forward ever â backward never«. - Die Linke
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<strong>Die</strong> »erste Adresse« sein<br />
Mitglieder des Parteivorstandes stellen sich vor<br />
Anny Heike<br />
<strong>Die</strong> Rechte der abhängig Beschäftigten<br />
und ihrer Familien waren für<br />
mich schon immer Mittelpunkt meines<br />
politischen Engagements. Als Gewerkschafterin<br />
war und ist die Frauenarbeit<br />
nicht nur in der IG Metall für mich<br />
seit jeher ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt,<br />
das Recht der Frauen auf ein eigenständiges<br />
Leben, gleiche Bezahlung<br />
für gleiche Arbeit, damit auch im<br />
Alter Frauen selbstbewusst leben können.<br />
Lange Jahre war ich Sprecherin des<br />
örtlichen Komitees für Frieden und Abrüstung.<br />
Auch bei der Gründung des Fürther<br />
Bündnisses gegen Rechtsradikalismus<br />
und Faschismus habe ich mitgewirkt.<br />
Durch die asoziale Politik der SPD<br />
motiviert, habe ich im März 2004 als<br />
einzige Frau zusammen mit sechs<br />
Männern die Initiative Arbeit und Soziale<br />
Gerechtigkeit gegründet. In der<br />
WASG-Organisationsleitung und dem<br />
Präsidium des Länderrates der WASG<br />
war ich intensiv an der Parteiwerdung<br />
von Beginn an beteiligt. Sie war bisher<br />
die spannendste und ereignisreichste<br />
Periode meines Lebens. Alle Beteilig-<br />
ten hatten noch nie eine Partei gegründet.<br />
Niemand wusste wirklich, was an<br />
Arbeit auf uns zukommt. Begeistert<br />
hat uns alle der unglaublich starke Zuspruch<br />
der Menschen weit über die<br />
Parteimitgliedschaft hinaus.<br />
Mir wurde auch die Verantwortung<br />
bewusst, die wir mit unserer Initiative<br />
übernommen hatten. Was können wir<br />
wirklich erreichen? Können wir die in<br />
uns gesetzte Hoffnung erfüllen?<br />
Sehr frühzeitig wurde mir klar, dass<br />
wir es alleine nicht schaffen werden. Es<br />
fehlte an Geld und an Personal. Doch<br />
die vielen Parteitage und Sitzungen,<br />
die unendlich intensive Arbeit wurden<br />
mit dem Erfolg der Gründung unserer<br />
neuen Partei belohnt.<br />
Ich will auch mit der neuen LINKEN<br />
bessere Arbeits- und Lebensbedingungen<br />
für Arbeitnehmerinnen und<br />
Arbeitnehmer erreichen. Ich will dazu<br />
beitragen eine Gesellschaft zu schaffen,<br />
in der der Mensch im Mittelpunkt<br />
steht, die seine freie Entfaltung fördert,<br />
die wirkliche Chancengleichheit herstellt<br />
und in der die Würde aller Men-<br />
ANSICHTEN<br />
© Aris<br />
schen geachtet wird. Dazu gehören die<br />
Überwindung der Massenarbeitslosigkeit<br />
und die Schaffung eines leistungsfähigen,<br />
wirklichen Sozialstaates, der<br />
weit über die 70er-Jahre hinaus geht.<br />
Dazu gehört, die Verteilung von Arbeit<br />
gesellschaftlich zu organisieren, damit<br />
die Menschen ein eigenständiges, ein<br />
selbst bestimmtes Leben führen können.<br />
Dazu gehört selbstverständlich<br />
auch die gerechte Verteilung dessen,<br />
was die Menschen schaffen. Und dazu<br />
Links ist wieder<br />
eine Option<br />
■ ■<br />
gehört ein gesetzlicher Mindestlohn,<br />
der die Lohndumpingspirale nach unten<br />
stoppt und die Aushöhlung der Tarifautonomie<br />
verhindert. Dazu gehört<br />
ebenfalls mehr Mitbestimmung auf allen<br />
gesellschaftlichen und wirtschaftlichen<br />
Ebenen.<br />
Nach den ersten Monaten stelle ich<br />
fest, dass die Vereinigung der beiden<br />
Parteien auf dem Papier und in der öffentlichen<br />
Wahrnehmung vollzogen ist,<br />
aber noch nicht überall realisiert ist.<br />
Wie wichtig und richtig es war, die<br />
neue LINKE zu gründen, zeigen tagtäglich<br />
die Berichte in den Medien: Soziale<br />
Gerechtigkeit ist durch uns wieder<br />
zu einem bedeutenden Gut in der öf-<br />
fentlichen Wahrnehmung reanimiert<br />
worden. Ein großer Teil der Bevölkerung<br />
hat durch uns wieder eine Stimme<br />
bekommen. Links ist wieder eine Option<br />
in diesem Land. Der neoliberale<br />
Zeitgeist hat nicht nur Kratzer, sondern<br />
deutlich sichtbare Risse bekommen.<br />
Von den asozialen Gesetzen wird<br />
inzwischen wieder etwas (noch viel zu<br />
wenig) zurückgenommen. Das zeigt,<br />
dass es richtig und wichtig war, dies<br />
alles zu tun.<br />
Wir haben noch viel Arbeit vor uns.<br />
Es geht nicht nur darum, zwei »Indianerstämme«<br />
zusammenzuführen, sondern<br />
auch Ost und West. Wir müssen<br />
mehr Verständnis für einander entwickeln<br />
und die unterschiedlichen Vorstellungen<br />
von Parteiarbeit bearbeiten.<br />
Wir müssen mehr Frauen und mehr<br />
Junge gewinnen. Und: Wir müssen unser<br />
Alleinstellungsmerkmal Soziale Gerechtigkeit<br />
besser herausstellen.<br />
In meiner Funktion, als 2. Bevollmächtigte<br />
der IG Metall, bekomme<br />
ich hautnah mit, wie Arbeitgeber Menschen<br />
behandeln. In den Betrieben<br />
sind wir auf dem Weg zurück in die<br />
Rechtlosigkeit. Mitbestimmungsrechte,<br />
Tarifverträge und Interessenvertretungen<br />
werden zunehmend übergangen<br />
und missachtet. Menschen behandelt<br />
man immer häufi ger wie Holland-<br />
Tomaten: Gibt es viel, muss der Preis<br />
sinken, und was nicht mehr gebraucht<br />
wird, wird kostengünstig entsorgt. DIE<br />
LINKE muss noch stärker die Partei der<br />
Arbeit werden.<br />
Wir müssen die Partei werden, die<br />
für die große Mehrheit der abhängig<br />
Beschäftigten die »erste Adresse« ist.<br />
Wir müssen die Partei der sozialen Bewegungen<br />
und Hauptansprechpartner<br />
der Gewerkschaften werden – eine<br />
Partei wie keine andere.<br />
Menschen brauchen linke Perspektiven<br />
für die Zukunft – das motiviert,<br />
an einer Veränderung der Gesellschaft<br />
mitzuwirken.<br />
anny.heike@die-linke.de<br />
Parteivorstand DIE LINKE<br />
Kleine Alexanderstraße 28<br />
10178 Berlin<br />
DISPUT April 2008 026