forward ever â backward never«. - Die Linke
forward ever â backward never«. - Die Linke
forward ever â backward never«. - Die Linke
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Glückskekse für den Erfolg<br />
Bleibt ein Dauerthema: der 48-Stunden-Dauerwahlkampf<br />
Von Monika von der Lippe und Susann Schidlowski<br />
Heiße Wahlkämpfe in Hessen, Niedersachsen,<br />
Hamburg und in Bayern<br />
liegen hinter uns. Kein Grund, sich<br />
zurückzulehnen, denn die nächsten<br />
Wahlen stehen bereits vor der Tür: Ende<br />
Mai sind die Kommunalwahlen in<br />
Schleswig-Holstein, im Herbst Landtagswahlen<br />
in Bayern und Kommunalwahlen<br />
in Brandenburg. Das »Superwahljahr<br />
2009« mit den Bundestags-<br />
und Europawahlen sowie Landtagswahlen<br />
ist auch nicht mehr weit. <strong>Die</strong><br />
strategische Wahlkampfführung ist die<br />
Grundlage eines jeden Wahlkampfes,<br />
deshalb muss sie sorgsam erdacht<br />
werden. Ein nicht zu unterschätzendes<br />
Element ist der 48-Stunden-Dauerwahlkampf,<br />
den wir hier näher unter die Lupe<br />
nehmen.<br />
Was bedeutet eigentlich 48-Stunden-<br />
Dauerwahlkampf?<br />
Immer wieder zeigen Studien, dass<br />
Wahlen auf den letzten Metern gewonnen<br />
werden. Benjamin-Immanuel Hoff<br />
und Horst Kahrs verweisen in ihrem<br />
Wahlnachbericht und der ersten Analyse<br />
zu den Landtagswahlen am 27. Januar<br />
2008 in Niedersachsen und Hessen<br />
darauf, dass auch bei diesen Wahlen<br />
die letzten Tage vor der Wahl entscheidend<br />
waren – auch für DIE LINKE!<br />
Laut Forschungsgruppe Wahlen gaben<br />
43 Prozent der Befragten in Hessen<br />
und 41 Prozent in Niedersachsen gut eine<br />
Woche vor der Wahl an, nicht zu wissen,<br />
ob und wen sie am Wahlsonntag<br />
wählen werden. <strong>Die</strong>ses Wählerpotenzial<br />
gilt es unbedingt zu erschließen,<br />
denn entscheidende Stimmen werden<br />
in den letzten 48 Stunden vor der Wahl<br />
errungen.<br />
Wie macht DIE LINKE ihren Dauerwahlkampf?<br />
48 Stunden lang alle Kräfte mobilisieren,<br />
Infostände machen, Sportveranstaltungen<br />
besuchen, in Bahnhöfen<br />
und Bussen Material und Glückskekse<br />
verteilen, Kneipentouren veranstalten,<br />
sich vor Kinos nach den Spätvorstellungen<br />
einfi nden, Radiomoderatoren,<br />
Krankenschwestern und Polizisten in<br />
der Nachtschicht besuchen, einen Studentenweckdienst<br />
schalten und vieles<br />
mehr. Der Kreativität sind keine Grenzen<br />
gesetzt! Wichtig ist dabei, bis zur<br />
letzten Minute da zu sein und von mög-<br />
WAHLKAMPF<br />
lichst vielen Wählerinnen und Wählern<br />
wahrgenommen zu werden.<br />
Für den 48-Stunden-Wahlkampf sollten<br />
zehn Prozent des Wahlkampfbudgets<br />
zurückgehalten werden. Damit ist<br />
man gut gerüstet. <strong>Die</strong> Vorbereitungen<br />
für die letzten Stunden Wahlkampf<br />
sollten rechtzeitig begonnen werden.<br />
Besondere Highlights sollten auf jeden<br />
Fall langfristig geplant werden. Andere<br />
Aktionen erfordern wiederum nur eine<br />
kurzfristige Planung. <strong>Die</strong> Vielfalt der<br />
Ideen, die Planung von Aktionen und<br />
das Engagement aller Beteiligten in<br />
den letzten Wahlkämpfen kannten keine<br />
Grenzen.<br />
Ehrensache: Mit der Öffnung der<br />
Wahllokale um 8.00 Uhr am Sonntagmorgen<br />
ist der Wahlkampf defi nitiv vorbei.<br />
Dann heißt es: Alles übrig gebliebene<br />
Material einpacken, kurz ausruhen<br />
und abends auf gute Ergebnisse<br />
und gute Stimmung auf der Wahlparty<br />
hoffen. Und natürlich: selbst wählen<br />
gehen, nicht vergessen!<br />
Wie ist der 48-Stunden-Dauerwahlkampf<br />
entstanden?<br />
<strong>Die</strong> Initiative für den 48-Stunden-<br />
Dauerwahlkampf stammt von Lothar<br />
Bisky und seinem Team aus Frankfurt<br />
(Oder) und dem Kreisverband Oder/<br />
Spree.<br />
Stephan Wende, Kreisvorsitzender,<br />
erzählt: »Auslöser für den 48-Stunden-<br />
Dauerwahlkampf war die Einstellung<br />
der Berichterstattung durch die Medien<br />
bereits drei Tage vor der Wahl. So<br />
begannen wir einen Verdichtungswahlkampf.<br />
Nach dem Motto ›Wir meinen<br />
es ernst‹ klebten wir im Zentrum von<br />
Frankfurt (Oder) 5.000 Plakate. DIE LIN-<br />
KE war damit präsent.<br />
Der Hit des Dauerwahlkampfes waren<br />
50 bis 60 Privat-Pkws, die mit wehenden<br />
Fahnen der Partei einen Autokorso<br />
bildeten. Von Frankfurt (Oder)<br />
fuhr der Korso nach Beeskow, Schöneiche,<br />
Woltersdorf, Erkner, Fürstenwalde,<br />
Eisenhüttenstadt und in die anderen<br />
Kreise. Junge wie ältere Genossinnen<br />
und Genossen waren Tag und Nacht auf<br />
www.die-linke.de<br />
www.linksfraktion.de<br />
den Beinen, um die Menschen zu fragen:<br />
›Wissen Sie, dass Sonntag Wahlen<br />
sind, und wissen Sie schon, wen<br />
sie wählen wollen?‹. Mit Pfannkuchen<br />
und Lothar-Flyern haben wir Stimmen<br />
gewonnen. Das I-Tüpfelchen unseres<br />
48-Stunden-Dauerwahlkampfs war eine<br />
Projektion direkt auf den Marktplatz<br />
von Frankfurt (Oder) mit dem Slogan<br />
›Wählt Lothar‹.«<br />
Nach diesen Erfahrungen rief im<br />
Bundestagwahlkampf 2005 Bundeswahlkampfl<br />
eiter Bodo Ramelow dazu<br />
auf, Bisky und seinem Team nachzueifern.<br />
Aus diesen Anfängen ist inzwischen<br />
ein Standardelement im Wahlkampf<br />
geworden. Der 48-Stunden-<br />
Dauerwahlkampf wurde somit ein unverzichtbarer<br />
Teil des erfolgreichen<br />
Wahlkampfkonzeptes der LINKEN.<br />
Was sind die Ziele des 48-Stunden-<br />
Dauerwahlkampfes?<br />
– Bürgerinnen und Bürger erreichen,<br />
die sich noch nicht für eine Partei entschieden<br />
haben.<br />
– Nichtwählerinnen und Nichtwähler<br />
von der Programmatik der LINKEN überzeugen.<br />
– Wählerinnen und Wähler an den<br />
Wahlsonntag erinnern; viele vergessen<br />
das im Alltagsstress.<br />
– Bürgerinnen und Bürger, die nachts<br />
arbeiten, besuchen – das bringt der<br />
LINKEN Sympathie und Stimmen.<br />
– Wählerinnen und Wählern im Wettbewerb<br />
mit den anderen Parteien zeigen,<br />
dass DIE LINKE nicht so schnell<br />
aufgibt!<br />
Wie haben die drei Länder in den Winterwahlkämpfen<br />
2008 ihren 48-Stunden-Dauerwahlkampf<br />
gestaltet?<br />
Freibier, ein kleines Büffet und kulturelle<br />
Höhepunkte präsentierte DIE LIN-<br />
KE in Niedersachsen zur Wahlkampfabschlussfeier.<br />
»Es war teilweise brechend<br />
voll«, sagt Patrick Humke-Focks,<br />
Wahlkampfl eiter des Landesverbandes<br />
Niedersachsen.<br />
So fi eberten und feierten 150 bis<br />
200 Menschen in Göttingen dem Wahltag<br />
entgegen. Mit Videos und Fernsehübertragungen<br />
unterhielt DIE LINKE in<br />
Hannover mehr als 300 Gäste in den<br />
letzten Stunden des Wahlkampfes. Neben<br />
den Abschlusspartys mobilisierte<br />
Niedersachsen alle Kräfte für Verteilak-<br />
DISPUT April 2008 020