Retrospektive zum 70. Geurtstag von Rudolf L. Reiter

Rudolf L. Reiter
Retrospektive zum
70. Geburtstag
In memoriam
Hilde Amalie Reiter

Bad Homburg
6. Juni - 29. Juni 2014
Rudolf L. Reiter
„Quelle und Schöpfung“
Von der Romantischen Moderne
bis zum Abstrakten Expressionismus.
Berlin
7. Juni - 29. Juni 2014
galerie
kunst am gendarmenmarkt
Rudolf L. Reiter
„Dèjá-Vu - Gesichter meines Lebens“
Die vierte Dimension.
Erding
13. Juni - 29. Juni 2014
Rudolf L. Reiter
„Quelle und Schöpfung“
Stadt Erding
Frauenkircherl, Schrannenplatz
Retrospektive zum 70. Geburtstag
„In memoriam Hilde Amalie Reiter“
Erding
30. August - 7. September 2014
Rudolf L. Reiter
„Schöpfung aus dem Nichts“
Das Spätwerk
„In memoriam Hilde Amalie Reiter“

Ausstellungsprogramm Frauenkircherl Erding
Vernissage der Ausstellung
Rudolf L. Reiter „Quelle und Schöpfung - In memoriam Hilde Amalie Reiter“
Freitag 13. Juni 2014, 19.30 Uhr, Frauenkircherl Erding
ERÖFFNUNG DER AUSSTELLUNG DURCH DIE STADT ERDING
LAUDATIO
Josef Erhard, Ministerialdirektor Kultusministerium a.D.
„Das Weltenbild hinter dem Werk von Rudolf L. Reiter“
LESUNG
„Quelle und Schöpfung“
Der Schauspieler und Sprachgestalter Bodo Bühling liest
unveröffentlichte Gedichte von Florian Roder, der Autor ist anwesend
* * *
Geburtstagssoiree - Festakt
Dienstag 24. Juni 2014, 19.30 Uhr, Frauenkircherl Erding
BEGRÜSSUNG
Ludwig Kirmair, Kulturreferent der Stadt Erding
GRUSSWORT
Max Gotz, Oberbürgermeister
LAUDATIO
Gisela Hesse, Kuratorin Galerie im Schlosspavillon Ismaning
„Von der Romantischen Moderne bis zum Abstrakten Expressionismus“
- Einladungskarte ist gleich Eintrittskarte -
* * *
Der Künstler Rudolf L. Reiter im Kontext mit dem Gesamtwerk Knut Hamsuns
Mittwoch 25. Juni 2014, 19.30 Uhr, Frauenkircherl Erding
Der Autor Manfred Trautmann liest Hamsun
SEGEN DER ERDE - VICTORIA - HUNGER
MUSIKALISCHE BEGLEITUNG
Juliane Gredmeier, Geige und Gesang
Werner Keterer, Ziehharmonika
Manfred Trautmann liest
„Bis unsere Leben wieder eins sind“, R.L. R., 1978
„In memoriam Hilde Amalie Reiter“
Juliane Gredmeier singt „Ave Maria“
Frauenkircherl Erding, Schrannenplatz
Freitag 13. Juni bis Sonntag 29. Juni 2014,
täglich von 10.00 - 12.00 Uhr und 14.00 - 19.00 Uhr
Montag geschlossen
Stadt Erding
Frauenkircherl, Schrannenplatz

Vorwort zum Ausstellungskatalog Rudolf L. Reiter
Liebe Kunstfreunde,
wenn der große Erdinger Künstler Rudolf L. Reiter in diesen Tagen in seiner Heimatstadt ausstellt,
schließen sich mehrere Kreise: Erstens ist die Schau im Frauenkircherl Teil eines Ausstellungs-
Zyklus‘, der außer Erding Veranstaltungen in Berlin und Bad Homburg umfasst. Nur als Ganzes
lassen sich die Schauen betrachten, wie ein Kreis sind sie in sich stimmig, ohne dass ein Anfang
oder Ende zu bestimmen wäre.
Stolz macht mich vor allem die Fülle und die Qualität dieser Retrospektive. Reiter hat dazu Werke
zusammengetragen, die sich mittlerweile weltweit im Eigentum von Sammlern oder Galerien
befinden. Viele Exponate sind hier zum ersten Mal zu sehen, nachdem sie oft direkt aus dem
Atelier des Künstlers in die Hände von privaten Besitzern wechselten und so nur selten oder gar
nicht einem öffentlichen Publikum zugänglich waren. Gerade für Erding sendet Reiter damit ein
wichtiges Signal: Große Kunst muss nicht zwangsläufig in den Metropolen entstehen. Der Puls
der Zeit lässt sich auch am Rand der Kunstzentren fühlen, ebenso wichtig ist ein von Ruhe und
Konzentration geprägtes Umfeld, um eine große künstlerische Begabung zu formen. Die Ausstellung
in Berlin greift diesen Gedanken unter dem Titel „Deja Vu – Gesichter meines Lebens“
auf, indem sie Bilder zeigt, in denen der Erdinger die Einflüsse bedeutender Künstler und Menschen
verarbeitete.
Ein weiterer Kreis, der sich vollendet, ist zweitens der Anlass, dem wir die Ausstellungen verdanken:
Rudolf L. Reiter feiert in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag und er gibt uns einen Überblick,
was in seinem künstlerischen Leben war, was ist und was vielleicht noch kommt. Zu sehen sind
so unter anderem frühe Arbeiten auf Papier, wo sich der Künstler intensiv mit seiner Heimat,
dem Erdinger Moos, auseinander setzte, und die Anfänge der informellen Malerei. Zu sehen
sind darüber hinaus Bilder, die Reiter einst auf der Kunst-Meile in der Leopoldstraße in München
verkaufte, aber auch aktuellste Werke wie Arbeiten in Öl auf großen Aluminium-Platten. Die Lust,
mit verschiedenen Materialien und Techniken zu experimentieren, hat ihn nicht verlassen und
weist in die Zukunft.
Schließlich setzt Reiter mit der Wahl des Ausstellungsortes ein Zeichen. Er kehrt nicht nur zurück
in die Stadt, in der seine künstlerische Laufbahn begann. Er kehrt auch zurück an den Ort, den
es ohne seine Initiative vielleicht nicht geben würde. Denn vor rund 40 Jahren trug Reiter maßgeblich
dazu bei, aus dem Frauenkircherl einen Veranstaltungsort zu machen. Der dritte Kreis
schließt sich.
Max Gotz
Oberbürgermeister der Stadt Erding

www.landkreis-erding.de/bauernhausmuseum
Der
LanDkreis
erDing
gratuLiert
Rudolf l. ReiteR
zum 70. GebuRtstaG

Grußwort
zum Ausstellungskatalog Rudolf L. Reiter
Liebe Freunde der Kunst,
wenn sich im Laufe der Jahrzehnte die Werke eines Künstlers zu einer sol-chen Fülle verdichtet haben, dass sich
die Umrisse eines Lebenswerkes immer deutlicher abzeichnen, ist es verlockend und reizvoll, den Kräften nachzuspüren,
aus denen diese Arbeit erwachsen ist.
Das Wirken des Erdinger Malers Rudolf L. Reiter, das wir in seiner bisheri-gen Gesamtheit überblicken können,
stellt sich mit jedem Schritt als sinnvol-ler Abschnitt seines Lebensweges dar, den er folgerichtig und zielstrebig mit
seinem künstlerischen Schaffen gegangen ist.
Auch die Schritte, die von dem von Anfang angestrebten Ziel, einmal sich ganz der Malerei und plastischen Kunst
zu widmen, scheinbar abführten, erweisen sich in der Rückschau als durchaus sinnvoll, auch wenn es dem jungen
Rudolf L. Reiter sicher nicht leicht gefallen ist, dem Wunsch seines Vaters nachzukommen, sich zum Buchdrucker
ausbilden zu lassen und ei-ne Grafikerlehre zu absolvieren. Heute ist unser Künstler dankbar, auf die Fähigkeiten
und Kenntnisse, die er in diesen beiden Ausbildungen erwer-ben konnte, bei der Gestaltung seines Lebenswerkes
zurückgreifen zu können.
Hierin findet auch die gediegene, präzise und exakte Darbietung und Aus-gestaltung seiner Kunstwerke ihre überzeugende
Erklärung. Dies gilt für al-le Einzelausstellungen ebenso wie für seine vollendet gestalteten Kunst-mappen,
Buchveröffentlichungen und Kunstblattfolgen.
Dennoch kann nicht verkannt werden, dass ein berufliches Eingebunden-sein in ein grafisches Gewerbe der schöpferischen
Begabung und dem künstlerischen Ausdrucksvermögen von Rudolf L. Reiter zu wenig Raum gegönnt
hätte. Erst als eigenständiger Maler und Bildhauer konnte er sich seinen Themen frei zuwenden und sie entsprechend
gestalten. So drängte es in den frühen Jahren unseren Künstler immer wieder, seiner Erdinger Heimat in
zahlreichen Bildern Ausdruck zu verleihen. In stets neuen Sicht-weisen hat er uns so die vertraute Welt des Erdinger
Mooses neu ge-schenkt.
Für jeden Künstler, der sich auf das Gebiet der Kunstwelt begibt und dort heimisch werden will, gibt es Vorbilder,
zu denen er eine besondere Nähe empfindet. Für Rudolf L. Reiter waren dies die Erdinger Maler Hiasl Maier und
Franz Xaver Stahl. Aus Anlass der 750-Jahr-Feier der Stadt Erding wurde im Herbst 1978 eine Sammelausstellung
gezeigt, die den drei Künst-lern in gleicher Weise galt. Gleichsam immer präsent war Rudolf L. Reiter lange Zeit in
seiner ersten eigenen Galerie, die er in der Färbergasse eröff-nete. Später folgten sein Atelier am Rätschenbach
mit permanenter Ausstel-lung, die Galerie Stiftungspark im Bräuhausviertel Erding und heute die Dauerausstellung
Rudolf L. Reiter im Museum Erding.
Die Bindung unseres Künstlers an seine Heimatstadt Erding ist nie verloren gegangen, hat er doch sein ganzes Leben
in der altbairischen Herzogstadt verbracht. Von hier aus ist er immer wieder aufgebrochen und viele Wege gegangen,
um sich Anregungen für sein Schaffen zu holen, seinen Hori-zont zu erweitern und den Werken aus Kunst
und Literatur an den Original-schauplätzen zu begegnen. Beispielhaft sei die lebenslange Verbindung von Rudolf
L. Reiter zum Werk und zur Heimat des norwegischen Dichters Knut Hamsun genannt. Im Bereich der abendländischen
Kunst fühlte er sich besonders der Epoche der Romantik und dabei insbesondere einem ihrer Hauptvertreter,
nämlich Caspar David Friedrich, verbunden. Diese Verbindung war so intensiv, dass man Rudolf L. Reiter als den
wichtigsten Vertreter der romantischen Moderne kennt.
Besondere Akzente konnte er mit seinen Werken auch diesseits und jen-seits des Atlantiks setzen. Erinnert sei nur
an die philosophisch orientierten Kunstaktionen: Feuer, Wasser, Luft und Erde.
In der Auseinandersetzung zwischen Vollendung und Unendlichkeit, die die Kunstgeschichte durchzieht, finden wir
Reiter auf der Seite derer, die dem Unendlichen zugewandt und doch der Erde treu geblieben sind.
Martin Bayerstorfer
Landrat

Grußwort

Dem 1944 in Erding geborenen Maler Rudolf L. Reiter werden
aus Anlass seines siebzigsten Geburtstages umfassende Ausstellungen
gewidmet. Die Ausstellungen vergegenwärtigen
Reiters ebenso intensive wie konsequente Arbeit am Bild über
nahezu zwei Generationen und macht deutlich, dass Reiter
nicht nur zu den bedeutenden Künstlern gehört, sondern über
Jahre hinweg eine immer wieder grundlegende Arbeit in der
R. L. Reiter „Quelle und Schöpfung“, Kulturzentrum Englische Kirche, Bad Homburg
Malerei geleistet hat. Wurden Reiters Bilder in den siebziger
und achtziger Jahren im Umfeld von „Tachismus“ und „Informell“
als Arbeiten einer jungen, internationalen Kunst gewürdigt,
so zeigt der Werküberblick heute, in welchem Ausmaß
seine Offenheit für das Experiment, seine Bereitschaft, die eigene
Arbeit immer wieder in Frage zu stellen, die Aktualität dieser
Bilder und die küntlerische Vitalität des Malers begründen.
So nimmt Rudolf L. Reiter neben Sigmar Polke und Gerhard
Richter in der internationalen Kunstszene eine herausragende
Stellung ein.
Die in den Ausstellungen vorgestellte Werkauswahl von ca. je
30 Gemälden aus den letzten vier Jahrzehnten bietet einen gelungenen
Überblick des kontinuierlich sich entwickelten Schaffens
von Rudolf L. Reiter. Zum ersten mal wird der Portrait-
Zyklus der Menschenbilder gezeigt. Seine Motive stammen
aus der eigenen Vergangenheit - Fragmente und Fundstücke
aus einer katholischen Kindheit und dem festen Glauben an
die Wiedergeburt. Konturen verschwinden in diffusem Licht,
Mutmaßungen und Erinnerungsfetzen täuschen den Betrachter.
Reiters figurative Kunst vereint Handwerkskönnen und Beseeltheit
in einem. Der Künstler hat einen zwanghaften Hang
zur Rückschau - jedes Bild wird zum Psychogramm aus dem
Fundus seiner Gefühlswelt.
Victoria Reiter, 2014

Auf den
Spuren der
Blauen Blume
Leitbilder und Lebensmotive
bei Rudolf L. Reiter
Situation
Mitte Februar 2014, in dem Erdinger Atelier —
übervoll mit Werken, aber auch Erfahrungen
und Träumen des begnadeten Künstlers und
genauen Handwerkers. In dem er zahlreiche
seiner Bilder schuf, auch jene Porträts, die in
der Retrospektive zum 70. Geburtstag auf seine
geistige Ahnenreihe hinweisen. Voll auch mit
Erinnerungen an seine Frau Hilde, die vor fünf
Jahren überraschend verstarb und ihm seither
fehlt wie das Atmen zum Leben. Ein treuliches
Andenken bewahrt er täglich. Und nur die Arbeit
an den Bildern hat ihn weitergetrieben, ungeachtet
der melancholischen Stimmungen, die
immer wieder auftreten.
Der Maler, fast siebzigjährig, mit Bart und schlohweißem
Haar, und dennoch voller produktiver
Einfälle, sitzt mir im weißblau-gestreiften Hemd
mit typischer Reiter-Mütze gegenüber. Früher
Nachmittag. Am Vormittag, bei schönem, kla-

en Wetter und vorsichtiger Frühlingsahnung,
hat ein Fototermin stattgefunden, für mein eigenes
Porträt, dem ich mit einiger Spannung
entgegensah. Rudolf Reiter bot mir überraschend
an, es zu fertigen und womöglich in
die Ausstellung aufzunehmen. Auf solche
Überraschungen muß man sich bei Reiter gefaßt
machen.
Wir suchen nach den Leitbildern und Lebensmotiven
dieses Menschen. Dass bei ihm
Lebensbewegung und Leitmotive zusammenfallen
ist für einen modernen Künstler keineswegs
selbstverständlich. Bei ihm erwächst
die Vielfalt der Motive und eingesetzten Stilformen
aus bestimmten Grunderlebnissen.
Sie sind es, die immer neu als bestimmende
Richtungsgeber auftauchen — Leitsterne seines
Lebens, die den inneren Himmel bevölkern.
Antriebe der höheren Seele, die mit zeitweiliger
Besessenheit das ganze Bewusstsein
ausfüllen.
Und wir suchen nach Persönlichkeiten, die als
Vorbilder und Anreger im Schicksalsgeflecht
von Rudolf Reiter eine maßgebende Rolle gespielt
haben.
20. Jahrhundert geworden ist. Wir reden natürlich
von Joseph Beuys.
Ich spreche bewusst von Begegnungen, die
aus dem untergründigen Schicksalsgeflecht
auftauchen. Die Lehre von Reinkarnation und
karmischer Verursachung war dem Orient
immer vertraut; im Abendland wurde sie von
führenden Geistern des 18. Jahrhunderts wie
Lessing und Goethe ernsthaft bedacht, in Gedichten
und philosophischen Essays thematisiert.
Doch eine wissenschaftliche Lehre dieses
gewaltigen Gebiets? Bis in Einzelzüge karibischer
Verursachung und methodischer
Ausarbeitung? Rudolf Steiner ist der erste,
der dies wagte. Mit einer Fülle von neuen Forschungen
und Darstellungen zu allgemeinen
Gesetzen und individuellen Schulungsanregungen
für den eigenen Innenweg. Seinen
Schülern gegenüber bezeichnete er dies als
die eigentliche Lebensaufgabe, die er für das
abendländische Bewusstsein zu leisten habe
— gleichsam das mitgebrachte Karma.
Schicksalsbegegnungen
Rudolf Reiter hat sich immer anders gefühlt
als die meisten Menschen seiner Umgebung.
Unverstandenheit
Zeitlebens war er ein Sucher und geistiger
Grenzgänger. Immer trieb es ihn, „Reflexionen
der Unendlichkeit“ aufzufinden, wie der
Titel der Garchinger Ausstellung von 2013 es
andeutet — Spiegelungen geistiger Verhältnisse
in den Sinnlich-Gegebenen, die es zu
erproben und ergründen galt. Mit einer Intensität
und Ausschließlichkeit, wie sie zuletzt die
Romantiker und Symbolisten des 19. Jahrhunderts
aufbrachten. Und wie man sie heute, im
Zeitalter der Beliebigkeit, kaum noch findet.
Mit einer Ausnahme. Mit der Ausnahme einer
Persönlichkeit des öffentlichen Lebens,
die nicht nur interessante Werke in die Welt
gestellt hat, sondern die Grenzen der Kunst
selber zum Schlechthin-Menschlichen verschob.
Die mit dem Leitwort „Jeder Mensch
ein Künstler“ der einflussreichste Vordenker
einer grundlegend neuen Ästhetik im
R. L. Reiter „Knut Hamsun“
Ausschnitt, Öl auf Leinwand, 56cm x 42cm, 2013
Schicksal wirkt im Zuspielen der Werke von
Knut Hamsun an den jungen Rudolf Reiter
— durch einen Unbekannten, der ihn auf der
Strasse anspricht, den literarisch Ungeschla-

genen auf das Werk des Norwegers hinweist
und ihm die Gesamtausgabe des Dichters
schenkt. Die literarische Begegnung wird
bekanntlich zum Schlüsselmotiv des jungen
Künstlers — bis zu ungeahnten Folgen für die
gesamte Lebensgestalt.
Schicksal ist es selbstverständlich, dass Rudolf
Reiter Joseph Beuys begegnet; dass er
sein fachlicher Assistent in Druck- und Verlagsfragen
wird. Dass Rudolf Steiner der große
Anreger von Beuys im Hintergrund ist, entdeckt
er erst nach und nach. Besonders die
Wandtafelzeichnungen sind hier zu nennen,
wie auch die Lehre von der sozialen Dreigliederung,
welche Beuys maßgebend anregt zu
seinem erweiterten Kunstbegriff. Von einer
unselbstständigen Übernahme soll hier nicht
die Rede sein. Dazu war der Künstler viel zu
eigenständig. Aber von einer echten Schülerschaft,
die grundlegende Anschauungen
des Lehrers in eigene Sprache übersetzt und
damit zum wirkmächtigsten Künstler des 20.
Jahrhunderts wird.
1977 arbeitet Reiter für den Idion Verlag
im Druckhaus Matthieu, Zürich. Es gilt, Joseph
Beuys Wandtafel „Letter from London“
drucktechnisch umzusetzen. Man
entscheidet sich für Steindruck auf Matt -
Lithopapier, kaschiert auf Holz. Wieder ist
Reiter für die Ausführung und Drucküberwachung
verantwortlich.
Schicksal wirkt in den Begegnungen, die uns
unbewusst zusammenführen, vermittelt durch
den menschlichen Willen — jene Kraft, die,
von der modernen Psychologie noch ganz ungewürdigt,
sich betätigt in den tief schlafenden
Beziehungen des Leibes.
Schicksal wirkt im Lesen eines Artikels über
eine Ausstellung im Nachbarort Ismaning, die
zum Besuch derselben und schließlich zu einer
vertieften Beziehung mit dem Maler führt.
Schicksal ist kein Automatismus, keine Einbahnstraße
oder einsinnige Botschaft. Es ist
etwas, das man erst lesen lernen muss, wie
die Zeichen einer unbekannten Schrift; das
man ertasten kann und um dessen Gewahrenden
man immer wieder ringen wird. Es ist
mit Täuschung und Abwegen notwendig verknüpft
und kann gerade dadurch den modernen
Geist ansprechen. Eine faustische Gesinnung
gehört unabdingbar zu ihm. Johannes
Kepler, der große Astronom, der den Beginn
der Neuzeit mit seinen Entdeckungen einläutete,
war auch ein großer Astrologe. Seinen
Ausspruch: „Die Sterne bestimmen nicht, sie
machen geneigt“, kann man sinngemäß auf
das Wirken des Karmas anwenden. Es liegt
in der Freiheit des Individuums, die überall
entgegentretenden karmischen Keime aufzugreifen
und schöpferisch weiterzuentwickeln
— oder auch den Zugang durch Wegblicken
zu verstellen.
Ein gewaltiges Schicksalsgeflecht liegt hinter
allem. Ein Geflecht, das sinnige Künstler nicht
umsonst mit einem Teppich verglichen haben.
Die Vorderseite des Lebensteppichs zeigt das
Bild der Verhältnisse, aber die inneren Bezüge
und Verursachungen werden erst sichtbar,
sobald man hinter das Gewebe schaut.
Es gibt Menschen, die ein kräftiges Gefühl für
dieses Hintergründige haben, das aus den
Tiefen ihres Seele auftaucht und zum Bewegungsanlass
wird. Zu ihnen gehört Rudolf
Reiter. Was er als Deja-vu-Erlebnisse an bestimmten
Orten oder bestimmten literarischen
Begegnungen immer wieder hatte, wurde auf
diese Weise zu lebendigen Leitmotiven seines
Schaffens. Zu sichtbaren Bildern: „Ich möchte
Unsichtbares sichtbar machen.“ Rudolf Reiter,
Bass-Museum 1990, USA
Schöpfung aus dem Nichts
Die Retrospektive des Lebenswerkes von
Rudolf Reiter trägt den Titel „Schöpfung aus
dem Nichts“ Soll dies nicht phantastische Anmaßung
oder freies Spiel der Phantasie sein,

R. L. Reiter „Victoria - Warten auf Johannes - Herrenhof“ Öl auf Leinwand, 100cm x 100cm, 2012
bedarf es der Erläuterung. Dies kann hier nur
in Umrissen geschehen, eine große Entwicklungsperspektive
andeutend.
In der christlichen Theologie bezieht sich die
Idee einer Schöpfung aus dem Nichts auf das
Wirken der Dreieinigkeit, speziell des Vatergottes.
Dort finden sich aber, was den geistigen
Gehalt betrifft, lediglich Nachklänge der
altorientalischen Lehre. In Rudolf Steiners
Geisteswissenschaft werden diese Dinge beschrieben
und in eine umfassende Zukunftsperspektive
gestellt. Dies betrifft nicht bloß den
Ausgangspunkt, sondern genauso den Zielort
der Schöpfung. Da Steiner keinen darwinistischen
Zufall gelten lässt, entsteht die große
Frage: Woraufhin ist der Mensch angelegt von
den Schöpfergeistern? Was ist seine eigentliche
Mission? Kann er aus den mitgebrachten
Bedingungen heraustreten — oder ist er auf
ewig an das Vorgegebene gebunden?
Die Pflanzenwelt zeigt uns diese Gebundenheit.
Sie wechselt zwischen zwei Polen, die
geistig sind, aber nichts Neues hervorbringen.
Steiner nennt sie Evolution und Involution.
Die Pflanze in ihrer Gestalterdung (Metamorphose)
kommt in die äußere Erscheinung,
bildet Blätter, Stengel, Blüte, Frucht usw. Das
ist die Seite der Evolution, die von der äußeren
Wissenschaft der letzten Jahrhunderte
wunderbar genau erfasst wurde. Die andere
Seite geht bereits ins Unsichtbare und bedarf
eines lebendigen Denkens. In den Augen von

Rudolf Steiner war Goethe der Vordenker einer
neuen Wissenschaft, die das Geistige des
Pflanzenwesens mitbeschreibt — von Goethe
als „Urpflanze“ angesprochen. Die jeweilige
Pflanze verschwindet nicht im Nichts, sondern
kehrt auf der Ebene der Lebenskräfte zurück
zu ihrem Wesensort. Diese zweite Bewegung
nennt Steiner „Involution“ als notwendigen Ergänzungsbegriff.
Zwischen Evolution und Involution
schwingt alles erscheinendes Sein.
Doch niemals könnte dadurch Neues in die
Welt kommen. Die Pflanze lebt in ewiger Wiederholung.
Ein neuer Einschlag kann nur zustandekommen,
wenn er das Gesetz von Evolution
und Involution durchbricht. Das aber
bezeichnet die Idee einer „Schöpfung aus
dem Nichts“. Nach Steiners Entwicklungslehre
ist der Mensch heute so weit fortgeschritten,
dass er zum Schöpfer aus dem Nichts werden
kann. Voraussetzung dabei ist, dass er eine
höhere Bewusstseinsform anstrebt, die über
das Verstandesdenken hinausgeht. Tut er
dies, so werden seine seelischen Tätigkeiten
zu Keimen für spätere Weltschöpfungen.
Ja, Steiner geht noch weiter in der Analyse
der Verhältnisse. Die gegenwärtige Lage der
Menschheit mit katastrophalen Naturzerstörungen
hängt für ihn unmittelbar zusammen
mit jenem großen Geschehen. Das Tragische
ist, dass die Menschen schon schöpferisch
tätig sind, ohne sich das klar zu machen. Wie
oft, ist Steiners Denken genau und emphatisch
zugleich. Genau, insofern er ein solches
Ideal in der alltäglichen Welt als wirksam ansieht;
emphatisch, insofern er große Zukunftsentwicklungen
im Auge hat. Wüsste der moderne
Mensch, dass er bereits schöpferisch
wird, würde er weit verantwortlicher umgehen
mit seinem Bewusstsein. Das Tragische ist
aber notwendig, damit sich der Mensch aus
seiner Freiheit heraus zu der neuen Verantwortung
entscheiden kann. Die freie Tat ist
das Wesentliche, was die Menschheit zu dem
Kosmos hinzubringt. Auf diese Weise wird
manches Schwierige verständlich, was sonst
unbegriffen bliebe.
Auf welchen Feldern sieht nun der Geisteswissenschaftler
die neue Tätigkeit? Drei Felder
sind es, auf denen sich der Mensch in seinem
Wesen ausleben kann. Das eine hängt
mit der freien Erkenntnisfähigkeit zusammen.
Der Mensch wird dort schöpferisch, sobald
er diese im lebendigen Denken frei ergreift —
er wirkt zerstörerisch, solange er in den alten
Denkformen verharrt.
Das zweite Gebiet ist das Feld des künstlerischen
Schaffens und Genießens. Jedes ästhetische
Urteil und jedes Hervorbringen eines
Werkes hat Folgen und Ausstrahlungen
in die Zukunft. Und auch jetzt hängt alles von
der Bewußtseinsverfassung des Menschen
ab. Das dritte, am schwersten zu ergreifende
Gebiet ist das des moralischen Handelns.
Auch hier, wo der menschliche Wille zur Geltung
kommt, gilt, dass jede Handlung eines
Menschen zum Keimpunkt einer neuen Erde
werden wird.
R. L. Reiter „Victoria“
Öl auf Leinwand, 80cm x 100cm, 2006
Museum Erding
Ein hervorbringender Künstler auf dem Gebiet
der Malerei und der Plastik wird im Besonderen
mit dem mittleren Bereich zu tun haben.
Das hängt, menschenkundlich gesprochen,
mit der Verwandlung von Gefühl und Stimmung
zusammen. Sie werden aus passiven
Inneneregnissen zu aktiven Weltorganen. Bei
Rudolf Reiter ist diese Bewegung vor allem in
seiner modernen Anknüpfung an die romantische
Bewegung zu bemerken. In ihr (und
speziell der Frühromantik mit Friedrich Schlegel
und Novalis) sind übrigens alle Grundgedanken
dieser neuen Ästhetik vorgezeichnet.
Wenn Novalis sagt: „Die Menschen sind allmächtige
Punkte,“ so weist er auf das schöpferische
Potential. Wenn er an anderer Stelle
ausführt: „Nur ein Künstler kann den Sinn der
Welt erraten“, weist er auf die gewaltige Aufgabe,
die diesem Gebiet zukommt. Wenn Novalis
die Kennzeichnung seiner Weltanschauung
als „Magischen Idealismus“ vornimmt, so

ist gleichfalls auf jene umfassende Perspektive
des Menschseins gewiesen.
Rudolf Steiner und Joseph Beuys haben aufgenommen
und im 20. Jahrhundert fortgeschrieben,
was in der romantischen Bewegung zum
ersten Mal keimhaft ausformuliert wurde. Bei
Rudolf Reiter kann man den Eindruck haben,
dass er dieser Frage der Schöpfung in besonderer
Weise verpflichtet ist. Einerseits in dem
unentwegten Fragen nach den Ursprüngen
der Welt, besonders in den vier Elementen
und ihren geistigen Grundbewegungen. So
in dem großen, über Jahrzehnte fortgesetzten
Projekt „Zeit der Wiederkehr. Feuer — Luft —
Wasser — Erde.“ (Katalog von 2006). Aber
hinter allem steht — so betont Reiter immer
wieder — der große Urrythmus der schöpferischen
Drei, wie wir ihn in der Vergangenheit
am tiefsten ausgeprägt in den keltischen Mysterien
finden.
Andererseits beobachten wir die Frage auch
in dem intuitiven Vorgehen beim Schaffen.
So hat er sich nie um Kritik und Vorbehalte von
außen gekümmert, sondern ist immer seinem
inneren Stern treu geblieben. Wohin ihn die Inspiration
geführt hat, dem hat er sich überlassen.
Und oft kamen zu seiner eigenen Überraschung
Werke in dem einen oder anderen
Stil hervor.
Wenn jemand sein Lebenswerk nach fünfzig
Jahren fleißigster Arbeit unter dem Titel
„Schöpfung aus dem Nichts“ vorstellt, so ist
das höchst anspruchsvoll, zumal, wenn man
den geisteswissenschaftlichen Hintergrund
bei Steiner verantwortlich mitdenkt. In Rudolf
Reiters Fall scheint mir das eingelöst. Mit seinem
Werk will er den Betrachter anregen, selber
zu schöpferischer Verarbeitung der ästhetischen
Angebote zu kommen — ein Schöpfer
in dem angedeuteten Sinne zu werden.
Florian Roder, März 2014
1) Novalis, Das philosophisch-theoretische Werk, Bd. 2, hrsg. von Hans-Joachim Mahl, München
1978, S. 227, Nr.1 (künftig N 1, 227 (1)).
2) S. Gerhard Schulz, Novalis. Leben und Werk Friedrich von Hardenbergs. Mit Selbstzeugnissen
und Bilddokumenten, Hamburg 1969.
3) Vgl. Florian Roder, Novalis. Die Verwandlung des Menschen, Leben und Werk Friedrich von
Hardenbergs, Stuttgart 1992, S. 724ff.
4) Das Novalis-Zitat findet sich in N 2, S. 737.
5) Vgl. Florian Roder, Menschwerdung des Menschen. Der magische Idealismus im Werk des
Novalis, Stuttgart 1997, S. 14ff und 30ff.
In meiner Dissertation habe ich versucht, den magischen, auf innerer Selbsttätigkeit beruhenden
Idealismus bei Novalis ausführlich und neu zu begründen. Ein neunstufiges Menschenbild
weist erstaunliche Ähnlichkeiten zur Geisteswissenschaft Rudolf Steiner auf.

R. L. Reiter - Pax Vobiscum, Öl auf Leinwand, 180cm x 320cm, 2009

Rauminstallation „Corpus Christi“, 120cm hoch, ca. Anfang 19. Jahrhundert

R. L. Reiter „Joseph Beuys“
Öl auf Leinwand, 100cm x 100cm, 2013

Dèjá-Vu
Gesichter meines Lebens
RUDOLF L: REITER - Porträt
Mit seinem aktuellen Zyklus von ungewöhnlichen
Porträts geht der Maler Rudolf
L. Reiter formal und inhaltlich neue Wege.
Wesentlich bei diesen Porträts ist der
Blick hinter die Fassade, das Erfassen
der Persönlichkeit in ihren vielen unterschiedlichen
Aspekten. Zum Beispiel die
Verbindung des Menschen mit seinen
Ideen, seinem Beruf, seiner Familie, aber
auch mit seinen Fantasien und seinem
imaginären Leben.
Eine beindruckende Folge von Bildern
sind die Porträts von Josef Beuys, dem
bedeutenden Herzchirurgen Bruno Reichart,
und aus Reiters persönlichem Umfeld
das Doppelbildnis vom Vater Rudolf L.
Reiters mit dem Künstler noch als Kind an
seiner Hand.
Gemeinsam ist diesen Arbeiten, dass
sie Menschen zeigen, die im Leben des
Künstlers eine entscheidende Rolle spielten.
Rudolf L. Reiter unterstützte Josef
Beuys bei seinen Editionen Mitte der
siebziger Jahre als Fachmann für Druck
und Typografie. Beuys gab dem jungen
Künstler mit seiner Philosophie und seiner
individuellen Mythologie wesentliche
neue Impulse. Das Bildnis des berühmten
Herzchirurgen, auch er ein persönlicher
Bekannter Reiters, weist durch Arbeitskleidung
und halb verhülltes Gesicht darauf
hin, dass der Beruf Berufung ist und
die Persönlichkeit dieses Menschen im
Wesentlichen bestimmt. Liebevoll und
freundlich wirkt dagegen das Bild von Vater
und Sohn.
In allen diesen Bildern dominiert ein kühles,
fast transzendentes blaues Licht, sie
wirken wie aus einer anderen Welt. Sie
sind Erinnerungsbilder an bedeutende
Menschen, aber auch Metaphern für deren
Leben und Wirken.
Ganz anders sind die lebensvollen Porträts
von Christine Neubauer. Mal vor romantischer
Landschaft, melancholisch lächelnd
hinter einem transparenten Tuch,
mal vor flammend rotem Hintergrund in
dynamischer Pose, erzählen die Bilder
von den unterschiedlichen seelischen
Aspekten einer faszinierenden Frau.
Ein weiteres Thema der neuen Bildserie
sind imaginäre Porträts von historischen
Persönlichkeiten, die dem Künstler durch
ihr exzessives, kompromissloses Leben
imponieren. Richard Wagner und König
Ludwig I. sind zu bewundern in ihrem typischen
Gewand und Habitus, doch sie
wirken seltsam fern und verfremdet, eben
wie aus einer anderen Zeit. Das Thema
Porträt begleitete das Schaffen Reiters
von seinem Frühwerk bis heute. Es stand
jedoch bisher nicht wie die neoromantischen
Landschaften und die informellen
Arbeiten im Mittelpunkt seines Schaffens
– auch wenn das imaginäre Bildnis von
Viktoria, der schönen Liebenden aus Knut

R. L. Reiter „Segen der Erde“ Öl auf Leinwand, 97cm x 72cm, 2013 R. L. Reiter „Victoria“ oder
„Liebe ist wie Blumen und Blut“
nach dem gleichnamigen Roman von Knut Hamsun
Dèjá-Vu
Gesichter meines Lebens
Öl auf Leinwand, 110cm x 100cm, 2012
Hamsuns gleichnamigem Roman, in seinem
Werk in vielen Variationen zu finden ist, ebenso
wie Bildnisse seiner Tochter und auch Auftragsarbeiten.
Seine Porträts versteht Reiter als Spiegel der
Seele und als Metaphern für Veränderung, Leben,
Tod und Wiedergeburt.
Die neuen Arbeiten Rudolf L. Reiters zeigen,
dass der Künstler mit ungebrochener Schaffenskraft
neue Ideen und neue Ausdrucksformen
für sich findet und frühere Themen immer
wieder verändert und weiterentwickelt.
Rudolf L. Reiter ist 1944 in Erding geboren
und lebt dort als freischaffender Künstler. Seit
vielen Jahren stellt er international aus, unter
anderem mehrfach in New York und in der
Provinz Hamaroy in Norwegen, außerdem in
Dallas, Washington, Tokio und Paris. Reiter erhielt
die Steuben-Medaille für Deutsch-Amerikanischen
Kulturaustausch und den Kulturpreis
des Landkreises Erding. Außerdem ist
er Ehrenmitglied der Hamsungesellschaft Hamaroy,
Norwegen, wo er ebenfalls ein Atelier
besitzt. Seine Werke befinden sich in zahlreichen
öffentlichen und privaten Sammlungen.
So zum Beispiel in der Sammlung der Städtischen
Galerie im Lenbachhaus, München,
in der Bayerischen Staatsgemäldesammlung,
München, der Sammlung H. Cohn, Los Angeles
USA, dem Hamsun-Museum, Hamaroy,
Norwegen. Viele seiner plastischen Arbeiten
stehen im öffentlichen Raum, so zum Beispiel
in München und am Münchner Flughafen im
Airport Center. Mit groß angelegten Kunstaktionen
erregte der Künstler öffentliches Aufsehen.
Sie hießen „Erde“ – Aktion im Olympiapark
1995, „Wasser“ – Performance Miami,
Florida, USA 1997, „Luft“ – Installation an der
Autobahn Mainburg 1998, und „Feuer“ – eine
Kunstaktion am Polarkreis in Island 2006.
Mit der Einrichtung einer ständigen Ausstellung
für die Sammlung Rudolf L. Reiter ehrt
das Museum Erding seinen bedeutendsten lebenden
Künstler. Diese Wertschätzung seines
künstlerischen Schaffens ist für Reiter Freude
und Befriedigung.
Gisela Hesse,
Kallmann Museum München, März 2013

Ich trage Ruhe in mir.
Ich trage in mir selbst die Kräfte,
die mich stärken.
R. L. Reiter, „Wandtafelnotizen zum Tode meiner Frau“
Paraphrase zu Rudolf Steiners Wandtafelzeichnungen
Öl auf Leinwand, 100cm x 110cm, 2013
Ich will mich erfüllen
mit dieser Kraft Wärme.
Ich will mich durchdringen
mit meines Willens Macht.
Und fühlen will ich,
wie Ruhe sich ergießt
durch all mein Sein,
wenn ich mich stärke,
die Ruhe als Kraft in mir zu finden,
durch meines Strebens Macht.
Wenn Ruhe der Seele Wogen glättet
und Geduld im Geist sich breitet,
zieht der Götter Wort
durch des Menschen Innres
Und webt den Frieden der Ewigkeiten
In allen Leben des Zeitenlaufs.
Innere
Ruhe
(Rudolf Steiner)

R. L. Reiter „Herzchirurg“
Öl auf Leinwand, 100cm x 100cm, 2013
„Operationen
am Herzen
sind medizinische
Wiedergeburten.“
Rudolf L. Reiter, 1993

R. L. Reiter „Herzchirurg“
Öl auf Leinwand, 100cm x 110cm, 2012
Begegnung mit dem Herzchirurg Prof. Dr. Bruno Reichart
Die fast grenzenlosen Transplantationsmöglichkeiten beim Menschen werfen die Frage nach den ethischen Grenzen dieser
medizinischen Form der Wiedergeburt auf.
Das Wesen des Denkens und Empfindens, die Seele des Menschen, bleibt vor den Augen der Wissenschaftler jedoch nach
wie vor verschwommen und rätselhaft.
Prof. Dr. Bruno Reichart ermöglichte dem Künstler Rudolf L. Reiter im Juni 1993 einer Herzoperation im Klinikum Großhadern,
München, beizuwohnen. Der Künstler Reiter begann seine Eindrücke, Empfindungen, Stimmungen während der OP,
seine Gedanken und Wünsche auf Leinwand und Papier festzuhalten.
Für den Künstler und Menschen Rudolf L. Reiter gehörte die Teilnahme an der Herzoperation zu den eindrucksvollsten
Erlebnissen in seinem Leben.
EPOCHAL 2000, Dr. Heike K. Schmidt-Kronseder

In memoriam
Hilde Amalie Reiter
geboren 5. Juni 1950 gestorben 16. März 2009
„Ich schaue auf das fließende Wasser und
staune, als hätte ich noch nie Sonne, Wolken
und Sterne gesehen – alles fließt.“
Panta Rhei
Wie soll ich jetzt weiterleben, wenn man von
einem Moment auf den anderen aus der Lebensbahn
geworfen wird, wenn der Tod einem
alles raubt, was man ist und war.
Alles für die Zukunft Erträumte ist ausgeträumt.
Das Bild der verstorbenen Hilde Reiter ist vielleicht
auf den ersten Blick nicht eines der erbaulichsten
Bilder des Künstlers, aber eines
der eindringlichsten.
Über einen Zeitraum von acht Monaten fertigte
Reiter geradezu obsessiv zahllose Porträts
und Zeichnungen – zahllose Fotografien von
seiner geliebten Frau an und begleitete sie
so auf ihrem letzten Lebensweg. Das Thema
Verfall und Tod hatte ihn schon oft beschäftigt.
Das Sterben der eigenen Frau wird Bestandteil
von künstlerischer Trauerarbeit. Drei einschneidende
Erfahrungen, betont Reiter, haben
sein Leben und seine Kunst geprägt: die
Geburt seines Enkels Ferdi 2005, die Krankheit
seiner Gattin Hilde 2008 und ihr Tod 2009.
Reiter hat das Gesicht seiner Frau Hilde mit
größerer Genauigkeit wiedergegeben als ihre
Kleidung und Hände. Somit vermittelt er dem
Betrachter indirekt, die Verblichene lebe fast
nur noch in seinem Geiste, in seinen Träumen.
Sie hat sich schon ein Stück weit in sich selbst
zurückgezogen – in eine andere, flimmernde
Welt, in ein anderes Sein.
Gleichzeitig hat man das Gefühl, dass nicht
nur in der Wahrnehmung der Erkrankten Außen-
und Innenwelt fast psychotisch miteinander
verschmelzen, sondern dass auch für
den Maler das Leiden von Hilde Amalie alle
anderen Erscheinungsformen in ihrer Eigenart
überlagert: Alles, der Tisch, das Buch, die
Kataloge, das informelle Bild im Hintergrund,
alles ist Hilde.
Etwas von der Heftigkeit und Zuversicht, mit
der sterbende Menschen oft noch gegen den
Tod aufbegehren, scheint in der Weise auf,
in der Reiter seine kranke Geliebte allumfassend,
raumgreifend, groß und unsterblich
macht; auf dem Gemälde allemal.
Sein Portät der Verstorbenen lässt seine innere
Beteiligung deutlich werden. Malend
spricht er nicht nur von der Einsamkeit, des
Für-sich-seins, der Erkrankten, sondern auch
des Betrachters in Ahnung dieser sich bald
auftuenden Trennung. Die fraktilen, differierten
Lebensabschnitte im abstrakten Bild des
Hintergrundes zeigen auf, dass Schmerz,
Leiden und Tod unabdingbar zu jeder Existenz
gehören. Der angedeutete, stufenweise
erscheinende Horizont ist ein Zeichen für die
Trauer angesichts des Verlustes der geliebten
Partnerin.
Kein Wort mehr – kein Ton mehr. Zugleich aber
bewahrt die Erinnerung daran, eine Stimme zu
vernehmen aus dem Jenseitigen, aus der Anderswelt
die Hoffnung in jedem Schmerz.
Es gibt Momente wie die Einsamkeit neben
einem Geliebten, der eingeschlafen ist – die
Unmöglichkeit, gemeinsam zu träumen oder
auch die Unmöglichkeit, den Weg des anderen
in den Tod wirklich zu verstehen und zu
teilen. Es ist die existenzielle Einsamkeit des
Menschen, die in solchen Momenten der Trennung
aufscheint und die sehr schwer künstlerisch
einzufangen ist.
Reiter ist dies gelungen.
Victoria Reiter, Juni 2009 E.N.

R. L. Reiter „In Liebe dein...“
Öl auf Leinwand, 60cm x 80cm, 2009
Reiters Portrait der kranken Hilde Amalie zeigt nicht nur Schwächen
und Hilflosigkeit, sondern auch eine demütige Leidenschaft.

R. L. Reiter, „In Liebe dein...“
Öl in Glas, 27 x 40 cm, 2007

R. L. Reiter, „In Liebe dein...“
Öl auf Holz, 60 x 60 cm, 2007

R. L. Reiter „Reflexionen der Unendlichkeit“ Öl auf Leinwand, 120cm x 120cm, 2013

R. L. Reiter „Reflexionen der Unendlichkeit“
Öl auf Leinwand, 200cm x 200cm, 2013
R. L. Reiter „Reflexionen der Unendlichkeit“
Öl auf Leinwand, 120cm x 100cm, 2013

ART/Jubiläumsedition
2014
Rudolf L. Reiter
„In Erinnerung an...“
Druckgrafik, Digitaldruck,
Blattgröße 80cm x 60cm,
Abbildung 46cm x 46cm,
Papier: handgeschöpftes Bütten,
Auflage: 14 Exemplare / 3 EA,
vom Künstler choloriert und signiert
860,- € (inkl. MwSt.)
70 Jahre R. L. Reiter
R. L. Reiter gehört zu den wichtigsten Künstlern des 20. Jahrhunderts, ist Dozent des Art Informel
und Meister der Energie Landart Aktionen.
Die Presse feiert ihn als einen der herausragenden deutschen Künstler und ist somit auch in der
breiten bundesdeutschen Künstlerszene angekommen.
Seit 2013 ist R. L. Reiter auch im hochpreisigen Kunstmarktsegment der internationale Durchbruch
gelungen.
Nun stehen im Sommer 2014 eine Einzelausstellung im Kulturzentrum Englische Kirche Bad
Homburg und in der Berliner Galerie Kunst am Gendarmenmarkt an.
Seine Heimatstadt Erding würdigt ihn mit einer umfassenden Retrospektive.
Zum großen Jubiläum des Künstlers erscheinen drei Original Lithographien in einer Auflage von
je 14 Exemplaren.

Sind sie Kunstsammler, Einsteiger oder auf der Suche nach einem besonderen Geschenk?
Sichern Sie sich ein einmaliges Dokument zeitgenössischen Kunstschaffens.
Bleibender Wert in einer vergänglichen Zeit.
Rudolf L. Reiter
„Panta Rhei“
Druckgrafik, Digitaldruck,
Blattgröße 80cm x 60cm,
Abbildung 46cm x 46cm,
Papier: handgeschöpftes Bütten,
Auflage: 14 Exemplare / 3 EA,
vom Künstler choloriert und signiert
860,- € (inkl. MwSt.)
Rudolf L. Reiter
„Quelle und Schöpfung“
Druckgrafik, Digitaldruck,
Blattgröße 80cm x 60cm,
Abbildung 46cm x 46cm,
Papier: handgeschöpftes Bütten,
Auflage: 14 Exemplare / 3 EA,
vom Künstler choloriert und signiert
860,- € (inkl. MwSt.)
galerie
kunst am gendarmenmarkt
Mohrenstraße 30 | 10117 Berlin
galerieamgendarmenmarkt.de
0151 14465066 oder 0173 2111889
SCHILLI & RENNERT GBR

Biografie Biography
Rudolf L. Reiter, geboren am 24. Juni 1944 in Erding bei München
Typografische Fachschule, München
Ausbildung zum Schweizer Degen
Meisterschüler des Malers und Grafikers Hans Spranger, München
Layouter und Grafiker in München
Beginn der romantischen Moderne – wichtigster deutscher Vertreter
Mitglied im Schutzverband Bildender Künstler, München
Eigenes Atelier als freischaffender Künstler in Erding
Der Zyklus Lichtfelder entsteht
Der Zyklus Bevölkerte Seelen ist der Anfang der informellen Malerei
Steubenmedaille für Deutsch-Amerikanischen Kulturaustausch
Ehrenmitglied der Hamsungesellschaft Hamaroy, Norwegen
Kulturpreis des Landkreises Erding
Dozent der Europäischen Akademie Institut Kunst, Monschau- Aachen
1995 Beginn der Landschaftsinstallation Zeit der Wiederkehr
Fertigstellung der Altarblätter Genesis/Apokalypse
Kunstaktion Atlantik, Miami, Florida, USA – Zeit der Wiederkehr
Ausstellungen/Auswahl Art Expo New York, Art Expo Dallas
Hamsun-Tage Norwegen, Hamsun-Museum Oslo
Bayer. Landesbank München, Airport München
Galerie Art 54 New York, Art Expo Tokio
Workshop Psychiatrie-Gesamtkunstwerk Dortmund
German-Cultur-Centrum, Goetheinstitut Washington – Metamorphosen
Art Autobahn – Zeit der Wiederkehr
Epochal 2000 – ein Gesamtkunstwerk
Galerie der Bayerischen Landesbank – Reflexionen
Donau Art 2000
Burghausen, Burg Dürnitz – Metamorphosen
Galerie Molitor, Paris – Zeit der Wiederkehr
Galerie S48, New York – Bilder und Plastiken
Finanzgerichtshof Art Atrium, München – Metamorphosen
Galerie Sieve, Berlin – Mysterien
Stadtresidenz Landshut – Mysterien des Lebens
Land Art im Römer-Kastell Abusina in Eining – Checkpoint Art
Zeit der Wiederkehr – Kunst-Aktion im Polarkreis Krafla-Island
Island Saga - Airport - Art Forum - Flughafen München
Wannen Kunst - Kurpark Bad Göging
Enfant terrible - Galerie + Atelier R. L. Reiter
Wandlung eines Künstlers - Kreissparkasse München-Starnberg
Werke in öffentlichen Sammlungen Works in public collections
Städtische Sammlung Lenbachhaus, München
Bayerische Staatsgemäldesammlung, München
Brunnen- und Denkmal, München
Stadt- und Landkreis, Erding
Sammlung H. Cohn, Los Angeles, USA
Hamsun-Museum, Hamaroy, Norwegen
Sammlung Deutsche Aerospace, Airport München
Academy of Fine Art, Zhejiang, China
Bass-Museum, Miami
German-Cultur-Centrum, Goetheinstitut, Washington D.C.
Residenz München – Metamorphosen
Schloss Dachau – Reflexionen
Kulturzentrum Bad Homburg – R. L. Reiter - Retrospektive
Erding, Alte Mälzerei – Panta rhei
Reykjavik-Island – Zeit der Wiederkehr
R.L.
Atelier|Reiter
Am Mühlgraben 3
Am Rätschenbach 28 Rückgebäude
85435 Erding
LR
Telefon +49(0)812215496
victoria.reiter@t-online.de
www.reiter-galerie.de
www.rudolflreiter.com
R
ATELIER-GALERIE
Am Rätschenbach 28 . 85435 Erding
Tel. 08122/15496 . Fax 08122/49233
München, Kreissparkasse München-Starnberg – Pantra rhei-Saga
Erding, Museum Sammlung Rudolf L. Reiter
Kulturzentrum Englische Kirche, Bad Homburg, Quelle und Schöpfung, 2014
Galerie Kunst am Gendarmenmarkt, Berlin, Dèjá-Vu, 2014
Frauenkircherl, Schrannenplatz, Stadt Erding, Quelle und Schöpfung, 2014

ATELIER-GAL
Impressum
Herausgeber
Atelier-Galerie Rudolf L. Reiter
Am Mühlgraben 3 (Am Rätschenbach 28, Rückgebäude), 85435 Erding
Autoren
Victoria Reiter, Florian Roder, Gisela Hesse, Dr. Heike Schmidt-Kronseder, Rudolf L. Reiter
Bilder
Otto Berger, Hamit Ataseven
Layout und Satz
Alexander Groschberger
Druck und Gesamtherstellung
Groschberger Druck GmbH, Robert-Koch-Straße 1, 85435 Erding
0 81 22 / 2 27 26-0 - www.groschberger.de
R
Gesamtaufl age
Erscheinungsdatum
3000 Exemplare Mai 2014
R
L