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naturund mensch - Rheinaubund

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natur und<br />

<strong>mensch</strong><br />

<br />

La nature et l’homme<br />

La natura e l’uomo<br />

La natira e l’uman<br />

<br />

Thurauen<br />

Jahresbericht <strong>Rheinaubund</strong><br />

<strong>Rheinaubund</strong>


natur und<br />

<strong>mensch</strong><br />

<br />

Schweizerische Blätter<br />

<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Rheinaubund</strong>, Schweizerische<br />

Arbeitsgemeinschaft für Natur und Heimat<br />

Redaktion:<br />

Günther Frauenlob (gf) Dipl. Geogr.<br />

Geschäftsstelle des <strong>Rheinaubund</strong>es<br />

und Redaktion:<br />

Weinsteig 192, Postfach 1157<br />

CH-8200 Schaffhausen<br />

Telefon: 052 625 26 58<br />

Telefon Redaktionsbüro:<br />

052 625 26 67<br />

Fax: 052 625 26 51<br />

E-mail: redaktion@rheinaubund.ch<br />

www.rheinaubund.ch<br />

Postcheck 82-3003-8 Schaffhausen<br />

Postbank Karlsruhe BLZ 660 100 75<br />

Konto 300 550 758<br />

Satz:<br />

Diener + Bachmann GmbH<br />

Martin Diener, Nordstr. 108, 8037 Zürich<br />

Layout:<br />

Günther Frauenlob, Christoph Frauenlob<br />

Druck und Spedition:<br />

Ropress Genossenschaft<br />

Baslerstr. 106, 8048 Zürich<br />

Abonnementspreise 2008:<br />

Inland Fr. 45.–, Ausland € 31.–,<br />

Einzelheft Fr. 8.–<br />

ISSN 0466-5899<br />

Erscheinungsweise 6 x jährlich<br />

Nachdruck von Beiträgen aus<br />

„Natur und Mensch“ werden gestattet unter<br />

Quellenangabe und Zusand von 2 Belegen.<br />

Die veröffentlichten Beiträge geben die<br />

Meinung der Autorinnen und Autoren wieder<br />

und müssen nicht immer der Auffassung des<br />

<strong>Rheinaubund</strong>es entsprechen.<br />

Titelbild:<br />

Foto: Photocase<br />

Inhalt<br />

<br />

2 Resorts gehören in intensiv genutzte Tourismusgebiete!<br />

Giovanni Danielli, Roger Sonderegger<br />

6 Europäische Landschaftskonvention –<br />

die Ratifizierung durch die Schweiz ist überfällig<br />

Raimund Rodewald<br />

Wasser<br />

10 Das Thurauenprojekt – für Mensch und Natur<br />

Stefano Pellandini<br />

Jahresbericht<br />

14 Jahresrückblick 2008: Das Ende einer Ära<br />

Jürg Bloesch<br />

15 Dank an Jürg Bloesch<br />

Andri Bryner<br />

16 Auf der Suche nach neuen Wegen<br />

Andri Bryner<br />

18 VivaRiva auf Erfolgskurs<br />

Kathrin Jaag<br />

20 Bahn 2000 im Fokus der beschwerdeberechtigten Umwelt-,<br />

Natur- und Heimatschutzorganisationen<br />

Martin Furter<br />

22 Tätigkeitsbericht <strong>Rheinaubund</strong> 2008/09<br />

Ruedi Schneider<br />

31 Der <strong>Rheinaubund</strong> in Daten, Zahlen und Fakten<br />

Ruedi Schneider<br />

Letzte Seite<br />

33 <strong>Rheinaubund</strong>-Leitbild 2009<br />

Assoziierte Organisationen:<br />

Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Aare<br />

AQUA VIVA<br />

IG Bielersee<br />

ARGE Pro Thur<br />

PROTÖSS<br />

Bodensee-Stiftung<br />

Verband zum Schutze des Greifensees<br />

Schweizerische Greina-Stiftung<br />

Landschaftsschutzverband Vierwaldstättersee<br />

natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009


Editorial<br />

Eigene Tasche oder öffentliches Interesse?<br />

Liebe Leserinnen und Leser<br />

Eine Studie, welche ProNatura zum 100. Geburtstag beim Gottlieb-Duttwiler-Institut (GDI) in<br />

Auftrag gegeben hat, prophezeit den Umweltverbänden in 20 Jahren das Aus. Die Wirtschaft werde<br />

Natur und Landschaft als Marktlücken erkennen, Profit schlagen daraus und daher Sorge tragen<br />

zu den entsprechenden Werten, lautet zusammengefasst<br />

die These. „Endlich hats klick<br />

gemacht in den Köpfen“, bin ich versucht zu<br />

sagen. Endlich ist dem Touristiker die Wildflusslandschaft<br />

lieber als die neue Seilbahn<br />

und dem Baulöwen im Gemeinderat die reich<br />

strukturierte Kulturlandschaft näher als eine<br />

neue Hotelüberbauung an „bester Lage“.<br />

Doch wie die zwei ohne Bauauftrag, ohne<br />

Kassa-Station und vielleicht auch ohne Subvention<br />

aus Bern mit dem Fluss, mit traditionellen<br />

Steinmauern und mit einigen Schmetterlingen<br />

ihre Portemonnaies füllen wollen,<br />

ist mir doch nicht ganz klar. Und ich kann mir<br />

nicht vorstellen, dass sich die Vordenker im<br />

GDI die beiden beim Schoggitaler-Verkauf<br />

vorgestellt haben.<br />

Wenn aber die Einsicht des Einzelnen für ihn<br />

persönlich mit einer Gewinneinbusse verbunden<br />

ist – und wenn auch nur kurzfristig – wird<br />

sich das Kollektiv nicht ohne gemeinsam verabschiedete<br />

und für alle gültige Regeln oder<br />

äusseren Druck umstimmen lassen. Bei der<br />

Landschaft könnten das unter anderem<br />

Taburäume sein für neue Tourismusresorts,<br />

die zur Zeit wie Pilze aus dem Boden schiessen<br />

(Artikel S. 2). Oder es könnte darum ge-<br />

Foto: Urkraft Wasser<br />

hen, in der Schweiz endlich die Europäische<br />

Landschaftskonvention zu ratifizieren, die Subventionspraxis zu überdenken und die Defizite der<br />

heutigen Raumplanung auszumerzen (Artikel S. 6).<br />

Noch dringlicher sind solche Regeln zum Schutz unserer letzten frei fliessenden Bach- und Flussabschnitte.<br />

Da hat der an sich löbliche politische Wille zur Förderung der CO2-freien Energie dank<br />

kostendeckender Einspeisevergütung plötzlich Goldgräberstimmung ausgelöst unter den Wasserkraftplanern<br />

– eine Planung, welche Grenzen der Nutzung denn zu respektieren wären, ist bisher<br />

auf der Strecke geblieben. Bestehende Schranken, wie die Restwasserbestimmungen im Gewässerschutzgesetz,<br />

drohen aufgeweicht zu werden, noch bevor sie korrekt angewendet wurden.<br />

Die Wirtschaft wird die Natur immer nur dann schützen, wenn innert nützlicher Frist ein<br />

Gewinn in die private Tasche fliesst aus diesem Schutz. Solange „nur“ ein öffentliches Interesse<br />

besteht an intakter Landschaft oder dynamischen Fliessgewässern braucht es auch<br />

in 20 Jahren noch Anwälte, welche dieses Interesse auf allen Ebenen hartnäckig vertreten<br />

– vom aufwändigen Einsatz für den Vollzug der bestehenden Regeln ganz zu schweigen.<br />

Dass der <strong>Rheinaubund</strong> trotz einer Phase des Umbruchs diesen Einsatz nicht scheut, zeigt<br />

der Jahresbericht ab Seite 14. Ich danke Ihnen für die Unterstützung dieser Arbeit.<br />

Andri Bryner<br />

Interimspräsident <strong>Rheinaubund</strong><br />

natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />

Seite 1


Resorts gehören in intensiv genutzte<br />

Tourismusgebiete!<br />

Mit neuen Resorts wollen Investoren internationale Gäste in die Schweizer Alpen<br />

bringen. Allen voran steht das geplante Resort in Andermatt, wo der Ägypter Samih<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

schliesslich an geeigneten Standorten gebaut werden, warme Betten bringen und<br />

<br />

von Giovanni Danielli und Roger Sonderegger<br />

„So hässlich Montana auch ist, so schön ist die<br />

Aussicht vom Weg auf Mont Blanc, Matterjekten<br />

im Kanton Wallis in den 1970/80er<br />

Jahren.<br />

Die Reaktionen um neue Bauprojekte in den<br />

Alpen zeigen auf, wie sensibel in der Schweiz<br />

auf neue Resorts reagiert wird. Tatsächlich<br />

wird hierzulande auch die Diskussion um<br />

bereits bestehende Zweitwohnungen und<br />

kalte Betten viel hitziger geführt als in unse-<br />

Angesichts der Anzahl und der Grösse der<br />

aktuellen Resortprojekte muss von einer<br />

eigentlichen Boomphase die Rede sein. Wird<br />

auch nur ein Teil der geplanten Projekte realisiert,<br />

so handelt es sich um den vierten<br />

Bauboom im Alpentourismus nach dem Bau<br />

von Hotelpalästen in der Belle Epoque, dem<br />

seit den 1960er Jahren laufenden Boom bei<br />

den Zweitwohnungen und den Resortproren<br />

Nachbarländern, denn die vergangenen<br />

Phasen des Baubooms haben in vielen Destinationen<br />

tiefe Wunden hinterlassen. Dies<br />

kann nur schlecht verborgen werden, wie<br />

folgendes Zitat aus dem Rother Wanderführer<br />

über Crans-Montana beweist:<br />

Seite 2 natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009


horn. {…} Ebenfalls atemberaubend: die Sicht<br />

auf die Walliser Eiszinnen und auf die Betontürme<br />

von Crans-Montana“.<br />

Was die Gäste suchen<br />

Der grösste Teil unserer Feriengäste kommt<br />

aus dem Inland und dem grenznahen Ausland.<br />

Es ist von entscheidender Bedeutung,<br />

die Ansprüche dieser Gäste an Siedlung und<br />

Landschaft zu kennen, um das Angebot entsprechend<br />

ausrichten zu können. Aus diversen<br />

Studien können folgende zentralen<br />

Punkte abgeleitet werden:<br />

– Eigenständiger, unverwechselbarer Charakter<br />

der Landschaft in ihrer Gesamtheit<br />

– Gepflegtes Siedlungsbild, das nach<br />

Möglichkeit auch charakteristische Züge<br />

lokaler Volkskultur aufweisen soll.<br />

– Kleine und vielfältige Strukturen,<br />

<strong>mensch</strong>liche Dimensionen<br />

– Hoher Anreiz für den Aufenthalt und die<br />

Bewegung und Erholung im Freien<br />

– Gesunde Umweltbedingungen, intakte<br />

Ver- und Entsorgungseinrichtungen<br />

– Gute Verkehrs-, Unterkunfts-, Verpflegungs-,<br />

Erholungs- und Freizeiteinrichtungen<br />

– Vorhandensein natürlicher und/oder<br />

kultureller Attraktionen<br />

Für die zukünftige Entwicklung der Ansprüche<br />

der Gäste lässt sich festhalten, dass insbesondere<br />

eine intakte Landschaft und ein<br />

authentisches Siedlungsbild an Bedeutung<br />

gewinnen werden. Dies bedeutet für die Gestaltung<br />

von Resorts hohe Anforderungen.<br />

<br />

eines Resorts<br />

Im Gegensatz zu Hotels oder Zweitwohnungen<br />

ist bei einem Resort ein Gesamtkonzept<br />

vorhanden, das den Feriengästen eine komplette<br />

Palette an touristischen Angeboten<br />

bieten kann. Somit ist ein Resort quasi ein<br />

eigenständiges Dorf, in dem Übernachtung,<br />

Verpflegung, Unterhaltung, Einkauf, Sportmöglichkeiten<br />

und mehr geboten wird. Typischerweise<br />

untersteht ein Resort ausserdem<br />

einem zentralen Management und es<br />

weist eine bestimmte Grösse auf. Als nicht<br />

gewachsene Struktur läuft ein Resort Gefahr,<br />

sich nicht in passender Weise in die bestehenden<br />

Strukturen einer Destination einzufügen.<br />

Ein Resort nutzt und verändert die Landschaft<br />

auch in einem grösseren Umkreis,<br />

und es hat Auswirkungen auf die Bevölkerung<br />

vor Ort. Grössere Resorts strahlen sogar<br />

bis in Nachbarregionen aus. So ist beispielsweise<br />

zu erwarten, dass der Bau von<br />

Neu-Andermatt die bauliche Entwicklung<br />

bis ins Obergoms beschleunigen könnte.<br />

Damit verstärkt ein Resort tendenziell auch<br />

negative Entwicklungen wie Zersiedlung,<br />

Zweitwohnungsbau und den Verlust von<br />

Traditionen. Weiter können durch die Banalisierung<br />

einer Landschaft „treue“ landschaftssensible<br />

Gäste vertrieben werden<br />

und im schlimmsten Fall eine Bauruine zurückbleiben.<br />

Bei einer genaueren Betrachtung der geplanten<br />

und der sich im Bau befindlichen<br />

Projekte lassen sich folgende Gefahren beim<br />

Bau eines Resorts feststellen:<br />

<br />

Resort soll grossflächig im<br />

<br />

anlagen (Im Bild rechts des<br />

Ortes) entstehen und den<br />

<br />

<br />

Es nutzt und verändert die<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

einer ganzen Region aus.<br />

Foto: Brian Wilson<br />

natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />

Seite 3


– Oft ungenügende ästhetische oder architektonische<br />

Qualität<br />

– Teilweise problematische Lage und inadäquate<br />

Grösse<br />

– Ausbau der Infrastrukturen um das Resort<br />

notwendig (z.B. Wintersportgebiete)<br />

– Grösse der Anlage gefährdet Verträglichkeit<br />

mit lokaler Bevölkerung<br />

– Grosser Anteil von Zweitwohnungen ist<br />

kontraproduktiv für Hotellerie<br />

– Es besteht die Gefahr der späteren Unternutzung<br />

– Ausnahmebewilligungen bei der Handhabung<br />

der Lex Koller weichen das Gesetz<br />

auf.<br />

<br />

<br />

ist als Geograph<br />

und Raumplaner<br />

Dozent am Institut<br />

für Tourismuswirtschaft<br />

der Hochschule für Wirtschaft<br />

in Luzern. Zudem hat er Lehraufträge<br />

an der Fachhochschule Krems in Österreich<br />

und an der Internationalen Schule<br />

für Touristik Zürich. Er unterrichtet<br />

diverse Fächer in den Themenbereichen<br />

Tourismus und Mobilität, so<br />

z.B. Verkehrspolitik, Tourismuspolitik,<br />

Raumplanung sowie Natur und Gesellschaft.<br />

Roger<br />

Sonderegger<br />

ist Geograph und<br />

Senior Researcher<br />

an der Hochschule<br />

Luzern.<br />

Er unterrichtet<br />

Raum- und Verkehrsplanung und<br />

bearbeitet diverse Forschungs- und<br />

Beratungsprojekte in den Bereichen<br />

Tourismus und Mobilität. In Zusammenarbeit<br />

mit Giovanni Danielli<br />

verfasst er regelmässig Publikationen<br />

zu diversen Themen im Tourismus; das<br />

neuste Buch „Naturnaher Tourismus“<br />

erscheint 2009 im Rüegger Verlag.<br />

Aktuell schreibt Sonderegger an seiner<br />

Dissertation über Zweitwohnungen im<br />

Alpenraum bei Prof. Dr. Werner Bätzing<br />

von der Universität Nürnberg-Erlangen.<br />

Angesichts der drängenden Probleme der<br />

Schweiz im Hinblick auf Siedlungsqualität<br />

und Zweitwohnungsboom können die oft<br />

gelobten Resortprojekte damit als eine Flucht<br />

nach vorn angesehen werden. Statt zuerst<br />

die anstehenden Probleme anzugehen, wird<br />

in den Schweizer Alpen bereits buchstäblich<br />

die nächste Grossbaustelle eröffnet.<br />

Art. 3 des Bundesgesetzes über die Raumplanung<br />

besagt, dass die mit Planungsaufgaben<br />

betrauten Behörden die Landschaft<br />

schonen müssen. Insbesondere sollen der<br />

Landwirtschaft genügende Flächen geeigneten<br />

Kulturlandes erhalten bleiben; Siedlungen,<br />

Bauten und Anlagen sollen sich in<br />

die Landschaft einordnen; See- und Flussufer<br />

sollen freigehalten und öffentlicher Zugang<br />

und Begehung erleichtert werden.<br />

Auch sind naturnahe Landschaften und Erholungsräume<br />

zu erhalten.<br />

Der Kommentar zum Raumplanungsgesetz<br />

hält dazu folgendes fest: „Für Bauten und<br />

Anlagen sind Standort und Gestaltung so zu<br />

wählen, dass das Bauwerk zu den prägenden<br />

Merkmalen der beanspruchten Landschaft in<br />

bewusste Beziehung tritt. D.h. nicht durchwegs<br />

diskretes Verbergen der Architektur oder<br />

gar konservative Formensprache; auch die<br />

Akzentuierung der Landschaft durch auffallende<br />

Werke oder das Setzen baulicher Schwerpunkte<br />

kann im Sinn des Grundsatzes liegen.<br />

Verpönt bleibt allemal der achtlose Landschaftskonsum.“<br />

Gute Beispiele als Vorbilder<br />

<br />

Unter Beachtung der neuen Trends im Tourismus<br />

auch in Richtung Naturtourismus<br />

und der Sensibilität der bisherigen Gäste<br />

kommt der Einordnung der Resorts in die<br />

Landschaft eine hohe Bedeutung zu. Das<br />

Setzen baulicher Schwerpunkte verlangt eine<br />

intensive Auseinandersetzung des Architekten<br />

mit dem Raum und sorgfältige Abklärungen.<br />

Denn Grösse und Standort des<br />

Objekts und der Region bestimmen wesentlich<br />

die Planung. Hierzu sind die Bemühungen<br />

im Resort Andermatt für eine grosse<br />

Vielfalt der baulichen Elemente (Hotels, Häuser,<br />

Wege etc.) und einen <strong>mensch</strong>lichen<br />

Massstab in der Planung zu erwähnen.<br />

Adäquate, der Destination angepasste<br />

passende Lösungen verlangen eine sehr<br />

sorgfältige Planung mit Ausdehnung der<br />

üblichen Planungsinstrumente auf eine strategische<br />

Umweltprüfung SUP und eine<br />

Nachhaltigkeitsbeurteilung NHB. Auch ein<br />

mögliches Scheitern eines Resorts sollte bereits<br />

im Bewilligungsverfahren geprüft werden,<br />

allenfalls verbunden mit einer Auflage<br />

zur späteren „Entrümpelung“ der Landschaft.<br />

Für erfolgreiche Projekte braucht es einen<br />

Schritt weg von einem optischen Gigantismus,<br />

denn eine angepasste und ästhetische<br />

Lösung kann in einer Destination sogar entscheidend<br />

zur Aufwertung einer ungenügenden<br />

Siedlungsqualität dienen. Ein gutes<br />

Beispiel hierfür ist das geplante Hotel Kurpark<br />

in Engelberg, das an zentraler Lage architektonische<br />

Akzente zu setzen vermag,<br />

warme Betten bringt und die 4-Sterne-Hotellerie<br />

stärkt.<br />

Benennung von<br />

<br />

<br />

traditionelle Kulturland<br />

<br />

einen immer höheren<br />

Stellenwert erhalten.<br />

Foto: photocase<br />

Für die Bergregionen ist in den kantonalen<br />

Richtplänen eine klare Raumtypisierung<br />

vorzunehmen. Der Kanton Gaubünden<br />

hat in seinem Richtplan bereits eine<br />

solche Typisierung für den Tourismus<br />

festgelegt, jedoch noch ohne konkrete Hinweise<br />

zu Resorts. Für ländliche Räume und<br />

Naturräume sollen explizit Taburäume<br />

für den Neubau von Resorts festgelegt<br />

werden.<br />

Naturlandschaften und traditionelle Kulturlandschaften<br />

werden wie erwähnt in<br />

Zukunft einen immer höheren Stellenwert<br />

erhalten. Gleichzeitig sind aber abgelegene<br />

Gebiete auch für Investoren interessant,<br />

weil hier die Bodenpreise tief sind und ein<br />

Resort in der Regel viel Platz braucht. Mit<br />

Taburäumen können von vornherein negative<br />

Landschaftsentwicklungen vermieden<br />

werden, die anschliessend nicht mehr rück-<br />

Seite 4 natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009


gängig zu machen sind. Ausserdem ist in<br />

ländlichen Räumen auch das Risiko der<br />

Aufgabe von Resorts bedeutend höher,<br />

und es besteht die Gefahr der Vertreibung<br />

von treuen und veränderungssensiblen<br />

Gästen in landschaftlich erhaltenswerten<br />

Räumen.<br />

<br />

Die Errichtung neuer Resorts ist aus Sicht<br />

der touristischen Entwicklung dann zu begrüssen,<br />

wenn sie in städtischen oder intensiv<br />

genutzten Räumen liegen und durch<br />

eine optimale Anpassung zur Siedlungsaufwertung<br />

beitragen. Ausserhalb dieser Gebiete<br />

braucht es Taburäume, in denen neue<br />

Resorts nur in klar begründeten Ausnahmen<br />

bzw. gar nicht realisiert werden dürfen. Ein<br />

weiterer wichtiger Anspruch ist die Erhöhung<br />

der Anzahl „warmer Betten“, das heisst<br />

reine Parahotellerieprojekte sind abzulehnen.<br />

Alle Resortprojekte müssen deshalb<br />

sehr sorgfältig geplant und geprüft werden,<br />

unter anderem durch eine Nachhaltigkeitsbeurteilung.<br />

<br />

Städtische Zentren<br />

Spezifischer Tourismus<br />

– Geschäftstourismus<br />

– Städtetourismus/Kulturtourismus<br />

– Kongresstourismus<br />

– ………….<br />

Intensive Tourismusräume<br />

Grossräumige Intensiverholungsgebiete<br />

– Anlagen (Wintersportgebiete)<br />

– Golfanlagen<br />

– Bäder<br />

– ……………<br />

Quellen<br />

Aemisegger H. (1999): Kommentar zum<br />

Bundesgesetz über die Raumplanung.<br />

Schulthess Verlag. Zürich.<br />

Anker D. (1997): Rother Wanderführer. Berner<br />

Oberland West. Rother Verlag. München.<br />

ARE (November 2008): Ferienresorts -<br />

Nachhaltigkeit und Anforderungen an<br />

die Raumplanung<br />

Swoboda H. (1995): Tourismus – Landschaft –<br />

Umwelt. Institut für Tourismus und Umweltkultur.<br />

Linz.<br />

Resorts: möglich ohne Einschränkung<br />

Resorts: möglich mit Einschränkungen<br />

Ländliche Räume<br />

– Kleinere Intensiverholungsgebiete<br />

– Pärke/Schutzgebiete<br />

– Kulturraum und Nutzung Gewerbe,<br />

Landwirtschaft, Forstwirtschaft, usw.<br />

– ……………<br />

Resorts: Taburäume mit ganz klar<br />

begründeten Ausnahmen<br />

Quelle: Richtplan Kanton Graubünden, eigene Ergänzungen<br />

Naturräume<br />

– Extensive Erholungsgebiete<br />

– Pärke/Biosphären<br />

– Schutzgebiete<br />

– Teilweise Einschränkung Erholung<br />

– ………………………………..<br />

Resorts: Taburäume<br />

Giovanni Danielli<br />

Dozent<br />

Roger Sonderegger<br />

wiss. Mitarbeiter<br />

Institut für Tourismuswirtschaft<br />

Luzern ITW<br />

Rösslimatte 48<br />

Postfach 2940<br />

6002 Luzern<br />

Tel. +41 41 228 41 45<br />

natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />

Seite 5


Europäische Landschaftskonvention –<br />

die Ratifizierung durch die Schweiz ist überfällig<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

beiden Räten Vorstösse ein.<br />

von Raimund Rodewald<br />

Die Landschaften Europas sind in jüngerer<br />

Zeit einem beschleunigten Transformationsprozess<br />

unterworfen. Der wachsende Ressourcenverzehr<br />

unserer Anspruchsgesellschaft<br />

hinterliess insbesondere in den<br />

Kulturlandschaften, die ohne <strong>mensch</strong>liche<br />

Tätigkeiten nicht aufrechterhalten werden<br />

können, tiefgreifende Spuren. Der sozioökonomische<br />

Strukturwandel in den ländlichen<br />

Räumen führte zu einer fortschreitenden<br />

Aufgabe von fremdenergiearmen und<br />

an regionale räumliche Verhältnisse angepassten<br />

Nutzungs- und Bauformen und zu<br />

einem wachsenden Urbanisierungsdruck,<br />

der die regional noch vorhandenen kulturlandschaftlichen<br />

Werte und Formen mit der<br />

„handelsüblichen Ausstattung“ (wie Freizeitparks,<br />

Einfamilienhäuser, Tourismusresorts,<br />

Golfplätze, Kraftwerke) überzieht und<br />

kontrastiert.<br />

<br />

strategie<br />

Die Schweiz ist als einer der Erstunterzeichnerstaaten<br />

der Landschaftskonvention in<br />

massgeblicher Weise für den hohen Stellenwert<br />

der Partizipation und die Berücksichtigung<br />

der Besonderheiten föderalistischer<br />

Staaten (wie insbesondere die Subsidiarität<br />

und den Vorrang des nationalen Rechts) verantwortlich.<br />

Sie hat im Landschaftskonzept<br />

Schweiz 1998 die Zielsetzungen und die Begriffsdefinition<br />

von Landschaft bereits weitgehend<br />

mit der Landschaftskonvention abgestimmt.<br />

Das Übereinkommen hat gemäss<br />

Bewertung des BAFU keinen Einfluss auf die<br />

geltende schweizerische Gesetzgebung und<br />

erfordert auch keinen direkten Ausbau der<br />

finanziellen und personellen Ressourcen der<br />

Bundesbehörden. Dennoch hat die Schweiz<br />

bisher als einer der letzten Unterzeichnerstaaten<br />

die Landschaftskonvention nicht ratifiziert,<br />

ja den Ratifizierungsprozess noch<br />

nicht einmal gestartet. Inzwischen steht bei<br />

nur noch 6 von 36 Ländern die Ratifizierung<br />

aus. Zu diesen Staaten gehören Aserbeidschan,<br />

Griechenland, Malta, Serbien und<br />

Schweden. Die Bedeutung der Landschaftskonvention<br />

für die Schweiz liegt primär in<br />

ihrer politischen und gesellschaftlichen Signalwirkung:<br />

Eine Ratifizierung würde den<br />

Stellenwert der Landschaft und des Landschaftsschutzes<br />

in der Öffentlichkeit stärken.<br />

Dies wäre angesichts der politischen<br />

Herausforderungen im Bereich Landschaftsschutz<br />

– zu erwähnen sind hier die Defizite<br />

der heutigen Raumplanung, die ungenüchairuz<br />

ist ein Windpark geplant, wofür der<br />

gesetzliche Landschaftsschutz aufgehoben<br />

werden soll. Auch im Kanton Basel-Landschaft<br />

sollen Windpärke in BLN-Gebieten<br />

geplant werden.<br />

Das Fehlen einer übergeordneten politischen<br />

Strategie zur Standortfrage „Erneuerbare<br />

Energie und Landschaftsschutz“ einerseits,<br />

sowie zur Erhaltung und nachhaltigen<br />

Weiterentwicklung des auf regionaler Vielfalt<br />

beruhenden europäischen kulturlandschaftlichen<br />

Erbes andererseits führt zu einer<br />

Fülle von Konfliktsituationen. Gerade<br />

vor diesem Hintergrund erhält die 1992 angedachte<br />

und 2000 in Florenz unterzeichnete<br />

Landschaftskonvention des Europarates<br />

eine immer wichtigere Bedeutung in der Interessenabwägung<br />

und als Motor für eine<br />

nationale Landschaftspolitik. Sie plädiert für<br />

ein Bewusstsein in Bevölkerung, Wirtschaft<br />

und Politik für die ebenfalls endliche Ressource<br />

Landschaft und für deren Bedeutung<br />

zur Verbesserung der <strong>mensch</strong>lichen Lebensqualität.<br />

Diese Konvention, an deren Erarbeitung<br />

auch Experten aus der Schweiz mitgewirkt<br />

haben, und die am 1. März 2004 in Kraft getreten<br />

ist, strebt gemäss Präambel an, dem<br />

Wunsch der Öffentlichkeit nach qualitativ<br />

hochwertigen Landschaften auch im alltäglichen<br />

Umfeld und nach aktiver Beteiligung<br />

an der Landschaftsentwicklung zu entsprechen.<br />

Wesentliches Ziel der Landschaftskonvention<br />

ist es darauf hinzuwirken, dass<br />

die Vertragsparteien die Landschaften als<br />

wesentlichen Bestandteil des <strong>mensch</strong>lichen<br />

Lebens und als Grundlage von Identität<br />

rechtlich anerkennen und eine nationale<br />

Landschaftspolitik mit Betonung auf Beteiligung<br />

der Bevölkerung erlassen. Schliesslich<br />

Diese grossräumige Segregation (hier Nutzungsaufgabe,<br />

dort Baudruck) vollzieht sich<br />

vielerorts ohne eine eigentliche Landschaftsstrategie,<br />

ja wird durch die häufige<br />

Inkaufnahme von unerwünschten Nebeneffekten<br />

der Sektoral- und Subventionspolitik<br />

gar noch angetrieben. So führt die kostendeckende<br />

Einspeisevergütung zu derzeit<br />

über 540 Wasserkraft- und über 400 Windkraftprojekten<br />

in der Schweiz. Kleinkraftwerkprojekte<br />

machen auch vor bislang<br />

unberührten Tälern, wie dem Geren- und<br />

Gonerlital in Oberwald VS, dem Laubeggfall<br />

im Simmental BE oder der Wittenwasserenreuss<br />

UR, einem der letzten noch ungenutzten<br />

Reussarme, nicht Halt. Im national geschützten<br />

Gebiet „Vallée de Joux“ am Marsoll<br />

die Landschaft in die Sektoralpolitiken<br />

integriert und eine europäische Zusammenarbeit<br />

gefördert werden.<br />

<br />

Schweiz<br />

Seite 6 natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009


Siedlungen ist eine zentrale<br />

<br />

und steht in enger Beziehung<br />

<br />

unserer Sinnsuche<br />

<br />

Im Bild das Val Roseg.<br />

Foto: Roland Zumbühl, picswiss<br />

gende Leistungsorientierung des landwirtschaftlichen<br />

Direktzahlungssystems und der<br />

mangelnde Stellenwert des Landschaftsschutzes<br />

beim Ausbau der erneuerbaren<br />

Energien – sehr wichtig. Zudem wäre bei der<br />

Weiterführung des eidgenössischen Fonds<br />

Landschaft Schweiz auch eine generelle<br />

Stärkung der Landschaftspflege auf dem<br />

Modell des englischen National Trusts zu<br />

prüfen. Schliesslich würde generell die Forschung<br />

und Lehre beflügelt werden. Es<br />

könnte auch der Wiederaufbau der 2006 zu<br />

Grabe getragenen schweizweit einzigen<br />

Professur für Natur- und Landschaftsschutz<br />

(von Klaus C. Ewald an der ETH Zürich) eine<br />

Chance erhalten.<br />

Gerade für diese wichtigen Debatten wäre<br />

es vonnöten, dass die Bundesbehörden und<br />

das Parlament den Stellenwert der Landschaft<br />

in den Interessenabwägungen anerkennen<br />

und die Landschaftskonvention ratifizieren.<br />

Damit würde die Schweiz ihre<br />

Position unter den in der Umweltpolitik führenden<br />

Staaten wieder einnehmen. Die Bundesbehörden<br />

sollten sich daran erinnern,<br />

dass die Förderung der Qualität unserer<br />

Landschaften und Siedlungen eine zentrale<br />

Kulturaufgabe unseres Landes ist und in enger<br />

Beziehung zu unserem Wohlbefinden,<br />

unserer Sinnsuche und Identifikation steht.<br />

Die Präsidentin der SL Frau Ständerätin Erika<br />

Forster und Stiftungsratsmitglied Nationalrat<br />

Kurt Fluri reichten in der Märzsession 09<br />

im Stände- und Nationalrat entsprechende<br />

Interpellationen ein. Sie fordern den Bundesrat<br />

auf, dem Parlament eine Vorlage zur<br />

Ratifizierung vorzulegen.<br />

Raimund<br />

Rodewald<br />

Dr. phil. Biol.,<br />

ist seit 1992 als<br />

Geschäftsleiter<br />

der Stiftung<br />

Landschaftsschutz Schweiz (SL) tätig.<br />

Er veröffentlichte zahlreiche Beiträge<br />

zu Landschaftsfragen. Rodewald ist<br />

zudem in Lehre und Forschung tätig,<br />

zuletzt als Forschungsbeauftragter an<br />

der Universität Lausanne und seit 2006<br />

als Gastdozent für „Landschaftsästhetik“<br />

an der Universität Basel.<br />

Dr. Raimund Rodewald<br />

Stiftung Landschaftsschutz SL<br />

Schwarzenburgstr. 11<br />

3007 Bern<br />

Tel.: 031 7 377 00 77<br />

info@sl-fp.ch<br />

natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />

Seite 7


Europäisches Landschaftsübereinkommen<br />

(Ausschnitt), Florenz, 20.10.2000<br />

Artikel 2 – Geltungsbereich<br />

Vorbehaltlich des Artikels 15 findet dieses<br />

Übereinkommen auf das gesamte Hoheitsgebiet<br />

der Vertragsparteien Anwendung<br />

und erfasst natürliche, ländliche, städtische<br />

und stadtnahe Gebiete. Es schliesst Landflächen,<br />

Binnengewässer und Meeresgebiete<br />

ein. Es betrifft Landschaften, die möglicherweise<br />

als aussergewöhnlich betrachtet werden,<br />

sowie gewöhnliche oder geschädigte<br />

Landschaften.<br />

Artikel 3 – Ziele<br />

Ziel dieses Übereinkommens ist es, den<br />

Schutz, die Pflege und die Gestaltung der<br />

Landschaft zu fördern und die europäische<br />

Zusammenarbeit in Landschaftsfragen zu<br />

organisieren.<br />

Kapitel II –<br />

<br />

Artikel 4 – Aufteilung der Zuständigkeiten<br />

Jede Vertragspartei führt dieses Übereinkommen,<br />

insbesondere die Artikel 5 und 6,<br />

entsprechend ihrer eigenen Zuständigkeitsverteilung<br />

im Einklang mit ihren Verfassungsgrundsätzen<br />

und ihrer Verwaltungsorganisation<br />

sowie unter Beachtung des Subsidiaritätsprinzips<br />

durch, wobei die Europäische<br />

Charta der kommunalen Selbstverwaltung<br />

zu berücksichtigen ist. Unbeschadet<br />

der Bestimmungen dieses Übereinkommens<br />

stimmt jede Vertragspartei die<br />

Durchführung dieses Übereinkommens mit<br />

ihrer eigenen Politik ab.<br />

Artikel 5 – Allgemeine Massnahmen<br />

Jede Vertragspartei verpflichtet sich,<br />

a) Landschaften als wesentlichen Bestandteil<br />

des Lebensraums der Menschen, als<br />

Ausdruck der Vielfalt ihres gemeinsamen<br />

Kultur- und Naturerbes und als<br />

Grundstein ihrer Identität rechtlich anzuerkennen;<br />

b) durch Ergreifen der in Artikel 6 aufgeführten<br />

spezifischen Massnahmen eine<br />

auf den Schutz, die Pflege und die Gestaltung<br />

der Landschaft ausgerichtete<br />

Landschaftspolitik zu erarbeiten und<br />

umzusetzen;<br />

c) Verfahren für die Beteiligung der Öffentlichkeit,<br />

der Kommunal- und Regionalbehörden<br />

und anderer Parteien einzuführen,<br />

die ein Interesse an der Festlegung<br />

und Umsetzung der unter<br />

Buchstabe b genannten Landschaftspolitik<br />

haben;<br />

d) die Landschaft in ihre Regional- und<br />

Städteplanungspolitik und in ihre Kultur-,<br />

Umwelt-, Agrar-, Sozial- und Wirtschaftspolitik<br />

sowie in andere, sich möglicherweise<br />

unmittelbar oder mittelbar<br />

auf die Landschaft auswirkende Politiken<br />

aufzunehmen.<br />

Artikel 6 – Spezifische Massnahmen<br />

A) Bewusstseinsbildung<br />

Jede Vertragspartei verpflichtet sich, in der<br />

Zivilgesellschaft, bei privaten Organisationen<br />

und bei staatlichen Stellen das Bewusstsein<br />

für den Wert von Landschaften, die<br />

ihnen zukommende Rolle und die Veränderungen,<br />

denen sie unterworfen sind, zu<br />

schärfen.<br />

B) Ausbildung und Erziehung<br />

Jede Vertragspartei verpflichtet sich, Folgendes<br />

zu fördern:<br />

1. die Ausbildung von Fachleuten für Landschaftsevaluierung<br />

und landschaftsbezogene<br />

Massnahmen;<br />

2. multidisziplinäre Ausbildungsprogramme<br />

im Bereich Landschaftspolitik, Landschaftsschutz,<br />

Landschaftspflege und<br />

Landschaftsgestaltung für Fachleute aus<br />

dem privaten und staatlichen Sektor sowie<br />

für betroffene Verbände;<br />

3. Schulunterricht und Hochschulkurse, die<br />

sich in den entsprechenden Fächern und<br />

Fachrichtungen mit den landschaftsbezogenen<br />

Werten und den sich im Rahmen<br />

des Schutzes, der Pflege und der<br />

Gestaltung von Landschaften ergebenden<br />

Fragen befassen.<br />

C) Erfassung und Bewertung<br />

1. Zur Verbesserung der Kenntnis der eigenen<br />

Landschaften verpflichtet sich jede<br />

Vertragspartei, unter aktiver Beteiligung<br />

der in Artikel 5 Buchstabe c genannten<br />

interessierten Parteien,<br />

a - i) die eigenen Landschaften in ihrem<br />

gesamten Hoheitsgebiet zu erfassen;<br />

a- ii) ihre Charakteristika und die sie verändernden<br />

Kräfte und Belastungen zu<br />

analysieren;<br />

a- iii) Veränderungen zu beobachten;<br />

b) den Zustand der auf diese Weise erfassten<br />

Landschaften unter Berücksichtigung<br />

der ihnen von den interessierten<br />

Parteien und der betroffenen Bevölkerung<br />

zugeschriebenen besonderen Werte<br />

zu bewerten.<br />

2. Diese Erfassungs- und Bewertungsverfahren<br />

werden von dem zwischen den Vertragsparteien<br />

nach Artikel 8 auf europäischer<br />

Ebene organisierten Austausch von<br />

Erfahrungen und Methoden geleitet.<br />

D) Landschaftsbezogene Qualitätsziele<br />

Jede Vertragspartei verpflichtet sich, nach<br />

einer öffentlichen Befragung gemäss Artikel<br />

5 Buchstabe c für die erfassten und bewerteten<br />

Landschaften landschaftsbezogene<br />

Qualitätsziele festzulegen.<br />

E) Umsetzung<br />

Jede Vertragspartei verpflichtet sich, zur<br />

Umsetzung ihrer Landschaftspolitik ein Instrumentarium<br />

einzuführen, dessen Ziel der<br />

Schutz, die Pflege und/oder die Gestaltung<br />

der Landschaft ist.<br />

Weitere Details:<br />

http://conventions.coe.int/Treaty/Commun/<br />

ChercheSig.asp?NT=176&CM=8&DF=&CL<br />

=ENG<br />

Seite 8 natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009


Faszination<br />

Gewässer<br />

Nicht frankieren<br />

Ne pas affranchir<br />

Non affrancare<br />

Geschäftsantwortsendung Invio commerciale-risposta<br />

Correspondance commerciale-résponse<br />

<strong>Rheinaubund</strong><br />

c/o natur und <strong>mensch</strong><br />

Postfach 1157<br />

CH-8200 Schaffhausen<br />

<br />

Ja, ich möchte<br />

Ein Jahresabonnement der Zeitschrift „natur und <strong>mensch</strong>“ (Fr. 45.00)<br />

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Nehmen Sie mit mir Kontakt auf.<br />

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Datum, Unterschrift:<br />

<strong>Rheinaubund</strong> und<br />

natur und <strong>mensch</strong><br />

50 Jahre<br />

für natürliche,<br />

gesunde Gewässer!<br />

natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />

Seite 9


Wasser<br />

Das Thurauenprojekt –<br />

für Mensch und Natur<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Menschen offen.<br />

von Stefano Pellandini<br />

Die Thurauen begleiten die letzten fünf Kilometer<br />

der Thur bis zur Mündung in den Rhein.<br />

Sie sind aber auch der sechste und letzte Abschnitt<br />

eines umfassenden Sanierungsprojekts,<br />

das der Kanton Zürich seit 1983 verwirklicht.<br />

Ein Projekt mit Vorgeschichte.<br />

Immer wieder setzten Überschwemmungen<br />

dem Thurtal und seinen Bewohnern zu. Nach<br />

dem grossen Hochwasser 1978 entwarf der<br />

Kanton Zürich einen Sanierungsplan – im<br />

technisch-rationalen Geist, der damals<br />

herrschte. In der Bevölkerung wuchs aber das<br />

Umweltbewusstsein. Ökologische und technische<br />

Forderungen fanden schliesslich zusammen.<br />

So konnte die Thur im Zeitraum von<br />

1983 bis 2005 in fünf Abschnitten naturnah<br />

saniert werden.<br />

<br />

schweizweit<br />

Mit dem Spatenstich am 13. Juni 2008 hat die<br />

letzte Sanierungsetappe, die Umsetzung des<br />

„Projekts Hochwasserschutz und Auenlandschaft<br />

Thurmündung“, offiziell begonnen.<br />

Das Ziel dieses Projektes ist einerseits der<br />

Schutz vor Hochwasser aus Thur und Rhein in<br />

diesem exponierten Gebiet zwischen Ellikon<br />

am Rhein und Flaach. Andererseits wird das<br />

Auengebiet – eines der grössten des Schweizer<br />

Mittellandes, ein Biotop von nationaler<br />

Bedeutung – renaturiert. Ein Teil der Renaturierung<br />

besorgt die Thur dabei selber, mit Hilfe<br />

des Menschen, der die Voraussetzungen<br />

dafür schafft. Die Auenlandschaft soll für Besucher<br />

und Erholungssuchende gezielt zu-<br />

gänglich bleiben. Ausserdem will man mit<br />

der Sanierung auch die landwirtschaftlichen<br />

Produktionsbedingungen im Flaacherfeld<br />

verbessern.<br />

Hochwasserschutz und Renaturierung werden<br />

also in den Thurauen in Einklang gebracht.<br />

Hinter dieser Pionierleistung steht die<br />

Baudirektion Kanton Zürich mit den beiden<br />

Ämtern AWEL (Amt für Abfall, Wasser, Energie<br />

und Luft – federführend) und ALN (Amt für<br />

Landschaft und Natur). Massgeblich daran<br />

beteiligt ist auch die Projektbegleitkommission<br />

mit Gemeinden, Natur- und Umweltschutzverbänden<br />

(darunter der <strong>Rheinaubund</strong>),<br />

Kanton Schaffhausen, regionaler<br />

Planungsgruppe, Bundesamt für Umwelt und<br />

Kraftwerk Eglisau-Glattfelden AG.<br />

<br />

schnurgerade durch das<br />

Auengebiet von nationaler<br />

<br />

herstellung von möglichst<br />

<br />

<br />

turierten Lebensräumen und<br />

<br />

<br />

<br />

sich auch der Eisvogel wieder<br />

<br />

Foto: AWEL<br />

<br />

<br />

Was wünschen sich die Bewohner von Ellikon?<br />

Keine Überschwemmungen mehr im<br />

Dorf wie letztmals 1999 und mehr Sicherheit<br />

für die Zukunft. Wegen der Lage der Ortschaft<br />

am Rhein wenig oberhalb der Thurmündung<br />

werden Hochwasser in Ellikon sowohl<br />

durch den Fluss selber als auch durch<br />

den hohen Grundwasserspiegel begünstigt.<br />

Für diese komplexe Situation gibt es keine<br />

einfache Lösung. Klar aber ist das Schutzziel.<br />

Die Schutzmassnahmen für das Dorf müssen<br />

einem Hochwasser standhalten, wie es statistisch<br />

gesehen nur alle hundert Jahre vorkommt.<br />

Seite 10 natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009


„So viel wie nötig – so wenig wie möglich“,<br />

lautet die Devise beim aufwändigen und<br />

kostspieligen Hochwasserschutz. Darum hat<br />

man ein Konzept entwickelt, das einen flexiblen<br />

Einsatz der Mittel erlaubt, abgestimmt<br />

auf die Bedrohungslage. Ausserhalb des<br />

Dorfes werden zurzeit die Dämme zum<br />

Rhein erhöht und die Dammwege auf rund<br />

6 Meter verbreitert. Auf diesem „Sockel“<br />

können im Ernstfall mobile Bocksysteme<br />

aufgebaut werden, die das Wasser auch bei<br />

einem hundertjährlichen Hochwasser zurückhalten.<br />

<br />

<br />

Dass das schmucke, denkmalgeschützte Ellikon,<br />

wo auch Touristen gerne rasten, nicht<br />

durch einen massiv erhöhten Rheindamm<br />

beeinträchtigt werden darf, liegt auf der<br />

Hand. Hier setzt man bei einem extremen<br />

Hochwasser im Dorfkern Dammbalken ein,<br />

um die Fluten zurückzuhalten. Sie werden<br />

von der Feuerwehr rechtzeitig in Position gebracht.<br />

Ein ab Mai 2009 betriebsbereites System<br />

aus Pumpstationen und Schieberschächten<br />

schafft Entlastung im Dorf, wenn der<br />

Grundwasserpegel bei Hochwasser zu stark<br />

ansteigt.<br />

Mit dem Abdichten des Ufers gegen den<br />

Rhein hat man bereits 2008 unerwünschtem<br />

Wasserzufluss vorgebeugt: mit Betondichtwänden.<br />

Dank einer kombinierten Baumethode<br />

ging das Erstellen der Wände relativ<br />

<br />

<br />

Betondichtwand gegen<br />

<br />

abgedichtet.<br />

Foto: AWEL<br />

einfach – in einem einzigen Arbeitsgang: Eine<br />

Grabenfräse frass einen 2 Meter tiefen und<br />

25 cm breiten Schlitz in den Damm und füllte<br />

diesen Hohlraum umgehend mit Beton. So<br />

konnte effizient und günstig innert rund zwei<br />

Wochen eine 1400 Meter lange Betondichtwand<br />

im Damm eingebaut werden, die ihrerseits<br />

auch als Fundament für mobile Schutzelemente<br />

dient.<br />

<br />

Der bisherige Damm schützt das Flaacherfeld<br />

weiterhin gegen Rheinhochwasser, wird aber<br />

bis Ende 2010 teilweise neu gebaut oder verstärkt.<br />

Da die Landwirtschaftsflächen unter<br />

dem Hochwasserpegel liegen, vernässen sie<br />

wegen Grundwasserstau und Sickerwasser<br />

der Dämme. Einerseits sorgt der Bau eines<br />

Pumpwerks im Forspitz für die Ableitung des<br />

Sickerwassers aus der Ebene. Anderseits verhindern<br />

Aufschüttungen das Durchnässen<br />

der Böden. Das Erdmaterial dafür kommt –<br />

ökologisch sinnvoll – ganz aus der Nähe: von<br />

Bodenabtragungen im Auengebiet, die nötig<br />

sind, damit die Thur sich ein freieres Flussbett<br />

schaffen kann.<br />

Auf fünf landwirtschaftlichen Betrieben im<br />

Flaacherfeld werden Fruchtfolgeflächen aufgeschüttet.<br />

Eine kontrollierte, anspruchsvolle<br />

Arbeit zur Schutz- und Bodenverbesserung,<br />

die den Einsatz von schwerem Gerät erfordert.<br />

Dabei gilt es, den bestehenden Landwirtschaftsboden<br />

aufzulockern und dann das<br />

gesiebte Material aus den Thurauen sorgfältig<br />

an Ort und Stelle zu bringen und einzuarbeiten.<br />

Wichtig ist, dass durch die Baumaschinen<br />

keine Bodenverdichtungen entstehen.<br />

Darum finden Materialtransporte auf Holzmatratzen<br />

statt. Zwölf von 27 Hektaren Landwirtschaftsfläche<br />

sind inzwischen aufgeschüttet.<br />

<br />

Bis vor 150 Jahren waren die regelmässig<br />

überfluteten Thurauen ein Refugium für verschiedenste<br />

Lebewesen. Nach der Kanalisierung<br />

der Thur sank die Artenvielfalt drastisch.<br />

Jetzt kommt die Natur wieder zum Zug: Man<br />

ist daran, der Thur mehr Raum zu geben, in-<br />

<br />

ten Verdichtungen in losem<br />

<br />

dert diverse Massnahmen.<br />

<br />

<br />

Foto: AWEL<br />

natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />

Seite 11


Solche Weiher entstehen<br />

wieder im Auenwald, als<br />

<br />

Amphibien.<br />

<br />

Seit über 15 Jahren setzt sich der<br />

<strong>Rheinaubund</strong> für eine Verbesserung der<br />

Situation an der Thurmündung ein – insbesondere<br />

für eine Wiederherstellung<br />

von möglichst viel Fluss- und Geschiebedynamik<br />

als Grundlage für einen reich<br />

strukturierten Lebensraum und eine hohe<br />

Artenvielfalt. Mit unserem Kampf für<br />

Ersatzmassnahmen im Zuge der Neukonzessionierung<br />

des Kraftwerks Eglisau haben<br />

wir dem Thurauenprojekt zu einer<br />

soliden Finanzgrundlage verholfen, pikanterweise<br />

ursprünglich gegen den<br />

Kanton. Als Mitglied in der vom Zürcher<br />

Regierungsrat eingesetzten Begleitkommission<br />

stehen wir zum Kompromiss, der<br />

zwischen Auenrevitalisierung, Hochwasserschutz<br />

und Erholungsnutzung angestrebt<br />

wird. Es soll aber nicht verhehlt<br />

werden, dass dieser Konsens in sehr<br />

hohem Masse Rücksicht nimmt auf alle<br />

Nutzungsansprüche und nur einen Teil<br />

dessen umfasst, was aus naturschutzfachlicher<br />

Sicht nötig wäre. Projektleiter<br />

Stefano Pellandini schreibt, „die Thur<br />

durchquert hier eine Auenlandschaft von<br />

nationaler Bedeutung“. Ja, heute „durchquert“<br />

die immer noch schnurgerade<br />

Thur diese arg bedrängte Landschaft lediglich.<br />

Doch ursprünglich hat genau die<br />

Thur diese Landschaft geschaffen und<br />

wenn wir ihren Schutz ernst nehmen,<br />

müssen wir zulassen, dass dies in Zukunft<br />

wieder so sein darf – wenigstens bis an<br />

die Grenzen des Auengebiets. Wir werden<br />

daher auch in Zukunft Vorschläge<br />

einbringen, wie diese Dynamik und die<br />

Vernetzung zwischen Fluss und Land<br />

verbessert werden können, zum Beispiel<br />

durch zusätzliche Furten in der Strasse<br />

Flaach-Ellikon oder durch den Verzicht<br />

auf den unnötigen Damm im Ellikerfeld.<br />

Die Thuraue darf zudem nicht zur Insel<br />

werden in einer rundherum ausgeräumten<br />

Landschaft. Die Melioration Flaach<br />

wird in dieser Beziehung zum nächsten<br />

Prüfstein. Und schliesslich werden wir<br />

darauf pochen, dass die jetzt in Umsetzung<br />

stehende erste Etappe nicht die<br />

letzte ist, denn sie umfasst erst den kleineren<br />

Teil des Auengebietes.<br />

Andri Bryner/ <strong>Rheinaubund</strong><br />

dem Uferbefestigungen entfernt und Aufweitungen<br />

ausgebaggert werden. Das beschleunigt<br />

das Mäandrieren des Wasserlaufs<br />

– mit weit reichenden Konsequenzen. An den<br />

Innenseiten der Kurven entstehen Kies- und<br />

Sandbänke, auf denen sich neue Weichholzauen<br />

bilden. Die Kurvenaussenseiten bieten<br />

Brut- und Rückzugsmöglichkeiten für Vögel<br />

und weitere Lebewesen. Dank der Renaturierungseingriffe<br />

wird wieder Wasser in die Alt-<br />

Seite 12


arme der Thur fliessen, in denen Fische und<br />

Amphibien ungestörte Rückzugsmöglichkeiten<br />

finden, wenn Hochwasser sie bedrohen.<br />

<br />

Durch Ausbaggern von ehemaligen Altarmen<br />

in den Hartholzauen, die weiter von der<br />

Thur entfernt liegen, sind 2008 vier Nass- und<br />

Feuchtbiotope entstanden, weitere sollen<br />

folgen. Diese Weiher sind vom Grundwasser<br />

abhängig und nur bei Hochwasser von der<br />

Thur gespiesen. Sie bieten gefährdeten Arten<br />

wie Unken und Libellen einen adäquaten Lebensraum.<br />

Ein neu gestaltetes Flachufer am<br />

Rhein zwischen Ellikon und Schöni wird zum<br />

Biotop für Flora und Fauna.<br />

Magerwiesen<br />

<br />

Am südlichen Rand des Auenwalds bei Farhau<br />

entstehen durch Bodenabtrag Magerwiesen.<br />

Sie sind Lebensraum für rar gewordene<br />

Pflanzen wie die Spitzorchis und zahlreiche<br />

Blumen, die Insekten als Nahrungsgrundlage<br />

dienen. Hier fühlen sich auch seltene Falter<br />

und Heuschrecken wohl.<br />

An vielen Stellen bringt der Verzicht auf Massnahmen<br />

der Natur Gewinn: Auf nicht mehr<br />

neu befestigten oder extensivierten Damm-<br />

Wegen kann der freiliegende Sand zur Brutstätte<br />

für die Wimpernschmalbiene werden,<br />

ein Insekt, das in der ganzen Schweiz vom<br />

Aussterben bedroht ist. Im Auenwald überlässt<br />

man nicht benötigte Waldwege sich<br />

selbst. Andere werden mit Furten versehen,<br />

die das Abfliessen des Wassers nach einer<br />

Überflutung begünstigen.<br />

<br />

Die Thurauen für Menschen offen zu halten,<br />

die Erholung suchen, ist ein erklärtes Ziel des<br />

Projekts. Allerdings benötigt auch die Natur<br />

ungestörte Ruhe. Damit dieser Zielkonflikt<br />

entschärft wird, sind Zonen für die Freizeitnutzung<br />

definiert worden. Verschiedene<br />

Massnahmen sorgen dafür, dass der Mensch<br />

Naturnähe erleben kann, ohne die Natur zu<br />

beeinträchtigen. So werden 2009 und 2010<br />

neue Freizeiteinrichtungen geschaffen wie<br />

Erholungsplätze, Ein- und Auswasserungsmöglichkeiten<br />

für Boote an der Thur und am<br />

Rhein, ein Beobachtungsturm, Naturbeobachtungsplätze<br />

und ein Infozentrum über die<br />

Thurauen. Die bestehenden Parkplätze bleiben<br />

erhalten. Die Wanderwege werden zum<br />

Teil neu geführt.<br />

Gut unterwegs<br />

Die Realisierung der ersten Etappe in den<br />

Thurauen wird im nächsten Jahr abgeschlossen.<br />

Doch selbst wenn die reine Bauzeit der<br />

Thurauenprojekts insgesamt nur fünf Jahre<br />

erfordert: Man gibt der Thur Zeit, sich einen<br />

neuen Lauf zu bahnen. Darum braucht es<br />

<br />

schnurgerade durch den<br />

Auenwald, aber die ersten<br />

Weichen sind gestellt,<br />

<br />

<br />

in dem hier abgebildeten<br />

<br />

sehen war.<br />

Foto: Baudirektion Kt. Zürich<br />

<br />

zeitweise niedrige Wasser<br />

<br />

Auengebiete typisch ist.<br />

weitere Etappen bis 2020, um alle Hochwasserschutz-<br />

und Renaturierungsmassnahmen<br />

so zu verwirklichen, dass sich auch bereits<br />

gemachte Erfahrungen optimal nutzen lassen.<br />

Weitere Informationen zum Projekt „Hochwasserschutz<br />

und Auenlandschaft Thurmündung“<br />

der Baudirektion Kanton Zürich unter<br />

www.thurauen.zh.ch,<br />

beim AWEL Tel. 043 259 32 24 oder bei:<br />

Robert Bänziger, externer Projektleiter,<br />

Tel. 044 850 11 81, baenziger.ing@sunrise.ch.<br />

<br />

Pellandini,<br />

ist Kulturingenieur<br />

ETHZ und betreut<br />

das Projekt<br />

Thurauen seit<br />

Anfang 2008 intern als Projektleiter<br />

AWEL (Abteilung Wasserbau) Amt für<br />

Abfall, Wasser, Energie und Luft.<br />

Stefano Pellandini<br />

Kulturingenieur ETHZ<br />

Projektleiter AWEL<br />

Abteilung Wasserbau<br />

Walcheplatz 2<br />

Postfach<br />

8090 Zürich<br />

Telefon: 043 259 32 24<br />

stefano.pellandini@bd.zh.ch<br />

natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />

Seite 13


Jahresrückblick 2008: Das Ende einer Ära<br />

<br />

<br />

leicht, wurde aber in Anbetracht der ausserordentlichen Umstände unumgänglich.<br />

<br />

<br />

derhand offen.<br />

von Jürg Bloesch, Ko-Präsident (1995–2008)<br />

Liebe Mitglieder, liebe Leserinnen und Leser<br />

Während meinen 13 Jahren als Ko-Präsident<br />

(wovon die drei letzten ohne Partner) habe<br />

ich mich mit Leib und Seele für den<br />

<strong>Rheinaubund</strong> eingesetzt. Die ausgewiesene<br />

Wertschätzung, die der <strong>Rheinaubund</strong> weitherum<br />

geniesst, ist auf die seit 1995 verfolgte<br />

konsequente Aufbauarbeit zurückzuführen,<br />

deren Basis wissenschaftliche Kompetenz<br />

im Kerngebiet Gewässer- und<br />

Landschaftsschutz ist und die seit Jahren<br />

auch proaktiv eingesetzt wird. In der Öffentlichkeitsarbeit<br />

wurde mit der Modernisierung<br />

unserer Zeitschrift „natur und <strong>mensch</strong>“ ein<br />

neuer Akzent gesetzt, der auf breite Zustimmung<br />

stiess. Im letzten Herbst feierten wir ihr<br />

50-jähriges Bestehen. Auf der Negativseite<br />

hängen vor allem die seit langem erkannten<br />

Probleme der knappen Finanzen, der limitierten<br />

Arbeitskapazität, der Überlastung der zu<br />

wenigen Aktiven, des fehlenden Nachwuchses<br />

und der zu schmalen Mitgliederbasis wie<br />

ein Damoklesschwert über dem Verein. Trotz<br />

grosser Anstrengungen - teils auch unter Beizug<br />

externer Fachberatung - gelang es jedoch<br />

nicht, die Mitglieder- und Finanzierungsbasis<br />

nachhaltig zu verbreitern.<br />

Externe Beratung –<br />

Analyse des <strong>Rheinaubund</strong>es<br />

In dieser schwierigen Lage wurde im Frühling<br />

2008 ein externer Berater beauftragt,<br />

eine Analyse des <strong>Rheinaubund</strong>es durchzuführen.<br />

Diese wurde nach seinen detaillierten<br />

Recherchen und Interviews mit ausgewählten<br />

Vorstandsmitgliedern und externen<br />

Personen im Sommer abgeliefert. Die sehr<br />

kritische Analyse zeigt die oben zum Teil<br />

aufgeführten Stärken und Schwächen des<br />

<strong>Rheinaubund</strong>es auf und war weitgehend<br />

unbestritten. Allerdings habe ich darin keine<br />

Aspekte gefunden, die wir nicht schon früher,<br />

zum Beispiel auch an der strategischen<br />

Klausur im Jahre 2005, diskutiert und bearbeitet<br />

hätten. Schon deshalb traf mich die<br />

Kritik des Beraters, „der <strong>Rheinaubund</strong> werde<br />

verwaltet statt geführt“ mit voller Wucht, da<br />

dies das denkbar schlechteste Zeugnis für<br />

einen Präsidenten darstellt, und sie für mich<br />

weder haltbar noch nachvollziehbar war.<br />

Der Berater hat als erstes „ein schmerzvolles<br />

Aufbrechen der verkrusteten Strukturen“<br />

angesagt und eine drastische Reorganisation<br />

des <strong>Rheinaubund</strong>es als unabdingbare<br />

Vorsausetzung für das langfristige Überleben<br />

des Vereins erklärt. Das Profil des<br />

<strong>Rheinaubund</strong>es müsse klarer sein, war eine<br />

seiner Forderungen. Wie das Erfolg versprechende<br />

Profil (das Ziel) aussehen müsste<br />

und - vor allem - wie wir dazu kommen sollten<br />

(der Weg), das wurde mir leider nicht<br />

transparent gemacht.<br />

<br />

<br />

Erst aus der selbstkritischen Retrospektive<br />

kann ich heute meine eigene Analyse der Ereignisse<br />

machen. Über das meines Erachtens<br />

diktatorische Vorgehen des Beraters<br />

und die zu treffenden Massnahmen gab es<br />

divergierende Ansichten. Zudem war nicht<br />

klar, wie seine Kompetenzen abgegrenzt<br />

waren bzw. wie eine Beratung zu definieren<br />

sei. Für mich ist sie eine auf Erfahrung beruhende<br />

Überzeugungsarbeit, wobei der zu<br />

Beratende auf jeden Fall seine Eigenständigkeit<br />

wahren und die Entscheide zu vorgeschlagenen<br />

Massnahmen selber und autonom<br />

treffen können muss. Der anfänglich<br />

positive Prozess eskalierte rasch und führte<br />

zu einer Gruppendynamik wie aus dem<br />

Lehrbuch. Das Resultat war für mich eine<br />

zerstörte Vertrauensbasis, ohne die ich meine<br />

Funktion als Präsident, so wie ich sie verstehe,<br />

nicht ausüben kann. Konsequenterweise<br />

blieb nur der Rücktritt. Ich habe mich<br />

aber bereit erklärt, die Projekte am Hochrhein<br />

als beauftragter Sachbearbeiter bis auf<br />

Weiteres zu betreuen.<br />

Geld und Geist<br />

Ich habe in diesem Heft und in früheren Jahresberichten<br />

schon öfter über Geld und<br />

Geist geschrieben. Mit dem externen Berater<br />

betriebswirtschaftlicher Herkunft und<br />

mir, dem <strong>Rheinaubund</strong>-Präsidenten mit<br />

naturwissenschaftlichem Werdegang, sind<br />

offenbar zwei Welten aufeinander geprallt.<br />

Während ich die ehrenamtliche und fachlich<br />

kompetente Arbeit zum Schutz unserer Umwelt<br />

als ethisch begründeten Beitrag zur<br />

Verwirklichung von wichtigen gesellschaftlichen<br />

Anliegen in den Vordergrund stelle<br />

(Geist und Idealismus), hat der externe Berater<br />

sinngemäss die knallharten Geschäftspraktiken<br />

der neoliberalen Wirtschaft als<br />

einzige Überlebenschance des <strong>Rheinaubund</strong>es<br />

gefordert (Geld und reale Marktwirtschaft).<br />

Wenn man sich das heutige, kompetitive<br />

Umfeld und die gesellschaftliche<br />

Entwicklung der letzten 15 Jahre vor Augen<br />

führt, kann man durchaus zum Schluss kommen,<br />

dass es höchste Zeit für einen Paradigmenwechsel<br />

im <strong>Rheinaubund</strong> sei. Der WWF<br />

hat uns das ja schon vor Jahren vorgemacht.<br />

Ich befürchte allerdings, dass mit dem wirtschaftsorientierten<br />

Umweltschutz die Seele<br />

auf der Strecke bleibt und die Fachkompetenz<br />

leidet. Wie weit es sich in dieser<br />

Hinsicht bei der angesagten Reorganisation<br />

Seite 14 natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009


tatsächlich um einen Paradigmenwechsel<br />

handelt, wird sich weisen müssen.<br />

Im Herbst 2008 befand sich der <strong>Rheinaubund</strong><br />

also unvermittelt in einer Krisensituation. Die<br />

über ein Jahr andauernden Schwierigkeiten<br />

mit dem Geschäftsführer, für dessen Anstellung<br />

ich als Mitglied der Wahlkommission<br />

mitverantwortlich war, führte zu dessen Entlassung<br />

und verstärkte die Unsicherheit. In<br />

einem „Krisenmanagement“, das durchaus<br />

auch als „kreatives Chaos“ bezeichnet werden<br />

kann, wurde die Situation vorläufig gemeistert.<br />

Die Geschäfte wurden und werden ad<br />

interim (durch Ruedi Schneider) und durch<br />

ad hoc Gruppen abgewickelt. Der Ausschuss<br />

wurde reaktiviert und neu formiert. Am 4. Februar<br />

2009 hat sich Andri Bryner als ad interim<br />

Ko-Präsident zur Verfügung gestellt. Die<br />

Suche nach einem neuen Geschäftsführer<br />

und nach einem neuen Präsidenten soll später<br />

in die Wege geleitet werden. Ein „neues“<br />

Leitbild, das aus meiner Sicht mehr oder<br />

weniger an der bisherigen Strategie festhält,<br />

wurde erarbeitet und vom Vorstand verabschiedet.<br />

Da der externe Berater seine Vorstellungen<br />

der Reorganisation nicht durchsetzen<br />

konnte, verliess er am 19. Februar<br />

2009 das seiner Meinung nach „rasch sinkende<br />

Boot des <strong>Rheinaubund</strong>es“.<br />

Es gibt aber auch Angenehmes zu vermelden.<br />

Einen Monat nach meinem Rücktritt<br />

wurde dem <strong>Rheinaubund</strong> ein Legat von über<br />

200 000 Franken zugesprochen. Dieses seltene,<br />

aber noch immer wiederkehrende Ereignis<br />

versetzt mich glücklicherweise in die Lage,<br />

den Verein finanziell gesichert meinem<br />

Nachfolger so übergeben zu können, wie ich<br />

ihn 1995 übernommen habe. Das macht meinen<br />

Abschied etwas erträglicher und ich<br />

möchte mich bei allen, die mich während<br />

meiner Präsidialzeit unterstützten, herzlich<br />

bedanken. Es bleibt nun Anderen vorbehalten,<br />

die Krise als Chance zu nutzen und über<br />

den weiteren Prozess und die Ergebnisse der<br />

Reorganisation zu berichten. Jedenfalls wünsche<br />

ich dem <strong>Rheinaubund</strong>, dass er die Klippen<br />

mit starkem Ruder umschifft, und dies<br />

mit viel Kraft, Mut und Erfolg.<br />

Dr. Jürg Bloesch<br />

Stauffacherstr. 159<br />

8004 Zürich<br />

Dank an Jürg Bloesch<br />

Kompetent – präzis - grosszügig<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

von Andri Bryner, Präsident ad interim<br />

Jürg Bloesch trat 1993 in den Vorstand des<br />

<strong>Rheinaubund</strong>es ein. Zwei Jahre später - nach<br />

dem Rücktritt von Verena Diener - wurde er<br />

zum Ko-Präsidenten gewählt, zusammen<br />

mit dem Juristen Bruno Kläusli. Ich selbst<br />

war damals Redaktor dieser Zeitschrift. Als<br />

Hydrologe hatte ich zudem Gelegenheit,<br />

verschiedene Gewässerschutzprojekte zu<br />

betreuen. Jürg hat mich in dieser Zeit immer<br />

unterstützt und als erfahrener Limnologe<br />

viel fachlichen Rat eingebracht. Selbst unkonventionelle<br />

Ideen, z.B. die Forderung<br />

nach einer periodisch tieferen Staukote<br />

beim Kraftwerk Eglisau zur Verbesserung<br />

des Geschiebetriebs, prüfte er unvoreingenommen<br />

und nach fachlichen Kriterien,<br />

nicht nach politischem Kalkül. Standen wir<br />

vor Verhandlungen mit Behörden oder Projektanten<br />

skizzierte er jeweils vorher, welches<br />

die minimalen Ziele der <strong>Rheinaubund</strong>-<br />

Arbeit sein sollten und welches die maximalen<br />

sein könnten. Ein „Schauen-wir-mal“<br />

gab es bei ihm nicht. „Agieren ohne Defizitanalyse<br />

lässt man besser bleiben“, hat er<br />

selbst gesagt. Trotz allem waren ihm das<br />

Machbare und die politischen Realitäten<br />

sehr wohl bewusst: Als langjähriger Präsident<br />

der Internationalen Arbeitsgemeinschaft<br />

Donauforschung (IAD) hat er oft genug<br />

erlebt, wie Politik und wirtschaftliche<br />

Interessen das Gesicht eines Gewässers leider<br />

mehr prägen als die Erfordernisse eines<br />

funktionierenden Ökosystems.<br />

Ein besonderes Anliegen ist Jürg der Hochrhein.<br />

Keines der elf Laufkraftwerke, mit denen<br />

er sich nicht schon beschäftigt hätte.<br />

Als 1996 die Pläne der NOK publik wurden,<br />

beim Kraftwerk Rheinau durch Sprengungen<br />

im Unterwasser mehr Gefälle zu nutzen,<br />

war er der erste, der auf den Wert der freien<br />

<br />

<br />

<br />

getreten.<br />

Foto: privat<br />

Fliessstrecke Rheinau-Ellikon hinwies und<br />

verlangte, dass statt neuer Pläne zur intensivierten<br />

Nutzung endlich die unbefriedigende<br />

Restwassersituation in der Rheinauschlaufe<br />

zum Thema gemacht werden<br />

müsse. Mit sehr viel Eigenleistungen und<br />

Durchhaltewille führt Jürg diesen zweiten<br />

„Kampf um Rheinau“ heute noch an. Und es<br />

zeigen sich Erfolge: Die von ihm initiierte<br />

<strong>Rheinaubund</strong>-Studie wurde vom Bund positiv<br />

aufgenommen. Auch in Bern bestätigt<br />

man mittlerweile, dass eine Sanierung der<br />

Restwassersituation – im Gewässerschutzgesetz<br />

von 1992 vorgeschrieben – vordringlich<br />

sei.<br />

Dass der <strong>Rheinaubund</strong> trotz unbequemer<br />

Forderungen bei den Bundesbehörden<br />

ernst genommen und als fairer Partner anerkannt<br />

wird, daran hat Jürg grosses Verdienst.<br />

Stephan Bieri, Mitarbeiter der Sektion Was-<br />

natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />

Seite 15


serkraft im Bundesamt für Energie, formuliert<br />

es so: „Dr. Bloeschs wissenschaftliche<br />

Denkweise mit klarer und verständlicher<br />

Ausdrucksweise war immer sehr geschätzt;<br />

er gilt als einer der besten Vertreter der Umweltorganisationen.“<br />

Christoph Noll, vom<br />

Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft des<br />

Kantons Zürichs (AWEL) bezeichnet Jürg<br />

Bloesch als „Visionär.“ Seine Visionen zum<br />

Umgang mit Gewässern, so Noll, seien „nicht<br />

fernab von allen realistischen Vorstellungen,<br />

und doch immer so provozierend“ gewesen,<br />

dass es „nicht möglich war, den Istzustand als<br />

tolerierbar hinzunehmen oder seine Ideen<br />

und lösungsorientierten Kompromisse als<br />

Phantastereien abzutun.“ Die Brückenarbeit<br />

von Jürg Bloesch habe viel dazu beigetragen,<br />

das Verhältnis zwischen Kraftwerkbetreibern<br />

und Umweltschutzorganisationen zu entkrampfen.<br />

Als Beispiel führt Noll den Masterplan<br />

Geschiebe für den Hochrhein an, den<br />

NGO , s, Kraftwerkbetreiber und Behörden gemeinsam<br />

erarbeiten – „natürlich mit Herrn<br />

Bloesch in der Arbeitsgruppe“.<br />

Dass seine wissenschaftliche Denkweise Jürg<br />

nicht als Versteck im Elfenbeinturm diente,<br />

bestätigt Günther Frauenlob. Der aktuelle<br />

Redaktor von „natur+<strong>mensch</strong>“ hat bei ihm<br />

am Wasserforschungsinstitut Eawag eine<br />

Diplomarbeit zum Gewässerschutz im Einzugsgebiet<br />

des Vierwaldstättersees verfasst:<br />

„Es hat mich fasziniert, dass er immer pragmatische<br />

Lösungen gesucht hat.“ Vizepräsident<br />

Ueli Rippmann (Fischbiologe) hebt<br />

hervor, wie er von Jürg profitiert hat: „Dank<br />

seiner Fachkompetenz und seinen überprüfenden<br />

Nachfragen habe ich meine eigene<br />

Kompetenz ständig verbessern können.“<br />

Es würde zu weit führen, an dieser Stelle alle<br />

Projekte aufzulisten, die Jürg in seiner Zeit<br />

als Ko-Präsident geführt oder mit betreut<br />

hat. Die Jahresberichte, auch der jüngste,<br />

geben darüber breiter Auskunft. Was in den<br />

Artikeln jedoch viel zu wenig zum Ausdruck<br />

kommt, ist Jürgs ausserordentliches Engagement.<br />

Nie stellte er seine Person ins Zentrum<br />

oder verlangte eine Entschädigung für<br />

den weit über ein „Hobby“ hinausgehenden<br />

Aufwand. Im Gegenteil, nebst seiner Facharbeit<br />

und der Vereinsleitung zählte Jürg erst<br />

noch zu den regelmässigen Spendern des<br />

<strong>Rheinaubund</strong>es. Es mag verkehrt tönen,<br />

doch gerade dieser generöse Umgang mit<br />

seinen Ressourcen machte es uns Vorstandsmitgliedern<br />

oder den Mitarbeitenden auf<br />

der Geschäftsstelle nicht immer leicht. Denn<br />

die hohen Ansprüche, an denen Jürg seine<br />

eigene Arbeit mass, stellte er auch an Mitarbeitende<br />

oder Projektleiter. Geschäftsführer<br />

Ruedi Schneider erinnert sich: „Dokumente,<br />

die von Jürg gegen gelesen wurden,<br />

waren häufig übersät mit Korrekturen.“ Doch<br />

Ruedi hält fest: „Er übte sich auch in Geduld.<br />

Letztlich hatte bei Jürg jeder eine Chance.<br />

Und in meinem Fall kann ich bestätigen,<br />

dass das Endprodukt meistens besser war<br />

als der Entwurf.“<br />

Jürg Bloesch hat schon länger eine Nachfolgerin<br />

oder einen Nachfolger gesucht, leider<br />

bisher erfolglos. Im Vorstand bedauern wir<br />

seinen aus meiner Sicht überstürzten Rücktritt<br />

sehr. Die Gründe hat er selbst im vorhergehenden<br />

Artikel erläutert und werden<br />

auch im folgenden Text noch einmal angesprochen.<br />

Wir sind aber froh, dass dem<br />

<strong>Rheinaubund</strong> seine fachliche Unterstützung<br />

erhalten bleibt. Umso mehr bleibt uns, Jürg<br />

für die 13 Jahre als Ko-Präsident und Vorstandskollege<br />

herzlich zu danken.<br />

Andri Bryner<br />

Möttelistr. 47<br />

8400 Winterthur<br />

Telefon 052 / 232 70 12<br />

Auf der Suche nach neuen Wegen<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Vorstand hat reagiert und bereits ein neues Leitbild verabschiedet.<br />

von Andri Bryner, Präsident ad interim<br />

Seit Jahren kann der <strong>Rheinaubund</strong> seine Arbeit<br />

nur dank grosszügiger Spenden und<br />

Legate fortsetzen und weil alle Facharbeit<br />

ehrenamtlich geleistet wird. Allein mit den<br />

Mitglieder- und Abonnementsbeiträgen<br />

würde das Defizit jährlich rund 100 000 Franken<br />

betragen. Verschiedene Anstrengungen<br />

haben leider den erhofften Erfolg bisher<br />

nicht gebracht. Insbesondere konnte die Basis<br />

nicht vergrössert werden; die Zahl der<br />

Abonnentinnen und Abonnenten von<br />

„natur+<strong>mensch</strong>“ ist mit 2170 auf einen Wert<br />

gesunken, der ein selbsttragendes Produzieren<br />

der Zeitschrift nicht mehr erlaubt.<br />

Im Frühling 2008 hat daher der Vorstand erneut<br />

den Versuch unternommen, mit einem<br />

externen Fachmann nach (Marketing)Lösungen<br />

zu suchen, um dem bald 50jährigen<br />

Verein eine Zukunft zu sichern. Der Beauftragte<br />

nahm sein ehrenamtlich ausgeführtes<br />

Mandat sehr ernst. Doch statt Patentrezepte<br />

für die Mittelbeschaffung präsentierte<br />

er einen ernüchternden Schluss: Dem<br />

<strong>Rheinaubund</strong> fehle es nicht nur oder nicht<br />

in allererster Linie an Geld, sondern an Profil,<br />

engagiertem Nachwuchs und zeitgemässen<br />

Strukturen.<br />

Obwohl die Analyse dem Vorstand eine „erfolgreiche,<br />

anerkannte und nötige Arbeit“<br />

attestiert, verfehlte der emotional sehr engagierte<br />

Berater in einzelnen Punkten den<br />

angemessenen Ton. Zusammen mit der<br />

Skepsis von Einzelnen gegenüber einer „Einmischung“<br />

von aussen und der angespannten<br />

Situation als Folge der Fehlbesetzung<br />

auf der Geschäftsführerstelle führte dies zu<br />

heftigen Diskussionen. Ein Entscheid, an<br />

welchen Massnahmen prioritär gearbeitet<br />

werden soll, wurde vertagt. Der Berater<br />

nahm seinen Hut, weil er rasch vorangehen<br />

wollte statt in aufwändiger Kleinarbeit Widerstände<br />

auszuräumen. An diesem Punkt –<br />

Seite 16 natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009


im September 2008 – suchten einige Vorstandsmitglieder<br />

nach einem Ausweg. Sie<br />

schlugen vor, die Tradition des Zweier-Präsidiums<br />

zu nutzen für eine zumindest vorübergehende<br />

Aufteilung in ein Fachpräsidium<br />

sowie eine „Leitung Vereinsentwicklung“<br />

und suchten dazu das Gespräch sowohl mit<br />

Jürg Bloesch als auch mit dem Berater.<br />

Rückblickend ist verständlich, dass der langjährige<br />

Ko-Präsident diese als Entlastung gedachte<br />

Aktion als persönlichen Angriff empfand.<br />

Dass ausgerechnet die erfolglose Suche<br />

nach einer Präsidentin oder einem Präsidenten,<br />

also sozusagen ein „Machtvakuum“, den<br />

Konflikt mit verschuldet hat, ist allerdings paradox.<br />

Als sich dann der Berater als Krisenmanager<br />

zur weiteren Arbeit mit dem Vorstand<br />

bereit erklärte, war für Jürg Bloesch das Fass<br />

voll und er trat zurück. An seinen grossen Verdiensten<br />

für den <strong>Rheinaubund</strong> und dessen<br />

Anliegen ändert das nichts.<br />

Wichtige Weichenstellungen<br />

stehen bevor<br />

Trotz eines vom Vorstand erteilten Mandats<br />

hat der Berater den Glauben an die geforderte<br />

„einschneidende Reorganisation“<br />

rasch verloren und ist abgesprungen. Ob<br />

sich das zerschlagene Geschirr kitten lässt,<br />

muss die Zukunft zeigen. Mit Sicherheit hat<br />

der Prozess aber aufgerüttelt und man ist<br />

sich im Vorstand einig, dass ein Fortfahren<br />

wie bisher keine Lösung ist. Mehrere Arbeitsgruppen<br />

sind daher daran, für einzelne<br />

Themenkreise Vorschläge aufzuzeigen und<br />

bereits ist ein neues Leitbild erarbeitet und<br />

verabschiedet worden. Da wichtige Weichenstellungen<br />

nach wie vor vom Gesamtvorstand<br />

oder bei Statutenänderungen von<br />

der Mitgliederversammlung bewilligt werden<br />

müssen, kann das Tempo nicht revolutionär<br />

sein. Aus meiner Sicht sind vordringlich<br />

die folgenden Punkte anzupacken:<br />

– Der <strong>Rheinaubund</strong> ist bei Fachbehörden<br />

und Kraftwerken bekannt. Darüber<br />

hinaus praktisch nicht. Mit dem neuen<br />

Leitbild (mehr dazu auf der hinteren<br />

Umschlagseite) und der konsequenten<br />

Rückbesinnung auf den Gewässerschutz<br />

als Kern der <strong>Rheinaubund</strong>arbeit ist der<br />

Grundstein gelegt, dass wir national DIE<br />

Organisation werden können, wenn es<br />

um Gewässer geht. Dazu machen neue<br />

Partnerschaften und mittelfristig vielleicht<br />

sogar ein neuer Name Sinn. So besteht<br />

Hoffnung, die schwindende Mitgliederbasis<br />

wieder zu verbreitern und in eine<br />

finanziell stabilere Situation zu kommen.<br />

– Personelle Ressourcen: Die Facharbeit<br />

im <strong>Rheinaubund</strong> wird mit wenigen Ausnahmen<br />

ehrenamtlich geleistet und verteilt<br />

sich trotz – oder gerade wegen –<br />

wachsender Komplexität auf wenige<br />

Köpfe. Vor allem jüngere Expertinnen und<br />

Experten können sich dies kaum mehr<br />

leisten. Wir müssen ein Modell finden, das<br />

dem Rechnung trägt. Sonst können wir<br />

weder Kontinuität noch Qualität unserer<br />

Projekte sichern, geschweige denn Neues<br />

anpacken. Ich bin überzeugt, dass es zwischen<br />

purem Idealismus und „knallharter<br />

Geschäftspraxis“ auch Mittelwege gibt.<br />

– Lange Zeit war<br />

der <strong>Rheinaubund</strong> eine Arbeitsgemeinschaft.<br />

Bestimmt haben diejenigen, welche<br />

über die Fach- und Ortskenntnisse<br />

verfügt und die Basisarbeit geleistet haben<br />

– unterstützt von Präsidium und Geschäftsstelle.<br />

In jüngerer Zeit beschäftigt<br />

sich aber mehr und mehr der gesamte<br />

Vorstand aufwändig mit operativen Fragen<br />

und die Geschäftsstelle ist zeitweise<br />

mit Administration ausgelastet, statt Luft<br />

<br />

<br />

<br />

die Wiederherstellung<br />

<br />

<br />

Foto: Urkraft Wasser<br />

zu haben für echte Geschäftsführung<br />

oder Mittelbeschaffung. Diese Abläufe<br />

und Strukturen müssen hinterfragt werden.<br />

Sonst verlieren wir nicht nur die „Bodenhaftung“,<br />

sondern es leiden Qualität<br />

und Motivation im gemeinsamen Engagement<br />

für die Ziele der Organisation.<br />

– Präsidium: Zuoberst auf der Prioritätenliste<br />

steht nun aber natürlich die Suche<br />

nach einer neuen Präsidentin, einem neuen<br />

Präsidenten oder einem Ko-Präsidium.<br />

Auf ausdrücklichen Wunsch des Vorstandes<br />

habe ich mich bereit erklärt interimistisch<br />

einzuspringen, damit der Verein<br />

nicht statutenwidrig ohne Leitung dasteht.<br />

Gerne übergebe ich diese Funktion<br />

bald wieder in berufenere Hände.<br />

Andri Bryner<br />

Möttelistr. 47<br />

8400 Winterthur<br />

Telefon 052 / 232 70 12<br />

natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />

Seite 17


VivaRiva auf Erfolgskurs<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

sagen: Ja, es besteht ein Potenzial, und dieses Potenzial ist<br />

<br />

von Kathrin Jaag<br />

Mit einer Verdoppelung der Veranstaltungen<br />

gegenüber dem – in unseren Augen bereits<br />

erfolgreichen – Vorjahr konnten wir unsere<br />

eigenen Erwartungen im Jahr 2008<br />

nochmals übertreffen. Überdies konnten wir<br />

unser Tätigkeitsfeld sowohl räumlich (mit<br />

ersten Anlässen in der Zentral- und Nordwestschweiz)<br />

als auch personell (mit Karin<br />

Schlude als neuer Mitarbeiterin und Isabelle<br />

Gerber als Praktikantin) und thematisch ausweiten.<br />

Als Highlight ist diesbezüglich sicher<br />

das Modul «Biber» zu erwähnen, denn der<br />

sympathische Grossnager hilft uns seit letztem<br />

Sommer, Kinder und Jugendliche für<br />

die Anliegen intakter Fliessgewässer zu sensibilisieren.<br />

<br />

Jeder Anlass ist einzigartig und jedes Mal<br />

stellen wir mit den Lehrpersonen das jeweils<br />

bestmögliche Programm für eine Klasse, für<br />

eine Schule zusammen. In unterschiedlicher<br />

Ausprägung ist meist eine Auswahl folgender<br />

Module Teil des Anlasses.<br />

Wassertiere: Das Highlight unter den Aktivitäten!<br />

Mit Kescher und Sieb ausgerüstet erforschen<br />

wir das Wasserleben. Lupe oder<br />

Feldbinokular und einfache Tafeln oder<br />

Fachliteratur helfen bei der Bestimmung.<br />

Anhand der Tiere können wir Aussagen über<br />

die Gewässergüte machen.<br />

Biber: Bei der Suche nach Biberspuren lernen<br />

die Kinder das Leben des geheimnisvollen<br />

Grossnagers kennen. Auf einer erlebnisreichen<br />

Exkursion mit Spurensuche, Spielen<br />

und Experimenten werden den Kindern Verhaltensweise<br />

und Lebensraum des Bibers<br />

näher gebracht.<br />

Bach vermessen: An einem Querprofil werden<br />

die verschiedenen Eigenschaften des<br />

Wassers wie Temperatur, Farbe, Geruch,<br />

Fliessgeschwindigkeit, Bachbreite und Wassertiefe<br />

bestimmt.<br />

Bach benoten: In der Schule kriegen die besten<br />

Schüler die besten Noten. Bei uns kriegt<br />

der natürlichste Bach, der möglichst wenig<br />

verbaut ist und der vielen Tieren und Pflanzen<br />

einen Lebensraum bietet, die besten<br />

Noten.<br />

Pflanzen: Bäume und Sträucher sind wichtige<br />

Lebensräume für Tiere, die Bachbegleitflora<br />

vernetzt das Wasser mit dem Land. Hier<br />

liegt der Fokus auf Kennenlernen und Erkennen<br />

der «grünen Welt» mit vielen Spezialinformationen<br />

als «Beigemüse».<br />

Amphibien: Wissenswertes über die heimischen<br />

Schwanz- und Froschlurche und<br />

deren Lebensräume fasziniert die Kinder<br />

genau so wie das Fangen und Bestimmen.<br />

Gefährdung und Rekordträchtiges<br />

<br />

<br />

als Tausend Kinder und<br />

<br />

Anliegen unserer Gewässer<br />

sensibilisiert werden.<br />

Foto: K. Jaag<br />

Seite 18 natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009


in Lehrerzeitschriften. Verschiedene Medientexte<br />

über VivaRiva sind auf der Website<br />

www.vivariva.ch einsehbar.<br />

Mittelstufe<br />

Oberstufe<br />

runden dieses Modul ab. Der Liebling vieler<br />

Kinder!<br />

Klimawandel und Naturgefahren: Spielerisch<br />

lernen die Kinder Ursache und Folgen des<br />

Klimawandels kennen und setzen sich gestalterisch<br />

mit entsprechenden Hochwasser-<br />

Gefahren auseinander.<br />

Geomorphologie: Begradigung und Verbauung<br />

vieler Gewässer sind ein wichtiger<br />

Grund für die Armut an Tieren und Pflanzen.<br />

Mit älteren Schülern kann eine Strukturgüteuntersuchung<br />

Aufschluss über die Lebensraumvielfalt<br />

geben.<br />

Experimentieren mit Wasser: Warum sinkt der<br />

Wasserläufer nicht? Wie schwimmt ein Schiff,<br />

wie sinkt ein U-Boot? Experimentierend die<br />

Wassereigenschaften erkunden und spielerisch<br />

verschiedene Wasserthemen kennen<br />

lernen.<br />

Kunst am Wasser: «Wir nehmen nichts ausser<br />

Fotos und Hinterlassen nichts ausser Fussspuren»<br />

…und ein paar Kunstwerken. Aus<br />

Naturmaterialien kreieren die Kinder und<br />

Jugendlichen LandArt, vergängliche Kunst<br />

am Wasser.<br />

Anlässe und TeilnehmerInnen<br />

Unterstufe<br />

Lehrpersonen<br />

Kindergarten<br />

2007 konnten im letzten Jahr 48 VivaRiva-<br />

Anlässe durchgeführt werden, womit ein<br />

neuer Rekord erzielt wurde.<br />

Bei den meisten Veranstaltungen (36) handelt<br />

es sich nach wie vor um Bacherlebnistage<br />

mit Schulklassen. Daneben konnten jedoch<br />

auch fünf Lehrerweiterbildungen<br />

durchgeführt werden, und auch im «Feriensegment»<br />

konnten wir fünf Ferienpass-<br />

Veranstaltungen durchführen.<br />

Insgesamt haben 2008 über 1000 Personen<br />

an VivaRiva-Veranstaltungen teilgenommen.<br />

Die Grafik schlüsselt die Teilnehmenden<br />

2008 nach der Klassenstufe auf. Dabei<br />

zeigt sich, dass VivaRiva dieses Jahr vor allem<br />

Kinder der Unterstufe (1.- 3. Klasse) erreichen<br />

konnte. Zum ersten Mal hatten wir<br />

dieses Jahr auch die ganz Kleinen, die Kindergartenkinder,<br />

als Kundschaft.<br />

Nachdem wir bisher ausschliesslich in der<br />

Nordostschweiz (in den Kantonen Zürich,<br />

Schaffhausen und Thurgau) aktiv waren,<br />

konnten wir unsere Tätigkeit im Jahr 2008<br />

weiter ausdehnen und knapp ein Viertel der<br />

Anlässe auf «neuem Terrain» durchführen.<br />

Insgesamt fanden Veranstaltungen in den<br />

Kantonen ZH, SH, TG, SO, LU, BS, BE und SG<br />

statt.<br />

<br />

Es ist schön zu sehen, wie jeder einzelne<br />

Anlass Begeisterung weckt, wie Kinder und<br />

Jugendliche dem Forscherdrang erliegen,<br />

wie mit grosser Begeisterung Kleines betrachtet<br />

und beobachtet wird. Und auch<br />

wenn es schwierig ist, festzuhalten, was die<br />

Kinder von so einem Anlass mitnehmen,<br />

bin ich davon überzeugt, dass etwas hängen<br />

bleibt und sich unsere Basisarbeit für<br />

den Naturschutz, den Gewässerschutz und<br />

die Anliegen der Umwelt lohnen. Ich freue<br />

mich jedes Mal darüber, mit den Kindern<br />

einen unvergesslichen Tag am Wasser zu<br />

erleben!<br />

Kathrin Jaag<br />

ist seit dem Start<br />

Anfangs 2006<br />

Projektleiterin von<br />

VivaRiva. Sie ist<br />

Umweltnaturwissenschaftlerin<br />

und hat mehrjährige<br />

Erfahrung aus verschiedenen Umweltbildungsprojekten.<br />

Als langjährige<br />

Pfadileiterin hat sie Freude am Umgang<br />

mit Kindern und Jugendlichen<br />

und als Exkursionsleiterin im Pro<br />

NaturaZentrum Aletsch VS sowie als<br />

Leiterin verschiedener Botanikkurse<br />

des Zürcher Vogelschutzes auch einschlägige<br />

Erfahrungen in der Erwachsenenbildung.<br />

Neben ihrer Tätigkeit<br />

beim <strong>Rheinaubund</strong> ist Kathrin Jaag als<br />

Workshopleiterin und Zooführerin im<br />

Zoo Zürich aktiv sowie bei der Umweltbildungsgruppe<br />

drosera.<br />

Vom Halbtagesanlass mit den Erstklässlern<br />

über Modulposten für ganze Schulen, von<br />

Ferienpass-Veranstaltungen über Geomorphologische<br />

Untersuchungen mit Sekundarklassen<br />

bis zum Themenabend mit Konfirmanden<br />

und Lehrerweiterbildungen haben<br />

wir eine breite Palette an Veranstaltungen<br />

erlebt. Nach 24 Anlässen im Jahr<br />

Medienarbeit<br />

Auch dieses Jahr waren wir wieder in verschiedenen<br />

(hauptsächlich Print- und online-Medien)<br />

präsent. Bacherlebnistage und<br />

Ferienpassveranstaltungen standen v. a. im<br />

Fokus, daneben platzierten wir kurze Artikel<br />

Kathrin Jaag<br />

VivaRiva<br />

<strong>Rheinaubund</strong><br />

Weinsteig 192<br />

8201 Schaffhausen<br />

Tel. 052 625 26 67<br />

kathrin.jaag@rheinaubund.ch<br />

natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />

Seite 19


Bahn 2000 im Fokus der beschwerdeberechtigten<br />

Umwelt-, Natur- und Heimatschutzorganisationen<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Umwelt weitgehend umgesetzt.<br />

von Martin Furter<br />

Im Zeitpunkt der eidgenössischen Abstimmungsvorlage<br />

zur Bahn 2000 war die Diskusnotwendige<br />

Verbesserungen der Projektteile<br />

in der Planung nicht berücksichtigt. Legitimiert<br />

durch das Verbandsbeschwerderecht<br />

konnten die Organisationen die Auflageprojekte<br />

analysieren und die Behebung von<br />

Mängeln mittels Einsprachen verlangen.<br />

Die Komplexität des Vorhabens Bahn 2000<br />

legte es nahe, die unterschiedlichen Schwerpunktthemen<br />

der einzelnen Organisationen<br />

zu bündeln und die Projekte zentral bearbeiten<br />

zu lassen.<br />

<br />

<br />

legten Stammlinie (rechts im<br />

<br />

Kerngebiet der Bunnmatten<br />

Fotos: Martin Furter<br />

Bereits im Vorfeld der Volksabstimmung bemühten<br />

sich die Organisationen darum,<br />

Rücksichtnahme auf landschaftliche und natürliche<br />

Gegebenheiten in die Festlegung<br />

der Linienführung der Neubaustrecken des<br />

Eisenbahngrossvorhabens Bahn 2000 einzubringen.<br />

Das zentrale Anliegen, durch weitgehende<br />

Parallelführung zur Autobahn im<br />

Mittelland neue Landschaftszerschneidungen<br />

zu vermeiden, konnte allerdings nicht<br />

durchgesetzt werden.<br />

<br />

sion über die Einzelheiten der Linienführung<br />

der Neubaustrecken noch keineswegs abgeschlossen.<br />

Um die notwendige Bahninfrastruktur<br />

für die Zukunft sicherzustellen, empfahlen<br />

die Organisationen ihren Mitgliedern<br />

gleichwohl, dem Projekt zuzustimmen. Am<br />

6. Dez. 1987 stimmte das Schweizervolk dem<br />

Vorhaben Bahn 2000 im Grundsatz zu.<br />

Viele Fragen über die Art und Weise der Realisierung<br />

blieben offen. Deshalb galt es von<br />

nun an, frühzeitig im konkreten Planungsprozess<br />

auf die von den Organisationen<br />

wahrgenommenen Aspekte des Umwelt-,<br />

Natur- und Heimatschutzes hinzuweisen<br />

und auf deren Berücksichtigung in den Projekten<br />

hinzuarbeiten. In Konkurrenz zu privaten<br />

Eigeninteressen wurden viele, aus der<br />

Sicht der Organisationen berechtigte und<br />

von den geltenden Gesetzen über den Umwelt-,<br />

Natur- und Heimatschutz geschützte,<br />

Im Dezember 1989 erteilten mir Pro Natura,<br />

<strong>Rheinaubund</strong>, Schweizer Heimatschutz SHS<br />

und WWF Schweiz das Mandat zur fachlichen<br />

Begleitung und Beratung sowie zu ihrer<br />

rechtlichen Vertretung im Grossprojekt<br />

Bahn 2000. Im Laufe der Zeit schlossen sich<br />

diesem Mandat der VCS Schweiz, die Stiftung<br />

Landschaftsschutz Schweiz SL und der<br />

Schweizer Vogelschutz SVS an. Neben vielen<br />

anderen Gebieten, die wir hier und heute<br />

nicht alle vorstellen können, konzentrierte<br />

sich unsere Arbeit auf die Schonung der<br />

Wässermatten bei Roggwil, einer ökologisch<br />

sehr wertvollen, 800-jährigen Kulturlandschaft<br />

(BLN-Gebiet 13.12), durch die ein 44<br />

Meter breiter Bahndamm gebaut wurde.<br />

Problemgebiet Brunnmatten:<br />

Was wurde erreicht?<br />

Zusammen mit vielen engagierten Menschen,<br />

versuchten wir, die Neubaustrecke<br />

in einem Tunnel durch den Muniberg um<br />

das ökologisch äusserst wertvolle Gebiet<br />

der Brunnmatten herumzuführen. Leider<br />

zeigte sich hier deutlich, dass der Schutz<br />

eines Objekts im Bundesinventar der Landschaften<br />

von Nationaler Bedeutung (BLN)<br />

Seite 20


nur soweit geht, als die zuständigen Behörden<br />

diesen Schutz gegenüber den Mehrkosten<br />

für eine alternative Lösung als verhältnismässig<br />

einstufen. Die vom Natur- und<br />

Heimatschutzgesetz in solchen Fällen vorgesehene<br />

„grösstmögliche Schonung“ ermöglichte<br />

den Bau der Neubaustrecke mitten<br />

durch die 800-jährige Kulturlandschaft<br />

der Wässermatten.<br />

Nach der Evaluation der rechtlichen Situation<br />

verzichteten die Organisationen darauf,<br />

die Verfügung des UVEK (damals EVED)<br />

mit einer Beschwerde anzufechten. Die Abweisung<br />

der entsprechenden Beschwerde<br />

des Kantons Bern durch das Bundesgericht<br />

bestätigte die Richtigkeit dieses Entscheids.<br />

Die Plangenehmigungsverfügung delegierte<br />

die konkrete Ausarbeitung der notwendigen<br />

Massnahmen zum Schutz der Umwelt<br />

in sogenanntes „nachlaufendes Verfahren“.<br />

Deshalb hatten die Organisationen während<br />

der langen Jahre der Projektkonkretisierung<br />

und -ausführung die Aufgabe und vor allem<br />

die Möglichkeit, dort korrigierend einzugreifen,<br />

wo aus ihrer Sicht die auf dem USG und<br />

dem NHG basierenden rechtlichen Vorgaben<br />

nicht erfüllt wurden.<br />

<br />

Bewässerungsgräben wird<br />

<br />

Stauden ganzjährig stehen<br />

<br />

Grundwasser gespiesene<br />

<br />

<br />

Lebensräume.<br />

Manche Eingriffe entlang der gesamten Neubaustrecke<br />

konnten nicht an Ort und Stelle<br />

durch Ersatzmassnahmen ausgeglichen werden.<br />

Um das umwelt- und naturschutzrechtlich<br />

dadurch entstehende ökologische Defizit<br />

auszugleichen wurde das BLN-Gebiet der<br />

Brunnmatten bei Roggwil festgelegt.<br />

Die SBB entschieden sich, den Teilabschnitt<br />

in den Brunnmatten in zwei Verfahren zu<br />

teilen: Das Projekt „Annex Brunn-matte“ umfasste<br />

die Gestaltung des Bauprojekts. Mit<br />

dem „Ökopaket Brunnmatte“ sollten die<br />

Massnahmen zugunsten der Natur geplant<br />

werden. Es galt deshalb, sowohl der Detailgestaltung<br />

des Bauprojekts bezüglich seiner<br />

ökologischen Auswirkungen als auch der<br />

Planung und Ausführung der Massnahmen<br />

zum Schutz der Umwelt hohe Aufmerksamkeit<br />

zu widmen. Ein besonderes Augenmerk<br />

mussten wir auf die Festlegung der ökologischen<br />

Ziele und die entsprechenden Erfolgskontrollen<br />

der Massnahmen legen.<br />

Unser Einsatz erstreckte sich in Einzelfällen<br />

bis zur Begleitung der Realisierung von<br />

Bachumlegungen und der Gestaltung der<br />

neuen Gewässer auf der Baustelle. So konnten<br />

beispielsweise Baggerführer zur Rücksichtnahme<br />

auf wichtige Naturaspekte aufmerksam<br />

gemacht und motiviert werden.<br />

Die Festlegung von Zielarten für das Ökopaket<br />

und die Erfolgskontrollen erforderte sehr<br />

grossen Einsatz unsererseits. Dies umfasste<br />

die rechtliche Begründung und dazu den<br />

Aufbau und die Ergänzung von Artenlisten.<br />

Mit seinen umfassenden Kenntnissen über<br />

die Flora und die besondere Fauna der Wässermatten<br />

konnte Ernst Grütter, von Pro Natura<br />

Oberaargau einen ganz bedeutenden<br />

Beitrag an die Optimierung der Massnahmen<br />

im Gebiet der Brunnmatten bei Roggwil<br />

leisten. Für seine Mitwirkung gebührt<br />

ihm ein grosser Dank!<br />

<br />

<br />

<br />

nun der maximal mögliche<br />

Raum zwischen dem<br />

Industrieareal und der<br />

<br />

im Gebiet heimische,<br />

<br />

<br />

neuen Lebensraum bereits.<br />

<br />

Dr. phil., Geograph,<br />

Ökologe SVU, führt<br />

das Büro für<br />

Raumplanung und<br />

Umweltschutzberatung<br />

in Böckten und ist im Auftrag<br />

von sieben Natur- und Heimatschutzorganisationen,<br />

darunter der<br />

<strong>Rheinaubund</strong>, verantwortlich für die<br />

umwelt, natur- und heimatschutzrechtliche<br />

sowie ökologisch optimierte<br />

Begleitung der Eisenbahngrossprojekte<br />

in der Schweiz. Er ist Mitglied der<br />

Kommission für ökologischen Ausgleich<br />

in der Landwirtschaft des<br />

Kantons Basel-Landschaft und Autor<br />

des Buches «Bauernhäuser der Kantone<br />

Basel-Landschaft und Basel-Stadt»,<br />

Band 25 der Reihe Bauernhäuser der<br />

Schweiz.<br />

Martin Furter<br />

Büro für Raumplanung und<br />

Umweltschutzberatung<br />

Hauptstr. 52<br />

4461 Böckten<br />

Tel. 061 981 38 77<br />

m.furter@bluewin.ch<br />

natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />

Seite 21


Tätigkeitsbericht <strong>Rheinaubund</strong> 2008/09<br />

<br />

<br />

<br />

Von Ruedi Schneider<br />

Auch im Geschäftsjahr 2008/2009 wurden<br />

uns wieder neue Projekte angetragen, so<br />

dass der <strong>Rheinaubund</strong> häufig gleichzeitig<br />

an sehr verschiedenen Schauplätzen aktiv<br />

war. Gerade im Bereich Gewässerschutz ist<br />

unser Knowhow sehr gefragt, was uns natürlich<br />

freut, für die Zukunft aber auch eine<br />

Herausforderung ist, der wir uns aber gerne<br />

stellen.<br />

Gewässerschutz<br />

Kraftwerk Kembs / Oberrhein: Das Kraftwerk<br />

Kembs staut den Oberrhein beim Ausleitungswehr<br />

in Märkt, wo das gesamte Rheinwasser<br />

bis auf einen unbedeutenden Restabfluss<br />

in den Grand Canal d‘Alsace nach<br />

Frankreich abgeleitet wird. Es herrscht französisches<br />

Recht. Die Schweiz hat aber ein<br />

Mitspracherecht bei den derzeitigen Konzessionsverhandlungen,<br />

weil das Wehr den<br />

Rhein über die Schweizerisch-französische<br />

Grenze hinaus staut.<br />

In der Frage der Neukonzessionierung bestehen<br />

fachliche Divergenzen, beispielswei-<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

auch den <strong>Rheinaubund</strong>.<br />

Foto: J. Lange<br />

se über die Restwassermenge, die dem alten<br />

Rhein (Restrhein) abzugeben ist. Ein<br />

wichtiges Thema ist überdies die longitudinale<br />

Durchgängigkeit des Oberrheins bis<br />

hinauf in die Schweiz. Die Eléctricité de<br />

France (EDF) will den Restrhein lediglich mit<br />

60 m3/s Wasser dotieren, während vonseiten<br />

der Ökologie und der Fischbiologie ein<br />

ganzjähriger Sockelabfluss von mindestens<br />

100m 3 /s verlangt wird.<br />

Neben dem Mindestabfluss im Restrhein<br />

spielt auch die Funktionsfähigkeit der sich<br />

gerade in Bau befindlichen Fischaufstiegshilfe<br />

am Kulturwehr in Breisach und die Passierbarkeit<br />

des Wehres bei Märkt eine zentrale<br />

Rolle.<br />

Die Diskussionen umfassen auch die Geschiebefrage<br />

und die Probleme von Schwall<br />

und Sunk im Restrhein, denn nach dem<br />

Durchlauf von Hochwasserwellen werden<br />

die Schleusen am Wehr bei Märkt im Interesse<br />

der EDF derzeit immer sehr rasch in ihre<br />

Ausgangsposition zurückgefahren – mit katastrophalen<br />

Auswirkungen auf die gesamte<br />

Fliessgewässerfauna des Restrheins.<br />

Der <strong>Rheinaubund</strong> und seine Verbündeten<br />

warten derzeit auf den Entscheid des Bundesamtes<br />

für Energie (BFE) und auf die Debatte<br />

des Grossen Rates von Basel-Stadt.<br />

Rhein-Kraftwerk Rhyburg-Schwörstadt: Die<br />

Einigungsverhandlung zwischen dem Kraftwerk,<br />

dem Bundesamt für Energie und den<br />

Umweltorganisationen zeigte, dass die Problembereiche<br />

Konzessionsdauer und Funktionstüchtigkeit<br />

der Fischaufstiegshilfe im<br />

Mittelpfeiler noch nicht gelöst waren. Der<br />

<strong>Rheinaubund</strong> argumentierte, dass die Gewährung<br />

der freien Fischwanderung allein<br />

durch das geplante Umgehungsgerinne am<br />

rechten Ufer (Art. 9 des BGF) nicht erreicht<br />

sei, weil vor allem den Bodenfischen kaum<br />

eine Aufstiegsmöglichkeit geboten wird.<br />

Der <strong>Rheinaubund</strong> machte dazu zwei konkrete<br />

Lösungsvorschläge und die Kraftwerksgesellschaft<br />

erklärte sich bereit, diese<br />

gemeinsam weiter zu entwickeln. Man war<br />

sich einig, dass die Lösung in den Entwurf<br />

des BFE zur Neukonzessionierung des Kraftwerkes<br />

eingearbeitet werden muss. Bis heute<br />

ist jedoch der Entscheid des BFE ausgeblieben,<br />

so dass das Problem bisher nicht<br />

weiter bearbeitet werden konnte.<br />

Rhein-Kraftwerk Rheinfelden: Im Jahre 2008<br />

fanden zwei Sitzungen der Begleitkommission<br />

statt. Hauptthemen waren die Baustelle<br />

des neues Maschinenhaus, die Ufergestaltung<br />

am Schweizer Ufer, der Wildkorridor,<br />

Fledermauskästen und weitere kleinere Er-<br />

Seite 22 natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009


satzmassnahmen. Die Bauarbeiten schreiten<br />

planmässig voran. Ende 2009 soll das Maschinenhaus<br />

fertig werden, und 2010 wird<br />

das neue Kraftwerk in Betrieb genommen.<br />

Die Planung des Umgehungsgerinnes für<br />

die Fische auf deutscher Seite ist anfangs<br />

2009 in Angriff genommen worden.<br />

Trotzdem läuft nicht alles gemäss Plan! Die<br />

beiden Städte Rheinfelden (D+CH) haben<br />

die Öffentlichkeit im Sommer 2008 mit der<br />

politischen Forderung überrascht, das alte<br />

Maschinenhaus und den Fussgängersteg als<br />

Kulturdenkmäler zu erhalten. Gemäss Konzession<br />

bzw. Baubewilligung müssen die<br />

beiden Konstruktionen jedoch abgerissen<br />

werden. Das war das Resultat der damaligen<br />

langwierigen Verhandlungen über die Neukonzession,<br />

die bekanntlich vor Bundesgericht<br />

zuungunsten der Umweltverbände endeten.<br />

Das Gelände des Umgehungsgerinnes<br />

wurde als Ersatzmassnahme für die Teilsprengung<br />

des „Gwildes“ am Schweizer Ufer<br />

als „gerade noch knapp umweltverträglich“<br />

eingestuft.<br />

Der Vorstand des <strong>Rheinaubund</strong>es hat sich<br />

gegenüber den Behörden einstimmig für<br />

den Rückbau der beiden Anlagen ausgesprochen.<br />

Dies aus naturschützerischen und<br />

juristischen Gründen.<br />

Rhein-Kraftwerk Albbruck-Dogern: Die Begleitkommission<br />

verabschiedete an der 7.<br />

Sitzung des Projekts der RADAG am Hochrhein<br />

verschiedene Ausgleichsmassnahmen<br />

und erklärte sich mit der Gestaltung des Zuflusses<br />

der rechtsrheinischen Alb einverstanden.<br />

Die als Ausgleichsmassnahme verlangten<br />

Schluten (reaktivierte Altläufe)<br />

wurden planmässig erstellt; allerdings zeigte<br />

es sich, dass die Böschungen zu steil sind.<br />

Aus Rücksicht auf den Baumbestand wollte<br />

man jedoch nicht zu grosse Schneisen in<br />

den Auwald schlagen. Das Monitoring soll<br />

nun das weitere Vorgehen optimieren.<br />

Die Platzierung der Raubäume erfolgte<br />

plangemäss. Sie fallen in das Konzept der<br />

jährlichen Pflegemassnahmen.<br />

Die Begleitkommission nahm eine Optimierung<br />

der geplanten Uferanrisse zur Kenntnis,<br />

die mit Rücksicht auf den Baumbestand<br />

angepasst wurden. Auch hier besteht ein<br />

Konzept zu den Pflegemassnahmen, um die<br />

<br />

<br />

in vollem Gange.<br />

Foto: Zeppelin GmbH<br />

Böschungen, wo nötig für Uferanrisse frei zu<br />

halten. Das Kiesbankkonzept (LZ3) wurde<br />

ausgeführt und mit Feinsedimenten abgedeckt.<br />

Der Erfolg der Massnahme konnte die<br />

Begleitkommission jedoch nicht völlig überzeugen,<br />

so dass die Massnahme LZ1 bei der<br />

Nachtigallinsel noch einmal überprüft wird.<br />

In diesem Punkt muss die Planung der Gestaltung<br />

des Kiesbankkonzeptes überarbeitet<br />

werden.<br />

Die RADAG informierte auch über Probleme<br />

des Baugrundes. Dessen Beschaffenheit erfordert<br />

Änderungen bei der Anordnung der<br />

Fischpassbecken für die neue Wanderhilfe<br />

am Maschinenhaus, wobei aber weder die<br />

Anzahl noch die Abmessungen der Becken<br />

verändert werden. Gegenwärtig sind die<br />

Bauarbeiten im Unterwasser des Maschinenhauses<br />

im Gang. Das Einlaufbauwerk ist<br />

bereits fertig gestellt. Im flachen Teil konnte<br />

die Sohle durch Aushubmaterial aus Wellenkalk<br />

gegen den Grundwasserträger abgedichtet<br />

werden.<br />

Kraftwerk Eglisau / Hochrhein: Die Baubewilligung<br />

für das KW Eglisau steht kurz vor der<br />

Publikation. Nach einer längeren Zeit des<br />

Wartens sind die beiden Schwerpunktthemen<br />

„Geschiebehaushalt“ und „Fischwanderung“<br />

in der Endphase. Am 19.11.08 fand die<br />

Verhandlung über die Geschiebezugaben<br />

statt. Auf der Strecke von Lottstetten/Rüdlingen<br />

bis Ettikon/Küssaberg sind insgesamt<br />

10 Zugabestellen mit total 46 000 m 3 Kies in<br />

den ersten fünf Jahren sowie zwei Kiesumlagerungen<br />

(Thurspitz, Tössegg) vorgesehen.<br />

Obwohl die Behörden und das Kraftwerk<br />

zum Teil kontroverse Varianten vorlegten,<br />

wird sowohl die flussdynamische Sicht<br />

(Kiestransport in frei fliessenden Strecken)<br />

als auch die statische Sicht (stabile Kiesbänke<br />

im Stauraum) berücksichtigt. Damit liegt<br />

nun ein Konzept vor, das akzeptiert werden<br />

kann und als Grossraumexperiment zu verstehen<br />

ist.<br />

Bei den Fischpässen am Wehr wird es auf<br />

deutscher Seite einen Fischlift in Kombination<br />

mit der Schiffsschleuse geben, auf<br />

Schweizer Seite eine Verbesserung des bestehenden<br />

Fischpasses im Wehrpfeiler. Unter<br />

anderem ist eine Collection Gallery vorgesehen,<br />

durch welche am Ufer wandernde<br />

Fische zum Fischpass geleitet werden. Leider<br />

sind die baulichen Verhältnisse derart<br />

eingeengt, dass der internationale Standard<br />

nicht erreicht werden kann. Immerhin konnte<br />

der <strong>Rheinaubund</strong> erwirken, dass die Anlage<br />

technisch weitmöglichst optimiert wird.<br />

Auf die Funktionskontrollen kann man gespannt<br />

sein.<br />

Restwasserstrecke Kraftwerk Rheinau / Hochrhein:<br />

Die Revitalisierung der Restwasserstrecke<br />

beim KW Rheinau gemäss Art.80 ff<br />

GSchG tritt 2009 in eine interessante Phase.<br />

Das BFE will nach einer längeren Periode<br />

stiller Arbeit ihren Vorschlag der Öffentlichkeit<br />

vorstellen. Seit der Präsentation des Berichts<br />

Sigmaplan (2005) und den Dotierversuchen<br />

(2006) fanden einige informelle<br />

Gespräche und ein Schriftwechsel zwischen<br />

dem <strong>Rheinaubund</strong> und dem BFE statt. Die<br />

natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />

Seite 23


zur Diskussion stehenden Varianten wurden<br />

den NOK zur Beurteilung der Wirtschaftlichkeit<br />

vorgelegt. Eine der Fragen ist, ob eine<br />

Dotierturbine beim Hauptwehr erstellt werden<br />

kann, falls aus ökologischen Gründen<br />

mehr Restwasser in der Rheinschlaufe benötigt<br />

wird. Dabei könnte man gleich auch den<br />

Fischpass mitplanen, da die Turbine das<br />

Lockwasser abgeben wird. Diesbezüglich<br />

stellen sich jedoch auch Verfahrensfragen<br />

(Konzessionsänderung oder vorgezogene<br />

Konzession).<br />

Ein Knackpunkt stellt der Chly Rhy bei der<br />

Klosterinsel dar, denn ein ENHK-Gutachten<br />

hat gefordert, dass dieser aus Landschaftsschutzgründen<br />

nie trocken fallen dürfe, obwohl<br />

gleichzeitig eine Dynamisierung der<br />

Wasserführung verlangt wurde. Am 11.11.08<br />

hat der <strong>Rheinaubund</strong> eine Informationsveranstaltung<br />

in Rheinau organisiert. Wir gingen<br />

der Frage nach, wie weit die Bevölkerung<br />

ein zeitweises Trockenfallen des Chly<br />

Rhy akzeptieren würde, und konnten feststellen,<br />

dass dafür durchaus eine Akzeptanz<br />

vorhanden ist. Damit haben wir die Diskussion<br />

wieder belebt, und am 28. April 2009<br />

wird das BFE alle Beteiligten zu einem runden<br />

Tisch einladen.<br />

Kraftwerk Kradolf/Schönenberg, Thur: Nach<br />

den Einigungsverhandlung vom vergangenen<br />

28.Mai 2008 haben sich in der Detailplanung<br />

der Wasserkraftanlage noch weitere<br />

Schnittstellen ergeben, die allenfalls für ein<br />

moderneres Turbinenkonzept abgeklärt<br />

werden.<br />

Der Kanton Thurgau wird im Zirkularverfahren<br />

in die Evaluation dieser Konzepte einbezogen.<br />

Eine Stellungnahme der kantonalen<br />

Fachstellen wird in Kürze erwartet.<br />

Die Kraftwerksgesellschaft ist zurzeit auch dabei,<br />

ihre Terminplanung zu überarbeiten und<br />

die Finanzierung des Projektes durch eine<br />

Überarbeitung der Kostenberechnungen aufzudatieren.<br />

Der Baubeginn dieses Wasserkraftwerkes<br />

ist für den Sommer 2009 angesetzt.<br />

Nach Auskunft der Bewilligungsbehörden<br />

ist vorgesehen, dass der <strong>Rheinaubund</strong> rechtzeitig<br />

mit allfälligen Planungsänderungen<br />

zur Stellungnahme bedient wird. Dabei<br />

geht es aus unserer Sicht in erster Linie um<br />

die Funktionstüchtigkeit und die Funktionskontrolle<br />

der geplanten Fischaufstiegshilfe<br />

am Kraftwerk.<br />

Weinfelden-Bürglen, Thur: Der Raum der Thur<br />

zwischen Weinfelden und Bürglen im Kanton<br />

Thurgau wird für Hochwasserschutz und<br />

Renaturierung vollständig neu gestaltet.<br />

Das im Rahmen der sogenannten 2. Thurkorrektion<br />

laufende Planungsverfahren wird<br />

von der Regionalen Arbeitsgruppe (RA) begleitet,<br />

in der alle am Vorhaben interessierten<br />

Kreise vertreten sind. Auch der <strong>Rheinaubund</strong><br />

ist in diesem Gremium und wird<br />

durch das Vorstandsmitglied Dipl.-Ing. Landschaftsplanerin<br />

Anna Belser vertreten.<br />

Vergangenes Jahr wurden an der Thur einige<br />

planerische Meilensteine festgesetzt. Im<br />

Frühjahr wurden aus zwei Vorprojektvarianten<br />

die Variante „Grubenau“ ausgewählt. Sie<br />

beinhaltet eine stehende Retention in Gestalt<br />

eines Hochwasserrückhaltebeckens.<br />

Die vom <strong>Rheinaubund</strong> unterstützte Variante<br />

„Pendelband“ mit fliessender Retention, d.h.<br />

mit einem aufgeweiteten naturnahen Flussprofil<br />

und überschwemmbarer Aue, fand<br />

keine Mehrheit.<br />

Die Variante „Grubenau“ musste jedoch im<br />

Verlaufe des Jahres einer Kompromisslösung<br />

weichen. Es hatte sich gezeigt, dass die<br />

Kosten zu hoch und das Kosten-Nutzen-Verhältnis<br />

ungünstig waren.<br />

Dabei wurde Abstand genommen von einer<br />

rein technischen Hochwasserschutzlösung<br />

zugunsten einer Lösung, die eine ausgeprägte<br />

Flussdynamik erlaubt. Es soll nun<br />

vollständig auf ein Rückhaltebecken verzichtet<br />

werden. Auf der linken Thuruferseite<br />

entsteht ein grosser, abgesenkter Raum, der<br />

gleichzeitig Hochwasserrückhalt und Entstehung<br />

einer naturnahen flusstypischen<br />

Aue ermöglicht. Auf der rechten Thuruferseite<br />

wird der Verbau der Ufer vollständig<br />

entfernt, so dass sich der Fluss ausweiten<br />

kann. Dabei werden auch Altarme reaktiviert.<br />

Der noch bestehende Rest von Hartholzauenwald<br />

bleibt erhalten.<br />

Der <strong>Rheinaubund</strong> unterstützt diese ökologisch<br />

sinnvolle Lösung. Das Auengebiet<br />

wird dabei vollumfänglich der Thur und ihrer<br />

Dynamik zugewiesen, anstatt mit einem<br />

technischen Bauwerk auf Jahrzehnte hinaus<br />

vollendete Tatsachen zu schaffen und das<br />

Potential einer grosszügig bemessenen Aue<br />

zu vergeben.<br />

Auf Grundlage der Kompromisslösung wird<br />

in 2009 ein Bauprojekt ausgearbeitet, zu<br />

dem die Regionale Arbeitsgruppe Stellung<br />

beziehen wird.<br />

Töss-Kraftwerke Rieter, Winterthur: Die zwei<br />

mit einer fragwürdigen „Zusatzkonzession“<br />

des Kantons wieder in Betrieb genommenen<br />

Rieterkraftwerke sind seit Ende 2007<br />

naturmade star zertifiziert. Am Wehr wurde<br />

eine moderne Fischtreppe erstellt (Schlitzpass).<br />

Die Restwassermenge ist mit nur<br />

500l/s sehr knapp bemessen, die freie<br />

Fischwanderung ist unserer Ansicht nach<br />

nur bedingt gewährleistet. In einer sehr<br />

flach überströmten Betonplatte soll daher<br />

noch eine Niederwasserrinne ausgebildet<br />

werden. Gespannt sind wir auf das Funktionieren<br />

der Abwärtswanderung: Dazu wurde<br />

an zwei Wehrklappen ein fester Ausschnitt<br />

angebracht, der mit je rund 150l/s durchströmt<br />

wird. Die Fische sollen im Wasserstrahl<br />

in den Kolk gespült werden. Wie dieses<br />

an sich innovative System kontrolliert<br />

werden kann, ist uns allerdings noch nicht<br />

klar.<br />

Unschön ist die Tatsache, dass die Betreiber<br />

ihren Strom seit anfangs 2009 nicht mehr als<br />

naturmade star Strom verkaufen, sondern<br />

über die kostendeckende Einspeisevergütung<br />

KEV des Bundes. Das bedeutet, dass<br />

der mit der Zertifizierung geäufnete Ökofonds<br />

praktisch nicht mehr gespiesen wird,<br />

obwohl das Werk sein Zertifikat behalten<br />

kann. Für die Stromkunden wird der Dschungel<br />

„welcher Strom kommt bei mir aus der<br />

Steckdose?“ damit noch etwas undurchsichtiger<br />

und die Natur verliert, weil weniger<br />

Geld für Aufwertungen zur Verfügung steht.<br />

Wir werden uns mit dieser Entwicklung sicher<br />

noch weiter befassen müssen, denn zur<br />

Zeit haben nicht weniger als 500(!) Wasserkraftwerkprojekte<br />

KEV-Gelder beantragt.<br />

Töss-Kraftwerk Hard, Wülflingen: Nach wie<br />

vor ist die Situation in der Restwasserstrecke<br />

des Hard-Kraftwerks unbefriedigend, da bei<br />

Regen ungereinigtes Autobahnabwasser in<br />

diese eingeleitet wird. Alle Versuche – selbst<br />

eine „Drohung“ durch den Kanton Zürich,<br />

den Bund zu einer Sanierung zu bringen,<br />

Seite 24 natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009


sind bisher abgeblockt worden. Jetzt ist ein<br />

Ausbau der A1 geplant, so dass eine „wesentliche<br />

Änderung der Anlage“ vorliegt,<br />

was eine Sanierungspflicht auslöst. Das kann<br />

aber noch dauern. Die Genossenschaft Hard<br />

plant derweil eine neue Zentrale. Wir sind<br />

im Ökofonds-Gremium vertreten und bereiten<br />

einen Massnahmenplan vor, wie mit<br />

dem Ökofondsgeld umgegangen werden<br />

soll. Noch ausstehend ist die Erfolgskontrolle<br />

des neuen Fischpasses.<br />

Töss-Kraftwerk EKZ Pfungen: Siehe dazu der<br />

Artikel in Heft 1/2009 von natur und <strong>mensch</strong>.<br />

Die Einsprache des <strong>Rheinaubund</strong>es hat Erfolg<br />

gezeigt. Die Konzession für das bestehende<br />

Werk enthält neu einen Abschnitt<br />

„Ökologische Aufwertungsmassnahmen“.<br />

Die EKZ wird darin verpflichtet mindestens<br />

100 000.– SFr. in solche Massnahmen zu investieren,<br />

vordringlich im Rahmen des Projekts<br />

„Hochwasserschutz und Revitalisierung<br />

Töss, Neftenbach/Pfungen“. Der Kanton Zürich<br />

hat sich seinerseits verpflichtet, das Projekt<br />

prioritär zu behandeln. Vorgesehen sind<br />

drei grössere Flussaufweitungen. Geprüft<br />

wird zur Zeit die Aufwerung der Mündung<br />

eines kleinen Bachs und eine Dynamisierung<br />

im Zusammenhang mit dem Ausbau<br />

einer Hochwasserentlastung. Ausserdem<br />

muss der bestehende Fischpass nachgebessert<br />

werden.<br />

Baggerung Tössegg: Siehe auch dazu Heft<br />

1/2009. Die Tössegg mit dem „Tössdelta“ im<br />

Rheinstau Eglisau ist eine gewässerökologische<br />

und landschaftliche Perle und geniesst<br />

einen sehr hohen Schutz (BLN, KLN, Auenschutz<br />

etc.). Der <strong>Rheinaubund</strong> hat eine<br />

Kiesbaggerung für die Zufahrt von Fahrgastschiffen<br />

nur unter verschiedenen Bedingungen<br />

akzeptiert. Unter anderem muss die<br />

Gesamtsituation überprüft und ein Konzept<br />

erstellt werden, das den hohen Schutzanforderungen<br />

gerecht wird. Der gebaggerte<br />

Kies wurde direkt im Tössdelta zur ökologischen<br />

Aufwertung eingesetzt.<br />

Kraftwerk Wettingen / Limmat: Mit dem Limmatkraftwerk<br />

Wettingen nutzt die ewz seit<br />

1933 das Gefälle der Limmat von Dietikon<br />

bis Wettingen. Die im Jahre 2000 erteilte<br />

Neukonzessionierung nahmen die Kraftwerksbetreiber<br />

zum Anlass, eine umfangreiche<br />

Modernisierung der Anlagen durchzuführen.<br />

Im Rahmen der technischen Erneuerungen<br />

wurden auch neue gesetzliche<br />

Anforderungen in den Bereichen Restwassermenge<br />

und Gewässervernetzung berücksichtigt.<br />

Während der gesamten Umbauphase<br />

stand der Kraftwerksbetreiber in engem<br />

Dialog mit Experten und Interessensvertretern.<br />

So nahm auch der <strong>Rheinaubund</strong> an<br />

den zahlreichen Sitzungen und Begehungen<br />

in der ökologischen Begleitgruppe Einsitz.<br />

Das Ergebnis intensiver und teilweise auch<br />

zäher Verhandlungen kann sich sehen lassen:<br />

Für den Bereich der Gewässerökologie<br />

kann als grösster Gewinn die Erhöhung der<br />

vorgeschriebenen Restwassermenge von<br />

0,6 m 3 /sec auf saisonal variierende 7,5 bis<br />

12 m 3 /sec genannt werden. Als flankierende<br />

Massnahme für die Fischökologie wurde zur<br />

Überwindung des 18,4 m hohen Stauwehrs<br />

ein 750 m langer Fischpass gebaut.<br />

Insgesamt wurden 15 ökologische Massnahmen<br />

zur Aufbesserung des Staugebietes<br />

umgesetzt. Als wichtigste sei an dieser Stelle<br />

die Renaturierung einer rund 9 ha grossen<br />

Auenlandschaft bei Geroldswil genannt.<br />

<br />

Renaturierungsarbeiten<br />

<br />

<br />

made star ausgezeichnet.<br />

Foto: G. Frauenlob<br />

Aufgrund der aufwendigen Renaturierungsarbeiten<br />

wurde das ewz-Kraftwerk mit dem<br />

Zertifikat naturmade star ausgezeichnet.<br />

Aufgrund dessen bleibt also den Umweltverbänden<br />

nach wie vor die Möglichkeit, als<br />

Anwalt der Natur am weiteren Aufbau einer<br />

ökologisch wertvollen Flusslandschaft im<br />

Rahmen eines Einsitzes in das Lenkungsgremium<br />

zur Verwaltung der naturemade-<br />

Fondsgelder mitzuwirken.<br />

Kleinkraftwerk Ambauenwehr / Engelbergeraa:<br />

Nach langwierigen Verhandlungen begannen<br />

im Winter 2008/09 die Bauarbeiten<br />

der neuen Fischaufstiegshilfe an der Engelbergeraa.<br />

Sie war ursprünglich ein wichtiges<br />

Laichgebiet der gefährdeten Seeforellen,<br />

die zur natürlichen Fortpflanzung auf die<br />

Zuflüsse des Vierwaldstättersees angewiesen<br />

ist. Die Engelbergeraa wird seit vielen<br />

Jahrzehnten durch das Ausleitungswehr bei<br />

Buochs zur Kraftgewinnung genutzt. Das<br />

Wehr bildete dabei ein unüberwindbares<br />

Wanderhindernis für alle Fische, und unterband<br />

auch den alltäglichen Populationsaustausch<br />

zwischen dem See und seinem Zufluss.<br />

Als der Nidwaldner Landrat die Arbeiten für<br />

ein Umgehungsgewässer auf Vorschlag der<br />

Regierung bewilligte und die Arbeiten voran<br />

schritten, konnte der <strong>Rheinaubund</strong> seine<br />

Beschwerde zurückziehen.<br />

natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />

Seite 25


Linksuferig wurde oberhalb und unterhalb<br />

des Wehrs im Bereich des Tosbeckens je ein<br />

Durchlass in den Hochwasserschutzdamm<br />

für die Fischpassage eingebaut. Beide<br />

Durchlässe werden nun durch ein naturnahes<br />

Umgehungsgerinne verbunden, und<br />

der gesamte Höhenunterschied wird durch<br />

Querbauwerke in mehrere Stufen unterteilt,<br />

damit die Wanderfische das Hindernis überwinden<br />

können. Auch an die flussabwärts<br />

gerichtete Fischwanderung wurde gedacht,<br />

indem das Tosbecken des Wehres vertieft<br />

und mit Steinblöcken gesichert wurde, so<br />

dass die Fische ihre Rückwanderung in den<br />

See schadlos überstehen können.<br />

<br />

Umgehungsgerinne in<br />

Buochs an der Engelberger<br />

<br />

Foto: Bolz<br />

Mit den Anpassungsarbeiten an Turbine und<br />

Oberwasserkanal soll auch eine Fischschutzanlage<br />

eingebaut werden, die verhindern soll,<br />

dass Fische durch die Rechenanlage in die<br />

Turbine geraten und dort Schaden nehmen.<br />

Die Überzeugungsarbeit des <strong>Rheinaubund</strong>es<br />

trug damit erneut zur Erschliessung<br />

eines ursprünglichen Laichgebietes einer<br />

gefährdeten Fischart bei.<br />

Kraftwerk Weseta und Mühlebach Engi GL:<br />

Am Mühlebach, einem Zufluss des Sernf bei<br />

Engi, besteht seit etwa 1900 ein Kleinkraftwerk<br />

der Textilfabrik. In einer Konzession<br />

von 1998 sollte die Anlage ursprünglich zu<br />

Gunsten einer grösseren aufgegeben werden.<br />

Wegen Verzögerungen des Neubaus<br />

wurde die alte Anlage technisch saniert und<br />

sollte später mittels Sanierungsvertrag mit<br />

dem Kanton abgesegnet werden. In der Folge<br />

wären den Umweltverbänden allfällige<br />

Rechtsmittel verwehrt worden.<br />

Da wir uns weder mit dem Sanierungsbericht,<br />

noch mit der vertraglichen Regelung<br />

einverstanden erklären konnten, intervenierten<br />

wir in enger Absprache mit den regionalen<br />

Verbänden von Pro Natura und WWF.<br />

An einem runden Tisch konnte man sich einigen<br />

dass:<br />

– die Auflagen des Departements in einer<br />

Verfügung erlassen und damit die<br />

Einsprachemöglichkeiten der Umweltverbände<br />

erhalten bleiben.<br />

– eine Messanlage zur Feststellung des<br />

effektiven Wasserdurchflusses installiert<br />

wird und die Daten dem zuständigen<br />

Departement zur Archivierung jährlich<br />

geliefert werden.<br />

– die Abflussmengen nach 10 Jahren<br />

ausgewertet und die Restwassermengen<br />

erst dann definitiv festgelegt werden<br />

– die Wasserkraft ausschliesslich innerhalb<br />

der gesetzlichen Möglichkeiten genutzt<br />

wird<br />

– vom Kraftwerkbetreiber in der Umgebung<br />

ökologische Aufwertungsmassnahmen<br />

finanziert werden.<br />

Die konstruktive Arbeit der beteiligten Verbände<br />

wurde von der Glarner Bevölkerung<br />

offenbar sehr gut honoriert: Die Initiative des<br />

Zürcher Freisinns zur Abschaffung des Verbandsbeschwerderechts<br />

wurde vom Glarnervolk<br />

deutlich abgelehnt!<br />

Seite 26 natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009


Jetzt ist es vom Bundesge<br />

<br />

Staumauererhöhung am<br />

<br />

<br />

Foto: Brian Wilson<br />

Kraftwerk Sernf-Niederenbach GL: Die SN Energie<br />

AG in Schwanden (SNE) nutzt das Wasser<br />

des Sernf zwischen Engi und Schwanden,<br />

sowie des Niederenbachs zwischen dem<br />

Garichti-Stausee und Schwanden seit Anfang<br />

der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts zur<br />

Stromerzeugung. SNE plant, die 2011 auslaufenden<br />

Konzessionen zu erneuern. Für die Erneuerung<br />

der Konzessionen wurde ein Umweltverträglichkeitsbericht<br />

erarbeitet, die<br />

vorgeschlagene Restwassermenge jedoch<br />

als nicht gewässerschutzkonform betrachtet.<br />

Darauf liess SNE eine Schutz- und Nutzungsplanung<br />

erstellen. Darin sind als ökologische<br />

Kompensation 11 Aufwertungsmodule enthalten,<br />

unter anderem Nutzungsverzichte<br />

von Auerenbach, Widersteibach und Wyssbach,<br />

Unterstützung und Aufwertung von 2<br />

Fischaufstiegen, Verbesserung des Moorschutzes<br />

und Beweidungseinschränkungen.<br />

<strong>Rheinaubund</strong>, Pro Natura und WWF setzen<br />

sich dafür ein, dass im Sernf, dem zweiten<br />

Hauptgewässer des Kantons Glarus, die<br />

Fischgängigkeit und Laichstellen wie vor<br />

dem Kraftwerksbau gewährleistet werden.<br />

Die dazu notwendigen Restwassermengen<br />

sollen auf Grund eines Monitoringprogramms<br />

auch noch nach der Konzessionserteilung<br />

definitiv festgelegt werden<br />

können. Weiter sollen grössere Pegelschwankungen<br />

durch rein wirtschaftlich<br />

bestimmtes Hoch- und Abfahren der Turbinen<br />

eingeschränkt und damit Laichplätze<br />

geschützt werden. Die Interessenabwägungen<br />

zwischen Umweltschutz und Energieproduktion<br />

scheinen zu einem annehmbaren<br />

Resultat zu führen.<br />

„KWO Plus“ Grimsel: Die Rechtsgruppe<br />

Grimsel, hat beim Berner Verwaltungsgericht<br />

eine Beschwerde gegen die Erhöhung<br />

der Grimselstaumauer um 23 m eingereicht,<br />

mit der Begründung, die Baueingabe der<br />

Kraftwerke Oberhasli KWO verletze die<br />

geltenden, kantonalen Konzessionsbestimmungen<br />

und zudem das nationale Moorschutzgesetz.<br />

Das Berner Verwaltungsgericht<br />

hat – zum Erstaunen der KWO – die<br />

Klage der Rechtsgruppe auf Verletzung der<br />

Konzessionsbestimmungen gutgeheissen.<br />

Die KWO haben gegen diesen Entscheid<br />

beim Bundesgericht rekurriert – ohne Erfolg!<br />

Ein bemerkenswerter Qualitätsbeweis<br />

für die Arbeit der Rechtsgruppe! Der Gewinn<br />

für die Natur besteht darin, dass die notwendige<br />

Neukonzessionierung die Anwendung<br />

des Gewässerschutzgesetzes erzwingt und<br />

damit die Einhaltung der Restwasservorschriften;<br />

die z.Z. völlig trocken gelegte Aare<br />

muss wieder Restwasser führen.<br />

Zur Klage der Verletzung des Moorschutzartikels<br />

haben sich weder das Verwaltungsnoch<br />

das Bundesgericht geäussert; dieser<br />

Streitpunkt ist also noch hängig, eine weitere<br />

Beschwerde zur Klärung dieses Punktes<br />

wohl nötig.<br />

Die nachvollziehbare Desorientierung der<br />

KWO hat dazu geführt, dass der Berner Grosse<br />

Rat eine Revision des Wassernutzungsgesetzes<br />

beschlossen und eingeleitet hat.<br />

Der Bernische Fischereiverband vertritt jedoch<br />

die Meinung, selbst eine Revision dieses<br />

Gesetzes könne die Neukonzessionierung<br />

nicht verhindern, weil diese auf Grund<br />

der nationalen Gesetzgebung ohnehin erforderlich<br />

sei. Die gegenwärtige Informationslage<br />

lässt diese Einschätzung deshalb<br />

als plausibel erscheinen, weil der Kanton<br />

Bern, die KWO soeben aufgefordert hat „die<br />

Arbeiten für die Eingabe eines neuen<br />

Konzessionsgesuchs rasch an die Hand zu<br />

nehmen“.<br />

In diesem Zusammenhang muss die Frage<br />

erlaubt sein: Hat die BKW-Tochter KWO –<br />

mittels äusserst geschickter PR – versucht,<br />

nicht nur Präjudizien bei der Auslegung<br />

des kantonalen Wassernutzungsgesetzes zu<br />

schaffen, sondern auch gleichzeitig das<br />

Moorschutzgesetz auszuhebeln, also Rechtsverhinderung<br />

gleich im Doppelpack zu betreiben<br />

?<br />

Projektgruppe Geschiebehaushalt Hochrhein:<br />

Die im Jahr 2007 auf Initiative des <strong>Rheinaubund</strong>es<br />

gegründete Projektgruppe Geschiebehaushalt<br />

(PGG) soll dafür sorgen, dass die<br />

langfristigen und überregionalen Probleme<br />

des Sedimenttransports im Hochrhein durch<br />

geeignete Massnahmen zur Reaktivierung<br />

der ökologischen Funktionen gelöst werden<br />

können. Dazu wurde ein Pflichtenheft für<br />

die Ausarbeitung eines Masterplans „Massnahmen<br />

zur Geschiebereaktivierung im<br />

Hochrhein“ erstellt. Darin enthalten sind eine<br />

Bestandsaufnahme mit Defizitanalyse<br />

und Handlungsbedarf zur Revitalisierung,<br />

die Definition der zu erreichenden Ziele, sowie<br />

Vorschläge für konkrete Massnahmen<br />

mit Kostenschätzung und Erfolgskontrolle.<br />

Daraus sollen in einer späteren Phase geeignete<br />

Projekte realisiert werden.<br />

natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />

Seite 27


Die PGG hat im letzten Jahr die Evaluation<br />

der fünf Bewerberinstitutionen durchgeführt.<br />

Das Verfahren war sehr anspruchsvoll,<br />

galt es doch insbesondere die Geschiebeund<br />

Habitatsmodellierung zu berücksichtigen.<br />

Nach einer vom Fachausschuss durchgeführten<br />

Bewertung mit Hearings und<br />

einer intensiven Diskussion im PGG Plenum<br />

bekam das Konsortium Flussbau AG<br />

(Schälchli-Abegg) und Technische Universität<br />

München (P. Rutschmann) den Zuschlag.<br />

Der Vertrag konnte im April 2009 unterzeichnet<br />

werden. Die Aufgabe besteht darin,<br />

den Masterplan bis spätestens Frühling<br />

2011 auszuarbeiten. Die Studie wird vom<br />

Verband Aare-Rheinwerke (VAR) finanziert<br />

und steht unter der Leitung der Schweizerischen<br />

und deutschen Behörden.<br />

Stellungnahme Gegenentwurf zur Volksinitiative<br />

„Lebendiges Wasser“: Die parlamentarischen<br />

Initiative “Schutz und Nutzung der<br />

Gewässer” ist ein Gegenvorschlag zur Volksinitiative<br />

“Lebendiges Wasser”. Wir haben dazu<br />

Stellung bezogen. Dem Parlament geht<br />

die Initiative zu weit, insbesondere was das<br />

Antrags- und Beschwerderecht der USOs<br />

betrifft. Für uns ist diese Bestimmung sehr<br />

wichtig, damit die Umsetzung nicht wie bisher<br />

verschleppt werden kann.<br />

Wenn der Bundesrat argumentiert, die bestehenden<br />

Gesetze genügten, verkennt er<br />

das massive Defizit bei der Umsetzung. So<br />

wurde zum Beispiel die Gewässersanierung<br />

nach Art.80 GSchG vom Parlament um fünf<br />

Jahre auf 2012 verlängert, und es ist abzusehen,<br />

dass die vollständige Sanierung bis<br />

dann kaum abgeschlossen sein wird. Deshalb<br />

braucht es aus unserer Sicht unbedingt<br />

einen neuen gesetzgeberischen Impuls.<br />

Im Wesentlichen positiv aus unserer Sicht<br />

ist das vertiefte Behandeln bzw. Eintreten<br />

auf Gewässerrevitalisierungen, das Schwall-<br />

Sunk-Problem, den Geschiebehaushalt und<br />

die Finanzierung<br />

Aus unserer Sicht negativ und deshalb abzulehnen<br />

sind die Lockerung der Restwasservorschriften<br />

(in Gebieten mit „geringem<br />

ökologischen Potenzial“) und die Unterstützung<br />

von Klein-Kraftwerken (wir haben uns<br />

entsprechend in der damaligen Vernehmlassung<br />

dazu geäussert). Es ist nicht einzusehen,<br />

weshalb die Klein-Kraftwerke generell<br />

besonders schützenswert sein sollen<br />

(mit wenigen Ausnahmen von historisch<br />

wertvollen Anlagen), denn sie unterbrechen<br />

insbesondere die Fischwanderung und<br />

tragen wenig zur Gesamtstromproduktion<br />

bei.<br />

<br />

Sommerrestaurant Insel Ufenau: Die Insel<br />

Ufenau ist im Besitz des Klosters Einsiedeln.<br />

Sie wird vom Kloster als Ort der Stille und<br />

der Einkehr gepriesen. Im Oktober 2006<br />

erfolgte eine öffentliche Planauflage für ein<br />

neues Restaurant als Ersatz für das bestehende,<br />

bescheidene Restaurant. Dafür<br />

sollte nach den Plänen des Stararchitekten<br />

Zumthor ein monumentales Gebäude errichtet<br />

werden. Das Hauptelement wäre eine<br />

Dachkonstruktion von 43 Metern Länge.<br />

<br />

<br />

Foto: Roland ZH / Wikimedia<br />

Die Insel und das Gebiet „Frauenwinkel“ sind<br />

hochgradig geschützt. Ein ENHK-Gutachten<br />

wandte sich dann auch eindeutig gegen<br />

dieses Projekt und das Baubewilligungsverfahren<br />

wurde sistiert. Da das Baugespann<br />

nicht vorschriftsgemäss ausgesteckt war –<br />

insbesondere war das grosse Dach nicht<br />

profiliert – haben verschiedene Umweltund<br />

Heimatschutzverbände, so auch der<br />

<strong>Rheinaubund</strong> nachträglich Einsprache gegen<br />

das sistierte Projekt erhoben. Die Einsprachen<br />

erfolgten insbesondere, da möglicherweise<br />

der ursprüngliche Bau in Wiedererwägung<br />

gezogen wird.<br />

Seerestaurant Uster / Greifensee: Der Konflikt<br />

um die Überbauung der sogenannten Surferwiese<br />

mit dem Seerestaurant (Pavillon<br />

Nouvel) im Naturschutzgebiet am Greifensee<br />

geht weiter. Der <strong>Rheinaubund</strong> akzeptiert<br />

den Wunsch der Stadt Uster nach einer<br />

Verpflegungsmöglichkeit am See. Nach eingehender<br />

Prüfung haben wir jedoch auch<br />

Seite 28


gegen ein geändertes, Ende 2007 bewilligtes<br />

Projekt Rekurs eingelegt. Kernpunkt unserer<br />

Kritik ist der Standort auf der „grünen<br />

Wiese“ ohne Wald- und Gewässerabstand.<br />

Derselbe, bereits 2003 vom Kanton zurückgewiesene<br />

Bau mit zwei neuen Terrassen<br />

wäre ein Präjudiz für weitere Eingriffe im<br />

sensiblen Uferbereich.<br />

Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass für<br />

das Restaurant der heute von einem grösseren<br />

Kiosk genutzte und gut erschlossene<br />

Standort nebenan der richtige Platz wäre. Im<br />

Frühsommer wurde das Verfahren sistiert,<br />

damit alle Beteiligten nochmals nach einer<br />

einvernehmlichen Lösung suchen konnten.<br />

Der Verein Pavillon Nouvel suchte nach ökologischen<br />

Ausgleichsmassnahmen als Ersatzangebot;<br />

der <strong>Rheinaubund</strong> nach einer Klärung<br />

der Standortfrage. An einer Sitzung mit<br />

verschiedenen Behörden erklärte der Leiter<br />

der Abteilung Gewässerschutz des Kantons<br />

im September 2008 überraschend, dass das<br />

Restaurant auch auf der Kiosk-Plattform gebaut<br />

werden könne. Das war zuvor mit dem<br />

Verweis auf die dortige Grundwasserschutzzone<br />

IIc abgelehnt worden.<br />

Dennoch hielt der Verein Pavillon Nouvel an<br />

der Seeuferwiese fest. Ende Oktober schlug<br />

er ökologische Aufwertungsmassnahmen<br />

am Aabachdelta als Ersatz für den Verlust an<br />

Naturwerten am See vor. Der Vorstand des<br />

<strong>Rheinaubund</strong>es beurteilte dieses Projekt<br />

positiv. Es würde die Aabachmündung zweifellos<br />

aufwerten. Diese Aufwertung ist aber<br />

unabhängig anzupacken und rechtfertigt<br />

den Verlust der Seeuferwiese nicht. Ihre<br />

Überbauung würde diverse gesetzliche Bestimmungen<br />

verletzen, den Naturschutzbereich<br />

stark stören sowie die Vernetzung zwischen<br />

südlich an das Strandbad und nördlich<br />

an die Anlegestelle angrenzender Ufervegetation<br />

weiter beeinträchtigen. Die Sistierung<br />

des Verfahrens wurde in der Folge aufgehoben.<br />

Ein Entscheid der Baurekurskommission<br />

wird für 2009 erwartet. Wir hoffen, dass<br />

die Kommission fachlich und juristisch fundiert<br />

entscheidet und sich nicht vom grossen<br />

Druck von Seiten der Stadt Uster beeinflussen<br />

lässt.<br />

<br />

Projektbegleitung Eisenbahn-Grossprojekte:<br />

Natur- Umwelt- und Heimatschutzorganisationen<br />

haben vor bald 20 Jahren gemeinsam<br />

ein Mandat zur Projektbegleitung der<br />

Eisenbahn-Grossprojekte vergeben. Diese<br />

gemeinsam getragene Begleitung durch<br />

das Büro Martin Furter, Dr. phil. II Ökologe<br />

SVU hat sich bisher sehr bewährt. Im Rahmen<br />

unseres Einsprache-/Beschwerderechts<br />

können wir jeweils auf Unklarheiten und<br />

Mängel hinweisen und Verbesserungen im<br />

Rahmen des Umwelt-, Natur- und Heimatschutzrechts<br />

beantragen. Der Erfolg vieler<br />

unserer Anträge belegt die Berechtigung<br />

und die Sorgfalt, mit der wir dieses Recht<br />

ausüben. Dass unser konsequenter und<br />

sachlicher Einsatz auch von Seiten der Unternehmerschaft,<br />

insbesondere der AlpTransit<br />

Gotthard AG geschätzt wird, erfahren wir<br />

jeweils anlässlich der Informationstage und<br />

es ist erfreulich, dass die ATG dies wiederholt<br />

auch mit Medienmitteilungen der Öffentlichkeit<br />

bekannt gibt.<br />

Bahn 2000: Nachdem die Neubaustrecke im<br />

Mittelland ja seit einiger Zeit in Betrieb ist,<br />

ist jetzt wichtig, dass die Bewirtschaftung<br />

und Pflege der Ersatz- und Ausgleichs Massnahmen<br />

während den jeweils verfügten<br />

Zeiträumen korrekt erfolgen. Dass dies nicht<br />

ohne weiteres gewährleistet ist, hat sich<br />

auch im Jahr 2008 gezeigt - und es ist offenbar<br />

wichtig, dass sowohl bei den Behörden<br />

als auch den SBB nach wie vor ein gewisses<br />

Bewusstsein darüber erhalten bleibt, dass<br />

die Umweltorganisationen «einen Blick» auf<br />

die korrekte Umsetzung werfen…<br />

Lötschberg-Basistunnel: Auch dieser Teil der<br />

Bahngrossprojekte steht nun in Betrieb. Das<br />

Gewicht unserer Beobachtung liegt somit<br />

hauptsächlich auf der richtigen Umsetzung<br />

der Massnahmen und der Erfolgskontrollen.<br />

Es zeigt sich auch hier, dass erst mit der<br />

sachgerechten Formulierung und Planung<br />

die Verwirklichung der einst verfügten Massnahmen<br />

sichergestellt werden kann. Wie<br />

seit längerem bekannt, braucht es immer<br />

wieder unseren unabhängigen Blick von<br />

aussen, um korrigierend einzugreifen.<br />

Gotthard- / Ceneri-Basistunnel: An diesem<br />

NEAT-Projekt ist die Bauphase in vollem<br />

Gange. Die Erarbeitung der Detailprojekte<br />

betreffend Massnahmen zum Schutz von<br />

Gewässern, Landschaften und naturnahen<br />

Lebensräumen werden laufend erarbeitet<br />

und vorgelegt. Projektänderungen und -ergänzungen<br />

sowohl beim Zwischenangriff<br />

Sedrun, im nördlichen Portalbereich und<br />

der Reussebene, im südlichen Portalbereich<br />

des Gotthard-Basistunnels, als auch im Zusammenhang<br />

mit dem Ceneri-Basistunnel<br />

in der Magadino-Ebene (Camorino) und<br />

beim Zwischenangriff Sigirino betreffen jeweils<br />

die von uns bearbeiteten Bereiche.<br />

Verbandsbeschwerderecht: Die Initiative der<br />

Zürcher FDP „Verbandsbeschwerderecht:<br />

Schluss mit der Verhinderungspolitik“ fand<br />

in keinem einzigen Kanton eine Mehrheit.<br />

Insgesamt liessen sich lediglich 34 Prozent<br />

der Stimmenden vom Anliegen der FDP<br />

überzeugen. Der <strong>Rheinaubund</strong> hatte sich<br />

bereits im Jahre 2003 mit der Herausgabe<br />

eines Schwerpunktheftes von „natur und<br />

<strong>mensch</strong>“ für das VBR eingesetzt. Im Abstimmungskampf<br />

engagierten wir uns schwer-<br />

natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />

Seite 29


punktmässig an unserem Geschäftssitz in<br />

Schaffhausen. Wir haben dazu die lokale<br />

Kampagne finanziell unterstützt, einen<br />

grossen Personaleinsatz geleistet und damit<br />

massgeblich zur guten Kampagne beigetragen.<br />

Auch an das Zürcher, das Thurgauer<br />

und das nationale Komitee haben wir finanzielle<br />

Beiträgen geleistet.<br />

umweltrechtlichen Normen widerspricht<br />

und entsprechende Vorkehrungen zu treffen<br />

sind.<br />

Wir fordern deshalb weiterhin eine Plafonierung<br />

bei 250‘000 Flugbewegungen, eine<br />

Nachtruhe von 21.00 Uhr bis 7.00 Uhr sowie<br />

die klare Festlegung der zeitlichen und mengenmässigen<br />

Reduktion der Umweltbelastung<br />

durch Abwässer und Luftschadstoffe.<br />

AefU und <strong>Rheinaubund</strong> werden an der Verhandlung<br />

im November 2009 versuchen,<br />

diese Forderungen durchzusetzen.<br />

Zurücklehnen dürfen wir uns jedoch nicht,<br />

das VBR bleibt weiterhin im Visier gewisser<br />

Kreise.<br />

Flughafen Zürich: Das lange Verfahren vor<br />

dem Bundesverwaltungsgericht geht in die<br />

letzte Runde. In diesem Rahmen haben der<br />

<strong>Rheinaubund</strong> und die Ärztinnen und Ärzte<br />

für Umweltschutz die bisherigen Antworten<br />

der Beschwerdegegnerschaft analysiert und<br />

ihre abschliessenden Bemerkungen eingereicht.<br />

Auch nach den bisher realisierten Massnahmen<br />

zur Abwasserbehandlung und Entwässerungsplanung<br />

gelangen nach wie vor Enteiserabwässer<br />

mit Kohlenstofffrachten in<br />

der Grössenordnung von 100 Tonnen pro<br />

Jahr und z.T. unbekannten Zusatzstoffen unbehandelt<br />

in die Umwelt. Grosse Unklarheiten<br />

bestehen zudem bei der Luftreinhaltung<br />

bezüglich Stickoxiden und lungengängigen<br />

Feinstäuben.<br />

Die weitere Analyse zeigt auf, dass die aus<br />

umweltrechtlichen Gründen geforderten<br />

Einschränkungen des Flugbetriebs bei der<br />

Interessenabwägung den wirtschaftlichen<br />

Interessen der Flughafen Zürich AG, bzw.<br />

der Fluggesellschaft SWISS untergeordnet<br />

werden. Somit wird klar, dass aufgrund privatwirtschaftlicher<br />

Interessen das Recht der<br />

Betroffenen auf eine im Rahmen des geltenden<br />

Umweltrechts definierte «gesunde Umwelt»<br />

mit Hilfe des Betriebsreglements aufgehoben<br />

werden soll.<br />

Demgegenüber teilt der <strong>Rheinaubund</strong> die<br />

vom Bundesgericht in einem früheren Entscheid<br />

geäusserte Ansicht, dass Massnahmen<br />

zum Schutz der Umwelt und damit<br />

auch der Gesundheit der betroffenen Bevölkerung<br />

unabhängig von der wirtschaftlichen<br />

Zumutbarkeit anzuordnen sind. Daraus<br />

ist unschwer abzuleiten, dass der Betrieb<br />

des Flughafens Zürich gemäss dem bestrittenen<br />

Betriebsreglement den geltenden<br />

<br />

AG-Recht: Koordinations- und Informationsplattform der nationalen Verbände für<br />

Rechtsfälle. Erweiterte Funktion im Bereich des Verbandsbeschwerderechts.<br />

AG-Renaturierung des Hochrheins: Internationaler Zusam<strong>mensch</strong>luss der Natur-,<br />

Umwelt und Fischereiorganisationen am Hochrhein. Ziel ist die integrale Erhaltung<br />

der noch naturnahen Rheinabschnitte sowie die ökologische und landschaftliche<br />

Sanierung belasteter Flussabschnitte.<br />

Begleitgruppe Ökofonds KW Schaffhausen: Das BÖF befindet im Wesentlichen über<br />

die Verwendung der Ökostrom Förderbeiträge aus dem Ökofonds des naturmade –<br />

zertifizierten Kraftwerks Schaffhausen.<br />

CIPRA – Schweiz: Nationale Vertretung in der internationalen Alpenschutzkommission.<br />

Initiative „Raum für Mensch und Natur“: Mitglied im Trägerverein „Ja zur Landschaftsinitiative“.<br />

Internationale Bodensee-Stiftung: Förderung von Aktivitäten zur Erhaltung und<br />

Entwicklung von Natur. Landschaft und natürlichen Ressourcen in der internationalen<br />

Bodenseeregion. Mitglied im Umweltrat.<br />

KLAR Schweiz: Opposition gegen das geplante Endlager für hochaktive Abfälle im<br />

Zürcher Weinland.<br />

Pro Rheinlandschaft Diessenhofen: Erhaltung und Respektierung der Landschaftsschutz-<br />

und Naherholungsgebiete um Diessenhofen, insbesondere die Förderung<br />

und Organisation des Widerstandes gegen eine Thermal- und Freizeitbadeanlage<br />

im BLN Gebiet<br />

Pro Thur: Dachorganisation der Umweltorganisationen, welche sich seit vielen Jahren<br />

für die Renaturierung der Thur einsetzt.<br />

Pro Töss: Zusam<strong>mensch</strong>luss verschiedener Natur-, Heimat- und Naturschutzorganisationen<br />

sowie von Fischereivertretern. Die Pro Töss wirbt in der Öffentlichkeit<br />

und auf politischer Ebene für einen wirksamen Gewässerschutz im Einzugsgebiet<br />

der Töss.<br />

Verein „Nein zur Initiative des Zürcher Freisinns“: Allianz von 23 Organisationen<br />

gegen die Abschaffung des Verbandsbeschwerderechts. Organisation der nationalen<br />

Abstimmungskampagne.<br />

Seite 30 natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009


Der <strong>Rheinaubund</strong><br />

in Daten, Zahlen und Fakten<br />

<br />

<br />

1 Mitglieder (Beiträge+Aufrundungen) 86‘577 84‘037 88‘500<br />

2 Abonnenten N+M (Abo + Aufrundungen) 61‘881 58‘200 58‘000<br />

3 Spenden auf Aussendungen 71‘433 59‘998 67‘000<br />

4 Spenden und Nachlässe 44‘564 80‘965 37‘000<br />

5 Beiträge der öffentlichen Hand 30‘000 30‘000 30‘000<br />

6 Finanzerträge 3‘248 4‘235 2‘500<br />

7 Projekte allgemein 13‘000 26‘265 14‘000<br />

8 VivaRiva 80‘902 86‘447 100‘200<br />

9 Sonstige Erträge 19‘688 145 0<br />

<br />

10 Personal und Verwaltung* 137‘927 132‘416 123‘096<br />

11 Zeitschrift N+M 104‘663 98‘426 100‘830<br />

12 Marketing / Aussendungen 22‘186 25‘017 24‘000<br />

13 Projekte allgemein 18‘519 59‘882 38‘200<br />

14 VivaRiva 95‘616 104‘070 117‘700<br />

* inkl. Miete, Aufwand Mitgliederbeiträge, andere Aufwendungen<br />

<br />

15 Ertrag 411‘293 430‘292 397‘200<br />

16 Aufwand 378‘911 419‘811 403‘826<br />

17 Ergebnis 12‘694 10‘481 -6‘626<br />

18 Wertberichtigungen 19‘688 -13‘139 0<br />

19 Ergebnis mit Wertberichtigung 32‘382 - 2‘658 -6‘626<br />

Bilanz<br />

<br />

20 Flüssige Mittel 92‘750 77‘780 77‘780<br />

21 Transitorische Aktiven 3‘756 3‘450 3‘450<br />

22 Wertschriften 83‘354 73‘760 73‘760<br />

23 nicht realisierte Wertschriftengewinne 15‘906 2‘767 2‘767<br />

24 Mobiliar 0 0 0<br />

25 Total Aktiven 195‘766 157‘757 157‘757<br />

<br />

25 Kurzfristige Verpflichtungen -3‘861 -1‘528 -1‘528<br />

26 Transitorische Passiven 15‘139 15‘842 15‘842<br />

27 Fondsvermögen 95‘455 57‘068 57‘068<br />

28 Freies Vermögen 89‘033 89‘033 86‘375<br />

29 Total Passiven 195‘766 160‘415 157‘757<br />

* 2008/1 vor Verlustverteilung, 2008/2 nach Verlustverteilung<br />

<br />

Kommentar zur Betriebsrechnung<br />

Die Ertragsseite lieferte auch 2008 gesamthaft<br />

ein sehr erfreuliches Ergebnis. Dank<br />

grosszügiger Aufrundungen der Mitglieder<br />

(1) und der Abonnenten (2) konnten die<br />

Budgetziele knapp erreicht werden. Die negative<br />

Tendenz hält vor allem wegen den<br />

Rücktritten aus Altergründen und den Todesfällen<br />

weiter an. Äusserst dankbar sind<br />

wir für die Grossspenden und Legate (4) die<br />

schliesslich doch noch zu einem positiven<br />

Abschluss geführt haben.<br />

Beim Projekt „Seerestaurant“ in Niederuster<br />

(7) wurde ein Spendenaufruf von den betei-<br />

ligten Vereinen und bei der betroffenen Bevölkerung<br />

mit zusätzlicher Unterstützung<br />

honoriert. Die Sparziele bei den Ausgaben<br />

wurden nur teilweise erreicht. In der Verwaltung<br />

(10) mussten im Zusammenhang mit<br />

der Auflösung der Anstellung des Geschäftsführers<br />

Budgetüberschreitungen in Kauf genommen<br />

werden. Bei den Projekten (13)<br />

kam es zu einer massiven Budgetüberschreitung,<br />

weil sich die nicht schätzbaren Kosten<br />

des Kraftwerks an der Engelberger Aa von<br />

2007 auf 2008 verlagerten, aber vor allem<br />

beim Seerestaurant Niederuster wo der Aufwand<br />

massiv höher war als erwartet. Bei VivaRiva<br />

(14) wurden bedeutend mehr als die<br />

vorhergesehenen Bacherlebnisse durchgeführt<br />

und zugleich konnte sehr sparsam mit<br />

den Sachkosten umgegangen werden.<br />

Die Finanzkrise hinterlässt auch beim<br />

<strong>Rheinaubund</strong> ihre Spuren. Wegen der Anpassung<br />

der Wertschriften an die aktuellen<br />

Kurse (18) muss trotz positivem Betriebsergebnis<br />

(17) ein Verlust (19) ausgewiesen<br />

werden. Von den Fondsvermögen (28) wurde<br />

der Fonds für das Verbandsbeschwerderecht<br />

voll ausgenützt und nach der erfolgreichen<br />

Abstimmung aufgelöst. Die Viva<br />

Riva-Unterstützungsfonds für Schulen wurden<br />

rege benutzt. Der VivaRiva-Finanzierungsfonds<br />

musste in dieser ersten 3-Jahresperiode<br />

nicht voll ausgeschöpft werden,<br />

sodass auch 2009 noch davon profitiert werden<br />

kann.<br />

Der Betriebsverlust von Fr. 2658 (19) wird<br />

dem freien Vermögen belastet. Die Rechnung<br />

wurde am 4. Februar 2009 von den<br />

Revisoren Hans Minder und Walter Schmid<br />

geprüft. Sie empfehlen die Abnahme der<br />

Rechnung.<br />

natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />

Seite 31


Erträge<br />

<br />

Finanzerträge 1%<br />

Beiträge der öffentlichen<br />

Hand 7%<br />

<br />

nach Gruppen<br />

Sonstige Erträge 0%<br />

VivaRiva<br />

20%<br />

Projekte allgemein 6%<br />

Spenden allgemein<br />

19%<br />

VivaRiva<br />

25%<br />

Mitglieder<br />

(Beiträge + Spenden)<br />

20%<br />

Abonnenten N+M<br />

(Abo + Spenden)<br />

13%<br />

Spenden auf<br />

Ausschreibungen<br />

14%<br />

Personal und Verwaltung<br />

32%<br />

<br />

und Abonnentenzahlen<br />

Leider gehen die Mitglieder- und die Abonnentenzahlen<br />

weiterhin zurück. Insbesondere<br />

ist der Schwund an Abonnenten alarmierend.<br />

Unsere grosse Hoffnung, mit der<br />

Schaffung eines verbilligten Schüler- und<br />

Studentenabos und deren Akquise per Aushang<br />

an 15 Hochschulinstituten neue Abonnenten<br />

zu gewinnen, mussten wir leider begraben.<br />

Das Interesse war marginal. Der<br />

schlechte Rücklauf muss noch verifiziert<br />

werden, an der Heftqualität kann es nicht<br />

liegen.<br />

Insbesondere seit der Einführung des neuen<br />

Erscheinungsbildes erhalten wir nämlich immer<br />

wieder positive Reaktionen. Die folgenden<br />

Zahlen können etwas relativiert werden.<br />

Mit dem erneut eingeführten aktuellen<br />

Erhebungsdatum 24.3.2009 umfasst die Erhebung<br />

nämlich einen grösseren Zeitraum<br />

und damit zwei Rechnungsversände. Der<br />

Mitgliederbestand beträgt 910 (-45), der<br />

Abonnentenbestand 1257 (-219).<br />

<br />

Marketing / Aussendungen 6%<br />

Werbung und<br />

Öffentlichkeitsarbeit 6%<br />

Zeitschrift<br />

«natur und <strong>mensch</strong>» 11%<br />

Projekte allgemein<br />

14%<br />

Zeitschrift N+M<br />

23%<br />

Die hohe Zahl von nahezu 50 Veranstaltungen<br />

von VivaRiva und unsere Bestrebungen<br />

das Angebot weiter auszubauen, sind mit<br />

erhöhtem Personalaufwand verbunden. So<br />

arbeitet nun auch unsere bisherige Mitarbeiterin<br />

Karin Schlude für VivaRiva. In der<br />

„Hochsaison“ haben wir zudem noch eine<br />

Praktikantin eingestellt. Die insgesamt geleisteten<br />

Stunden, einschliesslich Vorstandssitzungen<br />

belaufen sich auf 8262 Stunden.<br />

Die Aufschlüsselung auf die einzelnen Arbeitsgebiete<br />

kann aus der Grafik entnommen<br />

werden.<br />

Verteilung nach<br />

Arbeitsgebieten<br />

Geschäftsstelle,<br />

Beratung und<br />

Dokumentation<br />

18%<br />

Umweltbidung<br />

«VivaRiva»<br />

23%<br />

angewandter Naturund<br />

Landschaftsschutz<br />

sowie<br />

Gewässerschutzprojekte<br />

42%<br />

Ruedi Schneider<br />

Geschäftsführer <strong>Rheinaubund</strong><br />

ad interim<br />

Weinsteig 192<br />

8201 Schaffhausen<br />

Tel. 052 625 26 58<br />

info@rheinaubund.ch<br />

Seite 32 natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009


Dieses Leitbild wurde von einer Arbeitsgruppe des Ausschusses<br />

unter Leitung von Anna Belser erarbeitet, vom<br />

Vorstand in einer Sondersitzung bereinigt und am 18. März<br />

2009 einstimmig verabschiedet. Es bildet Grundlage und<br />

Richtschnur zur weiteren Arbeit an einem zukunftsfähigen<br />

<strong>Rheinaubund</strong>. Einzelne Punkte – insbesondere die Fokussierung<br />

auf den Gewässerschutz – decken sich noch<br />

nicht mit den Statuten. Ausschuss und Vorstand werden<br />

daher entsprechende Statutenanpassungen zuhanden<br />

der Mitgliederversammlung vorbereiten.<br />

Generalversammlung <strong>Rheinaubund</strong><br />

Die diesjährige Generalversammung werden wir im Rahmen<br />

einer Abendveranstaltung in Kombination mit einem interessanten<br />

Vortrag durchführen. Bitte reservieren Sie sich für unsere<br />

Generalversammlung den Abend des folgenden Termins:<br />

<br />

Die Einladung mit den Sitzungsunterlagen und weiteren Details<br />

wird Ihnen rechtzeitig per Post zugestellt. Der Tätigkeitsbericht<br />

ist im aktuellen Heft enthalten.<br />

Leitbild (verabschiedet vom Vorstand am 18. März 2009)<br />

1. Wer ist der <strong>Rheinaubund</strong>?<br />

Der <strong>Rheinaubund</strong> ist eine gesamtschweizerische, unabhängige<br />

und nicht profitorientierte Umweltorganisation mit Schwerpunkt<br />

Gewässerschutz.<br />

Er entstand 1960 aus der Bewegung für die Erhaltung der<br />

Flusslandschaften am Hochrhein und am Spöl im Nationalpark<br />

und hat entscheidend zur Verankerung des Natur- und Heimatschutzes<br />

in der Verfassung beigetragen. Er ist national zur<br />

Verbandsbeschwerde legitimiert und damit ein anerkannter<br />

Anwalt der Gewässer.<br />

Er besteht aus Fachleuten, interessierten Laien und zielverwandten<br />

Organisationen.<br />

<br />

Der <strong>Rheinaubund</strong> setzt sich ein für den Schutz und die<br />

Wiederherstellung naturnaher Gewässer und Gewässerlandschaften,<br />

namentlich für die ökologischen Erfordernisse der<br />

Fliessgewässer.<br />

Er ist Anwalt für die Umsetzung von Gewässerschutzgesetz,<br />

Auenverordnung und verwandten Erlassen. Er verleiht immateriellen<br />

Werten das nötige Gewicht.<br />

Mit Ausbildungs- und Öffentlichkeitsarbeit fördert er das<br />

Verständnis für ökologische Zusammenhänge, insbesondere<br />

für einen Gewässerschutz, der die Ansprüche von Mensch<br />

und Natur gleichberechtigt berücksichtigt.<br />

<br />

Der <strong>Rheinaubund</strong> ist in der gesamten Schweiz und im grenznahen<br />

Ausland aktiv.<br />

<br />

Der <strong>Rheinaubund</strong> richtet sich an Fachleute und interessierte<br />

Laien.<br />

Er ist kompetenter Partner von zielverwandten Organisationen,<br />

von Behörden aller Stufen, Fachstellen und Projektanten.<br />

Mit dem Projekt VivaRiva richtet er sich speziell an Schulen,<br />

d.h. an Kinder und Jugendliche sowie an Lehrpersonen<br />

Mit seiner Zeitschrift natur+<strong>mensch</strong> spricht er einen erweiterten<br />

Kreis von Umweltinteressierten an.<br />

5. Wie arbeitet der <strong>Rheinaubund</strong>?<br />

Der <strong>Rheinaubund</strong> arbeitet fachlich fundiert, interdisziplinär<br />

und mit modernen Methoden. Er bezieht wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse ein, holt das Know-How der Mitglieder ab und<br />

bildet Fachpersonen aus.<br />

Er greift insbesondere dort ein, wo andere nicht aktiv werden –<br />

wenn nicht anders möglich auch mit Einsprachen.<br />

Er berät Behörden und Projektanten, ist offen für Kooperationen,<br />

kämpft aber engagiert für seine Ziele.<br />

Mit VivaRiva betreibt er Umweltbildung. Mit natur+<strong>mensch</strong><br />

sowie einer aktiven Medienarbeit informiert und sensibilisiert<br />

er seine Mitglieder und eine breitere Öffentlichkeit für seine<br />

Anliegen.<br />

Er kann sich mit nationalen Initiativen für Umwelt, Natur und<br />

Landschaft solidarisieren und diese unterstützen.<br />

Er unterscheidet zwischen vorwiegend ehrenamtlicher Vereinsund<br />

bezahlter Facharbeit.<br />

natur und <strong>mensch</strong> 2 / 2009<br />

Seite 33


natur und<br />

<strong>mensch</strong><br />

<br />

<br />

Herausgeber: <strong>Rheinaubund</strong>, Schweizerische<br />

Arbeitsgemeinschaft für Natur und Heimat<br />

Autoren dieser Ausgabe:<br />

Giovanni Danielli<br />

Roger Sonderegger<br />

Raimund Rodewald<br />

Stefano Pellandini<br />

Jürg Bloesch<br />

Andri Bryner<br />

Kathrin Jaag<br />

Martin Furter<br />

Ruedi Schneider<br />

So grosse Sprünge machen wir vielleicht<br />

nicht immer, trotzdem war das zurückliegende<br />

Jahr für den <strong>Rheinaubund</strong> sehr<br />

ereignisreich. Überzeugen Sie sich selbst<br />

und informieren Sie sich im Jahresbericht<br />

2008/2009 ab S.14 ff über die zahlreichen<br />

Gewässer- und Landschaftsschutz-Projekte,<br />

an denen wir beteiligt sind.<br />

Foto: Kyslynskyy-Fotolia<br />

www.rheinaubund.ch

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