Stellungnahme zum kirchlichen Arbeitsrecht - Das Rauhe Haus

Stellungnahme zum kirchlichen Arbeitsrecht - Das Rauhe Haus Stellungnahme zum kirchlichen Arbeitsrecht - Das Rauhe Haus

08.06.2014 Aufrufe

Stellungnahme der Brüder- und Schwesternschaft des Rauhen Hauses Zur solidarischen Ausgestaltung des kirchlichen Arbeitsrechtes Die Brüder- und Schwesternschaft des Rauhen Hauses hat sich ausführlich mit dem Thema „solidarische Ausgestaltung des kirchlichen Arbeitsrechtes“ beschäftigt und kommt zu folgenden Ergebnissen: Unstrittig ist in allen Debatten der Umstand, dass professionelles diakonisches Handeln in einem Spannungsfeld von Ökonomie, Gerechtigkeit und Nachfolge steht. Die Pole beschreiben in etwa die Positionen: „Vor allem Aufrechterhaltung der Institution, des Betriebs“ versus „Verträglichkeit mit den Grundsätzen diakonischen Handelns“. Die derzeitigen sozial- und ordnungspolitischen Vorgaben aus Politik und Verwaltung halten dieses Spannungsfeld maßgeblich aufrecht. Auch ist unstrittig, dass sich die bewusste Nachfolge Jesu Christi in dieser Welt zeigen soll, und dass zeichenhaft und wirkungsvoll die Not der Menschen gelindert wird. Das Engagement von Diakonie, Caritas und Kirche wird in der Sache selbst nicht angezweifelt. Die Details dessen, was unter dem Titel „Prekäre Arbeitsverhältnisse“ diskutiert wird (z.B. Teilzeit und Befristung), haben in Ziel und Wirkung verschiedene Facetten und eine Positionierung zu einzelnen Details kann das oben genannte Spannungsfeld insgesamt nicht auflösen. Trotzdem sollen alle Beteiligten für die Abschaffung von prekären Arbeitsverhältnissen und deren Folgen eintreten. Es geht darum, einen Ausgleich zu finden zwischen den konkurrierenden Interessen der Akteure: Trägerorganisation – Mitarbeiter/in – Leistungsempfänger/in - Kostenträger – Dachverband. Wir wünschen uns konstruktive Debatten zum Thema und fördern den Dialog. Wir gehen davon aus, dass Diakonie und Kirche den Ausgleich der unterschiedlichen Interessen suchen, dass der ökonomische Druck der Träger den Mitarbeitern bekannt ist und gemeinsam nach Lösungen gesucht wird, dass die Träger einen kritischen und offenen Diskurs zur Gerechtigkeit und Nachfolge führen und fördern. Seite 1 von 2

<strong>Stellungnahme</strong> der Brüder- und Schwesternschaft des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es<br />

Zur solidarischen Ausgestaltung des <strong>kirchlichen</strong> <strong>Arbeitsrecht</strong>es<br />

Die Brüder- und Schwesternschaft des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es hat sich ausführlich mit dem Thema<br />

„solidarische Ausgestaltung des <strong>kirchlichen</strong> <strong>Arbeitsrecht</strong>es“ beschäftigt und kommt zu folgenden<br />

Ergebnissen:<br />

Unstrittig ist in allen Debatten der Umstand, dass professionelles diakonisches Handeln in einem<br />

Spannungsfeld von Ökonomie, Gerechtigkeit und Nachfolge steht. Die Pole beschreiben in etwa<br />

die Positionen: „Vor allem Aufrechterhaltung der Institution, des Betriebs“ versus „Verträglichkeit<br />

mit den Grundsätzen diakonischen Handelns“. Die derzeitigen sozial- und ordnungspolitischen<br />

Vorgaben aus Politik und Verwaltung halten dieses Spannungsfeld maßgeblich aufrecht.<br />

Auch ist unstrittig, dass sich die bewusste Nachfolge Jesu Christi in dieser Welt zeigen soll, und<br />

dass zeichenhaft und wirkungsvoll die Not der Menschen gelindert wird. <strong>Das</strong> Engagement von<br />

Diakonie, Caritas und Kirche wird in der Sache selbst nicht angezweifelt.<br />

Die Details dessen, was unter dem Titel „Prekäre Arbeitsverhältnisse“ diskutiert wird (z.B. Teilzeit<br />

und Befristung), haben in Ziel und Wirkung verschiedene Facetten und eine Positionierung zu<br />

einzelnen Details kann das oben genannte Spannungsfeld insgesamt nicht auflösen.<br />

Trotzdem sollen alle Beteiligten für die Abschaffung von prekären Arbeitsverhältnissen und deren<br />

Folgen eintreten. Es geht darum, einen Ausgleich zu finden zwischen den konkurrierenden<br />

Interessen der Akteure: Trägerorganisation – Mitarbeiter/in – Leistungsempfänger/in -<br />

Kostenträger – Dachverband. Wir wünschen uns konstruktive Debatten <strong>zum</strong> Thema und fördern<br />

den Dialog.<br />

Wir gehen davon aus,<br />

dass Diakonie und Kirche den Ausgleich der unterschiedlichen Interessen suchen,<br />

dass der ökonomische Druck der Träger den Mitarbeitern bekannt ist und gemeinsam nach<br />

Lösungen gesucht wird,<br />

dass die Träger einen kritischen und offenen Diskurs zur Gerechtigkeit und Nachfolge<br />

führen und fördern.<br />

Seite 1 von 2


Es ist wichtig,<br />

die Rahmenbedingungen diakonischer, caritativer und kirchlicher Arbeit zu verbessern,<br />

damit die ökonomischen Gestaltungsräume wieder größer werden und zu einem<br />

auskömmlichen Verdienst der MitarbeiterInnen führen.<br />

dass in dem Streben nach gerechten Arbeitsverhältnissen in Kirche und Diakonie drei<br />

Grundsätze Beachtung finden:<br />

1. Ausgleich<br />

2. Teilhabe<br />

3. Transparenz<br />

„Ausgleich“ bedeutet, die konkurrierenden Interessen von Trägerorganisation –<br />

Mitarbeiter/in – Leistungsempfänger/in - Kostenträger – Dachverband zu sehen und<br />

anzuerkennen, dies darf jedoch nicht zu Konzepten führen, die Konkurrenz als Prinzip<br />

optimierter Leistung unterstützen. Ein Element dabei sind z.B. Vergütungen, die eine<br />

auskömmliche Sicherung der materiellen Existenz der Mitarbeiter/innen ermöglichen. Ein<br />

weiteres Element sind tragfähige Perspektiven, durch unbefristete Arbeitsverträge oder<br />

durch gegenseitige Anerkennung von Dienstzeiten beim Wechsel innerhalb von Kirche<br />

und Diakonie ohne tarifliche Herabgruppierung.<br />

„Teilhabe“ bedeutet, dass neben dem Anerkennen der Interessen ein ausgewogener<br />

Dialog der Akteure zu den konkurrierenden Interessen stattfindet. „Zweiter Weg“ und<br />

„Dritter Weg“ haben in der Praxis gleichermaßen gute und schlechte Prozesse und<br />

Ergebnisse gebracht. Sie bedeutet auch, den Verbund mit Anderen zu suchen und<br />

gegenüber den Gestaltern sozial- und ordnungspolitischer Vorgaben entschlossen<br />

aufzutreten.<br />

„Transparenz“ bedeutet, dass die Akteure die Regelungen und Entscheidungen kennen<br />

und nachvollziehen können. <strong>Das</strong> bedeutet, dass die Regeln bekannt gemacht werden. Es<br />

bedeutet auch, dass ökonomische und politische Ziele der Träger bekannt sind und<br />

Arbeitsbedingungen in einem diakonischen Leitbild verankert sind.<br />

Professionelles Handeln in Diakonie, Caritas und Kirche steht in der Nachfolge Jesu Christi. Die<br />

Wirklichkeit der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in unserer Gesellschaft müssen wir<br />

anerkennen, uns ihnen aber nicht unterwerfen.<br />

Wir haben aber das Recht, auf das Abarbeiten von Vorgaben der kapitalistischen Ökonomie zu<br />

verzichten.<br />

Wir haben das Recht, uns in der Nachfolge selbstbewusst geeignete Regeln zu setzen.<br />

Wir wünschen, dass mit der bewussten und aktiven Berücksichtigung der Grundsätze die<br />

Eigenständigkeit von Diakonie, Caritas und Kirche erkennbar ist und gelebt wird.<br />

Wir begrüßen die “Zehn Forderungen zur solidarischen Ausgestaltung des <strong>kirchlichen</strong><br />

<strong>Arbeitsrecht</strong>s“ (Kundgebung der EKD vom 9. November 2011).<br />

Seite 2 von 2

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!