Diversity Management in kleinen und mittleren ... - Charta der Vielfalt
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<strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong><br />
<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en <strong>und</strong> <strong>mittleren</strong> Unternehmen<br />
Erfolgreiche Umsetzungsbeispiele
Inhalt<br />
INHALT<br />
Vorwort .......................................................................................................................................... 3<br />
1. E<strong>in</strong>führung: <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> <strong>in</strong> KMU ................................................................. 4<br />
1.1 Def<strong>in</strong>itionen ...................................................................................................................... 4<br />
1.2 Historie des Konzepts ...................................................................................................... 5<br />
1.3 Ziele von <strong>Diversity</strong> ........................................................................................................... 6<br />
1.4 Dimensionen von <strong>Diversity</strong> .............................................................................................. 7<br />
1.5 Argumente für die gezielte Beschäftigung mit <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> ............................ 8<br />
1.6 Zielgruppen <strong>und</strong> Bedeutung des Konzepts im Projekt DiP ............................................. 10<br />
1.7 Verwandte <strong>Management</strong>konzepte .................................................................................. 10<br />
2. <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong>: Umsetzung <strong>in</strong> KMU .................................................................... 12<br />
2.1 Beson<strong>der</strong>e Hürden für KMU ............................................................................................ 12<br />
2.2 <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> als Teil <strong>der</strong> Personalentwicklung von KMU .................................. 12<br />
2.3 Voraussetzungen für die Implementierung von <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> ......................... 13<br />
2.4 Zentrale Bauste<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Implementierung von DM <strong>in</strong> KMU ............................................. 13<br />
2.5 Erfolgsfaktoren <strong>und</strong> Barrieren <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung von DM .................................................. 23<br />
3. Good-Practice-Beispiele aus Kle<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Mittelständischen Unternehmen ................. 25<br />
4. <strong>Diversity</strong> Awards ........................................................................................................... 34<br />
5. Schlussbetrachtung <strong>und</strong> Empfehlungen ...................................................................... 35<br />
6. Literatur ........................................................................................................................ 37<br />
7. Anhang ........................................................................................................................ 40<br />
A. Exkurs zum Thema <strong>Diversity</strong>dimensionen .................................................................. 40<br />
B. Awards ....................................................................................................................... 43<br />
C. Liste <strong>in</strong>teressanter L<strong>in</strong>ks <strong>und</strong> Akteure ........................................................................ 46<br />
Impressum ............................................................................................................................. 50<br />
Seite 2
Vorwort<br />
Vorwort<br />
Das Modellprojekt „Unternehmerische Stärke durch<br />
personelle <strong>Vielfalt</strong> – <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Personalentwicklung (DiP)“ wird von Januar 2010 bis<br />
Dezember 2011 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> von <strong>der</strong> RKW Berl<strong>in</strong> GmbH<br />
umgesetzt. Personalentwicklung muss sich immer daran<br />
messen lassen, ob ihre Ergebnisse zur Wertschöpfung<br />
des Unternehmens <strong>und</strong> zum Geschäftserfolg beitragen.<br />
Ziel des Projektes „Unternehmerische Stärke<br />
durch personelle <strong>Vielfalt</strong>“ - <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Personalentwicklung (DiP) ist es, diese Potenziale<br />
<strong>in</strong> 20 Berl<strong>in</strong>er KMU zu erschließen, den Nutzen aufzuzeigen<br />
<strong>und</strong> langfristige strategische Unternehmens<strong>und</strong><br />
Personalentwicklungskonzepte zu <strong>in</strong>stallieren. Im<br />
Zielgruppenfokus des Vorhabens stehen:<br />
• Ältere Arbeitnehmer(<strong>in</strong>nen)<br />
• Chancengleichheit <strong>und</strong><br />
• Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen) mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
Es soll dazu beitragen Wachstumspotenziale sichtbar<br />
zu machen <strong>und</strong> dabei helfen die Innovationsfähigkeit<br />
<strong>und</strong> das Flexibilitätsvermögen von KMU zu stärken.<br />
Das Projekt setzt sich aus verschiedenen Bauste<strong>in</strong>en<br />
zusammen, wie etwa <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von externen<br />
<strong>und</strong> fachkompetenten Berater(<strong>in</strong>ne)n aus dem RKW-<br />
Berater(<strong>in</strong>nen)netzwerk, externe Durchführung von Potenzial-<br />
<strong>und</strong> Good-Practice-Analysen, mo<strong>der</strong>ierte Netzwerk-Veranstaltungen<br />
<strong>und</strong> Bildung von nachhaltigen<br />
Unternehmenspartnerschaften. Leitmotto des Projekts<br />
DiP ist: „von <strong>und</strong> mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> lernen“, damit durch offenen<br />
Austausch neue Impulse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklung von<br />
strategischer Personalarbeit entstehen können. E<strong>in</strong>en<br />
wichtigen Impuls sollen die unternehmens<strong>in</strong>tern ausgebildeten<br />
Bildungscoachs geben. Für die strategische<br />
Personalentwicklung <strong>in</strong> ihren Unternehmen werden sie<br />
verantwortlich <strong>und</strong> <strong>der</strong> Motor für Lernen se<strong>in</strong>.<br />
Das Modellprojekt wird geför<strong>der</strong>t von <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Senatsverwaltung<br />
für Integration, Arbeit <strong>und</strong> Soziales <strong>und</strong><br />
aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds.<br />
Der vorliegende Text soll e<strong>in</strong>en Überblick über bisherige<br />
Forschungs- <strong>und</strong> Projektergebnisse zu dem Thema<br />
<strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> mit dem Fokus auf die 3 ausgewählten<br />
Dimensionen Chancengleichheit, Generationsmanagement,<br />
Beschäftigte mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>,<br />
sowohl regional als auch b<strong>und</strong>esweit geben.<br />
Im ersten Teil wird zunächst e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die<br />
Gr<strong>und</strong>lagen des <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> gegeben, die<br />
über wichtige Begrifflichkeiten, die Entstehung <strong>und</strong> Entwicklung<br />
des Konzepts, die zu betrachtenden Dimensionen<br />
von <strong>Diversity</strong> <strong>und</strong> ihre Bedeutung sowie verschiedene<br />
Betrachtungsweisen <strong>in</strong>formiert.<br />
Der zweite Teil dieses Textes bietet verschiedene Ableitungen<br />
des Konzepts für die Praxis, wie konkrete Handlungsideen<br />
für KMU, Barrieren <strong>und</strong> Erfolgskriterien bei<br />
<strong>der</strong> Umsetzung.<br />
Im letzten Teil werden <strong>in</strong>teressante Praxisbeispiele dargestellt<br />
sowie e<strong>in</strong> Überblick über wichtige Awards <strong>und</strong><br />
Akteure <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Diversity</strong>landschaft gegeben.<br />
Seite 3
E<strong>in</strong>führung<br />
1. E<strong>in</strong>führung: <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> <strong>in</strong> KMU<br />
1.1 Def<strong>in</strong>itionen<br />
Zum besseren Verständnis sollen im Folgenden zentrale<br />
Begrifflichkeiten dieses Textes kurz def<strong>in</strong>iert werden.<br />
Def<strong>in</strong>ition<br />
Als KMU (kle<strong>in</strong>e <strong>und</strong> mittelständische Unternehmen)<br />
gelten nach gängigen Vorstellungen Unternehmen<br />
mit bis zu 250 Beschäftigten. Es wird<br />
differenziert <strong>in</strong>: Kle<strong>in</strong>stunternehmen – bis zu 10<br />
Beschäftigte <strong>und</strong> Jahresumsatz o<strong>der</strong> jährliches Bilanzvolumen<br />
von nicht mehr als 2 Millionen Euro;<br />
Kle<strong>in</strong>e Unternehmen – bis zu 50 Beschäftigte <strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong> Jahresumsatz o<strong>der</strong> Bilanzvolumen von bis zu<br />
10 Millionen Euro; mittelgroße Unternehmen – bis<br />
zu 250 Beschäftigte <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Jahresumsatz von bis<br />
zu 50 Millionen Euro o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Bilanzvolumen von<br />
bis zu 43 Millionen Euro.<br />
Im europäischen Wirtschaftsraum bestehen 19,3<br />
Mio. Unternehmen mit 140 Mio. Beschäftigten.<br />
92% s<strong>in</strong>d Kle<strong>in</strong>stunternehmen, 7% s<strong>in</strong>d kle<strong>in</strong>e Unternehmen,<br />
weniger als 1% ist mittelgroß <strong>und</strong> nur<br />
0,2% s<strong>in</strong>d Großunternehmen.<br />
Def<strong>in</strong>ition<br />
versity <strong>Vielfalt</strong>, Heterogenität <strong>und</strong> Verschiedenartigkeit<br />
<strong>der</strong> Belegschaft o<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Organisation<br />
<strong>in</strong> Bezug auf Lebensstile, Arbeitsformen<br />
<strong>und</strong> unterschiedliche Identitätsmerkmale.<br />
Def<strong>in</strong>ition<br />
<strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> (DM; auch Manag<strong>in</strong>g<br />
<strong>Diversity</strong>; deutsch: Verwalten von <strong>Vielfalt</strong>)<br />
wird meist im S<strong>in</strong>ne von „soziale <strong>Vielfalt</strong> konstruktiv<br />
nutzen“ verwendet. <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> ist das<br />
aktive <strong>und</strong> bewusste Entwickeln e<strong>in</strong>er zukunftsorientierten,<br />
wertorientierten Strategie. Gleichzeitig<br />
ist DM e<strong>in</strong> Kommunikations- <strong>und</strong> <strong>Management</strong>prozess<br />
des Akzeptierens <strong>und</strong> Nutzens bestimmter<br />
Differenzen <strong>und</strong> Ähnlichkeiten als Potenzial <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Organisation.<br />
DM ist e<strong>in</strong> Prozess, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Mehrwert für das<br />
Unternehmen schafft. Es hat zum Ziel, die <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Vielfalt</strong> steckenden Potenziale zu realisieren. Dafür<br />
überprüfen Organisationen ihre Strukturen <strong>und</strong><br />
Prozesse auf Chancengleichheit. Gleichzeitig wird<br />
e<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong> für <strong>Vielfalt</strong> geschaffen <strong>und</strong> die<br />
notwendige Kompetenz für den erfolgreichen Umgang<br />
mit <strong>Vielfalt</strong> vermittelt.<br />
Diversität (lat. Diversitas, engl. <strong>Diversity</strong>; Verschiedenheit,<br />
Unterschiedlichkeit, Mannigfaltigkeit)<br />
bezeichnet im Allgeme<strong>in</strong>en die <strong>in</strong>nere <strong>Vielfalt</strong><br />
o<strong>der</strong> Mannigfaltigkeit e<strong>in</strong>es Systems an Strukturen<br />
<strong>und</strong> Elementen. Im strengen Worts<strong>in</strong>n heißt<br />
Diversität nichts an<strong>der</strong>es als Verschiedenheit. Im<br />
vorliegenden Projektzusammenhang bedeutet Di-<br />
Def<strong>in</strong>ition<br />
Personalmanagement (auch Human Resource<br />
<strong>Management</strong>) ist die Gesamtheit <strong>der</strong> personalbezogenen<br />
Funktionen im Unternehmen. Dabei<br />
werden Mitarbeiterbedürfnisse mit den Bedürfnis-<br />
Seite 4
E<strong>in</strong>führung<br />
sen des Unternehmens <strong>und</strong> des Marktes <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang<br />
gebracht. Ziele des Personalmanagements<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>erseits auf <strong>der</strong> Sachebene die Besetzung<br />
e<strong>in</strong>er Position mit <strong>der</strong> richtigen Person, an<strong>der</strong>erseits<br />
auf <strong>der</strong> ökonomischen (Personalkosten senken,<br />
Leistung steigern) <strong>und</strong> sozialen (Arbeitszufriedenheit<br />
verbessern) Ebene zu f<strong>in</strong>den. Funktionen<br />
im Personalmanagement s<strong>in</strong>d vielfältig; sie lassen<br />
sich aufspalten <strong>in</strong>:<br />
• Personalplanung, -beschaffung <strong>und</strong> -e<strong>in</strong>satz als<br />
prozessbezogene Funktionen,<br />
Die historischen Wurzeln von <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong><br />
liegen <strong>in</strong> sozialen Protesten <strong>der</strong> US-amerikanischen<br />
Bürgerrechtsbewegung. Die Entwicklung von <strong>Diversity</strong><br />
<strong>Management</strong> begann als sozio-politische Graswurzelbewegung<br />
<strong>der</strong> 1960er Jahre als Zusammenschluss <strong>der</strong><br />
U.S. Frauenrechtsbewegung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bürgerrechtsbewegung.<br />
Diese Entstehung macht deutlich, dass <strong>Diversity</strong><br />
im US-amerikanischen Raum vor allem durch<br />
Impulse aus <strong>der</strong> Bevölkerung <strong>in</strong> den Mittelpunkt des<br />
Interesses gerückt wurde <strong>und</strong> erst im Anschluss durch<br />
politische Initiativen unterstützt wurde. In den Jahren<br />
1964 bis 1996 wurden verschiedene Gesetze zur För<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Chancengleichheit erlassen, die die Beschäftigung<br />
mit dem Thema <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> <strong>in</strong><br />
den USA weiter forcierte.<br />
• Personalentlohnung, -beurteilung <strong>und</strong> -entwicklung<br />
sowie die adm<strong>in</strong>istrative Personalverwaltung als<br />
Funktionen r<strong>und</strong> um den E<strong>in</strong>satz von Personal,<br />
• Funktionen zur Sicherstellung des Funktionierens<br />
<strong>der</strong> Unternehmensstruktur, etwa durch Personalorganisation<br />
<strong>und</strong> -<strong>in</strong>formation,<br />
• Gestaltung <strong>der</strong> Personalführung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Personalpolitik<br />
auf den unterschiedlichen Ebenen des<br />
<strong>Management</strong>s (vgl. Rahn).<br />
1.2 Historie des Konzepts<br />
1.2.1 Entstehung <strong>in</strong> den USA<br />
1.2.2 Entwicklung <strong>in</strong> Deutschland<br />
Mitte <strong>der</strong> 1990er Jahre wurde <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong><br />
im wissenschaftlichen Diskurs aufgegriffen. Der erste<br />
Fachartikel erschien 1993 („Manag<strong>in</strong>g <strong>Diversity</strong>: Postmo<strong>der</strong>ne<br />
Kulturarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unternehmung“ (Kiechl<br />
Seite 5
E<strong>in</strong>führung<br />
1993)). Darauf folgten zahlreiche weitere: z.B. „<strong>Vielfalt</strong><br />
gestalten – Manag<strong>in</strong>g <strong>Diversity</strong>“ (Jung et al. 1994);<br />
„Mono- o<strong>der</strong> multikulturelle Organisationen? Manag<strong>in</strong>g<br />
<strong>Diversity</strong> auf dem Prüfstand“ (Krell 1996).<br />
Die deutsche Gesellschaft für Personalführung (DGFP)<br />
führte mehrere <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong>-Erhebungen<br />
durch (Ivanova 2003) <strong>und</strong> bietet e<strong>in</strong>en Arbeitskreis für<br />
<strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong>-aktive Unternehmen, <strong>Diversity</strong>-<br />
Portfolio, sowie <strong>Diversity</strong>-Informationen auf ihrer Homepage.<br />
Organisationsberatungen begannen, Manag<strong>in</strong>g <strong>Diversity</strong><br />
als Produkt anzubieten. 1998 fand <strong>in</strong> Potsdam<br />
e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> ersten Manag<strong>in</strong>g <strong>Diversity</strong>-Konferenzen statt,<br />
zu <strong>der</strong> auch renommierte US-amerikanische Wissenschaftler<br />
<strong>und</strong> <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong>-Manager e<strong>in</strong>geladen<br />
wurden. Inzwischen gibt es mehrere Fachtagungen<br />
<strong>und</strong> Konferenzen (z.B. FU Berl<strong>in</strong>, Universität Dortm<strong>und</strong>,<br />
Universität Trier, Universität Witten/Herdecke), sowie<br />
Weiterbildungen zu dem Thema.<br />
Obwohl die <strong>Diversity</strong>-Fallzahlen <strong>in</strong> Deutschland seit<br />
Jahren steigen (Krell 2004) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> wichtigsten<br />
deutschen Arbeitgeber sich für <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong><br />
<strong>in</strong>teressieren, ist <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong>pool jedoch nach wie<br />
vor begrenzt. Die Umsetzung des Konzepts steckt <strong>in</strong>zwischen<br />
nicht mehr <strong>in</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>schuhen, hat aber<br />
längst nicht alle Potenziale ausgeschöpft. Wurden bis<br />
<strong>in</strong> die späten 1990er Jahre mit <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong><br />
nahezu ausschließlich Programme <strong>der</strong> „positiven Diskrim<strong>in</strong>ierung“<br />
assoziiert, die auf Assimilation <strong>und</strong> E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung<br />
benachteiligter Gruppen zielten, f<strong>in</strong>det<br />
<strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong>e zunehmende Ausweitung <strong>der</strong> Zielsetzung<br />
im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e tiefgreifende Än<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Unternehmenskultur statt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wertschätzung<br />
<strong>und</strong> Bewusstse<strong>in</strong> für die E<strong>in</strong>zigartigkeit jedes Individuums<br />
als gr<strong>und</strong>legende Werte verankert s<strong>in</strong>d.<br />
Die Entstehung <strong>und</strong> Verbreitung des Ansatzes wurde<br />
<strong>in</strong> Deutschland, im Gegensatz zu den USA, vor allem<br />
durch politische Initiativen <strong>und</strong> entsprechende Gesetzesgr<strong>und</strong>lagen<br />
vorangetrieben. Erst nach <strong>und</strong> nach<br />
wird das Bewusstse<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft dafür geschärft,<br />
welche Notwendigkeiten <strong>und</strong> Missstände zu<br />
dieser Entwicklung geführt haben <strong>und</strong> welche Vorteile<br />
<strong>und</strong> positiven Entwicklungen sich an die Beschäftigung<br />
mit dem Thema <strong>Diversity</strong> knüpfen.<br />
1.3 Ziele von <strong>Diversity</strong><br />
Ziele von <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> s<strong>in</strong>d:<br />
• e<strong>in</strong>e produktive Gesamtatmosphäre im Unternehmen<br />
zu erreichen,<br />
• soziale Diskrim<strong>in</strong>ierungen von M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n,<br />
• die Chancengleichheit zu verbessern.<br />
Seite 6
E<strong>in</strong>führung<br />
Gr<strong>und</strong>sätzliches Ziel von <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> ist die Verbesserung <strong>der</strong> Unternehmenskultur für alle Beteiligten.<br />
An<strong>der</strong>erseits ermöglicht <strong>Diversity</strong> für unterschiedliche Menschen <strong>und</strong> Unternehmen unterschiedliche Zugänge <strong>und</strong><br />
Perspektiven. Dabei steht nicht die M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit selbst im Fokus, son<strong>der</strong>n die Gesamtheit <strong>der</strong> Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen)<br />
<strong>in</strong> ihren Unterschieden <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>samkeiten. Die konkrete Ausgestaltung von <strong>Diversity</strong>-Prozessen hängt entscheidend<br />
von <strong>der</strong> vorhandenen Unternehmenskultur <strong>und</strong> dem Kerngeschäft des Unternehmens ab; entsprechend<br />
ergeben sich unterschiedliche Sicht- <strong>und</strong> Herangehensweisen <strong>und</strong> demnach fallen die Implementierungsstrategien<br />
<strong>in</strong> Unternehmen unterschiedlich aus.<br />
Wie e<strong>in</strong>e Implementierung des Konzepts <strong>in</strong> KMU konkret aussehen kann, wird <strong>in</strong> Kapitel 2.4 näher beschrieben.<br />
1.4 Dimensionen von <strong>Diversity</strong><br />
Menschen können sich auf diversen Ebenen vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> unterscheiden. Abbildung 1 verdeutlicht die Mannigfaltigkeit<br />
an möglichen Unterschieden <strong>und</strong>/ o<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>samkeiten. Im Zentrum steht die Persönlichkeit. Gleich<br />
danach kommen unverän<strong>der</strong>bare Eigenschaften,<br />
wie Alter, Geschlecht o<strong>der</strong> Hautfarbe, die<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>neren Dimension gesammelt werden.<br />
<strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> bezieht sich oft auf alle<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>ige dieser <strong>in</strong>neren Dimensionen, weil sie<br />
meist unverän<strong>der</strong>bar <strong>und</strong> e<strong>in</strong>flussreich s<strong>in</strong>d. Die<br />
äußere Dimension mit Eigenschaften wie Familienstand<br />
o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>kommen hat auch e<strong>in</strong>en starken<br />
E<strong>in</strong>fluss auf die Interessen o<strong>der</strong> das Verhalten<br />
e<strong>in</strong>er Person, sie können sich aber mit <strong>der</strong><br />
Zeit än<strong>der</strong>n. Im äußeren Kreis <strong>der</strong> Grafik s<strong>in</strong>d<br />
schließlich Eigenschaften versammelt, die mit<br />
<strong>der</strong> Organisation <strong>in</strong> Zusammenhang stehen, <strong>in</strong><br />
denen e<strong>in</strong>e Person agiert.<br />
E<strong>in</strong>e nähere Erläuterung <strong>der</strong> Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Diversity</strong>dimensionen<br />
bef<strong>in</strong>det sich im Anhang.<br />
<strong>Management</strong><br />
Status<br />
Auftreten<br />
ORGANISATIONALE DIMENSION<br />
Hautfarbe<br />
Ethnische<br />
Zugehörigkeit<br />
Funktion / E<strong>in</strong>stufung<br />
ÄUßERE DIMENSION<br />
Geografische Lage<br />
INNERE DIMENSION<br />
Alter<br />
Freizeitverhalten<br />
Familienstand<br />
Elternschaft<br />
Gewerkschaftszugehörigkeit<br />
Berufserfahrung<br />
PERSÖNLICH-<br />
KEIT<br />
Physische Fähigkeiten<br />
Ausbildung<br />
Geschlecht<br />
Sexuelle<br />
Orientierung<br />
E<strong>in</strong>kommen<br />
Religion<br />
Arbeits<strong>in</strong>halte /<br />
-feld<br />
Gewohnheiten<br />
Abteilung<br />
E<strong>in</strong>heit<br />
Gruppe<br />
Abb 1: Darstellung <strong>der</strong> Dimensionen von <strong>Diversity</strong><br />
(<strong>in</strong> Anlehnung an Marilyn Loden, Judy Rosener:<br />
Workforce America! Bus<strong>in</strong>ess One Irw<strong>in</strong>. 1991)<br />
Arbeitsort<br />
Dauer <strong>der</strong> Zugehörigkeit<br />
Seite 7
E<strong>in</strong>führung<br />
1.5 Argumente für die gezielte Beschäftigung<br />
mit <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong><br />
In <strong>der</strong> Literatur f<strong>in</strong>den sich zahlreiche verschiedene<br />
Argumente für e<strong>in</strong>e systematische Beschäftigung mit<br />
dem Thema <strong>Diversity</strong> (vgl. Krell, 1997). Im Folgenden<br />
werden diese zu verschiedenen, vornehmlich ökonomischen<br />
Perspektiven zusammen gefasst.<br />
1.5.1 Kostenargument<br />
Fühlen sich verschiedene Personengruppen im Unternehmen<br />
nicht wertgeschätzt o<strong>der</strong> diskrim<strong>in</strong>iert, hat das<br />
entscheidende Folgen. Es zeigen sich unter An<strong>der</strong>em<br />
nachteilige Auswirkungen auf die Motivation <strong>und</strong> Arbeitszufriedenheit<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten. Der durch die Homogenität<br />
des Unternehmens resultierende Druck zur<br />
Anpassung b<strong>in</strong>det Energien, die unter günstigeren Umständen<br />
<strong>der</strong> Arbeitsleistung zu Gute kämen <strong>und</strong> <strong>in</strong> Produktivitätssteigerungen<br />
resultieren würden. In beson<strong>der</strong>s<br />
schwer wiegenden Fällen entstehen hohe Kosten<br />
durch Absentismus, hohe Fluktuation <strong>und</strong> Kündigungen.<br />
Hier kann e<strong>in</strong> erfolgreiches <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> als<br />
Kostenm<strong>in</strong>imierung fungieren <strong>und</strong> die Leistungsfähigkeit<br />
des gesamten Unternehmens auf hohem Niveau<br />
halten bzw. weiter steigern.<br />
1.5.2 Market<strong>in</strong>gargument<br />
E<strong>in</strong>e vielfältig zusammengesetzte Arbeitnehmerschaft<br />
kann sich eher als e<strong>in</strong>e homogene Belegschaft auf die<br />
verschiedenen Bedürfnisse e<strong>in</strong>er ebenfalls vielfältigen<br />
K<strong>und</strong>enstruktur e<strong>in</strong>stellen. Angehörige an<strong>der</strong>er Kulturkreise<br />
können die kulturellen E<strong>in</strong>flüsse auf spezifische<br />
Kaufentscheidungen besser beurteilen als Personen,<br />
die mit <strong>der</strong> jeweiligen Kultur nicht vertraut s<strong>in</strong>d. Studien<br />
(u.a. Taylor Cox Jr., 1993) belegen, dass sich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz<br />
von sog. Insi<strong>der</strong>n positiv auf die Vertriebsleistung<br />
auswirkt. In diesem Fall lohnt es sich, die <strong>Vielfalt</strong> Ihrer<br />
Belegschaft für Ihre Vertriebs- <strong>und</strong> Market<strong>in</strong>gprozesse<br />
zu nutzen, ggf. zu erhöhen <strong>und</strong> zur gezielten Ansprache<br />
von vielfältiger K<strong>und</strong>schaft e<strong>in</strong>zusetzen.<br />
1.5.3 Personalmarket<strong>in</strong>gargument<br />
Das positive Signal, dass Unternehmen durch die gezielte<br />
Beschäftigung mit <strong>Diversity</strong> setzen, wirkt sich<br />
deutlich auf ihre Attraktivität als Arbeitgeber aus <strong>und</strong><br />
ist für Bewerber(<strong>in</strong>nen) aus allen Bereichen <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
e<strong>in</strong>e deutliche Entscheidungshilfe für die Präferenz<br />
von bestimmten Unternehmen. Die gr<strong>und</strong>sätzliche<br />
Haltung von <strong>Diversity</strong> passt hervorragend zu <strong>der</strong><br />
Offenheit <strong>und</strong> multikulturellen Aufgeschlossenheit, die<br />
potenzielle Nachwuchskräfte mitbr<strong>in</strong>gen. Diese Effekte<br />
Seite 8
E<strong>in</strong>führung<br />
führen zu e<strong>in</strong>er höheren Ausschöpfung <strong>der</strong> regional <strong>und</strong><br />
überregional verfügbaren Arbeitsmarktpotenziale <strong>und</strong><br />
haben zudem e<strong>in</strong>en positiven E<strong>in</strong>fluss auf das Image<br />
des Unternehmens. Im zunehmend starken Wettbewerb<br />
um gut qualifiziertes Personal bietet <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong><br />
nicht zu unterschätzende Vorteile gegenüber<br />
Mitbewerber(<strong>in</strong>nen)n. Es ist davon auszugehen, dass<br />
Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen), die aufgr<strong>und</strong> ihrer <strong>in</strong>dividuellen Eigenschaften<br />
<strong>und</strong> Fähigkeiten anerkannt <strong>und</strong> geför<strong>der</strong>t<br />
werden, sich loyaler gegenüber ihren Arbeitgeber(<strong>in</strong>ne)n<br />
verhalten <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge auch seltener den Arbeitsplatz<br />
wechseln.<br />
1.5.5 Kreativitätsargument<br />
Die Wissenschaft untersuchte den E<strong>in</strong>fluss von M<strong>in</strong><strong>der</strong>heitsgruppen<br />
auf die Kreativität <strong>und</strong> Innovationsfähigkeit<br />
von Unternehmen. Dabei konnte nachgewiesen<br />
werden, dass e<strong>in</strong> erweitertes Wertespektrum <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
1.5.4 Flexibilitätsargument<br />
Es hat sich gezeigt, dass sich monokulturelle, also wenig<br />
vielfältige Unternehmen, stark auf die eigene, relativ<br />
e<strong>in</strong>heitliche Interpretation <strong>der</strong> Wirklichkeit verlassen.<br />
Dadurch laufen sie Gefahr, aufgr<strong>und</strong> des aus dieser<br />
Situation resultierenden hohen Konformitätsdrucks <strong>und</strong><br />
sog. Betriebsbl<strong>in</strong>dheit weniger flexibel auf <strong>in</strong>terne <strong>und</strong><br />
externe E<strong>in</strong>flüsse reagieren zu können. E<strong>in</strong>e systematische<br />
Beschäftigung mit <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> för<strong>der</strong>t<br />
die allgeme<strong>in</strong>e Akzeptanz alternativer Sichtweisen <strong>und</strong><br />
E<strong>in</strong>schätzungen im Unternehmen. Weiterh<strong>in</strong> toleriert<br />
<strong>und</strong> för<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e Kultur <strong>der</strong> Vielfältigkeit auch die kognitive<br />
Flexibilität <strong>und</strong> die <strong>in</strong>dividuelle Zweideutigkeit,<br />
also das Ausmaß, <strong>in</strong> dem an<strong>der</strong>e Sichtweisen als die<br />
allgeme<strong>in</strong> übliche o<strong>der</strong> die eigene akzeptiert <strong>und</strong> toleriert<br />
werden. Die erfolgreiche Umsetzung von <strong>Diversity</strong><br />
<strong>Management</strong> führt <strong>in</strong> diesem Zusammenhang dazu,<br />
dass Unternehmen besser mit Unsicherheit umgehen<br />
können <strong>und</strong> eher <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, flexibel auf markt<strong>in</strong>duzierte<br />
Verän<strong>der</strong>ungen zu reagieren.<br />
Abbau von Konformitätsschranken dazu führt, dass<br />
mehr neue Ideen e<strong>in</strong>gebracht werden <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
e<strong>in</strong> starker positiver E<strong>in</strong>fluss auf die Kreativität <strong>und</strong><br />
Innovationskraft gegeben ist (u.a. Kiechl 1993). Die Akzeptanz<br />
<strong>und</strong> Anerkennung verschiedener Standpunkte<br />
führen zu <strong>in</strong>novativeren Gruppenentscheidungen, weil<br />
sie auch nicht offensichtliche Alternativen <strong>in</strong> Betracht<br />
ziehen (Thomas 2003). Hierarchische monokulturelle<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen führen zu weniger flexiblen Gestaltungsmöglichkeiten<br />
von Beschäftigten aus nicht<br />
dom<strong>in</strong>anten Gruppen, da sie stärkere Wi<strong>der</strong>stände zu<br />
überw<strong>in</strong>den haben als Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen) aus <strong>der</strong> dom<strong>in</strong>anten,<br />
im Unternehmen vorherrschenden Gruppe. Die<br />
positiven Effekte <strong>der</strong> verschiedenen Perspektiven aller<br />
Seite 9
E<strong>in</strong>führung<br />
Gruppen des Unternehmens nicht zu nutzen <strong>und</strong> zielgerichtet<br />
zu <strong>in</strong>tegrieren, bedeutet e<strong>in</strong>e starke E<strong>in</strong>schränkung<br />
<strong>der</strong> organisationalen Leistungsfähigkeit.<br />
1.5.6 Problemlösungsargument<br />
Untersuchungen zeigen, dass homogene Gruppen<br />
Probleme zwar schneller lösen können, gemischt zusammengesetzte<br />
Teams aber kreativer s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> zu<br />
tragfähigeren Problemlösungen kommen (Krell 1999).<br />
Die Wissens- <strong>und</strong> Erfahrungsbasis vielfältiger Gruppen<br />
ist breiter <strong>und</strong> unterstützt dadurch die Umsetzung qualitativ<br />
besserer Lösungsansätze, u.a. da erste Entwürfe<br />
kritischer h<strong>in</strong>terfragt werden als <strong>in</strong> homogenen Teams<br />
<strong>und</strong> dadurch für e<strong>in</strong>e kritischere Prüfung <strong>der</strong> möglichen<br />
Lösung sorgen. Die Vielfältigkeit <strong>der</strong> Belegschaft dient<br />
e<strong>in</strong>er Erhöhung <strong>der</strong> Problemlösungs- <strong>und</strong> Innovationsfähigkeit.<br />
1.6 Zielgruppen <strong>und</strong> Bedeutung des<br />
Konzepts im Projekt DiP<br />
Drei Dimensionen von <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> werden im<br />
Rahmen des Projekts DiP beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit<br />
zu Teil: die Dimensionen Alter, Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
<strong>und</strong> Geschlecht. Neben e<strong>in</strong>er För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Chancengleichheit<br />
für die genannten Personengruppen steht vor<br />
allem die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er strategiebasierten <strong>und</strong> kompetenzorientierten<br />
systematischen Personalentwicklung<br />
<strong>in</strong> den teilnehmenden Unternehmen im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> des<br />
Projekts DiP. Dieser Verän<strong>der</strong>ungsprozess wird zum E<strong>in</strong>en<br />
durch externe Beratung entlang <strong>der</strong> Bedarfe <strong>der</strong><br />
Unternehmen gestützt <strong>und</strong> zum An<strong>der</strong>en <strong>in</strong> Bezug auf<br />
<strong>Diversity</strong>kriterien <strong>und</strong> notwendige Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
durch das Know-How von verschiedenen Expert(<strong>in</strong>n)en<br />
begleitet.<br />
1.7 Verwandte <strong>Management</strong>konzepte<br />
<strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> ist nicht e<strong>in</strong>deutig von an<strong>der</strong>en<br />
<strong>Management</strong>konzepten abzugrenzen. An<strong>der</strong>e <strong>Management</strong>konzepte<br />
s<strong>in</strong>d zum Teil rahmengebend. So zählen<br />
zu den bekanntesten verwandten Konzepten die folgenden:<br />
Def<strong>in</strong>ition<br />
Corporate Social Responsibility (CSR):<br />
Seit <strong>der</strong> Globalisierungsdiskussion beschäftigt sich<br />
die wirtschafsethische Debatte auch mit <strong>der</strong> sozialen<br />
Verantwortung von Unternehmen. Es existiert<br />
ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Verständnis davon, was unter sozialer<br />
Verantwortung zu verstehen ist. E<strong>in</strong>e Annäherung<br />
schafft die Europäische Kommission 2001<br />
mit ihrem Grünbuch „Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die<br />
soziale Verantwortung <strong>der</strong> Unternehmen“. Dieses<br />
Diskussionspapier dient dem Zweck, auf diesem<br />
Gebiet e<strong>in</strong>e öffentliche <strong>und</strong> wissenschaftliche Diskussion<br />
herbeizuführen <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>legende politische<br />
Ziele <strong>in</strong> Gang zu setzen. Corporate Social<br />
Responsibility (CSR) wird dar<strong>in</strong> beschrieben als<br />
„e<strong>in</strong> Konzept, das den Unternehmen als Gr<strong>und</strong>lage<br />
dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange <strong>und</strong><br />
Umweltbelange <strong>in</strong> ihre Unternehmenstätigkeit <strong>und</strong><br />
<strong>in</strong> die Wechselbeziehungen mit den Stakehol<strong>der</strong>n<br />
zu <strong>in</strong>tegrieren“. Soziale Verantwortung umfasst<br />
demnach Investitionen <strong>in</strong> Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen), die<br />
Umwelt <strong>und</strong> die Beziehungen zu an<strong>der</strong>en Stakehol<strong>der</strong>n.<br />
Dabei be<strong>in</strong>haltet CSR u. a. auch klassische<br />
Seite 10
E<strong>in</strong>führung<br />
<strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong>-Fragen wie Empowerment,<br />
bessere Informationspolitik im gesamten Unternehmen,<br />
bessere Vere<strong>in</strong>barkeit von Arbeit, Familienleben<br />
<strong>und</strong> Freizeit, größere Diversifizierung bei<br />
<strong>der</strong> Arbeit, gleiches Entgelt, gleiche Berufschancen<br />
für Frauen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>iges mehr. E<strong>in</strong>e sozial verantwortungsbewusste<br />
Unternehmenspraxis steht,<br />
laut Grünbuch, auch für e<strong>in</strong>e nichtdiskrim<strong>in</strong>ierende<br />
E<strong>in</strong>stellungspolitik von „ethischen M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten,<br />
älteren Arbeitskräften, Frauen, Langzeitarbeitslosen<br />
<strong>und</strong> benachteiligten Personen“.<br />
Def<strong>in</strong>ition<br />
Corporate Citizenship: Während sich<br />
CSR auf die soziale Verantwortung von Unternehmen<br />
gegenüber Stakehol<strong>der</strong>gruppen, wie<br />
Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen), Investor(<strong>in</strong>n)en, Aktionär(<strong>in</strong>n)<br />
en, Konsument(<strong>in</strong>n)en, Zulieferern <strong>und</strong> Zuliefer<strong>in</strong>nen<br />
konzentriert, kommt beim Konzept „Corporate<br />
Citzenship“ die Sozialverantwortung <strong>und</strong> das Engagement<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft im weitesten S<strong>in</strong>n<br />
h<strong>in</strong>zu. Klassische Unternehmensaktivitäten im<br />
Rahmen von Corporate Citzenship s<strong>in</strong>d Sponsor<strong>in</strong>g,<br />
Schenkungen, kostenlose Dienste, Mitarbeiterfreistellung<br />
für Sozialaktivitäten, Stiftungsgründungen,<br />
För<strong>der</strong>ung von Kunst <strong>und</strong> Kultur, o<strong>der</strong><br />
regionaler Sozialprojekte, etc. Die zugr<strong>und</strong>e liegende<br />
Bed<strong>in</strong>gung ist, dass Unternehmen nicht wie<br />
Staaten an das Territorialpr<strong>in</strong>zip geb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d,<br />
son<strong>der</strong>n ihre Expertise <strong>und</strong> Ressourcen auch auf<br />
die Lösung von Problemen weltweit konzentrieren<br />
können. Daraus folgt e<strong>in</strong>e Übernahme von Verantwortung<br />
für die Regionen <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>, <strong>in</strong> denen die<br />
Unternehmen agieren. Sie sollen nicht nur auf ihr<br />
Eigen<strong>in</strong>teresse achten <strong>und</strong> Ressourcen (aus-)nutzen,<br />
son<strong>der</strong>n im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es verantwortungsvollen<br />
Mitglieds <strong>der</strong> Gesellschaft auch Engagement signalisieren<br />
<strong>und</strong> umsetzen.<br />
Def<strong>in</strong>ition<br />
Corporate Susta<strong>in</strong>ability: In Folge <strong>der</strong> Globalisierung<br />
ergeben sich wirtschaftliche Chancen<br />
<strong>und</strong> Risiken, die zunehmend auch das Wettbewerbsumfeld<br />
verschiedener Industrien verän<strong>der</strong>n.<br />
In diesem Zusammenhang kommt dem Thema<br />
Susta<strong>in</strong>ability (Nachhaltigkeit) e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Bedeutung<br />
zu <strong>und</strong> wird zum entscheidenden Erfolgsfaktor<br />
von Unternehmen. Corporate Susta<strong>in</strong>ability<br />
be<strong>in</strong>haltet ökonomische, ökologische <strong>und</strong> soziale<br />
Kriterien <strong>der</strong> Strategie <strong>und</strong> des <strong>Management</strong>s <strong>und</strong><br />
verfolgt e<strong>in</strong>en sog. tripple-p-Ansatz (profit, planet,<br />
people). Der soziale Aspekt im Susta<strong>in</strong>ability-Begriff<br />
beschäftigt sich mit Fragen <strong>der</strong> gerechten Verteilung<br />
<strong>der</strong> Lebenschancen zwischen den Generationen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gegenwart <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft, sowie<br />
<strong>der</strong> sozialen Gerechtigkeit zwischen den Län<strong>der</strong>n<br />
(Nord-Südgefälle). Das zentrale Element des Susta<strong>in</strong>abilitykonzepts<br />
ist die Frage nach Gerechtigkeit,<br />
die sich auch im ganzheitlichen Konzept von<br />
<strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> wi<strong>der</strong>spiegelt.<br />
Seite 11
Umsetzung <strong>in</strong> KMU<br />
2. <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong>: Umsetzung <strong>in</strong> KMU<br />
2.1 Beson<strong>der</strong>e Hürden für KMU<br />
Wenn es um das Thema <strong>Diversity</strong> geht, werden KMU<br />
im Vergleich zu großen Unternehmen <strong>und</strong> Konzernen<br />
häufig als im Nachteil dargestellt. Es werden verschiedene<br />
Schwierigkeiten benannt, die von <strong>der</strong> Planung <strong>der</strong><br />
Vorgehensweise, über die Umsetzung von konkreten<br />
Maßnahmen bis h<strong>in</strong> zum Controll<strong>in</strong>g von <strong>Diversity</strong>bemühungen<br />
reichen könnten. Tatsächlich steht <strong>in</strong>sgesamt<br />
weniger Geld zur Verfügung für (zusätzliche) <strong>in</strong>terne<br />
Prozesse <strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ungen. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>geren<br />
Anzahl an Mitarbeiter(<strong>in</strong>ne)n ist es zumeist nicht möglich<br />
o<strong>der</strong> s<strong>in</strong>nvoll e<strong>in</strong>e Stabsstelle o<strong>der</strong> eigene Abteilung<br />
für <strong>Diversity</strong> e<strong>in</strong>zurichten. Die <strong>in</strong> großer Zahl <strong>in</strong>habergeführten<br />
KMU haben häufig zwar e<strong>in</strong>e wohlwollende,<br />
aber starke Hierarchie, die oft auch weniger E<strong>in</strong>beziehung<br />
<strong>der</strong> Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen) <strong>in</strong> wichtige Entscheidungen<br />
<strong>und</strong> Geschäftsprozesse vorsieht. Zudem ist die Implementierung<br />
von <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> meist relativ aufwendig,<br />
sowie kosten- <strong>und</strong> zeit<strong>in</strong>tensiv. Dass es möglich<br />
ist, e<strong>in</strong>en günstigen <strong>und</strong> trotzdem umfassenden Verän<strong>der</strong>ungsprozess<br />
<strong>in</strong> KMU anzustoßen, belegen viele<br />
Beispiele auch hier <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Es gilt diese sichtbar zu<br />
machen, wie es Anspruch des DiP-Projektes ist.<br />
2.2 <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> als Teil <strong>der</strong><br />
Personalentwicklung von KMU<br />
Im überwiegenden Teil <strong>der</strong> Veröffentlichungen zum<br />
Thema <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> wird darauf h<strong>in</strong>gewiesen,<br />
dass bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung des Konzepts die Konzentration<br />
auf e<strong>in</strong>en begrenzten Bereich die nachhaltige Entwicklung<br />
e<strong>in</strong>er unternehmensweiten <strong>Diversity</strong>perspektive erschwert.<br />
Daher sollen im Folgenden Empfehlungen für<br />
die Implementierung von <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> <strong>in</strong> KMU<br />
Seite 12
Umsetzung <strong>in</strong> KMU<br />
gegeben werden, die zwar das gesamte Unternehmen<br />
betreffen, aber zu e<strong>in</strong>em großen Teil auf Verän<strong>der</strong>ungen<br />
im Personalbereich abzielen.<br />
2.3 Voraussetzungen für die Implementierung<br />
von <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong><br />
Für die Implementierung von <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> <strong>in</strong><br />
Unternehmen existiert ke<strong>in</strong>e Pauschallösung, es gibt<br />
ke<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong> gültiges Konzept. Dennoch gibt es e<strong>in</strong>ige<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> Herangehensweisen, die vor<br />
allem für KMU <strong>in</strong> verschiedenen Projekten gesammelt<br />
<strong>und</strong> beschrieben wurden (siehe Abschnitt 2.4).<br />
Aber zunächst e<strong>in</strong>iges Gr<strong>und</strong>sätzliche vorweg:<br />
<strong>Diversity</strong> ist e<strong>in</strong>e Idee, die Zeit braucht, weil sie die<br />
Menschen im Unternehmen erreichen muss.<br />
Die Implementierung von <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong><br />
ist e<strong>in</strong> Prozess, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Kulturwandel des Unternehmens<br />
be<strong>in</strong>haltet <strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ungen auf allen<br />
Ebenen, <strong>in</strong> allen Bereichen <strong>und</strong> bei allen Individuen<br />
umfasst. H<strong>in</strong>sichtlich dieses Maßes an Komplexität<br />
ist e<strong>in</strong> klar geregelter Change-Prozess mit<br />
angemessenen <strong>und</strong> sorgfältig geplanten Schritten,<br />
sowie e<strong>in</strong>er langfristigen Ausrichtung notwendig.<br />
Es s<strong>in</strong>d Menschen, die den Change-Prozess zu<br />
mehr Heterogenität tragen müssen. Daher ist es<br />
entscheidend für den Erfolg, dass sie von den<br />
Vorteilen überzeugt werden <strong>und</strong> auf ihre Verunsicherung<br />
e<strong>in</strong>gegangen wird. Sie brauchen genügend<br />
Zeit <strong>und</strong> Raum, um die notwendigen Kompetenzen<br />
zu entwickeln, die zur Umsetzung <strong>der</strong><br />
Verän<strong>der</strong>ungen nötig s<strong>in</strong>d.<br />
Der Implementierungsprozess sollte mehrdimensional<br />
angelegt se<strong>in</strong>, also verschiedene Ebenen<br />
<strong>und</strong> Perspektiven e<strong>in</strong>beziehen. Der E<strong>in</strong>führungsprozess<br />
beg<strong>in</strong>nt zwar an <strong>der</strong> Spitze (top down) bei<br />
<strong>der</strong> Unternehmensführung <strong>und</strong> sollte durch Ist-<br />
Analysen <strong>der</strong> vorliegenden Situation <strong>und</strong> <strong>der</strong> konkreten<br />
Bedarfe des Unternehmens abgesichert<br />
se<strong>in</strong>, dennoch weisen zahlreiche wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse (u.a. Stuber, 2004) darauf h<strong>in</strong>,<br />
wie entscheidend es ist, bereits frühzeitig e<strong>in</strong>e<br />
partizipative E<strong>in</strong>beziehung aller Beteiligten zu <strong>in</strong>itiieren<br />
(bottom up). Dies kann z.B. durch Feedback-Schleifen,<br />
Diskussionsforen, Fokusgruppen,<br />
Ideen-Wettbewerbe o<strong>der</strong> die Implementierung<br />
e<strong>in</strong>es Bildungscoaches (siehe Abschnitt 2.4.1.2)<br />
gestützt <strong>und</strong> erreicht werden. Auf diese Weise soll<br />
zum E<strong>in</strong>en durch die Mitarbeitenden <strong>der</strong> <strong>Diversity</strong>-<br />
Leitgedanke mitgetragen <strong>und</strong> mitentwickelt <strong>und</strong><br />
zum An<strong>der</strong>en e<strong>in</strong> Lernprozess, <strong>der</strong> alle betrifft,<br />
angestoßen werden.<br />
2.4 Zentrale Bauste<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Implementierung<br />
von DM <strong>in</strong> KMU<br />
Wie bereits beschrieben, ist <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> ke<strong>in</strong><br />
Selbstläufer, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> Verän<strong>der</strong>ungsprozess, <strong>der</strong> geplant<br />
<strong>und</strong> gesteuert se<strong>in</strong> will. Die Umsetzung ist nur dann<br />
erfolgreich, wenn sie „von oben“ gewollt ist <strong>und</strong> „von unten“<br />
angenommen <strong>und</strong> unterstützt wird. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
sollte die <strong>Diversity</strong>-Orientierung des Betriebes schrift-<br />
Seite 13
Umsetzung <strong>in</strong> KMU<br />
lich verankert werden, da sie sowohl nach <strong>in</strong>nen als Bezugsrahmen<br />
für Verantwortliche <strong>und</strong> Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen)<br />
wirkt, als auch nach außen für K<strong>und</strong>(<strong>in</strong>n)en <strong>und</strong> das gesellschaftliche<br />
Umfeld – das Unternehmen kann daran<br />
gemessen werden.<br />
Folgende Schritte zur Implementierung s<strong>in</strong>d angelehnt<br />
an e<strong>in</strong>en Leitfaden <strong>der</strong> Generaldirektion für Beschäftigung,<br />
Soziale Angelegenheiten <strong>und</strong> Chancengleichheit<br />
<strong>der</strong> Europäischen Kommission <strong>und</strong> wurden speziell für<br />
KMU erarbeitet. Sie sollen die E<strong>in</strong>führung des Konzepts<br />
<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en <strong>und</strong> mittelständischen Unternehmen unterstützen.<br />
2.4.1 Analysephase<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Beschäftigung mit dem Thema <strong>Diversity</strong><br />
steht, wie bei allen Organisationsentwicklungsbestrebungen,<br />
immer e<strong>in</strong>e Analysephase, die <strong>der</strong> näheren Betrachtung<br />
<strong>der</strong> Ist-Situation des Unternehmens dient <strong>und</strong><br />
Aufschluss über Schwierigkeiten <strong>und</strong> Potenziale <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
vorliegenden Situation gibt.<br />
Beson<strong>der</strong>s für KMU ist dieser Schritt ke<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit,<br />
da sich nur wenige Eigentümer(<strong>in</strong>nen)/<br />
Geschäftsführer(<strong>in</strong>nen) von KMU mit <strong>der</strong> Entwicklung<br />
ihres Unternehmens gezielt ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen, häufig<br />
aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Situation ständig aktiv <strong>in</strong> das Tagegeschäft<br />
e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en zu se<strong>in</strong>.<br />
Folgende Fragen können zu Beg<strong>in</strong>n helfen:<br />
Orientierungsfragen<br />
• Was stärkt dieses Unternehmen?<br />
• Was schwächt dieses Unternehmen?<br />
• Werden alle Potenziale unserer gesamten Belegschaft<br />
genutzt?<br />
• Besteht e<strong>in</strong> ausgewogenes Verhältnis zwischen<br />
Fähigkeiten <strong>und</strong> Berufserfahrung unserer Belegschaft,<br />
um den Erfor<strong>der</strong>nissen des Betriebes <strong>und</strong><br />
des Marktes gerecht zu werden?<br />
• Wie vielfältig ist die Belegschaft h<strong>in</strong>sichtlich verschiedener<br />
Merkmale, Arbeitsstile, -ansätze <strong>und</strong><br />
-praktiken <strong>und</strong> neuer Problemlösungswege?<br />
• Welche Ableitungen <strong>und</strong> Maßnahmen ergeben<br />
sich für unser Unternehmen durch die Gleichstellungsgesetze?<br />
• Wird die Herausfor<strong>der</strong>ung am Arbeitsplatz größer<br />
o<strong>der</strong> kle<strong>in</strong>er mit den demographischen, technischen<br />
<strong>und</strong> lebensstilabhängigen Verän<strong>der</strong>ungen?<br />
Wie reagieren wir darauf?<br />
• Ermöglicht me<strong>in</strong> Führungsstil an<strong>der</strong>en, Verantwortung<br />
zu übernehmen <strong>und</strong> leistungsfähig zu se<strong>in</strong>?<br />
2.4.1.1 Leitl<strong>in</strong>ien überprüfen <strong>und</strong> anpassen<br />
Es ist wichtig, dass sich das Unternehmen zum <strong>Diversity</strong><br />
<strong>Management</strong> bekennt <strong>und</strong> diese Bekenntnis z.B. im<br />
Leitbild auch schriftlich fixiert. Sie dient als klar formulierte<br />
Selbstverpflichtung zur Anerkennung von <strong>Vielfalt</strong><br />
als Ressource. Diese Festschreibung wirkt nach <strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> bietet Geschäftsführung <strong>und</strong> Mitarbeiter(<strong>in</strong>ne)n e<strong>in</strong>e<br />
Gr<strong>und</strong>lage, nach <strong>der</strong> sie ihre betrieblichen Aktivitäten<br />
Seite 14
Umsetzung <strong>in</strong> KMU<br />
ausrichten <strong>und</strong> überprüfen können. Gleichzeitig entfaltet<br />
sich die Wirkung auch nach außen auf K<strong>und</strong>(i)en,<br />
Geschäftspartner(<strong>in</strong>nen) <strong>und</strong> potenzielle Arbeitskräfte.<br />
Dabei s<strong>in</strong>d detaillierte Ausführungen im Leitbild nicht<br />
notwendig.<br />
Nützliche Fragen zur Formulierung e<strong>in</strong>er <strong>Diversity</strong>orientierung:<br />
Orientierungsfragen<br />
• Von welchen gr<strong>und</strong>sätzlichen Annahmen h<strong>in</strong>sichtlich<br />
menschlicher <strong>Vielfalt</strong> geht das Unternehmen<br />
aus?<br />
• Wie bewertet das Unternehmen kulturelle <strong>Vielfalt</strong>?<br />
• Was ist für das Unternehmen das Wichtige daran?<br />
• Welche Philosophie verfolgt das Unternehmen?<br />
des Unternehmens mitbr<strong>in</strong>gen. Der o<strong>der</strong> die <strong>Diversity</strong>-<br />
Verantwortliche sollte mit den Gr<strong>und</strong>lagen von <strong>Diversity</strong><br />
<strong>Management</strong> vertraut se<strong>in</strong> <strong>und</strong> idealerweise e<strong>in</strong>e entsprechende<br />
Schulung besuchen.<br />
Folgende Fragen sollen e<strong>in</strong>e erste Orientierung zur<br />
E<strong>in</strong>führung ermöglichen:<br />
Orientierungsfragen<br />
• Warum führt das Unternehmen e<strong>in</strong>e <strong>Diversity</strong>-<br />
Orientierung e<strong>in</strong>?<br />
• Was ist das Ziel?<br />
• Was heißt <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> ganz konkret,<br />
was soll an<strong>der</strong>s werden als vorher?<br />
• Welche Maßnahmen müssen e<strong>in</strong>geleitet werden?<br />
• Welche Unterstützung wird benötigt?<br />
2.4.1.2 Verantwortlichkeit personell festlegen<br />
E<strong>in</strong>e günstige Voraussetzung für e<strong>in</strong>e gelebte <strong>Diversity</strong>-<br />
Orientierung ist e<strong>in</strong>e fest verankerte <strong>und</strong> allen bekannte<br />
Verantwortlichkeit im Unternehmen. Dabei ist die<br />
Ansiedlung im Personalbereich s<strong>in</strong>nvoll, aber es s<strong>in</strong>d<br />
auch an<strong>der</strong>e Stellen denkbar: z.B. Geschäftsführung,<br />
Verkaufsleitung o<strong>der</strong> Leitung <strong>der</strong> K<strong>und</strong>enbetreuung<br />
(je nach Schwerpunkt <strong>der</strong> <strong>Diversity</strong>-Ausrichtung). Die<br />
entsprechende Person sollte problemlos <strong>und</strong> selbstverständlich<br />
mit den unterschiedlichen Gruppen <strong>und</strong><br />
Abteilungen zusammenarbeiten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e gute Kenntnis<br />
2.4.2 Personalbereich<br />
2.4.2.1 Personalstatistik/-controll<strong>in</strong>g<br />
Zur besseren Umsetzung fest gelegter <strong>Diversity</strong>ziele <strong>und</strong><br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen ist es s<strong>in</strong>nvoll, sich e<strong>in</strong>en Überblick<br />
über die vorhandene Diversität <strong>der</strong> Belegschaft zu<br />
verschaffen. Dies gel<strong>in</strong>gt am besten <strong>und</strong> nachhaltigsten<br />
durch den Aufbau e<strong>in</strong>er diversitysensiblen Personalstandsstatistik,<br />
die fortlaufend aktualisiert wird <strong>und</strong> als<br />
Anhaltspunkt dient, die Diversität im Unternehmen langfristig<br />
zu betrachten <strong>und</strong> ggf. gezielt zu erhöhen.<br />
Seite 15
Umsetzung <strong>in</strong> KMU<br />
Zum Aufbau e<strong>in</strong>er solchen Statistik dient das folgende<br />
Glie<strong>der</strong>ungsschema:<br />
• Hierarchische Funktion, Entgeltstufe<br />
• Qualifikation, Berufsbereich<br />
• Alter<br />
• Herkunft<br />
• Dauer <strong>der</strong> Betriebszugehörigkeit<br />
• Teilzeit/Vollzeit<br />
• Teilnahme an Weiterbildung, berufliche Entwicklung/<br />
För<strong>der</strong>ung<br />
• Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familienphase a) <strong>in</strong> Elternzeit<br />
o<strong>der</strong> b) über die Elternzeit h<strong>in</strong>aus<br />
Entscheidend s<strong>in</strong>d Bemühungen um objektive Kriterien<br />
<strong>der</strong> Personalauswahl <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Abkehr von Personalentscheidungen<br />
aufgr<strong>und</strong> des „Bauchgefühls“. Forschungen<br />
haben ergeben, dass schlechte Resultate<br />
von Personalentscheidungen häufig dadurch zustande<br />
kommen, dass die Verantwortlichen zu viel Augenmerk<br />
auf persönliche Wertvorstellungen, eigene Me<strong>in</strong>ungen<br />
<strong>und</strong> Überzeugungen richten. Persönliche Werte<br />
können zu kosten<strong>in</strong>tensiven Fehlentscheidungen bei<br />
<strong>der</strong> E<strong>in</strong>stellung von Personal <strong>und</strong> vor allem auch zu<br />
Diskrim<strong>in</strong>ierung führen. In diesem Zusammenhang<br />
beför<strong>der</strong>t e<strong>in</strong> psychologisches Phänomen die Aufrechterhaltung<br />
von Monokulturen: Untersuchungen zeigen,<br />
dass spontane Sympathien Menschen gelten, die dem<br />
Personalauswählenden ähnlich s<strong>in</strong>d (v.a. bei ähnlichem<br />
Bildungs- <strong>und</strong> kulturellem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>). Die Folge ist,<br />
dass bestimmte Bewerber(<strong>in</strong>nen), die nicht <strong>der</strong> vorherrschenden<br />
Mehrheit im Unternehmen entsprechen bzw.<br />
angehören, häufig nicht <strong>in</strong> die engere Auswahl kommen,<br />
obwohl sie sehr wohl für die zu besetzende Stelle <strong>in</strong>frage<br />
kämen. Gerade diese Personen wären für Unternehmen,<br />
die auf <strong>Diversity</strong> Wert legen, wichtig.<br />
Tipps für e<strong>in</strong>en <strong>Diversity</strong>-orientierten E<strong>in</strong>stellungsprozess:<br />
Umsetzungstipps<br />
2.4.2.2 Personalauswahl <strong>und</strong> -rekruitierung<br />
• Gleiche Chancen für alle Bewerber(<strong>in</strong>nen)<br />
durch geschlechtsneutrale, qualifikations- <strong>und</strong> sachorientierte<br />
Personalauswahl im Unternehmen<br />
(z.B. durch systematische Vorgehensweisen zur<br />
Eignungsfeststellung, Informations- <strong>und</strong> Überzeugungsarbeit<br />
bei Führungskräften, Schulungsangebote<br />
zur Durchführung von Bewerbungsgesprächen<br />
für Führungskräfte)<br />
• Festlegung, welche Fähigkeiten/Kompetenzen,<br />
Seite 16
Umsetzung <strong>in</strong> KMU<br />
welches Wissen <strong>und</strong> welche Erfahrung für e<strong>in</strong>e<br />
bestimmte Stelle benötigt werden.<br />
• Wichtig s<strong>in</strong>d dabei auch folgende Fragen: S<strong>in</strong>d<br />
perfekte Deutschkenntnisse unbed<strong>in</strong>gt notwendig?<br />
Muss die Person zur Besetzung <strong>der</strong> Stelle unbed<strong>in</strong>gt<br />
e<strong>in</strong>e abgeschlossene <strong>und</strong> anerkannte Berufsausbildung<br />
haben? Können Bewerber(<strong>in</strong>nen)<br />
frühere, nicht zertifizierte Arbeits- <strong>und</strong> Ausbildungsverfahren<br />
o<strong>der</strong> Kompetenzen <strong>in</strong>direkt belegen (z.B.<br />
durch Briefe, Fotos o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Dokumente)?<br />
• Erstellen e<strong>in</strong>er „Stellenbeschreibung“ mit den nötigen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an die Person, die die Kompetenzen<br />
<strong>und</strong> Erfahrungen umreißt, die für diese<br />
Stelle erfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d.<br />
• Sicherstellen, dass die Stellenbeschreibung ke<strong>in</strong>e<br />
Person aufgr<strong>und</strong> des ethnischen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>s,<br />
religiösen Glaubens, Geschlechts, sexueller Identität,<br />
Alters o<strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung ausschließt.<br />
• Vermeidung von ausschließlichen „M<strong>und</strong>propaganda“-Rekrutierungsprozessen.<br />
Gezieltes Heranziehen<br />
von zusätzlichen Kontaktwegen (z. B.<br />
durch die Agentur für Arbeit, lokale o<strong>der</strong> kommunale<br />
Zeitungen, Schulen, Universitäten, soziale<br />
Organisationen, private Arbeitsvermittler, schwarze<br />
Bretter <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelhandelsgeschäften, Webseiten/Internet).<br />
• Erweiterung des Rekrutierungsfeldes durch gezielte<br />
Weitergabe von Berufs<strong>in</strong>formationen für<br />
Schüler(<strong>in</strong>nen) <strong>und</strong> Student(<strong>in</strong>n)en (z.B. spezielle<br />
Ansprache von Schul- <strong>und</strong> Hochschulabsolvent(<strong>in</strong>n)en,<br />
Praktika für Schüler(<strong>in</strong>nen), Student(<strong>in</strong>n)en<br />
<strong>und</strong> Berufswie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>steiger(<strong>in</strong>nen)).<br />
• Ermöglichung <strong>in</strong>formeller Gespräche über die<br />
Arbeit mit potentiellen Kandidat(<strong>in</strong>n)en. Dies wird<br />
dabei helfen, jene Personen zu <strong>in</strong>volvieren, die<br />
sich evtl. über ihr Alter, Geschlecht <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen/Bee<strong>in</strong>trächtigungen,<br />
etc. Gedanken<br />
machen.<br />
• Beachten von Qualitäten, die nicht aus Schulzeugnissen<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en schriftlichen Dokumenten<br />
direkt hervorgehen. Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
haben beispielweise häufig <strong>in</strong>tensive<br />
Lebenserfahrungen (aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungsgeschichte<br />
ihrer Familie), können sich souverän<br />
zwischen verschiedenen Kulturen <strong>und</strong> <strong>in</strong> m<strong>in</strong>destens<br />
zwei Sprachen bewegen. Sie haben die Kompetenz<br />
erworben, sich auf unterschiedliche <strong>und</strong><br />
neue Situationen flexibel e<strong>in</strong>stellen zu können <strong>und</strong><br />
s<strong>in</strong>d damit sehr anpassungsfähig.<br />
• Erstellen <strong>und</strong> Pflegen von Statistiken <strong>der</strong> Bewerbungen.<br />
Auf diese Weise verschafft man sich<br />
e<strong>in</strong>en Überblick über mögliche Interessent(<strong>in</strong>n)en<br />
<strong>und</strong> kann anhand dessen überprüfen, wie divers<br />
die Bewerber(<strong>in</strong>nen) des Unternehmens s<strong>in</strong>d.<br />
Der Nutzen liegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er besseren Abstimmung zwischen<br />
den Unternehmensbedürfnissen, Arbeitsaufgaben<br />
<strong>und</strong> den Profilen <strong>der</strong> Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen).<br />
Seite 17
Umsetzung <strong>in</strong> KMU<br />
2.4.2.3 Personalentwicklung<br />
E<strong>in</strong> gutes Klima im Unternehmen<br />
<strong>und</strong> die gezielte <strong>und</strong> wohlwollende Anerkennung<br />
<strong>der</strong> geleisteten Arbeit s<strong>in</strong>d immer noch die besten Motivatoren.<br />
E<strong>in</strong> offenes Betriebsklima erlaubt es allen,<br />
Wünsche nach Verän<strong>der</strong>ung zu äußern. Aufmerksame<br />
Personalentwickler(<strong>in</strong>nen) gehen Anhaltspunkten für<br />
Neigungen <strong>und</strong> Fähigkeiten nach <strong>und</strong> schlagen von sich<br />
aus För<strong>der</strong>möglichkeiten vor. Beson<strong>der</strong>s wichtig ist hierbei<br />
wie<strong>der</strong>um die E<strong>in</strong>beziehung aller Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen)<br />
<strong>in</strong> die Möglichkeiten <strong>der</strong> Personalentwicklung.<br />
Unterstützende Fragen zur Analyse <strong>der</strong> Möglichkeiten<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Personalentwicklung:<br />
Orientierungsfragen<br />
• F<strong>in</strong>den für alle Beschäftigten regelmäßige Entwicklungsgespräche<br />
statt?<br />
• S<strong>in</strong>d auch Teilzeitkräfte <strong>und</strong> ältere Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen)<br />
e<strong>in</strong>bezogen?<br />
• Werden die Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen) <strong>in</strong> ihre eigene<br />
Entwicklungsplanung mit e<strong>in</strong>bezogen <strong>und</strong> nach<br />
Wünschen gefragt?<br />
• Entspricht das Verhältnis <strong>der</strong> Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen),<br />
denen Personalentwicklung zu Gute kommt, dem<br />
realen Anteil dieser Gruppe <strong>in</strong> Ihrem Unternehmen?<br />
• Gibt es e<strong>in</strong>e gr<strong>und</strong>sätzliche Akzeptanz für<br />
Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen), die an Fortbildungen teilnehmen<br />
möchten?<br />
• Gibt es e<strong>in</strong>e systematische Personalentwicklung<br />
im Unternehmen?<br />
2.4.2.4 Arbeitszeitgestaltung<br />
Um <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er möglichst vielfältigen Belegschaft genügend<br />
Handlungsspielraum zu gewährleisen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e flexible<br />
Arbeitszeitgestaltung zu ermöglichen, sollten Sie die<br />
Bedürfnisse Ihrer Belegschaft möglichst genau kennen<br />
<strong>und</strong> diese mit den betrieblichen Notwendigkeiten abgleichen.<br />
Mögliche Fragen zur Analyse <strong>der</strong> Arbeitszeitgestaltung:<br />
Orientierungsfragen<br />
• Welche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen brauchen unsere<br />
Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen) <strong>in</strong> Bezug auf ihre Arbeit?<br />
• Welche Herausfor<strong>der</strong>ungen haben sie zusätzlich<br />
zu ihrer Berufstätigkeit zu bewältigen?<br />
• Wie viel Flexibilität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgestaltung ist<br />
notwendig <strong>und</strong> realisierbar? Wie kann diese erreicht<br />
werden? Welche Bed<strong>in</strong>gungen kann man<br />
flexibel gestalten?<br />
• An welchen Stellen braucht das Unternehmen<br />
absolute Verlässlichkeit <strong>und</strong> Stabilität?<br />
Seite 18
Umsetzung <strong>in</strong> KMU<br />
Geeignete Maßnahmen für e<strong>in</strong>e <strong>Diversity</strong>-orientierte<br />
Arbeitszeitgestaltung:<br />
Umsetzungstipps<br />
• Regelungen zur flexiblen Gestaltung <strong>der</strong> Arbeitszeit<br />
z.B. durch<br />
-Teilzeitangebote,<br />
-Gleitzeit,<br />
-Ansparen von Zeitkonten /Jahresarbeitszeitverträge,<br />
-Home-Office, Telearbeit,<br />
-Jobshar<strong>in</strong>g.<br />
• Ermutigung von Männern zur Nutzung familienfre<strong>und</strong>licher<br />
Arbeitszeiten.<br />
• Unterstützung bei <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung.<br />
• Spezielle Rückkehrregelungen für Mitarbeiter-<br />
(<strong>in</strong>nen) nach e<strong>in</strong>er längeren Unterbrechung <strong>der</strong><br />
Berufstätigkeit zur Übernahme von Familienaufgaben<br />
o<strong>der</strong> Ähnlichem (über den gesetzlichen Anspruch<br />
h<strong>in</strong>aus).<br />
• Ermutigung von Männern zur Inanspruchnahme<br />
von Elternzeit.<br />
• Kontaktangebote während <strong>der</strong> Unterbrechung.<br />
• Fortbestand betrieblicher Sozialleistungen während<br />
<strong>der</strong> Familienphase über den gesetzlichen Anspruch<br />
h<strong>in</strong>aus.<br />
• Weiterbildungsangebote während <strong>der</strong> Unterbrechung.<br />
• Freistellung bei Krankheit von Familienangehörigen<br />
o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Krisenfällen über den gesetzlichen<br />
Anspruch h<strong>in</strong>aus.<br />
• Gewährleistung e<strong>in</strong>er Vertretbarkeit unter den<br />
Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen).<br />
• Flexible Arbeitsorganisation, die sich an Ergebnissen<br />
<strong>und</strong> nicht an Umsetzungsregeln orientiert.<br />
2.4.3 Neue Märkte<br />
Beson<strong>der</strong>s günstig zur E<strong>in</strong>stellung auf die vorhandene<br />
K<strong>und</strong>envielfalt am Markt ist e<strong>in</strong>e möglichst ausgeprägte<br />
<strong>Vielfalt</strong> unter den Mitarbeiter(<strong>in</strong>ne)n, Die Mitarbeitervielfalt<br />
sollte auch die sich verän<strong>der</strong>nden Motivationen <strong>und</strong><br />
Lebensstile des Marktes wi<strong>der</strong>spiegeln. Die Forschung<br />
zeigt, dass viele KMU e<strong>in</strong>geschränkt handlungsfähig<br />
bleiben, weil sie ihre Aktivitäten nicht gezielt auf neue<br />
Märkte ausdehnen, um unternehmerische Vorteile daraus<br />
zu ziehen. Häufiger Gr<strong>und</strong> dafür ist die Konzentration<br />
auf bereits etablierte Geschäftsrout<strong>in</strong>en <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />
Mangel an <strong>in</strong>terner <strong>Vielfalt</strong>, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um die Entwicklung<br />
neuer Ideen beschränkt.<br />
Fragen zur Eroberung neuer Märkte durch <strong>Diversity</strong><br />
<strong>Management</strong>:<br />
Orientierungsfragen<br />
• Welche Bedeutung hat <strong>der</strong> Standort (Stadtteil<br />
o<strong>der</strong> Ort) des Unternehmens?<br />
Seite 19
Umsetzung <strong>in</strong> KMU<br />
• Wie ist die Bevölkerungsstruktur des Umfeldes<br />
(im H<strong>in</strong>blick auf soziale Schicht, kulturelle <strong>Vielfalt</strong>,<br />
Alter, Sprachen <strong>und</strong> sonstige Eigenheiten)? Welche<br />
Personen o<strong>der</strong> Gruppen nehmen unsere Leistungen/Produkte<br />
<strong>in</strong> Anspruch?<br />
• Welche an<strong>der</strong>en, potenziellen K<strong>und</strong>en wären<br />
noch <strong>in</strong>teressant?<br />
• Für welche Gruppen <strong>der</strong> Bevölkerung s<strong>in</strong>d unsere<br />
Produkte/Dienstleistungen beson<strong>der</strong>s nützlich<br />
bzw. s<strong>in</strong>nvoll?<br />
• Welche Ausrichtung hat das Unternehmen (regional,<br />
national o<strong>der</strong> <strong>in</strong>ternational) <strong>und</strong> <strong>in</strong>wieweit ist<br />
e<strong>in</strong>e sich verän<strong>der</strong>nde Bevölkerungszusammensetzung<br />
relevant?<br />
sowie Weiterbildungs- <strong>und</strong> Entwicklungsbedürfnissen<br />
<strong>der</strong> Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen)) <strong>und</strong> wie man diese Erkenntnisse<br />
<strong>in</strong> den Produktionsprozess bzw. Arbeitsalltag <strong>in</strong>tegriert.<br />
Mögliche Vorgehensweise:<br />
Umsetzungstipps<br />
• Integration von Ergebnissen aus Marktforschungen<br />
zum Thema <strong>Vielfalt</strong> <strong>in</strong> die Produkt- <strong>und</strong> Serviceentwicklung,<br />
• Entwicklung <strong>und</strong> Nutzung leicht zugänglicher externer<br />
Kommunikationssysteme (z.B. Feedbackbox<br />
auf Ihrer Homepage), die Rückmeldungen <strong>und</strong><br />
neue Ideen <strong>der</strong> heutigen <strong>und</strong> zukünftigen K<strong>und</strong>(<strong>in</strong>n)en<br />
sammeln <strong>und</strong> zur Nutzung bereit stellen,<br />
• Veröffentlichung dieses Feedbacks <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em regelmäßig<br />
stattf<strong>in</strong>denden Geschäftsrückblick.<br />
Der Vorteil dieser Herangehensweise liegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sich<br />
entwickelnden Geschäftsstrategie, die die unterschiedlichen<br />
<strong>und</strong> wechselnden Bedürfnisse <strong>der</strong> K<strong>und</strong>(<strong>in</strong>n)en<br />
<strong>in</strong>tegriert.<br />
2.4.4 Bedürfnisse <strong>der</strong> K<strong>und</strong>(<strong>in</strong>n)en<br />
E<strong>in</strong> wichtiger Schritt zu mehr K<strong>und</strong>enorientierung ist es,<br />
die Bedürfnisse Ihrer K<strong>und</strong>(<strong>in</strong>n)en <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> Geschäftsstrategie <strong>und</strong> des Planungsprozesses zu<br />
stellen. Das bedeutet auch, herauszuf<strong>in</strong>den, wie man<br />
am besten auf diese Bedürfnisse reagiert (bzgl. Mitarbeiterprofil,<br />
E<strong>in</strong>stellungen <strong>und</strong> Me<strong>in</strong>ungen <strong>der</strong> Belegschaft<br />
2.4.5 Interne Kommunikation<br />
Häufig ist <strong>der</strong> Erfolg von KMU durch ungünstige o<strong>der</strong> fehlende<br />
Kommunikation zwischen den Eigentümer(<strong>in</strong>ne)n/<br />
Geschäftsführer(<strong>in</strong>ne)n <strong>und</strong> <strong>der</strong> Mitarbeiterschaft bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />
Starke <strong>in</strong>terne Kommunikationssysteme<br />
ermöglichen den „freien Fluss“ von Ideen, Wissen, Information<br />
<strong>und</strong> Lösungen <strong>und</strong> verwirklichen <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e<br />
Kultur <strong>der</strong> Wertschätzung, <strong>in</strong> <strong>der</strong> je<strong>der</strong> zu Wort kommt.<br />
Seite 20
Umsetzung <strong>in</strong> KMU<br />
Mögliche Umsetzung:<br />
Umsetzungstipps<br />
• Durchführung regelmäßig stattf<strong>in</strong>den<strong>der</strong> Teammeet<strong>in</strong>gs,<br />
die e<strong>in</strong>en geschäftlichen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en sozialen<br />
Fokus haben.<br />
• Chancengleichheit sichern: bei <strong>der</strong> Planung<br />
von Ausschreibungen o<strong>der</strong> Teammeet<strong>in</strong>gs darauf<br />
achten, dass alle die Möglichkeit haben, daran<br />
teilzunehmen (ke<strong>in</strong>e zeitlichen o<strong>der</strong> ortsbed<strong>in</strong>gten<br />
H<strong>in</strong><strong>der</strong>nisse).<br />
• Anregung von Feedback <strong>der</strong> Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen),<br />
z. B. durch Schwarze Bretter o<strong>der</strong> Ideenboxen.<br />
Mögliche Herangehensweise:<br />
Umsetzungstipps<br />
• Erstellung e<strong>in</strong>es ca. e<strong>in</strong>seitigen Papers geme<strong>in</strong>sam<br />
mit den Mitarbeiter(<strong>in</strong>ne)n, das die <strong>Diversity</strong>-<br />
Ziele für das kommende Geschäftsjahr festhält.<br />
Wichtig ist, dass es klar formulierte Zielsetzungen<br />
enthält (z. B. flexible Arbeitszeit an religiösen Feiertagen).<br />
• Integration von Kernaussagen zu <strong>Diversity</strong> <strong>in</strong> allen<br />
wichtigen Kommunikationsmaterialen, die <strong>der</strong><br />
Außendarstellung des Unternehmens dienen.<br />
• Sicherstellung <strong>der</strong> Vertraulichkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitarbeiterkommunikation.<br />
Der konkrete Nutzen liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> langfristigen Anerkennung<br />
(<strong>und</strong> Anwendung) e<strong>in</strong>er offenen Kommunikationskultur,<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> die <strong>Vielfalt</strong> von Ideen <strong>und</strong> Wissen gewürdigt<br />
wird.<br />
2.4.6 Image/Reputation<br />
E<strong>in</strong> entscheiden<strong>der</strong> Faktor des Öffentlichkeitsauftritts<br />
ist die Nutzung des Engagements zum Thema <strong>Vielfalt</strong><br />
für Reputation, PR <strong>und</strong> Auftragsgew<strong>in</strong>nung. Es hat sich<br />
gezeigt, dass e<strong>in</strong>e diversityför<strong>der</strong>liche Unternehmenspolitik<br />
KMU hilft, Arbeitsaufträge zu erhalten. Weiterh<strong>in</strong><br />
ist das Thema <strong>Diversity</strong> e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressanter Ansatzpunkt<br />
für öffentliche Darstellungen des Unternehmens gegenüber<br />
Stakehol<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Medien.<br />
Seite 21
Umsetzung <strong>in</strong> KMU<br />
2.4.7 Evaluierung<br />
Die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er <strong>Diversity</strong>-Strategie braucht Zeit<br />
<strong>und</strong> Ressourcen <strong>und</strong> auch die Vorteile müssen hervorgehoben<br />
werden. Wichtig ist es, e<strong>in</strong>en Überblick über<br />
mögliche Kosten <strong>und</strong> notwendige Leistungen für die<br />
Umsetzung von <strong>Diversity</strong>-Strategien zu haben. Die Evaluierung<br />
sollte geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong> Führungsebene <strong>und</strong><br />
den Mitarbeiter(<strong>in</strong>ne)n stattf<strong>in</strong>den <strong>und</strong> deutlich machen,<br />
warum diese Schritte e<strong>in</strong>geleitet werden. Zusätzlich<br />
soll durch die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen) das<br />
Engagement für diesen Verän<strong>der</strong>ungsprozess gestärkt<br />
werden <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />
Unternehmenspolitik angeregt werden.<br />
Leitfragen zur Beurteilung <strong>der</strong> eigenen Entwicklung:<br />
Orientierungsfragen<br />
• Wie war die Zusammensetzung <strong>der</strong> Mitarbeiter-<br />
(<strong>in</strong>nen) im Unternehmen <strong>und</strong> wie ist sie seit E<strong>in</strong>führung<br />
von <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong>?<br />
• Welche Potenziale nutzt das Unternehmen bisher<br />
<strong>und</strong> wie?<br />
• Welche Produkte bzw. Dienstleistungen wurden<br />
neu entwickelt o<strong>der</strong> aufgenommen?<br />
• Inwieweit s<strong>in</strong>d sie an den Verän<strong>der</strong>ungsmaßnahmen<br />
beteiligt <strong>und</strong> wie f<strong>in</strong>den sie das?<br />
• Werden Vorschläge <strong>und</strong> Kritik ernst genommen?<br />
• Wie nehmen die K<strong>und</strong>(<strong>in</strong>n)en die Verän<strong>der</strong>ungen<br />
auf?<br />
• Hat sich das Image des Unternehmens verän<strong>der</strong>t?<br />
2.4.8 Externe Unterstützung bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung von <strong>Diversity</strong><br />
<strong>Management</strong><br />
Alle Veröffentlichungen empfehlen externe Unterstützung,<br />
die Ihnen dabei behilflich se<strong>in</strong> kann, <strong>Vielfalt</strong>s-<br />
Prozesse zu entwickeln, die Personalpolitik zu formalisieren<br />
<strong>und</strong> die Personalentwicklung zu systematisieren.<br />
Die Umsetzung dieser Empfehlung ist im Rahmen des<br />
Projekts DiP bereits angelegt. Externe Berater(<strong>in</strong>nen)<br />
unterstützen die teilnehmenden Unternehmen über<br />
zwei Jahre h<strong>in</strong>weg bei <strong>der</strong> Analyse, Konkretisierung <strong>und</strong><br />
schließlich bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>und</strong> Evaluation dieses<br />
Entwicklungsschritts.<br />
• Welche neuen K<strong>und</strong>(<strong>in</strong>n)en konnten gewonnen<br />
werden seit E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> <strong>Diversity</strong>-Orientierung?<br />
• Wie zufrieden s<strong>in</strong>d die Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen) im Unternehmen?<br />
Seite 22
Umsetzung <strong>in</strong> KMU<br />
2.5 Erfolgsfaktoren <strong>und</strong> Barrieren <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>führung von <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong><br />
2.5.1 Erfolgsfaktoren für <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong><br />
Im Zuge <strong>der</strong> Untersuchung von E<strong>in</strong>führungsprozessen<br />
von <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> s<strong>in</strong>d die im Folgenden beschriebenen<br />
Faktoren identifiziert worden, die e<strong>in</strong>e erfolgreiche<br />
Umsetzung dieses Entwicklungsschritts begünstigen:<br />
Erfolgsfaktoren<br />
Akzeptanz<br />
Vermeidung des E<strong>in</strong>druckes <strong>der</strong> Bevorzugung bestimmter<br />
Gruppen durch die Berücksichtigung <strong>der</strong><br />
gesamten <strong>Vielfalt</strong> aller Stakehol<strong>der</strong><br />
Bus<strong>in</strong>essfokus des<br />
<strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong><br />
E<strong>in</strong> enger <strong>und</strong> klarer Bezug zu den ökonomischen<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> Zielen e<strong>in</strong>es Unternehmens<br />
sichert die gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gende Umsetzung.<br />
Ganzheitlichkeit <strong>der</strong><br />
umgesetzten Maßnahmen<br />
Die Vernetzung von Human Ressource <strong>Management</strong>,<br />
Market<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Unternehmenskommunikation<br />
mit weiteren betrieblichen Funktionen zur Verbesserung<br />
des Unternehmenserfolges steht dabei<br />
im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>.<br />
Kohärenz <strong>der</strong> angestrebten Umsetzung<br />
Entscheidend ist die Zusammenführung <strong>der</strong> Interessen<br />
von Mitarbeiter(<strong>in</strong>ne)n (auch <strong>in</strong> Form von<br />
Interessenvertreter(<strong>in</strong>ne)n o<strong>der</strong> Mitbestimmungsorganen)<br />
<strong>und</strong> Unternehmensführung.<br />
E<strong>in</strong>heit durch <strong>Vielfalt</strong><br />
Die Wertschätzung <strong>und</strong> Nutzung von Unterschiedlichkeit<br />
<strong>und</strong> Individualität als geme<strong>in</strong>samer Wert<br />
ist von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung für e<strong>in</strong>e Unternehmensrealität<br />
<strong>und</strong> -kultur, die <strong>Diversity</strong> lebt <strong>und</strong><br />
nutzt.<br />
Unbed<strong>in</strong>gte E<strong>in</strong>beziehung<br />
aller Beteiligten<br />
Um starke Ablehnung zu vermeiden, muss <strong>Vielfalt</strong><br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em breiten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>beziehenden Rahmen<br />
def<strong>in</strong>iert werden. Die Def<strong>in</strong>ition muss den<br />
Mitarbeiter(<strong>in</strong>ne)n klar machen, dass jede <strong>und</strong><br />
je<strong>der</strong> e<strong>in</strong>bezogen ist <strong>und</strong> deshalb die <strong>Vielfalt</strong> aller<br />
wertgeschätzt wird.<br />
<strong>Diversity</strong> als Verän<strong>der</strong>ungsprozess<br />
Punktuelle Betrachtungen <strong>und</strong> Maßnahmen entfalten<br />
nicht ihre volle Wirkung, wenn sie nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />
Gesamtprozess <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>gebettet s<strong>in</strong>d.<br />
Seite 23
Umsetzung <strong>in</strong> KMU<br />
<strong>Diversity</strong> ist <strong>und</strong> bleibt e<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>stellung<br />
Ohne e<strong>in</strong>e ernst geme<strong>in</strong>te <strong>und</strong> bewusste Investition<br />
durch Zeit <strong>und</strong> Personalressourcen kann ke<strong>in</strong><br />
Unternehmen das Paradigma <strong>der</strong> Wertschätzung<br />
von <strong>Vielfalt</strong> vollständig übernehmen.<br />
Umgang mit Rückschlägen<br />
Es ist notwendig Unterstützung für diejenigen zu<br />
bieten, die bereit s<strong>in</strong>d die Verän<strong>der</strong>ungen umzusetzen<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig die E<strong>in</strong>beziehung jener<br />
zu m<strong>in</strong>imieren, die noch immer <strong>in</strong> Abwehrhaltung<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Argumente für den<br />
Mehrwert <strong>Diversity</strong><br />
Es ist von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung, strategische<br />
<strong>und</strong> f<strong>in</strong>anzielle Gründe zu f<strong>in</strong>den. Dies ermöglicht<br />
die Festlegung e<strong>in</strong>er Vorgehensweise, die die<br />
Möglichkeit <strong>der</strong> vollen Umstellung unterstützt.<br />
2.5.2 Barrieren <strong>und</strong> Fehlerquellen bei <strong>der</strong> Implementierung<br />
Die erfolgreiche Umsetzung von <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong><br />
ist laut Thomas (1991) vor allem durch folgende Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
gefährdet:<br />
• Mangel an Motivation <strong>und</strong> Lea<strong>der</strong>ship <strong>in</strong> <strong>der</strong> Führungsebene,<br />
• Mangel an strategischen Perspektiven <strong>und</strong> Umsetzungsmacht<br />
<strong>der</strong> entsprechenden Treiber im Unternehmen,<br />
• Wunsch nach Risikovermeidung, <strong>der</strong> wichtige Maßnahmen<br />
<strong>und</strong> Schritte verlangsamt o<strong>der</strong> hemmt,<br />
• <strong>in</strong>adäquates Change <strong>Management</strong>, das den Verän<strong>der</strong>ungsprozess<br />
nicht auf geeignete Weise angeht,<br />
• Fokussierung auf den HR-Bereich, was zur Folge hat,<br />
dass an<strong>der</strong>e wichtige Bereiche des Unternehmens unbeachtet<br />
bleiben,<br />
• Begrenzung auf wenige Aspekte, wie Geschlecht, Kultur<br />
o<strong>der</strong> Nationalität, können den Entwicklungsprozess<br />
e<strong>in</strong>es Unternehmens verlangsamen o<strong>der</strong> gar unmöglich<br />
machen,<br />
• E<strong>in</strong>beziehung re<strong>in</strong> nationaler Maßnahmen bei europaweit<br />
o<strong>der</strong> <strong>in</strong>ternational agierenden Unternehmen,<br />
• Verwendung unklarer Def<strong>in</strong>itionen <strong>und</strong> Formulierungen.<br />
Seite 24
Good-Practice<br />
Beispiele<br />
3. Good-Practice-Beispiele aus Kle<strong>in</strong>en <strong>und</strong><br />
Mittelständischen Unternehmen<br />
Die folgenden Beispiele stützen sich auf 2010 durchgeführte Interviews <strong>und</strong> aktuelles Öffentlichkeitsmaterial von<br />
Berl<strong>in</strong>er Firmen. Die Beispiele belegen, wie bereits mit e<strong>in</strong>fachsten Mitteln <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> im Alltag von<br />
KMU umgesetzt wird. Die Beispiele fokussieren auf die Schwerpunkte des DiP-Projektes: Chancengleichheit, Generationsmanagement<br />
<strong>und</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>.<br />
3.1 Unternehmenskultur<br />
Good Practice Beispiel<br />
Mehrwert durch <strong>Vielfalt</strong>: <strong>Diversity</strong> ganz öffentlich<br />
Die aktuelle Initiative „Mehrwert durch <strong>Vielfalt</strong>“ e<strong>in</strong>t die Berl<strong>in</strong>er Bä<strong>der</strong>betriebe, Flughäfen,<br />
Stadtre<strong>in</strong>igung, Verkehrsbetriebe wie auch die Wohnungsbaugesellschaften<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen:<br />
Die beteiligten Unternehmen stehen als städtische Dienstleister beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit. Die Betriebe haben<br />
e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Verantwortung <strong>und</strong> Vorbildrolle, auch wenn sie zum Niedriglohnsektor zählen. Sie s<strong>in</strong>d natürlich<br />
auch beson<strong>der</strong>s den gesetzlichen Bestimmungen wie dem AGG verpflichtet. Und sie beschäftigen auch heute<br />
schon beson<strong>der</strong>s viele Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen) mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>, was sich <strong>in</strong> Zukunft eher verstärken wird.<br />
Gleichzeitig zeigen ihre K<strong>und</strong>(<strong>in</strong>n)en das breite Spektrum <strong>der</strong> <strong>Diversity</strong>-Kategorien.<br />
Seite 25
Good-Practice<br />
Beispiele<br />
Good Practice-Lösung:<br />
Alle Betriebe haben bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit konkrete Maßnahmen <strong>und</strong> Initiativen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Bereichen realisiert.<br />
Alle haben <strong>in</strong>zwischen die <strong>Charta</strong> <strong>der</strong> <strong>Vielfalt</strong> unterzeichnet (siehe weiter unten), damit gehört <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong><br />
zur Unternehmens- <strong>und</strong> Führungspolitik. Die Vernetzung ermöglicht das Lernen vore<strong>in</strong>an<strong>der</strong> sowie die Sichtbarmachung<br />
des Engagements <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er breiten Öffentlichkeit. Es gibt e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Web-Auftritt <strong>und</strong> Broschüren. Die<br />
beteiligten Firmen versprechen sich e<strong>in</strong>en Imagegew<strong>in</strong>n <strong>und</strong> Steigerung ihrer Arbeitgeberattraktivität.<br />
Good Practice Beispiel<br />
KMU als große Familie – o<strong>der</strong>: gelebtes Generationsmanagement<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen:<br />
Für viele Frauen endet die Karriere mit dem ersten K<strong>in</strong>d. Die „Großen“ schaffen betriebs<strong>in</strong>terne K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten,<br />
e<strong>in</strong>en Notfall-Service für erkrankte K<strong>in</strong><strong>der</strong> o<strong>der</strong> Eltern, nehmen teil am Audit Beruf <strong>und</strong> Familie <strong>und</strong> belegen so<br />
Maßnahmen <strong>und</strong> Praktiken, die zunehmend als wichtige Indikatoren für die Arbeitgeberattraktivität <strong>in</strong> Zeiten von<br />
Fachkräftemangel <strong>und</strong> „war of talents“ gelten werden.<br />
Good Practice-Lösungen:<br />
E<strong>in</strong> <strong>in</strong>habergeführtes Berl<strong>in</strong>er Handwerksunternehmen hat e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>ternen Kalen<strong>der</strong>, <strong>der</strong> sichtbar macht, wann wer<br />
im „Innendienst“ ist – <strong>und</strong> z. B. mit e<strong>in</strong>em kranken K<strong>in</strong>d spielen könnte o<strong>der</strong> dieses beschäftigt. Es ist gelebte<br />
selbstverständliche Firmenkultur, dass man se<strong>in</strong>e persönlichen Sorgen <strong>und</strong> (Familien-)Überraschungen mit <strong>in</strong> das<br />
Unternehmen br<strong>in</strong>gt. Man geht dabei davon aus, dass wirklich jede(r) eigentlich gern arbeiten geht. Interessanterweise<br />
erhält manch junge Mutter <strong>und</strong> junger Vater nebenbei Tipps <strong>und</strong> Tricks von den älteren Kolleg(<strong>in</strong>n)en: von<br />
Wadenwickeln bis Kräutertees statt Medikamenten.<br />
Good Practice Beispiel<br />
„Kulturelles <strong>und</strong> religiöses Faktenbuch“ – Respekt schafft Vertrauen<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen:<br />
An (deutschen) Feiertagen ist arbeitsfrei. E<strong>in</strong>e Vielzahl von Berl<strong>in</strong>er Mitbürger(<strong>in</strong>ne)n kommt jedoch aus an<strong>der</strong>en<br />
Kulturkreisen. Und selbst wenn man bereits <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> geboren ist, feiert die Familie o<strong>der</strong> die Religion/Kirche, <strong>der</strong><br />
man angehört, die wichtigsten Feiertage nicht exakt am selben Tag. Viele Verhaltensweisen wie Fastenzeiten o<strong>der</strong><br />
sich Umarmen <strong>und</strong> Glück wünschen müssten dann eigentlich <strong>in</strong> die freie Zeit fallen, wenn man Arbeitsabläufe nicht<br />
allzu sehr stören möchte.<br />
Seite 26
Good-Practice<br />
Beispiele<br />
Good Practice-Lösungen:<br />
Wie die Stadt Berl<strong>in</strong> so haben auch viele Vere<strong>in</strong>e <strong>und</strong> erste Unternehmen so genannte „Kulturelle <strong>und</strong> religiöse<br />
Kalen<strong>der</strong>“ e<strong>in</strong>geführt. Vielfach genügt den Mitarbeiter(<strong>in</strong>ne)n schon die Gratulation durch den Chef o<strong>der</strong> die Chef<strong>in</strong>.<br />
Der <strong>in</strong>formelle Austausch über religiöse o<strong>der</strong> kulturelle Feiertage schafft Wertschätzung <strong>und</strong> Vertrauen.<br />
3.2 Personalmanagement:<br />
Good Practice Beispiel<br />
Girls‘ Days <strong>in</strong> Männerfirmen – neue Berufswege für junge Frauen<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen:<br />
Viele Betriebe haben Nachwuchssorgen: zusätzlich zu s<strong>in</strong>kenden Geburtenraten f<strong>in</strong>det die Berufswahl immer noch<br />
stark nach Geschlechterstereotypen statt. 70 % <strong>der</strong> Mädchen entscheiden sich immer noch für die typischen zehn<br />
Ausbildungsberufe im Dienstleistungssektor, z. B. Friseur<strong>in</strong>. Dagegen machen laut B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut für Berufsbildung<br />
nur ca. 12 % <strong>der</strong> jungen Frauen, die zwischen Oktober 2008 <strong>und</strong> September 2009 e<strong>in</strong>en Ausbildungsvertrag<br />
abgeschlossen haben, e<strong>in</strong>e Lehre <strong>in</strong> Fertigungs- o<strong>der</strong> technischen Berufen. Auch bei jungen Akademiker(<strong>in</strong>ne)n<br />
sieht das Bild nicht besser aus. Der Anteil von Frauen bei Ingenieurberufen liegt bei ca. 6 %.<br />
Good Practice-Lösung:<br />
Die Berl<strong>in</strong>er Wasserbetriebe wie auch kle<strong>in</strong>ere Berl<strong>in</strong>er (Handwerks-)Betriebe <strong>und</strong> Logistikfirmen beteiligen sich am<br />
jährlichen Girls‘ Day, e<strong>in</strong>er b<strong>und</strong>esweiten Initiative. E<strong>in</strong>en Tag lang erhalten Mädchen E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> vor allem gewerbliche<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong>formationstechnische Berufsfel<strong>der</strong>. Zum Auftakt des Girls’ Day 2010 machte die Kanzler<strong>in</strong> selbst den<br />
jungen Berl<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen Mut: „Ich habe schon Physik studiert <strong>und</strong> ich darf Ihnen versichern: Auch Mädchen können<br />
das.“<br />
Seite 27
Good-Practice<br />
Beispiele<br />
Good Practice Beispiel<br />
Neue Tests für „diverse“ Kandidat(<strong>in</strong>n)en – „Berl<strong>in</strong> braucht dich“<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen:<br />
Mehr Ausbildungsplätze als Bewerber(<strong>in</strong>nen), gleichzeitig aber immer „buntere“ Kieze <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Die degewo hat<br />
sich zum Ziel gesetzt, mehr Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> für ihre Ausbildungsberufe zu gew<strong>in</strong>nen. Man<br />
wünscht sich außerdem, dass diese Mitarbeitergruppe generell besser ihre Chancen für Entwicklung <strong>und</strong> Aufstieg<br />
wahrnimmt.<br />
Good Practice-Lösungen:<br />
Die degewo hat zunächst ihre E<strong>in</strong>stellungstests überarbeitet. Das ehrgeizige Ziel lautet: bis 2013 soll die Ausbildungsquote<br />
<strong>der</strong> Jugendlichen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> auf 25% erhöht werden, das entspricht dem realen Bevölkerungsanteil<br />
<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Dazu ist man im Rahmen e<strong>in</strong>er vom Senat geför<strong>der</strong>ten Initiative „Berl<strong>in</strong> braucht dich“ e<strong>in</strong>e<br />
Kooperation mit dem Berufsqualifizierungsnetzwerk (BQN) e<strong>in</strong>gegangen. Fachleute aus <strong>der</strong> beruflichen Bildung<br />
<strong>und</strong> mit Blick <strong>und</strong> Know-How im Umgang mit unterschiedlichen Kulturen stehen nun den Unternehmen zur Verfügung.<br />
Langfristige Kooperationen <strong>und</strong> Vernetzungen s<strong>in</strong>d Garant dafür, dass Menschen bessere E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> potenzielle<br />
Berufsfel<strong>der</strong> nehmen können, Mut <strong>und</strong> Sicherheit f<strong>in</strong>den für e<strong>in</strong>en passenden <strong>und</strong> gut bezahlten Job.<br />
Good Practice Beispiel<br />
Mit Mentor(<strong>in</strong>n)en <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e „bunte“ Zukunft<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen:<br />
Noch immer s<strong>in</strong>d Frauen (wie auch Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>) <strong>in</strong> Führungspositionen unterrepräsentiert.<br />
Und häufig werden Frauen, die es nach oben geschafft haben, <strong>in</strong> Medien <strong>und</strong> Öffentlichkeit als „Hardl<strong>in</strong>er“ <strong>und</strong><br />
„männlicher als Männer“ dargestellt. Es fehlt an positiven Vorbil<strong>der</strong>n von weiblichen Führungskräften. Gleichwohl<br />
verlangen männliche Führungskreise auch männliche Kulturen. Damit bieten sie für viele junge Frauen ke<strong>in</strong> echtes<br />
Vorbild.<br />
Good Practice-Lösungen:<br />
VW Nutzfahrzeuge macht es vor, aber auch kle<strong>in</strong>ere Firmen kennen <strong>in</strong>zwischen das „Mentor<strong>in</strong>g“. Odysseus aus <strong>der</strong><br />
griechischen Sage hatte ehemals se<strong>in</strong>en Sohn vor se<strong>in</strong>er großen Reise se<strong>in</strong>em besten Fre<strong>und</strong> namens Mentor anvertraut.<br />
Heute stehen „Mentor(<strong>in</strong>n)en“ mit Insi<strong>der</strong>wissen <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternen Netzwerken für junge Menschen, aber auch<br />
neuen Mitarbeiter(<strong>in</strong>ne)n mit Führungsambitionen zur Verfügung <strong>und</strong> begleiten diese mit Rat <strong>und</strong> Tat. E<strong>in</strong>e Lösung,<br />
Seite 28
Good-Practice<br />
Beispiele<br />
die sich auch für Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> anbietet. So kann man das häufig nicht aus Lehrbüchern<br />
zu gew<strong>in</strong>nende Wissen um K<strong>und</strong>(<strong>in</strong>n)en o<strong>der</strong> Unternehmensprozesse <strong>der</strong> „alten Hasen“ an junge Führungskräfte<br />
weiter geben. Die Älteren s<strong>in</strong>d motiviert, da ihre Erfahrung wertgeschätzt wird.<br />
Good Practice Beispiel<br />
Länger jung bleiben – frisch <strong>und</strong> munter bis zur Rente!?<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen:<br />
Laut b<strong>und</strong>esdeutscher Def<strong>in</strong>ition zählen Menschen ab e<strong>in</strong>em Alter von 50 Jahren zu den Senioren <strong>und</strong> Senior<strong>in</strong>nen.<br />
Angesichts des demografischen Wandels stellen sich neue Fragen zum Zusammenhang von Arbeitsplatzgestaltung<br />
<strong>und</strong> Alterung: für welche Arbeitsplätze braucht man welche Fitness? Wie hält man sich ges<strong>und</strong>, egal ob Alt<br />
o<strong>der</strong> Jung? Muss man „Ältere“ auf an<strong>der</strong>e Arbeitsplätze br<strong>in</strong>gen, <strong>und</strong> wie? Angesichts von Angst vor dem Verlust<br />
des Arbeitsplatzes trauen sich gerade ältere Menschen gar nicht, ihre Bee<strong>in</strong>trächtigungen öffentlich zu machen <strong>und</strong><br />
riskieren vielfach schwere Verletzungen.<br />
Good Practice-Lösungen:<br />
E<strong>in</strong>e Berl<strong>in</strong>er Re<strong>in</strong>igungsfirma hat e<strong>in</strong>e Versicherungsgesellschaft mit e<strong>in</strong>er Arbeitsplatzstudie beauftragt. Die Ergebnisse<br />
waren überraschend, z. B. wurden vorbeugende Ges<strong>und</strong>heitsschuhe für bestimmte Bereiche e<strong>in</strong>geführt.<br />
Beispielen aus <strong>der</strong> Metall<strong>in</strong>dustrie folgend, hat e<strong>in</strong> größerer Betrieb e<strong>in</strong>en „Ges<strong>und</strong>heitsagenten“ e<strong>in</strong>geführt. Dieser<br />
hat relevante Weiterbildungen zum Thema Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge/Arbeitsplatzgestaltung absolviert <strong>und</strong> „besucht“<br />
die Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen) an ihren Arbeitsstellen. Neben <strong>der</strong> Beratung für gesün<strong>der</strong>e Bewegung am Arbeitsplatz fungiert<br />
dieser Agent auch als Ombudsmann, man kann sich mit (ersten) Problemen an ihn o<strong>der</strong> sie wenden. Der<br />
Ges<strong>und</strong>heitsagent übernimmt den Auftrag, e<strong>in</strong>e für alle Seiten passende Lösung zu f<strong>in</strong>den, das kann etwa e<strong>in</strong>e<br />
Umbesetzung o<strong>der</strong> Umschulung se<strong>in</strong>.<br />
Seite 29
Good-Practice<br />
Beispiele<br />
3.3 Neue Märkte<br />
Good Practice Beispiel<br />
Von <strong>der</strong> Uni <strong>in</strong> den Betrieb – <strong>und</strong> raus <strong>in</strong> die große weite Welt<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen:<br />
Expansion <strong>in</strong>s Ausland br<strong>in</strong>gt nicht nur Chancen, son<strong>der</strong>n auch Risiken für e<strong>in</strong> Unternehmen mit sich. Manche<br />
Geschäftsführer(<strong>in</strong>nen) haben kaum Geschäftserfahrungen <strong>in</strong> Län<strong>der</strong>n, die attraktive Märkte bieten, sammeln können.<br />
Internationalität ist oft <strong>in</strong>tern <strong>und</strong> extern e<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung, für <strong>der</strong>en Bewältigung es aber auch gute<br />
Beispiele gibt.<br />
Good Practice-Lösung:<br />
E<strong>in</strong>e größere Berl<strong>in</strong>er Logistikfirma sah große Chancen im Aufbau von Geschäftsstellen <strong>in</strong> Tschechien <strong>und</strong> Ch<strong>in</strong>a.<br />
Man war sich bewusst, dass e<strong>in</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g eigener Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen) für die dortige Geschäftsführung viel zu<br />
aufwendig <strong>und</strong> teuer wäre <strong>und</strong> gleichzeitig nie effiziente Handlungsfähigkeit <strong>in</strong> fremden Kulturen <strong>und</strong> Gebräuchen<br />
gewährleisten würde. Deshalb warb man viel versprechende ch<strong>in</strong>esische Studenten für Praktika im Haus an <strong>und</strong><br />
tra<strong>in</strong>ierte diese dann <strong>in</strong>tern weiter, bis <strong>der</strong> o<strong>der</strong> die Beste – <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Zeit geme<strong>in</strong>sam mit e<strong>in</strong>er „erprobten“ Führungskraft<br />
– nach Ch<strong>in</strong>a gehen konnte <strong>und</strong> dort die Außenstelle aufbaute. Inzwischen gehören ständig m<strong>in</strong>destens<br />
30 ch<strong>in</strong>esische <strong>und</strong> tschechische Auszubildende zum „Firmenteam“.<br />
Good Practice Beispiel<br />
Lustige Fuhren – neue Chancen für „alte“ Firmen<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen:<br />
Die K<strong>und</strong>(<strong>in</strong>n)en von Berl<strong>in</strong>er KMU s<strong>in</strong>d heute ebenso „divers“ wie die Bewohner(<strong>in</strong>nen) Berl<strong>in</strong>s. Neben Alt <strong>und</strong><br />
Jung, Frauen <strong>und</strong> Männern kommen viele gemischte Kulturen h<strong>in</strong>zu. Für manche sensiblen K<strong>und</strong>enbedürfnissen<br />
benötigen auch KMU <strong>in</strong>terkulturelles F<strong>in</strong>gerspitzengefühl.<br />
Good Practice-Lösungen:<br />
E<strong>in</strong> alte<strong>in</strong>gesessenes Berl<strong>in</strong>er Transport- <strong>und</strong> Fuhrunternehmen hatte e<strong>in</strong>e Ausschreibung gewonnen, türkischstämmige<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu ihren Schulen zu fahren. Der Inhaber sagt heute, er würde nie mehr e<strong>in</strong>e(n) Mitarbeiter(<strong>in</strong>)<br />
ohne <strong>in</strong>terkulturelle Schulung damit beauftragen. Er würde heute sogar e<strong>in</strong>e(n) neue(n) Mitarbeiter(<strong>in</strong>) e<strong>in</strong>stellen,<br />
<strong>der</strong>(die) aus diesem Kulturkreis kommt.<br />
Seite 30
Good-Practice<br />
Beispiele<br />
3.4 K<strong>und</strong>enbedürfnisse<br />
Good Practice Beispiel<br />
Unsere Kieze s<strong>in</strong>d bunt<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen:<br />
In den Berl<strong>in</strong>er Stadtteilen leben sowohl die „Deutschen“ als auch E<strong>in</strong>gewan<strong>der</strong>te im Alter alle<strong>in</strong>. Vielfach s<strong>in</strong>d die<br />
Menschen mit <strong>der</strong> Lösung von Alltagsfragen o<strong>der</strong> Behördengängen überfor<strong>der</strong>t. Es haben sich Kieze herausgebildet,<br />
<strong>in</strong> denen es vorherrschend bestimmte K<strong>und</strong>engruppen gibt.<br />
Good Practice-Lösungen:<br />
Die Aufbearbeitung von Informationsmaterial zu gängigen <strong>und</strong> wichtigen Themen <strong>in</strong> verschiedenen Sprachen sichert<br />
das gegenseitige Verständnis: die GEWOBAG <strong>und</strong> die degewo haben Merkblätter für Brandschutz o<strong>der</strong><br />
die Hausordnung <strong>in</strong> die gängigsten Sprachen ihrer Bewohner(<strong>in</strong>nen) übersetzt. Die WBM hat ihre Ratgeberreihe<br />
für Mieter(<strong>in</strong>nen) mehrsprachig aufgelegt. GEWOBAG <strong>und</strong> AWO haben <strong>in</strong> Charlottenburg e<strong>in</strong>e Beratungsstelle<br />
<strong>und</strong> Nachbarschaftstreffs e<strong>in</strong>gerichtet. Hier gibt es e<strong>in</strong>en Mittagstisch, Sozialberatung, Vermittlung von sozialen<br />
Diensten, aber auch organisierte Hausbesuche durch AWO-Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen). Sogar Selbstverteidigungs-/Selbstschutzkurse<br />
werden angeboten. Gesobau <strong>und</strong> HOWOGE werben dagegen mit Seniorentreffs, Gästewohnungen<br />
<strong>und</strong> Conciergediensten. Die Berl<strong>in</strong>er Bä<strong>der</strong>betriebe haben spezielle Öffnungszeiten für Menschen mit körperlichen<br />
E<strong>in</strong>schränkungen, für Senioren <strong>und</strong> für Mütter mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Im Rahmen des Projektes „Gut mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> wohnen“ organisiert<br />
die Gesobau Sprachkurse im Märkischen Viertel, gerade für arbeitslose Frauen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>e gute Chance, <strong>in</strong> geschütztem Umfeld mehr über das deutsche Heimatland zu erfahren.<br />
Seite 31
Good-Practice<br />
Beispiele<br />
3.5 Interne Kommunikation<br />
Good Practice Beispiel<br />
Die „Postr<strong>und</strong>e“ – Verständigung ohne Kommunikationstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen:<br />
In allen Unternehmen müssen Informationen <strong>und</strong> Wissen schnell <strong>und</strong> sicher kommuniziert werden. KMU können<br />
nicht immer Zertifizierungen e<strong>in</strong>führen, um solche Prozesse e<strong>in</strong>deutig zu def<strong>in</strong>ieren. Wenn vieles <strong>in</strong>formell mitgeteilt<br />
wird, geht dabei auch e<strong>in</strong> Großteil <strong>der</strong> Informationen unkontrolliert verloren.<br />
Good Practice-Lösungen:<br />
E<strong>in</strong>e Berl<strong>in</strong>er Logistikfirma hat die „Postr<strong>und</strong>e“ an zwei Wochentagen e<strong>in</strong>geführt. Ursprünglich wurde über zu erledigende<br />
„Post“, also von außen here<strong>in</strong> kommende Informationen, darunter auch Aufträge, geredet. Inzwischen gibt<br />
es e<strong>in</strong>en standardisierten Ablauf, dazu gehören auch die Vorstellung <strong>und</strong> E<strong>in</strong>führung neuer Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen), Fälle<br />
von K<strong>und</strong>enreklamationen o<strong>der</strong> relevante Berichte aus <strong>der</strong> Fachpresse.<br />
Good Practice Beispiel<br />
Die gute alte Betriebsakademie – <strong>und</strong> h<strong>in</strong>terher „Subbotnik“<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen:<br />
In Handwerksbetrieben, aber auch wissensbasierten Unternehmen braucht es manchmal Jahre, bevor junge<br />
Leute, selbst solche <strong>in</strong> Meisterausbildung, wirklich zu Expert(<strong>in</strong>n)en werden. Das „Insi<strong>der</strong>wissen“ liegt bei den<br />
Grün<strong>der</strong>(<strong>in</strong>ne)n <strong>und</strong> älteren Meister(<strong>in</strong>ne)n. Oft f<strong>in</strong>den die Generationen nicht mehr die richtige Ansprache zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />
Good Practice-Lösungen:<br />
E<strong>in</strong>e Orgelbaufirma hat zunächst mit externer Mo<strong>der</strong>ation e<strong>in</strong>en Workshop zum Thema „Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> kommunizieren“<br />
organisiert. Es galt, wie<strong>der</strong> Vertrauen aufzubauen <strong>und</strong> nach geme<strong>in</strong>samen Lösungen zu suchen (nicht zuletzt<br />
zum Erhalt <strong>der</strong> Arbeitsplätze <strong>und</strong> für e<strong>in</strong> gutes produktives Arbeitsklima). Ergebnis: e<strong>in</strong>mal im Monat gibt es wie<strong>der</strong><br />
die <strong>in</strong>terne „Betriebsakademie“, wo die Älteren über Tipps <strong>und</strong> Tricks aus ihrer Erfahrung im Handwerk <strong>und</strong> die<br />
Jungen aus <strong>der</strong> Meisterschule berichten. H<strong>in</strong>terher trifft man sich zum „Subbotnik“ auf dem Betriebsgelände, nach<br />
dem Saubermachen gibt es zur Belohnung e<strong>in</strong>en sommerlichen Grillabend.<br />
Seite 32
Good-Practice<br />
Beispiele<br />
3.6. Image<br />
Good Practice Beispiel<br />
CSR –soziales Engagement zur För<strong>der</strong>ung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen:<br />
KMU können <strong>und</strong> wollen sich ke<strong>in</strong>e teuren Imagekampagnen leisten, alle suchen aber guten <strong>und</strong> engagierten<br />
Nachwuchs o<strong>der</strong> brauchen wohlwollende Stimmen für Wachstumsprojekte.<br />
Good Practice-Lösungen:<br />
Viele Inhaber(<strong>in</strong>nen) sowie Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen) s<strong>in</strong>d ehrenamtlich o<strong>der</strong> als Sponsoren <strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>en ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> o<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Nachbarschaft tätig. Das ist e<strong>in</strong>e schöne Schlagzeile auf <strong>der</strong> Webseite wert, o<strong>der</strong> gar e<strong>in</strong>en wirksamen E<strong>in</strong>trag<br />
auf Hemd o<strong>der</strong> PKW des Vere<strong>in</strong>s. E<strong>in</strong>e Berl<strong>in</strong>er Logistikfirma sponsert e<strong>in</strong>e Segeltour für junge Migrant(<strong>in</strong>n)en, e<strong>in</strong><br />
mitfahren<strong>der</strong> Schüler schreibt täglich e<strong>in</strong>en Blog auf <strong>der</strong> Webseite <strong>der</strong> Firma <strong>und</strong> macht so natürlich Eltern wie an<strong>der</strong>e<br />
Mitschüler(<strong>in</strong>nen) neugierig auf das Unternehmen. Die Berl<strong>in</strong>er Stadtre<strong>in</strong>igung vergibt e<strong>in</strong>en Integrationspreis<br />
<strong>und</strong> führt e<strong>in</strong>en Fairplay-Wettbewerb geme<strong>in</strong>sam mit e<strong>in</strong>em Berl<strong>in</strong>er Fußballclub durch. Die degewo unterstützt e<strong>in</strong><br />
För<strong>der</strong>programm „Kids <strong>in</strong> Sportklubs“. K<strong>in</strong><strong>der</strong> können beitragsfrei Mitglied <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>er Sportklubs werden.<br />
Seite 33
<strong>Diversity</strong> Awards<br />
4. <strong>Diversity</strong> Awards<br />
Awards auf nationaler <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationaler Ebene haben zum E<strong>in</strong>en den Effekt <strong>der</strong> Vergleichbarkeit. Durch e<strong>in</strong>e Teilnahme<br />
können sich engagierte Unternehmen Anregungen holen, eigene Standards entwickeln <strong>und</strong> sich auf dem<br />
Markt klarer positionieren.<br />
Exemplarische Beispiele für Awards für <strong>Diversity</strong> allgeme<strong>in</strong>, als auch für Bemühungen um Chancengleichheit bei<br />
spezifischen Zielgruppen, f<strong>in</strong>den Sie neben L<strong>in</strong>ks <strong>und</strong> Literatur im Anhang.<br />
Seite 34
Schlussbetrachtung<br />
<strong>und</strong> Empfehlungen<br />
5. Schlussbetrachtung <strong>und</strong> Empfehlungen<br />
Die Beschäftigung mit dem Thema <strong>Diversity</strong> <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e gezielte Auswahl <strong>und</strong> Umsetzung von geeigneten Maßnahmen<br />
für e<strong>in</strong> Unternehmen ist e<strong>in</strong>e gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gende <strong>und</strong> energiefreisetzende Angelegenheit, wenn man bestimmte<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen beachtet <strong>und</strong> die Ziele <strong>und</strong> Erfolgskriterien anhand <strong>der</strong> Bedürfnisse des eigenen Unternehmens<br />
näher konkretisiert. Es folgt e<strong>in</strong> Prozess, <strong>der</strong> vom gesamten Unternehmen getragen <strong>und</strong> unterstützt werden<br />
sollte, um erfolgreich zu se<strong>in</strong>. Gerade die frühzeitige E<strong>in</strong>beziehung aller Akteure im Unternehmen ist dabei e<strong>in</strong><br />
entscheiden<strong>der</strong> Schritt. Schließlich wissen nur die Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen), welche vielfältigen Eigenschaften <strong>und</strong> Fähigkeiten,<br />
die bisher unbeachtet blieben, sie e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen können. Die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Unternehmenskultur h<strong>in</strong> zu<br />
mehr Offenheit <strong>und</strong> <strong>der</strong> positiven Wertschätzung von ohneh<strong>in</strong> vorhandenen Unterschieden <strong>und</strong> bisher unentdeckten<br />
Geme<strong>in</strong>samkeiten <strong>und</strong> Potenzialen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Belegschaft br<strong>in</strong>gt für alle e<strong>in</strong>e positive Verän<strong>der</strong>ung, solange sie auf<br />
die Bedürfnisse <strong>und</strong> Ziele des Unternehmens <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Beschäftigten Rücksicht nimmt.<br />
Empfehlungen<br />
• Def<strong>in</strong>ition des <strong>Diversity</strong>begriffes anhand <strong>der</strong> Beson<strong>der</strong>heiten Ihrer Unternehmung <strong>und</strong> Verknüpfung mit konkreten<br />
Zielen im H<strong>in</strong>blick auf die Erhöhung von <strong>Vielfalt</strong><br />
• Sicherung <strong>der</strong> strategischen Ausrichtung <strong>der</strong> <strong>Diversity</strong>ziele<br />
• Frühzeitige Zusammenstellung von Nutzenargumenten für <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> (möglichst geme<strong>in</strong>sam mit<br />
<strong>der</strong> Belegschaft)<br />
• E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung aller Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen) <strong>in</strong> den Implementierungsprozess von <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong>, z.B. <strong>in</strong> Form<br />
e<strong>in</strong>er Veranstaltung im Openspace-Format<br />
• Frühzeitige Vernetzung mit an<strong>der</strong>en teilnehmenden Unternehmen zum Wissens- <strong>und</strong> Erfahrungsaustausch im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Netzwerk-Workshops von DiP<br />
• Nutzung <strong>der</strong> im Projekt angebotenen externen Beratung zur Unterstützung <strong>der</strong> konkreten <strong>Diversity</strong>bemühungen<br />
• Gezielte Teilnahme von Mitarbeiter(<strong>in</strong>ne)n an <strong>der</strong> Ausbildung zum Bildungscoach, die im Rahmen von DiP<br />
angeboten wird<br />
Seite 35
Schlussbetrachungen<br />
<strong>und</strong> Empfehlungen<br />
• Umsetzung des Konzepts Bildungscoach<strong>in</strong>g zur För<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Systematisierung <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Lern- <strong>und</strong><br />
Entwicklungsbemühungen des Unternehmens<br />
• Beson<strong>der</strong>e Wertschätzung im Umgang mit allen Arbeitnehmer(<strong>in</strong>ne)n, unabhängig von Herkunft, Arbeitszeitumfang,<br />
Länge <strong>der</strong> Zugehörigkeit zum Unternehmen etc.<br />
• Gezielte Entwicklungsför<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen) <strong>und</strong> E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen von persönlichen Wünschen<br />
• För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> offenen Kommunikation im Unternehmen (z.B. durch regelmäßige Team- o<strong>der</strong> Abteilungstreffen,<br />
<strong>in</strong> denen die Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen) eigenständig Themen für die Tagesordnung vorschlagen können)<br />
• Regelmäßige Überprüfung <strong>der</strong> Zufriedenheit aller Beschäftigten <strong>und</strong> Anreiz <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen) zur<br />
Beteiligung an Unternehmensfragen<br />
Seite 36
Literatur<br />
6. Literatur<br />
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The Great Place to Work Institute. (http://www.greatplacetowork.com)<br />
Seite 39
Anhang<br />
7. Anhang<br />
A. Exkurs zum Thema <strong>Diversity</strong>dimensionen<br />
Yasm<strong>in</strong> – E<strong>in</strong>e Lebensgeschichte <strong>in</strong> <strong>Diversity</strong>dimensionen<br />
Um die Bedeutung <strong>der</strong> sechs <strong>in</strong>neren Dimensionen<br />
besser zu verstehen, s<strong>in</strong>d sie im Folgenden anhand e<strong>in</strong>es<br />
biographischen Beispiels veranschaulicht.<br />
Die erste Frage zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es neuen Lebens ist<br />
immer dieselbe: „Was ist es denn, e<strong>in</strong> Junge o<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />
Mädchen?“ Die Frage nach dem Geschlecht beschäftigt<br />
uns von Anfang an <strong>und</strong> begleitet uns schließlich e<strong>in</strong><br />
Leben lang. Genau wie die Frage, ob das neu geborene<br />
K<strong>in</strong>d ges<strong>und</strong> ist o<strong>der</strong> nicht, gibt es viel Gr<strong>und</strong>sätzliches,<br />
was wir gleich zu Anfang klären wollen, denn wir wissen,<br />
dass e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d z.B. auch mit e<strong>in</strong>er körperlichen o<strong>der</strong><br />
geistigen Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit (Umgangssprachlich:<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung) geboren werden kann. Das<br />
Neugeborene, das wir nun kennen lernen, ist Yasm<strong>in</strong>.<br />
Yasm<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong> Mädchen, geboren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Krankenhaus<br />
<strong>in</strong> Dresden <strong>und</strong> soweit es für uns feststellbar ist,<br />
ist Yasm<strong>in</strong> ges<strong>und</strong>. Auf dem Standesamt wird Yasm<strong>in</strong>s<br />
Geschlecht „weiblich“ amtlich e<strong>in</strong>getragen, weil das <strong>in</strong><br />
Deutschland offiziell so geregelt ist.<br />
Wenn sie <strong>in</strong> die Schule kommt, wird man erkennen,<br />
dass Yasm<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung hat. Sie hat e<strong>in</strong>e starke<br />
Bee<strong>in</strong>trächtigung ihrer Sehfähigkeit, d.h. Yasm<strong>in</strong> wird<br />
e<strong>in</strong>e künstliche Sehhilfe benötigen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Brille o<strong>der</strong><br />
Kontaktl<strong>in</strong>sen tragen müssen. In mo<strong>der</strong>neren Zeiten<br />
wie diesen ist auch e<strong>in</strong>e operative Korrektur ihrer Sehschwäche<br />
nicht ausgeschlossen.<br />
Wenn Yasm<strong>in</strong> nun nicht Yasm<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n Esra hieße,<br />
würden wir vermutlich davon ausgehen, dass sie türkischer<br />
Herkunft ist bzw. dass sie türkische Eltern hat<br />
o<strong>der</strong> sie ihr zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>en türkischen Namen gegeben<br />
haben. Wäre ihr Name Elżbieta, würden wir wohl<br />
auf e<strong>in</strong>e polnische Herkunft schließen. Yasm<strong>in</strong> aber hat<br />
deutsche Eltern <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en deutschen Pass, weil ihre<br />
Eltern Deutsche s<strong>in</strong>d. Doch haben wir damit alle Informationen,<br />
die <strong>in</strong> unserer Gesellschaft <strong>und</strong> meist auch<br />
für uns persönlich von Bedeutung s<strong>in</strong>d? Ne<strong>in</strong>, denn wir<br />
haben Yasm<strong>in</strong> noch nicht gesehen. Yasm<strong>in</strong>s Vater ist<br />
Afrodeutscher, dessen Familie aus Ghana stammte <strong>und</strong><br />
seit 1901 <strong>in</strong> Kiel lebt. Dass Yasm<strong>in</strong>s Vater schwarz ist<br />
<strong>und</strong> ihre Mutter weiß, ist auch Yasm<strong>in</strong> anzusehen.<br />
E<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Teil ihrer Herkunft ist nicht so offensichtlich.<br />
Yasm<strong>in</strong>s Mutter stammt aus e<strong>in</strong>er deutsch-jüdischen<br />
Familie <strong>und</strong> nach <strong>der</strong> Halacha, dem jüdischen Religionsgesetz,<br />
ist Yasm<strong>in</strong> als Tochter e<strong>in</strong>er jüdischen Mutter<br />
selbst auch Jüd<strong>in</strong>. Hier haben wir es nun mit e<strong>in</strong>em<br />
Teil von Yasm<strong>in</strong>s Herkunft zu tun, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>s als bei<br />
<strong>der</strong> Herkunft ihres Vaters nicht sichtbar ist, <strong>der</strong> Religion<br />
bzw. Weltanschauung. Für Yasm<strong>in</strong> aber macht dies<br />
e<strong>in</strong>en wichtigen Teil ihrer Familiengeschichte <strong>und</strong> Prägung<br />
aus, mit dem sie sich <strong>in</strong> ihrem späteren Leben beschäftigen<br />
<strong>und</strong> identifizieren wird. Betrachtet man nun<br />
Seite 40
Anhang<br />
die verschiedenen Möglichkeiten <strong>der</strong> Interpretation ihrer<br />
Herkunft, wird deutlich, dass es von entscheiden<strong>der</strong><br />
Bedeutung ist, wer e<strong>in</strong>e solche Def<strong>in</strong>ition vornimmt <strong>und</strong><br />
mit welcher Absicht das geschieht. So wäre Yasm<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus als „Halbjüd<strong>in</strong>“<br />
ihre deutsche Nationalität <strong>und</strong> ihre Menschenwürde<br />
aberkannt worden, wogegen sie <strong>in</strong> den USA <strong>der</strong><br />
sechziger Jahre als „Schwarze“ von den umfangreichen<br />
staatlichen För<strong>der</strong>programmen hätte profitieren können.<br />
Dies s<strong>in</strong>d nur zwei Beispiele aus dem Bereich <strong>der</strong><br />
Fremddef<strong>in</strong>itionen, die deutlich machen, wie abhängig<br />
wir alle von <strong>der</strong> Beurteilung an<strong>der</strong>er s<strong>in</strong>d.<br />
Wir begleiten Yasm<strong>in</strong> zunächst weiter <strong>und</strong> können beobachten,<br />
wie sie <strong>in</strong> die Pubertät kommt. Yasm<strong>in</strong> beschäftigt<br />
sich mit den für diesen Lebensabschnitt entscheidenden<br />
Fragen: „Wer b<strong>in</strong> ich eigentlich?“ <strong>und</strong> „Wie<br />
funktioniert die Liebe?“. Dass Identität <strong>und</strong> Sexualität<br />
eng mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verknüpft s<strong>in</strong>d, ist Yasm<strong>in</strong> bewusst seit<br />
sie sich verliebt hat, <strong>und</strong> zwar <strong>in</strong> Chris. Als ihre Mutter<br />
bemerkt, dass Yasm<strong>in</strong> verliebt ist, fragt sie bei passen<strong>der</strong><br />
Gelegenheit: „Und, wie heißt er?“. Yasm<strong>in</strong>s überraschend<br />
selbstsichere Antwort lautet: „Mama, Du kennst<br />
sie. Es ist me<strong>in</strong>e beste Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> Chris. Wir s<strong>in</strong>d ja schon<br />
viele Jahren eng befre<strong>und</strong>et <strong>und</strong> im Moment b<strong>in</strong> ich total<br />
verliebt <strong>in</strong> sie.“ Yasm<strong>in</strong>s Mutter ist zunächst sehr irritiert,<br />
da sie mit dieser Möglichkeit nicht gerechnet hat. Sie<br />
hat zwar nichts gegen Lesben, aber bei ihrer eigenen<br />
Tochter ist die Situation für sie nicht so e<strong>in</strong>fach. Sie nutzt<br />
diese Gelegenheit, um ihr eigenes Toleranzverständnis<br />
kritisch zu überdenken <strong>und</strong> setzt sich mit dem Thema<br />
sexuelle Orientierung ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. In e<strong>in</strong>er Kultur wie<br />
unserer, die nur zwei Geschlechterkategorien def<strong>in</strong>iert<br />
<strong>und</strong> anerkennt, existieren nur wenige Möglichkeiten<br />
<strong>der</strong> sexuellen Orientierungen: wir können entwe<strong>der</strong> das<br />
e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> das an<strong>der</strong>e o<strong>der</strong> beide Geschlechter lieben.<br />
In an<strong>der</strong>en Kulturen mit vielfältigeren Geschlechterkonzepten<br />
erweitert sich auch die Möglichkeit sexueller<br />
Orientierungen. Die Bewertung dessen, wer sich <strong>in</strong><br />
wen verliebt ist, weist entscheidende Differenzen auf.<br />
Es macht e<strong>in</strong>en Unterschied <strong>in</strong> unserer Gesellschaft mit<br />
ihrer Geschichte <strong>und</strong> ihrer kulturellen Prägung, ob sich<br />
e<strong>in</strong> Mädchen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Mädchen o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Jungen verliebt.<br />
Auch im Falle von Männern, die Männer lieben,<br />
dramatisieren sich aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> öffentlichen Wahrnehmung<br />
von Homosexualität <strong>in</strong> unserer Gesellschaft die<br />
Folgen <strong>der</strong> offen kommunizierten sexuellen Orientierung<br />
<strong>und</strong> bestimmen über E<strong>in</strong>schluss o<strong>der</strong> Ausschluss<br />
aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen.<br />
Begleiten wir Yasm<strong>in</strong> nun weiter bis zu ihrer Volljährigkeit.<br />
Am Tag ihres 18. Geburtstags än<strong>der</strong>t sich für Yasm<strong>in</strong><br />
vieles, denn plötzlich ist sie, jedenfalls auf juristischer<br />
Ebene, erwachsen, d.h. voll rechts- <strong>und</strong> geschäftsfähig.<br />
Ihr Status hat sich altersbed<strong>in</strong>gt verän<strong>der</strong>t <strong>und</strong> von nun<br />
an hat sie an<strong>der</strong>e Rechte <strong>und</strong> Pflichten als noch am Tag<br />
zuvor. Bereits <strong>in</strong> diesen jungen Jahren ist das Alter e<strong>in</strong><br />
entscheidendes Kriterium, das uns <strong>und</strong> unsere Welterfahrung<br />
bestimmt <strong>und</strong> unsere Möglichkeiten <strong>der</strong> Teilhabe<br />
bee<strong>in</strong>flusst. Für zahlreiche berufliche Tätigkeiten ist<br />
Yasm<strong>in</strong> momentan noch zu jung <strong>und</strong> zu unerfahren. Blicken<br />
wir weiter <strong>in</strong> die Zukunft, wird das Alter noch e<strong>in</strong>en<br />
entscheiden<strong>der</strong>en E<strong>in</strong>fluss für Yasm<strong>in</strong> haben. Während<br />
ihre Mutter als 50-Jährige bei e<strong>in</strong>er Entlassung kaum<br />
e<strong>in</strong>e Chance auf e<strong>in</strong>en neuen Arbeitsplatz hätte, wird<br />
Yasm<strong>in</strong>, wenn sie e<strong>in</strong>es Tages über 50 Jahre alt se<strong>in</strong><br />
wird, wahrsche<strong>in</strong>lich im Rahmen e<strong>in</strong>es betrieblichen<br />
Generationsmanagements mit ihren Lebens- <strong>und</strong> Berufserfahrungen<br />
beson<strong>der</strong>e Wertschätzung erfahren.<br />
Seite 41
Anhang<br />
Was verb<strong>in</strong>det nun diese sechs Kriterien<br />
mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>?<br />
Bei allen genannten Dimensionen geht es um Zugänge,<br />
die unsere Möglichkeiten <strong>der</strong> Teilhabe an <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
<strong>und</strong> natürlich auch am Arbeitsleben entscheidend<br />
bee<strong>in</strong>flussen.<br />
Folgende Fragen lassen sich auf die <strong>in</strong>neren <strong>Diversity</strong>-<br />
Dimensionen zurück führen:<br />
• Wann <strong>und</strong> wo erlebe ich E<strong>in</strong>schluss o<strong>der</strong> Ausschluss?<br />
• Habe ich das richtige Geschlecht, um hier dabei se<strong>in</strong><br />
zu können o<strong>der</strong> wird mir eventuell die Beteiligung genau<br />
aufgr<strong>und</strong> me<strong>in</strong>es Geschlechts erschwert o<strong>der</strong> gar<br />
verweigert?<br />
• Habe ich den richtigen körperlichen Zustand o<strong>der</strong> ist<br />
bereits s<strong>in</strong>nbildlich die erste Schwelle e<strong>in</strong> unüberw<strong>in</strong>dbares<br />
H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis?<br />
• Habe ich die richtige Herkunft, die richtige Muttersprache,<br />
das richtige Aussehen o<strong>der</strong> wird <strong>der</strong> begehrte Arbeitsplatz<br />
„nur an Deutsche“ vergeben?<br />
• Habe ich das richtige Auftreten, die richtige Ausdrucksweise<br />
<strong>und</strong> die richtige Haltung?<br />
• Habe ich die richtige Religion <strong>und</strong> Weltanschauung?<br />
• Habe ich die richtige sexuelle Orientierung, wird danach<br />
überhaupt gefragt, was wird von mir erwartet?<br />
• Sollte ich private Informationen lieber verschweigen,<br />
weil mir dadurch Nachteile entstehen?<br />
• Habe ich das richtig Alter o<strong>der</strong> falle ich <strong>in</strong> die Rubriken<br />
„noch zu jung“ bzw. „schon zu alt“?<br />
• Kann ich mich offen <strong>und</strong> authentisch gegenüber zukünftigen<br />
Arbeitgeber(<strong>in</strong>ne)n o<strong>der</strong> Kolleg(<strong>in</strong>n)en verhalten<br />
<strong>und</strong> werde ich mit me<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dividuellen Eigenschaften<br />
<strong>und</strong> Fähigkeiten angenommen <strong>und</strong> wert geschätzt?<br />
Obwohl Zugang <strong>und</strong> Ausschluss häufig an diesen Kriterien<br />
festgemacht werden, gibt es e<strong>in</strong>e weitere Beson<strong>der</strong>heit<br />
zu beachten: Nicht alle Kriterien s<strong>in</strong>d sichtbar,<br />
so dass auch das Maß an Sichtbarkeit mit bee<strong>in</strong>flusst,<br />
ob sich gewisse Türen für uns öffnen o<strong>der</strong> verschlossen<br />
bleiben. So könnte Yasm<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bewerbungsgespräch<br />
beispielsweise ihre lesbische Lebensweise o<strong>der</strong><br />
ihren jüdischen Glauben verschweigen, nicht aber ihre<br />
Hautfarbe o<strong>der</strong> ihr Geschlecht.<br />
Entscheidend für den wertschätzenden Umgang mit<br />
Unterschieden <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>samkeiten ist es, nicht nur<br />
für den beruflichen Bereich, die beschriebenen Dimensionen<br />
zu kennen <strong>und</strong> sich bewusst zu machen, wie wir<br />
an<strong>der</strong>e aufgr<strong>und</strong> verschiedener Def<strong>in</strong>itionen <strong>und</strong> Wahrnehmungen<br />
beurteilen. Diese bewusste Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />
mit den o.g. Dimensionen ist <strong>der</strong> erste Schritt,<br />
um persönliche Vorurteile abzubauen <strong>und</strong> gezielt alternative<br />
Beurteilungskriterien wie beispielsweise die persönliche<br />
Eignung <strong>und</strong> Kompetenz heranzuziehen. Wir<br />
alle s<strong>in</strong>d geprägt von unserer Lebensgeschichte <strong>und</strong><br />
neigen bei unbewusstem Umgang zur Bevorzugung<br />
von Personengruppen, die uns ähnlich <strong>und</strong> dadurch<br />
vertrauter s<strong>in</strong>d als an<strong>der</strong>e. Diese unbewusste Benachteiligung<br />
an<strong>der</strong>er kann nur m<strong>in</strong>imiert werden, wenn wir<br />
Seite 42
Anhang<br />
uns bewusst <strong>und</strong> gezielt mit Vielfältigkeit <strong>und</strong> ihrer Bedeutung ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen. Für den unternehmerischen<br />
Kontext bedeutet dies, neben <strong>der</strong> Bewusstmachung solcher Mechanismen, auch die Festlegung alternativer <strong>und</strong><br />
objektiver Beurteilungskriterien voranzutreiben.<br />
B. Awards<br />
Deutscher Ansatz:<br />
<strong>Charta</strong> <strong>der</strong> <strong>Vielfalt</strong>:<br />
In Deutschland gibt es e<strong>in</strong>e <strong>Charta</strong> <strong>der</strong> <strong>Vielfalt</strong>, welche bereits von über 500 Unternehmen unterschrieben wurde.<br />
Dar<strong>in</strong> heißt es u.a.: „Die Umsetzung <strong>der</strong> „<strong>Charta</strong> <strong>der</strong> <strong>Vielfalt</strong>“ <strong>in</strong> unserem Unternehmen hat zum Ziel, e<strong>in</strong> Arbeitsumfeld<br />
zu schaffen, das frei von Vorurteilen ist. Alle Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen) sollen Wertschätzung erfahren - unabhängig von<br />
Geschlecht, Rasse, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion o<strong>der</strong> Weltanschauung, Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung, Alter, sexueller<br />
Orientierung <strong>und</strong> Identität. Die Anerkennung <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung dieser vielfältigen Potentiale schafft wirtschaftliche<br />
Vorteile für unser Unternehmen.“<br />
Die „<strong>Charta</strong> <strong>der</strong> <strong>Vielfalt</strong>“ beschreibt sechs Aktionsfel<strong>der</strong> <strong>und</strong> gibt damit e<strong>in</strong>en Rahmen vor, <strong>in</strong> dem Aktivitäten zum<br />
Thema <strong>Vielfalt</strong> begonnen bzw. ergänzt werden können.<br />
• Unternehmenskultur im H<strong>in</strong>blick auf Richtl<strong>in</strong>ien <strong>und</strong> die Verantwortlichkeit <strong>der</strong> Führung,<br />
• Überprüfung <strong>der</strong> Personalprozesse auf Chancengleichheit,<br />
• Erkennen von <strong>Vielfalt</strong> <strong>und</strong> Repräsentation,<br />
• <strong>Vielfalt</strong> als Teil <strong>der</strong> Unternehmenskommunikation,<br />
• Nachhaltigkeit im S<strong>in</strong>ne von Erfolgsmessung <strong>und</strong> Fortschritt,<br />
• E<strong>in</strong>beziehung aller Betroffenen <strong>und</strong> Partner.<br />
Europäischer Ansatz:<br />
Best Place to Work® Europe<br />
„Great Place to Work“ ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong> den USA entwickeltes Unternehmensrank<strong>in</strong>g zur Ermittlung <strong>der</strong> besten<br />
Arbeitgeber(<strong>in</strong>nen) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Europäischen Union. Die <strong>in</strong> allen Nationalstaaten beauftragten „Great Place to Work“-Institute<br />
untersuchen mit nationalen Forschungs- <strong>und</strong> Medienpartnern die Attraktivität von Arbeitsplätzen. Bewerben<br />
können sich alle öffentlichen <strong>und</strong> privaten Organisationen bzw. Unternehmen, die m<strong>in</strong>destens 50 Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen)<br />
im jeweiligen Land beschäftigen.<br />
Allgeme<strong>in</strong>es Ziel des Wettbewerbs ist es, die Standards für Arbeitsplätze anzuheben, sowie Bewusstse<strong>in</strong> <strong>und</strong> Wis-<br />
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Anhang<br />
sen über die besten Konzepte <strong>und</strong> Praktiken <strong>der</strong> Gew<strong>in</strong>ner zu schaffen.<br />
Der Award wird an die 100 besten Arbeitgeber verliehen, darüber h<strong>in</strong>aus werden Son<strong>der</strong>prämierungen von drei<br />
Arbeitgebern für ihre Fortschrittlichkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von:<br />
Lebenslangem Lernen: die Prämierung fußt auf den Beschlüssen vom Lisbon European Council im März 2000,<br />
<strong>in</strong> dem die Wichtigkeit betont wurde, <strong>in</strong> die Employability <strong>der</strong> Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen) zu <strong>in</strong>vestieren;<br />
Gleichheit <strong>der</strong> Geschlechter: die Prämierung steht <strong>in</strong> Zusammenhang mit dem Programm <strong>der</strong> EG für e<strong>in</strong>e Rahmenstrategie<br />
zur Gleichheit <strong>der</strong> Geschlechter;<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Vielfalt</strong>: die Prämierung ist Teil des Programms <strong>der</strong> EG zur aktiven Bekämpfung von Diskrim<strong>in</strong>ierung.<br />
US-amerikanische Ansätze:<br />
Corporate Conscience Award des Council on Economic Priorities (CEP): Jährliche Prämierung von Unternehmen<br />
für Pionier-Programme <strong>in</strong> verschiedenen Bereichen, aber auch für <strong>Diversity</strong>. http://www.cepnyc.org/<br />
Optimas Award im Workforce Magaz<strong>in</strong>e: Jährliche Prämierung von 10 Firmen mit <strong>in</strong>novativen HR <strong>Management</strong>strategien,<br />
<strong>in</strong>klusive <strong>Diversity</strong>. http://www.workforceonl<strong>in</strong>e.com/section/15/<br />
Bus<strong>in</strong>ess Ethics Award im Bus<strong>in</strong>ess Ethics Magaz<strong>in</strong>e: Jährliche Prämierung von Firmen mit Führerschaft <strong>in</strong><br />
wirtschaftsethischen Angelegenheiten, z.B. für Bemühungen um <strong>Diversity</strong>. http://www.bus<strong>in</strong>essethics.com/annual.htm<br />
Fairness Award <strong>der</strong> Gay and Lesbian Alliance Aga<strong>in</strong>st Defamation: Jährliche Prämierung von Individuen o<strong>der</strong><br />
Institutionen für ihre exemplarischen Leistungen (wie Bildung, Kommunikation, zivilrechtlicher Schutz) gegen Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />
von Menschen mit „an<strong>der</strong>er“ sexueller Orientierung. http://www.glaad.org<br />
Opportunity 2000 Award des Bus<strong>in</strong>ess <strong>in</strong> the Community (BITC):<br />
Prämierung von Arbeitgebern für ihre <strong>in</strong>novativen Frauenför<strong>der</strong>ungsprogramme. http://www.bitc.org.uk<br />
Catalyst Award: Jährliche Ehrung von Firmen <strong>und</strong> Berufsgenossenschaften für außergewöhnliche Frauenför<strong>der</strong>programme.<br />
Die Initiativen werden nach „Orig<strong>in</strong>alität, Begründung für das Programm, Unterstützung durch das<br />
Senior <strong>Management</strong>, Kommunikation <strong>der</strong> Initiative, Tauglichkeit für die Unternehmensumwelt, Frauenanteil <strong>in</strong> Schlüsselpositionen,<br />
messbaren Resultaten, Überprüfbarkeit <strong>und</strong> Replizierbarkeit“ evaluiert. http://www.catalystwomen.org<br />
Seite 44
Anhang<br />
America’s Best Companies for M<strong>in</strong>orities: Jährliches Rank<strong>in</strong>g von 50 Top-Firmen als Dienstgeber für<br />
Asiaten(<strong>in</strong>nen), Afroamerikaner(<strong>in</strong>nen), Late<strong>in</strong>amerikaner(<strong>in</strong>nen) <strong>und</strong> amerikanischer Ure<strong>in</strong>wohner(<strong>in</strong>nen).<br />
50 Most Powerful Women <strong>in</strong> Bus<strong>in</strong>ess: Jährliches Rank<strong>in</strong>g von 50 Frauen mit dem größten E<strong>in</strong>fluss <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> amerikanischen Wirtschaft.<br />
Most Powerful Black Executives: Jährliches Rank<strong>in</strong>g von 50 afroamerikanischen Executives h<strong>in</strong>sichtlich<br />
ihres E<strong>in</strong>flusses im Wirtschaftsleben.<br />
Employer of the Year Award im Careers & the disABLED Magaz<strong>in</strong>e: Jährliche Ehrung von „Arbeitgeber des<br />
Jahres“ als auch „Arbeitnehmer des Jahres“ h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er „positiven Umwelt für Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung“.<br />
Seite 45
Anhang<br />
C. Liste <strong>in</strong>teressanter L<strong>in</strong>ks <strong>und</strong> Akteure<br />
Europäische Kommission<br />
2007 – Europäisches Jahr <strong>der</strong> Chancengleichheit für alle. www.ec.europa.eu<br />
2008 – Europäisches Jahr des <strong>in</strong>terkulturellen Dialogs (EJID). www.<strong>in</strong>terculturaldialogue2008.eu<br />
Webseite <strong>der</strong> Europäischen Kommission zum Thema Antidiskrim<strong>in</strong>ierung mit Informationen zur europaweiten Kampagne<br />
„Für <strong>Vielfalt</strong>. Gegen Diskrim<strong>in</strong>ierung“. www.stop-discrim<strong>in</strong>ation.<strong>in</strong>fo<br />
B<strong>und</strong><br />
Beauftragte <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung für Migration, Flüchtl<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> Integration – u. a. mit Informationen zum Nationalen<br />
Integrationsplan, Zuwan<strong>der</strong>ungs- <strong>und</strong> Staatsangehörigkeitsrecht, aktuellen Nachrichten www.b<strong>und</strong>esregierung.de<br />
Kampagne „<strong>Vielfalt</strong> als Chance“ – für mehr <strong>Vielfalt</strong> <strong>in</strong> deutschen Unternehmen – Initiative <strong>der</strong> Beauftragten <strong>der</strong><br />
B<strong>und</strong>esregierung für Migration, Flüchtl<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> Integration. www.vielfalt-als-chance.de<br />
B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend - Informationsportal zu Beruf, Karriere, Existenzgründung<br />
<strong>und</strong> Selbstständigkeit für Frauen, Rubrik „<strong>Vielfalt</strong> gew<strong>in</strong>nt“ speziell für Frauen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>.<br />
www.frauen-machen-karriere.de<br />
B<strong>und</strong>eszentrale für politische Bildung stellt Informationen zum Thema Migration zur Verfügung: www.bpb.del<br />
Aktuelle Informationen über Migration, Integration, Zuwan<strong>der</strong>ungspolitik <strong>und</strong> Bevölkerungsentwicklung weltweit.<br />
www.migration-<strong>in</strong>fo.de<br />
Statisches B<strong>und</strong>esamt Deutschland, Das Statische Jahrbuch 2007 – Zahlen u. a. zur Bevölkerung <strong>und</strong> zum Arbeitsmarkt<br />
differenziert nach Staatsangehörigkeit. www.destatis.de<br />
B<strong>und</strong>esprogramm „XENOS - Leben <strong>und</strong> Arbeiten <strong>in</strong> <strong>Vielfalt</strong>“ -Fremdenfe<strong>in</strong>dlichkeit, Rassismus <strong>und</strong> Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft nachhaltig entgegenwirken. Handlungsfel<strong>der</strong>: Schule, Ausbildung <strong>und</strong> Arbeitswelt arbeitsmarktpolitische<br />
Maßnahmen mit Aktivitäten gegen Rassismus <strong>und</strong> Fremdenfe<strong>in</strong>dlichkeit <strong>und</strong> zur Stärkung zivilgesellschaftlicher<br />
Strukturen. www.xenos-de.de<br />
Geme<strong>in</strong>schafts<strong>in</strong>itiative EQUAL - Neue Wege zur Bekämpfung von Diskrim<strong>in</strong>ierung <strong>und</strong> Ungleichheiten von Arbeitenden<br />
<strong>und</strong> Arbeitsuchenden auf dem Arbeitsmarkt. Themenbereiche: Beschäftigungsfähigkeit, Unternehmergeist, Anpassungsfähigkeit,<br />
Chancengleichheit von Frauen <strong>und</strong> Männern, Asylbewerber<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Asylbewerber. www.equal.de<br />
Seite 46
Anhang<br />
Land Berl<strong>in</strong><br />
Senatsverwaltung Berl<strong>in</strong> - Der Beauftragte für Integration <strong>und</strong> Migration. www.berl<strong>in</strong>.de<br />
Senatsverwaltung Berl<strong>in</strong>, Das Berl<strong>in</strong>er Integrationskonzept 2007.<br />
www.berl<strong>in</strong>.de/lb/<strong>in</strong>tmig/<strong>in</strong>tegrationskonzept.html<br />
Kampagne „Berl<strong>in</strong> braucht dich!“- Initiative des Beauftragten für Integration <strong>und</strong> Migration des Landes Berl<strong>in</strong>.<br />
www.berl<strong>in</strong>-braucht-dich.de<br />
Berufliches Qualifizierungsnetzwerk für Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> (BQN Berl<strong>in</strong>). www.bqn-berl<strong>in</strong>.de<br />
E<strong>in</strong>e Welt <strong>der</strong> <strong>Vielfalt</strong> Berl<strong>in</strong> e.V. - <strong>Diversity</strong> <strong>und</strong> Anti-Bias Bildungsprogramme. www.ewdv-berl<strong>in</strong>.de<br />
Berl<strong>in</strong>er Gesellschaft für die <strong>in</strong>ternationale Zusammenarbeit mbH (BGZ).<br />
www.bgz-berl<strong>in</strong>.de/de/projekte_<strong>in</strong>tegration.shtml<br />
Verbände <strong>und</strong> Stiftungen<br />
DGB Bildungswerk Bereich Migration & Qualifizierung. www.migration-onl<strong>in</strong>e.de<br />
Info- <strong>und</strong> Beratungsnetzwerk für Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>. www.pro-qualifizierung.de<br />
He<strong>in</strong>rich Böll Stiftung; Migration – Integration – <strong>Diversity</strong>. www.migration-boell.de/<br />
B<strong>und</strong>esnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) - Arbeitsgruppe Integration/Migration. www.b-b-e.de<br />
Netzwerke <strong>und</strong> Initiativen zu <strong>Diversity</strong> (<strong>Management</strong>)<br />
Internationale Gesellschaft für <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> e.V. www.idm-diversity.org<br />
Gen<strong>der</strong>-<strong>Diversity</strong>-Wiki. www.berl<strong>in</strong>-divercity.de<br />
Die Deutsche Gesellschaft für Personalführung e.V. beschäftigt sich u.a. mit <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> <strong>und</strong> hat dazu<br />
e<strong>in</strong>en eigenen Bereich. www.dgfp-diversity.de/<br />
Seite 47
Anhang<br />
Die Internationale Gesellschaft für <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong> setzt sich das Ziel, zur Konzeption <strong>und</strong> Entwicklung<br />
von Ideen, Methoden <strong>und</strong> e<strong>in</strong>schlägigen Ausbildungsmethoden beizutragen. Zu diesem Zweck organisiert sie als<br />
geme<strong>in</strong>nütziger Vere<strong>in</strong> Kongresse, bietet Ausbildungsmodule an <strong>und</strong> wirkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit. http://www.idmdiversity.org/<br />
„Onl<strong>in</strong>e <strong>Diversity</strong>“ ist e<strong>in</strong>e Seite <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeitsschutz <strong>und</strong> Arbeitsmediz<strong>in</strong>. Mit dem Tool „Onl<strong>in</strong>e-<br />
<strong>Diversity</strong>“ können Unternehmen <strong>und</strong> öffentliche E<strong>in</strong>richtungen aller Größen <strong>und</strong> Branchen ihren Umgang mit e<strong>in</strong>er<br />
vielfältigen Belegschaft, ihr <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong>, im Internet kostenlos testen. http://www.onl<strong>in</strong>e-diversity.de/<br />
„INQA - Initiative Neue Qualität <strong>der</strong> Arbeit“ ist e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schafts<strong>in</strong>itiative aus B<strong>und</strong>, Län<strong>der</strong>n, Sozialpartnern,<br />
Sozialversicherungsträgern, Stiftungen <strong>und</strong> Unternehmen. Ihr Ziel ist es, gute Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen zu schaffen <strong>und</strong><br />
dabei die Interessen <strong>der</strong> Beschäftigten <strong>und</strong> <strong>der</strong> Unternehmer mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu verb<strong>in</strong>den.<br />
http://www.<strong>in</strong>qa.de/; http://www.<strong>in</strong>qa-demographie-check.de/<br />
Die Kampagne „<strong>Vielfalt</strong> als Chance“ <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eregierung startete im „Europäischen Jahr <strong>der</strong> Chancengleichheit<br />
2007“ <strong>und</strong> lief bis Ende 2008. Sie will das Bewusstse<strong>in</strong> dafür schaffen, dass kluge <strong>Diversity</strong>-Konzepte den Unternehmen<br />
<strong>und</strong> öffentlichen E<strong>in</strong>richtungen neue Chancen eröffnen. http://www.vielfalt-als-chance.de/<br />
Das Demographie Netzwerk e.V. ist e<strong>in</strong> b<strong>und</strong>esweites Netzwerk von Unternehmen <strong>und</strong> Institutionen, die sich zusammengetan<br />
haben, um sich geme<strong>in</strong>sam den Herausfor<strong>der</strong>ungen des demografischen Wandels zu stellen. Gegründet<br />
wurde „ddn“ 2006 auf Initiative des B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums für Arbeit <strong>und</strong> Soziales (BMAS) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Initiative<br />
Neue Qualität <strong>der</strong> Arbeit (INQA). http://www.demographie-netzwerk.de/<br />
Auf <strong>der</strong> Website <strong>der</strong> EU-Informationskampagne „Für <strong>Vielfalt</strong>. Gegen Diskrim<strong>in</strong>ierung.“ werden Informationen zum<br />
Thema Diskrim<strong>in</strong>ierung <strong>und</strong> <strong>Vielfalt</strong> bereitgestellt.<br />
http://ec.europa.eu/employment_social/fdad/cms/stopdiscrim<strong>in</strong>ation?langid=de<br />
Die Initiative „Erfahrung ist Zukunft“ <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung will die Herausfor<strong>der</strong>ungen des demografischen Wandels<br />
bewusst machen <strong>und</strong> für e<strong>in</strong> neues Bild des Alters <strong>und</strong> des Alterns werben. http://www.erfahrung-ist-zukunft.de/<br />
Überblicksliteratur zu Antidiskrim<strong>in</strong>ierung <strong>und</strong> <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong>:<br />
Döge, Peter (2008). Von <strong>der</strong> Antidiskrim<strong>in</strong>ierung zum <strong>Diversity</strong>-<strong>Management</strong>. E<strong>in</strong> Leitfaden. Gött<strong>in</strong>gen: Vandenhoeck<br />
& Ruprecht.<br />
Seite 48
Anhang<br />
Gutmann, Joachim; Hüsgern, Jens (2006). Antidiskrim<strong>in</strong>ierung. Rechte nach dem Gleichbehandlungsgesetz wahren<br />
<strong>und</strong> Risiken vermeiden. Taschenguide. München: Haufe.<br />
Europäische Kommission (2005). Geschäftsnutzen von <strong>Vielfalt</strong>- Bewährte Verfahren am Arbeitsplatz.<br />
Europäische Kommission (2007). <strong>Vielfalt</strong> am Arbeitsplatz, 8 Schritte für KMU.<br />
www.stop-discrim<strong>in</strong>ation.<strong>in</strong>fo (Informationen, Dokumente, Broschüren, Aktionen – auch die oben genannten EU-<br />
Materialien, auf Deutsch).<br />
www.diversity-gesellschaft.de Gr<strong>und</strong>lagen <strong>Diversity</strong>, Expertennetzwerk).<br />
www.4managers.de/themen (Thema: <strong>Diversity</strong> <strong>und</strong> <strong>Diversity</strong> <strong>Management</strong>).<br />
www.<strong>in</strong>vestors<strong>in</strong>people.co.uk (<strong>Diversity</strong>-Audit auf Basis EFQM).<br />
www.vielfalt-als-chance.de (Initiative <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung/ betrifft vorrangig Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>).<br />
www.migration-boell.de.<br />
Seite 49
Impressum<br />
Impressum<br />
Hrsg:<br />
RKW Berl<strong>in</strong> GmbH<br />
GF: Dr.-Ing. Ulrich Hoffmann<br />
Breite Str. 29<br />
10178 Berl<strong>in</strong><br />
Tel: 030-203 084 305<br />
www.rkw-bb.de<br />
Projektleiter<strong>in</strong>:<br />
Daniela Chudoba, RKW Berl<strong>in</strong> GmbH<br />
Konzept <strong>und</strong> Redaktion:<br />
Julia Pullen, Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g & Beratung<br />
Anna John, RKW Berl<strong>in</strong> GmbH<br />
Autor<strong>in</strong>:<br />
Julia Pullen<br />
Co-Autor/-<strong>in</strong>:<br />
Elke Koll<br />
Prof. Dr. Florian Schramm<br />
Fotos:<br />
Titelblatt: ©iStockphoto.com/poco_bw<br />
Seite 5/6/9/12/16/18/20/21/24/25/27/29/31/36/45/49: ©iStockphoto.com/Yuri_Arcurs<br />
Seite 8: ©iStockphoto.com/CEFutcher<br />
Seite 22/23: ©iStockphoto.com/urbancow<br />
Seite 34: ©iStockphoto.com/spxChrome<br />
Seite 39: ©iStockphoto.com/bluestock<strong>in</strong>g<br />
Gestaltung: jeske media, www.jeske-media.de<br />
August 2010<br />
Seite 50
Das Modellprojekt wird geför<strong>der</strong>t von <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Senatsverwaltung für Integration, Arbeit <strong>und</strong> Soziales <strong>und</strong> aus Mitteln<br />
des Europäischen Sozialfonds.<br />
Die vorliegende Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte s<strong>in</strong>d vorbehalten. Die Verwendung <strong>der</strong> Texte <strong>und</strong> Abbildungen, auch auszugsweise,<br />
ist ohne die schriftliche Zustimmung <strong>der</strong> Herausgeber urheberrechtswidrig <strong>und</strong> daher strafbar. Dies gilt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die Vervielfältigung,<br />
Übersetzung o<strong>der</strong> die Verwendung <strong>in</strong> elektronischen Systemen.