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Einsatz in den Bergen<br />

sportlich und teamfähig sein und mit<br />

wenigen mitteln effiziente hilfe leisten:<br />

<strong>die</strong>se eigenschaften sind bei der Bergrettung<br />

gefragt. das gilt auch für Ärztinnen<br />

und Ärzte, <strong>die</strong> gestürzte Wanderer und<br />

verletzte schifahrer versorgen. Wir haben<br />

uns umgehört, was sie sonst noch <strong>können</strong><br />

und lernen müssen.<br />

Bad Goisern, Windischgarsten, Ebensee oder<br />

Grünau im Almtal: Für jene Ärztinnen und<br />

Ärzte, <strong>die</strong> an solchen Orten arbeiten, gehören<br />

Unfälle im Gebirge zum Alltag. Da überschätzt<br />

ein älterer Wanderer seine Kräfte und das Herz<br />

spielt nicht mehr mit, es kommt jemand zu<br />

Sturz, wird von einer Lawine mitgerissen oder<br />

verirrt sich bereits unterkühlt abseits der markierten<br />

Wege. In vielen Fällen werden <strong>die</strong> betroffenen<br />

PatientInnen vom Hubschrauber ins<br />

Tal gebracht, doch wenn das Wetter schlecht<br />

oder es bereits finster ist, kann <strong>die</strong>ser nicht<br />

fliegen. Dann rückt <strong>die</strong> Bergrettung aus. Wenn<br />

es notwendig und möglich ist, ist ein Arzt/eine<br />

Voraussetzungen<br />

für <strong>die</strong> Bergrettung<br />

• Nachweisbare alpinistische Erfahrung<br />

(z. B. Gipfel-/Tourenbuch)<br />

• Besondere Erfahrung in einem Teilbereich<br />

ist erwünscht (zB Schitouren,<br />

Klettern etc.)<br />

• Notarztdiplom: nicht zwingend, aber<br />

erwünscht<br />

• Absolvierung von vier bis fünf technischen<br />

Kursen (Sommer-, Winter- und<br />

Gletscherkurse) im Gesamt-Zeitausmaß<br />

von drei Wochen innerhalb der ersten<br />

vier Jahre im Bergrettungs<strong>die</strong>nst <strong>–</strong><br />

Themen sind zB Klettern, Wetter-<br />

kunde, Biwakieren, Orientierung mit<br />

GPS und Karten etc.<br />

Eine spezialisierte, länderübergreifende<br />

medizinische Ausbildung für Bergrettungsärzte<br />

im Alpenraum gibt es noch<br />

nicht, es wird aber daran gearbeitet.<br />

„Medizinische kenntnisse allein reichen nicht,<br />

man braucht auch <strong>als</strong> arzt bei der Bergrettung alpine<br />

Erfahrung, sonst hält man bei einem Einsatz im<br />

Gelände <strong>die</strong> rettungstruppe auf. teamgeist ist<br />

essenziell. Bei einem Einsatz mit 15 oder 20 leuten<br />

muss man sich selbst zurücknehmen <strong>können</strong> und <strong>als</strong><br />

arzt auch bei nicht-medizinischen dingen zupacken,<br />

etwa beim Bauen einer provisorischen Seilbahn<br />

oder beim tragen eines Patienten.“<br />

Dr. Tobias Huber, Ass.-Arzt für Anästhesiologie und<br />

Intensivmedizin, Landesarzt der Bergrettung OÖ<br />

Ärztin Teil des Teams. Die Bereiche, mit denen er bzw. sie es zu tun hat, sind z. B.<br />

Unterkühlung und Erfrierungen, internistische Notfälle wie Herzinfarkte, Trauma-<br />

und Wundversorgung, Platzwunden, Sonnenstich und Hitzeschlag, Abschürfungen<br />

und Knochenbrücke. Was einen Einsatz im Gebirge von der normalen Notfall-<br />

medizin unterscheidet sind <strong>die</strong> eingeschränkten Mittel, <strong>die</strong> im Wesentlichen in<br />

einen Rucksack passen müssen. Schmerzmittel, Verbandszeug, EKG & Co. sind<br />

zwar Standard, eine Vollnarkose oder andere Behandlungen, <strong>die</strong> mehr Aufwand oder<br />

größere Geräte erfordern, sind aber nicht drinnen. „Wer <strong>als</strong> Arzt bei der Bergrettung<br />

mitmacht, sollte Interesse an improvisierter Medizin haben und muss außer- »<br />

Übungseinsatz der OÖ Bergrettung im Hintergebirge:<br />

Zusätzlich zur Medizin sind für ÄrztInnen technisches Können und alpinistische Erfahrung notwendig.<br />

© Bergrettung OÖ<br />

dem konditionell topfit sein. Manche Einsätze bringen einen an <strong>die</strong> Grenze der körperlichen<br />

Leistungsfähigkeit, allerdings ist der Zeitstress weniger <strong>als</strong> z. B. im OP: Am Berg kann es nicht<br />

um Sekunden gehen. Bis ein Einsatz startklar ist, vergeht oft eine Stunde“, so Dr. Tobias Huber,<br />

Assistenzarzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin im LKH Vöcklabruck und Landesarzt<br />

der Bergrettung OÖ.<br />

medizinisches Wissen weitergeben<br />

Genau wie bei den anderen rund 20 Medizinern bei der OÖ Bergrettung besteht sein Job<br />

nicht nur aus ärztlichen Einsätzen im Gebirge, sondern zu einem beträchtlichen Teil auch aus<br />

„ich habe <strong>die</strong> Berge vor der Haustür und verletzte Wanderer und<br />

Wintersportler gehören ohnehin zu meinen Patienten. da hat sich<br />

das Mitmachen bei der Bergrettung einfach ergeben. Mit den<br />

kollegen bei Schlechtwetter oder in der Finsternis aufzusteigen,<br />

Blitzopfer und Patienten mit knöchelbruch zu versorgen und sie<br />

heil nach unten zu bringen: So etwas schweißt zusammen.<br />

Man lernt außerdem viel, z. B. Seil- und Bergetechniken. auch<br />

in meiner Freizeit bin ich gerne in den Bergen unterwegs.<br />

Es gibt nichts Schöneres, <strong>als</strong> im Winter auf Schitour zu gehen.“<br />

Dr. Holger Grassner, Allgemeinmediziner,<br />

Bergrettung Ortsstelle Hinterstoder<br />

„Bei der Bergrettung habe ich ein enges netz an Gleichgesinnten.<br />

ich kann dort eine gute technische ausbildung erwerben und<br />

anderen Menschen nicht nur <strong>als</strong> arzt helfen, sondern auch mit<br />

meiner alpinistischen Erfahrung. das verbindet persönliche neigung<br />

und Beruf. Medizinisch wird man am Berg auf den Boden des<br />

Machbaren geholt, weil man mit wenig Mitteln auskommen muss.<br />

Bewegende Situationen sind vor allem jene, in denen ich mithelfe,<br />

unfallopfer zu versorgen, <strong>die</strong> ich persönlich durch den alpinsport<br />

kenne. <strong>die</strong> gemeinsame Zeit am Berg verbindet einfach.“<br />

Dr. Stefan Trautwein, Allgemeinmediziner,<br />

Bergrettung Ortsstelle Grünau im Almtal<br />

oÖ ÄrZtE Juli / august 2012 » Seite 10 oÖ ÄrZtE Juli / august 2012 » Seite 11<br />

Der Rettungshubschrauber kann nur tagsüber bei passendem Wetter fliegen.<br />

organisatorischen Aufgaben und<br />

Schulungstätigkeit. Die Ärzte geben<br />

ihr Wissen an andere Mitglieder<br />

der Bergrettung weiter, etwa in<br />

Erste-Hilfe-Kursen, und nehmen<br />

an Sitzungen teil. Wie hoch der<br />

Gesamtaufwand ist, hänge von der<br />

Ortsstelle und der Region ab, so<br />

Dr. Huber: „Bei mir in Ebensee<br />

gibt es fast jede Woche ein Übung,<br />

was nicht heißt, dass man immer<br />

dabei ist. Bei der Bergrettung weiß<br />

man, dass Ärzte wenig Zeit haben.<br />

Dafür beschäftigen sie sich beruflich<br />

dauernd mit Medizin, weil sie<br />

etwa Personen nach Stürzen oder<br />

Lawinenunfällen versorgen. Einsätze<br />

gibt es ein paar Mal im Jahr, in<br />

Regionen mit viel Tourismus sind es<br />

natürlich mehr. Schwere Bergdramen<br />

sind zum Glück selten dabei.“<br />

Grundsätzlich sind bei der Bergrettung<br />

Ärztinnen und Ärzte aus allen<br />

Richtungen willkommen. Viele<br />

sind Allgemeinmediziner, weil sie<br />

Gemeindeärzte vor Ort sind. Fachgebiete,<br />

<strong>die</strong> am Berg eine besondere<br />

Rolle spielen, sind neben der Notfallmedizin<br />

auch Unfallchirurgie,<br />

Innere Medizin und Anästhesiologie.<br />

Wichtig ist für Dr. Huber, sich<br />

<strong>als</strong> Mitglied der Bergrettung auch<br />

privat für <strong>die</strong> Natur zu begeistern:<br />

„Für mich bedeuten Berge Freiheit.<br />

So oft ich Zeit habe, zieht es mich<br />

hin <strong>–</strong> und meinen Kollegen geht es<br />

genau so.“<br />

■<br />

Mag. Isabella Ömer<br />

© Fotolia.de

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