naturund mensch - Rheinaubund
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natur und<br />
<strong>mensch</strong><br />
<br />
La nature et l’homme<br />
La natura e l’uomo<br />
La natira e l’uman<br />
<br />
Thurauen<br />
Jahresbericht <strong>Rheinaubund</strong><br />
<strong>Rheinaubund</strong>
natur und<br />
<strong>mensch</strong><br />
<br />
Schweizerische Blätter<br />
<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Rheinaubund</strong>, Schweizerische<br />
Arbeitsgemeinschaft für Natur und Heimat<br />
Redaktion:<br />
Günther Frauenlob (gf) Dipl. Geogr.<br />
Geschäftsstelle des <strong>Rheinaubund</strong>es<br />
und Redaktion:<br />
Weinsteig 192, Postfach 1157<br />
CH-8200 Schaffhausen<br />
Telefon: 052 625 26 58<br />
Telefon Redaktionsbüro:<br />
052 625 26 67<br />
Fax: 052 625 26 51<br />
E-mail: redaktion@rheinaubund.ch<br />
www.rheinaubund.ch<br />
Postcheck 82-3003-8 Schaffhausen<br />
Postbank Karlsruhe BLZ 660 100 75<br />
Konto 300 550 758<br />
Satz:<br />
Diener + Bachmann GmbH<br />
Martin Diener, Nordstr. 108, 8037 Zürich<br />
Layout:<br />
Günther Frauenlob, Christoph Frauenlob<br />
Druck und Spedition:<br />
Ropress Genossenschaft<br />
Baslerstr. 106, 8048 Zürich<br />
Abonnementspreise 2008:<br />
Inland Fr. 45.–, Ausland € 31.–,<br />
Einzelheft Fr. 8.–<br />
ISSN 0466-5899<br />
Erscheinungsweise 6 x jährlich<br />
Nachdruck von Beiträgen aus<br />
„Natur und Mensch“ werden gestattet unter<br />
Quellenangabe und Zusand von 2 Belegen.<br />
Die veröffentlichten Beiträge geben die<br />
Meinung der Autorinnen und Autoren wieder<br />
und müssen nicht immer der Auffassung des<br />
<strong>Rheinaubund</strong>es entsprechen.<br />
Titelbild:<br />
Foto: Photocase<br />
Inhalt<br />
<br />
2 Resorts gehören in intensiv genutzte Tourismusgebiete!<br />
Giovanni Danielli, Roger Sonderegger<br />
6 Europäische Landschaftskonvention –<br />
die Ratifizierung durch die Schweiz ist überfällig<br />
Raimund Rodewald<br />
Wasser<br />
10 Das Thurauenprojekt – für Mensch und Natur<br />
Stefano Pellandini<br />
Jahresbericht<br />
14 Jahresrückblick 2008: Das Ende einer Ära<br />
Jürg Bloesch<br />
15 Dank an Jürg Bloesch<br />
Andri Bryner<br />
16 Auf der Suche nach neuen Wegen<br />
Andri Bryner<br />
18 VivaRiva auf Erfolgskurs<br />
Kathrin Jaag<br />
20 Bahn 2000 im Fokus der beschwerdeberechtigten Umwelt-,<br />
Natur- und Heimatschutzorganisationen<br />
Martin Furter<br />
22 Tätigkeitsbericht <strong>Rheinaubund</strong> 2008/09<br />
Ruedi Schneider<br />
31 Der <strong>Rheinaubund</strong> in Daten, Zahlen und Fakten<br />
Ruedi Schneider<br />
Letzte Seite<br />
33 <strong>Rheinaubund</strong>-Leitbild 2009<br />
Assoziierte Organisationen:<br />
Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Aare<br />
AQUA VIVA<br />
IG Bielersee<br />
ARGE Pro Thur<br />
PROTÖSS<br />
Bodensee-Stiftung<br />
Verband zum Schutze des Greifensees<br />
Schweizerische Greina-Stiftung<br />
Landschaftsschutzverband Vierwaldstättersee<br />
natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009
Editorial<br />
Eigene Tasche oder öffentliches Interesse?<br />
Liebe Leserinnen und Leser<br />
Eine Studie, welche ProNatura zum 100. Geburtstag beim Gottlieb-Duttwiler-Institut (GDI) in<br />
Auftrag gegeben hat, prophezeit den Umweltverbänden in 20 Jahren das Aus. Die Wirtschaft werde<br />
Natur und Landschaft als Marktlücken erkennen, Profit schlagen daraus und daher Sorge tragen<br />
zu den entsprechenden Werten, lautet zusammengefasst<br />
die These. „Endlich hats klick<br />
gemacht in den Köpfen“, bin ich versucht zu<br />
sagen. Endlich ist dem Touristiker die Wildflusslandschaft<br />
lieber als die neue Seilbahn<br />
und dem Baulöwen im Gemeinderat die reich<br />
strukturierte Kulturlandschaft näher als eine<br />
neue Hotelüberbauung an „bester Lage“.<br />
Doch wie die zwei ohne Bauauftrag, ohne<br />
Kassa-Station und vielleicht auch ohne Subvention<br />
aus Bern mit dem Fluss, mit traditionellen<br />
Steinmauern und mit einigen Schmetterlingen<br />
ihre Portemonnaies füllen wollen,<br />
ist mir doch nicht ganz klar. Und ich kann mir<br />
nicht vorstellen, dass sich die Vordenker im<br />
GDI die beiden beim Schoggitaler-Verkauf<br />
vorgestellt haben.<br />
Wenn aber die Einsicht des Einzelnen für ihn<br />
persönlich mit einer Gewinneinbusse verbunden<br />
ist – und wenn auch nur kurzfristig – wird<br />
sich das Kollektiv nicht ohne gemeinsam verabschiedete<br />
und für alle gültige Regeln oder<br />
äusseren Druck umstimmen lassen. Bei der<br />
Landschaft könnten das unter anderem<br />
Taburäume sein für neue Tourismusresorts,<br />
die zur Zeit wie Pilze aus dem Boden schiessen<br />
(Artikel S. 2). Oder es könnte darum ge-<br />
Foto: Urkraft Wasser<br />
hen, in der Schweiz endlich die Europäische<br />
Landschaftskonvention zu ratifizieren, die Subventionspraxis zu überdenken und die Defizite der<br />
heutigen Raumplanung auszumerzen (Artikel S. 6).<br />
Noch dringlicher sind solche Regeln zum Schutz unserer letzten frei fliessenden Bach- und Flussabschnitte.<br />
Da hat der an sich löbliche politische Wille zur Förderung der CO2-freien Energie dank<br />
kostendeckender Einspeisevergütung plötzlich Goldgräberstimmung ausgelöst unter den Wasserkraftplanern<br />
– eine Planung, welche Grenzen der Nutzung denn zu respektieren wären, ist bisher<br />
auf der Strecke geblieben. Bestehende Schranken, wie die Restwasserbestimmungen im Gewässerschutzgesetz,<br />
drohen aufgeweicht zu werden, noch bevor sie korrekt angewendet wurden.<br />
Die Wirtschaft wird die Natur immer nur dann schützen, wenn innert nützlicher Frist ein<br />
Gewinn in die private Tasche fliesst aus diesem Schutz. Solange „nur“ ein öffentliches Interesse<br />
besteht an intakter Landschaft oder dynamischen Fliessgewässern braucht es auch<br />
in 20 Jahren noch Anwälte, welche dieses Interesse auf allen Ebenen hartnäckig vertreten<br />
– vom aufwändigen Einsatz für den Vollzug der bestehenden Regeln ganz zu schweigen.<br />
Dass der <strong>Rheinaubund</strong> trotz einer Phase des Umbruchs diesen Einsatz nicht scheut, zeigt<br />
der Jahresbericht ab Seite 14. Ich danke Ihnen für die Unterstützung dieser Arbeit.<br />
Andri Bryner<br />
Interimspräsident <strong>Rheinaubund</strong><br />
natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />
Seite 1
Resorts gehören in intensiv genutzte<br />
Tourismusgebiete!<br />
Mit neuen Resorts wollen Investoren internationale Gäste in die Schweizer Alpen<br />
bringen. Allen voran steht das geplante Resort in Andermatt, wo der Ägypter Samih<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
schliesslich an geeigneten Standorten gebaut werden, warme Betten bringen und<br />
<br />
von Giovanni Danielli und Roger Sonderegger<br />
„So hässlich Montana auch ist, so schön ist die<br />
Aussicht vom Weg auf Mont Blanc, Matterjekten<br />
im Kanton Wallis in den 1970/80er<br />
Jahren.<br />
Die Reaktionen um neue Bauprojekte in den<br />
Alpen zeigen auf, wie sensibel in der Schweiz<br />
auf neue Resorts reagiert wird. Tatsächlich<br />
wird hierzulande auch die Diskussion um<br />
bereits bestehende Zweitwohnungen und<br />
kalte Betten viel hitziger geführt als in unse-<br />
Angesichts der Anzahl und der Grösse der<br />
aktuellen Resortprojekte muss von einer<br />
eigentlichen Boomphase die Rede sein. Wird<br />
auch nur ein Teil der geplanten Projekte realisiert,<br />
so handelt es sich um den vierten<br />
Bauboom im Alpentourismus nach dem Bau<br />
von Hotelpalästen in der Belle Epoque, dem<br />
seit den 1960er Jahren laufenden Boom bei<br />
den Zweitwohnungen und den Resortproren<br />
Nachbarländern, denn die vergangenen<br />
Phasen des Baubooms haben in vielen Destinationen<br />
tiefe Wunden hinterlassen. Dies<br />
kann nur schlecht verborgen werden, wie<br />
folgendes Zitat aus dem Rother Wanderführer<br />
über Crans-Montana beweist:<br />
Seite 2 natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009
horn. {…} Ebenfalls atemberaubend: die Sicht<br />
auf die Walliser Eiszinnen und auf die Betontürme<br />
von Crans-Montana“.<br />
Was die Gäste suchen<br />
Der grösste Teil unserer Feriengäste kommt<br />
aus dem Inland und dem grenznahen Ausland.<br />
Es ist von entscheidender Bedeutung,<br />
die Ansprüche dieser Gäste an Siedlung und<br />
Landschaft zu kennen, um das Angebot entsprechend<br />
ausrichten zu können. Aus diversen<br />
Studien können folgende zentralen<br />
Punkte abgeleitet werden:<br />
– Eigenständiger, unverwechselbarer Charakter<br />
der Landschaft in ihrer Gesamtheit<br />
– Gepflegtes Siedlungsbild, das nach<br />
Möglichkeit auch charakteristische Züge<br />
lokaler Volkskultur aufweisen soll.<br />
– Kleine und vielfältige Strukturen,<br />
<strong>mensch</strong>liche Dimensionen<br />
– Hoher Anreiz für den Aufenthalt und die<br />
Bewegung und Erholung im Freien<br />
– Gesunde Umweltbedingungen, intakte<br />
Ver- und Entsorgungseinrichtungen<br />
– Gute Verkehrs-, Unterkunfts-, Verpflegungs-,<br />
Erholungs- und Freizeiteinrichtungen<br />
– Vorhandensein natürlicher und/oder<br />
kultureller Attraktionen<br />
Für die zukünftige Entwicklung der Ansprüche<br />
der Gäste lässt sich festhalten, dass insbesondere<br />
eine intakte Landschaft und ein<br />
authentisches Siedlungsbild an Bedeutung<br />
gewinnen werden. Dies bedeutet für die Gestaltung<br />
von Resorts hohe Anforderungen.<br />
<br />
eines Resorts<br />
Im Gegensatz zu Hotels oder Zweitwohnungen<br />
ist bei einem Resort ein Gesamtkonzept<br />
vorhanden, das den Feriengästen eine komplette<br />
Palette an touristischen Angeboten<br />
bieten kann. Somit ist ein Resort quasi ein<br />
eigenständiges Dorf, in dem Übernachtung,<br />
Verpflegung, Unterhaltung, Einkauf, Sportmöglichkeiten<br />
und mehr geboten wird. Typischerweise<br />
untersteht ein Resort ausserdem<br />
einem zentralen Management und es<br />
weist eine bestimmte Grösse auf. Als nicht<br />
gewachsene Struktur läuft ein Resort Gefahr,<br />
sich nicht in passender Weise in die bestehenden<br />
Strukturen einer Destination einzufügen.<br />
Ein Resort nutzt und verändert die Landschaft<br />
auch in einem grösseren Umkreis,<br />
und es hat Auswirkungen auf die Bevölkerung<br />
vor Ort. Grössere Resorts strahlen sogar<br />
bis in Nachbarregionen aus. So ist beispielsweise<br />
zu erwarten, dass der Bau von<br />
Neu-Andermatt die bauliche Entwicklung<br />
bis ins Obergoms beschleunigen könnte.<br />
Damit verstärkt ein Resort tendenziell auch<br />
negative Entwicklungen wie Zersiedlung,<br />
Zweitwohnungsbau und den Verlust von<br />
Traditionen. Weiter können durch die Banalisierung<br />
einer Landschaft „treue“ landschaftssensible<br />
Gäste vertrieben werden<br />
und im schlimmsten Fall eine Bauruine zurückbleiben.<br />
Bei einer genaueren Betrachtung der geplanten<br />
und der sich im Bau befindlichen<br />
Projekte lassen sich folgende Gefahren beim<br />
Bau eines Resorts feststellen:<br />
<br />
Resort soll grossflächig im<br />
<br />
anlagen (Im Bild rechts des<br />
Ortes) entstehen und den<br />
<br />
<br />
Es nutzt und verändert die<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
einer ganzen Region aus.<br />
Foto: Brian Wilson<br />
natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />
Seite 3
– Oft ungenügende ästhetische oder architektonische<br />
Qualität<br />
– Teilweise problematische Lage und inadäquate<br />
Grösse<br />
– Ausbau der Infrastrukturen um das Resort<br />
notwendig (z.B. Wintersportgebiete)<br />
– Grösse der Anlage gefährdet Verträglichkeit<br />
mit lokaler Bevölkerung<br />
– Grosser Anteil von Zweitwohnungen ist<br />
kontraproduktiv für Hotellerie<br />
– Es besteht die Gefahr der späteren Unternutzung<br />
– Ausnahmebewilligungen bei der Handhabung<br />
der Lex Koller weichen das Gesetz<br />
auf.<br />
<br />
<br />
ist als Geograph<br />
und Raumplaner<br />
Dozent am Institut<br />
für Tourismuswirtschaft<br />
der Hochschule für Wirtschaft<br />
in Luzern. Zudem hat er Lehraufträge<br />
an der Fachhochschule Krems in Österreich<br />
und an der Internationalen Schule<br />
für Touristik Zürich. Er unterrichtet<br />
diverse Fächer in den Themenbereichen<br />
Tourismus und Mobilität, so<br />
z.B. Verkehrspolitik, Tourismuspolitik,<br />
Raumplanung sowie Natur und Gesellschaft.<br />
Roger<br />
Sonderegger<br />
ist Geograph und<br />
Senior Researcher<br />
an der Hochschule<br />
Luzern.<br />
Er unterrichtet<br />
Raum- und Verkehrsplanung und<br />
bearbeitet diverse Forschungs- und<br />
Beratungsprojekte in den Bereichen<br />
Tourismus und Mobilität. In Zusammenarbeit<br />
mit Giovanni Danielli<br />
verfasst er regelmässig Publikationen<br />
zu diversen Themen im Tourismus; das<br />
neuste Buch „Naturnaher Tourismus“<br />
erscheint 2009 im Rüegger Verlag.<br />
Aktuell schreibt Sonderegger an seiner<br />
Dissertation über Zweitwohnungen im<br />
Alpenraum bei Prof. Dr. Werner Bätzing<br />
von der Universität Nürnberg-Erlangen.<br />
Angesichts der drängenden Probleme der<br />
Schweiz im Hinblick auf Siedlungsqualität<br />
und Zweitwohnungsboom können die oft<br />
gelobten Resortprojekte damit als eine Flucht<br />
nach vorn angesehen werden. Statt zuerst<br />
die anstehenden Probleme anzugehen, wird<br />
in den Schweizer Alpen bereits buchstäblich<br />
die nächste Grossbaustelle eröffnet.<br />
Art. 3 des Bundesgesetzes über die Raumplanung<br />
besagt, dass die mit Planungsaufgaben<br />
betrauten Behörden die Landschaft<br />
schonen müssen. Insbesondere sollen der<br />
Landwirtschaft genügende Flächen geeigneten<br />
Kulturlandes erhalten bleiben; Siedlungen,<br />
Bauten und Anlagen sollen sich in<br />
die Landschaft einordnen; See- und Flussufer<br />
sollen freigehalten und öffentlicher Zugang<br />
und Begehung erleichtert werden.<br />
Auch sind naturnahe Landschaften und Erholungsräume<br />
zu erhalten.<br />
Der Kommentar zum Raumplanungsgesetz<br />
hält dazu folgendes fest: „Für Bauten und<br />
Anlagen sind Standort und Gestaltung so zu<br />
wählen, dass das Bauwerk zu den prägenden<br />
Merkmalen der beanspruchten Landschaft in<br />
bewusste Beziehung tritt. D.h. nicht durchwegs<br />
diskretes Verbergen der Architektur oder<br />
gar konservative Formensprache; auch die<br />
Akzentuierung der Landschaft durch auffallende<br />
Werke oder das Setzen baulicher Schwerpunkte<br />
kann im Sinn des Grundsatzes liegen.<br />
Verpönt bleibt allemal der achtlose Landschaftskonsum.“<br />
Gute Beispiele als Vorbilder<br />
<br />
Unter Beachtung der neuen Trends im Tourismus<br />
auch in Richtung Naturtourismus<br />
und der Sensibilität der bisherigen Gäste<br />
kommt der Einordnung der Resorts in die<br />
Landschaft eine hohe Bedeutung zu. Das<br />
Setzen baulicher Schwerpunkte verlangt eine<br />
intensive Auseinandersetzung des Architekten<br />
mit dem Raum und sorgfältige Abklärungen.<br />
Denn Grösse und Standort des<br />
Objekts und der Region bestimmen wesentlich<br />
die Planung. Hierzu sind die Bemühungen<br />
im Resort Andermatt für eine grosse<br />
Vielfalt der baulichen Elemente (Hotels, Häuser,<br />
Wege etc.) und einen <strong>mensch</strong>lichen<br />
Massstab in der Planung zu erwähnen.<br />
Adäquate, der Destination angepasste<br />
passende Lösungen verlangen eine sehr<br />
sorgfältige Planung mit Ausdehnung der<br />
üblichen Planungsinstrumente auf eine strategische<br />
Umweltprüfung SUP und eine<br />
Nachhaltigkeitsbeurteilung NHB. Auch ein<br />
mögliches Scheitern eines Resorts sollte bereits<br />
im Bewilligungsverfahren geprüft werden,<br />
allenfalls verbunden mit einer Auflage<br />
zur späteren „Entrümpelung“ der Landschaft.<br />
Für erfolgreiche Projekte braucht es einen<br />
Schritt weg von einem optischen Gigantismus,<br />
denn eine angepasste und ästhetische<br />
Lösung kann in einer Destination sogar entscheidend<br />
zur Aufwertung einer ungenügenden<br />
Siedlungsqualität dienen. Ein gutes<br />
Beispiel hierfür ist das geplante Hotel Kurpark<br />
in Engelberg, das an zentraler Lage architektonische<br />
Akzente zu setzen vermag,<br />
warme Betten bringt und die 4-Sterne-Hotellerie<br />
stärkt.<br />
Benennung von<br />
<br />
<br />
traditionelle Kulturland<br />
<br />
einen immer höheren<br />
Stellenwert erhalten.<br />
Foto: photocase<br />
Für die Bergregionen ist in den kantonalen<br />
Richtplänen eine klare Raumtypisierung<br />
vorzunehmen. Der Kanton Gaubünden<br />
hat in seinem Richtplan bereits eine<br />
solche Typisierung für den Tourismus<br />
festgelegt, jedoch noch ohne konkrete Hinweise<br />
zu Resorts. Für ländliche Räume und<br />
Naturräume sollen explizit Taburäume<br />
für den Neubau von Resorts festgelegt<br />
werden.<br />
Naturlandschaften und traditionelle Kulturlandschaften<br />
werden wie erwähnt in<br />
Zukunft einen immer höheren Stellenwert<br />
erhalten. Gleichzeitig sind aber abgelegene<br />
Gebiete auch für Investoren interessant,<br />
weil hier die Bodenpreise tief sind und ein<br />
Resort in der Regel viel Platz braucht. Mit<br />
Taburäumen können von vornherein negative<br />
Landschaftsentwicklungen vermieden<br />
werden, die anschliessend nicht mehr rück-<br />
Seite 4 natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009
gängig zu machen sind. Ausserdem ist in<br />
ländlichen Räumen auch das Risiko der<br />
Aufgabe von Resorts bedeutend höher,<br />
und es besteht die Gefahr der Vertreibung<br />
von treuen und veränderungssensiblen<br />
Gästen in landschaftlich erhaltenswerten<br />
Räumen.<br />
<br />
Die Errichtung neuer Resorts ist aus Sicht<br />
der touristischen Entwicklung dann zu begrüssen,<br />
wenn sie in städtischen oder intensiv<br />
genutzten Räumen liegen und durch<br />
eine optimale Anpassung zur Siedlungsaufwertung<br />
beitragen. Ausserhalb dieser Gebiete<br />
braucht es Taburäume, in denen neue<br />
Resorts nur in klar begründeten Ausnahmen<br />
bzw. gar nicht realisiert werden dürfen. Ein<br />
weiterer wichtiger Anspruch ist die Erhöhung<br />
der Anzahl „warmer Betten“, das heisst<br />
reine Parahotellerieprojekte sind abzulehnen.<br />
Alle Resortprojekte müssen deshalb<br />
sehr sorgfältig geplant und geprüft werden,<br />
unter anderem durch eine Nachhaltigkeitsbeurteilung.<br />
<br />
Städtische Zentren<br />
Spezifischer Tourismus<br />
– Geschäftstourismus<br />
– Städtetourismus/Kulturtourismus<br />
– Kongresstourismus<br />
– ………….<br />
Intensive Tourismusräume<br />
Grossräumige Intensiverholungsgebiete<br />
– Anlagen (Wintersportgebiete)<br />
– Golfanlagen<br />
– Bäder<br />
– ……………<br />
Quellen<br />
Aemisegger H. (1999): Kommentar zum<br />
Bundesgesetz über die Raumplanung.<br />
Schulthess Verlag. Zürich.<br />
Anker D. (1997): Rother Wanderführer. Berner<br />
Oberland West. Rother Verlag. München.<br />
ARE (November 2008): Ferienresorts -<br />
Nachhaltigkeit und Anforderungen an<br />
die Raumplanung<br />
Swoboda H. (1995): Tourismus – Landschaft –<br />
Umwelt. Institut für Tourismus und Umweltkultur.<br />
Linz.<br />
Resorts: möglich ohne Einschränkung<br />
Resorts: möglich mit Einschränkungen<br />
Ländliche Räume<br />
– Kleinere Intensiverholungsgebiete<br />
– Pärke/Schutzgebiete<br />
– Kulturraum und Nutzung Gewerbe,<br />
Landwirtschaft, Forstwirtschaft, usw.<br />
– ……………<br />
Resorts: Taburäume mit ganz klar<br />
begründeten Ausnahmen<br />
Quelle: Richtplan Kanton Graubünden, eigene Ergänzungen<br />
Naturräume<br />
– Extensive Erholungsgebiete<br />
– Pärke/Biosphären<br />
– Schutzgebiete<br />
– Teilweise Einschränkung Erholung<br />
– ………………………………..<br />
Resorts: Taburäume<br />
Giovanni Danielli<br />
Dozent<br />
Roger Sonderegger<br />
wiss. Mitarbeiter<br />
Institut für Tourismuswirtschaft<br />
Luzern ITW<br />
Rösslimatte 48<br />
Postfach 2940<br />
6002 Luzern<br />
Tel. +41 41 228 41 45<br />
natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />
Seite 5
Europäische Landschaftskonvention –<br />
die Ratifizierung durch die Schweiz ist überfällig<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
beiden Räten Vorstösse ein.<br />
von Raimund Rodewald<br />
Die Landschaften Europas sind in jüngerer<br />
Zeit einem beschleunigten Transformationsprozess<br />
unterworfen. Der wachsende Ressourcenverzehr<br />
unserer Anspruchsgesellschaft<br />
hinterliess insbesondere in den<br />
Kulturlandschaften, die ohne <strong>mensch</strong>liche<br />
Tätigkeiten nicht aufrechterhalten werden<br />
können, tiefgreifende Spuren. Der sozioökonomische<br />
Strukturwandel in den ländlichen<br />
Räumen führte zu einer fortschreitenden<br />
Aufgabe von fremdenergiearmen und<br />
an regionale räumliche Verhältnisse angepassten<br />
Nutzungs- und Bauformen und zu<br />
einem wachsenden Urbanisierungsdruck,<br />
der die regional noch vorhandenen kulturlandschaftlichen<br />
Werte und Formen mit der<br />
„handelsüblichen Ausstattung“ (wie Freizeitparks,<br />
Einfamilienhäuser, Tourismusresorts,<br />
Golfplätze, Kraftwerke) überzieht und<br />
kontrastiert.<br />
<br />
strategie<br />
Die Schweiz ist als einer der Erstunterzeichnerstaaten<br />
der Landschaftskonvention in<br />
massgeblicher Weise für den hohen Stellenwert<br />
der Partizipation und die Berücksichtigung<br />
der Besonderheiten föderalistischer<br />
Staaten (wie insbesondere die Subsidiarität<br />
und den Vorrang des nationalen Rechts) verantwortlich.<br />
Sie hat im Landschaftskonzept<br />
Schweiz 1998 die Zielsetzungen und die Begriffsdefinition<br />
von Landschaft bereits weitgehend<br />
mit der Landschaftskonvention abgestimmt.<br />
Das Übereinkommen hat gemäss<br />
Bewertung des BAFU keinen Einfluss auf die<br />
geltende schweizerische Gesetzgebung und<br />
erfordert auch keinen direkten Ausbau der<br />
finanziellen und personellen Ressourcen der<br />
Bundesbehörden. Dennoch hat die Schweiz<br />
bisher als einer der letzten Unterzeichnerstaaten<br />
die Landschaftskonvention nicht ratifiziert,<br />
ja den Ratifizierungsprozess noch<br />
nicht einmal gestartet. Inzwischen steht bei<br />
nur noch 6 von 36 Ländern die Ratifizierung<br />
aus. Zu diesen Staaten gehören Aserbeidschan,<br />
Griechenland, Malta, Serbien und<br />
Schweden. Die Bedeutung der Landschaftskonvention<br />
für die Schweiz liegt primär in<br />
ihrer politischen und gesellschaftlichen Signalwirkung:<br />
Eine Ratifizierung würde den<br />
Stellenwert der Landschaft und des Landschaftsschutzes<br />
in der Öffentlichkeit stärken.<br />
Dies wäre angesichts der politischen<br />
Herausforderungen im Bereich Landschaftsschutz<br />
– zu erwähnen sind hier die Defizite<br />
der heutigen Raumplanung, die ungenüchairuz<br />
ist ein Windpark geplant, wofür der<br />
gesetzliche Landschaftsschutz aufgehoben<br />
werden soll. Auch im Kanton Basel-Landschaft<br />
sollen Windpärke in BLN-Gebieten<br />
geplant werden.<br />
Das Fehlen einer übergeordneten politischen<br />
Strategie zur Standortfrage „Erneuerbare<br />
Energie und Landschaftsschutz“ einerseits,<br />
sowie zur Erhaltung und nachhaltigen<br />
Weiterentwicklung des auf regionaler Vielfalt<br />
beruhenden europäischen kulturlandschaftlichen<br />
Erbes andererseits führt zu einer<br />
Fülle von Konfliktsituationen. Gerade<br />
vor diesem Hintergrund erhält die 1992 angedachte<br />
und 2000 in Florenz unterzeichnete<br />
Landschaftskonvention des Europarates<br />
eine immer wichtigere Bedeutung in der Interessenabwägung<br />
und als Motor für eine<br />
nationale Landschaftspolitik. Sie plädiert für<br />
ein Bewusstsein in Bevölkerung, Wirtschaft<br />
und Politik für die ebenfalls endliche Ressource<br />
Landschaft und für deren Bedeutung<br />
zur Verbesserung der <strong>mensch</strong>lichen Lebensqualität.<br />
Diese Konvention, an deren Erarbeitung<br />
auch Experten aus der Schweiz mitgewirkt<br />
haben, und die am 1. März 2004 in Kraft getreten<br />
ist, strebt gemäss Präambel an, dem<br />
Wunsch der Öffentlichkeit nach qualitativ<br />
hochwertigen Landschaften auch im alltäglichen<br />
Umfeld und nach aktiver Beteiligung<br />
an der Landschaftsentwicklung zu entsprechen.<br />
Wesentliches Ziel der Landschaftskonvention<br />
ist es darauf hinzuwirken, dass<br />
die Vertragsparteien die Landschaften als<br />
wesentlichen Bestandteil des <strong>mensch</strong>lichen<br />
Lebens und als Grundlage von Identität<br />
rechtlich anerkennen und eine nationale<br />
Landschaftspolitik mit Betonung auf Beteiligung<br />
der Bevölkerung erlassen. Schliesslich<br />
Diese grossräumige Segregation (hier Nutzungsaufgabe,<br />
dort Baudruck) vollzieht sich<br />
vielerorts ohne eine eigentliche Landschaftsstrategie,<br />
ja wird durch die häufige<br />
Inkaufnahme von unerwünschten Nebeneffekten<br />
der Sektoral- und Subventionspolitik<br />
gar noch angetrieben. So führt die kostendeckende<br />
Einspeisevergütung zu derzeit<br />
über 540 Wasserkraft- und über 400 Windkraftprojekten<br />
in der Schweiz. Kleinkraftwerkprojekte<br />
machen auch vor bislang<br />
unberührten Tälern, wie dem Geren- und<br />
Gonerlital in Oberwald VS, dem Laubeggfall<br />
im Simmental BE oder der Wittenwasserenreuss<br />
UR, einem der letzten noch ungenutzten<br />
Reussarme, nicht Halt. Im national geschützten<br />
Gebiet „Vallée de Joux“ am Marsoll<br />
die Landschaft in die Sektoralpolitiken<br />
integriert und eine europäische Zusammenarbeit<br />
gefördert werden.<br />
<br />
Schweiz<br />
Seite 6 natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009
Siedlungen ist eine zentrale<br />
<br />
und steht in enger Beziehung<br />
<br />
unserer Sinnsuche<br />
<br />
Im Bild das Val Roseg.<br />
Foto: Roland Zumbühl, picswiss<br />
gende Leistungsorientierung des landwirtschaftlichen<br />
Direktzahlungssystems und der<br />
mangelnde Stellenwert des Landschaftsschutzes<br />
beim Ausbau der erneuerbaren<br />
Energien – sehr wichtig. Zudem wäre bei der<br />
Weiterführung des eidgenössischen Fonds<br />
Landschaft Schweiz auch eine generelle<br />
Stärkung der Landschaftspflege auf dem<br />
Modell des englischen National Trusts zu<br />
prüfen. Schliesslich würde generell die Forschung<br />
und Lehre beflügelt werden. Es<br />
könnte auch der Wiederaufbau der 2006 zu<br />
Grabe getragenen schweizweit einzigen<br />
Professur für Natur- und Landschaftsschutz<br />
(von Klaus C. Ewald an der ETH Zürich) eine<br />
Chance erhalten.<br />
Gerade für diese wichtigen Debatten wäre<br />
es vonnöten, dass die Bundesbehörden und<br />
das Parlament den Stellenwert der Landschaft<br />
in den Interessenabwägungen anerkennen<br />
und die Landschaftskonvention ratifizieren.<br />
Damit würde die Schweiz ihre<br />
Position unter den in der Umweltpolitik führenden<br />
Staaten wieder einnehmen. Die Bundesbehörden<br />
sollten sich daran erinnern,<br />
dass die Förderung der Qualität unserer<br />
Landschaften und Siedlungen eine zentrale<br />
Kulturaufgabe unseres Landes ist und in enger<br />
Beziehung zu unserem Wohlbefinden,<br />
unserer Sinnsuche und Identifikation steht.<br />
Die Präsidentin der SL Frau Ständerätin Erika<br />
Forster und Stiftungsratsmitglied Nationalrat<br />
Kurt Fluri reichten in der Märzsession 09<br />
im Stände- und Nationalrat entsprechende<br />
Interpellationen ein. Sie fordern den Bundesrat<br />
auf, dem Parlament eine Vorlage zur<br />
Ratifizierung vorzulegen.<br />
Raimund<br />
Rodewald<br />
Dr. phil. Biol.,<br />
ist seit 1992 als<br />
Geschäftsleiter<br />
der Stiftung<br />
Landschaftsschutz Schweiz (SL) tätig.<br />
Er veröffentlichte zahlreiche Beiträge<br />
zu Landschaftsfragen. Rodewald ist<br />
zudem in Lehre und Forschung tätig,<br />
zuletzt als Forschungsbeauftragter an<br />
der Universität Lausanne und seit 2006<br />
als Gastdozent für „Landschaftsästhetik“<br />
an der Universität Basel.<br />
Dr. Raimund Rodewald<br />
Stiftung Landschaftsschutz SL<br />
Schwarzenburgstr. 11<br />
3007 Bern<br />
Tel.: 031 7 377 00 77<br />
info@sl-fp.ch<br />
natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />
Seite 7
Europäisches Landschaftsübereinkommen<br />
(Ausschnitt), Florenz, 20.10.2000<br />
Artikel 2 – Geltungsbereich<br />
Vorbehaltlich des Artikels 15 findet dieses<br />
Übereinkommen auf das gesamte Hoheitsgebiet<br />
der Vertragsparteien Anwendung<br />
und erfasst natürliche, ländliche, städtische<br />
und stadtnahe Gebiete. Es schliesst Landflächen,<br />
Binnengewässer und Meeresgebiete<br />
ein. Es betrifft Landschaften, die möglicherweise<br />
als aussergewöhnlich betrachtet werden,<br />
sowie gewöhnliche oder geschädigte<br />
Landschaften.<br />
Artikel 3 – Ziele<br />
Ziel dieses Übereinkommens ist es, den<br />
Schutz, die Pflege und die Gestaltung der<br />
Landschaft zu fördern und die europäische<br />
Zusammenarbeit in Landschaftsfragen zu<br />
organisieren.<br />
Kapitel II –<br />
<br />
Artikel 4 – Aufteilung der Zuständigkeiten<br />
Jede Vertragspartei führt dieses Übereinkommen,<br />
insbesondere die Artikel 5 und 6,<br />
entsprechend ihrer eigenen Zuständigkeitsverteilung<br />
im Einklang mit ihren Verfassungsgrundsätzen<br />
und ihrer Verwaltungsorganisation<br />
sowie unter Beachtung des Subsidiaritätsprinzips<br />
durch, wobei die Europäische<br />
Charta der kommunalen Selbstverwaltung<br />
zu berücksichtigen ist. Unbeschadet<br />
der Bestimmungen dieses Übereinkommens<br />
stimmt jede Vertragspartei die<br />
Durchführung dieses Übereinkommens mit<br />
ihrer eigenen Politik ab.<br />
Artikel 5 – Allgemeine Massnahmen<br />
Jede Vertragspartei verpflichtet sich,<br />
a) Landschaften als wesentlichen Bestandteil<br />
des Lebensraums der Menschen, als<br />
Ausdruck der Vielfalt ihres gemeinsamen<br />
Kultur- und Naturerbes und als<br />
Grundstein ihrer Identität rechtlich anzuerkennen;<br />
b) durch Ergreifen der in Artikel 6 aufgeführten<br />
spezifischen Massnahmen eine<br />
auf den Schutz, die Pflege und die Gestaltung<br />
der Landschaft ausgerichtete<br />
Landschaftspolitik zu erarbeiten und<br />
umzusetzen;<br />
c) Verfahren für die Beteiligung der Öffentlichkeit,<br />
der Kommunal- und Regionalbehörden<br />
und anderer Parteien einzuführen,<br />
die ein Interesse an der Festlegung<br />
und Umsetzung der unter<br />
Buchstabe b genannten Landschaftspolitik<br />
haben;<br />
d) die Landschaft in ihre Regional- und<br />
Städteplanungspolitik und in ihre Kultur-,<br />
Umwelt-, Agrar-, Sozial- und Wirtschaftspolitik<br />
sowie in andere, sich möglicherweise<br />
unmittelbar oder mittelbar<br />
auf die Landschaft auswirkende Politiken<br />
aufzunehmen.<br />
Artikel 6 – Spezifische Massnahmen<br />
A) Bewusstseinsbildung<br />
Jede Vertragspartei verpflichtet sich, in der<br />
Zivilgesellschaft, bei privaten Organisationen<br />
und bei staatlichen Stellen das Bewusstsein<br />
für den Wert von Landschaften, die<br />
ihnen zukommende Rolle und die Veränderungen,<br />
denen sie unterworfen sind, zu<br />
schärfen.<br />
B) Ausbildung und Erziehung<br />
Jede Vertragspartei verpflichtet sich, Folgendes<br />
zu fördern:<br />
1. die Ausbildung von Fachleuten für Landschaftsevaluierung<br />
und landschaftsbezogene<br />
Massnahmen;<br />
2. multidisziplinäre Ausbildungsprogramme<br />
im Bereich Landschaftspolitik, Landschaftsschutz,<br />
Landschaftspflege und<br />
Landschaftsgestaltung für Fachleute aus<br />
dem privaten und staatlichen Sektor sowie<br />
für betroffene Verbände;<br />
3. Schulunterricht und Hochschulkurse, die<br />
sich in den entsprechenden Fächern und<br />
Fachrichtungen mit den landschaftsbezogenen<br />
Werten und den sich im Rahmen<br />
des Schutzes, der Pflege und der<br />
Gestaltung von Landschaften ergebenden<br />
Fragen befassen.<br />
C) Erfassung und Bewertung<br />
1. Zur Verbesserung der Kenntnis der eigenen<br />
Landschaften verpflichtet sich jede<br />
Vertragspartei, unter aktiver Beteiligung<br />
der in Artikel 5 Buchstabe c genannten<br />
interessierten Parteien,<br />
a - i) die eigenen Landschaften in ihrem<br />
gesamten Hoheitsgebiet zu erfassen;<br />
a- ii) ihre Charakteristika und die sie verändernden<br />
Kräfte und Belastungen zu<br />
analysieren;<br />
a- iii) Veränderungen zu beobachten;<br />
b) den Zustand der auf diese Weise erfassten<br />
Landschaften unter Berücksichtigung<br />
der ihnen von den interessierten<br />
Parteien und der betroffenen Bevölkerung<br />
zugeschriebenen besonderen Werte<br />
zu bewerten.<br />
2. Diese Erfassungs- und Bewertungsverfahren<br />
werden von dem zwischen den Vertragsparteien<br />
nach Artikel 8 auf europäischer<br />
Ebene organisierten Austausch von<br />
Erfahrungen und Methoden geleitet.<br />
D) Landschaftsbezogene Qualitätsziele<br />
Jede Vertragspartei verpflichtet sich, nach<br />
einer öffentlichen Befragung gemäss Artikel<br />
5 Buchstabe c für die erfassten und bewerteten<br />
Landschaften landschaftsbezogene<br />
Qualitätsziele festzulegen.<br />
E) Umsetzung<br />
Jede Vertragspartei verpflichtet sich, zur<br />
Umsetzung ihrer Landschaftspolitik ein Instrumentarium<br />
einzuführen, dessen Ziel der<br />
Schutz, die Pflege und/oder die Gestaltung<br />
der Landschaft ist.<br />
Weitere Details:<br />
http://conventions.coe.int/Treaty/Commun/<br />
ChercheSig.asp?NT=176&CM=8&DF=&CL<br />
=ENG<br />
Seite 8 natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009
Faszination<br />
Gewässer<br />
Nicht frankieren<br />
Ne pas affranchir<br />
Non affrancare<br />
Geschäftsantwortsendung Invio commerciale-risposta<br />
Correspondance commerciale-résponse<br />
<strong>Rheinaubund</strong><br />
c/o natur und <strong>mensch</strong><br />
Postfach 1157<br />
CH-8200 Schaffhausen<br />
<br />
Ja, ich möchte<br />
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<strong>Rheinaubund</strong> und<br />
natur und <strong>mensch</strong><br />
50 Jahre<br />
für natürliche,<br />
gesunde Gewässer!<br />
natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />
Seite 9
Wasser<br />
Das Thurauenprojekt –<br />
für Mensch und Natur<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Menschen offen.<br />
von Stefano Pellandini<br />
Die Thurauen begleiten die letzten fünf Kilometer<br />
der Thur bis zur Mündung in den Rhein.<br />
Sie sind aber auch der sechste und letzte Abschnitt<br />
eines umfassenden Sanierungsprojekts,<br />
das der Kanton Zürich seit 1983 verwirklicht.<br />
Ein Projekt mit Vorgeschichte.<br />
Immer wieder setzten Überschwemmungen<br />
dem Thurtal und seinen Bewohnern zu. Nach<br />
dem grossen Hochwasser 1978 entwarf der<br />
Kanton Zürich einen Sanierungsplan – im<br />
technisch-rationalen Geist, der damals<br />
herrschte. In der Bevölkerung wuchs aber das<br />
Umweltbewusstsein. Ökologische und technische<br />
Forderungen fanden schliesslich zusammen.<br />
So konnte die Thur im Zeitraum von<br />
1983 bis 2005 in fünf Abschnitten naturnah<br />
saniert werden.<br />
<br />
schweizweit<br />
Mit dem Spatenstich am 13. Juni 2008 hat die<br />
letzte Sanierungsetappe, die Umsetzung des<br />
„Projekts Hochwasserschutz und Auenlandschaft<br />
Thurmündung“, offiziell begonnen.<br />
Das Ziel dieses Projektes ist einerseits der<br />
Schutz vor Hochwasser aus Thur und Rhein in<br />
diesem exponierten Gebiet zwischen Ellikon<br />
am Rhein und Flaach. Andererseits wird das<br />
Auengebiet – eines der grössten des Schweizer<br />
Mittellandes, ein Biotop von nationaler<br />
Bedeutung – renaturiert. Ein Teil der Renaturierung<br />
besorgt die Thur dabei selber, mit Hilfe<br />
des Menschen, der die Voraussetzungen<br />
dafür schafft. Die Auenlandschaft soll für Besucher<br />
und Erholungssuchende gezielt zu-<br />
gänglich bleiben. Ausserdem will man mit<br />
der Sanierung auch die landwirtschaftlichen<br />
Produktionsbedingungen im Flaacherfeld<br />
verbessern.<br />
Hochwasserschutz und Renaturierung werden<br />
also in den Thurauen in Einklang gebracht.<br />
Hinter dieser Pionierleistung steht die<br />
Baudirektion Kanton Zürich mit den beiden<br />
Ämtern AWEL (Amt für Abfall, Wasser, Energie<br />
und Luft – federführend) und ALN (Amt für<br />
Landschaft und Natur). Massgeblich daran<br />
beteiligt ist auch die Projektbegleitkommission<br />
mit Gemeinden, Natur- und Umweltschutzverbänden<br />
(darunter der <strong>Rheinaubund</strong>),<br />
Kanton Schaffhausen, regionaler<br />
Planungsgruppe, Bundesamt für Umwelt und<br />
Kraftwerk Eglisau-Glattfelden AG.<br />
<br />
schnurgerade durch das<br />
Auengebiet von nationaler<br />
<br />
herstellung von möglichst<br />
<br />
<br />
turierten Lebensräumen und<br />
<br />
<br />
<br />
sich auch der Eisvogel wieder<br />
<br />
Foto: AWEL<br />
<br />
<br />
Was wünschen sich die Bewohner von Ellikon?<br />
Keine Überschwemmungen mehr im<br />
Dorf wie letztmals 1999 und mehr Sicherheit<br />
für die Zukunft. Wegen der Lage der Ortschaft<br />
am Rhein wenig oberhalb der Thurmündung<br />
werden Hochwasser in Ellikon sowohl<br />
durch den Fluss selber als auch durch<br />
den hohen Grundwasserspiegel begünstigt.<br />
Für diese komplexe Situation gibt es keine<br />
einfache Lösung. Klar aber ist das Schutzziel.<br />
Die Schutzmassnahmen für das Dorf müssen<br />
einem Hochwasser standhalten, wie es statistisch<br />
gesehen nur alle hundert Jahre vorkommt.<br />
Seite 10 natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009
„So viel wie nötig – so wenig wie möglich“,<br />
lautet die Devise beim aufwändigen und<br />
kostspieligen Hochwasserschutz. Darum hat<br />
man ein Konzept entwickelt, das einen flexiblen<br />
Einsatz der Mittel erlaubt, abgestimmt<br />
auf die Bedrohungslage. Ausserhalb des<br />
Dorfes werden zurzeit die Dämme zum<br />
Rhein erhöht und die Dammwege auf rund<br />
6 Meter verbreitert. Auf diesem „Sockel“<br />
können im Ernstfall mobile Bocksysteme<br />
aufgebaut werden, die das Wasser auch bei<br />
einem hundertjährlichen Hochwasser zurückhalten.<br />
<br />
<br />
Dass das schmucke, denkmalgeschützte Ellikon,<br />
wo auch Touristen gerne rasten, nicht<br />
durch einen massiv erhöhten Rheindamm<br />
beeinträchtigt werden darf, liegt auf der<br />
Hand. Hier setzt man bei einem extremen<br />
Hochwasser im Dorfkern Dammbalken ein,<br />
um die Fluten zurückzuhalten. Sie werden<br />
von der Feuerwehr rechtzeitig in Position gebracht.<br />
Ein ab Mai 2009 betriebsbereites System<br />
aus Pumpstationen und Schieberschächten<br />
schafft Entlastung im Dorf, wenn der<br />
Grundwasserpegel bei Hochwasser zu stark<br />
ansteigt.<br />
Mit dem Abdichten des Ufers gegen den<br />
Rhein hat man bereits 2008 unerwünschtem<br />
Wasserzufluss vorgebeugt: mit Betondichtwänden.<br />
Dank einer kombinierten Baumethode<br />
ging das Erstellen der Wände relativ<br />
<br />
<br />
Betondichtwand gegen<br />
<br />
abgedichtet.<br />
Foto: AWEL<br />
einfach – in einem einzigen Arbeitsgang: Eine<br />
Grabenfräse frass einen 2 Meter tiefen und<br />
25 cm breiten Schlitz in den Damm und füllte<br />
diesen Hohlraum umgehend mit Beton. So<br />
konnte effizient und günstig innert rund zwei<br />
Wochen eine 1400 Meter lange Betondichtwand<br />
im Damm eingebaut werden, die ihrerseits<br />
auch als Fundament für mobile Schutzelemente<br />
dient.<br />
<br />
Der bisherige Damm schützt das Flaacherfeld<br />
weiterhin gegen Rheinhochwasser, wird aber<br />
bis Ende 2010 teilweise neu gebaut oder verstärkt.<br />
Da die Landwirtschaftsflächen unter<br />
dem Hochwasserpegel liegen, vernässen sie<br />
wegen Grundwasserstau und Sickerwasser<br />
der Dämme. Einerseits sorgt der Bau eines<br />
Pumpwerks im Forspitz für die Ableitung des<br />
Sickerwassers aus der Ebene. Anderseits verhindern<br />
Aufschüttungen das Durchnässen<br />
der Böden. Das Erdmaterial dafür kommt –<br />
ökologisch sinnvoll – ganz aus der Nähe: von<br />
Bodenabtragungen im Auengebiet, die nötig<br />
sind, damit die Thur sich ein freieres Flussbett<br />
schaffen kann.<br />
Auf fünf landwirtschaftlichen Betrieben im<br />
Flaacherfeld werden Fruchtfolgeflächen aufgeschüttet.<br />
Eine kontrollierte, anspruchsvolle<br />
Arbeit zur Schutz- und Bodenverbesserung,<br />
die den Einsatz von schwerem Gerät erfordert.<br />
Dabei gilt es, den bestehenden Landwirtschaftsboden<br />
aufzulockern und dann das<br />
gesiebte Material aus den Thurauen sorgfältig<br />
an Ort und Stelle zu bringen und einzuarbeiten.<br />
Wichtig ist, dass durch die Baumaschinen<br />
keine Bodenverdichtungen entstehen.<br />
Darum finden Materialtransporte auf Holzmatratzen<br />
statt. Zwölf von 27 Hektaren Landwirtschaftsfläche<br />
sind inzwischen aufgeschüttet.<br />
<br />
Bis vor 150 Jahren waren die regelmässig<br />
überfluteten Thurauen ein Refugium für verschiedenste<br />
Lebewesen. Nach der Kanalisierung<br />
der Thur sank die Artenvielfalt drastisch.<br />
Jetzt kommt die Natur wieder zum Zug: Man<br />
ist daran, der Thur mehr Raum zu geben, in-<br />
<br />
ten Verdichtungen in losem<br />
<br />
dert diverse Massnahmen.<br />
<br />
<br />
Foto: AWEL<br />
natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />
Seite 11
Solche Weiher entstehen<br />
wieder im Auenwald, als<br />
<br />
Amphibien.<br />
<br />
Seit über 15 Jahren setzt sich der<br />
<strong>Rheinaubund</strong> für eine Verbesserung der<br />
Situation an der Thurmündung ein – insbesondere<br />
für eine Wiederherstellung<br />
von möglichst viel Fluss- und Geschiebedynamik<br />
als Grundlage für einen reich<br />
strukturierten Lebensraum und eine hohe<br />
Artenvielfalt. Mit unserem Kampf für<br />
Ersatzmassnahmen im Zuge der Neukonzessionierung<br />
des Kraftwerks Eglisau haben<br />
wir dem Thurauenprojekt zu einer<br />
soliden Finanzgrundlage verholfen, pikanterweise<br />
ursprünglich gegen den<br />
Kanton. Als Mitglied in der vom Zürcher<br />
Regierungsrat eingesetzten Begleitkommission<br />
stehen wir zum Kompromiss, der<br />
zwischen Auenrevitalisierung, Hochwasserschutz<br />
und Erholungsnutzung angestrebt<br />
wird. Es soll aber nicht verhehlt<br />
werden, dass dieser Konsens in sehr<br />
hohem Masse Rücksicht nimmt auf alle<br />
Nutzungsansprüche und nur einen Teil<br />
dessen umfasst, was aus naturschutzfachlicher<br />
Sicht nötig wäre. Projektleiter<br />
Stefano Pellandini schreibt, „die Thur<br />
durchquert hier eine Auenlandschaft von<br />
nationaler Bedeutung“. Ja, heute „durchquert“<br />
die immer noch schnurgerade<br />
Thur diese arg bedrängte Landschaft lediglich.<br />
Doch ursprünglich hat genau die<br />
Thur diese Landschaft geschaffen und<br />
wenn wir ihren Schutz ernst nehmen,<br />
müssen wir zulassen, dass dies in Zukunft<br />
wieder so sein darf – wenigstens bis an<br />
die Grenzen des Auengebiets. Wir werden<br />
daher auch in Zukunft Vorschläge<br />
einbringen, wie diese Dynamik und die<br />
Vernetzung zwischen Fluss und Land<br />
verbessert werden können, zum Beispiel<br />
durch zusätzliche Furten in der Strasse<br />
Flaach-Ellikon oder durch den Verzicht<br />
auf den unnötigen Damm im Ellikerfeld.<br />
Die Thuraue darf zudem nicht zur Insel<br />
werden in einer rundherum ausgeräumten<br />
Landschaft. Die Melioration Flaach<br />
wird in dieser Beziehung zum nächsten<br />
Prüfstein. Und schliesslich werden wir<br />
darauf pochen, dass die jetzt in Umsetzung<br />
stehende erste Etappe nicht die<br />
letzte ist, denn sie umfasst erst den kleineren<br />
Teil des Auengebietes.<br />
Andri Bryner/ <strong>Rheinaubund</strong><br />
dem Uferbefestigungen entfernt und Aufweitungen<br />
ausgebaggert werden. Das beschleunigt<br />
das Mäandrieren des Wasserlaufs<br />
– mit weit reichenden Konsequenzen. An den<br />
Innenseiten der Kurven entstehen Kies- und<br />
Sandbänke, auf denen sich neue Weichholzauen<br />
bilden. Die Kurvenaussenseiten bieten<br />
Brut- und Rückzugsmöglichkeiten für Vögel<br />
und weitere Lebewesen. Dank der Renaturierungseingriffe<br />
wird wieder Wasser in die Alt-<br />
Seite 12
arme der Thur fliessen, in denen Fische und<br />
Amphibien ungestörte Rückzugsmöglichkeiten<br />
finden, wenn Hochwasser sie bedrohen.<br />
<br />
Durch Ausbaggern von ehemaligen Altarmen<br />
in den Hartholzauen, die weiter von der<br />
Thur entfernt liegen, sind 2008 vier Nass- und<br />
Feuchtbiotope entstanden, weitere sollen<br />
folgen. Diese Weiher sind vom Grundwasser<br />
abhängig und nur bei Hochwasser von der<br />
Thur gespiesen. Sie bieten gefährdeten Arten<br />
wie Unken und Libellen einen adäquaten Lebensraum.<br />
Ein neu gestaltetes Flachufer am<br />
Rhein zwischen Ellikon und Schöni wird zum<br />
Biotop für Flora und Fauna.<br />
Magerwiesen<br />
<br />
Am südlichen Rand des Auenwalds bei Farhau<br />
entstehen durch Bodenabtrag Magerwiesen.<br />
Sie sind Lebensraum für rar gewordene<br />
Pflanzen wie die Spitzorchis und zahlreiche<br />
Blumen, die Insekten als Nahrungsgrundlage<br />
dienen. Hier fühlen sich auch seltene Falter<br />
und Heuschrecken wohl.<br />
An vielen Stellen bringt der Verzicht auf Massnahmen<br />
der Natur Gewinn: Auf nicht mehr<br />
neu befestigten oder extensivierten Damm-<br />
Wegen kann der freiliegende Sand zur Brutstätte<br />
für die Wimpernschmalbiene werden,<br />
ein Insekt, das in der ganzen Schweiz vom<br />
Aussterben bedroht ist. Im Auenwald überlässt<br />
man nicht benötigte Waldwege sich<br />
selbst. Andere werden mit Furten versehen,<br />
die das Abfliessen des Wassers nach einer<br />
Überflutung begünstigen.<br />
<br />
Die Thurauen für Menschen offen zu halten,<br />
die Erholung suchen, ist ein erklärtes Ziel des<br />
Projekts. Allerdings benötigt auch die Natur<br />
ungestörte Ruhe. Damit dieser Zielkonflikt<br />
entschärft wird, sind Zonen für die Freizeitnutzung<br />
definiert worden. Verschiedene<br />
Massnahmen sorgen dafür, dass der Mensch<br />
Naturnähe erleben kann, ohne die Natur zu<br />
beeinträchtigen. So werden 2009 und 2010<br />
neue Freizeiteinrichtungen geschaffen wie<br />
Erholungsplätze, Ein- und Auswasserungsmöglichkeiten<br />
für Boote an der Thur und am<br />
Rhein, ein Beobachtungsturm, Naturbeobachtungsplätze<br />
und ein Infozentrum über die<br />
Thurauen. Die bestehenden Parkplätze bleiben<br />
erhalten. Die Wanderwege werden zum<br />
Teil neu geführt.<br />
Gut unterwegs<br />
Die Realisierung der ersten Etappe in den<br />
Thurauen wird im nächsten Jahr abgeschlossen.<br />
Doch selbst wenn die reine Bauzeit der<br />
Thurauenprojekts insgesamt nur fünf Jahre<br />
erfordert: Man gibt der Thur Zeit, sich einen<br />
neuen Lauf zu bahnen. Darum braucht es<br />
<br />
schnurgerade durch den<br />
Auenwald, aber die ersten<br />
Weichen sind gestellt,<br />
<br />
<br />
in dem hier abgebildeten<br />
<br />
sehen war.<br />
Foto: Baudirektion Kt. Zürich<br />
<br />
zeitweise niedrige Wasser<br />
<br />
Auengebiete typisch ist.<br />
weitere Etappen bis 2020, um alle Hochwasserschutz-<br />
und Renaturierungsmassnahmen<br />
so zu verwirklichen, dass sich auch bereits<br />
gemachte Erfahrungen optimal nutzen lassen.<br />
Weitere Informationen zum Projekt „Hochwasserschutz<br />
und Auenlandschaft Thurmündung“<br />
der Baudirektion Kanton Zürich unter<br />
www.thurauen.zh.ch,<br />
beim AWEL Tel. 043 259 32 24 oder bei:<br />
Robert Bänziger, externer Projektleiter,<br />
Tel. 044 850 11 81, baenziger.ing@sunrise.ch.<br />
<br />
Pellandini,<br />
ist Kulturingenieur<br />
ETHZ und betreut<br />
das Projekt<br />
Thurauen seit<br />
Anfang 2008 intern als Projektleiter<br />
AWEL (Abteilung Wasserbau) Amt für<br />
Abfall, Wasser, Energie und Luft.<br />
Stefano Pellandini<br />
Kulturingenieur ETHZ<br />
Projektleiter AWEL<br />
Abteilung Wasserbau<br />
Walcheplatz 2<br />
Postfach<br />
8090 Zürich<br />
Telefon: 043 259 32 24<br />
stefano.pellandini@bd.zh.ch<br />
natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />
Seite 13
Jahresrückblick 2008: Das Ende einer Ära<br />
<br />
<br />
leicht, wurde aber in Anbetracht der ausserordentlichen Umstände unumgänglich.<br />
<br />
<br />
derhand offen.<br />
von Jürg Bloesch, Ko-Präsident (1995–2008)<br />
Liebe Mitglieder, liebe Leserinnen und Leser<br />
Während meinen 13 Jahren als Ko-Präsident<br />
(wovon die drei letzten ohne Partner) habe<br />
ich mich mit Leib und Seele für den<br />
<strong>Rheinaubund</strong> eingesetzt. Die ausgewiesene<br />
Wertschätzung, die der <strong>Rheinaubund</strong> weitherum<br />
geniesst, ist auf die seit 1995 verfolgte<br />
konsequente Aufbauarbeit zurückzuführen,<br />
deren Basis wissenschaftliche Kompetenz<br />
im Kerngebiet Gewässer- und<br />
Landschaftsschutz ist und die seit Jahren<br />
auch proaktiv eingesetzt wird. In der Öffentlichkeitsarbeit<br />
wurde mit der Modernisierung<br />
unserer Zeitschrift „natur und <strong>mensch</strong>“ ein<br />
neuer Akzent gesetzt, der auf breite Zustimmung<br />
stiess. Im letzten Herbst feierten wir ihr<br />
50-jähriges Bestehen. Auf der Negativseite<br />
hängen vor allem die seit langem erkannten<br />
Probleme der knappen Finanzen, der limitierten<br />
Arbeitskapazität, der Überlastung der zu<br />
wenigen Aktiven, des fehlenden Nachwuchses<br />
und der zu schmalen Mitgliederbasis wie<br />
ein Damoklesschwert über dem Verein. Trotz<br />
grosser Anstrengungen - teils auch unter Beizug<br />
externer Fachberatung - gelang es jedoch<br />
nicht, die Mitglieder- und Finanzierungsbasis<br />
nachhaltig zu verbreitern.<br />
Externe Beratung –<br />
Analyse des <strong>Rheinaubund</strong>es<br />
In dieser schwierigen Lage wurde im Frühling<br />
2008 ein externer Berater beauftragt,<br />
eine Analyse des <strong>Rheinaubund</strong>es durchzuführen.<br />
Diese wurde nach seinen detaillierten<br />
Recherchen und Interviews mit ausgewählten<br />
Vorstandsmitgliedern und externen<br />
Personen im Sommer abgeliefert. Die sehr<br />
kritische Analyse zeigt die oben zum Teil<br />
aufgeführten Stärken und Schwächen des<br />
<strong>Rheinaubund</strong>es auf und war weitgehend<br />
unbestritten. Allerdings habe ich darin keine<br />
Aspekte gefunden, die wir nicht schon früher,<br />
zum Beispiel auch an der strategischen<br />
Klausur im Jahre 2005, diskutiert und bearbeitet<br />
hätten. Schon deshalb traf mich die<br />
Kritik des Beraters, „der <strong>Rheinaubund</strong> werde<br />
verwaltet statt geführt“ mit voller Wucht, da<br />
dies das denkbar schlechteste Zeugnis für<br />
einen Präsidenten darstellt, und sie für mich<br />
weder haltbar noch nachvollziehbar war.<br />
Der Berater hat als erstes „ein schmerzvolles<br />
Aufbrechen der verkrusteten Strukturen“<br />
angesagt und eine drastische Reorganisation<br />
des <strong>Rheinaubund</strong>es als unabdingbare<br />
Vorsausetzung für das langfristige Überleben<br />
des Vereins erklärt. Das Profil des<br />
<strong>Rheinaubund</strong>es müsse klarer sein, war eine<br />
seiner Forderungen. Wie das Erfolg versprechende<br />
Profil (das Ziel) aussehen müsste<br />
und - vor allem - wie wir dazu kommen sollten<br />
(der Weg), das wurde mir leider nicht<br />
transparent gemacht.<br />
<br />
<br />
Erst aus der selbstkritischen Retrospektive<br />
kann ich heute meine eigene Analyse der Ereignisse<br />
machen. Über das meines Erachtens<br />
diktatorische Vorgehen des Beraters<br />
und die zu treffenden Massnahmen gab es<br />
divergierende Ansichten. Zudem war nicht<br />
klar, wie seine Kompetenzen abgegrenzt<br />
waren bzw. wie eine Beratung zu definieren<br />
sei. Für mich ist sie eine auf Erfahrung beruhende<br />
Überzeugungsarbeit, wobei der zu<br />
Beratende auf jeden Fall seine Eigenständigkeit<br />
wahren und die Entscheide zu vorgeschlagenen<br />
Massnahmen selber und autonom<br />
treffen können muss. Der anfänglich<br />
positive Prozess eskalierte rasch und führte<br />
zu einer Gruppendynamik wie aus dem<br />
Lehrbuch. Das Resultat war für mich eine<br />
zerstörte Vertrauensbasis, ohne die ich meine<br />
Funktion als Präsident, so wie ich sie verstehe,<br />
nicht ausüben kann. Konsequenterweise<br />
blieb nur der Rücktritt. Ich habe mich<br />
aber bereit erklärt, die Projekte am Hochrhein<br />
als beauftragter Sachbearbeiter bis auf<br />
Weiteres zu betreuen.<br />
Geld und Geist<br />
Ich habe in diesem Heft und in früheren Jahresberichten<br />
schon öfter über Geld und<br />
Geist geschrieben. Mit dem externen Berater<br />
betriebswirtschaftlicher Herkunft und<br />
mir, dem <strong>Rheinaubund</strong>-Präsidenten mit<br />
naturwissenschaftlichem Werdegang, sind<br />
offenbar zwei Welten aufeinander geprallt.<br />
Während ich die ehrenamtliche und fachlich<br />
kompetente Arbeit zum Schutz unserer Umwelt<br />
als ethisch begründeten Beitrag zur<br />
Verwirklichung von wichtigen gesellschaftlichen<br />
Anliegen in den Vordergrund stelle<br />
(Geist und Idealismus), hat der externe Berater<br />
sinngemäss die knallharten Geschäftspraktiken<br />
der neoliberalen Wirtschaft als<br />
einzige Überlebenschance des <strong>Rheinaubund</strong>es<br />
gefordert (Geld und reale Marktwirtschaft).<br />
Wenn man sich das heutige, kompetitive<br />
Umfeld und die gesellschaftliche<br />
Entwicklung der letzten 15 Jahre vor Augen<br />
führt, kann man durchaus zum Schluss kommen,<br />
dass es höchste Zeit für einen Paradigmenwechsel<br />
im <strong>Rheinaubund</strong> sei. Der WWF<br />
hat uns das ja schon vor Jahren vorgemacht.<br />
Ich befürchte allerdings, dass mit dem wirtschaftsorientierten<br />
Umweltschutz die Seele<br />
auf der Strecke bleibt und die Fachkompetenz<br />
leidet. Wie weit es sich in dieser<br />
Hinsicht bei der angesagten Reorganisation<br />
Seite 14 natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009
tatsächlich um einen Paradigmenwechsel<br />
handelt, wird sich weisen müssen.<br />
Im Herbst 2008 befand sich der <strong>Rheinaubund</strong><br />
also unvermittelt in einer Krisensituation. Die<br />
über ein Jahr andauernden Schwierigkeiten<br />
mit dem Geschäftsführer, für dessen Anstellung<br />
ich als Mitglied der Wahlkommission<br />
mitverantwortlich war, führte zu dessen Entlassung<br />
und verstärkte die Unsicherheit. In<br />
einem „Krisenmanagement“, das durchaus<br />
auch als „kreatives Chaos“ bezeichnet werden<br />
kann, wurde die Situation vorläufig gemeistert.<br />
Die Geschäfte wurden und werden ad<br />
interim (durch Ruedi Schneider) und durch<br />
ad hoc Gruppen abgewickelt. Der Ausschuss<br />
wurde reaktiviert und neu formiert. Am 4. Februar<br />
2009 hat sich Andri Bryner als ad interim<br />
Ko-Präsident zur Verfügung gestellt. Die<br />
Suche nach einem neuen Geschäftsführer<br />
und nach einem neuen Präsidenten soll später<br />
in die Wege geleitet werden. Ein „neues“<br />
Leitbild, das aus meiner Sicht mehr oder<br />
weniger an der bisherigen Strategie festhält,<br />
wurde erarbeitet und vom Vorstand verabschiedet.<br />
Da der externe Berater seine Vorstellungen<br />
der Reorganisation nicht durchsetzen<br />
konnte, verliess er am 19. Februar<br />
2009 das seiner Meinung nach „rasch sinkende<br />
Boot des <strong>Rheinaubund</strong>es“.<br />
Es gibt aber auch Angenehmes zu vermelden.<br />
Einen Monat nach meinem Rücktritt<br />
wurde dem <strong>Rheinaubund</strong> ein Legat von über<br />
200 000 Franken zugesprochen. Dieses seltene,<br />
aber noch immer wiederkehrende Ereignis<br />
versetzt mich glücklicherweise in die Lage,<br />
den Verein finanziell gesichert meinem<br />
Nachfolger so übergeben zu können, wie ich<br />
ihn 1995 übernommen habe. Das macht meinen<br />
Abschied etwas erträglicher und ich<br />
möchte mich bei allen, die mich während<br />
meiner Präsidialzeit unterstützten, herzlich<br />
bedanken. Es bleibt nun Anderen vorbehalten,<br />
die Krise als Chance zu nutzen und über<br />
den weiteren Prozess und die Ergebnisse der<br />
Reorganisation zu berichten. Jedenfalls wünsche<br />
ich dem <strong>Rheinaubund</strong>, dass er die Klippen<br />
mit starkem Ruder umschifft, und dies<br />
mit viel Kraft, Mut und Erfolg.<br />
Dr. Jürg Bloesch<br />
Stauffacherstr. 159<br />
8004 Zürich<br />
Dank an Jürg Bloesch<br />
Kompetent – präzis - grosszügig<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
von Andri Bryner, Präsident ad interim<br />
Jürg Bloesch trat 1993 in den Vorstand des<br />
<strong>Rheinaubund</strong>es ein. Zwei Jahre später - nach<br />
dem Rücktritt von Verena Diener - wurde er<br />
zum Ko-Präsidenten gewählt, zusammen<br />
mit dem Juristen Bruno Kläusli. Ich selbst<br />
war damals Redaktor dieser Zeitschrift. Als<br />
Hydrologe hatte ich zudem Gelegenheit,<br />
verschiedene Gewässerschutzprojekte zu<br />
betreuen. Jürg hat mich in dieser Zeit immer<br />
unterstützt und als erfahrener Limnologe<br />
viel fachlichen Rat eingebracht. Selbst unkonventionelle<br />
Ideen, z.B. die Forderung<br />
nach einer periodisch tieferen Staukote<br />
beim Kraftwerk Eglisau zur Verbesserung<br />
des Geschiebetriebs, prüfte er unvoreingenommen<br />
und nach fachlichen Kriterien,<br />
nicht nach politischem Kalkül. Standen wir<br />
vor Verhandlungen mit Behörden oder Projektanten<br />
skizzierte er jeweils vorher, welches<br />
die minimalen Ziele der <strong>Rheinaubund</strong>-<br />
Arbeit sein sollten und welches die maximalen<br />
sein könnten. Ein „Schauen-wir-mal“<br />
gab es bei ihm nicht. „Agieren ohne Defizitanalyse<br />
lässt man besser bleiben“, hat er<br />
selbst gesagt. Trotz allem waren ihm das<br />
Machbare und die politischen Realitäten<br />
sehr wohl bewusst: Als langjähriger Präsident<br />
der Internationalen Arbeitsgemeinschaft<br />
Donauforschung (IAD) hat er oft genug<br />
erlebt, wie Politik und wirtschaftliche<br />
Interessen das Gesicht eines Gewässers leider<br />
mehr prägen als die Erfordernisse eines<br />
funktionierenden Ökosystems.<br />
Ein besonderes Anliegen ist Jürg der Hochrhein.<br />
Keines der elf Laufkraftwerke, mit denen<br />
er sich nicht schon beschäftigt hätte.<br />
Als 1996 die Pläne der NOK publik wurden,<br />
beim Kraftwerk Rheinau durch Sprengungen<br />
im Unterwasser mehr Gefälle zu nutzen,<br />
war er der erste, der auf den Wert der freien<br />
<br />
<br />
<br />
getreten.<br />
Foto: privat<br />
Fliessstrecke Rheinau-Ellikon hinwies und<br />
verlangte, dass statt neuer Pläne zur intensivierten<br />
Nutzung endlich die unbefriedigende<br />
Restwassersituation in der Rheinauschlaufe<br />
zum Thema gemacht werden<br />
müsse. Mit sehr viel Eigenleistungen und<br />
Durchhaltewille führt Jürg diesen zweiten<br />
„Kampf um Rheinau“ heute noch an. Und es<br />
zeigen sich Erfolge: Die von ihm initiierte<br />
<strong>Rheinaubund</strong>-Studie wurde vom Bund positiv<br />
aufgenommen. Auch in Bern bestätigt<br />
man mittlerweile, dass eine Sanierung der<br />
Restwassersituation – im Gewässerschutzgesetz<br />
von 1992 vorgeschrieben – vordringlich<br />
sei.<br />
Dass der <strong>Rheinaubund</strong> trotz unbequemer<br />
Forderungen bei den Bundesbehörden<br />
ernst genommen und als fairer Partner anerkannt<br />
wird, daran hat Jürg grosses Verdienst.<br />
Stephan Bieri, Mitarbeiter der Sektion Was-<br />
natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />
Seite 15
serkraft im Bundesamt für Energie, formuliert<br />
es so: „Dr. Bloeschs wissenschaftliche<br />
Denkweise mit klarer und verständlicher<br />
Ausdrucksweise war immer sehr geschätzt;<br />
er gilt als einer der besten Vertreter der Umweltorganisationen.“<br />
Christoph Noll, vom<br />
Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft des<br />
Kantons Zürichs (AWEL) bezeichnet Jürg<br />
Bloesch als „Visionär.“ Seine Visionen zum<br />
Umgang mit Gewässern, so Noll, seien „nicht<br />
fernab von allen realistischen Vorstellungen,<br />
und doch immer so provozierend“ gewesen,<br />
dass es „nicht möglich war, den Istzustand als<br />
tolerierbar hinzunehmen oder seine Ideen<br />
und lösungsorientierten Kompromisse als<br />
Phantastereien abzutun.“ Die Brückenarbeit<br />
von Jürg Bloesch habe viel dazu beigetragen,<br />
das Verhältnis zwischen Kraftwerkbetreibern<br />
und Umweltschutzorganisationen zu entkrampfen.<br />
Als Beispiel führt Noll den Masterplan<br />
Geschiebe für den Hochrhein an, den<br />
NGO , s, Kraftwerkbetreiber und Behörden gemeinsam<br />
erarbeiten – „natürlich mit Herrn<br />
Bloesch in der Arbeitsgruppe“.<br />
Dass seine wissenschaftliche Denkweise Jürg<br />
nicht als Versteck im Elfenbeinturm diente,<br />
bestätigt Günther Frauenlob. Der aktuelle<br />
Redaktor von „natur+<strong>mensch</strong>“ hat bei ihm<br />
am Wasserforschungsinstitut Eawag eine<br />
Diplomarbeit zum Gewässerschutz im Einzugsgebiet<br />
des Vierwaldstättersees verfasst:<br />
„Es hat mich fasziniert, dass er immer pragmatische<br />
Lösungen gesucht hat.“ Vizepräsident<br />
Ueli Rippmann (Fischbiologe) hebt<br />
hervor, wie er von Jürg profitiert hat: „Dank<br />
seiner Fachkompetenz und seinen überprüfenden<br />
Nachfragen habe ich meine eigene<br />
Kompetenz ständig verbessern können.“<br />
Es würde zu weit führen, an dieser Stelle alle<br />
Projekte aufzulisten, die Jürg in seiner Zeit<br />
als Ko-Präsident geführt oder mit betreut<br />
hat. Die Jahresberichte, auch der jüngste,<br />
geben darüber breiter Auskunft. Was in den<br />
Artikeln jedoch viel zu wenig zum Ausdruck<br />
kommt, ist Jürgs ausserordentliches Engagement.<br />
Nie stellte er seine Person ins Zentrum<br />
oder verlangte eine Entschädigung für<br />
den weit über ein „Hobby“ hinausgehenden<br />
Aufwand. Im Gegenteil, nebst seiner Facharbeit<br />
und der Vereinsleitung zählte Jürg erst<br />
noch zu den regelmässigen Spendern des<br />
<strong>Rheinaubund</strong>es. Es mag verkehrt tönen,<br />
doch gerade dieser generöse Umgang mit<br />
seinen Ressourcen machte es uns Vorstandsmitgliedern<br />
oder den Mitarbeitenden auf<br />
der Geschäftsstelle nicht immer leicht. Denn<br />
die hohen Ansprüche, an denen Jürg seine<br />
eigene Arbeit mass, stellte er auch an Mitarbeitende<br />
oder Projektleiter. Geschäftsführer<br />
Ruedi Schneider erinnert sich: „Dokumente,<br />
die von Jürg gegen gelesen wurden,<br />
waren häufig übersät mit Korrekturen.“ Doch<br />
Ruedi hält fest: „Er übte sich auch in Geduld.<br />
Letztlich hatte bei Jürg jeder eine Chance.<br />
Und in meinem Fall kann ich bestätigen,<br />
dass das Endprodukt meistens besser war<br />
als der Entwurf.“<br />
Jürg Bloesch hat schon länger eine Nachfolgerin<br />
oder einen Nachfolger gesucht, leider<br />
bisher erfolglos. Im Vorstand bedauern wir<br />
seinen aus meiner Sicht überstürzten Rücktritt<br />
sehr. Die Gründe hat er selbst im vorhergehenden<br />
Artikel erläutert und werden<br />
auch im folgenden Text noch einmal angesprochen.<br />
Wir sind aber froh, dass dem<br />
<strong>Rheinaubund</strong> seine fachliche Unterstützung<br />
erhalten bleibt. Umso mehr bleibt uns, Jürg<br />
für die 13 Jahre als Ko-Präsident und Vorstandskollege<br />
herzlich zu danken.<br />
Andri Bryner<br />
Möttelistr. 47<br />
8400 Winterthur<br />
Telefon 052 / 232 70 12<br />
Auf der Suche nach neuen Wegen<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Vorstand hat reagiert und bereits ein neues Leitbild verabschiedet.<br />
von Andri Bryner, Präsident ad interim<br />
Seit Jahren kann der <strong>Rheinaubund</strong> seine Arbeit<br />
nur dank grosszügiger Spenden und<br />
Legate fortsetzen und weil alle Facharbeit<br />
ehrenamtlich geleistet wird. Allein mit den<br />
Mitglieder- und Abonnementsbeiträgen<br />
würde das Defizit jährlich rund 100 000 Franken<br />
betragen. Verschiedene Anstrengungen<br />
haben leider den erhofften Erfolg bisher<br />
nicht gebracht. Insbesondere konnte die Basis<br />
nicht vergrössert werden; die Zahl der<br />
Abonnentinnen und Abonnenten von<br />
„natur+<strong>mensch</strong>“ ist mit 2170 auf einen Wert<br />
gesunken, der ein selbsttragendes Produzieren<br />
der Zeitschrift nicht mehr erlaubt.<br />
Im Frühling 2008 hat daher der Vorstand erneut<br />
den Versuch unternommen, mit einem<br />
externen Fachmann nach (Marketing)Lösungen<br />
zu suchen, um dem bald 50jährigen<br />
Verein eine Zukunft zu sichern. Der Beauftragte<br />
nahm sein ehrenamtlich ausgeführtes<br />
Mandat sehr ernst. Doch statt Patentrezepte<br />
für die Mittelbeschaffung präsentierte<br />
er einen ernüchternden Schluss: Dem<br />
<strong>Rheinaubund</strong> fehle es nicht nur oder nicht<br />
in allererster Linie an Geld, sondern an Profil,<br />
engagiertem Nachwuchs und zeitgemässen<br />
Strukturen.<br />
Obwohl die Analyse dem Vorstand eine „erfolgreiche,<br />
anerkannte und nötige Arbeit“<br />
attestiert, verfehlte der emotional sehr engagierte<br />
Berater in einzelnen Punkten den<br />
angemessenen Ton. Zusammen mit der<br />
Skepsis von Einzelnen gegenüber einer „Einmischung“<br />
von aussen und der angespannten<br />
Situation als Folge der Fehlbesetzung<br />
auf der Geschäftsführerstelle führte dies zu<br />
heftigen Diskussionen. Ein Entscheid, an<br />
welchen Massnahmen prioritär gearbeitet<br />
werden soll, wurde vertagt. Der Berater<br />
nahm seinen Hut, weil er rasch vorangehen<br />
wollte statt in aufwändiger Kleinarbeit Widerstände<br />
auszuräumen. An diesem Punkt –<br />
Seite 16 natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009
im September 2008 – suchten einige Vorstandsmitglieder<br />
nach einem Ausweg. Sie<br />
schlugen vor, die Tradition des Zweier-Präsidiums<br />
zu nutzen für eine zumindest vorübergehende<br />
Aufteilung in ein Fachpräsidium<br />
sowie eine „Leitung Vereinsentwicklung“<br />
und suchten dazu das Gespräch sowohl mit<br />
Jürg Bloesch als auch mit dem Berater.<br />
Rückblickend ist verständlich, dass der langjährige<br />
Ko-Präsident diese als Entlastung gedachte<br />
Aktion als persönlichen Angriff empfand.<br />
Dass ausgerechnet die erfolglose Suche<br />
nach einer Präsidentin oder einem Präsidenten,<br />
also sozusagen ein „Machtvakuum“, den<br />
Konflikt mit verschuldet hat, ist allerdings paradox.<br />
Als sich dann der Berater als Krisenmanager<br />
zur weiteren Arbeit mit dem Vorstand<br />
bereit erklärte, war für Jürg Bloesch das Fass<br />
voll und er trat zurück. An seinen grossen Verdiensten<br />
für den <strong>Rheinaubund</strong> und dessen<br />
Anliegen ändert das nichts.<br />
Wichtige Weichenstellungen<br />
stehen bevor<br />
Trotz eines vom Vorstand erteilten Mandats<br />
hat der Berater den Glauben an die geforderte<br />
„einschneidende Reorganisation“<br />
rasch verloren und ist abgesprungen. Ob<br />
sich das zerschlagene Geschirr kitten lässt,<br />
muss die Zukunft zeigen. Mit Sicherheit hat<br />
der Prozess aber aufgerüttelt und man ist<br />
sich im Vorstand einig, dass ein Fortfahren<br />
wie bisher keine Lösung ist. Mehrere Arbeitsgruppen<br />
sind daher daran, für einzelne<br />
Themenkreise Vorschläge aufzuzeigen und<br />
bereits ist ein neues Leitbild erarbeitet und<br />
verabschiedet worden. Da wichtige Weichenstellungen<br />
nach wie vor vom Gesamtvorstand<br />
oder bei Statutenänderungen von<br />
der Mitgliederversammlung bewilligt werden<br />
müssen, kann das Tempo nicht revolutionär<br />
sein. Aus meiner Sicht sind vordringlich<br />
die folgenden Punkte anzupacken:<br />
– Der <strong>Rheinaubund</strong> ist bei Fachbehörden<br />
und Kraftwerken bekannt. Darüber<br />
hinaus praktisch nicht. Mit dem neuen<br />
Leitbild (mehr dazu auf der hinteren<br />
Umschlagseite) und der konsequenten<br />
Rückbesinnung auf den Gewässerschutz<br />
als Kern der <strong>Rheinaubund</strong>arbeit ist der<br />
Grundstein gelegt, dass wir national DIE<br />
Organisation werden können, wenn es<br />
um Gewässer geht. Dazu machen neue<br />
Partnerschaften und mittelfristig vielleicht<br />
sogar ein neuer Name Sinn. So besteht<br />
Hoffnung, die schwindende Mitgliederbasis<br />
wieder zu verbreitern und in eine<br />
finanziell stabilere Situation zu kommen.<br />
– Personelle Ressourcen: Die Facharbeit<br />
im <strong>Rheinaubund</strong> wird mit wenigen Ausnahmen<br />
ehrenamtlich geleistet und verteilt<br />
sich trotz – oder gerade wegen –<br />
wachsender Komplexität auf wenige<br />
Köpfe. Vor allem jüngere Expertinnen und<br />
Experten können sich dies kaum mehr<br />
leisten. Wir müssen ein Modell finden, das<br />
dem Rechnung trägt. Sonst können wir<br />
weder Kontinuität noch Qualität unserer<br />
Projekte sichern, geschweige denn Neues<br />
anpacken. Ich bin überzeugt, dass es zwischen<br />
purem Idealismus und „knallharter<br />
Geschäftspraxis“ auch Mittelwege gibt.<br />
– Lange Zeit war<br />
der <strong>Rheinaubund</strong> eine Arbeitsgemeinschaft.<br />
Bestimmt haben diejenigen, welche<br />
über die Fach- und Ortskenntnisse<br />
verfügt und die Basisarbeit geleistet haben<br />
– unterstützt von Präsidium und Geschäftsstelle.<br />
In jüngerer Zeit beschäftigt<br />
sich aber mehr und mehr der gesamte<br />
Vorstand aufwändig mit operativen Fragen<br />
und die Geschäftsstelle ist zeitweise<br />
mit Administration ausgelastet, statt Luft<br />
<br />
<br />
<br />
die Wiederherstellung<br />
<br />
<br />
Foto: Urkraft Wasser<br />
zu haben für echte Geschäftsführung<br />
oder Mittelbeschaffung. Diese Abläufe<br />
und Strukturen müssen hinterfragt werden.<br />
Sonst verlieren wir nicht nur die „Bodenhaftung“,<br />
sondern es leiden Qualität<br />
und Motivation im gemeinsamen Engagement<br />
für die Ziele der Organisation.<br />
– Präsidium: Zuoberst auf der Prioritätenliste<br />
steht nun aber natürlich die Suche<br />
nach einer neuen Präsidentin, einem neuen<br />
Präsidenten oder einem Ko-Präsidium.<br />
Auf ausdrücklichen Wunsch des Vorstandes<br />
habe ich mich bereit erklärt interimistisch<br />
einzuspringen, damit der Verein<br />
nicht statutenwidrig ohne Leitung dasteht.<br />
Gerne übergebe ich diese Funktion<br />
bald wieder in berufenere Hände.<br />
Andri Bryner<br />
Möttelistr. 47<br />
8400 Winterthur<br />
Telefon 052 / 232 70 12<br />
natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />
Seite 17
VivaRiva auf Erfolgskurs<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
sagen: Ja, es besteht ein Potenzial, und dieses Potenzial ist<br />
<br />
von Kathrin Jaag<br />
Mit einer Verdoppelung der Veranstaltungen<br />
gegenüber dem – in unseren Augen bereits<br />
erfolgreichen – Vorjahr konnten wir unsere<br />
eigenen Erwartungen im Jahr 2008<br />
nochmals übertreffen. Überdies konnten wir<br />
unser Tätigkeitsfeld sowohl räumlich (mit<br />
ersten Anlässen in der Zentral- und Nordwestschweiz)<br />
als auch personell (mit Karin<br />
Schlude als neuer Mitarbeiterin und Isabelle<br />
Gerber als Praktikantin) und thematisch ausweiten.<br />
Als Highlight ist diesbezüglich sicher<br />
das Modul «Biber» zu erwähnen, denn der<br />
sympathische Grossnager hilft uns seit letztem<br />
Sommer, Kinder und Jugendliche für<br />
die Anliegen intakter Fliessgewässer zu sensibilisieren.<br />
<br />
Jeder Anlass ist einzigartig und jedes Mal<br />
stellen wir mit den Lehrpersonen das jeweils<br />
bestmögliche Programm für eine Klasse, für<br />
eine Schule zusammen. In unterschiedlicher<br />
Ausprägung ist meist eine Auswahl folgender<br />
Module Teil des Anlasses.<br />
Wassertiere: Das Highlight unter den Aktivitäten!<br />
Mit Kescher und Sieb ausgerüstet erforschen<br />
wir das Wasserleben. Lupe oder<br />
Feldbinokular und einfache Tafeln oder<br />
Fachliteratur helfen bei der Bestimmung.<br />
Anhand der Tiere können wir Aussagen über<br />
die Gewässergüte machen.<br />
Biber: Bei der Suche nach Biberspuren lernen<br />
die Kinder das Leben des geheimnisvollen<br />
Grossnagers kennen. Auf einer erlebnisreichen<br />
Exkursion mit Spurensuche, Spielen<br />
und Experimenten werden den Kindern Verhaltensweise<br />
und Lebensraum des Bibers<br />
näher gebracht.<br />
Bach vermessen: An einem Querprofil werden<br />
die verschiedenen Eigenschaften des<br />
Wassers wie Temperatur, Farbe, Geruch,<br />
Fliessgeschwindigkeit, Bachbreite und Wassertiefe<br />
bestimmt.<br />
Bach benoten: In der Schule kriegen die besten<br />
Schüler die besten Noten. Bei uns kriegt<br />
der natürlichste Bach, der möglichst wenig<br />
verbaut ist und der vielen Tieren und Pflanzen<br />
einen Lebensraum bietet, die besten<br />
Noten.<br />
Pflanzen: Bäume und Sträucher sind wichtige<br />
Lebensräume für Tiere, die Bachbegleitflora<br />
vernetzt das Wasser mit dem Land. Hier<br />
liegt der Fokus auf Kennenlernen und Erkennen<br />
der «grünen Welt» mit vielen Spezialinformationen<br />
als «Beigemüse».<br />
Amphibien: Wissenswertes über die heimischen<br />
Schwanz- und Froschlurche und<br />
deren Lebensräume fasziniert die Kinder<br />
genau so wie das Fangen und Bestimmen.<br />
Gefährdung und Rekordträchtiges<br />
<br />
<br />
als Tausend Kinder und<br />
<br />
Anliegen unserer Gewässer<br />
sensibilisiert werden.<br />
Foto: K. Jaag<br />
Seite 18 natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009
in Lehrerzeitschriften. Verschiedene Medientexte<br />
über VivaRiva sind auf der Website<br />
www.vivariva.ch einsehbar.<br />
Mittelstufe<br />
Oberstufe<br />
runden dieses Modul ab. Der Liebling vieler<br />
Kinder!<br />
Klimawandel und Naturgefahren: Spielerisch<br />
lernen die Kinder Ursache und Folgen des<br />
Klimawandels kennen und setzen sich gestalterisch<br />
mit entsprechenden Hochwasser-<br />
Gefahren auseinander.<br />
Geomorphologie: Begradigung und Verbauung<br />
vieler Gewässer sind ein wichtiger<br />
Grund für die Armut an Tieren und Pflanzen.<br />
Mit älteren Schülern kann eine Strukturgüteuntersuchung<br />
Aufschluss über die Lebensraumvielfalt<br />
geben.<br />
Experimentieren mit Wasser: Warum sinkt der<br />
Wasserläufer nicht? Wie schwimmt ein Schiff,<br />
wie sinkt ein U-Boot? Experimentierend die<br />
Wassereigenschaften erkunden und spielerisch<br />
verschiedene Wasserthemen kennen<br />
lernen.<br />
Kunst am Wasser: «Wir nehmen nichts ausser<br />
Fotos und Hinterlassen nichts ausser Fussspuren»<br />
…und ein paar Kunstwerken. Aus<br />
Naturmaterialien kreieren die Kinder und<br />
Jugendlichen LandArt, vergängliche Kunst<br />
am Wasser.<br />
Anlässe und TeilnehmerInnen<br />
Unterstufe<br />
Lehrpersonen<br />
Kindergarten<br />
2007 konnten im letzten Jahr 48 VivaRiva-<br />
Anlässe durchgeführt werden, womit ein<br />
neuer Rekord erzielt wurde.<br />
Bei den meisten Veranstaltungen (36) handelt<br />
es sich nach wie vor um Bacherlebnistage<br />
mit Schulklassen. Daneben konnten jedoch<br />
auch fünf Lehrerweiterbildungen<br />
durchgeführt werden, und auch im «Feriensegment»<br />
konnten wir fünf Ferienpass-<br />
Veranstaltungen durchführen.<br />
Insgesamt haben 2008 über 1000 Personen<br />
an VivaRiva-Veranstaltungen teilgenommen.<br />
Die Grafik schlüsselt die Teilnehmenden<br />
2008 nach der Klassenstufe auf. Dabei<br />
zeigt sich, dass VivaRiva dieses Jahr vor allem<br />
Kinder der Unterstufe (1.- 3. Klasse) erreichen<br />
konnte. Zum ersten Mal hatten wir<br />
dieses Jahr auch die ganz Kleinen, die Kindergartenkinder,<br />
als Kundschaft.<br />
Nachdem wir bisher ausschliesslich in der<br />
Nordostschweiz (in den Kantonen Zürich,<br />
Schaffhausen und Thurgau) aktiv waren,<br />
konnten wir unsere Tätigkeit im Jahr 2008<br />
weiter ausdehnen und knapp ein Viertel der<br />
Anlässe auf «neuem Terrain» durchführen.<br />
Insgesamt fanden Veranstaltungen in den<br />
Kantonen ZH, SH, TG, SO, LU, BS, BE und SG<br />
statt.<br />
<br />
Es ist schön zu sehen, wie jeder einzelne<br />
Anlass Begeisterung weckt, wie Kinder und<br />
Jugendliche dem Forscherdrang erliegen,<br />
wie mit grosser Begeisterung Kleines betrachtet<br />
und beobachtet wird. Und auch<br />
wenn es schwierig ist, festzuhalten, was die<br />
Kinder von so einem Anlass mitnehmen,<br />
bin ich davon überzeugt, dass etwas hängen<br />
bleibt und sich unsere Basisarbeit für<br />
den Naturschutz, den Gewässerschutz und<br />
die Anliegen der Umwelt lohnen. Ich freue<br />
mich jedes Mal darüber, mit den Kindern<br />
einen unvergesslichen Tag am Wasser zu<br />
erleben!<br />
Kathrin Jaag<br />
ist seit dem Start<br />
Anfangs 2006<br />
Projektleiterin von<br />
VivaRiva. Sie ist<br />
Umweltnaturwissenschaftlerin<br />
und hat mehrjährige<br />
Erfahrung aus verschiedenen Umweltbildungsprojekten.<br />
Als langjährige<br />
Pfadileiterin hat sie Freude am Umgang<br />
mit Kindern und Jugendlichen<br />
und als Exkursionsleiterin im Pro<br />
NaturaZentrum Aletsch VS sowie als<br />
Leiterin verschiedener Botanikkurse<br />
des Zürcher Vogelschutzes auch einschlägige<br />
Erfahrungen in der Erwachsenenbildung.<br />
Neben ihrer Tätigkeit<br />
beim <strong>Rheinaubund</strong> ist Kathrin Jaag als<br />
Workshopleiterin und Zooführerin im<br />
Zoo Zürich aktiv sowie bei der Umweltbildungsgruppe<br />
drosera.<br />
Vom Halbtagesanlass mit den Erstklässlern<br />
über Modulposten für ganze Schulen, von<br />
Ferienpass-Veranstaltungen über Geomorphologische<br />
Untersuchungen mit Sekundarklassen<br />
bis zum Themenabend mit Konfirmanden<br />
und Lehrerweiterbildungen haben<br />
wir eine breite Palette an Veranstaltungen<br />
erlebt. Nach 24 Anlässen im Jahr<br />
Medienarbeit<br />
Auch dieses Jahr waren wir wieder in verschiedenen<br />
(hauptsächlich Print- und online-Medien)<br />
präsent. Bacherlebnistage und<br />
Ferienpassveranstaltungen standen v. a. im<br />
Fokus, daneben platzierten wir kurze Artikel<br />
Kathrin Jaag<br />
VivaRiva<br />
<strong>Rheinaubund</strong><br />
Weinsteig 192<br />
8201 Schaffhausen<br />
Tel. 052 625 26 67<br />
kathrin.jaag@rheinaubund.ch<br />
natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />
Seite 19
Bahn 2000 im Fokus der beschwerdeberechtigten<br />
Umwelt-, Natur- und Heimatschutzorganisationen<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Umwelt weitgehend umgesetzt.<br />
von Martin Furter<br />
Im Zeitpunkt der eidgenössischen Abstimmungsvorlage<br />
zur Bahn 2000 war die Diskusnotwendige<br />
Verbesserungen der Projektteile<br />
in der Planung nicht berücksichtigt. Legitimiert<br />
durch das Verbandsbeschwerderecht<br />
konnten die Organisationen die Auflageprojekte<br />
analysieren und die Behebung von<br />
Mängeln mittels Einsprachen verlangen.<br />
Die Komplexität des Vorhabens Bahn 2000<br />
legte es nahe, die unterschiedlichen Schwerpunktthemen<br />
der einzelnen Organisationen<br />
zu bündeln und die Projekte zentral bearbeiten<br />
zu lassen.<br />
<br />
<br />
legten Stammlinie (rechts im<br />
<br />
Kerngebiet der Bunnmatten<br />
Fotos: Martin Furter<br />
Bereits im Vorfeld der Volksabstimmung bemühten<br />
sich die Organisationen darum,<br />
Rücksichtnahme auf landschaftliche und natürliche<br />
Gegebenheiten in die Festlegung<br />
der Linienführung der Neubaustrecken des<br />
Eisenbahngrossvorhabens Bahn 2000 einzubringen.<br />
Das zentrale Anliegen, durch weitgehende<br />
Parallelführung zur Autobahn im<br />
Mittelland neue Landschaftszerschneidungen<br />
zu vermeiden, konnte allerdings nicht<br />
durchgesetzt werden.<br />
<br />
sion über die Einzelheiten der Linienführung<br />
der Neubaustrecken noch keineswegs abgeschlossen.<br />
Um die notwendige Bahninfrastruktur<br />
für die Zukunft sicherzustellen, empfahlen<br />
die Organisationen ihren Mitgliedern<br />
gleichwohl, dem Projekt zuzustimmen. Am<br />
6. Dez. 1987 stimmte das Schweizervolk dem<br />
Vorhaben Bahn 2000 im Grundsatz zu.<br />
Viele Fragen über die Art und Weise der Realisierung<br />
blieben offen. Deshalb galt es von<br />
nun an, frühzeitig im konkreten Planungsprozess<br />
auf die von den Organisationen<br />
wahrgenommenen Aspekte des Umwelt-,<br />
Natur- und Heimatschutzes hinzuweisen<br />
und auf deren Berücksichtigung in den Projekten<br />
hinzuarbeiten. In Konkurrenz zu privaten<br />
Eigeninteressen wurden viele, aus der<br />
Sicht der Organisationen berechtigte und<br />
von den geltenden Gesetzen über den Umwelt-,<br />
Natur- und Heimatschutz geschützte,<br />
Im Dezember 1989 erteilten mir Pro Natura,<br />
<strong>Rheinaubund</strong>, Schweizer Heimatschutz SHS<br />
und WWF Schweiz das Mandat zur fachlichen<br />
Begleitung und Beratung sowie zu ihrer<br />
rechtlichen Vertretung im Grossprojekt<br />
Bahn 2000. Im Laufe der Zeit schlossen sich<br />
diesem Mandat der VCS Schweiz, die Stiftung<br />
Landschaftsschutz Schweiz SL und der<br />
Schweizer Vogelschutz SVS an. Neben vielen<br />
anderen Gebieten, die wir hier und heute<br />
nicht alle vorstellen können, konzentrierte<br />
sich unsere Arbeit auf die Schonung der<br />
Wässermatten bei Roggwil, einer ökologisch<br />
sehr wertvollen, 800-jährigen Kulturlandschaft<br />
(BLN-Gebiet 13.12), durch die ein 44<br />
Meter breiter Bahndamm gebaut wurde.<br />
Problemgebiet Brunnmatten:<br />
Was wurde erreicht?<br />
Zusammen mit vielen engagierten Menschen,<br />
versuchten wir, die Neubaustrecke<br />
in einem Tunnel durch den Muniberg um<br />
das ökologisch äusserst wertvolle Gebiet<br />
der Brunnmatten herumzuführen. Leider<br />
zeigte sich hier deutlich, dass der Schutz<br />
eines Objekts im Bundesinventar der Landschaften<br />
von Nationaler Bedeutung (BLN)<br />
Seite 20
nur soweit geht, als die zuständigen Behörden<br />
diesen Schutz gegenüber den Mehrkosten<br />
für eine alternative Lösung als verhältnismässig<br />
einstufen. Die vom Natur- und<br />
Heimatschutzgesetz in solchen Fällen vorgesehene<br />
„grösstmögliche Schonung“ ermöglichte<br />
den Bau der Neubaustrecke mitten<br />
durch die 800-jährige Kulturlandschaft<br />
der Wässermatten.<br />
Nach der Evaluation der rechtlichen Situation<br />
verzichteten die Organisationen darauf,<br />
die Verfügung des UVEK (damals EVED)<br />
mit einer Beschwerde anzufechten. Die Abweisung<br />
der entsprechenden Beschwerde<br />
des Kantons Bern durch das Bundesgericht<br />
bestätigte die Richtigkeit dieses Entscheids.<br />
Die Plangenehmigungsverfügung delegierte<br />
die konkrete Ausarbeitung der notwendigen<br />
Massnahmen zum Schutz der Umwelt<br />
in sogenanntes „nachlaufendes Verfahren“.<br />
Deshalb hatten die Organisationen während<br />
der langen Jahre der Projektkonkretisierung<br />
und -ausführung die Aufgabe und vor allem<br />
die Möglichkeit, dort korrigierend einzugreifen,<br />
wo aus ihrer Sicht die auf dem USG und<br />
dem NHG basierenden rechtlichen Vorgaben<br />
nicht erfüllt wurden.<br />
<br />
Bewässerungsgräben wird<br />
<br />
Stauden ganzjährig stehen<br />
<br />
Grundwasser gespiesene<br />
<br />
<br />
Lebensräume.<br />
Manche Eingriffe entlang der gesamten Neubaustrecke<br />
konnten nicht an Ort und Stelle<br />
durch Ersatzmassnahmen ausgeglichen werden.<br />
Um das umwelt- und naturschutzrechtlich<br />
dadurch entstehende ökologische Defizit<br />
auszugleichen wurde das BLN-Gebiet der<br />
Brunnmatten bei Roggwil festgelegt.<br />
Die SBB entschieden sich, den Teilabschnitt<br />
in den Brunnmatten in zwei Verfahren zu<br />
teilen: Das Projekt „Annex Brunn-matte“ umfasste<br />
die Gestaltung des Bauprojekts. Mit<br />
dem „Ökopaket Brunnmatte“ sollten die<br />
Massnahmen zugunsten der Natur geplant<br />
werden. Es galt deshalb, sowohl der Detailgestaltung<br />
des Bauprojekts bezüglich seiner<br />
ökologischen Auswirkungen als auch der<br />
Planung und Ausführung der Massnahmen<br />
zum Schutz der Umwelt hohe Aufmerksamkeit<br />
zu widmen. Ein besonderes Augenmerk<br />
mussten wir auf die Festlegung der ökologischen<br />
Ziele und die entsprechenden Erfolgskontrollen<br />
der Massnahmen legen.<br />
Unser Einsatz erstreckte sich in Einzelfällen<br />
bis zur Begleitung der Realisierung von<br />
Bachumlegungen und der Gestaltung der<br />
neuen Gewässer auf der Baustelle. So konnten<br />
beispielsweise Baggerführer zur Rücksichtnahme<br />
auf wichtige Naturaspekte aufmerksam<br />
gemacht und motiviert werden.<br />
Die Festlegung von Zielarten für das Ökopaket<br />
und die Erfolgskontrollen erforderte sehr<br />
grossen Einsatz unsererseits. Dies umfasste<br />
die rechtliche Begründung und dazu den<br />
Aufbau und die Ergänzung von Artenlisten.<br />
Mit seinen umfassenden Kenntnissen über<br />
die Flora und die besondere Fauna der Wässermatten<br />
konnte Ernst Grütter, von Pro Natura<br />
Oberaargau einen ganz bedeutenden<br />
Beitrag an die Optimierung der Massnahmen<br />
im Gebiet der Brunnmatten bei Roggwil<br />
leisten. Für seine Mitwirkung gebührt<br />
ihm ein grosser Dank!<br />
<br />
<br />
<br />
nun der maximal mögliche<br />
Raum zwischen dem<br />
Industrieareal und der<br />
<br />
im Gebiet heimische,<br />
<br />
<br />
neuen Lebensraum bereits.<br />
<br />
Dr. phil., Geograph,<br />
Ökologe SVU, führt<br />
das Büro für<br />
Raumplanung und<br />
Umweltschutzberatung<br />
in Böckten und ist im Auftrag<br />
von sieben Natur- und Heimatschutzorganisationen,<br />
darunter der<br />
<strong>Rheinaubund</strong>, verantwortlich für die<br />
umwelt, natur- und heimatschutzrechtliche<br />
sowie ökologisch optimierte<br />
Begleitung der Eisenbahngrossprojekte<br />
in der Schweiz. Er ist Mitglied der<br />
Kommission für ökologischen Ausgleich<br />
in der Landwirtschaft des<br />
Kantons Basel-Landschaft und Autor<br />
des Buches «Bauernhäuser der Kantone<br />
Basel-Landschaft und Basel-Stadt»,<br />
Band 25 der Reihe Bauernhäuser der<br />
Schweiz.<br />
Martin Furter<br />
Büro für Raumplanung und<br />
Umweltschutzberatung<br />
Hauptstr. 52<br />
4461 Böckten<br />
Tel. 061 981 38 77<br />
m.furter@bluewin.ch<br />
natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />
Seite 21
Tätigkeitsbericht <strong>Rheinaubund</strong> 2008/09<br />
<br />
<br />
<br />
Von Ruedi Schneider<br />
Auch im Geschäftsjahr 2008/2009 wurden<br />
uns wieder neue Projekte angetragen, so<br />
dass der <strong>Rheinaubund</strong> häufig gleichzeitig<br />
an sehr verschiedenen Schauplätzen aktiv<br />
war. Gerade im Bereich Gewässerschutz ist<br />
unser Knowhow sehr gefragt, was uns natürlich<br />
freut, für die Zukunft aber auch eine<br />
Herausforderung ist, der wir uns aber gerne<br />
stellen.<br />
Gewässerschutz<br />
Kraftwerk Kembs / Oberrhein: Das Kraftwerk<br />
Kembs staut den Oberrhein beim Ausleitungswehr<br />
in Märkt, wo das gesamte Rheinwasser<br />
bis auf einen unbedeutenden Restabfluss<br />
in den Grand Canal d‘Alsace nach<br />
Frankreich abgeleitet wird. Es herrscht französisches<br />
Recht. Die Schweiz hat aber ein<br />
Mitspracherecht bei den derzeitigen Konzessionsverhandlungen,<br />
weil das Wehr den<br />
Rhein über die Schweizerisch-französische<br />
Grenze hinaus staut.<br />
In der Frage der Neukonzessionierung bestehen<br />
fachliche Divergenzen, beispielswei-<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
auch den <strong>Rheinaubund</strong>.<br />
Foto: J. Lange<br />
se über die Restwassermenge, die dem alten<br />
Rhein (Restrhein) abzugeben ist. Ein<br />
wichtiges Thema ist überdies die longitudinale<br />
Durchgängigkeit des Oberrheins bis<br />
hinauf in die Schweiz. Die Eléctricité de<br />
France (EDF) will den Restrhein lediglich mit<br />
60 m3/s Wasser dotieren, während vonseiten<br />
der Ökologie und der Fischbiologie ein<br />
ganzjähriger Sockelabfluss von mindestens<br />
100m 3 /s verlangt wird.<br />
Neben dem Mindestabfluss im Restrhein<br />
spielt auch die Funktionsfähigkeit der sich<br />
gerade in Bau befindlichen Fischaufstiegshilfe<br />
am Kulturwehr in Breisach und die Passierbarkeit<br />
des Wehres bei Märkt eine zentrale<br />
Rolle.<br />
Die Diskussionen umfassen auch die Geschiebefrage<br />
und die Probleme von Schwall<br />
und Sunk im Restrhein, denn nach dem<br />
Durchlauf von Hochwasserwellen werden<br />
die Schleusen am Wehr bei Märkt im Interesse<br />
der EDF derzeit immer sehr rasch in ihre<br />
Ausgangsposition zurückgefahren – mit katastrophalen<br />
Auswirkungen auf die gesamte<br />
Fliessgewässerfauna des Restrheins.<br />
Der <strong>Rheinaubund</strong> und seine Verbündeten<br />
warten derzeit auf den Entscheid des Bundesamtes<br />
für Energie (BFE) und auf die Debatte<br />
des Grossen Rates von Basel-Stadt.<br />
Rhein-Kraftwerk Rhyburg-Schwörstadt: Die<br />
Einigungsverhandlung zwischen dem Kraftwerk,<br />
dem Bundesamt für Energie und den<br />
Umweltorganisationen zeigte, dass die Problembereiche<br />
Konzessionsdauer und Funktionstüchtigkeit<br />
der Fischaufstiegshilfe im<br />
Mittelpfeiler noch nicht gelöst waren. Der<br />
<strong>Rheinaubund</strong> argumentierte, dass die Gewährung<br />
der freien Fischwanderung allein<br />
durch das geplante Umgehungsgerinne am<br />
rechten Ufer (Art. 9 des BGF) nicht erreicht<br />
sei, weil vor allem den Bodenfischen kaum<br />
eine Aufstiegsmöglichkeit geboten wird.<br />
Der <strong>Rheinaubund</strong> machte dazu zwei konkrete<br />
Lösungsvorschläge und die Kraftwerksgesellschaft<br />
erklärte sich bereit, diese<br />
gemeinsam weiter zu entwickeln. Man war<br />
sich einig, dass die Lösung in den Entwurf<br />
des BFE zur Neukonzessionierung des Kraftwerkes<br />
eingearbeitet werden muss. Bis heute<br />
ist jedoch der Entscheid des BFE ausgeblieben,<br />
so dass das Problem bisher nicht<br />
weiter bearbeitet werden konnte.<br />
Rhein-Kraftwerk Rheinfelden: Im Jahre 2008<br />
fanden zwei Sitzungen der Begleitkommission<br />
statt. Hauptthemen waren die Baustelle<br />
des neues Maschinenhaus, die Ufergestaltung<br />
am Schweizer Ufer, der Wildkorridor,<br />
Fledermauskästen und weitere kleinere Er-<br />
Seite 22 natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009
satzmassnahmen. Die Bauarbeiten schreiten<br />
planmässig voran. Ende 2009 soll das Maschinenhaus<br />
fertig werden, und 2010 wird<br />
das neue Kraftwerk in Betrieb genommen.<br />
Die Planung des Umgehungsgerinnes für<br />
die Fische auf deutscher Seite ist anfangs<br />
2009 in Angriff genommen worden.<br />
Trotzdem läuft nicht alles gemäss Plan! Die<br />
beiden Städte Rheinfelden (D+CH) haben<br />
die Öffentlichkeit im Sommer 2008 mit der<br />
politischen Forderung überrascht, das alte<br />
Maschinenhaus und den Fussgängersteg als<br />
Kulturdenkmäler zu erhalten. Gemäss Konzession<br />
bzw. Baubewilligung müssen die<br />
beiden Konstruktionen jedoch abgerissen<br />
werden. Das war das Resultat der damaligen<br />
langwierigen Verhandlungen über die Neukonzession,<br />
die bekanntlich vor Bundesgericht<br />
zuungunsten der Umweltverbände endeten.<br />
Das Gelände des Umgehungsgerinnes<br />
wurde als Ersatzmassnahme für die Teilsprengung<br />
des „Gwildes“ am Schweizer Ufer<br />
als „gerade noch knapp umweltverträglich“<br />
eingestuft.<br />
Der Vorstand des <strong>Rheinaubund</strong>es hat sich<br />
gegenüber den Behörden einstimmig für<br />
den Rückbau der beiden Anlagen ausgesprochen.<br />
Dies aus naturschützerischen und<br />
juristischen Gründen.<br />
Rhein-Kraftwerk Albbruck-Dogern: Die Begleitkommission<br />
verabschiedete an der 7.<br />
Sitzung des Projekts der RADAG am Hochrhein<br />
verschiedene Ausgleichsmassnahmen<br />
und erklärte sich mit der Gestaltung des Zuflusses<br />
der rechtsrheinischen Alb einverstanden.<br />
Die als Ausgleichsmassnahme verlangten<br />
Schluten (reaktivierte Altläufe)<br />
wurden planmässig erstellt; allerdings zeigte<br />
es sich, dass die Böschungen zu steil sind.<br />
Aus Rücksicht auf den Baumbestand wollte<br />
man jedoch nicht zu grosse Schneisen in<br />
den Auwald schlagen. Das Monitoring soll<br />
nun das weitere Vorgehen optimieren.<br />
Die Platzierung der Raubäume erfolgte<br />
plangemäss. Sie fallen in das Konzept der<br />
jährlichen Pflegemassnahmen.<br />
Die Begleitkommission nahm eine Optimierung<br />
der geplanten Uferanrisse zur Kenntnis,<br />
die mit Rücksicht auf den Baumbestand<br />
angepasst wurden. Auch hier besteht ein<br />
Konzept zu den Pflegemassnahmen, um die<br />
<br />
<br />
in vollem Gange.<br />
Foto: Zeppelin GmbH<br />
Böschungen, wo nötig für Uferanrisse frei zu<br />
halten. Das Kiesbankkonzept (LZ3) wurde<br />
ausgeführt und mit Feinsedimenten abgedeckt.<br />
Der Erfolg der Massnahme konnte die<br />
Begleitkommission jedoch nicht völlig überzeugen,<br />
so dass die Massnahme LZ1 bei der<br />
Nachtigallinsel noch einmal überprüft wird.<br />
In diesem Punkt muss die Planung der Gestaltung<br />
des Kiesbankkonzeptes überarbeitet<br />
werden.<br />
Die RADAG informierte auch über Probleme<br />
des Baugrundes. Dessen Beschaffenheit erfordert<br />
Änderungen bei der Anordnung der<br />
Fischpassbecken für die neue Wanderhilfe<br />
am Maschinenhaus, wobei aber weder die<br />
Anzahl noch die Abmessungen der Becken<br />
verändert werden. Gegenwärtig sind die<br />
Bauarbeiten im Unterwasser des Maschinenhauses<br />
im Gang. Das Einlaufbauwerk ist<br />
bereits fertig gestellt. Im flachen Teil konnte<br />
die Sohle durch Aushubmaterial aus Wellenkalk<br />
gegen den Grundwasserträger abgedichtet<br />
werden.<br />
Kraftwerk Eglisau / Hochrhein: Die Baubewilligung<br />
für das KW Eglisau steht kurz vor der<br />
Publikation. Nach einer längeren Zeit des<br />
Wartens sind die beiden Schwerpunktthemen<br />
„Geschiebehaushalt“ und „Fischwanderung“<br />
in der Endphase. Am 19.11.08 fand die<br />
Verhandlung über die Geschiebezugaben<br />
statt. Auf der Strecke von Lottstetten/Rüdlingen<br />
bis Ettikon/Küssaberg sind insgesamt<br />
10 Zugabestellen mit total 46 000 m 3 Kies in<br />
den ersten fünf Jahren sowie zwei Kiesumlagerungen<br />
(Thurspitz, Tössegg) vorgesehen.<br />
Obwohl die Behörden und das Kraftwerk<br />
zum Teil kontroverse Varianten vorlegten,<br />
wird sowohl die flussdynamische Sicht<br />
(Kiestransport in frei fliessenden Strecken)<br />
als auch die statische Sicht (stabile Kiesbänke<br />
im Stauraum) berücksichtigt. Damit liegt<br />
nun ein Konzept vor, das akzeptiert werden<br />
kann und als Grossraumexperiment zu verstehen<br />
ist.<br />
Bei den Fischpässen am Wehr wird es auf<br />
deutscher Seite einen Fischlift in Kombination<br />
mit der Schiffsschleuse geben, auf<br />
Schweizer Seite eine Verbesserung des bestehenden<br />
Fischpasses im Wehrpfeiler. Unter<br />
anderem ist eine Collection Gallery vorgesehen,<br />
durch welche am Ufer wandernde<br />
Fische zum Fischpass geleitet werden. Leider<br />
sind die baulichen Verhältnisse derart<br />
eingeengt, dass der internationale Standard<br />
nicht erreicht werden kann. Immerhin konnte<br />
der <strong>Rheinaubund</strong> erwirken, dass die Anlage<br />
technisch weitmöglichst optimiert wird.<br />
Auf die Funktionskontrollen kann man gespannt<br />
sein.<br />
Restwasserstrecke Kraftwerk Rheinau / Hochrhein:<br />
Die Revitalisierung der Restwasserstrecke<br />
beim KW Rheinau gemäss Art.80 ff<br />
GSchG tritt 2009 in eine interessante Phase.<br />
Das BFE will nach einer längeren Periode<br />
stiller Arbeit ihren Vorschlag der Öffentlichkeit<br />
vorstellen. Seit der Präsentation des Berichts<br />
Sigmaplan (2005) und den Dotierversuchen<br />
(2006) fanden einige informelle<br />
Gespräche und ein Schriftwechsel zwischen<br />
dem <strong>Rheinaubund</strong> und dem BFE statt. Die<br />
natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />
Seite 23
zur Diskussion stehenden Varianten wurden<br />
den NOK zur Beurteilung der Wirtschaftlichkeit<br />
vorgelegt. Eine der Fragen ist, ob eine<br />
Dotierturbine beim Hauptwehr erstellt werden<br />
kann, falls aus ökologischen Gründen<br />
mehr Restwasser in der Rheinschlaufe benötigt<br />
wird. Dabei könnte man gleich auch den<br />
Fischpass mitplanen, da die Turbine das<br />
Lockwasser abgeben wird. Diesbezüglich<br />
stellen sich jedoch auch Verfahrensfragen<br />
(Konzessionsänderung oder vorgezogene<br />
Konzession).<br />
Ein Knackpunkt stellt der Chly Rhy bei der<br />
Klosterinsel dar, denn ein ENHK-Gutachten<br />
hat gefordert, dass dieser aus Landschaftsschutzgründen<br />
nie trocken fallen dürfe, obwohl<br />
gleichzeitig eine Dynamisierung der<br />
Wasserführung verlangt wurde. Am 11.11.08<br />
hat der <strong>Rheinaubund</strong> eine Informationsveranstaltung<br />
in Rheinau organisiert. Wir gingen<br />
der Frage nach, wie weit die Bevölkerung<br />
ein zeitweises Trockenfallen des Chly<br />
Rhy akzeptieren würde, und konnten feststellen,<br />
dass dafür durchaus eine Akzeptanz<br />
vorhanden ist. Damit haben wir die Diskussion<br />
wieder belebt, und am 28. April 2009<br />
wird das BFE alle Beteiligten zu einem runden<br />
Tisch einladen.<br />
Kraftwerk Kradolf/Schönenberg, Thur: Nach<br />
den Einigungsverhandlung vom vergangenen<br />
28.Mai 2008 haben sich in der Detailplanung<br />
der Wasserkraftanlage noch weitere<br />
Schnittstellen ergeben, die allenfalls für ein<br />
moderneres Turbinenkonzept abgeklärt<br />
werden.<br />
Der Kanton Thurgau wird im Zirkularverfahren<br />
in die Evaluation dieser Konzepte einbezogen.<br />
Eine Stellungnahme der kantonalen<br />
Fachstellen wird in Kürze erwartet.<br />
Die Kraftwerksgesellschaft ist zurzeit auch dabei,<br />
ihre Terminplanung zu überarbeiten und<br />
die Finanzierung des Projektes durch eine<br />
Überarbeitung der Kostenberechnungen aufzudatieren.<br />
Der Baubeginn dieses Wasserkraftwerkes<br />
ist für den Sommer 2009 angesetzt.<br />
Nach Auskunft der Bewilligungsbehörden<br />
ist vorgesehen, dass der <strong>Rheinaubund</strong> rechtzeitig<br />
mit allfälligen Planungsänderungen<br />
zur Stellungnahme bedient wird. Dabei<br />
geht es aus unserer Sicht in erster Linie um<br />
die Funktionstüchtigkeit und die Funktionskontrolle<br />
der geplanten Fischaufstiegshilfe<br />
am Kraftwerk.<br />
Weinfelden-Bürglen, Thur: Der Raum der Thur<br />
zwischen Weinfelden und Bürglen im Kanton<br />
Thurgau wird für Hochwasserschutz und<br />
Renaturierung vollständig neu gestaltet.<br />
Das im Rahmen der sogenannten 2. Thurkorrektion<br />
laufende Planungsverfahren wird<br />
von der Regionalen Arbeitsgruppe (RA) begleitet,<br />
in der alle am Vorhaben interessierten<br />
Kreise vertreten sind. Auch der <strong>Rheinaubund</strong><br />
ist in diesem Gremium und wird<br />
durch das Vorstandsmitglied Dipl.-Ing. Landschaftsplanerin<br />
Anna Belser vertreten.<br />
Vergangenes Jahr wurden an der Thur einige<br />
planerische Meilensteine festgesetzt. Im<br />
Frühjahr wurden aus zwei Vorprojektvarianten<br />
die Variante „Grubenau“ ausgewählt. Sie<br />
beinhaltet eine stehende Retention in Gestalt<br />
eines Hochwasserrückhaltebeckens.<br />
Die vom <strong>Rheinaubund</strong> unterstützte Variante<br />
„Pendelband“ mit fliessender Retention, d.h.<br />
mit einem aufgeweiteten naturnahen Flussprofil<br />
und überschwemmbarer Aue, fand<br />
keine Mehrheit.<br />
Die Variante „Grubenau“ musste jedoch im<br />
Verlaufe des Jahres einer Kompromisslösung<br />
weichen. Es hatte sich gezeigt, dass die<br />
Kosten zu hoch und das Kosten-Nutzen-Verhältnis<br />
ungünstig waren.<br />
Dabei wurde Abstand genommen von einer<br />
rein technischen Hochwasserschutzlösung<br />
zugunsten einer Lösung, die eine ausgeprägte<br />
Flussdynamik erlaubt. Es soll nun<br />
vollständig auf ein Rückhaltebecken verzichtet<br />
werden. Auf der linken Thuruferseite<br />
entsteht ein grosser, abgesenkter Raum, der<br />
gleichzeitig Hochwasserrückhalt und Entstehung<br />
einer naturnahen flusstypischen<br />
Aue ermöglicht. Auf der rechten Thuruferseite<br />
wird der Verbau der Ufer vollständig<br />
entfernt, so dass sich der Fluss ausweiten<br />
kann. Dabei werden auch Altarme reaktiviert.<br />
Der noch bestehende Rest von Hartholzauenwald<br />
bleibt erhalten.<br />
Der <strong>Rheinaubund</strong> unterstützt diese ökologisch<br />
sinnvolle Lösung. Das Auengebiet<br />
wird dabei vollumfänglich der Thur und ihrer<br />
Dynamik zugewiesen, anstatt mit einem<br />
technischen Bauwerk auf Jahrzehnte hinaus<br />
vollendete Tatsachen zu schaffen und das<br />
Potential einer grosszügig bemessenen Aue<br />
zu vergeben.<br />
Auf Grundlage der Kompromisslösung wird<br />
in 2009 ein Bauprojekt ausgearbeitet, zu<br />
dem die Regionale Arbeitsgruppe Stellung<br />
beziehen wird.<br />
Töss-Kraftwerke Rieter, Winterthur: Die zwei<br />
mit einer fragwürdigen „Zusatzkonzession“<br />
des Kantons wieder in Betrieb genommenen<br />
Rieterkraftwerke sind seit Ende 2007<br />
naturmade star zertifiziert. Am Wehr wurde<br />
eine moderne Fischtreppe erstellt (Schlitzpass).<br />
Die Restwassermenge ist mit nur<br />
500l/s sehr knapp bemessen, die freie<br />
Fischwanderung ist unserer Ansicht nach<br />
nur bedingt gewährleistet. In einer sehr<br />
flach überströmten Betonplatte soll daher<br />
noch eine Niederwasserrinne ausgebildet<br />
werden. Gespannt sind wir auf das Funktionieren<br />
der Abwärtswanderung: Dazu wurde<br />
an zwei Wehrklappen ein fester Ausschnitt<br />
angebracht, der mit je rund 150l/s durchströmt<br />
wird. Die Fische sollen im Wasserstrahl<br />
in den Kolk gespült werden. Wie dieses<br />
an sich innovative System kontrolliert<br />
werden kann, ist uns allerdings noch nicht<br />
klar.<br />
Unschön ist die Tatsache, dass die Betreiber<br />
ihren Strom seit anfangs 2009 nicht mehr als<br />
naturmade star Strom verkaufen, sondern<br />
über die kostendeckende Einspeisevergütung<br />
KEV des Bundes. Das bedeutet, dass<br />
der mit der Zertifizierung geäufnete Ökofonds<br />
praktisch nicht mehr gespiesen wird,<br />
obwohl das Werk sein Zertifikat behalten<br />
kann. Für die Stromkunden wird der Dschungel<br />
„welcher Strom kommt bei mir aus der<br />
Steckdose?“ damit noch etwas undurchsichtiger<br />
und die Natur verliert, weil weniger<br />
Geld für Aufwertungen zur Verfügung steht.<br />
Wir werden uns mit dieser Entwicklung sicher<br />
noch weiter befassen müssen, denn zur<br />
Zeit haben nicht weniger als 500(!) Wasserkraftwerkprojekte<br />
KEV-Gelder beantragt.<br />
Töss-Kraftwerk Hard, Wülflingen: Nach wie<br />
vor ist die Situation in der Restwasserstrecke<br />
des Hard-Kraftwerks unbefriedigend, da bei<br />
Regen ungereinigtes Autobahnabwasser in<br />
diese eingeleitet wird. Alle Versuche – selbst<br />
eine „Drohung“ durch den Kanton Zürich,<br />
den Bund zu einer Sanierung zu bringen,<br />
Seite 24 natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009
sind bisher abgeblockt worden. Jetzt ist ein<br />
Ausbau der A1 geplant, so dass eine „wesentliche<br />
Änderung der Anlage“ vorliegt,<br />
was eine Sanierungspflicht auslöst. Das kann<br />
aber noch dauern. Die Genossenschaft Hard<br />
plant derweil eine neue Zentrale. Wir sind<br />
im Ökofonds-Gremium vertreten und bereiten<br />
einen Massnahmenplan vor, wie mit<br />
dem Ökofondsgeld umgegangen werden<br />
soll. Noch ausstehend ist die Erfolgskontrolle<br />
des neuen Fischpasses.<br />
Töss-Kraftwerk EKZ Pfungen: Siehe dazu der<br />
Artikel in Heft 1/2009 von natur und <strong>mensch</strong>.<br />
Die Einsprache des <strong>Rheinaubund</strong>es hat Erfolg<br />
gezeigt. Die Konzession für das bestehende<br />
Werk enthält neu einen Abschnitt<br />
„Ökologische Aufwertungsmassnahmen“.<br />
Die EKZ wird darin verpflichtet mindestens<br />
100 000.– SFr. in solche Massnahmen zu investieren,<br />
vordringlich im Rahmen des Projekts<br />
„Hochwasserschutz und Revitalisierung<br />
Töss, Neftenbach/Pfungen“. Der Kanton Zürich<br />
hat sich seinerseits verpflichtet, das Projekt<br />
prioritär zu behandeln. Vorgesehen sind<br />
drei grössere Flussaufweitungen. Geprüft<br />
wird zur Zeit die Aufwerung der Mündung<br />
eines kleinen Bachs und eine Dynamisierung<br />
im Zusammenhang mit dem Ausbau<br />
einer Hochwasserentlastung. Ausserdem<br />
muss der bestehende Fischpass nachgebessert<br />
werden.<br />
Baggerung Tössegg: Siehe auch dazu Heft<br />
1/2009. Die Tössegg mit dem „Tössdelta“ im<br />
Rheinstau Eglisau ist eine gewässerökologische<br />
und landschaftliche Perle und geniesst<br />
einen sehr hohen Schutz (BLN, KLN, Auenschutz<br />
etc.). Der <strong>Rheinaubund</strong> hat eine<br />
Kiesbaggerung für die Zufahrt von Fahrgastschiffen<br />
nur unter verschiedenen Bedingungen<br />
akzeptiert. Unter anderem muss die<br />
Gesamtsituation überprüft und ein Konzept<br />
erstellt werden, das den hohen Schutzanforderungen<br />
gerecht wird. Der gebaggerte<br />
Kies wurde direkt im Tössdelta zur ökologischen<br />
Aufwertung eingesetzt.<br />
Kraftwerk Wettingen / Limmat: Mit dem Limmatkraftwerk<br />
Wettingen nutzt die ewz seit<br />
1933 das Gefälle der Limmat von Dietikon<br />
bis Wettingen. Die im Jahre 2000 erteilte<br />
Neukonzessionierung nahmen die Kraftwerksbetreiber<br />
zum Anlass, eine umfangreiche<br />
Modernisierung der Anlagen durchzuführen.<br />
Im Rahmen der technischen Erneuerungen<br />
wurden auch neue gesetzliche<br />
Anforderungen in den Bereichen Restwassermenge<br />
und Gewässervernetzung berücksichtigt.<br />
Während der gesamten Umbauphase<br />
stand der Kraftwerksbetreiber in engem<br />
Dialog mit Experten und Interessensvertretern.<br />
So nahm auch der <strong>Rheinaubund</strong> an<br />
den zahlreichen Sitzungen und Begehungen<br />
in der ökologischen Begleitgruppe Einsitz.<br />
Das Ergebnis intensiver und teilweise auch<br />
zäher Verhandlungen kann sich sehen lassen:<br />
Für den Bereich der Gewässerökologie<br />
kann als grösster Gewinn die Erhöhung der<br />
vorgeschriebenen Restwassermenge von<br />
0,6 m 3 /sec auf saisonal variierende 7,5 bis<br />
12 m 3 /sec genannt werden. Als flankierende<br />
Massnahme für die Fischökologie wurde zur<br />
Überwindung des 18,4 m hohen Stauwehrs<br />
ein 750 m langer Fischpass gebaut.<br />
Insgesamt wurden 15 ökologische Massnahmen<br />
zur Aufbesserung des Staugebietes<br />
umgesetzt. Als wichtigste sei an dieser Stelle<br />
die Renaturierung einer rund 9 ha grossen<br />
Auenlandschaft bei Geroldswil genannt.<br />
<br />
Renaturierungsarbeiten<br />
<br />
<br />
made star ausgezeichnet.<br />
Foto: G. Frauenlob<br />
Aufgrund der aufwendigen Renaturierungsarbeiten<br />
wurde das ewz-Kraftwerk mit dem<br />
Zertifikat naturmade star ausgezeichnet.<br />
Aufgrund dessen bleibt also den Umweltverbänden<br />
nach wie vor die Möglichkeit, als<br />
Anwalt der Natur am weiteren Aufbau einer<br />
ökologisch wertvollen Flusslandschaft im<br />
Rahmen eines Einsitzes in das Lenkungsgremium<br />
zur Verwaltung der naturemade-<br />
Fondsgelder mitzuwirken.<br />
Kleinkraftwerk Ambauenwehr / Engelbergeraa:<br />
Nach langwierigen Verhandlungen begannen<br />
im Winter 2008/09 die Bauarbeiten<br />
der neuen Fischaufstiegshilfe an der Engelbergeraa.<br />
Sie war ursprünglich ein wichtiges<br />
Laichgebiet der gefährdeten Seeforellen,<br />
die zur natürlichen Fortpflanzung auf die<br />
Zuflüsse des Vierwaldstättersees angewiesen<br />
ist. Die Engelbergeraa wird seit vielen<br />
Jahrzehnten durch das Ausleitungswehr bei<br />
Buochs zur Kraftgewinnung genutzt. Das<br />
Wehr bildete dabei ein unüberwindbares<br />
Wanderhindernis für alle Fische, und unterband<br />
auch den alltäglichen Populationsaustausch<br />
zwischen dem See und seinem Zufluss.<br />
Als der Nidwaldner Landrat die Arbeiten für<br />
ein Umgehungsgewässer auf Vorschlag der<br />
Regierung bewilligte und die Arbeiten voran<br />
schritten, konnte der <strong>Rheinaubund</strong> seine<br />
Beschwerde zurückziehen.<br />
natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />
Seite 25
Linksuferig wurde oberhalb und unterhalb<br />
des Wehrs im Bereich des Tosbeckens je ein<br />
Durchlass in den Hochwasserschutzdamm<br />
für die Fischpassage eingebaut. Beide<br />
Durchlässe werden nun durch ein naturnahes<br />
Umgehungsgerinne verbunden, und<br />
der gesamte Höhenunterschied wird durch<br />
Querbauwerke in mehrere Stufen unterteilt,<br />
damit die Wanderfische das Hindernis überwinden<br />
können. Auch an die flussabwärts<br />
gerichtete Fischwanderung wurde gedacht,<br />
indem das Tosbecken des Wehres vertieft<br />
und mit Steinblöcken gesichert wurde, so<br />
dass die Fische ihre Rückwanderung in den<br />
See schadlos überstehen können.<br />
<br />
Umgehungsgerinne in<br />
Buochs an der Engelberger<br />
<br />
Foto: Bolz<br />
Mit den Anpassungsarbeiten an Turbine und<br />
Oberwasserkanal soll auch eine Fischschutzanlage<br />
eingebaut werden, die verhindern soll,<br />
dass Fische durch die Rechenanlage in die<br />
Turbine geraten und dort Schaden nehmen.<br />
Die Überzeugungsarbeit des <strong>Rheinaubund</strong>es<br />
trug damit erneut zur Erschliessung<br />
eines ursprünglichen Laichgebietes einer<br />
gefährdeten Fischart bei.<br />
Kraftwerk Weseta und Mühlebach Engi GL:<br />
Am Mühlebach, einem Zufluss des Sernf bei<br />
Engi, besteht seit etwa 1900 ein Kleinkraftwerk<br />
der Textilfabrik. In einer Konzession<br />
von 1998 sollte die Anlage ursprünglich zu<br />
Gunsten einer grösseren aufgegeben werden.<br />
Wegen Verzögerungen des Neubaus<br />
wurde die alte Anlage technisch saniert und<br />
sollte später mittels Sanierungsvertrag mit<br />
dem Kanton abgesegnet werden. In der Folge<br />
wären den Umweltverbänden allfällige<br />
Rechtsmittel verwehrt worden.<br />
Da wir uns weder mit dem Sanierungsbericht,<br />
noch mit der vertraglichen Regelung<br />
einverstanden erklären konnten, intervenierten<br />
wir in enger Absprache mit den regionalen<br />
Verbänden von Pro Natura und WWF.<br />
An einem runden Tisch konnte man sich einigen<br />
dass:<br />
– die Auflagen des Departements in einer<br />
Verfügung erlassen und damit die<br />
Einsprachemöglichkeiten der Umweltverbände<br />
erhalten bleiben.<br />
– eine Messanlage zur Feststellung des<br />
effektiven Wasserdurchflusses installiert<br />
wird und die Daten dem zuständigen<br />
Departement zur Archivierung jährlich<br />
geliefert werden.<br />
– die Abflussmengen nach 10 Jahren<br />
ausgewertet und die Restwassermengen<br />
erst dann definitiv festgelegt werden<br />
– die Wasserkraft ausschliesslich innerhalb<br />
der gesetzlichen Möglichkeiten genutzt<br />
wird<br />
– vom Kraftwerkbetreiber in der Umgebung<br />
ökologische Aufwertungsmassnahmen<br />
finanziert werden.<br />
Die konstruktive Arbeit der beteiligten Verbände<br />
wurde von der Glarner Bevölkerung<br />
offenbar sehr gut honoriert: Die Initiative des<br />
Zürcher Freisinns zur Abschaffung des Verbandsbeschwerderechts<br />
wurde vom Glarnervolk<br />
deutlich abgelehnt!<br />
Seite 26 natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009
Jetzt ist es vom Bundesge<br />
<br />
Staumauererhöhung am<br />
<br />
<br />
Foto: Brian Wilson<br />
Kraftwerk Sernf-Niederenbach GL: Die SN Energie<br />
AG in Schwanden (SNE) nutzt das Wasser<br />
des Sernf zwischen Engi und Schwanden,<br />
sowie des Niederenbachs zwischen dem<br />
Garichti-Stausee und Schwanden seit Anfang<br />
der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts zur<br />
Stromerzeugung. SNE plant, die 2011 auslaufenden<br />
Konzessionen zu erneuern. Für die Erneuerung<br />
der Konzessionen wurde ein Umweltverträglichkeitsbericht<br />
erarbeitet, die<br />
vorgeschlagene Restwassermenge jedoch<br />
als nicht gewässerschutzkonform betrachtet.<br />
Darauf liess SNE eine Schutz- und Nutzungsplanung<br />
erstellen. Darin sind als ökologische<br />
Kompensation 11 Aufwertungsmodule enthalten,<br />
unter anderem Nutzungsverzichte<br />
von Auerenbach, Widersteibach und Wyssbach,<br />
Unterstützung und Aufwertung von 2<br />
Fischaufstiegen, Verbesserung des Moorschutzes<br />
und Beweidungseinschränkungen.<br />
<strong>Rheinaubund</strong>, Pro Natura und WWF setzen<br />
sich dafür ein, dass im Sernf, dem zweiten<br />
Hauptgewässer des Kantons Glarus, die<br />
Fischgängigkeit und Laichstellen wie vor<br />
dem Kraftwerksbau gewährleistet werden.<br />
Die dazu notwendigen Restwassermengen<br />
sollen auf Grund eines Monitoringprogramms<br />
auch noch nach der Konzessionserteilung<br />
definitiv festgelegt werden<br />
können. Weiter sollen grössere Pegelschwankungen<br />
durch rein wirtschaftlich<br />
bestimmtes Hoch- und Abfahren der Turbinen<br />
eingeschränkt und damit Laichplätze<br />
geschützt werden. Die Interessenabwägungen<br />
zwischen Umweltschutz und Energieproduktion<br />
scheinen zu einem annehmbaren<br />
Resultat zu führen.<br />
„KWO Plus“ Grimsel: Die Rechtsgruppe<br />
Grimsel, hat beim Berner Verwaltungsgericht<br />
eine Beschwerde gegen die Erhöhung<br />
der Grimselstaumauer um 23 m eingereicht,<br />
mit der Begründung, die Baueingabe der<br />
Kraftwerke Oberhasli KWO verletze die<br />
geltenden, kantonalen Konzessionsbestimmungen<br />
und zudem das nationale Moorschutzgesetz.<br />
Das Berner Verwaltungsgericht<br />
hat – zum Erstaunen der KWO – die<br />
Klage der Rechtsgruppe auf Verletzung der<br />
Konzessionsbestimmungen gutgeheissen.<br />
Die KWO haben gegen diesen Entscheid<br />
beim Bundesgericht rekurriert – ohne Erfolg!<br />
Ein bemerkenswerter Qualitätsbeweis<br />
für die Arbeit der Rechtsgruppe! Der Gewinn<br />
für die Natur besteht darin, dass die notwendige<br />
Neukonzessionierung die Anwendung<br />
des Gewässerschutzgesetzes erzwingt und<br />
damit die Einhaltung der Restwasservorschriften;<br />
die z.Z. völlig trocken gelegte Aare<br />
muss wieder Restwasser führen.<br />
Zur Klage der Verletzung des Moorschutzartikels<br />
haben sich weder das Verwaltungsnoch<br />
das Bundesgericht geäussert; dieser<br />
Streitpunkt ist also noch hängig, eine weitere<br />
Beschwerde zur Klärung dieses Punktes<br />
wohl nötig.<br />
Die nachvollziehbare Desorientierung der<br />
KWO hat dazu geführt, dass der Berner Grosse<br />
Rat eine Revision des Wassernutzungsgesetzes<br />
beschlossen und eingeleitet hat.<br />
Der Bernische Fischereiverband vertritt jedoch<br />
die Meinung, selbst eine Revision dieses<br />
Gesetzes könne die Neukonzessionierung<br />
nicht verhindern, weil diese auf Grund<br />
der nationalen Gesetzgebung ohnehin erforderlich<br />
sei. Die gegenwärtige Informationslage<br />
lässt diese Einschätzung deshalb<br />
als plausibel erscheinen, weil der Kanton<br />
Bern, die KWO soeben aufgefordert hat „die<br />
Arbeiten für die Eingabe eines neuen<br />
Konzessionsgesuchs rasch an die Hand zu<br />
nehmen“.<br />
In diesem Zusammenhang muss die Frage<br />
erlaubt sein: Hat die BKW-Tochter KWO –<br />
mittels äusserst geschickter PR – versucht,<br />
nicht nur Präjudizien bei der Auslegung<br />
des kantonalen Wassernutzungsgesetzes zu<br />
schaffen, sondern auch gleichzeitig das<br />
Moorschutzgesetz auszuhebeln, also Rechtsverhinderung<br />
gleich im Doppelpack zu betreiben<br />
?<br />
Projektgruppe Geschiebehaushalt Hochrhein:<br />
Die im Jahr 2007 auf Initiative des <strong>Rheinaubund</strong>es<br />
gegründete Projektgruppe Geschiebehaushalt<br />
(PGG) soll dafür sorgen, dass die<br />
langfristigen und überregionalen Probleme<br />
des Sedimenttransports im Hochrhein durch<br />
geeignete Massnahmen zur Reaktivierung<br />
der ökologischen Funktionen gelöst werden<br />
können. Dazu wurde ein Pflichtenheft für<br />
die Ausarbeitung eines Masterplans „Massnahmen<br />
zur Geschiebereaktivierung im<br />
Hochrhein“ erstellt. Darin enthalten sind eine<br />
Bestandsaufnahme mit Defizitanalyse<br />
und Handlungsbedarf zur Revitalisierung,<br />
die Definition der zu erreichenden Ziele, sowie<br />
Vorschläge für konkrete Massnahmen<br />
mit Kostenschätzung und Erfolgskontrolle.<br />
Daraus sollen in einer späteren Phase geeignete<br />
Projekte realisiert werden.<br />
natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />
Seite 27
Die PGG hat im letzten Jahr die Evaluation<br />
der fünf Bewerberinstitutionen durchgeführt.<br />
Das Verfahren war sehr anspruchsvoll,<br />
galt es doch insbesondere die Geschiebeund<br />
Habitatsmodellierung zu berücksichtigen.<br />
Nach einer vom Fachausschuss durchgeführten<br />
Bewertung mit Hearings und<br />
einer intensiven Diskussion im PGG Plenum<br />
bekam das Konsortium Flussbau AG<br />
(Schälchli-Abegg) und Technische Universität<br />
München (P. Rutschmann) den Zuschlag.<br />
Der Vertrag konnte im April 2009 unterzeichnet<br />
werden. Die Aufgabe besteht darin,<br />
den Masterplan bis spätestens Frühling<br />
2011 auszuarbeiten. Die Studie wird vom<br />
Verband Aare-Rheinwerke (VAR) finanziert<br />
und steht unter der Leitung der Schweizerischen<br />
und deutschen Behörden.<br />
Stellungnahme Gegenentwurf zur Volksinitiative<br />
„Lebendiges Wasser“: Die parlamentarischen<br />
Initiative “Schutz und Nutzung der<br />
Gewässer” ist ein Gegenvorschlag zur Volksinitiative<br />
“Lebendiges Wasser”. Wir haben dazu<br />
Stellung bezogen. Dem Parlament geht<br />
die Initiative zu weit, insbesondere was das<br />
Antrags- und Beschwerderecht der USOs<br />
betrifft. Für uns ist diese Bestimmung sehr<br />
wichtig, damit die Umsetzung nicht wie bisher<br />
verschleppt werden kann.<br />
Wenn der Bundesrat argumentiert, die bestehenden<br />
Gesetze genügten, verkennt er<br />
das massive Defizit bei der Umsetzung. So<br />
wurde zum Beispiel die Gewässersanierung<br />
nach Art.80 GSchG vom Parlament um fünf<br />
Jahre auf 2012 verlängert, und es ist abzusehen,<br />
dass die vollständige Sanierung bis<br />
dann kaum abgeschlossen sein wird. Deshalb<br />
braucht es aus unserer Sicht unbedingt<br />
einen neuen gesetzgeberischen Impuls.<br />
Im Wesentlichen positiv aus unserer Sicht<br />
ist das vertiefte Behandeln bzw. Eintreten<br />
auf Gewässerrevitalisierungen, das Schwall-<br />
Sunk-Problem, den Geschiebehaushalt und<br />
die Finanzierung<br />
Aus unserer Sicht negativ und deshalb abzulehnen<br />
sind die Lockerung der Restwasservorschriften<br />
(in Gebieten mit „geringem<br />
ökologischen Potenzial“) und die Unterstützung<br />
von Klein-Kraftwerken (wir haben uns<br />
entsprechend in der damaligen Vernehmlassung<br />
dazu geäussert). Es ist nicht einzusehen,<br />
weshalb die Klein-Kraftwerke generell<br />
besonders schützenswert sein sollen<br />
(mit wenigen Ausnahmen von historisch<br />
wertvollen Anlagen), denn sie unterbrechen<br />
insbesondere die Fischwanderung und<br />
tragen wenig zur Gesamtstromproduktion<br />
bei.<br />
<br />
Sommerrestaurant Insel Ufenau: Die Insel<br />
Ufenau ist im Besitz des Klosters Einsiedeln.<br />
Sie wird vom Kloster als Ort der Stille und<br />
der Einkehr gepriesen. Im Oktober 2006<br />
erfolgte eine öffentliche Planauflage für ein<br />
neues Restaurant als Ersatz für das bestehende,<br />
bescheidene Restaurant. Dafür<br />
sollte nach den Plänen des Stararchitekten<br />
Zumthor ein monumentales Gebäude errichtet<br />
werden. Das Hauptelement wäre eine<br />
Dachkonstruktion von 43 Metern Länge.<br />
<br />
<br />
Foto: Roland ZH / Wikimedia<br />
Die Insel und das Gebiet „Frauenwinkel“ sind<br />
hochgradig geschützt. Ein ENHK-Gutachten<br />
wandte sich dann auch eindeutig gegen<br />
dieses Projekt und das Baubewilligungsverfahren<br />
wurde sistiert. Da das Baugespann<br />
nicht vorschriftsgemäss ausgesteckt war –<br />
insbesondere war das grosse Dach nicht<br />
profiliert – haben verschiedene Umweltund<br />
Heimatschutzverbände, so auch der<br />
<strong>Rheinaubund</strong> nachträglich Einsprache gegen<br />
das sistierte Projekt erhoben. Die Einsprachen<br />
erfolgten insbesondere, da möglicherweise<br />
der ursprüngliche Bau in Wiedererwägung<br />
gezogen wird.<br />
Seerestaurant Uster / Greifensee: Der Konflikt<br />
um die Überbauung der sogenannten Surferwiese<br />
mit dem Seerestaurant (Pavillon<br />
Nouvel) im Naturschutzgebiet am Greifensee<br />
geht weiter. Der <strong>Rheinaubund</strong> akzeptiert<br />
den Wunsch der Stadt Uster nach einer<br />
Verpflegungsmöglichkeit am See. Nach eingehender<br />
Prüfung haben wir jedoch auch<br />
Seite 28
gegen ein geändertes, Ende 2007 bewilligtes<br />
Projekt Rekurs eingelegt. Kernpunkt unserer<br />
Kritik ist der Standort auf der „grünen<br />
Wiese“ ohne Wald- und Gewässerabstand.<br />
Derselbe, bereits 2003 vom Kanton zurückgewiesene<br />
Bau mit zwei neuen Terrassen<br />
wäre ein Präjudiz für weitere Eingriffe im<br />
sensiblen Uferbereich.<br />
Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass für<br />
das Restaurant der heute von einem grösseren<br />
Kiosk genutzte und gut erschlossene<br />
Standort nebenan der richtige Platz wäre. Im<br />
Frühsommer wurde das Verfahren sistiert,<br />
damit alle Beteiligten nochmals nach einer<br />
einvernehmlichen Lösung suchen konnten.<br />
Der Verein Pavillon Nouvel suchte nach ökologischen<br />
Ausgleichsmassnahmen als Ersatzangebot;<br />
der <strong>Rheinaubund</strong> nach einer Klärung<br />
der Standortfrage. An einer Sitzung mit<br />
verschiedenen Behörden erklärte der Leiter<br />
der Abteilung Gewässerschutz des Kantons<br />
im September 2008 überraschend, dass das<br />
Restaurant auch auf der Kiosk-Plattform gebaut<br />
werden könne. Das war zuvor mit dem<br />
Verweis auf die dortige Grundwasserschutzzone<br />
IIc abgelehnt worden.<br />
Dennoch hielt der Verein Pavillon Nouvel an<br />
der Seeuferwiese fest. Ende Oktober schlug<br />
er ökologische Aufwertungsmassnahmen<br />
am Aabachdelta als Ersatz für den Verlust an<br />
Naturwerten am See vor. Der Vorstand des<br />
<strong>Rheinaubund</strong>es beurteilte dieses Projekt<br />
positiv. Es würde die Aabachmündung zweifellos<br />
aufwerten. Diese Aufwertung ist aber<br />
unabhängig anzupacken und rechtfertigt<br />
den Verlust der Seeuferwiese nicht. Ihre<br />
Überbauung würde diverse gesetzliche Bestimmungen<br />
verletzen, den Naturschutzbereich<br />
stark stören sowie die Vernetzung zwischen<br />
südlich an das Strandbad und nördlich<br />
an die Anlegestelle angrenzender Ufervegetation<br />
weiter beeinträchtigen. Die Sistierung<br />
des Verfahrens wurde in der Folge aufgehoben.<br />
Ein Entscheid der Baurekurskommission<br />
wird für 2009 erwartet. Wir hoffen, dass<br />
die Kommission fachlich und juristisch fundiert<br />
entscheidet und sich nicht vom grossen<br />
Druck von Seiten der Stadt Uster beeinflussen<br />
lässt.<br />
<br />
Projektbegleitung Eisenbahn-Grossprojekte:<br />
Natur- Umwelt- und Heimatschutzorganisationen<br />
haben vor bald 20 Jahren gemeinsam<br />
ein Mandat zur Projektbegleitung der<br />
Eisenbahn-Grossprojekte vergeben. Diese<br />
gemeinsam getragene Begleitung durch<br />
das Büro Martin Furter, Dr. phil. II Ökologe<br />
SVU hat sich bisher sehr bewährt. Im Rahmen<br />
unseres Einsprache-/Beschwerderechts<br />
können wir jeweils auf Unklarheiten und<br />
Mängel hinweisen und Verbesserungen im<br />
Rahmen des Umwelt-, Natur- und Heimatschutzrechts<br />
beantragen. Der Erfolg vieler<br />
unserer Anträge belegt die Berechtigung<br />
und die Sorgfalt, mit der wir dieses Recht<br />
ausüben. Dass unser konsequenter und<br />
sachlicher Einsatz auch von Seiten der Unternehmerschaft,<br />
insbesondere der AlpTransit<br />
Gotthard AG geschätzt wird, erfahren wir<br />
jeweils anlässlich der Informationstage und<br />
es ist erfreulich, dass die ATG dies wiederholt<br />
auch mit Medienmitteilungen der Öffentlichkeit<br />
bekannt gibt.<br />
Bahn 2000: Nachdem die Neubaustrecke im<br />
Mittelland ja seit einiger Zeit in Betrieb ist,<br />
ist jetzt wichtig, dass die Bewirtschaftung<br />
und Pflege der Ersatz- und Ausgleichs Massnahmen<br />
während den jeweils verfügten<br />
Zeiträumen korrekt erfolgen. Dass dies nicht<br />
ohne weiteres gewährleistet ist, hat sich<br />
auch im Jahr 2008 gezeigt - und es ist offenbar<br />
wichtig, dass sowohl bei den Behörden<br />
als auch den SBB nach wie vor ein gewisses<br />
Bewusstsein darüber erhalten bleibt, dass<br />
die Umweltorganisationen «einen Blick» auf<br />
die korrekte Umsetzung werfen…<br />
Lötschberg-Basistunnel: Auch dieser Teil der<br />
Bahngrossprojekte steht nun in Betrieb. Das<br />
Gewicht unserer Beobachtung liegt somit<br />
hauptsächlich auf der richtigen Umsetzung<br />
der Massnahmen und der Erfolgskontrollen.<br />
Es zeigt sich auch hier, dass erst mit der<br />
sachgerechten Formulierung und Planung<br />
die Verwirklichung der einst verfügten Massnahmen<br />
sichergestellt werden kann. Wie<br />
seit längerem bekannt, braucht es immer<br />
wieder unseren unabhängigen Blick von<br />
aussen, um korrigierend einzugreifen.<br />
Gotthard- / Ceneri-Basistunnel: An diesem<br />
NEAT-Projekt ist die Bauphase in vollem<br />
Gange. Die Erarbeitung der Detailprojekte<br />
betreffend Massnahmen zum Schutz von<br />
Gewässern, Landschaften und naturnahen<br />
Lebensräumen werden laufend erarbeitet<br />
und vorgelegt. Projektänderungen und -ergänzungen<br />
sowohl beim Zwischenangriff<br />
Sedrun, im nördlichen Portalbereich und<br />
der Reussebene, im südlichen Portalbereich<br />
des Gotthard-Basistunnels, als auch im Zusammenhang<br />
mit dem Ceneri-Basistunnel<br />
in der Magadino-Ebene (Camorino) und<br />
beim Zwischenangriff Sigirino betreffen jeweils<br />
die von uns bearbeiteten Bereiche.<br />
Verbandsbeschwerderecht: Die Initiative der<br />
Zürcher FDP „Verbandsbeschwerderecht:<br />
Schluss mit der Verhinderungspolitik“ fand<br />
in keinem einzigen Kanton eine Mehrheit.<br />
Insgesamt liessen sich lediglich 34 Prozent<br />
der Stimmenden vom Anliegen der FDP<br />
überzeugen. Der <strong>Rheinaubund</strong> hatte sich<br />
bereits im Jahre 2003 mit der Herausgabe<br />
eines Schwerpunktheftes von „natur und<br />
<strong>mensch</strong>“ für das VBR eingesetzt. Im Abstimmungskampf<br />
engagierten wir uns schwer-<br />
natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />
Seite 29
punktmässig an unserem Geschäftssitz in<br />
Schaffhausen. Wir haben dazu die lokale<br />
Kampagne finanziell unterstützt, einen<br />
grossen Personaleinsatz geleistet und damit<br />
massgeblich zur guten Kampagne beigetragen.<br />
Auch an das Zürcher, das Thurgauer<br />
und das nationale Komitee haben wir finanzielle<br />
Beiträgen geleistet.<br />
umweltrechtlichen Normen widerspricht<br />
und entsprechende Vorkehrungen zu treffen<br />
sind.<br />
Wir fordern deshalb weiterhin eine Plafonierung<br />
bei 250‘000 Flugbewegungen, eine<br />
Nachtruhe von 21.00 Uhr bis 7.00 Uhr sowie<br />
die klare Festlegung der zeitlichen und mengenmässigen<br />
Reduktion der Umweltbelastung<br />
durch Abwässer und Luftschadstoffe.<br />
AefU und <strong>Rheinaubund</strong> werden an der Verhandlung<br />
im November 2009 versuchen,<br />
diese Forderungen durchzusetzen.<br />
Zurücklehnen dürfen wir uns jedoch nicht,<br />
das VBR bleibt weiterhin im Visier gewisser<br />
Kreise.<br />
Flughafen Zürich: Das lange Verfahren vor<br />
dem Bundesverwaltungsgericht geht in die<br />
letzte Runde. In diesem Rahmen haben der<br />
<strong>Rheinaubund</strong> und die Ärztinnen und Ärzte<br />
für Umweltschutz die bisherigen Antworten<br />
der Beschwerdegegnerschaft analysiert und<br />
ihre abschliessenden Bemerkungen eingereicht.<br />
Auch nach den bisher realisierten Massnahmen<br />
zur Abwasserbehandlung und Entwässerungsplanung<br />
gelangen nach wie vor Enteiserabwässer<br />
mit Kohlenstofffrachten in<br />
der Grössenordnung von 100 Tonnen pro<br />
Jahr und z.T. unbekannten Zusatzstoffen unbehandelt<br />
in die Umwelt. Grosse Unklarheiten<br />
bestehen zudem bei der Luftreinhaltung<br />
bezüglich Stickoxiden und lungengängigen<br />
Feinstäuben.<br />
Die weitere Analyse zeigt auf, dass die aus<br />
umweltrechtlichen Gründen geforderten<br />
Einschränkungen des Flugbetriebs bei der<br />
Interessenabwägung den wirtschaftlichen<br />
Interessen der Flughafen Zürich AG, bzw.<br />
der Fluggesellschaft SWISS untergeordnet<br />
werden. Somit wird klar, dass aufgrund privatwirtschaftlicher<br />
Interessen das Recht der<br />
Betroffenen auf eine im Rahmen des geltenden<br />
Umweltrechts definierte «gesunde Umwelt»<br />
mit Hilfe des Betriebsreglements aufgehoben<br />
werden soll.<br />
Demgegenüber teilt der <strong>Rheinaubund</strong> die<br />
vom Bundesgericht in einem früheren Entscheid<br />
geäusserte Ansicht, dass Massnahmen<br />
zum Schutz der Umwelt und damit<br />
auch der Gesundheit der betroffenen Bevölkerung<br />
unabhängig von der wirtschaftlichen<br />
Zumutbarkeit anzuordnen sind. Daraus<br />
ist unschwer abzuleiten, dass der Betrieb<br />
des Flughafens Zürich gemäss dem bestrittenen<br />
Betriebsreglement den geltenden<br />
<br />
AG-Recht: Koordinations- und Informationsplattform der nationalen Verbände für<br />
Rechtsfälle. Erweiterte Funktion im Bereich des Verbandsbeschwerderechts.<br />
AG-Renaturierung des Hochrheins: Internationaler Zusam<strong>mensch</strong>luss der Natur-,<br />
Umwelt und Fischereiorganisationen am Hochrhein. Ziel ist die integrale Erhaltung<br />
der noch naturnahen Rheinabschnitte sowie die ökologische und landschaftliche<br />
Sanierung belasteter Flussabschnitte.<br />
Begleitgruppe Ökofonds KW Schaffhausen: Das BÖF befindet im Wesentlichen über<br />
die Verwendung der Ökostrom Förderbeiträge aus dem Ökofonds des naturmade –<br />
zertifizierten Kraftwerks Schaffhausen.<br />
CIPRA – Schweiz: Nationale Vertretung in der internationalen Alpenschutzkommission.<br />
Initiative „Raum für Mensch und Natur“: Mitglied im Trägerverein „Ja zur Landschaftsinitiative“.<br />
Internationale Bodensee-Stiftung: Förderung von Aktivitäten zur Erhaltung und<br />
Entwicklung von Natur. Landschaft und natürlichen Ressourcen in der internationalen<br />
Bodenseeregion. Mitglied im Umweltrat.<br />
KLAR Schweiz: Opposition gegen das geplante Endlager für hochaktive Abfälle im<br />
Zürcher Weinland.<br />
Pro Rheinlandschaft Diessenhofen: Erhaltung und Respektierung der Landschaftsschutz-<br />
und Naherholungsgebiete um Diessenhofen, insbesondere die Förderung<br />
und Organisation des Widerstandes gegen eine Thermal- und Freizeitbadeanlage<br />
im BLN Gebiet<br />
Pro Thur: Dachorganisation der Umweltorganisationen, welche sich seit vielen Jahren<br />
für die Renaturierung der Thur einsetzt.<br />
Pro Töss: Zusam<strong>mensch</strong>luss verschiedener Natur-, Heimat- und Naturschutzorganisationen<br />
sowie von Fischereivertretern. Die Pro Töss wirbt in der Öffentlichkeit<br />
und auf politischer Ebene für einen wirksamen Gewässerschutz im Einzugsgebiet<br />
der Töss.<br />
Verein „Nein zur Initiative des Zürcher Freisinns“: Allianz von 23 Organisationen<br />
gegen die Abschaffung des Verbandsbeschwerderechts. Organisation der nationalen<br />
Abstimmungskampagne.<br />
Seite 30 natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009
Der <strong>Rheinaubund</strong><br />
in Daten, Zahlen und Fakten<br />
<br />
<br />
1 Mitglieder (Beiträge+Aufrundungen) 86‘577 84‘037 88‘500<br />
2 Abonnenten N+M (Abo + Aufrundungen) 61‘881 58‘200 58‘000<br />
3 Spenden auf Aussendungen 71‘433 59‘998 67‘000<br />
4 Spenden und Nachlässe 44‘564 80‘965 37‘000<br />
5 Beiträge der öffentlichen Hand 30‘000 30‘000 30‘000<br />
6 Finanzerträge 3‘248 4‘235 2‘500<br />
7 Projekte allgemein 13‘000 26‘265 14‘000<br />
8 VivaRiva 80‘902 86‘447 100‘200<br />
9 Sonstige Erträge 19‘688 145 0<br />
<br />
10 Personal und Verwaltung* 137‘927 132‘416 123‘096<br />
11 Zeitschrift N+M 104‘663 98‘426 100‘830<br />
12 Marketing / Aussendungen 22‘186 25‘017 24‘000<br />
13 Projekte allgemein 18‘519 59‘882 38‘200<br />
14 VivaRiva 95‘616 104‘070 117‘700<br />
* inkl. Miete, Aufwand Mitgliederbeiträge, andere Aufwendungen<br />
<br />
15 Ertrag 411‘293 430‘292 397‘200<br />
16 Aufwand 378‘911 419‘811 403‘826<br />
17 Ergebnis 12‘694 10‘481 -6‘626<br />
18 Wertberichtigungen 19‘688 -13‘139 0<br />
19 Ergebnis mit Wertberichtigung 32‘382 - 2‘658 -6‘626<br />
Bilanz<br />
<br />
20 Flüssige Mittel 92‘750 77‘780 77‘780<br />
21 Transitorische Aktiven 3‘756 3‘450 3‘450<br />
22 Wertschriften 83‘354 73‘760 73‘760<br />
23 nicht realisierte Wertschriftengewinne 15‘906 2‘767 2‘767<br />
24 Mobiliar 0 0 0<br />
25 Total Aktiven 195‘766 157‘757 157‘757<br />
<br />
25 Kurzfristige Verpflichtungen -3‘861 -1‘528 -1‘528<br />
26 Transitorische Passiven 15‘139 15‘842 15‘842<br />
27 Fondsvermögen 95‘455 57‘068 57‘068<br />
28 Freies Vermögen 89‘033 89‘033 86‘375<br />
29 Total Passiven 195‘766 160‘415 157‘757<br />
* 2008/1 vor Verlustverteilung, 2008/2 nach Verlustverteilung<br />
<br />
Kommentar zur Betriebsrechnung<br />
Die Ertragsseite lieferte auch 2008 gesamthaft<br />
ein sehr erfreuliches Ergebnis. Dank<br />
grosszügiger Aufrundungen der Mitglieder<br />
(1) und der Abonnenten (2) konnten die<br />
Budgetziele knapp erreicht werden. Die negative<br />
Tendenz hält vor allem wegen den<br />
Rücktritten aus Altergründen und den Todesfällen<br />
weiter an. Äusserst dankbar sind<br />
wir für die Grossspenden und Legate (4) die<br />
schliesslich doch noch zu einem positiven<br />
Abschluss geführt haben.<br />
Beim Projekt „Seerestaurant“ in Niederuster<br />
(7) wurde ein Spendenaufruf von den betei-<br />
ligten Vereinen und bei der betroffenen Bevölkerung<br />
mit zusätzlicher Unterstützung<br />
honoriert. Die Sparziele bei den Ausgaben<br />
wurden nur teilweise erreicht. In der Verwaltung<br />
(10) mussten im Zusammenhang mit<br />
der Auflösung der Anstellung des Geschäftsführers<br />
Budgetüberschreitungen in Kauf genommen<br />
werden. Bei den Projekten (13)<br />
kam es zu einer massiven Budgetüberschreitung,<br />
weil sich die nicht schätzbaren Kosten<br />
des Kraftwerks an der Engelberger Aa von<br />
2007 auf 2008 verlagerten, aber vor allem<br />
beim Seerestaurant Niederuster wo der Aufwand<br />
massiv höher war als erwartet. Bei VivaRiva<br />
(14) wurden bedeutend mehr als die<br />
vorhergesehenen Bacherlebnisse durchgeführt<br />
und zugleich konnte sehr sparsam mit<br />
den Sachkosten umgegangen werden.<br />
Die Finanzkrise hinterlässt auch beim<br />
<strong>Rheinaubund</strong> ihre Spuren. Wegen der Anpassung<br />
der Wertschriften an die aktuellen<br />
Kurse (18) muss trotz positivem Betriebsergebnis<br />
(17) ein Verlust (19) ausgewiesen<br />
werden. Von den Fondsvermögen (28) wurde<br />
der Fonds für das Verbandsbeschwerderecht<br />
voll ausgenützt und nach der erfolgreichen<br />
Abstimmung aufgelöst. Die Viva<br />
Riva-Unterstützungsfonds für Schulen wurden<br />
rege benutzt. Der VivaRiva-Finanzierungsfonds<br />
musste in dieser ersten 3-Jahresperiode<br />
nicht voll ausgeschöpft werden,<br />
sodass auch 2009 noch davon profitiert werden<br />
kann.<br />
Der Betriebsverlust von Fr. 2658 (19) wird<br />
dem freien Vermögen belastet. Die Rechnung<br />
wurde am 4. Februar 2009 von den<br />
Revisoren Hans Minder und Walter Schmid<br />
geprüft. Sie empfehlen die Abnahme der<br />
Rechnung.<br />
natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />
Seite 31
Erträge<br />
<br />
Finanzerträge 1%<br />
Beiträge der öffentlichen<br />
Hand 7%<br />
<br />
nach Gruppen<br />
Sonstige Erträge 0%<br />
VivaRiva<br />
20%<br />
Projekte allgemein 6%<br />
Spenden allgemein<br />
19%<br />
VivaRiva<br />
25%<br />
Mitglieder<br />
(Beiträge + Spenden)<br />
20%<br />
Abonnenten N+M<br />
(Abo + Spenden)<br />
13%<br />
Spenden auf<br />
Ausschreibungen<br />
14%<br />
Personal und Verwaltung<br />
32%<br />
<br />
und Abonnentenzahlen<br />
Leider gehen die Mitglieder- und die Abonnentenzahlen<br />
weiterhin zurück. Insbesondere<br />
ist der Schwund an Abonnenten alarmierend.<br />
Unsere grosse Hoffnung, mit der<br />
Schaffung eines verbilligten Schüler- und<br />
Studentenabos und deren Akquise per Aushang<br />
an 15 Hochschulinstituten neue Abonnenten<br />
zu gewinnen, mussten wir leider begraben.<br />
Das Interesse war marginal. Der<br />
schlechte Rücklauf muss noch verifiziert<br />
werden, an der Heftqualität kann es nicht<br />
liegen.<br />
Insbesondere seit der Einführung des neuen<br />
Erscheinungsbildes erhalten wir nämlich immer<br />
wieder positive Reaktionen. Die folgenden<br />
Zahlen können etwas relativiert werden.<br />
Mit dem erneut eingeführten aktuellen<br />
Erhebungsdatum 24.3.2009 umfasst die Erhebung<br />
nämlich einen grösseren Zeitraum<br />
und damit zwei Rechnungsversände. Der<br />
Mitgliederbestand beträgt 910 (-45), der<br />
Abonnentenbestand 1257 (-219).<br />
<br />
Marketing / Aussendungen 6%<br />
Werbung und<br />
Öffentlichkeitsarbeit 6%<br />
Zeitschrift<br />
«natur und <strong>mensch</strong>» 11%<br />
Projekte allgemein<br />
14%<br />
Zeitschrift N+M<br />
23%<br />
Die hohe Zahl von nahezu 50 Veranstaltungen<br />
von VivaRiva und unsere Bestrebungen<br />
das Angebot weiter auszubauen, sind mit<br />
erhöhtem Personalaufwand verbunden. So<br />
arbeitet nun auch unsere bisherige Mitarbeiterin<br />
Karin Schlude für VivaRiva. In der<br />
„Hochsaison“ haben wir zudem noch eine<br />
Praktikantin eingestellt. Die insgesamt geleisteten<br />
Stunden, einschliesslich Vorstandssitzungen<br />
belaufen sich auf 8262 Stunden.<br />
Die Aufschlüsselung auf die einzelnen Arbeitsgebiete<br />
kann aus der Grafik entnommen<br />
werden.<br />
Verteilung nach<br />
Arbeitsgebieten<br />
Geschäftsstelle,<br />
Beratung und<br />
Dokumentation<br />
18%<br />
Umweltbidung<br />
«VivaRiva»<br />
23%<br />
angewandter Naturund<br />
Landschaftsschutz<br />
sowie<br />
Gewässerschutzprojekte<br />
42%<br />
Ruedi Schneider<br />
Geschäftsführer <strong>Rheinaubund</strong><br />
ad interim<br />
Weinsteig 192<br />
8201 Schaffhausen<br />
Tel. 052 625 26 58<br />
info@rheinaubund.ch<br />
Seite 32 natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009
Dieses Leitbild wurde von einer Arbeitsgruppe des Ausschusses<br />
unter Leitung von Anna Belser erarbeitet, vom<br />
Vorstand in einer Sondersitzung bereinigt und am 18. März<br />
2009 einstimmig verabschiedet. Es bildet Grundlage und<br />
Richtschnur zur weiteren Arbeit an einem zukunftsfähigen<br />
<strong>Rheinaubund</strong>. Einzelne Punkte – insbesondere die Fokussierung<br />
auf den Gewässerschutz – decken sich noch<br />
nicht mit den Statuten. Ausschuss und Vorstand werden<br />
daher entsprechende Statutenanpassungen zuhanden<br />
der Mitgliederversammlung vorbereiten.<br />
Generalversammlung <strong>Rheinaubund</strong><br />
Die diesjährige Generalversammung werden wir im Rahmen<br />
einer Abendveranstaltung in Kombination mit einem interessanten<br />
Vortrag durchführen. Bitte reservieren Sie sich für unsere<br />
Generalversammlung den Abend des folgenden Termins:<br />
<br />
Die Einladung mit den Sitzungsunterlagen und weiteren Details<br />
wird Ihnen rechtzeitig per Post zugestellt. Der Tätigkeitsbericht<br />
ist im aktuellen Heft enthalten.<br />
Leitbild (verabschiedet vom Vorstand am 18. März 2009)<br />
1. Wer ist der <strong>Rheinaubund</strong>?<br />
Der <strong>Rheinaubund</strong> ist eine gesamtschweizerische, unabhängige<br />
und nicht profitorientierte Umweltorganisation mit Schwerpunkt<br />
Gewässerschutz.<br />
Er entstand 1960 aus der Bewegung für die Erhaltung der<br />
Flusslandschaften am Hochrhein und am Spöl im Nationalpark<br />
und hat entscheidend zur Verankerung des Natur- und Heimatschutzes<br />
in der Verfassung beigetragen. Er ist national zur<br />
Verbandsbeschwerde legitimiert und damit ein anerkannter<br />
Anwalt der Gewässer.<br />
Er besteht aus Fachleuten, interessierten Laien und zielverwandten<br />
Organisationen.<br />
<br />
Der <strong>Rheinaubund</strong> setzt sich ein für den Schutz und die<br />
Wiederherstellung naturnaher Gewässer und Gewässerlandschaften,<br />
namentlich für die ökologischen Erfordernisse der<br />
Fliessgewässer.<br />
Er ist Anwalt für die Umsetzung von Gewässerschutzgesetz,<br />
Auenverordnung und verwandten Erlassen. Er verleiht immateriellen<br />
Werten das nötige Gewicht.<br />
Mit Ausbildungs- und Öffentlichkeitsarbeit fördert er das<br />
Verständnis für ökologische Zusammenhänge, insbesondere<br />
für einen Gewässerschutz, der die Ansprüche von Mensch<br />
und Natur gleichberechtigt berücksichtigt.<br />
<br />
Der <strong>Rheinaubund</strong> ist in der gesamten Schweiz und im grenznahen<br />
Ausland aktiv.<br />
<br />
Der <strong>Rheinaubund</strong> richtet sich an Fachleute und interessierte<br />
Laien.<br />
Er ist kompetenter Partner von zielverwandten Organisationen,<br />
von Behörden aller Stufen, Fachstellen und Projektanten.<br />
Mit dem Projekt VivaRiva richtet er sich speziell an Schulen,<br />
d.h. an Kinder und Jugendliche sowie an Lehrpersonen<br />
Mit seiner Zeitschrift natur+<strong>mensch</strong> spricht er einen erweiterten<br />
Kreis von Umweltinteressierten an.<br />
5. Wie arbeitet der <strong>Rheinaubund</strong>?<br />
Der <strong>Rheinaubund</strong> arbeitet fachlich fundiert, interdisziplinär<br />
und mit modernen Methoden. Er bezieht wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse ein, holt das Know-How der Mitglieder ab und<br />
bildet Fachpersonen aus.<br />
Er greift insbesondere dort ein, wo andere nicht aktiv werden –<br />
wenn nicht anders möglich auch mit Einsprachen.<br />
Er berät Behörden und Projektanten, ist offen für Kooperationen,<br />
kämpft aber engagiert für seine Ziele.<br />
Mit VivaRiva betreibt er Umweltbildung. Mit natur+<strong>mensch</strong><br />
sowie einer aktiven Medienarbeit informiert und sensibilisiert<br />
er seine Mitglieder und eine breitere Öffentlichkeit für seine<br />
Anliegen.<br />
Er kann sich mit nationalen Initiativen für Umwelt, Natur und<br />
Landschaft solidarisieren und diese unterstützen.<br />
Er unterscheidet zwischen vorwiegend ehrenamtlicher Vereinsund<br />
bezahlter Facharbeit.<br />
natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />
Seite 33
natur und<br />
<strong>mensch</strong><br />
<br />
<br />
Herausgeber: <strong>Rheinaubund</strong>, Schweizerische<br />
Arbeitsgemeinschaft für Natur und Heimat<br />
Autoren dieser Ausgabe:<br />
Giovanni Danielli<br />
Roger Sonderegger<br />
Raimund Rodewald<br />
Stefano Pellandini<br />
Jürg Bloesch<br />
Andri Bryner<br />
Kathrin Jaag<br />
Martin Furter<br />
Ruedi Schneider<br />
So grosse Sprünge machen wir vielleicht<br />
nicht immer, trotzdem war das zurückliegende<br />
Jahr für den <strong>Rheinaubund</strong> sehr<br />
ereignisreich. Überzeugen Sie sich selbst<br />
und informieren Sie sich im Jahresbericht<br />
2008/2009 ab S.14 ff über die zahlreichen<br />
Gewässer- und Landschaftsschutz-Projekte,<br />
an denen wir beteiligt sind.<br />
Foto: Kyslynskyy-Fotolia<br />
www.rheinaubund.ch