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Wohnliche Zeiten
Seite 4 2. Mai 2010
Der „Knotengarten“ erlebt eine Renaissance
Grüne Kunst für akribische Tüftler
Pflanzenbänder, akkurat geschnitten und
scheinbar zu Zöpfen verflochten, schlängeln und
winden sich kunstvoll übers Beet. Der planvoll
angelegte „Knotengarten“, in den Gärten von
Schlössern und Herrenhäusern der Renaissancezeit
einst ein geschätztes Pläsier, erfreut sich heute
wieder zunehmender Beliebtheit.
Bauernmöbel und Bergarbeiter-Look
Die Identifikation mit der Heimat treibt die Designer schon
eine Weile um. Jetzt sind auch in der Wohnung öfter Möbel
und Accessoires mit Geschichte zu sehen –etwa alte Bauernstühle
aus dem bayerischen Stadel und Taschen von Bergleuten.„So
zeigen die oft jungen Designer die Verbundenheit
mit ihrer Herkunft“, sagte Nadine Philipp von der Konsumgütermesse
„Ambiente“. Auch Kuhglocken, Bilder mit Jagdmotiven
und Schwarzweißfotos der Familie auf Möbeln und
Kleidung liegen im Trend.
ie britische Gartenkünstlerin
Rosemary Verey ent-
D
deckte vor gut 30 Jahren den
alten Brauch für die Gegenwart;
nach und nach finden
sich auch auf dem europäischen
Festland Gartenfreunde,
die so ein verknotetes Heckensystem
als Blickfang an exponierter
Stelle anlegen.
„Die raffinierte Gestaltung
eines Knotenbeetes lässt sich
viel einfacher realisieren,als es
im ersten Moment erscheint“,
sagt die Kölner Biologin und
professionelle Gärtnerin Kristin
Lammerting. Weder der
Aufwand der Anpflanzung
noch die Kosten seien unangemessen
hoch, und auch die
Pflege des formvollendeten Ornaments
beschränke sich meist
auf zwei- bis dreimaliges
Schneiden zwischen Früh- und
Spätsommer. „Mit ein bisschen
Übung, Erfahrung und Geschick
kann man ein Knotenbeet
innerhalb eines Tages anpflanzen“,
sagt die Expertin.
Als Heckenpflanze fürs Knotenbeet
empfiehlt sich in unseren
Breitengraden der Buchsbaum.
„Er ist der Klassiker unter
den Formschnittgehölzen“,
sagt Kristin Lammerting. Seine
einfache Handhabung und seine
Robustheit haben sich seit
Jahrhunderten bei Gartenscherenkünstlern
bewährt. Und
weil Buchs nicht hoch werden
muss, um gut auszusehen,
kann man ihn auch für Miniatur-Knotenbeete
mit nicht viel
mehr als einem Quadratmeter
Fläche einsetzen, wie die Fachfrau
erklärt. Zu den beliebtesten
Sorten gehören der maigrüne
Englische Buchs, der vor
etwa 30 Jahren im Großen Garten
Herrenhausen bei Hannover
entdeckte „Blaue Heinz“
und die zweifarbige Elegantissima
mit gelblich-weißen Blatträndern.
Als farblich reizvolle
Anreicherung eignet sich für
den Knotengarten auch die rote
Berberitze, deren einzeln
schnell wachsende Triebe allerdings
häufiger nachgeschnitten
werden müssen.
Der Standort eines Knotenbeetes
sollte gut gewählt sein.
Besonders geeignet ist ein Teil
des Gartens, auf den man
von einer Terrasse
oder den
Fenstern des
Hauses herabschauen
kann.
Dann erkennt
man die verschlungenen
Muster in ihrer
ganzen
Schönheit. Bei
kleinen, niedrigen
Knotenbeeten
reicht
die einfache
Augenhöhe,
um diese zu
erfassen.
Bei der
Wahl des Knotenmusters haben
sich keltische oder buddhistische
Motive besonders
bewährt. „Außerdem sind
Schmuckstücke, aber auch andere
Beispiele aus dem täglichen
Leben wie Stoffe, Knöpfe
oder Spitzen als Anregungen
für Knotenmuster gut geeignet“,
rät die Biologin. Das ausgewählte
oder selbst kreierte
Mustersollte zunächst mit präzisen
Strichen auf Papier etwa
in DIN-A4-Größe gezeichnet
oder kopiert werden. Danach
zeichnet man ein Raster mit
Planquadraten über das Muster,
das dann später aufs Beet
übertragen wird.
Die Beetfläche im Format
des ausgewählten Musters
sollte kräftig zwei Spaten tief
umgegraben sein, für den
Boden von Buchsbaum ist ein
pH-Wert von 7,5 bis acht ideal.
Ist der Boden zu sauer, gibt
man Kalk hinzu, empfehlenswert
ist außerdem die Zugabe
von Kompost.
Mit in exakten Abständen
eingesteckten Holzstäben am
Beetrand und hellen Schnüren,
die man daran befestigt kreuz
und quer über das Beet zieht,
entsteht dort die gleiche Anzahl
Quadrate wie auf der Papiervorlage.
Nun ritzt man mit
einem Stöckchen die Knotenlinien
Quadrat für Quadrat in
die Erde und streut für die einzelnen
Knotenbänder verschiedenfarbigen
Sand in die Furchen.
Anden Kreuzungen lässt
man das später überführende
Pflanzenband durchlaufen, die
unterführenden enden links
und rechts davon. Das fertige
Muster wird nun vom Schnurraster
befreit und kann bepflanzt
werden.
Biologin Lammerting empfiehlt
den Einsatz von zwei- bis
dreijährigen Setzlingen, die
schon verzweigt und büschelig
sind: „Dann sieht das Knotenbeet
schon von Anfang an
richtig gut aus.“ Werdagegen
sparsamer wirtschaften will,
kauft ganz kleine Triebe, muss
sich dann aber den einen oder
anderen Sommer gedulden,
bis sein Beet etwas hermacht.
Die Schnittform der Heckenbänder
ist dann Geschmackssache.
Für kantige Muster eignet
sich eher ein rechteckiger
oder trapezförmiger Schnitt,
für geschwungene Knoten
die Halbkreis- oder Zuckerhutform.
Die Zwischenräume des
Knotenbeets können mit niedrig
wachsenden Blumen bepflanzt
werden, auch als Rahmen
für einen Kräutergarten
eignetsich ein Knotenbeet. Am
besten kommt das Muster jedoch
zur Geltung, wenn man
Kies in einer passenden Farbe
oder Blumentopfscherben auf
die Flächen streut. „Diese Lösung
bietet zusätzlich den Vorteil,
dass man beim Schneiden
überall gut an die Heckenbänder
herankommt“, empfiehlt
die Gärtnerin.
Buch zum Thema:
Kristin Lammerting, „Knotengärten –
eine historische Gartenkunst
wieder entdeckt. Geschichte,
Anlage, Pflanzen, Pflege.“
BLV Buchverlag, München
Der Knotengarten hat seinen
Ursprung in der Renaissance.
Flecht- und Schachbrettmuster
waren typisch.
Fotos: dpa, korneloni /
pixelio.de
Impressum –Wohnliche Zeiten
Anzeigen-Sonderveröffentlichung
vom 2. Mai 2010
Zeitungsanzeigengesellschaft
RheinMainMedia mbH (RMM)
Frankenallee 71–81
60327 Frankfurt amMain
veröffentlicht in:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung,
Regionalteil Rhein-Main
Projektleitung:
Michael Nungässer (RMM)
Tel. (0 69) 75 01-41 79
m.nungaesser@rheinmainmedia.de
Produktion:
Dr. Peter Lüttig (RMM)
Tel. (0 69) 75 01-41 50
p.luettig@rheinmainmedia.de
Text:
RMM Textservice –
Gabriele Derouiche, Ute B. Fröhlich,
Julia Söhngen, Thomas Voigt
Druck:
Frankfurter Societäts-Druckerei
Kurhessenstraße 4–6
64546 Mörfelden-Walldorf
verantwortlich:
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