atp edition Konzept offener Regler: FPGA in der Antriebstechnik (Vorschau)
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6 / 2014<br />
56. Jahrgang B3654<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
Automatisierungstechnische Praxis<br />
<strong>Konzept</strong> <strong>offener</strong> <strong>Regler</strong>:<br />
<strong>FPGA</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Antriebstechnik</strong> | 26<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Effizienz<br />
automatisch messen – Teil 2 | 34<br />
OPC UA für Industrie 4.0 | 44<br />
Virtuelle Inbetriebnahme<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Prozess<strong>in</strong>dustrie | 52
update<br />
ATP EDITION | | BRANCHE | | VERANSTALTUNGEN | | FORSCHUNG | | PRODUKTE<br />
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EDITORIAL<br />
Industrie 4.0 –<br />
mehr als e<strong>in</strong> Hype!<br />
Internet-Technologien haben unsere Welt <strong>in</strong> vielen Bereichen<br />
nachhaltig verän<strong>der</strong>t. Die Geschäftsmodelle vieler Bereiche wie<br />
Versandhandel, Musik<strong>in</strong>dustrie o<strong>der</strong> Pr<strong>in</strong>tmedien wurden teilweise<br />
auf den Kopf gestellt. Google, Wikipedia, Facebook und<br />
Twitter s<strong>in</strong>d Anwendungen, für die es vor zehn bis 15 Jahren noch<br />
nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Geschäftsmodell gab!<br />
Wird das „Internet <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge“ nun die <strong>in</strong>dustrielle Produktion<br />
<strong>in</strong> gleicher Weise umwälzen? Werden auch im Industriesektor <strong>in</strong><br />
zehn bis 15 Jahren milliardenschwere Konzerne entstanden se<strong>in</strong>,<br />
<strong>der</strong>en Geschäftsmodelle <strong>in</strong> unserer heutigen Vorstellung noch<br />
gar nicht vorkommen?<br />
Die globale Vernetzung von Industrien stellt allerd<strong>in</strong>gs deutlich<br />
strengere Anfor<strong>der</strong>ungen an das Internet <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge. Auch <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em globalen Netz muss es mathematische, determ<strong>in</strong>ierte Modelle<br />
für Sicherheit und Verfügbarkeit geben, die weit über die<br />
heute verfügbaren Technologien h<strong>in</strong>ausgehen. Hier s<strong>in</strong>d Forschungs-<br />
und Entwicklungsaufwendungen erfor<strong>der</strong>lich, die von<br />
e<strong>in</strong>zelnen Unternehmen nicht geleistet werden können, ja vielleicht<br />
nicht e<strong>in</strong>mal geleistet werden dürfen – e<strong>in</strong> europäischer<br />
Kraftakt, für den zahlreiche Köpfe aus <strong>der</strong> Industrie, vor allem<br />
aber aus <strong>der</strong> Forschung notwendig s<strong>in</strong>d. Ohne determ<strong>in</strong>ierte Sicherheit<br />
und Verfügbarkeit wird das <strong>in</strong>dustrielle Internet <strong>der</strong><br />
D<strong>in</strong>ge auf immer aus proprietären Insellösungen bestehen – weit<br />
entfernt von <strong>der</strong> Vision Industrie 4.0.<br />
Sicherheit und Verfügbarkeit im Internet <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge s<strong>in</strong>d nichts<br />
an<strong>der</strong>es als e<strong>in</strong>e unabd<strong>in</strong>gbar notwendige Infrastruktur für die<br />
erfolgreiche Weiterentwicklung <strong>in</strong>dustrieller Tätigkeit <strong>in</strong><br />
Deutschland und Europa. Für den Aufbau dieser Infrastruktur<br />
s<strong>in</strong>d Industrie, Verbände, Forschung und Politik gleichermaßen<br />
gefor<strong>der</strong>t. Hun<strong>der</strong>te von E<strong>in</strong>zelprojekten aus Dutzenden unterschiedlicher<br />
För<strong>der</strong>töpfe s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> falsche Weg. Nur e<strong>in</strong>e gebündelte<br />
Aktion kann hier zielführend se<strong>in</strong>!<br />
DR.-ING.<br />
GUNTHER KEGEL,<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Geschäftsleitung<br />
Pepperl+Fuchs GmbH<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014<br />
3
INHALT 6 / 2014<br />
FORSCHUNG<br />
6 | DFKI Bremen testet Tauchroboter realitätsnah und<br />
witterungsunabhängig <strong>in</strong> großem Salzwasserbecken<br />
Call for Experts: System-of-Systems Automation<br />
VERBAND<br />
8 | Westerkamp koord<strong>in</strong>iert VDI-Fachgesellschaften –<br />
GMA bekommt e<strong>in</strong>en neuen Geschäftsführer<br />
Profibus-Nutzer bestätigen Vorstand und Beirat<br />
Der Zusammenschluss von Fieldbus Foundation und<br />
Hart Communication Foundation rückt näher<br />
BRANCHE<br />
10 | Sensorik und Messtechnik optimistisch:<br />
2014 soll erneut e<strong>in</strong> Plus von sieben Prozent erzielt werden<br />
Elektrische Automation erhofft leichtes Plus –<br />
Prozessautomatisierer wachsen gegen den Trend<br />
11 | Leitplanken für Industrie 4.0: Verbände wollen das<br />
Internet <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge geordnet aufs Gleis setzen<br />
VDI/VDE-Richtl<strong>in</strong>ienentwurf: Praxistipps für die Nutzung<br />
berührungsloser Temperaturmesstechnik<br />
PRAXIS | SENSORTECHNIK<br />
12 | Embedded-Messsysteme für Oberflächen und Fluide:<br />
Farbsensoren bieten viele Möglichkeiten<br />
16 | Intelligent und effizient: Temperaturmessung mit<br />
Grenzwertschaltern schützt Mensch und Anlage<br />
18 | Kont<strong>in</strong>uierliche Messung des pH-Werts zeigt Lecks<br />
<strong>in</strong> Kühlanlagen mit Ammoniak zuverlässig an<br />
20 | Laufende Echtzeitmessung des Alkoholgehalts im<br />
Destillat sorgt für höchste Qualität <strong>der</strong> Brände<br />
22 | Wo hoch präzise Glasmaßstäbe schwächeln,<br />
punkten <strong>in</strong>duktive Wegsensoren mit Robustheit<br />
4<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014
PRAXIS<br />
24 | Aufgearbeitet statt neu:<br />
Perfektes Nachschleifen vervielfacht<br />
die Lebensdauer von Werkzeugen<br />
HAUPTBEITRÄGE<br />
Produkte,<br />
Systeme<br />
und Service<br />
für die<br />
Prozess<strong>in</strong>dustrie?<br />
Natürlich.<br />
26 | <strong>Konzept</strong> <strong>offener</strong> <strong>Regler</strong>:<br />
<strong>FPGA</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Antriebstechnik</strong><br />
P. ZAHN, I. LAPTEV UND A. VERL<br />
34 | Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Effizienz<br />
automatisch messen – Teil 2<br />
R. DRATH, C. MESSINGER, B. SCHRÖTER, N. LI<br />
UND G. GUTERMUTH<br />
44 | OPC UA für Industrie 4.0<br />
K.-H. DEIRETSBACHER UND W. MAHNKE<br />
HAUPTBEITRAG | NAMUR-HAUPTSITZUNG<br />
52 | Virtuelle Inbetriebnahme<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Prozess<strong>in</strong>dustrie<br />
RUBRIKEN<br />
R. CHAN UND M. KRAUSS<br />
3 | Editorial<br />
58 | Impressum, <strong>Vorschau</strong><br />
Ist Ihre Produktionsanlage auf dem<br />
neuesten Stand? S<strong>in</strong>d alle Korrekturen<br />
im Leitsystem e<strong>in</strong>gespielt? S<strong>in</strong>d alle<br />
Sicherheitslücken geschlossen?<br />
Ist Ihr System gegen Cyber-Angriffe<br />
und Bedrohungen geschützt?<br />
Läuft Ihre Anlage optimal? Ist sie<br />
vollständig und korrekt konfiguriert?<br />
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FORSCHUNG<br />
DFKI Bremen testet Tauchroboter realitätsnah und<br />
witterungsunabhängig <strong>in</strong> großem Salzwasserbecken<br />
3,4 MILLIONEN LITER SALZWASSER fasst das<br />
neue Testbecken für Robotik-Forschung. Bild: DFKI<br />
Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz<br />
(DFKI) hat <strong>in</strong> Bremen se<strong>in</strong>e Maritime Explorationshalle<br />
eröffnet. Kernstück <strong>der</strong> europaweit<br />
e<strong>in</strong>maligen Testanlage für Tauchroboter ist e<strong>in</strong> 3,4 Mio.<br />
Liter fassendes Salzwasserbecken. Hier entwickeln<br />
Wissenschaftler künftig Systeme, die zur Inspektion<br />
von Schiffen und Pipel<strong>in</strong>es, zur Erkundung unbekannter<br />
Gewässer o<strong>der</strong> zur Reparatur von Offshore-<br />
Anlagen wie W<strong>in</strong>dparks e<strong>in</strong>gesetzt werden. E<strong>in</strong> weiteres<br />
Anwendungsfeld ist das Erschließen von Bodenschätzen<br />
und Energiereserven aus <strong>der</strong> Tiefsee.<br />
Das 23 Meter lange, 19 Meter breite und acht Meter<br />
tiefe Salzwasserbecken schafft dafür ideale Forschungs-<br />
bed<strong>in</strong>gungen, denn: „Testläufe s<strong>in</strong>d von <strong>der</strong> Witterung<br />
unabhängig, kontrollier- und beobachtbar und vor allem<br />
realitätsnah“, erläutert Professor Dr. Frank Kirchner,<br />
Standortleiter des DFKI <strong>in</strong> Bremen und Direktor des<br />
Forschungsbereichs Robotics Innovation Center. Zusätzliche<br />
Labore komplettieren die neue Halle. Darunter<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Druckkammer, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Komponenten bei<br />
Wasserdrücken geprüft werden, die bis zu 6000 Meter<br />
Tiefe entsprechen, weitere separate Wasserbass<strong>in</strong>s und<br />
e<strong>in</strong>e virtuelle 3D-Testumgebung.<br />
Mit <strong>der</strong> neuen Anlage erweitert das DFKI <strong>in</strong> Bremen<br />
se<strong>in</strong>e Laborlandschaft, die bereits seit 2010 über e<strong>in</strong>e<br />
Weltraum-Explorationshalle verfügt. Hier werden Roboter<br />
für E<strong>in</strong>sätze im All entwickelt und getestet. Beide<br />
Anwendungsfel<strong>der</strong> haben Geme<strong>in</strong>samkeiten: Sowohl<br />
unter Wasser als auch im Weltraum herrschen harsche<br />
Bed<strong>in</strong>gungen, die spezielle Herausfor<strong>der</strong>ungen an autonom<br />
handelnde Roboter stellen, darunter Schwerelosigkeit,<br />
e<strong>in</strong>geschränkte Kommunikations- und Sichtmöglichkeiten.<br />
Ziel ist es, Erkenntnisse aus <strong>der</strong> Weltraumtechnik,<br />
die bereits seit 2006 <strong>in</strong>tensiv erforscht<br />
wird, <strong>in</strong> maritime Technologien zu übertragen. Rund<br />
3,65 Mio. Euro wurden aus dem Europäischen Fonds für<br />
regionale Entwicklung (EFRE) und aus Mitteln des Landes<br />
Bremen für den Neubau zur Verfügung gestellt. Das<br />
DFKI kof<strong>in</strong>anzierte vier Mio. Euro. <br />
(gz)<br />
DEUTSCHES FORSCHUNGSZENTRUM FÜR<br />
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ GMBH, DFKI,<br />
Trippstadter Straße 122, D-67663 Kaiserslautern,<br />
Tel. +49 (0) 631 20 57 50, Internet: www.dfki.de<br />
Call for <strong>atp</strong> experts: System-of-Systems Automation<br />
IN AUSGABE 56(12) DER ATP EDITION im<br />
Dezember 2014 diskutiert die <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
die Standardisierung von Modulen und<br />
die Komposition von neuen Systemen aus<br />
bestehenden Systemen. Dieser Ansatz<br />
stellt e<strong>in</strong>en Weg dar, um höhere Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Effizienz<br />
und ger<strong>in</strong>gere Kosten<br />
durch Skaleneffekte zu erzielen.<br />
Die Ingenieurkunst bei dieser Aufgabe<br />
liegt nun dar<strong>in</strong>, anstatt jedes Mal aus<br />
dem Vollen zu schnitzen die richtigen<br />
Systeme auszuwählen und diese mit m<strong>in</strong>imalem<br />
Aufwand zu e<strong>in</strong>em Gesamtsystem<br />
zusammenzustellen. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Automobil<strong>in</strong>dustrie, im Schiffbau<br />
und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kraftwerks<strong>in</strong>dustrie wird dieser<br />
Lösungsweg erfolgreich e<strong>in</strong>geschlagen.<br />
In Ausgabe 56(12) wollen wir e<strong>in</strong>en<br />
aktuellen Blick auf wissenschaftliche<br />
Grundlagen werfen und Ihre Lösungsansätze<br />
und praktischen Erfahrungen vorstellen.<br />
Wir bitten Sie, bis zum 8. August zu diesem<br />
Themenschwerpunkt e<strong>in</strong>en gemäß<br />
<strong>der</strong> Autorenrichtl<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
ausgearbeiteten Hauptbeitrag per E-Mail<br />
an urbas@di-verlag.de e<strong>in</strong>zureichen.<br />
Die <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ist die hochwertige Monatspublikation<br />
für Fach- und Führungskräfte<br />
<strong>der</strong> Automatisierungsbranche. In<br />
den Hauptbeiträgen werden die Themen<br />
mit hohem wissenschaftlichem und technischem<br />
Anspruch und vergleichsweise<br />
abstrakt dargestellt. Im Journalteil werden<br />
praxisnahe Erfahrungen von Anwen<strong>der</strong>n<br />
mit neuen Technologien, Prozessen<br />
o<strong>der</strong> Produkten beschrieben. Alle Beiträge<br />
werden von e<strong>in</strong>em Fachgremium begutachtet.<br />
Sollten Sie sich selbst aktiv an<br />
dem Begutachtungsprozess beteiligen<br />
wollen, bitten wir um kurze Rückmeldung.<br />
Für weitere Rückfragen stehen wir<br />
Ihnen selbstverständlich gerne zur Verfügung.<br />
Redaktion <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
Leon Urbas, Aljona Hartstock,<br />
Gerd Scholz<br />
CALL FOR<br />
Aufruf zur Beitragse<strong>in</strong>reichung<br />
Thema: System-of-Systems Automation<br />
Kontakt: urbas@di-verlag.de<br />
Term<strong>in</strong>: 08. August 2014<br />
6<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014
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VERBAND<br />
Westerkamp koord<strong>in</strong>iert VDI-Fachgesellschaften<br />
– GMA bekommt e<strong>in</strong>en neuen Geschäftsführer<br />
Dipl.-Ing. Dieter Westerkamp hat die Leitung<br />
des Bereichs „Technik und Wissenschaft“<br />
im VDI übernommen. Er folgt damit<br />
auf Volker Wanduch, <strong>der</strong> nach 35 Jahren im<br />
DIETER WESTER- VDI altersbed<strong>in</strong>gt ausscheidet. An wen Dieter<br />
Westerkamp se<strong>in</strong>e bisherige Aufgabe als<br />
KAMP: Als VDI-<br />
Bereichsleiter Geschäftsführer <strong>der</strong> VDI/VDE-Gesellschaft<br />
für Wissenschaft Mess- und Automatisierungstechnik (GMA)<br />
und Technik abgibt, war bis Redaktionsschluss dieser<br />
koord<strong>in</strong>iert er nun Ausgabe <strong>der</strong> <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> noch nicht bekannt.<br />
unter an<strong>der</strong>em die Westerkamp ist Ingenieur <strong>der</strong> Elektrotechnik<br />
und wechselte 1998 nach beruf-<br />
zwölf Fachgesellschaften.<br />
Bild: VDI lichen Stationen im Anlagenbau zum VDI.<br />
Hier begann er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und Automatisierungstechnik<br />
(GMA), <strong>der</strong>en Geschäftsführung<br />
er 2002 übernahm. Im weiteren Verlauf wurden<br />
ihm im VDI Tätigkeiten als Abteilungsleiter und als<br />
Stellvertreter des Bereichsleiters „Technik und Wissenschaft“<br />
übertragen.<br />
Zu se<strong>in</strong>en Aufgaben gehört die Koord<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> Aktivitäten<br />
<strong>der</strong> zwölf VDI-Fachgesellschaften mit ihren<br />
großen Netzwerken von etwa 10.000 ehrenamtlich tätigen<br />
Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung.<br />
In rund 600 Fach- und Richtl<strong>in</strong>ienausschüssen<br />
erfolgt für alle Beteiligten e<strong>in</strong> wertvoller Wissens- und<br />
Erfahrungstransfer. E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zigartiges Know-how wird<br />
dort gebündelt. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Gremientätigkeit münden<br />
unter an<strong>der</strong>em jährlich <strong>in</strong> über 230 VDI-Richtl<strong>in</strong>ien,<br />
die den aktuellen Stand <strong>der</strong> Technik wie<strong>der</strong>geben und<br />
e<strong>in</strong>e wichtige Unterstützung und Entscheidungsgrundlage<br />
für die Arbeit von Ingenieuren darstellen. (gz)<br />
VDI – VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,<br />
VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />
Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de<br />
Profibus-Nutzer bestätigen Vorstand und Beirat<br />
Vorstand und Beirat <strong>der</strong> Profibus-Nutzerorganisation<br />
(PNO) bleiben nahezu unverän<strong>der</strong>t. Die Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />
bestätigte die drei Vorstandsmitglie<strong>der</strong> für<br />
weitere drei Jahre <strong>in</strong> ihren Ämtern: den Vorstandsvorsitzenden<br />
Karsten Schnei<strong>der</strong> (Siemens AG) sowie als weitere<br />
Vorstandsmitglie<strong>der</strong> Klaus-Peter L<strong>in</strong>dner (Endress + Hauser<br />
Process Solutions) und Prof. Dr. Frithjof Klasen (Institut<br />
Automation & Industrial IT, AIT) <strong>der</strong> FH Köln.<br />
Wie<strong>der</strong>gewählt wurden ebenfalls die Beiräte Dr. Thomas<br />
Albers (Wago), Christoph Behler (Mitsubishi Electric),<br />
Jürgen George (Pepperl+Fuchs), Uwe Gräff (Festo),<br />
Ernst Jäger (Emerson), Mart<strong>in</strong> Müller (Phoenix Contact)<br />
sowie Gerhard Mutter (Sick). Neu aufgenommen <strong>in</strong> den<br />
Beirat wurde Henk van <strong>der</strong> Bent von Yokogawa.<br />
Der Beirat steuert technische Ausrichtung und Weiterentwicklung<br />
von Profibus, Prof<strong>in</strong>et und IO-L<strong>in</strong>k. Die<br />
Beiräte werden <strong>in</strong> ihrer Arbeit durch die Leiter <strong>der</strong> sechs<br />
Technical Committees <strong>der</strong> PNO unterstützt. (gz)<br />
PROFIBUS-NUTZERORGANISATION,<br />
Haid-und-Neu-Straße 7, D-76131 Karlsruhe,<br />
Tel. +49 (0) 721 965 85 90, Internet: www.profibus.com<br />
8<br />
Der Zusammenschluss von Fieldbus Foundation<br />
und Hart Communication Foundation rückt näher<br />
Der Zusammenschluss <strong>der</strong> Fieldbus Foundation mit<br />
<strong>der</strong> Hart Communication Foundation rückt offenbar<br />
<strong>in</strong> Reichweite. Die Fieldbus Foundation verkündete<br />
jüngst, die Verhandlungen über e<strong>in</strong>e Fusion seien erheblich<br />
vorangekommen.<br />
Beide Organisationen hatten im September e<strong>in</strong> Memorandum<br />
of Un<strong>der</strong>stand<strong>in</strong>g unterzeichnet. Seither haben<br />
Teams bei<strong>der</strong> Seiten die Aspekte des möglichen Zusammenschlusses<br />
diskutiert. Untersucht werden dabei mögliche<br />
Vorteile für Endnutzer, Zulieferer und die beiden<br />
Organisationen selbst, mögliche Strukturen e<strong>in</strong>er fusionierten<br />
Organisation sowie die f<strong>in</strong>anziellen und rechtlichen<br />
Aspekte. Erste Ergebnisse ließen den Zusammenschluss<br />
als s<strong>in</strong>nvoll ersche<strong>in</strong>en.<br />
Wenn die Arbeitsgruppen ihre Untersuchungen beendet<br />
haben, sollen sie den Vorständen bei<strong>der</strong> Organisati-<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014<br />
onen e<strong>in</strong>en Ergebnisbericht und Empfehlungen vorlegen.<br />
Fieldbus- und Hart-Vorstände entscheiden dann<br />
separat über die Fortführung <strong>der</strong> Fusionsbemühungen.<br />
Fieldbus Foundation und Hart Communication Foundation<br />
kennen sich schon lange aufgrund <strong>in</strong>tensiver<br />
Zusammenarbeit. Beispielsweise kooperierten beide bei<br />
Entwicklung geme<strong>in</strong>samer <strong>in</strong>ternationaler Standards<br />
wie <strong>der</strong> Electronic Device Description Language (EDDL)<br />
und zuletzt bei <strong>der</strong> Spezifikation für die Field Device<br />
Integration (FDI).<br />
(gz)<br />
FIELDBUS FOUNDATION,<br />
9005 Mounta<strong>in</strong> Ridge Drive, Bowie Bldg – Suite 200,<br />
Aust<strong>in</strong>, TX 78759-5316, USA,<br />
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Die Qualität <strong>der</strong> wissenschaftlichen Hauptbeiträge<br />
sichert e<strong>in</strong> strenges Peer-Review-Verfahren. Bezug<br />
zur automatisierungstechnischen Praxis nehmen außerdem<br />
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97091 Würzburg<br />
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9161, 97091 Würzburg.<br />
✘<br />
Ort, Datum, Unterschrift<br />
PAATPE2014<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege <strong>der</strong> laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anfor<strong>der</strong>ung erkläre ich mich damit e<strong>in</strong>verstanden,<br />
dass ich vom DIV Deutscher Industrieverlag o<strong>der</strong> vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über <strong>in</strong>teressante, fachspezifische Medien und Informationsangebote <strong>in</strong>formiert und beworben werde.<br />
Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft je<strong>der</strong>zeit wi<strong>der</strong>rufen.
BRANCHE<br />
Sensorik und Messtechnik optimistisch: 2014 soll<br />
erneut e<strong>in</strong> Plus von sieben Prozent erzielt werden<br />
Die Unternehmen <strong>der</strong> Sensorik und Messtechnik gehen<br />
mit breiter Brust <strong>in</strong> die Messe Sensor + Test Anfang<br />
Juni <strong>in</strong> Nürnberg. Die Branche hat <strong>in</strong> den vergangenen<br />
knapp zehn Jahren e<strong>in</strong> enormes Wachstum erlebt<br />
– und rechnet für 2014 mit e<strong>in</strong>er Fortsetzung des positiven<br />
Trends. Trotz des E<strong>in</strong>bruchs von 2009 ergibt sich<br />
im Mittel seit 2005 e<strong>in</strong> jährliches Plus von 6,3 Prozent.<br />
„Die Geschäftserwartungen unserer Mitglie<strong>der</strong> stehen<br />
auf Wachstum“, fasst Thomas Simmons, Geschäftsführer<br />
des AMA Verband für Sensorik und Messtechnik,<br />
die aktuelle Branchenauswertung zusammen. „E<strong>in</strong>e<br />
‚Industrie 4.0‘ ist ohne <strong>in</strong>telligente Sensoren und Mess-<br />
Umsatz Sensorik und Messtechnik<br />
Jahreswerte, Vergleich mit 2005 (Index 100%)<br />
180%<br />
160%<br />
140%<br />
120%<br />
100%<br />
2008<br />
2009<br />
zum Vergleich:<br />
+6,3% pro Jahr<br />
2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014<br />
DER GIPFELSTURM<br />
GEHT WEITER:<br />
Die Branche hat den<br />
E<strong>in</strong>bruch von 2009<br />
komplett wettgemacht.<br />
Quelle: AMA Verband für<br />
Sensorik und Messtechnik<br />
technik nicht umsetzbar, nicht zuletzt deshalb blickt<br />
unsere Branche zuversichtlich auf das laufende Geschäftsjahr.“<br />
Aus e<strong>in</strong>er Umfrage des AMA unter se<strong>in</strong>en Mitglie<strong>der</strong>n<br />
ergibt sich, dass <strong>der</strong> Branchenumsatz 2013 um drei Prozent<br />
zulegte. Für das laufende Jahr erwarten die AMA-<br />
Mitglie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> weiteres, deutliches Umsatzwachstum<br />
von sieben Prozent.<br />
Sehr hoch liegt die Quote <strong>der</strong> Forschungs- und Entwicklungsausgaben<br />
bei den Unternehmen <strong>der</strong> Sensorik<br />
und Messtechnik. Die überwiegend mittelständischen<br />
Unternehmen <strong>in</strong>vestieren zehn Prozent des Umsatzes <strong>in</strong><br />
Forschung und Entwicklung. Die Exportquote <strong>der</strong> AMA<br />
Mitglie<strong>der</strong> stabilisierte sich 2013 mit 40 Prozent auf Vorjahresniveau.<br />
Exporte <strong>in</strong>s europäische Ausland stiegen<br />
wie<strong>der</strong> um drei Prozentpunkte auf 25 Prozent an. Die<br />
Exportquote <strong>in</strong>s nicht europäische Ausland sank um<br />
zwei Prozentpunkte auf 17 Prozent.<br />
Die Branche <strong>in</strong>vestiert und steigerte die Investitionen<br />
im letzten Jahr um weitere drei Prozent, für das Geschäftsjahr<br />
2014 rechnen AMA-Mitglie<strong>der</strong> mit e<strong>in</strong>em<br />
Investitionsanstieg von acht Prozent. Auch die Zahl <strong>der</strong><br />
Mitarbeiter dürfte weiter zunehmen. <br />
(gz)<br />
AMA FACHVERBAND FÜR SENSORIK E.V.,<br />
Sophie-Charlotten-Str. 15,<br />
D-14059 Berl<strong>in</strong>,<br />
Tel. +49 (0) 30 221 90 36 20,<br />
Internet: www.ama-sensorik.de<br />
10<br />
Elektrische Automation erhofft leichtes Plus –<br />
Prozessautomatisierer wachsen gegen den Trend<br />
Die deutsche Automatisierungs<strong>in</strong>dustrie geht von e<strong>in</strong>er<br />
Rückkehr zu leichtem Wachstum im laufenden<br />
Jahr aus, nachdem man 2013 e<strong>in</strong>e Stagnation erlebte. Die<br />
Teilbranche Prozessautomatisierung allerd<strong>in</strong>gs konnte<br />
im vorigen Jahr mit e<strong>in</strong>em Plus von 2,8 Prozent besser<br />
abschneiden. Daniel Huber, im Vorstand des ZVEI-Fachverbands<br />
Automation für diese Technologie zuständig,<br />
berichtet: „Nach dem starken Wachstum <strong>in</strong> den USA<br />
durch die Frack<strong>in</strong>g-Technologie <strong>in</strong> den zurückliegenden<br />
Jahren, betrug <strong>der</strong> Umsatz-Zuwachs 2013 dort nur noch<br />
0,5 Prozent. Nur das Geschäft mit Ch<strong>in</strong>a konnte 3,7 Prozent<br />
Wachstum generieren.“<br />
„Die gesamte Elektro<strong>in</strong>dustrie erwartet 2014 etwa<br />
zwei Prozent Wachstum. Von <strong>der</strong> Automation glauben<br />
wir, dass sie noch e<strong>in</strong>e Schippe drauflegen kann“, gab<br />
sich Dr.-Ing. Gunther Kegel, Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> des<br />
ZVEI-Fachverbands Automation, vorsichtig optimistisch.<br />
Der Umsatz mit elektrischer Automatisierungstechnik<br />
ist im gesamten Jahr 2013 um 0,3 Prozent auf<br />
47,5 Milliarden Euro zurückgegangen.<br />
Der Export konnte 2013 um 2,2 Prozent auf 33,1 Milliarden<br />
Euro zulegen nach plus 3,8 Prozent im Jahr zuvor.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014<br />
Die Exportquote <strong>der</strong> deutschen Automatisierungs<strong>in</strong>dustrie<br />
liegt damit weiterh<strong>in</strong> über 80 Prozent. „Die stärksten<br />
Exportmärkte waren Ch<strong>in</strong>a mit 13 Prozent und die USA<br />
mit elf Prozent Anteil. Beide kamen auf e<strong>in</strong> Wachstum<br />
von jeweils sechs Prozent“, so Kegel.<br />
Die Importe von elektrischer Automatisierungstechnik<br />
s<strong>in</strong>d um 3,8 Prozent auf 17,7 Milliarden Euro gewachsen.<br />
Das Wachstum <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fuhren aus Ch<strong>in</strong>a betrug<br />
8,4 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Der überwiegende<br />
Teil davon s<strong>in</strong>d laut ZVEI ‚Inter-Company-Importe‘ deutscher<br />
Unternehmen. Risiken für die Automatisierungskonjunktur<br />
sieht Kegel im Konflikt um die Ukra<strong>in</strong>e.<br />
Bereits jetzt verschöben o<strong>der</strong> stornierten russische Unternehmen<br />
Investitionen. 2013 exportierte die Automationsbranche<br />
Produkte für e<strong>in</strong>e Milliarde Euro nach<br />
Russland und <strong>der</strong> Bestand an Direkt<strong>in</strong>vestitionen liegt<br />
bei 1,2 Milliarden Euro.<br />
(gz)<br />
ZVEI – ZENTRALVERBAND ELEKTROTECHNIK- UND<br />
ELEKTRONIKINDUSTRIE E.V.,<br />
Lyoner Straße 9, D-60528 Frankfurt am Ma<strong>in</strong>,<br />
Tel. +49 (0) 69 630 20, Internet: www.zvei.org
Leitplanken für Industrie 4.0: Verbände wollen<br />
das Internet <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge geordnet aufs Gleis setzen<br />
Das Zukunftsthema Industrie 4.0 wollen mehrere Verbände<br />
nicht dem Zufall überlassen, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> erfolgversprechende<br />
Bahnen lenken. Um die Diskussion voranzubr<strong>in</strong>gen,<br />
hat etwa <strong>der</strong> VDI kürzlich drei Statusberichte<br />
zu Wertschöpfungsketten, Komponenten und Referenzmodellen<br />
zum Thema Industrie 4.0 <strong>in</strong> Deutschland<br />
veröffentlicht. Die VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und<br />
Automatisierungstechnik (GMA) hebt <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />
hervor, damit Industrie 4.0 Realität werde,<br />
müssten die richtigen Voraussetzungen geschaffen werden.<br />
Es seien globale Standards notwendig. Den weltweiten<br />
Wettlauf werde jenes Land gew<strong>in</strong>nen, das die beste<br />
Strategie sowie nutz- und gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gende Ideen für<br />
Geschäftsmodelle präsentiere. Ob Deutschland <strong>in</strong> Zukunft<br />
die Nase vorn haben werde, sei e<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong><br />
schnellen Umsetzung, <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen Überw<strong>in</strong>dung<br />
von Herausfor<strong>der</strong>ungen wie Standardisierung, sichere<br />
IT-Strukturen sowie geeignete Bus<strong>in</strong>essmodelle. Unter<br />
www.vdi.de/<strong>in</strong>dustrie40 stehen die Reporte zur E<strong>in</strong>sicht<br />
bereit. Die Statusberichte „Industrie 4.0 – IT Security“<br />
und „Industrie 4.0 – Leitsystem“ sollen noch 2014 folgen.<br />
Die Experten <strong>der</strong> DKE arbeiteten beim Industrial Automation<br />
Forum <strong>der</strong> International Electronic Commission<br />
(IEC) mit Kollegen aus <strong>der</strong> ganzen Welt an grundlegenden<br />
Standards für das <strong>in</strong>dustrielle Internet <strong>der</strong><br />
D<strong>in</strong>ge. Entscheidend für die Realisierung von Industrie<br />
4.0, so betont man bei <strong>der</strong> DKE, werde die Fähigkeit etwa<br />
von Produkten o<strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>en se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er vernetzten<br />
Umgebung Informationen über sich zu liefern. Hierfür<br />
sei es notwendig, dass für alle E<strong>in</strong>heiten des Produktionsprozesses<br />
Merkmale h<strong>in</strong>terlegt s<strong>in</strong>d, die sie e<strong>in</strong>deutig<br />
identifizieren. Die Experten arbeiteten daher weiter an<br />
<strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Normenreihe IEC 61987, die im H<strong>in</strong>blick<br />
auf die Semantik die nötigen Festlegungen liefert.<br />
Ebenfalls diskutiert wurde die <strong>in</strong>ternationale Norm<br />
IEC 62541 zum Software-Schnittstellen-Standard OPC<br />
UA (Unified Architecture) als Middleware-Lösung <strong>der</strong><br />
Industrieautomation. Sie ermöglicht die Kommunikation<br />
zwischen Programmen und Geräten und normt hier-<br />
für Dienste die sich für Industrie 4.0 sehr gut eignen.<br />
Zudem g<strong>in</strong>gen die Experten das Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>klaffen <strong>der</strong><br />
Lebenszyklen von Software und Anlagen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Industrie-4.0-Umgebung<br />
an. Mit <strong>der</strong> künftigen IEC 62890 zum<br />
Life-Cycle-Management wollen sie die Grundlage für<br />
vertragliche Vere<strong>in</strong>barungen liefern, mit denen sich Anlagenbetreiber<br />
üblicherweise vor Nachrüstungen o<strong>der</strong><br />
Re-Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Maßnahmen <strong>in</strong> Masch<strong>in</strong>en und Anlagen,<br />
die alle<strong>in</strong> aufgrund e<strong>in</strong>es Softwarewechsels notwendig<br />
werden, schützen wollen.<br />
Zudem haben DKE und ETSI (European Telecommunications<br />
Standards Institute) e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit im<br />
Bereich Industrie 4.0 beschlossen. Im Rahmen <strong>der</strong> Kooperation<br />
könnte ETSI Spezifikationen im Bereich <strong>der</strong><br />
Kommunikation beistellen, die etwa IEC-Komitees über<br />
e<strong>in</strong>e noch festzulegende Schnittstelle nutzen. ETSI will<br />
bis zum Sommer kommunikationsbezogene Spezifikationen<br />
für die Weiterentwicklung <strong>der</strong> deutschen Normungroadmap<br />
über Industrie 4.0 identifizieren. (gz)<br />
DKE: www.dke.de<br />
GMA: www.vdi.de; www.vdi.de/<strong>in</strong>dustrie40<br />
IEC: www.iec.ch<br />
DIE VORTEILE VON<br />
INDUSTRIE 4.0<br />
werden sich nur<br />
umfassend nutzen<br />
lassen, wenn dafür<br />
die Voraussetzungen<br />
wie etwa akzeptierte<br />
Normen geschaffen<br />
werden.<br />
Bild: Thomas Ernst<strong>in</strong>g/LAIF<br />
VDI/VDE-Richtl<strong>in</strong>ienentwurf: Praxistipps für die<br />
Nutzung berührungsloser Temperaturmesstechnik<br />
Wenn Temperaturen berührungslos zur Prozesskontrolle<br />
o<strong>der</strong> -regelung gemessen werden müssen,<br />
kommen Strahlungsthermometer zum E<strong>in</strong>satz.<br />
Im Richtl<strong>in</strong>ienentwurf VDI/VDE 3511 Blatt 4.5 gibt <strong>der</strong><br />
Fachausschuss 2.51 Angewandte Strahlungsthermometrie<br />
<strong>der</strong> VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und Automatisierungstechnik<br />
(GMA) nun Anleitungen für die Praxis.<br />
Unter dem Titel „Technische Temperaturmessung;<br />
Strahlungsthermometrie; Praktische Anwendung von<br />
Strahlungsthermometern“ wird etwa beschrieben, wie<br />
Medien zwischen dem Messobjekt und Thermometer,<br />
die Messfeldgröße und die E<strong>in</strong>stellzeit des Thermome-<br />
ters die Messgenauigkeit bee<strong>in</strong>flussen. Es werden auch<br />
H<strong>in</strong>weise zur Auswahl des geeigneten Wellenlängenbereichs<br />
für die Messung gegeben. Nach <strong>der</strong> sechsmonatigen<br />
E<strong>in</strong>spruchsfrist und <strong>der</strong> Behandlung etwaiger<br />
E<strong>in</strong>sprüche, die die gesamte <strong>in</strong>teressierte Öffentlichkeit<br />
erheben kann, wird die Richtl<strong>in</strong>ie als zweisprachige<br />
Fassung <strong>in</strong> Deutsch und Englisch veröffentlicht. (gz)<br />
VDI/VDE-GESELLSCHAFT MESS- UND<br />
AUTOMATISIERUNGSTECHNIK (GMA),<br />
VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />
Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014<br />
11
PRAXIS | SENSORTECHNIK<br />
Embedded-Messsysteme für Oberflächen und<br />
Fluide: Farbsensoren bieten viele Möglichkeiten<br />
Methode muss passend zu den Eigenschaften <strong>der</strong> zu untersuchenden Substanz gewählt werden<br />
Bei <strong>der</strong> Entwicklung von Embedded-Farbmesssystemen<br />
ist es wichtig zu wissen, welche Messgenauigkeit<br />
und Systemelektronik benötigt wird. Soll es e<strong>in</strong><br />
Handheld-Gerät o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Inl<strong>in</strong>e-System se<strong>in</strong>? Dieser<br />
Beitrag zeigt, wie fluid- o<strong>der</strong> farbstoffbasierte Anwendungen<br />
von <strong>in</strong>telligenten Messsystemen und -aufbauten<br />
profitieren können.<br />
Bei <strong>der</strong> Farbmessung ist es je nach Anwendung wichtig<br />
zu wissen, wie genaue Messwerte ohne Drifteffekte<br />
erzielt werden können. Farbmessung und Farbwahrnehmung<br />
beruhen auf drei Variablen: Objekt, Licht,<br />
Beobachter.<br />
‚Weißes Licht‘ wird oft als farblos wahrgenommen,<br />
aber <strong>in</strong> Wirklichkeit be<strong>in</strong>haltet es alle Farben des sichtbaren<br />
Spektrums. Wenn weißes Licht e<strong>in</strong> Objekt erreicht,<br />
wird nur e<strong>in</strong>e ausgewählte Menge an Farbe blockiert<br />
beziehungsweise reflektiert. Was bleibt, ist die<br />
Farbe, die wahrgenommen wird.<br />
Wenn e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> mehrere Variablen sich än<strong>der</strong>n,<br />
kann Farbe an<strong>der</strong>s wahrgenommen werden. Diese Variablen<br />
können bei e<strong>in</strong>em Projekt hilfreich se<strong>in</strong> o<strong>der</strong><br />
e<strong>in</strong> technologisches H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis darstellen. Deshalb ist<br />
es wichtig, den gesamten Messaufbau zu bewerten,<br />
bevor e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>er technologischer Ansatz ausgewählt<br />
wird.<br />
Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Variablen können beabsichtigt se<strong>in</strong>,<br />
um die Werte für die statistische Auswertung verwenden<br />
zu können (siehe Regressionsanalyse). Diese Methode<br />
schätzt die Beziehungswerte zwischen den Variablen<br />
e<strong>in</strong> und ermöglicht Rückschlüsse, die auf Unterschieden<br />
<strong>in</strong> Farbe und Spektrum basieren. Selbst bei<br />
sche<strong>in</strong>bar farblosen Objekten o<strong>der</strong> Flüssigkeiten lassen<br />
sich <strong>der</strong>en spezifische Eigenschaften über das hyperspektrale<br />
Verfahren analysieren.<br />
So kann <strong>der</strong> Ausgabewert <strong>der</strong> jeweiligen Applikation<br />
stark abweichen, wenn sich beispielsweise <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fallsw<strong>in</strong>kel<br />
verschiebt o<strong>der</strong> die Verwendung des Beobachters<br />
(Detektors) verän<strong>der</strong>t wird.<br />
Im Folgenden werden Anwendungsbeispiele zur Qualitätskontrolle<br />
sowie <strong>der</strong> Automatisierungs-, Lebensmittel-<br />
und Verarbeitungs<strong>in</strong>dustrie genauer betrachtet.<br />
Was mit True-Color-Sensoren (XYZ-Sensoren mit<br />
Normspektralwertfunktion) o<strong>der</strong> Multi-Spektral-Sensoren<br />
(Quasi-Spektrale-Sensoren) möglich ist, wird<br />
anhand von Messwerten und Genauigkeiten gezeigt.<br />
GLUKOSE, PH UND CHEMIKALIEN<br />
Die häufigsten Messungen <strong>in</strong> Bio-Analytik, Qualitätsmanagement,<br />
Lebensmittelverarbeitung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen<br />
Industrie s<strong>in</strong>d Glukose- o<strong>der</strong> pH-basiert.<br />
Das Pyranoseoxidase-Verfahren wird für Glukosemessungen<br />
mit Farbsensoren genutzt. Für diesen auf<br />
Transmission basierenden Testaufbau wurden Glukosemessungen<br />
über <strong>in</strong>direkte Bestimmung durchgeführt.<br />
Dabei wurde ABTS als Redox-Indikator für den<br />
sichtbaren Spektralbereich verwendet. Der Anteil des<br />
e<strong>in</strong>fallenden Lichts bei e<strong>in</strong>er bestimmten Wellenlänge<br />
ließ sich so messen.<br />
E<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> untersuchten Substanzen waren farblos<br />
und wurden zum Beispiel via Fluoreszenz-Verfahren<br />
gemessen. Farblose Chemikalien reagieren bei diesem<br />
Verfahren unterschiedlich bei bestimmten Wellenlängen<br />
und lassen sich somit analysieren. Als Indikator<br />
wurde ABTS verwendet. Er bewirkt, dass die gemessenen<br />
Substanzen zu e<strong>in</strong>em grünen Farbbereich<br />
reagieren.<br />
Mit dem Testaufbau wurden außerdem Glukose-Messungen<br />
von Softdr<strong>in</strong>ks vorgenommen. Der Glukose-<br />
Anteil bei Cola und Sprite beträgt etwa 95+ mg/l, bei<br />
Eistee 50+ mg/l und fast 40 mg/l bei Fruko, e<strong>in</strong>em regionalen<br />
Erfrischungsgetränk aus <strong>der</strong> Türkei.<br />
Mit Handheld-Geräten können Proben unterwegs<br />
analysiert werden. Um e<strong>in</strong>e Messung e<strong>in</strong>zuleiten, wird<br />
e<strong>in</strong>e Zero-Messung <strong>der</strong> Probe durchgeführt. Es wird <strong>der</strong><br />
entsprechende Indikator zugegeben, e<strong>in</strong>e zweite Messung<br />
ermöglicht e<strong>in</strong>e genaue Bestimmung <strong>der</strong> Probenzusammensetzung.<br />
Mit dieser Methode lassen sich nicht nur Glukoseo<strong>der</strong><br />
pH-Werte ermitteln, son<strong>der</strong>n auch an<strong>der</strong>e chemische<br />
Zusammensetzungen <strong>in</strong> den Proben. Zum Beispiel<br />
Chlor, Kupfer, Nitrit o<strong>der</strong> Phosphat.<br />
Bei <strong>der</strong> pH-Wertermittlung mittels Absorptionsmessung<br />
wurden Genauigkeitswerte im Bereich von 0,1<br />
erzielt. Wenn das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Absorptionsmessung<br />
nicht genau genug ist, können die Ergebnisse mit Hilfe<br />
von Fluoreszenz-Messungen verbessert werden. Im<br />
Testaufbau gelang es, Rodam<strong>in</strong> 6G und Cumar<strong>in</strong> 1 mit<br />
e<strong>in</strong>er Genauigkeit von 10-6 mol/l zu messen. Bei e<strong>in</strong>er<br />
Schichtdicke von 200 µm Toluid<strong>in</strong>blau konnte e<strong>in</strong>e<br />
Konzentration von 10 µmol detektiert werden.<br />
SPRIT UND MINERALÖLE<br />
Kraftstoffe und Erdölerzeugnisse s<strong>in</strong>d meist strengen<br />
Regulierungen <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Industrie unterzogen.<br />
Die Farbe des Kraftstoffs o<strong>der</strong> Petroleums ist e<strong>in</strong><br />
Indikator für verschiedene Elemente, beispielsweise<br />
Steuerklassen o<strong>der</strong> Nutzungsdomänen.<br />
Die ASTM D1500, Pt-Co- o<strong>der</strong> Gardner-Farb skalen<br />
beschreiben Farbunterschiede von gelb-weißlich bis<br />
dunkel-orange-braun.<br />
Die Norm ASTM D 6045 beschreibt das Normspektral-Wertmessverfahren<br />
von Saybolt und ASTM Farben.<br />
Die Farbpalette ähnelt jener im Bild rechts (Erdöl-Farbtafel).<br />
Die Saybolt-Farbskala wird zur E<strong>in</strong>stufung<br />
von hellen Erdölprodukten, e<strong>in</strong>schließlich Flugkraftstoffen,<br />
Keros<strong>in</strong> sowie Naphtha, Weißölen o<strong>der</strong><br />
Kohlenwasserstoffen verwendet. Die ASTM-Farbskala<br />
wird h<strong>in</strong>gegen für dunklere farbige Erdölprodukte<br />
e<strong>in</strong>gesetzt. Es ist e<strong>in</strong>e komplexe Aufgabe, den Unterschied<br />
zwischen e<strong>in</strong>zelnen Saybolt-Proben zu messen,<br />
da die Farbunterschiede mit dem menschlichen<br />
Auge oft kaum sichtbar s<strong>in</strong>d.<br />
12<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014
MnO 4<br />
0,55mg/l 11<br />
pH<br />
11,5<br />
NH 4<br />
0,05mg/l<br />
MITTELS FARBMESSUNG<br />
lassen sich selbst<br />
sche<strong>in</strong>bar farblose<br />
Substanzen bestimmen.<br />
QUASISPEKTRUM<br />
VON RODAMIN 6G<br />
(absorptions- und<br />
emmissionsbasierend).<br />
Bil<strong>der</strong>: Mazet<br />
SOFTDRINK-GLUKOSEMESSUNGEN<br />
via Farbsensoren.<br />
BEISPIELHAFTE<br />
DARSTELLUNG<br />
e<strong>in</strong>er üblichen<br />
Erdöl-Farbtafel.<br />
NORMSPEKTRALWERTANALYSE von Saybolt-Proben.<br />
Bei e<strong>in</strong>em spezifischen Testaufbau s<strong>in</strong>d die Sensoren<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, selbst fe<strong>in</strong>e Farbunterschiede zu erkennen.<br />
Um jedoch die besten Ergebnisse <strong>in</strong> Flüssigkeitsmessungen<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en auf Flüssigkeit basierenden Anwendungen<br />
zu erreichen, sollten die mathematischen<br />
Algorithmen h<strong>in</strong>ter dem Detektionsprozess optimiert<br />
werden. So können spektrale Informationen mit hoher<br />
Genauigkeit erfasst werden.<br />
Dabei können Simulationen von komplexen Nachweismethoden<br />
helfen. Der Algorithmus <strong>der</strong> Partikelschwarm-Optimierung<br />
betrachtet zum Beispiel die<br />
bekannten Eigenschaften <strong>der</strong> verwendeten Farbsen-<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014<br />
13
PRAXIS | SENSORTECHNIK<br />
soren. Mithilfe solcher Optimierungsverfahren lassen<br />
sich Unterschiede zwischen sche<strong>in</strong>bar gleichfarbigen<br />
Flüssigkeiten detektieren.<br />
Die folgenden Messungen zeigen die Farbkoord<strong>in</strong>aten<br />
von mehreren gemessenen Flüssigkeitsproben im Saybolt-Bereich<br />
<strong>in</strong>nerhalb des CIE-Farbraums. Die Bereichswerte<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Norm festgelegt und zeigen, wie<br />
genau e<strong>in</strong> Farberkennungssystem se<strong>in</strong> muss, um die<br />
gegebene Norm zu erfüllen.<br />
DRUCKINDUSTRIE<br />
Die Druck<strong>in</strong>dustrie hat hohe Ansprüche an Farben und<br />
<strong>der</strong>en Reproduzierbarkeit. Was passiert, wenn die Corporate-Farben<br />
sich während e<strong>in</strong>er Inl<strong>in</strong>e-Produktion<br />
än<strong>der</strong>n? Wird die Produktion <strong>in</strong> dieser Zeit angehalten<br />
werden? Kostet je<strong>der</strong> Druckfehler zusätzlich Geld?<br />
Ziel war es, e<strong>in</strong>en Testaufbau zu entwerfen, <strong>der</strong><br />
absolute Farbwerte für Druckfarben liefert. Die gemessenen<br />
Werte wurden mit den Referenzwerten<br />
e<strong>in</strong>es Spektrometers verglichen, um die erfor<strong>der</strong>liche<br />
Zielgenauigkeit bewerten zu können. E<strong>in</strong> Vorteil von<br />
Multi-Spektral-Sensoren ist die höhere Genauigkeit<br />
und die Möglichkeit, spektrale Näherungsverfahren<br />
verwenden zu können. Wenn die Druckfarben bekannt<br />
s<strong>in</strong>d, können Ergebnisse durch Kalibrierung<br />
<strong>der</strong> spezifischen Farben verbessert werden. E<strong>in</strong>e absolute<br />
Genauigkeit von ∆E00
CYAN-DRUCKFARB-BEISPIEL nach<br />
Optimierung bei e<strong>in</strong>em Wert von ∆E00 = 0,25.<br />
BEISPIELHAFTE PROBENMESSREIHE<br />
im CIE1931-Farbraum.<br />
schiedliche Anwendungsbereiche zu entwickeln. Die<br />
kompakte Baugröße ermöglicht den E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> mobilen<br />
Geräten o<strong>der</strong> engen Umgebungen. Es ist notwendig zu<br />
wissen, welche Art von Detektor im Testaufbau e<strong>in</strong>gesetzt<br />
wird und wie die Messungen durchgeführt werden<br />
sollen.<br />
Die Wahl <strong>der</strong> richtigen Messmethode (Emission, Remission,<br />
Transmission) ist für e<strong>in</strong>e genaue Bewertung<br />
von verschiedenen Substanzen o<strong>der</strong> Elementen sehr<br />
wichtig. Zum Beispiel reagieren Flüssigkeiten an<strong>der</strong>s<br />
als feste Objekte, Reflexion o<strong>der</strong> Fluoreszenz erfor<strong>der</strong>n<br />
e<strong>in</strong>en verän<strong>der</strong>ten Messaufbau.<br />
Die Messungen bestätigen, dass die Farbwahrnehmung<br />
nicht mit üblichen physikalischen Größen wie<br />
Spannung, Druck o<strong>der</strong> Dichte verglichen werden kann.<br />
Da die Hauptvariablen <strong>der</strong> Farberkennung sich applikativ<br />
stark unterscheiden (Objekt, Licht und Beobachter),<br />
sollten Farbmessaufgaben auf die jeweilige Anwendung<br />
optimiert und kalibriert werden. Def<strong>in</strong>ierte Referenzo<strong>der</strong><br />
Zielwerte müssen gesetzt werden, um das spezifische<br />
∆E00 von Farbkoord<strong>in</strong>aten <strong>in</strong> bestimmten Farbräumen<br />
zu vergleichen.<br />
Bei allen Messungen konnte die Genauigkeit <strong>der</strong> Werte<br />
durch E<strong>in</strong>satz von <strong>in</strong>telligenten Optimierungsprozessen<br />
und Algorithmen gesteigert werden.<br />
AUTOREN<br />
M.A. KEVIN<br />
JENSEN ist<br />
zuständig für<br />
International<br />
Sales &<br />
Market<strong>in</strong>g bei<br />
Mazet <strong>in</strong> Jena.<br />
Dipl.-Inf. (FH)<br />
MICHAEL<br />
GÖPFERT ist<br />
Application<br />
Eng<strong>in</strong>eer bei<br />
Mazet <strong>in</strong> Jena.<br />
B. Eng.<br />
PAUL-GERALD<br />
DITTRICH ist<br />
Netzwerkmanager<br />
bei<br />
SpectroNet <strong>in</strong><br />
Jena.<br />
Mazet GmbH,<br />
Göschwitzer Straße 32, D-07745 Jena,<br />
Tel. +49 (0) 3641 28 09 47, E-Mail: kev<strong>in</strong>.jensen@mazet.de<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014<br />
15
PRAXIS | SENSORTECHNIK<br />
Intelligent und effizient: Temperaturmessung mit<br />
Grenzwertschaltern schützt Mensch und Anlage<br />
Überwachung elektrischer Masch<strong>in</strong>en mit Interfacemodulen als Alternative zu Prozessleitsystemen<br />
MODULE DES K-SYSTEMS werden auf<br />
dem Power Rail montiert – redundante<br />
Versorgung und Sammelfehlermeldung<br />
<strong>in</strong>klusive.<br />
Bil<strong>der</strong>: Pepperl+Fuchs<br />
z. B.<br />
PT100<br />
*-GUT-*<br />
DAS INTERFACEMODUL<br />
überwacht die Temperatur<br />
mit e<strong>in</strong>er Dreileitermessung<br />
und schaltet<br />
beim Überschreiten<br />
e<strong>in</strong>es Grenzwertes e<strong>in</strong><br />
Relais am Ausgang.<br />
Elektrische Masch<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d aus <strong>der</strong> Automatisierungstechnik<br />
nicht wegzudenken. Vor allem als<br />
Antriebe beispielsweise für För<strong>der</strong>schnecken und -bän<strong>der</strong><br />
sowie für Pumpen erfüllen sie elementare Funktionen.<br />
Ausfall, Überlastung o<strong>der</strong> Fehlfunktion von elektrischen<br />
Masch<strong>in</strong>en können <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prozess<strong>in</strong>dustrie<br />
weitreichende Auswirkungen haben. Daher s<strong>in</strong>d Überwachungskonzepte<br />
erfor<strong>der</strong>lich, die sicherheitsrelevante<br />
Störungen erkennen und Masch<strong>in</strong>en abschalten<br />
können. Diese Aufgabe müssen nicht zw<strong>in</strong>gend Prozessleitsysteme<br />
o<strong>der</strong> SPSen übernehmen. E<strong>in</strong>e wirtschaftliche<br />
Lösung lässt sich auch durch den E<strong>in</strong>satz<br />
von Trennbauste<strong>in</strong>en mit Grenzwertrelais realisieren.<br />
FEHLFUNKTIONEN STELLEN GEFAHREN<br />
FÜR MENSCH UND ANLAGE DAR<br />
Die Auswirkungen <strong>der</strong> Fehlfunktionen elektrischer<br />
Masch<strong>in</strong>en können beachtlich se<strong>in</strong>. Die falsche Drehrichtung<br />
e<strong>in</strong>er Welle aufgrund e<strong>in</strong>er umgekehrten Phasenfolge<br />
am Motor führt dazu, dass Transportgut auf<br />
Bän<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Schnecken <strong>in</strong> die falsche Richtung beför<strong>der</strong>t<br />
wird. E<strong>in</strong>e zu hohe Drehzahl kann zu mechanischen<br />
Schäden <strong>der</strong> Wellenlager führen. Werden Synchronmasch<strong>in</strong>en<br />
beispielsweise bei Inselnetzen zu<br />
stark belastet, droht die Gefahr e<strong>in</strong>es Stillstandes. Die<br />
Überhitzung von Komponenten aufgrund mechanischer<br />
o<strong>der</strong> elektrischer Wärmeentwicklung kann zu<br />
Schäden an den Geräten selbst führen, aber auch zu<br />
e<strong>in</strong>er Gefahr für Personal und Anlage werden.<br />
ÜBERWACHUNGSZIELE AM BEISPIEL<br />
DER TEMPERATURMESSUNG<br />
Daher muss es das Ziel e<strong>in</strong>es Überwachungskonzeptes<br />
se<strong>in</strong>, sicherheitsrelevante Parameter zuverlässig zu kontrollieren<br />
und im Störfall das betreffende Gerät abzuschalten.<br />
So können Gefahren für Mensch und Natur,<br />
Beschädigungen <strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>e sowie e<strong>in</strong> Anlagenstillstand<br />
verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden.<br />
Bei Temperaturmessungen an elektrischen Masch<strong>in</strong>en<br />
s<strong>in</strong>d vor allem die Messwerte von Stator, Lagern<br />
und Oberflächen relevant. Sie spiegeln beispielsweise<br />
Anomalien bei Erregerströmen, Schmiermitteldruck<br />
o<strong>der</strong> Kühlung wi<strong>der</strong>. Ist die elektrische Masch<strong>in</strong>e als<br />
Antrieb e<strong>in</strong>er Pumpe e<strong>in</strong>gesetzt, kann auch die Überwachung<br />
<strong>der</strong> Temperaturen von För<strong>der</strong>flüssigkeiten<br />
s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, um e<strong>in</strong>e Überlastung des Antriebes zu<br />
verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Hier kann e<strong>in</strong>e Temperaturüberwachung<br />
zur Erkennung und Vermeidung von unzulässig hohen<br />
Temperaturen dazu genutzt werden, das Anfahren <strong>der</strong><br />
Pumpe solange zu verzögern bis <strong>der</strong> Stockpunkt des<br />
För<strong>der</strong>mediums über <strong>der</strong> Umgebungstemperatur liegt.<br />
Im Gegensatz zu Parametern wie Drehzahl o<strong>der</strong> Drehrichtung<br />
s<strong>in</strong>d Temperaturän<strong>der</strong>ungen nicht offensichtlich<br />
und mit menschlichen S<strong>in</strong>nen nicht ohne weiteres<br />
zu erfassen. Die Messung von Temperaturen ist zudem<br />
durch Nicht-L<strong>in</strong>earität gekennzeichnet, die bei Messung,<br />
Übertragung und Auswertung <strong>der</strong> Größe berücksichtigt<br />
werden muss.<br />
REALISIERUNG MIT TRENNBAUSTEINEN<br />
Grenzwerte können beim Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Prozessleitsystems<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er SPS <strong>in</strong> <strong>der</strong> zentralen Steuerung<br />
h<strong>in</strong>terlegt werden, sodass beim Erreichen o<strong>der</strong> Überschreiten<br />
dieser Werte def<strong>in</strong>ierte Prozesse ausgelöst<br />
werden – im e<strong>in</strong>fachsten Fall die Abschaltung <strong>der</strong> betreffenden<br />
Komponente.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel langen und damit störanfälligen<br />
Signalwege zwischen Feldebene und Steuerung<br />
s<strong>in</strong>d Trennbauste<strong>in</strong>e zu verwenden – entwe<strong>der</strong> als<br />
Trennbarrieren, um den explosionsgefährdeten Bereich<br />
vor zu hohem Energiee<strong>in</strong>trag zu schützen o<strong>der</strong> als Signaltrenner<br />
für den sicheren Bereich: Auch zwischen<br />
16<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014
den nicht-explosionsgefährdeten Bereichen im Feld<br />
und <strong>der</strong> Steuerung ist dr<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong>e galvanische Trennung<br />
geboten. Sie bietet wirksamen Schutz gegen Potentialverschiebungen<br />
und Ausgleichsströme durch<br />
Erdschleifen o<strong>der</strong> nach dem Austausch von E<strong>in</strong>gangskarten<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Steuerung, gegen elektromagnetische Störungen<br />
o<strong>der</strong> auch gefährlich hohe Spannungen auf den<br />
Signalleitungen im Fehlerfall.<br />
Trennungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Steuerung bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Regel zwischen den E<strong>in</strong>gangskarten und <strong>der</strong> Prozessore<strong>in</strong>heit<br />
und können daher nicht den Schutz von Signaltrennern<br />
ersetzen. Werden als Trennbauste<strong>in</strong>e<br />
Temperaturmessumformer mit parametrierbaren<br />
Grenzwertausgängen ausgeführt, stehen am Relaisausgang<br />
bereits Schaltsignale zur Verfügung, ohne auf e<strong>in</strong>e<br />
zentrale Steuerung zurückgreifen zu müssen.<br />
SYSTEM BESTIMMT DEN BENEFIT<br />
Die effiziente Realisierung <strong>der</strong> Überwachung von sicherheitsrelevanten<br />
Parametern ist an e<strong>in</strong>ige Voraussetzungen<br />
geknüpft. So sollten Temperaturmessumformer<br />
für alle Arten von bei Temperaturmessungen vorkommenden<br />
Messgrößen geeignet se<strong>in</strong> (Thermoelement, Wi<strong>der</strong>standsthermometer,<br />
Potentiometer o<strong>der</strong> Spannung).<br />
Schaltpunkte müssen frei e<strong>in</strong>stellbar se<strong>in</strong>. Zudem muss<br />
das Modul über e<strong>in</strong>e Leitungs- und Sensorbruchüberwachung<br />
verfügen, um Messwerte zulässig zu übermitteln.<br />
Der Temperaturmessumformer mit Grenzwerten<br />
KFD2-GUT des K-Systems von Pepperl+Fuchs bietet<br />
neben diesen Grundvorausetzungen e<strong>in</strong>e Reihe weiterer<br />
Vorteile. Das Modul nimmt die Temperatur auf und<br />
schaltet bei Erreichen des Grenzwerts den Relaisausgang.<br />
Es ist sowohl für den E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> explosionsgefährdeten<br />
Bereichen wie auch als Signaltrenner für Signale<br />
aus dem sicheren Bereich verfügbar.<br />
Das Modul ist Teil <strong>der</strong> K-System-Produktfamilie mit<br />
weiteren Grenzwertschaltern, sodass praktisch alle<br />
kritischen Parameter nach dem selben Pr<strong>in</strong>zip zu überwachen<br />
s<strong>in</strong>d<br />
Drehzahlüberwachung<br />
Gleichlaufüberwachung<br />
Transmitterspeisung mit programmierbarem<br />
Hoch- o<strong>der</strong> Tiefalarm<br />
Die Versorgung <strong>der</strong> Module erfolgt über das sogenannte<br />
Power Rail, e<strong>in</strong> Tragschienenprofil mit E<strong>in</strong>legeteil.<br />
Die Tragschienenmontage erlaubt das e<strong>in</strong>fache Aufstecken<br />
<strong>der</strong> Module. Das Power Rail versorgt die Geräte<br />
mit Versorgungsspannung und bietet die Möglichkeit<br />
e<strong>in</strong>er Sammelfehlermeldung. Dies reduziert den Verdrahtungsaufwand.<br />
FAZIT<br />
Die zuverlässige Überwachung sicherheitsrelevanter<br />
Parameter von elektrischen Masch<strong>in</strong>en kann vor Ge-<br />
fahren für Mensch und Natur sowie für die Masch<strong>in</strong>e<br />
und e<strong>in</strong>e Anlage <strong>in</strong>sgesamt wirksam schützen. E<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong>teressante Alternative zu Prozessleitsystemen o<strong>der</strong><br />
SPSen bei <strong>der</strong> Überwachung e<strong>in</strong>zelner Messwerte ist<br />
<strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von Trennbauste<strong>in</strong>en mit Grenzwert relais.<br />
AUTOR<br />
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6 / 2014<br />
17
PRAXIS | SENSORTECHNIK<br />
Kont<strong>in</strong>uierliche Messung des pH-Werts zeigt Lecks<br />
<strong>in</strong> Kühlanlagen mit Ammoniak zuverlässig an<br />
Alternative zu klassischen Methoden – Austretendes Kältemittel bedroht Mensch und Umwelt<br />
AMMONIAK IST IN WASSER LÖSLICH:<br />
Aus pH-Wert und Temperatur lässt sich die<br />
Mol-Konzentration des Ammoniaks im Wasser<br />
ermitteln. Bil<strong>der</strong>: Jumo<br />
LÄSST EIN LECK Ammoniak<br />
<strong>in</strong> den kühlenden Wasserkreislauf<br />
austreten, so<br />
kann das durch Messung<br />
des pH-Wertes vor und<br />
nach dem Kondensator<br />
fest gestellt werden.<br />
SICHER AUF DEM<br />
KUNSTEIS: Das Eis für<br />
die Bahn im schweizerischen<br />
Wengen wird mit<br />
Ammoniak als Kältemittel<br />
erzeugt. Vor<br />
Unfällen durch Austritt<br />
des Kälte mittels schützt<br />
e<strong>in</strong>e Lecküberwachung<br />
per pH-Wert-Messung.<br />
IM KONDENSATOR wird Ammoniak komprimiert<br />
und durch Wärmeentzug verflüssigt.<br />
Im Verdampfer geht das flüssige Ammoniak<br />
wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> den gasförmigen Zustand über und<br />
entzieht <strong>der</strong> Umgebung dabei Wärme.<br />
Werden Kälte- und Kühlanlagen mit Ammoniak betrieben,<br />
so kann e<strong>in</strong> Austreten dieses Kältemittels<br />
für Mensch und Umwelt verheerende Auswirkungen<br />
haben. Daher besitzt die Lecküberwachung <strong>der</strong>artiger<br />
Systeme höchste Bedeutung. Als Alternative zu den<br />
bisher bekannten Methoden bietet sich hier die Überwachung<br />
mittels pH-Wert-Messung an. Bei e<strong>in</strong>er Kunsteisbahn<br />
im schweizerischen Wengen kommt diese Methode<br />
seit e<strong>in</strong>igen Jahren erfolgreich zum E<strong>in</strong>satz.<br />
Kälte- und Kühlanlagen werden <strong>in</strong> vielen Bereichen<br />
e<strong>in</strong>gesetzt. Die gefor<strong>der</strong>te Kälteleistung zu erbr<strong>in</strong>gen, ist<br />
dabei nur e<strong>in</strong> Ziel. Ebenso sollten sie sicher, umweltverträglich,<br />
wirtschaftlich und energieeffizient se<strong>in</strong>. Ammoniak<br />
(NH 3 ) ist e<strong>in</strong> Kältemittel, das seit dem Verbot<br />
<strong>der</strong> Fluorchlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW) und Halogenfluorchlor-Kohlenwasserstoffe<br />
(HFCKW) <strong>in</strong> neuen<br />
Kälteanlagen wie<strong>der</strong> an Bedeutung gewonnen hat.<br />
GIFTIG, FARBLOS UND ÄTZEND<br />
Ammoniak liegt <strong>in</strong> Kühlkreisläufen teilweise als Flüssigkeit,<br />
teilweise als Gas vor. Unter Normalbed<strong>in</strong>gungen<br />
(0°C und 1013 mbar) ist Ammoniak e<strong>in</strong> farbloses,<br />
giftiges und ätzendes Gas. Flüssig liegt es komprimiert<br />
o<strong>der</strong> tiefkalt vor (Verdampfungspunkt bei –33,4°C, 1013<br />
mbar). Ammoniak ist <strong>in</strong> Wasser löslich, die Lösung<br />
heißt Salmiakgeist. Aufgrund <strong>der</strong> Temperatur und <strong>der</strong><br />
Mol-Konzentration des Ammoniaks im Wasser lässt<br />
sich <strong>der</strong> pH-Wert ermitteln.<br />
Um e<strong>in</strong>e Kühlung zu erreichen, werden <strong>in</strong> den meisten<br />
Anlagen Kompressions-Kältemasch<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Dabei wird das gasförmige Ammoniak vom Verdichter<br />
angesogen und komprimiert. Die Temperatur<br />
des Ammoniaks steigt dadurch an. Am darauf folgenden<br />
Kondensator wird diese Wärme dem Ammoniak,<br />
zum Beispiel durch e<strong>in</strong>e Wasserkühlung, entzogen,<br />
wodurch es sich verflüssigt. Nun wird das Ammoniak<br />
am Drosselorgan dekomprimiert und kühlt sich dabei<br />
ab. Die resultierende Wärmeenergie ist nun kle<strong>in</strong>er als<br />
vor dem Verdichten, daher kann am Verdampfer Wärme<br />
aus <strong>der</strong> Umgebung aufgenommen werden; es wird<br />
also gekühlt. Das Ammoniak wechselt dabei den Aggregatzustand<br />
und wird wie<strong>der</strong> gasförmig. Danach<br />
wird es erneut vom Verdichter angesogen und <strong>der</strong><br />
Kreislauf ist geschlossen.<br />
18<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014
Ihr Erfolg durch<br />
unsere Erfahrung<br />
DIFFERENZ UND ABSOLUTWERT ÜBERWACHT<br />
E<strong>in</strong>e Schwachstelle kann <strong>der</strong> Kondensator se<strong>in</strong>, wo<br />
das Ammoniak unter hohem Druck steht. Entweichen<br />
an dieser Stelle auch nur kle<strong>in</strong>e Mengen Ammoniak,<br />
so hat das verheerende Auswirkungen auf Mensch<br />
und Umwelt. Wie schon erwähnt, bee<strong>in</strong>flusst die Ammoniakkonzentration<br />
den pH-Wert e<strong>in</strong>er Flüssigkeit.<br />
Tritt nun an e<strong>in</strong>er Stelle Ammoniak <strong>in</strong> den kühlenden<br />
Wasserkreislauf, so kann das durch Messung des pH-<br />
Wertes vor und nach dem Kondensator festgestellt<br />
werden. Beim Entweichen von großen Mengen Ammoniak<br />
tritt sofort e<strong>in</strong>e Differenz <strong>der</strong> beiden Messungen<br />
auf. Bei kle<strong>in</strong>en Mengen ergibt sich ke<strong>in</strong>e<br />
große Differenz, <strong>der</strong> absolute pH-Wert wird sich aber<br />
allmählich erhöhen. E<strong>in</strong>e Überwachung sowohl <strong>der</strong><br />
Differenz als auch des Absolutwertes ist also unerlässlich.<br />
Weiter spricht die Differenzüberwachung<br />
auch bei e<strong>in</strong>em eventuellen Driften (Alterung) <strong>der</strong><br />
pH-Sonden an, was dem System e<strong>in</strong>e gewisse Sicherheit<br />
verleiht. Dieses Verfahren eignet sich nur für<br />
Kühlkreisläufe mit Wasser. Denn bei Verwendung<br />
von Äthylen-Glykol-Zusätzen wird <strong>der</strong> pH-Wert durch<br />
austretendes Ammoniak zu wenig bee<strong>in</strong>flusst.<br />
GRENZWERTÜBERSCHREITUNG LÖST ALARM AUS<br />
In <strong>der</strong> Kunsteisbahn im schweizerischen Wengen<br />
wird seit e<strong>in</strong>igen Jahren mit Erfolg dieses Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong><br />
Überwachung e<strong>in</strong>gesetzt. Dabei wird Gletscherwasser<br />
zur Kühlung des Kondensators verwendet. Das<br />
erwärmte Wasser dient anschließend zur Heizung des<br />
Badewassers e<strong>in</strong>es Freiluftschwimmbeckens. Zur pH-<br />
Messung werden pro Kreislauf (Kondensator und<br />
Verdampfer) je zwei Jumo pH-Sonden mit angeschlossenen<br />
Messumformern dTRANS pH02 e<strong>in</strong>gesetzt. Die<br />
Messwerte werden durch e<strong>in</strong> di308-Anzeigegerät<br />
mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verglichen, sowie auf <strong>der</strong>en Absolutwert<br />
überprüft. Bei Überschreitung <strong>der</strong> vorbestimmten<br />
Grenzwerte wird sofort Alarm ausgelöst. In Anlagen,<br />
wo die Kühlung des Kondensators mit Luft erfolgt,<br />
wird nur <strong>der</strong> Verdampferkreislauf überwacht.<br />
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PRAXIS | SENSORTECHNIK<br />
Laufende Echtzeitmessung des Alkoholgehalts im<br />
Destillat sorgt für höchste Qualität <strong>der</strong> Brände<br />
Per elektronischem Dichtemesser optimiert Haidvogl die Prozesskontrolle <strong>in</strong> Schnapsbrennereien<br />
ENTSCHEIDEND<br />
FÜR DIE QUALITÄT<br />
hochwertiger<br />
Brände ist die<br />
laufende präzise<br />
Steuerung des<br />
Alkoholgehaltes<br />
über den gesamten<br />
Produktions prozess.<br />
STATT MITTELS<br />
DISKONTINUIERLICHER<br />
SPINDELABLESUNG<br />
erfolgt die Ermittlung<br />
<strong>der</strong> aktuellen Alkoholkonzentration<br />
durch<br />
Dichtemessung mit<br />
e<strong>in</strong>em Dichtemesser<br />
Liquiphant M Dichte als<br />
Glassp<strong>in</strong>del-Ersatz.<br />
ZU DEN SPEZIALGEBIETEN <strong>der</strong> Haidvogl Film KG<br />
gehört die Destillationstechnik. Für Praxiserprobung<br />
und Entwicklungsoptimierung betreibt <strong>der</strong> <strong>in</strong>novative<br />
Betrieb <strong>in</strong> Alberndorf e<strong>in</strong>e Versuchsanlage für 150<br />
Liter auf dem aktuellen Stand <strong>der</strong> Technik.<br />
Bil<strong>der</strong>: Endress+Hauser<br />
„MIT DEM LIQUIPHANT M DICHTE von Endress+Hauser<br />
an <strong>der</strong> von uns konstruierten Alkoholvorlage lässt sich<br />
die auf 0,1 vol. % genaue Alkoholmessung während des<br />
Destillationsbetriebes sicherstellen“, erläutert Leopold<br />
Haidvogl (rechts), hier im Bild mit Herbert Spr<strong>in</strong>ger,<br />
Projektverantwortlicher bei Endress+Hauser <strong>in</strong> Wien.<br />
Laufende Messungen des Alkoholgehaltes während<br />
des gesamten Produktionsablaufes gewährleisten<br />
die Qualität von Destillaten aus Landprodukten. Bisher<br />
erfolgen diese meist diskont<strong>in</strong>uierlich mit Sp<strong>in</strong>deln.<br />
Die Haidvogl Film KG, als Hersteller von Steuerungssystemen<br />
für Destillationsanlagen, nutzt mo<strong>der</strong>ne <strong>in</strong>dustrielle<br />
Messtechnik <strong>in</strong> Form des Inl<strong>in</strong>e-Dichtemessgerätes<br />
Liquiphant M Dichte von Endress+Hauser zur<br />
zeitnahen Steuerung des Brennvorgangs und hilft<br />
Schnapsbrennern, die Qualität ihrer Erzeugnisse zu<br />
sichern und auszubauen.<br />
Das Mühlviertel genießt beste Imagewerte. Vor allem<br />
ist die oberösterreichische Region nördlich <strong>der</strong> Donau<br />
bekannt für ihre hervorragenden Lebens- und Genussmittel.<br />
Dazu gehören auch die hochwertigen Brände,<br />
zu denen zahlreiche Betriebe regionale Produkte veredeln.<br />
Nicht dieser Branche zurechnen würde man auf den<br />
ersten Blick die Haidvogl Film KG <strong>in</strong> Alberndorf. 1983<br />
von Leopold Haidvogl gegründet, hatte das Unternehmen<br />
bis 2004 se<strong>in</strong>en Tätigkeitsschwerpunkt <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Filmproduktion und betrieb sogar e<strong>in</strong>ige Jahre lang<br />
e<strong>in</strong>en Regionalsen<strong>der</strong>. Geblieben ist davon nur <strong>der</strong><br />
Name. Schon 2003 kehrte das Unternehmen zu se<strong>in</strong>en<br />
eigentlichen Wurzeln zurück und beschäftigt sich unter<br />
an<strong>der</strong>em wie<strong>der</strong> mit Datenfunk und Mikrowellenfunktechnik.<br />
Mit Internet- und EDV-Dienstleistungen,<br />
Mikroelektronik-Entwicklung und mechanischer CNC-<br />
Fertigung sowie Messtechnik ist die kle<strong>in</strong>e, <strong>in</strong>novative<br />
Firma nun schon lange e<strong>in</strong> Hightech-Allroun<strong>der</strong>.<br />
Auf dieser, die verschiedenen Diszipl<strong>in</strong>en übergreifenden<br />
Basis, spezialisierte sich Haidvogl im Jahr 2010<br />
auf die Optimierung <strong>der</strong> Destillationstechnik. „Die<br />
zugrunde liegende Idee war, mit e<strong>in</strong>er branchenspezi-<br />
20<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014
fischen Lösung die Lücke zwischen e<strong>in</strong>facher Temperaturregelung<br />
und teurer Industriesteuerung zu schließen“,<br />
sagt Eigentümer Leopold Haidvogl. „Speziell für<br />
Fachleute im Bereich Destillationstechnik entwickelt,<br />
unterstützt unsere DPC (Destillen Process Control) 400<br />
diese mit bis zu zwölf überwachten Temperaturwerten<br />
dabei, ihre Qualität zu sichern und zu steigern.“ Ihre<br />
Präzision und Zuverlässigkeit überzeugte e<strong>in</strong>en führenden<br />
deutschen Destillations-Kesselhersteller, <strong>der</strong><br />
die Steuerung seither als Hauptabnehmer <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Anlagen<br />
<strong>in</strong>tegriert. Mittlerweile stellt Haidvogl mit DPC<br />
100 und DPC 50 auch Systeme für kle<strong>in</strong>ere Anwendungen<br />
her.<br />
In die Entwicklung flossen neben Erfahrungswerten<br />
namhafter Hersteller aus <strong>der</strong> Brennkesseltechnik auch<br />
Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung e<strong>in</strong>. So<br />
steuerten etwa die Spezialisten für Gärtechnik <strong>der</strong><br />
FH Wels für Ernährungstechnik wichtige Daten und<br />
Parameter für die Entwicklung bei. Der Praxiserprobung<br />
und Entwicklungsoptimierung dient e<strong>in</strong>e hauseigene<br />
Versuchsanlage für 150 Liter auf dem aktuellen<br />
Stand <strong>der</strong> Technik.<br />
FEHLERQUELLEN UND ZEITAUFWAND ENTFALLEN<br />
Ziel <strong>der</strong> Haidvogl-Steuerung ist nicht, den Brennmeister<br />
zu ersetzen, son<strong>der</strong>n diesen von Beobachtungsaufgaben<br />
zu entlasten. Entscheidend für das reproduzierbare<br />
Halten und Steigern <strong>der</strong> Qualität von Destillaten<br />
ist die Überwachung nicht nur verschiedener Temperaturdifferenzen,<br />
son<strong>der</strong>n darüber h<strong>in</strong>aus des aktuellen<br />
Alkoholgehaltes während <strong>der</strong> Produktion, denn sie ist<br />
maßgebend für das Separieren <strong>der</strong> Fraktionen Vorlauf,<br />
Mittellauf und Nachlauf.<br />
Bisher – und <strong>in</strong> den meisten Fällen wohl auch weiterh<strong>in</strong><br />
– geschah dies durch Ablesen e<strong>in</strong>er amtlich geeichten<br />
Sp<strong>in</strong>del <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Glasgefäß mit <strong>der</strong> zu untersuchenden<br />
Flüssigkeit. Ermittelt wurde <strong>der</strong>en Alkoholgehalt<br />
vom Brennmeister anschließend anhand amtlicher Tabellen.<br />
„Neben <strong>der</strong> Gefahr von Ablesefehlern und <strong>der</strong><br />
mangelnden Temperaturkompensation ist die Prozedur<br />
lästig, zudem vergeht zwischen <strong>der</strong> Entnahme des Destillats<br />
und <strong>der</strong> Bestimmung ihres Alkoholgehaltes e<strong>in</strong>ige<br />
Zeit“, nennt Haidvogl die Nachteile <strong>der</strong> bisherigen<br />
Praxis. „Wir gaben uns damit nicht zufrieden und<br />
suchten e<strong>in</strong>e Möglichkeit, diese Werte <strong>in</strong> höchster Genauigkeit,<br />
vor allem aber laufend <strong>in</strong> Echtzeit zu messen.“<br />
DICHTEMESSUNG NACH DEM SCHWINGGABELPRINIZIP<br />
Gleich bleibt dabei die Messung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schnapsvorlage<br />
als Messglas. In <strong>der</strong> Schnapsvorlage selbst kommt als<br />
Ersatz für die Glasmesssp<strong>in</strong>del e<strong>in</strong> Dichtemesser Liquiphant<br />
M Dichte von Endress+Hauser mit e<strong>in</strong>em Dichte-<br />
Elektronike<strong>in</strong>satz FEL50D zum E<strong>in</strong>satz. Dieser arbeitet<br />
nach dem Schw<strong>in</strong>ggabel-Pr<strong>in</strong>zip, das darauf beruht, dass<br />
die Resonanzfrequenz <strong>der</strong> Schw<strong>in</strong>ggabel von <strong>der</strong> Dichte<br />
<strong>der</strong> Flüssigkeit, <strong>der</strong> Prozesstemperatur und dem Prozess-<br />
druck abhängt. Zur Gewährleistung höchster Präzision<br />
wird e<strong>in</strong> Abgleich über drei Messpunkte durchgeführt.<br />
Im E<strong>in</strong>laufröhrchen <strong>der</strong> Schnapsvorlage ist e<strong>in</strong> Sensor<br />
für die Temperaturmessung <strong>in</strong>tegriert, dessen Werte<br />
zur Kompensation <strong>der</strong> Temperature<strong>in</strong>flüsse herangezogen<br />
werden. Der Dichterechner FML621 – ebenfalls<br />
von Endress+Hauser – errechnet mittels komplexer<br />
mathematischer Funktionen aus den Messwerten für<br />
Temperatur und Dichte laufend <strong>in</strong> Echtzeit den wahren<br />
Alkoholgehalt.<br />
KONTROLLE MIT GENAUIGKEIT VON 0,1 PROZENT<br />
„Im Interesse <strong>der</strong> Genauigkeit konstruierten wir e<strong>in</strong>e<br />
Alkoholvorlage mit dem kle<strong>in</strong>sten möglichen Volumen“,<br />
berichtet Haidvogl. „Nur so lässt sich jede kle<strong>in</strong>ste<br />
Än<strong>der</strong>ung des Alkoholgehaltes sofort messtechnisch<br />
erfassen und die auf 0,1 vol. % genaue Alkoholmessung<br />
während des Destillationsbetriebes sicherstellen.“<br />
Als e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> weltweit führenden Partner <strong>der</strong> Prozess<strong>in</strong>dustrie<br />
für die Inl<strong>in</strong>e-Messung von Füllstand, Druck,<br />
Durchfluss, Temperatur und verschiedener an<strong>der</strong>er physikalischer<br />
Größen an Medien war Endress+Hauser für<br />
Haidvogl von vornhere<strong>in</strong> erste Wahl. Das Familienunternehmen<br />
hatte zudem erst wenige Jahre zuvor das exakt<br />
passende Produkt entwickelt. „Da unter den Aspekten<br />
Qualitätsüberwachung, Prozesskontrolle und<br />
Umwelt die Erfassung von Dichte und Konzentration <strong>der</strong><br />
gemessenen Stoffe <strong>in</strong> <strong>in</strong>dustriellen Produktionsprozessen<br />
immer mehr an Bedeutung gew<strong>in</strong>nt, wurde <strong>der</strong> bewährte<br />
Pegelschalter Liquiphant M weiterentwickelt“,<br />
sagt Herbert Spr<strong>in</strong>ger, Projektverantwortlicher bei<br />
Endress+Hauser <strong>in</strong> Wien. „Als vollwertiges Inl<strong>in</strong>e-Dichtemessgerät<br />
nach dem Schw<strong>in</strong>ggabelpr<strong>in</strong>zip dient es zur<br />
kostengünstigen Überwachung wichtiger Prozessdaten<br />
im hygienischen Prozessumfeld <strong>in</strong> Echtzeit.“<br />
AUTOR<br />
MARKUS SCHMID ist<br />
Produktmanager Füllstandmesstechnik<br />
bei<br />
Endress+Hauser <strong>in</strong> Weil<br />
am Rhe<strong>in</strong>.<br />
Endress+Hauser Messtechnik GmbH + Co. KG,<br />
Colmarer Strasse 6, D-79576 Weil am Rhe<strong>in</strong>,<br />
Tel. +49 (0) 7621 97 53 06,<br />
E-Mail: markus.schmid@de.endress.com<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014<br />
21
PRAXIS | SENSORTECHNIK<br />
Wo hoch präzise Glasmaßstäbe schwächeln,<br />
punkten <strong>in</strong>duktive Wegsensoren mit Robustheit<br />
Lagerhersteller erspart sich mit neuer Messtechnik den ständigen Austausch zerstörter Geräte<br />
Die Kugel- und Rollenlagerwerk Leipzig GmbH<br />
(KRW) arbeitet beim Schleifprozess mit Genauigkeiten<br />
im Mikrometerbereich. Eigentlich e<strong>in</strong> Fall für<br />
optische Messsysteme. Aber die im Schleifprozess erfor<strong>der</strong>liche<br />
Kühl-Schmierstoff-Emulsion setzte den<br />
bislang zur Messung e<strong>in</strong>gesetzten Glasmaßstäben so<br />
stark zu, dass sie oft nach e<strong>in</strong>em halben Jahr getauscht<br />
werden mussten – zu Stückkosten im vierstelligen Bereich.<br />
Mit Turcks berührungslosem L<strong>in</strong>earwegsensor<br />
LI-Q25 hat KRW nun e<strong>in</strong>e robuste und verschleißfreie<br />
Dauerlösung und erspart sich den regelmäßigen Austausch<br />
defekter Glasmaßstäbe.<br />
Man sieht sie nicht, man hört sie nicht und doch vertrauen<br />
wir alltäglich darauf, dass sie gute Arbeit leisten:<br />
Ohne Wälzlager bewegt sich heute nur wenig – schon<br />
gar nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Industrie. In Leipzig behauptet die Kugel-<br />
und Rollenlagerwerk Leipzig GmbH erfolgreich<br />
ihre Marktnische <strong>in</strong> diesem Feld. Der Hidden Champion<br />
KRW spezialisierte sich auf Hochpräzisions-Wälzlager,<br />
Spezialanfertigungen und Kle<strong>in</strong>serien.<br />
E<strong>in</strong> weiterer Vorteil, mit dem die Sachsen bei ihren<br />
Kunden weltweit punkten können, s<strong>in</strong>d Flexibilität und<br />
Liefergeschw<strong>in</strong>digkeit. „Unsere Genauigkeit liegt immer<br />
im Mikrometer-Bereich“, sagt Karl Wolter, Direktor<br />
Market<strong>in</strong>g und Vertrieb bei KRW, und beschreibt die<br />
Dimensionen: „Wenn Sie e<strong>in</strong> Blatt Standard-Druckerpapier<br />
nehmen und <strong>in</strong> zehn Lagen teilen, dann ist e<strong>in</strong>e<br />
dieser Lagen e<strong>in</strong> Mikrometer stark.“<br />
HÖCHSTE ANFORDERUNGEN AN DIE PRÄZISION<br />
Aus dieser Marktpositionierung erwachsen spezielle<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an die e<strong>in</strong>gesetzte Sensorik. Die Messsysteme<br />
bei KRW müssen hochpräzise se<strong>in</strong>. Magnetostriktive<br />
und an<strong>der</strong>e magnetische Systeme scheiden<br />
aus, da sie durch die starken Magnetfel<strong>der</strong> bee<strong>in</strong>flusst<br />
werden, welche die Werkstücke fixieren.<br />
In <strong>der</strong> Regel setzt KRW daher auf optische Systeme,<br />
denn die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Genauigkeit lassen fast<br />
ke<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>en Messsysteme zu. Der Nachteil <strong>der</strong> optischen<br />
Systeme ist allerd<strong>in</strong>gs ihre hohe Anfälligkeit<br />
<strong>in</strong> dieser rauen Fertigungsumgebung. „Wir haben <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Schleiferei das Problem, dass die Kühl-Schmierstoff-<br />
Emulsion, die wir verwenden, <strong>in</strong> die Sensorik e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gt.<br />
Durch die Rotation des Werkzeugs beim Schleifen<br />
zerstäubt das Medium und es entsteht e<strong>in</strong>e Gischt,<br />
die sich auf den Masch<strong>in</strong>en und den Sensoren trotz<br />
Schutzmaßnahmen und Sperrluft nie<strong>der</strong>schlägt“, erklärt<br />
<strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> Schleiferei, Frank Schubert.<br />
SCHMIERSTOFF IST GIFT FÜR DIE GLASMASSSTÄBE<br />
Dieser Schmierstoff – auch Slurry genannt – hat e<strong>in</strong>e<br />
sehr ger<strong>in</strong>ge Oberflächenspannung. Im Prozess ist das<br />
gewünscht, die Slurry kann so bis <strong>in</strong> die engste Ritze<br />
kriechen. Für die empf<strong>in</strong>dlichen Glasmaßstäbe ist diese<br />
Eigenschaft allerd<strong>in</strong>gs Gift. „Durch die Bewegung<br />
des Positionsgebers dr<strong>in</strong>gt an <strong>der</strong> Dichtlippe des Sensors<br />
immer auch etwas Slurry e<strong>in</strong>. Nach zirka sechs<br />
Monaten war <strong>der</strong> optische Sensor an <strong>der</strong> Vorschleifmasch<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel defekt“, beschreibt KRW-Instandhalter<br />
Holger Lietsch den Nachteil des bislang e<strong>in</strong>gesetzten<br />
Glasmaßstabs.<br />
Im Vorschleifprozess werden die Flächen <strong>der</strong> Außenund<br />
Innenr<strong>in</strong>ge etlicher Wälzlager geschliffen. Es ist<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> erste Bearbeitungsschritt nach dem<br />
Härtungsverfahren. Hier ist zunächst noch e<strong>in</strong>e Genauigkeit<br />
im Hun<strong>der</strong>tstel-Millimeter-Bereich ausreichend.<br />
Die entscheidende Präzision <strong>der</strong> Lager wird<br />
später beim Fertigschleifen und F<strong>in</strong>ishen erreicht. Je<br />
nach Charge lassen sich auf <strong>der</strong> Vorschleifmasch<strong>in</strong>e<br />
R<strong>in</strong>ge bis zu 500 Millimeter Höhe schleifen. E<strong>in</strong> starker<br />
Elektromagnet hält dazu die Außenr<strong>in</strong>ge auf dem Masch<strong>in</strong>entisch.<br />
Der Werkzeugsupport fährt auf den zu<br />
bearbeitenden R<strong>in</strong>g und die Anzeige des LI-Sensors<br />
wird auf Null gesetzt. Von diesem gesetzten Referenzpunkt<br />
ist es dem Masch<strong>in</strong>enbediener möglich, zu sehen,<br />
wie viel Materialabtrag bis zur durchgeschliffenen<br />
Fläche erfolgte.<br />
MAGNETISCHE SENSOREN KOMMEN NICHT IN FRAGE<br />
„Magnetische Sensoren kann man hier aufgrund <strong>der</strong><br />
starken Magnetfel<strong>der</strong> nicht e<strong>in</strong>setzen. Wir haben den<br />
starken Elektromagneten und außerdem direkt neben<br />
dem Sensor e<strong>in</strong>en 30-kW-Motor, <strong>der</strong> die Hauptsp<strong>in</strong>del<br />
antreibt“, erklärt Lietsch. Insofern blieb KRW bislang<br />
nur übrig, <strong>in</strong> den sauren Apfel zu beißen und die Glasmaßstäbe<br />
e<strong>in</strong>zusetzen.<br />
Ausgefallene Geräte g<strong>in</strong>gen dann zur Befundung<br />
zum Hersteller, <strong>der</strong> sie teilweise aufarbeiten konnte.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs ist dieser Re<strong>in</strong>igungsprozess meist nur e<strong>in</strong>mal<br />
möglich. Danach muss e<strong>in</strong> neuer Sensor angeschafft<br />
werden. Die Reparaturkosten lagen pro Stück<br />
im vierstelligen Euro-Bereich, e<strong>in</strong>e Neuanschaffung<br />
ist noch teurer. Außerdem musste KRW noch die Arbeitszeit<br />
des Instandhaltungspersonals <strong>in</strong> die Kalkulation<br />
e<strong>in</strong>beziehen. Die Schleifmasch<strong>in</strong>e selbst konnte<br />
zwar weiter betrieben werden, allerd<strong>in</strong>gs nur konventionell.<br />
Ohne den Sensor müssen die Mitarbeiter<br />
die Masch<strong>in</strong>e anhand e<strong>in</strong>er analogen Anzeige justieren.<br />
Die Skalierung ist am Handrad aufgezeichnet und<br />
kann daher nicht exakt auf Null gesetzt werden.<br />
Seit Herbst 2013 erfasst e<strong>in</strong> <strong>in</strong>duktiver L<strong>in</strong>earwegsensor<br />
von Turck die Schleiftiefe an <strong>der</strong> Vorschleifmasch<strong>in</strong>e<br />
auf 10 Mikrometer genau. Die LI-Sensoren arbeiten<br />
nach dem Resonator-Messpr<strong>in</strong>zip, bei dem die Positionserfassung<br />
nicht über e<strong>in</strong>en magnetischen Positionsgeber<br />
erfolgt, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong>duktiv über e<strong>in</strong> schw<strong>in</strong>gfähiges<br />
System aus Kondensator und Spule. Das berührungslose<br />
System erlaubt es, das Gehäuse des Sensors komplett<br />
zu vergießen und damit dauerhaft Schutzart IP67<br />
zu erfüllen. Auch unter widrigsten Bed<strong>in</strong>gungen kann<br />
ke<strong>in</strong>e Substanz <strong>in</strong> den Sensor e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen und se<strong>in</strong>e<br />
Funktion stören.<br />
22<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014
AUF DEM<br />
BEDIENPULT<br />
<strong>der</strong> Flachschleifmasch<strong>in</strong>e<br />
zeigt<br />
die Digitalanzeige<br />
den Messwert des<br />
LI-Sensors an.<br />
EMV-RESISTENT:<br />
Der h<strong>in</strong>ter dem<br />
Faltenbalg<br />
montierte 30-kW-<br />
Elektromotor <strong>der</strong><br />
Hauptsp<strong>in</strong>del<br />
stört Turcks<br />
LI-Q25 nicht im<br />
Ger<strong>in</strong>gsten.<br />
Fotos: Turck<br />
DIE IM SCHLEIF-<br />
PROZESS<br />
erfor<strong>der</strong>liche<br />
Kühl-Schmierstoff-Emulsion<br />
machte die<br />
bislang verwendeten<br />
Glasmaßstäbe<br />
nach sechs<br />
Monaten<br />
unbrauchbar.<br />
GROSSE LAGER – HOHE PRÄZISION: Bei Fertigungstoleranzen<br />
im Mikrometer-Bereich ist präzise Messtechnik<br />
gefragt, <strong>der</strong> auch die im Schleifprozess erfor<strong>der</strong>lichen<br />
aggressiven Schmiermittel nichts anhaben können.<br />
UNEMPFINDLICH GEGEN UMWELTEINFLÜSSE<br />
Gegenüber magnetostriktiven L<strong>in</strong>earwegsensoren<br />
punktet das <strong>in</strong>duktive Messsystem von Turck mit se<strong>in</strong>er<br />
hohen Unempf<strong>in</strong>dlichkeit: Obwohl sich <strong>der</strong> Elektromotor<br />
für den Hauptsp<strong>in</strong>delantrieb nah am Sensor bef<strong>in</strong>det,<br />
bee<strong>in</strong>trächtigt er dessen Funktion überhaupt nicht.<br />
Auch die magnetische Fixiere<strong>in</strong>richtung des Masch<strong>in</strong>entischs<br />
hat ke<strong>in</strong>en negativen E<strong>in</strong>fluss auf die Zuverlässigkeit<br />
<strong>der</strong> Messung des LI-Q25.<br />
KRW-Instandhalter Holger Lietsch setzt beim LI-Q25<br />
auf e<strong>in</strong>e digitale Signalübertragung. Das verwendete<br />
SSI-Signal arbeitet mit Hilfe <strong>der</strong> sogenannten Differenzübertragung.<br />
E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>strahlende Störquelle hat<br />
somit nicht den negativen E<strong>in</strong>fluss, den sie auf e<strong>in</strong><br />
analoges Signal ausüben könnte. KRW verzichtet deshalb<br />
hier auf aufwendig geschirmte Leitungen. Der<br />
L<strong>in</strong>earwegsensor liefert se<strong>in</strong> Signal an e<strong>in</strong>e digitale<br />
Anzeige, die am Bedienpult <strong>der</strong> Schleifmasch<strong>in</strong>e<br />
montiert ist.<br />
Anfangs spielten Sensor und Anzeige noch nicht optimal<br />
zusammen. Nach e<strong>in</strong>er Firmware-Anpassung des<br />
Sensors für diese spezielle Anzeige funktioniert das<br />
System zuverlässig und störungsfrei. Die Mitarbeiter <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Schleiferei können jetzt den Schleifprozess präzise<br />
durchführen. Das Plan- beziehungsweise Flachschleifen<br />
legt den Grundste<strong>in</strong> für die späteren Bearbeitungsschritte.<br />
Fehler, die hier entstehen, können später nur<br />
schwer korrigiert werden.<br />
AUTOR<br />
JENS GIERKE ist<br />
Vertriebsspezialist bei<br />
Turck <strong>in</strong> Mülheim.<br />
Hans Turck GmbH & Co. KG,<br />
Witzlebenstraße 7,<br />
D-45472 Mülheim an <strong>der</strong> Ruhr,<br />
Tel. +49 (0) 3592 316 37,<br />
E-Mail: jens.gierke@turck.com<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014<br />
23
PRAXIS<br />
Aufgearbeitet statt neu: Perfektes Nachschleifen<br />
vervielfacht die Lebensdauer von Werkzeugen<br />
Exakte Schneidkantenpräparation und optimale Neubeschichtung entscheiden über die Qualität<br />
AUFARBEITUNG<br />
BEIM HERSTEL-<br />
LER LOHNT SICH,<br />
wie e<strong>in</strong>e Fallstudie<br />
zeigte: Durch<br />
Performance- und<br />
Standzeitvorteile<br />
ergab sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Gesamtbetrachtung<br />
e<strong>in</strong>e 70-prozentige<br />
E<strong>in</strong>sparung.<br />
NACHSCHLEIFEN: Fachgerechtes<br />
Recondition<strong>in</strong>g mit Orig<strong>in</strong>algeometrie und<br />
Orig<strong>in</strong>al beschichtung garantiert hohe<br />
Standzeiten und Prozesssicherheit.<br />
UNKOMPLIZIERT: Die Box wird mit verschlissenen<br />
Werkzeugen befüllt und vom Hersteller abgeholt.<br />
HALBIERTE KOSTEN: Beim dritten Nachschliff s<strong>in</strong>ken<br />
die Werkzeugkosten um 50 Prozent. Bil<strong>der</strong>: Walter AG<br />
Nachhaltigkeit steht nicht nur für die Schonung von<br />
Ressourcen und Umwelt, son<strong>der</strong>n ist auch im hohen<br />
Maß relevant für die Wirtschaftlichkeit <strong>der</strong> Unternehmen.<br />
In <strong>der</strong> metallzerspanenden Industrie lassen<br />
sich beispielsweise durch fachgerechtes Nachschleifen<br />
und Neubeschichten von Zerspanungswerkzeugen erhebliche<br />
Kosten sparen.<br />
Für die Walter AG aus Tüb<strong>in</strong>gen, Spezialist für Hochleistungs-Zerspanungswerkzeuge,<br />
haben deshalb <strong>der</strong><br />
ganzheitliche Produktzyklus ihrer Werkzeuge und dessen<br />
nachhaltige Gestaltung e<strong>in</strong>en hohen Stellenwert. Den zweiten<br />
Schritt im Lebenszyklus <strong>der</strong> Walter-Produkte stellt konsequenterweise<br />
die Wie<strong>der</strong>aufbereitung dar. Die Kunden<br />
des Unternehmens lassen ihre Werkzeuge drei- bis fünfmal<br />
<strong>in</strong> speziellen Recondition<strong>in</strong>g Centern nachschleifen und<br />
neu beschichten. Innerhalb von 14 Tagen erhalten sie die<br />
zuvor abgenutzten Werkzeuge <strong>in</strong> Orig<strong>in</strong>alqualität zurück<br />
– fast wie neu. Recondition<strong>in</strong>g ist für Walter e<strong>in</strong> entscheiden<strong>der</strong><br />
Bestandteil des – verlängerten, kosten- und ressourcenschonenden<br />
– Produktlebenszyklus.<br />
24<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014
VOLLSTÄNDIG GESCHLOSSENER PRODUKTKREISLAUF<br />
S<strong>in</strong>d die Werkzeuge endgültig verschlissen, bietet Walter<br />
den Rückkauf des Hartmetallwertstoffs zu Kilopreisen<br />
an und organisiert den Rücktransport. Das Material<br />
wird dann <strong>in</strong> den Recycl<strong>in</strong>gwerken des Unternehmens<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Bestandteile zersetzt, zu re<strong>in</strong>em Wolframcarbid<br />
verarbeitet und wie<strong>der</strong> für die Produktion<br />
neuer Werkzeuge e<strong>in</strong>gesetzt. So entsteht e<strong>in</strong> vollständig<br />
geschlossener Produktkreislauf.<br />
Bei den Kunden spielt das Recondition<strong>in</strong>g für die<br />
Wirtschaftlichkeit e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle. Denn hier<br />
schlummert – im Vergleich zur Anschaffung neuer Ersatzwerkzeuge<br />
– e<strong>in</strong> enormes E<strong>in</strong>sparungspotenzial.<br />
Daher stellt die Wie<strong>der</strong>aufbereitbarkeit von Werkzeugen<br />
<strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong>en festen Bestandteil bei <strong>der</strong> Entwicklung<br />
von Neu-Werkzeugen dar.<br />
E<strong>in</strong>e immens wichtige Stellschraube für Leistung und<br />
Standzeit ist die exakte Schneidkantenpräparation. Aus<br />
diesem Grund s<strong>in</strong>d verschlissene Werkzeuge beim Recondition<strong>in</strong>g-Service<br />
des Herstellers <strong>in</strong> den besten Händen.<br />
Denn nur dieser kann die Bohrer wie<strong>der</strong> mit allen<br />
Fe<strong>in</strong>heiten versehen und somit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Fast-wie-neu-<br />
Zustand versetzen. Das gilt auch für die Beschichtung.<br />
Nach nur dreimaligem Wie<strong>der</strong>aufbereiten lassen sich so<br />
bereits 50 bis 60 Prozent <strong>der</strong> Werkzeugkosten e<strong>in</strong>sparen.<br />
KURZFRISTIGE EINSPARUNGEN RECHNEN SICH NICHT<br />
Walter hat das Nachschleifen nicht erfunden, betreibt<br />
es aber auf hohem Niveau. Die Wie<strong>der</strong>aufbereitung<br />
durch die Walter Recondition<strong>in</strong>g-Experten erfolgt mit<br />
Orig<strong>in</strong>algeometrie und <strong>der</strong> leistungsfähigen Orig<strong>in</strong>al-<br />
Beschichtung. E<strong>in</strong> herkömmlicher Nachschliff mit<br />
Standardbeschichtung würde zu deutlich ger<strong>in</strong>geren<br />
Standzeiten und ger<strong>in</strong>gerer Prozesssicherheit führen.<br />
Dass Qualität ihren Preis hat, ist e<strong>in</strong>e alte B<strong>in</strong>senweisheit,<br />
die für die Recondition<strong>in</strong>g-Spezialisten von Walter<br />
sehr konkrete Bedeutung hat: Lokale Nachschleifbetriebe<br />
konkurrieren häufig mit ger<strong>in</strong>geren Service-Preisen.<br />
Doch Qualität ist auch ihren Preis wert – und führt<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtbetrachtung letztlich doch zu E<strong>in</strong>sparungen.<br />
So konnte Walter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fallstudie mit e<strong>in</strong>em<br />
großen Kunden, e<strong>in</strong>em Hersteller von Zubehörteilen für<br />
den Automobilbereich, zeigen, dass kurzfristige Kostene<strong>in</strong>sparungen<br />
beim Nachschleifen langfristig betrachtet<br />
die Produktionskosten deutlich erhöhen.<br />
Der Kunde bearbeitete e<strong>in</strong> Werkstück aus legiertem<br />
Stahl mit dem Hochleistungsfräser Proto max ST. Nach<br />
Verschleiß des Werkzeugs wurde dieses <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em lokalen<br />
Betrieb, zu dem langjährige Geschäftsbeziehungen<br />
bestanden, nachgeschliffen – zu e<strong>in</strong>em günstigeren<br />
Preis im Vergleich zum Angebot von Walter. Im Feldversuch<br />
g<strong>in</strong>g es nun darum, die Performance <strong>der</strong> beiden<br />
Alternativen gegene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu testen. Gleich zu Beg<strong>in</strong>n<br />
ergab sich e<strong>in</strong>e überraschende Erkenntnis: Die vom lokalen<br />
Betrieb nachgeschliffenen Werkzeuge wurden<br />
mit um 40 Prozent niedrigeren Bearbeitungsparame-<br />
tern gefahren, als die von Walter wie<strong>der</strong>aufbereiteten<br />
Werkzeuge. Lei<strong>der</strong> ist das e<strong>in</strong>e häufige Vorgehensweise,<br />
die manchem Werkleiter vielleicht gar nicht bewusst<br />
ist: Der Masch<strong>in</strong>enbediener hat se<strong>in</strong>e Erfahrungswerte<br />
mit dem nachgeschliffenen Werkzeug – <strong>in</strong> diesem Fall<br />
e<strong>in</strong>e schlechtere Leistung – und passt die Masch<strong>in</strong>e<br />
entsprechend an.<br />
PRODUKTIONSKOSTEN UM 70 PROZENT GESENKT<br />
Trotz dieser künstlichen Drosselung ergab sich im<br />
zweiten Schritt e<strong>in</strong> noch überraschen<strong>der</strong>es Ergebnis:<br />
Die Werkzeuglebensdauer des von Walter nachgeschliffenen<br />
Fräsers war um e<strong>in</strong> Vielfaches höher als die des<br />
lokalen Nachschliffs. E<strong>in</strong> enormer Performanceunterschied,<br />
<strong>der</strong> sich unterm Strich auch sehr deutlich <strong>in</strong><br />
den Herstellungskosten bemerkbar macht. Trotz <strong>der</strong><br />
höheren Kosten des Orig<strong>in</strong>al-Nachschliffs ließen sich<br />
durch das Walter Recondition<strong>in</strong>g rund 70 Prozent an<br />
Produktionskosten gegenüber dem lokalen Nachschliff<br />
e<strong>in</strong>sparen. Deshalb ist es enorm wichtig, wie beim Neu-<br />
Teil, auf das Know-how des Orig<strong>in</strong>al-Herstellers zu<br />
setzen. Die Werkzeuge, die vom Walter Recondition<strong>in</strong>g-<br />
Service kommen, haben praktisch die gleiche Qualität<br />
wie Neuwerkzeuge. Entsprechend können sie auch mit<br />
denselben Bearbeitungsparametern gefahren werden.<br />
Das spart Masch<strong>in</strong>enzeit und -kosten. Außerdem ist die<br />
Werkzeuglebensdauer deutlich länger, als bei durch<br />
Wettbewerber nachgeschliffenen Werkzeugen. Dadurch<br />
s<strong>in</strong>d beispielsweise weniger Werkzeugwechsel nötig<br />
und die Produktivität erhöht sich.<br />
Jenen Kunden, bei dem die Fallstudie durchgeführt<br />
wurde, haben diese gewichtigen Argumente überzeugt.<br />
Dort ist Walter Recondition<strong>in</strong>g nun fester Bestandteil<br />
e<strong>in</strong>es wirtschaftlich optimierten Herstellungsprozesses.<br />
AUTOR<br />
JENS-PETER SCHNECK<br />
ist Recondition<strong>in</strong>g &<br />
Recycl<strong>in</strong>g Manager bei <strong>der</strong><br />
Walter AG.<br />
Walter AG,<br />
Derend<strong>in</strong>ger Str. 53, D-72072 Tüb<strong>in</strong>gen,<br />
Tel. +49 (0) 7071 701 12 34,<br />
E-Mail: jens-peter.schneck@walter-tools.com<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014<br />
25
HAUPTBEITRAG<br />
<strong>Konzept</strong> <strong>offener</strong> <strong>Regler</strong>:<br />
<strong>FPGA</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Antriebstechnik</strong><br />
Modulare Architektur löst spezialisierte Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
Systeme mit programmierbarer Logik <strong>in</strong> Form von Field Programmable Gate Arrays<br />
(<strong>FPGA</strong>) werden zunehmend für die <strong>Antriebstechnik</strong> <strong>in</strong>teressant. Die Gründe dafür<br />
s<strong>in</strong>d die mit e<strong>in</strong>er Hardware-Implementierung vergleichbare Leistung, die Flexibilität<br />
im Entwurfsprozess und im Feld sowie die Skalierbarkeit des Funktionsumfangs.<br />
Das im Beitrag vorgestellte <strong>Konzept</strong> zeigt Struktur, Funktionsweise und Entwurf<br />
e<strong>in</strong>er komponentenorientierten Architektur für e<strong>in</strong> Antriebssystem. Der Fokus<br />
liegt dabei auf <strong>der</strong> günstigen Nutzung <strong>der</strong> resultierenden Freiheitsgrade <strong>in</strong> Hard- und<br />
Software. Es wird gezeigt, dass die Architektur den <strong>in</strong>dustriellen Standards und<br />
speziellen Anfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>er beispielhaften Anwendung h<strong>in</strong>sichtlich Robustheit<br />
und Flexibilität gerecht wird.<br />
SCHLAGWÖRTER <strong>FPGA</strong>-Technologie / <strong>Antriebstechnik</strong> / Architekturkonzept /<br />
Offenheit / <strong>Regler</strong>system<br />
Concept Open Controller: <strong>FPGA</strong> <strong>in</strong> Drive Technology –<br />
A Modular Architecture for Specialized Requirements<br />
Systems with programmable logic are becom<strong>in</strong>g more and more <strong>in</strong>terest<strong>in</strong>g <strong>in</strong> drive<br />
eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g. This is due to the performance, which can be compared to a hardware<br />
based implementation, the flexibility <strong>in</strong> the design process and the range of applications,<br />
as well as the scalability. The concept shows structure, functionality and<br />
design of a component-based architecture for a drive control system. The focus is on<br />
the beneficial use of the result<strong>in</strong>g degrees of freedom <strong>in</strong> hardware and software. The<br />
article shows that the architecture is able to meet <strong>in</strong>dustrial standards as well as<br />
special requirements for a typical application regard<strong>in</strong>g robustness and flexibility.<br />
KEYWORDS <strong>FPGA</strong> technology / drive eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g / architectural concept / openness /<br />
closed loop control system<br />
26<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014
PETER ZAHN, IGOR LAPTEV, ALEXANDER VERL, Universität Stuttgart<br />
Das Institut für Steuerungstechnik <strong>der</strong><br />
Werkzeugmasch<strong>in</strong>en und Fertigungse<strong>in</strong>richtungen<br />
<strong>der</strong> Universität Stuttgart (ISW)<br />
beschäftigt sich im Rahmen von Forschungsvorhaben<br />
mit Architekturen für<br />
offene <strong>Regler</strong>systeme. Die Offenheit zielt dabei auf<br />
möglichst hardwareunabhängige Strukturen und<br />
Schnittstellen, sodass die Austauschbarkeit von<br />
Komponenten und <strong>der</strong> Zugriff auf beliebige <strong>in</strong>terne<br />
Signale möglich ist. Entsprechende <strong>Konzept</strong>e und<br />
Implementierungen wurden im Rahmen <strong>der</strong> Entwicklung<br />
<strong>der</strong> offenen Antriebsreglerplattform [1, 2]<br />
umgesetzt.<br />
Derartige Systeme eignen sich für e<strong>in</strong>en universellen<br />
E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Antriebstechnik</strong>. Wesentlicher<br />
Aspekt dabei ist die Nutzung von programmierbarer<br />
Logik <strong>in</strong> Form von Field Programmable Gate Arrays<br />
(<strong>FPGA</strong>). Speziell kle<strong>in</strong>e Stückzahlen und Prototypen<br />
profitieren von <strong>der</strong> erhöhten Flexibilität im Entwurfsprozess,<br />
die die gegenüber klassischen mikrocontrollerbasierten<br />
Systemen höheren Kosten aufwiegt. Die<br />
Entwurfswerkzeuge ermöglichen es e<strong>in</strong>erseits, e<strong>in</strong><br />
hierarchisches Design mit unabhängig arbeitenden<br />
Subsystemen zu strukturieren, an<strong>der</strong>erseits trotzdem<br />
vollen Zugriff auf die <strong>in</strong>ternen Signalpfade zu behalten.<br />
Das vorgestellte <strong>Konzept</strong> stellt e<strong>in</strong> neuartiges<br />
<strong>Regler</strong>system auf <strong>FPGA</strong>-Basis dar, das sich dank modularem<br />
Aufbau und <strong>der</strong> Verwendung üblicher <strong>in</strong>dustrieller<br />
Schnittstellen vielseitig <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Antriebstechnik</strong><br />
e<strong>in</strong>setzen lässt. Bild 1 zeigt die mögliche<br />
Ausgestaltung e<strong>in</strong>er solchen Antriebsreglerplattform.<br />
Für Standardanwendungen existieren bereits zahlreiche<br />
kommerziell verfügbare Antriebssysteme. Im<br />
Falle von spezielleren Anwendungen weisen sie oft<br />
nicht genug Flexibilität auf. Beispielhaft für e<strong>in</strong>e solche<br />
Anwendung steht <strong>in</strong> diesem Beitrag <strong>der</strong> Antrieb<br />
e<strong>in</strong>er aktiv angetriebenen Knieprothese. Da hier hohe<br />
Leistungsdichte, Integration und Robustheit gefor<strong>der</strong>t<br />
werden und unterschiedliche Lastsituationen und E<strong>in</strong>satzbereiche<br />
vorherrschen, müssen die entsprechenden<br />
Entwicklungsprozesse und die e<strong>in</strong>gesetzten Algorithmen<br />
berücksichtigt werden.<br />
1. GRUNDLEGENDE UND SPEZIELLE ANFORDERUNGEN<br />
Im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e universelle Verwendung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Antriebstechnik</strong><br />
muss das offene <strong>Regler</strong>system robuste, <strong>in</strong>dustrieübliche<br />
Schnittstellen aufweisen. Traditionell s<strong>in</strong>d<br />
dies zum Beispiel analoge und digitale Spannungsschnittstellen<br />
mit von üblicher Digitaltechnik abweichenden<br />
Pegeln. Weiterh<strong>in</strong> müssen unterschiedliche Gebersysteme<br />
e<strong>in</strong>lesbar se<strong>in</strong> sowie Schnittstellen zur Leistungselektronik,<br />
wie gegebenenfalls zu e<strong>in</strong>er übergeordneten Steuerungsebene,<br />
vorgesehen werden. Zur optimalen Anpassung<br />
an die jeweilige Anwendung ist e<strong>in</strong>e gute Skalierbarkeit<br />
wünschenswert. Die e<strong>in</strong>zelnen funktionalen Primitive<br />
von <strong>der</strong> Benutzer<strong>in</strong>teraktion und Bahngenerierung<br />
über die Regelung bis zur Stromvektormodulation müssen<br />
modular e<strong>in</strong>gebunden o<strong>der</strong> an e<strong>in</strong> bestehendes externes<br />
System angebunden werden können.<br />
Pr<strong>in</strong>zipiell s<strong>in</strong>d diese Anfor<strong>der</strong>ungen bereits durch die<br />
Nutzung konventioneller Automatisierungskomponenten<br />
auf Mikrocontroller- beziehungsweise PC-Basis erfüllbar.<br />
Unterschiede ergeben sich jedoch, wenn beson<strong>der</strong>s bei<br />
Prototypen o<strong>der</strong> kle<strong>in</strong>en Stückzahlen die Flexibilität e<strong>in</strong><br />
wesentlicher Aspekt ist. Nachfolgend wird deshalb e<strong>in</strong><br />
exemplarischer Anwendungsbereich vorgestellt, <strong>der</strong> von<br />
<strong>der</strong> <strong>FPGA</strong>-basierten Architektur profitiert.<br />
1.1 Anwendungsbeispiel Knieprothese<br />
E<strong>in</strong> beispielhaftes E<strong>in</strong>satzgebiet für die vorgestellte Plattform<br />
ist die Entwicklung des Antriebs e<strong>in</strong>er aktiv angetriebenen<br />
Knieprothese im Rahmen e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>samen<br />
Forschungsprojekts mit Hochschul- und Industriepartnern.<br />
Bed<strong>in</strong>gt durch die Zunahme von Gefäßerkrankungen<br />
steigt die Zahl <strong>der</strong> Patienten mit amputierten<br />
Extremitäten, die durch Prothesen versorgt werden müssen.<br />
Derzeit marktübliche passive Systeme stellen e<strong>in</strong>e<br />
hohe Belastung für den Träger dar, da <strong>der</strong> Mensch die zur<br />
Fortbewegung notwendige Energie komplett über den verbleibenden<br />
Bewegungsapparat generieren muss. Der hier<br />
umgesetzte Ansatz, um die Energiebilanz beim Gehen zu<br />
verbessern, ist e<strong>in</strong> aktiver elektrischer Antrieb des Knie-<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014<br />
27
HAUPTBEITRAG<br />
gelenks. Am ISW wird für diesen Prototyp die notwendige<br />
Antriebsregelung entworfen und implementiert.<br />
Die Anfor<strong>der</strong>ungen an das <strong>Regler</strong>system ergeben sich<br />
aus <strong>der</strong> Notwendigkeit, für die Evaluierung situationsgerechter<br />
Steuerungsmuster die Regelung zur Laufzeit<br />
zwischen unterschiedlichen Betriebsarten (zum Beispiel<br />
Lage- o<strong>der</strong> Momentenregelung) umschalten zu<br />
können. Aufgrund von Unbekannten im H<strong>in</strong>blick auf<br />
biologische Bewegungsmuster müssen strukturell viele<br />
Freiheitsgrade und e<strong>in</strong>e umfangreiche Parametrierbarkeit<br />
vorgesehen werden.<br />
E<strong>in</strong>e exemplarische Beson<strong>der</strong>heit ergibt sich dabei<br />
aus dem biologischen Vorbild: Beim menschlichen Gehen<br />
wird <strong>der</strong> Gangzyklus wie<strong>der</strong>holt durchlaufen, <strong>der</strong><br />
sich beim Gehen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ebene <strong>in</strong> zwei Phasen glie<strong>der</strong>t,<br />
dargestellt nach [3] <strong>in</strong> Bild 2.<br />
Die Standphase beg<strong>in</strong>nt mit dem Aufsetzen <strong>der</strong> Ferse<br />
und umfasst das Abrollen des Fußes mit Bodenkontakt.<br />
Dabei wird das Moment im Knie <strong>in</strong> die Vorwärtsbewegung<br />
des Körperschwerpunkts umgesetzt. Mit dem Abheben<br />
<strong>der</strong> Fußspitze folgt die Schwungphase, <strong>in</strong> <strong>der</strong> das Be<strong>in</strong>,<br />
beziehungsweise die Prothese, wie<strong>der</strong> nach vorne bewegt<br />
wird. Hierbei wird das frei schw<strong>in</strong>gende Be<strong>in</strong> vom Kniemoment<br />
gegen se<strong>in</strong>e Trägheit beschleunigt und verzögert.<br />
Das dynamische Verhalten des menschlichen Bewegungssystems<br />
variiert dabei zyklisch: In <strong>der</strong> Standphase<br />
bewirkt <strong>der</strong> Prothesenantrieb die relativ langsame<br />
Vorwärtsbewegung des Körperschwerpunktes, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Schwungphase die Beschleunigung <strong>der</strong> Prothese auf<br />
hohe W<strong>in</strong>kelgeschw<strong>in</strong>digkeiten. Durch kont<strong>in</strong>uierliche<br />
Nachführung <strong>der</strong> Regelparameter über den Verlauf<br />
dieses Gangzyklus lässt sich dies berücksichtigen<br />
und <strong>in</strong> jedem Betriebspunkt optimales Verhalten <strong>der</strong><br />
Regelung erzielen. Dies entspricht dem <strong>in</strong> [4] vorgestellten<br />
Verfahren des L<strong>in</strong>ear Parameter-Vary<strong>in</strong>g Ga<strong>in</strong><br />
Schedul<strong>in</strong>g beziehungsweise <strong>der</strong> parameterabhängigen<br />
PI-Regelung nach [5].<br />
In <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen <strong>Antriebstechnik</strong> verfügen Antriebsregler<br />
über umfangreiche Parametersätze, mit<br />
denen sich <strong>der</strong> Antrieb an die Anwendung anpassen<br />
lässt. Normalerweise erfolgt dies im Rahmen <strong>der</strong> Inbetriebnahme<br />
mittels herstellerspezifischer Software. Um<br />
e<strong>in</strong>e sichere Funktion <strong>in</strong> allen Betriebsbereichen zu<br />
gewährleisten, müssen dabei die Regelparameter konservativ<br />
gewählt werden. Diese können im Betrieb nicht<br />
mehr verän<strong>der</strong>t werden. Ga<strong>in</strong> Schedul<strong>in</strong>g ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
solchen System nicht realisierbar, weshalb hier e<strong>in</strong><br />
strukturell an<strong>der</strong>er Ansatz gewählt wird.<br />
Bei <strong>der</strong> vorgestellten Architektur s<strong>in</strong>d die Parameter<br />
sämtlicher Regelungskomponenten im Betrieb zugänglich<br />
und können im gleichen Takt wie die Vorgabe von<br />
Sollwerten modifiziert werden. Dies erlaubt es, die Regelung<br />
kont<strong>in</strong>uierlich an die Dynamik <strong>der</strong> Anwendung<br />
anzupassen und somit auch bei wechseln<strong>der</strong> Last und<br />
Dämpfung e<strong>in</strong>e hohe Güte <strong>der</strong> Regelung zu erreichen.<br />
Praktisch werden für mehrere Betriebspunkte geeignete<br />
<strong>Regler</strong>parameter ermittelt und Zwischenwerte<br />
<strong>in</strong>terpoliert. Die numerische Steuerung, die zum Beispiel<br />
PC-basiert auf <strong>der</strong>selben Plattform realisiert werden<br />
kann, übergibt diese zyklisch geme<strong>in</strong>sam mit entsprechenden<br />
Sollwerten an die Regelung.<br />
2. POTENZIAL DER <strong>FPGA</strong>-TECHNOLOGIE<br />
Gängige digitale Signalprozessoren (DSP) verfügen über<br />
e<strong>in</strong>e hohe Rechenleistung, allerd<strong>in</strong>gs bed<strong>in</strong>gt die sequentielle<br />
Befehlsabarbeitung Abhängigkeiten zwischen<br />
Software-Modulen. Zur E<strong>in</strong>haltung e<strong>in</strong>es determ<strong>in</strong>istischen<br />
Verhaltens müssen diese berücksichtigt<br />
werden, worunter die Skalierbarkeit leidet. Da e<strong>in</strong> Regelungssystem<br />
für die genannte Aufgabe sich gut <strong>in</strong><br />
parallel arbeitende Funktions-Module mit kont<strong>in</strong>uierlichem<br />
Datendurchsatz unterglie<strong>der</strong>n lässt, bieten anwendungsspezifisch<br />
konfigurierbare Logikbauste<strong>in</strong>e<br />
(<strong>FPGA</strong>) e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Plattform zur Umsetzung.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklung und bei kle<strong>in</strong>en<br />
Stückzahlen stellt die Rekonfigurierbarkeit e<strong>in</strong>en Vorteil<br />
dar, <strong>der</strong> erhöhte Kosten für leistungsfähige <strong>FPGA</strong> kompensiert.<br />
Die entsprechende Beschreibung <strong>der</strong> Logik <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Hardware-Beschreibungssprache, wie zum Beispiel<br />
Very High Speed Integrated Circuit Hardware Description<br />
Language (VHDL), eignet sich ebenso für die Umsetzung<br />
<strong>in</strong> maskenprogrammierte Logik. Somit lässt sich<br />
die Implementierung des funktionalen Verhaltens von<br />
konkreter Hardware und Stückzahlen entkoppeln. Bei<br />
den <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Antriebstechnik</strong> üblichen Regeltakten, Stromregelung<br />
bis zu 50 kHz, s<strong>in</strong>d mittels Pipel<strong>in</strong><strong>in</strong>g komplexe<br />
Berechnungen möglich, gleichfalls die Verwendung unterschiedlicher<br />
Takte <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Systems.<br />
Zur Vere<strong>in</strong>fachung des Entwurfsprozesses existieren<br />
unterschiedliche <strong>Konzept</strong>e zur Strukturierung <strong>der</strong> <strong>FPGA</strong>-<br />
Designs. Verwendet wird die Software QSYS des <strong>FPGA</strong>-<br />
Herstellers Altera, die e<strong>in</strong> System on a Programmable<br />
Chip (SOPC) erzeugt. Dazu werden e<strong>in</strong>zelne Komponenten<br />
aus e<strong>in</strong>er Bibliothek <strong>in</strong>stanziiert und grafisch mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
verschaltet. Die Komponenten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bibliothek<br />
können dabei selbst implementiert und von Dritten<br />
bereitgestellt werden. Die Software übernimmt die Generierung<br />
von Verb<strong>in</strong>dungen und Busleitungen. Voraussetzung<br />
dafür ist die E<strong>in</strong>haltung von spezifizierten<br />
Schnittstellentypen. Dies ermöglicht e<strong>in</strong>en effizienteren<br />
Entwurfsprozess und e<strong>in</strong>e bessere Wie<strong>der</strong>verwertung<br />
bei gleichzeitiger Reduzierung von Fehlerquellen.<br />
Grundsätzlich erzeugen solche grafischen Entwurfswerkzeuge<br />
ihre Ausgabe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Hardwarebeschreibungssprache,<br />
sodass manuelle E<strong>in</strong>griffe o<strong>der</strong> die Verifikation<br />
des generierten Codes möglich s<strong>in</strong>d.<br />
3. EBENENKONZEPT DER SYSTEMARCHITEKTUR<br />
Das offene Regelungssystem lässt sich logisch <strong>in</strong> Ebenen<br />
unterglie<strong>der</strong>n, die <strong>in</strong> Bild 3 dargestellt s<strong>in</strong>d und<br />
nachfolgend beschrieben werden. Hervorgehoben ist<br />
dabei <strong>der</strong> Bereich, den das SOPC-Design umfasst. Wesentlich<br />
hierbei ist die For<strong>der</strong>ung, möglichst viel Komplexität<br />
<strong>in</strong> den <strong>FPGA</strong> zu verlegen, um die Vorteile von<br />
28<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014
BILD 1: Mögliche Ausgestaltung<br />
<strong>der</strong> Antriebsreglerplattform<br />
Antriebsreglerplattform<br />
<strong>FPGA</strong><br />
Numerische<br />
Steuerung<br />
Lageregler<br />
Geschw<strong>in</strong>digkeitsregler<br />
Stromregler<br />
Leistungselektronik<br />
Feldbus<br />
I/O<br />
PMSM<br />
Soft-<br />
CPU<br />
Filter<br />
User-<br />
IP-Cores<br />
Lagegeber<br />
BILD 3: Ebenen <strong>der</strong> Systemarchitektur<br />
BILD 2: Darstellung <strong>der</strong> Phasen im Gangzyklus<br />
BILD 4: Laboraufbau<br />
des Regelungssystems<br />
Konfigurierbarkeit und freiem Zugriff zu nutzen. Dies<br />
ist e<strong>in</strong> wesentlicher Unterschied im Vergleich zu konventioneller<br />
Hardware, wo e<strong>in</strong>e Än<strong>der</strong>ung von e<strong>in</strong>zelnen<br />
Parametern o<strong>der</strong> Verb<strong>in</strong>dungen e<strong>in</strong> aufwendiges<br />
Re-Design nach sich ziehen kann.<br />
Anwendung:<br />
Die unterste Ebene bilden Motoren und Leistungselektronik,<br />
<strong>in</strong>dustrielle Sp<strong>in</strong>del- o<strong>der</strong> L<strong>in</strong>earachsen, sowie<br />
Sensorik zur Rückführung <strong>der</strong> Zustandsgrößen.<br />
Peripheriemodule:<br />
Die Umsetzung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>- und Ausgangssignale <strong>in</strong> digitale<br />
Signale mit <strong>FPGA</strong>-kompatiblen Pegeln und das<br />
Protokoll-Handl<strong>in</strong>g von Feldbussen werden auf austauschbare,<br />
e<strong>in</strong>heitliche Plat<strong>in</strong>en ausgelagert.<br />
SOPC-Komponenten:<br />
Um die Struktur e<strong>in</strong>es Regelungssystems <strong>in</strong>nerhalb<br />
des <strong>FPGA</strong> effizient abbilden zu können, wird dieses<br />
<strong>in</strong> hierarchisch geglie<strong>der</strong>te funktionale Module zerlegt.<br />
E<strong>in</strong> solches Modul kann beispielsweise die Geberauswertung,<br />
e<strong>in</strong> PI-<strong>Regler</strong> o<strong>der</strong> zusammengefasst<br />
e<strong>in</strong>e komplette <strong>Regler</strong>kaskade für e<strong>in</strong>e Achse se<strong>in</strong>.<br />
Dadurch lässt sich diese Struktur direkt auf e<strong>in</strong>zelne,<br />
durch Signalflüsse verkoppelte SOPC-Komponenten<br />
abbilden. Für den Anwen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Module ist dabei die<br />
konkrete Implementierung irrelevant, sofern diese<br />
über e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Schnittstelle und e<strong>in</strong>en def<strong>in</strong>ierten<br />
Satz Parameter verfügt. Die grundlegende Verkopplung<br />
<strong>der</strong> Module wird bei <strong>der</strong> Erstellung des<br />
SOPC-Designs festgelegt, Signalfluss und Verhalten<br />
<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Komponenten s<strong>in</strong>d noch zur Laufzeit<br />
k o n fi g u r i e r b a r.<br />
Systembus:<br />
Zum Zugriff auf die Parameterregister und zum Austausch<br />
von Signalen wird e<strong>in</strong> herstellerseitig standardisierter<br />
Systembus (Altera Avalon) verwendet. Dieser<br />
ist als Master-Slave-Protokoll def<strong>in</strong>iert und ermöglicht<br />
das E<strong>in</strong>blenden <strong>der</strong> Daten <strong>in</strong> Speicherbereiche übergeordneter<br />
Systeme mittels Memory Mapp<strong>in</strong>g. Die ent-<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014<br />
29
HAUPTBEITRAG<br />
sprechende Logik wird automatisiert durch die Entwurfswerkzeuge<br />
erzeugt.<br />
CPU und Software:<br />
Komplexere, aber weniger zeitkritische Aufgaben werden<br />
durch e<strong>in</strong>e CPU abgearbeitet. Neben <strong>der</strong> Überwachung<br />
o<strong>der</strong> Ablaufsteuerung können Software-Module<br />
von Dritten e<strong>in</strong>gebunden werden, beispielsweise e<strong>in</strong>e<br />
PC-basierte numerische Steuerung wie [6]. Dabei kann<br />
die CPU entwe<strong>der</strong> als SOPC-Komponente (Altera NIOS<br />
II) o<strong>der</strong> <strong>in</strong> konventioneller Form mit Kopplung über<br />
e<strong>in</strong>en externen Bus ausgeführt se<strong>in</strong>.<br />
4. PRAKTISCHE UMSETZUNG<br />
Der Entwurfsprozess e<strong>in</strong>er Plattform entsprechend dem<br />
vorgestellten <strong>Konzept</strong> glie<strong>der</strong>t sich <strong>in</strong> drei Teilaspekte:<br />
Der Entwurf <strong>der</strong> Hardwareplattform mit Peripherieanb<strong>in</strong>dung,<br />
die Spezifizierung und Implementierung <strong>der</strong> SOPC-<br />
Komponenten sowie die Integration des SOPC-Systems.<br />
4.1 Hardwareplattform<br />
Da die Architektur des Regelungssystems unabhängig<br />
von <strong>der</strong> verwendeten Hardware spezifiziert ist, kann<br />
e<strong>in</strong>e für die jeweilige Anwendung s<strong>in</strong>nvolle Plattform<br />
verwendet werden. Im Fall des Prothesenantriebs wurde<br />
dazu <strong>der</strong> S<strong>in</strong>gle-Board-Computer (SBC) Kontron<br />
MSMST <strong>der</strong> Bauform PCIe/104 gewählt. Neben e<strong>in</strong>em<br />
Intel Atom E6x5C ist auf dem Prozessormodul e<strong>in</strong> <strong>FPGA</strong><br />
vom Typ Altera Arria II GX <strong>in</strong>tegriert. Den Datenaustausch<br />
ermöglicht e<strong>in</strong>e on-Chip PCI-Express-Verb<strong>in</strong>dung<br />
zwischen CPU und <strong>FPGA</strong>. Diese enge Kopplung<br />
reduziert den Aufwand an Bauteilen und ist somit im<br />
H<strong>in</strong>blick auf den E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Embedded-Systemen s<strong>in</strong>nvoll.<br />
Zur Implementierung von Funktionen kann die<br />
jeweils optimale Plattform (x86/x64-CPU o<strong>der</strong> <strong>FPGA</strong>)<br />
gewählt werden, was den Entwurfsprozess vere<strong>in</strong>facht<br />
und die Leistungsfähigkeit erhöht.<br />
Bild 4 zeigt e<strong>in</strong>en universellen Laboraufbau des Regelungssystems<br />
mit MSMST-Plattform und drei <strong>der</strong> vorgestellten<br />
Peripheriemodule. In frühen Entwicklungsphasen<br />
ist häufig ausreichend Reserve an Schnittstellen<br />
und Rechenleistung wichtiger als das Baumaß. Für die<br />
Regelung des Prothesenantriebs kann die Anzahl <strong>der</strong><br />
Schnittstellen später noch deutlich reduziert und <strong>der</strong><br />
Raumbedarf durch geeignete Integration m<strong>in</strong>imiert werden.<br />
Für die ersten Untersuchungen und Messungen am<br />
Prototyp sowie die Implementierung von Algorithmen<br />
zur Bewegungssteuerung ist dabei die Verfügbarkeit<br />
e<strong>in</strong>er kompletten PC-Plattform von Vorteil.<br />
Übliche PC-Peripherie, wie Arbeitsspeicher, BIOS<br />
o<strong>der</strong> Festplatten- und Displaycontroller, s<strong>in</strong>d bereits auf<br />
dem SBC vorhanden. Zur Anb<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Antriebstechnik</strong><br />
gebräuchlichen Schnittstellen s<strong>in</strong>d die<br />
entsprechenden Peripheriemodule über Wannenstecker<br />
mit den frei verwendbaren Ports des <strong>FPGA</strong> verbunden.<br />
Die nachfolgend genannten <strong>in</strong>dustrieüblichen Schnittstellen<br />
s<strong>in</strong>d <strong>der</strong>zeit im E<strong>in</strong>satz, die Ergänzung um weitere<br />
Medien und Protokolle ist vorgesehen.<br />
TTL-I/O-Modul: Bidirektionale E<strong>in</strong>- und Ausgänge<br />
mit TTL-Logikpegel für digitale Signale<br />
ADC-Modul: Differenzielle analoge E<strong>in</strong>gänge mit e<strong>in</strong>stellbarer<br />
Verstärkung. Die Umsetzung mittels Delta-<br />
Sigma-Modulation erlaubt es, Bandbreite und Genauigkeit<br />
anwendungsspezifisch zu parametrieren.<br />
DAC-Modul: Analogausgänge mit niedriger Impedanz<br />
und unterschiedlichen Pegeln, ebenfalls basierend<br />
auf Delta-Sigma-Modulation<br />
EnDat-Modul: Schnittstelle für Lagegeber mit dem<br />
Heidenha<strong>in</strong> EnDat-2.2-Protokoll<br />
EtherCAT-Modul: Anb<strong>in</strong>dung an numerische Steuerungen<br />
über CANopen-Datentypen mittels des<br />
Kommunikationsframeworks aus [7]<br />
4.2 Entwurf <strong>der</strong> SOPC-Komponenten<br />
Innerhalb des SOPC kommen verschiedenartige Komponenten<br />
zum E<strong>in</strong>satz. E<strong>in</strong>ige entsprechen den Primitiven<br />
<strong>der</strong> Regelung (zum Beispiel PI-<strong>Regler</strong> o<strong>der</strong> Differenzierer).<br />
An<strong>der</strong>e bilden das Gegenstück zu den Peripheriemodulen,<br />
beispielsweise e<strong>in</strong> Delta-Sigma-Modulator<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e State Mach<strong>in</strong>e für Kommunikationsprotokolle.<br />
Realisiert wurden unter an<strong>der</strong>em Filterung, Interpolation,<br />
Istwert-Erfassung, Regelung, Takterzeugung, Modulation<br />
<strong>der</strong> Ausgangsgrößen, Protokollhandl<strong>in</strong>g und Ansteuerung<br />
von Sicherheitslogik.<br />
Die Verwendung von eigenen o<strong>der</strong> durch Dritte bereitgestellten<br />
Intellectual Property Cores (IP-Cores) erleichtert<br />
die Weitergabe und Wie<strong>der</strong>verwendung im Entwurfsprozess.<br />
Entsprechende Generatoren werden <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
für digitale Filter von <strong>FPGA</strong>-Herstellern angeboten.<br />
Deren Nachteil ist jedoch, dass mehrere Parameter bereits<br />
bei <strong>der</strong> Erzeugung des <strong>FPGA</strong>-Designs festgelegt<br />
werden müssen. Um e<strong>in</strong>e größtmögliche Freiheit für<br />
Parameter und Struktur zu erhalten, wurden die Komponenten<br />
<strong>in</strong> VHDL implementiert. Konstanten (Generics)<br />
legen dabei nur maximale Werte bezüglich <strong>der</strong> Datenbreite<br />
o<strong>der</strong> Ordnung fest. Der tatsächlich verwendete<br />
Wert ist über Steuerregister parametrierbar und unmittelbar<br />
wirksam. Jede Komponente verfügt dazu über e<strong>in</strong><br />
Kommunikationssubmodul, welches die Anb<strong>in</strong>dung an<br />
den Systembus ermöglicht. E<strong>in</strong> Avalon-MM-Slave stellt<br />
die notwendigen Register als E<strong>in</strong>gangs- und Ausgangssignale<br />
zur Verfügung und führt die Transaktionen beim<br />
Lese- und Schreibzugriff über den Bus durch.<br />
Bestandteil des Komponentenentwurfs ist die simulative<br />
Überprüfung von Funktion und Robustheit. Mittels<br />
geeigneter Testfälle wird dabei verifiziert, ob die gefor<strong>der</strong>te<br />
Funktion erfüllt wird. Die Modularisierung erleichtert<br />
die möglichst umfassende Abdeckung mit Testvektoren.<br />
Im Vergleich zum konventionellen Hardwaredesign<br />
ist dabei <strong>der</strong> Nachweis des spezifikationskonformen<br />
Verhaltens deutlich e<strong>in</strong>facher und verlässlicher möglich.<br />
30<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014
Grundsätzlich kann das Verhalten sämtlicher Komponenten<br />
auf verschiedenen Ebenen verifiziert werden.<br />
Für e<strong>in</strong>zelne VHDL-Module kommt im Lauf <strong>der</strong> Implementierung<br />
die Simulation, beispielsweise mittels Modelsim,<br />
zum E<strong>in</strong>satz. Zur Laufzeit des <strong>FPGA</strong>-Designs<br />
lassen sich <strong>in</strong>terne Signalverläufe mittels e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>kompilierten<br />
Chip-Scopes aufzeichnen und auf unterschiedlicher<br />
Abstraktionsebene betrachten. Dadurch<br />
ist die Interaktion mit <strong>der</strong> weiteren Hardware <strong>der</strong> Anwendung<br />
darstellbar. Auf Ebene <strong>der</strong> Regelungsmodule<br />
erlauben s<strong>in</strong>nvoll gewählte Parametersätze den Zugriff<br />
von außen, auch über e<strong>in</strong>en Feldbus, auf die <strong>in</strong>ternen<br />
Signale zur Überwachung o<strong>der</strong> Fehlersuche.<br />
4.3 Integration <strong>in</strong> das <strong>FPGA</strong>-Design<br />
Zur Umsetzung e<strong>in</strong>es konkreten Regelungssystems<br />
wird dessen Struktur mit den entsprechenden SOPC-<br />
Komponenten nachgebildet. Deren Anordnung und<br />
Verkopplung, die hierarchisch strukturiert se<strong>in</strong> kann,<br />
ergibt sich aus e<strong>in</strong>em Signalflussplan, beispielhaft dargestellt<br />
<strong>in</strong> Bild 5. E<strong>in</strong>e Konfiguration legt die Verschaltung<br />
und damit den Signalfluss zwischen den Komponenten<br />
direkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hardware fest.<br />
Da die entworfenen Komponenten sich an den Vorgaben<br />
von Altera orientieren, können diese grafisch<br />
<strong>in</strong>stanziiert und verknüpft werden. Nach Anlegen e<strong>in</strong>er<br />
neuen SOPC-Komponente werden <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>- und Ausgangssignale<br />
den standardisierten Schnittstellen zugewiesen,<br />
e<strong>in</strong>e Dokumentation h<strong>in</strong>zugefügt und wie<strong>der</strong>verwendbar<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Bibliothek abgelegt.<br />
Bei <strong>der</strong> Erzeugung e<strong>in</strong>es SOPC-Designs mit Altera<br />
QSYS s<strong>in</strong>d die verfügbaren Komponenten <strong>in</strong> Kategorien<br />
unterteilt und werden durch H<strong>in</strong>zufügen zu e<strong>in</strong>em Design<br />
<strong>in</strong>stanziiert. Die Signale werden als offene Verb<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
angezeigt und lassen sich durch Auswählen mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
verknüpfen. Dies betrifft zuerst Takt, Reset und<br />
Systembus, welche an alle Komponenten verteilt werden.<br />
Die e<strong>in</strong>zelnen Regelgrößen s<strong>in</strong>d unidirektionale<br />
Signale und werden entsprechend dem Signalflussplan<br />
verbunden, zur Veranschaulichung ausschnittsweise<br />
dargestellt <strong>in</strong> Bild 6.<br />
Das SOPC wird abschließend <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Top-Level-Design<br />
<strong>in</strong>tegriert, <strong>in</strong> dem <strong>der</strong> verwendete <strong>FPGA</strong> und umgebungsspezifische<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen (Constra<strong>in</strong>ts)<br />
festgelegt, sowie den Signalen physikalische P<strong>in</strong>s zugeordnet<br />
werden.<br />
4.4 E<strong>in</strong>schränkungen <strong>der</strong> Werkzeuge<br />
Grundsätzlich ist die Entwicklung von funktionalen<br />
Komponenten auf <strong>der</strong> Ebene programmierbarer Logik<br />
im Vergleich zu re<strong>in</strong>er Software mit e<strong>in</strong>igen Nachteilen<br />
verbunden. Die notwendige Zeit zur Erzeugung <strong>der</strong><br />
BILD 5: Signalfluss <strong>der</strong> Regelung im SOPC-Design<br />
BILD 6:<br />
Ausschnitt aus<br />
<strong>der</strong> grafischen<br />
Verknüpfung <strong>in</strong><br />
Altera QSYS<br />
BILD 7:<br />
Prototyp <strong>der</strong><br />
angetriebenen<br />
Prothese<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014<br />
31
HAUPTBEITRAG<br />
<strong>FPGA</strong>-Konfiguration liegt immer noch um Größenordnungen<br />
über Compile-Zeiten von Software-Projekten<br />
mit vergleichbarer Komplexität. Weiterh<strong>in</strong> ist die Umsetzung<br />
von Struktur und Datenfluss von komplexen<br />
SOPC-Systemen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Antriebstechnik</strong> aus Sicht <strong>der</strong><br />
Autoren verbesserbar, da die betrachteten Werkzeuge<br />
noch Defizite <strong>in</strong> ihrer Funktionsweise aufweisen. Beispielsweise<br />
s<strong>in</strong>ken bei wachsen<strong>der</strong> Komplexität sowie<br />
bei <strong>der</strong> Verwendung eigener Schnittstellentypen Übersichtlichkeit<br />
und Handhabbarkeit des Projekts.<br />
E<strong>in</strong>e weitere E<strong>in</strong>schränkung ist die starke Herstellerabhängigkeit<br />
<strong>in</strong> den verwendeten Entwicklungsumgebungen.<br />
Während e<strong>in</strong> herstellerübergreifen<strong>der</strong> Austausch<br />
e<strong>in</strong>zelner IP-Cores relativ gut machbar ist, sieht<br />
dies auf Ebene <strong>der</strong> SOPC-Systeme deutlich schwieriger<br />
aus. Im Gegensatz zu e<strong>in</strong>em re<strong>in</strong> auf die Hardwarebeschreibungssprachen<br />
VHDL o<strong>der</strong> Verilog beschränkten<br />
Design werden mit <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> <strong>FPGA</strong>-Plattform die<br />
möglichen Entwicklungswerkzeuge festgelegt.<br />
weis <strong>der</strong> Architektur erbr<strong>in</strong>gen. Bild 7 zeigt das zugehörige<br />
Funktionsmuster, mit dem erste erfolgreiche<br />
Versuche <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Ganglabors bereits vorgenommen<br />
wurden. Das System ermöglicht die effiziente<br />
Weiterentwicklung situationsangepasster Gangprofile<br />
und damit die Umsetzung realitätsnaher Bewegungsmuster.<br />
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Verwendung<br />
von <strong>FPGA</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Antriebstechnik</strong> grundsätzlich<br />
Vorteile bietet. Vergleichbare Hardware-Plattformen<br />
s<strong>in</strong>d verfügbar, beispielsweise <strong>in</strong> Form von [8].<br />
Die Verwendung standardisierter und modularer Architekturen<br />
ist entscheidend für e<strong>in</strong>e effiziente Implementierung<br />
und Anwendung. Dabei verschwimmen die<br />
Grenzen zwischen Software und Hardware.<br />
MANUSKRIPTEINGANG<br />
17.09.2013<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
FAZIT<br />
Die umfangreiche Parametrierbarkeit und schnelle<br />
Rekonfigurierbarkeit des <strong>FPGA</strong> erleichtern das Prototyp<strong>in</strong>g<br />
<strong>in</strong> Bereichen, wo bisher e<strong>in</strong> teures Re-Design <strong>der</strong><br />
Hardware notwendig war. Dies ist beson<strong>der</strong>s für Produkte<br />
<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Stückzahlen attraktiv. Dabei stellt die<br />
offene Architektur die Austauschbarkeit <strong>der</strong> Komponenten<br />
sicher, auch herstellerübergreifend.<br />
Bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Regelungsplattform für die<br />
angetriebene Prothese ließ sich e<strong>in</strong> Funktionsnach-<br />
DANKSAGUNG<br />
Die Arbeit im Rahmen des ZIM-Kooperationsprojekts<br />
Entwicklung des Prototyps e<strong>in</strong>es aktiven<br />
Antriebssystems für Prothesen und Orthesen wurde<br />
unterstützt durch die Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
<strong>in</strong>dustrieller Forschungsvere<strong>in</strong>igungen Otto von<br />
Guericke e.V (AiF), geför<strong>der</strong>t vom Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />
für Wirtschaft und Technologie aufgrund e<strong>in</strong>es<br />
Beschlusses des Deutschen Bundestages.<br />
AUTOREN<br />
Dipl.-Ing. PETER ZAHN<br />
(geb. 1985) absolvierte e<strong>in</strong><br />
Studium an <strong>der</strong> Universität<br />
Stuttgart im Fach<br />
Automatisierungstechnik<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Produktion. Seit<br />
2012 ist er wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter am<br />
ISW. Schwerpunkt se<strong>in</strong>er<br />
Tätigkeit ist die Antriebs- und Regelungstechnik,<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Architekturen für<br />
<strong>FPGA</strong>-basierte Systeme.<br />
Institut für Steuerungstechnik <strong>der</strong> Werkzeugmasch<strong>in</strong>en<br />
und Fertigungs e<strong>in</strong>richtungen (ISW)<br />
Universität Stuttgart,<br />
Seidenstraße 36, D-70174 Stuttgart,<br />
Tel. +49 (0) 711 68 58 24 14,<br />
E-Mail: peter.zahn@isw.uni-stuttgart.de<br />
Dipl.-Ing. IGOR LAPTEV<br />
(geb. 1978) studierte an <strong>der</strong><br />
Staatlichen Universität <strong>der</strong><br />
Stadt Pawlodar, Kasachstan,<br />
das Fach Elektroantrieb und<br />
Automatisierung. Danach<br />
folgte e<strong>in</strong> Studium an <strong>der</strong><br />
Universität Stuttgart im Fach<br />
Automatisierungstechnik <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Produktion. Seit 2007 ist er wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter am ISW mit den Schwerpunkten<br />
Antriebs-, Regelungstechnik, <strong>FPGA</strong>-Technik und<br />
Leistungselektronik.<br />
Institut für Steuerungstechnik <strong>der</strong> Werkzeugmasch<strong>in</strong>en<br />
und Fertigungs e<strong>in</strong>richtungen (ISW)<br />
Universität Stuttgart,<br />
Seidenstraße 36, D-70174 Stuttgart,<br />
Tel. +49 (0) 711 68 58 45 11,<br />
E-Mail: igor.laptev@isw.uni-stuttgart.de<br />
32<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014
www.<strong>atp</strong>-<strong>edition</strong>.de<br />
Jetzt bestellen!<br />
REFERENZEN<br />
[1] Kramer, C.: Offene Antriebsreglerplattform.<br />
Heimsheim, Jost-Jetter Verlag 2011<br />
[2] Bardakcioglu, A., Hafla, A., Laptev, I., Verl, A.:<br />
Offene Steuerungs- und Antriebsplattform für<br />
Werkzeugmasch<strong>in</strong>en und Prozesse - Hybride<br />
Technologien <strong>in</strong> <strong>der</strong> Produktion. In: Fortschritt-<br />
Berichte VDI Reihe 2 Nr. 675, S. 94-115.<br />
VDI-Verlag 2010<br />
[3] Perry, J.: Ganganalyse, Norm und Pathologie<br />
des Gehens. Urban und Fischer 2003<br />
[4] Leith, D. J., Leithead, W.: Survey of ga<strong>in</strong>schedul<strong>in</strong>g<br />
analysis and design. International<br />
Journal of Control 73 (11), S. 1001-1025, 2000<br />
[5] Sommer, S.: Selbste<strong>in</strong>stellen<strong>der</strong> PI-<strong>Regler</strong><br />
für LPV-Systeme. at - Automatisierungs -<br />
technik 49 (10), S. 462-469, 2001<br />
[6] Industrielle Steuerungstechnik GmbH:<br />
Kernel - Softwarekern für CNC, Robotik<br />
und Motion Control,<br />
http://www.isg-stuttgart.de/kernel.html<br />
[7] Simon, A., Frick, F., Verl, A.: Framework zur<br />
Systemgestaltung von <strong>FPGA</strong>-basierten<br />
Automatisierungsgeräten. Wt Werkstattstechnik<br />
onl<strong>in</strong>e Jahrgang 101 Heft 5, S. 378-383, 2011<br />
[8 ] Krah, J. O., Höltgen, M., Richter, R.:<br />
<strong>FPGA</strong>-basierte Motorsteuerung mit Delta-<br />
Sigma-Strommessung. Elektronik 2013 (6),<br />
S. 18-23, 2013<br />
Die Referenzklasse für die<br />
Automatisierungstechnik<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ist das Fachmagaz<strong>in</strong> für die Automatisierungstechnik.<br />
Die Qualität <strong>der</strong> wissenschaftlichen Hauptbeiträge<br />
sichert e<strong>in</strong> strenges Peer-Review-Verfahren. Bezug zur<br />
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Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c.<br />
mult. ALEXANDER VERL<br />
(geb. 1966) studierte<br />
Elektrotechnik <strong>in</strong> Erlangen-Nürnberg,<br />
Promotion<br />
1997 am DLR <strong>in</strong> Oberpfaffenhofen.<br />
Seit 2005<br />
Institutsleitung am ISW,<br />
seit 2006 zusätzlich am<br />
Fraunhofer-IPA. Die Schwerpunkte se<strong>in</strong>er<br />
Forschung bilden Mechanik und Steuerung<br />
von Werkzeugmasch<strong>in</strong>en, Simulationstechnik<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Fertigungstechnik sowie die Robotik.<br />
Institut für Steuerungstechnik <strong>der</strong> Werkzeugmasch<strong>in</strong>en<br />
und Fertigungs e<strong>in</strong>richtungen (ISW)<br />
Universität Stuttgart,<br />
Seidenstraße 36, D-70174 Stuttgart,<br />
Tel. +49 (0) 711 68 58 24 22,<br />
E-Mail: alexan<strong>der</strong>.verl@isw.uni-stuttgart.de<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> <strong>der</strong> DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München
HAUPTBEITRAG<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Effizienz<br />
automatisch messen – Teil 2<br />
Explorative Untersuchung von Methode und Metriken<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g ist e<strong>in</strong> wesentlicher Kostenfaktor <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automatisierung. Daher suchen<br />
Industrie und Akademia geme<strong>in</strong>sam nach Methoden, um die Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Effizienz<br />
zu erhöhen. Lei<strong>der</strong> ist es nicht möglich, solche Methoden objektiv, systematisch,<br />
reproduzierbar und vergleichbar zu bewerten, weil sich Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Effizienz bisher<br />
e<strong>in</strong>er systematischen Messung entzieht. Teil 1 dieses Beitrags [1] schlägt e<strong>in</strong>en Ansatz<br />
zur automatischen Messung und Visualisierung <strong>der</strong> Effizienz von Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Methoden<br />
vor. Der hier vorliegende Teil 2 widmet sich <strong>der</strong> experimentellen Überprüfung<br />
<strong>der</strong> Messmethodik und <strong>der</strong> <strong>in</strong> Teil 1 vorgestellten Thesen.<br />
SCHLAGWÖRTER Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g / Effizienz / Methoden / <strong>Konzept</strong>e / Effizienzmessung<br />
Automatically Measur<strong>in</strong>g Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g Efficiency – Part 2 –<br />
Def<strong>in</strong>ition, Registration and Visualisation<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g is a key cost driver <strong>in</strong> automation. Therefore, both manufacturers and<br />
researchers are look<strong>in</strong>g for ways to improve eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g efficiency. Unfortunately,<br />
without be<strong>in</strong>g able to measure eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g efficiency it is not possible to exam<strong>in</strong>e<br />
new methods <strong>in</strong> an objective, systematic, reproducible or comparable way. Part 1 of<br />
this paper [1] proposes a concept to automatically measure and visualize eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />
efficiency. Part 2 is dedicated to the experimental exam<strong>in</strong>ation of this concept and<br />
the correspond<strong>in</strong>g theses.<br />
KEYWORDS eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g / efficiency / methods / concepts / efficiency measurement<br />
34<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014
RAINER DRATH, CHRISTIAN MESSINGER, BEN SCHRÖTER, NUO LI,<br />
GEORG GUTERMUTH, ABB-Forschungszentrum, Ladenburg<br />
E<strong>in</strong> Ansatz zur Messung und Visualisierung <strong>der</strong><br />
Effizienz von werkzeugbezogenen Methoden<br />
<strong>der</strong> Automatisierungsplanung wurde <strong>in</strong> Teil 1<br />
dieses Beitrags vorgestellt [1]. In Teil 2 widmen<br />
sich die Autoren <strong>der</strong> experimentellen Überprüfung<br />
<strong>der</strong> Messmethodik und <strong>der</strong> <strong>in</strong> Teil 1 vorgestellten<br />
Thesen. Dazu führten fünf Versuchspersonen im Labor<br />
das Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>es Benchmark-Projekts durch, während<br />
im H<strong>in</strong>tergrund die Messung abläuft. Ziel dieses<br />
Experimentes ist nicht die Bewertung <strong>der</strong> untersuchten<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Methoden; es wird vielmehr die Aussagekraft<br />
und Belastbarkeit <strong>der</strong> vorgestellten Messmethode<br />
exploriert. Die Zahl <strong>der</strong> Kandidaten lässt aufgrund <strong>der</strong><br />
ger<strong>in</strong>gen Stichprobengröße zwar ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>gültige<br />
Bewertung <strong>der</strong> als Beispiel gewählten Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-<br />
Methoden zu, aber sie demonstriert typische Widrigkeiten<br />
und Fehlerquellen bei <strong>der</strong> Messung.<br />
1. TESTAUFBAU UND EXPERIMENT<br />
Die Evaluierung <strong>der</strong> vorgeschlagenen Methode zur Messung<br />
von Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Effizienz erfolgt exemplarisch anhand<br />
e<strong>in</strong>es konkreten Labor-Planungswerkzeugs für Automatisierungssoftware.<br />
Im S<strong>in</strong>ne des Experimentes verwenden<br />
die Verfasser des Beitrags e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternes, proprietäres<br />
und experimentelles Planungswerkzeug zur<br />
Programmierung von Automatisierungsgeräten, siehe<br />
Bild 1. Die Effizienzmessung ist jedoch ke<strong>in</strong>eswegs an das<br />
verwendete Werkzeug gebunden. Die Methode ist auf beliebige<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Artefakte und Werkzeuge übertragbar.<br />
Das vorgestellte Vorgehen lässt sich une<strong>in</strong>geschränkt auf<br />
Prozesse mit mehreren Planungswerkzeugen anwenden.<br />
Das Beispielwerkzeug deckt vier typische Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Aktivitäten<br />
ab: Logikprogrammierung mit Funktionsblockdiagrammen<br />
(FBD) und Schrittketten (SFC),<br />
die Konfiguration von Bedienoberflächen, E/A-Kommunikation<br />
und Test. Diese Aktivitäten umfassen nur e<strong>in</strong>en<br />
Teil <strong>der</strong> tatsächlichen Aktivitäten e<strong>in</strong>es Automatisierungsprojektes,<br />
berühren jedoch die wesentlichen<br />
Kernbereiche des softwareunterstützten Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gs<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> gesamten Wertschöpfungskette. Zur Evaluierung<br />
wurden die im Teil 1 vorgeschlagenen Messfunktionen<br />
direkt <strong>in</strong> das Werkzeug e<strong>in</strong>gebettet. Dies ermöglicht es,<br />
alle relevanten Interaktionen des Ingenieurs mit dem<br />
Planungswerkzeug strukturiert zu erfassen.<br />
1.1 Festlegung <strong>der</strong> Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Artefakte<br />
Für die Messung von Effizienz müssen die relevanten<br />
Artefakt-Typen festgelegt werden. Diese Festlegung ist<br />
aufgaben- und werkzeugspezifisch und macht die Messmethodik<br />
auf beliebige Werkzeuge anpassbar. Für die<br />
Domäne <strong>der</strong> Automatisierungssoftware im Bereich<br />
Steuerungen/Regelungen lassen sich herstellerübergreifend<br />
(ohne Anspruch auf Vollständigkeit) folgende<br />
Artefakte festlegen:<br />
Aktoren<br />
Sensoren<br />
Controller<br />
Signale<br />
lokale und globale Variablen<br />
Funktionsbauste<strong>in</strong>diagramme (FBD)<br />
Ablaufdiagramme (SFC)<br />
Grafikelemente für die Bedienoberfläche<br />
1.2 Implementierung <strong>der</strong> Datenanalysefunktionen<br />
Zur Messung <strong>der</strong> Effizienz werden <strong>in</strong> regelmäßigen<br />
Zeitabständen die Projektkomplexität (die momentane<br />
Zahl <strong>der</strong> konkreten Artefakte im konkreten Planungswerkzeug)<br />
und die jeweils damit verbrachte Zeit ermittelt.<br />
Zur Datenanalyse ist neben <strong>der</strong> Messfunktion die<br />
Berechnung und Darstellung <strong>der</strong> Ergebnisse nötig.<br />
Die Messfunktion wurde von den Autoren direkt <strong>in</strong><br />
das Planungswerkzeug e<strong>in</strong>gebettet. Die Messergebnisse<br />
werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er CSV-Datei abgelegt. Die Berechnung<br />
und Darstellung <strong>der</strong> Ergebnisse erfolgt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er separaten<br />
Software außerhalb des Planungswerkzeuges. Im<br />
vorliegenden Fall wird e<strong>in</strong> vordef<strong>in</strong>iertes MS-Excel-<br />
Workbook verwendet. Es liest die gemessenen Daten<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014<br />
35
HAUPTBEITRAG<br />
aus <strong>der</strong> CSV-Datei e<strong>in</strong> und erzeugt daraus Diagramme<br />
sowie Statistiken wie etwa <strong>in</strong> Bild 2 (siehe rechte Seite).<br />
Die Trennung zwischen <strong>der</strong> Messung und <strong>der</strong> Auswertung<br />
mit Hilfe e<strong>in</strong>er Datei-Übergabeschnittstelle<br />
ermöglicht es, die Auswertesoftware unabhängig vom<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeug wie<strong>der</strong>zuverwenden. Da das<br />
E<strong>in</strong>lesen und Komb<strong>in</strong>ieren mehrerer CSV-Dateien aus<br />
unterschiedlichen Werkzeugen möglich ist, bildet diese<br />
modulare Architektur die Grundlage für e<strong>in</strong>e werkzeugübergreifende<br />
Effizienzmessung.<br />
1.3 Das Benchmark-Projekt<br />
Um Vergleichbarkeit bei <strong>der</strong> Effizienzmessung zu erlangen,<br />
ist e<strong>in</strong> Benchmark-Projekt erfor<strong>der</strong>lich. Exemplarisch<br />
wurde hierzu e<strong>in</strong> Simple Air Soft Feed<strong>in</strong>g<br />
System (SASF-System) spezifiziert, e<strong>in</strong>e Anlage zur<br />
Gasverflüssigung. Dieses Benchmark-Projekt ist nicht<br />
allgeme<strong>in</strong>gültig, reicht aber für die Evaluierung <strong>der</strong><br />
Messmethodik aus. Fünf Kandidaten planen die Automatisierungssoftware<br />
und erhalten hierfür als Startpunkt<br />
e<strong>in</strong>e Anfor<strong>der</strong>ungsspezifikation. Um die Auswirkung<br />
des Faktors Mensch zu beleuchten, wird das Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />
dreimal ausgeführt.<br />
Bild 3 (siehe rechte Seite) zeigt das R&I-Fließbild des<br />
SASF-Systems. Es besteht aus e<strong>in</strong>em Tank, drei Ventilen,<br />
sieben Sensoren und e<strong>in</strong>em Druckschalter. Der Operateur<br />
startet das System per Druckschalter. Sobald <strong>der</strong> Prozess<br />
anläuft, soll sich das Ventil V103 öffnen. Dann, nach 2<br />
Sekunden, öffnet sich das Verflüssigungsventil V102.<br />
Sobald <strong>der</strong> Druck im Tank P101 80 % des Maximaldruckes<br />
erreicht hat, soll das Überdruckventil V101 geöffnet<br />
werden, bis <strong>der</strong> Druck auf 60 % abfällt. Zusätzlich<br />
sollte das Überdruckventil V101 nicht geöffnet werden,<br />
wenn das Zufuhrventil V103 geschlossen ist. Weiterh<strong>in</strong><br />
sollte das Verflüssigungsventil V102 nicht geöffnet werden,<br />
während <strong>der</strong> Druckschalter B101 gedrückt wird.<br />
Neben <strong>der</strong> beschriebenen Steuerungslogik sollen die<br />
Kandidaten e<strong>in</strong>e Bedienoberfläche des SASF-Systems<br />
erstellen. Das HMI soll dabei den Prozess <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen<br />
Grafik zeigen, die Ventile sollten ihre Farbe än<strong>der</strong>n,<br />
wenn sie offen o<strong>der</strong> geschlossen s<strong>in</strong>d (offen =<br />
blau, geschlossen = schwarz), und <strong>der</strong> Druck P101 soll<br />
angezeigt werden.<br />
Da drei ähnliche Ventile im SASF-System verwendet<br />
werden, wurden die <strong>in</strong> Bild 4 gezeigten Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an die Ventilsteuerung def<strong>in</strong>iert. Diese sollen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Standardventilsteuerung umgesetzt werden.<br />
Neben diesen Anfor<strong>der</strong>ungsbeschreibungen umfasst<br />
das Benchmark-Projekt vorbereitete Bibliotheken, die<br />
von e<strong>in</strong>igen Kandidaten gemäß Versuchsplanung <strong>in</strong><br />
Tabelle 1 verwendet werden sollen. Diese Bibliotheken<br />
s<strong>in</strong>d Teil <strong>der</strong> untersuchten Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Methode. Es<br />
soll untersucht werden, ob sich die Effizienz durch<br />
Wie<strong>der</strong>verwendung von Bibliothekselementen steigern<br />
lässt. Beide Bibliotheken enthalten e<strong>in</strong>e Implementierung<br />
des Ventilblockes gemäß Bild 4. Bibliothek 1 wurde<br />
gezielt mit Fehlern versehen, sodass e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere<br />
Effizienz erwartet wird.<br />
2. AUSFÜHRUNG UND EVALUIERUNG DER MESSUNGEN<br />
Der im Beitrag vorgeschlagene Ansatz zur Bewertung von<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Methoden betritt Neuland, weil die Bewertung<br />
auf Basis von Messungen erfolgt. Das Experiment lieferte<br />
e<strong>in</strong>e Fülle an Messdaten. Die Autoren merken an, dass das<br />
Experiment unter teilweise widrigen Bed<strong>in</strong>gungen stattfand,<br />
aber gerade diese Widrigkeiten halfen, die Messung<br />
besser kennenzulernen und auf relevante Fragen zu stoßen.<br />
Das Messergebnis selbst spielt für die Bewertung <strong>der</strong> Messmethode<br />
daher nur e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle.<br />
2.1 Analysestrategie<br />
Die Auswertung <strong>der</strong> Messergebnisse erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e Analysestrategie.<br />
Nach e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> das Planungswerkzeug<br />
erhielten die fünf Kandidaten dieselbe Anfor<strong>der</strong>ungsspezifikation,<br />
jedoch unterschiedliche Bibliotheken. Das<br />
vorgesehene Experiment-Setup ist <strong>in</strong> Tabelle 1 (rechts)<br />
abgebildet, alle Kandidaten führen das Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g dreimal<br />
durch und variieren dabei ihre Bibliotheken. Aus dem<br />
Experiment-Setup lassen sich mit fünf Kandidaten <strong>in</strong> drei<br />
Versuchen theoretisch 15 Messergebnisse ermitteln.<br />
Kandidat AW <strong>in</strong> Zeile 1 beispielsweise sollte se<strong>in</strong>e<br />
Lösung zunächst ohne jede Bibliothek implementieren<br />
(das heißt, er kann se<strong>in</strong>e eigenen Bibliotheken bei Bedarf<br />
selbst erstellen). Im zweiten Versuch sollte zur<br />
Lösung die fehlerhafte Bibliothek 1 verwendet werden,<br />
im dritten Versuch die Bibliothek 2.<br />
Da die Kandidaten ohne spezifische Erfahrungen bezüglich<br />
des Planungswerkzeugs sowie <strong>der</strong> Automatisierungsaufgabe<br />
starten, wird vorläufig angenommen,<br />
dass alle Kandidaten <strong>in</strong> <strong>der</strong>selben Versuchsrunde<br />
denselben Erfahrungsstand besitzen. Um die Wirkung<br />
von Wie<strong>der</strong>verwendung zu untersuchen, müssten dann<br />
für dieselbe Versuchsrunde die Kandidaten mit unterschiedlichen<br />
Ansätzen verglichen werden: ke<strong>in</strong>e Bibliothek,<br />
Bibliothek 1, Bibliothek 2.<br />
Um an<strong>der</strong>erseits das Verhalten <strong>der</strong> Kandidaten untersuchen<br />
zu können, müssten die Ergebnisse für diejenigen<br />
Kandidaten verglichen werden, die dieselbe<br />
Aufgabe <strong>in</strong> verschiedenen Erfahrungsebenen (Versuchen)<br />
durchführen.<br />
Aus <strong>der</strong> praktischen Messung ergaben sich jedoch<br />
Widrigkeiten: Nicht je<strong>der</strong> Kandidat beendete alle drei<br />
Versuche, und nicht je<strong>der</strong> Kandidat beendete jeden angefangenen<br />
Versuch. Tabelle 2 (rechts) zeigt die Ergebnisse<br />
des tatsächlichen Experiments. Kandidat AW<br />
startete zwei Versuche im Experiment: Im ersten versuchte<br />
er, das SASF-System ohne jede Bibliothek zu<br />
implementieren, konnte se<strong>in</strong>e Arbeit jedoch nicht beenden.<br />
Se<strong>in</strong>en zweiten Versuch ohne Bibliothek beendete<br />
er. In Tabelle 2 steht das hochgestellte n für nicht beendet<br />
und das hochgestellte c für beendet (completed).<br />
Die Resultate des Experiments zeigen, dass die Messergebnisse<br />
trotz Laborbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>er Komb<strong>in</strong>ation<br />
von vielen E<strong>in</strong>flüssen unterliegen, statt nur dem Messobjekt,<br />
das heißt <strong>der</strong> Effizienzsteigerung durch Verwendung<br />
von Bibliotheken. Dazu gehören:<br />
36<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014
BILD 1: Im Experiment verwendetes Beispielwerkzeug<br />
BILD 3: R&I-Fließbild<br />
des SASF-Systems<br />
STATISTICS<br />
actuars sensors signals FBDs SFCs Graphics<br />
total number 2 1 2 2 0 1<br />
avarage eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g time n.a. n.a. n.a. 00:09:29 00:05:01<br />
avarage modification time 00:00:10 00:00:10 n.a. 00:01:25 00:00:00 00:01:20<br />
re-use rate (library) n.a. n.a. n.a. 0% 0% 0%<br />
re-use rate (copy & pate) n.a. n.a. n.a. 0% 0% 0%<br />
BILD 2: Effizienz-Cockpit: oben Projekt statistik, l<strong>in</strong>ks prozentuale<br />
Verteilung <strong>der</strong> Arbeitszeiten auf verschiedene Aktivitäten<br />
I1<br />
Open Permission<br />
I2<br />
Close Permission<br />
I3<br />
OpenCloseCommand<br />
P1<br />
MotorAddress<br />
P2<br />
SensorOpenAddress<br />
Valve Block<br />
O1<br />
IsOpen<br />
O2<br />
IsClosed<br />
• I3 (boolean) öffnet das Ventil (bei true) o<strong>der</strong> schließt es (bei false),<br />
wenn die zugehörige Erlaubnis (I1/I2) true ist.<br />
• Der Aktor wird mittels P1, P2 und P3 (Integer) konfiguriert. P1 adressiert e<strong>in</strong>en<br />
Motor, P2 und P3 adressiert Berührungssensoren, die die Endposition anzeigen.<br />
• O1 zeigt an, ob das Ventil offen ist,<br />
O2 zeigt, ob es geschlossen ist.<br />
P3<br />
SensorCloseAddress<br />
BILD 4: Funktionsblockspezifikation zur Standardventilsteuerung<br />
Kandidaten Versuch 1 Versuch 2 Versuch 3<br />
AW No Lib Lib1 Lib2<br />
JS No Lib Lib1 Lib2<br />
MS Lib1 No Lib Lib2<br />
NK Lib2 Lib1 No Lib<br />
NL Lib2 Lib1 No Lib<br />
TABELLE 1: Geplantes <strong>in</strong>itiales Experiment-Setup.<br />
Je<strong>der</strong> Proband sollte <strong>in</strong> drei Versuchen jeweils e<strong>in</strong>e<br />
an<strong>der</strong>e Bibliothek (Library) verwenden.<br />
Kandidaten Versuch 1 Versuch 2 Versuch 3<br />
AW No Lib n No Lib c<br />
JS No Lib c Lib1 c Lib2 c<br />
MS<br />
Lib1 n<br />
NK Lib2 c Lib1 c No Lib c<br />
NL Lib2 n Lib2 n<br />
TABELLE 2: Auflistung <strong>der</strong> realen<br />
durchgeführten 11 Versuche<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014<br />
37
HAUPTBEITRAG<br />
Die Expertise <strong>der</strong> Kandidaten mit <strong>der</strong> IEC 61131-Programmierung.<br />
Die Erfahrung <strong>der</strong> Kandidaten mit dem Werkzeug.<br />
Obwohl ke<strong>in</strong> Kandidat das Werkzeug zuvor verwendet<br />
hat, stellen sich Erfahrungen mit ähnlichen<br />
Werkzeugen als vorteilhaft heraus.<br />
Die Benutzer- beziehungsweise Erlernfreundlichkeit<br />
des Werkzeugs. E<strong>in</strong>ige Kandidaten verbrachten viel<br />
Zeit damit, mit dem Werkzeug vertraut zu werden.<br />
Qualität <strong>der</strong> Spezifikation. E<strong>in</strong>ige Kandidaten verbrachten<br />
viel Zeit damit, die Anfor<strong>der</strong>ungsspezifikation<br />
zu verstehen.<br />
Domänenwissen. E<strong>in</strong>ige Kandidaten verfügen über<br />
Erfahrungswissen aus dem Bereich <strong>der</strong> Prozessautomatisierung,<br />
an<strong>der</strong>e Kandidaten haben zwar Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Erfahrung,<br />
allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Domänen.<br />
Um diese genannten Störungen herausfiltern zu können,<br />
wurde die Strategie für die Ergebnisanalyse angepasst:<br />
Die vorläufige Annahme e<strong>in</strong>er gleichen Erfahrungsebene<br />
für jede Versuchsrunde wird verworfen. Das<br />
Vorwissen <strong>der</strong> Kandidaten hat erwartungsgemäß<br />
erheblichen E<strong>in</strong>fluss auf <strong>der</strong>en Effizienz.<br />
Es ist vorteilhafter, jeden Versuch nach relativen<br />
Gesichtspunkten zu bewerten statt nach absoluten<br />
Werten wie <strong>der</strong> Zeit.<br />
Es wird versucht, Muster zu f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausführung<br />
<strong>der</strong>selben Aufgaben zwischen unterschiedlichen<br />
Kandidaten und diese Muster mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
zu vergleichen.<br />
Darauf basierend werden im nächsten Abschnitt die gesammelten<br />
Messwerte näher beleuchtet und auf die Wirksamkeit<br />
<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>verwendung sowie das Vorhandense<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong>teressanter Muster o<strong>der</strong> Phänomene h<strong>in</strong> untersucht.<br />
2.2 Analyse des Zeitverbrauchs<br />
Erster Anhaltspunkt für e<strong>in</strong>en Vergleich <strong>der</strong> Effizienz<br />
ist <strong>der</strong> Zeitverbrauch pro Aufgabe und Kandidat. Tabelle<br />
3 stellt diese <strong>in</strong> M<strong>in</strong>uten für jede Aufgabe (ohne Leerlaufzeit)<br />
dar. Mit Hilfe von Farben werden die Aufgaben<br />
und <strong>der</strong>en Komplettierungsgrad unterschieden.<br />
Tabelle 3 zeigt, dass nur NK und JS alle drei Versuche<br />
vollenden konnten, wobei NK dafür signifikant weniger Zeit<br />
benötigte als die an<strong>der</strong>en Kandidaten. Dies lässt vermuten,<br />
dass NK <strong>der</strong> erfahrenste Kandidat war, gefolgt von JS. Die<br />
Rekordzeit von JS mit Bibliothek 1 erklärt sich dadurch, dass<br />
se<strong>in</strong> zweiter Versuch unmittelbar nach dem ersten stattfand,<br />
während er se<strong>in</strong>en dritten Versuch e<strong>in</strong>en Monat später<br />
durchführte. Dies verdeutlicht den starken Lerneffekt.<br />
AW beendete se<strong>in</strong> Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g erst im zweiten Versuch.<br />
NL konnte sich gegenüber dem ersten Versuch<br />
mit Bibliothek 2 beim zweiten Versuch mit <strong>der</strong>selben<br />
Bibliothek um 23 M<strong>in</strong>uten verbessern. Obwohl beide<br />
Ergebnisse nicht ganz fertiggestellt wurden, ist das<br />
Kandidaten Zeit (m<strong>in</strong>) ohne Leerlauf<br />
AW 110 121<br />
JS 120 40 104<br />
MS 99<br />
NK 71 79 72<br />
NL 154 131<br />
No Lib c<br />
No Lib n<br />
Lib 1 c<br />
Lib 1 n<br />
Lib 2 c<br />
Lib 2 n<br />
Kandidaten<br />
Zeitverbrauch für Test<strong>in</strong>g<br />
ohne Leerlaufzeit<br />
AW 10 | 9% 16 | 13%<br />
JS 5 | 4% 4 | 11% 45 | 43%<br />
MS 12 | 12%<br />
NK 2 | 3% 13 | 17% 4 | 6%<br />
NL 29 | 19% 20 | 15%<br />
No Lib c<br />
No Lib n<br />
Lib 1 c<br />
Lib 1 n<br />
Lib 2 c<br />
Lib 2 n<br />
TABELLE 3: Zeitverbrauch<br />
(gestrichelte Versuche wurden nicht beendet)<br />
TABELLE 5: Zeit für Test-Aktivitäten (ohne Leerlaufzeit)<br />
Kandidaten<br />
Zeitverbrauch für Logik (m<strong>in</strong>)<br />
ohne Leerlaufzeit<br />
AW 82 | 75% 79 | 65%<br />
JS 73 | 63% 25 | 63% 37 | 36%<br />
MS 63 | 64%<br />
NK 16 | 22% 25 | 32% 40 | 56%<br />
NL 82 | 54% 93 | 71%<br />
No Lib c<br />
No Lib n<br />
Lib 1 c<br />
Lib 1 n<br />
Lib 2 c<br />
Lib 2 n<br />
Kandidaten<br />
Zeitverbrauch HMI (m<strong>in</strong>)<br />
ohne Leerlaufzeit<br />
AW 1 | 1% 11 | 9%<br />
JS 11 | 9% 5 | 13% 2 | 2%<br />
MS 5 | 5%<br />
NK 6 | 9% 19 | 24% 13 | 19%<br />
NL 11 | 7% 0<br />
No Lib c<br />
No Lib n<br />
Lib 1 c<br />
Lib 1 n<br />
Lib 2 c<br />
Lib 2 n<br />
TABELLE 4: Zeit für die Logikprogrammierung<br />
(ohne Leerlaufzeit)<br />
TABELLE 6: Zeit für die Konfiguration <strong>der</strong> Bedienoberflächen<br />
(ohne Leerlaufzeit)<br />
38<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014
zweite Ergebnis besser als das erste. Beides verdeutlicht<br />
die erwartbare Lernkurve <strong>der</strong> Kandidaten.<br />
Aus zusätzlichen Messungen im Werkzeug (nicht <strong>in</strong><br />
Tabelle 3 abgebildet) ließ sich ermitteln, dass die Navigationszeit<br />
(Wechsel zwischen Ansichten im Werkzeug)<br />
für die meisten Kandidaten zwischen 5 % und 7 % lag.<br />
Nur NK konnte sehr kurze Navigationszeiten aufweisen<br />
(2 % bis 3 %). Daraus lässt sich schlussfolgern, dass NK<br />
deutlich vertrauter mit dieser Art Werkzeugen ist.<br />
Das Experiment unterstreicht damit herausragend die<br />
For<strong>der</strong>ung, dass e<strong>in</strong>e objektive und vergleichbare Messung<br />
mit rout<strong>in</strong>ierten Kandidaten durchgeführt werden<br />
sollte, die dieselbe Aufgabe bereits mehrfach absolviert<br />
haben und mit jedem Schritt vertraut s<strong>in</strong>d. NK erweist<br />
sich als <strong>der</strong>jenige Kandidat mit dem höchsten Rout<strong>in</strong>egrad.<br />
Aus diesem Grund fokussiert die folgende Analyse<br />
verstärkt auf die Auswertung se<strong>in</strong>er Ergebnisse,<br />
um den E<strong>in</strong>fluss des Faktors Mensch zu reduzieren.<br />
Als nächstes wird untersucht, wie sich die Zeit verteilt,<br />
die die Kandidaten mit Aktivitäten zur Erstellung<br />
von Logik, dem Testen und <strong>der</strong> Konfiguration <strong>der</strong> Bedienoberfläche<br />
verbracht haben, siehe Tabellen 4-6. Mit<br />
Testen bezeichnen die Autoren e<strong>in</strong>en zusammenhängenden<br />
Zeitraum von Test-Aktivitäten e<strong>in</strong>schließlich<br />
Leerlauf- und Navigationszeit.<br />
Die Zellen dieser Tabellen zeigen jeweils zwei Nummern:<br />
die absolute Zeit <strong>in</strong> M<strong>in</strong>uten zur Vervollständigung<br />
e<strong>in</strong>er Aufgabe sowie den relativen Anteil des<br />
Zeitverbrauchs des Kandidaten <strong>in</strong> Prozent gemessen an<br />
<strong>der</strong> Gesamtzeit, die <strong>der</strong> Kandidat für die gesamte Aufgabe<br />
verbraucht hat, siehe Bild 2.<br />
Betrachten wir die Ergebnisse von NK: Tabelle 4<br />
zeigt, dass die für die Logikprogrammierung benötigte<br />
Zeit aus dem ersten Versuch (mit Bibliothek 2) bis zu<br />
Versuch 3 (ke<strong>in</strong>e Bibliothek) zunimmt, obwohl se<strong>in</strong><br />
Erfahrungsschatz wächst. Mit an<strong>der</strong>en Worten: Trotz<br />
des Zuwachses an Erfahrungen verbrachte er mehr Zeit<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> dritten Runde (ohne Bibliothek) als <strong>in</strong> den ersten<br />
beiden (mit Bibliothek 2 und Bibliothek 1).<br />
Im Gegensatz dazu steht die Zeit von NK, die er mit<br />
Testen und Konfiguration <strong>der</strong> Bedienoberfläche verbracht<br />
hat: Sie war kürzer unter Verwendung von Bibliothek<br />
2 statt ke<strong>in</strong>er Bibliothek, wobei die Nutzung <strong>der</strong><br />
fehlerhaften Bibliothek 1 <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em zweiten Versuch am<br />
längsten dauert. Die Test-Zeit für JS mit Bibliothek 1 war<br />
ebenfalls länger als diejenige ohne Bibliothek, obwohl<br />
JS die Implementierung zunächst ohne Bibliothek ausgeführt<br />
hat und unmittelbar danach dieselbe Aufgabe<br />
unter Nutzung von Bibliothek 1 durchführte. Dieses<br />
Phänomen deutet bei NK und JS darauf h<strong>in</strong>, dass die<br />
Nutzung e<strong>in</strong>er fehlerhaften Bibliothek schlimmere Folgen<br />
haben kann als die Verwendung ke<strong>in</strong>er Bibliothek.<br />
Weiterh<strong>in</strong> war für JS und NK die Nutzung von Bibliothek<br />
2 bei <strong>der</strong> Konfiguration <strong>der</strong> Bedienoberflächen mit<br />
deutlich weniger Zeit verbunden als die von Bibliothek<br />
1 o<strong>der</strong> ke<strong>in</strong>er Bibliothek. Dies deutet darauf h<strong>in</strong>,<br />
dass die Bibliothek 2 hilfreicher für die HMI-Entwicklung<br />
war. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die<br />
Messmethodik auch zur Ermittlung von Qualitätsunterschieden<br />
<strong>in</strong> Bibliotheken angewendet werden kann.<br />
BILD 5: Aktivitätsdiagramm für AW ohne Bibliothek (Versuch 2).<br />
Gut erkennbar ist die Reihenfolge <strong>der</strong> Arbeitsschritte durch die<br />
Verwendung <strong>der</strong> verschiedenen Editoren über die Zeit.<br />
2.3 Analyse des gewählten Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Workflows<br />
Aus den ermittelten elf Aktivitätsdiagrammen, e<strong>in</strong> Beispiel<br />
ist <strong>in</strong> Bild 5 gezeigt, lässt sich ableiten, dass <strong>in</strong> den<br />
meisten Fällen je<strong>der</strong> Kandidat dieselbe Schrittfolge<br />
wählte: E/A-Kommunikationserstellung (FDI), Logikprogrammierung,<br />
Testen (Check-out) und Konfiguration<br />
<strong>der</strong> Bedienoberfläche (HMI). E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Beobachtung<br />
besteht dar<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Versuchsrunde<br />
fast alle Teilnehmer mit dem HMI begannen, bevor sie<br />
das Testen durchführten. In <strong>der</strong> zweiten Versuchsrunde<br />
h<strong>in</strong>gegen hat ke<strong>in</strong> Teilnehmer mit <strong>der</strong> Arbeit am HMI<br />
vor dem Testen begonnen, siehe Bild 5. Die Erstellung<br />
des HMI wird folglich nicht als vorteilhaft für das Testen<br />
wahrgenommen.<br />
2.4 Analyse <strong>der</strong> Projektkomplexität des fertigen Projekts<br />
Bild 6 zeigt anhand mehrerer Sp<strong>in</strong>nendiagramme, wie<br />
viele Artefakte <strong>in</strong> jedem E<strong>in</strong>zelversuch erzeugt wurden.<br />
Hierbei wurden nur die erfolgreichen Versuche von AW,<br />
JS und NK untersucht. Die Diagramme verdeutlichen:<br />
E<strong>in</strong> und dasselbe Projekt wurde auf verschiedene Weisen<br />
und mit unterschiedlicher Anzahl von Artefakten<br />
gelöst. Alle Kandidaten erzeugten 3 Controller, 8 Aktoren<br />
und 3 Sensoren, aber die Anzahl <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Artefakte<br />
variierte: 3-5 Grafikelemente, 10-30 Signale, 7-12<br />
Funktionsbauste<strong>in</strong>diagramme und 0-2 Schrittketten.<br />
Doch wie geeignet ist dieses Diagramm im praktischen<br />
E<strong>in</strong>satz, kann es die Komplexität e<strong>in</strong>es ganzen<br />
Projektes s<strong>in</strong>nvoll visualisieren? Nach kurzem Üben<br />
erkannte das menschliche Auge schnell e<strong>in</strong> Projekt-<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014<br />
39
HAUPTBEITRAG<br />
muster. Die vorgeschlagene grafische Darstellung<br />
zeigt im Vergleich untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ihre Stärken und<br />
erlaubt e<strong>in</strong> zügiges visuelles Erfassen des Musters.<br />
Interessant ist, dass das grundsätzliche Muster <strong>der</strong><br />
Sp<strong>in</strong>nendiagramme beim Betrachten für alle Projektvarianten<br />
sichtbar ähnlich ist. Die auf Maximalwerte<br />
optimierte Achsenskalierung verstärkt die Ähnlichkeitswahrnehmung.<br />
Dies bedeutet, dass e<strong>in</strong> signifikanter<br />
Ausreißer aus diesem Muster sichtbar wäre<br />
und so visuell schnell auf e<strong>in</strong>e potenziell beson<strong>der</strong>e<br />
beziehungsweise falsche Lösung h<strong>in</strong>weist. Zeilenweise<br />
betrachtet lässt sich sogar erahnen, wie JS und NK<br />
von Versuch zu Versuch e<strong>in</strong>en wie<strong>der</strong>kehrenden Lösungsansatz<br />
wählen. Diese Vermutung wäre jedoch<br />
anhand weiterer Projekte und Untersuchungen noch<br />
nachzuweisen.<br />
Die Bil<strong>der</strong> <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Reihe sche<strong>in</strong>en optisch<br />
übrigens ähnlicher als beim Vergleich zwischen den<br />
Probanden. Zudem fiel auf, dass JS <strong>in</strong> jedem Versuch<br />
Schrittketten erstellte, woh<strong>in</strong>gegen NK diese nicht verwendete:<br />
Dies deutet auf unterschiedliche Vertrautheit<br />
<strong>der</strong> Kandidaten mit dieser Sprache und weist auf Verbesserungspotenziale<br />
h<strong>in</strong>.<br />
2.5 Analyse des Projektfortschritts über die Zeit<br />
E<strong>in</strong>en <strong>in</strong>teressanten E<strong>in</strong>blick vermittelt das Diagramm<br />
des Prozessfortschrittes. Um den E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Kandidatenerfahrung<br />
zu reduzieren, enthält Bild 7 die Diagramme<br />
nur für NK und JS, da nur sie alle drei Versuche<br />
vollständig erfüllten. Die Spalten zeigen hierbei die<br />
Szenarien: Nutzung von ke<strong>in</strong>er Bibliothek, Bibliothek 1<br />
und Bibliothek 2 (<strong>in</strong> dieser Reihenfolge).<br />
Zunächst wird deutlich, dass alle Projekte <strong>in</strong> allen<br />
Versuchen gleichermaßen zu Beg<strong>in</strong>n des Projektes e<strong>in</strong>en<br />
Sprung aufweisen. Unabhängig von <strong>der</strong> Verwendung<br />
e<strong>in</strong>er Bibliothek wurden <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> ersten 3-10<br />
M<strong>in</strong>uten 100 % aller benötigten Controller, Aktoren<br />
o<strong>der</strong> Sensoren erzeugt.<br />
Ohne Bibliothek (Spalte 1) mussten die Kandidaten<br />
alle Artefakte Schritt für Schritt erzeugen – dies wird<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weitgehend kont<strong>in</strong>uierlichen Anstieg deutlich,<br />
<strong>der</strong> sich bis dicht ans Projektende fortsetzt. E<strong>in</strong><br />
Löschen von Artefakten wird durch e<strong>in</strong>en Rückgang<br />
<strong>der</strong> Kurve deutlich.<br />
Unter Verwendung von Bibliotheken wird die f<strong>in</strong>ale<br />
Anzahl <strong>der</strong> benötigten Artefakte deutlich früher erreicht,<br />
bei Bibliothek 2 früher als bei Bibliothek 1 (siehe<br />
gestrichelte vertikale L<strong>in</strong>ien). Anschließend bleibt<br />
die Zahl <strong>der</strong> Artefakte nahezu konstant, weil diese nun<br />
parametrisiert und verknüpft werden müssen.<br />
E<strong>in</strong>e weitere Beobachtung aus den Messergebnissen<br />
bestand dar<strong>in</strong>, dass fast alle Kandidaten <strong>in</strong>mitten ihrer<br />
Tests Zusatzsignale erzeugten, um sie später wie<strong>der</strong> zu<br />
löschen. Dies ist <strong>in</strong> Bild 7 jedoch kaum sichtbar, weil<br />
das Erzeugen und Löschen <strong>der</strong> Zusatzsignale zu ke<strong>in</strong>em<br />
Anstieg <strong>der</strong> Kurven führt. Für JS und NK war<br />
dieses Phänomen im Vergleich zum Versuch ohne Bibliothek<br />
im Datenbestand beson<strong>der</strong>s offensichtlich bei<br />
Verwendung von Bibliothek 2. Ohne Bibliothek wurden<br />
im Schnitt 150 % <strong>der</strong> benötigten Signale erzeugt,<br />
unter Verwendung von Bibliothek 2 nicht mehr als<br />
120 %. Die übrigen Kandidaten mit weniger Erfahrung<br />
erzeugten Zusatzsignale <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Aufgabe (bis zu<br />
150 %). Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die Verwendung<br />
von Bibliotheken die Zahl von Zusatzsignalen<br />
reduziert.<br />
2.6 Analyse <strong>der</strong> Modifikationsdiagramme<br />
BILD 6: Projektkomplexität für alle abgeschlossenen<br />
Lösungen <strong>der</strong> Kandidaten <strong>in</strong> allen Versuchen<br />
Aus den erstellten elf Modifikationsdiagrammen<br />
konnten die Autoren ke<strong>in</strong>e Muster für das Modifikationsverhalten<br />
<strong>der</strong> Kandidaten für dieselbe Aufgabe<br />
ableiten. Es wird deutlich, dass je<strong>der</strong> Kandidat se<strong>in</strong><br />
eigenes Modifikationsmuster über alle Versuche h<strong>in</strong>weg<br />
beibehielt.<br />
Dies wird anhand von NK deutlich: Bild 8 zeigt die<br />
Modifikationsdiagramme von NK für alle drei Versuche.<br />
Es wird sichtbar, dass NK zunächst die Modifikation<br />
von Aktoren und Sensoren gleich zu Beg<strong>in</strong>n<br />
vornahm, anschließend Modifikationen an Logikelementen<br />
(FBD) vollzog und am Ende die Grafikelemente<br />
modifizierte. Aus den an<strong>der</strong>en, hier nicht abgebildeten<br />
Modifikationsdiagrammen, zeigen sich <strong>in</strong>teressante<br />
Verhaltensmuster: NL führte Än<strong>der</strong>ungen stets im gleichen<br />
Zeitmuster durch und durchlief offensichtlich die<br />
Anfor<strong>der</strong>ungsspezifikation <strong>in</strong> <strong>der</strong>selben Reihenfolge<br />
und modifizierte die Artefakte <strong>in</strong> dieser Abfolge. JS und<br />
40<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014
BILD 7: Vergleich des<br />
Projektfortschritts von<br />
drei Versuchen jeweils<br />
zweier Probanden.<br />
Die gestrichelte L<strong>in</strong>ie<br />
zeigt den Übergang<br />
zwischen starkem<br />
Wachstum und<br />
flachem Wachstum <strong>der</strong><br />
Anzahl <strong>der</strong> Artefakte.<br />
BILD 8: Modifikationsdiagramme von NK für alle drei Versuche.<br />
AW zeigten h<strong>in</strong>gegen e<strong>in</strong>e deutlich glattere Modifikationskurve,<br />
denn sie löschten fortwährend FBD Elemente<br />
während des gesamten Versuchs.<br />
2.7 Analyse <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>verwendungsdiagramme<br />
Wie<strong>der</strong>verwendungsdiagramme zeigen die Häufigkeit<br />
<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>verwendung von Logik- (FBD, SFC) o<strong>der</strong><br />
Grafikelementen durch Instanziieren beziehungsweise<br />
durch Kopieren und E<strong>in</strong>fügen von Bibliothekselementen<br />
<strong>in</strong> das Projekt.<br />
Aus <strong>der</strong> Auswertung dieser Diagramme für alle Kandidaten<br />
ergibt sich e<strong>in</strong> signifikanter Zusammenhang<br />
zwischen dem Akt <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>verwendung und dem<br />
Auftreten von Än<strong>der</strong>ungen. Bild 9 zeigt dies anhand<br />
e<strong>in</strong>es komb<strong>in</strong>ierten Wie<strong>der</strong>verwendungs-/Modifikationsdiagramms<br />
für NK bei <strong>der</strong> Implementierung des<br />
SASF mit <strong>der</strong> Bibliothek 1.<br />
Es ist zu erkennen, dass nach dem Instanziieren von<br />
Artefakten aus e<strong>in</strong>er Bibliothek beziehungsweise durch<br />
das Duplizieren von Artefakten durch Kopieren und<br />
E<strong>in</strong>fügen e<strong>in</strong>e erhöhte Modifikationsrate folgt. Dies ist<br />
plausibel, weil erzeugte Bibliothekselemente anschließend<br />
angepasst werden müssen.<br />
Für NK stellt sich für alle drei Versuche heraus, dass<br />
die Zahl <strong>der</strong> Modifikationen typischerweise größer war<br />
als die Zahl <strong>der</strong> Löschungsaktionen, siehe Bild 10. Für<br />
die übrigen Kandidaten galt dies an<strong>der</strong>sherum. Dieses<br />
Phänomen unterstreicht erneut, das NK erfahrener als<br />
die übrigen Kandidaten ist und Bibliotheken effizienter<br />
nutzen kann. Bild 10 zeigt die Wie<strong>der</strong>verwendungs/<br />
Modifikationsdiagramme für alle drei Versuche von NK.<br />
Unter Verwendung <strong>der</strong> korrekten Bibliothek 2 fällt auf,<br />
dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Test-Phase, hiermit bezeichnen die Autoren<br />
e<strong>in</strong>en zusammenhängenden Zeitraum von Test-Aktivitäten<br />
e<strong>in</strong>schließlich Leerlauf- und Navigationszeit, plötzlich erhöhte<br />
Än<strong>der</strong>ungsaktivitäten auftreten. Hier entdeckte NK<br />
e<strong>in</strong>en Fehler und korrigierte ihn. Es wird zudem deutlich,<br />
dass NK unter Verwendung <strong>der</strong> korrekten Bibliothek 2 <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Test-Phase 18 M<strong>in</strong>uten benötigte, mit <strong>der</strong> fehlerhaften<br />
Bibliothek 1 h<strong>in</strong>gegen trotz besserer Kenntnis <strong>der</strong> Aufgabenstellung<br />
30 M<strong>in</strong>uten. Dies bestätigt die verzögernde<br />
Auswirkung fehlerhafter Bibliotheken. Interessant: ohne<br />
Bibliotheken <strong>in</strong> Versuch 3 dauerte die Test<strong>in</strong>g-Phase nur 5<br />
M<strong>in</strong>uten: Dies h<strong>in</strong>terfragt die Bibliothek <strong>in</strong>sgesamt.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014<br />
41
HAUPTBEITRAG<br />
BILD 9: Überlagerung von Wie<strong>der</strong> verwendungsund<br />
Modifikationsdiagramm (Kandidat NK,<br />
fehlerhafte Bibliothek 1). Die Achsen wurden so<br />
gewählt, dass die parallele Entwicklung bei<strong>der</strong><br />
Kurven deutlich wird.<br />
BILD 10: Wie<strong>der</strong>verwendungs- und Modifikationsdiagramm für NK<br />
3. EMPFEHLUNGEN UND AUSBLICK<br />
Der im Beitrag vorgeschlagene Ansatz zur Bewertung von<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Methoden betritt Neuland, weil die Bewertung<br />
auf Basis von Messungen erfolgt. Der Mehrwert dieser<br />
Methode liegt, wenn sie sorgfältig ausgeführt wird, <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Objektivität <strong>der</strong> Messung. Im Ergebnis ist festzustellen,<br />
dass die vorgeschlagene Methode zur Messung und<br />
Visualisierung von Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Effizienz funktioniert<br />
und – unter <strong>der</strong> Voraussetzung, dass <strong>der</strong> Versuchsaufbau<br />
wohlüberlegt def<strong>in</strong>iert wurde – <strong>in</strong>teressante und wertvolle<br />
E<strong>in</strong>sichten zum Thema Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Effizienz liefert.<br />
Das Experiment zeigt, dass die vorgestellte Messmethode<br />
tatsächlich Licht <strong>in</strong> den bisher schwer erfassbaren<br />
werkzeugbezogenen Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Prozess br<strong>in</strong>gt und<br />
e<strong>in</strong>e große Fülle von Details liefert. Die wichtigste Erkenntnis<br />
dieses Experiments ist, dass die <strong>in</strong>dividuelle<br />
Erfahrung <strong>der</strong> Probanden die Messung erheblich bee<strong>in</strong>flusst<br />
und <strong>der</strong> vorgeschlagene Ansatz zur Effizienzmessung<br />
nur dann reproduzierbare und vergleichbare Aussagen<br />
liefert, wenn die Messung von rout<strong>in</strong>ierten und<br />
erfahrenen Kandidaten ausgeführt wird. Dies erfor<strong>der</strong>t<br />
nicht unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>en Profi, e<strong>in</strong> rout<strong>in</strong>iertes und mehrfach<br />
e<strong>in</strong>geübtes Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g unter Verwendung e<strong>in</strong>er<br />
Methode reicht aus. E<strong>in</strong>e solche partielle Expertise genügt<br />
und ist erreicht, wenn <strong>der</strong> Kandidat e<strong>in</strong>e Sättigung<br />
se<strong>in</strong>er eigenen Leistung im Benchmark-Projekt verspürt<br />
o<strong>der</strong> weitere Versuche ke<strong>in</strong>e weiteren Verbesserungen<br />
anzeigen. Solange <strong>der</strong> Kandidat unsicher ist, führt dies<br />
zu starken Störe<strong>in</strong>flüssen <strong>der</strong> Messung aufgrund se<strong>in</strong>er<br />
<strong>in</strong>dividuellen Erfahrung. Für rout<strong>in</strong>ierte Probanden ist<br />
die Lernkurve vor <strong>der</strong> Messung bereits durchlaufen und<br />
als Störgröße elim<strong>in</strong>iert: Dies vere<strong>in</strong>facht die Interpretation<br />
<strong>der</strong> Messergebnisse und erlaubt e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle<br />
Bewertung <strong>der</strong> untersuchten Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Methode.<br />
Für den ungeübten Probanden h<strong>in</strong>gegen wird die <strong>in</strong>dividuelle<br />
Lernkurve beobachtbar und messbar, wenn<br />
er dasselbe Projekt unter Verwendung <strong>der</strong>selben Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Methodik<br />
mehrfach wie<strong>der</strong>holt. Diese Form <strong>der</strong><br />
Lernkurvenermittlung bietet, gemittelt über mehrere<br />
Probanden, aufschlussreiches Material zur Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Usability im S<strong>in</strong>ne des Selbsterklärungsniveaus<br />
e<strong>in</strong>es Werkzeuges und macht selbst diesen bislang<br />
kaum erfassbaren Faktor endlich messbar, quantifizierbar<br />
und geschäftlich beurteilbar.<br />
Ferner wird deutlich, dass die sorgfältig ausgeführte<br />
Messmethode ebenso weiche Faktoren, wie die Fehlerfreiheit<br />
von Bibliotheken und die Qualität von Anfor<strong>der</strong>ungsspezifikationen,<br />
messbar macht. So zeigte das<br />
Experiment beispielhaft die nachteilige Wirkung fehlerhafter<br />
Bibliothekselemente, weil sie die Testphase<br />
und Fehlersuche erschweren, und es verdeutlicht den<br />
42<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014
Modifikationsaufwand, <strong>der</strong> nach e<strong>in</strong>er Wie<strong>der</strong>verwendungsaktion<br />
entsteht. Dies unterstreicht, dass <strong>der</strong> Zeitgew<strong>in</strong>n<br />
durch Verwendung von Bibliotheken nicht nur<br />
durch ihre Entwicklungszeit, son<strong>der</strong>n auch durch Modifikationen<br />
auf Instanzebene, durch Fehlersuche und<br />
durch die Zeit zum F<strong>in</strong>den passen<strong>der</strong> Bibliothekselemente<br />
reduziert wird.<br />
Die Messmethode erlaubt folglich Rückschlüsse über<br />
den Nutzen von Bibliotheken, über gelebte Workflow-<br />
Muster, die Komplexität des Projektes o<strong>der</strong> beispielsweise<br />
Gewohnheiten <strong>der</strong> Kandidaten. Neben diesen<br />
E<strong>in</strong>sichten ergeben sich e<strong>in</strong>ige <strong>in</strong>teressante Regeln, die<br />
bei E<strong>in</strong>satz geübter Test<strong>in</strong>genieure gelten:<br />
Die Anzahl von Artefakten reflektiert die Projektkomplexität<br />
gut.<br />
Die durchschnittliche Zeit pro Artefakt erlaubt<br />
Vergleiche, wie e<strong>in</strong>fach die Arbeit mit e<strong>in</strong>em Artefakt<br />
im Werkzeug ist (Usability).<br />
Die Zeit ohne Leerlauf gestattet Vergleiche, wie<br />
effizient das Werkzeug <strong>in</strong>sgesamt zu bedienen ist,<br />
um e<strong>in</strong>e Aufgabe zu erledigen.<br />
Neben dem E<strong>in</strong>satz unter Laborbed<strong>in</strong>gungen bietet dieser<br />
Ansatz auch im täglichen Projektgeschäft erhellende<br />
E<strong>in</strong>blicke und könnte e<strong>in</strong> Standardverfahren zur<br />
Verbesserung von Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen werden, bei<br />
dem Anwen<strong>der</strong> und Hersteller geme<strong>in</strong>sam Software auf<br />
rationaler Basis analysieren.<br />
Die vorgeschlagene Messmethode versteht sich als<br />
Beitrag zur Bewertung und För<strong>der</strong>ung neuer Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Methoden<br />
und dem Transfer von Ideen aus <strong>der</strong><br />
Wissenschaft <strong>in</strong> die Praxis. Die durch die Messung ermittelte<br />
Datenfülle bietet über diesen Beitrag h<strong>in</strong>aus<br />
vermutlich noch viele weitere Möglichkeiten und Ansatzpunkte<br />
zur Interpretation. S<strong>in</strong>nvoll wäre beispielsweise,<br />
allgeme<strong>in</strong>gültige Benchmark-Beispiele für Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Methoden<br />
zu entwickeln und als Grundlage<br />
e<strong>in</strong>er breiteren Vergleichbarkeit zu publizieren.<br />
Wissenschaft und Industrie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>geladen, die Methodik<br />
sowie die vorgestellten Visualisierungsformen<br />
e<strong>in</strong>zusetzen und weiterzuentwickeln. Das Ziel: neue<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Methoden auf den Prüfstand zu stellen<br />
und ihre Verbesserungspotenziale nachzuweisen.<br />
REFERENZEN<br />
MANUSKRIPTEINGANG<br />
14.01.2014<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
[1] Drath, R., Mess<strong>in</strong>ger, Ch., Schröter, B., Li, Nuo,<br />
Gutermuth, G.: Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Effizienz automatisch<br />
messen – Def<strong>in</strong>ition, Erfassung und Visualisierung.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Automatisierungstechnische Praxis<br />
56(5), S. 32-41, 2014<br />
AUTOREN<br />
Dr.-Ing. RAINER DRATH (geb. 1970) ist Program Manager im ABB<br />
Forschungszentrum Deutschland <strong>in</strong> Ladenburg. Er beschäftigt<br />
sich mit <strong>der</strong> Entwicklung neuer <strong>Konzept</strong>e und Methoden zur<br />
Verbesserung des Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g von Automatisierungssystemen.<br />
ABB Forschungszentrum Ladenburg,<br />
Wallstadter Str. 59,<br />
D-68526 Ladenburg,<br />
E-Mail: ra<strong>in</strong>er.drath@de.abb.com<br />
Dipl. Phys. GEORG GUTERMUTH (geb. 1969) ist Gruppen leiter<br />
im ABB Forschungszentrum Deutschland <strong>in</strong> Ladenburg. Er<br />
beschäftigt sich mit <strong>der</strong> Verbesserung von Workflows,<br />
Werkzeugen und Methoden des Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g von Automatisierungs-<br />
sowie elektrischen Systemen.<br />
ABB Forschungszentrum Ladenburg,<br />
Wallstadter Str. 59,<br />
D-68526 Ladenburg,<br />
E-Mail: georg.gutermuth@de.abb.com<br />
Dipl. Inf. CHRISTIAN MESSINGER (geb. 1983) ist Scientist im<br />
ABB Forschungszentrum Deutschland <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abteilung<br />
„Industrial Software and Applications“ und beschäftigt sich<br />
vor allem mit <strong>der</strong> Entwicklung und Verbesserung von<br />
Automation-Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g Software.<br />
ABB Forschungszentrum Ladenburg,<br />
Wallstadter. Str. 59,<br />
D-68526 Ladenburg,<br />
E-Mail: christian.mess<strong>in</strong>ger@de.abb.com<br />
Dr. NUO LI (geb. 1981) ist wissenschaftliche Mitarbeiter<strong>in</strong> im ABB<br />
Forschungszentrum Deutschland <strong>in</strong> Ladenburg. Ihre Themenschwerpunkte<br />
liegen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anwendung von Software-Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Technologien<br />
zur Verbesserung des Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Prozesses.<br />
ABB Forschungszentrum Ladenburg,<br />
Wallstadter Str. 59,<br />
D-68526 Ladenburg,<br />
E-Mail: nuo.li@de.abb.com<br />
Dr.-Ing. BEN SCHRÖTER (geb. 1977) ist Mitarbeiter <strong>der</strong> Entwicklung<br />
von speicherprogrammierbaren Steuerungen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />
ABB Automation Products GmbH. Se<strong>in</strong> Arbeits schwerpunkt ist<br />
die Weiterentwicklung von PC-basierten Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Werkzeugen<br />
im Umfeld <strong>der</strong> Fabrikautomatisierung.<br />
ABB Automation Products GmbH,<br />
Eppelheimer Straße 82,<br />
D-69123 Heidelberg,<br />
E-Mail: ben.schroeter@de.abb.com<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014<br />
43
HAUPTBEITRAG<br />
OPC UA für Industrie 4.0<br />
Sicherer Austausch semantischer Information<br />
Die Kommunikation bei Industrie 4.0 wird nicht mehr auf re<strong>in</strong>en Daten, son<strong>der</strong>n auf<br />
dem Austausch semantischer Information basieren. Darüber h<strong>in</strong>aus wird die Übertragungssicherheit<br />
e<strong>in</strong>e herausragende Bedeutung haben. Diese Aufgabenstellungen<br />
s<strong>in</strong>d Kernpunkte <strong>der</strong> OPC Unified Architecture (OPC UA). OPC UA enthält e<strong>in</strong>e<br />
Beschreibungssprache und die Kommunikationsdienste für Informationsmodelle.<br />
Der Beitrag beschreibt, warum dieser Standard universell nutzbar ist. Er kommt<br />
bereits <strong>in</strong> Anwendungsdomänen wie Fertigungs-, Prozess-, Gebäude-, Energieautomatisierung<br />
und Condition Monitor<strong>in</strong>g zum E<strong>in</strong>satz.<br />
SCHLAGWÖRTER OPC UA / Industrie 4.0 / Informationsmodelle<br />
OPC UA for Industry 4.0 –<br />
Transmission Integrity of Semantic Information<br />
Industry 4.0 communication is based not only on pure data, but also on the exchange<br />
of semantic <strong>in</strong>formation. In addition, transmission <strong>in</strong>tegrity is a key factor. These<br />
tasks are essential aspects of the OPC Unified Architecture. OPC UA conta<strong>in</strong>s a<br />
comprehensive description language and the communication services required for<br />
<strong>in</strong>formation models. It is already applied <strong>in</strong> several doma<strong>in</strong>s <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g automated<br />
manufactur<strong>in</strong>g, build<strong>in</strong>g automation, process automation, energy automation, and<br />
condition monitor<strong>in</strong>g.<br />
KEYWORDS OPC UA / Industry 4.0 / <strong>in</strong>formation models<br />
44<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014
KARL-HEINZ DEIRETSBACHER, Siemens<br />
WOLFGANG MAHNKE, ABB<br />
Der Trend <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automatisierung geht dah<strong>in</strong>,<br />
die Semantik <strong>der</strong> Kommunikationsdaten zu<br />
standardisieren. Normen wie ISA 88<br />
(IEC 61512, Chargenverarbeitung), ISA 95<br />
(IEC 62264, MES-Ebene), o<strong>der</strong> das Common<br />
Information Model (CIM) mit <strong>der</strong> IEC 61970 für Energiemanagement<br />
sowie IEC 61968 für Energieverteilung<br />
def<strong>in</strong>ieren die Semantik <strong>der</strong> Daten <strong>in</strong> denen von<br />
ihnen adressierten Domänen. Dies passiert zunächst<br />
unabhängig von <strong>der</strong> Spezifikation, wie die Daten übertragen<br />
werden.<br />
Mit OPC UA [1, 2], auch veröffentlicht als IEC 62541<br />
[3], lassen sich beliebig komplexe Informationsmodelle<br />
austauschen – und zwar die Instanzen und die Typen<br />
(die Metadaten). Damit ergänzt es die zuvor genannten<br />
Standards und ermöglicht e<strong>in</strong>e Interoperabilität auf<br />
semantischer Ebene.<br />
Industrie 4.0 setzt auf diesen Trend. In den Umsetzungsempfehlungen<br />
für das Zukunftsprojekt Industrie 4.0 [4]<br />
wird gefor<strong>der</strong>t:<br />
dass die richtigen Daten und Informationen allen<br />
Beteiligten <strong>in</strong> allen Lebenszyklus-Phasen zur Verfügung<br />
stehen müssen;<br />
dass die Fabrik sich gewissermaßen selbst – durch<br />
<strong>in</strong>telligente Sensorik und durchgängige Daten –<br />
vertikal <strong>in</strong>tegriert durch alle Ebenen <strong>der</strong> Automatisierungspyramide;<br />
dass Geräte und Systeme <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage se<strong>in</strong> sollen,<br />
selbstständig Daten untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> auszutauschen.<br />
Aufzüge o<strong>der</strong> Klimaanlagen kommunizieren dann<br />
über das Netz mit <strong>der</strong> Wartungszentrale, die den<br />
Reparaturdienst koord<strong>in</strong>iert; Conta<strong>in</strong>er können <strong>in</strong><br />
Echtzeit ihre Position an das Logistikzentrum<br />
übermitteln, das automatisch den Lastwagen zu<br />
<strong>der</strong>en Abholung dirigiert und den notwendigen<br />
Lagerraum bereitstellt.<br />
OPC ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fertigungs<strong>in</strong>dustrie und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prozessautomatisierung<br />
<strong>der</strong> etablierte und anerkannte Standard.<br />
Erhebungen sprechen von mehr als 2 500 Firmen,<br />
die über 15 000 OPC-Produkte <strong>in</strong> Millionen von Installationen<br />
auf den Markt gebracht haben. Die Plattformunabhängigkeit<br />
und Skalierbarkeit erlauben e<strong>in</strong>erseits,<br />
OPC UA direkt <strong>in</strong> Automatisierungsgeräten (zum Beispiel<br />
speicherprogrammierbare Steuerungen, Sensoren)<br />
zu implementieren. An<strong>der</strong>erseits wird damit auch <strong>der</strong><br />
Weg <strong>in</strong> High-End- und Leitsysteme geebnet.<br />
1. ZIELSETZUNG BEI DER KONZIPIERUNG<br />
OPC UA wurde für die Unterstützung von unterschiedlichen<br />
Systemen konzipiert: von <strong>der</strong> SPS <strong>in</strong> <strong>der</strong> Produktion<br />
bis zu den Servern des Unternehmens. Diese Systeme<br />
s<strong>in</strong>d durch e<strong>in</strong>e Vielfalt h<strong>in</strong>sichtlich Größe, Leistung,<br />
Plattformen und funktionellen Fähigkeiten<br />
charakterisiert.<br />
Um die Zielsetzung zu erreichen, wurden für OPC UA<br />
folgende Grundbestandteile spezifiziert, siehe Bild 1:<br />
Kommunikations<strong>in</strong>frastruktur – für die Mechanismen<br />
zum Datenaustausch zwischen OPC-UA-Anwendungen.<br />
Verschiedene Transportprotokolle<br />
existieren für unterschiedliche Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
(optimiert für Geschw<strong>in</strong>digkeit und Durchsatz =<br />
UA TCP mit UA B<strong>in</strong>ary; firewall-friendly = http +<br />
Soap).<br />
Metamodell – spezifiziert die Regeln und Grundbauste<strong>in</strong>e,<br />
um e<strong>in</strong> Informationsmodell über OPC UA<br />
zu veröffentlichen. Es be<strong>in</strong>haltet verschiedene E<strong>in</strong>stiegsknoten<br />
und Basis-Typen.<br />
Dienste – realisieren die Schnittstelle zwischen<br />
e<strong>in</strong>em Server als Anbieter von Information und den<br />
Clients als Nutzer dieser Information.<br />
Die Informationsmodelle s<strong>in</strong>d schichtenweise aufgebaut,<br />
siehe Bild 2. Je<strong>der</strong> höherwertige Typ basiert auf<br />
bestimmten Basisregeln. Somit können Clients, die nur<br />
die Basisregeln kennen und implementieren, trotzdem<br />
komplexe Informationsmodelle bearbeiten. Sie verstehen<br />
dann zwar nicht die Zusammenhänge, können aber<br />
zum Beispiel durch den Adressraum navigieren und<br />
Datenvariablen lesen o<strong>der</strong> schreiben.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014<br />
45
HAUPTBEITRAG<br />
1.1 Integriertes Adressraummodell<br />
Das Objektmodell erlaubt es, Produktionsdaten,<br />
Alarme, Events und historische Daten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen<br />
OPC-UA-Server zu <strong>in</strong>tegrieren. Damit kann beispielsweise<br />
e<strong>in</strong> Messgerät für Temperatur als e<strong>in</strong> Objekt mit<br />
se<strong>in</strong>em Temperaturwert, Alarmparametern sowie<br />
Alarmgrenzen dargestellt werden. Dies zeigt Bild 3.<br />
OPC UA <strong>in</strong>tegriert und vere<strong>in</strong>heitlicht die unterschiedlichen<br />
Adressräume und die Schnittstellen zum Zugriff,<br />
sodass OPC-UA-Anwendungen nur noch e<strong>in</strong>e<br />
Schnittstelle zum Navigieren benötigen.<br />
Um die Interoperabilität von Clients und Servern zu<br />
för<strong>der</strong>n, ist <strong>der</strong> UA-Adressraum hierarchisch aufgebaut;<br />
die oberen Ebenen s<strong>in</strong>d für alle Server standardisiert.<br />
Alle Knoten im Adressraum lassen sich über die Hierarchie<br />
erreichen, können aber untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zusätzliche<br />
Referenzen haben, sodass <strong>der</strong> Adressraum e<strong>in</strong><br />
zusammenhängendes Netzwerk von Knoten bildet. Im<br />
Adressraum von OPC UA s<strong>in</strong>d nicht nur Instanzen (Instanzraum),<br />
son<strong>der</strong>n auch die Typen <strong>der</strong> Instanzen<br />
(Typ raum) enthalten.<br />
View Service Set – Der Client kann damit durch den<br />
Adressraum (o<strong>der</strong> Teile davon) browsen, also <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Hierarchie auf und ab navigieren o<strong>der</strong> Verweisen zwischen<br />
Knoten folgen. Das Set erlaubt dem Client auch,<br />
die Struktur des Adressraums zu erkunden.<br />
Attribute Service Set – Attribute def<strong>in</strong>ieren die Merkmale<br />
von Knoten. Diese Dienste ermöglichen dem Client<br />
das Lesen und Schreiben von Attributen.<br />
Method Service Set – Methoden repräsentieren Funktionsaufrufe<br />
an Objekte. Sie können mit diesen Diensten<br />
ausgeführt werden.<br />
Monitored Item Service Set – Mit diesen Diensten<br />
kann e<strong>in</strong>gestellt werden, welche Attribute aus dem<br />
Adressraum für e<strong>in</strong>en Client auf Wertän<strong>der</strong>ungen überwacht<br />
werden sollen o<strong>der</strong> an welchen Events <strong>der</strong> Client<br />
<strong>in</strong>teressiert ist.<br />
Subscription Service Set – Damit können für MonitoredItems<br />
Mitteilungen erzeugt, verän<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> gelöscht<br />
werden.<br />
Query Service Set – Diese Dienste erlauben dem Client,<br />
Knoten nach bestimmten Filterkriterien aus dem<br />
Adressraum auszuwählen.<br />
1.2 Integrierte Dienste<br />
OPC UA def<strong>in</strong>iert die notwendigen Dienste (Services),<br />
um durch den Namensraum zu navigieren, Variablen<br />
zu lesen o<strong>der</strong> zu beschreiben o<strong>der</strong>, um sich für Datenän<strong>der</strong>ungen<br />
und Events anzumelden.<br />
Die OPC-UA-Dienste werden <strong>in</strong> logischen Gruppierungen<br />
organisiert, die als Service-Sets bezeichnet werden.<br />
Dienstanfrage und Antwort werden durch Austausch<br />
von Nachrichten zwischen Clients und Servern<br />
übermittelt.<br />
Der Austausch <strong>der</strong> OPC-UA-Nachrichten erfolgt entwe<strong>der</strong><br />
über e<strong>in</strong> OPC-spezifisches b<strong>in</strong>äres Protokoll auf<br />
TCP/IP o<strong>der</strong> als WebService. Anwendungen werden<br />
meist beide Schnittstellenarten zur Verfügung stellen,<br />
sodass <strong>der</strong> Anlagenbetreiber die am besten geeignete Art<br />
wählen kann. OPC UA stellt neun Basis-Service-Sets zur<br />
Verfügung. Im Folgenden werden die Sets kurz beschrieben.<br />
Da nicht alle Server alle Service Sets verwenden,<br />
lässt sich über ihre Profile abfragen, welche Dienste sie<br />
unterstützen. Profile werden hier nicht näher betrachtet.<br />
Secure Channel Service Set – Der Client kann damit<br />
die Sicherheitskonfiguration des Servers abfragen und<br />
e<strong>in</strong>en Kommunikationskanal e<strong>in</strong>richten, bei dem die<br />
Vertraulichkeit und die Vollständigkeit (Integrität) <strong>der</strong><br />
ausgetauschten Meldungen garantiert ist. Diese Dienste<br />
werden nicht direkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> UA-Applikation implementiert,<br />
son<strong>der</strong>n vom verwendeten Kommunikations-<br />
Stack zur Verfügung gestellt.<br />
Session Service Set – Dient zum Erstellen e<strong>in</strong>er benutzerspezifischen<br />
Verb<strong>in</strong>dung zwischen Client und<br />
Server.<br />
Node Management Service Set – Ermöglicht die Konfiguration<br />
e<strong>in</strong>es Servers. Der Client kann Knoten (Nodes)<br />
im Adressraum h<strong>in</strong>zufügen, än<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> löschen.<br />
1.3 Redundanz<br />
Unterstützung redundanter Server<br />
OPC UA def<strong>in</strong>iert Mechanismen, um redundante Server<br />
zu erkennen und – je nach Redundanzklasse (cold,<br />
warm, hot) – e<strong>in</strong>e Umschaltung zu erkennen o<strong>der</strong> zu<br />
veranlassen. E<strong>in</strong> redundanter Server besteht aus zwei<br />
o<strong>der</strong> mehr Servern. Abhängig von <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Server<br />
wird <strong>der</strong> redundante Server als redundantes Paar<br />
o<strong>der</strong> als redundantes Set bezeichnet.<br />
Um als redundanter Server zu gelten, müssen alle<br />
Server im redundanten Set Zugang zu denselben Datenobjekten<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Teilmenge dieser Objekte haben<br />
und dieselbe Kennung für diese Objekte nutzen. So<br />
können Clients nach e<strong>in</strong>er Umschaltung weiterarbeiten<br />
und auf dieselben Objekte unter Nutzung <strong>der</strong>selben<br />
Kennung zugreifen.<br />
Alle Server im redundanten Set müssen die für<br />
OPC UA def<strong>in</strong>ierten Redundanzobjekte unterstützen.<br />
Diese Objekte identifizieren Server <strong>in</strong> redundanten Sets<br />
und liefern Laufzeit- und Diagnose<strong>in</strong>formation über<br />
Redundanzoperationen. Diese Objekte ermöglichen<br />
ebenso die Standort-spezifische Konfiguration von Redundanzparametern.<br />
Außerdem unterstützen alle redundanten<br />
Server e<strong>in</strong>en Backup-Modus. Er def<strong>in</strong>iert<br />
die Möglichkeit des Servers, schnell umzuschalten.<br />
Unterstützung redundanter Clients<br />
Alle OPC-UA-Server unterstützen redundante Clients<br />
unabhängig davon, ob sie selbst redundant s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong><br />
nicht. Die Unterstützung redundanter Clients wird<br />
durch drei Fähigkeiten gewährleistet.<br />
Erstens: Subskriptionen, die Daten und Ereignisse<br />
liefern, existieren unabhängig von <strong>der</strong> Session zwischen<br />
Client und Server. Das bedeutet, dass von e<strong>in</strong>em<br />
46<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014
Client erstellte Subskriptionen nicht sofort beendet<br />
werden, wenn e<strong>in</strong> Client unerwartet beendet wird.<br />
Zweitens: Server führen e<strong>in</strong>e Liste aktiver Clients, <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> sich redundante Clients registrieren können. Wenn<br />
e<strong>in</strong> redundanter Client <strong>in</strong>formiert wird, dass sich se<strong>in</strong><br />
primärer Client vom Server getrennt hat, kann <strong>der</strong> redundante<br />
Client die Rolle des primären Clients übernehmen.<br />
Drittens: Um die Umschaltung im Fehlerfall zu unterstützen,<br />
kann die Adresse, an welche e<strong>in</strong>e Subskription<br />
die Daten und Ereignisse liefert, vom Client neu<br />
konfiguriert werden. Deshalb kann bei Beendigung des<br />
primären Clients e<strong>in</strong> sekundärer Client die Subskription<br />
neu konfigurieren, um die Daten an den sekundären<br />
Client zu schicken.<br />
1.4 Horizontale und vertikale Integration<br />
Traditionell wurde die OPC-Kommunikation für den<br />
Austausch von Daten zwischen HMI/SCADA und Geräten<br />
<strong>der</strong> Automatisierungsebene benutzt (vertikal).<br />
Da OPC UA plattformunabhängig ist, können und<br />
werden OPC-Server und -Clients zunehmend <strong>in</strong> die<br />
Geräte <strong>der</strong> Automatisierungsebene (zum Beispiel <strong>in</strong><br />
SPS-Systeme) <strong>in</strong>tegriert. Diese Geräte kommunizieren<br />
dann direkt mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> (horizontal).<br />
Für die Realisierung muss zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> Teilnehmer<br />
Client-Funktionalität enthalten und entwe<strong>der</strong> Daten<br />
des Partners lesen (Lese- o<strong>der</strong> Subskribierungsdienste)<br />
o<strong>der</strong> Daten im Partnergerät beschreiben (Schreibdienste).<br />
Auch an<strong>der</strong>e OPC-UA-Dienste, wie Methodenaufrufe,<br />
s<strong>in</strong>d denkbar. Der Datenaustausch wird häufig<br />
geplant (projektiert) se<strong>in</strong>. Das heißt, dass die Geräte mit<br />
Client-Funktionalität wissen, mit welchen Servern sie<br />
<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung treten sollen und welche Daten <strong>in</strong> welcher<br />
Frequenz zu übertragen s<strong>in</strong>d.<br />
Controller als Client – MES/ERP als Server<br />
Mit OPC-UA-Client-Funktionalität übernimmt die<br />
Steuerung – zusätzlich o<strong>der</strong> alternativ zur bisherigen<br />
Rollenverteilung – auch den aktiven, führenden Part.<br />
Sie kann nach Bedarf beispielsweise Produktionsaufträge<br />
aus MES/ERP-Systemen abholen, nach Bearbeitung<br />
quittieren o<strong>der</strong>, wie erwähnt, mit an<strong>der</strong>en Steuerungen<br />
Information austauschen. Auch bei außergewöhnlichen<br />
Ereignissen eignet sich die Steuerung<br />
Informationsmodelle<br />
basierend auf OPC UA<br />
BILD 1: Das OPC-UA-Fundament<br />
Basis-OPC-UA-Informationsmodell<br />
OPC-UA-Dienste<br />
Kommunikations<strong>in</strong>frastruktur<br />
· Web Services<br />
· UA TCP<br />
OPC-UA-<br />
Metamodell<br />
· Objekte (Typen)<br />
· Variablen (Typen)<br />
· etc.<br />
BILD 2: Schichtenarchitektur für Informationsmodelle<br />
Root<br />
Field<br />
Bus<br />
Sensor<br />
Bus<br />
Areas<br />
Pressure<br />
Xmitter<br />
Valve<br />
Temp<br />
Xmitter<br />
“Located In”<br />
reference<br />
Area 1<br />
Current Value Hi Limit Lo Limit<br />
Hi Alarm Lo Alarm<br />
Area 2<br />
Area 3<br />
BILD 3:<br />
E<strong>in</strong>heitlicher<br />
Adressraum<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014<br />
47
HAUPTBEITRAG<br />
dazu, eigenständig und spontan e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung aufzubauen<br />
und e<strong>in</strong>e Meldung abzusetzen.<br />
1.5 Plattform-Unabhängigkeit<br />
Im Gegensatz zu Classic OPC, das auf <strong>der</strong> DCOM-Technologie<br />
basiert und deshalb an die W<strong>in</strong>dows-Plattform<br />
und dort unterstützte Sprachen gebunden ist, wurde<br />
OPC UA von Beg<strong>in</strong>n an für den E<strong>in</strong>satz auf beliebigen<br />
Plattformen und Programmiersprachen konzipiert. Dies<br />
lässt sich mit Hilfe von Bild 4 erklären:<br />
Auf <strong>der</strong> untersten Ebene s<strong>in</strong>d das abstrakte OPC-UA-<br />
Modell und die Dienste dargestellt. Dar<strong>in</strong> enthalten<br />
s<strong>in</strong>d das gesamte Adressraummodell, verschiedene<br />
Objekt- und Variablenstrukturen, Alarme und vieles<br />
mehr.<br />
Auf <strong>der</strong> nächsten Ebene (Services B<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g) wird spezifiziert,<br />
wie die Dienste auf bestimmte Protokolle abzubilden<br />
s<strong>in</strong>d. Zurzeit gibt es e<strong>in</strong>e Abbildung für TCP<br />
(UA-TCP) und für HTTP (OPC-UA-WebServices). In<br />
Zukunft, wenn sich neue Technologien etablieren, können<br />
weitere Abbildungen spezifiziert werden, ohne das<br />
OPC-UA-Modell und die Dienste zu än<strong>der</strong>n. Die Abbildungen<br />
basieren ausschließlich auf standardisierten<br />
Basisprotokollen, die bereits auf allen bekannten Plattformen<br />
existieren.<br />
Die folgenden Ebenen s<strong>in</strong>d Realisierungen für dedizierte<br />
Plattformen und Sprachen. Die OPC-Foundation<br />
selbst bietet ihren Mitglie<strong>der</strong>n Realisierungen für die<br />
Laufzeitumgebungen Java und .NET, sowie für AnsiC/<br />
C++. Die letzte Variante enthält e<strong>in</strong>e Plattform-Adaptionsschicht.<br />
1.6 Performance<br />
Die OPC-UA-Dienste lassen sich auf unterschiedliche<br />
Technologien abbilden. Zurzeit gibt es zwei nennenswerte<br />
Abbildungen: UA-TCP und HTTPS. Der E<strong>in</strong>satz<br />
von UA-TCP über mo<strong>der</strong>ne Ethernet-Technologien sichert<br />
sehr gute Performance-Werte, auch die Dienste<br />
selbst s<strong>in</strong>d für hohen Datendurchsatz konzipiert. E<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>ziger Leseaufruf ermöglicht den Zugriff auf Tausende<br />
von Werten. Subskribierungsdienste lassen die Notifizierung<br />
bei Än<strong>der</strong>ung und Überschreitung von<br />
Schwellwerten zu.<br />
2. INFORMATIONSMODELLE MIT OPC UA<br />
2.1 Das OPC-UA-Metamodell<br />
Vorbemerkung: Das OPC-UA-Modell beschreibt, wie<br />
Clients auf Information im Server zugreifen. Es spezifiziert<br />
<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise, wie diese Information im<br />
Server zu organisieren ist. Sie könnte zum Beispiel <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em unterlagerten Gerät o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Datenbank<br />
liegen.<br />
Das OPC-UA-Objektmodell def<strong>in</strong>iert e<strong>in</strong>en Satz von<br />
e<strong>in</strong>heitlichen Knotentypen, mit denen Objekte im<br />
Adressraum dargestellt werden können. Dieses Modell<br />
repräsentiert Objekte mit ihren Variablen (Daten/Eigenschaften),<br />
Methoden, Events und ihren Beziehungen zu<br />
an<strong>der</strong>en Objekten. Die Eigenschaften <strong>der</strong> Knoten werden<br />
durch OPC-def<strong>in</strong>ierte Attribute beschrieben. Attribute<br />
s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>zigen Elemente e<strong>in</strong>es Servers, die Datenwerte<br />
haben. Die Datentypen <strong>der</strong> Attribute können<br />
e<strong>in</strong>fach o<strong>der</strong> auch komplex se<strong>in</strong>.<br />
OPC UA ermöglicht die Modellierung beliebiger Objekt-<br />
und Variablentypen und Beziehungen zwischen<br />
diesen. Bild 5 zeigt das Beispiel e<strong>in</strong>es Boilers <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
technologischen Ansicht und darunter das OPC-UA-<br />
Adressraummodell. Die Semantik wird vom Server im<br />
Adressraum angezeigt und kann von Clients (beim Navigieren)<br />
erfasst werden. Typdef<strong>in</strong>itionen können standardisiert<br />
o<strong>der</strong> herstellerspezifisch se<strong>in</strong>. Je<strong>der</strong> Typ wird<br />
von <strong>der</strong> Organisation identifiziert, die für se<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition<br />
verantwortlich ist.<br />
2.2 Generische OPC-UA-Informationsmodelle<br />
Modelle für allgeme<strong>in</strong>gültige Information (zum Beispiel<br />
Alarme o<strong>der</strong> Automatisierungsdaten) s<strong>in</strong>d bereits<br />
durch OPC spezifiziert. An<strong>der</strong>e Informationsmodelle<br />
leiten sich davon ab, um die allgeme<strong>in</strong>en Def<strong>in</strong>itionen<br />
weiter zu spezialisieren. Clients, die die allgeme<strong>in</strong>en<br />
Modelle verstehen, können daher <strong>in</strong> gewissem Umfang<br />
die spezialisierten Modelle bearbeiten.<br />
Data Access (DA)<br />
Data Access, kurz DA beschreibt die Modellierung von<br />
Automatisierungsdaten. Es be<strong>in</strong>haltet unter an<strong>der</strong>em<br />
die Def<strong>in</strong>ition von analogen und diskreten Variablen,<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g Units und Quality Codes. Datenquellen<br />
s<strong>in</strong>d beispielsweise Sensoren, <strong>Regler</strong>, Positionsgeber<br />
und können entwe<strong>der</strong> über direkt am Gerät liegende<br />
I/O o<strong>der</strong> über serielle Verb<strong>in</strong>dungen und Feldbusse angeschlossen<br />
werden, wenn diese sich auf entfernt liegenden<br />
Geräten bef<strong>in</strong>den.<br />
Alarms and Conditions<br />
Dieses Informationsmodell def<strong>in</strong>iert, wie Zustände (Dialoge,<br />
Alarme) gehandhabt werden. E<strong>in</strong>e Zustandsän<strong>der</strong>ung<br />
löst e<strong>in</strong> Event aus. Clients können sich für solche<br />
Events anmelden und auswählen, welche <strong>der</strong> verfügbaren<br />
Begleitwerte sie als Teil des Event-Reports<br />
erhalten wollen (zum Beispiel Meldungstext, Quittierverhalten).<br />
Historical Access (HA)<br />
HA ermöglicht dem Client Zugriff auf historische Variablenwerte<br />
und Events. Er kann diese Daten lesen,<br />
schreiben o<strong>der</strong> än<strong>der</strong>n. Die Daten können sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Datenbank, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Archiv o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en<br />
Speicher bef<strong>in</strong>den. Vielfältige Aggregatfunktionen erlauben<br />
e<strong>in</strong>e Vorverarbeitung im Server.<br />
48<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014
BILD 5:<br />
Beispiel e<strong>in</strong>es<br />
Boilers und<br />
se<strong>in</strong>er OPC-UA-<br />
Modellierung<br />
Tool or<br />
Language<br />
Dependent<br />
(e.g. .NET)<br />
API<br />
Proxy/<br />
Stubs<br />
Services B<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g<br />
Boiler1<br />
Pipe1001<br />
FlowTo<br />
Drum1001<br />
FT1001<br />
Valve1001<br />
DataItem<br />
DataItem<br />
Signal<br />
Signal<br />
Measurement<br />
ControlOut<br />
Setpo<strong>in</strong>t<br />
FC1001<br />
LC1001<br />
Abstract UA Model<br />
Specification<br />
FlowTo<br />
Pipe1002<br />
LI1001<br />
DataItem<br />
Signal<br />
Signal<br />
Measurement<br />
ControlOut<br />
Executes<br />
BILD 4: OPC-UA-Modelle und -Dienste s<strong>in</strong>d<br />
unabhängig von konkreter Technologie.<br />
FT1002<br />
DataItem<br />
Signal<br />
Signal<br />
Signal<br />
Setpo<strong>in</strong>t<br />
Input1<br />
Input2<br />
CC1001<br />
Executes<br />
Executes<br />
Input3<br />
ControlOut<br />
ControlModule<br />
Programs<br />
E<strong>in</strong> ‚Program‘ repräsentiert e<strong>in</strong>e komplexe Aufgabe, wie<br />
den Betrieb und die Bedienung von Batch-Prozessen.<br />
Es stellt sich durch e<strong>in</strong>en Zustandsautomaten dar; die<br />
Zustandsübergänge lösen Meldungen an den Client aus.<br />
2.3 Technologiespezifische Informationsmodelle<br />
Etliche Standardisierungsgremien <strong>der</strong> Leittechnik/<br />
Automatisierungstechnik erstellen technologiespezifische<br />
Informationsmodelle. Beispiele s<strong>in</strong>d<br />
IEC 61804 (EDDL), ISA SP 103 (Field Device Tool),<br />
ISA-S88, ISA-S95, und IEC TC 57 (CIM). Diese Spezifikationen<br />
s<strong>in</strong>d wichtig, da sie jeweils die Bezeichnungen<br />
von E<strong>in</strong>heiten, Relationen und Arbeitsabläufen<br />
bestimmter Wissensgebiete vere<strong>in</strong>heitlichen.<br />
Schon frühzeitig hat die OPC Foundation bei <strong>der</strong><br />
Entwicklung des neuen Standards auf die Zusammenarbeit<br />
mit an<strong>der</strong>en Organisationen gesetzt. In<br />
Arbeitsgruppen werden Abbildungsregeln für <strong>der</strong>en<br />
Informationsmodelle auf OPC UA spezifiziert (= Companion-Standards).<br />
Zurzeit handelt es sich um folgende<br />
Companion-Standards:<br />
OPC UA for Devices [5] (auch als IEC 62541-100)<br />
OPC UA for Analyser Devices [6]<br />
OPC UA for Field Device Integration [7]<br />
OPC UA for Programmable Controllers<br />
based on IEC 61131-3 [8]<br />
OPC UA for Enterprise and Control Systems<br />
based on ISA-S95 [9]<br />
OPC UA for Mach<strong>in</strong>e Tool Connectivity<br />
(MTConnect)<br />
3. SECURITY-MODELL<br />
Bei OPC UA ist Security e<strong>in</strong>e elementare Anfor<strong>der</strong>ung<br />
und sie wurde daher <strong>in</strong> die Architektur <strong>in</strong>te-<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014<br />
49
HAUPTBEITRAG<br />
User<br />
it<br />
Client Plattform<br />
Client Anwendung<br />
User security token<br />
Serv<br />
er Plattform<br />
Serv<br />
eranwendung<br />
Autorisierung<br />
und Zugangssteuerung<br />
Serv<br />
er<br />
Obj<br />
ekte<br />
T<br />
Comms<br />
BILD 6:<br />
Ebenen <strong>der</strong><br />
OPC-UA-Security-<br />
Architektur<br />
griert. Die Mechanismen (vergleichbar mit dem Secure-Channel-<strong>Konzept</strong><br />
<strong>der</strong> W3C) basieren auf e<strong>in</strong>er<br />
detaillierten Analyse <strong>der</strong> Bedrohungen. OPC-UA-<br />
Security befasst sich mit <strong>der</strong> Authentifizierung von<br />
Clients und Servern, <strong>der</strong> Integrität und Vertraulichkeit<br />
<strong>der</strong> ausgetauschten Nachrichten und <strong>der</strong> Prüfbarkeit<br />
von Funktionsprofilen. OPC-UA-Security<br />
ergänzt die von den meisten webfähigen Plattformen<br />
bereitgestellte Sicherheits<strong>in</strong>frastruktur. Sie basiert<br />
auf <strong>der</strong> <strong>in</strong> Bild 6 gezeigten Architektur. Die drei Ebenen<br />
s<strong>in</strong>d User Security, Application Security und<br />
Transport Security.<br />
Die Mechanismen <strong>der</strong> OPC UA User Level Security<br />
werden e<strong>in</strong>malig beim Aufbau e<strong>in</strong>er Sitzung durchlaufen.<br />
Der Client übermittelt an den Server e<strong>in</strong> verschlüsseltes<br />
Security Token, das den Benutzer identifiziert.<br />
Der Server authentifiziert den Benutzer anhand des<br />
Tokens und autorisiert danach den Zugang zu Objekten<br />
im Server. Autorisierungsmechanismen wie Access<br />
Control Lists werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> OPC-UA-Spezifikation<br />
nicht def<strong>in</strong>iert. Sie s<strong>in</strong>d anwendungs- und/o<strong>der</strong> systemspezifisch.<br />
OPC UA Application Level Security ist ebenfalls Teil<br />
des Sitzungsaufbaus und umfasst den Austausch digital<br />
signierter Zertifikate. Instanzzertifikate identifizieren<br />
die konkrete Installation. Softwarezertifikate identifizieren<br />
die Client- und Server-Software sowie die<br />
implementierten OPC-UA-Profile. Sie beschreiben Fähigkeiten<br />
des Servers, wie die Unterstützung e<strong>in</strong>es spezifischen<br />
Informationsmodells.<br />
Transport Level Security lässt sich e<strong>in</strong>setzen, um die<br />
Integrität mit dem Signieren von Nachrichten zu gewährleisten<br />
und die Vertrautheit durch das Verschlüsseln.<br />
Das verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t die Offenlegung und sichert die<br />
Unversehrtheit <strong>der</strong> übertragenen Information.<br />
Die UA-Sicherheitsmechanismen s<strong>in</strong>d als Teil <strong>der</strong><br />
OPC UA Stacks realisiert, das heißt, sie gehören zum<br />
von <strong>der</strong> OPC Foundation bereitgestellten Softwarepaket,<br />
sodass Client und Server diese lediglich anwenden<br />
müssen.<br />
3.1 Skalierbare Security<br />
Security-Mechanismen benötigen Rechenleistung und<br />
bee<strong>in</strong>trächtigen damit die Performance. Security sollte<br />
daher nur dort zur Anwendung kommen, wo sie benötigt<br />
wird. Diese Entscheidung sollte nicht <strong>der</strong> Entwickler/Produktmanager<br />
treffen, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Anlagenbetreiber<br />
(Systemadm<strong>in</strong>istration).<br />
Die OPC-UA-Security-Mechanismen s<strong>in</strong>d skalierbar<br />
konzipiert. OPC-UA-Server stellen Endpo<strong>in</strong>ts bereit, die<br />
unterschiedliche Security-Stufen repräsentieren, unter<br />
an<strong>der</strong>em e<strong>in</strong>en Endpo<strong>in</strong>t ohne Security (NoSecurity-<br />
Profil). In e<strong>in</strong>er Anlage kann nun <strong>der</strong> Adm<strong>in</strong>istrator<br />
bestimmte Endpo<strong>in</strong>ts vollständig abschalten (zum Bei-<br />
AUTOREN<br />
KARL-HEINZ DEIRETS BACHER<br />
(geb. 1952) ist seit 1971 bei<br />
Siemens <strong>in</strong> verschiedenen<br />
Forschungs- und Entwicklungsthemen<br />
tätig, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
bei Betriebssystemen und<br />
Kommunikationstechnologien<br />
für die <strong>in</strong>dustrielle Automatisierung.<br />
Seit Ende <strong>der</strong> 1990er-<br />
Jahre vertritt er Siemens <strong>in</strong> technischen Gremien<br />
<strong>der</strong> OPC Foundation; seit 2011 leitet er das OPC<br />
Technical Advisory Council (TAC). Derzeitige<br />
Position: Pr<strong>in</strong>cipal Eng<strong>in</strong>eer für das Themengebiet<br />
Internet Communication.<br />
Siemens AG,<br />
Sector Industry, Gleiwitzerstraße 555,<br />
D-90470 Nürnberg, Tel. +49 (0) 911 895 21 29,<br />
E-Mail: karl.deiretsbacher@siemens.com<br />
50<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014
spiel den mit dem NoSecurity-Profil). Im Betrieb kann<br />
aber auch durch den Operator e<strong>in</strong>es OPC-UA-Clients<br />
<strong>der</strong> für die jeweilige Aktion geeignete Endpo<strong>in</strong>t beim<br />
Verb<strong>in</strong>dungsaufbau gewählt werden. Nicht zuletzt können<br />
OPC-UA-Clients selbst sicherstellen, dass sie für<br />
den Zugriff auf sensible Daten immer Endpo<strong>in</strong>ts mit<br />
Security wählen.<br />
3.2 Secure Channel<br />
Mit dem Secure Channel lassen sich <strong>der</strong> Security Mode<br />
und die Security Policy festlegen. Der Security Mode<br />
beschreibt, wie die Nachrichten verschlüsselt werden.<br />
Es gibt die von OPC UA def<strong>in</strong>ierten drei Möglichkeiten:<br />
None, Sign und Sign-and-encrypt. Die Security Policy<br />
def<strong>in</strong>iert Algorithmen zum Verschlüsseln <strong>der</strong> Nachrichten.<br />
Für das E<strong>in</strong>richten benötigt <strong>der</strong> Client den öffentlichen<br />
Schlüssel des Server-Instanz-Zertifikats. Der<br />
Client übergibt danach se<strong>in</strong> eigenes Instanz-Zertifikat,<br />
anhand dessen <strong>der</strong> Server entscheidet, ob er dem Client<br />
vertraut.<br />
3.3 Log-Over<br />
Das Log-Over ist e<strong>in</strong> verbreitetes Verfahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automatisierung.<br />
In e<strong>in</strong>em typischen Szenario hat Benutzer<br />
A mit bestimmten Befugnissen e<strong>in</strong>e OPC-UA-Session<br />
etabliert. Für spezielle Aufgaben, die erweiterte<br />
Befugnisse erfor<strong>der</strong>n, muss sich nun e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Benutzer<br />
B die Session aneignen. Für dieses Log-Over ist<br />
e<strong>in</strong>e erneute Passwort-E<strong>in</strong>gabe erfor<strong>der</strong>lich.<br />
OPC UA unterstützt diesen Use-Case mit dem Activate-Session-Dienst.<br />
Dabei wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er laufenden Session<br />
<strong>der</strong> Berechtigungsnachweis für e<strong>in</strong>en neuen Benutzer<br />
gemeldet. Dieser neue Benutzer ersetzt nun den<br />
bisherigen Benutzer. Sollen die Befugnisse wie<strong>der</strong> an<br />
den bisherigen Operator übertragen werden, ist e<strong>in</strong> erneutes<br />
Log-Over (e<strong>in</strong> erneuter Aufruf des Activate-<br />
Session-Dienstes) erfor<strong>der</strong>lich. Dieses Verfahren eignet<br />
sich genauso für den Schichtwechsel zwischen Operatoren<br />
mit gleichen Befugnissen.<br />
FAZIT<br />
In <strong>der</strong> Diskussion um Industrie 4.0 werden die technischen<br />
Aspekte noch sehr rudimentär behandelt. Jedoch<br />
lässt sich bereits feststellen, dass die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
bei Themen wie Kommunikation, Datenaustausch,<br />
horizontale und vertikale Integration durch OPC UA<br />
erfüllt beziehungsweise unterstützt werden und dies<br />
somit e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> gesuchten Standards werden kann und<br />
sollte. OPC UA stellt Protokoll und Dienste bereit (das<br />
Wie), um reichhaltige Informationsmodelle (das Was)<br />
zu publizieren und komplexe Daten zwischen unabhängig<br />
entwickelten Anwendungen auszutauschen. Es<br />
gibt bereits mehrere für OPC UA zugeschnittene Objektmodelle.<br />
Diese s<strong>in</strong>d um die bei Industrie 4.0 zusätzlich<br />
benötigte Information zu ergänzen.<br />
MANUSKRIPTEINGANG<br />
10.02.2014<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
REFERENZEN<br />
Dr.-Ing. WOLFGANG MAHNKE<br />
(geb. 1971) studierte Informatik<br />
an <strong>der</strong> Universität Stuttgart<br />
und promovierte an <strong>der</strong><br />
TU Kaiserslautern im Bereich<br />
Datenbanken und Informationssysteme.<br />
Von 2004 bis<br />
2012 arbeitete er als Wissenschaftler<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Konzernforschung<br />
von ABB, seit 2012 als Software-Architekt<br />
bei <strong>der</strong> ABB Automation GmbH. Schwerpunkt<br />
se<strong>in</strong>er Arbeit bei ABB ist die Architektur von<br />
Leitsystemen.<br />
ABB Automation GmbH,<br />
Kallstadter Straße 1, D-68309 Mannheim,<br />
Tel. +49 (0) 621 381 17 82,<br />
E-Mail: wolfgang.mahnke@de.abb.com<br />
[1] OPC Foundation: OPC UA Specification: Part 1 –<br />
Concepts.Version 1.01<br />
[2] Mahnke, W., Leitner, S.-H., Damm, M.: OPC Unified Architecture,<br />
Spr<strong>in</strong>ger, 2009<br />
[3] IEC 62541 series: OPC Unified Architecture, Part 1-10,<br />
Edition 1.0, 2010<br />
[4] Promotorengruppe Kommunikation <strong>der</strong> Forschungsunion<br />
Wirtschaft – Wissenschaft: Umsetzungsempfehlungen für das<br />
Zukunftsprojekt Industrie 4.0 Abschlussbericht, April 2013<br />
[5] OPC Foundation: OPC UA for Devices – Companion Specification,<br />
Version 1.01, 2013<br />
[6] OPC Foundation: OPC UA for Analyser Devices – Companion<br />
Specification, Version 1.1, 2013<br />
[7] FDI Cooperation: FDI-2021-2027 FDI Technical Specification,<br />
Version 0.9, 2013<br />
[8] PLCOpen / OPC Foundation: OPC UA for IEC 61131-3 –<br />
Companion Specification, Version 1.0, 2010<br />
[9] OPC Foundation: OPC UA for ISA-95 Common Object Model –<br />
Companion Specification, Version 1.0, 2013<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014<br />
51
HAUPTBEITRAG | NAMUR-HAUPTSITZUNG<br />
Virtuelle Inbetriebnahme<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Prozess<strong>in</strong>dustrie<br />
Effektives Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g und früher Start-up<br />
Trotz kurzer Abwicklungzeiten, beschränkter Ressourcen und komplexer Systemfunktionalitäten<br />
ist es durch Simulation möglich, höhere Qualitätsstandards bei<br />
Automatisierungsapplikationen zu erzielen. Simulation, und damit die virtuelle<br />
Inbetriebnahme, ist e<strong>in</strong> Kernelement <strong>der</strong> Vision des <strong>in</strong>tegrierten Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gs, da<br />
sich so mehr Effizienz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Planung und beim Betrieb von Anlagen erreichen lässt.<br />
Der Beitrag beschreibt, wie durch die Umsetzung e<strong>in</strong>er virtuellen Inbetriebnahme<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Batch-Anlage e<strong>in</strong> effektives Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g und e<strong>in</strong> früherer Start-up erreicht<br />
werden konnte.<br />
SCHLAGWÖRTER Simulation / Inbetriebnahme / Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g / Namur<br />
Virtual Commission<strong>in</strong>g <strong>in</strong> the Process Industry –<br />
Effective Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g and Quicker Start-ups<br />
Simulation is a strategic lever that can be used to achieve a high quality standard<br />
despite the challenges of tighter project schedules, limited resources and more complex<br />
systems and functionalities. Simulation, <strong>in</strong> particular virtual commission<strong>in</strong>g,<br />
is an enabler <strong>in</strong> the vision of <strong>in</strong>tegrated eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g, as it allows for a more efficient<br />
eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g workflow. This article describes how implement<strong>in</strong>g virtual commission<strong>in</strong>g<br />
<strong>in</strong> a batch plant can lead to more effective eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g and an earlier start-up.<br />
KEYWORDS simulation / commission<strong>in</strong>g / eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g / Namur<br />
52<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014
RACHEL CHAN, MICHAEL KRAUSS, BASF<br />
Das Ziel <strong>der</strong> Automatisierungstechnik ist, neben<br />
<strong>der</strong> Entlastung <strong>der</strong> Menschen von gefährlichen<br />
und anstrengenden Tätigkeiten e<strong>in</strong>e<br />
bessere Produktqualität und e<strong>in</strong>e höhere Leistungsfähigkeit<br />
von Masch<strong>in</strong>en und Apparaten<br />
zu realisieren [1]. Dabei hat die Automatisierungstechnik<br />
<strong>in</strong> den vergangenen Jahren von Fortschritten<br />
aus Bereichen wie Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik<br />
und <strong>der</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Komb<strong>in</strong>ation<br />
verschiedener Themenfel<strong>der</strong> profitiert. Trotzdem gilt,<br />
dass mit <strong>der</strong> Komplexität e<strong>in</strong>es Systems <strong>der</strong> Schwierigkeitsgrad<br />
ansteigt, um dieses beherrschbar zu machen.<br />
Obgleich also stetig weniger manuelle Arbeitskraft benötigt<br />
wird, s<strong>in</strong>d umso mehr qualifizerte Arbeitskräfte<br />
notwendig, um Projekte erfolgreich durchzuführen.<br />
Diese Herausfor<strong>der</strong>ungen drängen die Industrie dazu,<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Prozesse zu optimieren und dies steht im<br />
Kontext zu den Initiativen im Bereich Industrie 4.0.<br />
Simulation [2] kann e<strong>in</strong> Werkzeug se<strong>in</strong>, um trotz <strong>der</strong><br />
Herausfor<strong>der</strong>ung durch knapper werdende Ressourcen<br />
e<strong>in</strong> hohes Maß an Qualitätssicherung zu erreichen: Auf<br />
e<strong>in</strong>er Simulationsplattform lassen sich umfangreiche<br />
Prüfungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er virtuellen Umgebung durchführen,<br />
um die Risiken während <strong>der</strong> Inbetriebnahme (IBN) und<br />
im laufenden Betrieb zu reduzieren.<br />
Die virtuelle Inbetriebnahme (VIBN) ist ke<strong>in</strong> neues<br />
Thema <strong>in</strong> <strong>der</strong> Industrie, und im Bereich <strong>der</strong> Chemie<br />
gew<strong>in</strong>nt sie immer mehr an Bedeutung. Bei BASF wurden<br />
erste Schritte im Bereich virtuelle Inbetriebnahme<br />
für Batch-Anlagen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Prozessleitsystem-Migrationsprojekt<br />
unternommen, um e<strong>in</strong>e kurze Umschlusszeit<br />
gewährleisten zu können; die Software-Applikation<br />
wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er virtuellen Anlage mit e<strong>in</strong>em vere<strong>in</strong>fachten<br />
Prozessmodell getestet.<br />
1. VIRTUELLE INBETRIEBNAHME UND IHRE VORTEILE<br />
Die Phase <strong>der</strong> Inbetriebnahme dient dazu sicherzustellen,<br />
dass alle Systeme und Komponenten gemäß Betreiberanfor<strong>der</strong>ungen<br />
konfiguriert, <strong>in</strong>stalliert und implementiert<br />
s<strong>in</strong>d. In dieser Zeit s<strong>in</strong>d die Automatisierungskomponenten<br />
schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anlage beziehungsweise im<br />
Feld vorhanden. Die Abnahme <strong>der</strong> Automatisierungsapplikation<br />
wurde im Vorfeld <strong>der</strong> Inbetriebnahme bereits<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Factory Acceptance Test (FAT) [2] durchgeführt.<br />
Loop Checks wurden vorgenommen, um die<br />
Signalübertragung zu prüfen und dafür zu sorgen, dass<br />
das System wie geplant funktioniert.<br />
In dieser Phase trifft die digitale Welt auf die Realität<br />
und viele Fehler und Daten<strong>in</strong>konsistenzen, die<br />
nicht <strong>in</strong> dem FAT erkannt wurden, treten hier zu Tage.<br />
Diese Fehler werden jedoch oft zu spät erkannt, um<br />
sie rechtzeitig vor dem geplanten Anfahren zu korrigieren<br />
[3]. Das Anfahren <strong>der</strong> Anlage wird dadurch<br />
verzögert, und dies führt zu e<strong>in</strong>em Produktionsverlust<br />
<strong>der</strong> Anlage. Daher gilt die Regel: Je später e<strong>in</strong> Fehler<br />
gefunden wird, desto aufwendiger ist es, diesen zu<br />
beheben, siehe Bild 1.<br />
Die virtuelle Inbetriebnahme hat das gleiche Ziel wie<br />
e<strong>in</strong>e reale Inbetriebnahme mit dem Unterschied, dass<br />
die Prüfungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er virtuellen Anlage durchgeführt<br />
werden. Die Grundidee ist das Testen <strong>der</strong> Automatisierungsapplikation,<br />
die entwe<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e neu konfigurierte<br />
Software o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>ere Anlagenän<strong>der</strong>ung darstellen<br />
kann, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er virtuellen Umgebung vor Installation<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> realen Anlage. Softwarefehler, die <strong>in</strong> dem traditionellen<br />
FAT nicht gefunden wurden, werden hier<br />
erkannt und korrigiert und somit ist <strong>der</strong> Zeitanteil zur<br />
Suche und Beseitigung <strong>der</strong> Fehler <strong>in</strong> <strong>der</strong> realen Inbetriebnahme<br />
e<strong>in</strong>gespart.<br />
1.1 Technik <strong>der</strong> virtuellen Inbetriebnahme<br />
E<strong>in</strong> Prozessleitsystem besteht aus verschiedenen Komponenten,<br />
den Anzeige- und Bedienkomponenten<br />
(ABK), den prozessnahen Komponenten (PNK) und den<br />
E<strong>in</strong>- und Ausgangssignalen (E/A-Signale). Diese Komponenten<br />
s<strong>in</strong>d über konventionell verdrahtete E/A-<br />
Komponenten o<strong>der</strong> Feldbussysteme mit den Feldgeräten<br />
verbunden. Die ABK s<strong>in</strong>d die Schnittstelle zum Menschen<br />
und stellen den Zustand des Systems dar. Manuelle<br />
E<strong>in</strong>griffe werden hier vorgenommen, von den PNK<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
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53
HAUPTBEITRAG | NAMUR-HAUPTSITZUNG<br />
verarbeitet und an die Feldgeräte übermittelt. Während<br />
die PNK das Gehirn des Systems bilden, s<strong>in</strong>d die E/A-<br />
Komponenten und Feldbusse das Rückenmark. Die<br />
Feldgeräte spielen <strong>in</strong> diesem Bild die Rolle <strong>der</strong> Nerven<br />
und Muskeln des Systems. Damit sich die Applikation<br />
des Systems vor dem E<strong>in</strong>spielen <strong>in</strong> das reale System<br />
testen lässt, wird das Gehirn mit e<strong>in</strong>em simulierten<br />
Körper verbunden. So ergibt sich die Möglichkeit, Störungen,<br />
kritische Situationen o<strong>der</strong> unerwartete E<strong>in</strong>gaben<br />
zu simulieren, um das System ohne Beschädigung<br />
von Personen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Anlage zu testen.<br />
Die virtuelle Inbetriebnahme kann entwe<strong>der</strong> als Hardware<br />
<strong>in</strong> the Loop o<strong>der</strong> Software <strong>in</strong> the Loop umgesetzt<br />
werden. Hardware <strong>in</strong> the Loop bedeutet, dass das simulierte<br />
Anlagenmodell an die realen prozessnahen Komponenten<br />
(PNK) angeschlossen ist, bei Software <strong>in</strong> the<br />
Loop wird zusätzlich die PNK emuliert, siehe Bild 2.<br />
Bei Hardware <strong>in</strong> the Loop werden die PNK über e<strong>in</strong>e<br />
Hardware-Schnittstelle an die Simulationsplattform<br />
angeschlossen, zum Beispiel mit Simba Profibus von<br />
Siemens. Das Verhalten <strong>der</strong> Profibus Slaves wird <strong>in</strong> dieser<br />
Schnittstelle simuliert und für den Profibus Master<br />
ergibt sich ke<strong>in</strong> Unterschied, ob die Slaves simuliert<br />
o<strong>der</strong> real s<strong>in</strong>d [4]. Im Vergleich zur steuerungs<strong>in</strong>ternen<br />
Simulation kann hier <strong>der</strong> Busverkehr simuliert werden,<br />
um Last- und Performancetests des Bussystems durchzuführen.<br />
Diese steuerungs<strong>in</strong>terne Simulation hat den<br />
Nachteil, dass e<strong>in</strong>e Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Hardwarekonfiguration<br />
notwendig wäre, weil das Simulationsmodell <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Steuerung realisiert werden muss. Dies könnte zu e<strong>in</strong>er<br />
zusätzlichen Auslastung <strong>der</strong> Steuerung führen.<br />
Software <strong>in</strong> the Loop bietet zusätzliche Vorteile: E<strong>in</strong>er<br />
davon ist die Möglichkeit, die Simulation parallel<br />
zum traditionellen FAT durchzuführen, da die PNK<br />
nicht für die VIBN erfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d. Das wie<strong>der</strong>um<br />
heißt, dass die Gesamtzeit <strong>der</strong> FAT-Phase verkürzt wird.<br />
Des Weiteren können durch Software <strong>in</strong> the Loop längere<br />
Vorgänge <strong>in</strong> <strong>der</strong> Simulation wie Füllen, Vakuumziehen<br />
o<strong>der</strong> Temperieren künstlich beschleunigt werden,<br />
um lange Testzeiten zu vermeiden. Zudem können<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Betriebsphase Anlagenän<strong>der</strong>ungen zunächst auf<br />
<strong>der</strong> Simulationsplattform getestet werden, bevor die<br />
Applikation auf die PNK geladen wird.<br />
1.2 Vorteile durch virtuelle Inbetriebnahme<br />
In e<strong>in</strong>em traditionellen FAT werden E<strong>in</strong>gangsparameter<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Steuerung simuliert, um die Reaktion des Systems<br />
zu prüfen. E<strong>in</strong> Beispiel dafür ist <strong>der</strong> Test <strong>der</strong> Reihenfolge<br />
von Schrittkettenabläufen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Batch-Anlage.<br />
E<strong>in</strong> Fehler im Schrittkettenablauf könnte an <strong>der</strong><br />
Systemeigenschaft liegen, wodurch das Problem nicht<br />
durch system<strong>in</strong>terne Manipulation e<strong>in</strong>iger Parameter<br />
erkannt werden kann.<br />
Der Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Workflow kann durch den E<strong>in</strong>satz<br />
von Simulationstools verbessert werden. Frühzeitige<br />
Fehlererkennung und Korrektur bedeutet weniger Probleme<br />
und Aufwand zu e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt des<br />
Workflows, <strong>der</strong> typischerweise e<strong>in</strong>e kritischere Phase<br />
des Projekts ist. Denkbar ist die Möglichkeit, im laufenden<br />
Betrieb Anlagenän<strong>der</strong>ungen und Optimierungen<br />
zu testen. Die Auswirkung <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung wird<br />
früher erkannt, mögliche Schäden an <strong>der</strong> Anlage verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t.<br />
Letztendlich können die Anlagenfahrer mittels<br />
<strong>der</strong> Simulationsplattform geschult werden. Störungen<br />
und kritische Szenarien lassen sich simulieren<br />
damit das Personal lernt, wie es auf solche Szenarien<br />
reagieren muss. Bei Migrationsprojekten können die<br />
Bediener früh e<strong>in</strong> Gefühl für das neue System bekommen<br />
und es somit nach dem Anfahren schneller und<br />
besser bedienen.<br />
1.3 Simulation als Teil von Industrie 4.0<br />
Die Visionen des Programms Industrie 4.0 können auf<br />
drei unterschiedliche Achsen projiziert werden [5]: Die<br />
horizontale Integration über Wertschöpfungsnetzwerke<br />
h<strong>in</strong>weg, die vertikale Integration mit vernetzten Produktionssystemen<br />
und die digitale Durchgängigkeit des<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gs über den gesamten Lifecycle. Im H<strong>in</strong>blick<br />
auf den dritten Aspekt werden heute unterschiedliche<br />
Werkzeuge zur Erfüllung von aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> folgenden<br />
Aufgaben, das heißt zur Anlagenplanung, -än<strong>der</strong>ung<br />
o<strong>der</strong> -erweiterung verwendet. Diese Werkzeuge, zum<br />
Beispiel verfahrenstechnische, prozessleittechnische<br />
o<strong>der</strong> betriebsbed<strong>in</strong>gte Werkzeuge, werden nicht zusammengeführt<br />
und alle Än<strong>der</strong>ungen müssen <strong>in</strong> diesen<br />
Werkzeugen mit hohem Aufwand gepflegt werden [6].<br />
Dieser Aufwand bee<strong>in</strong>flusst die Zeit für das Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />
und die Instandhaltung. Hier spielt <strong>in</strong>tegriertes<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e große Rolle, und dieses Thema wird<br />
<strong>in</strong> den nächsten Jahren noch mehr Aufmerksamkeit<br />
erhalten.<br />
Die genannten Herausfor<strong>der</strong>ungen bei Projekten wirken<br />
sich stark auf die Qualität <strong>der</strong> Automatisierungsapplikation<br />
aus. Die Simulation ist e<strong>in</strong> Wegweiser für<br />
das <strong>in</strong>tegrierte Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g: Simulation br<strong>in</strong>gt die beiden<br />
Welten, digital und real, früher zusammen, da sich<br />
so eher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Projekt realitätsnahe Gegebenheiten<br />
erreichen lassen. Und falls erfor<strong>der</strong>lich, ist es möglich,<br />
das Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gergebnis frühzeitig zu än<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> zu<br />
optimieren. E<strong>in</strong> weiterer Anknüpfungspunkt zum <strong>in</strong>tegrierten<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g besteht, wenn es darum geht, Anlagenän<strong>der</strong>ungen<br />
im laufenden Betrieb vorzunehmen.<br />
Alle Anlagenän<strong>der</strong>ungen, die durchgeführt werden,<br />
können mittels Simulation im Vorfeld getestet werden,<br />
um die Qualität <strong>der</strong> Applikation zu gewährleisten.<br />
1.4 Status quo und Vision des <strong>in</strong>tegrierten Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gs<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g wird von vielen Anwen<strong>der</strong>n mit <strong>der</strong> Planungsphase<br />
e<strong>in</strong>er neuen Anlage gleichgesetzt. In e<strong>in</strong>em<br />
weiter gefassten Kontext schließt Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g die Prozesse<br />
zur Dokumentation von Anlagen von <strong>der</strong> Planung<br />
bis zur Demontage mit e<strong>in</strong>.<br />
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<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
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BILD 1: Aufwand für Fehlerkorrekturen [7]<br />
BILD 2: VIBN: Hardware <strong>in</strong> the Loop und Software <strong>in</strong> the Loop<br />
Aufwand<br />
Zeit<br />
BILD 3: Vergleich des heutigen<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Workflows mit <strong>der</strong> Vision<br />
vom <strong>in</strong>tegrierten Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />
BILD 4: PCS7 Steuerungen mit Simit<br />
Der auf <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Seite im Bild 3 dargestellte Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Workflow<br />
ist als Wasserfallmodell bekannt [7].<br />
Alle Phasen <strong>in</strong> dem Modell werden nache<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ausgeführt<br />
und als Folge werden Prüfungen erst bei FAT<br />
beziehungsweise IBN durchgeführt, was generell zu<br />
e<strong>in</strong>er späteren Fehlererkennung führt. Falls e<strong>in</strong>e Messstelle<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Typical falsch konfiguriert wurde und<br />
dieser Fehler erst bei <strong>der</strong> Inbetriebnahme entdeckt<br />
wird, müssen alle betroffenen Planungsdaten überarbeitet<br />
werden. Das Ziel vom <strong>in</strong>tegrierten Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />
ist, mittels Simulation und an<strong>der</strong>er Werkzeuge paralleles<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g <strong>in</strong> allen Phasen zu erreichen. Ingenieure<br />
können <strong>in</strong> diesem Zielbild schon <strong>in</strong> den Designund<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gsphasen <strong>Konzept</strong>e und Typicals mit<br />
den Kunden festlegen, frühzeitig testen, konkretisieren<br />
und freigeben lassen. Die Daten, die bereits <strong>in</strong> früheren<br />
Phasen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tegrierten System bereitstehen, können<br />
<strong>in</strong> allen Phasen des Projekts verwendet werden.<br />
Hierdurch entfällt <strong>der</strong> Aufwand für den späteren Datentransfer<br />
zwischen verschiedenen Tools und die dabei<br />
notwendige Qualitätssicherung <strong>der</strong> Daten [6]. E<strong>in</strong><br />
weiterer Vorteil ist die potenziell kürzere Abwicklungszeit<br />
von Projekten. Die Phasen werden durch paralleles<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g verkürzt; dies erfüllt die For<strong>der</strong>ung nach<br />
kurzen Time-to-Market-Zeiten [7].<br />
2. PILOTIERUNG IN EINER BATCH-ANLAGE<br />
Bei e<strong>in</strong>em Prozessleitsystem-Migrationsprojekt hat die<br />
BASF e<strong>in</strong>e virtuelle Inbetriebnahme durchgeführt, um<br />
die korrekte Funktionalität <strong>der</strong> Automatisierungsapplikation<br />
sicherzustellen. Die Migration bestand nicht nur<br />
aus e<strong>in</strong>em re<strong>in</strong>en Upgrade, son<strong>der</strong>n enthielt gleichzeitig<br />
die Optimierung <strong>der</strong> Ablaufsteuerungen sowie die<br />
E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Batch-Systems. Dies führte zu e<strong>in</strong>er<br />
komplett neuen Planung und Konfiguration <strong>der</strong> Batch-<br />
Applikation. Aufgrund <strong>der</strong> kurzen Abstellungszeit <strong>der</strong><br />
Anlage war <strong>der</strong> Bedarf an <strong>in</strong>tensiven Tests vor <strong>der</strong> eigentlichen<br />
Inbetriebnahme sehr hoch.<br />
Die Simulationsumgebung wurde für den FAT mit allen<br />
Messstellen, die <strong>in</strong> den Schrittketten verwendet wer-<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
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55
HAUPTBEITRAG | NAMUR-HAUPTSITZUNG<br />
BILD 5: Vergleich des Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-<br />
Workflows <strong>in</strong> Projekten mit und<br />
ohne VIBN: Der rote Pfeil entspricht<br />
<strong>der</strong> Zeit zur Fehlerkorrektur<br />
während <strong>der</strong> Inbetriebnahme.<br />
den, erstellt und <strong>der</strong> Test <strong>der</strong> Automatisierungsapplikation<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> virtuellen Anlage wurde parallel zum traditionellen<br />
FAT durchgeführt. Hier kam die enge Zusammenarbeit<br />
zwischen BASF, Siemens und M+W,<br />
Auftragnehmer des Migrationsprojekts, zum Tragen.<br />
2.1 Vere<strong>in</strong>fachtes Prozessmodell erstellen<br />
E<strong>in</strong>e Hardware-<strong>in</strong>-the-Loop-Architektur wurde mit<br />
dem Werkzeug Simit von Siemens aufgebaut. Die simulierten<br />
Komponenten enthalten die E/A-Signale,<br />
die Feld<strong>in</strong>strumentierungen, die Profibus-Kommunikation<br />
und e<strong>in</strong> vere<strong>in</strong>fachtes Prozessmodell. Bei <strong>der</strong><br />
Erstellung des Modells wurde e<strong>in</strong>e händische Übernahme<br />
<strong>der</strong> Anlagentopologie mit Hilfe <strong>der</strong> R&I-Fließbil<strong>der</strong><br />
<strong>in</strong>s Simulationstool durchgeführt. Wegen <strong>der</strong><br />
Kompatibilität von Siemens PCS7 mit Simit ist es<br />
möglich, beim Anlegen <strong>der</strong> Messstellen e<strong>in</strong>e automatische<br />
Konvertierung <strong>der</strong> E/A-Konfiguration durchzuführen.<br />
Die virtuelle Inbetriebnahme wurde mit e<strong>in</strong>er<br />
Wasserfahrt ohne Reaktionsk<strong>in</strong>etik betrieben, das<br />
heißt die Stoffdaten <strong>der</strong> tatsächlichen Edukte und<br />
Produkte wurden durch die von Wasser ersetzt. Damit<br />
können im Gegensatz zu e<strong>in</strong>em vollen First-Pr<strong>in</strong>ciples-Simulator<br />
nicht die exakten Messwerte erreicht<br />
und simuliert werden; allerd<strong>in</strong>gs wird die korrekte<br />
Kausalität zwischen Aktoren und Sensoren, zum Beispiel<br />
<strong>der</strong> Zusammenhang zwischen Kugelhahn,<br />
Durchflussmesser und Füllstandsmessung, hergestellt.<br />
Sollten die durch die Wasserparameter erzeugten<br />
Messvariablen Alarm- o<strong>der</strong> Transitionsgrenzen<br />
verletzen, kann zusätzlich e<strong>in</strong>e messstellenspezifische<br />
Skalierung <strong>der</strong> Simulationswerte vor Weiterleitung<br />
an die Steuerungsebene durchgeführt werden.<br />
Beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong>teressant ist diese Möglichkeit im Zusammenhang<br />
mit <strong>der</strong> Verwendung von historischen<br />
Daten e<strong>in</strong>er Bestandsanlage.<br />
Der Hauptfokus <strong>der</strong> Simulation war das Testen <strong>der</strong><br />
Automatisierungsapplikation, sodass die Wasserfahrt<br />
<strong>in</strong> diesem Fall ausreichend war. Die Erstellung des<br />
Wasserfahrt-Modells hat <strong>in</strong> Bezug auf die Vorteile, die<br />
daraus gewonnen wurden, wenig zeitlichen und f<strong>in</strong>anziellen<br />
Aufwand verursacht.<br />
2.2 Ergebnisse des E<strong>in</strong>satzes von VIBN<br />
Trotz e<strong>in</strong>es zuvor durchgeführten 100 %-Tests während<br />
des traditionellen FAT wurden zusätzliche Fehler<br />
durch die virtuelle Inbetriebnahme entdeckt. Aufgrund<br />
<strong>der</strong> positiven Auswirkungen des Tests wurde <strong>der</strong> Umfang<br />
<strong>der</strong> virtuellen Inbetriebnahme vor <strong>der</strong> realen IBN<br />
weiter ausgedehnt. Alle Messstellen, auch die noch<br />
nicht durch Schrittketten automatisierten, wurden <strong>in</strong><br />
die Simulation aufgenommen. Außerdem wurden alle<br />
Vorortbedienungen, zum Beispiel Schlüsselschalter<br />
und Dosierfreigaben, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Simulationsumgebung realisiert.<br />
Der Batch-Zyklus konnte vollständig gefahren<br />
werden, und wesentliche Probleme wurden dadurch<br />
aufgedeckt. Letztendlich hat das System nicht als re<strong>in</strong>er<br />
FAT-Simulator gedient, son<strong>der</strong>n war nahe an e<strong>in</strong>em<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gssystem für e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Systemschulung.<br />
E<strong>in</strong>ige Fehlertypen, die gefunden wurden, s<strong>in</strong>d zum<br />
Beispiel falsch verriegelte Schrittketten, e<strong>in</strong>e falsch<br />
konfigurierte Anschaltbaugruppe und falsch def<strong>in</strong>ierte<br />
AUTOREN<br />
Bachelor of Science,<br />
RACHEL MEI PING CHAN<br />
(geb. 1986) ist seit 2010<br />
bei <strong>der</strong> BASF SE, Ludwigshafen,<br />
im Fachzentrum<br />
Automatisierungstechnik<br />
auf dem Gebiet <strong>der</strong> Prozessleittechnik<br />
tätig.<br />
Ihre Themengebiete s<strong>in</strong>d<br />
technische Evaluierung für Automatisierungslösungen<br />
und Leitsystemmigrationen.<br />
BASF SE,<br />
D-67056 Ludwigshafen,<br />
Tel. +49 (0) 621 607 42 66,<br />
E-Mail: rachel-mei-p<strong>in</strong>g.chan@basf.com<br />
56<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014
Grenzwerte. Beim Verriegelungsfehler wurde entdeckt,<br />
dass e<strong>in</strong>e Schrittkette nicht weiterlaufen konnte, weil<br />
e<strong>in</strong> Absperrventil falsch verriegelt wurde. Bei <strong>der</strong> Umsetzung<br />
<strong>der</strong> Schrittketten auf das PCS7 wurden Teile<br />
verschoben und Zusätze e<strong>in</strong>gebracht, was falsche Synchronisationen<br />
zur Folge hatte.<br />
Diese Fehler würden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Projekt ohne virtuelle<br />
Inbetriebnahme erst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Inbetriebnahme entdeckt,<br />
und es könnte länger dauern, bis die Fehlerquellen gefunden<br />
werden. Das an<strong>der</strong>e genannte Beispiel, die<br />
falsch konfigurierte Anschaltbaugruppe, wäre erst bei<br />
den Loop Checks <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anlage gefunden worden.<br />
Dies verdeutlicht, dass nicht alle Fehler <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em traditionellen<br />
FAT gefunden werden können und dass<br />
durch die frühzeitige Entdeckung und Korrektur <strong>der</strong><br />
Fehler die Zeit bei <strong>der</strong> Inbetriebnahme wesentlich reduziert<br />
wurde. Im Fall, dass dieses Projekt ohne virtuelle<br />
Inbetriebnahme abgewickelt würde, wäre das Anfahren<br />
<strong>der</strong> Anlage verzögert worden, siehe Bild 5.<br />
Beim Projekt besteht natürlich noch Verbesserungspotenzial<br />
<strong>in</strong> verschiedenen Bereichen, zum Beispiel<br />
was die Wartezeit bei längeren Vorgängen betrifft, die<br />
<strong>in</strong> diesem ersten Projekt unterschätzt wurden. Dies<br />
könnte potenziell durch auf PCs emulierten Steuerungen<br />
verbessert werden. Die positive Erfahrung dieser<br />
Pilotierung zeigt, dass es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Anlage mit e<strong>in</strong>er<br />
komplexen Batch-Applikation und e<strong>in</strong>em engen Projektzeitplan<br />
sehr wertvoll war, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e virtuelle Inbetriebnahme<br />
zu <strong>in</strong>vestieren.<br />
ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK<br />
Zum Bewältigen <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen, wie kürzere<br />
Projektabwicklungszeiten, knappe Ressourcen, kom-<br />
plexe Funktionalitäten und Erfüllung aller Erwartungen<br />
des Kunden, ist es notwendig die virtuelle Inbetriebnahme<br />
e<strong>in</strong>zusetzen. Beim Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g von Leitsystemen<br />
ist es nicht möglich, sich unter Zeitdruck mit<br />
allen technischen Details zu beschäftigen. Daher<br />
braucht es Werkzeuge um die Planungsdaten beziehungsweise<br />
Applikationen frühzeitig zu prüfen. Durch<br />
die virtuelle Inbetriebnahme kann e<strong>in</strong>e höhere Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Qualität<br />
erreicht werden, weil Fehler früh erkannt<br />
und e<strong>in</strong>e falsche <strong>Konzept</strong>ionierung zeitnah korrigiert<br />
werden können.<br />
Mit zunehmenden Innovationen rund um Industrie 4.0<br />
und <strong>in</strong>tegriertes Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g ist zu erwarten, dass virtuelle<br />
Inbetriebnahme und an<strong>der</strong>e Werkzeuge <strong>in</strong>tegrale<br />
Bestandteile des Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Ablaufs werden.<br />
Werkzeuge und <strong>Konzept</strong>e für <strong>in</strong>tegriertes Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />
werden entwickelt, um e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Datenhaltung<br />
über den gesamten Lebenzyklus <strong>der</strong> Anlage h<strong>in</strong>weg<br />
zu gewährleisten. E<strong>in</strong>e Initiative <strong>in</strong> diese Richtung ist<br />
<strong>der</strong> Namur-Datenconta<strong>in</strong>er zwischen CAE und PLS.<br />
Der Conta<strong>in</strong>er wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Namur-Empfehlung def<strong>in</strong>iert,<br />
um die Schnittstelle zwischen CAE und PLS zu<br />
standardisieren [6]. Weiterh<strong>in</strong> lässt sich das Simulationstool<br />
im laufenden Betrieb für Anlagenän<strong>der</strong>ungen<br />
und als Systemtra<strong>in</strong><strong>in</strong>gssimulator verwenden. E<strong>in</strong><br />
nächster Schritt wäre, die <strong>in</strong> Forschungsarbeiten erfolgreich<br />
untersuchten Ansätze [2] <strong>in</strong> Produkten umzusetzen,<br />
damit Endanwen<strong>der</strong> ihre Anlagentopologie<br />
und Planungsdaten aus dem CAE-Plann<strong>in</strong>gstool per<br />
Knopfdruck <strong>in</strong> das Simulationstool laden können. Das<br />
wird die Zeit für die Modellerstellung nochmal deutlich<br />
verkürzen.<br />
MANUSKRIPTEINGANG<br />
03.01.2014<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
REFERENZEN<br />
Dr. rer. nat. MICHAEL KRAUSS<br />
(geb. 1984) ist seit 2010 bei<br />
<strong>der</strong> BASF SE, Ludwigshafen,<br />
im Fachzentrum Automatisierungstechnik<br />
tätig.<br />
Er leitet seit 2013 das Fachgebiet<br />
DCS Technology<br />
Support. Se<strong>in</strong>e Schwerpunkte<br />
s<strong>in</strong>d Projekte auf dem Gebiet<br />
<strong>der</strong> Höherautomatisierung, Unterstützung <strong>der</strong><br />
Beschaffung von Leitsystemen und Strategien für<br />
Leitsystemmigrationen.<br />
BASF SE,<br />
D-67056 Ludwigshafen,<br />
Tel. +49 (0) 621 604 66 94,<br />
E-Mail: michael.krauss@basf.com<br />
[1] HS-Merseburg, Jan. 2014. http://www.hs-merseburg.de/~seela/cms/<br />
[2] Barth, M., Fay, A.: Automated generation of simulation models for<br />
control code tests. Control Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g Practice 21, S. 218-230, 2013<br />
[3] Process News 4/2012: Virtuelle Inbetriebnahme<br />
[4] Siemens: SIMBA Profibus Produktbeschreibung<br />
http://www.<strong>in</strong>dustry.siemens.com<br />
[5] Forschungsunion, Acatech, Bundesm<strong>in</strong>isterium für<br />
Bildung und Forschung: Abschlussbericht des Arbeits kreises<br />
Industrie 4.0: Umsetzungsempfehlungen für das Zukunftsprojekt<br />
Industrie 4.0, April 2013.<br />
[6] Tauchnitz, T. (2013): Integriertes Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g – wann,<br />
wenn nicht jetzt! Notwendigkeit, Anfor<strong>der</strong>ungen und Ansätze.<br />
<strong>atp</strong> – <strong>edition</strong> (1-2), S. 46-53.<br />
[7] Liu, Zh., Suchold, N., Diedrich, Ch.: Virtual Commission<strong>in</strong>g of Automated<br />
Systems. Otto-von-Guericke University, Magdeburg,<br />
http://cdn.<strong>in</strong>techopen.com/pdfs/37992/InTech-Virtual_commission<strong>in</strong>g_<br />
of_automated_systems.pdf<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014<br />
57
IMPRESSUM / VORSCHAU<br />
IMPRESSUM<br />
VORSCHAU<br />
Verlag:<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
Arnulfstraße 124, D-80636 München<br />
Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 0<br />
Telefax + 49 (0) 89 203 53 66 99<br />
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Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />
Verlagsleiter<strong>in</strong>:<br />
Kirst<strong>in</strong> Sommer<br />
Spartenleiter<strong>in</strong>:<br />
Kirst<strong>in</strong> Sommer<br />
Herausgeber:<br />
Dr.rer.nat. Thomas Albers<br />
Dr. Gunther Kegel<br />
Dipl.-Ing. Hans-Georg Kumpfmüller<br />
Dr.-Ing. Wilhelm Otten<br />
Beirat:<br />
Dr.-Ing. Kurt Dirk Bettenhausen<br />
Prof. Dr.-Ing. Christian Diedrich<br />
Prof. Dr.-Ing. Ulrich Epple<br />
Prof. Dr.-Ing. Alexan<strong>der</strong> Fay<br />
Prof. Dr.-Ing. Michael Felleisen<br />
Prof. Dr.-Ing. Georg Frey<br />
Dipl.-Ing. Thomas Gre<strong>in</strong><br />
Prof. Dr.-Ing. Hartmut Haehnel<br />
Dipl.-Ing. Tim-Peter Henrichs<br />
Dr.-Ing. Jörg Kiesbauer<br />
Dipl.-Ing. Gerald Mayr<br />
Dr.-Ing. Josef Papenfort<br />
Igor Stolz<br />
Dr. Andreas Wernsdörfer<br />
Dipl.-Ing. Dieter Westerkamp<br />
Prof. Dr.-Ing. Michael Weyrich<br />
Dr.rer.nat. Christian Zeidler<br />
Organschaft:<br />
Organ <strong>der</strong> GMA<br />
(VDI/VDE-Gesell schaft Messund<br />
Automatisierungs technik)<br />
und <strong>der</strong> NAMUR (Interessengeme<strong>in</strong>schaft<br />
Automatisierungstechnik<br />
<strong>der</strong> Prozess<strong>in</strong>dustrie).<br />
Redaktion:<br />
Jürgen Franke (verantwortlich)<br />
Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 10<br />
E-Mail: franke@di-verlag.de<br />
Aljona Hartstock (aha)<br />
Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 78<br />
E-Mail: hartstock@di-verlag.de<br />
Gerd Scholz (gz)<br />
E<strong>in</strong>reichung von Hauptbeiträgen:<br />
Prof. Dr.-Ing. Leon Urbas<br />
(Chefredakteur, verantwortlich<br />
für die Hauptbeiträge)<br />
Technische Universität Dresden<br />
Fakultät Elektrotechnik<br />
und Informationstechnik<br />
Professur für Prozessleittechnik<br />
D-01062 Dresden<br />
Telefon +49 (0) 351 46 33 96 14<br />
E-Mail: urbas@di-verlag.de<br />
Fachredaktion:<br />
Dr.-Ing. Michael Blum<br />
Dipl.-Ing. He<strong>in</strong>rich Engelhard<br />
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Jasperneite<br />
Dr.-Ing. Bernhard Kausler<br />
Dr.-Ing. Niels Kiupel<br />
Prof. Dr.-Ing. Gerrit Meixner<br />
Dr.-Ing. Jörg Neidig<br />
Dipl.-Ing. Ingo Rolle<br />
Dr.-Ing. Stefan Runde<br />
Prof. Dr.-Ing. Frank Schiller<br />
Bezugsbed<strong>in</strong>gungen:<br />
„<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Automatisierungs technische<br />
Praxis“ ersche<strong>in</strong>t monatlich mit Doppelausgaben<br />
im Januar/Februar und Juli/August.<br />
Bezugspreise:<br />
Abonnement jährlich: € 519,– + € 30,–/ € 35,–<br />
Versand (Deutschland/Ausland);<br />
Heft-Abonnement + Onl<strong>in</strong>e-Archiv: € 704,70;<br />
ePaper (PDF): € 519,–; ePaper + Onl<strong>in</strong>e-Archiv:<br />
€ 674,70; E<strong>in</strong>zelheft: € 59,– + Versand;<br />
Die Preise enthalten bei Lieferung <strong>in</strong> EU-<br />
Staaten die Mehrwertsteuer, für alle übrigen<br />
Län<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d es Nettopreise. Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
GMA: 30% Ermäßigung auf den Heftbezugspreis.<br />
Bestellungen s<strong>in</strong>d je<strong>der</strong>zeit über den Leserservice<br />
o<strong>der</strong> jede Buchhandlung möglich.<br />
Die Kündigungsfrist für Abonnement aufträge<br />
beträgt 8 Wochen zum Bezugsjahresende.<br />
Abonnement-/E<strong>in</strong>zelheftbestellung:<br />
DataM-Services GmbH, Leserservice <strong>atp</strong><br />
Herr Marcus Zepmeisel<br />
Franz-Horn-Str. 2, 97082 Würzburg<br />
Telefon + 49 (0) 931 417 04 59<br />
Telefax + 49 (0) 931 417 04 94<br />
leserservice@di-verlag.de<br />
Verantwortlich für den Anzeigenteil:<br />
Inge Spoerel<br />
Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 22<br />
E-Mail: spoerel@di-verlag.de<br />
Kirst<strong>in</strong> Sommer (Key Account)<br />
Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 36<br />
E-Mail: sommer@di-verlag.de<br />
Angelika We<strong>in</strong>garten (Key Account)<br />
Telefon + 49 (0) 89 203 53 13<br />
E-Mail: we<strong>in</strong>garten@di-verlag.de<br />
Es gelten die Preise <strong>der</strong> Mediadaten 2014<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
Brigitte Krawczyk<br />
Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 12<br />
E-Mail: krawczyk@di-verlag.de<br />
Art Direction / Layout:<br />
deivis aronaitis design | dad |<br />
Druck:<br />
Druckerei Chmielorz GmbH,<br />
Ostr<strong>in</strong>g 13,<br />
D-65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />
Gedruckt auf chlor- und<br />
säurefreiem Papier.<br />
Die <strong>atp</strong> wurde 1959 als „Regelungstechnische<br />
Praxis – rtp“ gegründet.<br />
DIV Deutscher Industrieverlag<br />
GmbH München<br />
Die Zeitschrift und alle <strong>in</strong> ihr enthaltenen<br />
Beiträge und Abbildungen s<strong>in</strong>d urheberrechtlich<br />
geschützt. Mit Ausnahme <strong>der</strong> gesetzlich<br />
zugelassenen Fälle ist e<strong>in</strong>e Verwertung ohne<br />
E<strong>in</strong> willigung des Verlages strafbar.<br />
Gemäß unserer Verpflichtung nach § 8<br />
Abs. 3 PresseG i. V. m. Art. 2 Abs. 1c DVO<br />
zum BayPresseG geben wir die Inhaber<br />
und Beteiligungsverhältnisse am Verlag<br />
wie folgt an:<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />
Arnulfstraße 124, D-80636 München.<br />
Alle<strong>in</strong>iger Gesellschafter des Verlages<br />
ist die ACM-Unternehmensgruppe,<br />
Ostr<strong>in</strong>g 13,<br />
D-65205 Wiesbaden-Nordenstadt.<br />
ISSN 2190-4111<br />
DIE AUSGABE 7-8 / 2014 DER<br />
ERSCHEINT AM 04.08.2014<br />
MIT AUSGEWÄHLTEN BEITRÄGEN DES<br />
GMA-KONGRESSES AUTO MATION 2014<br />
SOWIE WEITEREN THEMEN<br />
Modellierung <strong>in</strong>dustrieller<br />
Kommunikationssysteme<br />
mit AutomationML<br />
Herstellerübergreifende<br />
SPS-Ablaufprogrammierung<br />
für flexible Produktionssysteme<br />
Sicherheitsgerichteter<br />
Stellantrieb<br />
Aus aktuellem Anlass können sich die Themen<br />
kurzfristig verän<strong>der</strong>n.<br />
LESERSERVICE<br />
E-MAIL:<br />
leserservice@di-verlag.de<br />
TELEFON:<br />
+ 49 (0) 931 417 04 59<br />
58<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
6 / 2014
Erreichen Sie die Top-Entschei<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Automatisierungstechnik.<br />
Sprechen Sie uns an wegen Anzeigenbuchungen<br />
und Fragen zu Ihrer Planung.<br />
Inge Spoerel: Telefon +49 (0) 89 203 53 66-22<br />
E-Mail: spoerel@di-verlag.de
Der Klassiker für die<br />
Prozessautomation geht<br />
<strong>in</strong>s 21. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
Das Handbuch <strong>der</strong> Prozessautomation ist e<strong>in</strong> Standardwerk für die Planung<br />
verfahrenstechnischer Anlagen. In <strong>der</strong> 5., überarbeiteten Version geht es auf<br />
die Herausfor<strong>der</strong>ung bei <strong>der</strong> Digitalisierung <strong>der</strong> Anlage e<strong>in</strong>. Das Handbuch<br />
wurde von fast 50 Experten mit umfassenden Praxiskenntnissen gestaltet<br />
und deckt das gesamte Feld <strong>der</strong> Prozessautomatisierung ab.<br />
Hrsg.: K. F. Früh, U. Maier, D. Schaudel<br />
5. Auflage 2014<br />
740 Seiten, 170 x 240mm, Hardcover<br />
Erhältlich <strong>in</strong> 2 Varianten<br />
www.di-verlag.de<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />
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Handbuch <strong>der</strong> Prozessautomatisierung<br />
5. Auflage – ISBN: 978-3-8356-3372-8<br />
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Vorname, Name des Empfängers<br />
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Handbuch <strong>der</strong> Prozessautomatisierung<br />
mit <strong>in</strong>teraktivem eBook (Onl<strong>in</strong>e-Lesezugriff im MediaCenter)<br />
5. Auflage – ISBN: 978-3-8356-7119-5<br />
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Brief, Fax, E-Mail) o<strong>der</strong> durch Rücksendung <strong>der</strong> Sache wi<strong>der</strong>rufen. Die Frist beg<strong>in</strong>nt nach Erhalt dieser Belehrung <strong>in</strong> Textform.<br />
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Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege <strong>der</strong> laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anfor<strong>der</strong>ung erkläre ich mich damit e<strong>in</strong>verstanden,<br />
dass ich vom DIV Deutscher Industrieverlag o<strong>der</strong> vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über <strong>in</strong>teressante, fachspezifische Medien und Informationsangebote <strong>in</strong>formiert und beworben werde.<br />
Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft je<strong>der</strong>zeit wi<strong>der</strong>rufen.