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Intranet: Geplatzte Träume – neue Chancen

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Die Medieneigenschaften des <strong>Intranet</strong>s und die sozialen Kontexte<br />

seiner Nutzung<br />

Der Rekurs auf die Medientheorie und Studien zur Mediennutzung verdeutlichen,<br />

was das <strong>Intranet</strong> in der Unternehmenskommunikation leisten kann – und was<br />

nicht.<br />

Der IT-Einsatz senkt oft Produktivität anstatt sie zu steigern. Die Arbeitsmaschine<br />

Computer soll primär Komplexität reduzieren und Vorgänge im Büro beschleunigen.<br />

„Computer heutiger Bauart sind jedoch komplexe Maschinen. Mit der<br />

immer schneller voranschreitenden Technologie explodiert die Komplexität regelmäßig.<br />

[…] Service-, Wartungs- und Beratungskosten steigen steil an“ (Accenture/Horx<br />

2003, S. 18). Hinzu kommt, dass immer mehr Daten ausgewählt, interpretiert<br />

und in Wissen transformiert werden müssen. Die Folge dieses Informations-<br />

Wissens-Paradoxon: „Der wachsende Computereinsatz führt nicht zu Rationalisierungseffekten,<br />

sondern zu massiven Investitionsanforderungen bei teuren Humanressourcen!“<br />

(Accenture/Horx 2003, S. 18).<br />

Die geringe Media Richness der <strong>neue</strong>n Medien schränkt die Möglichkeiten<br />

von Orientierung und Emotionalisierung ein. Im Gegensatz zur Face-to-face-<br />

Kommunikation ist technisch vermittelte Kommunikation (Telefon, Teletext,<br />

Computer) vermittlungsarm. D. h. es fehlen medial verfügbare soziale Hinweise<br />

(„social cues“), die die Kommunikation erleichtern. Die Wahrnehmung des<br />

Kommunikationspartners ist eingeschränkt, der soziale Kontext und der Status<br />

der Personen werden weitgehend ausgeblendet. So fehlen Vertrauenssignale wie<br />

Augenkontakt, Händeschütteln etc. „Cues-filtered-out“-Studien in den 90er Jahren<br />

belegen, dass computervermittelte Kommunikation „depersonalisiert“, stärker<br />

aufgabenorientiert und strukturiert verläuft. Durch die wegfallenden Kontrollmechanismen<br />

können sich Kommunikationsabläufe jedoch auch freier und sozial<br />

unkontrollierter entfalten. Dies birgt allerdings die Gefahr der ungehemmten Mediennutzung<br />

(„Flaming“). Man neigt dazu, auf „böse“ E-Mails viel schneller zu reagieren<br />

als dies in der direkten Kommunikation der Fall wäre (vgl. Hoffmann 2001,<br />

S. 122ff). Für den Einsatz in der internen Kommunikation folgt daraus, dass das<br />

<strong>Intranet</strong> nicht in allen Kommunikationssituationen Vorteile bietet. „Insbesondere<br />

bei Themen mit hoher persönlicher Betroffenheit, Komplexität, Mehrdeutigkeit oder<br />

Ungewissheit ist die <strong>Intranet</strong>-Kommunikation hinsichtlich des Kommunikationserfolgs<br />

der Face-to-face-Kommunikation meist unterlegen“ (Hoffmann 2001, S. 272f).<br />

Die Entpersonalisierung der Kommunikation reduziert die Kooperationsbereitschaft.<br />

Unternehmen sind keine idealen Kommunikationsgemeinschaften,<br />

daran kann auch das <strong>Intranet</strong> nichts ändern: „Unternehmensmitglieder operieren<br />

als beobachtete Beobachter. Jeder dieser Beobachter agiert im Unternehmen in<br />

einer bestimmten Rolle – soll heißen, es gibt auch noch ein Leben außerhalb des<br />

Unternehmens“ (Schmidt 2003, S. 369). Demnach stimmen Mitarbeiter ihren<br />

Kommunikationspartnern immer nur strategisch im Sinne ihrer Rolle zu. Kommt es<br />

zu Meinungsverschiedenheiten, ist das <strong>Intranet</strong> nicht der ideale Austragungsort,<br />

denn ohne visuellen Kontakt benötigen die Kommunikationsteilnehmer mehr Zeit<br />

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