Bericht - RDB eV
Bericht - RDB eV
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Offizielles Organ<br />
des <strong>RDB</strong> e.V.<br />
Ring Deutscher<br />
Bergingenieure<br />
12<br />
Dezember<br />
2013<br />
64. Jahrgang<br />
berg<br />
bau<br />
Zeitschrift für<br />
Rohstoffgewinnung,<br />
Energie, Umwelt<br />
K 10978
Zum Schwibbogen<br />
Hans-Jürgen Schmidt, Sondershausen*<br />
Der älteste bekannte Schwibbogen<br />
datiert auf das Jahr 1740,<br />
steht in Johanngeorgenstadt und<br />
besteht aus Metall. Erst 2003<br />
wurde die Jahreszahl unter einer<br />
jüngeren Farbschicht entdeckt.<br />
Bis dahin war man davon ausgegangen,<br />
dass sich der Bogen mit<br />
der Aufschrift „1778“ und „J. C.<br />
Teller“ in seiner ursprünglichen<br />
Bemalung darstellte. Weitere<br />
frühe Schwibbögen stammen von<br />
1796 und um 1810. Als Schwibbogen<br />
bezeichnet man einen Lichterbogen<br />
aus dem Erzgebirge.<br />
Hier sind Schwibbögen ein fester<br />
Bestandteil der Erzgebirgischen<br />
Volkskunst. Der Name leitet<br />
sich von seiner Form, der eines<br />
Schwebe- oder Strebbogens, ab,<br />
die sich in ähnlicher Form in der<br />
Architektur wiederfinden.<br />
Die oft geäußerte Behauptung, die Form<br />
des Schwibbogens symbolisiere das Mundloch<br />
eines Stollens, ist nicht wahrscheinlich.<br />
Die Symbolisierung des Himmelsbogens ist<br />
daher weitaus bestimmender.<br />
Älteste Darstellung des Schwibbogens<br />
Bis weit ins 20. Jahrhundert wurden<br />
Schwibbögen meist aus Metall gefertigt.<br />
Heute ist Holz als Werkstoff am verbreitetsten.<br />
Die auf dem Bogen aufgesetzten<br />
Lichter waren Ausdruck der Sehnsucht der<br />
Bergleute nach Tageslicht, das sie vor allem<br />
in den Wintermonaten oft über Wochen<br />
nicht zu Gesicht bekamen. Zum Arbeitsbeginn<br />
am frühen Morgen war es noch dunkel,<br />
und nach dem Ende der Schicht am Abend<br />
war die Sonne bereits untergegangen.<br />
Schwibbögen aus Seiffen<br />
Die im Schwibbogen dargestellten Motive<br />
spiegeln den Alltag der Bergleute und<br />
ihrer Familien wider. Eines der bekanntesten<br />
Motive zeigt neben verschiedenen<br />
Symbolen 2 Bergleute, einen Schnitzer<br />
und eine Klöpplerin und verkörpert damit<br />
3 der Haupterwerbsquellen der erzgebirgischen<br />
Landbevölkerung des 18. und 19.<br />
Jahrhunderts. Weitere Varianten zeigen<br />
christliche Motive aus der Weihnachtsgeschichte<br />
oder den Wald und dessen Tiere.<br />
DDR-Briefmarken, die sich mit der<br />
Geschichte der Schwibbögen beschäftigten<br />
elektrisch beleuchteten Bögen seit Mitte<br />
des letzten Jahrhunderts in die Fenster<br />
vieler Häuser, auch weit außerhalb der Erzgebirgsregion,<br />
gestellt und finden als Großbögen<br />
auch im Außenbereich Verwendung.<br />
Schwibbogen mit der Jahreszahl von 1740<br />
*Hans-Jürgen Schmidt<br />
Albert Kuntz Straße 9<br />
99706 Sondershausen<br />
Tel.: 03632/758478<br />
E-Mail: hsuedfeld@aol.com<br />
Nachbildung des Schwibbogens der „Neu<br />
Leipziger Glück Fundgrube“ von 1796 vor<br />
dem Pferdegöpel in Johanngeorgenstadt<br />
Ein weiteres bekanntes Motiv ist die<br />
Kirche des für seine Volkskunst bekannten<br />
Erzgebirgsdorfes Seiffen. Die Darstellung<br />
des Sündenfalls und der Vertreibung<br />
Adams und Evas aus dem Garten Eden,<br />
welche sich durchweg auf den ältesten<br />
erhaltenen Schwibbogen des 18. Jahrhun<br />
derts wiederfindet, ist demgegenüber heute<br />
nicht mehr gebräuchlich.<br />
Vornehmlich zur Advents- und Weihnachtszeit<br />
werden die heute in der Regel<br />
Moderner Schwibbogen<br />
Der derzeit weltweit größte Außenschwibbogen<br />
ist 2009 in Gahlenz für den<br />
Dresdner Striezelmarkt geschaffen wurde.<br />
Mit dem beleuchteten Schwibbogen<br />
im Fenster war eine weitere Symbolik<br />
verbunden: das Licht des Schwibbogens<br />
sollte den Bergleuten den sicheren Weg<br />
zurück ins Heim weisen. Gegenwärtig<br />
gibt es auch moderne Darstellungen des<br />
Schwibbogens.<br />
Alle Bilder: Hans-Jürgen Schmidt<br />
Weitere Informationen<br />
Förderverein Pferdegöbel<br />
Johanngeorgenstadt e.V.<br />
Eibenstockerstraße 100<br />
08349 Johanngeorgenstadt.<br />
Tel.: 03773 883168<br />
Internet: www.pferdegoepel.de
erg<br />
Zeitschrift für<br />
Energie, Umweltbau<br />
berg 12<br />
Offizielles Organ<br />
des <strong>RDB</strong> e.V.<br />
Ring Deutscher<br />
Bergingenieure<br />
Dezember 2013 Rohstoffgewinnung,<br />
12 64. Jahrgang<br />
Zeitschrift für<br />
bau<br />
Rohstoffgewinnung,<br />
offgewinnung,<br />
Energie, Umwelt<br />
K 10978<br />
<br />
<br />
Titelbild: CFT Trockenentstauber Typ HTKS 1/600 für die Entstaubung einer untertägigen<br />
Steinsalz-Aufbereitungsanlage im Bergwerk Asse, Remlingen, Deutschland<br />
Inhaltsübersicht<br />
530 Weihnachtsgruß und Wünsche<br />
zum Neuen Jahr des Hauptvorstandes<br />
des <strong>RDB</strong> e.V. und des<br />
Redaktionsteams der Zeitschrift<br />
„bergbau“<br />
531 „Auf ein Wort“<br />
Prof. Dr.-Ing. Carsten Drebenstedt,<br />
1. Vorsitzender des <strong>RDB</strong> e.V.<br />
532 bergbau aktuell<br />
Auslandsbergbau<br />
533 Studienreise in den Südosten<br />
Australiens (Tasmanien) –<br />
Lagerstätten und Bergbau<br />
Dipl.-Ing. Sascha Noll,<br />
M.Sc. Anne Engler, Freiberg<br />
Rohstoffwirtschaft<br />
542 Deutsche Rohstoff AG – Wolfram<br />
Camp gibt Beginn der<br />
kommerziellen Produktion<br />
bekannt – Lagerstätte durch<br />
Explorationsarbeiten erweitert.<br />
10-Jahres-Abbauplan vorgelegt<br />
Tagebau<br />
543 Modellierung und Bewertung<br />
der Stabilität von Tagebaukippen<br />
mit künstlichen neuronalen<br />
Netzen (advangeo ® prediction<br />
software)<br />
Dr. Marco Roscher,<br />
Dipl.-Geol. Andreas Knobloch,<br />
Dipl.-Geol. Enrico Kallmeier,<br />
Dr. Andreas Barth,<br />
Prof. Dr. Carsten Drebenstedt,<br />
Freiberg,<br />
Dipl.-Ing. Beate Lucke,<br />
Senftenberg<br />
Gesetzgebung und Recht<br />
547 Zulassung bergbaulicher Vorhaben<br />
unter Berücksichtigung<br />
der Bewirtschaftungsziele der<br />
Wasserrahmenrichtlinie<br />
Regierungsrätin Karina Pulz,<br />
Cottbus<br />
Von Steiger zu Steiger<br />
551 Einsatz von Ringankern an Bandanlagen<br />
im Tagebau Garzweiler<br />
Phillipp Schollmeyer, Grevenbroich<br />
Erweiterte Vorstandssitzung<br />
553 Erweiterte Vorstandssitzung 2013<br />
Aus- und Fortbildung<br />
555 Ausbildung von Aufsichten für<br />
den Steinkohlenbergbau an der<br />
Ruhr endet nach 199 Jahren<br />
Dr. Ing. Erich Schulte, Münster,<br />
Dipl.-Ing. Gerhard Weitzel, Dortmund<br />
557 Technische Fachhochschule<br />
Georg Agricola für Rohstoff,<br />
Energie und Umwelt zu Bochum<br />
Diplomarbeiten in der Studienrichtung<br />
„Steine und Erden“<br />
vom 01.08.2013 bis 31.10.2013<br />
557 <strong>RDB</strong>-Förderpreis 2014<br />
558 Veranstaltungen<br />
<strong>RDB</strong>-Ausschuss für Renten und<br />
Pensionen<br />
559 Der <strong>RDB</strong>-Ausschuss für Renten<br />
und Pensionen informiert –<br />
Rentenanpassung zum<br />
01.07.2013 nach der Rentenwertbestimmungsverordnung<br />
2013 = RWBestV 2013<br />
<strong>RDB</strong>-Betriebserfahrungsaustausch<br />
561 Studentische Exkursion des<br />
BV Bergakademie Freiberg zum<br />
BV Lausitzer Braunkohle<br />
563 Betriebserfahrungsaustausch<br />
des BV Buer mit dem<br />
BV Neuhof<br />
<strong>RDB</strong>-Reisebericht<br />
565 Sommerreise des BV Oberhausen<br />
nach Bregenz am Bodensee<br />
<strong>RDB</strong> e.V.<br />
569 <strong>RDB</strong>-Mitteilungen<br />
570 <strong>RDB</strong>-Veranstaltungen<br />
570 Journal<br />
571 <strong>RDB</strong>-Mitteilungen<br />
576 <strong>RDB</strong>-Info/Impressum<br />
Buchbesprechungen<br />
546 Zeche Emscher-Lippe<br />
550 Kohle, Koks und Öl<br />
560 Urlaub & Pflege –<br />
Reisekatalog für 2014<br />
Vorschau 01/2014<br />
● Die Entwicklung des Auslandsbergbaus<br />
am Beispiel von FAB-Strategien<br />
● Wolfram Camp – einzige deutsche<br />
Wolframmine weltweit<br />
● Aufbau eines komplexen 3D-Lagerstättenmodells<br />
einer Braunkohlenlagerstätte<br />
unter Nutzung geostatischer<br />
Simulationsverfahren –<br />
Von den Rohdaten zum Modell<br />
bergbau 12/2013 529
Zu Weihnachten wünschen wir allen unseren Leserinnen<br />
und Lesern mit ihren Familien eine Zeit der Freude und<br />
Zufriedenheit, und für das Neue Jahr Gesundheit, Glück<br />
und Erfolg.<br />
Der Hauptvorstand des <strong>RDB</strong> e.V. und das<br />
Redaktionsteam der Zeitschrift „bergbau“<br />
Adventskranz mit Grubenlampen im Deutschen Bergbau-Museum Bochum<br />
Foto: DBM
„Auf ein Wort“<br />
Liebe <strong>RDB</strong>-Kameradinnen und -kameraden,<br />
liebe Freunde des <strong>RDB</strong> e.V.<br />
Freut Euch, ein Bergwerk ist entstanden.<br />
Am 08.11.2013 erfolgte ca. drei Jahre nach dem Rampenschlag<br />
(28.10.2010) die offizielle Betriebsaufnahme<br />
im Fluß- und Schwerspatbergwerk Niederschlag nebst<br />
untertägiger Aufbereitungs- und Sortieranlage und der Flotationsanlage<br />
am Standort der Nickelhütte Aue im sächsischen<br />
Erzgebirge.<br />
Somit hat nach 40 Jahren in Deutschland wieder ein<br />
neues Bergwerk seine Produktion aufgenommen. Dies<br />
ist eine direkte Antwort auf die Verknappung an den Flußspatmärkten,<br />
die mit dem Wirtschaftsboom in China und<br />
anderen bevölkerungsreichen Schwellenländern vor ca. 10<br />
Jahren begann.<br />
China fördert über 50% des Flußspates weltweit, benötigt<br />
aber zunehmend die Mengen auf dem heimischen Markt.<br />
Die sichere und preiswerte Versorgung der in Deutschland<br />
stark entwickelten Fluorchemie mit tausenden von Arbeitsplätzen<br />
in der Wertschöpfungskette stand auf der Kippe.<br />
Eine Antwort ist die Besinnung auf die Nutzung heimischer<br />
Rohstoffe. Sie sind kalkulierbar: Es ist klar, zu welchem<br />
Zeitpunkt, welche Menge, in welcher Qualität und zu<br />
welchem Preis geliefert werden kann.<br />
Bereits 2004 wurde aus diesem Grund die Phönix Fluß- &<br />
Schwerspat-Bergwerk GmbH im Schobsetal bei Gehren im<br />
Thüringer Wald als Unternehmen der Fluorchemie Gruppe<br />
mit dem Ziel der Rückintegration dieses führenden Chemieunternehmens<br />
in die eigene Rohstoffbasis gegründet.<br />
Zum Abbau wurde die Lagerstätte Floßberggang zwischen<br />
Ilmenau und Möhrenbach erschlossen.<br />
Nun sind die Grube in Niederschlag und die Flotationsanlage<br />
in Aue betriebsbereit und können bis zu 650 t<br />
Rohspat/Tag fördern und verarbeiten. Dies sind ca. 30%<br />
des heimischen Bedarfs! Auf dieser Rohstoffbasis entfaltet<br />
sich über die Flusssäure die breite Krone des Anwendungsbaumes<br />
in die Kunststoff-, Glas-, Keramik-, Metall-,<br />
Elektro- und Erdölindustrie. Bekannte Produkte reichen<br />
von Kältemittel bis Zahnpasta.<br />
Die Erzvorräte in Niederschlag betragen 3,3 Mio. t und<br />
erstrecken sich bis in eine Tiefe von 850 m, auf tschechischer<br />
Seite setzt sich der Gang fort. Der Erzgang hat eine<br />
Breite bis 3,5 m und wurde mit einer Rampe von der Tagesoberfläche<br />
aus erschlossen.<br />
Es ist aber nicht nur ein Bergwerk entstanden, sondern<br />
auch modernste, umweltschonende und effektive Technik<br />
eingesetzt worden. Zu nennen ist die untertägige Mahl- und<br />
Sortieranlage, letztere mittels Röntgenstrahlung. So verbleibt<br />
ein großer Teil des nicht mineralführenden Gangmaterials<br />
unter Tage, und an die Oberfläche wird nur das Konzentrat<br />
transportiert. Die Rückstände der Flotation in Aue<br />
werden im Rücktransport wieder nach untertage zum Versatz<br />
verbracht. Neben Fluß- und Schwerspat werden auch<br />
Buntmetalle wie Kupfer, Blei und Zink im Gang angetroffen<br />
und verarbeitet. Details zu Geologie und Technik werden<br />
Gegenstand eines gesonderten Fachbeitrages in unserer<br />
„bergbau“ sein.<br />
Angemerkt werden soll aber noch, dass das in Deutschland<br />
über fast eine Generation verloren gegangene Wissen<br />
in der Aufbereitung spürbar geworden ist. Dies ist ein<br />
deutliches Signal, wie schnell sich Kompetenzen in andere<br />
Regionen der Welt verlagern können, wenn es im Inland<br />
aufgegeben wird. Mit dem Projekt entsteht so auch wieder<br />
Anwenderwissen in der Flotation und anderen Gewerken.<br />
Das neue Bergwerk bringt ca. 40 Menschen und ihren<br />
Familien nun Lohn und Brot, den Kommunen Steuereinnahmen.<br />
Von den 25 Mio. € Investitionen haben auch lokale<br />
Firmen profitiert und diese werden auch während des<br />
Betriebes mit weiteren Aufträgen rechnen können.<br />
Das Genehmigungsverfahren lief überraschend „geräuschlos“<br />
und schnell. Binnen 9 Monaten wurde der Antrag<br />
auf Gewinnung durch das Sächsische Oberbergamt in Freiberg<br />
bewilligt. Die Bürgerbeteiligung brachte eine nicht erwartete,<br />
überwiegend positive Resonanz auf das Vorhaben.<br />
Das Fazit: Es wurde alles richtig gemacht. Investor, Banken,<br />
Bürger, Behörden, Planer, Berg- und andere Fachleute<br />
stehen hinter dem Projekt. Allen Beteiligten gilt unser<br />
herzlicher Dank. Das Unternehmen, die Region und<br />
Deutschland profitieren. Ja, neue, innovative Bergwerke<br />
sind in Deutschland nötig und möglich.<br />
Mit diesen guten Nachrichten wünsche ich Ihnen allen<br />
ein fröhliches und besinnliches Weihnachtsfest sowie einen<br />
guten Rutsch ins neue Jahr. Möge es voll Gesundheit<br />
und Bergmannsglück sein.<br />
Glückauf!<br />
bergbau 12/2013 531
erg<br />
aktuell<br />
bau<br />
Größte Exportländer sind die USA, gefolgt von Russland und<br />
China. Vor allem Lateinamerika entwickelt sich zu einem immer<br />
interessanteren Absatzgebiet. Der Anteil an den Gesamtexporten<br />
lag 2012 noch bei 7%. In diesem Jahr werden es etwa 9% werden.“<br />
Internet: www.vdma.org<br />
Deutsche Bergbaumaschinenindustrie hat Beweise<br />
für Industriespionage<br />
Die deutsche Bergbaumaschinenindustrie wird ausspioniert. Entsprechende<br />
Beweise, so der Vorsitzende der im Verband Deutscher<br />
Maschinen- und Anlagenbau organisierten Bergbaumaschinenhersteller,<br />
Dr. Paul Rheinländer, liegen vor. Die Möglichkeiten, gegen die<br />
technisch hochgerüsteten Methoden von Geheimdiensten vorzugehen,<br />
seien sehr begrenzt. Die Firmen hätten kaum Abwehrchancen.<br />
Wie Rheinländer während der Jahrespressekonferenz der deutschen<br />
Bergbaumaschinenhersteller auf der Zeche Zollverein in<br />
Essen weiter sagte, ist das Geschäft mit dem Datendiebstahl nach<br />
Informationen des VDMA nicht nur für Geheimdienste, sondern<br />
auch die Mafia lukrativ geworden. Manche Clans verdienten mit<br />
gestohlenem Firmen-Know-how und Produktpiraterie mehr, als mit<br />
Prostitution und Drogenhandel. Allerdings hätten die fast durchweg<br />
mittelständisch strukturierten Bergbaumaschinenhersteller<br />
gegenüber Konzernen und anderen Großunternehmen einen Vorteil.<br />
Beim Mittelstand sei viel Knowhow nicht in den Computern,<br />
sondern in den Köpfen der Mitarbeiter gespeichert. Rheinländer:<br />
„Das hilft etwas, dieser Herausforderung zu begegnen.“<br />
Nach einer enormen Erfolgsserie, in der die Bergbaumaschinenhersteller<br />
ihre Umsätze innerhalb von 10 Jahren auf 6, 2 Mrd. € verdreifachten,<br />
wird 2013 mit einer 1 bis 2%igen Erhöhung auf dann etwa<br />
6,3 Mrd. € gerechnet. Für 2014 gehen die Unternehmen wegen<br />
fallender Rohstoffpreise und allgemeiner Marktverunsicherung von<br />
Einbußen im zweistelligen Prozentbereich aus. Die Rohstoffproduzenten,<br />
so Rheinländer, befänden sich wohl am Scheitelpunkt eines<br />
Zyklus. Es habe immer ein Auf und Ab auf den Märkten gegeben.<br />
Schon 2015 könnten die Verkaufszahlen wieder anziehen. Mittelund<br />
langfristig werde die Rohstoffnachfrage weiter, wahrscheinlich<br />
nicht unerheblich, steigen. „Unsere Maschinen“, so Rheinländer,<br />
„tragen signifikant dazu bei, diese Nachfrage zu befriedigen.“<br />
Die deutschen Hersteller profitieren vor allem von dem durch fallende<br />
Rohstoffpreise weiter gestiegenen Kostenbewusstsein ihrer<br />
Abnehmer. Dabei geraten die life cycle costs und damit die Kosten,<br />
die eine Maschine einschließlich ihres Kaufpreises während ihrer<br />
gesamten Lebensdauer verursacht, immer mehr in den Blickpunkt.<br />
Was Qualität und damit auch die life cycle costs anbelange, so Rheinländer,<br />
„sind wir in vielen Bereichen führend.“ Hinzu kommt, dass die<br />
wegen fallender Rohstoffpreise vielfach unter Druck stehenden großen<br />
Bergbaukonzerne vermehrt dazu übergehen, keine Paketverträge<br />
mehr abzuschließen, sondern ihre Einkäufe zu splitten. „Für uns“,<br />
so Rheinländer weiter, „bedeutet das zusätzliche Aufträge“.<br />
Auf dem Heimatmarkt Deutschland wird für 2013 mit einem Umsatzrückgang<br />
von etwa 4% auf 430 Mio. € gerechnet. Die weitere<br />
Entwicklung, so Rheinländer, hänge von der Durchführung der<br />
Energiewende ab. Weil Kraftwerke nur noch gedrosselt liefen, sei<br />
der Bedarf an Kohle nicht unerheblich gesunken. Hinzu komme<br />
Importkohle aus den USA, die den Markt zusätzlich belaste. Darauf,<br />
dass die RAG AG bis zur Schließung ihrer Steinkohlenbergwerke<br />
im Jahr 2018 ihre Investitionen auf Null herunterfahre, so<br />
Rheinländer weiter, könnten sich die betroffenen Unternehmen<br />
einstellen. Er geht davon aus, dass das dadurch zu erwartende<br />
Minus auf den Weltmärkten wieder wettgemacht werden kann.<br />
Der Auslandsumsatz wird sich im laufenden Jahr um knapp 2%<br />
auf 5,8 Mrd. € erhöhen. Wegen fallender Rohstoffpreise und der<br />
allgemeinen Unsicherheit auf vielen Märkten wird für 2014 mit<br />
einem Minus im zweistelligen Prozentbereich gerechnet.<br />
Klimakiller (Kohlendioxid) wird Hoffnungsträger<br />
Unter diesem Titel erschien im Magazin „Zeit Wissen“ Heft<br />
5/2013 von Susanne Donner ein interessanter Artikel über den<br />
kurz berichtet wird.<br />
Kohlendioxid (CO 2 ) besteht aus ca. 27 Gew% Kohlenstoff und<br />
ca. 73% Sauerstoff. Die CO 2 -Emissionen wachsen weiter an. Im<br />
Jahr 2012 wurden weltweit 35,6 Mrd. t emittiert, in Deutschland<br />
814 Mio. t. Der deutsche CO 2 -Anfall kommt zu 44,3% aus der<br />
Energiewirtschaft (361 Mio. t). Aus der Kalk- und Zementindustrie<br />
kommen 19,4 Mio. t (2,4%). Aus der chemischen Industrie 16,6<br />
Mio. t (2,0%). Aus der Metallproduktion 16,3 Mio. t (2,0%). Die<br />
Natur, Bäume und Sträucher verwandeln CO 2 -Gas in lebendiges<br />
Grün. Allein Europas Wälder binden jährlich 1,4 Mio. t Kohlendioxid.<br />
Es liegt nahe, dass sich Forscher der chemischen Industrie<br />
bemühen, aus CO 2 etwas Sinnvolles herzustellen. Das Bundesforschungsministerium<br />
fördert CO 2 -Recycling in vielen Projekten<br />
mit 100 Mio. € bis 2015.<br />
CO 2 ist energiearm und chemisch reaktionsträge, man braucht<br />
Katalysatoren um chemische Reaktionen anzuregen: Die Fa. Bayer<br />
fand nach jahrzehntelangen Forschungsarbeiten 2010 einen solchen<br />
Reaktionsbeschleuniger, der es ermöglichte, aus CO 2 und<br />
anderen Stoffen Polyurethan herzustellen. Zunächst wird aus CO 2<br />
und einem Epoxid Polyol hergestellt. Dies ist ein langkettiges Alkoholmolekül.<br />
Wenn man dieses mit Isocyanat reagieren lässt, erhält<br />
man den verbreiteten Kunststoff Polyurethan, der oft für Schaumstoffe<br />
verwendet wird. Bisher wurde Polyurethan aus Erdöl hergestellt.<br />
Weltweit werden 13 Mio. t Polyurethan produziert. Seit Februar<br />
2011 stellt Bayer nun Polyurethan her, das zu einem Fünftel<br />
aus CO 2 besteht. Bei der Fa. Bayer in Leverkusen wird eine große<br />
Fabrik gebaut, in der ab 2015 Polyurethan auf Basis CO 2 hergestellt<br />
wird. Das verwendete CO 2 stammt aus Kraftwerken der RWE.<br />
Unabhängig von der Fa. Bayer testet die Fa. RWE selbst seit<br />
dem Frühjahr 2013 im Kraftwerk Niederaußem ein Verfahren zum<br />
CO 2 -Recycling: Kohlendioxid aus dem Braunkohlekraftwerk reagiert<br />
dort mit Wasserstoff (H) zu synthetischem Erdgas. Dieser<br />
Brennstoff kann Häuser beheizen oder Autos antreiben.<br />
Der hierbei benötigte Wasserstoff wird per Elektrolyse mit überschüssigem<br />
Strom aus Photovoltaik- und Windanlagen aus Wasser<br />
hergestellt. Das Verfahren heißt „Power-to-Gas“.<br />
Synthetisches Erdgas wird seit Juli auch im niedersächsischen<br />
Wehrle von der Stuttgarter Fa. „Start-up Etogas“ hergestellt. Diese<br />
Fa. gehört dem Autokonzern Audi. Vom Herbst an will man jährlich<br />
1000 t Erdgas ins Gasnetz einspeisen, soviel wie 1500 Erdgasfahrzeuge<br />
im Schnitt verbrauchen. Man braucht hierfür 2800 t CO 2 ,<br />
soviel wie ein Wald mit 220000 Buchen jährlich aufnimmt.<br />
Immer mehr Windmühlen und Photovoltaikanlagen müssen<br />
abgeschaltet werden wegen Überlastung der Stromnetze. Bevor<br />
dieser Strom gar nicht genutzt wird, sollte wenigstens Gas<br />
daraus gemacht werden. Die Umwandlung von Strom zu Gas<br />
verbraucht Energie, aber es bleiben mindestens 60% über, viel<br />
besser als nichts.<br />
Im selben Heft des „Zeitmagazins“ kritisiert Felix Chr. Matthes<br />
vom Öko-Institut Berlin die Umwandlung von CO 2 zu Kraftstoffen.<br />
Letztlich würden die aus CO 2 gewonnen Kraftstoffe wieder<br />
verbrannt und dabei würde wieder CO 2 emittiert. Hierbei sei nur<br />
die Einsparung von Erdöl positiv zu beurteilen. Wenn dagegen<br />
CO 2 chemisch in langlebige Produkte (Kunststoffe, Polymethan)<br />
verarbeitet würde, sei das sinnvoll.<br />
Dr. Bruno Heide<br />
532 bergbau 12/2013
Auslandsbergbau<br />
Studienreise in den Südosten Australiens<br />
(Tasmanien) – Lagerstätten und Bergbau<br />
Dipl.-Ing. Sascha Noll, M.Sc. Anne Engler, Freiberg*<br />
Dieser <strong>Bericht</strong> beschreibt den in<br />
Heft 11 angekündigten 2. Teil der<br />
Studienreise in den Südosten<br />
Australiens (Bild 1). Im Verlauf der<br />
Reise wurde neben New South<br />
Wales auch die Bergbauregionen<br />
im Norden und Westen Tasmaniens<br />
besucht. Dieser <strong>Bericht</strong> bezieht<br />
sich auf die vornehmlich von<br />
Erzbergbau geprägten nördlichen<br />
und westlichen Gebiete Tasmaniens<br />
(Bild 1). Im Nordwesten<br />
Tasmaniens konnte das Museum<br />
des im Juni 2012 stillgelegten<br />
Goldbergwerks von Beaconsfield<br />
besichtigt werden. An der Westküste<br />
der Insel wurden aktive Werke<br />
befahren, zu denen ein Goldtiefbau<br />
und eine untertägige polymetallische<br />
Erzgrube ebenso wie<br />
ein Eisenerztagebau zählen. Eine<br />
besondere Befahrung stellte der<br />
Besuch einer kleinen untertägigen<br />
Grube in der Nähe von Zeehan<br />
dar, in der das Mineral Krokoit<br />
abgebaut wird.<br />
Tasmanien<br />
Die Geschichte Tasmaniens ist eng mit<br />
der Rohstoffvielfalt der Insel im Süden des<br />
australischen Festlandes verknüpft. Im<br />
Zuge der Erkundung weiterer Siedlungsräume<br />
im Jahr 1804 stieß man im Norden<br />
Tasmaniens auf Eisen- und Kupfererze,<br />
deren Gewinnung aufgrund unklarer<br />
*Dipl.-Ing. Sascha Noll<br />
Technische Universität Bergakademie Freiberg<br />
Institut für Bergbau und Spezialtiefbau<br />
09596 Freiberg/Sachsen<br />
Fuchsmühlenweg 9<br />
Tel.: 03731/39-3523<br />
Fax: 03731/39-2087<br />
E-Mail: sascha.noll@mabb.tu-freiberg.de<br />
Internet: www.tu-freiberg.de<br />
Mitglied im <strong>RDB</strong> e.V.<br />
M.Sc. Anne Engler<br />
Technische Universität Bergakademie Freiberg<br />
Institut für Mineralogie<br />
09596 Freiberg/Sachsen<br />
Brennhausgasse 5<br />
Tel.: 03731/39-4393<br />
Fax: 03731/39-2610<br />
E-Mail: anne.engler@mineral.tu-freiberg.de<br />
Internet: www.tu-freiberg.de<br />
1 Reiserouten; A = Beaconsfield Goldmine Museum, B = Westküste Tasmaniens,<br />
C = Henty Goldmine, D = Rosebery (polymetallisches Erz), E = Adelaide Mine (Krokoit),<br />
F = Savage River Eisenerztagebau Grafik: bearbeitet nach Google Maps 2013<br />
Schürfbefugnisse und fehlender staatlicher<br />
Unterstützung scheiterte. Ebenso<br />
blieben Anstrengungen, einen Hafen zu<br />
errichten, erfolglos, sodass kein Anschluss<br />
an den Absatzmarkt zu Stande kam. Auch<br />
Explorationsbemühungen im Süden der<br />
Insel fanden zunächst keine Unterstützung.<br />
Um einen ähnlichen politischen Umsturz<br />
wie nach dem großen Goldgeschrei<br />
in Victoria zu vermeiden, wurden die ersten<br />
Zinn- und Goldfunde auf Tasmanien<br />
kaum von der Regierung subventioniert.<br />
Staatliche Investitionen für die Besiedlung<br />
und zum Ausbau einer Infrastruktur<br />
blieben zwar vorläufig aus, was aber die<br />
ersten europäisch stämmigen Siedler und<br />
Abenteurer nicht abschreckte. In Roberts<br />
(2007) heißt es: „But prospectors were not<br />
deterred and these hardy men searched<br />
far and wide for their Eldorados!“ („Aber<br />
die Goldsucher ließen sich nicht abschrecken<br />
und diese harten Männer suchten<br />
weit und breit nach ihren Eldorados“). Mit<br />
den ersten bedeutenden Goldfunden bei<br />
Beaconsfield (Bild 1) wurde das staatliche<br />
Interesse größer, was sich in getätigten<br />
Investitionen und eingesetzten Kontrollorganen<br />
äußerte. Dennoch wurde innerhalb<br />
2 Zeehan School of Mines, heute West Coast Pioneers Museum (li.); Freiberger Gneis in<br />
der Sammlung der ehemaligen Zeehan School of Mines zur studentischen Ausbildung (re.)<br />
Fotos: Noll 2012<br />
bergbau 12/2013 533
Auslandsbergbau<br />
der Regierung kein völliger<br />
Wandel im Denken vollzogen.<br />
Die Unterstützung basierte vielmehr<br />
auf dem Einsatz von Individuen.<br />
Im Rohstoffgeschäft<br />
zur damaligen Zeit waren Auseinandersetzungen<br />
und Korruption<br />
an der Tagesordnung<br />
(Roberts 2007).<br />
Mit der Entdeckung weiterer<br />
Lagerstätten wie Hercules, Rosebery,<br />
Henty, Mount Lyell etc.<br />
ging die schnelle und einfache<br />
Gewinnung der Erze an der<br />
Oberfläche einher. Mit dem Vordringen<br />
in größere Teufen stand<br />
man vor gewaltigeren bergtechnischen<br />
Herausforderungen<br />
und benötigte ein umfassenderes<br />
Verständnis der Geologie.<br />
Um diesen angemessen<br />
zu begegnen, entstanden über<br />
die gesamte Insel verschiedene kleine Organisationen,<br />
die mit Hilfe von Forschung<br />
und Lehre den Abbau voranbringen wollten.<br />
Dazu zählten neben Bergbauclubs<br />
auch kleinere Institute. Vor allem in der<br />
Nähe zu bedeutenden Lagerstätten konnten<br />
sich Universitäten entwickeln. Eine der<br />
einflussreichsten war die Zeehan School<br />
of Mines (Bild 2), gegründet 1891, nachdem<br />
im Jahre 1882 Bleierz- und Silbererzfunde<br />
in der Region um Zeehan gemacht<br />
worden waren. Die Symbiose aus Anwendung<br />
und Lehre wurde vor allem von<br />
den Brüdern R. F. Waller und G. A. Waller<br />
mitgestaltet. Ersterer war amtlich zugelassener<br />
Markscheider und letzterer prägte<br />
als Absolvent der Technischen Universität<br />
Bergakademie Freiberg die Lehre der Naturwissenschaften<br />
nachhaltig mit, wie unter<br />
anderem die Auslage von Handstücken<br />
der geologischen Übungssammlung der<br />
Zeehan School of Mines im heutigen Museum<br />
in Zeehan belegt. Der Unterricht fand<br />
sowohl tagsüber also auch nachts statt, um<br />
den Arbeitern unabhängig vom Schichtsystem<br />
eine Fortbildung zu ermöglichen. Die<br />
Regierung kümmerte sich ebenso wie die<br />
ansässige Industrie um die Ausstattung der<br />
Institute und Bezahlung der Lehrkräfte.<br />
Ab 1904 unterstützte die Regierung<br />
zwar noch den Bergbau, jedoch nicht die<br />
universitäre Ausbildung im Bergbau. Zusätzliche<br />
Rivalitäten zwischen den einzelnen<br />
Lehreinrichtungen Tasmaniens<br />
führten 1921 zur Schließung der Zeehan<br />
School of Mines.<br />
3 Geologisches Profil Beaconsfield; Lithologische und Strukturelle<br />
Darstellung; mit a) Cabbage Tree Thrust und b) Cobblestone<br />
Creek Thrust Grafik: bearbeitet nach Hills 1998<br />
Beaconsfield<br />
(Tasmaniens Norden)<br />
Beaconsfield liegt nahe der Mündung<br />
des Tamar River im Norden Tasmaniens,<br />
ca. 40 km nördlich der Stadt Launceston.<br />
Dort wurde das Beaconsfield Mine Heritage<br />
Center besucht, das die Geschichte<br />
der Stadt und des Bergbaus darstellt. Es<br />
befindet sich in ehemaligen übertägigen<br />
Gebäuden der Beaconsfield Mine.<br />
Erstmals wurde im Jahr 1847 bei Beaconsfield<br />
Gold gefunden. Doch das Berggeschrei<br />
begann nach der Entdeckung<br />
eines gewinnbringenden Goldfundes<br />
durch die Brüder William und David Dally<br />
1877 am östlichen Hang des Cabbage<br />
Tree Hill. Diese Lokalität wurde später als<br />
das Tasmania Reef bekannt. Die dortige<br />
Goldproduktion syndeformativer, primärer<br />
Quarzganglagerstätten beläuft sich auf<br />
25 t (Solomon 2000). Die zunächst in der<br />
Umgebung der Goldlagerstätte entstandene<br />
Stadt wurde „Brandy Creek“, nach<br />
der Farbe des Baches benannt, in dem<br />
die ersten alluvialen Goldfunde gemacht<br />
wurden. 1879 wurde der Name zu Ehren<br />
des damaligen englischen Premierministers<br />
in Beaconsfield umbenannt. Nach der<br />
Verschmelzung der Tasmanian Gold Mining<br />
und der Quartz Crushing Company<br />
wurde der Abbau mit Hilfe von 2 Schächten<br />
betrieben, dem Grubb Shaft und den<br />
Hart Shaft. (Beaconsfield Heritage Center<br />
2013)<br />
Geologie<br />
Bild 3 enthält die schematische Darstellung<br />
der Lagerstätte, die im Südwesten<br />
von der Cabbage Tree Störung und<br />
der parallel dazu einfallenden Cobblestone<br />
Creek Störung im NE begleitet wird.<br />
Der Bereich zwischen den mit der Zahl<br />
3 gekennzeichneten schwarzen Linien<br />
stellt den mesothermalen, synorogenen<br />
Au-Quarz-Gang dar, welcher als Konglomerat<br />
ausgebildet ist. Daneben können<br />
Ankerit, Pyrit, Arsenopyrit, in geringerem<br />
Umfang Chalkopyrit, Sphalerit sowie Galenit<br />
vorkommen. Die Goldreserven beliefen<br />
sich auf ca. 62 t Au mit Gehalten von<br />
durchschnittlich 18 g/t Au in<br />
dieser mesothermalen Zone.<br />
Die Flowery Gully Formation<br />
(2) besteht aus Kalkstein<br />
und Schiefern und ähnelt der<br />
Blyth´s Creek Formation (4),<br />
die neben Kalkstein auch Siliziklastika<br />
enthält. Die Cabbage<br />
Tree Formation (3) zeichnet<br />
sich sedimentologisch durch<br />
sogenannte fining-up-Zyklen<br />
aus, die eine Korngrößenabnahme<br />
vom Liegenden zum<br />
Hangenden beschreiben. Auf<br />
basale Konglomerate folgen<br />
Sandstein, Tonstein und Kalkstein.<br />
Die Dally´s Formation (5)<br />
beinhaltet vor allem Tonstein.<br />
Diverse Gabbro-, Diorit- und<br />
Diabasgänge durchziehen die<br />
Lagerstätte.<br />
An der Erdoberfläche konnte<br />
goldführendes Quarzgestein mit einem<br />
Gehalt von 20 bis 23 g/t gewonnen werden.<br />
Der Goldgehalt reduzierte sich mit<br />
zunehmender Teufe. Von dem Fund des<br />
ersten Goldes bis zum Jahr 1914 wurden<br />
850000 oz Gold gefördert, bis Juni 2012<br />
kamen noch weitere 1150000 oz hinzu.<br />
Bergbau<br />
Die beiden Schächte von Beaconsfield<br />
dienten zum einen der Material-, Förderund<br />
Seilfahrt und der zweite vor allem als<br />
Frischwetterschacht. Das goldhaltige Gestein<br />
wurde mittels Bohren und Sprengen<br />
aus dem Gebirgsverband gelöst, mit Ladern<br />
und Muldenkippern zu einem Brecher<br />
transportiert und im Schacht nach über<br />
Tage gefördert. Gesprengt wurde zweimal<br />
pro Schicht; in der Mittagspause und<br />
zum Schichtwechsel. Dabei kamen die<br />
Arbeiter jeweils vor den Sprengungen in<br />
gesicherten Sammelräumen zusammen.<br />
Über eine Bandanlage wurde es der Aufbereitung<br />
zugeführt, die nach mehreren<br />
Zerkleinerungsschritten auf biochemische<br />
Weise durchgeführt wurde. In der Grube<br />
herrschte bei einer Temperatur von 30°C<br />
eine relative Luftfeuchte von 50% vor.<br />
Am 25.04.2006 ereignete sich in dem<br />
Bergwerk von Beaconsfield ein Gebirgsschlag.<br />
Zur Zeit dieses Ereignisses befanden<br />
sich 17 Bergleute unter Tage, die sich<br />
selbst sofort in Sicherheit bringen konnten.<br />
Am 30.04. wurden 2 weitere Bergleute lebend<br />
unter Tage entdeckt, die in einer beispiellosen<br />
Rettungsaktion in den frühen<br />
Morgenstunden des 09.05. geborgen und<br />
nach über Tage gebracht werden konnten.<br />
Nach einem über 100 Jahre bestehenden<br />
Bergbau, wurde die Goldgewinnung<br />
in Beaconsfield unrentabel. Die Produktionskosten<br />
überstiegen den Goldpreis um<br />
das Doppelte, zusätzlich wäre eine Erneuerung<br />
des Schachtgerüstes nötig gewe-<br />
534 bergbau 12/2013
Auslandsbergbau<br />
4 Seilfahrts-, Material- und Förderschacht der seit Juni 2012 stillgelegten Grube Beaconsfield<br />
(li.); Handstück mit Freigold in Quarzkonglomerat, Beaconsfield (re.) Fotos: Noll 2012<br />
sen. In Folge dessen wurde entschieden,<br />
das Bergwerk zu schließen. Da die Pumpen<br />
der ehemaligen Wasserhaltung ausgeschaltet<br />
sind, säuft die Grube ab. Ende<br />
Oktober 2012 stand das Wasser schon im<br />
700 m Niveau. Letztendlich werden die<br />
Schächte verfüllt und versiegelt (Bild 4).<br />
Henty<br />
Der Tiefbau in der Henty Goldmine<br />
befindet sich ungefähr 30 km nördlich<br />
der Stadt Queenstown im Westen Tasmaniens.<br />
In den 1950er und 1960er Jahren<br />
wurde im Gebiet der heutigen Henty<br />
Goldmine von der Mount Lyell Mining and<br />
Railway Company exploriert, um eine<br />
weitere VMS (volcanic massiv sulfide)<br />
Mineralisation zu detektieren, woraufhin<br />
der Abbau auf Kupfer und Zink erfolgte.<br />
In Folge des Übergangs von der Mount<br />
Lyell Mining and Railway Company zu<br />
Goldfields Ltd. 1983 wurde ein Bohrprogramm<br />
auf der Suche nach Gold nahe<br />
der Henty Störung durchgeführt, was im<br />
Folgejahr zu der Entdeckung der Sill Zone<br />
führte. Daraufhin wurden in den 1990ern<br />
die Zone 96 sowie Mount Julia entdeckt,<br />
die Abbaulizenz auf Gold erworben,<br />
ein Schacht abgeteuft und 1996 mit der<br />
Goldförderung begonnen. Derzeit wird<br />
das Werk von Unity Mining Ltd. betrieben.<br />
Bergwerksleiter Dave Leedham und<br />
Werksgeologe Raul Hollinger führten die<br />
Befahrung der Grube sowie der übertägigen<br />
Anlagen durch.<br />
Geologie<br />
Henty ist Teil des kambrischen Mount<br />
Read Vulcanic Belt, in dem sich ebenso<br />
weitere Lagerstätten befinden. Der Gürtel<br />
(belt) ist ca. 20 km breit und erreicht eine<br />
Ausdehnung von 200 km in der Länge.<br />
Lithologisch betrachtet, handelt es sich<br />
um rhyolitische bis basaltische Laven,<br />
Intrusionen und pyroklastisches Gestein<br />
(Bild 5).<br />
5 A – Kambrischer submariner Vulkanismus und Rifting entlang extensionaler Störung;<br />
B – Synvulkanische hydrothermale Aktivität entlang listrischer Störungen tragen zur<br />
Entstehung der linearen Henty-Mount Julia Lagerstätten bei. Die Tyndall-Group wirkt dabei<br />
als Barriere. ; C – Im Devon werden ehemalige extensionale Störungen reaktiviert und<br />
überkippt. Kleinere listrische Störungen formen flache Aufschiebungen<br />
Grafiken: Callaghan – Goldfiles Ltd.<br />
Die N-S verlaufende, 70° nach Westen<br />
einfallende Henty Störung ist die lagerstättendominierende<br />
Struktur, welche den<br />
Mount Read Volcanic Belt in 2 metallogenetische<br />
Bereiche unterteilt. Das sind zum<br />
einen im Norden der Störung klassische<br />
polymetallische VMS Systeme und zum<br />
anderen im Süden Porphyry-epithermal-<br />
VMS Mischformen.<br />
Die erzreichen Zonen bestehen aus nahezu<br />
vertikal verlaufenden Linsen, welche<br />
entlang der Henty-Störung mit einem NNE<br />
Streichen über eine Distanz von ca. 3 km<br />
verfolgt werden können. Die Störung ist<br />
2 bis 40 m mächtig und durch einen plastischen,<br />
grauen Ton gekennzeichnet, der im<br />
Kontrast zu dem eher kompetenten Umgebungsgestein<br />
steht. Die Mount Read Vulkanite<br />
im Norden und Westen der Henty<br />
Störung beinhalten vor allem Pb-Zn-reiche<br />
polymetallische VMS Lagerstätten wie Rosebery,<br />
Hercules, Que River und Hellyer.<br />
Die Gesteine im Nordwesten der Störung<br />
weisen eine genetische Verbindung zum<br />
Central Volcanic Complex auf und sind in<br />
diesem Gebiet mit tholeiitischen bis basaltischen<br />
Gängen versehen. Im Süden und<br />
Osten sind dagegen zunächst die Henty<br />
Gold Mine und Cu-Au Lagerstätten des<br />
Mount Lyell Reviers anzutreffen (Howard<br />
2004; Unity Mining 2012).<br />
Die kambrisch-ordovizischen Gesteine<br />
der Mount Read Vulkanite wurden durch<br />
die Tabberabberan Orogenese in mehreren<br />
Deformationsphasen beeinflusst.<br />
Der Metamorphosegrad variierte von der<br />
Prehnit-Pumpellyit- bis zur Grünschiefer<br />
Fazies. Die Hauptgesteinstypen innerhalb<br />
der Lagerstätte sind Quarz und Serizit dominierte<br />
Schiefer unterschiedlichen Sulfidgehalts,<br />
die abhängig von ihrer Fazies<br />
unterschiedliche Goldgehalte aufweisen<br />
(Farmer 2009). Über die gesamte Lagerstätte<br />
verteilt, kommen neben Sphalerit,<br />
Galenit, Chalkopyrit, Arsenopyrit vor allem<br />
Pyrit vor. Im Liegenden der Erzlinsen<br />
tritt Pyrit eher gebändert als fein verteilt<br />
auf und Goldgehalte innerhalb der Erzzonen<br />
nehmen zum Liegenden hin zu. Das<br />
Gold ist jedoch nur zu sehr geringen Anteilen<br />
an Sulfide gebunden und befindet<br />
sich hauptsächlich in Quarz (Tabelle 1).<br />
Obwohl die Mineralisationszonen häufig<br />
mit Karbonaten versehen sind, weisen<br />
die Karbonate im Hangenden nur selten<br />
bauwürdige Goldgehalte auf. In einigen<br />
Fällen wurden 4 bis 5 g/t Au detektiert<br />
(Knissel [Hrsg.] - Silberberg et al. 2000).<br />
Die Goldgewinnung in Henty geschieht<br />
entlang der Henty Störung innerhalb<br />
mehrerer erzführender Linsen namentlich<br />
inklusive ihrer Goldgehalte in Tabelle 1<br />
aufgeführt sind. Insgesamt ist das Gold<br />
heterogen entlang der Scherzone verteilt.<br />
Die Mineralisation beschränkt sich dabei<br />
allerdings auf den im Osten angrenzen-<br />
bergbau 12/2013 535
Auslandsbergbau<br />
6 „Transverse Stoping“ Abbauverfahren Grafiken: Parrott 2012<br />
den Bereich der Henty-Störungszone.<br />
Westlich davon konnte trotz intensiver Exploration<br />
keine Mineralisationen nachgewiesen<br />
werden. Die Mächtigkeit der Erzkörper<br />
variiert zwischen 0,5 m (Sill Zone)<br />
und 48 m (Darwin Mid).<br />
Erzzone<br />
Goldgehalt<br />
[g/t Au]<br />
Reserven<br />
[oz]<br />
Sill zone 21,0 20.000<br />
Intermediate<br />
zone<br />
15,0 91.000<br />
Zone 96 7,5 286.000<br />
Zone 15 10,4 76.000<br />
Darwin<br />
South<br />
10,0 320.000<br />
Tabelle 1: Lagerstättenteile der Henty Gold<br />
Mine inklusive Angabe der Gehalte und<br />
Reserven (Unitiy Mining 2012)<br />
Der durchschnittliche Goldgehalt der<br />
Lagerstätte beläuft sich auf 11 g/t. Dabei<br />
liegt die derzeitige Bauwürdigkeitsgrenze<br />
bei 3,6 g/t. Die nachgewiesene Lebensdauer<br />
des seit 17 Jahren produzierenden<br />
Bergwerkes beläuft sich auf 3 bis 5 Jahre,<br />
es findet allerdings weitere Exploration in<br />
größerer Teufe statt. Weitere Exploration<br />
wird in Bezug auf die Erzlinsen Darwin<br />
und Mount Julia sowie Tyndall getätigt.<br />
Südlich von Darwin South werden Gehalte<br />
von 10 g/t Au mit Reserven von 320 000 oz<br />
angegeben. Auch Darwin Mid ist noch<br />
nicht ausgeerzt. Weiterhin befindet sich im<br />
Liegenden der Zone 15 eine geringmächtige,<br />
jedoch höffige Erzlinse. Laut Angaben<br />
von Unity Mining Ltd. sind in zukünftigen<br />
Erzlinsen bei Mount Lyell Gehalte von<br />
149 g/t Au zu erwarten. In Summe beliefen<br />
sich zukünftige Reserven auf 3 Mio. oz mit<br />
11,5 g/t Au (Unitiy Mining 2012).<br />
Bergbau<br />
Die Exploration der weiteren bekannten<br />
und evtl. neuen Erzkörper nach JORC-<br />
Standard-Richtlinien geschieht wegen des<br />
schwierigen Geländes und des Vorhandenseins<br />
von Nationalparken nicht von der<br />
Oberfläche sondern von unter Tage aus.<br />
Die Erzlinsen sind mit einer Rampe und<br />
2 Tagesschächten ausgerichtet. Im unmittelbaren<br />
Bereich der Rampe befindet sich<br />
noch ein Blindschacht.<br />
Diese beiden Grubenbaue sind wettertechnisch<br />
einziehend angelegt, die 2<br />
Schächte bilden die ausziehenden Wetterwege.<br />
Über Wetterbohrlöcher von der<br />
Hauptrampe werden die Abbaubereiche<br />
der einzelnen Erzlinsen mit Frischwettern<br />
versorgt. Der Gesamtvolumenstrom für<br />
dieses derzeit maximal 850 m tiefe Bergwerk<br />
beträgt 140 m 3 /sek.<br />
Je nach Mächtigkeit der Linsen, wird ein<br />
anderes Abbauverfahren angewandt. Bei<br />
kleinen Mächtigkeiten < 3 m kommt der Firstenstoßbau<br />
zum Einsatz, während zwischen<br />
3 m und 6 m wird der Abbau im Teilsohlenbau<br />
mit Versatz (engl.: Avoca) betrieben<br />
wird. Bei Mächtigkeiten bis 48 m erfolgt die<br />
Erzgewinnung mittels „quergeführtem Teilsohlenbau<br />
mit Versatz“ (engl.: transversed<br />
stoping; rechte Schemata in Bild 6).<br />
Außerdem kommen noch die Strossenund<br />
Firstenbau (engl.: floor bench mining<br />
und flat back mining) als Abbauverfahren<br />
zum Einsatz. Unter Tage gibt es keine<br />
Brecheranlage, die benötigte Haufwerksstückigkeit<br />
wird bereits durch die Sprengung<br />
hergestellt. Insgesamt 600 t Roherz<br />
pro Schicht werden von Fahrladern geladen<br />
und entweder direkt auf Muldenkipper<br />
oder in ein Rollloch gekippt. Aus dem<br />
Rollloch erfolgt ebenfalls die Beladung<br />
von Muldenkippern, welche das Haufwerk<br />
zum Blindschacht fahren und dort in eine<br />
Übergabestelle verstürzen. Anschließend<br />
gelangen je 4,5 t Haufwerk in ein Fördergefäß,<br />
wodurch die Förderung in dem<br />
458 m hohen Blindschacht realisiert wird<br />
(Bild 7, li.). Aus den Gefäßen wird das Erz<br />
nach einer kurzen Zwischenlagerung in<br />
einem Bunker auf Muldenkipper mit einer<br />
Nutzlast von 25 t verladen. Diese fahren<br />
über die Rampe nach über Tage.<br />
Um beim Abbauverfahren „Transverse<br />
Stoping“ eine 100%ige Ausbeute der Lagerstätte<br />
zu erreichen, wird Versatz eingebracht.<br />
An der Tagesoberfläche wird Zement<br />
konditioniert. Über eine 600 m lange<br />
Versatzleitung wird ein Dickstoffgemisch in<br />
die Versatzkammern geleitet, wo es durch<br />
installierte Filter noch entwässert werden<br />
muss. Da sich die Aus- und Vorrichtungsstrecken<br />
nur im Nebengestein befinden,<br />
wird dieses zwischengelagert und bei Bedarf<br />
in entsprechende Versatzhohlräume<br />
verbracht. Mit ca. 110 Mitarbeitern werden<br />
7 Hängebank des Förderblindschachtes (li.); Abbaustrosse, zwischen den roten<br />
Markierungen ist die Erzlinse zu erkennen (re.) Fotos: Noll 2012<br />
536 bergbau 12/2013
Auslandsbergbau<br />
8 Profilquerschnitt durch die Lagestätte Rosebery mit seinen typischen linsenförmigen<br />
Erzkörpern (rot) Quelle: MMG 2012<br />
300 000 t Roherz pro Jahr gewonnen.<br />
Die Qualität der Aufbereitung ist stark<br />
von den Goldgehalten des Gesteins abhängig.<br />
Goldreiches (> 40 g/t) und goldarmes<br />
(ab ca. 10 g/t) Gestein, welches über<br />
Tage zwischengehaldet ist, wird demnach<br />
zur Optimierung des Ausbringens gemischt.<br />
Das vorgebrochene Material wird<br />
einer Kugelmühle zugegeben, in welcher<br />
Stahlkugeln mit einem Durchmesser von<br />
100 mm das Gestein auf eine Ausgangs-<br />
<br />
von Rüttelsieben wird der Grobanteil erneut<br />
aussortiert und dem Mahlprozess hinzugeführt.<br />
Auf diesem Weg ist es möglich<br />
30 bis 35 t Gestein in der Stunde in der Kugelmühle<br />
zu bearbeiten. Im Folgenden wird<br />
das zermahlene Erz durch neun miteinander<br />
verbundene Laugetanks geführt, welche<br />
mit Cyanidlauge gefüllt sind. In diesen<br />
Tanks wird ein Kreislauf mit Sauerstoff und<br />
Kohlenstoff initiiert. Der reaktive Kohlenstoff<br />
wird so oft wieder verwendet, bis die<br />
Reaktionsfläche am Kohlenstoff zu klein<br />
ist, um dem Prozess weiterhin eine genügend<br />
große Angriffsfläche zu bieten. Das<br />
Ausbringen dabei beträgt 94%. Aus einem<br />
Konzentrat von Gold, Silber und Kupfer<br />
werden letztendlich 13 kg schwere Barren<br />
hergestellt. Im Jahr kommt eine Produktion<br />
von 2800 kg Goldkonzentrat heraus.<br />
Rosebery<br />
Die polymetallische VMS Lagerstätte<br />
Rosebery, die von dem Konzern MMG,<br />
Minerals and Metals Group, abgebaut<br />
9 Personenfahrung via Seilbahn (um 1908)<br />
Quelle: The Galley Museum 2012<br />
wird, befindet sich im westlichen Teil Tasmaniens.<br />
Nach dem Empfang durch die<br />
Organisatorin der Befahrung Mikayla Keating<br />
übernahm Willard Zirima, Ingenieur<br />
für Geotechnik, die Führung unter Tage.<br />
Anschließend führte Geoff Newling die<br />
Befahrung des Altstandortes Mount Hercules<br />
durch.<br />
Geologie<br />
Die erzreiche Zone wird von Pyroklastika,<br />
Sandstein sowie Schwarzschiefern,<br />
Daziten und Andesiten überdeckt. Das<br />
Liegende der Erzzone ist durch Serizitisierung<br />
und Schieferung geprägt (Porter<br />
2002). Es haben sich lagenartige Massivsulfidlinsen<br />
innerhalb der kambrischen<br />
Mount Read Formation gebildet.<br />
Rosebery ist die größte Lagestätte innerhalb<br />
des Mount Read Komplexes und enthält<br />
mehrere polymetallisch angereicherte<br />
Linsen mit zwischen 0,1 und 5 Mt variierendem<br />
Inhalt. Sie sind über eine Länge von<br />
3000 m und eine Teufe von 1500 m nachweisbar.<br />
Die häufigsten vorkommenden Minerale<br />
sind massiver oder gebänderter Pyrit,<br />
Sphalerit, Galenit und Chalkopyrit und<br />
Baryt. Tetrahedtirit, Tennantit, Elektrum,<br />
Pyrargyrit, Miargyrit, Hämatit, Rutil und<br />
Akanthit treten untergeordnet auf. Chlorit,<br />
Quarz, Muskovit und verschiedene Karbonatgesteine<br />
sind die häufigsten Gangminerale.<br />
Das Wirtsgestein in Rosebery besteht<br />
aus Tonstein, Schiefer, Sandsteinen<br />
und Tuff. Es weist ein Streichen von Nord<br />
nach Süd auf und fällt mit ca. 45° nach Osten<br />
ein. Auch die insgesamt 16 bekannten<br />
Pb-Zn-Cu-Linsen, Klüfte und Schieferung<br />
besitzen ein Einfallen von 45 bis 60° nach<br />
Osten (Bild 8).<br />
Tektonische Beanspruchungen im<br />
Devon haben die Lagerstättenstruktur<br />
nachhaltig beeinflusst, da Granitoide aus<br />
dieser Zeit zur Metamorphose und Rekristallisation<br />
des Erzes beitrugen. Der<br />
Erzkörper wird von der Mount Black Störung<br />
im Hangenden und der Rosebery<br />
Störung im Liegenden begrenzt.<br />
Laut Knissel [Hrsg.] (2000) belaufen sich<br />
die Erzgehalte auf 14,3% Zn, 4,3% Pb,<br />
145 g/t Ag, 2,4 g/t Au und 0,6% Cu. Silberanreicherungen<br />
korrespondieren mit<br />
der Pb-Verteilung. Die Gehalte variieren<br />
zwischen 70 und 160 g/t mit Maximalgehalten<br />
von über 500 g/t in Zonen, die Baryt<br />
aufweisen. So weist Tetrahedrit in barytreichen<br />
Zonen viermal mehr Silber auf<br />
als auf in Baryt-freien (Huston & Jablonski<br />
1996). Die Gesamtheit der Reserven machen<br />
ca. 28 Mt Erz aus (Knissel [Hrsg.] -<br />
Silberberg et al. 2000).<br />
Unter Tage wird das Gebirgsverhalten<br />
seismisch überwacht. Bisher wurden 2500<br />
mikroseismische Ereignisse gemessen,<br />
bei denen 1,5 auf der Richterskala nicht<br />
überschritten wurde.<br />
Bergbaugeschichte<br />
Eine besondere Aufgabe für MMG besteht<br />
in der Verantwortung für die Sanierung<br />
des Altstandortes Hercules. Ende<br />
des 19. Jahrhunderts bis in die 1990er<br />
Jahre wurde die Mount Hercules Mine ca.<br />
1,5 km südlich der Stadt Rosebery ebenfalls<br />
auf die Rohstoffe Zink, Blei, Kupfer,<br />
Silber und Gold betrieben.<br />
Teilweise überprägte ein Tagebau 7 untertägige<br />
Sohlen, die alle mit Stollenzugängen<br />
ausgerichtet wurden. Wenn Geld<br />
für Exploration verfügbar war, wurde der<br />
Verlauf der Lagerstätte weiter in der Tiefe<br />
erkundet. Vom Berg führte eine Seilbahn<br />
zur Förderung des Erzes sowie zum Material-<br />
und Personentransport (Bild 9) hinunter<br />
in die Stadt Williamsford, welche nur<br />
wegen des Bergwerkes bestand. Dort be-<br />
bergbau 12/2013 537
Auslandsbergbau<br />
fand sich eine Verladestation, von wo aus<br />
das Erz zur Verhüttung zunächst per Zug,<br />
in den 1990er Jahren dann per LKW, nach<br />
Zeehan oder Rosebery transportiert wurde.<br />
Die jährliche Niederschlagsrate ist sehr<br />
hoch. Dieses Wasser versickert in den Untergrund,<br />
der wegen des Altbergbaus aus<br />
Haldenmaterial und ehemaligen Grubenbauen<br />
besteht. In den Halden sind noch<br />
30% Zink, 15% Blei sowie 0,5% Kupfer<br />
10 Probeschürf am Mount Hercules<br />
Foto: Noll 2012<br />
vorhanden. Darüber hinaus weist das<br />
anstehende Gestein Gehalte von 3% Zn,<br />
1,5% Pb und 0,3% Cu sowie 200 g/t Ag<br />
und 3 g/t Au auf. Der hier befindliche Altbergbau<br />
bereitet somit, auf Grund der<br />
Bildung von sauren Wässern aus den<br />
ehemaligen Grubenbauen und den alten<br />
Halden, heutzutage Probleme.<br />
Da die noch vorhandenen Erzgehalte<br />
im Durchschnitt bauwürdig sind, ist der<br />
Plan, durch Sanierung dieses Bergwerkes<br />
das restliche Erz zu gewinnen. So würde<br />
eine Gewinnung des Erzes und die Wiederaufbereitung<br />
der verbliebenen Halden<br />
nicht nur das Austreten saurer Wässer in<br />
die Umgebung verhindern, sondern kann<br />
auch von ökonomischer Bedeutung sein.<br />
Ein Probeschürf von 22 000 t wurde am<br />
Mount Hercules entnommen, um die Aufbereitbarkeit<br />
des Erzes mit heutigen Methoden<br />
zu untersuchen (Bild 10). Insgesamt werden<br />
hier 1 Mio. t Ressourcen vermutet. Da es<br />
sich nicht um eine Hauptmineralisation, sondern<br />
um eine sehr komplexe Geologie handelt,<br />
ist der Abbau des Erzes im Tagebau<br />
geplant. Zwar wäre auf Grund der hohen<br />
Niederschlagsrate ein Tiefbaubetrieb sinnvoller,<br />
jedoch hat dies den Nachteil, das Erz<br />
schwieriger selektiv gewinnen zu können.<br />
Neben diesen nachhaltigen Sanierungsplänen<br />
für Altbergbaustandorte engagiert<br />
sich MMG stark im gemeinschaftlichen<br />
Leben in Rosebery. Neben Stipendien für<br />
Schüler wird z.B. auch ein Bergbaumuseum<br />
im Ort von dem Konzern unterstützt.<br />
Bergbau<br />
Im aktiven Bergwerk in Rosebery wird<br />
sehr viel Wert auf Arbeitssicherheit und<br />
Unfallprävention gelegt. Von regelmäßigen<br />
Unterweisungen bis hin zur pflichtmäßigen<br />
Nutzung des Handlaufes an allen<br />
Treppen auf dem Betriebsgelände ist<br />
Arbeitssicherheit hier gelebte Praxis. Die<br />
Befahrung des Bergwerkes begann erst<br />
nach einem 20-minütigen technischen<br />
Dienst am Fahrzeug und des schriftlichen<br />
Beantwortens einiger sicherheitsrelevanter<br />
Fragen durch jeden einzelnen.<br />
Den Hauptzugang zu der polymetallischen<br />
Erzlagerstätte bildet eine Rampe,<br />
welche durchgängig bis zum derzeit tiefsten<br />
Ort des Bergwerkes in ca. 1 800 m unterhalb<br />
der Tagesoberfläche aufgefahren ist.<br />
Die Rampe, über die die gesamte Förderung<br />
des Erzes geschieht, besitzt bei einer<br />
Steigung von 1:7 eine Länge von 55 km.<br />
Ohne Zwischenförderung transportieren<br />
Muldenkipper mit einer Nutzlast von 55 t<br />
das Erz auch aus dem Tiefsten der Lagerstätte<br />
über die Rampe nach über Tage. Zu<br />
Beginn der Produktionstätigkeit wurde das<br />
Erz über einen Schrägschacht zu Tage gefördert,<br />
später diente ein Blindschacht als<br />
Zwischenförderung. Da das Einfallen der<br />
Lagerstätte 45° beträgt, ist ein saigerer<br />
Schacht allerdings eine ungünstige Variante,<br />
das Erz zu fördern. Derzeit transportieren<br />
es die Muldenkipper, wie beschrieben,<br />
über die Rampe nach über Tage. Auf Grund<br />
steigender Dieselkosten wird in Zukunft<br />
evtl. auf ein neuartiges Gurtbandfördersystem<br />
umgestellt werden.<br />
Als Fluchtweg von der tiefsten Sohle<br />
bis zur Oberfläche dient ein Bohrloch<br />
mit einem Durchmesser von 1 m, in dem<br />
Fahrten installiert sind. Im gesamten Grubengebäude<br />
sind auf jeder Sohle sichere<br />
Fluchtkammern eingerichtet, die jeweils<br />
in maximal 700 m Entfernung von jedem<br />
Punkt erreicht werden können.<br />
2 übertägige und 5 untertägige Explorationsbohrmaschinen<br />
werden zur weiteren<br />
Erkundung der Lagerstätte eingesetzt. Ein<br />
Fund von über Tage wird dabei anhand eines<br />
Bohrfächers von unter Tage auf das<br />
Ausmaß überprüft.<br />
Die gesamte Aus- und Vorrichtung wird<br />
von Fremdfirmen (ca. 260 Mitarbeiter), die<br />
Gewinnung und Förderung von eigenem<br />
Personal (ca. 240 Mitarbeiter) durchgeführt.<br />
Bei einer durchschnittlichen Schichtleistung<br />
von 1 000 bis 1 500 t beträgt die<br />
Förderung pro Tag ca. 3 500 t. Jährlich<br />
werden 750 000 bis 800 000 t Erz in Rosebery<br />
gefördert. Bei den derzeit bekannten<br />
Reserven beläuft sich die Lebensdauer<br />
des Bergwerkes auf 20 bis 24 Jahre.<br />
Der Ausbau in den Strecken erfolgt<br />
je nach Zustand des Gebirges auf verschiedene<br />
Arten. In standfestem Gebirge<br />
genügt eine Verankerung von Maschendraht,<br />
während in instabilem Gebirge eine<br />
Ankerung und anschließend Spritzbeton<br />
aufgebracht wird. Der glasfaserverstärkte<br />
Spritzbeton dient dazu, die Oxidation des<br />
Gesteins zu verhindern. Er wird mit einer<br />
Mindestdicke von 15 mm, maximal jedoch<br />
75 mm dick aufgebracht. Die Ankerung besteht<br />
aus „split-set“ Ankern, die eine Last<br />
von 10 t aufnehmen können, dynamischen<br />
Klebeankern mit einer Lastaufnahme von<br />
bis zu 20 t oder Seilankern, welche für<br />
eine Belastung von 50 t ausgelegt sind.<br />
Während der Durchmesser von Ankerbohrlöchern<br />
44 mm beträgt, ist er für die<br />
Produktionsbohrlöcher auf 89 mm festgelegt.<br />
Geladen werden diese mit Emulsionssprengstoff.<br />
Erst im Bohrloch werden<br />
Chemikalien hinzugefügt, um das sogenannte<br />
„chemical gassing“ zu bewirken<br />
und damit die Sensitivität des Sprengstoffes<br />
herzustellen.<br />
Der Sprengstoff in den Bohrlöchern wird<br />
mittels nichtelektrischer Zünder und Verstärkerladung<br />
gezündet. Die Sprengung<br />
geschieht jeweils zum Ende der Schicht.<br />
Automatisierte Lader nehmen das gesprengte<br />
Erz auf und transportieren es zu<br />
einem Zwischenbunker/-halde unter Tage.<br />
Von dort aus werden mittels manuell gesteuerter<br />
Radlader Muldenkipper mit jeweils<br />
3 Ladespielen je 4 m 3 beladen. Diese<br />
fahren daraufhin, wie zuvor beschrieben,<br />
die gesamte Rampe empor. An der Tagesoberfläche<br />
wird das Erz nach hohen und<br />
niedrigen Gehalten vorsortiert. Insgesamt<br />
sind zur Zeit 7 Muldenkipper für den Erztransport<br />
und 3 für Nebengestein und Versatz<br />
im Einsatz. Der eingebrachte Versatz<br />
in Rosebery besteht aus dem Nebengestein,<br />
6% Zement und 2 bis 4% Wasser.<br />
Nach einer Zerkleinerung durch Rollen-,<br />
Backen-, Kegelbrecher und Kugelmühlen<br />
auf eine Korngröße < 100 μm, wird das Erz<br />
verschiedenen Flotationszellen zugeführt,<br />
11 Überblick über die Aufbereitungshallen (li.); Flotation von Zink-Konzentrat (re.)<br />
Foto: Noll 2012<br />
538 bergbau 12/2013
Auslandsbergbau<br />
bei denen, abhängig vom pH-Wert, unterschiedliche<br />
Bestandteile extrahiert werden<br />
(Bild 11). Zunächst werden Cu-, Pb- und<br />
schließlich Zn-Konzentrate flotiert. Silber<br />
und Gold verbleiben im Restmaterial und<br />
werden gemeinsam in Barrenform gegossen.<br />
Sie sind im Falle von Rosebery eher als<br />
Beiprodukte zu werten. Hauptsächlich (zu<br />
rund 90%) wird Zinkkonzentrat produziert.<br />
Möglichst wenig variierende Erzgehalte<br />
sind für die Effektivität der Aufbereitung<br />
entscheidend. Ein Ausbringen von 89% Zn<br />
und 81,5% Pb sowie 60% Cu, 50% Au und<br />
65% Ag wird erreicht, wenn der Aufbereitung<br />
13 MU („Metallogical Unit“, bezogen<br />
auf 1 000 t Erz) Zink und 5 MU Blei zugeführt<br />
werden. Durch die Zugabe von Chalkopyrit<br />
kann das Ausbringen an Zink optimiert werden.<br />
Die durch die Flotation entstandenen<br />
Konzentrate werden getrocknet und mit der<br />
Bahn nach Hobart und Burnie transportiert<br />
und dort verschifft.<br />
Adelaide Mine<br />
In der Terra Mineralia im Schloss<br />
Freudenstein in Freiberg, eine der umfangreichsten<br />
Mineralienausstellungen<br />
weltweit, sind gut erhaltene Stufen des<br />
Minerals Krokoit (PbCrO 6 ) zu besichtigen.<br />
Für Krokoit sind derzeit nur 2 Fundstellen<br />
weltweit bekannt; im Ural und auf<br />
Tasmanien. Da letzteres auf der Route<br />
dieser Studienreise lag, konnte ein Befahrungstermin<br />
in der Krokoit fördernden<br />
Grube der Adelaide Mining Company Pty.<br />
Ltd. organisiert werden. Diese Firma ist<br />
ein 2-Mann-Betrieb, der Adam Wright und<br />
Bruce Stark gehört.<br />
Das Bergwerksgelände der Adelaide<br />
Mine befindet sich nördlich des Mount<br />
Dundas Regional Reserve im Westen<br />
Tasmaniens ca. 5 km östlich des Murchison<br />
Highways A10, der die ebenfalls vom<br />
Bergbau geprägten Orte Rosebery und<br />
Queenstown miteinander verbindet.<br />
Geologie<br />
Der ockerfarbene bis braunrote alterierte<br />
Kluftbereich zeichnet sich im Gegensatz zum<br />
Nebengestein durch seine geringe Festigkeit<br />
aus. Die Genese des Erzkörpers ist mit einer<br />
serpentinisierten, ultramafischen Intrusion in<br />
Verbindung zu bringen. Neben dem wohl bekanntesten<br />
Mineral der Dundas Region, dem<br />
Krokoit PbCrO 6 , kommen weiterhin u.a. Cerussit<br />
PbCO 3 , Dundasit PbAl 2 <br />
H2O, Gibbsit PbAl 2 [(OH) 2 |CO 3 ] 2 2 O, Goe-<br />
3+ O(OH), Pyromorphit Pb 5 [Cl|(PO 4 ) 3 ]<br />
und Phosgenit Pb 2 [Cl 2 |CO 3 ] vor (Mineralienatlas<br />
2013).<br />
12 Kluft mit Auskristallisation von Krokoit in<br />
der Adelaide Mine, Bildbreite entspricht ca.<br />
70 cm in Realität Foto: Noll 2012<br />
13 Oberes Stollenmundloch der Adelaide<br />
Mine Foto: Noll 2012<br />
Bergbau<br />
Der Bergbau in der Region um den<br />
Mount Dundas begann mit dem Fund<br />
von Galenit im Jahr 1889. Der damalige<br />
Betrieb in den Jahren 1890 bis 1913 beschränkte<br />
sich auf Blei (Produktion von<br />
1 500 t) und Silber (Produktion von 45 t)<br />
(Mineralienatlas 2013). Von dieser Bergbauperiode<br />
sind noch heute viele alte, teils<br />
abgesoffene Schächte und Stollen in der<br />
Region um den Mount Dundas vorhanden.<br />
Im Fall der Adelaide Mine handelt es<br />
sich um einen abgeworfenen Blei-Silber<br />
Tiefbau, der nach der 1. Bergbauperiode<br />
in den 1960er Jahren wieder zur Gewinnung<br />
des Minerals Krokoit diente. Mitte<br />
des 20. Jahrhunderts diente das Mineral<br />
noch als Zuschlagsstoff in den Hochöfen<br />
der Stahlindustrie. Heutzutage werden<br />
die Kristallstufen nur noch an Mineraliensammler<br />
verkauft. Der ehemalige Besitzer<br />
Frank Mihajlowitz förderte zahlreiche Krokoitstufen<br />
zu Tage, derzeit besitzt die Adelaide<br />
Mining Company Pty. Ltd. die Rechte<br />
zum Abbau des Krokoits.<br />
Der Abbau erfolgt mit Schlägel und Eisen<br />
ohne weitere Exploration entlang einer<br />
Störungszone im Gestein. Hier kam es<br />
zu einer Krokoitkristallbildung innerhalb einer<br />
bis zu 1,5 m mächtigen Kluft, die stark<br />
von Limonitisierung geprägt ist (Bild 12).<br />
2 Stollen (Bild 13) dienen als Zugang,<br />
die im Berg wettertechnisch, wenn überhaupt,<br />
über Klüfte oder alte Abbaue miteinander<br />
verbunden sind. Von der Tagesoberfläche<br />
führt der obere Stollen ca.<br />
50 m in den Mount Dundas hinein, wo die<br />
Krokoitkristalle in der Kluft anstehen. Auf<br />
Grund der Zerbrechlichkeit der Krokoitkristalle,<br />
muss das Herauslösen möglichst<br />
behutsam durchgeführt werden, weshalb<br />
der händische Abbau zu bevorzugen ist.<br />
Für Arbeiten im Nebengestein soll demnächst<br />
ein alter Druckluftkessel wieder<br />
hergerichtet und druckluftbetriebene Geräte<br />
angeschafft werden.<br />
Während der Befahrung war ein befreundeter<br />
amerikanischer Mineralienbergmann,<br />
John Cornish, zu Gast in der<br />
Adelaide Mine. Er und Bruce Stark hatten<br />
sich für diesen Tag die Förderung einer<br />
überdurchschnittlich großen Mineralstufe<br />
vorgenommen. Da das Halten und die<br />
Führung dieser mit nur 2 Personen zu<br />
bewerkstelligen war, waren sie sehr froh<br />
über fachkundigen, tatkräftigen Besuch<br />
(Bild 14, re.). Übliche Stufen von Krokoit<br />
sind faustgroß, diese war allerdings ca.<br />
0,8 x 1,2 m 2 groß und ca. 300 kg schwer<br />
(Bild 14, li.). Sie wurde bereits auf einer<br />
Holzbohle abgestellt, so dass sie nun<br />
durch den maximal 1 m breiten Stollen<br />
vorgezogen werden konnte. Dazu wurde<br />
ein Kettenhebezug genutzt, der in einer,<br />
an der Holzbohle befestigten, Drahtschlaufe<br />
eingehakt wurde. Als Widerlager<br />
dienten nach jedem Zugvorgang neu zu<br />
errichtende Konstruktionen aus Kant-<br />
14 Krokoitmineralstufe (0,8 m x 1,2 m) auf Holzbohle (li.); Förderung der Krokoitmineralstufe<br />
mittels Kettenhebezug (re.) Foto: Noll 2012<br />
bergbau 12/2013 539
Auslandsbergbau<br />
holz und Keilen zwischen den Stößen<br />
des Stollens. In 7 Stunden gelang es,<br />
eine Strecke von ca. 25 m zurück zu legen.<br />
Von dem Abstellplatz am „Ende der<br />
Schicht“ konnte die Stufe in den darauf<br />
folgenden Tagen per Handwagen weiter<br />
heraus gefördert werden, da der Stollen<br />
im Mundlochbereich breiter ist.<br />
Mit dieser Erfahrung ergibt sich eine<br />
ganz andere Sichtweise beim Gang durch<br />
eine Mineralienausstellung, da hinter jedem<br />
Ausstellungsstück eine Geschichte<br />
wie diese steht. Früher wurde der Krokoit<br />
für die Verhüttung als Zusatz verwendet.<br />
Heutzutage hat das Mineral lediglich einen<br />
Sammlerwert. Zum einen hängt der Preis,<br />
der auf den Mineralbörsen weltweit für<br />
Krokoitmineralstufen erzielt werden kann,<br />
von der Kristallausbildung ab, zum anderen<br />
von der Größe und Unversehrtheit der<br />
Stufen. Einzelne Kristallnadeln und kleine<br />
Mineralstufen können für bis zu 100 AU$<br />
erstanden werden, Stücke von Faustgröße<br />
bis DIN A4 Größe kosten zwischen<br />
300 AU$ und 20 000 AU$.<br />
Savage River<br />
1965 begann der Abbau im Magnetittagebau<br />
Savage River. Dieser befindet sich<br />
ca. 100 km südwestlich der Stadt Burnie<br />
im Nordwesten Tasmaniens und gehört<br />
derzeit der Firma Grange Resources Limited.<br />
Die Tagebauoberkante liegt auf einer<br />
Höhe von 380 m NN. Der derzeitige Abbau<br />
reicht bis in eine Teufe von 20 m NN.<br />
Eine geographisch bedingte Besonderheit,<br />
die reglementierenden Einfluss auf<br />
die Produktion ausübt, sind die großen<br />
Niederschlagsmengen von durchschnittlich<br />
1,9 m im Jahr, wobei der größte Anteil<br />
in den Wintermonaten fällt. Eine Führung<br />
durch mehrere Abteilungen organisierte<br />
der Grubenleiter Gilbert Charles.<br />
Geologie<br />
Die hoch metamorphe Kernzone besteht<br />
hauptsächlich aus Serpentinit, der<br />
von geringer metamorphisierten Gesteinen<br />
umrahmt wird. Zu denen zählt die<br />
Ahrberg Gruppe, die Tonstein und Quarzit,<br />
Graphitschiefer sowie metamorphisierte<br />
Basalte enthält. Die Serpentinisierung und<br />
die Metamorphose des Basaltes sind im<br />
Zuge der retrograden Phase entstanden.<br />
Weiterhin schließen sich an die Kernzone<br />
mafische Albit-Chlorit Schiefer an. Die<br />
Erzzone ist durch Grünschieferfazielles<br />
Gestein und blauen Amphibol gekennzeichnet.<br />
Dies macht man sich im Sinne des Gehaltkontrollierten<br />
Bohrens zu Nutze, indem<br />
man anhand der magnetischen Suszeptibilität<br />
die DTR (Davis tube recovery)<br />
bestimmt. Gemahlenes Gestein aus dem<br />
Bohrloch wird entnommen und zerkleinert.<br />
Der Grad des Magnetismus wird in<br />
einem eigenen Labor untersucht, indem<br />
das in Suspension befindliche Probenmaterial<br />
in einer Glasröhre (Davis tube) einem<br />
magnetischen Feld ausgesetzt wird.<br />
Der Grad der Magnetisierbarkeit spiegelt<br />
den Eisengehalt der Probe wider, sodass<br />
ein Ressourcenmodell erstellt werden<br />
kann, nach welchem der Abbau erfolgt.<br />
Die Kalibrierung dieser Methode erfolgt<br />
anhand von Regressionskurven. Seit ihrer<br />
Einführung konnte die Produktion unter<br />
Zuhilfenahme der DTR-Methode um<br />
insgesamt 70 Mio. t gesteigert werden.<br />
Die Einteilung des Erzes erfolgt in geringe<br />
(15 bis 35% DTR) und hohe (> 35% DTR)<br />
Erzgehalte. Maximal können 60% DTR<br />
erreicht werden. Über 40% des Erzes weisen<br />
hohe Erzgehalte auf. Die Bauwürdigkeitsgrenze<br />
liegt bei 12% DTR, was das<br />
derzeitige DTR mit 50% überschreitet.<br />
Die Erzgänge verlaufen von Nord nach<br />
Süd. Das Erz ist in sogenannten Boudins<br />
(franz.: Wurst; Bezeichnung des Gesteinsgefüges)<br />
angereichert, was sowohl<br />
im großen Maßstab über die Gesamtheit<br />
der Tagebaue als auch im kleinen Maßstab<br />
bei der Aufnahme von Bohrkernen<br />
deutlich wird. Das Erz, was vor allem<br />
Magnetit und in geringeren Anteilen Pyrrhotin<br />
enthält, reichert sich entlang von<br />
Störungszonen dem Verlauf des Arthur<br />
Lineaments an. Scherflächen und Störungen<br />
sind N-S orientiert. Eine NNE-SSW<br />
verlaufende Störungszone mit 1 bis 17 m<br />
Weite, an der sich die Entwicklung des<br />
nördlichen Tagebaus orientiert, teilt das<br />
Gestein in einen östlichen, kompetenten<br />
Bereich und einen westlichen, sehr inkompetenten.<br />
Wässer begünstigen Rutschungen<br />
in dem Letztgenannten. Auch<br />
die 75 bis 90° einfallenden Schieferflächen<br />
des Amphibolitschiefers zeichnen<br />
eine vertikale und somit für die Gebirgsstabilität<br />
problematische Foliation nach,<br />
deren Scherflächen im Abstand von 1 bis<br />
10 m auftreten. Serien vertikaler Erzlinsen<br />
reihen sich aneinander. Diese umfassen<br />
140 m Breite und sind bis in eine Tiefe<br />
von 600 m erbohrt. Ihre magnetische<br />
Erkundung reicht über eine Distanz von<br />
über 2 km und gibt die Entwicklung des<br />
15 Blick in den Tagebau mit<br />
Böschungsrutschung, (oben li. im Bild)<br />
überwacht durch Georadar Foto: Noll 2012<br />
Tagebaus vor. Im Süden wurden 2 kleinere<br />
Erzkörper prospektiert. Die Dichte des<br />
Erzes beträgt ca. 3,99 g/ cm 3, wobei die<br />
Eisengehalte in Magnetit und Pyrrhotin<br />
von durchschnittlich 45% bis hin zu 70%<br />
reichen. Der Ursprung des Magnetits<br />
blieb bisher ungeklärt.<br />
Bergbau<br />
Durch den Tagebau fließt der Fluss Savage<br />
River, wobei auch Erz 70 m unterhalb<br />
des Niveaus des Flussbettes bereits<br />
abgebaut wurde, ohne diesen dabei zu<br />
verlegen. Er fließt noch im ursprünglichen<br />
Flussbett durch den Tagebau und dient als<br />
Drainage. Auch ein Zufluss zum Savage<br />
River wurde ebenfalls nicht umgeleitet,<br />
sondern durch aneinander gereihte alte<br />
SKW-Reifen unter der Kippe geleitet.<br />
Neben 2 kleineren Tagebauen im Norden<br />
und Süden wird der Abbau zukünftig<br />
verstärkt im zentralen Tagebau betrieben.<br />
Derzeit ist dieser bis auf eine Teufe von<br />
320 m erschlossen und bis 500 m geplant.<br />
Erkundungsbohrungen weisen Erz<br />
bis in eine Teufe von 900 m nach, weitere<br />
Vorkommen werden bis 2000 m tief vermutet.<br />
Ursprünglich war es geplant, das Eisenerz<br />
im Tiefbau als Blockbruchbau zu<br />
gewinnen. Auf Grund der vielen Störungszonen<br />
bietet die Geologie an dieser Stelle<br />
keine guten Randbedingungen für dieses<br />
Abbauverfahren, da sich zu viel Nebengestein<br />
mit dem Erz vermischen würde. Deswegen<br />
entstand der Tagebau zur Gewinnung<br />
des Erzes (Bild 15). Aber auch dabei<br />
spielt die Böschungsstabilität eine wichtige<br />
Rolle, so dass diese mit einer Neigung<br />
von 45° angelegt werden.<br />
Bei einer Böschungsrutschung können<br />
bis zu 200 000 m 3 Gestein ins Rutschen<br />
kommen, was im Jahr 2010 – nach dem<br />
bergmännischen Aufschluss der Böschung<br />
8 Jahre zuvor – geschah. Um dies<br />
vorherzusagen und Menschen sowie ggf.<br />
Maschinen aus einem akut gefährdeten<br />
Bereich evakuieren zu können, werden<br />
Hangbewegungen von 0,1 mm mittels Radar<br />
(Kosten: 1 Mio. AU$), genauer dem<br />
South Africa Royal Radar, erfasst und ausgewertet.<br />
6 Geotechniker sind insgesamt<br />
damit beauftragt mögliche Rutschungen<br />
frühzeitig zu erkennen.<br />
Horizontale Bohrungen sorgen für eine<br />
Entwässerung des umgebenden Gesteins.<br />
Der vor allem im südlichen Tagebau<br />
im Gestein fein verteilte Pyrit reagiert<br />
mit Sauerstoff und Wasser zu Säure. Während<br />
diese sauren Wässer an der einen<br />
Böschung des Tagebaus anfallen, treten<br />
an der gegenüber liegenden Böschung<br />
alkalische Wässer auf. Durch die Wasserhaltung<br />
im Tagebau selbst neutralisieren<br />
sich diese beiden anfallenden Flüssigkeiten<br />
gegenseitig. Das anschließend<br />
540 bergbau 12/2013
Auslandsbergbau<br />
16 Lade- und Transportarbeiten im Tagebau (li.); in-pit-crushing-system (re.)<br />
Fotos: Noll 2012<br />
als neutralisiert und gereinigt betrachtete<br />
Wasser wird dem Savage River zugeführt.<br />
Wegen der Drainage sind die Sprengbohrlöcher<br />
(220 mm Ø) trocken, so dass<br />
ANFO (Ammoniumnitrat fuel oil) als<br />
Sprengstoff eingesetzt werden kann. Im<br />
Abstand von 2 Tagen wird einmal am Tag<br />
gesprengt, womit eine Fremdfirma beauftragt<br />
ist. Hydraulikbagger (40 bis 50 t<br />
pro Schaufel) und Muldenkipper (180 bis<br />
200 t Nutzlast) sorgen für die Gewinnung<br />
und Förderung des gesprengten Erzes<br />
(Bild 16, li.). Durch einen Brecher gelangt<br />
das Erz in die Aufbereitung. Zunächst war<br />
der Brecher an der Geländeoberkante neben<br />
der Aufbereitung installiert, was zur<br />
Folge hatte, dass die Muldenkipper eine<br />
Stunde für den Weg aus dem Tagebau heraus<br />
und wieder zurück brauchten. Daraufhin<br />
wurde der Transportprozess optimiert<br />
und ein in-pit-crushing system eingeführt<br />
(Bild 16, re.). Der Brecher befindet sich nun<br />
im Tagebau und zerkleinert das Erzhaltige<br />
Gestein auf eine Korngröße < 200 mm. Von<br />
dort führt ein 1 km langes, überdachtes<br />
Förderband, mit mehreren Antrieben und<br />
einem sequenziellen Anfahrverhalten, zu<br />
einem Absetzer und auf eine Zwischenhalde.<br />
Die Abförderung des Erzes von dieser<br />
in die Aufbereitung erfolgt durch Schwerkraft<br />
mittels Kettenkratzförderer unterhalb<br />
der Zwischenhalde.<br />
17 Halle mit Aufbereitungsanlagen<br />
(autogene Mühlen, Hydrozyklone, etc.)<br />
Foto: Noll 2012<br />
Die Fahrwege im Tagebau müssen<br />
stetig in Stand gehalten werden, da starke<br />
Niederschläge der Entwässerung der<br />
Wege Probleme bereiten. Wenn es allerdings<br />
nicht regnet, trocknet der Untergrund<br />
binnen ca. 4 Stunden aus, so dass<br />
mit aufwirbelndem Staub zu rechnen ist.<br />
Wegen asbesthaltiger Bestandteile im Gestein<br />
müssen zu Trockenzeiten und auch<br />
im Winter Wasserwagen im Einsatz sein,<br />
um den Staub zu binden.<br />
Mit 450 Mitarbeitern und zusätzlichem<br />
Einsatz von Fremdfirmen produzieren aus<br />
4,4 Mt Roherz pro Jahr 2,2 Mt Konzentrat<br />
und fördern 15 Mt Nebengestein. Die<br />
Lebensdauer dieser 3 Tagebaue reicht<br />
derzeit bis ca. 2030. Die Gestaltung der<br />
Landschaft nach der Renaturierung dieses<br />
Gebietes darf nach deren Abschluss nicht<br />
höher sein als die ursprüngliche Topographie.<br />
Weitere Explorationsbohrungen auf<br />
Magnetit werden auch in anderen Gebieten<br />
im Nordwesten Tasmaniens durchgeführt.<br />
Die Aufbereitung findet in einer großen<br />
Halle oberhalb des Tagebaus statt, in der<br />
die Anlagen symmetrisch in doppelter<br />
Ausführung angebracht sind, um simultan<br />
zu arbeiten (Bild 17). Ein Band führt<br />
700 bis 750 t Erz pro Stunde einer autogenen<br />
Mühle zu, in der Wasser und Gestein<br />
so lange rotieren, bis die Korngröße<br />
< 2,5 mm beträgt. Zu große Gesteinsstücke<br />
(> 5 mm) werden mittels eines Rüttelsiebes<br />
anschließend aussortiert und gegebenenfalls<br />
dem Zerkleinerungsprozess<br />
erneut zugeführt. Daraufhin gelangt das<br />
Erz in eine Kugelmühle. Das Ausbringen<br />
der Mühlen beträgt 95%. Nach diesem<br />
Prozessschritt besitzen 80% des Erzes<br />
einen Korndurchmesser < 45 μm. Mittels<br />
Hydrozyklonen, weiteren Sieben und<br />
Magnetabscheidern wird das Erz unter<br />
Verwendung von Wasser zu einem flüssigen<br />
Konzentrat aufbereitet, dessen Korngrößen<br />
sich wie folgt zusammensetzen:<br />
ca. 80% < 45 μm, 40% < 18 μm, 35% <<br />
14 μm. Der komplette Durchlauf durch die<br />
Aufbereitung dauert ca. 20 Minuten. Der<br />
Prozess endet im Schlammeindicker, in<br />
dem das Gemisch auf 86% Erz und 14%<br />
Wasser verdickt wird. Insgesamt arbeiten<br />
6 Personen in der Aufbereitung, in der keine<br />
Chemikalien verwendet werden, die<br />
Separation geschieht ausschließlich physikalisch.<br />
Das flüssige Konzentrat wird nun mittels<br />
Pumpen über 83 km von Savage<br />
River nach Port Latta an die Nordküste<br />
Tasmaniens zur weiteren Verarbeitung<br />
gepumpt. 4 Pumpen (3 in Betrieb, 1 in Reserve)<br />
sind nötig, um 243 l/min Konzentrat<br />
mit einem Druck von durchschnittlich<br />
11,5 MPa (115 bar) über 25 km durch eine<br />
Leitung (Durchmesser: 8“) bis zum höchsten<br />
Punkt der Strecke zu befördern. Auf<br />
dem Weg dahin muss die Leitung das Tal<br />
des Savage River überqueren, weshalb<br />
eine 200 m lange Hängebrücke errichtet<br />
wurde. Vom höchsten Punkt aus fließt das<br />
flüssige Konzentrat selbst auf Grund der<br />
Schwerkraft durch die nun abschüssige<br />
Leitung; es gibt auf diesem 58 km langen<br />
Teilstück keine weiteren Zwischenpumpen.<br />
13 Stunden dauert der Transport<br />
durch die Rohrleitung bis nach Port Latta,<br />
wo das Konzentrat, weiter eingedickt, mit<br />
Bentonit vermischt und bei Temperaturen<br />
zwischen 500 und 2 000°C zu Pellets<br />
gebrannt wird. Diese Pellets werden verschifft<br />
und dienen als Rohmaterial für die<br />
Stahlherstellung in Hochöfen.<br />
Danksagung<br />
Dank gilt vor allem der Vereinigung<br />
Rohstoffe und Bergbau (VRB), durch deren<br />
finanzielle Unterstützung in Form des<br />
Preisgeldes des von der VRB ausgelobten<br />
Helmuth-Burkhardt-Preises war diese Studienreise<br />
erst möglich.<br />
Weiterhin muss den Betrieben und<br />
speziell den Mitarbeitern der befahrenen<br />
Bergwerke für die vielfältigen, diesen Reisebericht<br />
aufwertenden Informationen und<br />
für die hervorragende Gastfreundschaft<br />
gedankt werden.<br />
Literaturverzeichnis<br />
Google Maps (2013): Satellitenbild Nordwest<br />
Tasmaniens<br />
Roberts, G. (2007): Metal Mining in Tasmania<br />
1804 to 1914: How Government helped shape<br />
the mining industry. – Bookprint Pty Ltd, Launceston<br />
Tasmania<br />
Beaconsfield Heritage Center (2013): http://<br />
www.beaconsfieldheritage.com.au, letzter Zugriff<br />
am 12.04.2013<br />
Hills (1998) – Berkman, D.A., Mackenzie, D.H.<br />
[Hrsg.]: Tasmania gold deposit, Beaconsfield.<br />
In: data metallogenica, Geology of Australian<br />
and Papua New Guinean Mineral deposits, S.<br />
467 bis 472<br />
The Galley Museum (2012): Ausstellung von<br />
Fotografien ehemaliger Bergbauepochen,<br />
Queenstown, Tasmanien<br />
Callaghan, T.: Goldfields Exploration Tasmania,<br />
Goldfields Ltd.<br />
Farmer, S. (2009): Henty – Filling the gap…,<br />
Barrick, Präsentation zum 2009 Exploration<br />
Group Forum<br />
Howard, N. (2004): Hydrothermal Alteration<br />
Facies at the Darwin South Zone, Henty Gold<br />
Mine, Western Tasmania, School of Earth Science,<br />
Centre for Ore Deposit Research, University<br />
of Tasmania<br />
Unity Mining Ltd. (2013): http://www.unitymining.com.au,<br />
letzter Zugriff am 16.04.2013<br />
Knissel [Hrsg.] – Silberberg et al. (2000): Australien-Exkursion<br />
1999 : Abschlußbericht; 17.02.<br />
bis 14.03.1999, TU Clausthal<br />
bergbau 12/2013 541
Auslandsbergbau<br />
Annear, J. (2012): Henty Gold Mine – isometric<br />
projection. Unity Mining Ltd., Tasmania<br />
Parrott, T. (2012): Correnso Geotechnical Consent<br />
– mine design criteria, Hauraki District<br />
Council, Neuseeland, S. 24 bis 35, http://www.<br />
hauraki-dc.govt.nz/news/Mining-issues/GoldenLinkRCAp/AppE1-Stability25-36.pdf,<br />
letzter<br />
Zugriff am 9.4.2013<br />
Porter, M. (2001): Northparkes Porphyry Copper-<br />
Gold Deposits - New South Wales, Australia -<br />
In: data metallogenica<br />
Huston, D. L., Jablonski, W. (1996): The distribution<br />
and mineral hosts of silver in eastern<br />
australian volcanogenic massive sulfide deposits.<br />
– In: The Canadian Mineralogist, Vol. 34,<br />
S. 529 bis 546<br />
Hopkins, D. L. (1997): How the West was won<br />
– An overview of the exploration and development<br />
of the mineralisation of Western Tasmania.<br />
– West Coast Heritage Authority Ltd., Zeehan,<br />
Tasmania<br />
Laznicka (1985): Adelaide Mine diagrammatic<br />
cross-section sketch, In: data metallogenica<br />
Seymour, D.B., Green, G.R., Calver, C.R.<br />
(2007): Tasmania Surface Geology. Geological<br />
Survey Bulletin 72<br />
Mineralienatlas (2013): www.mineralienatlas.<br />
de, letzter Zugriff am 16.04.2013<br />
Deutsche Rohstoff AG – Wolfram Camp in<br />
Australien gibt Beginn der kommerziellen<br />
Produktion bekannt<br />
Lagerstätte durch Explorationsarbeiten erweitert.<br />
10-Jahres-Abbauplan vorgelegt<br />
Die Wolfram Camp Mining<br />
(WCM), 100%ige Tochter der<br />
Deutsche Rohstoff AG, hat den<br />
kommerziellen Betrieb der Mine<br />
ab 01.11.2013 bekannt gegeben.<br />
Wolfram Camp hat die zu diesem<br />
Zweck festgelegten Produktionsziele<br />
für Abbau und Aufbereitung<br />
sowie der regelmäßigen<br />
Lieferung von hochgradigen Wolframkonzentraten<br />
an den Abnehmer<br />
Global Tungsten & Powders<br />
erreicht. Ab dem Zeitpunkt des<br />
Beginns der kommerziellen Produktion<br />
rechnet das Unternehmen mit<br />
einem positiven Ergebnis aus dem<br />
operativen Geschäft. Gleichzeitig<br />
beginnt auch die Abschreibung der<br />
bislang aktivierten Aufwendungen<br />
aus der Anlaufphase. Das Management<br />
der Wolfram Camp Mining hat<br />
daneben auf Grundlage der in den<br />
letzten beiden Jahren gewonnenen<br />
Erkenntnisse und Explorationserfolge<br />
einen 10-Jahres-Abbauplan<br />
vorgelegt, der als Basis für die künftige<br />
Budgetierung dienen wird.<br />
Titus Gebel, Vorstand der Deutsche<br />
Rohstoff AG, kommentierte: „Wolfram<br />
Camp Mining ist jetzt ein etablierter Wolframproduzent<br />
mit einer langen Lebensdauer<br />
der Mine. Darüber hinaus ist WCM<br />
der einzige bedeutende Hersteller von<br />
Wolframkonzentraten in ganz Australien.<br />
Angesichts der begrenzten Anzahl neuer<br />
Wolframprojekte in der nahen Zukunft und<br />
der schwierigen Versorgungslage sind wir<br />
der Meinung, dass WCM sich als eine Beteiligung<br />
von hohem strategischen Wert<br />
positioniert hat.“<br />
Zusätzliche Exploration und eine detaillierte<br />
Prüfung der bereits dokumentierten<br />
Erzvorräte haben eine wesentliche Vergrößerung<br />
der derzeitigen Lagerstätten in<br />
Wolfram Camp und Bamford Hill ergeben.<br />
Die Lebensdauer der Mine lässt sich unter<br />
der Annahme der heutigen Wolframpreise<br />
voraussichtlich auf über 10 Jahre erhöhen.<br />
Es handelt sich um Wolframvorkommen,<br />
die teilweise im Tagebau, teilweise untertägig<br />
abgebaut werden können. Die aktualisierten<br />
geschätzten Vorkommen belaufen<br />
sich dabei auf etwa 3,8 Mio. t mit 0,4%<br />
WO 3 (Wolframtrioxid). Es handelt sich<br />
dabei nicht um eine Einstufung gemäß<br />
dem JORC-Standard, sondern um eine<br />
Annahme auf Grundlage der in den letzten<br />
2 Jahren beim Abbau gewonnenen Erfahrungen<br />
unter Einbeziehung der bisherigen<br />
Ressourcenschätzung nach JORC von<br />
1,42 Mio. t mit 0,6% WO 3 , ergänzt um erfolgreich<br />
neu explorierte Flächen. Es ist<br />
geplant, die Explorationsarbeiten fortzusetzen,<br />
um die Lagerstätte weiter zu definieren<br />
und auch zusätzliche Vererzungen<br />
zu identifizieren.<br />
Beispielhaft für die sehr guten Möglichkeiten,<br />
die Erzvorräte laufend zu erhöhen,<br />
ist das kürzlich abgeschlossene Explorationsprogramm<br />
im Teilgebiet „Parrots“. Es<br />
hat zahlreiche oberflächennahe Mineralisierungen<br />
unmittelbar neben dem aktuellen<br />
Tagebau erbracht, die bisher nicht in<br />
die JORC-Ressource einbezogen waren.<br />
Der Abbau dieser Zone wird schon in den<br />
nächsten Wochen parallel zum laufenden<br />
Abbau beginnen und soll über ungefähr<br />
10 Monate zusätzliches Erz für die Aufbereitung<br />
generieren. Es ist wirtschaftlich<br />
besonders interessant, da es kaum Verunreinigungen<br />
enthält, welche die Aufbereitung<br />
erschweren und mit einem sehr<br />
kostengünstigen niedrigen Abraum-Erz-<br />
Verhältnis (strip ratio) von nahezu 1:1 abgebaut<br />
werden kann.<br />
Wolfram gehört zu den Metallen die<br />
von der Bundesregierung und der EU-<br />
Kommission als strategisch besonders<br />
wichtig eingestuft werden. Etwa 85% der<br />
Weltproduktion kommt aus China. Es gibt<br />
von Seiten Chinas seit einigen Jahren Exportquoten<br />
sowie ein Verbot für ausländische<br />
Unternehmen, in China auf Wolfram<br />
zu explorieren oder es zu produzieren.<br />
Aufgrund seiner Härte und des außerordentlich<br />
hohen Schmelzpunktes von<br />
3 422ºC wird Wolfram bei der Härtung von<br />
Werkzeugen, der Herstellung von Werkzeugmaschinen,<br />
als Legierungsmetall in<br />
der Stahlindustrie, in der Katalysatorherstellung<br />
sowie bei einer Vielzahl weiterer<br />
industrieller Anwendungen verarbeitet.<br />
Wolfram Camp ist eine der wenigen Wolframminen<br />
außerhalb Chinas.<br />
Die im Entry Standard notierte Deutsche<br />
Rohstoff AG baut einen neuen Rohstoffproduzenten<br />
auf. Schwerpunkte sind<br />
Öl & Gas und sogenannte Hightech-Metalle<br />
wie Wolfram, Zinn und Seltenerden. Alle<br />
Projekte befinden sich in politisch stabilen<br />
Ländern mit hohen Umweltstandards. Das<br />
Geschäftsmodell gründet auf der (Wieder-)<br />
Erschließung von Vorkommen, die<br />
bereits in der Vergangenheit gut erkundet<br />
worden sind.<br />
Weitere Informationen<br />
Horst Koppelstätter<br />
Koppelstätter Kommunikation<br />
Friedrichstraße 2<br />
76530 Baden-Baden<br />
Tel.: 07221/9737211<br />
E-Mail:<br />
hok@koppelstaetter-kommunikation.de<br />
Internet: www.rohstoff.de<br />
542 bergbau 12/2013
Tagebau<br />
Modellierung und Bewertung der Stabilität<br />
von Tagebaukippen mit künstlichen neuronalen<br />
Netzen (advangeo ® prediction software)<br />
Dr. Marco Roscher, Dipl.-Geol. Andreas Knobloch, Dipl.-Geol.Enrico Kallmeier, Dr. Andreas Barth,<br />
Prof. Dr. Carsten Drebenstedt, Freiberg; Dipl.-Ing. Beate Lucke, Senftenberg*<br />
Dr. Marco Roscher<br />
Beak Consultants GmbH<br />
Am St. Niclas Schacht 13<br />
09599 Freiberg<br />
Tel.: 03731/781343<br />
Fax: 03731/781352<br />
E-Mail: marco.roscher@beak.de<br />
Internet: www.beak.de<br />
Dipl.-Geol. Andreas Knobloch<br />
Beak Consultants GmbH<br />
Am St. Niclas Schacht 13<br />
09599 Freiberg<br />
Tel.: 03731/781359<br />
Fax: 03731/781352<br />
E-Mail: andreas.knobloch@beak.de<br />
Internet: www.beak.de<br />
Dipl.-Geol. Enrico Kallmeier<br />
Beak Consultants GmbH<br />
Am St. Niclas Schacht 13<br />
09599 Freiberg<br />
Tel.: 03731/781383<br />
Fax: 03731/781352<br />
E-Mail: enrico.kallmeier@beak.de<br />
Internet: www.beak.de<br />
Dr. Andreas Barth<br />
Beak Consultants GmbH<br />
Am St. Niclas Schacht 13<br />
09599 Freiberg<br />
Tel.: 03731/781348<br />
Fax: 03731/781352<br />
E-Mail: andreas.barth@beak.de<br />
Internet: www.beak.de<br />
Prof. Dr. Carsten Drebenstedt<br />
TU Bergakademie Freiberg<br />
Institut für Bergbau und Spezialtiefbau<br />
Gustav-Zeuner-Str. 1A<br />
09596 Freiberg<br />
Tel.: 03731/393373<br />
Fax: 03731/393581<br />
E-Mail: drebenstedt@mabb.tu-freiberg.de<br />
Internet: www.tu-freiberg.de<br />
Dipl.-Ing. für Geotechnik<br />
Beate Lucke<br />
Abteilung Geotechnik Grundsätze<br />
Knappenstr. 1<br />
01968 Senftenberg<br />
Tel.: 03573/844166<br />
Fax: 03573/844623<br />
E-Mail: Beate.Lucke@lmbv.de<br />
Der Bewertung der Stabilität von<br />
unverdichteten Tagebaukippen<br />
wurde in den letzten Jahren infolge<br />
unerwartet eingetretener geotechnischer<br />
Ereignisse vermehrte<br />
Aufmerksamkeit geschenkt. Mit<br />
der Einstellung des Abbaus in<br />
der Mehrzahl der Braukohletagebaue<br />
in der Lausitz, wurde der<br />
Grundwasserspiegel nicht mehr<br />
künstlich abgesenkt. Der Grundwasseranstieg<br />
führte zu Veränderungen<br />
der Standsicherheit von<br />
ursprünglich überwiegend trocken<br />
durch Abraumförderbrücken aufgeschüttete<br />
Kippen. Während der<br />
Aufsättigung führten eintretende<br />
Spannungsveränderungen im<br />
Kippenkörper, hier insbesondere<br />
im oberen wassererfüllten Kippenteil,<br />
häufig zu sehr labilen Korngerüsten<br />
(weitere Auflockerung) und<br />
ungünstigen Porenfluidsituationen<br />
(differenzierte Sättigung/Durchlässigkeiten/Porendrücke).<br />
Teilweise<br />
wurden dadurch im Zusammenwirken<br />
mit sehr ungünstigen<br />
Witterungssituationen (hoher Niederschlag,<br />
Frost, Wind) Verflüssigungsprozesse<br />
initiiert, die zu teils<br />
großräumigem Setzungsfließen<br />
bzw. Geländeeinbrüchen führten.<br />
Die damit verbundenen Deformationsprozesse<br />
an der Oberfläche<br />
der Kippen sind wegen der auftretenden<br />
Gefährdungen bei der<br />
öffentlichen Flächennutzung bzw.<br />
-bewirtschaftung nicht tolerierbar.<br />
Entsprechende Sicherungs- und<br />
Sanierungsmaßnahmen sind<br />
erforderlich und eingeleitet. Aufgrund<br />
der Anzahl von Ereignissen<br />
und dem weiter fortschreitenden<br />
Grundwasseranstieg ist es von<br />
großem Interesse, Gefährdungsbereiche<br />
möglichst frühzeitig zu<br />
erkennen. Für die Erstellung von<br />
Gefährdungskarten, vor allem in<br />
den Innenkippenbereichen, kann<br />
eine Vielzahl von Daten verwendet<br />
werden. Neben den geometrischen<br />
Daten, die den Kippenkörper<br />
beschreiben, gibt es Daten<br />
über die stoffliche Zusammensetzung,<br />
die Lage und Dynamik des<br />
Grundwasserspiegels und geotechnische<br />
Kennwerte der Kippe.<br />
All diese verschiedenen Daten<br />
sollen zukünftig mit dem Ziel einer<br />
flächengenauen Prognose in<br />
einem System zusammengefasst<br />
und komplex ausgewertet werden<br />
(Integriertes KippenSicherheitsund<br />
Bewertungssystem – IKSB).<br />
Dazu wird im Rahmen eines Entwicklungsvorhabens<br />
der LMBV<br />
die advangeo ® prediction software<br />
eingesetzt. Sie bietet die Möglichkeit,<br />
die Verfahren der künstlichen<br />
neuronalen Netze (KNN) in einer<br />
GIS- Umgebung anzuwenden.<br />
KNN’s können genutzt werden,<br />
um unbekannte, nichtlineare<br />
Zusammenhänge zwischen<br />
verschiedensten Parametern<br />
und einem bekannten Ereignis<br />
zu finden. Die Entwicklung und<br />
Erprobung des IKSB erfolgt an<br />
dem Pilotprojekt des Tagebaus<br />
Schlabendorf-Süd im stark von<br />
geotechnischen Ereignissen<br />
betroffenen Nordraum des Lausitzer<br />
Reviers. Auf der Basis der<br />
vorhandenen Daten soll untersucht<br />
werden, ob es möglich<br />
ist, verlässliche, flächenscharfe<br />
Prognosekarten für die lokale<br />
Gefährdung in den Bereichen der<br />
Innenkippe zu erstellen. Erste<br />
Ergebnisse zeigen, dass die<br />
Methode wirkungsvoll und schnell<br />
eingesetzt werden kann. Des<br />
Weiteren bestätigt sich die Annahme,<br />
dass es nicht ausreicht, nur<br />
die Hangneigung der Oberfläche,<br />
den Grundwasserflurabstand und<br />
die Mächtigkeit der bereits gesättigten<br />
Kippe zu berücksichtigen.<br />
In weiteren Schritten werden die<br />
stoffliche Zusammensetzung der<br />
Kippe, Trennflächen innerhalb der<br />
Kippe, technologisch bedingte Eigenschaften<br />
der Kippe und Daten<br />
zur unterliegenden Geologie mit in<br />
das Auswertungssystem integriert.<br />
bergbau 12/2013 543
Tagebau<br />
1 Verfahrensprinzip der Prognose mit künstlichen neuronalen Netzen<br />
Allgemeines<br />
Bewegungen der Erdoberfläche in Innenkippenbereichen<br />
der Lausitzer Braunkohletagebaue<br />
stellen eine Gefährdung<br />
für die Nachnutzung der Bergbaufolgelandschaft<br />
dar. Durch den Grundwasseranstieg<br />
nach Beendigung der Abbautätigkeiten,<br />
verändert sich die Standsicherheit<br />
der geschütteten Kippenkörper. Dies zeigt<br />
sich vor allem durch spontane, schnelle<br />
Geländedeformationen, die teilweise mit<br />
Verflüssigungsereignissen einhergehen.<br />
Dabei ist derzeit nicht zwischen ursächlichen<br />
Kippenbodenverflüssigungen mit<br />
Geländeeinbruch/Setzungsfließen und<br />
nachgeholten Sackungen mit sekundärer<br />
Verflüssigung zu unterscheiden. Obgleich<br />
die auslösenden Mechanismen nicht endgültig<br />
geklärt sind, ist es von großem Interesse,<br />
eine räumliche Abschätzung über<br />
das Gefährdungspotential zu erstellen. Für<br />
derartige Prognosen stehen 2 grundlegende<br />
Methoden zur Verfügung. Zum einen<br />
gibt es wissensgetriebene Methoden, die<br />
auf dem Verständnis der Prozesse beruhen,<br />
die zum Ereignis führen. Zum anderen<br />
existieren datengetriebene Ansätze,<br />
die ohne detailliertes Wissen über die Zusammenhänge<br />
zwischen den Einflussfaktoren<br />
und dem Ereignis auskommen, aber<br />
immer über Trainingsereignisse geeicht<br />
werden müssen. Im hier vorliegenden Fall<br />
der Oberflächendeformationen im Innenkippenbereich<br />
kann ein datengetriebenes<br />
System aufgrund der Vielzahl an Trainingsereignissen<br />
sehr zielführend eingesetzt<br />
werden. In Schlabendorf-Süd ist dies auf<br />
Grund der Vielzahl der gegangenen Geländeeinbrüche<br />
und Setzungsfließen aussichtsreich<br />
und soll anschließend auf andere<br />
Sanierungsgebiete übertragen werden.<br />
Dazu wurde die Anwendung advangeo ®<br />
prediction software der Firma Beak Consultants<br />
GmbH eingesetzt. Dieses Programm<br />
nutzt das selbst lernende Verfahren der<br />
künstlichen neuronalen Netzwerke als mathematischen<br />
Kern für die Erstellung von<br />
Prognosen. Dazu werden dem System verschiedene<br />
Eingangsdaten zur Verfügung<br />
gestellt, die potentiell Informationen über<br />
die flächige Verteilung von Deformationsereignissen<br />
enthalten. Anhand von vorgegebenen<br />
Trainingspunkten (d.h. bekannte<br />
Ereignisse) ermittelt die Software innerhalb<br />
kürzester Zeit die Abhängigkeit der Ereignisse<br />
von den verfügbaren Eingangsdaten<br />
und ist in der Lage, flächenhafte Prognosen<br />
zu berechnen. Mit Hilfe eines backward<br />
propagation- Algorithmus werden in einem<br />
iterativen Prozess schrittweise die Gewichte<br />
des Informationstransfers zwischen den<br />
Neuronen so verändert, dass der Fehler<br />
zwischen beobachtetem Ereignis und dem<br />
jeweiligen Rechenergebnis minimiert wird<br />
(Bild 1).<br />
Datengrundlage<br />
und -aufbereitung<br />
Alle in diesem Projekt verwendeten Daten<br />
wurden von der LMBV (Lausitzer und<br />
Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft<br />
mbH) zur Verfügung gestellt.<br />
Testobjekt für das hier vorgestellte Vorhaben<br />
ist die Innenkippe des Tagebaus Schlabendorf<br />
Süd. Für die Charakterisierung der<br />
Kippe wurde aufgrund der Datenlage eine<br />
Auflösung von 25 x 25 m gewählt. Damit<br />
enthält das Untersuchungsgebiet 52269<br />
Zellen. Grundlegende geometrische Daten<br />
liegen durch Vermessungen der Kippenbasis<br />
sowie der Oberkante der Abraumförderbrücken<br />
(AFB)-Kippe vor. Die Oberflächenmorphologie<br />
wird flächendeckend und<br />
hochauflösend durch verschiedene Laser<br />
Scan- Befliegungen gemessen. Diese Daten<br />
liegen flächendeckend für die Jahre<br />
2000, 2002 (jeweils noch mit geringerer<br />
Genauigkeit), 2005, 2010 und 2011 vor.<br />
Verfügbare Daten:<br />
● geometrische Daten des Kippenkörpers<br />
- Tagebaubasis<br />
- Oberfläche der AFB- Kippe<br />
- Lage und Alter der Kippen- und Abbauscheiben<br />
● Grundwasserspiegel-Daten<br />
● erwarteter GW-Endzustand<br />
● Ausdehnung der Pflugkippe<br />
● Bohrungsdaten der Vorfeldgeologie und<br />
Kippenbohrungen<br />
● geotechnische Kennwerte in einzelnen<br />
Bereichen der Kippe<br />
● Lage und Art von geotechnisch relevanten<br />
Sanierungsmaßnahmen<br />
● geologische Karte des Untergrundes<br />
● Flächennutzungskarte<br />
Folgende abgeleitete Daten können berechnet<br />
werden:<br />
● Mächtigkeit der AFB-, Pflug- und Gesamtkippe<br />
● Mächtigkeit der gesättigten und ungesättigten<br />
Kippe<br />
● Anteil der gesättigten Kippe an der Gesamtkippe<br />
● Grundwasserflurabstand<br />
● jährlicher Grundwasseranstieg<br />
● Grundwasserfließrichtung und hydraulischer<br />
Gradient<br />
● Grundwasserabstand von der AFB-<br />
Pflugkippen-Trennfläche<br />
● morphologische Einzelparameter ausgewählter<br />
Flächen<br />
- Hangneigung<br />
- Ausrichtung des Hanges<br />
- Krümmung der Oberfläche<br />
- Akkumulation von abfließendem Wasser<br />
unter Annahme einer kompletten<br />
Versiegelung<br />
2 Prognosekarten für das Auftreten von oberflächlichen Bruchereignissen auf der Basis<br />
von Einzelparametern (Farbcodierung siehe Text)<br />
3 Prognosekarten für das Auftreten von oberflächlichen Bruchereignissen auf der Basis<br />
von binären Parameterkombinationen (Farbcodierung siehe Text)<br />
544 bergbau 12/2013
Tagebau<br />
● Verteilung bindigen Materials<br />
im abgebauten Vorfeld<br />
● Schüttungs- und Abbaurichtungen<br />
Trainingsgebiete<br />
Im Bereich des Tagebaus<br />
Schlabendorf- Süd sind 34 Ereignisse<br />
im Zeitraum zwischen<br />
dem 06.06.2006 und dem<br />
01.06.2011 bekannt. Als Geländeeinbrüche,<br />
die sich ausschließlich<br />
durch Vertikalbewegungen<br />
auszeichnen, wurden<br />
19 Ereignisse eingestuft und<br />
die restlichen 15 Geländebrüche<br />
weisen zum Teil erhebliche<br />
horizontale Bewegungen<br />
auf und werden daher als Setzungsfließen<br />
klassifiziert. Als<br />
Trainingsdaten für die Prognose<br />
von Kippenoberflächendeformationen<br />
müssen immer Ereignisregionen ausgewählt<br />
werden, die zu den im Modell verwendeten<br />
Eingangsdaten in zeitlichem<br />
Bezug stehen. In der hier präsentierten<br />
Fallstudie werden ausschließlich Daten<br />
aus dem Jahr 2010 verwendet und somit<br />
auch nur Ereignisse, von denen sicher<br />
gesagt werden kann, dass sie 2010 entstanden<br />
sind. Als Trainingsdaten konnten<br />
6 Geländebrüche und 6 Geländeeinbrüche<br />
für die Prognose von Deformationsereignissen<br />
herangezogen werden (Bilder<br />
3 bis 6).<br />
4 Prognosekarten für das Auftreten von oberflächlichen<br />
Bruchereignissen auf der Basis von 3 Parametern (Farbcodierung<br />
siehe Text)<br />
Resultate<br />
Erste Testläufe zeigen, dass die Software<br />
Zusammenhänge zwischen den bekannten<br />
Ereignissen und den Eingangsdaten<br />
erkennt. Durch das sukzessive Hinzufügen<br />
von Eingangsparametern kann der Einfluss<br />
einzelner Faktoren abgeschätzt werden.<br />
Hier soll das Potential der Methodik am<br />
Beispiel von 3 Parametern verdeutlicht<br />
werden. Dazu wurden die Hangneigung<br />
der Kippenoberfläche, der Grundwasserflurabstand<br />
und die Mächtigkeit der bereits<br />
gesättigten Kippe ausgewählt. Die folgenden<br />
Darstellungen (Bilder 3 bis 6) sind<br />
Prognosekarten, die mit der advangeo ®<br />
prediction software erstellt wurden. Bei der<br />
gewählten Farbgebung werden Bereiche<br />
hoher Wahrscheinlichkeit in Rot ausgewiesen<br />
und niedriger in Blau. Die zum Training<br />
verwendeten Gebiete der Geländebrüche<br />
sind durch eine schwarze Kontur gekennzeichnet<br />
und die Geländeeinbrüche durch<br />
eine violette. Bei der Auswertung der Einzelparameter<br />
(Bild 3) zeigt sich, dass große<br />
Hangneigungen der Oberfläche (Böschungen)<br />
ein erhöhtes Potential für Bruchereignisse<br />
darstellen. Der Einfluss des Grundwasserflurabstandes<br />
beschränkt sich auf<br />
Regionen, in denen keine Wasserflächen<br />
und große Grundwasserflurabstände vorhanden<br />
sind. Die Mächtigkeit der gesättigten<br />
Kippe ist offensichtlich nur im Süden<br />
und Osten des Tagebaues hoch genug,<br />
um bruchartige Oberflächendeformationen<br />
durch Sackungsprozesse zu ermöglichen.<br />
Die schrittweise Kombination der Einzelparameter<br />
(Bild 4) zeigt, dass die Mächtigkeit<br />
der gesättigten Kippe einen großen<br />
Einfluss auf das Gefährungspotential hat:<br />
jeweilige Modellrechnungen weisen für den<br />
westlichen Teil der Kippe ein geringes Gefährdungspotential<br />
aus. Die Einbeziehung<br />
der Hangneigung in die Prognose verdeutlicht<br />
die bodenmechanische Tatsache, dass<br />
geneigte Flächen/Böschungen gefährdeter<br />
für Bruchvorgänge sind. Die Berücksichtigung<br />
des Grundwasserflurabstandes<br />
bewirkt, dass<br />
die Bereiche der Seeflächen<br />
und der mächtigeren ungesättigten<br />
Kippe als weniger gefährdet<br />
eingestuft werden. Dies ist<br />
ebenfalls plausibel, weil bei größeren<br />
Grundwasserflurabständen<br />
Verflüssigungsvorgänge in<br />
der wassergesättigten Kippe die<br />
Oberfläche nicht erreichen oder<br />
weniger beeinflussen.<br />
Die Modellierung, die auf<br />
alle 3 ausgewählten Parameter<br />
zurückgreift (Bild 5), zeigt,<br />
dass der östliche Bereich der<br />
Kippe großflächig deutlich gefährdeter<br />
ist, als der westliche.<br />
Zusätzlich zeigt sich, dass auftretende<br />
Neigungen der Kippenoberfläche<br />
das Gefährdungspotential<br />
lokal erhöhen. Aufgrund dieser 3 Parameter<br />
lassen sich jedoch nur wenige hoch<br />
gefährdete Gebiete lokal eingrenzen. Daraus<br />
lässt sich schlussfolgern, dass [1] die<br />
genutzten Eingangsdaten nicht ausreichen,<br />
um differenzierte Prognosen für die<br />
lokale Gefährdung der Kippe in Bezug auf<br />
die Bruchereignisse zu erstellen oder [2]<br />
Daten berücksichtigt wurden, die keinen<br />
Einfluss auf die Ereignisse haben oder [3]<br />
verschiedenartige Ereignisse für das Training<br />
verwendet wurden.<br />
Werden die beiden Typen der Bruchereignisse<br />
getrennt betrachtet, ergeben sich<br />
5 Prognosekarten für das Auftreten von Geländebrüchen und Geländeeinbrüchen auf der<br />
Basis von 3 Parametern (Farbcodierung siehe Text)<br />
6 links: farbcodierte Höhenlage des AFB-Reliefs unter der Pflugkippe (blau = hoch, rot =<br />
niedrig, violette Kontur = Geländeeinbruch, schwarze Kontur = Geländebruch) (verändert<br />
nach Götz),<br />
rechts: Anteil bindigen Materials im Vorfeld des Abbaus (grüne Linien = Lage der<br />
Abbaukanten verschiedener Jahre, Abbaurichtung im Uhrzeigersinn)<br />
bergbau 12/2013 545
Tagebau<br />
sehr unterschiedliche Gefährdungsprognosen<br />
(Bild 6). Geländeeinbrüche treten<br />
vor allem im nahezu ebenen Gelände auf.<br />
Daraus leitet sich der Einfluss der Oberflächenneigung<br />
auf das Resultat ab. Die<br />
Mächtigkeit der gesättigten Kippe hat einen<br />
geringeren Einfluss. Der Grundwasserflurabstand<br />
ist in dieser Modellierung<br />
der einflussreichste Parameter für die Prognose<br />
von Geländeeinbrüchen.<br />
Im Gegensatz dazu unterscheiden sich<br />
die Gefährdungsregionen für Geländebrüche<br />
erheblich. Die Hangneigung der Oberfläche<br />
bildet den wichtigsten Einflussfaktor<br />
für deren Auftreten. Sämtliche Böschungen<br />
im Tagebau Schlabendorf-Süd werden<br />
als gefährdet eingestuft.<br />
Die in Bild 6 gezeigten Gefährdungskarten<br />
verbessern die undifferenzierte Prognosekarte<br />
aus Bild 5 deutlich. Die Kombination<br />
beider Ereignistypen während des<br />
Trainings des neuronalen Netzes führt zu<br />
einer Kombination der gegensätzlichen erkennbaren<br />
Zusammenhänge.<br />
Dafür können 3 mögliche Erklärungen<br />
gefunden werden. [1] Geländebrüche haben<br />
andere Entstehungsbedingungen als<br />
Geländeeinbrüche, [2] die dem System<br />
zur Verfügung gestellten Daten reichen<br />
nicht aus, um Rückschlüsse auf die Entstehungsbedingungen<br />
der Brüche zu ziehen<br />
oder [3] es sind in der Modellierung<br />
Daten berücksichtigt worden, die keinen<br />
ursächlichen Einfluss auf die Entstehung<br />
der Ereignisse haben. Da es fließende<br />
Übergänge zwischen Geländeeinbrüchen<br />
und Geländebrüchen gibt, kann ein unterschiedlicher<br />
Zusammenhang zwischen<br />
den Eingangsfaktoren und den Oberflächendeformationen<br />
ausgeschlossen werden.<br />
Somit bleibt festzustellen, dass bedeutend<br />
mehr Daten in der Modellierung<br />
berücksichtigt werden müssen und deren<br />
Sensitivität getestet werden muss.<br />
Ausblick<br />
Für weitere Modellierungen werden zurzeit<br />
die Daten zur Trennfläche zwischen der<br />
Pflugkippe und der AFB- Kippe aufbereitet.<br />
Ein Zusammenhang zwischen der Rippenstruktur<br />
der AFB- Kippe und den Umrissen<br />
der bekannten Brüche ist offensichtlich<br />
(Bild 7). Für weitere Untersuchungen werden<br />
für jede Zelle des Modells die Winkel<br />
zwischen Hangneigungsrichtung der<br />
Trennfläche und der Verkippungsrichtung<br />
sowie zwischen der Hangneigung und der<br />
Grundwasserströmungsrichtung herangezogen.<br />
Zusätzlich kann die Kurvatur (konvex/konkav)<br />
der Pflugkippenbasis wichtige<br />
Informationen enthalten. Der Zusammenhang<br />
zwischen der Materialzusammensetzung<br />
und der Verflüssigungsgefährdung ist<br />
hinlänglich bekannt. Zu dessen Beschreibung<br />
wird die aus den Vorfeldbohrungen<br />
bekannte Geologie zur Abschätzung der<br />
Zusammensetzung der Kippe genutzt. Die<br />
Lage der bekannten Ereignisse zeigt deutlich,<br />
dass diese nur in Bereichen auftreten,<br />
in denen das zugehörige Vorfeld weniger<br />
als 20% bindiges Material enthält (Bild 7).<br />
Für die Bestätigung dieser materialtypischen<br />
Zusammenhänge ist auch die Integration<br />
ausgewählter Drucksondierparameter<br />
(Reibungsverhältnis, Spitzendruck)<br />
vorgesehen.<br />
Im Rahmen einer umfassenden Sensitivitätsanalyse<br />
des Systems werden die Parameterabhängigkeiten<br />
im Einzelnen und<br />
im Komplex weiter untersucht. Zielstellung<br />
ist dabei, die Herausarbeitung signifikanter<br />
Parameterkombinationen für die weitgehend<br />
reale Erfassung und flächenhafte<br />
Abbildung der Bruchgefährdung der unverdichteten<br />
Kippen in Gefährdungskarten<br />
für die einzelnen Sanierungsgebiete.<br />
Die ersten Prognoserechnungen mit dem<br />
System lassen durch eine sehr flexible<br />
und schnelle Verarbeitung von Parameterkombinationen<br />
erkennen, dass unterschiedliche<br />
Parameter sich gegenseitig<br />
positiv wie auch negativ überlagern können.<br />
Der dieser Entwicklung zugrunde<br />
liegende datengetriebene Ansatz könnte<br />
somit schnelle Ergebnisse und Unterstützung<br />
für wissensgetriebene Gefährdungsabschätzungs-<br />
sowie Nachweisverfahren<br />
(GFKippe, Stabilitätsnachweis) eröffnen.<br />
Buchbesprechung<br />
Zeche Emscher-Lippe<br />
Steinkohlenbergbau unter dem Kanalkreuz Datteln<br />
Im Februar 1972 stellte die Dattelner<br />
Zeche Emscher-Lippe ihre Förderung ein,<br />
Ende November 1983 erloschen auch die<br />
Ietzen Öfen der Kokerei. Von den ehemaligen<br />
Betriebsanlagen, die über Jahrzehnte<br />
das Stadtbild des Ortes prägten, ist so<br />
gut wie nichts geblieben. Lediglich das<br />
Kraftwerk, in den 1960er Jahren von der<br />
Zeche errichtet, ist bis heute in Betrieb.<br />
Es produziert Bahnstrom und versorgt einen<br />
Großteil der Haushalte von Datteln mit<br />
Fernwärme. Doch auch dessen Tage sind<br />
gezählt und seine Betriebseinstellung wird<br />
in naher Zukunft erfolgen.<br />
Der Steinkoh lenbergbau hat die Entwicklung<br />
Dattelns vom verschlafenen Dorf zur<br />
blühenden Industriegemeinde maßgeblich<br />
beeinflusst und geprägt. Mit seinem Wegbrechen<br />
wurde die Stadt zu einem gravierenden<br />
und langwierigen Strukturwandel<br />
gezwungen, der bis heute nicht bewältigt<br />
scheint. Selbst neu angesiedelte Industriebetriebe<br />
mussten in den letzten Jahren<br />
wieder geschlossen werden.<br />
Den jüngeren Bürgern der Stadt ist die<br />
Bergbauvergangenheit von Datteln kaum<br />
bekannt, nur die wenigsten älteren Einwohner<br />
haben diese Zeit selber miterlebt,<br />
denn seit der Zechenstilllegung sind mittlerweile<br />
über 40 Jahre vergangen. Durch<br />
dieses Buch wird die Bergbaugeschichte<br />
der Stadt in Wort und Bild umfassend aufgearbeitet<br />
und soll mit all ihren Höhen und<br />
Tiefen für nachfolgende Generationen erhalten<br />
werden.<br />
432 Seiten, Format DIN A4, gebunden,<br />
über 750 z.T. großformatige Abbildungen<br />
Preis 24,95 €, ISBN 978-3-00-043004-6<br />
Das Buch ist in Dattelner Buchhandlungen,<br />
in den Buchshops der LWL-lndustriemuseen<br />
und auf der Zeche Zollverein erhältlich,<br />
man kann es aber auch unter der<br />
Emailadresse<br />
zecheemscherlippe@yahoo.de<br />
direkt bestellen, der Versand ist kostenfrei.<br />
Norbert Meier<br />
Förderverein Bergbauhistorischer Stätten<br />
Ruhrrevier e.V.<br />
546 bergbau 12/2013
Gesetzgebung und Recht<br />
Zulassung bergbaulicher Vorhaben unter<br />
Berücksichtigung der Bewirtschaftungsziele<br />
der Wasserrahmenrichtlinie<br />
In der behördlichen<br />
Praxis der Genehmigung<br />
von Bergbauvorhaben<br />
stellt das Umweltrecht<br />
einen erheblichen Anteil<br />
des Prüfungsumfangs<br />
dar. Neben dem Naturschutzrecht<br />
hat sich<br />
dabei das Wasserrecht<br />
zu einem Schwerpunkt<br />
entwickelt. Aktuelle<br />
Problemfelder, wie die<br />
großräumigen Grundwasserabsenkungen<br />
und der Grundwasserwiederanstieg<br />
durch den<br />
Braunkohlenbergbau, die<br />
Ewigkeitslasten bei Einstellung<br />
des Steinkohlenbergbaus, Einleitungen<br />
salzhaltiger Wasser aus<br />
dem Kalibergbau und Fracking<br />
sind zunehmend in den Mittelpunkt<br />
der Diskussion gerückt.<br />
Sowohl in fachlicher als auch<br />
juristischer Hinsicht ist die Problemlösung<br />
eine Herausforderung<br />
für alle Beteiligen.<br />
Verzahnung des Berg- und<br />
Wasserrechts<br />
Die zuvor dargestellten Konfliktfelder<br />
lassen erkennen, dass Bergbau und Wasserwirtschaft<br />
in der Praxis eng, mitunter<br />
untrennbar miteinander verbunden sind.<br />
Ein typisches Beispiel ist die Gewinnung<br />
der Braunkohle, bei der die Absenkung<br />
des Grundwasserspiegels und Freihaltung<br />
der Lagerstätte eine zwingende Voraussetzung<br />
für den sicheren Betrieb des Tagebaus<br />
ist. Das gehobene, nicht zu anderen<br />
*Regierungsrätin<br />
Karina Pulz<br />
Landesamt für Bergbau, Geologie und<br />
Rohstoffe Brandenburg (LBGR)<br />
Stabstelle Recht<br />
Inselstraße 26<br />
03046 Cottbus<br />
Tel.: 0355/48640-554<br />
Fax: 0355/48640-510<br />
E-Mail: karina.pulz@lbgr.brandenburg.de<br />
Internet: www.lbgr.brandenburg.de<br />
Regierungsrätin Karina Pulz, Cottbus*<br />
1 Tagebau Cottbus-Nord. Nach den Planungen der Vattenfall<br />
Europe Mining AG soll bis 2030 die Cottbuser Ostsee (1900 ha)<br />
entstehen<br />
Foto: Vattenfall Europe Mining AG<br />
Zwecken verwendete Grubenwasser wird<br />
an anderer Stelle wieder eingeleitet und<br />
so dem Wasserhaushalt wieder zugeführt.<br />
Aufgrund des Massendefizits verbleiben<br />
nach der Auskohlung Restlöcher, aus denen<br />
durch den Grundwasserwiederanstieg<br />
und Flutung mit Fremdwasser neue Gewässer<br />
von erheblicher Größenordnung<br />
entstehen, die in den Wasserhaushalt eingebunden<br />
werden müssen (Bild 1). Diese<br />
Verknüpfung spiegelt sich auch in den<br />
berg- und wasserrechtlichen Genehmigungsverfahren<br />
wieder. So bedarf es neben<br />
der bergrechtlichen Zulassung auch<br />
der Erteilung einer wasserrechtlichen Erlaubnis<br />
für die Gewässerbenutzungen.<br />
Das Vorhaben kann also nur realisiert werden,<br />
wenn auch die Voraussetzungen des<br />
Wasserrechts erfüllt sind.<br />
Die wasserwirtschaftlichen Belange<br />
spielen dabei aber nicht erst im wasserrechtlichen<br />
Verfahren eine Rolle, sondern<br />
fließen auch schon in das bergrechtliche<br />
Zulassungsverfahren nach dem Bundesberggesetz<br />
(BBergG) [1] ein. Die Anforderungen<br />
des Wasserrechts sind insbesondere<br />
unter dem Blickwinkel der Vorsorge<br />
gegen gemeinschädliche Einwirkungen<br />
i.S.d. § 55 Abs. 1 Nr. 1 BBergG von Bedeutung.<br />
In der Rechtsprechung hat sich<br />
hier eine Parallelität zwischen dem Begriff<br />
des Gemeinschadens im Bergrecht und<br />
dem Wohl der Allgemeinheit i.S.d. Wasserrechts<br />
gefestigt, die bereits in der Rammelsberg-Entscheidung<br />
des Bundesverwaltungsgerichts<br />
[2] zum Ausdruck kommt:<br />
„Zu den Sachgutbeeinträchtigungen, die<br />
einen in diesem Sinne überindividuellen<br />
Bezug aufweisen,<br />
gehören typischerweise auch<br />
Gewässerverunreinigungen.<br />
Dies kommt bereits in der Begründung<br />
zu der Vorläuferregelung<br />
des § 196 Abs. 2 ABG<br />
zum Ausdruck (vgl. ZfB 6, 198),<br />
beansprucht Geltung aber<br />
nicht minder für § 55 Abs. 1<br />
Satz 1 Nr. 9 BBergG. Wie bei<br />
sonstigen Sachgutverletzungen<br />
genügt auch hier indes<br />
nicht jede beliebige nachteilige<br />
Einwirkung. Vom Tatbestand<br />
des § 55 Abs. 1 Nr. 9 BBergG<br />
erfaßt werden Gewässerverunreinigungen<br />
vielmehr nur dann,<br />
wenn die Schwelle der Gemeinwohlbeeinträchtigung<br />
überschritten ist. Anhaltspunkte<br />
dafür, wann dies der Fall ist,<br />
bietet das Wasserrecht. Danach umfaßt<br />
das Wohl der Allgemeinheit insbesondere<br />
die Wahrung der durch das Wasserhaushaltsgesetz<br />
geschützten wasserwirtschaftlichen<br />
Belange. Hierzu gehört, ausweislich<br />
des § 1 a Abs. 2 WHG, auch die Abwehr von<br />
Gewässerverunreinigungen. Als solche<br />
stuft das Gesetz erkennbar Einwirkungen<br />
ein, durch die dauernd oder in einem nicht<br />
nur unerheblichen Ausmaß schädliche<br />
Veränderungen der physikalischen, chemischen<br />
oder biologischen Beschaffenheit<br />
des Wassers herbeigeführt werden (vgl.<br />
§ 3 Abs. 2 Nr. 2 WHG). Sind solche Veränderungen<br />
zu erwarten, so handelt es sich<br />
um eine Beeinträchtigung des Wohls der<br />
Allgemeinheit, die in offenkundiger Parallelität<br />
zu § 55 Abs. 1 Satz 1 Nr. 9 BBergG<br />
nach § 6 WHG einen Versagungsgrund<br />
darstellt.“ § 3 Nr. 10 Wasserhaushaltsgesetz<br />
(WHG) [3] definiert schädliche Gewässerveränderungen,<br />
als Veränderungen<br />
von Gewässereigenschaften, die das<br />
Wohl der Allgemeinheit, insbesondere die<br />
öffentliche Wasserversorgung, beeinträchtigen<br />
oder die nicht den Anforderungen<br />
entsprechen, die sich aus diesem Gesetz,<br />
aus auf Grund dieses Gesetzes erlassenen<br />
oder aus sonstigen wasserrechtlichen<br />
Vorschriften ergeben. Bei der Prüfung der<br />
gemeinschädlichen Einwirkungen i.S.d.<br />
§ 55 Abs. 1 Satz 1 Nr. 9 BBergG ist dementsprechend<br />
auch die Wahrung der im<br />
Wasserrecht verankerten Allgemeinwohlbelange<br />
zu beachten.<br />
bergbau 12/2013 547
Gesetzgebung und Recht<br />
Bergbau und<br />
Bewirtschaftungsplanung<br />
Die Bewirtschaftungsplanung erfolgt in<br />
Umsetzung der am 20.12.2000 in Kraft<br />
getretenen Europäischen Wasserrahmenrichtlinie<br />
2000/60/EG (WRRL) [4], mit der<br />
ein Ordnungsrahmen für den Schutz der<br />
Gewässer geschaffen wurde. Die WRRL<br />
sieht ein flussgebietsbezogenes Bewirtschaftungsregime<br />
vor, das über die Grenzen<br />
der Mitgliedsstaaten hinausgeht. Instrumente<br />
zur Erreichen der Zielstellungen<br />
der WRRL sind die Bewirtschaftungspläne<br />
und Maßnahmenprogramme der Flussgebietsgemeinschaften<br />
(FGG), welche das<br />
gemeinschaftsrechtliche Koordinierungsgebot<br />
konkretisierten. Die WRRL wird<br />
durch weitere Tochterrichtlinien ergänzt, so<br />
etwa die Grundwasserrechtlinie 2006/118/<br />
EG (GWRL) [5], welche Maßnahmen zur<br />
Verhinderung und Begrenzung der Grundwasserverschmutzung<br />
festlegt.<br />
Die ersten Bewirtschaftungspläne und<br />
Maßnahmenprogramme wurden bis Ende<br />
2009 erarbeitet. Sie werden alle 6 Jahre<br />
überprüft und aktualisiert. Für die behördliche<br />
Praxis im Land Brandenburg sind die<br />
Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme<br />
für die Flussgebietseinheit<br />
Elbe [6] [7] und die Flussgebietseinheit<br />
Oder [8] ]9| relevant. Diese wurden durch<br />
das Ministerium für Umwelt, Gesundheit<br />
und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg<br />
am 12.12.2009 bekannt gemacht<br />
und sind zum 22.12.2009 in Kraft getreten<br />
[10]. Sie bilden die Grundlage der Gewässerbewirtschaftung<br />
bis 2015.<br />
Der Bergbau bzw. die bereits vorhandene<br />
bergbauliche Beeinflussung hat<br />
sich bei der Erarbeitung der Bewirtschaftungspläne<br />
als ein wesentlicher Faktor<br />
herausgestellt. Deutlich wird dies insbesondere<br />
am Bewirtschaftungsplan für den<br />
deutschen Teil der FGG Elbe, dem zu entnehmen<br />
ist, dass die Bergbaufolgen und<br />
deren Auswirkungen auf nationaler und regionaler<br />
Ebene den wichtigen Wasserbewirtschaftungsfragen<br />
zugeordnet sind. Die<br />
erfolgte Bestandaufnahme der Gewässer,<br />
weist den Bergbau, sowohl im Hinblick auf<br />
die Oberflächengewässer, als auch das<br />
Grundwasser als maßgebliche Quelle für<br />
signifikante Belastungen aus Punktquellen,<br />
Grundwasserentnahmen und sonstiger<br />
signifikanter anthropogener Belastungen<br />
aus. Die Wasserentnahmen für den<br />
Braunkohlebergbau stellen für die betroffenen<br />
Grundwasserkörper eine signifikante<br />
Belastung auf der Mengenseite dar.<br />
Als weitere signifikante Belastungen der<br />
Gewässer werden u.a. Sulfat- und Eiseneinträge<br />
in die Flüsse infolge des Wiederanstiegs<br />
des Grundwassers mit Anschluss<br />
an die Vorflut (Bild 2), das Versauerungspotential<br />
der Tagebaurestseen oder bergbaubedingte,<br />
naturferne Verlegungen von<br />
Flussabschnitten aufgeführt. Aufgrund der<br />
Belastungen wurden Grundwasserkörper<br />
in einen schlechten mengenmäßigen und/<br />
oder einen schlechten chemischen Zustand<br />
eingestuft. Im Bereich der bergbaubeeinflussten<br />
Grundwasserkörper ist eine<br />
Zielerreichung der nach Artikel 4 WRRL<br />
gesetzten Umweltziele bis 2027 nicht realisierbar<br />
[11].<br />
Vor dem Hintergrund dieser Bestandsaufnahme<br />
wird es deutlich, dass die Genehmigung<br />
bergbaulicher Vorhaben, die<br />
mit Tätigkeiten von besonderer Relevanz<br />
und erheblichen Auswirkungen auf den<br />
Wasserhaushalt verbunden sind, fachlich<br />
und rechtlich einer intensiven Prüfung bedarf.<br />
Sind die strengen Bewirtschaftungsziele<br />
nicht erreichbar, so ist die Möglichkeit<br />
einer Abweichung oder Ausnahme zu<br />
prüfen, so dass eine umfängliche Befassung<br />
mit den einzelnen Voraussetzungen<br />
erforderlich ist.<br />
2 Eisenbelastung der Zuflüsse südlich des<br />
Spreewaldes<br />
Foto: Vattenfall Europe Mining AG<br />
Abweichungen nach § 30 WHG, bedürfen<br />
einer gesonderten Entscheidung, der<br />
nach Landesrecht zuständigen Behörde<br />
und werden bereits auf Planungsebene<br />
im Rahmen der Festlegung von Bewirtschaftungsplänen<br />
und Maßnahmenprogrammen<br />
auch mit unmittelbarer Wirkung<br />
für die Gestattungsebene getroffen. Die<br />
Ausnahme (§ 31 WHG) von den strengen<br />
Bewirtschaftungszielen ist im Einzelfall<br />
durch die Genehmigungsbehörde zu prüfen.<br />
Das Nichterreichen der Bewirtschaftungsziele<br />
ist zulässig, wenn alle Voraussetzungen<br />
des § 31 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 bis<br />
Nr. 4 WHG vorliegen, d.h.:<br />
1. dies auf einer neuen Veränderung der<br />
physischen Gewässereigenschaften<br />
oder des Grundwasserstands beruht,<br />
2. die Gründe für die Veränderung von<br />
übergeordnetem öffentlichen Interesse<br />
sind, oder wenn der Nutzen der neuen<br />
Veränderung für die Gesundheit oder<br />
Sicherheit des Menschen, oder für die<br />
nachhaltige Entwicklung größer ist als<br />
der Nutzen, den die Erreichung der Bewirtschaftungsziele<br />
für die Umwelt und<br />
die Allgemeinheit hat,<br />
3. die Ziele, die mit der Veränderung des<br />
Gewässers verfolgt werden, nicht mit<br />
anderen geeigneten Maßnahmen erreicht<br />
werden können, die wesentlich<br />
geringere nachteilige Auswirkungen auf<br />
die Umwelt haben, technisch durchführbar<br />
und nicht mit unverhältnismäßig hohem<br />
Aufwand verbunden sind und<br />
4. alle praktisch geeigneten Maßnahmen<br />
ergriffen werden, um die nachteiligen<br />
Auswirkungen auf den Gewässerzustand<br />
zu verringern.<br />
sung<br />
der Grundwasserkörper durch den<br />
Braunkohlen- und Sanierungsbergbau in<br />
der Lausitz, wurde seitens der FGG Elbe<br />
ein Hintergrundpapier zur Begründung der<br />
Ausnahmen [12] erstellt. Dieses enthält Erläuterungen<br />
zu den Ausnahmevoraussetzungen<br />
und zeigt mögliche Maßnahmen<br />
zur Minderung der Auswirkungen i.S.d.<br />
§ 31 Abs. 2 Satz 1 Nr. 4 WHG auf, so etwa:<br />
● Berücksichtigung der Beeinflussung<br />
des Grundwasserhaushalts bei der<br />
landesplanerischen Festlegung der Abbaugrenzen<br />
im Braunkohlenplan<br />
● Begrenzung der Grundwasserentnahme<br />
auf das für die Sicherheitsbelange<br />
des Tagebaues (Standsicherheit der<br />
Böschungen und Sohlen) erforderliche<br />
Maß<br />
● Stützung des Grundwasserspiegels<br />
durch Infiltrations- und Versickerungsmaßnahmen<br />
● lokale Grundwasserstützung und andere<br />
lokale Maßnahmen<br />
● Ersatzwasserbereitstellung<br />
● beschleunigter Grundwasserwiederanstieg<br />
durch Restseebefüllung<br />
● Begrenzung der Grundwasserabsenkung<br />
durch Dichtwände.<br />
Welche der Maßnahmen im konkreten Fall<br />
zu ergreifen sind, ist im Genehmigungsverfahren<br />
zu prüfen und mit der Entscheidung<br />
festzulegen.<br />
Praxisbeispiel:<br />
Wasserrechtliche Erlaubnis<br />
Tagebau Welzow-Süd<br />
Ein aktueller Fall zur Problematik der<br />
Zielverfehlung und Zulässigkeit einer Ausnahme,<br />
ist die wasserrechtliche Erlaubnis<br />
für den Tagebau Welzow-Süd, räumlicher<br />
Teilabschnitt I 2008 bis 2022. Diese gestattet<br />
dem Bergbautreibenden, der Vattenfall<br />
Europe Mining AG, das Entnehmen, Zutagefördern<br />
und Zutageleiten von Grundwasser<br />
(§ 9 Abs. 1 Nr. 5 WHG) von bis zu<br />
101 Mio. m 3 /a und das Einleiten in oberirdische<br />
Gewässer. Als Schutzmaßnahme zur<br />
Begrenzung der Grundwasserabsenkung<br />
und zum Schutz der im Süden des Tagebaus<br />
gelegenen sog. Erweiterten Restlochkette<br />
des Lausitzer Seenlandes, wurde die Errichtung<br />
einer Dichtwand festgelegt (Bild 3).<br />
548 bergbau 12/2013
Gesetzgebung und Recht<br />
3 Sümpfungsbereiche und Dichtwand Tagebau Welzow-Süd<br />
Karte: Vattenfall Europe Mining AG<br />
Rechtsgrundlage für die Erteilung der<br />
wasserrechtlichen Erlaubnis ist § 12 WHG.<br />
Danach ist die Erlaubnis zu versagen,<br />
wenn schädliche, auch durch Nebenbestimmungen<br />
nicht vermeidbare oder nicht<br />
ausgleichbare Gewässerveränderungen<br />
zu erwarten sind, oder andere Anforderungen<br />
nach öffentlich-rechtlichen Vorschriften<br />
nicht erfüllt werden, § 12 Abs. 1 WHG.<br />
Sofern keine Versagungsgründe vorliegen,<br />
steht die Erteilung der Erlaubnis und<br />
der Bewilligung im pflichtgemäßen Ermessen<br />
(Bewirtschaftungsermessen) der zuständigen<br />
Behörde, § 12 Abs. 2 WHG.<br />
Zu den zu prüfenden Anforderungen<br />
des Wasserrechts gehören die Bewirtschaftungsziele<br />
für die oberirdischen Gewässer<br />
und das Grundwasser (§§ 27 bis<br />
31, 44, 47 WHG). Nach den in § 47 Abs. 1<br />
WHG festgelegten Bewirtschaftungszielen<br />
ist das Grundwasser so zu bewirtschaften,<br />
dass<br />
1. eine Verschlechterung seines mengenmäßigen<br />
und seines chemischen Zustands<br />
vermieden wird;<br />
2. alle signifikanten und anhaltenden<br />
Trends ansteigender Schadstoffkonzentrationen<br />
auf Grund der Auswirkungen<br />
menschlicher Tätigkeiten umgekehrt<br />
werden,<br />
3. ein guter mengenmäßiger und ein guter<br />
chemischer Zustand erhalten oder erreicht<br />
werden; zu einem guten mengenmäßigen<br />
Zustand gehört insbesondere<br />
ein Gleichgewicht zwischen Grundwasserentnahme<br />
und Grundwasserneubildung.<br />
Die Sümpfung im Tagebau Welzow-Süd<br />
führte, in Folge der Vorratsentnahme, vorübergehend<br />
zur einer Störung des Gleichgewichts<br />
zwischen Grundwasserentnahme<br />
und Grundwasserneubildung und auch<br />
begrenzt zu einer Verschlechterung der<br />
Grundwasserqualität, so dass die Bewirtschaftungsziele<br />
für das Grundwasser<br />
nicht erreicht werden. Das Nichterreichen<br />
der Bewirtschaftungsziele steht aber dann<br />
nicht im Widerspruch zu den wasserrechtlichen<br />
Anforderungen, wenn eine Abweichung<br />
für die Bewirtschaftungsziele gemäß<br />
§ 47 Abs. 1 Nr. 3 WGH in entsprechender<br />
Anwendung des § 30 WHG festgelegt ist,<br />
oder eine Ausnahme von den Bewirtschaftungszielen<br />
gemäß § 47 Abs. 3 S. 1 i.V.m.<br />
31 Abs. 2 WHG zugelassen werden kann.<br />
Eine hinreichend konkrete, rechtsverbindliche<br />
Festlegung von abweichenden<br />
Bewirtschaftunsgzielen war im vorliegenden<br />
Fall dem Bewirtschaftungsplan nicht zu<br />
entnehmen [13], so dass für die Erteilung<br />
der wasserrechtlichen Erlaubnis die Voraussetzungen<br />
des § 31 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1<br />
bis Nr. 4 WHG für die Zulässigkeit einer<br />
Ausnahme von den strengen Bewirtschaftungszielen<br />
vorliegen mussten. Die Absenkung<br />
des Grundwasserstandes zur Freimachung<br />
der Lagerstätte, stellt eine neue<br />
Veränderung des Grundwasserstandes<br />
dar. Diese ist alternativlos, da eine Gewinnung<br />
der Braunkohle in Tagebau nicht auf<br />
andere Weise realisierbar ist. Das übergeordnete,<br />
öffentliche Interesse ist aufgrund<br />
der nach wie vor bestehenden Bedeutung<br />
der Braunkohle für die Sicherstellung der<br />
Energieversorgung begründet [14]. Des<br />
Weiteren waren die praktisch geeigneten<br />
Maßnahmen zur Minderung der Auswirkungen<br />
der Grundwasserabsenkung zu<br />
treffen. Dazu wurden im wasserrechtlichen<br />
Erlaubnisverfahren verschiedene Trassenvarianten<br />
der Dichtwand und Bauabläufe<br />
im Hinblick auf die Schutzwirkungen für<br />
das Grundwasser und Lausitzer Seenkette<br />
mittels hydrologischer Modellrechungen<br />
ermittelt und gutachterlicher bewertet. Dies<br />
gewährleistet, dass die Maßnahme ergriffen<br />
wird, die zur Minderung der Auswirkungen<br />
am besten geeignet ist. Die Errichtung<br />
der am besten geeigneten Dichtwandvariante<br />
wurde als Nebenbestimmung in der<br />
wasserrechtlichen Erlaubnis festgelegt und<br />
damit die Vorgaben des Bewirtschaftungsplanes<br />
bzw. Maßnahmenprogrammes konkretisiert.<br />
Die hier aufgeworfenen Fragestellungen,<br />
ob die erforderliche Grundwasserabsenkung<br />
mit den Bewirtschaftungszielen<br />
für das Grundwasser vereinbar und die<br />
festgelegte Dichtwand als Minderungsmaßnahme<br />
geeignet und ausreichend ist,<br />
führte nach Abschluss des Genehmigungsverfahrens<br />
zu einen Rechtsstreit. Der klagende<br />
Bund für Umwelt und Naturschutz,<br />
Landesverband Brandenburg e. V. (BUND)<br />
sah einen Verstoß gegen die wasserrechtlichen<br />
Anforderungen. Diese Ansicht stützte<br />
der BUND im Wesentlichen darauf, dass es<br />
aufgrund der nachteiligen Umweltauswirkungen<br />
der Gewinnung und Verstromung<br />
der Braunkohle an einem, die Ausnahme<br />
rechtfertigenden übergeordneten öffentlichen<br />
Interesse fehle und eine andere<br />
Dichtwandtrasse im Hinblick auf den Gewässerschutz<br />
besser geeignet sei, die Auswirkungen<br />
der Grundwasserabsenkung zu<br />
mindern. Nach Abweisung der Klage durch<br />
das VG Cottbus [15] hat der BUND die Zulassung<br />
der Berufung beantragt, so dass<br />
an dieser Stelle abzuwarten bleibt, ob sich<br />
das OVG Berlin-Brandenburg mit der Sache<br />
in der Berufungsinstanz befassen wird.<br />
Anpassung an neue<br />
Erkenntnisse und zukünftige<br />
Entwicklungen<br />
Das Zulassungsregime ist kein starres<br />
System. Gerade im Hinblick auf die lange<br />
Laufzeit von Bergbauvorhaben und die<br />
Entwicklung bei der Bewirtschaftungsplanung<br />
ist dies von Bedeutung. Durch das<br />
Monitoring erfolgt eine kontinuierliche<br />
Überwachung, so dass bei Erfordernis<br />
zeitnah nachgesteuert werden kann.<br />
Sowohl das Bergrecht als auch das<br />
Wasserrecht enthalten rechtliche Grundlagen,<br />
um auf neue Erkenntnisse zu reagieren.<br />
Nach Maßgabe des § 56 Abs. 2<br />
Satz 2 BBergG, können nachträglich Auflagen<br />
zum Betriebsplan ergänzt, geändert<br />
oder aufgenommen werden, sofern dies<br />
zur Sicherstellung der Zulassungsvoraussetzungen<br />
erforderlich ist. Kommt eine Regelung<br />
zur Betriebsplanzulassung nicht in<br />
bergbau 12/2013 549
Gesetzgebung und Recht<br />
Betracht, bildet § 71 BBergG die Grundlage<br />
zum Erlass von Anordnungen, um die bergrechtlichen<br />
Anforderungen durchzusetzen.<br />
Auch auf Grundlage des Wasserrechts<br />
bestehen verschiedene Handlungsoptionen.<br />
Nach § 13 WHG können zur wasserrechtlichen<br />
Erlaubnis oder Bewilligung auch<br />
nachträglich Inhalts- und Nebenbestimmungen<br />
erlassen werden. Diese Vorschrift ist die<br />
Rechtsgrundlage, um eine rechtmäßig ausgeübte<br />
Benutzung nachträglich zu ändern<br />
und dabei auch die, dem Benutzer durch<br />
die Erlaubnis oder Bewilligung eingeräumte<br />
Rechtsstellung zu beschränken, wenn tatsächliche<br />
Veränderungen oder Änderungen<br />
rechtlicher Art dies erfordern [16]. Gemäß<br />
§ 70 WHG gilt § 13 Abs. 1 WHG entsprechend<br />
für Planfeststellungen und Plangenehmigungen<br />
des Gewässerausbau, so dass<br />
auch hier nachträgliche Festlegungen in Bezug<br />
auf die entstehenden Tagebaurestseen<br />
getroffen werden können.<br />
Darüber hinaus enthält der § 100 Abs. 1<br />
WHG eine Generalklausel, wonach die<br />
zuständige Behörde im Einzelfall nach<br />
pflichtgemäßem Ermessen die erforderlichen<br />
Maßnahmen anordnet, um Beeinträchtigungen<br />
des Wasserhaushalts zu<br />
vermeiden oder zu beseitigen, bzw. die<br />
Erfüllung der wasserrechtlichen Pflichten<br />
im Zusammenhang mit der Gewässeraufsicht<br />
sicherzustellen. Gemäß § 100 Abs. 2<br />
WHG sind Zulassungen nach dem neuen<br />
WHG regelmäßig und anlassbezogen zu<br />
überprüfen und bei Erfordernis anzupassen.<br />
Auf diese Weise ist die Behörde befugt,<br />
bei neuen Erkenntnissen oder Anforderungen<br />
regelnd tätig zu werden.<br />
Fazit und Ausblick<br />
Die Bewirtschaftungsziele für die Gewässer<br />
spielen bei Genehmigung bergbaulicher<br />
Vorhaben eine entscheidungserhebliche<br />
Rolle. Der Bergbau führt mitunter<br />
zu erheblichen Eingriffen in den Wasserhaushalt,<br />
die als zwingende Voraussetzungen<br />
für die Realisierung der Vorhaben<br />
nicht vermeidbar sind und deren Ausgleich<br />
einen langen Zeitraum erfordert.<br />
In diesem Zusammenhang ist es von Bedeutung,<br />
dass bei der Fortschreibung der<br />
Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme<br />
diese bergbauspezifischen<br />
Aspekte weiterhin berücksichtigt werden.<br />
Hier gilt es sachgerechte Lösungen zu<br />
finden, um auch zukünftig das öffentliche<br />
Interesse an der Rohstoffgewinnung und<br />
die Ziele der Gewässerbewirtschaftung<br />
soweit als möglich in Einklang zu bringen.<br />
Literaturverzeichnis<br />
[1] Bundesberggesetz vom 13.08.1980 (BGBl.<br />
I S. 1310), das durch Artikel 4 Absatz 71 des<br />
Gesetzes vom 07.08.2013 (BGBl. I S. 3154) geändert<br />
worden ist<br />
[2] BVerwG, Urteil vom 09.11.1995 - 4 C 25/94<br />
– BVerwGE 100, 31 - 40<br />
[3] Wasserhaushaltsgesetz vom 31.07.2009<br />
(BGBl. I S. 2585), das durch Artikel 4 Absatz<br />
76 des Gesetzes vom 07.08.2013 (BGBl. I S.<br />
3154) geändert worden ist<br />
[4] Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen<br />
Parlaments und des Rates vom 23.10.2000 zur<br />
Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen<br />
der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik<br />
[5] Richtlinie 2006/118/EG des Europäischen<br />
Parlamentes und des Rates vom 12.12.2006<br />
zum Schutz des Grundwassers vor Verschmutzung<br />
und Verschlechterung<br />
[6] FGG Elbe, Bewirtschaftungsplan nach Artikel<br />
13 der Richtlinie 2000/60/EG für den deutschen<br />
Teil der Flussgebietseinheit Elbe, Dezember<br />
2009<br />
[7] FGG Elbe, Maßnahmenprogramm nach<br />
Artikel 11 der Richtlinie 2000/60/EG bzw. § 36<br />
WHG der Flussgebietsgemeinschaft Elbe<br />
(Stand: 11.11.2009)<br />
[8] FGG Oder, Bewirtschaftungsplan nach<br />
Artikel 13 der Richtlinie 2000/60/EG für den<br />
deutschen Teil der Flussgebietseinheit Oder,<br />
Dezember 2009<br />
[9] Land Brandenburg, Land Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Freistaat Sachsen, Maßnahmenprogramm<br />
nach Artikel 11 der Richtlinie 2000/60/<br />
EG bzw. § 36 WHG für den deutschen Teil der<br />
internationalen Flussgebietseinheit Oder, Dezember<br />
2009<br />
[10] Amtsblatt für das Land Brandenburg vom<br />
12.12.2009 S. 2488<br />
[11] Landesumweltamt Brandenburg, Umsetzung<br />
der Wasserrahmenrichtlinie im Land Brandenburg<br />
für den Themenbereich Grundwasser,<br />
Hintergrundpapier Grundwasser, Stand Mai<br />
2010<br />
[12] FGG Elbe, Begründung für „Ausnahmen“<br />
von Bewirtschaftungszielen, -fristen, und<br />
-anforderungen für die im deutschen Teil der<br />
Flussgebietseinheiten Elbe und Oder durch<br />
den Braunkohlenbergbau und den Sanierungsbergbau<br />
beeinflussten Grundwasserkörper in<br />
Übereinstimmung mit der EG-Wasserrahmenrichtlinie,<br />
Dezember 2009<br />
[13] vgl. VG Cottbus, Urteil vom 23.10.2013 –<br />
4 K 321/10<br />
[14] vgl. VG Cottbus a.a.O, m.w.N.; VG Cottbus,<br />
Beschluss vom 28.02.2007 – 3 L 469/06<br />
[15] VG Cottbus, a.a.O.<br />
[16] vgl. Czychowski/Reinhardt, Wasserhaushaltsgesetz,<br />
Kommentar, 10. Auflage, 2010,<br />
§ 13 Rz. 5<br />
Buchbesprechung<br />
Anlässlich des 100. Jubiläums der<br />
Unternehmensgründung, schildert dieses<br />
Buch umfassend und detailliert<br />
die Geschichte der Gladbecker RBH<br />
Logistics GmbH und ihrer Vorgängerbetriebe,<br />
deren Tradition auf die 1913<br />
gegründete Königliche Zechenbahn<br />
des preußischen Staatsbergbaus zurückgeht.<br />
Heute steht die Marke RBH für den<br />
flexiblen Ganzzugverkehr im Montan-,<br />
Chemie- und Mineralölbereich im gesamten<br />
deutschen Eisenbahnnetz und<br />
darüber hinaus. Entwicklung, Betrieb<br />
und Verkehr, der über viele Jahrzehnte<br />
zu einem einheitlichen Netz zusammengewachsenen<br />
Zechenbahn- und<br />
Hafenbetriebe im Ruhrgebiet, werden<br />
ebenso ausführlich dargestellt wie die<br />
Entwicklung des Fahrzeugparks bis<br />
heute.<br />
Kohle, Koks & Oel –<br />
Von der Königlichen Zechenbahn zur RBH Logistics GmbH<br />
Bis zur Elektrifizierung 1968 war die<br />
damalige Hibernia-Zechenbahn eine<br />
Hochburg des Dampfbetriebs mit dem<br />
modernsten Maschinenpark in der<br />
deutschen Montanindustrie.<br />
Mit dem weltweit ersten serienmäßigen<br />
Einsatz von Drehstromlokomotiven<br />
mit elektronischer Leistungsübertragung<br />
im Jahr 1976 schrieb das Unternehmen<br />
Eisenbahngeschichte.<br />
Mehr als 300, darunter viele bislang<br />
unpublizierte Abbildungen und historische<br />
Karten vermitteln ein farbiges Bild<br />
eines lebendigen Unternehmens.<br />
Norbert Tempel, Kohle, Koks & Oel,<br />
Von der Königlichen Zechenbahn zur<br />
RBH Logistics GmbH, Broschiert,<br />
168 Seiten, 300 Abbildungen und<br />
Karten, Großformat, ca. 29,92 €,<br />
ISBN 978-3-8375-0593-1<br />
550 bergbau 12/2013
Von Steiger zu Steiger<br />
Einsatz von Ringankern an Bandanlagen<br />
im Tagebau Garzweiler<br />
Phillipp Schollmeyer, Grevenbroich*<br />
Der Tagebau Garzweiler ist einer<br />
von 3 Tagebauen der RWE Power<br />
AG und befindet sich im Rheinischen<br />
Braunkohlenrevier zwischen<br />
den Städten Köln, Aachen<br />
und Düsseldorf. Im Übertagebetrieb<br />
werden mittels Großgerätetechnik<br />
und den zugehörigen<br />
Bandanlagen aktuell zwischen<br />
35 und 40 Mio. t Braunkohle pro<br />
Jahr gefördert. Die Förderkette<br />
wird dabei von der Gewinnungsseite<br />
(Schaufelrad-Großbagger<br />
mit Förderleistungen bis zu<br />
240 000 m 3 /d) über Bandanlagen<br />
bis zur Verkippungsseite gebildet.<br />
Ein wichtiges Bindeglied stellt<br />
dabei die Bandanlage dar, die<br />
für einen kontinuierlichen Weitertransport<br />
des Fördermaterials<br />
sorgt. Die verwendeten Anlagenkomponenten<br />
gliedern sich in<br />
Frontstation, Förderstrecke und<br />
Heckstation. Mehrere solcher<br />
Förderabschnitte können zur<br />
Bildung einer komplexen Förderanlage<br />
hintereinander geschaltet<br />
werden. Der Materialtransport<br />
erfolgt über Endlos-Fördergurte<br />
mit bis zu 2 800 mm Gurtbreite<br />
und einer Förderkapazität mit bis<br />
zu 37 500 t/h.<br />
Um diese hohen Förderleistungen zu<br />
realisieren, müssen die hierfür vorgesehenen<br />
Antriebstrommeln hohe Umfangskräfte<br />
übertragen. Der erforderliche<br />
Reibschluss zwischen Gurt und Antriebstrommelbelag<br />
wird mittels hoch vorgespannter<br />
Fördergurte erzielt. Diese hohen<br />
Spannkräfte und die daraus resultierenden<br />
Reaktionskräfte sind jeweils am Heck<br />
bzw. im Frontbereich der Bandanlagen<br />
sicher ins Erdreich abzuleiten. Im Frontbereich<br />
geschieht dies über das Eigengewicht<br />
der Antriebsstationen oder auch<br />
*Phillipp Schollmeyer<br />
Technische Unterstützung Bandanlage (POG-MB)<br />
RWE Power AG, Sparte Tagebaue<br />
Tagebau Garzweiler<br />
Erftstraße 111<br />
41517 Grevenbroich<br />
Tel.: 02181/237-43600<br />
Fax: 02181/237-8843600<br />
E-Mail: phillipp-schollmeyer@rwe.com<br />
Internet: www.rwe.com<br />
teilweise über separate Erdabspannung<br />
mittels Laschen und Ankersteinen. Im<br />
Heckbereich wird die Ableitung der Spannkräfte<br />
in der Regel über Laschenketten<br />
und Ankersteine realisiert. Diese Ankersteine<br />
besitzen ein Gewicht von ca. 20 t<br />
und werden bis zu 3,50 m tief vergraben<br />
und mittels 9 m langen Laschen oder Ketten<br />
an die jeweilige abzufangende Station<br />
angeschlagen. Bei jeder Rücklage (Versetzen<br />
der Förderstrecke aufgrund des<br />
Tagebaufortschrittes) müssen diese Anker<br />
ausgegraben und neu positioniert werden.<br />
Je nach Aufbaulage liegen die Anker unter<br />
den vorlaufenden Frontstationen oder bei<br />
engen Platzverhältnissen auch unter der<br />
Achse einer Parallelanlage. Demnach ist<br />
eine Neupositionierung nur nach Demontage<br />
bzw. Freisetzen der jeweiligen Anlagenkomponenten<br />
erreichbar. Dies ist mit<br />
einem nicht unerheblichen Aufwand und<br />
entsprechenden Stillstandszeiten verbunden.<br />
Um dieses Verfahren zu vereinfachen,<br />
wurde im Rahmen eines Teams aus<br />
dem kontinuierlichen Verbesserungsprozeß<br />
des Tagebaues (KVT-Team) ein neues<br />
Abspannsystem entwickelt, welches die<br />
Kräfte in das Erdreich ableiten kann, geringen<br />
Platzbedarf aufweist und einfach zu<br />
bedienen ist. Dabei galt es zu berücksich-<br />
1 Technisches Prinzip Ringanker Zeichnung: RWE AG<br />
bergbau 12/2013 551
Von Steiger zu Steiger<br />
tigen, dass dieses System Abspannkräfte<br />
von bis zu 4000 kN<br />
aufnehmen muss und zu einem<br />
späteren Zeitpunkt transportabel<br />
ist. Nach ersten Versuchen<br />
mittels eines stationären<br />
Systems an einer B2200er<br />
Bandanlage konnte hierfür eine<br />
transportable Lösung – der sogenannte<br />
Ringanker (schematische<br />
Darstellung siehe Bild 1)<br />
– gefunden werden.<br />
Das Ringankerkonzept beruht<br />
auf einem betonierten Rad<br />
mit Speichen, in die insgesamt<br />
6 Betonsegmente eingelegt<br />
werden können. Das Rad wird<br />
waagerecht und bündig zur<br />
Oberfläche aufgebaut. Das Vergießen<br />
des Ankers im Tagebau<br />
und die fertige Betonplatte sind<br />
in Bild 2 und Bild 3 dargestellt.<br />
Die Heckstation wird mittig auf<br />
dem Ringanker abgesetzt. Die<br />
Krafteinleitung erfolgt mittels<br />
einer Stahlklaue (Bild 4), die an<br />
der Heckstation verbolzt wird<br />
und am Rand des Rades eingehängt<br />
wird.<br />
Bei einer anstehenden Rückung<br />
kann die Klaue mittels<br />
einer Verstelleinrichtung gelöst<br />
und mit einem Hilfsgerät<br />
stufenlos auf dem Umfang<br />
verschoben werden. Somit<br />
kann der Anker flexibel an die<br />
veränderliche Geometrie der<br />
Förderkette angepasst werden.<br />
Die vorlaufende Frontstation<br />
muss nicht mehr versetzt<br />
werden. Das Gesamtgewicht<br />
des Ankersystems wurde auf<br />
800 t ausgelegt. Durch die<br />
2 Montage des Ringankers im Tagebau Foto: RWE AG<br />
3 Fertige Betonplatte Foto: RWE AG<br />
4 Montierte Heckstation Foto: RWE AG<br />
eingelegten Betonsegmente,<br />
die einzeln demontierbar sind,<br />
kann das hohe Gewicht auf ca.<br />
600 t reduziert werden. Dieses<br />
Gewicht ist mittels Kränen und<br />
einer im Tagebau bereits vorhandenen<br />
Lasttransportraupe<br />
transportierbar.<br />
Seit 2009 mit Einsatz der stationären<br />
Ausführungen und mit<br />
der Optimierung auf das mobile<br />
System im Jahre 2012 ist das<br />
Abspannen der Bandanlage<br />
mittels Betonringanker im Tagebau<br />
Garzweiler konsequent<br />
vorangetrieben worden. Insgesamt<br />
sind mittlerweile 6 Ringankersysteme<br />
an den hierfür<br />
geeigneten Stellen im Einsatz.<br />
Das System vereinfacht dabei<br />
wesentlich den Aufwand zur<br />
Handhabung der Heckstation<br />
bei Rückungen, da die vorlaufenden<br />
Frontstationen mit<br />
Dienstgewichten bis zu 600 t<br />
nicht mehr bewegt werden<br />
müssen. Dieser Aspekt wurde<br />
in der Tagebauplanung berücksichtigt<br />
und führte zu einer<br />
nachhaltigen Optimierung der<br />
Planung. Mit dem reduzierten<br />
Arbeitsaufwand bei Umbauten<br />
geht ebenfalls eine Reduktion<br />
der betrieblichen Stillstandszeiten<br />
einher. Durch die betrieblichen<br />
und planerischen Effekte<br />
des Ringankers konnten im Tagebau<br />
Garzweiler seit Einführung<br />
ca. 2 Mio. € an Umbaukosten<br />
eingespart werden.<br />
Buchbesprechung<br />
Wanderarbeit<br />
Mensch – Mobilität – Migration<br />
Historische und moderne Arbeitswelten<br />
Menschen nehmen viel für Ihren Beruf<br />
in Kauf: Berufspendler fahren zwischen<br />
Wohnort und Arbeitsplatz hin und her, Saisonarbeiter<br />
sind über Wochen und Monate<br />
von ihren Familien getrennt. Wanderschäfer<br />
zogen mit ihren Tieren immer zur nächsten<br />
Weidefläche weiter, Ziegler machten<br />
sich während der Kampagne von Frühjahr<br />
bis Herbst auf den Weg in die Fremde. Alle<br />
haben eines gemeinsam: Sie wandern, um<br />
ihre Berufe ausüben zu können, um überleben<br />
zu können und weil sie in der Heimat<br />
nicht genügend Arbeit finden.<br />
Das Phänomen der Arbeitsmigration hat<br />
es seit jeher in der Geschichte gegeben.<br />
Die Situation hat sich in der Gegenwart nur<br />
geringfügig verändert. Die Gründe dafür<br />
sind vielfältig: Neben wirtschaftlicher Not,<br />
Armut, Karriere oder der Lust auf Abenteuer<br />
spielt heute auch die Globalisierung<br />
des Arbeitsmarktes eine große Rolle. Das<br />
Buch geht den Ursachen der Arbeitswanderung,<br />
ihren Folgen und den Veränderungen<br />
in den letzten Jahrhunderten nach<br />
und setzt sie in einen historischen und in<br />
einen aktuellen Zusammenhang.<br />
LWL-Industriemuseum (Hrsg.),<br />
Broschiert, 160 Seiten, durchgehend<br />
farbige Abbildungen, ca. 14,95 €,<br />
ISBN-13: 978-3837509571<br />
552 bergbau 12/2013
Erweiterte Vorstandssitzung des <strong>RDB</strong> e.V.<br />
Erweiterte Vorstandssitzung 2013<br />
Die Erweiterte Vorstandssitzung<br />
2013 des <strong>RDB</strong> e.V. fand am<br />
12.10.2013 im Ruhr Congress<br />
Center Essen statt. Die Veranstaltung<br />
gliederte sich in 2 Teile:<br />
● Festveranstaltung<br />
● Arbeitstagung.<br />
Der 1. Vorsitzende des <strong>RDB</strong> e.V. Ring<br />
Deutscher Bergingenieure, Prof. Dr. Carsten<br />
Drebenstedt, eröffnete die Erweiterte<br />
Vorstandssitzung mit einem herzlichen<br />
Glückauf. Zu Beginn bat er alle Anwesenden,<br />
sich zum Gedenken an unsere verstorbenen<br />
Kameraden zu erheben.<br />
In seinen Begrüßungsworten ging der<br />
Vorsitzende insbesondere auf das Grubenunglück<br />
bei der K+S GmbH in Unterbreizbach<br />
ein. Insbesondere appellierte er<br />
daran, stetig die Arbeitssicherheit zu erhöhen,<br />
um solche Katastrophen zukünftig zu<br />
verhindern.<br />
In seinem Festvortrag ging Herr Dr.<br />
Thorsten Diercks, Hauptgeschäftsführer<br />
Vereinigung Rohstoffe und Bergbau e.V.,<br />
insbesondere auf folgende Themen ein:<br />
1. Bergbauzweige – Stand und Perspektiven<br />
2. Rohstoffwirtschaftliche und rohstoffpolitische<br />
Folgerungen<br />
● Heimische Rohstoffgewinnung notwendig<br />
● Lösungsansätze<br />
3. Genehmigung bergbaulicher Vorhaben.<br />
Im Anschluss an seinen Vortrag dankte<br />
Prof. Dr. Carsten Drebenstedt Herrn Dr.<br />
Thorsten Diercks sehr für seinen interessanten<br />
Vortrag und überreichte ihm ein<br />
Präsent.<br />
Danach hielt Assessor des Markscheidefachs<br />
Joachim Bock als stellvertretender<br />
Vorsitzender des Deutschen<br />
Markscheider-Vereins e.V. (DMV) ein<br />
Grußwort an die Mitglieder der Erweiterten<br />
Vorstands. Herr Bock berichtete<br />
über die Ausrichtung des DMV und seine<br />
langjährige Tradition als führendes Organ<br />
markscheiderischer Aktivitäten und Veranstaltungen<br />
in Deutschland und der ganzen<br />
Welt. Gerade in diesem Jahr, so berichtet<br />
er, hat der Deutsche Markscheider-Verein<br />
es geschafft, den bisher größten internationalen<br />
Fachkongress des Markscheidewesens<br />
mit 540 Teilnehmern aus 27<br />
Nationen vom 16. bis 20.09.2013 zu organisieren<br />
und durchzuführen. Der DMV<br />
freut sich auf eine gute und fruchtbare<br />
Zusammenarbeit mit dem <strong>RDB</strong> e.V. Ring<br />
Deutscher Bergingenieure.<br />
Nach dem Grußwort von Herrn Bock<br />
zeigte Prof. Dr. Carsten Drebenstedt, als<br />
Zeichen für die Zusammenarbeit mit dem<br />
DMV, allen Mitgliedern die Dokumentation<br />
des Kooperationsabkommens in Form einer<br />
Urkunde.<br />
Zum Ende des Festaktes wurde erstmals<br />
der <strong>RDB</strong>-Förderpreis verliehen. Für<br />
seine herausragenden Studienergebnisse<br />
sowie für seine federführende Mitwirkung<br />
im BV Freiberg, wurde der Kamerad Kai<br />
Oliver Dammer mit dem Förderpreis ausgezeichnet.<br />
Ihm wurden durch den 1. Vorsitzenden<br />
Prof. Dr. Carsten Drebenstedt<br />
und dem Geschäftsführer Gerhard Weitzel<br />
eine Grubenlampe und 1 000.- € in bar<br />
übergeben.<br />
Kai Oliver Dammer bedankte sich anschließend<br />
sowohl bei seinen <strong>RDB</strong>-Kameraden,<br />
welche ihn bei seinem Tun unterstützt<br />
haben, als auch beim Hauptvorstand<br />
des <strong>RDB</strong> e.V. für die Überreichung des<br />
Förderpreises.<br />
Nach einer kurzen Pause ging es in die<br />
Arbeitstagung, nachdem der Vorsitzende<br />
Hauptgeschäftsführer der Vereinigung<br />
Rohstoffe und Bergbau e.V., Dr. Thorsten<br />
Diercks während seines Festvortrags<br />
Assessor des Markscheidefachs, Joachim<br />
Bock, stellvertretender Vorsitzender des<br />
Deutschen Markscheider-Vereins e.V. (DMV)<br />
<strong>RDB</strong>-Kamerad Wolfgang Gaßner während<br />
seiner Vorstellung<br />
bergbau 12/2013 553
Erweiterte Vorstandssitzung des <strong>RDB</strong> e.V.<br />
zur konstruktiven Mitarbeit angesichts der<br />
zu erwartenden Diskussionen aufgerufen<br />
hatte. Das Protokoll der Erweiterten Vorstandssitzung<br />
vom 05.11.2011, welches<br />
allen BVs zur Kenntnisnahme zugesandt<br />
worden war, wurde einstimmig genehmigt.<br />
In seinem Geschäftsbericht ging der<br />
Geschäftsführer Gerhard Weitzel auf die<br />
Entwicklung in den Jahren 2011 bis 2013<br />
ein. Er wies darauf hin, dass im <strong>Bericht</strong>szeitraum<br />
zwar der Mitgliederbestand zurückgegangen<br />
sei, aber die Tatsache,<br />
dass im Jahre 2009 noch 203 Studierende<br />
im <strong>RDB</strong> e.V. Mitglied waren, während<br />
es aktuell 300 sind, ließe Hoffnung keimen.<br />
Es sei weiterhin die Aufgabe des<br />
<strong>RDB</strong> e.V., die Mitglieder weiter zu mobilisieren<br />
und den Nachwuchs weiterhin zu<br />
fördern. Der Förderpreis sei ein kleiner<br />
Teil davon. Diesbezüglich wurden den<br />
Versammlungsteilnehmern die Regularien<br />
des Förderpreises 2014 vorgestellt.<br />
Zur Delegiertenversammlung 2012 gab<br />
es eine Anzahl von Satzungsänderungen,<br />
welche vom Geschäftsführer noch<br />
einmal einzeln ausgeführt wurden.<br />
Die Einführung des SEPA-Verfahrens<br />
hat Geschäftsführer und Schatzmeister<br />
intensiv beschäftigt. Nachdem nun insbesondere<br />
der Schatzmeister viele BVs<br />
zu diesem Thema informiert hat und bereits<br />
alle <strong>RDB</strong>-Mitglieder über unsere Zeitschrift<br />
„bergbau“ informiert wurden, hoffen<br />
wir auf eine problemlose Umstellung zum<br />
01.02.2014.<br />
Eine weitere Problematik ist<br />
die Umsetzung des Geldwäschegesetzes,<br />
was mit sehr<br />
viel Verwaltungsaufwand verbunden<br />
ist angesichts der eingeforderten<br />
persönlichen Legitimierung<br />
bei den Banken.<br />
Im Redaktionsteam der<br />
Zeitschrift „bergbau“ haben<br />
sich personelle Änderungen ergeben.<br />
Herbert Dwors scheidet<br />
nach fast 25 Jahren aus dem<br />
Team aus. Für seine langjährige<br />
Tätigkeit wird ihm seitens<br />
des Hauptvorstandes sowie<br />
vom ganzen Auditorium herzlich<br />
gedankt.<br />
Ebenfalls höchste Anerkennung<br />
findet die Arbeit unserer<br />
beiden Redakteure, Assessor<br />
des Bergfachs Konrad Hupfer<br />
und Dr. Volker Schacke, welche für die<br />
hohe Akzeptanz unserer Zeitung stehen.<br />
Satzungsgemäße Förderung<br />
Die Satzungsgemäße Förderung der<br />
Aktivitäten wurde neu gefasst. Wurde<br />
bisher der Betriebserfahrungsaustausch<br />
und die Fortbildung anders gefördert, so<br />
werden nun entsprechend der Satzung<br />
Betriebserfahrungsaustausch, Fortbildung<br />
sowie die Pflege der Kameradschaft und<br />
des bergmännischen Brauchtums gleichmäßig<br />
gefördert. Damit soll die Ungleichheit<br />
zwischen den BVs mit überwiegend<br />
jüngeren oder älteren Kameraden ausgeglichen<br />
werden. Die Neuregelung wurde<br />
einstimmig angenommen.<br />
Während der Finanzbericht erst für die<br />
Delegiertenversammlung 2014 gefordert<br />
ist, konnte der Schatzmeister Ulrich Dondorf<br />
darauf verweisen, dass der Finanzstatus<br />
des Vereins weiterhin beruhigend<br />
ist.<br />
Strukturänderung<br />
Das Thema Strukturänderung nahm<br />
breiten Raum in der Diskussion der Sitzungsteilnehmer<br />
ein. Strukturveränderung<br />
bedeutet, Beibehaltung des <strong>RDB</strong> als<br />
Hauptverein und Gründung einer <strong>RDB</strong>-Service<br />
GmbH, um allen steuerrechtlichen Forderungen<br />
so Genüge zu tun, dass sie dem<br />
Hauptvorstand und den BVs am zuträglichsten<br />
sind. Nach eingehender Diskussion<br />
stimmte die Erweiterte Vorstandssitzung<br />
als satzungsgemäßes Organ entsprechend<br />
den §§ 20 und 12 der Satzung des <strong>RDB</strong><br />
e.V. der Gründung einer <strong>RDB</strong>-Service<br />
GmbH mehrheitlich bei 4 Stimmenthaltungen<br />
zu. Die GmbH soll möglichst noch im<br />
Jahre 2013 gegründet werden. Die Geschäftsführer<br />
der GmbH sollen personenidentisch<br />
mit dem Geschäftsführer sowie<br />
dem Schatzmeister des Vereins sein.<br />
Geschäftsführer Gerhard Weitzel (li.), <strong>RDB</strong>-Förderpreisträger<br />
Kai Oliver Dammer (Mitte) und Prof. Dr. Carsten Drebenstedt,<br />
1. Vorsitzender des <strong>RDB</strong> e.V. (re.)<br />
Änderung der<br />
Rechtsschutzrichtlinie<br />
Wegen des erhöhten finanziellen Risikos<br />
für den Verein wurde die bisherige Regelung,<br />
dass der <strong>RDB</strong> e.V. sowohl bei Arbeitsals<br />
auch bei Dienstrechtsfällen Rechtsschutz<br />
gewährt dahingehen geändert, dass<br />
dies nur noch auf das Arbeitsrecht sowie<br />
bei der Vertretung von Beamten zutrifft.<br />
Nach ausgiebiger Diskussion wurde dem<br />
Antrag des Hauptvorstandes ohne Gegenstimme<br />
bei 7 Enthaltungen zugestimmt.<br />
Der Vorschlag des Hauptvorstandes, für<br />
den Antragsberatungsausschuss für die<br />
am 14.06.2014 stattfindende Delegiertenversammlung<br />
nachfolgende Mitglieder zu<br />
wählen, wurde ohne Gegenstimme angenommen:<br />
Herr Erich Gaschka (Vorsitzender)<br />
Herr Peter Brandes<br />
Herr Peter Otte<br />
Herr Peter Gruhlke<br />
Herr Gerhard Meiser<br />
Herr Siegfried Ristau<br />
Herr Karlheinz Witt<br />
Da zur Delegiertenversammlung 2014<br />
turnusmäßige Neuwahlen von Hauptvorstandsmitgliedern<br />
stattfinden und der derzeitige<br />
Geschäftsführer, Gerhard Weitzel,<br />
bereits bei der Delegiertenversammlung<br />
2012 erklärt hat, dieses Amt nicht über 2014<br />
hinaus bekleiden zu wollen, wird der Hauptvorstand<br />
der Delegiertenversammlung folgenden<br />
Wahlvorschlag unterbreiten:<br />
Funktion 2014 bis 2018<br />
1. Vorsitzender Carsten Drebenstedt<br />
Schatzmeister Wolfgang Gaßner<br />
Vorst.-Mitglied 1 Jürgen Korten<br />
Vorst.-Mitglied 2 Ralf Sollmann<br />
2014 bis 2016<br />
Geschäftsführer Ulrich Dondorf<br />
Verschiedenes<br />
Zum Tagesordnungspunkt Verschiedenes<br />
erläutert Carsten Drebenstedt,<br />
dass die Zusammenarbeit<br />
mit dem GDMB,<br />
Gesellschaft der Metallurgen<br />
und Bergleute e.V. intensiviert<br />
werden soll und eine Kooperationsvereinbarung<br />
unterschriftsreif<br />
vorliegt. Bezüglich des<br />
Internet-Auftritts des <strong>RDB</strong> e.V.<br />
bittet er die BVs, eine Kurzbeschreibung<br />
des jeweiligen BV<br />
an die Geschäftsstelle zwecks<br />
Publikation auf der Homepage<br />
zu senden.<br />
Abschließend bedankt sich<br />
der 1. Vorsitzende, Prof. Dr.<br />
Carsten Drebenstedt, für die angeregte<br />
Diskussion zu den einzelnen<br />
Tagesordnungspunkten.<br />
Er bittet alle anwesenden Kameraden<br />
die unumgänglichen,<br />
teilweise formaljuristischen Änderungen<br />
kommunikativ in die BVs zu tragen<br />
und zu unterstützen.<br />
Der 1. Vorsitzende wünschte allen Teilnehmer<br />
eine gute Heimreise und ein herzliches<br />
Glückauf!<br />
Gerhard Weitzel<br />
Geschäftsführer des <strong>RDB</strong> e.V.<br />
Alle Fotos: Helmut Kreis<br />
554 bergbau 12/2013
Aus- und Fortbildung<br />
Ausbildung von Aufsichten für den<br />
Steinkohlenbergbau an der Ruhr endet<br />
nach 199 Jahren<br />
Dr.-Ing. Erich Schulte, Münster, Dipl.-Ing. Gerhard Weitzel, Dortmund*<br />
Auf den Tag genau 199 Jahre<br />
lang wurden an der Ruhr für den<br />
Steinkohlenbergbau Aufsichten<br />
ausgebildet. Die Ära begann am<br />
19.10.1814, als die „Generalverwaltung<br />
des Salz-, Berg- und<br />
Hüttenwesens“ in Berlin genehmigte,<br />
dass der Direktor der Essener<br />
Stadtschule und Pfarrer Carl<br />
Martin Hummel 4 „Bergzöglinge“<br />
wöchentlich 4 h in angewandter<br />
Mathematik unterrichtete. Im darauffolgenden<br />
Jahr kamen 2 bis 4<br />
Wochenstunden Zeichenunterricht<br />
durch den Markscheider Baur<br />
hinzu [1].<br />
Der Anfang des bergmännischen<br />
Schulwesens war gemacht.<br />
Am 18.10.2013 erhielten die Teilnehmer<br />
des Technischen Akademikums<br />
I ihre Abgangszeugnisse<br />
und Zertifikate über die Teilnahme<br />
am 1. Teil des Akademikums,<br />
nämlich der Vermittlung der Fachkunde<br />
für Technische Aufsichten.<br />
Mit diesen Studierenden der Klasse<br />
BT 2 F 2 endet nach exakt 199<br />
Jahren die schulische Ausbildung<br />
von Aufsichten für den deutschen<br />
Steinkohlenbergbau.<br />
Am 15.04.1816 wurde die 1. Bergschulklasse<br />
mit 14 Schülern in Bochum eröffnet.<br />
Von diesen Schülern waren 2 bereits<br />
nach einem Jahr hinreichend gebildet, sodass<br />
sie vorzeitig entlassen wurden. Sie<br />
wurden Bergbeamten des Reviers beigegeben,<br />
„damit sie diesen und sich selbst<br />
*Dr.-Ing. Erich Schulte<br />
TÜV NORD College GmbH<br />
Lehrer Berufskolleg Fachschule für Technik<br />
Johanniterstrasse 17 a<br />
48145 Münster<br />
Tel.:0251-65362<br />
Dipl.-Ing. Gerhard Weitzel<br />
Geschäftsführer des <strong>RDB</strong> e.V.<br />
Hundertbaumstraße 9<br />
44267 Dortmund<br />
Tel.: 0201/228997<br />
E-Mail: weitzel@t-online.de<br />
nützen und die Geschäftsführung lernten“.<br />
2 weitere Schüler hatten sich zur höheren<br />
Ausbildung qualifiziert und die Bergschule<br />
zum Besuch der Bergakademie verlassen.<br />
Von den übrigen 10 Schülern sei an<br />
dieser Stelle nur Gottlieb Crone erwähnt,<br />
der Sohn eines Obersteigers aus dem<br />
Mansfelder Kupferschiefer, der dort auch<br />
seine bergmännische Laufbahn begonnen<br />
hatte. Nach Ende des Befreiungskrieges,<br />
den er in dem aus Mansfelder Berg- und<br />
Hüttenleuten gebildeten Pionierbataillon<br />
mitgemacht hatte, wohnte er zunächst bei<br />
seinem Onkel, dem Dortmunder Oberbergrat<br />
Christoph Wilhelm Crone. Bei seiner<br />
Bewerbung zur Aufnahme in die Bochumer<br />
Bergschule wies Crone darauf hin, dass er<br />
bereits die Bergschule in Mannsfeld besucht<br />
hatte. Das Oberbergamt nahm ihn<br />
auf und ernannte ihn zum „Bergeleven“.<br />
Im Jahre 1820 ernannte die Bergbehörde<br />
Crone, der mehrere Belehrungsreisen in<br />
fremde Reviere unternahm, zum „Einfahrer“<br />
in Ibbenbüren. Heute entlassen wir<br />
auch zahlreiche Schüler aus Ibbenbüren.<br />
Somit schließt sich hier der Kreis.<br />
Die Lehrer der Bergschule in Essen und<br />
Bochum waren meist Beamte des jeweiligen<br />
Bergamtes. Für die Fächer, die von<br />
den Bergamtsbeamten nicht abgedeckt<br />
werden konnten, wurden nebenamtliche<br />
Lehrer herangezogen. Die Leitung der<br />
Bergschulen lag bis in die 50er Jahre des<br />
18. Jahrhunderts in den Händen der Bergamtsdirektoren<br />
bzw. der Bergbehörde, die<br />
dem Bergschulwesen ein großes Interesse<br />
entgegen brachten.<br />
1854 bildete sich ein Kuratorium für<br />
die Bergschulen in Bochum und Essen,<br />
welches je zur Hälfte aus Gewerken und<br />
Mitarbeitern der Bergämter bestand, die<br />
Mittel zum Betreiben der Schulen wurden<br />
bis 1864 ausschließlich von den Zechen<br />
aufgebracht.<br />
Im Jahre 1860 gab es einen Umbruch<br />
im preußischen Bergwesen. Die Bergbautreibenden<br />
erhielten die Freiheit, sich<br />
unternehmerisch zu betätigen. Die Leitung<br />
des Bergbaus durch den Staat wurde<br />
durch seine Beaufsichtigung ersetzt. Den<br />
Übergang vom „Direktionsprinzip“ zum<br />
„Inspektionsprinzip“ schlossen das sogenannte<br />
Freizügigkeitsgesetz von 1860 und<br />
das Kompetenzgesetz von 1861 ab.<br />
Das Gesetz über die Kompetenz der<br />
Oberbergämter vom 10.06.1861 organisierte<br />
die Bergbehörde neu und übertrug<br />
ihr die neuen bergpolizeilichen Aufgaben.<br />
Die dabei vorgenommene Auflösung der<br />
bestehenden Bergämter erschütterte die<br />
innere Organisation der Bergschulen. Der<br />
Staat entzog den Bergschulen nicht nur<br />
eine Reihe von nebenamtlichen Lehrkräften,<br />
sondern es gingen auch die Bergamtsdirektoren<br />
als Bergschuldirektoren<br />
und Kuratoriumsvorsitzende verloren.<br />
Zu diesem Zeitpunkt, also 1861, verlieren<br />
auch die sogenannte „Bergamtskasse“,<br />
„Gewerkschaftskasse“, „Berggewerkschaftskasse“<br />
ihre ursprüngliche Aufgabe.<br />
Die Gewerken, d.h. die Bergwerksbesitzer,<br />
unterhielten durch ihren Beitrag zu<br />
den Kassen jene staatlichen Beamten, die<br />
darauf achteten, dass kein Raubbau betrieben<br />
wurde und technischer Rat gegeben<br />
wurde. Ihre Hauptaufgabe war, darauf<br />
zu achten, dass die Abgaben an die landesherrliche<br />
Kasse in richtiger Höhe und<br />
fristgerecht abgeführt wurden.<br />
Durch die neue Berggesetzgebung,<br />
welche die Besteuerung der Bergwerke –<br />
die sogenannte Aufsichtsteuer – einführte,<br />
wurden die in die Bergamtskassen fließenden<br />
Abgaben aufgehoben.<br />
Daraus resultierte die berggewerkschaftliche<br />
Selbstverwaltung. Die bestehenden<br />
Berggewerkschaftskassen wurden<br />
vereinigt und die neue Kasse erhielt<br />
den Namen „Westfälische Berggewerkschaftskasse“.<br />
Am 15.04.1864 fand die<br />
1. Generalversammlung in Bochum statt,<br />
in der ein Vorstand gewählt und ein Statut<br />
beschlossen wurde.<br />
Die WBK übernahm die Bergschule in<br />
Essen und Bochum vom Bergamt. Der Unterricht<br />
wurde in 2 aufsteigenden Klassen<br />
durchgeführt, wobei jede Klasse 2 Jahre<br />
dauerte.<br />
1872 wurden die Bergvorschulen gegründet.<br />
Sie bereitete auf die Bergschule<br />
vor. Für den angehenden Bergschüler und<br />
späteren Steiger war sie Pflicht, für den<br />
bildungswilligen einfachen Bergmann eine<br />
Möglichkeit der freiwilligen Weiterbildung.<br />
Im Jahre 1873 gibt es die 1. Markscheiderklasse,<br />
1890 gibt es die 1. Maschinensteigerklasse<br />
an der Bergschule.<br />
Die Bergschule wurde am 26.10.1910,<br />
also vor nunmehr fast genau 103 Jahren,<br />
staatlich anerkannt, was einen wichtigen<br />
Schritt in der Entwicklung des bergbaulichen<br />
Schulsystems darstellte.<br />
bergbau 12/2013 555
Aus- und Fortbildung<br />
Verabschiedung der Teilnehmer des letzten Technischen Akademikums I mit Dozenten<br />
Foto: Dipl.-Ing. Gerhard Weitzel<br />
Studierende des 1. Akademikums BT 7 F1 bei der Verabschiedung im Jahre 2009<br />
Foto: Dr.-Ing. Erich Schulte<br />
Die Weiterentwicklung des Bildungssystems<br />
des Bergbaus führt im Jahre 1963<br />
zur Gründung der „Ingenieurschule für<br />
Bergwesen“, die 1971 zur Fachhochschule<br />
Bergbau wurde. Im Jahr 1990 wurde die<br />
„Niederrheinische Bergschule Moers“ umbenannt<br />
in „DMT-Bergschule“.<br />
Das jetzige Berufskolleg Fachschule für<br />
Technik begann 1964 mit der Bezeichnung<br />
„Bergbaufachschule“ [2]. Die Gründung<br />
der Schule in Form einer Fachschule für<br />
Technik hatte mehrere Gründe. Ein wichtiger<br />
Grund war der soziale Aspekt für die<br />
Schüler. Damals kehrten viele Mitarbeiter<br />
des Steinkohlenbergbaus ab und suchten<br />
ihren Arbeitsplatz in anderen Wirtschaftszweigen.<br />
Der Abschluss als Steiger galt in<br />
der übrigen Industrie wenig und passte in<br />
kein Tarifgefüge außerhalb des Bergbaus.<br />
Dagegen ist der Abschluss als „Staatlich<br />
geprüfter Techniker“ ein öffentlicher Abschluss.<br />
Von dieser Entscheidung profitiert die<br />
Schule gerade jetzt. Die Fachschule für<br />
Technik lebt ab heute weiter mit 5 Technikerklassen,<br />
3 der Fachrichtung Maschinenbau-<br />
und 2 der Fachrichtung Elektrotechnik.<br />
Die letzte Ausbildung zum Staatlich geprüften<br />
Techniker, Fachrichtung Bergtechnik,<br />
Schwerpunkt Tiefbautechnik in Vollzeitform,<br />
endete mit der Klasse BT 7 F 1 im<br />
Jahre 2009. Es war der 51 .Jahrgang, der<br />
die klassische Steigerausbildung absolvierte,<br />
also 2 Jahre Technikerschule.<br />
Die politische Entwicklung im Jahre<br />
2008 gab vor, dass zwischen 2007 und<br />
2018 die Förderung von 21 Mio. t auf 0 t<br />
heruntergefahren werden musste, gleichzeitig<br />
die Belegschaft von 32 000 Mitarbeitern<br />
bis zum Jahre 2012 halbiert, bis<br />
2018 quasi auf Null zu reduzieren war.<br />
Das rasante Tempo des Personalabbaus<br />
führte seinerzeit zu ungewöhnlichen Überlegungen,<br />
wie der Know-how-Verlust zu<br />
kompensieren sei. Intensive Diskussionen<br />
zwischen Vertretern der RAG, der Bergbehörde<br />
und dem seinerzeitigen Berufskolleg<br />
Fachschule für Technik der RAG<br />
BILDUNG Berufskolleg GmbH führten seinerzeit<br />
zu einem dreistufigen Modell:<br />
1. Stufe: zweisemestrige Teilzeit-Fachschulausbildung<br />
in Blockform<br />
2. Stufe: Strategische Personalentwicklung<br />
für neue technische Aufsichten<br />
(PETA)<br />
3. Stufe: Lernpartnerschaft im Betrieb.<br />
Das 1. „Technische Akademikum I“ startete<br />
am 13.10.2008 im Berufskolleg am<br />
Kleiweg 10 in Bergkamen mit insgesamt<br />
33 Mitgliedern und endete am 03.04.2009.<br />
Die Einrichtung des Akademikums führte<br />
bei den Studierenden der Fachschule<br />
für Technik zu heftigen Diskussionen.<br />
Die Schüler, die 2 Jahre zur Schule<br />
gingen, witterten Konkurrenz, wurden die<br />
Absolventen des 1. Technischen Akademikum<br />
I 2 Monate vor ihnen mit der<br />
Schulausbildung fertig. Die Tatsache, dass<br />
alle Schüler, die 2009 letztmalig den Abschluss<br />
der Technikerschule in der Fachrichtung<br />
Bergtechnik in Vollzeitform machten,<br />
inzwischen angestellt sind, zeigt, dass<br />
diese Angst unbegründet war. Der Mangel<br />
an Aufsichten war groß.<br />
Aus einigen wenigen „angedachten“<br />
Akademika I im Jahre 2008, um den drohenden<br />
Aufsichtsmangel im Steinkohlenbergbau<br />
zu beheben, wurde eine nunmehr<br />
fast exakt 5 Jahre lange Ausbildung, die<br />
vom 13.10.2008 bis zum 18.10.2013 währte.<br />
Im nächsten Jahr begehen wir die<br />
150jährige Gründung der Westfälischen<br />
Berggewerkschaftskasse WBK sowie die<br />
200jährige Gründung der Bergschulen an<br />
der Ruhr. Die Aussage von Bergschuldirektor<br />
Heise anlässlich der 50-Jahrfeier<br />
der WBK hat immer noch Gültigkeit, wenn<br />
er schreibt „…dass die Bergschulen ein<br />
im Großen und Ganzen vorzüglichen „Beamtenstand“<br />
hervorgebracht haben, der<br />
sich durch gute technische Vorbildung und<br />
Verständnis für die schweren Aufgaben<br />
des Bergbaus, wie durch Pflichttreue und<br />
Zuverlässigkeit auszeichnet. Mit besonderem<br />
Stolz vermerkt er, dass wohl in keinem<br />
Berufszweig der soziale Aufstieg vom Arbeiter<br />
zum Beamten ohne Beziehungen<br />
und Rücksicht auf die Herkunft von statten<br />
gehen konnte wie im Bergbau, nur abhängig<br />
von der Intelligenz und Tüchtigkeit des<br />
Mannes.“<br />
Dies gilt ebenso für die Absolventen<br />
von der Klasse BT 7 F 1, welche im Jahre<br />
2008 ihren Weg zur Aufsicht im Deutschen<br />
Steinkohlenbergbau aufgenommen haben,<br />
bis zu den Absolventen der Klasse BT<br />
2 F 2, die am 18.10.2013 den 1. Abschnitt<br />
ihrer Ausbildung abgeschlossen haben,<br />
um in den verbliebenen 3 Bergwerken als<br />
Aufsichten das Ende des Steinkohlenbergbaus<br />
in der Bundesrepublik Deutschland<br />
mit zu gestalten.<br />
Die staatlich anerkannte Ausbildung für<br />
Führungskräfte im deutschen Steinkohlenbergbau<br />
an der Bochumer Bergschule und<br />
ihren Nachfolgeorganisationen, zuletzt<br />
des Berufskollegs Fachschule für Technik,<br />
der TÜV NORD College GmbH, ist damit<br />
Geschichte.<br />
Literaturverzeichnis<br />
[1] Friedrich Schunder: Lehre und Forschung<br />
im Dienste des Ruhrbergbaus, Westfälische<br />
Berggewerkschaftskasse 1864 bis 1964,<br />
Verlag C. Th. Kartenberg, Herne 1964<br />
[2] Gerhard Weitzel: Der 1000. Oberklassenabsolvent<br />
verlässt die DMT-Bergschule;<br />
„bergbau“ 5/1998<br />
556 bergbau 12/2013
Aus- und Fortbildung<br />
Technische Fachhochschule Georg Agricola<br />
für Rohstoff, Energie und Umwelt zu Bochum<br />
Diplomarbeiten in der Studienrichtung „Steine und Erden“ vom 01.08.2013 bis 31.10.2013<br />
Maes Felix Bohnekamp: Zur Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit von Laufstegen an Förderbandanlagen<br />
Betreuer: Prof. Dr. Reinhard Schaeffer<br />
Maik Exner: Bestandsaufnahme und Optimierung der Wasserhaltung bei der EUROQUARZ GmbH in Dorsten<br />
Betreuer: Prof. Dr. Rainer Lotzien<br />
Simon Gründel: Entwicklung eines Konzeptes für die Lagerung von Schlammmassen des Kiestagebaus Vernich<br />
Betreuer: Prof. Dr. Albert Daniels<br />
Sebastian Herbert: Abschätzung der Energiesparpotenziale im Kieswerk Babenhausen<br />
Betreuer: Prof. Dr. Albert Daniels<br />
Jan Huben: Verbesserung des JONES-Magnetschneiders im Hinblick auf den Energieverbrauch<br />
Betreuer: Prof. Dr. Rainer Lotzien<br />
Jannis Kapteinat: Untersuchung einer Felsspatlagerstätte für die Verwendung als Straßenbaumaterial<br />
Betreuer: Prof. Dr. Thomas Kirnbauer<br />
Gordon Kelm: Explorations-, Gewinnungs- und Aufbereitungsverfahren für eine Ölsandlagerstätte auf Buxton Island, Indonesien<br />
Betreuer: Prof. Dr. Rainer Lotzien<br />
Manuel Kirschbaum: CE-Kennzeichnung für eine Goldgewinnungsanlage bei RMKS<br />
Betreuer: Prof. Dr. Albert Daniels<br />
Tobias Meyer: Untersuchung von Arbeitsunfällen durch die Bergbehörde in Niedersachsen<br />
Betreuer: Prof. Dr. Christoph Dauber.<br />
Jan Pfänder: Untersuchung zur Bandförderung als Alternative zur SLKW-Förderung im Steinwerk Raumland Böhl GmbH<br />
Betreuer: Prof. Dr. Reinhard Schaeffer<br />
Matthias Reinert: Konzeption eines Prozesses für die technische Auftragsabwicklung im Anlagenbau<br />
Betreuer: Prof. Dr. Albert Daniels<br />
Tom Schneider: Quailitätsbeurteilung der Kalkmergellagerstätte Allmendingen mittels geologischer<br />
3D-Lagerstättenmodelierung<br />
Betreuer: Prof. Dr. Thomas Kirnbauer<br />
Michael Schwarz: Vergleichende Untersuchungen zur Bewertung der Affinitätsprüfung nach TP Gestein und TP Asphalt<br />
Betreuer: Prof. Dr. Thomas Kirnbauer<br />
Daniel Frederik Simons: Untersuchung verschiedener Brechparameter an Kegelbrechern in Bezug auf das Austragsgut<br />
Betreuer: Prof. Dr. Rainer Lotzien<br />
Kai-Julian Wilhelm: Aufbereitung von LD-Schlacke<br />
Betreuer: Prof. Dr. Rainer Lotzien.<br />
Bachelor-Arbeiten in der Studienrichtung „Rohstoffingenieur“ vom 01.08.2013 bis 31.10.2013<br />
Alexander Henksmeier: Veränderung der Frisch- und Festbetonperformance durch Mischen von Zementen<br />
unterschiedlicher Festigkeitsklassen<br />
Betreuer: Prof. Dr. Thomas Kirnbauer<br />
Kontakt: Technische Fachhochschule Georg Agricola für Rohstoff, Energie und Umwelt zu Bochum, Herner Straße 45,<br />
44787 Bochum, Tel.: 0234/968-3307 bzw. -3296, Internet: www.tfh-bochum.de<br />
Die Förderung des Nachwuchses an Ingenieuren und Technikern<br />
ist ein Anliegen des <strong>RDB</strong> e.V. Ring Deutscher Bergingenieure.<br />
Daher hat der <strong>RDB</strong> e.V. 2012 beschlossen, einen mit einem<br />
Preisgeld in Höhe von 1 000,-€ ausgestatteten Förderpreis auszuschreiben.<br />
Prämiert werden sollen hier Studenten/Studierende/Bergschüler,<br />
welche einerseits einen guten Studienabschluss erbracht<br />
haben, sich andererseits während der Studienzeit für die<br />
Ziele des <strong>RDB</strong> e.V. engagiert haben.<br />
Bewerber wenden sich bitte mit einem entsprechenden Bewerbungsschreiben<br />
an ihren BV.<br />
Die Bewerbung in Papierform oder als Mail sollte enthalten:<br />
1. Bewerbungsschreiben<br />
2. Lebenslauf<br />
3. Kurzfassung der zu würdigenden Arbeit ( 1 bis 2 Seiten )<br />
4. relevantes Zeugnis ( Bachelor-, Master-, Ingenieur-, Techniker-Zeugnis<br />
).<br />
<strong>RDB</strong>-Förderpreis 2014<br />
Der BV leitet die Bewerbungsunterlagen mit einer Stellungnahme<br />
bis spätestens zum 28.02.2014 an die Geschäftsstelle des<br />
<strong>RDB</strong> e.V.:<br />
<strong>RDB</strong> e.V.<br />
Juliusstraße 9<br />
45128 Essen<br />
E-Mail: rdb@rdb-<strong>eV</strong>.de<br />
oder an den Vorsitzenden des Ingenieurausschusses<br />
Dipl.-Ing. Claus Kuhnke<br />
DEBRIV<br />
Postfach 400252<br />
50832 Köln<br />
E-Mail: claus.kuhnke@braunkohle.de<br />
Die Preisverleihung erfolgt während der Delegiertenversammlung<br />
am 14.06.2014 im Ruhr Congress Center in Essen.<br />
Der Hauptvorstand würde sich über ihre Bewerbung sehr<br />
freuen.<br />
bergbau 12/2013 557
Veranstaltungen<br />
6. Kolloquium<br />
„Fördertechnik im Bergbau“<br />
Veranstalter:<br />
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Oliver Langefeld<br />
Institut für Bergbau<br />
Abteilung für Maschinelle<br />
Betriebsmittel und Verfahren im<br />
Bergbau unter Tage<br />
Technische Universität Clausthal<br />
Datum: 22. und 23.01.2014<br />
Ort:<br />
Aula der Technischen Universität<br />
Bereits zum 6. Mal wird im Januar<br />
2014 das Kolloquium „Fördertechnik im<br />
Bergbau“ der Abteilung für Maschinelle<br />
Betriebsmittel und Verfahren im Bergbau<br />
unter Tage des Instituts für Bergbau der TU<br />
Clausthal ausgerichtet werden.<br />
Die Veranstaltung findet seit dem Jahre<br />
2004 im 2jährigen Rhythmus statt. Während<br />
der vorhergegangenen 5 Veranstaltungen<br />
nutzten jeweils rund 300 Personen<br />
aus verschiedenen Bereichen des Bergund<br />
Tunnelbaus sowie der Fördertechnik<br />
die Gelegenheit zum Austausch und zur<br />
Diskussion.<br />
Auch zum kommenden 6. Kolloquium<br />
„Fördertechnik im Bergbau“ erwartet die<br />
TU Clausthal abermals hochkarätige Gäste<br />
und informative Fachvorträge. Die Referenten<br />
an den beiden Veranstaltungstagen<br />
berichten aus den Themengebieten der<br />
allgemeinen Fördertechnik in der Rohstoffgewinnung,<br />
der Logistik und Steuerung<br />
von Fördergütern, Überwachung und Monitoring<br />
von fördertechnischen Anlagen,<br />
der Optimierung von Stetigförderern und<br />
deren Komponenten sowie von Unstetigförderern,<br />
der Planung von Materialflüssen<br />
sowie der Arbeitssicherheit.<br />
Dabei verfolgt das Institut für Bergbau<br />
auch weiterhin das Konzept, neben Referenten<br />
aus der Rohstoffgewinnung auch<br />
Augenmerk auf die hochspezialisierte<br />
Zuliefererindustrie bzw. Bergbauspezialunternehmen<br />
zu legen, welche mit innovativer<br />
Forschung Garant für nachhaltigen<br />
Rohstoffabbau bzw. effiziente Rohstoffförderung<br />
sind. Auch werden abermals<br />
Fachvorträge seitens Universitäten vorgetragen<br />
werden, welche zum Stand der<br />
Forschungsarbeiten im Bereich der Fördertechnik<br />
informieren.<br />
Wie in der Vergangenheit auch ergänzen<br />
namhafte Aussteller das Programm in<br />
der Aula der Technischen Universität.<br />
Abgerundet wird die zweitägige Veranstaltung<br />
traditionsgemäß mit einem<br />
Bergmännischen Abend, welcher auch<br />
zu dieser Veranstaltung am Abend des<br />
ersten Tages auf dem Hause des Corps<br />
Montania Clausthal stattfindet. Bei Speis<br />
und Trank lassen sich wiederholt Kontakte<br />
knüpfen, Erfahrungen austauschen und<br />
alte Freundschaften aufleben.<br />
Kontakt zum Veranstalter & Anmeldung:<br />
Technische Universität Clausthal<br />
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Oliver Langefeld<br />
Institut für Bergbau<br />
Abteilung für Maschinelle Betriebsmittel<br />
und Verfahren im Bergbau unter Tage<br />
Erzstraße 20<br />
38678 Clausthal-Zellerfeld<br />
Tel.: 05323/72-3180<br />
Fax: 05323/72-2377<br />
E-Mail: bergbau@tu-clausthal.de<br />
Internet: www.bergbau@tu-clausthal.de<br />
Dipl.-Ing. Moritz Kellner<br />
Tel.: 05323/72-3719<br />
Fax: 05323/72-2377<br />
E-Mail: info@foet2014.de<br />
Internet: www.foet2014.de<br />
Sonderausstellung<br />
„Wertvolle Erde“<br />
Der Schatz im Untergrund<br />
26.11.2013 bis 16.03.2014 im Deutschen<br />
Bergbau-Museum Bochum<br />
Die Sonderausstellung verdeutlicht,<br />
dass unsere moderne, hochtechnisierte<br />
Welt ohne die Gewinnung und Nutzung<br />
geologischer Rohstoffe undenkbar ist. Das<br />
Spektrum reicht von fossilen Brennstoffen<br />
wie Kohle, Gas und Erdöl über mineralische<br />
Rohstoffe wie Steine, Erden, Sande<br />
und Kies bis hin zu den metallischen Rohstoffen<br />
in Form von Erzen. Sie alle sind nur<br />
in begrenzter Menge verfügbar, ihr Abbau<br />
wird immer aufwendiger und somit kostspieliger.<br />
Deshalb werden sowohl eine umweltverträgliche<br />
und nachhaltige Gewinnung,<br />
eine effiziente und rohstoffsparende<br />
Produktion als auch das optimale Recycling<br />
von Wertstoffen immer wichtiger.<br />
Die Ausstellung zeigt diesen Rohstoffkreislauf<br />
von der Entstehung über die<br />
Erkundung und Gewinnung bis hin zur<br />
Verwendung und Wiederverwertung. Verschiedene<br />
geophysikalische Verfahren zur<br />
Suche nach Rohstoffen stehen im Mittelpunkt,<br />
die unter anderem auch auf dem<br />
Mond angewendet wurden. Es wird außerdem<br />
deutlich, über welche Rohstoffvorkommen<br />
Deutschland verfügt und welche<br />
Ressourcen importiert werden müssen.<br />
Insgesamt will die Ausstellung Denkanstöße<br />
geben und für eine schonende und<br />
nachhaltige Nutzung der schwindenden<br />
Rohstoffe plädieren.<br />
Die Ausstellung entstand im Rahmen<br />
des Forschungs- und Entwicklungsprogramms<br />
Geotechnologien und wird finanziell<br />
unterstützt durch das Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung. Sie wurde<br />
zuvor bereits in Dresden, Kiel und München<br />
gezeigt. Sie passt ausgezeichnet ins<br />
DBM, das die verschiedenen Verfahren<br />
zur Gewinnung, Verarbeitung und Nutzung<br />
der unterschiedlichsten Georessourcen in<br />
seiner Dauerausstellung zeigt. Besonders<br />
in der zuletzt eröffneten Halle 11 wird greifbar,<br />
in welchen Lebensbereichen bergbaulich<br />
gewonnene Rohstoffe unabdingbar<br />
und in unserem Alltag wiederzufinden sind.<br />
Internet: www.wertvolle-erde.de.<br />
2. Kolloquium zur Bodenverflüssigung<br />
bei Kippen des Lausitzer<br />
Braunkohlebergbaus<br />
Datum: 26. bis 27.06.2014<br />
Ort: Freiberg<br />
Veranstalter:<br />
TU Bergakademie Freiberg, Institut<br />
für Bergbau und Spezialtiefbau, Professur<br />
für Erdbau und Spezialtiefbau<br />
Themenschwerpunkte:<br />
● Auswertung und Analyse von Schadensfällen<br />
● Erkundungsmethoden auf Kippen<br />
● Bewertung, Berechnung und Modellierung<br />
● Maßnahmen zur Verhinderung von Verflüssigungen.<br />
Internet: www.bergbau.tu-freiberg.de<br />
Braunkohlentag 2014<br />
Der nächste Braunkohlentag findet<br />
am 22. und 23.05.2014 in Leipzig<br />
statt<br />
Kontakt<br />
Deutscher Braunkohlen-Industrie-Verein e.V.<br />
Am Schillertheater 4<br />
10625 Berlin<br />
Tel.: 030/315182-22<br />
Fax: 030/315182-52<br />
E-Mail: nathalie.uebel@braunkohle.de<br />
Internet: www.braunkohle.de<br />
558 bergbau 12/2013
<strong>RDB</strong>-Ausschuss für Renten und Pensionen<br />
Der <strong>RDB</strong>-Ausschuss für Renten und Pensionen informiert –<br />
Rentenanpassung zum 01.07.2013 nach der<br />
Rentenwertbestimmungsverordnung 2013 = RWBestV 2013<br />
Die Anpassung der gesetzlichen Renten erfolgt nach gesetzlichen Bestimmungen jeweils zum 01.07. eines<br />
Jahres<br />
Die Anpassung erfolgt nach den im Sozialgesetzbuch VI (SGB VI) festgelegten Regelungen (§ 68 Aktueller Rentenwert). Zum<br />
01.07. eines Jahres wird der zum 30.06. eines Jahres geltende „Aktuelle Rentenwert“ prozentual angepasst und wertmäßig in<br />
EURO ausgewiesen. Bei der Anpassung einer Rente zum 01.07. eines Jahres bleiben die „persönlichen Entgeltpunkte“ (PE) eines<br />
Rentners und der Rentenartfaktor unverändert; es ändert sich nur in der Höhe der, nach dem SGB VI § 68, prozentual angepasste<br />
„Aktuelle Rentenwert“. Die Errechnung der Bruttorente eines Rentners ist im SGB VI § 64 „Rentenformel für Monatsbetrag der<br />
Rente“, gesetzlich festgelegt. Hier werden die Faktoren Persönliche Entgeltpunkte, Rentenartfaktor und Aktueller Rentenwert miteinander<br />
multipliziert.<br />
<br />
ergibt sich ein weiterer Faktor zur Errechnung der Monatsrente, der entsprechend kleiner als 1 ist, der sogenannte Zugangsfaktor<br />
(§ 77 SGB VI Zugangsfaktor). Jede Rentenart hat ihren eigenen Rentenartfaktor. Die verschiedenen Rentenartfaktoren mit ihrem<br />
speziellen Wert sind im § 67, bzw. im § 82 aufgeführt. Die Anpassung der Renten zum 01.07. eines Jahres wird nach einer im § 68<br />
des SGB VI aufgeführten Formel errechnet ( Aktueller Rentenwert zum 01.07. eines Jahres). Dieser „Aktuelle Rentenwert“ (ARt)<br />
zum 01.07. eines Jahres errechnet sich aus der Multiplikation von 4 Faktoren:<br />
● Der 1. Faktor ist der aktuelle Rentenwert der seine Gültigkeit bis zum 30.06. des gleichen Jahres hat; er beträgt zum 30.06.2013<br />
<br />
● Der 2. Faktor ist das Verhältnis (Quotient) der Bruttolöhne und -gehälter im vergangenen Jahr zu den Bruttolöhnen und gehältern<br />
im vorvergangenen Jahr; hier: Wert des Jahres 2012 zu Wert des Jahres 2011. Die Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer in<br />
<br />
in den alten Bundesländern betrugen 30 868 EURO. Daraus errechnet sich ein Faktor von 1,015.<br />
● Beim 3. Faktor werden die Anteilsvorsorgeanteile der Vorjahre sowie die durchschnittlichen Beitragssätze der Vorjahre in der<br />
allgemeinen Rentenversicherung ins Verhältnis gesetzt und jeweils von einem Wert 100 subtrahiert. Der errechnete Wert dieses<br />
Faktors beträgt 0,9974.<br />
● Der 4. Faktor ist der Nachhaltigkeitsfaktor (NA). Er errechnet sich aus dem Verhältnis des Rentnerquotienten des vergangenen<br />
<br />
wird mit einer Summe ( Parameter alpha (0,25) plus 1) multipliziert. Daraus errechnen sich die Rentnerquotienten für 2011 =<br />
0,5075 und für 2012 = 0,5221.<br />
Die Rentnerquotienten wiederum werden ermittelt, indem die Anzahl der Äquivalenzrentner zu den Äquivalenzbeitragszahlern der<br />
<br />
Der durchschnittliche Beitragssatz zur allgemeinen Rentenversicherung in den Jahren 2011 und 2012, die Höhe des Altersvorsorgeanteils<br />
und der Nachhaltigkeit faktor sind bundeseinheitliche Werte.<br />
Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Veränderungen der Bruttolöhne und -gehälter, die Veränderung des durchschnittlichen<br />
Beitragssatzes in der allgemeinen Rentenversicherung und die Veränderung des Nachhaltigkeitsfaktors den zum 01.07. eines<br />
Jahres zu ermittelnden neuen Aktuellen Rentenwert beeinflussen.<br />
Insbesonders Veränderungen des im Nachhaltigkeitsfaktor zu berücksichtigenden Verhältnisses von Äquivalenzrentnern zu Äquivalenzbeitragszahlern<br />
können diesen Faktor stark beeinflussen.<br />
Errechnung des aktuellen Rentenwerts: ARt = ARt−1 x Faktor II x Faktor III x Faktor IV (EURO).<br />
Die Berechnung des neuen aktuellen Rentenwerts zum 01.07.2013 ergibt zunächst wie folgt:<br />
ARt = 28,07 EURO x 1,0150 x 0,9974 x 0,9928 = 28,21 EURO.<br />
Da z.Zt. aber ein sogenannter Ausgleichsbedarf besteht, der nach der RWBestV 2012 mit dem Wert 0,9929 (kleiner als 1,0000)<br />
ermittelt wurde, kommen die gesetzlichen Bestimmungen des SGB VI § 68a Schutzklausel zur Anwendung. Dieser § sagt aus, dass,<br />
wenn der nach der Rentenformel neu berechnete aktuelle Rentenwert geringer ist als der bisherige aktuelle Rentenwert,es nicht<br />
zu seiner Anwendung kommen darf. Diese unterbliebene Minderwirkung (Ausgleichsbedarf) wird aber nach § 68a bei Erhöhungen<br />
des aktuellen Rentenwerts mit einer weiteren Formel verrechnet. Hierzu wird zunächst ein „Anpassungsfaktor“ ermittelt, indem der<br />
neu errechnete Wert durch den bisherigen Wert dividiert wird (28,21 EURO : 28,07 EURO = 1,0050).<br />
Danach wird mit einer Formel der „hälftige Anpassungsfaktor“ errechnet; hier ergibt sich dann ein Wert von 1,0025. Der neue<br />
aktuelle Rentenwert wird wegen des vorhandenen Ausgleichsbedarf nun ermittelt, indem der bisherige aktuelle Rentenwert mit dem<br />
„hälftigen Anpassungsfaktor“ multipliziert wird: ARt = 28,07 EURO x 1,0025 = 28,14 EURO (er ist auf 2 Dezimalstellen gerundet).<br />
<br />
Der aktuelle Rentenwert (Ost) wird mit der gleichen Rentenformel wie der aktuelle Rentenwert errechnet. Da aber die Veränderung<br />
der Bruttolöhne und -gehälter in den neuen Bundesländern stärker ist (sie ist mit 4,32% errechnet) als in den alten Bundesländern,<br />
besteht hier kein Ausgleichsbedarf nach § 68a mehr.<br />
Nach § 3 der RWBestV ist der Ausgleichsbedarf = 0,9954 und der Ausgleichsbedarf (0st) = 1,0000 zum 01.07.2013 ermittelt worden,<br />
wobei ein Wert kleiner als 1 einen Ausgleichsbedarf zur Folge hat und bei einem Wert von 1,0000 ein Ausgleichsbedarf nicht<br />
mehr besteht. Errechnung des aktuellen Rentenwerts (Ost):<br />
ARt = ARt x Faktor II x Faktor III x Faktor IV (EURO): ARt = 24,92 EURO x 1,0432 x 0,9974 x 0,9928 = 25,74 EURO (ist gerundet).<br />
<br />
bergbau 12/2013 559
<strong>RDB</strong>-Ausschuss für Renten und Pensionen<br />
Die Bundesregierung hat nach der Rentenwertbestimmungsverordnung 2013 §1 die Festsetzung des aktuellen Rentenwerts und<br />
des aktuellen Rentenwerts (Ost) verordnet :<br />
(1) Der aktuelle Rentenwert beträgt ab dem 01.07.2013 28,14 EURO.<br />
(2) Der aktuelle Rentenwert (Ost) beträgt ab dem 01.07.2013 25,74 EURO.<br />
25,74 EURO : 28,14 EURO x 100 % = 91,47% (gerundet 91,5%.).<br />
Nach der Rentenanpassung zum 01.07.2013 beträgt der aktuelle Rentenwert (Ost) 91,5 % des aktuellen Rentenwerts.<br />
Der §6 der RWBestV Inkrafttreten sagt aus, dass diese Verordnung mit Zustimmung des Bundesrates am 01.07.2013 in Kraft<br />
getreten ist.<br />
Quellenverzeichnis:<br />
Die im <strong>Bericht</strong> angeführten §§ sind dem Sozialgesetzbuch entnommen (auch teilweise erläuternd umschrieben). Die im <strong>Bericht</strong><br />
aufgeführten Zahlenwerte über Altersvorsorgeanteile und durchschnittliche Beitragssätze in der allgemeinen Rentenversicherung<br />
sind vom Gesetzgeber vorgegeben und dem Internet entnommen. Andere Zahlenwerte sind Angaben der Rentenversicherer oder<br />
Angaben des Statistischen Bundesamtes, die aus dem Internet der Rentenwertbestimmungsverordnung 2013 entnommen wurden.<br />
Die hier im <strong>Bericht</strong> verwendeten Begriffe „Faktor II“, „Faktor III“ und „Faktor IV“ sind vom Verfasser des besseren Verständnisses<br />
wegen frei gewählt. Die Rentenformel selbst und die einzelnen Glieder dieser Formel erfordern ein hohes mathematisches Verständnis<br />
des Lesers; das bedeutet, dass sich der Leser eingehend mit den einzelnen Gliedern dieser Formel befassen müsste.<br />
Herbert Marschner, Vorsitzender des <strong>RDB</strong>-Ausschusses für Renten und Pensionen<br />
Urlaub & Pflege – Reisekatalog für 2014 erschienen<br />
Gemeinnütziger Verein „Urlaub & Pflege e.V.“ informiert über sein Programm<br />
Niemand wird der Behauptung widersprechen,<br />
dass Urlaub ein Grundbedürfnis<br />
ist und Wissenschaftler bestätigen<br />
den enorm hohen Stellenwert des Urlaubs.<br />
Es geht um die Erholung, Ruhe,<br />
Geborgenheit, Harmonie und den Kontakt<br />
zu anderen Menschen.<br />
Urlaub & Pflege versteht sich als professioneller<br />
Reiseveranstalter für Menschen,<br />
die aus unterschiedlichen Gründen<br />
Hilfe und Begleitung benötigen. An<br />
den Reisen u.a. nach Borkum, Wangerooge,<br />
Cuxhaven, Bad Pyrmont, Bad Bevensen,<br />
Berlin und Goslar nehmen seit<br />
14 Jahren pflegebedürftige und blinde<br />
Gäste mit sehr viel Freude teil.<br />
Susanne Hanowell aus dem münsterländischen<br />
Telgte ist Ansprechpartnerin<br />
bei Urlaub & Pflege. Gemeinsam mit<br />
der gelernten Krankenpflegerin Josefine<br />
Wiggermann organisiert sie die Reisen.<br />
„Jeder pflegebedürftige Gast hat auf unseren<br />
Reisen seine persönliche, übrigens<br />
ehrenamtlich tätige Begleitperson.<br />
Und genau hier setzt das Konzept von<br />
Urlaub & Pflege e.V. für hilfs- und pflegebedürftige<br />
Menschen an. Ein reizvoller<br />
Urlaub mit ausgesuchten Angeboten wird<br />
kombiniert mit einer Fachpflege rund um<br />
die Uhr, einer 1:1 Betreuung und einer<br />
Mobilitätshilfe, also z.B. dem Schieben<br />
des Rollstuhls.<br />
3 Reisen pro Jahr sind speziell auf die<br />
Bedürfnisse von Menschen mit Demenz<br />
ausgerichtet. Nach ihren Eindrücken befragt,<br />
sind sich alle einig: „Das Schönste<br />
ist die Gemeinschaft, das abendliche<br />
Zusammensitzen bei einem Glas Wein,<br />
die Gespräche und das gemeinsame Erleben“.<br />
Auf die Wünsche und Bedürfnisse unserer<br />
Gäste können wir so sehr individuell<br />
eingehen“ erläutern die beiden Reiseleiterinnen.<br />
Die pflegenden Angehörigen<br />
haben die Wahl: sie können mitreisen<br />
oder die Zeit für einen eigenen Urlaub<br />
nutzen. In beiden Fällen können sie sicher<br />
sein, dass sich die fachlich versierten<br />
Begleitpersonen umfassend um den<br />
zu pflegenden Partner kümmern wird.<br />
Der neue Reisekatalog für das Jahr<br />
2014 liegt druckfrisch vor und wird allen<br />
Interessierten unmittelbar zugestellt. Die<br />
Kontaktaufnahme kann telefonisch unter<br />
02504-7396043 oder per E-mail unter<br />
post@urlaub-und-pflege.de erfolgen.<br />
Im Internet hält Urlaub und Pflege unter<br />
www.urlaub-und-pflege.de weitere Informationen<br />
bereit.<br />
560 bergbau 12/2013
<strong>RDB</strong>-Betriebserfahrungsaustausch<br />
Studentische Exkursion des BV Bergakademie<br />
Freiberg zum BV Lausitzer Braunkohle<br />
Ziel der diesjährigen studentischen<br />
Exkursion des BV Bergakademie<br />
Freiberg war das<br />
Lausitzer Braunkohlerevier. Am<br />
1. Tag, Freitag, dem 31.05.2013<br />
starteten wir vom Institutsparkplatz<br />
Richtung Brandenburg, um dort<br />
den größten von Vattenfall Europe<br />
Mining betriebenen Tagebau<br />
Welzow-Süd zu besichtigen. Westlich<br />
von Spremberg, der Perle der<br />
Lausitz, gelegen, erstreckt sich<br />
der Tagebau auf einer Fläche von<br />
ca. 54 km 2 und erreicht damit eine<br />
größere Ausdehnung als die Stadt<br />
Freiberg. Abgebaut wird das 2. Miozäne<br />
Lausitzer Braunkohleflöz,<br />
welches Mächtigkeiten von ca. 10<br />
bis 16 m aufweist. Das Flöz selbst<br />
ist nicht homogen ausgeprägt,<br />
sondern setzt sich aus verschiedenen<br />
Kohlefazies mit entsprechend<br />
unterschiedlichen Qualitäten<br />
zusammen. Deshalb werden<br />
selektiv sowohl Kesselkohlen für<br />
die Energiekraftwerke Schwarze<br />
Pumpe, Jänschwalde und Boxberg,<br />
als auch hochwertige Veredelungskohle<br />
für die Brikettfabrik<br />
Schwarze Pumpe gewonnen. Um<br />
den Wertstoff freizulegen, müssen<br />
zunächst jedoch ca. 90 bis 120 m<br />
Abraum beseitigt werden. Hierfür<br />
wurde der Tagebau in insgesamt<br />
4 Abraumschnitte unterteilt.<br />
Die oberen Abraumschichten bestehen<br />
aus rekultivierungsfreundlichen quartiären<br />
Sedimenten, welche für eine schnelle Renaturierung<br />
der Bergbaufolgelandschaften<br />
ebenfalls selektiv gewonnen werden. Allein<br />
im Bereich des Tagebaus Welzow wurden<br />
bereits 26 km 2 rekultiviert. Dabei werden<br />
anspruchsvolle Landschaftsbauwerke, wie<br />
beispielsweise der zunächst abgetragene<br />
Wolkenberg wieder neu gestaltet. Schon<br />
im Mittelalter baute man dort Wein an. Deshalb<br />
wurde die Hanglage im Rahmen der<br />
Rekultivierung so geschüttet, dass beim<br />
zukünftigen Anbau von Weinreben die Sonneneinstrahlung<br />
optimal ausgenutzt wird.<br />
Den Abtrag der oberen Abraumschichten,<br />
bzw. des 1. Vorschnittes, übernimmt ein<br />
Eimerkettenbagger Es 3150, welcher im<br />
Hochschnitt arbeitet. Über eine ca. 10 km<br />
Abbaustrosse des SRs 6300<br />
lange Bandanlage wird der abgebaggerte<br />
Boden um den Tagebau herum zum<br />
Absetzer gefördert und dort verkippt. Die<br />
beim Abtrag des Abraums entstehende Böschung<br />
muss aus Standsicherheitsgründen<br />
sehr flach gestaltet werden, um Rutschungen<br />
zu vermeiden. So beträgt der geotechnisch<br />
maximal zulässige Böschungswinkel<br />
z.Z. nur 18°. Hauptgrund hierfür<br />
ist, dass bereits seit dem 19. Jahrhundert<br />
im Raum Welzow Braunkohle, allerdings<br />
i.d.R. im Tiefbau, gewonnen wurde. Die<br />
Altvorderen gewannen im Pfeilerbruchbau<br />
das 1. Miozäne Lausitzer Flöz, welches<br />
wegen seiner geringen Mächtigkeit mit<br />
der gegenwärtig eingesetzten Technik und<br />
der dafür vorgesehenen Schnitteinteilung<br />
nicht wirtschaftlich aushaltbar ist. Probleme<br />
bereiten sowohl die Altkippenbereiche,<br />
welche heute schwer zu entwässern sind<br />
und demzufolge eine geringe Standfestigkeit<br />
ausweisen, als auch die zum Großteil<br />
unbekannten untertägigen Hohlräume, die<br />
zum Bruch neigen. Auch der damals eingesetzte<br />
Holzausbau bringt Schwierigkeiten<br />
mit sich. Hauptsächlich an Bandübergabestellen<br />
kann es dazu kommen, dass die<br />
Gurtbänder durch herabfallende Holzstempel<br />
aufgeschlitzt werden. Im 2. Vorschnitt<br />
kommt ein Schaufelradbagger SRs 6300<br />
Blick auf den Grubenbetrieb und die Abraumförderbrücke<br />
zum Einsatz. Es handelt sich dabei um den<br />
derzeit größten Bagger Ostdeutschlands,<br />
welcher mit 6 300 t Dienstmasse und einer<br />
Höhe von 65 m eine wahrhaftig imposante<br />
Erscheinung ist.<br />
Maximal 45 m weitere Abraumüberdeckung<br />
wird durch den im Blockverhieb<br />
arbeitenden SRs 6300 abgetragen. Die<br />
theoretisch erreichbare Förderleistung von<br />
14 000 m 3 /h, wird im Regelfall jedoch nicht<br />
erreicht, da der SRs 6300 ebenfalls in bindigem<br />
Material der Altkippenbereiche arbeitet.<br />
Neben einem erhöhten Grabwiderstand,<br />
der sich leistungsmindernd auswirkt,<br />
hat das gebaggerte Material die negative<br />
Eigenschaft, sich beispielweise an Bandübergabestellen<br />
festzusetzen und diese zu<br />
verstopfen. Allerdings können mit dem SRs<br />
6300 bedeutend steilere Böschungswinkel<br />
von ca. 45° erstellt werden. Grund hierfür<br />
ist die enorme Auslegerlänge von 60 m,<br />
die gewährleistet, dass sich die Aufstandsfläche<br />
des Baggers außerhalb potentieller<br />
Rutschungen befindet. Die ehemaligen<br />
Kippen erweisen sich wie bereits angedeutet<br />
als schwierig in Hinblick auf die Standsicherheit.<br />
Deswegen wird aus technologischer<br />
Sicht stets darauf geachtet, dass sich<br />
die Arbeitsebene des Baggers im gewachsenen<br />
Liegenden der Kippe befindet.<br />
Das Freilegen des 2. Lausitzer Kohleflözes<br />
erfolgt durch 2 Eimerkettenbagger Es<br />
3750, welche an eine Abraumförderbrücke<br />
vom Typ F60 angehängt sind. Es handelt<br />
sich dabei um eine der weltweit größten<br />
beweglichen Anlagen. Die ca. 500 m lange<br />
Bandbrücke ermöglicht Abraumförderung,<br />
sowie Verkippung auf kürzestem und damit<br />
wirtschaftlichstem Wege, direkt über<br />
den Grubenbetrieb hinweg. Mittels dreier<br />
Abwürfe wird die Hochkippe erstellt, während<br />
seitliche Austragsförderer die sogenannte<br />
Vorkippe, d.h. die Aufstandsfläche<br />
der Brückenkonstruktion selbst schütten.<br />
Die Förderung der Braunkohle erfolgt in<br />
bergbau 12/2013 561
<strong>RDB</strong>-Betriebserfahrungsaustausch<br />
Gruppenbild vor einem SRs 1301 in der Grube<br />
Modellansicht des Kraftwerkskomplexes<br />
der Grube. Täglich werden mittels zweier<br />
Schaufelradbagger vom Typ SRs 1301,<br />
sowie zweier Eimerkettenbagger vom Typ<br />
ERs 710 ca. 90 000 t Kohle abgebaut.<br />
Die Bagger sind, im Gegensatz zu den<br />
Geräten im Vorschnitt, wesentlich kleiner<br />
dimensioniert, um die unterschiedlichen<br />
Kohlequalitäten auszuhalten und damit<br />
eine selektive Gewinnung zu ermöglichen.<br />
Beispielsweise befinden sich innerhalb des<br />
Flözes neben der verwertbaren Kohle sogenannte<br />
Zwischenmittel, welche einen<br />
hohen Anteil an nichtbrennbaren Bestandteilen<br />
aufweisen. Im Wesentlichen handelt<br />
es sich um organische Schluffe mit Aschegehalten<br />
von ca. 45%, die für eine weitere<br />
Nutzung ungeeignet sind und mit Hilfe von<br />
Bandwagen direkt auf die Kippe befördert<br />
werden. Augenscheinlich sind Wertstoff<br />
und Zwischenmittel kaum zu unterscheiden,<br />
deshalb wird kontinuierlich mittels<br />
radiometrischer Messeinrichtungen der<br />
Aschegehalt der gebaggerten Kohle bestimmt,<br />
um Qualitätsunterschiede sofort zu<br />
erkennen und damit zu vermeiden, dass<br />
wertloses Zwischenmittel gewonnen wird.<br />
Um einen sicheren Tagebaubetrieb zu<br />
gewährleisten ist es notwendig, den Grundwasserspiegel<br />
unter das Niveau des Kohleflözes<br />
abzusenken. Die Wasserabsenkung<br />
in den Randbereichen des Tagebaus, sowie<br />
im Vorfeld, wird durch Brunnenriegel ermöglicht.<br />
Jeder Filterbrunnen ist mit einer<br />
Unterwassermotorpumpe ausgestattet, die<br />
pro Minute ca. 100 m 3 Wasser heben kann.<br />
Im gesamten Lausitzer Braunkohlerevier<br />
werden derzeit rund 3 200 solcher Brunnen<br />
betrieben und jährlich ca. 375 Mio. m 3<br />
Grubenwasser gehoben. Die resultierende<br />
Grundwasserabsenkung stellt einen entscheiden<br />
Eingriff in den Wasserhaushalt<br />
der Region dar. Daher werden die Absenkungstrichter<br />
ständig mittels Grundwassermessstellen<br />
überwacht und ein intensives<br />
Monitoring durchgeführt. Um den Grundwasserstand<br />
unmittelbar an den Tagebau<br />
angrenzender Feuchtgebiete, Flussniederungen<br />
und Ortschaften so wenig wie möglich<br />
zu beeinflussen, wurde Mitte der 1970er<br />
Jahre die Dichtwandtechnologie speziell für<br />
den Bergbau entwickelt. Hierbei wird vereinfacht<br />
ausgedrückt ein Schlitz in den Boden<br />
gefräst und durch Einspülen einer Tonsuspension<br />
das anstehende Gebirge abgedichtet.<br />
Somit wird einerseits der Grundwasserzufluss<br />
zum Tagebau hin abgeriegelt<br />
und außerhalb des Tagebaus bleibt der ursprüngliche<br />
Grundwasserspiegel erhalten.<br />
Schlitzwandfräse<br />
Aus genehmigungsrechtlicher Sicht ist<br />
das Erstellen von Dichtwänden für die<br />
erfolgreiche Zulassung des Betriebsplanes<br />
eines zukünftigen Tagebaus bzw.<br />
Tagebauanschlussfeldes unumgänglich.<br />
Auch im Süden des Tagebaus Welzow<br />
wird gegenwärtig eine Dichtwand mit einer<br />
geplanten Endlänge von ca. 10,6 km<br />
hergestellt. Mit Hilfe der heute eingesetzten<br />
Technologie können Teufen von bis zu<br />
120 m und Durchlässigkeitsbeiwerte von<br />
10 m/s erreicht werden.<br />
Am 2. Tag, dem 01.06. besichtigte unsere<br />
Gruppe das Braunkohlekraftwerk<br />
Schwarze Pumpe, eines der modernsten<br />
seiner Art in ganz Europa. Um die<br />
insgesamt 1 600 MW Elektroenergie bei<br />
voller Auslastung zu erzeugen, werden<br />
täglich ca. 36 000 t Braunkohle benötigt.<br />
Der Brennstoff wird per Bahn hauptsächlich<br />
aus dem Tagebau Welzow-Süd, aber<br />
auch aus dem Tagebau Nochten angeliefert.<br />
Fein aufgemahlen wird Kohlenstaub<br />
verbrannt um Wasserdampf zu erzeugen,<br />
welcher dann eine Turbine antreibt. Diese<br />
befindet sich auf derselben Welle, wie der<br />
nachgeschaltete Generator, der die Bewegungsenergie<br />
der Turbine in Elektroenergie<br />
umwandelt. Das für den Prozess<br />
notwendige Wasser stammt dabei aus<br />
der Tagebauentwässerung. Um die bei<br />
der Verbrennung der Kohle entstehenden<br />
Emissionen durch Rauchgas effektiv zu<br />
verringern, werden verschiedene Maßnahmen,<br />
wie beispielsweise die Rauchgasentstaubung<br />
mit Elektrofiltern oder die<br />
Rauchgasentschwefelung durch das Einsprühen<br />
von Kalksuspension miteinander<br />
kombiniert. Neben der Stromerzeugung,<br />
wird das Kraftwerk auch zur Erzeugung<br />
von Fernwärme genutzt. Außerdem kann<br />
die im Prozess entstehende Wärme zur<br />
Trocknung von Papier, oder bei der Herstellung<br />
von Wirbelschichtkohle genutzt<br />
werden. Damit wird der Ausnutzungsgrad<br />
des Brennstoffes nochmals erhöht.<br />
An dieser Stelle möchte sich unsere<br />
Gruppe ganz herzlich für die ausgesprochen<br />
aufschlussreichen Führungen und<br />
die freundliche Betreuung seitens Vattenfall<br />
bedanken. Auch die Großzügigkeit<br />
beim gemeinsamen Abendessen, bei dem<br />
in geselliger Atmosphäre nochmals Zeit<br />
gewesen ist, Fragen unsererseits loszuwerden,<br />
ist keine Selbstverständlichkeit<br />
und verdient ein großes Dankeschön!<br />
Fotos: Wolfgang Gassner/Tobias Eichhorn<br />
562 bergbau 12/2013
<strong>RDB</strong>-Betriebserfahrungsaustausch<br />
Betriebserfahrungsaustausch des BV Buer mit<br />
dem BV Neuhof<br />
Vom 10. bis zum 15.09.2013 fuhr<br />
eine Gruppe (42 Personen) des<br />
BV zu einem Betriebserfahrungsaustausch<br />
mit dem BV Neuhof in<br />
die Rhön. Nach einer reibungsfreien<br />
Fahrt mit Zwischenstop für<br />
ein Picknick, kamen wir am Nachmittag<br />
in Kalbach im Hotel „Zum<br />
Taufstein“ an. Nach Zimmerverteilung<br />
hatte jeder Zeit und Gelegenheit<br />
die nähere Umgebung zu<br />
erkunden oder sich im Restaurant<br />
bei einem Glas Wein oder Bier<br />
von der Fahrt zu erholen.<br />
1. Tag, Mittwoch, 11.09.<br />
Für den heutigen Tag war die Besichtigung<br />
der Fasanerie vorgesehen. Das<br />
Schloss beherbergt in seinen ca. 60 Schauräumen<br />
eine überaus reichhaltige und<br />
qualitätvolle Sammlung von Mobilar und<br />
Ausstattungskunst des 18. und 19. Jahrhunderts.<br />
Der Nordflügel der Schlossanlage,<br />
wo vielerorts noch die Rokoko-Stuckdecken<br />
der Erbauungszeit erhalten sind,<br />
ist dem barocken Kunstgewerbe gewidmet.<br />
Die äußerst kostbaren Raumausstattungen<br />
stammen hier vor allem aus der hessischen<br />
Landgrafenzeit (Wilhelm VIII., Friedrich II.<br />
und Wilhelm IX.).Die hochherrschaftlich<br />
eingerichteten Appartements geben einen<br />
repräsentativen Einblick in ein unendlich<br />
scheinendes Spektrum des Glanzes und<br />
der Fülle höfischen Lebens. Stets gegenwärtig<br />
sind die einstigen Bewohner und<br />
deren hochadelige Verwandtschaft in zahlreichen<br />
Porträts, die Zimmer und Flure<br />
schmücken. Die anschließende Besichtigung<br />
der Porzellansammlung im Südflügel<br />
liess die Augen der Damen glänzen.<br />
Nach der Besichtigung fand die Weiterfahrt<br />
nach Fulda statt. Fulda hat vieles zu<br />
bieten! Bereits 744 gegründet, findet man<br />
in Fulda Sehenswürdigkeiten und Kunstschätze<br />
aus einer über 1 250jährigen Geschichte.<br />
In keinem Achitekturführer fehlt<br />
der barocke Dom und die romantische<br />
Michaelskirche. Das Stadt- oder Residenzschloss,<br />
die Adelspalais, die Orangerie und<br />
weitere sehenswerte Bauwerke bilden das<br />
Barockviertel, ein Ensemble von hohem<br />
städtebaulichem Wert. Liebevoll restaurierte<br />
Fachwerkhäuser, versteckte Plätze, blühende<br />
Gärten und Parks, alte Handwerksbetriebe,<br />
malerische Innenhöfe, spannende<br />
Museen, gemütliche Restaurants und Cafés<br />
laden zum Verweilen ein. Leider reichte<br />
die Zeit nicht, diese Sehenswürdigkeiten<br />
alle zu besichtigen, denn der Bus wartete<br />
schon für die Rückfahrt zum Hotel.<br />
2. Tag, Donnerstag,12.09.<br />
Nach dem Frühstück ging die Fahrt<br />
nach Bad Soden-Salmünster, Hessens<br />
starke Quelle am Spessart. Zuerst machte<br />
sich die Gruppe geschlossen auf den Heilquellenweg.<br />
Der etwa 40minütige, nahezu<br />
steigungsfreie Spaziergang auf befestigten<br />
Wegen entlang an 9 Heilquellen führte uns<br />
durch den Kurpark, die herrliche Auenlandschaft<br />
zwischen Kinzig und Salz und die<br />
historische Altstadt von Bad Soden. Am<br />
Gradierwerk wurde eine längere Rast eingelegt,<br />
um die Lungen mit der salzhaltigen<br />
Luft zu füllen. Nach dem Rundgang konnte<br />
jeder nach Lust und Laune die Altstadt erkunden<br />
oder in den zahlreichen Gaststätten<br />
eine Kleinigkeit zu sich zunehmen<br />
3. Tag, Freitag, 13.09.<br />
Dieser Tag war für die Besichtigung des<br />
Freizeitparks in Fladungen reserviert.<br />
Auf dem über 12 ha großen Fränkischen<br />
Freilandmuseum in Fladungen kann man<br />
verschiedene bäuerliche Hofstellen und<br />
Tagelohnhäuser besichtigen. Ergänzt werden<br />
die liebevoll ausgestatteten Haupthäuser<br />
durch Stallungen, Obstdörrhäuser<br />
und ähnliche Nebengebäude.<br />
Nach dem Rundgang durch das Freilandmuseum<br />
traf sich die Gruppe zu einer<br />
Stärkung in dem historischen Wirtshaus<br />
„Zum schwarzen Adler“. Nach Stärkung<br />
und Erholung ging die Fahrt weiter zum<br />
Schwarzen Moor, das eines der bedeutendsten<br />
Hochmoore Mitteleuropas<br />
ist. Das Schwarze Moor ist Bestandteil<br />
des europaweiten Schutzgebietsnetzes<br />
NATUA2000. Als Teil der Kernzonen im<br />
UNESCO-Biosphärenreservat Rhön ist es<br />
ein Schaufenster der Natur und verdient<br />
unseren besonderen Schutz.<br />
Hier im Hochmoor ist eine Vielzahl an seltenen<br />
Tier- und Pflanzenarten beheimatet.<br />
Um möglichst vielen Besuchern diesen europaweit<br />
gefährdeten Lebensraum nahe zu<br />
bringen, wurde ein Bohlensteg eingerichtet.<br />
Entlang des Steges vermitteln 23 Informationstafeln<br />
Wissenswertes über das Schwarze<br />
Moor. Am Ende des Rundweges konnte<br />
man auf dem Aussichtsturm noch einmal<br />
eine Rundumsicht über das Moor genießen.<br />
Nun wurde es Zeit, zurück zum Hotel zu<br />
fahren, da für den Abend ein Erfahrungsaustausch<br />
mit dem BV Neuhof geplant<br />
war. Projektleiter Josef Wielens und Franz<br />
Burgunder konnten den 1. Vorsitzenden<br />
Rolf Schad und Schriftführer Jürgen<br />
Storch im Hotel begrüßen.<br />
Nach dem gemeinsamen Abendessen<br />
wurde noch fleißig über Steinkohle und<br />
Kalisalz geklönt. Kamerad Rolf Schad gab<br />
einen kurzen <strong>Bericht</strong> über die Kompetenz<br />
in Kalium und Magnesium. Die K+S Kali<br />
GmbH gehört international zur Spitzengruppe<br />
der Kalibergbauunternehmen. Die<br />
Stärken liegen im Abbau und der Aufbereitung<br />
heterogener Rohsalze, insbesondere<br />
magnesiumhaltiger Salze – effizient,<br />
umweltbewusst und einzigartiger Technologie.<br />
Als Anbieter von Spezial- und Standarddüngemitteln<br />
sowie von Produkten für<br />
industrielle Anwendungen ist K+S in allen<br />
Bereichen des Lebens präsent. Es folgten<br />
noch Zahlen über Produktmengen und Be-<br />
Gruppenbild vor dem Hotel<br />
Foto: Privat<br />
Die Gruppe auf dem Heilquellenweg<br />
Foto: Josef Wielens<br />
bergbau 12/2013 563
<strong>RDB</strong>-Betriebserfahrungsaustausch<br />
legschaftsstärken. Sein Vortrag wurde mit<br />
viel Applaus belohnt.<br />
Wir ließen den Abend bei einem Pott Bier<br />
und fruchtbaren Gesprächen ausklingen.<br />
4. Tag, Samstag, 14.09.<br />
Für die Rhönrundfahrt war ein ortskundiger<br />
Führer gebucht worden. Mit Bruno Fischer<br />
hatten wir einen guten Griff getan. Die<br />
Fahrt führte uns über die Ebersburg nach<br />
Pöppinghausen zur Wasserkuppe, dem<br />
Geburtsort der Segelfliegerei. Leider war<br />
nicht viel zu sehen, da Petrus das Ganze<br />
in einen dichten Nebelschleier gehüllt hatte.<br />
Somit ging die Fahrt zügig weiter in die Bayrische<br />
Rhön zum Kloster Kreuzberg.<br />
Der Kreuzberg ist ein Ausflugsziel mit<br />
schönen und sehenswerten Gebäuden<br />
sowie einer Klosterbrauerei. Als Besichtigung<br />
bietet sich die Klosterkirche Golgata<br />
und andere Einrichtungen an. Jeder konnte<br />
sich in der Klosterküche sein Mittagessen<br />
bestellen und das gute Klosterbier<br />
vom Kreuzberg genießen.<br />
Weiter ging die Fahrt nach Bad Kissingen.<br />
Die Stadt wird geprägt durch Kureinrichtungen<br />
und Kuranlagen. Ganz besonders<br />
der „Rosengarten“ zieht im Sommer<br />
tausende Besucher an. Spaziergänge<br />
in Kurgarten und Kurpark oder ein beschaulicher<br />
Stadtbummel waren möglich.<br />
Zur gleichen Zeit fand im Arkadenbau ein<br />
Konzert statt. Einige Teilnehmer nahmen<br />
die Gelegenheit war, die Darbietungen in<br />
Ruhe zu genießen.<br />
Auf der Rückfahrt führte uns Bruno Fischer<br />
in Bad Brückenau in eine Spezialitätenkellerei,<br />
in der nach einer Kellerführung<br />
die Möglichkeit bestand, die Produkte zu<br />
probieren. Unter anderem Hagebuttenwein,<br />
-tropfen, -likör und Heidelbeerlikör. Auch<br />
Hausmacher Wurstwaren aus der eigenen<br />
Metzgerei fanden reichlich Zuspruch.<br />
5. Tag, Sonntag, 15.09.<br />
Jede schöne Reise geht einmal zu<br />
Ende. Es hiess Koffer verladen und die<br />
Heimreise antreten. Nach einer Rast im<br />
Landgasthaus Emden zu einem gemeinsamen<br />
Mittagessen kam die Gruppe am<br />
Nachmittag wieder im Ruhrgebiet an.<br />
Josef Wielens<br />
Buchbesprechung<br />
Die Energiewende aus Länderperspektive<br />
Agentur für Erneuerbare Energien veröffentlicht umfangreiches Nachschlagewerk<br />
zu Erneuerbaren Energien in den Bundesländern<br />
Mit dem aktuellen Jahresreport Föderal-Erneuerbar<br />
bietet die Agentur für Erneuerbare<br />
Energien einen umfassenden<br />
Überblick zum Fortgang der Energiewende<br />
auf Länderebene. Daten und Fakten<br />
zum Ausbaustand Erneuerbarer Energien,<br />
Interviews mit den Umwelt- und Energieministern<br />
der Länder, Best-Practice-Beispiele<br />
und ein Überblick zu den energiepolitischen<br />
Landeszielen machen den Report zum<br />
wichtigen Nachschlagewerk für alle Energiewendepraktiker<br />
und -interessierten.<br />
Die öffentliche Diskussion über die Energiewende<br />
wird hauptsächlich auf Bundesebene<br />
geführt. Dabei kommt den Bundesländern<br />
eine wichtige Schlüsselrolle<br />
zu: Einerseits bestimmen sie durch eigene<br />
Ziele und Gesetze, wie schnell der Umbau<br />
des Energieversorgungssystems voran<br />
gehen kann, andererseits sind die Länder<br />
in dem föderalen System Deutschlands<br />
Mittler zwischen der Bundes- und Europaebene<br />
einerseits und den Kommunen<br />
andererseits – und müssen so dafür sorgen,<br />
dass die übergeordneten energiepolitischen<br />
Ziele mit dem konkreten Ausbau<br />
Erneuerbarer Energien vor Ort in Einklang<br />
gebracht werden. „Jedes Bundesland hat<br />
eigene Stärken, die es in den Energiewendeprozess<br />
einbringen kann“, bewertet<br />
Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur<br />
für Erneuerbare Energien, die Rolle<br />
der Länder. „Letztlich wird die Transformation<br />
des Energiesystems nur als Gemeinschaftsprojekt<br />
ein Erfolg.“<br />
Um den Status Quo und die Fortschritte<br />
der Energiewende auf Länderebene zu verdeutlichen,<br />
stellte die Agentur für Erneuerbare<br />
Energien ihre aktuelle, über 200 Seiten<br />
starke Publikation „Bundesländer mit neuer<br />
Energie – Jahresreport Föderal-Erneuerbar<br />
2013“ vor. Neben einer Vielzahl an Daten<br />
und Statistiken zum Ausbau Erneuerbarer<br />
Energien finden sich in dem Report auch<br />
Best-Practice-Beispiele aus den Ländern,<br />
eine Übersicht und Diskussion der energiepolitischen<br />
Landesziele und -konzepte,<br />
sowie Interviews mit den verantwortlichen<br />
Landesministerinnen und -ministern. „Die<br />
Energiewende ist im politischen Tagesgeschäft<br />
der Landesregierungen angekommen,<br />
jedes Bundesland setzt sich intensiv<br />
mit der Thematik auseinander“, kommentiert<br />
Vohrer die Ergebnisse des Reports.<br />
„Kein Wunder, schließlich verspricht der<br />
Ausbau Erneuerbarer Energien nicht nur<br />
eine saubere Strom- und Wärmeversorgung,<br />
sondern auch erhebliche ökonomische<br />
Chancen“, so der Geschäftsführer der<br />
Agentur für Erneuerbare Energien weiter.<br />
Der Jahresreport „Bundesländer mit neuer<br />
Energie“ wurde im Rahmen des, vom<br />
Bundesumweltministerium geförderten,<br />
Projektes Föderal-Erneuerbar erarbeitet,<br />
in welchem Daten und Fakten zum Ausbaustand<br />
der Erneuerbaren Energien in<br />
den Bundesländern aufbereitet sind. Die<br />
in der Publikation aufgeführten Daten sind<br />
in Form interaktiver Karten und Tabellen<br />
auch im zugehörigen Onlineportal zu finden.<br />
Der Report nutzt vorrangig Daten, die<br />
aufgrund einheitlicher Methodik bundesweit<br />
vergleichbar sind. Angaben direkt aus den<br />
einzelnen Ländern, die in der Online-Rubrik<br />
„Landesinfo“ abrufbar sind, können aufgrund<br />
unterschiedlicher Erhebungsmethoden<br />
und Datenbasen abweichen.<br />
Der Jahresreport ist ab sofort gegen eine<br />
Schutzgebühr von 5,35 € (inkl. Mehrwertsteuer<br />
und Versand) in der Mediathek der<br />
Agentur für Erneuerbare Energien bestellbar:<br />
www.unendlich-viel-energie.de/de/<br />
service/mediathek/publikationen-bestellen.<br />
Dort oder über das Online-Portal www.<br />
foederal-erneuerbar.de sind Auszüge<br />
des Jahresreportes auch kostenlos downloadbar.<br />
Weitere Informationen<br />
Agentur für Erneuerbare Energien<br />
Sven Kirrmann, Pressereferent<br />
Tel: 030/200535-59<br />
E-Mail:<br />
s.kirrmann@unendlich-viel-energie.de<br />
Internet:<br />
www.unendlich-viel-energie.de<br />
564 bergbau 12/2013
<strong>RDB</strong>-Reisebericht<br />
Sommerreise des BV Oberhausen<br />
nach Bregenz am Bodensee<br />
1. Reisetag, Montag,<br />
19.08.2013<br />
Abfahrt um 06.30 Uhr zum<br />
Bodensee, nach Bregenz zum<br />
Hotel Messmer.<br />
Mit guter Stimmung, allerdings<br />
verbunden mit sehr vielen<br />
Staus, ging unsere diesjährige<br />
Fahrt nach Bregenz, zentral<br />
gelegen im Vierländereck<br />
Österreich, Deutschland, der<br />
Schweiz und dem Fürstentum<br />
Liechtenstein, los (Bild 1). Die<br />
Stadt hat den bedeutendsten<br />
österreichischen Bodenseehafen,<br />
ist Eisenbahnknotenpunkt<br />
sowie Sport- und Kulturzentrum.<br />
In diesem Kulturraum haben<br />
wir mit einer erfahrenen Reiseleiterin<br />
Edelgard Krapf lebendige Kleinstädte mit<br />
interessanten Gebäuden besucht und kennengelernt.<br />
Hier in Bregenz werden auf<br />
der spektakulären Seebühne jedes Jahr<br />
im Juli/August große Opern inszeniert, in<br />
außergewöhnlichem Ambiente unter freiem<br />
Himmel. Sie ist die größte Freilichtfestspielbühne<br />
der Welt (Bild 2). Am Abend<br />
erreichten wir gegen 18.00 Uhr in Bregenz<br />
unser Standorthotel „Hotel Messmer“.<br />
1 Karte vom Bodensee<br />
500 m. Allein zwischen Unter- und Oberstadt<br />
besteht ein Höhenunterschied von<br />
40 Metern. Vom Stadttor aus ging es bei<br />
einem Stadtrundgang von der Oberstadt<br />
zur Unterstadt. Vorbei an prächtigen Gebäuden,<br />
vorbei am Schloss und Burg,<br />
erreichten wir die Altstadt. Tourismus auf<br />
Schritt und Tritt (Bild 4).<br />
Weiter nach Birnau – Wallfahrtskirche<br />
und Barockjuwel<br />
am Bodensee. Erläuterungen<br />
unserer Reiseleitung zufolge ist<br />
die Wallfahrtskirche Birnau eine<br />
Maria geweihte Barockkirche<br />
am Nordufer des Bodensees.<br />
Die Kirche erhielt eine reiche barocke<br />
Ausstattung mit Fresken<br />
sowie Stuckaturen, Altären und<br />
Skulpturen, deren bekannteste<br />
der Honigschlecker ist, eine Figur<br />
mit Bienenkorb (Bild 5).<br />
Ein Besuch im schönen<br />
Städtchen Überlingen rundete<br />
unsere erste Visite am Bodensee<br />
ab: Wir besuchten das<br />
Münster St. Nikolaus aus dem<br />
14. bis 16. Jahrhundert, die größte spätgotische<br />
Kirche der Bodenseeregion. Die<br />
fünfschiffige Basilika beeindruckt durch ihr<br />
Rautensterngewölbe und ihre reiche Ausstattung,<br />
den Seitenkapellen mit Renaissance-<br />
und Barockaltären (Bild 6).<br />
2 Diesjährige Bregenzer Festspiele auf der<br />
Seebühne, die Zauberflöte<br />
2. Reisetag, Dienstag, 20.08.2013,<br />
Bodenseerundfahrt, Teil 1<br />
Nach dem Frühstück starten wir zur 1. Erkundung:<br />
Wie schön der Kulturraum Bodensee<br />
ist, erleben wir in Begleitung unserer<br />
ortskundigen Reiseleiterin Krapf an diesem<br />
Tag! Die Fahrt ging Richtung Lindau, Friedrichshafen,<br />
Meersburg, Uldingen,<br />
der Wallfahrtskirche Birnau<br />
und Unteruldingen. Vorbei an<br />
Schloss Hersberg bei Immenstadt,<br />
das als Stätte der Begegnung<br />
mit den Mitmenschen<br />
steht. Es ist das geistliche Haus<br />
der Pallottiner (Bild 3).<br />
Wir erreichten Meersburg,<br />
dem wohl schönsten Ort am<br />
Bodensee. Meersburg liegt am<br />
nördlichen Ufer des Bodensees<br />
auf einer Höhe von 400 bis<br />
3 Schloß Hersberg, umgeben von sanften<br />
Hügeln, Weinbergen und Apfelplantagen<br />
Weiter nach Uhldingen und Unteruhldingen.<br />
Bekannt ist Unteruhldingen durch<br />
sein Pfahlbaumuseum, einem Freilichtmuseum,<br />
das archäologische Funde und<br />
Nachbauten von Pfahldörfern aus der<br />
Stein- und Bronzezeit präsentiert. Es stellt<br />
den touristischen Anziehungspunkt in der<br />
Gemeinde mit jährlich über 270 000 Besuchern<br />
dar.<br />
4 Gruppe über dem Hafen von Meersburg<br />
5 Wallfahrtskirche Birnau<br />
Ein Rundgang durch die Altstadt, vorbei<br />
an prächtigen Bürgerhäusern aus der Zeit<br />
des Handels, über die Uferpromenade und<br />
dem Schiffsanleger, vorbei am Figuren-<br />
Brunnen „Der Reiter über dem Bodensee“,<br />
der an das seltene Ereignis des Zufrierens<br />
des Bodensees erinnert: Andreas Egglisperger<br />
überquerte am 05.01.1573 den<br />
vollständig zugefrorenen Bodensee mit<br />
dem Pferd vom Schweizer Ufer aus und<br />
erreichte schließlich bei Überlingen wieder<br />
das Ufer (Bild 7).<br />
3. Reisetag, Mittwoch,<br />
21.08.2013<br />
St. Gallen, Säntis, Appenzeller<br />
Land<br />
Nach dem Frühstück starteten<br />
wir wieder mit unserer<br />
ortskundigen Reiseleiterin Frau<br />
Krapf in die Schweiz, Richtung<br />
St. Gallen. Die Fahrt ging über<br />
den begradigten, regulierten Alpenrhein.<br />
Als Rheinregulierung<br />
wird die an der Staatsgrenze<br />
bergbau 12/2013 565
<strong>RDB</strong>-Reisebericht<br />
Österreich-Schweiz erfolgte Flussbegradigung<br />
des Alpenrheins zu Beginn des<br />
20. Jahrhunderts bezeichnet. Sie diente<br />
einerseits zur Verminderung der Hochwasser-Gefahren,<br />
andererseits zur Neuregelung<br />
der Staatsgrenze.<br />
6 Das Münster St. Nikolaus<br />
Wir sind in der Schweiz. Weiter ging die<br />
Fahrt nach St. Gallen. Vorbei an schönen,<br />
alten Häusern, sauber und etwas kurios.<br />
Kurzer Stopp an der Friedensreich Hundertwasser<br />
Markthalle in Altenrhein (Bild 8).<br />
7 Brunnen „Der Reiter über dem Bodensee“<br />
Wie viele andere Hundertwasserbauten<br />
in Europa und Japan, ist die Markthalle<br />
Altenrhein vor den Toren von Rorschach<br />
ein beeindruckendes Beispiel für<br />
die ungewöhnlichen Architekturkonzepte<br />
des international renommierten Künstlers.<br />
Weiter nach St. Gallen, dem namensgebenden<br />
Hauptort des Kantons St. Gallen<br />
in der Ostschweiz. Touristisch interessant,<br />
ist die Stadt aufgrund der Stiftskirche und<br />
der Stiftsbibliothek von der UNESCO in die<br />
Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.<br />
St. Gallen ist auch für seine Stickereien<br />
bekannt. Das Wappen der Stadt St. Gallen<br />
erinnert an die Legende von Gallus<br />
und dem Bären. Es zeigt einen aufrecht<br />
stehenden, männlichen Bären mit einem<br />
goldenen Halsband. Kaiser Friedrich III.<br />
hatte im Jahre 1475 der Stadt das Privileg<br />
zugesprochen, ihrem Bären ein goldenes<br />
Halsband umzuhängen, als Dank für die<br />
Unterstützung in den Burgunderkriegen.<br />
Deutlich sind die Klauen, die Zähne und<br />
das Geschlechtskennzeichen zu sehen.<br />
8 Friedensreich Hundertwasser Markthalle<br />
in Altenrhein<br />
Unsere Reiseleiterin Edelgard Krapf vermittelte<br />
bei einem Stadtrundgang eine Menge<br />
Hintergrundinformationen: insbesondere<br />
über die Stiftskirche und die Stiftsbibliothek<br />
(UNESCO-Weltkulturerbe). Vorbei an prächtigen<br />
Bürgerhäusern in der Altstadt mit über<br />
100 Erkern, z.T. mehrstöckig, bemalt oder<br />
aus Holz geschnitzt (Prachtserker). Sie<br />
erinnern an die Bedeutung St. Gallens im<br />
Leinwand- und Stickereigewerbe. In diesen<br />
Erkern stickten die Frauen wegen der besseren<br />
Lichtverhältnisse. Nur einwandfreie<br />
Ware, die von Tuchschauern kontrolliert<br />
wurde, kam in den Handel. Diese Region<br />
war einst eines der weltweit wichtigsten und<br />
größten Herstellungs- und Exportgebiete<br />
von Stickereiprodukten. Heute sind die<br />
Frauen eher sportlich bekleidet, Baumwolle<br />
kam auf, es entwickelte sich der sogenannte<br />
Blümchendruck; man hat sich angepasst, ist<br />
flexibel. Dennoch gelten die St. Galler Spitzen<br />
noch immer als beliebtes Ausgangsmaterial<br />
für teure Kreationen der Pariser Haute<br />
Couture.<br />
Die Legislative der Stadt St. Gallen ist<br />
das Stadtparlament, dessen 63 Mitglieder<br />
alle 4 Jahre vom Volk gewählt werden.<br />
Das Stadtparlament trifft sich monatlich zu<br />
öffentlichen Sitzungen im Waaghaus beim<br />
Marktplatz. Nach dem Besuch und einer<br />
Führung in der Stiftskirche setzten wir unsere<br />
Fahrt durch das Appenzeller Land<br />
zum Säntis fort (Bild 9).<br />
9 Die Multergasse<br />
Das Appenzeller Land, eingebettet zwischen<br />
dem Bodensee im Norden und dem<br />
alles überragenden Säntis im Süden ist<br />
eine hügelige, von Weideland und Streusiedlungen<br />
geprägte Landschaft der beiden<br />
(Halb-)Kantone Appenzell Ausserrhoden<br />
und Appenzell Innerrhoden. Mit der<br />
Luftseilbahn fuhren wir auf den Säntis, mit<br />
2500 m ü. M. der höchste Berg im Alpstein<br />
(Ostschweiz). Durch seine exponierte<br />
Lage ist der Berg eine von weitem sichtbare<br />
Landmarke. Hier oben gibt es eine Wetterstation,<br />
die im Herbst 1882 in Betrieb<br />
genommen wurde, ein Observatorium<br />
(auf den Gipfel führt ein unterirdisch angelegter,<br />
in den Felsen gesprengter Gang,<br />
der eine ganzjährige Beobachtungstätigkeit<br />
ermöglicht), einen Swiss-Telekom-<br />
Fernmeldebtrieb, eine Richtfunkstrecke,<br />
eine UKW-Sendestation, einen 123,5 m<br />
hohen Sendemast. Ein Aufenthalt und<br />
Besuch der Käserei an der Talstation der<br />
Säntisbahn rundeten das Programm „Säntis“<br />
ab (Bilder 10 und 11).<br />
10 Über den Gipfeln<br />
Zurück nach Bregenz, jetzt über das<br />
Appenzeller Land Richtung Rheintal. Interessantes<br />
erfuhren wir auf dieser Rückfahrt:<br />
über die Menschen hier, die geprägt<br />
sind von der Landwirtschaft, der harten Arbeit<br />
von früh bis spät. Den Bräuchen, den<br />
bestickten Trachten. Von Silberschmuck<br />
und bedruckten Gürteln. Dem Ohrring<br />
der Senner (Hirten), den Schwingen, dem<br />
Ringkampf der Senner, dem Hosenlupf,<br />
wobei der Sieger einen Stier als Preis bekam.<br />
Den Kindern, die traditionell barfuß<br />
zur Schule gehen. Von den Appenzeller<br />
Frauen, die für St. Gallen gestickt haben.<br />
In etwas feuchten Kellern, Leinwand, Flax.<br />
Vom Schreiner und Spuler. Sie lebten sehr<br />
spartanisch, sehr arm. Viele wanderten ins<br />
Ausland ab oder wurden Söldner (Schweizer<br />
Garde). Der Blick in’s Rheintal, vorbei<br />
an Panzersperren aus dem 2. Weltkrieg.<br />
Vom EU-Beitritt und von Moscheen, die<br />
die Bürger nicht wollen. So erreichten<br />
wir nach der Grenzpassage über die Autobahn<br />
und durch den Pfändertunnel um<br />
19.00 Uhr Kressbronn (Bild 12). Hier in<br />
Kressbronn erlebten wir bei traditioneller<br />
Musik einen touristisch/informativen<br />
Abend mit Alphornbläsern. Das Alphorn<br />
ist ein Blechblasinstrument auf dem Prinzip<br />
der Polsterpfeife und gilt als ein Nationalsymbol<br />
der Schweiz und Österreichs.<br />
Auch in den bayerischen Alpen sind Alphörner<br />
verbreitet. Ein Alphorn kann man,<br />
je nach Landschaft, 5 bis 10 km weit hö-<br />
566 bergbau 12/2013
<strong>RDB</strong>-Reisebericht<br />
ren. Lange Holztrompeten gibt<br />
es in vielen Kulturen und Ländern<br />
(Bild 13).<br />
4. Reisetag, Donnerstag,<br />
22.08.2013<br />
Bodenseerundfahrt Teil 2<br />
Heute geht‘s nach Sipplingen<br />
zu einer Führung durch die<br />
Förder- und Aufbereitungsanlage<br />
des Wasserwerks „Sipplinger<br />
Berg“: der Bodensee ist das<br />
größte Trinkwasserreservoir<br />
Europas. Der Zweckverband<br />
Bodensee-Wasserversorgung<br />
(BWV) versorgt seine 181 Mitglieder<br />
(147 Städte und Gemeinden<br />
und 34 Wasserversorgungszweckverbände)<br />
mit Trinkwasser bester Qualität und<br />
leistet damit einen wichtigen Beitrag zur<br />
Sicherung der Trinkwasserversorgung in<br />
weiten Teilen Baden-Württembergs. Etwa<br />
4 Mio. Bürgerinnen und Bürger beziehen<br />
ihr Trinkwasser von der Bodensee-Wasserversorgung.<br />
Die Wasserabgabe beläuft<br />
sich auf jährlich etwa 125 Mio. m 3 . Vor der<br />
Führung durch Andrea Loln von der BWV<br />
sahen wir einen sehr informativen Einführungsfilm<br />
über diese Aufbereitungsanlage.<br />
Beim anschließenden Rundgang wurden<br />
uns die einzelnen Aufbereitungsschritte von<br />
der Entnahme bis zur Abgabe an die Verbraucher<br />
erläutert: die Wassergewinnung<br />
aus dem Bodensee erfolgt an 3 Stellen aus<br />
60 m Tiefe; die dreistufige Wasseraufbereitung<br />
erfolgt über 12 Microsiebe, anschließend<br />
durch Zugabe von Ozon und letztlich<br />
durch Sandschnellfilter (Bilder 14 bis 16).<br />
12 Panzersperren<br />
Bei der anschließenden Diskussion<br />
wurde auch das aktuelle Thema Fracking<br />
am Bodensee erörtert. Ein brisantes Thema.<br />
Fracking und das Wasserrecht, „Lex<br />
Bodensee“ zum Frackingkompromiss,<br />
wurden angesprochen. Weiter ging die<br />
Fahrt nach Lindau. Lindau ist eine große<br />
Kreisstadt und Verwaltungssitz des gleichnamigen<br />
Landkreises im bayerischen Regierungsbezirk<br />
Schwaben; ihr historisches<br />
Zentrum ist eine Insel im See.<br />
Die Insel ist durch einen Eisenbahndamm<br />
und eine Straßenbrücke mit dem<br />
Festland verbunden. Unseren Rundgang<br />
durch den Ort starteten wir vom Busparkplatz<br />
am Bahnhof aus, vorbei am Hafen.<br />
11 Teilnehmer am Gipfel<br />
Die Hafeneinfahrt wird begrenzt vom<br />
Leuchtturm von 1856 auf der Westseite<br />
und vom Bayrischen Löwen auf der Ostseite.<br />
Der 6 m hohe, bewehrte Löwe sitzt,<br />
auf die Vorderpranken gestützt, auf einem<br />
dreistufigen Podest, blickt zum schweizer<br />
Ufer und wiegt ca. 70 t. Hier verkehren<br />
Kursschifffahrten (unter anderem die Weiße<br />
Flotte), nach Rorschach, Konstanz und<br />
Bregenz. Über diesen zentralen Hafen ist<br />
der ganze See verbunden und wird von vielen<br />
Touristen und Radfahrern genutzt.<br />
13 Walter Ruf und sein Bodensee-Alphorn<br />
Trio<br />
Weiter zum Lindavia-Brunnen. Dieser<br />
Brunnen aus rotem Marmor am Reichsplatz<br />
wurde 1884 anlässlich des 20. Geburtstags<br />
von König Ludwig II. eingeweiht.<br />
Oben auf einem Sockel steht Lindavia,<br />
die weibliche Verkörperung der Stadt, mit<br />
Mauerkrönchen auf dem Kopf und Steuerruder<br />
in der Hand. Zwischen den 4 Marmorschalen<br />
verkörpern Bronzefiguren<br />
jene Gewerbe, die früher den Reichtum<br />
Lindaus begründeten: Schifffahrt, Fischerei,<br />
Weinbau und Garten- und Ackerbau.<br />
Wir erreichten das alte Rathaus. Es<br />
wurde 1422 ursprünglich gotisch erbaut<br />
und 1576 mit einem schönen Treppengiebel<br />
in Renaissance-Stil umgebaut. Die<br />
Glocken an seiner Spitze tragen die Jahreszahl<br />
1617. Über die Fußgängerzone<br />
mit ihren prächtigen Häusern ging es zurück<br />
zum Bus (Bild 17).<br />
5. Tag, Freitag, 23.08.2013<br />
Bodenseerundfahrt Teil 3<br />
Konstanz, Romanshorn und Friedrichshafen<br />
waren unsere heutigen Ziele.<br />
Konstanz liegt am Ausfluss des Rheins<br />
aus dem oberen Seeteil direkt<br />
an der Grenze zur Schweiz<br />
(Kanton Thurgau). Die Schweizer<br />
Nachbarstadt Kreuzlingen<br />
ist mit Konstanz zusammengewachsen,<br />
so dass die<br />
Staatsgrenze mitten zwischen<br />
einzelnen Häusern und Straßen<br />
hindurch, aber auch zum<br />
Tägermoos hin, entlang des<br />
Grenzbaches verläuft.<br />
Auf der linken (südlichen)<br />
Rheinseite liegen vor allem die<br />
Altstadt und das Paradies; die<br />
meisten der neueren Stadtteile<br />
hingegen befinden sich auf<br />
der rechten (nördlichen) Rheinseite, auf<br />
der Halbinsel Bodanrück zwischen dem<br />
Untersee und dem Überlinger See. Die<br />
Konstanzer Altstadt und die westlich anschließenden<br />
Stadtteile sind die einzigen<br />
Gebiete der Bundesrepublik Deutschland,<br />
die südlich des Seerheins, auf der<br />
„Schweizer Seite“, liegen.<br />
14 Filmvorführung<br />
Wir kommen durch Arbron. Vorbei am<br />
Saurer Werk I im Hafenareal. Die Adolph<br />
Saurer AG war der bedeutendste Schweizer<br />
Hersteller von mittleren und schweren<br />
Lastwagen und zeitweise auch von Autobussen<br />
und Trolleybussen, sowie Militärfahrzeugen.<br />
15 Aufbereitungsschritte<br />
Die heutige Saurer AG ist einer der<br />
grössten Textilmaschinenhersteller der<br />
Welt mit einem Umsatz von 1,6 Mrd. €<br />
und fast 9 000 Beschäftigten. Wir erreichen<br />
Konstanz. Konstanz ist die größte und älteste<br />
Stadt am Bodensee und Kreisstadt<br />
des Landkreises Konstanz. Sie gehört zur<br />
Bundesrepublik Deutschland und liegt an<br />
der Grenze zur Schweizerischen Eidgenossenschaft.<br />
Da die Schweiz nicht Teil<br />
der Europäischen Union ist, gibt es in bei-<br />
bergbau 12/2013 567
<strong>RDB</strong>-Reisebericht<br />
den Städten nach wie vor unterschiedliche<br />
Währungen, den Euro (€, EUR) und den<br />
Schweizer Franken (SFr., CHF). Ferner<br />
existieren ein Grenzzaun (teilweise zurückgebaut),<br />
Grenzübergänge, Zollkontrollen<br />
sowie Einschränkungen des Waren- und<br />
Geldverkehrs. Seit die Schweiz im Dezember<br />
2008 dem Schengen-Raum beigetreten<br />
ist, werden Personenkontrollen nur<br />
noch ausnahmsweise durchgeführt. Gültige<br />
Ausweispapiere sind aber beim Grenzübertritt<br />
mitzuführen. Wir beginnen mit<br />
unserer Stadtbesichtigung, geführt durch<br />
Frau Krapf, am Hafen am Konzilhaus.<br />
16 Trinkprobe, Wasser ist Leben<br />
Hier fand von 1414 bis 1418 das Konzil<br />
von Konstanz statt. In diesem Konzilsgebäude<br />
fand lediglich das Konklave<br />
der Papstwahl stattfand. Der eigentliche<br />
Sitzungssaal war der Bischofsdom, das<br />
heutige Münster. Die Wahl von Martin V.<br />
am 11.11.1417 war die einzige Papstwahl<br />
nördlich der Alpen. Gleichzeitig wurde hier<br />
das abendländische Schisma von 1378<br />
durch die Absetzung der Gegenpäpste<br />
und die Hinrichtung des tschechischen<br />
Reformators Jan Hus beendigt. Rom<br />
wurde als Sitz des Papstes bestätigt und<br />
festgelegt. Wir blickten zur Hafeneinfahrt.<br />
Auffallend ist hier die Statue der Imperia.<br />
17 Das Waaghaus<br />
Die Figur ist aus Beton gegossen,<br />
9 m hoch, 18 t schwer und dreht sich mit<br />
Hilfe eines Rundtisches innerhalb von<br />
4 Minuten einmal um die eigene Achse.<br />
In ihrem Sockel ist eine Pegelmessstation<br />
integriert, die von einem begehbaren Steg<br />
umgeben ist.<br />
Die Statue erinnert satirisch an das Konzil<br />
von Konstanz (1414 bis 1418). Sie stellt eine<br />
üppige Kurtisane mit einem tiefen Dekolleté<br />
und einem Umhang dar, der nur von einem<br />
18 Konstanz, Hafen mit Imperia<br />
Gürtel notdürftig geschlossen wird, wodurch<br />
ihr eine eindeutig erotische Ausstrahlung<br />
verliehen wird. Auf ihren erhobenen Händen<br />
trägt sie 2 zwergenhafte nackte Männlein.<br />
Der Mann in ihrer rechten Hand trägt auf<br />
seinem Haupt die Reichskrone eines Kaisers<br />
und hält einen Reichsapfel in der Hand,<br />
die Figur in ihrer Linken trägt eine päpstliche<br />
Tiara und hat die Beine übereinandergeschlagenen.<br />
Der Künstler selbst sieht sie als<br />
nackte Gauklerin, die sich die Insignien der<br />
Macht widerrechtlich aufgesetzt hat.<br />
19 Konstanzer Münster<br />
Weiter zum Kaiserbrunnen, zum Konstanzer<br />
Münster (der einstigen Bischofskathedrale)<br />
und zur Dreifaltigkeitskirche.<br />
Vorbei an prächtigen Häusern der<br />
Altstadt, erreichten wir wieder unseren<br />
Bus (Bilder 18 und 19).<br />
Zurück über Romanshorn. Romanshorn<br />
ist eine Gemeinde am südlichen Bodensee-Ufer.<br />
Der Ort ist begünstigt durch<br />
seine Verkehrslage. Romanshorn hat den<br />
nach Wasserfläche grössten Hafen am<br />
Bodensee. Eine Autofähre verbindet Romanshorn<br />
mit Friedrichshafen, Züge fahren<br />
in Richtung Rorschach, Winterthur,<br />
St. Gallen und Kreuzlingen. Wir nehmen<br />
mit unserem Bus (!) die Autofähre Richtung<br />
Friedrichshafen.<br />
Friedrichshafen, die Zeppelinstadt am<br />
Bodensee. Wir bekamen Informationen<br />
zur Geschichte der Stadt, über die Industrialisierung<br />
durch den Zeppelinbau, über<br />
Wirtschaft und Tourismus. Die größten Arbeitgeber<br />
der Stadt sind immer noch die Industrieunternehmen,<br />
deren Wurzeln in die<br />
Zeit des Luftschiffbaus zurückreichen: Die<br />
Sauerstoffwerk Friedrichshafen GmbH, die<br />
Zahnradfabrik ZF Friedrichshafen AG, die<br />
Zeppelin Luftschifftechnik GmbH uvm.<br />
20 Zeppelinmuseum<br />
Empfangen von Petra Haiek besuchten<br />
wir das Zeppelinmuseum. Das Zeppelinmuseum<br />
Friedrichshafen ist einzigartig in<br />
Deutschland. Es beherbergt die weltgrößte<br />
Sammlung zur Luftschifffahrt. Zudem widmet<br />
es sich als einziges deutsches Haus der<br />
Verbindung von Technik und Kunst. Anhand<br />
einer Fülle von Originalexponaten, Modellen<br />
und Fotos konnten wir uns über alle Aspekte<br />
des faszinierenden und wieder aktuellen<br />
Themas Luftschifffahrt informieren (Bild 20).<br />
Zurück zum Bus und Rückfahrt zum<br />
Hotel. Nach der Ankunft und dem gemeinsamen<br />
Abschiedsabend hieß es wieder:<br />
Kofferpacken!<br />
6. Reisetag, Samstag, 24.08.2013<br />
Rückfahrt<br />
Um 08.00 Uhr ging es wieder Richtung<br />
Oberhausen. Ein Rückblick unserer<br />
Aktivitäten und Eindrücke begleitete uns<br />
auf dieser Rückfahrt. Der Bodensee, ein<br />
See im Dreiländereck Deutschland, Österreich<br />
und Schweiz mit alter und neuer<br />
Geschichte. Über Historie, Tradition, über<br />
die Wirtschaft, über die grenzüberschreiten<br />
Wasserwirtschaft und -rechte, über den<br />
Tourismus, somit über den Wirtschafts- und<br />
Lebensraum in diesem Gebiet.<br />
So trafen wir – diesesmal ohne Stau –<br />
nach einer kurzen Pause gegen 19.00 Uhr<br />
in Oberhausen ein. Wieder einmal eine<br />
gelungene Fahrt, die allen in Erinnerung<br />
bleiben wird!<br />
Mit der Erkenntnis: Die Reise hat ihren<br />
Sinn voll erfüllt.<br />
Dieter Kahlert<br />
Fotos: verschiedene Teilnehmer<br />
568 bergbau 12/2013
<strong>RDB</strong>-Mitteilungen<br />
Nachruf<br />
Josef Putz, BV Buer, 85 Jahre<br />
Manfred Sander, BV Essen-Katernberg, 80 Jahre<br />
Ralf Ende, BV Ibbenbüren, 50 Jahre<br />
Eberhard Roick, BV Lausitzer Braunkohle, 74 Jahre<br />
Werner Mann, BV Lünen, 65 Jahre<br />
Willi Schardt, BV Mittelrhein, 76 Jahre<br />
Rudolf Frisch, BV Oberhausen, 90 Jahre<br />
Heinz Kien, BV Saar, 81 Jahre<br />
Gerhard Schwarz, BV Siegerland, 84 Jahre<br />
Der <strong>RDB</strong> e.V., Ring Deutscher Bergingenieure, trauert um seine verstorbenen Mitglieder. Unseren toten Kameraden werden<br />
wir stets ein ehrendes Andenken bewahren<br />
Der Hauptvorstand<br />
Bergmannsjubiläen<br />
Januar 2014<br />
35 Jahre<br />
Ibbenbüren<br />
Hugo Helbing<br />
Lausitzer Braunkohle<br />
Petra Hinkelmann<br />
Mitteldeutsche Braunkohle<br />
Andreas Ohse<br />
Recklinghausen<br />
Joerg Korte<br />
Rheinische Braunkohle<br />
Detlef Bräuer<br />
Wanne-Eickel<br />
Martin Lochert<br />
Werra<br />
Erwin Bommer<br />
Westerzgebirge<br />
Friedmar Meier<br />
Mitgliedsjubiläen<br />
<strong>RDB</strong> e.V. 01.01.2014<br />
25 Jahre<br />
Ahlen-Heessen<br />
Bernhard Giess<br />
Baden-Württemberg<br />
Falko Poeschke<br />
Fritz Rosenstock<br />
Clausthal-Oker<br />
Klaus-Peter Walter<br />
Clausthal-Gorleben<br />
Axel Frohn<br />
Wilfried Liebing<br />
Burkhard Preuss<br />
Norbert Schmidt<br />
Langendreer<br />
Hans-Jürgen Dorndorf<br />
Heinz Nordhoff<br />
Lausitzer Braunkohle<br />
Prof. Dr. Kurt Häge<br />
Lünen<br />
Rainer Drescher<br />
Udo Jung<br />
Klaus Sellwich<br />
Niederrhein-Moers<br />
Jakbob Guether<br />
Rheinische Braunkohle<br />
Hambach/Mitte<br />
Karl Krosch<br />
Michael Krosch<br />
Wanne-Eickel<br />
Hubert Benninghoff<br />
Wattenscheid<br />
Klaus Meyer<br />
Werra<br />
Thomas Pfaff<br />
Ralf Werner<br />
40 Jahre<br />
Bergkamen<br />
Günter Freiberg<br />
Heinz-Peter Stützer<br />
Klaus Wagner<br />
Clausthal-Salzdetfurth<br />
Wolfgang Roye<br />
Clausthal-Oker<br />
Alexander Kark<br />
Rheinische Braunkohle<br />
Tagebau Garzweiler<br />
Paul Aretz<br />
Manfred Reichart<br />
Rheinische Braunkohle<br />
Hauptverwaltung<br />
Günther Antpöhler<br />
Rheinische Braunkohle<br />
Hambach/Mitte<br />
Hubert Niessen<br />
Wanne-Eickel<br />
Wolfgang Lessner<br />
50 Jahre<br />
Clausthal-Peine-Salzgitter<br />
Horst Germanus<br />
Niederrhein-Moers<br />
Horst Welz<br />
Rheinische Braunkohle<br />
Tagebau Garzweiler<br />
Manfred Eschweiler<br />
Saar<br />
Walter Müller<br />
60 Jahre<br />
Einzelmitglied<br />
Heinz Thiemann<br />
Clausthal-Hildesheim<br />
Heinrich Leimbach<br />
Clausthal-Hannover-Land<br />
Hans-Ulrich Drechsler<br />
Helmut Lüttich<br />
Niederrhein<br />
Helmut Schlütter<br />
Niederrhein-Moers<br />
Ronald Bormann<br />
Oberhausen<br />
Adolf Kriener<br />
Geburtstage<br />
Januar 2014<br />
Aachen-Sophia-Jacoba<br />
Franz Gersch, 85 Jahre, 06.01.<br />
Peter Wilms, 75 Jahre, 12.01.<br />
Helmut Winkens, 75 Jahre, 30.01.<br />
Willi Henschke, 70 Jahre, 30.01.<br />
Ahlen-Heessen<br />
Werner Engeland, 85 Jahre,<br />
30.01.<br />
Horst Emmerich, 75 Jahre, 17.01.<br />
Bergkamen<br />
Karl Schopp, 85 Jahre, 11.01.<br />
Brambauer<br />
Friedrich-Wilhelm Schuh,<br />
80 Jahre, 09.01.<br />
Buer<br />
Josef Wielens, 75 Jahre, 05.01.<br />
Kunibert Wagner, 75 Jahre, 22.01.<br />
Clausthal-Peine-Salzgitter<br />
Hilbert Bischoff, 90 Jahre, 04.01.<br />
Willi Weyer, 90 Jahre, 15.01.<br />
Harald Pinkepank, 70 Jahre, 26.01.<br />
Clausthal-Oker<br />
Bernhard Hendriks, 70 Jahre,<br />
15.01.<br />
Walter Wiegel, 70 Jahre, 17.01.<br />
Clausthal-Morsleben<br />
Mario Patzschke, 50 Jahre, 10.01.<br />
Clausthal-Helmstedt<br />
Dieter Lampe, 75 Jahre, 27.01.<br />
Peter Michalski, 70 Jahre, 08.01.<br />
Clausthal-Harz<br />
Ernst Meyer, 90 Jahre, 29.01.<br />
Clausthal-Hannover-Land<br />
Hans-Ulrich Drechsler, 90 Jahre,<br />
27.01.<br />
Reinhard Budesheim, 60 Jahre,<br />
16.01.<br />
Albert Eßmann, 50 Jahre, 30.01.<br />
Dillenburg<br />
Werner Höbel, 85 Jahre, 03.01.<br />
Siegfried Liebscher, 85 Jahre,<br />
06.01.<br />
Dortmund-Mengede<br />
Ferdinand Ingrisch, 80 Jahre,<br />
13.01.<br />
Dortmund-Nord<br />
Karl Kaufhold, 80 Jahre, 05.01.<br />
Rolf-Dieter Schimmer, 75 Jahre,<br />
11.01.<br />
Erdöl und Erdgas Celle<br />
Heinz-Dieter Dieckmann,<br />
75 Jahre, 27.01.<br />
Karl-Heinz Blödorn, 60 Jahre,<br />
08.01.<br />
Gelsenkirchen<br />
Edmond Tuttaß, 80 Jahre, 24.01.<br />
Ibbenbüren<br />
Reinhold Donnermeyer, 75 Jahre,<br />
07.01.<br />
Günther Schmedt, 75 Jahre,<br />
17.01.<br />
Hugo Helbing, 60 Jahre, 09.01.<br />
Michael Brenningmeyer, 50 Jahre,<br />
20.01.<br />
Lausitzer Braunkohle<br />
Heinz Petrick, 75 Jahre, 13.01.<br />
Hartmut Strauß, 60 Jahre, 05.01.<br />
Manuela Hädicke, 50 Jahre,<br />
23.01.<br />
Thomas Suhr, 50 Jahre, 23.01.<br />
Lünen<br />
Jürgen Küper, 60 Jahre, 18.01.<br />
Michael Knuth, 50 Jahre, 15.01.<br />
Mitteldeutsche Braunkohle<br />
Joachim Schitke, 85 Jahre, 18.01.<br />
Dieter Weber, 75 Jahre, 08.01.<br />
Manfred Seyfert, 70 Jahre, 06.01.<br />
Volker Fellert, 60 Jahre, 18.01.<br />
Niederrhein-Moers<br />
Hans Kozian, 80 Jahre, 08.01.<br />
Hans-Juergen Bertram, 80 Jahre,<br />
23.01.<br />
Klaus Baumert, 50 Jahre, 05.01.<br />
Nordbayern<br />
Stephan Schindler, 50 Jahre, 14.01.<br />
Oberhausen<br />
Herbert Mönninghoff, 75 Jahre,<br />
12.01.<br />
bergbau 12/2013 569
<strong>RDB</strong>-Veranstaltungen<br />
BV Lünen<br />
am 21.01.2014, ab 19.30 Uhr, findet im Stadttheater Dortmund unser<br />
Theaterbesuch statt. Gespielt wird das Musical „Anatevka“.<br />
BV Niederrhein<br />
www.rdb-bv-niederrhein.de<br />
Am Samstag, dem 11.01.2014, veranstaltet der BV um 20.00 Uhr in<br />
der „Kathrin-Türks-Halle“ (Stadthalle Dinslaken), Platz d‘Agen 4 /<br />
Althoffstraße, in Dinslaken sein jährliches Winterfest.<br />
Zu dieser Veranstaltung laden wir unsere Mitglieder mit ihren<br />
Angehörigen und Freunden herzlich ein. Ein abwechslungsreiches<br />
Programm erwartet Sie. Die Band „Teddy Boys“ begleitet<br />
das Programm und spielt anschließend zum Tanz.<br />
Eintrittskarten erhalten Sie bei allen Vorstandsmitgliedern.<br />
BV Wanne-Eickel<br />
1. Jahresquartal 2014<br />
18.01.: Jahreshauptversammlung, 10.00 Uhr, Kasino „Unser Fritz“<br />
19.02.: Stammtisch, 18.00 Uhr, Kasino „Unser Fritz“<br />
19.03.: Stammtisch, 18.00 Uhr, Kasino „Unser Fritz“<br />
Josef Schnürer, 70 Jahre, 28.01.<br />
Recklinghausen<br />
Joachim Splittgerber, 85 Jahre,<br />
10.01.<br />
Karl-Heinz Liko, 75 Jahre, 14.01.<br />
Jörg Martens, 50 Jahre, 11.01.<br />
Martin Daldrup, 50 Jahre, 22.01.<br />
Thomas Slawinski, 50 Jahre,<br />
27.01.<br />
Peter Lieske, 50 Jahre, 30.01.<br />
Rheinische Braunkohle<br />
Tagebau Garzweiler<br />
Hubert Offermann, 60 Jahre, 29.01.<br />
Karl-Werner Schaefer, 50 Jahre,<br />
28.01.<br />
Rheinische Braunkohle<br />
Hauptverwaltung<br />
Hermann Beissel, 85 Jahre, 15.01.<br />
Rheinische Braunkohle<br />
Hambach/Mitte<br />
Toni Nett, 75 Jahre, 24.01.<br />
Saar<br />
Ewald Loris, 75 Jahre, 11.01.<br />
Hermann Faust, 75 Jahre, 26.01.<br />
Manfred Pfeiffer, 75 Jahre, 30.01.<br />
Hans-Jürgen Zenner, 60 Jahre,<br />
11.01.<br />
Bernhard Baus, 50 Jahre, 25.01.<br />
Siegerland<br />
Karl-Heinz Schmidt, 70 Jahre,<br />
06.01.<br />
Unna<br />
Karl-Heinz Osthaus, 85 Jahre, 22.01.<br />
Wanne-Eickel<br />
H.-Uwe Krabbe, 70 Jahre, 15.01.<br />
Wattenscheid<br />
Heinz Diergardt, 70 Jahre, 03.01.<br />
Werra<br />
Rolf Gellert, 50 Jahre, 30.01.<br />
Westerzgebirge<br />
Werner Neubert, 85 Jahre, 05.01.<br />
Zielitz<br />
Lutz Stahbrodt, 60 Jahre, 22.01.<br />
Ronald Gottschling, 50 Jahre,<br />
07.01.<br />
Axel Barby, 50 Jahre, 26.01.<br />
Der Hauptvorstand des <strong>RDB</strong> e.V. gratuliert seinen Mitgliedern zu den Jubiläen und Geburtstagen mit einem herzlichen „Glückauf“<br />
Journal<br />
IBAF GmbH erweitert ihr Leistungsspektrum<br />
Gründung einer Niederlassung unter der Leitung von<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Günter Kunze<br />
Die IBAF-Institut für Baumaschinen, Antriebs- und Fördertechnik<br />
GmbH in Bochum hat sich als leistungsfähiger Partner auf dem<br />
Gebiet der Entwicklung und Optimierung von Maschinen und Anlagen<br />
im Bereich der Baumaschinen- und Fördertechnik etabliert.<br />
Mit den gebündelten Kompetenzen der 3 Standorte Bochum,<br />
Magdeburg und Dresden unterstützt IBAF die Industrie direkt im<br />
Tagesgeschäft. Im Vordergrund der Kundennutzen, im Hintergrund<br />
die neuesten ingenieurwissenschaftlichen Methoden, die<br />
an den kooperierenden Hochschulinstituten entwickelt werden.<br />
Internet: www.ibaf.de<br />
<strong>RDB</strong>-Mitteilungen<br />
BV Clausthal<br />
Bez.Gr. Kassel<br />
In Heft 11 wurde ein <strong>Bericht</strong> zur Frühlingsveranstaltung (S. 524) unter<br />
der Rubrik <strong>RDB</strong>-Mitteilungen veröffentlicht. Leider konnte zum Veröffentlichungszeitpunkt<br />
ein Gruppenbild nicht eingefügt werden, da es offenbar<br />
beim Transfer in die Redaktion der „bergbau“ verloren ging. Auf besonderen<br />
Wunsch des BV wird das entsprechende Foto nunmehr nachträglich<br />
veröffentlicht. Leider lässt die Qualität zu wünschen übrig.<br />
Prof. Ketting (li.) und Prof. Kunze (re.)<br />
Die Gründung einer Niederlassung in Dresden markiert einen<br />
weiteren Meilenstein beim Ausbau des Unternehmens zu einem<br />
ganzheitlichen Entwicklungspartner. Mit Prof. Kunze hat in<br />
Dresden ein ausgewiesener Fachexperte auf den Gebieten der<br />
Baumaschinen- und Fördertechnik die Leitung übernommen. Die<br />
fachlichen Schwerpunkte der Niederlassung erstrecken sich auf<br />
die Bereiche der ganzheitlichen Maschinensimulation, der Entwicklung<br />
hydraulischer Systeme, der experimentell gestützten<br />
Lastkollektivermittlung sowie der VR-Technologien (Abbildung<br />
der Mensch-Maschine-Schnittstelle).<br />
Geschäftsführer Geor Kruppa, Jubilar Hans-Dieter Eckert,<br />
Jubilar Hans Walzel und der 1. Vorsitzende Hans-Joachim<br />
Brückner (v.l.n.r.)<br />
Foto: Günter Andreas<br />
570 bergbau 12/2013
<strong>RDB</strong>-Mitteilungen<br />
BV Baden-Württemberg<br />
Jahresversammlung im<br />
Schwarzwald<br />
Am 21.09.2013 traf sich der BV<br />
zur Jahresversammlung in Dornstetten<br />
im Schwarzwald am Besucherbergwerk<br />
„Himmlisch Heer“<br />
in Hallwangen. Herzlich begrüßt<br />
von Erna Märgner, der Vorsitzenden<br />
des Förderkreises Historischer<br />
Bergbau Hallwangen e.V., konnten<br />
sich die Mitglieder des BV ein Bild<br />
über die in den letzten Jahren<br />
geleistete ehrenamtliche Aufwältigungs-<br />
und Ausbauarbeit in der<br />
historischen Silber-, Kupfer- und<br />
Schwerspatgrube machen. 230 m<br />
der aus dem 16. Jahrhundert stammenden<br />
Anlage sind derzeit für die<br />
Besucher befahrbar, in den nächsten<br />
beiden Jahren soll dann ein<br />
Besucherrundgang von insgesamt<br />
500 m Länge freigegeben werden,<br />
der auch durch den neuzeitlichen<br />
Förderstollen des Schwerspatbergbaus<br />
führt. Die Gruppe hatte<br />
die Möglichkeit, auch diese aktuelle<br />
„Baustelle“ des Vereins zu<br />
besichtigen: Der „Hauptfahrstollen<br />
Irmgardsglück“ war bis 1912 in Betrieb<br />
und wird seit 2008 in beeindruckender<br />
ehrenamtlicher Arbeit<br />
mit einem massiven Stahlausbau<br />
versehen. Nach der fachkundigen<br />
und interessanten Führung durch<br />
die Vereinsmitglieder überreichte<br />
der Vorstand des BV Frau Märgner<br />
als Dankeschön für den freundlichen<br />
Empfang in Hallwangen eine<br />
Salzlampe mit Heilbronner Steinsalz<br />
und wünschte ein herzliches<br />
„Glück auf“ für den erfolgreichen<br />
Fortgang der Aufwältigungs- und<br />
Sicherungsarbeiten in der Grube.<br />
Nach der Befahrung fand die eigentliche<br />
Jahresversammlung im Hotel<br />
„Schwanen“ in Kälberbronn statt.<br />
Für die mitgereisten Angehörigen<br />
stand währenddessen eine Besichtigung<br />
der nahe gelegenen Nagold-<br />
Talsperre auf dem Programm.<br />
Gruppenbild vor dem Hotel „Schwanen“<br />
Im Anschluss an die Begrüßung<br />
durch den 1. Vorsitzenden des<br />
BV, Josef Schlund, und die anschließende<br />
Totenehrung berichtete<br />
Professor Drebenstedt, der<br />
1. Vorsitzende des <strong>RDB</strong> e.V. Ring<br />
Deutscher Bergingenieure, über<br />
die aktuellen Aufgaben des Gesamtvereins.<br />
Er ging dabei auch<br />
auf die aktuelle Problematik bei<br />
der Entwicklung des Bergbaus ein.<br />
Im <strong>Bericht</strong> des 1. Vorsitzenden<br />
des BV informierte Josef Schlund<br />
über den im Juni durchgeführten<br />
Betriebserfahrungsaustausch mit<br />
dem BV Clausthal. Er führte die<br />
Teilnehmer unter anderem in das<br />
Steinsalzbergwerk Braunschweig-<br />
Lüneburg und den Schacht Morsleben.<br />
Im September war der BV Werra<br />
in Heilbronn zu Gast. Interessant<br />
zu verzeichnen war die erfreuliche<br />
Entwicklung der Mitgliederzahl des<br />
BV Baden-Württemberg: Sie sei<br />
durch aktive Werbung auf inzwischen<br />
79 Angehörige gestiegen,<br />
auch der Altersdurchschnitt habe<br />
sich verringert. Aus diesem Grund<br />
habe man sich entschlossen, den<br />
Vorstand des BV auf insgesamt<br />
5 Funktionäre zu erweitern. Bei<br />
den anstehenden Wahlen wurde<br />
Lothar Reinhard als 2. Vorsitzender<br />
einstimmig bestätigt, als neuer<br />
Schriftführer wurde Jochen Babist<br />
ebenfalls einstimmig gewählt. Die<br />
Funktion des neuen, zusätzlichen<br />
Vorstandsmitglieds wurde durch<br />
Dietmar Sautner besetzt, der ebenfalls<br />
einstimmig von der Versammlung<br />
gewählt wurde.<br />
Zum Abschluss der Versammlung<br />
warb Lothar Reinhard für den Ausbildungsgang<br />
zum Bergbautechnologen,<br />
an dessen Umsetzung<br />
er wesentlich beteiligt ist. Josef<br />
Schlund informierte über den bevorstehenden<br />
Betriebserfahrungsaustausch<br />
mit dem BV Saar im Mai<br />
2014.<br />
Jochen Babist<br />
Foto: Privat<br />
Interessiert, aber noch etwas skeptisch, lauschte die Bez.Gr. den<br />
Erklärungen von Herrn Diehl<br />
Foto: Privat<br />
BV Clausthal<br />
Bez.Gr. Kassel<br />
Herbstveranstaltung<br />
Unsere Herbstveranstaltung führte<br />
uns diesmal, am 10.10.2013, nach<br />
Oberkaufungen im Landkreis<br />
Kassel, heute ein Ortsteil der Großgemeinde<br />
Kaufungen. Der Vorstand<br />
unserer Bez.Gr. hatte zu einem<br />
Besuch der sogenannten „Sinnes-<br />
Gänge“ in der ehemaligen Ziegelei<br />
Kaufungen eingeladen. Dort werden<br />
den Besuchern Möglichkeiten geboten,<br />
die eigenen Sinne zu aktivieren<br />
und neu zu erleben.<br />
Auf dem Gelände der ehemaligen<br />
Ziegelei im Vorraum zu den „SinnesGängen“<br />
konnte der 1. Vorsitzende<br />
unserer Bez.Gr., Kamerad<br />
Hans-Joachim Brückner, die wiederum<br />
zahlreich erschienenen Kameraden<br />
sowie ihre Partnerinnen<br />
begrüßen. Sein besonder Gruß galt<br />
dann Herrn Diehl, der die Führung<br />
durch das Gebäude übernommen<br />
hatte.<br />
Seit August 2011 haben die „SinnesGänge“<br />
einen Platz in dem für<br />
diesen Zweck sanierten Brennofen<br />
der Ziegelei Oberkaufungen<br />
gefunden. Dieser besteht aus 16<br />
begehbaren, miteinander verbundenen<br />
Gewölbekammern. Die Industriearchitektur<br />
des Ofens und<br />
der umlaufenden Ofenhalle bildet<br />
eine organische Einheit mit den<br />
Stationen des Erfahrungsfeldes.<br />
Das Erfahrungsfeld zur Entfaltung<br />
der Sinne bietet mit 40 Erfahrungsstationen<br />
den Besuchern vielfältige<br />
Möglichkeiten, die eigenen Sinne<br />
aktiv zu entdecken und zu erleben.<br />
Dabei reicht das Spektrum von<br />
neuen Hörerlebnissen am Gong<br />
über das Bestaunen der Formen<br />
des Sandpendels oder des Wasserstrudels<br />
bis hin zum Weg durch<br />
den Dunkelgang. Wir als Besucher<br />
konnten im Laufe des Rundganges<br />
erfahren, wie das Auge sieht, das<br />
Ohr hört, die Nase riecht, die Haut<br />
fühlt, die Finger tasten, der Fuß<br />
(ver)steht, die Hand (be)greift, das<br />
Gehirn denkt, die Lunge atmet, das<br />
Blut pulst, der Körper schwingt.<br />
Schon nach kurzer Zeit war die anfängliche<br />
Skepsis, nämlich wofür<br />
steht eigentlich die Bezeichnung<br />
„SinnesGänge“, verflogen durch die<br />
Art und Weise, wie Herr Diehl uns<br />
die einzelnen Erfahrungsstationen<br />
nahebrachte bzw. erklärte. Als wir<br />
zum Beispiel die Kammer betraten,<br />
in der ein sehr großer Gong aus verschiedenen<br />
Metallen hing, waren<br />
alle überrascht von der Resonanz,<br />
die ein Schlag auf den Gong im<br />
eigenen Körper ausgelöst hat, die<br />
sich mit jedem weiteren, festeren<br />
Schlag verstärkte. Bei der nächsten<br />
Station konnten wir erleben und<br />
sehen, wie durch Reibung der Griffe<br />
mit den eigenen Händen das Wasser<br />
in der Schale in Bewegung kam<br />
und schließlich sogar hoch spritzte.<br />
Wir erfuhren, wie sich für unsere<br />
Augen an Hand eines Bildes<br />
von 2 unterschiedlichen Würfeln<br />
durch Drehen des Blattes unterschiedliche<br />
Sichtweisen und neue<br />
Perspektiven ergaben. Weitere<br />
Anregungen für „anderes Sehen“<br />
folgten. Verblüffend war auch zu<br />
sehen, wie sich feiner Quarzsand<br />
zu verschiedenen Mustern auf einer<br />
rechteckigen Metallplatte verteilte,<br />
sobald ein Geigenbogen an<br />
der Seite herunter geführt wurde.<br />
Am Beispiel zweier miteinander<br />
verbundener Schaukeln wurde demonstriert,<br />
dass ein Partnerpendel<br />
nur funktioniert, wenn „Geben und<br />
Nehmen“ im Wechselspiel erfolgt.<br />
Auch ein einfaches Pendel erzeugte<br />
durch eine kleine Bewegung<br />
eindrucksvolle Spuren im Sand.<br />
Mit Hilfe eines Steinpendels wurde<br />
uns demonstriert, dass das Leben<br />
Schwingung ist, d.h. dass unser<br />
eigener Körper immer in Schwingung<br />
ist und wir es nur nicht wahrnehmen.<br />
Mit einem herzlichen Glückauf<br />
bedankte sich der 1. Vorsitzende,<br />
bergbau 12/2013 571
<strong>RDB</strong>-Mitteilungen<br />
Hans-Joachim Brückner, nach fast<br />
2 Stunden bei Herrn Diehl für die<br />
sehr lehrreiche und spannende<br />
Führung und betonte, dass er es<br />
fast immer geschafft habe, die logischen<br />
Vorgänge jedem Einzelnen<br />
verständlich zu machen.<br />
Noch dem interessanten, aber<br />
auch etwas anstrengenden Besuch<br />
der „SinnesGänge“, ließen wir den<br />
Vormittag bei einem gemeinsamen<br />
Mittagessen in der Gaststätte „Tresor“<br />
ausklingen.<br />
Noch dem Essen überreichte der<br />
1. Vorsitzende dem Kameraden<br />
Erich Hofsommer für seine 55-jährige<br />
Mitgliedschaft in der Bez.Gr. eine<br />
Flasche „Hochprozentigen“, verbunden<br />
mit dem Wunsch für weitere<br />
gemeinsame Jahre im <strong>RDB</strong> e.V..<br />
Egon Poiran<br />
Förderwagen im Zugangsbereich<br />
des TZB<br />
Foto: Privat<br />
BV Lünen<br />
Besuch des RAG Trainingsbergwerks<br />
in Recklinghausen<br />
Im Rahmen des Fortbildungsprogramms<br />
fand am 17.10.2013<br />
durch 21 Besucherinnen und Besucher<br />
des BV eine Besichtigung<br />
des Trainingsbergwerks der RAG<br />
in Recklinghausen statt.<br />
Die Begrüßung erfolgte im Besucherraum<br />
durch unseren Vorsitzenden,<br />
Kamerad Bernhard Schulte,<br />
der für die Abteilung BBE2 des<br />
Servicebereich Belegschaft die<br />
Fortbildungsbereiche MÜZ Grullbad<br />
und TZB Recklinghausen bearbeitet.<br />
In seinem Vortrag ging er<br />
zunächst auf die aktuelle Entwicklung<br />
bei der RAG ein.<br />
Besondere Meilensteine: das<br />
Jahr 1969 mit der Gründung der<br />
RAG, 1997 Umbau zum diversifizierten<br />
Spartenkonzern, bis 2007<br />
Konzentration auf den deutschen<br />
Steinkohlenbergbau. Die Beendigung<br />
der subventionierten Steinkohlenförderung<br />
2018 und die Zeit<br />
nach 2019 mit der Fortführung der<br />
Bergbaufolgeaktivitäten wurden<br />
vorgestellt.<br />
Die Abteilung BBE 2 des Servicebereich<br />
Belegschaft betreibt Standorte<br />
in Recklinghausen und Bottrop<br />
für die Ausbildung und Qualifizierung<br />
der 14 000 Mitarbeiter der<br />
RAG. Am Standort Recklinghausen<br />
arbeiten hierfür 52 Mitarbeiter.<br />
Die weitere Präsentation mit der<br />
anschließenden Führung durch<br />
das Trainingsbergwerk übernahm<br />
Uwe Reichelt, ebenfalls Mitarbeiter<br />
des Servicebereichs Belegschaft.<br />
Das Trainingsbergwerk befindet<br />
sich unter einer Bergehalde des<br />
ehemaligen Bergwerks Recklinghausen.<br />
Hier wurden die bei den<br />
Teufarbeiten zum Schacht I und II<br />
anfallenden Berge direkt neben<br />
Schacht II an der Wanner Strasse<br />
aufgeschüttet. Auf der hierdurch<br />
entstandenen Halde wuchs im<br />
Laufe der Zeit ein dichter Baumbestand<br />
heran.<br />
Während des 2. Weltkrieges wurden<br />
in der Bergehalde Schutzbunker<br />
für die Bergleute und Anwohner<br />
angelegt.<br />
1975 wurden die zwischenzeitlich<br />
gesicherten Einrichtungen kurz<br />
vor der Stilllegung des Schachtes<br />
Recklinghausen II wieder geöffnet,<br />
die vorhandenen Stollen weiter<br />
aufgefahren und es entwickelte<br />
sich ein Lehrbergwerk für die Mitarbeiter<br />
der RAG.<br />
Mit 1 500 m aufgefahrenen Strecken,<br />
unterschiedlichen Gewinnungsmaschinen,<br />
Transportsystemen<br />
und Streckenvortrieben sowie<br />
einem Schacht wird hier auf überschaubarem<br />
Raum die Technik von<br />
heutigen Bergwerken dargestellt.<br />
Von besonderer Bedeutung ist an<br />
diesem Standort die Weiterbildung<br />
der Mitarbeiter für die Bergwerke<br />
über und unter Tage. Lehrgangsteilnehmer<br />
können neben der Theorie<br />
praxisnah auch die Anwendungen<br />
trainieren.<br />
Auch Schulklassen und Bergbauinteressierte<br />
können einen Einblick<br />
in den modernen deutschen Steinkohlenbergbau<br />
gewinnen. Das<br />
Trainingsbergwerk bekommt ca.<br />
6 000 Besucher im Jahr. Sachkundige<br />
Führungen können hier nach<br />
Anmeldung durchgeführt werden.<br />
Jürgen König<br />
BV Niederrhein<br />
Bez.Gr. Moers<br />
Das Jahresfest der Bez.Gr. fand<br />
am 12.10.2013 wiederum im „Wellings<br />
Parkhotel“ in Kamp-Lintfort<br />
statt. Im Foyer trafen sich die<br />
Teilnehmer bei einem Begrüßungsgetränk<br />
zu ersten Gesprächen und<br />
den Damen wurde beim Eintritt in<br />
den Veranstaltungssaal ein kleines<br />
Alpenveilchen überreicht.<br />
Alle – insbesondere aber die Jubilare<br />
unter ihnen – wurden von<br />
Manfred Stratenhoff herzlich<br />
begrüßt. Ein ebenso herzlicher<br />
Willkommensgruß galt unserem<br />
1. Vorsitzenden Silvo Magerl und<br />
den anderen anwesenden Vorstandsmitgliedern<br />
des BV mit<br />
ihren Gattinnen. Vom BV BOWA<br />
der Rheinischen Braunkohle waren<br />
Horst Trump und Paul Berger<br />
und vom BV Baden-Württemberg<br />
Josef Schlund mit ihren Damen<br />
angereist. Auch ihnen galt sein<br />
aufrichtiges Glückauf!<br />
In seiner kurzen Rede beklagte er<br />
die schrumpfende Mitgliederzahl<br />
unserer Vereinigung und die abnehmende<br />
Bereitschaft, alte Kameradschaften<br />
und Traditionen zu<br />
pflegen.<br />
Bei der anschließenden Ehrung<br />
stellte Manfred Stratenhoff jeden<br />
Jubilar durch einen kleinen Abriss<br />
seines persönlichen und beruflichen<br />
Werdegangs vor. Gemeinsam<br />
mit Silvo Magerl wurden folgende<br />
Jubilare geehrt:<br />
Michael Batorka, Reiner Bienek,<br />
Ronald Rose, Peter Schwierczok<br />
und Ralf van Leuck für 35 Jahre<br />
Bergbautätigkeit. Sie verfuhren<br />
ihre 1. Schicht im Jahre 1978.<br />
Ulrich Beltz und Siegfried Velling<br />
für 50jährige Mitgliedschaft im<br />
<strong>RDB</strong> e.V.. Ihr Eintrittsdatum war<br />
das Jahr 1963.<br />
Hans-Jürgen Bertram und Hermann<br />
Dettmer für 55jährige Mitgliedschaft<br />
im <strong>RDB</strong> e.V. (seit<br />
1958).<br />
Peter Debusmann und Walter<br />
Krumm sind sogar 60 Jahre (seit<br />
1953) Mitglied im <strong>RDB</strong> e.V.. Alle<br />
Jubilare erhielten eine Urkunde<br />
und verschiedene Präsente. Nach<br />
den Erinnerungsfotos wurde das<br />
Steigerlied angestimmt und mit<br />
dem obligatorischen Schnaps beendet.<br />
Auch ihre Ehefrauen wurden<br />
nicht vergessen. Für ihre langjährige<br />
Unterstützung wurde ihnen<br />
ein Blumenstrauß überreicht.<br />
Mit dem Dank für die Einladung<br />
begann Silvo Magerl seine Ansprache.<br />
Dann erwähnte er das<br />
Buch „Ein Leben für den Bergbau“,<br />
geschrieben von Manfred Stratenhoff,<br />
das im September erschienen<br />
war. Er erinnerte sich an eine<br />
gemeinsame Fahrt nach Bayern,<br />
auf der fast ausschließlich Manfred<br />
über Bergbau gesprochen<br />
hätte. Deshalb sei dieser Buchtitel<br />
genau richtig, dann verbesserte er<br />
sich: fast richtig! Eigentlich müsste<br />
es heißen: „2 Leben für …“. Denn<br />
zu seinem großen Engagement in<br />
diesem Beruf gehört die Ehefrau<br />
unbedingt hinzu.<br />
Später wurde noch Lutz Lebach für<br />
25jährige Mitgliedschaft im <strong>RDB</strong><br />
e.V. geehrt. Ob ihrer langen Anreise<br />
aus der Schweiz hatte das Paar<br />
Die Besichtiger waren zahlreich<br />
Foto: Privat<br />
Gruppenbild der Jubilare<br />
Foto: Privat<br />
572 bergbau 12/2013
<strong>RDB</strong>-Mitteilungen<br />
sich etwas verspätet. Natürlich erhielt<br />
die Ehefrau ebenfalls einen<br />
bunten Blumenstrauß.<br />
Für das große Buffet hatten die Köche<br />
wieder allerlei Köstlichkeiten<br />
zubereitet. Jeder hatte für seinen<br />
Geschmack das Richtige gefunden.<br />
Musikalisch begleitet wurde<br />
das Diner auch in diesem Jahr von<br />
Detlef Lichtrauter auf seiner Hammondorgel.<br />
Später wurden die Gespräche und<br />
das Tanzvergnügen durch den Auftritt<br />
des Schlagersängers Stefan<br />
Hein unterbrochen. Für seine mitreißenden<br />
Vorträge moderner und<br />
älterer Schlager sowie Lieder aus<br />
Musicals gab es viel Beifall.<br />
Schnell verging der Abend und<br />
nach Mitternacht endete unser<br />
Jahresfest, ein gelungenes Fest!<br />
Orthaus<br />
<strong>RDB</strong>-Tourer 2013 und Busfahrer Rolf<br />
BV Recklinghausen<br />
www.rdb-re.de<br />
Sommertour 2013 ins Frankenland<br />
Schon wieder war ein Jahr vorbei<br />
und es stand die 4tägige Sommertour<br />
vor der Tür. Für unseren diesjährigen<br />
Betriebserfahrungsaustausch<br />
hatten Monika und Peter<br />
Bölling das Frankenland und die<br />
dort heimische Sandgewinnung<br />
als Tourschwerpunkt ausgesucht.<br />
Als konkrete Ziele waren Städte<br />
wie Bamberg, Forchheim und Bad<br />
Staffelstein sowie Walldorf in Thüringen<br />
dieses Jahr im Programm.<br />
1. Tag, Donnerstag, 29.08.<br />
Wie in den letzten Jahren schon<br />
gewohnt, ging es früh los. Es standen<br />
also 04.30 Uhr ab Auguste<br />
Viktoria 3/7 und 05.00 Uhr ab dem<br />
Alten Busbahnhof Recklinghausen<br />
auf unserem Reiseprogramm.<br />
Bergmännisch pünktlich waren<br />
alle 44 Teilnehmer erschienen<br />
und so konnte sich der Bus gegen<br />
05.30 Uhr auf den Weg nach Süden<br />
machen.<br />
Gegen 08.00 Uhr erreichten wir<br />
unser Frühstückshotel. Bereits<br />
2009 hatten wir auf unserer Fahrt<br />
nach Regensburg im „Landgasthof<br />
Hess“ in Neuenstein-Aua gefrühstückt.<br />
Weil es damals so schön<br />
war wollten wir es noch einmal wissen.<br />
Im 1859 erbauten Hotel gab<br />
es einen lichtdurchfluteten Wintergarten<br />
mit einem hervorragendem<br />
Frühstücksbuffet und es war auch<br />
dieses Jahr wieder erstklassig.<br />
Ein Sekt auf dem Parkplatz als<br />
Schmankerl rundete unseren ersten<br />
Halt ab.<br />
Gegen 12.00 Uhr erreichten wir<br />
die Kulmbacher Kommunbräu.<br />
In diesem urigen Brauereiwirtshaus<br />
hatte Peter schöne Plätze im<br />
Biergarten reserviert, und zu einem<br />
selbstgebrauten Hellen oder Dunklen<br />
bestellten viele die Spezialität<br />
des Hauses, die Kommunbräu-<br />
Zwiebel. Nach der Stärkung ging<br />
es in einem kleinen Fußmarsch<br />
zum Mönchshof. Der Mönchshof ist<br />
ebenfalls eine alte Brauerei. In ihm<br />
befinden sich heute unter anderem<br />
2 Museen. Für die Männer gab es<br />
eine Führung durch das Brauereimuseum<br />
mit einem anschließenden<br />
Glas Bier. Für die Frauen stand<br />
eine Führung im Bäckereimuseum<br />
an. Hier wurde vor allem auf die<br />
Geschichte und die geschichtlichen<br />
Einflüsse des Mehles eingegangen.<br />
Ohne das Mehl wäre die<br />
rasante Entwicklung unserer heutigen<br />
kultivierten Zivilisation nicht<br />
denkbar gewesen. Abschließend<br />
gab es für die Frauen allerdings nur<br />
ein kleines Stück Brot, hier waren<br />
die Männer ganz klar im Vorteil. Als<br />
Ausgleich gab es am Bus noch mal<br />
Sekt für alle. Gegen 16.00 Uhr ging<br />
es weiter nach Schwabthal, einen<br />
Ort im Kreis Bad Staffelstein, wo<br />
wir gegen 17.30 Uhr unser Hotel<br />
„Zum Löwen“ erreichten.<br />
Einige Teilnehmer nutzten vor dem<br />
Abendessen noch den hauseigenen<br />
Spa-Bereich. Pool, Sauna,<br />
Relaxduschen und Liegen ließen<br />
keine Wünsche offen.<br />
Zum Abendessen versammelten<br />
sich dann alle Teilnehmer im Speisesaal<br />
des Löwen. Nachdem Peter<br />
noch einige Informationen für den<br />
nächsten Tag kundgetan hatte, ließen<br />
wir den Abend bei bayrischem<br />
Bier gemütlich ausklingen.<br />
2. Tag, Freitag, 30.08.<br />
Pünktlich um 08.00 Uhr waren wir<br />
alle am Bus versammelt, gestärkt<br />
von einem reichhaltigen Löwenfrühstück.<br />
Unser erstes Ziel an diesem<br />
Morgen war die Basilika Vierzehnheiligen<br />
in Bad Staffelstein. Leider<br />
konnten wir die ganze äußere<br />
Pracht nur erahnen, da die Türme<br />
wegen Bauarbeiten verhüllt waren.<br />
Wie ein bisschen Christo. Dafür<br />
wurden wir mit voller Pracht im<br />
Inneren entschädigt. Pater Johannes,<br />
ein Franziskanermönch gab<br />
uns eine kleine Einweisung über<br />
die Vision, den Bau und Geschichtliches<br />
der Basilika. Begonnen hatte<br />
alles mit einer Vision oder auch<br />
der Erscheinung eines Schäfers im<br />
15. Jahrhundert, der ein weinendes<br />
Kind sah. Irgendwie wurden daraus<br />
14 Kinder und daraus wiederum<br />
14 Nothelfer. Um diese Nothelfer<br />
rankten sich schnell Gerüchte von<br />
Wundern und Wunderheilungen.<br />
So entstand ein Wallfahrtsort und<br />
man entschloss sich, den Nothelfern<br />
mit dem Gnadenort Vierzehnheiligen<br />
zu huldigen. Im Jahre<br />
1738 begann man dann, die Kirche<br />
durch eine Basilika zu ersetzen.<br />
So entstand der Tanzsaal Gottes<br />
mit einem pompösen Gnadenaltar,<br />
wie die Basilika von vielen genannt<br />
wird, in nur 29jähriger Bauzeit.<br />
Unser nächstes Ziel war nicht weit<br />
entfernt, das nur knappe 5 km auf<br />
der anderen Mainseite liegende<br />
Kloster Banz. Die fast 1 000jährige,<br />
mehrmals umgebaute Klosteranlage<br />
wurde 1814 von Herzog<br />
Wilhelm von Bayern erworben<br />
und in Schloss Banz umbenannt.<br />
Seit 1978 ist sie als Kloster Banz<br />
im Besitz der CSU-nahen Hans-<br />
Seidel-Stiftung und wird daher oft<br />
als Tagungsstätte in den Medien<br />
erwähnt. Sehr beeindruckend war<br />
auch hier die Klosterkirche und der<br />
Gedenkstein vor dem Kloster für<br />
Franz Josef Strauß.<br />
Gegen Mittag ging es dann Richtung<br />
Seßlach. Eine sehr alte Stadt,<br />
die auch schon um 1 100 erwähnt<br />
wird und noch eine sehr gut erhaltene<br />
Stadtmauer hat. In diesem<br />
romantischen Ort gab es, nach einem<br />
kurzen Rundgang durch den<br />
Ortskern und der Besichtigung der<br />
Stadtpfarrkirche St. Johannes Baptist,<br />
Gelegenheit zum Mittagessen.<br />
In zahlreichen kleinen Biergärten<br />
fanden sich <strong>RDB</strong>-Tourer ein. Für<br />
13.00 Uhr hatte Peter Bölling den<br />
Aufbruch zur Floßfahrt angekündigt.<br />
Mit großen Raftingbildern<br />
stimmte er uns auf unser nächstes<br />
Ziel, das Riverrafting ein. Nicht Allen<br />
war beim Anblick dieser Bilder<br />
der Schalk von Peter klar.<br />
Als wir dann am Floßbräuhaus ankamen<br />
lag da wirklich ein großes<br />
Baumstammfloß. Es war schon<br />
gewaltig und wer wusste schon, ob<br />
sich der ruhige Fluss nicht schnell in<br />
reißenden Stromschnellen wandeln<br />
könnte. Aber die Aussicht auf ein<br />
kühles Bier überzeugte dann doch<br />
alle zum tapferen Besteigen. Mit ca.<br />
100 Mann an Bord legten wir sehr<br />
langsam ab. Durch 2 Musikanten<br />
wurde die Stimmung schnell aufgelockert<br />
und alle sangen mit. Dieter<br />
Willwerth lies es sich nicht nehmen<br />
allem noch ein i-Tüpfelchen aufzusetzen.<br />
Schnell hatte er sich eines<br />
Akkordeons bemächtigt und mit<br />
gekonntem Griff spielte er einige<br />
Lieder und kommentierte in gewohnter<br />
Weise. Bei hervorragender<br />
Stimmung sangen alle das Steigerlied<br />
und es gab natürlich auch einen<br />
Bergmannsschnaps.<br />
Floss am Flossbräuhaus<br />
Dies war wohl unumstritten der Höhepunkt<br />
unserer Reise. Schade,<br />
dass auch diese Fahrt ein Ende<br />
hatte. Aber es ging in unmittelbarer<br />
Nähe des Anlegers direkt weiter. Im<br />
Floßbräuhaus hatte Peter neben<br />
dem Abendessen auch eine Bierprobe<br />
bestellt. Also gab es Essen<br />
und Bier in vollen Zügen. Diese<br />
Bierprobe haben wir leider verloren,<br />
trotzdem hatten alle viel Spaß und es<br />
wurde sogar noch bei schöner DJ-<br />
Musik das Tanzbein geschwungen.<br />
Für Nachtaktive gab es im Hotel<br />
natürlich noch den Spa-Bereich<br />
mit Schwimmbad und Sauna und<br />
bis in die frühen Morgenstunden<br />
„Sonnenblicks´s Tanz Tenne“ im<br />
benachbarten Hotel.<br />
3. Tag, Samstag, 31.08.<br />
Heute ging es erst einmal vorbei<br />
an Bamberg nach Forchheim. Da<br />
Forchheim in früheren Jahren sehr<br />
gut befestigt war diente es auch<br />
als Zufluchtsort für die Bamberger<br />
Bischöfe. Durch die Stadt fließt<br />
der kleine Fluss Regnitz und im<br />
Westen grenzt der Steigerwald an<br />
die Stadt. Im Rahmen einer Stadtführung<br />
erfuhren wir einiges über<br />
die gut erhaltene Altstadt mit sehr<br />
schönen Fachwerkbauten und<br />
besichtigten Reste der ehemaligen<br />
Stadtmauer. Es ging durch<br />
schmale Gänge innerhalb der noch<br />
erhaltenen nördlichen Mauer und<br />
entlang der Roten Mauer der Bastion<br />
St.Veit in die Kasematten, das<br />
restaurierte Gewölbe in der Festungsmauer.<br />
Nachdem wir Forchheim verlassen<br />
hatten führte uns der Weg weiter<br />
nach Bamberg. Gegen 12.00 Uhr<br />
hielt unser Bus direkt am Stephansberg<br />
und wir konnten von hier aus<br />
die Altstadt besichtigen. Die Innenstadt<br />
war an diesem schönen<br />
Tag natürlich ein Magnet für viele<br />
Besucher. Dementsprechend waren<br />
auch die Biergärten besucht.<br />
Nach der Besichtigung des Domes<br />
und des Alten Rathauses trafen wir<br />
uns gegen 14.00 Uhr zur Stollen-<br />
bergbau 12/2013 573
<strong>RDB</strong>-Mitteilungen<br />
führung. Die Bamberger Unterwelt<br />
ist heute ein teilweise restauriertes<br />
Tunnel- und Katakombensystem,<br />
welches ursprünglich aus Sandschürfstollen<br />
zur Gewinnung von<br />
Scheuersand hervorging. Im Laufe<br />
der Jahre wurde die Unterwelt für<br />
viele Zwecke genutzt. Neben der<br />
Lagerung von Lebensmitteln, Bier<br />
und Eis wurden sie in der Kriegszeit<br />
auch als Produktionsstätten<br />
von Bosch und als Luftschutzbunker<br />
benutzt. Zumindest wissen wir<br />
jetzt, dass Bamberg auf Sand gebaut<br />
ist. Nicht nur geologisch, auch<br />
finanztechnisch spielte der Scheuersand<br />
eine große Rolle und wurde<br />
weit gehandelt. Nach dieser Quasigrubenfahrt<br />
hatten wir uns unser<br />
Abendessen schwer verdient.<br />
In den Bamberger Sandhöhlen<br />
Mit dem Bus ging es zum nahe gelegenen<br />
Ölkännla, einem schönen<br />
Restaurant im Look einer Autowerkstatt.<br />
Nicht nur, dass die Zapfanlage<br />
aus einem Motorblock samt<br />
Vergasern besteht, sämtliche KFZ-<br />
Teile und Werkstattteile wurden in<br />
irgendeiner Art und Weise umfunktioniert.<br />
Ein echtes Schrauberrestaurant,<br />
aber auch das Essen war<br />
sehr schmackhaft.<br />
Im Hotel wartete natürlich wieder die<br />
Kräutersauna auf uns, eine schöne<br />
Entspannung und Vorbereitung auf<br />
die an diesem Samstagabend bis<br />
auf den letzten Platz gefüllte Tanztenne.<br />
Hier ein besonderes Lob an<br />
die Organisatoren zur Auswahl des<br />
Hotels samt Nachbarhotel.<br />
4. Tag, Sonntag, 01.09.<br />
Nach Frühstück und Kofferverladung<br />
verabschiedeten wir uns aus<br />
Bayern. Unser Ziel war Thüringen.<br />
Genauer gesagt die Sandsteinhöhlen<br />
in Walldorf (Thüringen).<br />
Nach gut 100 km hatten wir gegen<br />
10.30 Uhr unser Ziel erreicht. Die<br />
Sandsteinhöhle die wir besuchten,<br />
ist heute in einen in den Sommermonaten<br />
geöffneten Kinder- und<br />
Freizeitpark als Sandstein- und<br />
Märchenhöhle eingebunden, die<br />
mit vielen Attraktionen und Sehenswürdigkeiten<br />
ausgestattet ist. Die<br />
Höhle selbst ist mit 65 000 m 2 und<br />
2 500 Säulen eine der größten von<br />
Menschenhand geschaffenen Höhlen<br />
Europas und diente seit 1800<br />
zur Scheuersandgewinnung. Erst<br />
nach dem 1. Weltkrieg wurde hier<br />
die Sandgewinnung eingestellt. Der<br />
800 m lange und oft sehr niedrige<br />
Höhlenweg, vorbei an Hunderten<br />
von Standsicherheitspfeilern, verdeutlicht<br />
nochmals die schweren<br />
Arbeitsbedingungen, auch wenn<br />
man bedenkt, dass die Leute gleichzeitig<br />
in der Höhle lebten. Nach der<br />
Führung gab es für Hungrige eine<br />
sehr leckere Thüringer Currywurst.<br />
Zurück am Bus gab es noch eine<br />
Sektrunde. Auch hier konnte Peter<br />
beim Sektkorkenschießen wieder<br />
einige Treffer verbuchen. Natürlich<br />
gab es auch andere leckere Getränke<br />
und wir nahmen uns die Zeit für<br />
ein schönes Gruppenfoto. Gegen<br />
12.30 Uhr war es dann soweit. Es<br />
ging Richtung Heimat. Ein Halt an<br />
der Autobahnraststätte Hasselberg<br />
bei Bad Hersfeld und schon waren<br />
wir wieder in Recklinghausen.<br />
Gegen 18.00 Uhr verabschiedeten<br />
wir uns von unseren Mitfahrern aus<br />
Recklinghausen und um 18.40 Uhr<br />
hatte unser Busfahrer Rolf auch die<br />
letzten <strong>RDB</strong>-Tourer auf AV 3/7 abgesetzt.<br />
Unser Rolf, der uns schon<br />
seit vielen Jahren fährt hat wieder<br />
einmal eine guten Job gemacht und<br />
auch der Bus vom Vestischen Reisedienst<br />
war wieder erstklassig.<br />
Besondere Worte des Dankes für<br />
die Organisation und Leitung der<br />
Fahrt an Familie Bölling hatte Frau<br />
Scherschel schon im Bus mit gereimtem<br />
Vers in aller Namen ausgesprochen.<br />
Text und Fotos: Klaus Pirsig<br />
Gruppenfoto mit Damen<br />
50 Jahre Bergschule<br />
Recklinghausen der<br />
Klasse 48 c<br />
Am 04.10.1963 bekamen 361 Bergschüler<br />
aus 14 Klassen der Bergschulen<br />
aus Bochum, Dortmund,<br />
Essen, Hagen, Hamborn und Recklinghausen<br />
im Union-Theater in Bochum<br />
bei einer feierlichen Zeremonie<br />
ihre Abschlusszeugnisse überreicht.<br />
Mit Gut hatten 101 Schüler<br />
bestanden, 180 mit Befriedigend,<br />
70 mit Bestanden. Davon wurden<br />
28 Schüler mit einer Prämie ausgezeichnet<br />
und 2 Männer wurden<br />
für die TH Aachen vorgeschlagen.<br />
Unter den 361 Schülern befanden<br />
sich auch 28 aus unserer Klasse<br />
48 c aus Recklinghausen.<br />
Von diesen 28 Ehemaligen kamen<br />
noch 12 inzwischen ergraute<br />
Herren mit ihren Frauen zu ihrem<br />
47. Klassentreffen. Um ihr goldenes<br />
Jubiläum auch in einer traditionellen<br />
Bergbaustadt würdig zu<br />
feiern, wurde Herten als Standort<br />
ausgewählt. Herten war ja, gemessen<br />
an der täglichen Fördermenge<br />
der 3 Schachtanlagen Ewald,<br />
Schlägel & Eisen und Westerholt/<br />
Bergmannsglück von zeitweilig<br />
35 000 tvF Kohlen, die größte Bergbaustadt<br />
Europas.<br />
Die Klassenkameraden Alfred<br />
Sahlender und Hans Wollschläger<br />
hatten für die Teilnehmer ein<br />
umfangreiches und interessantes<br />
Programm vorbereitet. Standort<br />
war das Hotel „Fousek“ in Herten/<br />
Westerholt.<br />
Am Donnerstag, dem 24.10.2013<br />
trafen die Teilnehmer ein. Nach einem<br />
ersten Informationsaustausch<br />
und Einchecken im Hotel erfolgte<br />
eine geführte Stadtbesichtigung<br />
Altwesterholts, dem Vestischen Rotenburg<br />
unter kundiger Führung.<br />
Am Freitag, dem 25.10.2013<br />
folgte eine Fahrt nach Hamm-<br />
Uentrop, zur Besichtigung des<br />
dort befindlichen zweitgrößten<br />
Hindutempels Europas. Es gab<br />
wieder eine Führung, und man<br />
erhielt einen Einblick in den Hinduismus,<br />
der keine Religion ist und<br />
warum gerade in Hamm-Uentrop in<br />
einem Gewerbegebiet der Tempel<br />
gebaut werden konnte. Er ist nicht<br />
nur Andacht- und Gebetshaus für<br />
die in Deutschland lebenden Hindus,<br />
sondern inzwischen auch eine<br />
touristische Attraktion, Jährlich besuchen<br />
mehrere 10 000 Menschen<br />
diesen Tempel.<br />
Im Anschluss daran erfolgte eine<br />
Besichtigung des Steinkohlekraftwerkes<br />
Westfalen der GEW.<br />
Trotz der politisch gewollten Energiewende<br />
baut die GEW 2 neue<br />
Kraftwerksblöcke am Standort des<br />
alten noch in Betrieb befindlichen<br />
Kohlekraftwerks mit je 800 MW<br />
Leistung, die Ende diesen Jahres<br />
bzw. Anfang nächsten Jahres ans<br />
Netz gehen sollen. Die Gründe<br />
dafür wurden uns von Herrn Hüttemann<br />
von der GEW erläutert.<br />
Gerade wegen der alternativen<br />
Energien, die bevorzugt in die<br />
Netze eingespeist werden müssen,<br />
ist es trotzdem notwendig,<br />
leistungsfähige und vor allem anpassungsfähige<br />
fossile Kraftwerke<br />
zur Verfügung zu haben. Einmal<br />
werden die neuen Kraftwerksblöcke<br />
einen Wirkungsgrad von 48%<br />
haben und, was sehr wesentlich<br />
ist, sie können schneller reagieren,<br />
wenn z.B. viel „grüner“ Strom<br />
angeboten wird, können sie in 25<br />
Foto: Privat<br />
Min. von Volllast auf 20% runtergefahren<br />
werden. Kraftwerke älterer<br />
Bauart benötigen dazu fast 45 Min.<br />
In neuen Kraftwerken kommen<br />
auch neue Techniken und Materialen<br />
zur Anwendung, dadurch wird<br />
u.a. weniger Kohle eingesetzt bei<br />
gleichzeitig höherer Stromgewinnung.<br />
Das schont z.B. die Umwelt<br />
durch u.a. weniger CO 2 -Ausstoß,<br />
geringere Feinstaubbelastung und<br />
weniger schädliche Gase. Alle Abgase<br />
werden über 2 166,5 m hohe<br />
Kühltürme abgeführt. Schornsteine<br />
sind nicht mehr erforderlich.<br />
Die Kühltürme sind so groß, in einem<br />
könnten die Doppeltürme des<br />
Kölner Doms Platz finden. Es war<br />
für uns ein sehr informativer und<br />
interessanter Kraftwerksbesuch.<br />
Vielen Dank an RWE und Herrn<br />
Hüttemann.<br />
Am Samstag, dem 26.10.2013 begannen<br />
wir mit Besuch und Führung<br />
der griechisch-orthodoxen<br />
Kirche in Herten. Der Pope selbst<br />
informierte uns, nicht ohne Stolz,<br />
über den mit Selbsthilfe und mit<br />
Spenden finanzierten Kirchenbau.<br />
Es ist ein schöner Anblick und fällt<br />
direkt ins Auge, wenn man in den<br />
Hertener Süden fährt. Nach einer<br />
kurzen Mittagspause bei „Schneider<br />
in der Ried“ durfte ein Besuch<br />
des Deutschen Bergbaumuseums<br />
in Bochum nicht fehlen.<br />
Dann, abends, das eigentliche<br />
Klassentreffen. Zur unserer Überraschung<br />
besuchte uns der Chor<br />
des Knappenvereins Westerholt/<br />
Bergmannsglück, mit dem wir gemeinsam<br />
unsere Bergmannslieder<br />
singen konnten. Eine Lasershow<br />
von Frau Sahlender, der Tochter<br />
unseres Kameraden Sahlender,<br />
bereicherte ebenfalls unseren Jubiläums-Abend.<br />
Obwohl wir schon<br />
2 Tage zusammen waren, gab es<br />
immer noch genügend zu erzählen,<br />
und es wurde spät.<br />
Sonntag, der 27.10.2013. Mit<br />
der Besteigung der größten und<br />
schönsten Bergehalde Europas,<br />
der Hohewardhalde begann unser<br />
letzter Tag. Bei sehr guter Sicht<br />
574 bergbau 12/2013
<strong>RDB</strong>-Mitteilungen<br />
konnten wir vom Horizont-Observatorium<br />
aus einen sehr schönen<br />
Rundblick über das Ruhrgebiet<br />
genießen. Der Abschluss unseres<br />
Jubiläumstreffens fand beim Pfefferpothastessen<br />
im ehemaligen<br />
Lehrstollen der Zeche Ewald<br />
statt, der jetzt als Lokal genutzt<br />
werden kann. 2014 wollen wir uns<br />
bei einem Klassenkameraden in<br />
Berlin wieder treffen. Glückauf!<br />
Hans Wollschläger<br />
BV Saar<br />
Betriebserfahrungsaustausch<br />
mit dem BV Hamm<br />
Vorab: Das was wir uns erhofft hatten<br />
innerhalb des Erfahrungsaustauschs,<br />
wurde von den Kameraden<br />
des BV Hamm mehr als erfüllt!<br />
Die knapp 3 Tage in Westfalen (22.<br />
bis 24.08.) brachten uns die Menschen,<br />
die Gegend aber auch die<br />
Technik und die innovative Arbeit<br />
nach Beendigung des Bergbaus<br />
näher und weckten Verständnis<br />
und Achtung für das Geleistete!<br />
Besuch des im Bau befindlichen<br />
Kohlekraftwerks Hamm,<br />
2 x 800 MW<br />
Äußerst pünktlich wurden wir am<br />
Anreisetag von den Kameraden im<br />
Hotel „Selbachpark“ in Pelkum<br />
begrüßt. Für viele war es eine<br />
Wiedersehensfreude aus vergangenen<br />
Erfahrungsaustauschen in<br />
Hamm und an der Saar. Als 1. Station<br />
ging es zum Lippepark, der<br />
nach der Schließung von „Schacht<br />
Franz“ gestaltet wurde. Einige Mitglieder<br />
des gastgebenden BV waren<br />
an der Konzeption aber auch<br />
an der Realisierung beteiligt. Mehr<br />
als interessant die Ausführungen<br />
und Erklärungen der betreuenden<br />
Kameraden. Ungezählte Fragen<br />
wurden gestellt und keine blieb<br />
unbeantwortet, Gespräche entwickelten<br />
sich.<br />
Wir Saarländer waren dann auch<br />
gespannt auf das Sportgelände<br />
des SVF Heringen innerhalb des<br />
Lippeparks. Die vielen Erzählungen<br />
von Michael Rost, dem<br />
1. Vorsitzender des BV Hamm,<br />
bei den Erfahrungsaustauschen<br />
an der Saar über die Idee, die Realisierung<br />
und Finanzierung des<br />
Sportzentrums hatten Spannung<br />
erzeugt. Was wir da sahen hat uns<br />
dann auch, wie nicht anders zu<br />
erwarten, überzeugt. Das gemeinsame<br />
Abendessen direkt an den<br />
Rasenplätzen des Sportvereins<br />
erhärtete den Eindruck, den wir<br />
gewonnen hatten. Was die Kameraden<br />
des BV Hamm anpacken hat<br />
Hand und Fuß!<br />
Mit eigener Kraft ans rettende<br />
Ufer<br />
Michael Rost bei seiner<br />
Führung mit den Saarländern<br />
Am nächsten Morgen ging es mit<br />
dem Bus Richtung Steinkohlekraftwerk<br />
Hamm-Schmehausen<br />
(2 x 800 MW), ein für uns Saarländer<br />
besonders interessanter Teil<br />
des Erfahrungsaustausches. Ist<br />
dies das Kraftwerk, dessen Bau<br />
erst nach Ablehnung der Gemeinde<br />
Ensdorf nicht im Saarland, sondern<br />
in Hamm erbaut wird, direkt<br />
neben dem Werksgelände des<br />
stillgelegten Thorium-Hochtemperatur-Reaktors.<br />
Im Kommunikationszentrum begrüßte<br />
uns der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit,<br />
<strong>RDB</strong>-Kamerad Michael<br />
Hüttemann. Ein Großteil der<br />
Investitionssumme von 23 Mrd. €<br />
ist, wie wir in der ausgedehnten<br />
Kraftwerksrundfahrt sehen durften,<br />
bereits verbaut. Die Dimensionen<br />
dieses Baus ließ uns ins<br />
Erstaunen fallen. Trotzdem entstehen<br />
nur 123 direkte Arbeitsplätze.<br />
Weh tat natürlich uns deutschen<br />
Bergleuten, dass die benötigte<br />
Steinkohle (12 000 t/d unter Volllast)<br />
ausschließlich aus Importen<br />
gedeckt wird. Michael Hüttemann<br />
streifte als besonders interessanten<br />
Teil seiner Ausführungen auch<br />
die Dimensionen und Organisation<br />
des europäischen und im speziellen<br />
des deutschen Energiemarktes<br />
(siehe auch www.rwe.com). Für<br />
die Zeit seines Vortrags und für die<br />
Beantwortung vieler Fragen bedanken<br />
sich alle Teilnehmer auch<br />
an dieser Stelle noch einmal.<br />
Die ausgedehnte Stadtrundfahrt<br />
in Hamm, die der Besichtigung vorausging,<br />
verdeutlichte die vergangene<br />
Bedeutung des Bergbaus in<br />
dieser Region, aber auch, warum<br />
Hamm als eisenbahngeprägt gilt.<br />
Über die ehemaligen Betriebsgelände<br />
der stillgelegten Anlagen<br />
fuhr uns der Busfahrer als er sagte:<br />
„Wir machen eine ausgedehnte<br />
Grubenfahrt.“ Wo früher Industrie<br />
für Arbeit sorgte, sind es heute Mittelständler,<br />
insbesondere ein Autogroßhändler<br />
aber auch Sport- und<br />
Freizeitanlagen.<br />
Am Freitag Nachmittag, im Anschluss<br />
an die Kraftwerksbesichtigung<br />
ging es zur „guten Stube“<br />
Hamms, zum Schloss Oberwerries.<br />
Dort wurden wir von der Ortsheimatpflegerin<br />
Hamm/Heessens<br />
empfangen, die einen detaillierten<br />
Einblick in die Geschichte und die<br />
jetzige Nutzung dieses Kleinodes<br />
gab. Auch dieses Schloss aus<br />
dem Jahr 1692 mit bewegter Geschichte<br />
hat Bergbautradition. Teile<br />
wurden hauptsächlich im 3. Reich<br />
als Gebäude der Zeche Sachsen<br />
genutzt. Die Besichtigung dieses<br />
Areals, auf dem sich heute der Sitz<br />
des Westfälischen Turnerbundes<br />
befindet, war eine gute Idee. Uns<br />
Saarländern diesen wunderschönen<br />
Landesteil direkt an der Lippe<br />
gelegen, näher zu bringen (im Übrigen<br />
hatten wir viel Freude beim Bewegen<br />
der handbetriebenen Fähre<br />
über die Lippe) war eine gute Idee.<br />
Aufmerksame Zuhörer<br />
Der Abend dieses an Eindrücken<br />
reichen Tages beinhaltete noch ein<br />
weiteres Highlight, das gemeinsame<br />
Abendessen. Dabei galt es<br />
Eindrücke und Erfahrungen auszutauschen<br />
und die Kameradschaft<br />
zu vertiefen! Ein wunderbarer Programmpunkt!<br />
Der nächste Morgen stand schon<br />
ganz im Zeichen des Abschieds.<br />
Ulrich Fricke, der Geschäftsführer<br />
und Michael Rost hatten es sich<br />
nicht nehmen lassen, mit uns zu<br />
Frühstücken. Diesen beiden Kameraden<br />
gilt, neben den vielen<br />
Beteiligten des BV Hamm unser<br />
besonderer Dank für die Organisation<br />
und auch die Zeit, die sie<br />
sich bei der Fulltime-Betreuung<br />
genommen haben. Dem BV Hamm<br />
ein herzliches „Glück Auf“ und das<br />
Versprechen sich an der Saar wieder<br />
zu treffen. Zum Schluss: Alle<br />
Saarländer sind wohlbehalten wieder<br />
zu Hause angekommen!<br />
Alle Fotos: Werner Heider<br />
Jürgen Podevin<br />
BARTEC Sicherheits-Schaltanlagen<br />
Gmbh verabschiedet<br />
Gerd Dolenga in den Ruhestand<br />
Gerd Dolenga, der seit Bestehen<br />
der BARTEC Sicherheits-Schaltanlagen<br />
GmbH in Menden (Sauerland)<br />
das Unternehmen leitete,<br />
wurde zum 31.10.2013 in den<br />
wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.<br />
Er begleitete die Entstehung des<br />
Unternehmens durch die Übernahme<br />
des Bergbauzweiges der<br />
AEG im Jahr 1996 ebenso wie den<br />
weiteren Ausbau durch die Integration<br />
der Aktivitäten im untertägigen<br />
Steinkohlebergbau von Siemens<br />
1999. Mit seiner Unterstützung<br />
wurden auch weitere Schwesterunternehmen<br />
in Polen, China und<br />
Russland aufgebaut, die sich erfolgreich<br />
in den jeweiligen Märkten<br />
etabliert haben.<br />
Andreas Scheid, der bereits seit<br />
2011 als Geschäftsführer Vertrieb<br />
und Marketing im Unternehmen<br />
tätig ist, übernimmt die Gesamtverantwortung<br />
für die Gesellschaft.<br />
Daneben ist er verantwortlich<br />
für den Geschäftsbereich Bergbau<br />
der BARTEC GmbH, die aus<br />
den produzierenden Standorten<br />
in Deutschland (Menden), Polen<br />
(Tychy), Slowenien (Zagorje) und<br />
China (Changzhi) sowie der Vertriebs-<br />
und Servicegesellschaft in<br />
Russland (Moskau) besteht.<br />
Der Bergbauzweig von BARTEC<br />
ist für seine Lösungen insbesondere<br />
in den Bereichen der Elektrifizierung<br />
und Automatisierung von<br />
Bergwerksmaschinen bekannt, wie<br />
zum Beispiel Walzenschrämlader<br />
und Vortriebsmaschinen. Speziell<br />
auf die Maschine zugeschnittene<br />
Schalt- und Steueranlagen werden<br />
dabei entworfen und produziert.<br />
Auch im Bereich der geregelten<br />
Antriebstechnik von Förderern und<br />
Pumpen ist BARTEC ein international<br />
anerkannter Lieferant mit jahrzehntelanger<br />
Erfahrung aus den<br />
unterschiedlichsten Projekten. Mit<br />
den erprobten Frequenzumrichtern<br />
und Motoren wird der Anbieter auch<br />
anspruchsvollen Antriebsaufgaben<br />
mit mehreren Antriebsgruppen gerecht.<br />
Automatisierungsaufgaben<br />
werden mit Industrie-PC gelöst, die<br />
verschiedene Feldbusschnittstellen<br />
wie Profibus oder CAN-Bus anbieten.<br />
Daneben bietet das Portfolio<br />
auch Energieverteilungen, Transformatoren,<br />
Schaltgeräte und Beleuchtungsanlagen.<br />
Gerd Dolenga ist seit 21 Jahren<br />
Mitglied im <strong>RDB</strong> e.V. und wirkte,<br />
bevor er 2011 zu BARTEC wechselte,<br />
im Vorstand der VSB-Saar.<br />
Internet: www.bartec-mining.com<br />
bergbau 12/2013 575
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»bergbau« eingeschlossen.<br />
Herausgeber<br />
<strong>RDB</strong> e.V.,<br />
Ring Deutscher Bergingenieure,<br />
vertreten durch den<br />
Hauptvorstand<br />
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Telefax (02 01) 23 45 78<br />
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576 bergbau 12/2013
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