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forward ever – backward never«. - Die Linke

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Brecht und Wohnungslose<br />

<strong>Die</strong> besondere Ausstellung Von Jürgen Malyssek<br />

Anlässlich des fünfjährigen Bestehens<br />

des Hauses St. Martin am Autoberg<br />

in Hattersheim (Caritas Main-Taunus)<br />

haben Kolleginnen und Kollegen<br />

eine Ausstellung mit dem Titel »Bertolt<br />

Brecht, der Brotladen und Wohnungslose«<br />

erarbeitet und gestaltet. <strong>Die</strong> Ausstellung<br />

zeigt auf 15 Schautafeln Fotografi<br />

en von wohnungslosen Menschen,<br />

ihrer Lebenswirklichkeit auf der Straße<br />

und in den Einrichtungen des Hilfesystems.<br />

Kommentiert werden diese Fotos<br />

mit Texten aus dem Werk des Dramatikers<br />

und Lyrikers Bertolt Brecht.<br />

<strong>Die</strong> Vernissage zur Ausstellung fand<br />

am 21. Februar im Haus St. Martin statt.<br />

Seit Mitte März ist die Bilderschau als<br />

Wanderausstellung in mehreren Städten<br />

der Bundesrepublik zu sehen. Zuerst<br />

in der Fachhochschule Erfurt zum<br />

Kolloquium »Gewalt und Armut«.<br />

<strong>Die</strong> Attraktion der Ausstellung liegt<br />

KULTUR<br />

vor allem in der besonderen Stimmung,<br />

die diese Komposition von Bildmaterial<br />

und ausgewählten Texten bei<br />

dem Betrachter hervorruft: eine Vertrautheit<br />

und Verbundenheit mit den<br />

gezeigten Menschen, weil sie so sind,<br />

wie sie wirklich sind. Nicht auf Mitleid<br />

und schnelle Anteilnahme ausgerichtet,<br />

sondern in stiller eigener Würde,<br />

auf sich aufmerksam machend, ohne<br />

anzuklagen, manchmal auch nüchtern<br />

ironisch mit Blick auf den Zuschauenden.<br />

<strong>Die</strong> spürbare Spannung und tiefe<br />

Nachdenklichkeit entsteht mit den<br />

Brecht’schen Texten, die kämpferisch,<br />

widerständig und parteiisch sind und<br />

den Wohnungslosen in ihrer Lebenssituation<br />

unüberhörbare Stimmen verleihen:<br />

»Wer den Hungernden kein Brot<br />

gibt, der will die Gewalttat ... Wer keine<br />

Hilfe weiß, der schweige.« <strong>Die</strong> Abbildungen<br />

und die Texte bilden das spannende<br />

Gesamtwerk.<br />

Von Brecht können wir heute noch<br />

lernen, wie man in dürftigen Zeiten sich<br />

nicht unterkriegen lässt und dass der<br />

Kampf gegen Windmühlen nicht immer<br />

mit einer Niederlage enden muss.<br />

Brechts Form der Wirklichkeitserarbeitung<br />

ist noch hoch aktuell und<br />

modern, weil sie als politische Anteilnahme<br />

für die Armen und Wohnungslosen<br />

zu verstehen ist. Brecht setzte<br />

sich aus einer ganz bestimmten Perspektive<br />

und auf der Grundlage spezifi<br />

scher Denkvoraussetzungen mit der<br />

sozialen Welt auseinander. Er befragte<br />

die bestehenden Zustände nach Gründen<br />

ihres Entstehens und nach den<br />

Möglichkeiten ihrer Veränderung. <strong>Die</strong><br />

Gewissheit, dass nichts bleibt, wie es<br />

ist, verdichtet sich zu der Frage, welche<br />

Handlungsalternativen den literarischen<br />

Figuren ebenso wie den gesellschaftlichen<br />

Subjekten zur Verfügung<br />

stehen. <strong>Die</strong>se Perspektiven sind es, die<br />

die Macher dieser Ausstellung den Betrachtern<br />

vermitteln möchten.<br />

Kontakt: Klaus Störch<br />

Haus St. Martin am Autoberg<br />

Frankfurter Straße 43<br />

65795 Hattersheim<br />

Telefon (06190) 93 57 12<br />

info.haus-st.-martin@caritas-maintaunus.de<br />

Termine: 20. April: Naturschutzhaus,<br />

Weilbacher Kiesgruben, Frankfurter<br />

Straße 74, Flörsheim am Main;<br />

22. bis 25. April: Haus St. Ulrich, Akademie<br />

der Diözese Augsburg, Kappelberg 1,<br />

Augsburg; 5. bis 26. Mai: Caritasverband<br />

Main-Taunus, Vincenzstraße 29,<br />

Wiegand<br />

Hofheim am Taunus; September: Sozialdienst<br />

Offenbach, Gerberstraße;<br />

Manfred<br />

Oktober: Club Voltaire, Frankfurt/Main ©<br />

© Jutta Hilscher (Arbeiterfotografi e)<br />

DISPUT April 2008 042

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