhofsfest „75 Jahre S-Bahn“ gab<br />

es e<strong>in</strong>e Fahrzeugschau mit Zügen, die alle<br />

e<strong>in</strong>en Bezug zur S-Bahn hatten Manuel Jacob<br />

dienstlichen S<strong>in</strong>ne gesperrt und zum<br />

Baugleis erklärt. So waren das Aufstellen<br />

und Fahren der Züge ohne Beachtung<br />

der regulären Hauptsignale möglich. Die<br />

Fahrzeugparade wurde auf e<strong>in</strong>er Strecke<br />

von zwei Kilometern vor dem Bahnhof<br />

Olympiastadion aufgestellt.<br />

E<strong>in</strong>e besondere Herausforderung für die<br />

Aufstellung der Parade und deren Ablauf<br />

war das selbst gesteckte Ziel, e<strong>in</strong>en Fahrgastverkehr<br />

im 20-M<strong>in</strong>uten-Takt auf dem<br />

anderen Streckengleis aufrecht zu erhalten,<br />

was durch die moderne Sicherungstechnik,<br />

die signalmäßige Fahrten <strong>in</strong><br />

beiden Richtungen zulässt, erleichtert<br />

wurde.<br />

Die Parade wurde von unzähligen Zuschauern<br />

von den Bahnsteigen des Bahnhofs<br />

Olympiastadion sowie von Brücken<br />

aus verfolgt. Das zweitägige Bahnhofsfest<br />

<strong>in</strong> Olympiastadion mit der Fahrzeugausstellung<br />

haben über 45.000 Teilnehmer<br />

besucht. MJ<br />

74<br />

Feierstimmung: Zur Eröffnung der R<strong>in</strong>gbahnhalle<br />

im Bahnhof Südkreuz wird 2005 e<strong>in</strong>e<br />

S-Bahn-Torte angeschnitten Volker Emersleben<br />

brunnen – Schönhauser Allee – Bornholmer<br />

Straße) für S- und Fernbahn<br />

– 2001–2005: Umbau des Südkreuzes (R<strong>in</strong>gund<br />

Vorortbahnhof Papestraße mit Neu -<br />

bau des Fernbahnhofs)<br />

– 2003–2006: „Verschiebung“ des Bahnhofs<br />

Charlottenburg um 150 Meter Richtung<br />

Osten mit Sanierung des Stadtbahnviaduktes<br />

bis zum Bahnhof Zoo (Unterbrechung<br />

des S-Bahn-Verkehrs für 13 Monate)<br />

– 2007 bis voraussichtlich 2016: Umgestaltung<br />

des Ostkreuzes e<strong>in</strong>schließlich der<br />

Zulaufstrecken vom Ostbahnhof (Umbau<br />

von L<strong>in</strong>ien- auf Richtungsbetrieb)<br />

Angesichts der jahrzehntelang unterlassenen<br />

Investitionen stellte dieses massive<br />

Baugeschehen hohe Anforderungen an<br />

die Geduld der Fahrgäste. Die S-Bahn g<strong>in</strong>g<br />

offensiv auf ihre Kunden zu und warb mit<br />

offener Kommunikation um Verständnis für<br />

die Erschwernisse. Dazu gehörten <strong>in</strong>tensive<br />

Medienarbeit mit der Folge umfangreicher,<br />

meist wohlwollender Berichterstattung, stets<br />

gut besuchte Bahnhofsfeste, die Ausgabe<br />

von Sonder-Tageskarten für Sammler und<br />

manches mehr. Immer wieder gab es pub -<br />

likumswirksame Veranstaltungen, unter anderem:<br />

– 28. Mai 1995: Eröffnung der Streckenabschnitte<br />

nach Tegel im Norden und Lichterfelde<br />

Ost im Süden<br />

– 11. Dezember 1996: Erster Fahrgaste<strong>in</strong>satz<br />

der Baureihe 481<br />

– 21. Dezember 1997: Abschied der Bauart<br />

Stadtbahn (Baureihe 475) mit der großen<br />

Sternfahrt zum Ostkreuz<br />

E<strong>in</strong>ige Zeit gab es auch Vollwerbung an S-Bahnzügen.<br />

Der Halbzug 477/877 070/085 warb im<br />

Herbst 2003 als letzter Altbauzug im Plane<strong>in</strong>satz<br />

für e<strong>in</strong>e Kunstausstellung Manuel Jacob<br />

– 7. und 8. August 1999: Anlässlich e<strong>in</strong>es großen<br />

Bahnhofsfestes „75 Jahre elektrischer<br />

S-Bahn-Betrieb“ erste Fahrgaste<strong>in</strong>sätze<br />

der Panorama-S-Bahn<br />

Beliebtheit durch Leidenschaft<br />

Die Ereignisse „Abschied der Baureihe 475“<br />

und „75 Jahre elektrischer S-Bahn-Betrieb“<br />

wurden zu wahren Volksfesten gestaltet.<br />

Letz tere Veranstaltung im kurz vorher<br />

wieder eröffneten Sonderbahnhof Olympiastadion<br />

lockte am Wochenende 7. und 8. August<br />

1999 rund 45.000 Schaulustige an. Dass<br />

dies so gut gel<strong>in</strong>gen konnte, ist auch e<strong>in</strong>igen<br />

engagierten Mitarbeitern zu verdanken. Sie<br />

brachten ihr kreatives Potenzial <strong>in</strong> komplexe<br />

Fahrplan- und Dienstregelungen e<strong>in</strong> (siehe<br />

Kasten l<strong>in</strong>ks).<br />

Die S-Bahn GmbH unterstützte auch den<br />

Vere<strong>in</strong> Historische S-Bahn bei Erhaltung<br />

und E<strong>in</strong>satz se<strong>in</strong>er Museumszüge und war<br />

ebenso offen für die Zusammenarbeit mit<br />

der Industrie. So betrieb sie 1994/95 e<strong>in</strong>en<br />

von der AEG Hennigsdorf auf diesel-elektrischen<br />

Antrieb umgerüsteten Halbzug der


Im Februar 1993 ist e<strong>in</strong> S-Bahn-Zug<br />

<strong>in</strong> Gesundbrunnen e<strong>in</strong>getroffen;<br />

Bahnhof und Fahrzeug repräsentieren<br />

noch die Berl<strong>in</strong>er S-Bahn, wie man<br />

sie seit Jahrzehnten kennt Bodo Schulz<br />

Baureihe 485 im Fahrgaste<strong>in</strong>satz auf der<br />

Strecke Hennigsdorf – Hohen Neuendorf<br />

West (am Berl<strong>in</strong>er Außenr<strong>in</strong>g (BAR)) – Oranienburg<br />

und verließ damit das Gleichstromnetz.<br />

Nach <strong>in</strong>nen und außen wurde <strong>in</strong>tensiv<br />

daran gearbeitet, die S-Bahn mit dem Unternehmen<br />

„S-Bahn Berl<strong>in</strong> GmbH“ zu assoziieren.<br />

Anfang 1996 erhielten die Mitarbeiter<br />

im Betriebsdienst und mit Kundenkontakt<br />

eigene Dienstkleidung <strong>in</strong> der Grundfarbe<br />

Grün. Drucksachen (Flyer, Plakate, Aus hän -<br />

ge usw.) folgten e<strong>in</strong>em Corporate Design, bei<br />

dem ebenfalls die Farbe Grün dom<strong>in</strong>ierte.<br />

Damit wurde e<strong>in</strong>e Wiedererkennbarkeit zu<br />

dem grünen S-Bahn-Signet (im Unterschied<br />

zum U-Bahn-Blau) geschaffen. Als Tochter<br />

des DB-Konzerns ist sie <strong>in</strong> den ersten Jahren<br />

nicht offensiv <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung getreten.<br />

Trotz dieser „gefühlten“ Leichtigkeit hatte<br />

die S-Bahn aber die Wirtschaftlichkeit strikt<br />

im Blick. Nach <strong>in</strong>nen wurde stets vermittelt,<br />

dass man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em hart umkämpften Wettbewerbsumfeld<br />

agiere. Zwar verkündete die<br />

Führung stolz, dass die ersten Geschäfts jah -<br />

re mit e<strong>in</strong>er schwarzen Zahl abgeschlossen<br />

wurden, gleichzeitig belegte sie aber mit Beispielen,<br />

dass es erhöhter Anstrengungen<br />

bedürfe, um dies beizubehalten. Dies führte<br />

übrigens zu e<strong>in</strong>er Irritation beim Senat; denn<br />

die S-Bahn erzielte mit öffentlichen Besteller -<br />

entgelten Gew<strong>in</strong>ne, während die städtische<br />

Ursache und Wirkung der S-Bahn-Krise spiegeln sich <strong>in</strong> diesen Kurven wider, die<br />

die Entwicklung von Mitarbeitern, Gew<strong>in</strong>nen und der Fahrgastnachfrage aufzeigen.<br />

Letztere wurde zum Glück nur kurzfristig erschüttert Manuel Jacob<br />

BVG chronisch Verluste e<strong>in</strong>fuhr. Deshalb<br />

kam es nach dem Auslaufen des alten Verkehrsvertrages<br />

Ende 2001 erst im August<br />

2004 zum Abschluss des aktuell bis Ende<br />

2017 geltenden Folgevertrages, der für die<br />

Entgelte Rabatte im zweistelligen Millionenbereich<br />

vorsah.<br />

Dies beflügelte <strong>in</strong>terne Prozessverbesserungen,<br />

<strong>in</strong>dem beispielsweise der E<strong>in</strong>satz der<br />

Wagenzüge optimiert wurde. Im Jahr 2000<br />

g<strong>in</strong>g man dazu über, für Verstärkungszuggruppen<br />

im Berufsverkehr nur Halbzüge e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

Diese wurden <strong>in</strong> den Tagesstunden<br />

auf andere L<strong>in</strong>ien verlegt und ersetzten dort<br />

laufende Vollzüge, die dann bis zum Nachmittagsberufsverkehr<br />

pausierten.<br />

Gleichzeitig rückten vermehrt Neubauzüge<br />

<strong>in</strong> den E<strong>in</strong>satzbestand; damit war es<br />

möglich, die Werkstatt<strong>in</strong>tervalle deutlich auszudehnen,<br />

die Fahrzeiten zu straffen und die<br />

Wendezeiten an den Endpunkten zu kürzen.<br />

Während bisher das Fahrpersonal für die<br />

Dauer der Schicht bei se<strong>in</strong>en Fahrzeugen<br />

blieb und die Wendezeiten auch die erforder-<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 75


Fahrzeuge und Betrieb | DIE BERLINER S-<strong>BAHN</strong> 1989–2014<br />

Jammer<br />

Wagen und Werke<br />

Allen Verantwortlichen war schon frühzeitig<br />

klar, dass der S-Bahn wegen ihrer<br />

vielfältigen Verb<strong>in</strong>dungen zwischen den<br />

beiden Stadthälften und dem Umland<br />

nach der Wiedervere<strong>in</strong>igung e<strong>in</strong>e Schlüsselrolle<br />

zukommen würde. Deshalb<br />

begannen Senat, DR und BVG schon 1991<br />

mit der Erarbeitung e<strong>in</strong>es Betriebskonzeptes,<br />

das 1994 für den Zeithorizont bis<br />

2010 fortgeschrieben wurde. Unter Berücksichtigung<br />

des geplanten Netzausbaus,<br />

der angenommenen Fahrgastzahlen<br />

und e<strong>in</strong>es modernen Wagenparks<br />

s<strong>in</strong>d die Planer von e<strong>in</strong>em langfristigen<br />

Bedarf von 750 Viertelzügen (Vz) ausge-<br />

Noch wächst das Gras zwischen den alten<br />

Gleisen <strong>in</strong> Friedrichsfelde. Bis 2016 wird das<br />

Werk für 15 Millionen Euro modernisiert<br />

gangen, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Hauptwerkstatt und<br />

drei Betriebswerkstätten unterhalten<br />

werden sollten. Die bereits bestellten und<br />

ausgelieferten Baureihen 480 und 485<br />

beliefen sich auf rund 250 Viertelzüge,<br />

so dass von der <strong>in</strong> der Entwicklung bef<strong>in</strong>dlichen<br />

neuen Baureihe 481 genau<br />

500 Viertelzüge bestellt wurden, um die<br />

Zielzahl zu erreichen.<br />

Wegen der erwähnten E<strong>in</strong>satzoptimierung<br />

und Kürzung der Bestellerentgelte<br />

verzichtete schon die alte Geschäftsführung<br />

im Herbst 2003 bei zehn 485ern<br />

auf die fällige Hauptuntersuchung und<br />

stellte die Züge ab. Im Ergebnis vieler<br />

weiterer betriebswirtschaftlicher „Optimierungen“<br />

wurde der Bedarf an Fahrzeugen<br />

und Werkstätten so festgelegt,<br />

dass die Werke Erkner (2003) und Friedrichsfelde<br />

(2006) geschlossen sowie rund<br />

100 Viertelzüge der Baureihe 485 ausgemustert<br />

werden konnten. Vor allem<br />

2007/08 wurden über 60 Viertelzüge der<br />

Baureihe 485 und 16 der Baureihe 480<br />

sogar verschrottet. Die Folgen des Sparkurses:<br />

Im ersten Krisenjahr 2009 verfügte<br />

die S-Bahn laut VBB nur noch über<br />

632 Viertelzüge.<br />

Mittlerweile ist das Werk Erkner teilweise<br />

wieder am Netz und Friedrichsfelde wird<br />

– bei wieder laufendem Betrieb – modernisiert.<br />

Dank der Reaktivierung von<br />

20 Viertelzügen der abgestellten Baureihe<br />

485 beträgt der Wagenpark <strong>in</strong>zwischen<br />

rund 660 Viertelzüge. MJ<br />

76<br />

lichen Pausenzeiten darstellten, g<strong>in</strong>g man<br />

jetzt verstärkt dazu über, Wendezeiten an das<br />

betrieblich nötige Maß anzupassen und die<br />

Pausen an zentralen Orten außerhalb der<br />

Führerstände zu gewähren. Die Züge wur -<br />

den von anderen Triebfahrzeugführern übernommen,<br />

deren Pause zu Ende war.<br />

Der Wandel der Berl<strong>in</strong>er S-Bahn<br />

Zwischen 2006 und 2008 verfolgte der DB-<br />

Vorstand unter Hartmut Mehdorn auf<br />

Wunsch der Bundesregierung das Ziel,<br />

knapp 50 Prozent des Aktienkapitals an der<br />

Börse zu platzieren. Um für die Investoren<br />

attraktiv zu se<strong>in</strong>, musste der Konzern Gew<strong>in</strong>ne<br />

machen, wozu die Tochterunternehmen<br />

kräftig beizutragen hatten. Und so gab<br />

es auch für die S-Bahn Berl<strong>in</strong> GmbH ambitionierte<br />

Gew<strong>in</strong>nziele.<br />

Damit setzte e<strong>in</strong>e verhängnisvolle Wandlung<br />

e<strong>in</strong>: von der Berl<strong>in</strong>er S-Bahn, die jeder<br />

kennt, zu e<strong>in</strong>er S-Bahn, die nicht mehr wiederzuerkennen<br />

ist. Dazu gehörte der gezielte<br />

Austausch der Geschäftsführung zwischen<br />

2005 und 2007. Während alle bisherigen Geschäftsführer<br />

von der Reichsbahn kamen,<br />

politisch ver netzt oder gewerkschaftsnah<br />

waren, hatten alle folgenden Neuzugänge<br />

das Ticket der DB-Zentrale.<br />

Den Anfang machte im Juli 2005 e<strong>in</strong> zusätzlicher,<br />

vierter Geschäftsführer für den<br />

Betrieb und dessen Rationalisierung, der von<br />

der S-Bahn Hamburg kam. Der 60-jährige<br />

Günter Ruppert blieb zwar Sprecher der<br />

Geschäftsführung, hatte aber kaum noch<br />

Zu ständigkeiten. Am 1. April 2006 folgte e<strong>in</strong><br />

neuer kaufmännischer Geschäftsführer<br />

(ebenfalls von der S-Bahn Hamburg), am<br />

1. Januar 2007 der Arbeitsdirektor (von DB<br />

Job Service) und es endete am 3. Mai 2007<br />

mit e<strong>in</strong>em neuen Sprecher der Geschäfts füh -<br />

rung. „...(Se<strong>in</strong>e) wichtigste Aufgabe … be -<br />

Während der WM 2006<br />

glänzte die Berl<strong>in</strong>er<br />

S-Bahn zum letzten Mal<br />

steht dar<strong>in</strong>, die Strukturen der Berl<strong>in</strong>er<br />

S-Bahn auf die sich verändernden Bed<strong>in</strong> -<br />

gungen e<strong>in</strong>zustellen. Mit se<strong>in</strong>er Kompetenz<br />

wird er diese Herausforderung meistern und<br />

den Erfolg der S-Bahn fortsetzen“, zitierte<br />

die Mitarbeiterzeitung der S-Bahn GmbH<br />

Dr. Karl-Friedrich Rausch, den Aufsichtsratsvorsitzenden.<br />

Günter Ruppert wurde mit<br />

62 Jahren <strong>in</strong> den Ruhestand geschickt.<br />

Mit der neuen Geschäftsführung durchforsteten<br />

Unternehmensberater und Controller<br />

alle Abläufe. E<strong>in</strong>e Kommunikation der<br />

neuen Herren mit den zuständigen Mitarbeitern<br />

war schwierig, weil das spezifische Fachwissen<br />

über den Bahnbetrieb ausgeblendet<br />

wurde. Daraus resultierende E<strong>in</strong>sparungen<br />

fanden ke<strong>in</strong>eswegs verdeckt statt und wur -<br />

den nicht nur vom Betriebsratsvorsitzenden<br />

schon 2008 deutlich kritisiert. Doch weil<br />

Prozessoptimierung und Kostensenkung<br />

schon immer Ziel bei der S-Bahn waren, nur<br />

unter realistischeren Gesichtspunkten, blieben<br />

Erfolge anfangs nicht aus und schienen<br />

den Verantwortlichen Recht zu geben.<br />

Während der Fußball-Weltmeisterschaft<br />

(WM) vom 9. Juni bis 9. Juli 2006 glänzte die<br />

Berl<strong>in</strong>er S-Bahn zum letzen Mal: Sie beförderte<br />

<strong>in</strong> diesem Zeitraum sieben Millionen<br />

Fahrgäste mehr als sonst, damit hat sie nach<br />

eigenen Angaben rund zwei Drittel des WM-<br />

Verkehrs geschultert. Knapp 1.000 zusätzliche<br />

Fahrten wurden e<strong>in</strong>gelegt.<br />

Fortgesetzte Wartungsmängel<br />

E<strong>in</strong>e erste Erschütterung folgte aber schon<br />

wenig später, am 20. November 2006. E<strong>in</strong> L<strong>in</strong>ienzug<br />

der Baureihe 481 prallte im Bahnhof<br />

Südkreuz (Vorort) auf e<strong>in</strong> dort haltendes<br />

Gleismessfahrzeug. Weil die Schienen als<br />

Folge der Messungen schlüpfrig waren,<br />

konnte der Zug trotz rechtzeitiger Brems -<br />

bedienung nicht stoppen und fuhr mit e<strong>in</strong>er<br />

Restgeschw<strong>in</strong>digkeit von ca. 37 km/h auf.<br />

Der Untersuchungsbericht des <strong>Eisenbahn</strong>-<br />

Bundesamtes (EBA) stellte nicht nur<br />

Schwachstellen <strong>in</strong> der Bremsanlage fest, sondern<br />

auch noch, dass der Sandbehälter leer<br />

war. Letzteres e<strong>in</strong>e Folge erwähnter Umlauf-


Sonderverkehr während der Fußball-WM 2006: Die Fans werden<br />

gezielt zu den Zügen gelenkt, die als nächste abfahren. Die S-Bahn<br />

bewährte sich während des Turniers als leistungsfähiges Verkehrsmittel.<br />

Es war aber auch für lange Zeit ihr letzter Triumph Manuel Jacob<br />

Hilfe <strong>in</strong> der Krise: Im Jahr 2011 reaktivierte die S-Bahn Berl<strong>in</strong> die<br />

bereits abgestellten Fahrzeuge der Baureihe 485 Bodo Schulz<br />

Untersuchung <strong>in</strong> der S-Bahn-Werkstatt; bei der Baureihe 481 traten<br />

ab 2009 verstärkt Mängel auf Bodo Schulz, Manuel Jacob (S. 76 M.)<br />

optimierungen, wodurch die Werkstatt<strong>in</strong>tervalle<br />

(im vorliegenden Fall 18 Tage) größer<br />

waren als der Sandvorrat.<br />

E<strong>in</strong>ige Zeit später sollte der 481 noch mehr<br />

Negativschlagzeilen machen. Am 1. Mai<br />

2009, dem Tag des Amtsantritts des neuen<br />

DB-Konzernchefs Rüdiger Grube, entgleiste<br />

im Bahnhof Kaulsdorf e<strong>in</strong>er der Triebzüge<br />

wegen e<strong>in</strong>es Radbruchs. Daraufh<strong>in</strong> verpflichtete<br />

sich die S-Bahn GmbH zu e<strong>in</strong>er<br />

Radscheibenprüfung im Sieben-Tages-Intervall.<br />

Weil das EBA wiederholt feststellte, dass<br />

das Unternehmen die Verpflichtungen nur<br />

unzureichend e<strong>in</strong>hielt, ließ es Ende Juni 2009<br />

knapp e<strong>in</strong> Drittel des Wagenparks mit sofortiger<br />

Wirkung stilllegen. Mit katastrophalen<br />

Folgen für den Verkehrs ablauf.<br />

Es mussten Zuglängen und Zugläufe gekürzt<br />

werden, es kam zu größeren Zugfolgen.<br />

Weitere Auflagen des EBA führ ten ab Mitte<br />

Juli dazu, dass nur noch rund e<strong>in</strong> Drittel des<br />

Wagenparks e<strong>in</strong>satzbereit war. Vom 20. Juli<br />

bis 3. August 2009 führte dies <strong>in</strong> großem Umfang<br />

zu Streckenstilllegungen, darunter der<br />

Stadtbahn zwischen Ostbahnhof und Zoo (!).<br />

Zwischen Zoo und Olympiastadion verkehrten<br />

zwei Halbzüge im 20-M<strong>in</strong>uten-Takt. Wegen<br />

e<strong>in</strong>es weiteren Wartungsfehlers mussten<br />

ab 8. September 2009 erneut ca. drei Viertel<br />

des Fuhrparks stillgelegt werden. Diesmal<br />

schloss man die Stadtbahn westlich von<br />

Alexanderplatz bis Spandau und Wannsee.<br />

Der Konzern reagierte, <strong>in</strong>dem er den<br />

Rücktritt der Geschäftsführung annahm<br />

(diese aber nicht entließ). Als wesentliche Ursachen<br />

machte er Konstruktionsmängel bei<br />

der Baureihe 481 aus. Doch waren sämtliche<br />

Gewährleistungsfristen gegenüber den Herstellern<br />

abgelaufen und die Fahrzeuge galten<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 77


Fahrzeuge und Betrieb | DIE BERLINER S-<strong>BAHN</strong> 1989–2014<br />

Betrieb am Bahnhof Ostkreuz im August 2009. Die Szenerie täuscht etwas – die S-Bahn steckt zu dieser Zeit <strong>in</strong> der Krise B. Schulz, Slg. M. Jacob (u.)<br />

bisher im Betrieb als Muster bei spiele an Verfügbarkeit.<br />

Dass die Argumentation auf schwachen<br />

Füßen stand, zeigte sich noch daran, dass der<br />

S-Bahn-Verkehr schon seit 2008 wegen immer<br />

neuer Probleme zeitweise schwer<br />

gestört war, was auch der Verkehrsverbund<br />

Berl<strong>in</strong>-Brandenburg (VBB) scharf kritisierte.<br />

Im Sommer 2010 fielen 481er wegen Klimaund<br />

Lüftungsproblemen aus. Ab Dezember<br />

2010 führten massive Antriebsprobleme und<br />

Motorschäden zu e<strong>in</strong>em W<strong>in</strong>ter-Notfahrplan.<br />

Unerwartete Folge des Chaos-Betriebs war<br />

e<strong>in</strong> Mangel an Triebfahrzeugführern, den<br />

selbst die dauerhaften M<strong>in</strong>derleistungen<br />

nicht kompensierten. Der Grund: zu knapp<br />

bemessenes Personal und der ungeheure Zuwachs<br />

an Leerfahrten. Der Jubel der ersten<br />

Jahre nach dem Mauerfall war verflogen, die<br />

S-Bahn befand sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Jammertal –<br />

ausgelöst durch überzogene Sparkonzepte.<br />

78<br />

Der Weg <strong>in</strong> die Zukunft<br />

Generelle Schulde<strong>in</strong>geständnisse aus der<br />

DB-Spitze gab es zwar nicht. Aber sie reagierte:<br />

Das im Frühjahr 2007 stillgelegte<br />

Werk Friedrichsfelde wurde am 1. Oktober<br />

2010 reaktiviert, um Wartungs- und Unterhaltungskapazitäten<br />

zu gew<strong>in</strong>nen. Mitte<br />

2012 startete e<strong>in</strong> bis 2016 laufendes Ausbauprogramm<br />

für über 15 Millionen. Gegenüber<br />

dem Tiefst stand von 2.765 Mitarbeitern im<br />

Jahr 2009 (1995: 4.500) s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen wieder<br />

über 3.000 Personen an Bord. Trotzdem<br />

war das System S-Bahn durch die E<strong>in</strong>sparungen<br />

dermaßen ausgezehrt, dass es immer<br />

wieder zu spürbaren E<strong>in</strong>schränkungen kam.<br />

Selbst noch die starken Temperaturschwankungen<br />

des langen W<strong>in</strong>ters 2012/13 beh<strong>in</strong>derten<br />

den Betrieb deutlich: E<strong>in</strong>gefrorene Türen,<br />

Antriebsstörungen, Verspätungen und Zugausfälle<br />

waren an der Tagesordnung. Weitere<br />

Verspätungen gab es durch langsame Züge<br />

(die mangels Sandkontrollen nur mit reduzierter<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit fahren durften) und<br />

durch fehlende Lokführer, die wegen eben<br />

dieser Zugverspätungen das knapp kalkulierte<br />

Pausen- und Ablösungssystem nicht<br />

Sonderfahrkarten mit Sonderklischees <strong>in</strong><br />

den Entwerterstempeln: So machte die S-Bahn<br />

ihre Wieder<strong>in</strong>betriebnahmen zum Ereignis<br />

e<strong>in</strong>halten konnten. Im W<strong>in</strong>ter 2013/2014 fuhr<br />

die S-Bahn zwar stabil, ob sie aber wieder<br />

auf alter Höhe ist, steht nicht fest. Die milden<br />

Temperaturen waren ke<strong>in</strong> Prüfste<strong>in</strong>.<br />

Trotzdem bleibt e<strong>in</strong> riesiger Image- und<br />

auch wirtschaftlicher Schaden. Statt wie<br />

<strong>in</strong> den Vorjahren Millionengew<strong>in</strong>ne auszuschütten<br />

(geplant 2009: 98 Millionen Euro,<br />

2010: 125 Millionen Euro), schloss die S-Bahn<br />

GmbH die Jahre 2009 bis 2012 mit <strong>in</strong>sgesamt<br />

354 Millionen Euro Verlust ab. Neben teuren<br />

Reparaturen, Baureihen-Ertüchtigungen,<br />

der Reaktivierung (!) von 20 Viertelzügen der<br />

Baureihe 485 und Neue<strong>in</strong>stellungen schlu -<br />

gen auch zwei „Kompensationsleistungen“<br />

(Fahrgeldnachlässe) mit zusammen mehr als<br />

70 Millionen Euro zu Buche.<br />

So ist die Gesundung des Unternehmens<br />

heute e<strong>in</strong>e der vorrangigsten Aufgaben – und<br />

e<strong>in</strong>e, für die man den S-Bahn-Chefs nur viele<br />

glückliche Hände wünschen kann. Gleiches<br />

gilt für die Politik, denn aktuell läuft die Ausschreibung<br />

des Systems „R<strong>in</strong>gbahn“ (rund<br />

e<strong>in</strong> Drittel der Gesamtleistung), beg<strong>in</strong>nend<br />

im Jahr 2017. Dazu steht <strong>in</strong> Kürze e<strong>in</strong> Jubiläum<br />

an: Am 8. August 2014 wird die Gleichstrom-S-Bahn<br />

90 Jahre alt. Da wäre es gut,<br />

wenn die heute rot-gelben Triebzüge positiv<br />

von sich reden machen. Denn immerh<strong>in</strong>: Auf<br />

etwas Sympathie dürfen die S-Bahn und ihr<br />

Betreiber bei den Bürgern der Stadt noch<br />

hoffen. Trotz allem, was geschehen ist.<br />

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Fahrzeuge und Betrieb<br />

| DIE TARIFE UND DER VERKEHRSVERBUND BERLIN-BRANDENBURG<br />

Stationen des Regionalverkehrs <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>: Regionalexpress im Januar<br />

2013 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> Hbf (o.) – er ist zum VBB-Tarif nutzbar –, West-Berl<strong>in</strong>er<br />

S-Bahn <strong>in</strong> Frohnau 1993 (u.) – noch mit eigenem Tarif – und Jubiläumslogo<br />

des VBB von 2014 (r.) Ralf Kutschke (o.), Sven Kle<strong>in</strong> (u.), VBB (u.r.)<br />

Der Weg zum<br />

E<strong>in</strong>heitsticket<br />

Als die Mauer Ende 1989 fiel, prallten <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> zwei Verkehrstarifsysteme<br />

aufe<strong>in</strong>ander. Knapp zehn Jahre später, am 1. April 1999,<br />

startete der Tarif des Verkehrsverbunds Berl<strong>in</strong>-Brandenburg (VBB)<br />

80


Als nach der Grenzöffnung Ost-Berl<strong>in</strong>er<br />

und DDR-Bürger nach West-Berl<strong>in</strong><br />

strömten, galt dort e<strong>in</strong> völlig anderes<br />

Tarifsystem. In der DDR kostete e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zelfahrkarte<br />

seit Jahrzehnten 20 Pfennig (ermäßigt<br />

10 Pfennig). In West-Berl<strong>in</strong> waren nicht<br />

nur die Preise viel höher, es gab auch ke<strong>in</strong>e<br />

Beschränkung nach L<strong>in</strong>ien: E<strong>in</strong> Fahrsche<strong>in</strong>,<br />

der für beliebig viele Fahrten im Gesamtnetz<br />

der Berl<strong>in</strong>er Verkehrsbetriebe (BVG) galt,<br />

kostete für zwei Stunden 2,70 DM (ermäßigt<br />

1,70 DM); auch die S-Bahn durfte man damit<br />

nutzen. E<strong>in</strong>e Monatskarte (seit wenigen Monaten:<br />

„Umweltkarte“) schlug im Westen nur<br />

noch mit 65 DM zu Buche.<br />

Erste Fahrsche<strong>in</strong>e für Ost und West<br />

Erste Änderungen standen zum 1. Januar<br />

1990 an. Im Anschluss an e<strong>in</strong>e Freifahrt-Regelung<br />

für DDR-Bürger <strong>in</strong> West-Berl<strong>in</strong> aus<br />

Mauerzeiten galt ab diesem Tag e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>barung,<br />

nach der DDR-Bürger für DDR-<br />

Mark Fahrsche<strong>in</strong>e kaufen konnten, die bei<br />

den wichtigsten Verkehrsbetrieben <strong>in</strong> beiden<br />

Teilen Berl<strong>in</strong>s und <strong>in</strong> Potsdam gültig waren.<br />

Der 2-Stunden-Fahrsche<strong>in</strong> kostete 2 Mark<br />

(ermäßigt 1 M). Für das 24-Stunden-Ticket<br />

waren 5 M (ermäßigt 2,50 M) zu zahlen. Im<br />

Gegenzug wurden die BVG-Fahrsche<strong>in</strong>e der<br />

West-Berl<strong>in</strong>er auch bei den betreffenden Ostbetrieben<br />

(zum Beispiel den Berl<strong>in</strong>er Verkehrsbetrieben,<br />

BVB) anerkannt.<br />

Am 1. April 1990 wurde im Ost-Berl<strong>in</strong>er<br />

Raum e<strong>in</strong>e Umweltkarte für 30 M (ermäßigt<br />

15 M) e<strong>in</strong>geführt. Daneben galten die bestehenden<br />

Tarife fort. Am 1. August 1991 folgte<br />

e<strong>in</strong> großflächig angelegter Tarif: Er umfasste<br />

den Bereich des bisherigen S-Bahn-Tarifs,<br />

die BVG und BVB <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, die Verkehrs -<br />

betriebe <strong>in</strong> Potsdam sowie die Straßenbahnbetriebe<br />

<strong>in</strong> Woltersdorf, Schöneiche und<br />

Strausberg östlich der Hauptstadt. Praktisch<br />

bedeutete dies, dass der <strong>in</strong> West-Berl<strong>in</strong> geltende<br />

BVG-Tarif auf die anderen Bereiche<br />

ausgedehnt wurde, dort aber zu niedrigerem<br />

Preis. Um den dennoch gewaltigen Preissprung<br />

<strong>in</strong> Ost-Berl<strong>in</strong> zu mildern, gab es für<br />

e<strong>in</strong> paar Jahre e<strong>in</strong>e Sonderregelung, wonach<br />

der Kurzstreckentarif ohne Umsteigen auf<br />

der gesamten L<strong>in</strong>ie galt (<strong>in</strong> West-Berl<strong>in</strong> nur<br />

sechs Stationen). In West-Berl<strong>in</strong> galten Fahrsche<strong>in</strong>e<br />

der östlichen Betriebe nur für Bürger<br />

der ehemaligen DDR. West-Berl<strong>in</strong>er Tickets<br />

galten bei allen beteiligten Betrieben.<br />

In den folgenden Jahren wurden die<br />

Preise <strong>in</strong> kurzen Abständen erhöht, wobei<br />

man das östliche Preisniveau an das der BVG<br />

heranführte. Bei E<strong>in</strong>zelfahrsche<strong>in</strong>en waren<br />

e<strong>in</strong>heitliche Preise am 1. Januar 1995 erreicht,<br />

bei Zeitkarten am 1. Oktober 1996.<br />

Geme<strong>in</strong>same Verkehrspolitik<br />

In der Zwischenzeit hatte die Verkehrspolitik<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en neuen Rahmen geschaffen.<br />

Dabei diente schon <strong>in</strong> den ersten Wochen<br />

nach dem Mauerfall die Berl<strong>in</strong>er S-Bahn als<br />

e<strong>in</strong>e Art Orientierungspunkt, und das nicht<br />

von ungefähr. Schließlich war sie die Klammer,<br />

die e<strong>in</strong>en großen Verkehrsraum ver -<br />

band. In Ost-Berl<strong>in</strong> bestand seit vielen Jahrzehnten<br />

e<strong>in</strong>e enge Zusammenarbeit zwischen<br />

ihr und den BVB; <strong>in</strong> West-Berl<strong>in</strong> fuhr<br />

die S-Bahn seit 1984 unter dem geme<strong>in</strong> -<br />

samen Dach der BVG.<br />

Im deutsch-deutschen E<strong>in</strong>igungsvertrag<br />

wurde Mitte 1990 festgelegt, dass die S-Bahn<br />

bis 1. Januar 1994 unter das Dach der neuen<br />

Deutschen Bahn AG zurückkehren sollte.<br />

Zum gleichen Zeitpunkt sollte für den Großraum<br />

Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Verkehrsverbund geschaffen<br />

werden. Dies erwies sich jedoch als Herkulesaufgabe<br />

– bis zur E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>samen<br />

Tarifs sollten noch Jahre vergehen.<br />

Denn während man <strong>in</strong> den alten Bundesländern<br />

jahrzehntelange Erfahrung mit<br />

Verkehrsverbünden besaß, war das hier Neuland.<br />

Unter den neuen Bed<strong>in</strong>gungen mussten<br />

hiesige Marktteilnehmer erst ihren Platz f<strong>in</strong>den.<br />

Zudem erforderte das heterogene Tarifgebiet<br />

komplexe Lösungen und auch der<br />

Rahmen, den das europäische Wettbewerbsrecht<br />

im Öffentlichen Personennahverkehr<br />

setzte, sorgte für Verzögerungen.<br />

Die Gründung des VBB und der Tarif<br />

Nach mehreren Zwischenschritten wurde<br />

schließlich am 30. Dezember 1996 der Verkehrsverbund<br />

Berl<strong>in</strong>-Brandenburg (VBB)<br />

gegründet. Er umfasste Berl<strong>in</strong> und fast das<br />

gesamte Land Brandenburg (die zunächst<br />

fehlenden Kreise s<strong>in</strong>d seit 1. Januar 2005 „an<br />

Bord“) und gehört flächenmäßig zu den größten<br />

Verkehrsverbünden Europas. H<strong>in</strong>sicht -<br />

lich der Fahrgastzahlen ist er mit 1.293 Millionen<br />

doppelt so stark wie München (663<br />

Millionen) und Hamburg (717 Millionen;<br />

Stand jeweils 2012).<br />

Wichtige Kennziffern<br />

Der VBB <strong>in</strong> Kürze<br />

E<strong>in</strong>führung<br />

des Verbundtarifes: 01.04.1999<br />

Fläche<br />

des Verbundgebietes: 30.376 km 2<br />

E<strong>in</strong>wohner<br />

im Verbundgebiet: 5,8247 Mio.<br />

Mitwirkende Verkehrsunternehmen:<br />

40<br />

Verbundfahrgäste/Jahr: 1.293 Mio.<br />

Personenkilometer<br />

aller Verkehrsmittel: 11.690 Mio.<br />

Fahrgelde<strong>in</strong>nahmen<br />

(verbundweit): 1.133 Mio. Euro<br />

Quelle: VBB, Werte für 2012 bzw. Stand 31.12.2012<br />

Mangels Automaten mussten beim VBB<br />

anfangs viele Fahrsche<strong>in</strong>e <strong>in</strong> das Umland<br />

von Hand ausgeschrieben werden; die<br />

vierstelligen Ziffern stehen für die Waben<br />

In den letzten 15 Jahren wurde die Fahrkartengrundfarbe<br />

mehrfach gewechselt. Weil außer -<br />

dem die Busse und Straßenbahnen Tickets<br />

zum sofortigen Fahrtantritt ausgeben, liegt e<strong>in</strong><br />

buntes Kartensortiment vor Slg. Manuel Jacob (2)<br />

Der eigentliche VBB-Tarif startete am<br />

1. April 1999. Er teilt die Fläche Branden -<br />

burgs (mit dem Zentrum Berl<strong>in</strong>) <strong>in</strong> Waben<br />

mit e<strong>in</strong>em Durchmesser von etwa fünf Kilometern<br />

auf. Jede Wabe ist mit e<strong>in</strong>er vierstelligen<br />

Zahl bezeichnet, das System lässt aber<br />

auch nachträgliche Erweiterungen des Tarifgebietes<br />

zu. In den Landkreisen errechnet<br />

sich der Fahrpreis anhand der Waben nach<br />

der Wegstrecke. Für die Städte Berl<strong>in</strong>, Potsdam,<br />

Brandenburg, Cottbus und Frankfurt/<br />

Oder gelten besondere Tarifgebiete A, B und<br />

C mit eigenen Preisen. Das Berl<strong>in</strong>er Tarif -<br />

gebiet C markiert e<strong>in</strong>en Bereich von etwa<br />

15 Kilometern außerhalb der Stadt, was ungefähr<br />

dem Bereich des früheren S-Bahn-<br />

Tarifs entspricht. Für Orte mit Stadtl<strong>in</strong>ienverkehr<br />

gelten ebenfalls besondere Preise.<br />

Der heutige Slogan des VBB „E<strong>in</strong> Ticket.<br />

Alles dr<strong>in</strong>.“ ließ sich zunächst nur teilweise<br />

umsetzen. Es fehlte an Automaten, die so programmiert<br />

werden konnten, dass sie durchgehende<br />

Fahrsche<strong>in</strong>e zwischen beliebigen<br />

Orten <strong>in</strong>nerhalb des VBB ausgaben. Jetzt,<br />

nach 15 Jah ren, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>heitliche Fahrkarten<br />

nach e<strong>in</strong>heitlichen Mustern aber zum Standard<br />

geworden.<br />

Manuel Jacob<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 81


Momentaufnahmen<br />

| UMBAU DES NAHVERKEHRS-KNOTENS<br />

Demontiertes Bahnsteigschild an e<strong>in</strong>em der unteren Bahnsteige<br />

im Januar 2010. Auf dieser Ebene will man den S-Bahn-Verkehr<br />

mit dem Umbau bündeln: Für alle Züge stadtauswärts und<br />

stadte<strong>in</strong>wärts gibt es dann jeweils e<strong>in</strong>en Bahnsteig Bodo Schulz<br />

Den maroden Zustand des Bahnhofs Ostkreuz demonstriert der Blick<br />

aus dem kaputten Fenster auf untere Bahnsteige und den Regionalbahnsteig<br />

h<strong>in</strong>ten. Gerade ist auch e<strong>in</strong> 481 von Lichtenberg e<strong>in</strong>gefahren<br />

(Aufnahme von 2007) Volker Emersleben<br />

Die 2006 begonnenen Maßnahmen umfassen alle wichtigen Bahnanlagen<br />

und sollen – Stand jetzt – bis 2018 dauern. E<strong>in</strong>e der auffälligsten<br />

Änderungen ist die Halle für den Bahnsteig der R<strong>in</strong>g-S-Bahn; am<br />

5. Mai 2011 entsteht dafür die Basis (im Bild rechts) Bodo Schulz<br />

Projekt Ostkreuz<br />

82<br />

„Rostkreuz“ lautete <strong>in</strong> den 90ern der unrühmliche Spitzname der Berl<strong>in</strong>er für ihren<br />

wichtigsten Nahverkehrs-Umsteigebahnhof. Ke<strong>in</strong> Wunder, hatte die Station Ostkreuz<br />

doch e<strong>in</strong>e Sanierung dr<strong>in</strong>gend nötig. Die verband man gleich mit e<strong>in</strong>em grundlegenden<br />

Umbau, der die S-Bahn-L<strong>in</strong>ien und den Regionalverkehr besser e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>det


Die Halle am R<strong>in</strong>gbahnsteig<br />

wurde mittlerweile fertig<br />

gestellt. Der umgebaute<br />

Bahnhof Ostkreuz vere<strong>in</strong>t<br />

historische und moderne<br />

Bauten; schließlich steht<br />

e<strong>in</strong> Teil der Anlagen unter<br />

Denkmalschutz, unter<br />

anderem der Wasserturm<br />

l<strong>in</strong>ks Bernd Kuhlmann<br />

83


Strecken und Stationen<br />

| AKTUELLE BAUPROJEKTE IN BERLIN<br />

Der Umbau des Bahnhofs Ostkreuz<br />

ist schon weit fortgeschritten, vor<br />

allem auf der Stadtbahn-Ebene fallen<br />

aber noch Arbeiten an. Im Jahr 2012<br />

wurde dort die Bahnsteigüberdachung<br />

demontiert (gr. Bild). Auf der R<strong>in</strong>gbahn-<br />

Ebene g<strong>in</strong>g am 16. April 2012 schon<br />

die neue Halle <strong>in</strong> Betrieb (u.)<br />

Bodo Schulz (gr. Bild), Jet-Foto Kranert/DB (u.)<br />

Noch zu<br />

erledigen<br />

Ostkreuz im Umbau, Flughafen-Bahnhof <strong>in</strong><br />

der Warteschleife und der Ausbau weiterer Strecken:<br />

Bei der <strong>Eisenbahn</strong> der Hauptstadt tut sich auch<br />

aktuell noch e<strong>in</strong>iges. Die wichtigsten Maßnahmen<br />

und Planungen nach dem Stand Frühjahr 2014<br />

Es ist nicht weniger als e<strong>in</strong>e Kompletterneuerung<br />

– bei laufendem Betrieb<br />

an Berl<strong>in</strong>s meistfrequentiertem Nahverkehrs-Umsteigebahnhof.<br />

Und so prä -<br />

sentierte sich der Bahnhof Ostkreuz zuletzt<br />

als e<strong>in</strong>e der größten Baustellen im Bahnnetz<br />

Berl<strong>in</strong>s.<br />

Die Arbeiten am Ostkreuz<br />

Bei dem Projekt schlägt man zwei Fliegen<br />

mit e<strong>in</strong>er Klappe. Zum e<strong>in</strong>en wartete Ost-<br />

84<br />

kreuz schon lange auf e<strong>in</strong>e Sanierung (nicht<br />

umsonst hieß die Station im Volksmund<br />

„Rostkreuz“); zum anderen werden bei der<br />

Renovierung gleich bessere Verb<strong>in</strong>dungen<br />

im S-Bahn-Verkehr und Anb<strong>in</strong>dungen zum<br />

Regionalverkehr geschaffen. So fahren die<br />

Züge an den beiden S-Bahnsteigen der Stadtbahn-Ebene<br />

unten nach Abschluss der Arbeiten<br />

<strong>in</strong> der gleichen Richtung ab: alle Züge<br />

stadte<strong>in</strong>wärts am nördlichen Bahnsteig, alle<br />

Züge stadtauswärts am südlichen. Damit<br />

können die Fahrgäste von e<strong>in</strong>em zum anderen<br />

Zug umsteigen, ohne Treppen zu benutzen.<br />

Zu diesem Zweck entsteht auf der Ostseite<br />

von Ostkreuz e<strong>in</strong> neues Überwerfungsbauwerk,<br />

und am Ostbahnhof kann der<br />

sanierungsbedürftige S-Bahn-Tunnel aufgegeben<br />

werden. Die S-Bahnsteige der Stadtbahnebene<br />

liegen dann etwas weiter östlich,<br />

um günstigere Umsteigemöglichkeiten zur<br />

(oberen) R<strong>in</strong>gbahn-Ebene zu bieten. Dort<br />

entstand der R<strong>in</strong>gbahnsteig der S-Bahn und


erhielt se<strong>in</strong>e Halle. Lediglich auf S-Bahnsteige<br />

an der neu zu bauenden Südwestkurve<br />

wird verzichtet.<br />

Zusätzlich erhält die Stadtbahnebene Regionalbahnsteige<br />

an der Frankfurter Bahn<br />

sowie auf der Nordseite der Ostbahn; auf der<br />

R<strong>in</strong>gbahnebene baute man e<strong>in</strong>en von den S-<br />

Bahn-Gleisen unabhängigen Regionalbahnsteig;<br />

hier können später Regionalbahnzüge<br />

halten. Weiterh<strong>in</strong> erneuert man Bahnsteige,<br />

Treppen, Brücken und Gleis anlagen; beispielsweise<br />

werden zwölf Aufzüge sowie<br />

Fahrtreppen <strong>in</strong>stalliert. Das Wahrzeichen<br />

von Ostkreuz – der denkmalgeschützte Wasserturm<br />

von 1912 – bleibt erhalten. Wegen<br />

der beabsichtigten Umstellung auf den fahrgastfreundlicheren<br />

Richtungsbetrieb ist<br />

auch der S-Bahnhof Warschauer Straße vom<br />

Umbau betroffen.<br />

Die ersten vorbereitenden Maßnahmen<br />

am Ostkreuz begannen im Februar 2006. Im<br />

August 2006 wurde die – seit 28. Mai 1994<br />

nicht mehr planmäßig befah rene – Nordostkurve<br />

der S-Bahn weitgehend abgetragen;<br />

die baufälligen Brücken wurden verschrottet.<br />

Es folgte der Umbau der R<strong>in</strong>gbahn-Ebene,<br />

beg<strong>in</strong>nend mit dem Ausbau der maroden<br />

Brücken für die Gütergleise der R<strong>in</strong>gbahn<br />

und der Brücken der Kynaststraße. Im Frühjahr<br />

2009 wurden die Gleis-Brücken für den<br />

künftigen Regionalbahnsteig auf der R<strong>in</strong>gbahn<br />

e<strong>in</strong>gebaut, an dem ab August/September<br />

2009 zeitweilig die Züge der R<strong>in</strong>g-S-<br />

Bahn hielten. Damit war es möglich, den<br />

alten R<strong>in</strong>gbahnsteig F abzubauen. Im Herbst<br />

2009 hob man die Brücken der neuen Kynaststraße<br />

e<strong>in</strong>. 2010 wurde das Überwerfungsbauwerk<br />

Südr<strong>in</strong>gkurve – R<strong>in</strong>gbahn (auch als<br />

Am 16. Mai 2011 fuhr der erste Probezug zum<br />

Flughafen-Bahnhof BER (o.). Bislang bleibt es<br />

jedoch bei Tests und „Durchlüftungsfahrten“<br />

für den Tunnel (u.) – wann hier Flugzeuge<br />

starten und Zubr<strong>in</strong>gerzüge brauchen, ist offen<br />

Max Lautenschläger/DB (o.), Bernd Kuhlmann (u.)<br />

Vollr<strong>in</strong>g-Tunnel bezeichnet) abgebrochen<br />

und neu errichtet. Zur Jahreswende 2010/11<br />

entstand dann der neue breite Bahnsteig für<br />

die R<strong>in</strong>g-S-Bahn, über dem im Sommer 2011<br />

e<strong>in</strong>e Halle aufgebaut und anschließend verglast<br />

wurde. Nach 16-tägiger Vollsperrung<br />

vom 30. März bis 16. April 2012 ist die neue<br />

R<strong>in</strong>gbahnhalle mit den verlegten S-Bahn-<br />

Gleisen und neuer Sicherungstechnik (dem<br />

Elektronischen Stellwerk Frankfurter Allee)<br />

eröffnet worden. So weit der Stand der D<strong>in</strong>ge<br />

jetzt. Aber noch s<strong>in</strong>d die Gleise der Fernbahn<br />

zu verlegen und mit Oberleitung auszurüs -<br />

ten sowie der Regionalbahnsteig der R<strong>in</strong>gbahn<br />

zu überdachen. Zum Jahresende 2014<br />

werden diese Arbeiten abgeschlossen se<strong>in</strong>.<br />

Erst obere, dann untere Ebene<br />

Nach dem Umbau der R<strong>in</strong>gbahn-Ebene lief<br />

auch jener der Stadtbahn-Ebene an. Die<br />

erste Maßnahme nahm man am 30. September<br />

2011 <strong>in</strong> Angriff: Es handelte sich um Oberleitungsarbeiten,<br />

weil hier die Ferngleise verlegt<br />

werden mussten, sowie den Umbau der<br />

nördlichen Brücke der Ostbahn über die<br />

Karlshorster Straße. Seit Jahreswechsel<br />

2011/12 verkehrt die von Erkner kommende<br />

S 3 nur noch bis Ostkreuz, weil die alten<br />

Bahnsteige abgerissen worden und <strong>in</strong> neuer<br />

Lage aufzubauen s<strong>in</strong>d. Zugleich gab man<br />

die verlängerten Stadtbahn-Gleise zwischen<br />

Ostbahnhof und Ostkreuz auf, weil S-Bahn-<br />

Züge von und nach Lichtenberg nun die Vorortgleise<br />

der Schlesischen Bahn nutzten und<br />

<strong>in</strong> Ostkreuz an den Bahnsteigen D und E<br />

hielten. Daraufh<strong>in</strong> konnten ab März 2012 <strong>in</strong><br />

der Station Warschauer Straße die bishe -<br />

rigen Bahnsteige B und C abgerissen und<br />

der neue Bahnsteig B aufgebaut werden; <strong>in</strong><br />

Ostkreuz trug man Teile des alten Bahn -<br />

steiges D ab und verlegte die neuen Gleise.<br />

Außerdem entstand der neue Regionalbahnsteig<br />

an der Ostbahn, an dem seit 13. Mai<br />

2013 alle S-Bahn-Züge Richtung Stadt hal -<br />

ten; <strong>in</strong> Warschauer Straße nutzen sie den<br />

neuen Bahnsteig B.<br />

Ende Juni 2013 wurden die beiden Ferngleise<br />

der Schlesischen Bahn im Bereich Ostkreuz<br />

verschwenkt und tiefer gelegt, um hier<br />

den Bau des neuen Regionalbahnsteiges an<br />

der Frankfurter Bahn zu ermöglichen. An<br />

diesem soll vom 30. Juni 2014 an die S 3 enden<br />

und beg<strong>in</strong>nen, ohne Anschluss an das übrige<br />

S-Bahn-Netz zu besitzen; das soll bis Juli<br />

2017 so bleiben. Am 6. Oktober 2014 werden<br />

dann nach vier Tagen Betriebspause <strong>in</strong> Warschauer<br />

Straße die südliche Kante des neuen<br />

Bahnsteigs B und <strong>in</strong> Ostkreuz die Nordkante<br />

des neuen Bahnsteigs D nutzbar se<strong>in</strong>, so dass<br />

die S-Bahnen nur noch auf der Nordseite der<br />

Stadtbahn-Ebene fahren und Baufreiheit für<br />

die weiteren Bahnsteige <strong>in</strong> Ostkreuz und<br />

Warschauer Straße gegeben ist. Damit ist die<br />

derzeit noch vorhandene provisorische Fußgängerbrücke<br />

entbehrlich; sie soll bis Dezember<br />

2014 verschw<strong>in</strong>den. Ab 6. Oktober<br />

Auch <strong>in</strong> nächster Zeit<br />

muss man am Ostkreuz<br />

mit Provisorien leben<br />

2014 will man <strong>in</strong> Ostkreuz außerdem die<br />

Fahrtreppen und Aufzüge <strong>in</strong> Betrieb nehmen<br />

und so das Umsteigen erleichtern. Seit Februar<br />

2013 laufen die Arbeiten an dem aus<br />

zwei e<strong>in</strong>gleisigen Brücken bestehenden Südr<strong>in</strong>g-Anschluss;<br />

er soll ab August 2016 betriebsbereit<br />

se<strong>in</strong>.<br />

In den nächsten Jahren müssen die Kunden<br />

aber noch mit e<strong>in</strong>igen Provisorien und<br />

Zwischenstadien leben. Bis August 2016 fahren<br />

die S-Bahn-Züge von/nach Lichtenberg<br />

nur auf der Nordseite der Stadtbahn-Ebene;<br />

<strong>in</strong> Warschauer Straße halten sie am neuen<br />

Bahnsteig B, <strong>in</strong> Ostkreuz auf der Nordseite<br />

des neu errichteten Bahnsteiges D sowie wie<br />

bisher am Regionalbahnsteig der Ostbahn.<br />

Wenn dann das neue Empfangsgebäude Warschauer<br />

Straße fertig gestellt ist, nutzt die<br />

S-Bahn bis Juli 2017 <strong>in</strong> Warschauer Straße<br />

den auf der Südseite gelegenen neuen Bahnsteig<br />

A, <strong>in</strong> Ostkreuz aber die südlichen<br />

Kanten der neuen Bahnsteige D und E, bis<br />

im Dezember 2017 der Endzustand erreicht<br />

se<strong>in</strong> wird. Restarbeiten sowie der Wiederaufbau<br />

der historischen Fußgängerbrücke <strong>in</strong><br />

Ostkreuz schließen den langwierigen und<br />

schwierigen Umbau des nunmehr modernen<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 85


Strecken und Stationen<br />

| AKTUELLE BAUPROJEKTE IN BERLIN<br />

Gleich zwei Mal ist der neue Hauptbahnhof von projektierten Arbeiten betroffen. Die maroden Übergänge zwischen den Brücken über<br />

den Humboldthafen müssen 2015/2016 aufwendig saniert werden (l<strong>in</strong>ks), währenddessen laufen auch die Vorbereitungen für den Bau der<br />

S-Bahn-L<strong>in</strong>ie S 21 (rechts, Vorarbeiten für die Errichtung des S-Bahn-Tunnels) Bernd Kuhlmann (3, auch S. 87 o.)<br />

Berl<strong>in</strong>er Umsteigeknotens ab. Alle Bauarbeiten<br />

sollen bis 2018 beendet werden.<br />

86<br />

Bahnanschluss für BER<br />

Bei dem zweiten großen Projekt ist die Deutsche<br />

Bahn an sich schon fertig; dass noch<br />

ke<strong>in</strong>e Züge fahren, hat andere Ursachen. Es<br />

geht um den Fern- und S-Bahn-Anschluss für<br />

den Flughafen Berl<strong>in</strong>-Branden burg „Willy<br />

Brandt“, kurz BER genannt. Am 5. Sep tember<br />

2006 fand der erste Spatenstich für den Neubau<br />

<strong>in</strong> Schönefeld statt; wann der Flughafen<br />

<strong>in</strong> Betrieb geht, lässt sich zurzeit nicht sagen.<br />

Der Planfeststellungsbeschluss sah e<strong>in</strong>e<br />

vom Berl<strong>in</strong>er Außenr<strong>in</strong>g (BAR) bei Selchow<br />

abzweigende zweigleisige Hauptbahn durch<br />

das Flughafengelände vor, die südlich von<br />

Berl<strong>in</strong>-Grünau zweiseitig an die Görlitzer<br />

Bahn angebunden ist. Weiterh<strong>in</strong> sollte e<strong>in</strong>e<br />

westlich bis Waßmannsdorf ausholende<br />

S-Bahn-Strecke auf dem Außenr<strong>in</strong>g ent -<br />

stehen, die häkelnadelförmig parallel zu der<br />

Fernbahn-Anb<strong>in</strong>dung zum Flughafen führt.<br />

Im September 2006 unterzeichneten der<br />

Bund, die Länder Berl<strong>in</strong> und Brandenburg<br />

sowie die DB AG die F<strong>in</strong>anzierungsvere<strong>in</strong>barung<br />

(damals 636 Millionen Euro, davon<br />

285 Millionen für den 2,75 Kilometer langen<br />

Bahnhofstunnel). Die Berl<strong>in</strong>er Flughäfen<br />

GmbH errichtete die Rohbauten des Bahntunnels<br />

und des Bahnhofs im Auftrag der DB<br />

AG. Bahnanlagen, Sicherungstechnik, Oberleitungen<br />

und weitere bahntechnische Ausrüstungen<br />

führte DB ProjektBau aus.<br />

Anfang Juli 2007 begann der Bau des unterirdischen<br />

Flughafen-Bahnhofs, der vier<br />

Gleise an zwei Bahnsteigen für den Fern- und<br />

Regionalverkehr sowie zwei Gleise an e<strong>in</strong>em<br />

Inselbahnsteig für den S-Bahn-Verkehr umfasst.<br />

Westlich und östlich schließen sich zwei<br />

Tröge an, doch wird nur der Fern- und Regionalverkehr<br />

<strong>in</strong> Ost-West-Richtung durchgeführt.<br />

Für Regionalzüge wie den Airport-<br />

Shuttle (künftig Flughafen-Express/FEX) besteht<br />

östlich des Troges e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>gleisige Kehranlage.<br />

Die S-Bahn-Züge enden und<br />

beg<strong>in</strong>nen auf Stumpfgleisen am Bahnsteig.<br />

Weil der neue Bahnhof sich <strong>in</strong> rund acht<br />

Metern Tiefe direkt unter dem Flughafen-Term<strong>in</strong>al<br />

bef<strong>in</strong>det – bisher e<strong>in</strong>malig <strong>in</strong> der Welt –,<br />

musste er als erstes Bauwerk fertig gestellt<br />

se<strong>in</strong>. Tatsächlich stand Ende Juni 2009 der<br />

Rohbau; es folgten der Innenaus bau, das Verlegen<br />

der Gleise und die Installation der Sicherungstechnik.<br />

Inzwischen wuchs das<br />

neue Abfertigungsterm<strong>in</strong>al <strong>in</strong> die Höhe und<br />

feierte am 7. Mai 2010 Richtfest.<br />

Mit dem Tunnel-Bahnhof entstanden die<br />

westlichen Anschlussstrecken der Fern- und<br />

S-Bahn, die sich <strong>in</strong> Höhe der Geme<strong>in</strong>de Selchow<br />

gabeln. Die Ferngleise unterqueren östlich<br />

der Brücke der B 96a den Außenr<strong>in</strong>g, um<br />

später nördlich von diesem nach Mahlow zu<br />

führen. Beide Strecken s<strong>in</strong>d im Abzweig Glasower<br />

Damm Ost mite<strong>in</strong>ander über Weichenstraßen<br />

verbunden; außerdem zweigt im<br />

neuen Abzweig Selchow vom Außenr<strong>in</strong>g<br />

e<strong>in</strong>e Gleisverb<strong>in</strong>dung zur Flughafenbahn ab.<br />

Seit 31. Oktober 2011 wäre e<strong>in</strong>e kommerzielle<br />

Nutzung aller Anlagen möglich, doch<br />

bestellten die Länder wegen fehlenden Flugbetriebes<br />

ke<strong>in</strong>e Verkehrsleistungen. So harrt<br />

der Flughafenbahnhof noch se<strong>in</strong>es Starts im<br />

Planbetrieb. Züge kommen aber schon jetzt<br />

dorth<strong>in</strong>; die unterirdische Strecke wird regelmäßig<br />

befahren, auch von S-Bahnen und<br />

ICE-Zügen, um den Tunnel zu belüften.<br />

Im Sommer 2014 fährt die<br />

S-Bahn auf der Stadtbahn<br />

sechs Wochen lang nicht<br />

Weitere Projekte <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

Neben diesen beiden prom<strong>in</strong>enten Bauvorhaben<br />

gibt es e<strong>in</strong>e Reihe weiterer, die <strong>in</strong> Planung<br />

s<strong>in</strong>d oder bereits verwirklicht werden.<br />

Konkret für dieses Jahr steht zum Beispiel<br />

(wieder) die Berl<strong>in</strong>er Stadtbahn <strong>in</strong> den Baubüchern.<br />

Zwischen 1995 und 1998 hatte man<br />

alle Gleise und Anlagen zwischen Ostbahnhof<br />

und Zoologischer Garten saniert und die<br />

Ferngleise elektrifiziert. Nunmehr wird die<br />

S-Bahn zwischen Ostbahnhof und Zoologischer<br />

Garten <strong>in</strong> den Sommerferien 2014 für<br />

sechs Wochen <strong>in</strong> zwei Etappen gesperrt: zuerst<br />

vom 14. Juli bis 4. August 2014 zwischen<br />

den Bahnhöfen Friedrichstraße und Zoologischer<br />

Garten, danach bis zum 25. August<br />

2014 der östliche Abschnitt bis Ostbahnhof.<br />

Betroffen s<strong>in</strong>d täglich mehr als e<strong>in</strong>e halbe<br />

Million Fahrgäste. Die an der Trasse festgestellten<br />

Schäden s<strong>in</strong>d nämlich größer als angenommen:<br />

Nicht nur die Schienen seien abgefahren<br />

und marode, sondern auch Dübel<br />

und Teile der Konstruktion.<br />

Außerdem müssen die seit Juni/Juli 2002<br />

genutzten Brücken über den Humboldthafen<br />

am neuen Hauptbahnhof saniert werden.<br />

Dort haben sich an den Übergängen zwischen<br />

den Gleisbrücken nach mehr als zehn<br />

Jahren Schrauben gelockert oder gar gelöst.<br />

Seit Anfang 2013 dürfen die Züge hier nur<br />

mit 40 statt 60 km/h verkehren. Um die Probleme<br />

dauerhaft zu beheben, müssen die 37<br />

Fahrbahn-Übergänge unter den Gleisen<br />

durch Neukonstruktionen mit e<strong>in</strong>em Kostenaufwand<br />

von 25 Millionen Euro ersetzt werden.<br />

Nach e<strong>in</strong>em Pilotprojekt im Jahre 2014<br />

sollen von August bis November 2015 die<br />

Stadtbahn-Gleise für drei Monate und 2016<br />

die S-Bahn-Gleise für zwei Monate für die<br />

Arbeiten gesperrt werden.<br />

Möglicherweise muss die DB noch mehr<br />

Maßnahmen <strong>in</strong> Sachen Stadtbahn ergreifen.<br />

Am 18. Dezember 2013 hat DB Netz den Stre-


Schlachten,<br />

Technik,<br />

Feldherren<br />

Sanierung auf dem Innenr<strong>in</strong>g: Während die S 1 Schöneberg <strong>in</strong> Richtung Oranienburg verlässt,<br />

werden rechts die neuen Widerlager betoniert und die neue Fachwerkbrücke montiert (2011)<br />

ckenabschnitt zwischen Ostbahnhof und<br />

Charlottenburg zum „überlasteten Schienenweg“<br />

erklärt; Anträge anderer <strong>Eisenbahn</strong>verkehrsunternehmen<br />

auf Zugtrassen konnten<br />

zu bestimmten Zeiten nicht mehr erfüllt<br />

werden. Die DB AG muss nun mit e<strong>in</strong>er Wirtschaftlichkeitsuntersuchung<br />

prüfen, was zu<br />

machen ist, um die Kapazität der Strecke zu<br />

erhöhen – zum Beispiel durch Verdichtung<br />

der Signalabstände.<br />

Eher zu den Planungen gehört dagegen<br />

das Projekt auf dem südlichen Berl<strong>in</strong>er Innenr<strong>in</strong>g.<br />

Um den Bau des Südkreuzes zu<br />

ermöglichen, nutzte die S-Bahn vorüber -<br />

gehend die Gütergleise der R<strong>in</strong>gbahn; dafür<br />

hatte man zuvor über die Anhalter und Dresdener<br />

Bahn e<strong>in</strong>en 271 Meter langen Brückenzug<br />

errichtet, der am 9. Dezember 2002 für<br />

die S-Bahn <strong>in</strong> Betrieb g<strong>in</strong>g. Um den Südr<strong>in</strong>g<br />

wieder befahren zu können, mussten <strong>in</strong><br />

Schöneberg die R<strong>in</strong>gbahn-Brücken über die<br />

Wannsee-Bahn gegen neue Bauten ausgetauscht<br />

werden – was im Frühjahr 2011 geschah.<br />

Ab 2012 sollte laut DB zwischen Wilmersdorf<br />

und Berl<strong>in</strong>-Tempelhof die R<strong>in</strong>g -<br />

bahn durchgehend befahrbar se<strong>in</strong>. Die DB<br />

AG wollte die Strecke elektrifizieren, um<br />

den teuren Lärmschutz wegen wesentlicher<br />

Änderung der Bahnanlagen zu vermeiden.<br />

Langfristig, aber nicht vor 2017, soll der Südr<strong>in</strong>g<br />

wieder <strong>in</strong> Betrieb gehen; denn sonst<br />

müsste die DB AG die Bundeszuschüsse zurückzahlen.<br />

E<strong>in</strong>e neue S-Bahn-Strecke<br />

Und schließlich ist da noch das Projekt S 21.<br />

In den Planungen für den zentralen Bereich<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014<br />

Berl<strong>in</strong>s war anfangs e<strong>in</strong>e S-Bahn-L<strong>in</strong>ie<br />

S 21 von der Yorckstraße über Gleisdreieck<br />

– Potsdamer Platz – neuer Zentralbahnhof<br />

mit Anschlüssen zum Nordr<strong>in</strong>g vorgese -<br />

hen. Der Senat entschloss sich im Novem -<br />

ber 1999 auch, den nördlichen Teil der S 21<br />

bis zum Hauptbahnhof zu f<strong>in</strong>anzieren.<br />

Aber wegen komplizierter Verhandlungen<br />

über Geld und Bauausführung wurde erst<br />

Anfang Oktober 2012 die Baustelle am<br />

Hauptbahnhof nörd lich der Invaliden -<br />

straße e<strong>in</strong>gerichtet. Bis Dezember 2019<br />

wird der Hauptbahnhof mit der S-Bahn an<br />

den Nordr<strong>in</strong>g <strong>in</strong> beiden Richtun gen angebunden<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Ist dieser erste Bauabschnitt fertig,<br />

sollen drei L<strong>in</strong>ien im 20-M<strong>in</strong>uten-Takt zum<br />

Hauptbahnhof fahren und dort wenden: die<br />

zurzeit <strong>in</strong> Westend endende S 46 über den<br />

Nordr<strong>in</strong>g, die vom Ostr<strong>in</strong>g kommende S 85<br />

(die dann ab Gesundbrunnen nicht nach<br />

Waidmannslust, sondern zum Hauptbahnhof<br />

fährt) und als Ersatz für den Nord-Ast<br />

der S 85 e<strong>in</strong>e neue S 11 von Waidmannslust<br />

über Gesundbrunnen zum Hauptbahnhof.<br />

In e<strong>in</strong>em zweiten Schritt ist der Lückenschluss<br />

zum Potsdamer Platz geplant. Der<br />

Weiterbau könnte aber frühestens 2019 beg<strong>in</strong>nen<br />

und 2023/24 abgeschlossen werden.<br />

Es gibt sogar Planungen, vom Potsdamer<br />

Platz über Gleisdreieck nach Großgörschenstraße/<br />

Yorckstraße mit Anschluss an<br />

den Südr<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e zweite Nord-Süd-S-Bahn<br />

zu schaffen. Ob das gel<strong>in</strong>gt und wann, ist<br />

aktuell unklar. Nur so viel steht fest: Bis dah<strong>in</strong><br />

fließt noch viel Wasser die Spree h<strong>in</strong>ab.<br />

Bernd Kuhlmann/Georg Müller<br />

GeraMond Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

Das neue Heft ist da.<br />

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Zeitvergleich<br />

| BERLINS EISEN<strong>BAHN</strong>EN EINST UND JETZT<br />

Spandau Güterbahnhof 1991 | 2014<br />

Im Jahr 1991 läuft über den Spandauer Güterbahnhof<br />

e<strong>in</strong> Teil des Frachtverkehrs <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>; am 1. September<br />

passiert Reichsbahn-Diesellok 120 284 mit ihrem Zug<br />

das Stellwerk Spg. 23 Jahre später ist davon fast nichts<br />

mehr übrig. Im Frühjahr 2014 liegt hier e<strong>in</strong>e Brachfläche,<br />

gut für Spaziergänge. Die helle Sandfläche rechts<br />

markiert <strong>in</strong> etwa den Standpunkt des damaligen Stellwerks.<br />

H<strong>in</strong>ter der Lärmschutzwand befand sich früher<br />

der S-Bahnhof Spandau West, heute steht dort der<br />

Fernbahnhof Berl<strong>in</strong>-Spandau. Nur andernorts auf dem<br />

Gelände gibt es noch e<strong>in</strong>ige Gleise Aufnahmen: Bodo Schulz (2)<br />

Blick<br />

zurück<br />

Es hat sich viel getan <strong>in</strong> der <strong>Eisenbahn</strong>-<br />

Landschaft der Spreemetropole.<br />

Wie viel, zeigt am deutlichsten e<strong>in</strong>e<br />

Gegenüberstellung: Fünf Mal Berl<strong>in</strong>er<br />

Bahn-Entwicklung im Schnelldurchlauf<br />

88


<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 89


Zeitvergleich<br />

| BERLINS EISEN<strong>BAHN</strong>EN EINST UND JETZT<br />

90


Stadtbahn beim Bahnhof Zoo 1990 | 2012<br />

Am 24. August 1990 haben die Reichsbahn-Dieselloks 119 026<br />

und 004 mit ihrem InterRegio den Bahnhof Zoologischer Garten<br />

verlassen und fahren westwärts Richtung Charlottenburg; <strong>in</strong><br />

Bildmitte steht das Theater des Westens, e<strong>in</strong> Prachtbau von<br />

1895/96. Am 17. Juni 2012 f<strong>in</strong>det man auf der Stadtbahn weder<br />

InterRegios noch 119-Dieselloks, statt dessen aber Fahrdraht<br />

und ICE-Züge. Verschiedene Neubauten schränken <strong>in</strong>zwischen<br />

den Blick auf das Theater des Westens e<strong>in</strong><br />

Aufnahmen: Bodo Schulz (2)<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 91


Zeitvergleich<br />

| BERLINS EISEN<strong>BAHN</strong>EN EINST UND JETZT<br />

92


Bahnbetriebswerk Pankow 1990 | 2014<br />

„Taigatrommeln“ (Dieselloks 120) und „Holzroller“ (Elloks<br />

242) tummeln sich im Frühjahr 1990 im Bw Pankow (Bild vom<br />

25. Mai). Für die Zugleistungen braucht es die Dienststelle<br />

aber später nicht mehr; das Bahnbetriebswerk wird wie der<br />

benachbarte Rangierbahnhof aufgelassen und verfällt. Im<br />

Februar 2014 steht hier e<strong>in</strong>e traurige Ru<strong>in</strong>e – der Investor Kurt<br />

Krieger, Besitzer e<strong>in</strong>er Möbelhauskette, möchte aus dem<br />

Güterbahnhof e<strong>in</strong> Wohn- und Gewerbegebiet machen. Was<br />

aus dem Lokschuppen wird, ist noch unklar Aufnahmen: Bodo Schulz (2)<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 93


Zeitvergleich<br />

| BERLINS EISEN<strong>BAHN</strong>EN EINST UND JETZT<br />

94


Bahnhof Staaken 1990 | 2014<br />

Zu Zeiten der Teilung war Staaken streng<br />

bewachter Grenzbahnhof zwischen West-Berl<strong>in</strong> und<br />

der DDR; die Überreste von Wachtürmen und<br />

Absperrwänden er<strong>in</strong>nern auch noch im August 1990<br />

daran. Wie viel freundlicher wirkt die Szenerie e<strong>in</strong><br />

knappes Vierteljahrhundert später! Der (leicht<br />

versetzte) Bahnhof hat sich zu e<strong>in</strong>em gewöhnlichen<br />

Halt gemausert, und wer ICE und Güterverkehr<br />

heute sieht, glaubt kaum noch, dass hier mal e<strong>in</strong>e<br />

Demarkationsl<strong>in</strong>ie verlief (Foto vom April 2014)<br />

Aufnahmen: Bodo Schulz (2)<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 4/2014 95


Zeitvergleich<br />

| BERLINS EISEN<strong>BAHN</strong>EN EINST UND JETZT<br />

Bahnhof Gesundbrunnen 1990 | 2014<br />

Nur die S-Bahn-Gleise und e<strong>in</strong> Fernbahngleis irgendwo<br />

l<strong>in</strong>ks s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Betrieb, als am 25. Mai 1990 die Aufnahme mit<br />

e<strong>in</strong>em S-Bahn-Triebzug 275 auf der L<strong>in</strong>ie S 1 nach Frohnau<br />

entsteht. Ansonsten beherrscht Grün die Szenerie. Und<br />

heute? Da präsentiert sich der Bahnhof als weitgehender<br />

Neubau mit S-Bahn- und Regionalbahnteil, sogar Intercity-<br />

Züge halten hier. Am 28. April 2014 zeigen sich e<strong>in</strong> Triebzug<br />

481 als S 2 nach Bernau und e<strong>in</strong>e Regionalbahn<br />

Aufnahmen: Bodo Schulz (2)<br />

96


<strong>Vorschau</strong><br />

| IM NÄCHSTEN HEFT<br />

Impressum<br />

4/2014 | Juli/August<br />

25. Jahrgang | Nummer 131<br />

Internet: www.eisenbahnwelt.de<br />

Redaktionsanschrift:<br />

<strong>BAHN</strong>-<strong>EXTRA</strong><br />

Postfach 40 02 09 l 80702 München<br />

Tel. +49 (0) 89.13.06.99.720, Fax -700<br />

E-Mail: redaktion@geramond.de<br />

Chefredakteur: Michael Krische<br />

Verantwortl. Redakteur: Thomas Hanna-Daoud<br />

Chef vom Dienst: Mart<strong>in</strong> Weltner<br />

Redaktionsassistenz: Doreen Wolff<br />

Layout: Ralf Puschmann<br />

Mitarbeit: Wolfgang Dath, Volker Emersleben,<br />

Heiko Focken, Manuel Jacob, Konrad Kosch<strong>in</strong>ski,<br />

Bernd Kuhlmann, Wolf-Dietmar Loos, Anneli Nau,<br />

Michael Reimer, Sebastian Schrader, Bodo Schulz,<br />

Oliver Strüber, Bernd O. Sydow, Dirk W<strong>in</strong>kler u.v.m.<br />

Abo-Hotl<strong>in</strong>e, Kundenservice,<br />

GeraMond-Programm<br />

Tel. (0180) 5 32 16 17*<br />

Fax (0180) 5 32 16 20*<br />

E-Mail: leserservice@bahnextra.de<br />

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Thema: Reichsbahn zu Honeckers Zeiten<br />

Die DR 1971–1989<br />

Dampfabschied und Dampfrenaissance, Elektrifizierung und Dieselboom, Städte-Express,<br />

Ölkrise und jede Menge Güterverkehr – es gibt viele Schlagworte, welche die Reichsbahn der 70erund<br />

80er-Jahre charakterisieren. E<strong>in</strong>e Zeit, <strong>in</strong> der die Reichsbahn Neuerungen ang<strong>in</strong>g und<br />

zugleich aufs Höchste beansprucht wurde. Das nächste <strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> widmet sich dieser Ära – mit<br />

fundierten Berichten, <strong>in</strong>teressanten E<strong>in</strong>blicken <strong>in</strong> den Alltag und brillanten Bildern! Ralph Lüderitz<br />

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Rudolf Gruber, Tel. +49 (0) 89.13.06.99.527,<br />

rudolf.gruber@verlagshaus.de<br />

Anzeigenleitung <strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong>:<br />

Helmut Gassner, Tel. +49 (0) 89.13.06.99.520,<br />

Fax - 100; helmut.gassner@verlagshaus.de;<br />

www.verlagshaus-media.de<br />

Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 24 vom 1.1.2014<br />

Litho: Cromika, Verona<br />

Druck: Stürtz, Würzburg<br />

Verlag:<br />

GeraMond Verlag GmbH<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

Geschäftsführung: Clemens Hahn<br />

Herstellungsleitung: Sandra Kho<br />

Leitung Market<strong>in</strong>g und Sales Zeitschriften:<br />

Andreas Thorey<br />

Vertriebsleitung: Dr. Reg<strong>in</strong>e Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung Handel:<br />

MZV, Unterschleißheim<br />

Im selben Verlag ersche<strong>in</strong>en außerdem:<br />

Zuletzt erschienen:<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 6/2013 – Bundesbahn 1975<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 1/2014 – Bahn-Jahrbuch 2014<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 2/2014 – Reichsbahn 1939<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 3/2014 – Bahn-Atlas Deutschland<br />

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Verantwortlicher Redakteur <strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong><br />

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Die Abogebühren werden unter der Gläubiger-Identifi -<br />

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der Abonnent immer hier im Impressum. Die Mandats -<br />

referenznummer ist die auf dem Adressetikett e<strong>in</strong>gedruckte<br />

Kundennummer.<br />

ISSN 0937-7174 l ISBN 978-3-86245-197-5<br />

Zeitungskennzahl 12126<br />

Ersche<strong>in</strong>en und Bezug:<br />

<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> ersche<strong>in</strong>t alle zwei Monate je weils Mitte<br />

e<strong>in</strong>es geraden Monats. Sie erhalten <strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> <strong>in</strong><br />

Deutschland, <strong>in</strong> Öster reich und <strong>in</strong> der Schweiz im Bahn -<br />

hofs buch handel, an gut sortierten Zeitschriften kiosken,<br />

im Fachhandel sowie direkt beim Verlag.<br />

© by GeraMond Verlag München. Die Zeitschrift und<br />

alle <strong>in</strong> ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen s<strong>in</strong>d<br />

urheber rechtlich geschützt. Durch Annahme e<strong>in</strong>es<br />

Ma nu skripts erwirbt der Ver lag das aus schließ liche Recht<br />

zur Ver öffent lichung. Für unverlangt e<strong>in</strong>gesandte Fotos<br />

und Manuskripte wird ke<strong>in</strong>e Haftung übernommen.<br />

Gerichtsstand ist München.<br />

Verantwort lich für den redak tionellen Inhalt: Thomas<br />

Hanna-Daoud; verantwortlich für die Anzeigen: Rudolf<br />

Gruber; beide Infanteriestraße 11a, 80797 München.<br />

98


Deutsche <strong>Eisenbahn</strong>geschichte.<br />

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GeraMond Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

Ostkreuz ist e<strong>in</strong> Ort, der täglich<br />

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Die deutsch-deutschen Grenzbahnhöfe<br />

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Kriegs: E<strong>in</strong> spannender und umfangreich<br />

bebilderter Band zur<br />

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Der Mauerfall am 9. November 1989 e<strong>in</strong>te nicht nur die Menschen aus<br />

Ost und West, auch die Reichs- und die Bundesbahn fanden im Rahmen<br />

der Wiedervere<strong>in</strong>igung zue<strong>in</strong>ander. Wie sich der Zusammenschluss des<br />

e<strong>in</strong>st größten Arbeitgebers der DDR und der Bundesbahn zum bundeseigenen<br />

Konzern Deutsche Bahn vollzog, das beleuchtet <strong>Eisenbahn</strong>experte<br />

Klaus-J. Vetter kritisch und kenntnisreich – pünktlich zum 25-jährigen<br />

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Deutschen Reichsbahn: E<strong>in</strong> Blick<br />

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E<strong>in</strong>e Stadt komplett im Wandel<br />

Zwischen 1989 und 2014 hat sich die <strong>Eisenbahn</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> massiv verändert.<br />

Grenzen verschwanden, Lücken wurden geschlossen, Strecken und Bahnhöfe<br />

saniert oder gar neu gebaut. Heute ist die Spreestadt e<strong>in</strong> Drehkreuz im<br />

nationalen wie <strong>in</strong>ternationalen Reiseverkehr. Aber neben viel Licht gab es<br />

auch Schatten: den Rückgang des Güterverkehrs und das Chaos bei der<br />

S-Bahn, die 1990 noch verheißungsvoll gestartet war. Dieses Heft nimmt<br />

Sie mit auf e<strong>in</strong>e spannende Reise: die letzten 25 Jahre im Zeitraffer!<br />

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