Einfache Leute NDR Fernsehfilm - relevant f!
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Mittwoch, 07.03.2007<br />
<strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong><br />
<strong>NDR</strong> <strong>Fernsehfilm</strong><br />
| 20.15 Uhr im Ersten
<strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong><br />
<strong>NDR</strong> <strong>Fernsehfilm</strong><br />
Mit<br />
Barbara Auer, Klaus J. Behrendt, Oliver Bäßler, Tom Schilling<br />
u. a.<br />
Buch<br />
Johannes Reben<br />
Regie<br />
Thorsten Näter<br />
Sendetermin<br />
Mittwoch, 7. März 2007 | 20.15 Uhr | Das Erste
| <strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong><br />
Inhalt<br />
Henrik Bode (40) hatte als junger Mann das Zeug zum<br />
Meisterschwimmer. Der Schwimmverband hat ihn gefördert,<br />
aber zur ganz großen Karriere reichte es dann doch<br />
nicht. Heute arbeitet er als Bademeister in seiner Heimatstadt<br />
Bremerhaven und genießt dort noch immer eine Art<br />
Prominentenstatus. Er ist mit der Verkäuferin Betta verheiratet<br />
und Vater eines fast erwachsenen, ebenfalls schwimm <br />
begeisterten Sohnes. Als eines Tages sein Jugendfreund<br />
Lutz wieder in sein Leben tritt, gerät Henriks familiäres<br />
Glück jedoch ins Wanken. Lutz war in Jugendzeiten nicht<br />
nur sein Freund, sondern auch sein Liebhaber. Auf Druck<br />
der Verbandsfunktionäre beendete Henrik jedoch diese<br />
Beziehung und verleugnete fortan seine homosexuellen<br />
Neigungen. Erst Jahre nach der Heirat mit Betta und der<br />
Geburt des Sohnes Sebastian hat er heimlich angefangen,<br />
Schwulenclubs zu besuchen. Lutz hat keineswegs vor,<br />
seinen Ex-Freund zu diskreditieren. Nach langen Jahren<br />
auf See sucht er jetzt nur wieder dessen Nähe. Henrik<br />
weist ihn jedoch zurück, da er Angst vor Entdeckung hat.<br />
Um dennoch mehr über seine alte Liebe in Erfahrung zu<br />
bringen, sucht Lutz Betta in ihrem Kaufhaus auf und verwickelt<br />
sie – als Kunde getarnt – ins Gespräch. Bei einem<br />
anschließenden Zusammentreffen vereinbaren Henrik<br />
und Lutz, sich nicht wiederzusehen – die Gefahr scheint<br />
zunächst einmal gebannt.<br />
Kurzinhalt<br />
Henrik Bode war in seiner Jugend eine Hoffnung des<br />
deutschen Schwimmverbandes, doch einer der ganz<br />
Großen ist er nie geworden. Heute lebt er als Bademeister<br />
und Familienvater in Bremerhaven – und genießt in seiner<br />
Heimatstadt sogar noch eine Art Ex-Prominentenstatus.<br />
Als sein Jugendfreund Lutz wieder in sein Leben tritt,<br />
gerät Henriks kleinbürgerliches Glück jedoch ins Wanken.<br />
Lutz war früher nicht nur sein Freund, er war sein Liebhaber.<br />
Um seine Karriere nicht zu gefährden, hat Henrik<br />
sich damals von Lutz getrennt – und seine Homosexualität<br />
fortan nur noch heimlich ausgelebt. Lutz respektiert<br />
diese Entscheidung. Durch einen Zufall erfährt Henriks<br />
Frau Betta und der fast erwachsene Sohn Sebastian von<br />
Henriks Doppelleben. Beide sind zunächst entsetzt.<br />
Während Sebastian sich hasserfüllt vom Vater abwendet,<br />
sucht Betta verzweifelt nach einem Weg, die Familie<br />
zusammenzuhalten …<br />
Doch der Zufall will, dass Betta und Sebastian Henrik kurze<br />
Zeit später mit einem seiner heimlichen Lover ertappen.<br />
Für Betta bricht die Welt zusammen. Sie zwingt Henrik zu<br />
einer Aussprache, in der sie auch die Wahrheit über Lutz<br />
erfährt. Sebastian ist ebenfalls entsetzt. Er zieht zur Großmutter<br />
und verweigert jeden weiteren Kontakt zum Vater.<br />
Betta hingegen kämpft verzweifelt darum, die Familie<br />
zusammenzuhalten. Vergeblich bemüht sie sich, zwischen<br />
Vater und Sohn zu vermitteln, und auch zu Lutz nimmt<br />
sie wieder Kontakt auf. In der Hoffnung, gemeinsam mit<br />
ihm einen Ausweg zu finden, lädt sie alle Betroffenen<br />
zu sich nach Hause ein. Doch nimmt dieser Abend eine<br />
für alle überraschende tragische Wendung …
Stab<br />
Buch<br />
Johannes Reben<br />
Regie<br />
Thorsten Näter<br />
Kamera<br />
Achim Hasse<br />
Schnitt<br />
Julia von Frihling<br />
Szenenbild<br />
Dietmar Linke<br />
Kostüm<br />
Petra Kilian<br />
Ton<br />
Frank Ahrens<br />
Produktionsleitung<br />
Ingrid Holzapfel<br />
Produzentin<br />
Heike Wiehle-Timm<br />
Redaktion<br />
Barbara Beauvais<br />
Besetzung<br />
Betta Bode<br />
Barbara Auer<br />
Henrik Bode<br />
Klaus J. Behrendt<br />
Lutz Lüken<br />
Oliver Bäßler<br />
Sebastian Bode<br />
Tom Schilling<br />
sowie<br />
Sebastian Urzendowsky, Sabine<br />
Orléans, Charly Hübner, Traudel<br />
Sperber, Dirk Laasch, Katharina Matz,<br />
Renato Grüning, Willi Allroggen,<br />
Micha Martin Lauterjung, Jörg<br />
Gillner, Dagmar Sachse, Günter<br />
Kütemeyer, Dorina Maltschewa,<br />
Anja Boche, Sven Fechner, Stefan<br />
Roschy, Lotte Letschert, Julian<br />
Sengelmann, Christian Concilio<br />
u. a.<br />
Drehzeit<br />
18. Mai bis 19. Juni 2005<br />
Drehorte<br />
Hamburg und Bremerhaven<br />
Länge<br />
88’01’’<br />
„<strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong>“ ist eine<br />
Produktion der RELEVANT FILM<br />
im Auftrag des <strong>NDR</strong>.
| <strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong>
Johannes Reben Drehbuch<br />
Autor Johannes Reben ist in Westfalen geboren und lebt<br />
in Berlin. Er studierte in Florenz und absolvierte als erster<br />
Deutscher die Hochschule für Film „Centro Sperimentale<br />
di Cinamatografia“ in Rom, die er mit einem Diplom<br />
abschloss. Für das Theater übersetzte er Goldoni und<br />
Machiavelli. Für das Fernsehen entwickelte er Drehbücher<br />
u. a. für die Filme „Unser Pappa“, „Verhängnisvolles Glück“<br />
oder „Bei Thea“. Besonders beliebt beim Publikum ist<br />
Rebens Figur „Bruder Esel“ (gespielt von Dieter Pfaff), die<br />
in der gleichnamigen Serie das erste Mal 1996 auf dem<br />
Bildschirm zu sehen war. Mit „Reise nach Weimar“ näherte<br />
sich Johannes Reben auf sanfte und unterhaltsame Weise<br />
dem deutsch-deutschen Wiedervereinigungsproblem.<br />
Sein Händchen für ungewöhnliche Liebes- und Familiengeschichten<br />
bewies er beispielsweise mit dem <strong>Fernsehfilm</strong><br />
„Klaras Hochzeit“. Ebenfalls in einer gelungenen Mischung<br />
aus Humor und Dramatik erzählt Reben in „Herzenswünsche“<br />
von kleinen Alltagssorgen und großen Plänen.<br />
Nun überzeugt Reben ein weiteres Mal mit dem Drehbuch<br />
zu „<strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong>“.<br />
Neben dem DAG-Preis in Gold wurde Johannes Reben<br />
mit dem Grimme-Preis und dem Bayerischen Fernsehpreis<br />
ausgezeichnet.<br />
Filmografie (Auswahl)<br />
Fernsehen<br />
2006<br />
<strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong> (Regie: Thorsten Näter)<br />
2004<br />
Unser Pappa, 3 Teile (Regie: Ilse Hofmann u.a.)<br />
2001<br />
Klaras Hochzeit (Regie: Christian Görlitz)<br />
2000<br />
Verhängnisvolles Glück (Regie: Thorsten Näter)<br />
1999<br />
Der Preis der Sehnsucht (Regie: Christian Görlitz)<br />
1996<br />
Bruder Esel, Serie (Regie: Stephan Meyer)<br />
Reise nach Weimar (Regie: Dominik Graf)<br />
1994<br />
In dieser Stadt daheim (Regie: Eberhard Itzenplitz u.a.)<br />
1988<br />
Bei Thea (Regie: Dominik Graf)<br />
1985<br />
Liebfrauen (Regie: Wolfgang Panzer)<br />
1979<br />
Einzelzimmer (Regie: Wolfgang Panzer)
„An ein einfaches<br />
Happy End habe<br />
ich bei diesem Buch<br />
nie gedacht“<br />
Johannes Reben
Gespräch mit Autor Johannes Reben<br />
Wie ist es zu dem <strong>Fernsehfilm</strong> „<strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong>“<br />
gekommen, was war Ihre Grundidee?<br />
Barbara Beauvais vom <strong>NDR</strong> und Heike Wiehle-Timm<br />
(Relevant Film) sind zu mir gekommen und haben mutig<br />
ein Drehbuch zum Thema „Verheirateter Schwuler um<br />
die Vierzig“ in Auftrag gegeben. Sie haben zwei hübsche<br />
Ideen mitgebracht, an die ich mich aber nicht halten musste.<br />
Meine Geschichte ist mir nach und nach eingefallen.<br />
„<strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong>“ ist auch ein Film über vertane Chancen,<br />
Sprachlosigkeit, falsch gelebte Leben. Aus der Sicht des<br />
Regisseurs Thorsten Näter spielt die Frage der Sexualität<br />
in dem Film nur eine sekundäre Rolle. Wie sehen Sie das?<br />
Was ist für Sie das zentrale Thema des Films?<br />
„<strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong>“ ist ein Film über die Lüge. Das Zerstörende<br />
der Lüge. Und gleichwertig damit ein Film über<br />
Sehnsucht, Liebe, Zärtlichkeit, Treue, Kampf, Hoffnung.<br />
Sexualität spielt wohl fast immer eine große Rolle.<br />
Haben Sie je an ein Happy End für eines der beiden<br />
Paare gedacht?<br />
An ein einfaches Happy End habe ich bei diesem Buch<br />
nie gedacht. Was da ist, scheint mir richtig.<br />
Haben Sie beim Schreiben bestimmte Schauspieler vor<br />
Augen gehabt, vielleicht sogar auf sie hin geschrieben?<br />
Ich stelle mir bei der Arbeit immer bestimmte Schauspieler<br />
vor. Für die schreib’ ich ja. Sonst wär’ ich vielleicht ein<br />
Romancier geworden. Die Besetzung ist dann aber klar<br />
Sache des Regisseurs. Und erst recht eines guten wie<br />
Thorsten Näter. Da darf und will ich nicht reinreden. Er<br />
hat ja auch diesmal wieder wundervolle <strong>Leute</strong> ausgesucht<br />
Wie haben Sie sich diesem Stoff genähert? Haben Sie<br />
Recherchen angestellt?<br />
Bei so einer Geschichte muss man den Mut haben,<br />
den Finger in die Wunde zu legen. Das tut weh. Ich bin<br />
nicht mehr der Jüngste und hab’ eine Menge erlebt.<br />
Zu recherchieren brauchte ich nicht.<br />
Um als Sportler in Deutschland Karriere zu machen,<br />
darf man nicht schwul sein, heißt es in „<strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong>“.<br />
Wie wichtig war Ihnen die gesellschaftspolitische Seite<br />
des Films?<br />
Die „gesellschaftspolitische Seite“ ist mir sehr wichtig.<br />
Beim Schreiben habe ich mich bemüht, ihr im Privaten ein<br />
starkes Fundament zu verschaffen. Das war mein Ding.<br />
Als Zuschauer in Großstädten wie Berlin wird man<br />
sich kaum vorstellen können, dass es heute noch so<br />
schwierig ist, sich zu seiner Homosexualität zu bekennen.<br />
Welche Rolle spielte für Sie dabei der Schauplatz<br />
Bremerhaven, also die Provinz?<br />
Bremerhaven kenne ich gut.<br />
Besonders ungewöhnlich ist die Reaktion der Frau<br />
auf die Tatsache, dass ihr Mann schwul ist …<br />
Die Frau, gespielt von der großen Barbara Auer,<br />
liebt Mann und Sohn.
10 | <strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong><br />
Thorsten Näter Regie<br />
1953 in Hamburg geboren, erhielt Thorsten Näter in den<br />
Jahren 1967 bis 1972 eine Ausbildung in den Fächern<br />
Violine, Viola und Klavier am Konservatorium Lübeck und<br />
an der Staatlichen Musikhochschule in Berlin, zeitweise<br />
parallel dazu in klassischem Tanz und Pantomime. Nach<br />
dem Abitur studierte er von 1974 bis 1978 an der Hochschule<br />
für Fernsehen und Film, München. Seit 1978 arbeitet<br />
Näter als Autor, Regisseur und als Cutter und war fünf<br />
Jahre als Dozent für Schnitt an der dffb/Berlin tätig.<br />
2002 wurde er mit seinem Bremer Tatort „Schatten“ für<br />
den Adolf-Grimme-Preis und den <strong>Fernsehfilm</strong>preis der<br />
Deutschen Akademie der Darstellenden Künste nominiert,<br />
2003 mit seinem Film „Mit dem Rücken zur Wand“ für<br />
den Deutschen Fernsehpreis. 2004 erhielt er mit seinem<br />
Bremer Tatort „Abschaum“ eine Nominierung für das<br />
1. FernsehKrimi-Festival Wiesbaden.<br />
Filmografie (Auswahl)<br />
Fernsehen<br />
2006<br />
<strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong> (Regie), <strong>NDR</strong><br />
2005<br />
Doppelter Einsatz: Schatten der Vergangenheit (Buch/<br />
Regie), RTL<br />
Die Abrechnung (Regie), ZDF<br />
Tatort: Atemnot (Buch), <strong>NDR</strong><br />
Tatort: Requiem (Buch/Regie), Radio Bremen/WDR<br />
2004<br />
Tatort: Todesengel (Buch/Regie),<br />
Radio Bremen/ARD Degeto<br />
Doppelter Einsatz: Gefährliche Liebschaft<br />
(Buch/Regie), RTL
11<br />
2003/04<br />
Der Dicke – Serie für Dieter Pfaff 13 Folgen (Buch), <strong>NDR</strong><br />
Wilsberg: Tödliche Freundschaft (Buch, Regie), ZDF<br />
2003<br />
Doppelter Einsatz: Harte Bandagen – Serie<br />
(Buch, Regie), RTL<br />
Bella Block: Hinter den Spiegeln (Buch, Regie), ZDF<br />
Tatort: Abschaum (Buch, Regie), Radio Bremen/ARD Degeto<br />
2002<br />
Tatort: Schatten (Buch, Regie), Radio Bremen/ARD Degeto<br />
Doppelter Einsatz: Langer Samstag – Serie<br />
(Buch, Regie), RTL<br />
Doppelter Einsatz: Heiße Fracht – Serie (Buch), RTL<br />
Bella Block: Kurschatten (Regie), ZDF<br />
1997<br />
Straßen von Berlin – 2 Folgen der ProSieben-Reihe<br />
(Regie, Schnitt), ProSieben<br />
Totalschaden – Spielfilm (Buch, Regie), <strong>NDR</strong><br />
1996<br />
Frauen morden leichter – ZDF-Reihe (Specials, Regie), ZDF<br />
Gegen den Strom – Spielfilm (Buch, Regie, Schnitt), <strong>NDR</strong><br />
Napoleon Fritz – Spielfilm (Co-Autor, Regie), <strong>NDR</strong><br />
Flash – Videoclip (Buch, Regie, Schnitt)<br />
2001<br />
Doppelter Einsatz: Im Visier der Bestie – Serie<br />
(Buch, Regie), RTL<br />
Doppelter Einsatz: Verraten und verkauft (Regie), RTL<br />
Mit dem Rücken zur Wand – Spielfilm (Buch, Regie), ZDF<br />
Hamburger Fernsehpreis 2002<br />
2000<br />
Verhängnisvolles Glück – Spielfilm (Regie), ZDF<br />
Doppelter Einsatz: Das Alibi – Serie (Regie), RTL<br />
Liebe.macht.blind. – Spielfilm (Regie), SWR/Degeto<br />
Tatort: Kalte Wut (Buch, Regie, Schnitt),<br />
Radio Bremen/ARD Degeto<br />
1999<br />
Die Außenseiter (Delta Team) – 2 Bücher für die Serie<br />
Racheengel – Spielfilm (Regie), ProSieben<br />
Club der Millionäre – Spielfilm (Regie), ProSieben<br />
1998<br />
Die Außenseiter (Delta Team) – Pilotfilm für eine<br />
Actionserie (Buch, Regie, Schnitt), ProSieben<br />
Bangkok – Ein Mädchen verschwindet – Spielfilm<br />
(Regie und Co-Autor), ProSieben
„Mit den hervorragenden Schauspielern<br />
wurden alle Klischees umschifft“<br />
Thorsten Näter
13<br />
Statements des Regisseurs Thorsten Näter<br />
Ich habe den Film „<strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong>“ als einen Traum erlebt,<br />
im positivsten Sinne. Soweit ich mich erinnern kann,<br />
ist es das schönste Drehbuch, das ich je verfilmen durfte.<br />
Wir haben erst beim Drehen bemerkt, was für eine Kraft<br />
aus der Einfachheit der Geschichte und der Dialoge<br />
erwächst. Das war Honig für die Schauspieler und natürlich<br />
auch für mich als Regisseur. Es ist so schön an dem<br />
Drehbuchautor Johannes Reben, dass es ihm gelingt,<br />
wichtige gesellschafts-politische Themen auf einer persönlichen<br />
Ebene zu behandeln. Ich hoffe sehr, dass dieser<br />
Film zu einer Diskussion darüber führen wird, warum es<br />
für deutsche Sportler so schwierig ist, sich zu ihrer Homosexualität<br />
zu bekennen.<br />
„<strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong>“ ist noch aus einem weiteren Grund ungewöhnlich:<br />
selten wird in einem deutschen <strong>Fernsehfilm</strong><br />
Schwulsein so positiv dargestellt. Anders als in Amerika<br />
oder England ist bei uns die Schwelle zur Normalisierung<br />
noch nicht überschritten. Durch die Medien wird der<br />
Eindruck erweckt, wir tollen alle durch den „Käfig voller<br />
Narren“, dabei wird aber verdrängt, dass es außerhalb<br />
der Großstädte – und sogar schon in ihren Randbezirken<br />
– noch gefährlich sein kann, sich zu outen, weil es gesellschaftlich<br />
nicht anerkannt wird. Im deutschen Fernsehen<br />
sieht man entweder die Spaß-Tunte oder Schwulsein wird<br />
problematisiert, aber die Tatsache, dass Homosexualität<br />
ein normaler Teil der Gesellschaft ist, wird nicht reflektiert.<br />
Mich hat gereizt, mit diesen Sehgewohnheiten zu brechen.<br />
Damit der Zuschauer unsere Figuren auf ihrem schmerzhaften<br />
Weg begleitet, war es wichtig, sie mit sympathischen<br />
Schauspielern zu besetzen. Bei der Figur des Henrik war<br />
der Sympathiefaktor am wichtigsten, weil er die Zuschauer<br />
sogar mit „in einen Darkroom“ nimmt. Klaus J. Behrendt<br />
war sofort bereit, diese Rolle zu übernehmen, auch weil<br />
er damit sein Image als starker Kerl und Frauenheld konterkarieren<br />
kann. Mit den hervorragenden Schauspielern<br />
Klaus J. Behrendt, Barbara Auer, Oliver Bäßler und Tom<br />
Schilling – übrigens unsere Wunschbesetzung – wurden<br />
alle Klischees umschifft.
14 | <strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong><br />
Barbara Auer ist Betta Bode<br />
Barbara Auer wurde in Konstanz am Bodensee geboren.<br />
Sie ist Mutter zweier Söhne und lebt heute in Hamburg.<br />
Von 1978 bis 1981 studierte sie an der Hochschule für<br />
Musik und Darstellende Kunst in Hamburg. Nach ihrem<br />
Diplom war sie für die unterschiedlichsten Rollen an<br />
diversen Theatern engagiert, darunter Mainz, Osnabrück<br />
und Wuppertal. 1999 bis 2001 stand sie in „Cyrano de<br />
Bergerac“ auf der Bühne des Wiener Burgtheaters, 2001<br />
bis 2005 in „Drei Mal Leben“ (Regie: Ulrich Waller) auf<br />
der Bühne der Hamburger Kammerspiele und als Wiederaufnahme<br />
des St. Pauli Theaters.<br />
Bereits 1982 entdeckte sie Regisseur Alexander Kluge fürs<br />
Kino. Seitdem hat sie mit ihrer schauspielerischen Leistung<br />
in unzähligen Kino- und <strong>Fernsehfilm</strong>en brilliert. Beispiele<br />
sind „Liebe macht blind“ (Regie: Thorsten Näter), „Die<br />
Innere Sicherheit“ (Regie: Christian Petzold), der für den<br />
deutschen Filmpreis nominiert war, oder die <strong>NDR</strong>-Produktion<br />
„Der Liebeswunsch“ (Regie: Torsten C. Fischer). Für<br />
ihre Rolle in Nico Hofmanns Film „Der große Abgang“<br />
erhielt Barbara Auer den Telestar für die beste schauspielerische<br />
Leistung im Bereich TV-Film.
15<br />
Filmografie (Auswahl)<br />
Fernsehen<br />
2006<br />
Freundinnen (Regie: Maris Pfeiffer)<br />
<strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong> (Regie: Thorsten Näter)<br />
2005<br />
Nachtschicht IV (Regie: Lars Becker)<br />
2004<br />
Der Mörder meines Vater (Regie: Urs Egger)<br />
Schiller (Regie: Martin Weinhardt)<br />
2003<br />
Die andere Frau (Regie: Margarethe von Trotta)<br />
2002<br />
Weihnachtsmann gesucht (Regie: Uwe Janson)<br />
2001<br />
Liebe.Macht.Blind (Regie: Thorsten Näter)<br />
1999<br />
Kein Weg zurück (Regie: Volker Vogeler)<br />
1995<br />
Nikolaikirche (Regie: Frank Beyer)<br />
Reise nach Weimar (Regie: Dominik Graf)<br />
Kino<br />
2005<br />
Ich bin die andere (Regie: Margarethe von Trotta)<br />
Der Liebeswunsch (Regie: Thorsten C. Fischer)<br />
2004<br />
Ultima Thule – Eine Reise an den Rand der Welt<br />
(Regie: Hans-Ulrich Schlumpf)<br />
2003<br />
Sergeant Pepper (Regie: Sandra Nettelbeck)<br />
2000<br />
Die Innere Sicherheit (Regie: Christian Petzold)<br />
1997<br />
Weihnachtsfieber (Regie: Paul Harather)<br />
1996<br />
Maria (Regie: Einar Heimisson, Michael Röhrig)<br />
1991<br />
Meine Tochter gehört mir (Regie: Vivian Naefe)<br />
1989<br />
Herzlich Willkommen (Regie: Hark Bohm)<br />
1982<br />
Die Macht der Gefühle (Regie: Alexander Kluge)<br />
1994<br />
Der große Abgang (Regie: Nico Hofmann)<br />
1991<br />
Das Lachen der Maca Daraca (Regie: Dieter Berner)<br />
1988<br />
Der Boss aus dem Westen (Regie: Vivian Naefe)
„‚<strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong>‘ ist kein Film darüber, dass<br />
es im deutschen Leistungssport keine Homosexuellen<br />
geben darf. Er handelt auch vom<br />
Scheitern im Leben, von der Sprachlosigkeit“<br />
Barbara Auer
17<br />
Gespräch mit Barbara Auer<br />
Betta Bode kommt aus einfachen Verhältnissen, verfügt<br />
aber über eine große innere Stärke – ein Typ Frau, wie Sie<br />
ihn zwar selten, aber – z.B. in „Der große Abgang“ oder<br />
„Warten ist der Tod“ - mit großem Erfolg gespielt haben.<br />
Das sind für mich tolle, spannende Figuren! Bei der Rolle<br />
der Betta in „<strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong>“ hat der Autor Johannes<br />
Reben bereits beim Schreiben an mich gedacht. Wir hatten<br />
uns vor zehn Jahren kennen gelernt, als ich für „Reise<br />
nach Weimar“ vor der Kamera stand, einen <strong>Fernsehfilm</strong>,<br />
den Dominik Graf nach einem Drehbuch von Johannes<br />
Reben inszenierte. Nach dem Lesen des Drehbuchs wurde<br />
„<strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong>“ für mich sofort zum Wunschprojekt.<br />
Betta Bode ist eine besondere Rolle, der Film zeigt einen<br />
neuen Aspekt dieses Themenkreises und es war insgesamt<br />
eine sehr schöne Arbeit.<br />
Wie haben Sie sich der Figur genähert?<br />
Ich habe alles zusammen getragen, was ich zu diesem<br />
Thema finden konnte. Natürlich habe ich auch schwule<br />
Kollegen, aber unter den Schauspielern bekennen sich die<br />
meisten dazu, es ist nicht wie in „<strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong>“. Eine<br />
wichtige Grundlage war für mich das Buch „Mein Mann<br />
liebt einen Mann“ von Bettina von Kleist. Darin wird<br />
deutlich, dass viele Frauen bei ihren Männern bleiben oder<br />
es zumindest versuchen. Die Frauen haben die Männer<br />
nicht verurteilt oder sie beschimpft, was häufig geschieht,<br />
wenn eine fremde Frau bei einem Ehebruch im Spiel ist,<br />
sondern mit einer großen Toleranz reagiert. Viele haben<br />
die homosexuellen Beziehungen ihrer Männer akzeptiert,<br />
manche ertrugen sogar einen festen Freund neben sich,<br />
weil sie dadurch hofften, ihren Mann vom anonymen Sex<br />
in Darkrooms fernzuhalten. Es gab einige Frauen, die diese<br />
Beziehung bis ins Alter gelebt haben, sehr häufig mussten<br />
sie jedoch erkennen, dass es doch nicht geht. Aber natürlich<br />
bricht das Leben komplett auseinander, was auch hier<br />
der Fall ist.<br />
„Jetzt stehen wir das zusammen durch. Oder glaubst du,<br />
ich verschenk’ mein Leben?“, sagt Betta Bode zu ihrem<br />
Mann Henrik, nachdem sie herausfindet, dass er schwul<br />
ist. Konnten Sie diese Reaktion nachvollziehen?<br />
Ja. Betta Bode ist ja nicht unzufrieden mit ihrem Leben,<br />
mit ihrer Ehe. Sicher, es ist eine eingespielte Ehe, aber es<br />
ist keine schlechte. Sie hat keine Ahnung, was ihren Mann<br />
umtreibt, was für Nöte er hat – denn Henrik hat ja wirkliche<br />
Nöte.<br />
Liegt die Verantwortung für das Scheitern ihres Mannes<br />
bei der Gesellschaft, beim Schwimmverband oder bei<br />
ihm selbst?<br />
Es sind mehrere Faktoren, die zu seinem Scheitern geführt<br />
haben. Durch die gesellschaftliche Vorgabe ist er von<br />
vorneherein im falschen Fahrwasser, sie hat ihn verbogen,<br />
kaputt gemacht. Es hat ihn zermürbt, mit einer Lebenslüge<br />
zu leben. Dabei hat er ja noch Glück, er hat eine<br />
tolle Frau und einen guten Sohn. Aber auch das macht<br />
ihn kaputt, weil er denkt, das habe er nicht verdient. Am<br />
schlimmsten ist für ihn, dass sein Sohn ihn ablehnt, als<br />
er erfährt, dass Henrik schwul ist.<br />
Liebe, Sexualität, Schwule im Sport – „<strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong>“<br />
schneidet vielen Themen an. Was ist aus Ihrer Sicht das<br />
zentrale Thema des Films?<br />
Die Themen überlagern sich, genauso wie die verschiedenen<br />
Beziehungen. „<strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong>“ ist kein Film darüber,<br />
dass es im deutschen Leistungssport keine Homosexuellen<br />
geben darf. Er handelt auch vom Scheitern im Leben, von<br />
der Sprachlosigkeit.<br />
Welche Bedeutung hat der Schauplatz Bremerhaven?<br />
Einerseits ist es auch heute noch in den kleineren Städten<br />
für Schwule schwieriger, ihre Homosexualität zu leben.<br />
Andererseits hat der Drehort Bremerhaven eine große<br />
Normalität eingebracht. Der Titel „<strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong>“ steht<br />
auch dafür, dass jedem überall passieren kann, was Henrik<br />
und Betta geschieht. Bremerhaven war bis in die Siebzigerjahre<br />
für viele Menschen ein Ort der Hoffnung, weil sie<br />
von dort aus in die Neue Welt aufgebrochen sind. Inzwischen<br />
fliehen die Menschen aus Bremerhaven, weil es dort<br />
keine Arbeit mehr für sie gibt. Wenn Betta und ihr Sohn<br />
Sebastian am Fähranleger stehen, spürt man genau, dass<br />
dieser Ort keine Hoffnung mehr vermittelt.
18 | <strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong><br />
Betta findet die Stadt trostlos und sehnt sich nach ihrer<br />
Heimat in Süddeutschland. Hat Ihnen der Dialekt, den Sie<br />
in „<strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong>“ sprechen, geholfen, die Figur mehr zu<br />
erden? Ist es Ihr Heimatdialekt?<br />
Der Dialekt hat mir sehr geholfen, eine Einfachheit, eine<br />
Direktheit zu transportieren. Dabei hat es sicher auch eine<br />
Rolle gespielt, dass man durch eine sprachliche Einfärbung<br />
seine eigenen Wurzeln stärker spürt. Johannes Reben hat<br />
den Dialekt in das Drehbuch eingebaut, weil er wusste,<br />
dass ich aus Süddeutschland stamme. Betta Bode ist aber<br />
aus Schwaben, ich bin aus Baden, der Dialekt ist also nur<br />
angelehnt.<br />
Hat Betta Bode durch die dramatischen Ereignisse letztlich<br />
auch etwas gewonnen, eine Wandlung durchgemacht?<br />
Ich weiß nicht, wie ihr Leben weitergeht, ob sie in ihre<br />
Heimat zurückkehren wird. Es gibt kein Happy End. Das<br />
wichtigste – und dabei hat Lutz ihr geholfen – ist, dass<br />
ihr Sohn Sebastian wieder ein bisschen mit seinem Vater<br />
versöhnt ist. Auf jeden Fall hat sie Kraft gewonnen, das<br />
sieht man auch daran, dass sie sich für den jungen,<br />
schwulen Schwimmer Nick einsetzt.<br />
Ist es tatsächlich noch so, dass man nicht schwul<br />
sein darf, wenn man als Sportler in Deutschland Karriere<br />
machen will?<br />
Ich kenne mich damit nicht wirklich aus, aber wenn<br />
man bedenkt, dass schon die dunkelhäutigen Fußballer<br />
von den Hooligans fertig gemacht werden, dann könnte<br />
ein schwuler Fußballer wohl kaum unbeschadet den<br />
Platz betreten. Was mir zu denken gibt: Es gibt so viele<br />
Fußballer, da ist es doch wahrscheinlich, dass der eine<br />
oder andere mit homosexuellen Neigungen dabei ist.<br />
Aber es gibt keinen, weit und breit …<br />
Wie war die Zusammenarbeit mit Klaus J. Behrendt,<br />
der zum ersten Mal einen Homosexuellen spielt und sich<br />
mit dieser Rolle auf eine Gratwanderung begibt?<br />
Klasse. Ich habe vor etwa 15 Jahren mit Klaus schon<br />
mal den Film „Judith“ gedreht, damals hatten wir allerdings<br />
nur wenige gemeinsame Szenen. Wir kennen uns<br />
auch privat und mögen uns, daher haben wir uns sehr<br />
gefreut, bei „<strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong>“ so intensiv miteinander<br />
arbeiten zu können.
19<br />
Wie haben Sie die Arbeit mit Oliver Bäßler und Tom<br />
Schilling erlebt?<br />
Oliver Bäßler kannte ich noch nicht. Ich finde ihn hervorragend.<br />
Er bringt eine Einfachheit und Direktheit ein.<br />
Durch ihn ist Lutz ein ganz toller Mensch. Lutz ist nicht<br />
verbogen. Er hat viele Risiken in Kauf genommen, um<br />
sein Leben wahrhaftig zu leben. Das macht es Betta auch<br />
so leicht, ihn nicht zu verurteilen. Und mit Tom zu drehen<br />
war eine ganz besondere Freude, einfach weil er ein<br />
ganz großartiger Schauspieler ist und ich auch schon sehr<br />
gespannt auf ihn war, nachdem er mich schon einige Male<br />
in anderen Filmen beeindruckt hatte. Er lässt einen sehr<br />
nah rankommen beim Drehen, und das hat es für mich<br />
sehr spannend gemacht, obwohl wir auch viel zusammen<br />
gelacht haben.<br />
Was haben Sie zuletzt gedreht?<br />
Die <strong>NDR</strong> /ORF Ko-Produktion „Der Liebenswunsch“ von<br />
Regisseur Thorsten C. Fischer nach einem Roman von<br />
Dieter Wellershoff mit Jessica Schwarz, Ulrich Thomsen<br />
und Tobias Moretti kommt nächstes Jahr ins Kino.<br />
Das war sehr schön, weil es eine schöne Romanvorlage<br />
ist und auch eine spannende Geschichte, in der es ebenfalls<br />
um das Scheitern geht. Und danach habe ich für<br />
Margarethe von Trottas Kinofilm „Ich bin die andere“<br />
vor der Kamera gestanden.<br />
Was zeichnet Thorsten Näter als Regisseur aus?<br />
Thorsten Näter ist unglaublich gut vorbereitet und er<br />
weiß sehr gut über die Figuren Bescheid. Er weiß sehr<br />
genau, was er von einem Schauspieler will und kann<br />
es auch benennen – damit fordert er einen. Ich habe es<br />
genossen, dass er sich die Zeit für Leseproben und<br />
szenische Proben genommen hat, was heute leider nur<br />
noch sehr selten vorkommt.<br />
Der Regisseur Thorsten Näter sagte, er musste bei Ihnen<br />
in der Rolle der Betta immer an Kinoschauspielerinnen<br />
wie Anna Magnani denken, die erdverbunden und zugleich<br />
anbetungswürdig seien.<br />
Das sind Frauen, die ebenfalls zupacken. Der Vergleich<br />
ehrt mich natürlich – wobei ich, wenn ich Betta Bode<br />
in ihrem Laden sehe, nicht unbedingt zuerst an Anna<br />
Magnani denke (lacht).<br />
Betta Bode war selbst Leistungsschwimmerin. Haben Sie<br />
auch eine sportliche Ader?<br />
(lacht) Überhaupt nicht! Ich war froh, dass ich nicht ins<br />
Wasser musste!
20 | <strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong><br />
Klaus J. Behrendt ist Henrik Bode<br />
Der gebürtige Westfale (Jahrgang 1960) schlug vor<br />
seiner Filmkarriere zunächst einen anderen Weg ein:<br />
Aufgewachsen neben einer Zeche in Ibbenbüren, absolvierte<br />
er nach der Schule eine Ausbildung zum Bergmechaniker.<br />
Doch ein Leben lang unter Tage zu arbeiten<br />
war für Behrendt keine Perspektive. So begann er 1981<br />
die Ausbildung an der Hedi Höpfner-Schauspielschule in<br />
Hamburg. Von 1985 bis 1988 war er im Theater am Goetheplatz<br />
in Bremen engagiert.<br />
Seine erste große Fernseh-Rolle spielte Klaus J. Behrendt<br />
1988 in Klaus Emmerichs Ruhrgebietssaga „Rote Erde“.<br />
Populär wurde der Wahlberliner als Tatort-Ermittler Max<br />
Ballauf. Ab 1992 spielte er für den Tatort des WDR neben<br />
Martin Lüttge achtmal den Assistenten. Im Herbst 1997<br />
kehrte er zum Tatort zurück, und Max Ballauf wurde zum<br />
Chef der Kölner Mordkommission befördert, an seiner<br />
Seite Dietmar Bär alias Assistent Freddy Schenk.<br />
Im Jahr 2000 wurde Klaus J. Behrendt als bester Schauspieler<br />
mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet.<br />
Zwei Jahre später erhielt der <strong>Fernsehfilm</strong> „Mein Vater“<br />
neben dem Adolf-Grimme-Preis und dem Bayerischen<br />
Fernsehpreis auch den Emmy International Award. Die<br />
Idee zur Verwirklichung des Films stammte von Behrendt.<br />
Weitere Filme mit ihm in der Hauptrolle sind beispielsweise<br />
der Zweiteiler „Der Untergang der Pamir“ (2006),<br />
„Das Wunder von Lengede“ (2003), der die Goldene<br />
Kamera für den besten Film gewann, „Mein Vater“ unter<br />
der Regie von Andreas Kleinert, „Gefährliche Nähe“ (1996)<br />
und viele mehr.<br />
Filmografie (Auswahl)<br />
Fernsehen<br />
2006<br />
<strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong> (Regie: Thorsten Näter)<br />
Der Untergang der Pamir (Regie: Kaspar Heidelbach)<br />
2005<br />
Kanzleramt (Regie: Hans C. Blumenberg,<br />
Jacob Schäuffelen u. a.)<br />
Tatort Köln (seit 1996) (Regie: Niki Stein,<br />
Christiane Balthasar, Thorsten C. Fischer, Züli Aladag u.a.)<br />
2004<br />
Das Gespenst von Canterville (Regie: Isabel Kleefeld)<br />
2003<br />
Das Wunder von Lengede (Regie: Kaspar Heidelbach)<br />
Die Stunde der Offiziere (Regie: Hans-Erich Viet)<br />
Gestern gibt es nicht (Regie: Marco Serafini)<br />
2002<br />
Mein Vater (Regie: Andreas Kleinert)<br />
1999<br />
Mein Leben gehört mir (Regie: Christiane Balthasar)<br />
Verratene Freundschaft (Regie: Kaspar Heidelbach)<br />
1998<br />
Blutjunge Liebe (Regie: Niki Stein)<br />
1997<br />
Ferkel Fritz (Regie: Peter Timm)<br />
1996<br />
Appartement für einen Selbstmörder<br />
(Regie: Kaspar Heidelbach)<br />
Das Tor des Feuers (Regie: Kaspar Heidelbach)<br />
Ein Vater unter Verdacht (Regie: Markus Bräutigam)<br />
Gefährliche Nähe (Regie: Markus Bräutigam)
21<br />
1995<br />
A.S. (seit 1993), Serie (Regie: diverse)<br />
1993<br />
Tatort Düsseldorf (seit 1992), Serie (Regie: diverse)<br />
1990<br />
Leo & Charlotte (Regie: Kaspar Heidelbach)<br />
1989/1988<br />
Rote Erde (Regie: Klaus Emmerich)<br />
Kino<br />
2004<br />
Lorenz lacht (Regie: Daniel Walta)<br />
2001<br />
Karamuk (Regie: Sülbiye Günar)<br />
1998<br />
Kai Rabe gegen die Vatikankiller (Regie: Thomas Jauch)<br />
Polski Crash (Regie: Kaspar Heidelbach)
„Das zentrale Thema ist das Doppelleben“<br />
Klaus J. Behrendt
23<br />
Gespräch mit Klaus J. Behrendt<br />
Obwohl Sie im Laufe Ihrer Karriere sehr viele unterschiedliche<br />
Rollen gespielt haben, werden die meisten Zuschauer<br />
Sie als taffen „Tatort“-Kommissar kennen. Nun verkörpern<br />
Sie zum ersten Mal einen Homosexuellen. Hatten Sie<br />
zunächst Bedenken, ob man Ihnen diesen schwulen Bademeister<br />
und gescheiterten Menschen Henrik Bode in<br />
„<strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong>“ abnehmen wird?<br />
Nein. Mich hat die Herausforderung gereizt, ob es mir<br />
gelingt, diese Figur zu knacken, also glaubwürdig darzustellen<br />
– auch für die Zuschauer, die schwul sind. Das war<br />
meine Antriebsfeder. Die Rolle ist eine Gratwanderung:<br />
Macht man zu wenig, ist man feige, macht man zuviel,<br />
droht das Klischee.<br />
Wie haben Sie sich der Rolle genähert?<br />
Nur über mein Bauchgefühl. Ich gehe nicht jeden Tag in<br />
Darkrooms, das ist nicht mein Ding. Ich liebe nun mal<br />
die Frauen, das ist auch gut so. Meine Fantasie hat mir<br />
geholfen: Wie stelle ich mir das Leben dieses Menschen<br />
vor? Die Traurigkeit seines Lebens? Es gibt in seinem Leben<br />
keine Romantik mehr. Auch die Romantik, sich auf eine<br />
gleichgeschlechtliche Beziehung einzulassen, die viel<br />
Schönes beinhaltet, existiert für ihn nicht mehr. Es geht<br />
nur noch ums Ficken.<br />
Waren die Sexszenen in gewisser Weise eine Angstpartie?<br />
Eine Angstpartie waren sie nicht. Es war für mich das erste<br />
Mal, das ich Sexszenen mit einem Mann gedreht habe und<br />
ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, so was schüttle<br />
ich aus dem Ärmel. Natürlich war ich unsicher. Ich glaube,<br />
das wäre jeder gewesen.<br />
Haben Sie die Szene geprobt oder sich rein auf die<br />
Anweisungen des Regisseurs Thorsten Näter verlassen?<br />
Ich habe mich auf mein Gefühl, auf den Mitspieler Sven<br />
Fechner, auf die Regie und auf die Kamera verlassen.<br />
Kann man heute als Schauspieler eigentlich alles spielen?<br />
Oder haben Sie darüber nachgedacht, ob die Rolle Ihr<br />
Image schädigen könnte?<br />
Es gibt wunderbare Filme, die sich mit diesem Thema<br />
beschäftigen. Wenn man die Filmgeschichte betrachtet,<br />
sieht man, dass „Philadelphia“ für Tom Hanks genauso<br />
wenig imageschädigend gewesen ist wie „Die Konsequenz“<br />
für Jürgen Prochnow. Wenn man glaubwürdig ist,<br />
kann man jede Rolle spielen. Man darf sie nur nicht ins<br />
Lächerliche ziehen, sondern muss die Achtung und den<br />
Respekt vor ihr bewahren.<br />
Das war sicher bei der Figur Henrik Bode schwierig, weil<br />
er sich selbst hasst. In einer Szene sagt er: „Mein Leben ist<br />
kaputt. Ich bin ein kaputtes Schwein geworden.“ Wie<br />
findet man sich als Schauspieler in so eine Figur hinein?<br />
Wieder über den Bauch, aber auch über den Kopf, also die<br />
Frage, wie weit man diesen Menschen versteht. Henrik<br />
Bode ist eine tragische, arme Figur und im Endeffekt auch<br />
wahnsinnig einsam. Man darf ja auch nicht vergessen,<br />
wo er lebt. In Metropolen wie Hamburg, Berlin, Köln oder<br />
Frankfurt ist es oft eine Selbstverständlichkeit, dass Männer<br />
ihr Schwulsein ausleben, aber im ländlichen Bereich<br />
sieht das anders aus. Es gibt männlich dominierte Berufe<br />
wie den Leistungssport – etwa die Bundesliga –, die Polizei<br />
oder die Bundeswehr, wo sich nie Männer zu ihrer Homosexualität<br />
bekennen, sondern sich leider immer noch in<br />
ein Doppelleben flüchten. Das ist ein trauriges Kapitel.<br />
Ist aus Ihrer Sicht die Gesellschaft, also der Schwimmverband,<br />
für das Scheitern von Henrik Bode verantwortlich<br />
oder er selber?<br />
Die Gesellschaft übt sicherlich einen gewissen Druck aus,<br />
aber es liegt auch am Einzelnen. Wie kräftig er ist und<br />
wie sehr er sich dagegen stemmen kann. Henrik ist es nie<br />
gelungen, zu seinen Neigungen zu stehen.<br />
Wie war es, in einem echten Darkroom zu drehen?<br />
Das war interessant. Das ist ja der Vorteil an der Arbeit<br />
beim Film, dass man in Räumlichkeiten hineinkommt, zu<br />
denen man sonst keinen Zugang hat. Ich war noch nie<br />
in einem Darkroom und habe mir immer vorgestellt, dass<br />
es nur ein dunkler Raum ist. Tatsächlich ist dieser Darkroom<br />
wie ein kleines Labyrinth, und in Schwanzhöhe sind<br />
überall in die Wände Löcher gebohrt.<br />
Als sein Sohn die Homosexualität des Vaters vehement<br />
ablehnt, gibt das Henrik Bode den Rest, er verliert<br />
jeglichen Lebensmut.<br />
Das ist natürlich auch bitter. Er hängt wie jeder Vater an<br />
seinem Sohn. Als die Freunde aus dem Schwimmverein<br />
seinem Sohn stecken, wie sein Vater ihnen in der Dusche<br />
auf die Hintern starrt, ist Henrik völlig überfordert, sich<br />
auszusprechen. Er weiß gar nicht, wo er anfangen soll,
24 | <strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong><br />
den Scherbenhaufen, den er hinterlassen hat, zu kitten.<br />
Das sieht man ja auch bei dem Versöhnungsversuch mit<br />
seiner Ehefrau, bei dem er jämmerlich scheitert.<br />
„<strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong>“ schneidet viele Themen an wie Liebe,<br />
Sexualität, Schwule im Sport. Was ist aus Ihrer Sicht das<br />
zentrale Thema des Films? Oder ist es ein Zusammenspiel<br />
der Themen, das den Film ausmacht?<br />
Es ist ein Zusammenspiel, aber das zentrale Thema ist das<br />
Doppelleben. Das gibt es, glaube ich, innerhalb unserer<br />
Gesellschaft sehr häufig. Nach außen wird ein Friede-<br />
Freude-Eierkuchen-Familienleben mit Frau und Kindern<br />
geführt, aber klammheimlich sind andere Neigungen da.<br />
Das finde ich nicht schlimm, ich finde es nur traurig.<br />
Dass immer dieser Schutzmantel gebraucht wird, dieses<br />
Versteckspiel.<br />
Wäre aus Ihrer Sicht ein Happy End für eines der Paare aus<br />
„<strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong>“ denkbar gewesen?<br />
Ich weiß es nicht. Henrik wurden goldene Brücken gebaut.<br />
Aber für ihn hat sein Leben immer anders ausgesehen. Für<br />
ihn war sein Leben immer ein großes Versteckspiel. Und<br />
sicherlich hat dieses Versteckspiel auch einen großen Reiz<br />
gehabt, wie man sieht, wenn er sich diesen „Leder-Luis“ an<br />
seine Arbeitsstätte bestellt.<br />
Mit allen Kollegen war es eine wunderschöne Arbeit. Es<br />
hat richtig Spaß gemacht. Mit Barbara Auer hatte ich den<br />
Film „Judith“ gedreht, mit Tom Schilling den „Tatort: Kinder<br />
der Gewalt“ von Ben Verbong, nur Oliver Bäßler kannte ich<br />
noch nicht.<br />
Sie waren u. a. in „Kanzleramt“ und „Das Gespenst von<br />
Canterville“ zu sehen, haben z.B. „Der Untergang der<br />
Pamir“ und „Tatort“ gedreht. Sind Sie zufrieden damit,<br />
wie Ihre Karriere verläuft?<br />
Natürlich. Ich habe inzwischen 150 Filme gedreht und viel<br />
Theater gespielt. Es ist sehr schön, wenn man die Farbpalette,<br />
die man drauf hat, auch zeigen kann. Vom Bullen<br />
über den Kanzler, den Sohn eines an Alzheimer erkrankten<br />
Vaters oder jetzt den Bademeister konnte ich viele Facetten<br />
zeigen. Viele Filme waren keine leichte Kost, das ist<br />
auch gut so. Ich verstehe mich als Geschichtenerzähler,<br />
dabei darf man das Publikum nicht unterschätzen. Das<br />
Publikum ist sehr anspruchsvoll, und wenn man dann noch<br />
polarisierende Geschichten macht, ist es wunderbar.<br />
Der Regisseur Thorsten Näter wünscht sich, dass<br />
dieser Film, der vermutlich polarisieren wird, Diskussionen<br />
auslöst.<br />
Hoffentlich! Ich hoffe, dass er gerade in den ländlichen<br />
Regionen oder in den Kleinstädten zu Diskussionen führen<br />
wird. Wenn man z.B. Bremerhaven nimmt, wo wir gedreht<br />
haben: Dort gibt es 26 Prozent Arbeitslosigkeit, von 19<br />
Werften existieren noch eineinhalb, die Rechte ist stark,<br />
das ist ein hartes Pflaster. Dass der Film in solchen Städten<br />
auch polarisieren wird, ist klar.<br />
Wie war die Zusammenarbeit mit Thorsten Näter und<br />
Ihren Schauspiel-Kollegen?<br />
Sehr angenehm, der Film war unsere „Jungfernfahrt“ –<br />
wir haben zum ersten Mal zusammen gearbeitet. Thorsten<br />
Näter hat eine brillante Art und Weise, Schauspieler zu<br />
führen. Er führt sie extrem leise und vermittelt überhaupt<br />
keinen Druck, er öffnet sie und erreicht dadurch ein Maximum<br />
an Leistung.
26 | <strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong><br />
Oliver Bäßler ist Lutz Lüken<br />
Filmografie (Auswahl)<br />
Fernsehen<br />
2006<br />
Abschnitt 40 (durchgängige Rolle), (Regie: Florian Kern)<br />
Vom Ende der Eiszeit (Regie: Friedemann Fromm)<br />
<strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong> (Regie: Thorsten Näter)<br />
Notruf Hafenkante (Regie: Bernhard Stephan)<br />
2005<br />
Nachtschicht IV – Der Ausbruch (Regie: Lars Becker)<br />
K3 – Kripo Hamburg, seit 2003, (Regie: Friedemann Fromm,<br />
Marcus Weiler)<br />
Oliver Bäßler wurde an der angesehenen Hochschule für<br />
Schauspielkunst „Ernst Busch“ in seiner Heimatstadt<br />
Berlin ausgebildet. Danach führten ihn seine Theater-<br />
Engagements zum Mecklenburgischen Staatstheater<br />
Schwerin und ans Staatstheater Cottbus. Hier war er<br />
u.a. in Andreas Dresens Inszenierung von „Puntila und<br />
sein Knecht“ zu sehen. Es folgten weitere Engagements<br />
am Deutschen Theater Berlin und seit 2005 am Nationaltheater<br />
Mannheim, wo er für Jens-Daniel Herzog in „Unschuld“<br />
spielte und zur Zeit in „Othello“ auf der Bühne<br />
steht. Zu seinen eigenen Regiearbeiten zählt das Stück<br />
„Diener zweier Herren“ für das Theater Gera.<br />
2004<br />
Wink des Himmels (Regie: Karola Hattop)<br />
Tatort: Inside Out (Regie: Christoph Stark)<br />
2003<br />
Der weiße Afrikaner (Regie: Martin Enlen)<br />
Gefährliche Gefühle (Regie: Martin Enlen)<br />
Polizeiruf 110: Verloren (Regie: Andreas Kleinert)<br />
2002<br />
Liebe in letzter Minute (Regie: Martin Enlen)<br />
Mehr als Alles (Regie: Richard Engel)<br />
1998 gab Oliver Bäßler sein Kino-Debüt in Andreas Dresens<br />
preisgekröntem Kinofilm „Nachtgestalten“, in dem das<br />
Schicksal unterschiedlicher Figuren im nächtlichen Großstadtdschungel<br />
Berlins geschildert wird. Dort spielte<br />
Bäßler die Rolle des Jochen, eines gutmütigen, aber naiven<br />
jungen Mannes vom Lande. Weitere Kinofilme mit dem<br />
vielseitigen Schauspieler sind „FC Venus – Frauen am<br />
Ball“, der im Frühling dieses WM-Jahres startete, Christian<br />
Züberts Film „Der Schatz des weißen Falken“, „Der Brief des<br />
Kosmonauten“ sowie Lenard Krawinkels „Sumo Bruno“.<br />
Auch im Fernsehen hat Oliver Bäßler bemerkenswerte<br />
Rollen bekleidet. So wirkte er in den <strong>NDR</strong>-Produktionen<br />
„Vom Ende der Eiszeit“ und dem „Polizeiruf 110 – Verloren“<br />
mit. In der <strong>NDR</strong>-Krimi-Reihe „K3 – Kripo Hamburg“ gehört<br />
er zum festen Kommissar-Team. Außerdem war Bäßler<br />
in „Wink des Himmels“ unter der Regie von Karola Hattop,<br />
im Tatort „Inside Out“ und in Martin Enlens <strong>Fernsehfilm</strong><br />
„Gefährliche Gefühle“ zu sehen.<br />
2000<br />
Stubbe (Regie: Richard Engel)<br />
Kino<br />
2005<br />
FC Venus – Frauen am Ball (Regie: Ute Wieland)<br />
2004<br />
Der Schatz der weißen Falken (Regie: Christian Zübert)<br />
2001<br />
Der Brief des Kosmonauten (Regie: Vladimir Torbica)<br />
1999<br />
Sumo Bruno (Regie: Lenard Fritz Krawinkel)<br />
1998<br />
Nachtgestalten (Regie: Andreas Dresen)
27<br />
Tom Schilling ist Sebastian Bode<br />
Tom Schilling gehört zu den talentiertesten Jungschauspielern<br />
in Deutschland. Bereits im Alter von 12 Jahren<br />
entdeckte ihn Regisseur Thomas Heise auf dem Schulhof<br />
und engagierte ihn vom Platz weg für das Theaterstück<br />
„Im Schlagschatten des Mondes“ am Berliner Ensemble.<br />
In den darauf folgenden Jahren trat Tom Schilling neben<br />
der Schule mehrmals an der renommierten Bühne auf<br />
und war so in „Monsieur Verdoux“, „Der Ingwertopf“, „Das<br />
Leben des Galilei“ und in „Prinz von Homburg“ zu sehen.<br />
Sein Fernsehdebüt gab Tom Schilling mit 16 Jahren in<br />
Ben Verbongs Tatort „Kinder der Gewalt“. Im selben Jahr<br />
hatte er seinen ersten Kinoauftritt („Schlaraffenland“).<br />
Nur zwei Jahre später wurde er für seine großartige schauspielerische<br />
Leistung in „Crazy“ mit dem Bayerischen<br />
Filmpreis als bester Nachwuchsdarsteller geehrt. Auch<br />
weiterhin überzeugte Tom Schilling in anspruchsvollen<br />
Rollen. So stand er beispielsweise für Oskar Roehler in<br />
„Agnes und seine Brüder“, für Dennis Gansel in „Napola“,<br />
für den Tatort „Wo ist Max Gravert?“ oder zuletzt für<br />
den Kinofilm „Joy Division“ vor der Kamera. Zu Beginn<br />
des letzten Jahres feierte Oskar Roehlers Verfilmung des<br />
Michel Houellebecq-Romans „Elementarteilchen“ auf der<br />
Berlinale Weltpremiere. Hier ist Tom Schilling an der Seite<br />
von Moritz Bleibtreu, Nina Hoss und weiteren populären<br />
Schauspielern zu sehen.<br />
Filmografie (Auswahl)<br />
Fernsehen<br />
2006<br />
<strong>Einfache</strong> <strong>Leute</strong> (Regie: Thorsten Näter)<br />
2004<br />
Tatort: Wo ist Max Gravert? (Regie: Lars Kraume)<br />
Die letzte Schlacht (Regie: Hans Christoph Blumenberg)<br />
2001<br />
Tatort: Tot bist du (Regie: Diethard Küster)<br />
Weil ich gut bin (Regie: Miguel Alexandre)<br />
1998<br />
Tatort: Kinder der Gewalt (Regie: Ben Verbong)<br />
Kino<br />
2005<br />
Joy Division (Regie: Reg Travis)<br />
Elementarteilchen (Regie: Oskar Roehler)<br />
Tour exzessiv (Regie: Detlef Bothe)<br />
2003<br />
Napola (Regie: Dennis Gansel)<br />
Agnes und seine Brüder (Regie: Oskar Roehler)<br />
Egoshooter (Regie: field recordings<br />
(Christian Becker und Oliver Schwabe))<br />
2002<br />
Verschwende deine Jugend (Regie: Benjamin Quabeck)<br />
2000<br />
Herz über Kopf (Regie: Michael Gutmann)<br />
1999<br />
Der Himmel kann warten (Regie: Brigitte Müller)<br />
Crazy (Regie: Hans-Christian Schmidt)<br />
1998<br />
Schlaraffenland (Regie: Friedemann Fromm)
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Redaktion: Iris Bents<br />
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