Hofzeitung 2007 als PDF zum Herunterladen - Reiterhof Kinderhilfe ...
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Seit ca. einem Jahr beschäftigen sich Sabine<br />
Kind und Lea Fischer mit der theoretischen<br />
und praktischen Vorbereitung einer Reitstunde,<br />
da sie sich <strong>zum</strong> Ziel gesetzt haben<br />
eine Reitausbilderqualifikation zu erwerben.<br />
Beide sind langjährige Reitschüler und haben<br />
sich <strong>als</strong> ehrenamtliche Therapiehelfer schon<br />
viele Meriten erworben. Sie haben selbst die<br />
Erfahrung gemacht, dass man Reiten nur<br />
durch Reiten lernt, aber dazu eine kompetente<br />
Anleitung benötigt.<br />
Auch Unterrichten lernt man nur durch<br />
Unterrichten. Und so begannen sie ihre<br />
eigenen Erfahrungen aus dem Reitunterricht<br />
an andere weiterzugeben. Sie bereiteten<br />
einzelne Reitanfänger an der Longe auf den<br />
Gruppenunterricht vor. Um fit für eine<br />
Gruppenstunde zu werden vereinbarten wir<br />
eine Hospitationsstunde, die im Anschluss<br />
besprochen und ausgewertet werden sollte.<br />
Später sollten dann Teile der Stunde auch von<br />
den Hospitanten übernommen werden.<br />
Was unterscheidet nun eine Reitstunde von<br />
einer Sportstunde? Ganz klar - das lebendige<br />
Übungsgerät Pferd! Es besitzt einen nicht zu<br />
unterschätzenden eigenen Willen, der bei<br />
Unkenntnis ein ziemliches Risiko darstellt. Der<br />
Reitausbilder muss <strong>als</strong>o nicht nur seine<br />
Schüler ständig im Blick haben, sondern noch<br />
viel mehr seine Pferde. Und das erfordert<br />
einen Überblick und eine ständige Aufmerksamkeit,<br />
die erlernt werden muss. Pferde<br />
wissen, wie man Reitanfänger austrickst und<br />
müssen deshalb vor dem Reitausbilder <strong>als</strong><br />
ihrem Alpha-Tier Respekt haben, damit<br />
gefährliche Situationen, die sich aus<br />
Rangeleien der Tiere untereinander ergeben,<br />
ausgeschlossen werden können.<br />
Zum Unterrichten benötigt man aber nicht nur<br />
vielfältige eigene Erfahrungen, sondern auch<br />
ein fundiertes Wissen über die theoretischen<br />
Grundlagen sportlichen Lernens bezogen auf<br />
das Reiten. Um all diese Dinge praktisch zu<br />
erfahren, zu beobachten und gemeinsam<br />
darüber zu reden, suchten wir uns die<br />
Montagabend-Reitstunde für Fortgeschrittene<br />
aus.<br />
Gemeinsam wurden Kriterien der Unterrichtserteilung<br />
besprochen. Dazu gehören Kenntnisse<br />
über den Aufbau einer Reitstunde und<br />
eine klare Planung der Stunde im Rahmen<br />
eines Gesamtzieles. Der Unterrichtende muss<br />
wissen mit welchen Wünschen und Erwartungen<br />
die Reitschüler kommen. Wollen sie<br />
sattelfest für Geländeritte werden, haben sie<br />
Ambitionen Dressurlektionen oder Springen<br />
zu reiten, ist ihr Ziel Formationsreiten nach<br />
Musik, haben sie Interesse an Reiterspielen<br />
oder ist ihnen nur die Beschäftigung und der<br />
Umgang mit dem Pferd wichtig und das<br />
Wissen über seine Ausbildung?<br />
All diesen sehr unterschiedlichen Interessen<br />
gilt es im Reitunterricht Rechnung zu tragen.<br />
Das Können der einzelnen Reitschüler muss<br />
man einzuschätzen lernen und dementsprechend<br />
muss über die Pferdeeinteilung<br />
und Ausrüstung nachgedacht werden.<br />
Erfahrene Reiter kann man auf jüngere Pferde<br />
setzen, während Reitneulinge besser auf<br />
älteren erfahrenen Schulpferden aufgehoben<br />
sind.<br />
Um genauer beobachten zu können, wurden<br />
Betriebsinterne Fortbildung für<br />
Nachwuchsausbilder<br />
vorher Unterrichtsziele festgelegt und die<br />
Einteilung der Pferde diskutiert.<br />
Die Stunde wird eingeteilt in Lösungsphase,<br />
Lern- oder Übungsphase und Beruhigungsphase.<br />
Wir dachten gemeinsam über<br />
methodische Übungsreihen nach, die sich<br />
immer von der Grobform zur Feinform<br />
entwickeln und vom Leichten <strong>zum</strong> Schweren<br />
verbessert werden. Gerade bei Schwierigkeiten<br />
ist es notwendig Lektionen in kleine und<br />
kleinste Lernschritte aufzuteilen und so dem<br />
Reitschüler ein Gefühl für die richtige<br />
Bewegung zu vermitteln. Dabei kann man<br />
optische Hilfen, wie zu Beispiel Kegel und<br />
Stangen <strong>zum</strong> Erlernen richtiger Bahnfiguren<br />
einsetzen, taktile Hilfen z. B. durch Berühren<br />
bei der Korrektur des Sitzes und akustische<br />
Hilfen <strong>zum</strong> Erlernen des Taktes beim<br />
Leichttraben und auch beim Umsitzen.<br />
Der Reitausbilder muss darauf achten seinen<br />
Schülern nach einer Korrektur ein Feedback<br />
zu geben und durch Wahl seines Standortes in<br />
der Halle immer versuchen die Übersicht über<br />
alle Reitschüler zu behalten. Nur so können<br />
Unfälle durch das sogenannte „Tierrisiko“ auf<br />
ein Minimum reduziert werden.<br />
Die gemeinsam geplanten Stunden brachten<br />
für alle Beteiligten viel Abwechslung und<br />
Anregungen für weitere Stundenplanungen<br />
und Ausbildungsziele.<br />
Bei soviel Engagement sollte es an zukünftigen<br />
FN-geprüften Nachwuchsausbildern auf<br />
dem <strong>Reiterhof</strong> nicht fehlen.<br />
Im folgenden...<br />
Dorothee Wanzek-Blaul<br />
werden die beiden „Jung-Reitlehrerinnen“<br />
näher vorgestellt.<br />
Die eine ist Lea Fischer. Sie wurde am 3.<br />
März 1985 in Ludwigshafen geboren und<br />
wohnt im Hemshof. Ihr Vater ist Deutscher,<br />
ihre Mutter Britin, daher ist sie gemeinsam mit<br />
ihrer Schwester Kirstin (20) zweisprachig<br />
aufge-wachsen. Regelmäßig besucht sie ihre<br />
Verwandtschaft auf der britischen Insel.<br />
Lea hat nach ihrem Abitur an der Integrierten<br />
Gesamtschule Ernst Bloch im Jahr 2004 den<br />
Bachelor an der Universität Karlsruhe<br />
erworben. Mitte Oktober <strong>2007</strong> hat nun ihr<br />
Masterstudium der Pädagogik an der Uni<br />
Karlsruhe begonnen: „Der Schwerpunkt wird<br />
wahrscheinlich Beratung sein. Ich habe im<br />
Sommer 2006 ein Praktikum an der<br />
Ludwigshafener Erziehungsberatungsstelle<br />
gemacht und könnte mir deshalb sehr gut<br />
vorstellen in diesem Bereich zu arbeiten.“<br />
Als Lieblings-Hobby nennt die 22-jährige<br />
Reisen: „Ich war vor drei Jahren für vier<br />
Wochen in China, will aber unbedingt noch<br />
mal hin. Außerdem in die USA, Australien,<br />
Afrika, Neuseeland, Thailand, Japan…. Wenn<br />
mir nicht zwischendurch das Geld ausgeht ;-).“<br />
Auf ihre Beziehung zu Pferden und die<br />
<strong>Kinderhilfe</strong> angesprochen, gerät sie ins<br />
Erzählen und Schwärmen: „Auf die Frage, seit<br />
wann ich mich für Pferde interessiere<br />
antworten meine Eltern: schon immer. Und so<br />
durfte ich hin und wieder Sonntags <strong>zum</strong><br />
Rittersbacher Hof und meine Eltern mussten<br />
sture Ponys führen, die wir für eine Runde<br />
gemietet hatten. Doch das war mir bald zu<br />
wenig, denn ich wollte „richtig“ Reiten lernen.<br />
Da ich noch zu jung und viel zu klein war<br />
musste ich mich jedoch damit gedulden bis ich<br />
neun Jahre alt war und in die dritte Klasse<br />
kam. Meine Eltern haben dann den <strong>Reiterhof</strong><br />
der <strong>Kinderhilfe</strong> ausgesucht. So geschah es,<br />
dass ich bald auf „Cara“ saß und meine ersten<br />
Longenstunden nahm. Anschließend ritt ich<br />
einige Jahre in der Anfängerreitstunde<br />
Dienstags, bevor ich in die Fortgeschrittenreitstunde<br />
von Frau Wanzek wechseln durfte,<br />
was dam<strong>als</strong> für mich einem Ritterschlag glich.<br />
Nachdem ich in der Reitstunde Routine im<br />
Umgang mit dem Pferd sammeln konnte<br />
übernahm ich die Pflegschaft für „Mona“, einer<br />
liebenswerten Kaltblutstute. Von da ab habe<br />
ich jahrelang <strong>als</strong> Pfleger jede freie Minute und<br />
auch die Ferien auf dem <strong>Reiterhof</strong> verbracht.<br />
Es ergab sich, dass ich auch einmal eine<br />
Longenstunde übernahm. Diese Arbeit hat mir<br />
von Anfang an viel Spaß bereitet und so<br />
übernahm ich künftig in jeden Ferien<br />
Longenstunden. Meine erste regelmäßige<br />
eigene Gruppe bestand anfangs nur aus zwei<br />
Kindern. Danach eröffnete ich eine Mini-<br />
Voltigiergruppe mit Kindern bis fünf Jahre.“<br />
Im Jahr 2000 hat Lea Fischer die Ausbildung<br />
<strong>zum</strong> Assistenten im Voltigieren und 2002 den<br />
Assistenten im Reiten absolviert. Sie plant,<br />
nächstes Jahr den Schein <strong>zum</strong> Trainer C im<br />
Reiten und im Voltigieren zu erwerben, um<br />
später die Trainerausbildung im Heilpädagogischen<br />
Reiten/Voltigieren anhängen zu<br />
können.<br />
„Seitdem bei der <strong>Kinderhilfe</strong> im letzten Jahr<br />
zwei Reitlehrerinnen durch ihren Schwangerschaftsurlaub<br />
für längere Zeit zu vertreten<br />
waren, habe ich einige Vertretungsstunden<br />
übernommen. Da ich bis dahin schon<br />
Einzelstunden an der Longe und Voltigierunterricht,<br />
aber noch keine Reitstunde mit<br />
sechs Kindern übernommen hatte, fragte ich<br />
Frau Wanzek, ob ich bei ihr in einer ihrer<br />
Reitstunden hospitieren könnte. Dies tat ich,<br />
da ich noch einiges über den Aufbau und die<br />
Organisation einer Reitstunde lernen musste,<br />
um mindestens sechs Reiter und ihre Pferde<br />
im Blick zu halten was, wie sich herausstellte,<br />
nicht immer einfach ist. Zu Anfang gestalteten<br />
sich die Stunden auch dementsprechend<br />
chaotisch, ich hatte mir viel zu viel<br />
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