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„We can work it out“<br />

Aggression als Krisenereignis in der<br />

psychiatrischen Pflege: Probleme und<br />

Lösungsansätze<br />

Referat gehalten anlässlich der Forensiktage Klinik Nette-Gut<br />

„Its been a hard days night“ – Krisen, Interventionen und<br />

Sanktionierungen im Massregenvollzug!?<br />

7. November 2006<br />

Klinik Nette-Gut für forensische Psychiatrie<br />

D-56626 Andernach, Deutschland.<br />

FH Gesundheit<br />

www.fhsg.ch<br />

© FHS St.Gallen<br />

Dr. Ian Needham, MNSc<br />

Mitglied der Fachhochschule Ostschweiz FHO 1


Dynamik der Aggression<br />

Phasenverlauf einer Gewaltsituation<br />

(nach Breakwell 1995)<br />

Vorankündigung Eskalation Krise Erholung Depression (?)<br />

Frühwarnzeichen<br />

Deeskalation<br />

Abwehr<br />

körperlicher<br />

Angriffe<br />

Beratung und<br />

ggf. Therapie<br />

Stressmanagement<br />

normales<br />

Verhalten<br />

Pharmakotherapie<br />

Richter 2001<br />

Präventionsansätze<br />

Verhaltenstherapie<br />

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Mitglied der Fachhochschule Ostschweiz FHO 2


Normales Verhalten<br />

Phasenverlauf einer Gewaltsituation<br />

(nach Breakwell 1995)<br />

Vorankündigung Eskalation Krise Erholung Postphase<br />

Stationsmerkmale<br />

Vorhersage<br />

Training<br />

normales<br />

Verhalten<br />

Richter 2001<br />

Life is very short and there's no time<br />

for fussing and fighting, my friend<br />

FH Gesundheit<br />

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Stationsbeurteilungsbogen<br />

FH Gesundheit<br />

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Stationsatmosphäre<br />

60<br />

Skala 7: Ärger<br />

und Aggression<br />

55<br />

301<br />

50<br />

302<br />

303<br />

4-1 PZH<br />

45<br />

402<br />

601<br />

602<br />

40<br />

35<br />

30<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

801<br />

MW alle<br />

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Normales Verhalten<br />

• Krankenhauspolitik für die Handhabung von<br />

Aggression<br />

• Stellungnahme des Berufsverbandes zur<br />

Aggression in der Pflege<br />

• Meldesystem für Aggressionsereignisse<br />

• Risikoeinschätzung für Aggression<br />

• Sicherheitsdispositiv<br />

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Aggression – ein Interaktionsmodell<br />

Nijman, H., J. aCampo, D. Ravelli, and H. Merckelbach, A tentative model of aggression on<br />

inpatient psychiatric wards. Psychiatr Serv, 1<strong>999</strong>. 60(6): p. 832-834.<br />

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Mitglied der Fachhochschule Ostschweiz FHO 7<br />

FH Gesundheit


Die Brøset-Violence-Checkliste (BVC)<br />

• Eines der wenigen Instrumente zur<br />

kurzfristigen Vorhersage von<br />

Gewaltereignissen bei stationären<br />

psychiatrischen Patienten, das kurz und<br />

auch unter klinischen Umständen<br />

einfach anzuwenden<br />

• Das Instrument wurde entwickelt<br />

von Roger Almvik, Pflegeforscher,<br />

Trondheim (Norwegen)<br />

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Die norwegische BVC<br />

• 6 Verhaltensweisen werden als 2 bis 3x täglich als<br />

„vorhanden“ (1 Punkt) bzw. „nicht vorhanden“ (0<br />

Punkte) eingeschätzt<br />

• Die Punkte werden zu einer Gesamtpunktezahl<br />

addiert (maximal 6 Punkte).<br />

– 0 = geringes Risiko<br />

– 1-2 = mässiges Risiko, es sollten präventive Massnahmen ergriffen<br />

werden<br />

– ≥ 3 = hohes Risiko, es sind präventive Massnahmen und Pläne zum<br />

Umgang mit einem allfälligen Angriff erforderlich<br />

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BVC Items (1)<br />

Item<br />

Verwirrt<br />

Reizbar<br />

Beschreibung<br />

erscheint offensichtlich verwirrt und desorientiert. Ist sich<br />

möglicherweise der Zeit, des Ortes und der Personen<br />

nicht bewusst.<br />

ist schnell verärgert oder wütend. Nicht in der Lage, die<br />

Anwesenheit anderer zu tolerieren.<br />

Unbeherrscht<br />

Das Verhalten ist übermäßig laut oder Krach<br />

verursachend. Z.B. schlägt Türen, schreit beim Sprechen,<br />

etc<br />

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BVC Items (2)<br />

Item<br />

Physisches<br />

Drohen<br />

Beschreibung<br />

Körperliches Drohen – Eine deutliche Absicht, eine andere Person<br />

zu bedrohen. Z.B. eine aggressive Körperhaltung einnehmen, an<br />

der Kleidung einer anderen Person reißen, Ballen der Faust,<br />

Heben eines Armes oder Fusses<br />

Verbales<br />

Drohen<br />

Angriffe auf<br />

Gegenstände<br />

Verbales Drohen - Ein verbaler Ausbruch, der mehr ist als nur<br />

eine erhobene Stimme; und der die klare Absicht hat, eine andere<br />

Person zu verängstigen oder einzuschüchtern, z.B. verbale<br />

Angriffe, Beschimpfungen, verbal neutrale Kommentare, die auf<br />

eine knurrende aggressive Art und Weise geäußert werden<br />

Angreifen von Gegenständen – Eine aggressive Handlung, die<br />

sich gegen einen Gegenstand und nicht gegen eine Person<br />

richtet, z.B. das wahllose Zuschlagen oder Zerschlagen von<br />

Fenstern, Treten, Schlagen oder Kopframmen gegen einen<br />

Gegenstand, oder das Zerschlagen von Möbeln.<br />

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Mitglied der Fachhochschule Ostschweiz FHO 11


Abderhalden in Brøset<br />

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Mitglied der Fachhochschule Ostschweiz FHO 12


BVC-CH<br />

Kein<br />

Risiko<br />

Sehr hohes<br />

Risiko<br />

Punkte<br />

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Eigenschaften BVC-CH<br />

Validierung der übersetzten Checkliste in der Schweiz (209<br />

Pat./6 Stationen/1214 Ratings)<br />

1<br />

0.9<br />

0.8<br />

Sensitivity (true positives)<br />

0.7<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

1 - Specificity (false positives)<br />

No discrimination<br />

BVC<br />

VAS<br />

BVC+VAS<br />

BVC: AUC 0.87 (95%-CI: 0.74 - 0.99)<br />

VAS: AUC 0.93 (95%-CI: 0.88 - 0.98)<br />

BVC-CH: AUC 0.94 (95%-CI: 0.90 - 0.98)<br />

FH Gesundheit<br />

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Interpretation BVC-CH<br />

• 0 - 3 Punkte: Sehr geringes Risiko<br />

• 4 - 6 Punkte: Geringes Risiko (ca. 1 von 100<br />

PatientInnen mit diesem Risiko wird gegen Personen<br />

gewalttätig)<br />

• 7 - 9 Punkte: Erhebliches Risiko (ca. 1 von 10<br />

PatientInnen mit diesem Risiko wird gegen Personen<br />

gewalttätig)<br />

• 10-12 Punkte: Hohes Risiko (ca. 1 von 4 bis 5<br />

PatientInnen mit diesem Risiko wird gegen Personen<br />

gewalttätig)<br />

Bei RisikopatientInnen (≥7) Verpflichtung, präventive<br />

Massnahmen in Erwägung zu ziehen (aus Liste)<br />

FH Gesundheit<br />

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Mitglied der Fachhochschule Ostschweiz FHO 15


Vorankündigung<br />

Vorankündigung Eskalation Krise Erholung Postphase<br />

Frühwarnzeichen<br />

Krankheit<br />

Phasenverlauf einer Gewaltsituation<br />

(nach Breakwell 1995)<br />

normales<br />

Verhalten<br />

Richter 2001<br />

We can work it out<br />

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Mitglied der Fachhochschule Ostschweiz FHO 16


Wer wird aggressiv?<br />

Risikodiagnosen im stationären Bereich<br />

• Kinder- und Jugendpsychiatrie (v.a. Störungen des<br />

Sozialverhaltens, beginnende Persönlichkeitsstörungen)<br />

• Gerontopsychiatrie (v.a. Demenz)<br />

• Allgemeine Psychiatrie (v.a. schizophrene Psychosen,<br />

weniger Persönlichkeitsstörungen)<br />

• Suchtbehandlung (v.a. Intoxikationen, Entzüge)<br />

• somatische Kliniken (v.a. Demenz, Intoxikationen)<br />

Anamnese: Aggressives Verhalten gegen andere<br />

Personen (erlerntes Verhalten?)<br />

FH Gesundheit<br />

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Mitglied der Fachhochschule Ostschweiz FHO 17


Stationäres Vorkommen<br />

Schizophrenie 62%<br />

POS 11%<br />

Geistige Behinderung 19%<br />

Persönlichkeitsstörung 18%<br />

Suchterkrankung 12%<br />

Epilepsie 11%<br />

Manie 9%<br />

Depressive Syndrome 2%<br />

Andere 4%<br />

Steinert et al. 1991<br />

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Mitglied der Fachhochschule Ostschweiz FHO 18<br />

FH Gesundheit


Biopsychologische Risikofaktoren<br />

• Physiologie (körperliche Erregung bzw. Anspannung, z.B.<br />

Vigilanz, Herzfrequenz)<br />

• Kognition (z.B. Probleme, die Umwelt zu verstehen)<br />

• Emotion (z.B. unmittelbare affektive Reaktionen auf einen<br />

Umweltreiz)<br />

• Impulskontrolle (z.B. auf einen Reiz mit einer unmittelbaren<br />

Handlung zu reagieren)<br />

• Inkongruenz zwischen den verschiedenen Komponenten<br />

(z.B. Kognition vs. Emotion)<br />

(Weber 1<strong>999</strong>)<br />

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Mitglied der Fachhochschule Ostschweiz FHO 19


Eskalation<br />

Phasenverlauf einer Gewaltsituation<br />

(nach Breakwell 1995)<br />

Vorankündigung Eskalation Krise Erholung Postphase<br />

Deeskalation<br />

Try to see it my way<br />

normales<br />

Verhalten<br />

Richter 2001<br />

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Körperbotschaften<br />

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Mitglied der Fachhochschule Ostschweiz FHO 21


Grundregeln der Deeskalation<br />

• Frühzeitig und angemessen agieren<br />

• Einschätzen der Situation: Vorgeschichte,<br />

Grunderkrankung, aktuelle Situation, Sichtweise und<br />

emotionale Befindlichkeit<br />

• Sicherheitsaspekte: andere Personen, Flucht- und<br />

Notfallmöglichkeiten, gefährliche Gegenstände...<br />

• Eigenes Auftreten: ruhig, sicher, bestimmt und<br />

selbstbewusst<br />

• begegnen Sie dem Patienten mit Empathie, Respekt,<br />

Aufrichtigkeit und Fairness<br />

• Vermeidung von persönlichem Machtkampf<br />

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Mitglied der Fachhochschule Ostschweiz FHO 22


Deeskalationsstrategien I<br />

• Klar formulierte Grundsätze gegen Gewalt in der<br />

Einrichtung<br />

• Offener Umgang mit jedweder Form von Gewalt<br />

• Präsenz der MitarbeiterInnen im Stationsalltag<br />

• Keine Dominanzorientierung (wer hat's hier zu<br />

sagen?)<br />

• Keine Machtspiele (z.B. Recht behalten wollen um<br />

jeden Preis)<br />

• Goldene Regel: Situationsbeherrschung vor<br />

Beherrschung des Patienten<br />

Richter, D., Fuchs, J.M. & Bergers, K.-H. (2001). Konfliktmanagement in psychiatrischen<br />

Einrichtungen. Münster/Düsseldorf: GUVV Westfalen-Lippe, <strong>Rhein</strong>ischer GUV; Omer, H. (2004).<br />

Nonviolent Resistance: A New Approach to Violent and Self-Destructive Children. Cambridge:<br />

Cambridge UP<br />

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Deeskalationsstrategien II<br />

• Selbstbewusstes Auftreten ohne Provokation<br />

• Frühzeitige und angemessene Reaktion auf drohende<br />

Eskalation<br />

• Realistische Erwartungen setzen: Ist die Situation wirklich<br />

gewaltfrei zu beherrschen?<br />

• Empathie, Wertschätzung, Aufrichtigkeit und Fairness als<br />

Basis der Kommunikation<br />

• Klare Signale von Einfühlung und Sorge<br />

Richter, D., Fuchs, J.M. & Bergers, K.-H. (2001). Konfliktmanagement in psychiatrischen Einrichtungen.<br />

Münster/Düsseldorf: GUVV Westfalen-Lippe, <strong>Rhein</strong>ischer GUV; Omer, H. (2004). Nonviolent Resistance: A New Approach<br />

to Violent and Self-Destructive Children. Cambridge: Cambridge UP<br />

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Krise<br />

Phasenverlauf einer Gewaltsituation<br />

(nach Breakwell 1995)<br />

Vorankündigung Eskalation Krise Erholung Postphase<br />

Schonendes<br />

Eingreifen<br />

normales<br />

Verhalten<br />

Richter 2001<br />

There's a chance we might fall<br />

apart before too long<br />

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Wing tsun<br />

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Armgriff<br />

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Krise<br />

Phasenverlauf einer Gewaltsituation<br />

(nach Breakwell 1995)<br />

Vorankündigung Eskalation Krise Erholung Postphase<br />

Let us see it our way<br />

normales<br />

Verhalten<br />

Richter 2001<br />

Registrierung<br />

Aufarbeitung<br />

Reflexion<br />

Beratung<br />

FH Gesundheit<br />

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Mitglied der Fachhochschule Ostschweiz FHO 28


Staff Observation of Aggression Scale – Revised<br />

Nijman & Palmstierna, 1998<br />

• Entwickelt für Forschungszwecke<br />

und klinische Anwendung<br />

• Breite Definition von Aggression:<br />

Erfasst verbale und physische<br />

Aggression, gegen sich selbst, auf<br />

Gegenstände und gegen andere<br />

Personen gerichtete<br />

• Erfasst 5 Merkmale von<br />

Aggressionsereignissen: (1)<br />

Auslöser, (2) eingesetzte Mittel, (3)<br />

Ziel, (4) Konsequenzen für das<br />

Ziel/Opfer und (5) ergriffene<br />

Massnahmen<br />

1<br />

0<br />

0<br />

0<br />

2<br />

0<br />

0<br />

1<br />

1<br />

1<br />

2<br />

22<br />

2<br />

3<br />

3<br />

3<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

3<br />

4<br />

0<br />

3<br />

3<br />

3<br />

6<br />

9<br />

9<br />

9<br />

9<br />

9<br />

0<br />

0<br />

0<br />

2<br />

4<br />

4<br />

FH Gesundheit<br />

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Mitglied der Fachhochschule Ostschweiz FHO 29


SOAS-R (2)<br />

• Pro Ereignis ein SOAS-R Bogen; in jeder Spalte muss<br />

mindestens ein Item angekreuzt werden<br />

• Schweregrad: Jedem Item ist ein Schweregrad zugeordnet<br />

(0 – 9 Punkte; rot). Pro Spalte wird der grösste Wert<br />

gewählt, die Summe dieser 5 Werte ergibt den<br />

Schweregrad des Ereignisses (0 – 22 Punkte).<br />

• Ereignisse mit ≥ 9 Punkten gelten als schwerwiegend<br />

• Zeitbedarf 4-5 Minuten<br />

• In der CH: Zusätzliche Messung des Schweregrads mittels<br />

Visuell-Analog-Skala<br />

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Mitglied der Fachhochschule Ostschweiz FHO 30


Folgen nach Aggression (Personal)<br />

• Diagnosen/Symptome (PTSD, Muskelverspannung,<br />

Stress, Angst/Furcht)<br />

• Gefühle (Wut, Schuld, Selbstvorwürfe, Machtlosigkeit,<br />

Erbarmen mit dem Täter)<br />

• Kognition (Überzeugungssystem, Unglaube, Bedrohung<br />

der persönlichen Integrität )<br />

• Soziale Interaktion (Beziehungsstörungen (PatientIn,<br />

KollegInnen), Stigma)<br />

• Arbeitsplatz (Zweifel über Kompetenz, tiefere Arbeitsmoral<br />

und Arbeitszufriedenheit, Unsicherheit)<br />

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Mitglied der Fachhochschule Ostschweiz FHO 31


Das Nachgespräch mit PatientInnen<br />

• Daten aus CH: Nach nur rund 33% aller Aggressionsereignisse findet<br />

ein Nachgespräch mit PatientInnen statt<br />

Laufende Schweizer Studie<br />

• Mittels Delphimethode werden Kriterien und Inhalte eines<br />

Gesprächsleitfadens für ein strukturiertes Nachsorge-Gespräch mit<br />

Patienten nach Zwangsmassnahmen erhoben.<br />

• Debriefing für das Personal – unterschiedliche Ergebnisse<br />

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Mitglied der Fachhochschule Ostschweiz FHO 32


Nachsorge: Ein Beispiel aus Lausanne<br />

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Mitglied der Fachhochschule Ostschweiz FHO 33


Schweizer Studien<br />

• Prof. Dr. H.-J. Haug, Klinik Schlössli, Oetwil am See, CH<br />

• Prof. Dr. J. E. Fischer, Universität Heidelberg, D<br />

• Chris Abderhalden, Leiter Forschungsstelle, UPD, Bern,<br />

CH<br />

• Dr. Ian Needham, Leiter Forschung Fachbereich<br />

Gesundheit, FHS, St. Gallen, CH<br />

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Mitglied der Fachhochschule Ostschweiz FHO 34


Studie auf 24 Akutstationen in CH<br />

• 5785 Hospitalisationen<br />

• 119338 Pflegetage<br />

• Aggressionsereignisse = 1652<br />

• SOAS-R ≥ 9 = 980<br />

• Attacken gegen Personen = 603<br />

• Zwangsmassnahmen = 1728<br />

• Zwangsmassnahmen ohne Aggressionsereignis =<br />

733<br />

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Mitglied der Fachhochschule Ostschweiz FHO 35


Stationstypen<br />

Typ Phase 1 Phase 2 Phase 3<br />

1 Basismessung Tr Tr-Brø<br />

2 Basismessung Brø Brø-Tr<br />

3 Basismessung Brø-Tr Brø-Tr<br />

4 Basismessung Kontrolle Brø-Tr<br />

5 Basismessung Brø Brø<br />

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Mitglied der Fachhochschule Ostschweiz FHO 36


Alle Ereignisse<br />

All groups<br />

0.025<br />

0.020<br />

R 2 = 0.5423<br />

Soas > 9<br />

Attack<br />

0.015<br />

Zwang<br />

0.010<br />

0.005<br />

0.000<br />

R 2 = 0.8681<br />

R 2 = 0.4934<br />

B 1 B 2 B 3 I 1 I 2 I 3 A 1 A 2 A 3<br />

Logarithmisch<br />

(Zwang)<br />

Logarithmisch (Soas<br />

> 9)<br />

Logarithmisch<br />

(Attack)<br />

FH Gesundheit<br />

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Mitglied der Fachhochschule Ostschweiz FHO 37


Schwere Ereignisse<br />

Incidents SOAS-R >8<br />

(rates per 100 treatment days; 95%-C I)<br />

2.2<br />

1.8 2<br />

1.6<br />

1.4<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

Training BVC BVC+Training BVC-Pref erence Cont rol<br />

Phase 1 Phase 2<br />

FH Gesundheit<br />

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Mitglied der Fachhochschule Ostschweiz FHO 38


Attacken gegen Personen<br />

Physical attacks<br />

(rates per 100 treatment days; 95%-CI)<br />

1.6<br />

1.4<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

Training BVC BVC+Training BVC-<br />

Phase 1 Phase 2<br />

Pref erence<br />

Cont rol<br />

FH Gesundheit<br />

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Mitglied der Fachhochschule Ostschweiz FHO 39


Zwangsmassnahmen<br />

Coercive measures<br />

(rates per 100 treatment days; 95%-CI)<br />

3.5<br />

3<br />

2.5<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

0.5<br />

0<br />

Training BVC BVC+Training BVC-<br />

Preference<br />

Phase 1 Phase 2<br />

Control<br />

FH Gesundheit<br />

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Mitglied der Fachhochschule Ostschweiz FHO 40


Diskussion<br />

• Die Ergebnisse zeigen klar, dass eine Reduktion von<br />

Aggressionsereignissen und Zwangsmassnahmen<br />

möglich ist.<br />

• Die Mechanismen, die zum Zustandekommen der<br />

beachtlichen Reduktion von Aggression und Zwang auf<br />

vielen Stationen geführt haben, können wir allerdings<br />

noch wenig erklären.<br />

• Verlässliche Aussagen über spezifische Wirkungen der<br />

zwei Interventionen können aufgrund der bisherigen<br />

Analyseschritte noch nicht gemacht werden.<br />

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Dr. Ian Needham, MNSc<br />

Mitglied der Fachhochschule Ostschweiz FHO 41


Schlussfolgerungen<br />

• Dank Training können monatlich 2 Aggressionsereignisse<br />

auf einer 17-Bett-Station oder rund 2000<br />

Aggressionsereignisse jährlich auf den 86 Akutstationen in<br />

der Deutschschweiz vermieden werden<br />

• Auch die systematische Risikoeinschätzungen hilft bei der<br />

Senkung von – vor allem – schwerer Aggression<br />

• Der Trainingskurs wird Empfohlen für den Einsatz auf<br />

psychiatrische Akutstationen vor allem zur Senkung von<br />

Zwangsmassnahmen und schweren<br />

Aggressionsereignissen<br />

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Titel: Arial 28 / Fett<br />

Do I have to keep on talking till I can't go on?<br />

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