Newsletter 4/2013 - RheinEnergie AG
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Die Energiewende braucht Wettbewerb<br />
In der „Trendstudie Strom 2022“ unterzieht<br />
investitionen. Photovoltaik ist hierzulande<br />
das Energiewirtschaftliche In- jedoch weniger effizient als Windkraft, trägt<br />
stitut an der Universität zu Köln (EWI)<br />
die Energiewende einem Belastungstest.<br />
Dr. Christian Growitsch, Studienautor<br />
und Mitglied der EWI-Geschäftsleitung,<br />
spricht über die Ergebnisse.<br />
also vergleichsweise weniger zur Vermeidung<br />
von CO 2 -Emissionen bei. Die Kosten<br />
für die CO 2 -Reduktion in Deutschland sind<br />
bei Photovoltaik deshalb etwa dreimal so<br />
hoch wie bei Offshore-Wind und ungefähr<br />
achtmal so hoch wie bei Onshore-Wind.<br />
Herr Dr. Growitsch, was kostet die<br />
Energiewende?<br />
Von <strong>2013</strong> bis 2022 entstehen im deutschen<br />
Stromversorgungssystem bei Umsetzung<br />
der energiepolitischen Ziele der Bundesregierung<br />
Gesamtkosten von 556 Milliarden<br />
Zwischen den Kosten für Photovoltaiktechnik<br />
und ihrem Beitrag zum Klimaschutz<br />
besteht also ein Missverhältnis. Eine<br />
marktorientierte Reform des Erneuerbare-<br />
Energien-Gesetzes ist deshalb von größter<br />
Dringlichkeit.<br />
Euro. Würden keine weiteren Kapazitäten<br />
an Windenergie und Photovoltaik zugebaut,<br />
würden die Gesamtkosten auf 511<br />
Milliarden Euro sinken. Die zusätzlichen<br />
Kosten der Energiewende betragen somit<br />
45 Milliarden Euro bis 2022.<br />
Wie reagieren Industrie und Gewerbe<br />
auf diese Entwicklung?<br />
Für die deutsche Wirtschaft könnten steigende<br />
Energieausgaben im internationalen<br />
Vergleich zunehmend zum Wettbewerbsnachteil<br />
werden. Hier ist deshalb ein allgemeiner<br />
Was sind die wesentlichen<br />
Kostentreiber?<br />
In den nächsten zehn Jahren werden in<br />
die Technologien zur erneuerbaren Stromerzeugung<br />
Trend zur Energie-Eigenerzeugung<br />
erkennbar. Solche dezentralen Kraftwerke<br />
sind zwar weniger effizient als Großkraftwerke,<br />
können aber betriebswirtschaftlich<br />
und deren Netzintegration rational sein, da sich für die Betreiber<br />
etwa 140 Milliarden Euro investiert. Davon<br />
fließen etwa zwei Drittel in Offshore-Windund<br />
Photovoltaikanlagen. Auf Photovoltaikanlagen<br />
entfallen fast die Hälfte aller Neu-<br />
Netzentgelte und Umlagen sparen lassen,<br />
die sich etwa aus den Anforderungen des<br />
Erneuerbare-Energien-Gesetzes ergeben.<br />
Die zunehmende Eigenerzeugung führt<br />
Experte für Energiemärkte und Regulierung: Dr. Christian Growitsch ist seit September 2010 Direktor für Anwendungsforschung<br />
und Mitglied der Geschäfts leitung des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln. An der Wirtschafts-<br />
und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Hochschule lehrt er zudem als Privatdozent Volkswirtschaftslehre.<br />
allerdings zu einer gewissen „Entsolidarisierung“,<br />
da die Kosten der Energiewende<br />
auf weniger Schultern verteilt werden.<br />
Welchen Beitrag leisten Neubauten konventioneller<br />
Kraftwerke wie das gerade<br />
entstehende Gasturbinen-Heizkraftwerk<br />
Niehl 3 der <strong>RheinEnergie</strong>?<br />
Solche Neubauten sind langfristig notwendig.<br />
Die Studie zeigt: Würden keine neuen<br />
konventionellen Kapazitäten bis 2022<br />
zugebaut oder alte Kraftwerke ersetzt,<br />
könnte es zu einer Unterdeckung der nationalen<br />
Spitzenlast allein mit deutschen<br />
Kapazitäten kommen. Wenn dann etwa<br />
in Schwachwindphasen Erneuerbare und<br />
mögliche Energieimporte aus dem Ausland<br />
wegfallen, könnte das die Versorgungssicherheit<br />
gefährden. Wir beobachten aber<br />
zunehmende Investitionsunsicherheiten für<br />
den Bau und Betrieb von konventionellen<br />
Kraftwerken. Die hochsubventionierte Erneuerbare<br />
Energie senkt den Strompreis an<br />
der Börse und macht es den Gaskraftwerken<br />
schwer, ihre Anlagen auszulasten und<br />
rentabel zu arbeiten. Hier wird die Politik<br />
Veränderungen im Strommarktdesign vornehmen<br />
müssen, um dieses Problem zu<br />
beheben.<br />
Wie lässt sich die Strompreisentwicklung<br />
halbwegs im Zaum halten?<br />
In der Politik werden heute Technologien,<br />
Stromnetze und der Wärmemarkt getrennt<br />
voneinander diskutiert. Viel wichtiger wäre<br />
es, das Energiesystem als Ganzes zu betrachten.<br />
Die Politik muss der Energiewirtschaft<br />
einen verlässlichen und glaubhaften<br />
wirtschaftspolitischen Rahmen vorgeben<br />
und sollte nicht für diese bestimmen, welche<br />
Technologie wo eingesetzt werden<br />
soll. Die Unternehmen als Marktteilnehmer<br />
und Innovatoren müssen entscheiden,<br />
welche Technologie an welchem Ort die<br />
günstigste Wahl ist. Dann würden sich die<br />
effizientesten Technologien durchsetzen<br />
und der Anstieg des Strompreises wäre<br />
eingedämmt. Die ökonomische Antwort<br />
auf die energiepolitischen Probleme ist so<br />
klar wie einfach: Wettbewerb in einem stabilen<br />
politischen Rahmen. Oder einfacher:<br />
Ordnungspolitik.<br />
Seite 3 / Energie & Klima 2020 <strong>Newsletter</strong> 4/<strong>2013</strong>