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Das Linthprojekt: vom Sanierungs- fall zum ... - Rheinaubund

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Wasser<br />

<strong>Das</strong> <strong>Linthprojekt</strong>: <strong>vom</strong> <strong>Sanierungs</strong><strong>fall</strong><br />

<strong>zum</strong> politischen Spielball<br />

Seit 1998 läuft die Planung <strong>zum</strong> Vorhaben Hochwasserschutz Linth<br />

2000. Doch die vorgesehenen Massnahmen am Linth- und Escherkanal<br />

sind heftig umstritten. Gegenwärtig verhindern Beschwerden<br />

die unumgängliche Sanierung. Die Klagen vor den Verwaltungsgerichten<br />

St. Gallen und Glarus stammen vor allem aus bäuerlichen<br />

Kreisen, den „Linthopponenten in den Fängen von Ideologen“.<br />

von Stefan Paradowski<br />

Während der Unterlauf der Thur für 54 Millionen<br />

Franken sicherer und gleichzeitig ökologisch<br />

wertvoller werden soll und diesbezüglich<br />

sogar Einigkeit von der SVP bis zu den<br />

Grünen besteht, ist man mit der etwa doppelt<br />

so teuer veranschlagten Linthsanierung<br />

noch nicht so weit. Beschwerden verzögern<br />

das Projekt. Doch auch im Linthgebiet wird<br />

man sich einmal zusammenraufen müssen.<br />

Schliesslich besteht ein Grundkonsens: Der<br />

Hochwasserschutz am Escher- und Linthkanal<br />

ist vordringlich.<br />

Vor dem Hochwasser 1999 hat die Linthkommission<br />

eine Studie in Auftrag gegeben.<br />

Mit aktuellsten wissenschaftlichen<br />

Mitteln und modernster Technik wurden<br />

die Dämme geprüft, das künftig zu erwartende<br />

Wasseraufkommen im Escherund<br />

im Linthkanal hochgerechnet, die<br />

Fauna und die Flora der Linthebene analysiert,<br />

das Verhalten des Wassers innerhalb<br />

des Flussgerinnes und die möglichen<br />

Überflutungen per Computer simuliert.<br />

Die gewonnenen Erkenntnisse sind ins<br />

<strong>Sanierungs</strong>projekt eingeflossen.<br />

Linthwerk<br />

Als Nachfolgeorganisation der eidgenössischen<br />

Linthunternehmung wurde das<br />

Linthwerk, eine öffentlichrechtliche Anstalt,<br />

ins Leben gerufen. Die Interkantonale<br />

Vereinbarung zwischen Glarus, Schwyz, St.<br />

Gallen und Zürich bildet hierzu die rechtliche<br />

Grundlage. <strong>Das</strong> Konkordat wurde vorerst von<br />

den Parlamenten der vier Linthkantone, im<br />

Kanton Glarus auch von der Landsgemeinde,<br />

dann 2003 <strong>vom</strong> Bundesrat genehmigt und<br />

trat schliesslich auf den 1. Januar 2004 in<br />

Kraft. Gemäss Artikel 2 der Vereinbarung<br />

stellt „das Linthwerk den Hochwasserschutz<br />

in der Linthebene sicher. Auf die Bedürfnisse<br />

der Bewohner und der Umwelt wird im<br />

Sinne der Bundesgesetzgebung Rücksicht<br />

genommen.“<br />

Die Linthkommission ist das oberste Organ<br />

des Linthwerks. Der Kanton St. Gal len be -<br />

zeichnet zwei Mitglieder, die übrigen Linth -<br />

kantone je ein Mitglied. Präsi dent ist Regie -<br />

rungsrat Willi Haag, St. Gallen. Die Linthv<br />

erwaltung besorgt die Ge schäfts führung.<br />

Dieses Amt bekleidet Linthingenieur Markus<br />

Jud. Die Linth kommission übt die Bauherrschaft<br />

über die Linth sanierung aus.<br />

Ziele und Massnahmen<br />

<strong>Das</strong> Projekt Hochwasserschutz Linth 2000<br />

ist dem Zweckartikel des Konkordats verpflichtet,<br />

nämlich dem Schutz der Ebene<br />

zwischen Näfels/Mollis und dem Obersee<br />

(Zürichsee) vor Überschwemmungen, insbesondere<br />

vor Dammbrüchen. Die auch<br />

<strong>vom</strong> Wasserbaugesetz verlangte Erfordernis<br />

nach Sicherheit der Menschen, Bauten und<br />

Infrastrukturanlagen vor Hochwasserge fahren<br />

kann indessen nur durch eine Gesamtsanierung<br />

erreicht werden.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Linthprojekt</strong> beschränkt sich auf die kritische<br />

Stellen, an denen Analysen Schwachpunkte<br />

im Hochwasserschutz, im Zustand<br />

der Anlagen und in der Ökologie ergeben<br />

haben. Von den insgesamt 23 km Kanallänge<br />

werden zirka 12 km, also rund 50 Prozent,<br />

einer eigentlichen Sanierung unterzogen.<br />

Etwa 2,5 km werden als Hochwasserschutz<br />

massnahme aufgeweitet, wodurch zusätzlicher<br />

Rückhalteraum gewonnen wird.<br />

Vor allem durch Aufweitungen und ähnliche<br />

Massnahmen kann das Linthgebiet überdies<br />

als Lebensraum für Pflanzen und Tiere<br />

aufgewertet und der Naherholungswert der<br />

Region wesentlich gesteigert werden.<br />

Am Linth- und Escherkanal sind insgesamt<br />

44 Massnahmen geplant – <strong>zum</strong> Beispiel:<br />

Dammsanierungen, Absenkung Vorland,<br />

Umgestaltung Mittelgerinne, regulierbare<br />

Dotierung, Steiluferabschnitte, Verlegung<br />

und Renaturierung des rechts- und linksseitigen<br />

Hintergrabens Giessen–Grynau,<br />

Renaturierung von Zuflüssen und deren<br />

Mündungen, Massnahmen an Brücken.<br />

Widerstand gegen Aufweitungen<br />

Ursprünglich vorgesehen waren drei Aufweitungen,<br />

wovon jedoch eine aufgrund<br />

des lokalen Widerstandes in der Gemeinde<br />

Mollis von der Bauherrschaft gestrichen<br />

wurde. Im Projekt verbleiben somit nur die<br />

Seite 12 natur und mensch 6 / 2007


eiden auenähnlichen Aufweitungen Hänggelgiessen<br />

am Linthkanal und Chli Gäsitschachen<br />

am Escherkanal.<br />

Hartnäckig hält sich eine unzutreffende und<br />

auch von der Presse gerne verbreitete Zwei-<br />

Extreme-Theorie, nach der das <strong>Linthprojekt</strong><br />

dem Würgegriff zweier Lager ausgesetzt sei.<br />

Auf der einen Seite gebe es Bauern, die jede<br />

Ökologie verurteilen, auf der anderen Seite<br />

Umweltorganisationen, die zuviel Ökologie<br />

wollten. Diese Behauptung stimmt nicht.<br />

Zum einen sind die besonders von bäuerlicher<br />

Seite vertretenen Forderungen, bei<br />

Wasserbauprojekten ökologische Anliegen<br />

auszuklammern, schlicht gesetzeswidrig<br />

und somit unrealistisch. Zum anderen<br />

bewegen sich die Vorstellungen der<br />

Umweltorganisationen im gesetzlichen<br />

Rahmen: sie verlangen nur, was Wasserbauund<br />

Gewässerschutzgesetz ohnehin schon<br />

vorsehen. Zu keiner Zeit wurden unrealistische<br />

Lösungen wie <strong>zum</strong> Beispiel die<br />

Wiederherstellung des einstigen mäandrierenden<br />

Verlaufs der Linth vorgebracht.<br />

Ende Dezember 2005 publizierte die Presse<br />

einen Leserbrief unter dem Titel „Linthsanierung<br />

und Unwahrheiten“, in dem behauptet<br />

wurde, „das Volk“ erwarte von der<br />

Linthsanierung weder Aufweitungen noch<br />

irgendetwas, was nach Ökologie schmeckt,<br />

sondern nur die Erneuerung der Ufer und<br />

Dämme. Alles solle im Wesentlichen so belassen<br />

werden, wie es heute ist. Der Haken dabei:<br />

Ein solches Vorgehen ist unvereinbar mit<br />

einem zeitgemässen Hochwasserschutz. <strong>Das</strong><br />

bestätigte der Glarner Landrat, erklärte er<br />

doch 2004 ein beantragtes Linthgesetz, das<br />

lediglich eine Kanalrestaurierung vorsah, für<br />

rechtlich unzulässig, da ein solches Begehren<br />

im Widerspruch <strong>zum</strong> Bun des gesetz über<br />

den Wasserbau und zur Interkantonalen<br />

Vereinbarung über das Linth werk stehe.<br />

<strong>Das</strong> schreckte einige SVP-Leute und die<br />

Linth-Escher-Stiftung nicht. Sie übergaben<br />

der Linthkommission im September 2004<br />

ungerührt die von nahezu 8000 Personen<br />

unterschriebene Petition „Erhalt des Linthwerks“,<br />

die exakt die Forderung enthielt, die<br />

der Glarner Landrat als rechtlich unzulässig<br />

erklärt hatte. Doch damit nicht genug. Auch<br />

die Interessengemeinschaft Hochwasserschutz<br />

Linth hob den „Erhalt des Linthwerks“<br />

mit dem Verzicht auf die Aufweitung Häng-<br />

Der Linthkanal: schon<br />

heute beliebt für Schlauchbootfahrten,<br />

eine moderne<br />

Linthsanierung wird den<br />

Erholungswert der Flusslandschaft<br />

noch steigern.<br />

Foto: Giorgio Hösli<br />

gelgiessen erneut auf ihr Schild. Die fortschrittsfeindliche<br />

Vereinigung will wider<br />

besseres Wissen nicht einsehen, dass die<br />

gesetzlichen Grundlagen ausdrücklich eine<br />

Einheit von Hochwasserschutz und Ökologie<br />

– <strong>zum</strong> Beispiel die Sicherstellung des Raumbedarfs<br />

eines Fliessgewässers – verlangen.<br />

Wer den Erhalt des Linthwerks in seinem ursprünglichen<br />

Zustand und somit lediglich<br />

eine Restaurierung verlangt, verunmöglicht<br />

einen modernen Hochwasserschutz. Eine<br />

rein technische Linthsanierung hätte zur<br />

Folge, dass etwa Gefahrengebiete an der<br />

Linth mit Bauverbot belegt werden müssten.<br />

Gäbe es eine Sanierung ohne ökologische<br />

Massnahmen, käme sie laut Linthverwaltung<br />

für die Kantone rund 43 Prozent teurer zu<br />

stehen, da die Subventionen des Bundes<br />

ausblieben.<br />

natur und mensch 6 / 2007<br />

Seite 13


Wasser<br />

An der Hauptversammlung 2005 des Linth rates<br />

wurde die Kampagne „Lebendige Linth für<br />

lebendiges Linthgebiet“ vorgestellt und genehmigt.<br />

Einerseits sollte damit Sympathie<br />

für eine ökologische Linth sanierung geweckt<br />

und anderseits ein Gegenge wicht<br />

zur Miesmacherei des Linth projekts durch<br />

konservative Kreise gebildet werden. Die<br />

Werbeaktion bestand im Einsatz von Plakaten,<br />

Karten, Klebern und Fahnen. Zur Kampagne<br />

gehörte auch die Manifestation im Mai 2006<br />

am Linthkanal im Giessen in Benken.<br />

Einsprachen<br />

Auf die Planauflage des <strong>Linthprojekt</strong>s im<br />

Herbst 2005 sind 136 Einsprachen und 9<br />

Stellungnahmen eingegangen. Ein Gross -<br />

teil davon war bäuerlicher Prove nienz und<br />

erfolgte mittels kopierter Vorlagen. Drahtzieherin<br />

dieser Aktion war die IG Hochwasserschutz<br />

Linth. Als Organisation wurde<br />

ihr indessen die Einsprache berech tigung<br />

abgesprochen.<br />

Zweimal die gleiche Fluss -<br />

landschaft: links der heutige<br />

Zustand des Linthkanals,<br />

rechts die Vision<br />

„Gewässerökologisches<br />

Konzept“ aus der Linthrat-<br />

Broschüre „Regionalpark<br />

Linth“, 2003<br />

Foto und Grafik: Franco Schlegel<br />

Mit allen Einsprechern wurden Verhandlungen<br />

geführt. 66 Einwendungen wurden zurückgezogen.<br />

Auch konnten diverse Ver gleiche<br />

abgeschlossen werden, etwa mit den<br />

Umweltorganisationen. WWF, Pro Natura<br />

und der Fischereiverband sind Kollek tivmitglied<br />

beim Linthrat, der seinerseits<br />

nicht einspracheberechtigt ist. Die drei erwähnten<br />

Organisationen haben nach harten,<br />

aber konstruktiven Verhandlungen ihre<br />

Einsprachen schlussendlich zurückgezogen.<br />

Sie legten anfänglich ihr Veto ein, weil das<br />

Auflageprojekt aus ihrer Sicht den bundesrechtlichen<br />

Anforderungen nicht zu entsprechen<br />

vermochte. Und tatsächlich: wegen<br />

ungenügender Umweltverträglichkeit mussten<br />

Nachbesserungen am Auflageprojekt<br />

vorgenommen werden. Die nun vereinbarten<br />

zehn Zusatzmassnahmen erlaubten<br />

es den Organisationen, von ihrer Seite her<br />

den Weg frei zu machen für eine rasche<br />

Verwirklichung des Wasserbauvorhabens.<br />

Damit kommt die Bauherrschaft auch in<br />

den Genuss von Bundessubventionen. Mit<br />

einem rechtswidrigen Auflageprojekt wäre<br />

dies nicht möglich gewesen.<br />

Der Vergleich weist auch der noch zu gründenden<br />

Fachgruppe Umwelt eine Rolle zu.<br />

Die Umweltorganisationen sehen in ihr ein<br />

Optimierungswerkzeug. Im elfköpfigen Gremium<br />

haben neben der Linthverwaltung die<br />

drei Organisationen, zwei Landwirtschaftsvertreter,<br />

drei kantonale Fachstellen, der<br />

Forst und die ökologische Baubegleitung<br />

Einsitz.<br />

Ein Motiv der Bauern, Einsprache zu erheben,<br />

ist der Kulturlandverlust. Es stimmt,<br />

dass etwa 35 Hektar durch das <strong>Linthprojekt</strong><br />

beansprucht werden. <strong>Das</strong> sind 0,5 Prozent<br />

der Gesamtfläche der Linthebene, die rund<br />

7000 Hektar umfasst. Dieses Opfer ist vertret-<br />

und <strong>zum</strong>utbar, erhöht sich doch durch<br />

die Verwirklichung des Vorhabens der<br />

Hoch wasserschutz und die Sicherheit einer<br />

ganzen Region.<br />

<strong>Das</strong> Linthwerk (Escherkanal, Linthkanal,<br />

Umland) umfasst insgesamt 400 Hektar. Zählt<br />

man die Strassen- und die Wasserfläche ab,<br />

verbleiben 350 Hektaren. Dieselbe Fläche,<br />

also 350 Hektar, ist in den letzten 15 Jahren<br />

im Linthgebiet überbaut worden – praktisch<br />

ohne jede bäuerliche Klage!<br />

Beschwerden<br />

Trotz Abschaffung des kantonalen Verbandsbeschwerderechts<br />

in St. Gallen haben<br />

29 Personen (die sich womöglich gegen das<br />

Verbandsbeschwerderecht ausgesprochen<br />

haben) beim Verwaltungsgericht St. Gallen<br />

selber Beschwerde gegen die Ablehnung ihrer<br />

Einsprache eingelegt. Auf Glarner Seite<br />

folgten neun Beschwerden.<br />

Zur Verzögerung der Linthsanierung wegen<br />

Klagen vor dem Verwaltungsgericht erschien<br />

Anfang August in der „Südostschweiz<br />

am Sonntag“ ein Kommentar unter der<br />

Die renommierte einheimische<br />

Theaterformation<br />

Commedia Adebar unter der<br />

Regie von Barbara Schlumpf<br />

führte das Stück „Der<br />

Linthwurm“ an der Linth<br />

bei Uznach auf (Premiere:<br />

28. August) und zwar<br />

<strong>zum</strong> Jubiläum «200 Jahre<br />

Linthkorrektion 1807–2007“.<br />

Foto: Commedia Adebar<br />

Seite 14 natur und mensch 6 / 2007


Überschrift „Linthopponenten in den Fängen<br />

von Ideologen“. Damit sind nicht die<br />

Beschwerdeführer selber gemeint, sondern<br />

ein paar wenige Fundamentalisten (aus<br />

dem SVP-Lager), die mit dem Thema Linth<br />

ihr Süppchen kochen: sie hetzen Landwirte<br />

auf und wollen sie dem Vernehmen nach<br />

bis vors Bundesgericht treiben. Bedenklich<br />

daran ist, dass politische Brandstifter Bauern<br />

instrumentalisieren und sie in ein juristisches<br />

Manöver führen, in dem die Chancen<br />

gering sind: das Verwaltungsgericht wird<br />

wahrscheinlich die Beschwerden abschmettern,<br />

vermag doch das inzwischen verbesserte<br />

<strong>Linthprojekt</strong> knapp den bundesgesetzlichen<br />

Anforderungen zu genügen.<br />

Weitere Abstriche bei der Ökologie kostete<br />

der Linthsanierung die Subventionsberechtigung.<br />

Entwicklungskonzept<br />

Linthebene (EKL 2003)<br />

Die Regierungen der Kantone St. Gallen,<br />

Schwyz und Glarus haben 2003 beschlossen,<br />

ein Entwicklungskonzept Linthebene<br />

erarbeiten zu lassen. Bei der Planung von<br />

Hochwasserschutz Linth 2000 zeigte sich,<br />

dass neben dem flussbaulichen Bereich<br />

Defizite und Interessenkonflikte zwischen<br />

Raumordnung, Landwirtschaft, Öko logie,<br />

Erholung und Infrastrukturen in der Linthebene<br />

bestehen. Es wurden fünf Fachgruppen<br />

zu fünf Teilprojekten bestellt.<br />

Der Linthrat publizierte 2003 den Vorschlag<br />

„Regionalpark Linth“ in einer gleichnamigen<br />

Broschüre. Einen solchen Landschaftstyp, der<br />

sich gemäss revidiertem Natur- und Heimatschutzgesetz<br />

realisieren liesse, wollte die<br />

zwölfköpfige Linthrat-Delegation in die Dis -<br />

kussion um das Entwicklungskonzept Linthebene<br />

einbringen. Der Versuch scheiterte.<br />

Zwischenzeitlich liegt der EKL-Schlussbericht<br />

(<strong>vom</strong> 28. März 2007) vor. Er postuliert einen<br />

interkantonalen Ansatz zur Planung und<br />

künftigen Umsetzung von raumwirksamen<br />

Tätigkeiten in der Linthebene. Es ist darin<br />

von einer „Grundhaltung“ die Rede, wonach<br />

die Linthebene als „Modell<strong>fall</strong>“ ein eigenständiges<br />

Entwicklungsprofil wählen und<br />

sich damit nicht von den <strong>vom</strong> Grossraum<br />

Zürich ausgehenden Kräften überfahren lassen<br />

will. Brisant ist auch die Abstimmung der<br />

Siedlungsentwicklung auf die regionalen<br />

Voraussetzungen mit der Kern aussage: „Auf<br />

eine Besiedlung in die Ebene hinaus wird generell<br />

verzichtet.“ Die Ver nehmlassungsfrist<br />

<strong>zum</strong> Schlussbericht ist Ende letzten Mai abgelaufen.<br />

Diesen Herbst dürfte die Übergabe<br />

an die Linthkantone erfolgen, liegt doch die<br />

Umsetzungskompetenz in ihren Händen.<br />

Übersteht das Entwicklungskonzept Linthebene<br />

die Vernehmlassung einigermassen<br />

unbeschadet, wird ihm im politisch konservativen<br />

Milieu der Linthregion ein rauer<br />

Wind ins Gesicht blasen.<br />

„Linthparlament“<br />

Wie das Entwicklungskonzept Linthebene ist<br />

auch das Forum Lebendige Linthebene eine<br />

Initiative des Linthwerks: ein Sprachrohr der<br />

Bevölkerung, ein Ort für Alt und Jung, in dem<br />

aktiv an der Weiterentwicklung des eigenen<br />

Lebensraums gearbeitet wird. <strong>Das</strong> Forum<br />

Lebendige Linthebene startete im Februar<br />

2005 mit der Zukunftskonferenz «Meine<br />

Linthebene – morgen!». Im September<br />

2007 wurde die lose Gruppierung in einen<br />

Regionalverein überführt.<br />

Der Verein Forum Lebendige Linthebene soll<br />

zu einer regionalen Bündelung der Kräfte<br />

unter den beteiligten Gemeinden führen.<br />

Dies ist nicht zuletzt deshalb notwendig,<br />

weil die neue Regionalpolitik des Bundes eine<br />

grenzübergreifende Handlungsstruktur<br />

der Gemeinden und Kantone erfordert. <strong>Das</strong><br />

Forum soll überdies spezifische Aufgaben<br />

bei der Umsetzung des Entwicklungskonzeptes<br />

Linthebene übernehmen, nämlich jene,<br />

für die nicht direkt die einzelnen Kantone<br />

oder Gemeinden verantwortlich sind.<br />

Voraussetzung auch hierfür ist, dass in den<br />

nächsten Monaten mit der nötigen kantonalen<br />

und kommunalen Unterstützung die<br />

geplante Dossierübernahme <strong>vom</strong> Linthwerk<br />

her zustande kommt.<br />

Dr. Stefan Paradowski<br />

Geschäftsführer Linthrat<br />

Hauptstrasse 51<br />

Postfach 917<br />

8750 Glarus<br />

kontakt@linthrat.ch<br />

www.linthrat.ch<br />

natur und mensch 6 / 2007<br />

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