aktiv am liewen - RBS
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Es wurde hervorgehoben, dass mehrere Faktoren<br />
einen Einfluss auf die Isolation nach dem Tod des<br />
Partners haben können: das Alter, die individuellen<br />
Charaktereigenschaften, das bestehende soziale und<br />
f<strong>am</strong>iliäre Netzwerk.<br />
Nach diesen Erfahrungen spann ich die<br />
Überlegungen weiter: Gab es diese Art von<br />
Vereins<strong>am</strong>ung schon früher oder ist es eine eher<br />
neue Erscheinung, die mit dem Wandel unseres<br />
Lebensstils einhergeht?<br />
Krankheiten, Verlust der Mobilität, Mangel an Aktivitäten<br />
im ländlichen Raum und finanzielle Probleme wurden<br />
als weitere Ursachen für eine drohende Vereins<strong>am</strong>ung<br />
genannt. Viele Menschen verlieren ihr ges<strong>am</strong>tes soziales<br />
Netzwerk mit dem Eintritt in den Ruhestand. Oft setzen<br />
sie sich im Vorfeld nicht ausreichend mit den Fragen nach<br />
zukünftigen Projekten auseinander, welche sie nun in<br />
Angriff nehmen könnten. Der Verlust der Arbeitskollegen<br />
und die neue Rolle des „Rentners“ geben ihnen das<br />
Gefühl „unnütz“ zu sein.<br />
Welche sozialen Kontakte hatten unsere Großeltern?<br />
Ich erinnere mich an die Dyn<strong>am</strong>ik, die im kleinen<br />
Mehrf<strong>am</strong>ilienhaus meiner Großmutter herrschte. Links<br />
von meiner Oma wohnte ihr Sohn mit seiner F<strong>am</strong>ilie,<br />
unter ihr zwei ältere Ehepaare, anfangs noch mit ihren<br />
Kindern, danach allein. Jeder kannte jeden, die einen<br />
brachten meiner Oma die Zeitung nach oben, andere<br />
halfen ihr beim Rasenmähen. Sie verwöhnte sie dafür<br />
schon mal mit einem Kuchen oder frischem Gemüse aus<br />
ihrem Garten.<br />
Ein Teufelskreis scheint sich in Gang zu setzen: Die<br />
betroffene Person verliert ihr Selbstvertrauen, isoliert<br />
sich (gewollt oder ungewollt), verliert ihre Fähigkeiten<br />
mit den Mitmenschen zu kommunizieren, die Laune<br />
verschlechtert sich, der Mensch wird von der Gesellschaft<br />
als wenig „attr<strong>aktiv</strong>“ wahrgenommen, dies wiederum<br />
führt zu dem Gefühl der Exklusion und zur Verstärkung<br />
der Isolation.<br />
Wie kann man dieser Isolation vorbeugen oder<br />
gibt es mögliche Strategien, die betroffenen<br />
Personen aus diesem Teufelskreis zu „befreien“?<br />
Dann gab es früher noch den Milchmann und den Bäcker,<br />
der jeden Tag laut hupend durch die Straße fuhr. Sie<br />
vers<strong>am</strong>melten die Anwohner um sich, und es k<strong>am</strong> zu<br />
angeregten Gesprächen. Natürlich kannten sowohl<br />
Milchmann als auch Bäcker die ges<strong>am</strong>ten f<strong>am</strong>iliären<br />
Hintergründe der Anwohner, ebenso wie diese den<br />
Milchmann, den Bäcker und ihre F<strong>am</strong>ilien kannten.<br />
Der Postbote spielte ebenfalls eine wichtige Rolle<br />
im Leben vieler Menschen. Auch er kannte sämtliche<br />
F<strong>am</strong>iliengeschichten und es war nicht unüblich, dass er<br />
sein ganzes Arbeitsleben in ein und demselben Viertel<br />
tätig war. Ein Tässchen Kaffee bek<strong>am</strong> er sehr gerne,<br />
besonders wenn er die Rente nach Hause brachte.<br />
Viele Teilnehmer waren der Meinung, dass es sehr<br />
schwierig ist, der Isolation aus eigenem Antrieb zu<br />
entkommen. „Viele Menschen sind nur deshalb eins<strong>am</strong>,<br />
weil sie Dämme bauen statt Brücken“, sagte Maurice<br />
Chevalier. Oft stoßen die Betroffenen unausgesprochene<br />
Hilfeschreie aus, für Nachbarn oder Freunde ist es<br />
wichtig, diese auch wahrzunehmen. Auch sollte<br />
man sich nicht gleich von einem „Nein“ entmutigen<br />
lassen. Es braucht Ausdauer, Mut und vielleicht etwas<br />
Beharrlichkeit, aber der Erfolg entschädigt für alle<br />
Mühen.<br />
Wo sind sie geblieben, diese Personen, die<br />
eine tägliche Bereicherung für die älteren<br />
Menschen darstellten? Erging es ihnen wie den<br />
Dinosauriern oder könnten sie auf irgendeine<br />
Weise wiederbelebt werden?<br />
Natürlich werden Sie jetzt sagen: Heute gibt es die<br />
<strong>am</strong>bulanten Pflegedienste! Da haben Sie sicherlich<br />
Recht, viele ältere Menschen freuen sich auf den<br />
täglichen Kontakt zu den MitarbeiterInnen, die zu<br />
Durch das Land 11