Wirtschaftswege â hier klappt es gut! - Rheinischer Landwirtschafts ...
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AGRARPOLITIK<br />
Männer in Aktion: Josef Jaeger (l.) undEugen Viehof<br />
sorgen mit weiteren Landwirten der Ortsbauernschaft<br />
Gereonsweiler für die Instandhaltung der<br />
<strong>Wirtschaftswege</strong>.<br />
<strong>Wirtschaftswege</strong> – <strong>hier</strong><br />
<strong>klappt</strong> <strong>es</strong> <strong>gut</strong>!<br />
OrtsbauernschaftGereonsweiler gehtmit Eigeninitiative voran<br />
Schlechte <strong>Wirtschaftswege</strong> mit großen Löchern<br />
brachten all<strong>es</strong> ins Rollen. „Es war<br />
schwer, die Rüben überhaupt noch abzutransportieren“,<br />
erinnert sich Ackerbauer<br />
Eugen Viehof, Ortslandwirt von Gereonsweiler.<br />
„Der Abschluss ein<strong>es</strong> Flurbereinigungsverfahrens<br />
für über 800 ha war der<br />
Auslöser, dass wir über die Sanierung der<br />
Wege nachdachten“, so Werner Jaeger,<br />
ebenfalls Ackerbauer undstellvertretender<br />
Ortslandwirt von Gereonsweiler. Nachdem<br />
die Ortsbauernschaft zunächst ein Unternehmen<br />
beauftragt hatte, die Wege mit<br />
Erdhobel und Walze zu bearbeiten, die<br />
Wege nach der folgenden Zuckerrübenkampagne<br />
aber wieder stark b<strong>es</strong>chädigt<br />
waren, nahmen siedie Sache entschlossen<br />
selbst indie Hand. „Wir setzen auf Eigeninitiative<br />
und Zusammenhalt“, betont Eugen<br />
Viehof. 15 €pro ha hat jeder Landwirt<br />
in dem flurbereinigten Gebiet rund um Gereonsweiler<br />
in2007 und 2011 schon vor<br />
sechs Jahren freiwillig in einen Topf eingezahlt,<br />
um die <strong>Wirtschaftswege</strong>zusanieren.<br />
„Dabei sind wir ganz pragmatisch vorgegangen:<br />
Zunächst wurden die Wege saniert,<br />
die direkt zur B57 führen. Einige wenige<br />
haben sich nicht beteiligt. Bei der<br />
nächsten Aktion ist geplant, di<strong>es</strong>e Teilstücke<br />
d<strong>es</strong>halb nicht zu bearbeiten“, gibt Viehof<br />
unumwunden zu. Durch die Aktion<br />
konnten die Landwirte 30 %der g<strong>es</strong>amten<br />
Sanierungskostenselbsttragen, die in den<br />
Jahren von 2006 bis 2011 anfielen. Rund<br />
60 %der g<strong>es</strong>amten Kosten von 50 000 €<br />
stellte die Flurbereinigungsbehörde und<br />
10 %zahltedie StadtLinnich.<br />
Füllmaterialmussgenehmigt sein<br />
Seitdem haben die Landwirte jed<strong>es</strong> Jahr<br />
rund 10 km <strong>Wirtschaftswege</strong> inEigenregie<br />
repariert. „Dazu inv<strong>es</strong>tieren wir rund zweieinhalb<br />
TageArbeit pro Jahr mit rund acht<br />
freiwillig Aktiven“, erklärt Viehof. Bei dem<br />
Maschinenring Neuss-Mönchengladbach<br />
erkundigten sich die Linnicher Landwirte<br />
nach der richtigen Technik undden Geräten.<br />
„Die Landwirte hatten in Jüchen schon zahlreiche<br />
Wege saniert und konnten uns von<br />
ihren Erfahrungen berichten“,soViehof.Im<br />
ersten Jahr liehen sie sich einen Schlepper<br />
mit Schieb<strong>es</strong>child beim Maschinenring<br />
Neuss-Mönchengladbach. Anschließend<br />
organisierten die Landwirte von einem Berufskollegen<br />
ein ähnlich<strong>es</strong>Schild undeinen<br />
Radlader. Die Unbedenklichkeit unter Umweltaspekten<br />
d<strong>es</strong>Schotter-Materialsließen<br />
sie sich vom Amt für Wasser und Umwelt<br />
d<strong>es</strong> Kreis<strong>es</strong> Düren genehmigen. „Das ist<br />
sehr wichtig, ich kann <strong>es</strong> nur allen empfehlen,<br />
die <strong>es</strong> nachahmen wollen. Das Füllmaterial<br />
muss genehmigt sein, wenn man die<br />
Kosten ersetzt bekommen möchte“, hebt<br />
Jaeger hervor. Jed<strong>es</strong>Jahr stelltdie StadtLinnichSchotter<br />
im Wert von 1100 €.<br />
Die Landwirte der Ortsbauernschaft Gereonsweiler<br />
setzen dabei wie viele andere<br />
Bauern auf Schotterwege anstatt auf<br />
asphaltierte Wege. „Dashat gleichmehrere<br />
Vorteile:Wir müssen kein Bauunternehmen<br />
beauftragen, um die Wege zu sanieren,<br />
sondern können di<strong>es</strong>selbsttun.Das istw<strong>es</strong>entlich<br />
kostengünstiger“, führt Viehof ein<br />
Argument an. Die Gemeinden stünden zunehmend<br />
vor leeren Kassen und könnten<br />
ihrer Unterhaltspflicht daher nicht ausreichend<br />
nachkommen. Daher sei <strong>es</strong> wichtig,<br />
dass die Landwirte eigenverantwortlich tätig<br />
werden können und die Kosten soniedrig<br />
wie möglich halten. „Zum anderen benutzen<br />
Erholungssuchende nicht so gerne<br />
Schotterwege. So minimieren wir die Gefahr<br />
von Hundekot auf den Feldern und haben<br />
weniger Querelen mit Radfahrern“, ergänztJaeger.<br />
Aber wie bekommt man 50 Bauern dazu,<br />
freiwillig in den <strong>Wirtschaftswege</strong>bau zuinv<strong>es</strong>tieren?<br />
„Wir haben viele Einzelg<strong>es</strong>präche<br />
geführtund dasThemaauf den Bauernversammlungen<br />
ang<strong>es</strong>prochen. Dabei stießen<br />
wir auf Zustimmung“, berichtet Viehof.<br />
„Wir wollten auchzeigen, dass wirnicht nur<br />
die Wegebenutzen unddurch die schweren<br />
Transporte b<strong>es</strong>chädigen, sondern dass wir<br />
sie eigenverantwortlich inStand setzen“,<br />
begründet Jaeger die Initiative. Zunächst<br />
richtete die Ortsbauernschaft formal einen<br />
Viele Landwirte bevorzugen Schotterwege anstelle<br />
von asphaltierten Wegen, da sie di<strong>es</strong>e kostengünstiger<br />
undeigenverantwortlichsanieren können.<br />
Fotos: Andrea Bahrenberg<br />
12 LZ 8 ·2012
Wegeausschuss ein mit fünf Personen, um<br />
die Organisation der jährlichen Aktionen in<br />
f<strong>es</strong>te Hände zu legen. „Nicht jeder Landwirt<br />
kann Zeit in die Reparatur der <strong>Wirtschaftswege</strong><br />
inv<strong>es</strong>tieren. Daher ist ein gemeinschaftlicher<br />
Topf genau das Richtige, wenn<br />
man die Wege trotzdem in Schuss halten<br />
will“, meint Jaeger. Die acht Landwirte, die<br />
sich an einer Wegereparatur beteiligen,<br />
werden nach den Erfahrungssätzen für die<br />
Entlohnung überbetrieblicher Maschinenarbeiten<br />
abgerechnet, die der Fachausschuss<br />
Betriebshilfe und Maschineneinsatz d<strong>es</strong><br />
Rheinischen <strong>Landwirtschafts</strong>-Verband<strong>es</strong><br />
(RLV) in Abstimmung mit der <strong>Landwirtschafts</strong>kammer<br />
NRWherausgibt.<br />
Zusammenhalt funktioniert<br />
Die Beanspruchung der Wege nimmt nicht<br />
nur durch die schwerer gewordenen Transporte<br />
zu. „In Zukunft wird die Zuckerrübenkampagne<br />
vermutlich noch öfter bis inden<br />
Januar hineinreichen. Bei Schnee und Frost<br />
leiden die Wege dann zusätzlich“, denkt<br />
Viehof. Daher sei <strong>es</strong> umso b<strong>es</strong>ser, dass die<br />
Landwirte der Ortsbauernschaft sich bereits<br />
jetzt zusammeng<strong>es</strong>chlossen und eine Lösunggefunden<br />
hätten. „So etwas kann man<br />
nur erfolgreich umsetzen, wenn die Mehrheit<br />
der Kollegen zusammenhält – und das<br />
<strong>klappt</strong> <strong>hier</strong> sehr <strong>gut</strong>“, sind sich die beiden<br />
Ackerbauern einig.<br />
AB