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Leser fragen – Autoren antworten - Die neue Quadriga

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<strong>–</strong> 26 <strong>–</strong><br />

4/2013<br />

®<br />

<strong>Leser</strong> <strong>fragen</strong> <strong>–</strong> <strong>Autoren</strong> <strong>antworten</strong><br />

Der <strong>Leser</strong>service des condetti-Teams<br />

Alle Jahre wieder wählt das condetti-Team aus der Gesamtheit der eingegangenen<br />

<strong>Leser</strong><strong>fragen</strong> einige aus, die von allgemeinem Interesse erscheinen. <strong>Die</strong> Themen<br />

sind entsprechend der Breite des Angebotes der Zeitschrift bunt gemischt.<br />

<strong>Die</strong>smal stehen Fragen zum Dachausbau, zum Holzschutz, den Wärmebrücken<br />

und zur Luftdichtheit auf der Tagesordnung.<br />

Wir freuen uns auch weiterhin, wenn Sie über die Website www.die<strong>neue</strong>quadriga.de<br />

Fragen an den Verlag stellen. Von dort wird an die fachlich zuständigen<br />

Kollegen aus dem Team die Anfrage weitergeleitet.<br />

<strong>Autoren</strong>:<br />

Robert Borsch-Laaks<br />

E.U. Köhnke<br />

Gerhard Wagner<br />

Eine Frage zum<br />

Massivholz<br />

Aus Frankreich erhielten wir<br />

folgende Frage zum condetti-<br />

Nebendetail in Heft 6-2007<br />

(s. Abb. 2):<br />

„Aus Kostengründen scheint<br />

für uns das Nebendetail mit<br />

aufgeständertem <strong>Die</strong>lenboden<br />

leider nicht möglich<br />

(hoher Holzanteil und für<br />

preiswerteren Fliesenbelag<br />

zusätzliche OSB-Platte notwendig).<br />

Auch die Schaumglasschwelle<br />

geht laut Ingenieur<br />

wegen der Erdbebengefahr<br />

in unserem Fall nicht. Also<br />

geplanter Bodenaufbau:<br />

• 1 cm Fliesenbelag<br />

• 7 cm Nassestrich<br />

• 16 cm Polystyroldämmung<br />

• 4 cm Ausgleichsestrich<br />

(Elektroleitungsverlegung)<br />

• 20 cm Beton-Kellerdecke<br />

• BSP-Wand auf Lärchenschwellenholz<br />

Wandaufbau wie im Nebendetail<br />

(aber nur 20 cm Zellulosedämmung).<br />

Fragen:<br />

1) Welche Anforderungen<br />

müssten an die Bodendämmung<br />

gestellt werden: Extrudierte<br />

Polystyroldämmung<br />

für bessere Druckfestigkeit<br />

?<br />

Aus ökologischer Sicht wenn<br />

möglich CO 2 -geschäumt,<br />

oder? (In Frankreich nicht<br />

einfach zu finden; hier in<br />

Frankreich wird hauptsächlich<br />

PUR-Dämmung angeboten.)<br />

2) Inwieweit würde aus bauphysikalischer<br />

Sicht auch<br />

eine Korkdämmung an Stelle<br />

der Polystyroldämmung<br />

in Frage kommen? (Thermisch<br />

natürlich schlechter<br />

und etwas teurer, aber ich<br />

mag kein Polystyrol).<br />

Vielen Dank im Voraus für<br />

Ihre Entscheidungshilfe.<br />

Mit besten Grüßen aus<br />

Frankreich.“<br />

Alternativen bei der<br />

Bodendämmung<br />

<strong>Die</strong> erste Antwort von Gerhard<br />

Wagner:<br />

Mit dem von Ihnen geplanten<br />

Aufbau auf der Kellerdecke<br />

sind sicherlich mehrere<br />

Aufbauten möglich. Mit der<br />

Beschränkung der Aufbauhöhe<br />

auf 16 cm Dämmdicke<br />

sind Dämmstoffe mit einer<br />

guten Wärmeleitfähigkeit<br />

(l ≤ 0,040 W/m*K) gefragt.<br />

<strong>Die</strong>s sind beispielsweise die<br />

Polystyrole oder auch PUbasierte<br />

Dämmstoffe.<br />

Dabei sollte die Wahl auf die<br />

expandierten Polystyrole fallen<br />

(EPS, „weiße Ware“), die<br />

mit Pentan geschäumt werden<br />

und in der Schadstoffbilanz<br />

deutlich günstiger<br />

sind als PU-basierte Dämmstoffe.<br />

Zur Sicherstellung<br />

einer ausreichend hohen<br />

Druckfestigkeit und geringen<br />

Stauchung sind für EPS Mindestrohdichten<br />

erforderlich<br />

(ca. 25 bis 30 kg/m 3 für<br />

Wohnbereiche). Unabhängig<br />

davon gibt es eine offizielle<br />

Klassifizierung. <strong>Die</strong>se ist in<br />

DIN 4108-10 angegeben. Für<br />

Dämmstoffe unter Estrichen<br />

ohne Trittschallanforderung:<br />

DEO. <strong>Die</strong> zugeordneten<br />

Druckbelastbarkeiten sind<br />

dm / dh / ds (mittlere/hohe/<br />

sehr hohe Druckbelastbarkeit).<br />

Für Wohn- und Bürobereiche<br />

wird lediglich dg<br />

(geringe Druckbelastbarkeit)<br />

gefordert.<br />

Extrudierte Polystyrolplatten<br />

(XPS, „farbige Ware“) sind in<br />

diesem Bereich nicht erforderlich,<br />

weil ihr l-Wert nicht<br />

besser ist als die weiße Ware<br />

mit erhöhter Druckfestigkeit<br />

(l = 0,035 W/m/K), sie aber<br />

deutlich teurer sind.<br />

Alternative Dämmstoffe sind<br />

meist mit ungünstigeren<br />

Wärmeleitfähigkeiten verbunden,<br />

weisen aber andere<br />

positive Eigenschaften auf.<br />

Dabei stellt Kork eine für<br />

den Anwendungsfall gute<br />

Alternative dar (l = 0,045<br />

W/m*K), da dieser äußerst<br />

druckfest und altersbeständig<br />

ist. Ähnliche Wärmeleitfähigkeit<br />

weisen zum Beispiel<br />

Schüttungen auf, wie<br />

das Produkt Estroperl von<br />

Perlite/Knauf mit l = 0,05<br />

W/m*K. Allerdings ist dies<br />

preislich zu prüfen, da<br />

systembedingt auch noch<br />

eine Abdeckplatte (z.B.<br />

10 mm Holzweichfaser) erforderlich<br />

ist.<br />

Mit ungünstigeren Wärmeleitfähigkeiten<br />

sind auch<br />

prinzipiell flächig verlegte<br />

Ytong-Steine denkbar, die<br />

einen -Wert von meist 0,08,<br />

bestenfalls 0,07 W/m*K aufweisen.<br />

Aber auch hier sind<br />

die preislichen Randbedingungen<br />

zu prüfen.<br />

Wenn aus Gründen der<br />

Erdbebensicherheit eine<br />

Schaumglasplatte nicht verwendet<br />

werden kann, wirkt<br />

sich das Fehlen nur geringfügig<br />

auf den Y-Wert aus (Verschlechterung<br />

bei den Randbedingungen<br />

des condetti-<br />

Details ca. 0,01 W/m*K).


4/2013<br />

<strong>–</strong> 27 <strong>–</strong><br />

®<br />

Und später eine Nachfrage<br />

Abb. 1: Aktueller Stand auf<br />

der Baustelle <strong>–</strong> zum Glück<br />

noch ohne Dampfbremse.<br />

Foto: Nadja Remond<br />

„Wir haben uns nun doch<br />

für einen aufgeständerten<br />

Fußboden entschieden <strong>–</strong> mit<br />

gekreuzten Hölzern (Douglasie),<br />

dazwischen Zellulosedämmung<br />

200 mm +<br />

variable Dampfbremse +<br />

22 mm Parkett verschraubt.<br />

Meine 2 Nach<strong>fragen</strong>:<br />

a) Ich habe zwischen<br />

Betondecke und Zellulosedämmung<br />

keine Trennlage<br />

vorgesehen, da ich gelesen<br />

habe, dass eventuelle Feuchteprobleme<br />

normalerweise<br />

weniger von unten über<br />

Diffusion kommen, sondern<br />

wesentlich eher z.B. von<br />

Wasserleckagen aus dem<br />

Badezimmer. D.h. dass eine<br />

Trennlage eher eine Wannenausbildung<br />

zur Folge<br />

haben könnte und die Entdeckung<br />

der Leckage nur<br />

erschweren würde.<br />

b) nicht nur im Bad sondern<br />

auch in Flur und Küche ist<br />

kein Parkett sondern sind<br />

Fliesen (auf OSB-Platte +<br />

Ditra-Matte) geplant.<br />

Meine Zellulose ist also in<br />

einem ziemlich dichten<br />

Aufbau oberseits und einer<br />

Betondecke unterseits eingepackt.<br />

Wir werden in den<br />

aufgehenden Randbereichen<br />

alles versuchen, luftdicht<br />

abzukleben, um ein<br />

Durchströmen der Zellulose<br />

zu vermeiden. Sollten wir<br />

noch andere Vorsichtsmaßnahmen<br />

treffen?“<br />

Nicht weil man Angst haben<br />

müsste, dass Fäulnis entstehen<br />

könnte, sondern schon<br />

eine mäßige Auffeuchtung<br />

des meist sehr trockenen<br />

Holzbelags zu Verformungen<br />

führen kann.<br />

Gleiches gilt für die OSB-<br />

Platte unter dem Fliesenbelag.<br />

Eine feuchtevariable<br />

Bahn wäre aber hier kontraproduktiv,<br />

weil sie bei Verdunstung<br />

aus der Betonplatte<br />

aufmachen würde. Auf<br />

Abb. 2: Das Nebendetail<br />

zum Sockelcondetti in Heft<br />

06-2007<br />

PH-tauglicher U- Wert<br />

(0,12 W/m 2 K) durch<br />

Vorsatzschale mit<br />

Holzstegträgern<br />

Dübelholz/Brettstapel-<br />

Elemente benötigen zusätzliche<br />

Luftdichtheitsschicht<br />

Dauer sind die Diffusionsprozesse<br />

nach oben aber harmlos,<br />

da eine Kellerdecke im<br />

Gegensatz zu einer Bodenplatte<br />

auch nach unten austrocknen<br />

kann <strong>–</strong> langsam<br />

aber stetig, wenn der Keller<br />

eine ordentliche Abdichtung<br />

hat und gelüftet wird.<br />

Um die befürchteten Wassereinbrüche<br />

von oben (z.B.<br />

aus dem Bad) zu vermeiden,<br />

hilft nur eines: Darauf<br />

achten, dass ausführenden<br />

Handwerker an den Ecken<br />

und Kanten des Fliesenbelags,<br />

der Duschtasse etc.<br />

die Formstücke (z.B. „Kofferecken“)<br />

in die Abdichtung<br />

einkleben, weil sonst Abrisse<br />

und Fehlstellen bei der Versiegelung<br />

böse Folgen haben<br />

können. Aber das ist ein<br />

anderes Thema, über das wir<br />

schon mehrfach berichteten.<br />

Nicht verklebte Massivholzelemente<br />

haben höhere Abbrandraten<br />

Aufgeständerter <strong>Die</strong>len -<br />

boden braucht Dampf -<br />

bremse<br />

Welche Dampfbremse<br />

wohin?<br />

<strong>Die</strong> Antwort von Robert<br />

Borsch-Laaks:<br />

In unserem Detail (Abb. 2)<br />

hatten wir ebenfalls den Fußbodenaufbau<br />

auf der nackten<br />

Betonplatte aufgeständert, da<br />

an eine Kellerdecke keine<br />

Abdichtungsanforderungen<br />

bestehen. Allerdings ist der<br />

Bodenbelag vor der „nachstoßenden<br />

Feuchte aus jungen<br />

Betonplatten“ zu schützen.<br />

Dem dient die Dampfbremse<br />

unter der <strong>Die</strong>lung.<br />

Schaumglasplatte für<br />

„trockene und warme Füße“<br />

der Massivholzschale<br />

Perimeterdämmung überflüssig<br />

durch dicke Deckendämmung<br />

Luftdichtung mit Butylklebeband<br />

(primern!) oder Dickbeschichtung<br />

Temporäre Heizung von Kellerräumen<br />

bei raum weiser<br />

Innendämmung möglich


<strong>–</strong> 28 <strong>–</strong><br />

4/2013<br />

®<br />

Nachträgliche Aufrüstung<br />

einer Spitzbodendämmung<br />

Frage: „Ich habe eine Anfrage,<br />

um einen Spitzboden<br />

zusätzlich zu dämmen.<br />

Das Haus hat ein belüftetes<br />

Dach (ca. 20 cm Sparren<br />

und 16 cm Dämmung mit<br />

Aluminiumkaschierung).<br />

Das Obergeschoss ist ausgebaut<br />

und soll unberührt<br />

bleiben, jedoch der Spitzboden<br />

soll auf Grund der relativ<br />

großen Fläche zusätzlich<br />

gedämmt werden (Kreuzlattung<br />

und <strong>neue</strong> Luftdichtung<br />

ab der Mittelpfette).<br />

Bekomme ich hier Probleme,<br />

wenn die Alukaschierung<br />

bleibt? Wie sind hier<br />

die Erfahrungen?“<br />

Alte Dämmung mit<br />

Alufolie nachträglich<br />

ertüchigen?<br />

Antwort von Robert Borsch-<br />

Laaks:<br />

Grundsätzlich kann innenseitig<br />

einer Dampfbremse<br />

ohne besonderen Nachweis<br />

20 % der Gesamtdämmdicke<br />

angebracht werden<br />

(nach DIN 4108-3) <strong>–</strong> auch<br />

dann, wenn innen nur eine<br />

diffusionsoffene Gipsplatte<br />

angebracht wird. Führt man<br />

hierfür einen rechnerischen<br />

Tauwassernachweis nach<br />

Glaser durch, kann es durchaus<br />

möglich sein, dass auch<br />

ein Drittel der Gesamtdämmstärke<br />

innenseitig von der<br />

vorhandenen Dampfsperre<br />

liegen kann.<br />

Da Sie eine zusätzliche,<br />

feuchtevariable Dampfbremse<br />

vorgesehen haben, die<br />

gleichzeitig als Luftdichtung<br />

dient, ist eine zusätzliche<br />

Innendämmung in Höhe<br />

der Hälfte der vorhandenen<br />

Bestandsdämmung feuchtetechnisch<br />

sicherlich kein<br />

Problem.<br />

<strong>Die</strong>s gilt umso mehr als im<br />

Spitzboden kein normales<br />

Innenraumklima herrscht.<br />

Der absolute Dampfgehalt<br />

dürfte deutlich geringer als<br />

in den darunter liegenden<br />

Wohnräumen sein, wenn die<br />

Bodenluke vorhanden oder<br />

der Treppenaufgang mit<br />

einer Tür verschlossen ist.<br />

Wie dichtet man den Kehlbalkenanschluss<br />

Soweit so gut. Der wesentliche<br />

Schwachpunkt der<br />

Konstruktion (und damit<br />

der Sanierungsbemühungen)<br />

scheint mir eher die vermutlich<br />

sehr strömungsoffene<br />

Kehlbalkenlage zu sein.<br />

Der Anschluss der alten Alukaschierten<br />

Matten an die<br />

dort bestehenden Durchdringungen<br />

ist meist miserabel<br />

ausgeführt. Um die Dämmung<br />

des Spitzbodens und<br />

auch die Zusatzdämmung<br />

in dessen Schräge wirklich<br />

wirksam und energiesparend<br />

werden zu lassen, müsste<br />

m. E. die Deckenbeplankung<br />

neben den Mittelfetten geöffnet<br />

und ein Dichtungsschott<br />

eingebaut werden (vgl. dazu<br />

das condetti-Detail in Heft<br />

2/2012). <strong>Die</strong> sorgfältige Bearbeitung<br />

dieses Anschlusses<br />

ermöglicht auch, später den<br />

Spitzboden als Ausbaureserve<br />

zu nutzen (Abb. 4).<br />

Nebenbei: Haben Sie schon<br />

mal daran gedacht, dem<br />

Bauherren vorzuschlagen,<br />

die Zusatzdämmung statt<br />

im Spitzboden lieber in der<br />

Abb. 3: Oft im Bestand vorhanden:<br />

Alte Mineralfaserdämmung<br />

mit Alukaschierung.<br />

Kann man das innen<br />

nachdämmen?<br />

Foto: Werner Eicke-Hennig, IWU<br />

Darmstadt<br />

Kehlbalkendecke anzubringen<br />

(30 <strong>–</strong> 40 % geringere<br />

Wärme abgebende Oberfläche)?<br />

Wenn die Decke hohl<br />

ist, weil die Dämmung ja von<br />

vorneherein komplett in der<br />

Schräge verlegt wurde, wäre<br />

das Ausblasen mit Zellulose<br />

eine äußerst wirtschaftliche<br />

Maßnahme. Da die Randdielen<br />

sowieso aufgenommen<br />

werden müssen, um das<br />

Dichtungsschott einzubauen,<br />

kann von dort auch der<br />

Einblasschlauch eingeführt<br />

werden. Am Ende liegt dann<br />

eine (dickere) Dämmung an<br />

der wirksamsten Stelle.<br />

Wenn in der vorhandenen<br />

Decke eine Dampfbremse<br />

fehlt, so sind dennoch<br />

keine Feuchterisiken an der<br />

<strong>Die</strong>lung zu erwarten, da die<br />

vorhandene Spitzbodendämmung<br />

gegenüber dem<br />

Außenklima abschirmt.<br />

OPTION<br />

Abb. 4: Nachdämmung<br />

eines Spitzbodens mit notwendigen<br />

Zusatzmaßnahmen<br />

am Deckenanschluss


4/2013<br />

<strong>–</strong> 29 <strong>–</strong><br />

®<br />

Warum geht Holz manchmal<br />

nicht kaputt?<br />

Werner Eicke-Hennig vom<br />

Institut Wohnen und Umwelt,<br />

Darmstadt, ist gelegentlich<br />

Autor von Artikeln<br />

in dieser Zeitschrift (vgl.<br />

Heft 6-2012 und S. 48 ff.<br />

in diesem Heft). Er gehört<br />

anscheinend auch zu jenen,<br />

die im Urlaub nicht nur die<br />

Schönheiten der Landschaften<br />

bewundern, sondern von<br />

der bekannten Berufskrankheit<br />

„Baustellen anschauen“<br />

befallen sind. Er schickte<br />

uns Fotos von einem teilabgerissenen,<br />

in Sanierung<br />

befindlichen Haus in Norddeutschland<br />

<strong>–</strong> direkt hinter<br />

dem Deich (Abb. 5).<br />

Wir erkennen das im Norden<br />

übliche steinsichtige Ziegelmauerwerk<br />

und am Dachrand<br />

eingemauerte Latten<br />

(Abb. 6). Er fragt, warum<br />

sind diese 50 Jahre alten<br />

Dachlatten am Ortgang<br />

nicht verfault? Das Dach hat<br />

keinen Überstand, das Mauerwerk<br />

ist von Schlagregen<br />

belastet und die Dachziegel<br />

sind ohne Hinterlüftung<br />

auf der Mauerwerkskrone<br />

aufgemörtelt. Wie kann es<br />

sein, dass bewitterte Ziegel<br />

mit ihren Frost-Tau-Wechseln<br />

und wiederkehrende<br />

Auffeuchtung der äußeren<br />

Wandschale nicht zu<br />

einer Schädigung der Hölzer<br />

geführt haben?<br />

<strong>Die</strong> Antwort von Robert<br />

Borsch-Laaks:<br />

In dieser Frage haben wir es<br />

mit drei Punkten zu tun:<br />

• Missverständnisse beim<br />

materialspezifischen Schadensrisiko<br />

• Belüftungsfachregeln, die<br />

mit der Praxis oft nichts<br />

zu tun haben, und<br />

• die Frage des Risikos für<br />

Hölzer, die in Mauerwerk<br />

einbinden.<br />

Abb. 6: Der Ortgang: Ohne<br />

Dachüberstand und mit eingemauerter<br />

Ziegellattung.<br />

Foto: Werner Eicke-Hennig, IWU<br />

Darmstadt<br />

Frost-Tau-Wechsel macht<br />

keine Holzzerstörung<br />

Frost-Tau-Wechsel tun dem<br />

Holz nichts Böses. Das dokumentiert<br />

jede Holzstütze, die<br />

frei im Lande an einem offenen<br />

Carport oder einem Vordach<br />

verbaut ist. Selbst wenn<br />

der Wassergehalt im Holz<br />

sehr hoch ist, sind „Eissprengungen“<br />

wegen der Elastizität<br />

des Materials m. E. noch<br />

nie vorgekommen. Holz hat<br />

andere Feinde, die auch mit<br />

Wasser zu tun haben: Holzzerstörende<br />

Pilze. Dauerhaft<br />

hohe Holzfeuchten (> ca.<br />

27 <strong>–</strong> 30 Masse-%) mit freiem<br />

Wasser in den Holzzellen<br />

schafft die Lebensdingungen<br />

für Fäulepilze, lange bevor<br />

man über das Auffrieren des<br />

Holzes nachdenken sollte.<br />

Frost-Tau-Wechsel sind auch<br />

kein Problem für übliches<br />

Mauerwerk, weil Mauerziegel<br />

in unseren Breiten schon<br />

seit langem aus frostbeständig<br />

gebrannten Steinen<br />

bestehen. Allenfalls können<br />

oberflächliche Abplatzungen<br />

entstehen durch Wasser, das<br />

in die Ritzen von schlechten<br />

Verfugungen eindringt.<br />

Frostsprengungen treten<br />

generell in mineralischen<br />

Baustoffen erst dann auf,<br />

wenn die großen Poren<br />

mit Wasser gefüllt werden.<br />

Hierzu muss allerdings mindestens<br />

30 % des Porenvolumens<br />

bereits mit Wasser<br />

gefüllt sein. So haben wir es<br />

jedenfalls im <strong>neue</strong>n WTA-<br />

Merkblatt zur Innendämmung<br />

im Bestand formuliert,<br />

das seit kurzem als Entwurf<br />

vorliegt. Aber das ist eine<br />

andere Baustelle.<br />

… aber es fehlt doch die<br />

Belüftung!?<br />

Ein gut beobachtetes Detail:<br />

<strong>Die</strong> auf das Giebelmauerwerk<br />

laufende Dachlatte ist<br />

in keiner Weise geschädigt,<br />

obwohl man wahrscheinlich<br />

davon ausgehen muss, dass<br />

in diesem Bereich keine, den<br />

heutigen Dachdeckerfachregeln<br />

entsprechende Belüftung<br />

der Eindeckung vorhanden<br />

war. <strong>Die</strong>s verweist<br />

auf einen weiteren Mythos,<br />

der sich hartnäckig hält, aber<br />

schon vom Senior der Bauphysik<br />

Helmut Künzel und<br />

anderen widerlegt wurde.<br />

Abb. 5: Eine Sanierungsbaustelle<br />

an der norddeutschen<br />

Küste <strong>–</strong> direkt hinterm Deich<br />

Foto: Werner Eicke-Hennig, IWU<br />

Darmstadt<br />

<strong>Die</strong> Belüftungsregeln des<br />

ZVDH, die mindestens<br />

40 mm Konterlattung erfordern,<br />

sind bauphysikalischer<br />

Unsinn und führen in vielen<br />

Fällen zu teuren Mängeleinreden,<br />

obwohl keine Schäden<br />

verursacht wurden. Künzel<br />

und auch Prof. Hugo Hens<br />

in Belgien (s. dessen Artikel<br />

in der Bauphysik 6-1992)<br />

haben schon vor 20 Jahren<br />

überzeugend dargelegt, dass<br />

Dächer aus kleinformatigen<br />

Eindeckungen sich in ausreichendem<br />

Maß durch ihre<br />

vielen Fugen selber belüften.<br />

Eine Konterlattung ist, wie<br />

Künzel es formulierte, zwar<br />

zweckmäßig, um für einen<br />

kontrollierten Wasserablauf<br />

bei Schäden an der Eindeckung<br />

zu sorgen. Dazu reichen<br />

aber schon wesentlich<br />

dünnere Querschnitte oder<br />

auch eine durchhängende<br />

Unterspannbahn. Oder <strong>–</strong> wie<br />

wir es im e.u.[z]. Springe<br />

aus Kostengründen 1990 gemacht<br />

hatten <strong>–</strong> eine etwas<br />

nach innen gewölbte dünne<br />

Unterdeckplatte (vgl. Heft<br />

6-2006, S. 11 ff.)<br />

Im vorliegenden Detail war<br />

eine Belüftung auch in der<br />

Ebene der Traglattung praktisch<br />

nicht vorhanden (Lattung<br />

teilweise eingemauert<br />

und die Dachziegel in Mörtel<br />

gelegt, s. Abb. 7). Und<br />

trotzdem nicht der Hauch<br />

einer Schädigung. Unsere<br />

neuzeitliche Regelungswut,<br />

die zudem oft nur auf Formalismen<br />

denn auf physikalischem<br />

Verständnis gegründet<br />

ist, führt vielfach in die<br />

Irre. Man sieht, historische


<strong>–</strong> 30 <strong>–</strong><br />

4/2013<br />

®<br />

Konstruktionen und Baustoffe<br />

wurden von unseren<br />

Altvorderen mit viel praktischer,<br />

generationenübergreifender<br />

Erfahrung zu funktionstüchtigen<br />

Lösungen entwickelt,<br />

als noch keiner den<br />

Begriff Bauphysik kannte.<br />

Also, weiter so beim kritischen<br />

Beobachten und Hinter<strong>fragen</strong>.<br />

In diesem Jahr will<br />

ich noch mit Helmut Künzel<br />

einen seiner alten Artikel zur<br />

Dachbelüftung neu in der<br />

quadriga herausbringen, um<br />

der immer noch stattfindenen<br />

Legendenbildung entgegenzuwirken.<br />

Holz in der Außenwand<br />

In den Fachzeitschriften für<br />

den Hochbau wird in den<br />

letzten Jahren ein Artikel<br />

nach dem nächsten zum Thema<br />

Holzbalkenköpfe im Mauerwerk<br />

<strong>–</strong> insbesondere in<br />

Verbindung mit Innendämmung<br />

<strong>–</strong> veröffentlicht. Dabei<br />

geht es oft um hygrothermische<br />

Simulationen mit vielen<br />

grafischen Kurvendarstellungen<br />

und auch dreidimensionalen<br />

Feuchteprofilen, die<br />

normalsterbliche Planer und<br />

Ausführende kaum interpretieren<br />

können. Und am Ende<br />

steht meistens der Satz, dass<br />

weitere Forschungen folgen<br />

müssen.<br />

Man kann <strong>–</strong> mit einer gewissen<br />

gutachterlichen Erfahrung<br />

ausgestattet <strong>–</strong> sich<br />

hierbei des Eindrucks nicht<br />

erwehren, dass die <strong>Autoren</strong><br />

weder Ahnung vom Holz<br />

und den Lebensbedingungen<br />

seiner Feinde haben,<br />

noch dass sie die wirklichen<br />

Ursachen für das Abfaulen<br />

von Balkenköpfen je vor Ort<br />

untersucht haben.<br />

Im Gegensatz dazu spricht<br />

dieses praktische Detail eine<br />

klare Sprache. Eine ringsum<br />

eingemauerte Latte, die bis<br />

an eine stark mit Schlagregen<br />

beanspruchte Vormauerschale<br />

reicht, hat alle Unbillen<br />

des Wetters über Jahrzehnte<br />

überstanden. Und das, obwohl<br />

sie in direktem Kontakt<br />

mit zumindest zeitweise<br />

feuchtem Mauerwerk bzw.<br />

Dachziegeln steht und nicht<br />

belüftet ist.<br />

Wir lernen daraus, dass zwischen<br />

numerischer Grundlagenforschung<br />

und starren<br />

Fachregeln einerseits und der<br />

Bauwirklichkeit andererseits<br />

manchmal Welten liegen<br />

können. Vielleicht hilft dieses<br />

Beispiel, den kritischen<br />

Blick zu schärfen für Publikationen,<br />

die scheinbare Probleme<br />

herbeirechnen.<br />

Abb. 7: <strong>Die</strong> Lattenköpfe: eingemauert<br />

und ohne Belüftung<br />

<strong>–</strong> aber kein Schaden.<br />

Foto: Werner Eicke-Hennig, IWU<br />

Darmstadt<br />

:<br />

Wärmebrücke und<br />

Schimmelrisiko<br />

am Ortgang<br />

„Bei der Wärmebrückenanalyse<br />

eines Ortgang-Details<br />

sind wir auf folgende<br />

Fragestellung gestoßen:<br />

Es handelt sich um ein<br />

Porenbetonmauerwerk mit<br />

l = 0,08 W/m*K. Der Ringanker<br />

ist von außen mit<br />

12 cm WLG 035 gedämmt.<br />

Der Abstand zum ersten<br />

Sparren ist mit 30 <strong>–</strong> 50 mm<br />

recht gering. Unter dem<br />

Sparren ist eine Kreuzlattung<br />

mit ruhender Luftschicht<br />

und einer Gipskartonplatte<br />

vorgesehen.<br />

<strong>Die</strong> Frage ist nun, ob das<br />

Bauteil einen ausreichenden<br />

Feuchteschutz hat. Welcher<br />

Punkt ist für die Beurteilung<br />

der Temperatur innen<br />

ausschlaggebend? Ist es der<br />

Punkt, an dem die GK-Platte<br />

und der Putz zusammenstoßen?<br />

Also die Wandoberfläche.<br />

Oder müssen mind.<br />

12,6 °C auch an der luftdichten<br />

Schicht eingehalten<br />

werden?<br />

Mit ausgedämmtem Zwischenraum<br />

Ringanker <strong>–</strong><br />

Sparren in Sparrenhöhe mit<br />

30 mm WLG 032 würde die<br />

Temperatur auf der Innenwand<br />

13,1°C betragen. Im<br />

Bauteil, im Bereich der<br />

luftdichten Ebene aber nur<br />

noch ca. 9 °C (Abb. 8 a).<br />

Könnte sich hier Feuchtigkeit<br />

niederschlagen und zu<br />

Schimmel führen?“<br />

Feuchteschutz an<br />

der Wärmebrücke<br />

Ortgang<br />

Für den Nachweis des Mindestwärmeschutzes<br />

nach<br />

DIN 4108-2 sind nur die<br />

Innen-Oberflächen der raumseitigen<br />

Bekleidungen maßgebend.<br />

<strong>Die</strong> Ecktemperatur<br />

reicht, um die Mindestanforderung<br />

(≥ 12,6°C) zu erfüllen<br />

<strong>–</strong> aber nur knapp. An diese<br />

Kante einen Schrank zu stellen,<br />

würde ich nicht empfehlen<br />

(vgl. condetti-BASICS<br />

01-2012).


4/2013<br />

<strong>–</strong> 31 <strong>–</strong><br />

®<br />

Ursache ist, dass die starke<br />

Wärmebrücke Ringanker<br />

durch die gleich hohe Außendämmung<br />

nur begrenzt entschärft<br />

wird. Besser wäre es,<br />

die Außendämmung z.B. auf<br />

60 mm zu halbieren, den<br />

Ringbalken nach außen zu<br />

schieben und innen mit den<br />

gut dämmenden Porenbetonsteinen<br />

bis Oberkante<br />

Beton aufzumauern (oder für<br />

diesen Zweck entwickelte<br />

U-Schalen aus PB als Schalung<br />

für den Stahlbeton zu<br />

verwenden). So empfiehlt es<br />

auch das Beiblatt 2 zur DIN<br />

4108 (Bild 82). Dann steigt<br />

die Temperatur auf unkritische<br />

Werte über 15°C.<br />

An die Temperatur im Luftraum<br />

der Installationsebene<br />

werden keine Anforderungen<br />

gestellt. Auch wenn dort<br />

die Taupunkttemperatur<br />

der Raumluft unterschritten<br />

wird, heißt dies noch lange<br />

nicht, dass dort in nennenswertem<br />

Maß Tauwasser entstehen<br />

könnte. Zum einen<br />

sind die kalten Bereiche nur<br />

wenige Zentimeter breit,<br />

zum anderen reduziert auch<br />

der geringe Diffusionswiderstand<br />

der Bekleidung<br />

die Dampfkonzentration im<br />

Hohlraum. Für eine ähnliche<br />

Fragestellung hatte ich<br />

dies mit einem angepassten<br />

Glaserverfahren mal durchgerechnet<br />

(Heft 05-2005, S.<br />

36), Ergebnis: Im 3-monatigen<br />

Normwinter (-10°C)<br />

fällt nur ein (!) Gramm Tauwasser<br />

pro lfm auf einem<br />

60 mm breiten Streifen an.<br />

Peanuts!<br />

Wann und wo kommt<br />

der Schimmel?<br />

Ein weiterer, oft nicht bedachter<br />

Aspekt des Schimmelrisikos<br />

ist noch entscheidender:<br />

Bei den Laboruntersuchungen,<br />

die zum Schimmelpilzwachstum<br />

vor gut<br />

20 Jahren gemacht wurden,<br />

herrschte stets die Idealbedingung,<br />

dass die Proben<br />

mit einer riesigen Anzahl<br />

Sporen geimpft wurden.<br />

<strong>Die</strong>se Bedingungen werden<br />

nach Norm auch für<br />

die Bewertung von Innenoberflächen<br />

in bewohnten<br />

Räumen herangezogen. Das<br />

macht auch durchaus Sinn,<br />

um auf der sicheren Seite<br />

zu liegen. Schimmelsporen<br />

sind immer in der Luft unterwegs<br />

und werden laufend<br />

nachproduziert. Luftmengen<br />

und Luftbewegung im Raum<br />

sind groß genug, um immer<br />

wieder neu Sporen an die<br />

kritischen Stellen mit hoher<br />

Oberflächenfeuchte zu transportieren.<br />

Im abgeschlossenen Hohlraum<br />

der Installationsebene<br />

sind die Verhältnisse ganz<br />

anders. Das eingebaute Luftvolumen<br />

kann nur geringe<br />

Mengen Sporen beinhalten.<br />

Wenn verhindert wird, dass<br />

Luftströmung <strong>neue</strong> Sporen<br />

kontinuierlich nachliefert,<br />

wird nie ein sichtbarer<br />

Befall entstehen. Hierfür ist<br />

der luftdichte Anschluss der<br />

Folie am Mauerwerk wichtig.<br />

Wenn hier „der Stopfen<br />

drauf“ ist, kann die innere<br />

Gipsplatte ruhig von Steckdosen<br />

etc. durchlöchert sein<br />

(ist ja eine Installationsebene).<br />

Es findet keine Strömung<br />

statt, da sich keine<br />

Druckdifferenz aufbauen<br />

kann.<br />

An der kalten Innenputzoberfläche<br />

wäre es allerdings<br />

dringend angeraten, zumindest<br />

eine Anhebung auf das<br />

Temperaturniveau des Wärmebrückenbeiblatts<br />

zu erreichen.<br />

<strong>Die</strong>s geht durch einen<br />

Dämmblock am Rand der<br />

Installationsebene, wie Abb.<br />

8 b zeigt. Dann fällt die Minimaltemperatur<br />

an der Kante<br />

nicht mehr unter 15,5°C.<br />

Dazu kann man innenseitig<br />

der Dampfbremse, z. B.<br />

einen Streifen Trittschall-<br />

EPS einklemmen, der flexibel<br />

und komprimierbar ist.<br />

Durch den Dampfbremswert<br />

dieses Materials (s d ca. 3m)<br />

wird nebenbei Kondensat an<br />

der Luftdichtungsfolie gänzlich<br />

ausgeschlossen.<br />

Bei aller Liebe zur Detailoptimierung<br />

mit Hilfe von Finite-<br />

Elemente-Programmen (an<br />

der ich durch dutzende<br />

Therm-Seminare in den letzten<br />

gut zehn Jahren nicht<br />

unschuldig bin) sollten wir<br />

auch das praktische Augenmaß<br />

und das Erkennen der<br />

Verhältnismäßigkeit von Ursache<br />

und Wirkung von Biologie<br />

und Physik schulen.<br />

Abb. 8: Isothermenverläufe<br />

berechnet mit dem 2D-Wärmebrückenprogramm<br />

Therm.<br />

a) Planungsstand für die<br />

Analyse<br />

b) Verbesserung durch<br />

Abb. Dämmblock 7 a in der Installationsebene<br />

7 Abb. a<br />

a<br />

Abb 7 b<br />

b<br />

Abb 7 b


<strong>–</strong> 32 <strong>–</strong><br />

4/2013<br />

®<br />

Zum condetti-Detail 6-2012 (Traufe bei Massivholzbauweise)<br />

hat unser Fachautor Hans Schmidt, Stade,<br />

einen <strong>Leser</strong>brief geschrieben:<br />

Downlights in der<br />

Installationsebene<br />

Downlights sind sehr heiß<br />

und verschmoren sehr leicht<br />

empfindliche Dampfbremsen.<br />

Ich habe schon Fälle<br />

gehabt, bei denen die Einbauleuchten<br />

die Dampfbremse<br />

(PE-Folie) perforiert hatten.<br />

Es stellt sich die Frage, ob<br />

der Einbau solcher heißen<br />

Leuchten in die Installationsebene<br />

zulässig ist, wenn<br />

die Folie gefährdet ist, d.h.<br />

wenn die Folie keine 150 bis<br />

170°C aushalten kann. Durch<br />

die Dämmung in der Installationsebene<br />

wird die Abwärme<br />

daran gehindert, zur Seite<br />

hin abzuwandern (Abb. 9).<br />

Bei einem Schadensfall war<br />

die Installationsebene mit<br />

Hanf-Dämmung gefüllt, die<br />

durch die Hitze verkohlt<br />

wurde.<br />

Downlights sind auch dann<br />

problematisch, wenn die<br />

Konstruktion feuerhemmend<br />

ausgebildet werden muss.<br />

Das Problem der Downlights<br />

wäre daher möglicherweise<br />

ein Extra-Thema, übrigens<br />

auch in feuerhemmenden<br />

Geschossdecken, da sie auch<br />

dort die schützende Gipsbauplatte<br />

durchlöchern.<br />

Anmerkung der Redaktion:<br />

Wichtiger Hinweis! Auch<br />

wir plädieren seit langem<br />

dafür, Downlights immer<br />

in Schutzgehäuse zu setzen<br />

<strong>–</strong> hatten das aber diesmal<br />

nicht extra erwähnt. Solche<br />

Hohlraumdosen gibt es von<br />

qualifizierten Elektrozulieferern<br />

(z.B. Fa. Kaiser)<br />

in luftdichter Ausführung<br />

und <strong>–</strong> nach Bedarf auch mit<br />

Brandschutzausrüstung.<br />

Brandschutz bei Dächern<br />

Der Brandschutz kann bei<br />

Dächern auch dann eine Rolle<br />

spielen, wenn Häuser giebelständig<br />

aneinander gebaut<br />

werden, also bei Doppelhäusern<br />

oder Reihenhäusern.<br />

Dann muss die Wohnungsoder<br />

Gebäudetrennwand<br />

feuerhemmend oder sogar<br />

F 30 B + F 60 B ausgebildet<br />

werden. Wände, an die<br />

brandschutztechnisch Anforderungen<br />

gestellt werden,<br />

müssen nicht nur unten,<br />

sondern auch oben gehalten<br />

werden und zwar brandschutztechnisch<br />

gleichwertig<br />

mit der Wand, in der Praxis<br />

also feuerhemmend.<br />

Schimmelverhütung<br />

im Spitzboden<br />

Wenn im Artikel darauf<br />

verwiesen wird, dass häufig<br />

Dächer nicht vollständig<br />

ausgebaut werden, dann sei<br />

auch darauf hingewiesen,<br />

dass Dachdeckerregeln zutreffend<br />

fordern, dass nicht<br />

ausgebaute Dachräume gut<br />

durchlüftet werden müssen.<br />

Das ginge über beidseitig<br />

angeordnete, nicht verschlossene<br />

Lüftungs-Öffnungen<br />

in Giebelwänden.<br />

Fenster sind dafür nur bedingt<br />

geeignet, denn sie werden<br />

erfahrungsgemäß oft<br />

nicht geöffnet und sind<br />

heute leider so dicht, dass<br />

eine automatische Lüftung<br />

nicht funktioniert. Für Unterspannfolien<br />

gibt es Gitter, die<br />

oberhalb der Kehlbalkenlage<br />

in einem offenen Stoß der<br />

Folien eingefügt werden und<br />

so zusammen mit dem offenen<br />

First zu einer optimalen<br />

Be- und Entlüftung führen.<br />

Bei MDF-Platten führt eine<br />

fehlende Be- und Entlüftung<br />

zum Auskondensieren<br />

mit Schimmelbildung auf<br />

den MDF-Platten (Abb. 10),<br />

wenn z.B. über eine undichte<br />

Bodenluke Feuchte einströmt.<br />

<strong>Die</strong> Reklamation ist<br />

vorprogrammiert. Ich rate<br />

daher vom Einsatz von MDF-<br />

Platten im nicht ausgebauten<br />

Dachboden ab. In einigen<br />

Fällen wurde der Dachboden<br />

in der Schräge nachträglich<br />

gedämmt. Anders<br />

war das Problem nicht in<br />

den Griff zu kriegen.<br />

Abb. 9: Downlights in<br />

gedämmten Installationsebenen<br />

werden heiß und<br />

können Folien durchschmelzen<br />

und Dämmstoffe verkohlen.<br />

Fotos: Hans Schmidt<br />

Abb. 10: Schlecht gelüftete<br />

Spitzböden können auch<br />

diffusionsoffene MDF-Platten<br />

zum Verschimmeln bringen.<br />

Foto: Hans Schmidt


4/2013<br />

<strong>–</strong> 33 <strong>–</strong><br />

®<br />

Leckluft gleich<br />

Baumangel?<br />

Eine Standardfrage taucht<br />

bei Streitigkeiten zum Thema<br />

Luftdichte regelmäßig<br />

auf. Der Grenzwert der Luftdichte<br />

gem. EnEV und DIN<br />

4108 <strong>–</strong> 7 oder Vertrag ist<br />

eingehalten, dennoch werden<br />

vorhandene Leckagen<br />

als Baumangel gerügt mit<br />

dem Verweis auf DIN 4108<br />

und die EnEV, wo ja<br />

geschrieben steht, dass<br />

Fugen „dauerhaft luftdicht“<br />

auszuführen sind und dies<br />

ja, da Leckagen festgestellt<br />

wurden, eben nicht der Fall<br />

sei. Liegt also bei einer<br />

Leckage ein Mangel vor?<br />

Eine zusammenfassende Stellungnahme<br />

von E.U. Köhnke<br />

Zulässige Leckagen =<br />

unzulässiger Mangel?<br />

Eigentlich bedarf es zur Beantwortung<br />

dieser häufigen<br />

Frage keiner umfassenden<br />

Behandlung. Jedem real denkenden<br />

Menschen sollte<br />

doch bewusst sein, dass,<br />

wenn eine gewisse Leckluftmenge<br />

zulässig ist, diese<br />

auch auf Leckagen beruht<br />

und somit Leckagen nicht<br />

automatisch einen Baumangel<br />

darstellen können.<br />

Wenn eine gewisse Leckluftmenge<br />

einströmen darf, können<br />

die dafür verantwortlichen<br />

Leckagen nicht automatisch<br />

einen Baumangel<br />

darstellen. Würde man dieser<br />

Ansicht folgen, wäre<br />

nahezu jedes Gebäude mangelhaft,<br />

da es wohl kaum ein<br />

Gebäude mit einem n 50 -Wert<br />

von 0,0 h -1 gibt.<br />

Erschreckend, dass eine Vielzahl<br />

von Juristen und Bausachverständigen<br />

häufig dieser<br />

Ansicht folgen und mit<br />

diesen Passagen argumentieren.<br />

Das Problem der Irregeleiteten<br />

liegt darin begründet,<br />

dass die DIN 4108 und<br />

die EnEV regelmäßig unvollständig<br />

zitiert werden.<br />

<strong>Die</strong> EnEV als bundeseinheitlich<br />

einzuhaltende Verordnung<br />

formuliert unter Paragraph<br />

6, Zitat:<br />

„Zu errichtende Gebäude<br />

sind so auszuführen, dass<br />

die wärmeübertragende Umfassungsfläche<br />

einschließlich<br />

der Fugen dauerhaft<br />

luftundurchlässig entsprechend<br />

den anerkannten<br />

Regeln der Technik abgedichtet<br />

ist.“<br />

Ähnlich formuliert auch die<br />

DIN 4108-2, Zitat:<br />

„<strong>Die</strong> Außenbauteile müssen<br />

nach den allgemein<br />

anerkannten Regeln der<br />

Technik luftdicht ausgeführt<br />

werden.“<br />

Beide „Regelwerke“ machen<br />

also die Forderung nach der<br />

Luftdichte an den anerkannten<br />

bzw. den allgemein<br />

anerkannten Regeln der<br />

Technik fest, die selbstverständlich,<br />

sofern vorhanden,<br />

im Baugeschehen grundsätzlich<br />

einzuhalten sind.<br />

und aufgrund fortdauernder<br />

praktischer Erfahrungen<br />

als technisch geeignet,<br />

angemessen und notwendig<br />

anerkannt sind.“<br />

<strong>Die</strong> weiteren juristischen<br />

unterschiedlichen Definitionen<br />

sollen hier nicht abgehandelt<br />

werden, das würde<br />

den Rahmen sprengen und<br />

auch eher zu einer allgemeinen<br />

Verunsicherung beitragen.<br />

DIN-Normen müssen<br />

nicht, können aber eine<br />

a.a.R.d.T sein.<br />

Eine wesentliche a.a.R.d.T,<br />

da Vorschrift, ist sicherlich<br />

die EnEV. Dort niedergeschriebene<br />

Grenzwerte sind<br />

damit eine a.a.R.d.T und<br />

wenn diese Werte eingehalten<br />

sind, wäre auch die<br />

a.a.R.d.T bezüglich der zulässigen<br />

Leckagen eingehalten.<br />

Ähnliches gilt für die DIN<br />

4108. Aber selbst wenn man<br />

weiter in die Tiefe geht, gibt<br />

es noch weitere a.R.d.T.<br />

Was sind die (a.)a.R.d.T.?<br />

Und was sind nun die anerkannten<br />

Regeln der Technik<br />

(a.R.d.T) bzw. die allgemein<br />

anerkannten Regeln der<br />

Technik (a.a.R.d.T)?<br />

Zunächst besteht zwischen<br />

den a.R.d.T und a.a.R.d.T ein<br />

kleiner Unterschied. <strong>Die</strong><br />

a.R.d.T gehen üblicherweise<br />

nicht soweit wie die deutlich<br />

schärferen a.a.R.d.T. Da in<br />

der [DIN 4108<strong>–</strong>2] jedoch<br />

von den a.a.R.d.T die Rede<br />

ist, wäre im schlimmsten Fall<br />

darauf abzustellen.<br />

<strong>Die</strong> Standarddefinition zu<br />

den a.a.R.d.T lautet, Zitat:<br />

„Es sind technische Regeln<br />

für den Entwurf und die<br />

Ausführung baulicher Anlagen,<br />

die in der technischen<br />

Wissenschaft als theoretisch<br />

richtig anerkannt sind und<br />

feststehen sowie insbesondere<br />

in Kreisen der für die<br />

Anwendung der betreffenden<br />

Regeln maßgeblichen<br />

nach den <strong>neue</strong>sten Erkenntnisstand<br />

vorgebildeten Technikern<br />

durchweg bekannt<br />

Was sonst noch gilt<br />

Wird zur Herstellung der<br />

Luftdichte eine Fuge plastisch<br />

versiegelt, ist die Fuge<br />

Abb. 11: a) Fuge am Elementstoß<br />

eines Flachdachs.<br />

Vom 1. Gutachter als<br />

Ursache für den darüber<br />

liegenden Feuchteschaden<br />

diagnostiziert.<br />

a


<strong>–</strong> 34 <strong>–</strong><br />

4/2013<br />

®<br />

natürlich fachgerecht nach<br />

[DIN 18540] bzw. nach VDI-<br />

Merkblättern als a.R.d.T auszuführen.<br />

Wird die Luftdichte mit der<br />

raumseitigen GK-Platte hergestellt,<br />

ist diese natürlich<br />

auf Grundlage der [DIN<br />

18183] als a.R.d.T auszuführen,<br />

sofern keine <strong>neue</strong>ren<br />

Erkenntnisse bzw. bekannte<br />

abweichende Regelungen,<br />

zum Beispiel durch Herstellervorgaben<br />

oder Prüfzeugnisse,<br />

bestehen.<br />

Problematisch an dieser Stelle<br />

sind dann allerdings verklebte<br />

Folien, welche im Detail<br />

noch nicht in Normen<br />

geregelt sind und die bisher<br />

gebräuchlichen Materialien<br />

und Techniken nicht in allen<br />

Punkten die Anspruchsvoraussetzungen<br />

für eine<br />

a.a.R.d.T erheben können.<br />

<strong>Die</strong> EnEV merkt übrigens<br />

unter Paragraph 6 auch an,<br />

dass Gebäude so auszuführen<br />

sind, dass der zum Zwecke<br />

der Gesundheit und Beheizung<br />

erforderliche Mindestluftwechsel<br />

sicherzustellen<br />

ist. <strong>Die</strong> [DIN 4108-2] in aktuellen<br />

Fassung von 2013 formuliert<br />

es so:<br />

„Auf ausreichenden Luftwechsel<br />

ist aus Gründen der<br />

Hygiene, der Begrenzung der<br />

Raumluftfeuchte sowie gegebenenfalls<br />

der Zuführung<br />

von Verbrennungsluft nach<br />

bauaufsichtlichen Vorschriften<br />

(z. B. Feueranlagenverordnungen<br />

der Bundesländer)<br />

zu achten.“<br />

Dazu dient die Erstellung<br />

von Lüftungskonzepten nach<br />

[DIN 1946-6: 2009]. In diesem<br />

Berechnungsverfahren<br />

wird die Leckluftmenge (in<br />

Abhängigkeit vom n 50- Wert)<br />

bestimmt, die nach dieser<br />

Norm als Beitrag zur Wohnungslüftung<br />

angerechnet<br />

werden kann.<br />

Es wäre wünschenswert,<br />

wenn sich unsere „Normenmacher“<br />

entweder mit tangierenden<br />

Regeln mehr vertraut<br />

machen oder mehr<br />

Zurückhaltung bei der Formulierung<br />

von Normen üben<br />

würden.<br />

Auch bei der Schadensanamnese:<br />

Vorsicht mit<br />

vorschnellen Urteilen<br />

Solange die Grenzwerte der<br />

Luftdichte eingehalten sind<br />

und die Detailkonstruktionen,<br />

welche dafür verantwortlich<br />

sind, fachgerecht<br />

ausgeführt wurden, liegt zunächst<br />

kein Baumangel vor.<br />

Gleiches gilt für die Diagnose<br />

bei real eingetreten Schäden:<br />

Auch hier ist eine innen<br />

sichtbare Fuge in einer<br />

Dampfbremse oder, wie in<br />

Abb. 11a zu sehen, am Elementstoß<br />

eines Flachdachs<br />

nicht automatisch die Ursache<br />

eines darüberliegenden<br />

Feuchteschadens. <strong>Die</strong> geöffnete<br />

Konstruktion (Abb.<br />

11b) zeigt, dass die Pfütze<br />

von während Bauphase eingedrungenem<br />

Wasser, das<br />

dann beidseitig dampfdicht<br />

eingeschlossen wurde, die<br />

Ursache war.<br />

Eine weitere gravierende<br />

Innenleckage am gleichen<br />

Objekt hatte keine Schadensfolgen.<br />

Abb. 11c zeigt den<br />

Anschluss der Flachdachfläche<br />

des Anbaus an eine<br />

bestehende Verblechung.<br />

Durch die von oben freigelegte<br />

Fuge kann man bis in<br />

das darunter liegende Bad<br />

blicken. Aber kein Schimmel,<br />

keine Fäulnis und messbar<br />

trockenes Holz. Warum? <strong>Die</strong><br />

demontierte obere OSB-Platte<br />

war gegenüber dem Blech<br />

augenscheinlich luftdicht versiegelt<br />

(Reste davon sind am<br />

oberen rechten Bildrand zu<br />

erkennen). Dampfkonvektion<br />

kann auch unterbunden<br />

werden, wenn nur eine Seite<br />

der Holzkonstruktion luftdicht<br />

verschlossen ist.<br />

In verschiedenen Fachartikeln<br />

in dieser Zeitschrift<br />

wurde vor allzu einfachen<br />

Schlussfolgerungen beim<br />

Befund „innere Luftleckage“<br />

gewarnt (vgl. z.B. die Hefte<br />

3-2006, S. 17 ff. und 1-2010,<br />

S. 28 ff.).<br />

Es braucht erfahrene Bauphysiker,<br />

um Feuchterisiken<br />

angemessen zu bewerten.<br />

Schöne bunte Bilder einer<br />

Thermografie sind keinesfalls<br />

ein Beleg für einen Baumangel.<br />

•<br />

b<br />

c<br />

Abb. 11:<br />

b) Oben keine Fuge, aber<br />

Spuren eines Wassereintritt<br />

in der Bauhase.<br />

c) Fuge im Anschluss an ein<br />

darunter liegendes Bad. Kein<br />

Schaden, da die obere OSB<br />

luftdicht angeschlossen war.

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