forward ever â backward never«. - Die Linke
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Gebildet, aktiv und sozial kompetent<br />
Frauen in Nordrhein-Westfalen. Eine Mitgliederbefragung Von Claudia Gohde<br />
Mögen die Frauen DIE LINKE nicht? Warum<br />
sind unter den neuen Mitgliedern<br />
nur 25 Prozent Frauen? Und warum<br />
sind so viele Frauen unzufrieden in der<br />
Partei? Über 100 Genossinnen beteiligten<br />
sich Ende 2007 an einer Mitgliederbefragung<br />
im Landesverband Nordhein-<br />
Westfalen zur Situation der Frauen in<br />
der Partei. Auch wenn die Antworten<br />
nur teilrepräsentativ sind, geben sie<br />
doch einige wichtige Hinweise.<br />
<strong>Die</strong> befragten Frauen sind überdurchschnittlich<br />
gebildet, zwei Drittel<br />
haben (Fach-) Hochschulreife oder einen<br />
Hochschulabschluss, viele sind berufstätig.<br />
Ihre Familien oder Partner/innen<br />
stehen für sie im Mittelpunkt, danach<br />
kommen Beruf, Partei und Freizeit.<br />
Über ein Viertel ist Mitglied in einer Gewerkschaft,<br />
die Mehrheit ist über die<br />
Partei hinaus in Sport-, Sozial- oder Kulturvereinen,<br />
in Umweltgruppen, der Kirche<br />
oder anderen Vereinigungen aktiv.<br />
<strong>Die</strong> weiblichen Mitglieder sind also<br />
überaus aktiv; Parteiarbeit konkurriert<br />
mit Familie, Beruf, Freizeit und anderen<br />
politischen oder gesellschaftlichen<br />
Aufgaben.<br />
<strong>Die</strong> meiste Zeit der politischen Tätigkeit<br />
nutzen die Befragten für Gespräche<br />
mit Bekannten. An zweiter Stelle kommen<br />
die Sitzungen, die Gremienberatungen<br />
– dort betätigt sich die Hälfte<br />
häufi g oder gelegentlich. Parlaments-<br />
arbeit für die Partei betreiben rund 20<br />
Prozent der Frauen. Klassische Parteiaktivitäten<br />
wie Demos, Infostände, öffentliche<br />
Diskussionen und Veranstaltungen<br />
gehören für ca. 70 Prozent zum<br />
Repertoire der situationsabhängigen<br />
Aktivitäten.<br />
<strong>Die</strong> häufi ge Nennung von Gesprächen<br />
ist ein beachtenswerter Hinweis<br />
auf politische Betätigung. Da die Frauen<br />
einen so hohen Aktivitätskreis besitzen,<br />
werden sie viele verschiedene<br />
Kommunikationskontakte haben. Und<br />
kaum eine politische Aktivität ist so<br />
nachhaltig wie der persönliche Kontakt<br />
und das persönliche Gespräch. Unsere<br />
Partei, die sich im Westen erst schrittweise<br />
verankert und häufi g vorwiegend<br />
über die Medien wahrgenommen wird,<br />
kann durch persönliche Kontakte eine<br />
nachdrücklichere Wirkung entfalten.<br />
Über drei Viertel der Befragten fi nden,<br />
dass die Partei auf allen Ebenen<br />
wirkungsvoll ist. Mit Parlamentsarbeit,<br />
Gewerkschafts- und Initiativenarbeit,<br />
Medienpräsenz, kommunalpolitischem<br />
Engagement und außerparlamentarischer<br />
Opposition – in dieser<br />
Reihenfolge – könne die Partei etwas<br />
bewegen. <strong>Die</strong> gleich hohe Bewertung<br />
verschiedener Wirkungsmöglichkeiten<br />
der Partei bedeutet, dass ein breites<br />
Spektrum sinnvoller politischer Betätigung<br />
in der Partei gesehen wird.<br />
Wodurch kann DIE LINKE am meisten bewegen? (Angaben in Prozent)<br />
Sachkompetente Parlamentsarbeit<br />
Gewerkschaften und Bürgerinitiativen<br />
eher<br />
weniger<br />
weiß nicht<br />
ANALYSE<br />
konkret vor Ort<br />
Medienpräsenz<br />
Kommunalpolitik<br />
Außerparlamentarische Aktion<br />
0 20 40 60 80 100<br />
<strong>Die</strong> drei dringendsten Themen sind<br />
für die Befragten Armut, Bildung und<br />
Mindestlohn. Das entspricht allgemeinen<br />
Umfragen, nach denen das Thema<br />
Bildung häufi ger für Frauen als für<br />
Männer wahlentscheidend ist. <strong>Die</strong> befragten<br />
Frauen bestätigten dabei die<br />
Meinungsforschung darin, dass sie politisch<br />
anders angesprochen werden<br />
wollen als Männer: konkreter, bildhafter<br />
und weniger parolenhaft. <strong>Die</strong><br />
Befragten sollten verschiedene Aussagen<br />
nach Überzeugungskraft beurteilen.<br />
70 Prozent gaben da zum Beispiel<br />
der Forderung »Für saubere Autos und<br />
saubere Stromerzeugung. Für eine intakte<br />
Umwelt« den Vorzug gegenüber<br />
der Aussage »Wir fordern die Verringerung<br />
des CO 2 -Ausstoßes um 90 Prozent<br />
bis 2050.«<br />
Knapp 85 Prozent der befragten<br />
Frauen finden es wichtig oder sehr<br />
wichtig, dass Frauen eine größere Rolle<br />
in der Partei spielen sollen, und weitere<br />
zehn Prozent stimmen dem teilweise<br />
zu. <strong>Die</strong> Befragten sind nicht sehr zufrieden<br />
damit, wie Frauen in der LIN-<br />
KEN repräsentiert sind. Wichtig sind<br />
für sie – quer durch alle politischen<br />
Strömungen – Frauen in Führungspositionen<br />
der Partei. Während Petra Paus<br />
Durchsetzungsfähigkeit gewürdigt wird,<br />
imponiert Sahra Wagenknecht und wird<br />
für Katja Kipping eine größere Rolle gewünscht.<br />
<strong>Die</strong> Frauenquote halten 87 Prozent<br />
der befragten Frauen für wichtig. Der<br />
meistgenannte Grund für die Quote ist,<br />
dass Frauen in der Politik unterrepräsentiert<br />
sind und der Frauenanteil an<br />
der Mitgliedschaft zu gering ist. Weiterhin<br />
wird die Quote als Förderinstrument<br />
gesehen, Frauen für leitende Positionen<br />
in der Partei zu gewinnen und<br />
sie dazu zu bewegen. Interessant ist,<br />
dass der Mut machende und die Frauen<br />
aktivierende Aspekt mehr betont<br />
wird als die Quote als Mittel der Machterlangung.<br />
Gefragt nach Argumenten für die<br />
Mitgliedergewinnung, nennen die Befragten<br />
zu über 90 Prozent das Motiv,<br />
etwas verändern zu wollen oder zu können,<br />
und über 70 Prozent würden an die<br />
Verantwortung in der Gesellschaft appellieren.<br />
Über die Hälfte hält das Treffen<br />
von Gleichgesinnten für ein starkes<br />
Motiv. <strong>Die</strong>se Argumente haben einen<br />
DISPUT April 2008 022