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Zum Ermüdungsverhalten von Holz-Beton ... - Quadriga

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<strong>Zum</strong> <strong>Ermüdungsverhalten</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundbrücken<br />

Die <strong>Holz</strong>brückenbaunorm DIN 1074:2006 [3] thematisiert<br />

in Abschnitt 10 bzw. Anhang C den<br />

Ermüdungsnachweis für <strong>Holz</strong>, <strong>Holz</strong>werkstoffe und<br />

<strong>Holz</strong>verbindungen. Dabei wird ein vereinfachter<br />

Nachweis vorgestellt, der auf einer ermüdungsrelevanten<br />

Einwirkung mit gleich bleibender Amplitude<br />

basiert. Für Brückenkonstruktionen in <strong>Holz</strong>-<br />

<strong>Beton</strong>-Verbundbauweise, die in der jüngeren Vergangenheit<br />

zunehmend in den Blickpunkt des<br />

Ingenieurholzbaus geraten sind, ist ein solcher<br />

Ermüdungsnachweis ebenfalls zwingend erforderlich.<br />

Da bei <strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundbrücken die Teilquerschnitte<br />

<strong>Holz</strong> und <strong>Beton</strong> in der Regel jedoch<br />

über spezielle Sonderverbindungsmittel zusammengefügt<br />

sind (z.B. eingeklebte Streckmetalle,<br />

kreuzweise eingeklebte Stahlstäbe, Dübelleisten,<br />

Kerven), sind die in DIN 1074:2006 [3] genannten<br />

Nachweisansätze nicht immer direkt anwendbar.<br />

Einige Forschungs- und Entwicklungsvorhaben<br />

haben sich dieser Thematik in der letzten Zeit<br />

angenommen und Untersuchungen zur Ermittlung<br />

der Ermüdungsfestigkeit <strong>von</strong> Verbindungsmitteln,<br />

die bei <strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundbrücken eingesetzt<br />

werden, durchgeführt. Im Rahmen dieses<br />

BRÜCKENBAU-SPECIALS werden im folgenden Beitrag<br />

die aktuell vorliegenden Untersuchungsergebnisse<br />

vorgestellt.<br />

Autoren:<br />

Dipl.-Ing. (TU) Dipl.-Ing. (FH)<br />

Oliver Bletz<br />

Prof. Dr.-Ing. Leander Bathon<br />

Fachhochschule Wiesbaden<br />

Fachbereich Architektur und<br />

Bauingenieurwesen<br />

Institut für Baustoffe und<br />

Konstruktion<br />

Grundlagen zur<br />

Ermüdung<br />

In DIN 1074:2006 [3] werden<br />

in Abschnitt 10 die allgemeinen<br />

Nachweise in den<br />

Grenzzuständen der Tragfähigkeit<br />

behandelt.<br />

Danach ist für Tragwerke,<br />

Tragwerksteile oder Verbindungen,<br />

die häufigen Spannungsänderungen<br />

ausgesetzt<br />

sind, nachzuweisen,<br />

dass kein Versagen oder<br />

größerer Schaden infolge<br />

<strong>von</strong> Ermüdung auftritt.<br />

Unter Ermüdung versteht<br />

man dabei die in einem<br />

Werkstoff ablaufenden Veränderungen<br />

und Prozesse,<br />

die bei veränderlichen und<br />

zeitlich wiederholt auftretenden<br />

Beanspruchungen<br />

auftreten und im Laufe der<br />

Nutzungsdauer zu einer<br />

Funktionsuntüchtigkeit<br />

oder zum Versagen führen<br />

können. Die Beurteilung<br />

des <strong>Ermüdungsverhalten</strong>s<br />

gehört zu den wichtigsten<br />

Kriterien in den Grenzzuständen<br />

der Tragfähigkeit.<br />

Bei Brückenkonstruktionen<br />

in <strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundbauweise<br />

ist es daher zwingend<br />

erforderlich, eine Aussage<br />

über das <strong>Ermüdungsverhalten</strong><br />

bzw. die Ermüdungsfestigkeit<br />

der eingesetzten<br />

Verbindungsmittel zu erhalten,<br />

da sie wiederholt auftretenden<br />

und ermüdungsrelevanten<br />

Einwirkungen<br />

ausgesetzt sind.<br />

Dauerschwingversuch<br />

Die Ermüdungsfestigkeit<br />

<strong>von</strong> Verbindungsmitteln im<br />

<strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundbau<br />

wird i.d.R. über die Durchführung<br />

<strong>von</strong> Dauerschwingversuchen<br />

ermittelt. Die<br />

Grundlagen zu solchen<br />

Dauerschwingversuchen<br />

sind in DIN 50100:1978 [4]<br />

beschrieben. Darin wird<br />

auch der so genannte<br />

Wöhlerversuch erwähnt.<br />

Beim Wöhlerversuch handelt<br />

es sich um den wichtigsten<br />

Versuch zur Ermittlung<br />

der Ermüdungsfestigkeit.<br />

Hierbei werden mehrere<br />

identische Prüfkörper in<br />

einer Prüfserie so lange<br />

periodisch schwingend<br />

beansprucht, bis entweder<br />

ein Bruchversagen der Prüfkörper<br />

eintritt oder eine<br />

definierte Grenzlastspielzahl<br />

erreicht wird. Die Beanspruchung<br />

wird am Beginn<br />

des Versuchs definiert und<br />

über die Dauer nicht mehr<br />

verändert. Ein auf diese Art<br />

Abb. 1:<br />

Schwingbeanspruchung<br />

(aus [2])<br />

und Weise durchgeführter<br />

Versuch wird nach DIN<br />

50100:1978 [4] als Einstufen-Dauerschwingversuch<br />

bezeichnet.<br />

Bei üblichen Schwingfes -<br />

tigkeitsuntersuchungen wird<br />

die Belastung in Form einer<br />

sinusförmigen Schwing -<br />

belastung mit einer be -<br />

stimmten Mittelspannung<br />

aufgebracht. Die sinusförmige<br />

Lastaufbringung entspricht<br />

zwar nicht den realen<br />

Verhältnissen, bei<br />

denen in der Regel hinsichtlich<br />

der Größe und der<br />

Regelmäßigkeit ungleichmäßige<br />

Beanspruchungen<br />

auftreten – Untersuchungen<br />

haben jedoch gezeigt,<br />

dass Abweichungen vom<br />

sinusförmigen Lastverlauf<br />

im Vergleich zu Änderungen<br />

der Lastgrenzen nur<br />

geringen Einfluss auf das<br />

Werkstoffverhalten haben,<br />

wodurch diese idealisierte<br />

Lastaufbringung legitimiert<br />

wird.<br />

Beim Wöhlerversuch<br />

werden die Prüfkörper einer<br />

Prüfserie stets unter definierten<br />

Beanspruchungsverhältnissen<br />

getestet. Diese<br />

Beanspruchungsverhältnisse<br />

stellen nach Abbildung 1<br />

entweder eine konstante<br />

Special: <strong>Holz</strong>brücken<br />

3/2009<br />

13


Special: <strong>Holz</strong>brücken<br />

Oberspannung o [N/mm 2 ]<br />

Abb. 2:<br />

Idealisiertes Wöhlerdiagramm<br />

in halblogarithmischer Darstellung<br />

(aus [2])<br />

Tabelle 1: Kenngrößen zur<br />

Beschreibung der Ermüdungsversuche<br />

(aus [2])<br />

Kenngröße Einheit Definition<br />

Oberspannung o N/mm² Betragsmäßige größere Spannung<br />

Unterspannung u N/mm² Betragsmäßige kleinere Spannung<br />

Mittelspannung m N/mm² m = ( u + o ) / 2<br />

Spannungsschwingbreite N/mm² = o - u<br />

Spannungsamplitude A N/mm² A = ( o - u ) / 2<br />

Spannungsverhältnis - = u / o<br />

Anzeige<br />

Kurzzeitfestigkeit<br />

Schwingspielzahl N [-]<br />

Zeitfestigkeit<br />

Mittelspannung m mit<br />

Variation der Spannungsamplitude<br />

a oder ein konstantes<br />

Spannungsverhältnis<br />

zwischen Unterspannung<br />

u und Oberspannung<br />

o dar. Tabelle 1 zeigt die<br />

Beziehungen zwischen den<br />

einzelnen Parametern.<br />

Im Allgemeinen wird<br />

beim Dauerschwingversuch<br />

noch zwischen Wechselund<br />

Schwellbeanspruchung<br />

unterschieden. Bei einer<br />

Wechselbeanspruchung<br />

wird die Probe innerhalb<br />

eines Lastspiels sowohl auf<br />

Dauerfestigkeit<br />

Druck als auch auf Zug<br />

beansprucht. Bei Schwellbeanspruchungen<br />

treten<br />

entweder nur Zugbeanspruchungen<br />

oder nur Druckbeanspruchungen<br />

auf (im<br />

Rahmen der später vorgestellten<br />

Untersuchungen<br />

wurden jeweils schwellende<br />

Druckscherbeanspruchungen<br />

aufgebracht).<br />

Zur Auswertung der Versuchsergebnisse<br />

wird ein<br />

Wöhlerdiagramm erstellt<br />

(Abbildung 2). Dabei wird<br />

in einer möglichen Darstellungsvariante<br />

die Anzahl<br />

der Schwingspiele N in<br />

Abhängigkeit der Spannungsverhältnisse<br />

aufgetragen.<br />

Die Darstellung der<br />

Ergebnisse im Wöhlerdiagramm<br />

erfolgt entweder im<br />

halb- oder doppelt-logarithmischen<br />

Maßstab. Im<br />

Wöhlerdiagramm werden<br />

drei Festigkeitsbereiche bestimmt.<br />

Als Kurzzeitfes -<br />

tigkeit wird ein Bereich<br />

definiert, bei dem das<br />

Bruchversagen der Prüfkörper<br />

bei einer Schwingspielzahl<br />

N < 10 4 erfolgt. Der<br />

Bruchvorgang ist durch<br />

plastische Verformungen<br />

gekennzeichnet. Der<br />

Bereich <strong>von</strong> N = 10 4 bis<br />

N = 10 6 - 10 7 Schwingspiele<br />

wird als Zeitfestigkeit<br />

bezeichnet. Die Wöhler -<br />

linie weist in diesem<br />

Bereich eine stark fallende<br />

Tendenz auf. Als Dauerfestigkeit<br />

wird dagegen ein<br />

Bereich definiert, der ab<br />

N = 10 6 - 10 7 Schwingspielen<br />

gerade nicht mehr zum<br />

Versagen der Prüf körper<br />

durch Ermüdung führt.<br />

Im Wöhlerdiagramm zeigt<br />

sich dies durch einen horizontalen<br />

Verlauf der<br />

Wöhlerlinie. Unterhalb des<br />

der Dauerfestigkeit zugehörigen<br />

Lastniveaus kann<br />

ein Bauteil theoretisch<br />

beliebig viele Schwingungen<br />

erfahren.<br />

Das eingesetzte Material<br />

hat einen wesentlichen Einfluss<br />

auf die Dauerfestigkeit.<br />

So sind in der Literatur<br />

Richtwerte für Grenzlastspielzahlen<br />

<strong>von</strong> N = 10 7 für<br />

den Werkstoff Stahl oder<br />

N = 10 8 für Leichtmetalle<br />

zu finden. Einige Materialien<br />

besitzen zudem überhaupt<br />

keine Dauerfestigkeit.<br />

Aluminium stellt ein Beispiel<br />

für einen Werkstoff<br />

ohne ausgeprägte Dauerfes -<br />

tigkeit dar. Im Wöhlerdiagramm<br />

weisen solche Materialien<br />

keinen horizontalen<br />

Verlauf der Wöhlerlinie auf.<br />

Es bleibt zu erwähnen,<br />

dass ein Wöhlerdiagramm<br />

jeweils immer nur für ein<br />

Beanspruchungsverhältnis<br />

(konstante Mittelspannung<br />

oder konstantes Verhältnis<br />

<strong>von</strong> Unterspannung zu<br />

Oberspannung) erstellt<br />

wird.<br />

DIN-Fachbericht<br />

101:2003 [5]<br />

Um die oben genannten<br />

Schwingspielzahlen besser<br />

einordnen zu können, können<br />

die Angaben und Empfehlungen<br />

des DIN-Fachberichtes<br />

101:2003 [5], der<br />

die Einwirkungen auf Brü -<br />

cken regelt, herangezogen<br />

werden. Danach führt ein<br />

über eine Brücke fließender<br />

Verkehr zu einem Spannungsspektrum,<br />

das Ermüdung<br />

herbeiführen kann.<br />

Das Spannungsspektrum<br />

hängt <strong>von</strong> den Achslasten,<br />

den Abmessungen der<br />

Fahrzeuge, dem Fahrzeugabstand,<br />

der Verkehrszusammensetzung<br />

und deren<br />

dynamischen Wirkungen<br />

ab. Für Ermüdungsnachweise<br />

soll eine Verkehrskategorie<br />

festgelegt werden, die<br />

die Anzahl der Fahrstreifen<br />

14<br />

3/2009


mit LKW-Verkehr sowie die<br />

Anzahl der jährlichen<br />

LKW-Überfahrten berücksichtigt.<br />

Tabelle 2 zeigt eine<br />

Zusammenstellung der in<br />

DIN-Fachbericht 101:2003<br />

[5] genannten Verkehrskategorien<br />

mit zugehörigen<br />

Spannungsspielen. Danach<br />

ergeben sich für örtliche<br />

Straßen mit einem geringen<br />

LKW-Anteil jährlich N obs =<br />

50.000 Spannungsspiele.<br />

Für Hauptstraßen mit<br />

geringem LKW-Anteil können<br />

jährlich N obs = 125.000<br />

Spannungsspiele, für Stra -<br />

ßen oder Autobahnen mit<br />

mittlerem LKW-Anteil<br />

bereits N obs = 500.000<br />

Spannungsspiele im Jahr<br />

sowie für Straßen und<br />

Autobahnen mit je zwei<br />

oder mehr Fahrstreifen je<br />

Fahrtrichtung mit hohem<br />

LKW-Anteil sogar N obs =<br />

2.000.000 jährliche Spannungsspiele<br />

angesetzt werden.<br />

Bei einer (konservativ)<br />

angesetzten 40 jährigen<br />

Nutzungsdauer einer Brücke<br />

ergeben sich somit<br />

Spannungsspiele <strong>von</strong> bis zu<br />

80.000.000 Schwingspielen.<br />

Diese Überlegungen verdeutlichen<br />

eindrucksvoll,<br />

weswegen ein Ermüdungsnachweis<br />

bei Brückenkonstruktionen<br />

zwingend erforderlich<br />

ist.<br />

Untersuchungen zum<br />

Verbindungsmittel „eingeklebte<br />

Streckmetalle“<br />

An der FH Wiesbaden wurden<br />

in einem vor Kurzem<br />

abgeschlossenen Forschungsvorhaben<br />

,eingeklebte<br />

Streckmetalle’ als<br />

Verbindungsmittel für <strong>Holz</strong>-<br />

<strong>Beton</strong>-Verbundbrücken<br />

untersucht. Ein Schwerpunkt<br />

der Untersuchungen<br />

lag dabei in der Untersuchung<br />

des <strong>Ermüdungsverhalten</strong>s.<br />

Hierbei wurden ca.<br />

60 <strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundprüfkörper<br />

hergestellt und<br />

in Dauerschwingversuchen<br />

getestet [2]. In Abbildung 3<br />

ist exemplarisch ein im<br />

Rahmen dieser Untersuchungen<br />

eingebauter <strong>Holz</strong>-<br />

<strong>Beton</strong>-Verbundprüfkörper<br />

Tabelle 2: Verkehrskategorien nach DIN-Fachbericht 101:2003 [5]<br />

Verkehrskategorie<br />

N obs je Jahr und Gesamtschwingzahl während<br />

je LKW-Fahrstreifen einer 40-jährigen Nutzung<br />

Straßen und Autobahnen mit je zwei<br />

oder mehr Fahrstreifen je Fahrtrichtung 2.000.000 80.000.000<br />

mit hohem LKW-Anteil<br />

Straßen und Autobahnen<br />

mit mittlerem LKW-Anteil<br />

500.000 20.000.000<br />

Hauptstraßen<br />

mit geringem LKW-Anteil<br />

125.000 5.000.000<br />

Örtliche Straßen<br />

mit geringem LKW-Anteil<br />

50.000 2.000.000<br />

mit applizierter Messtechnik<br />

dargestellt, der unter<br />

schwellender Druckscherbeanspruchung<br />

getestet<br />

wurde. In den Versuchsreihen<br />

wurden Schwingspielzahlen<br />

<strong>von</strong> bis zu<br />

10.000.000 Belastungen<br />

aufgebracht.<br />

Der <strong>Holz</strong>querschnitt<br />

bestand bei allen Prüfkörpern<br />

aus Brettschichtholz<br />

der Sortierklasse BS 11 mit<br />

Abmessungen b/h/l =<br />

400/80/600 mm. Die<br />

Lamellenstärke betrug ca.<br />

42 mm. Bei den eingesetzten<br />

<strong>Holz</strong>elementen der<br />

Prüfkörper lag eine senkrechte<br />

Lamellenanordnung<br />

vor. Die Lagerung der<br />

Brettschichtholzelemente<br />

vor der Versuchsdurchführung<br />

erfolgte unter<br />

Laborbedingungen. Stichprobenartige<br />

Messungen<br />

der Prüfkörper ergaben<br />

<strong>Holz</strong>feuchten zwischen 8%<br />

und 13%. Bei den Prüfkörpern<br />

wurden <strong>Holz</strong>plattenelemente<br />

und <strong>Beton</strong>querschnitte<br />

über ins <strong>Holz</strong> eingeklebte<br />

und in den <strong>Beton</strong><br />

verankerte unverzinkte<br />

Streckmetalle verbunden.<br />

Die Streckmetalle besaßen<br />

eine Höhe <strong>von</strong> 90 mm, eine<br />

Breite <strong>von</strong> 2 mm sowie eine<br />

Länge <strong>von</strong> 40 cm. Sie wurden<br />

jeweils einreihig in eine<br />

40 mm tiefe und 3,0 mm<br />

breite Nut in den <strong>Holz</strong>querschnitten<br />

eingeklebt. In den<br />

Untersuchungen wurden<br />

u.a. zwei unterschiedliche<br />

Klebstoffsysteme für den<br />

Einklebevorgang der<br />

Streckmetalle verwendet.<br />

Wesentliches Ziel der<br />

Versuche war es, die Beanspruchungen,<br />

die z.B. bei<br />

Brückenkonstruktionen<br />

durch regelmäßige Überfahrten<br />

<strong>von</strong> Verkehrsmitteln<br />

(Lastkraftwagen, Personenkraftwagen)<br />

auftreten,<br />

im Rahmen der Untersuchungen<br />

zu simulieren. Bei<br />

solchen Brückenkonstruktionen<br />

tritt eine Beanspruchung<br />

mit der Überfahrt<br />

auf. Sie fällt weg, wenn die<br />

Überfahrt des Verkehrsmittels<br />

beendet ist. Eine Beanspruchung<br />

infolge eines solchen<br />

Verkehrsmittels<br />

schwankt somit zwischen<br />

einem Minimalwert 0 und<br />

Abb. 3:<br />

Prüfvorrichtung (aus [2])<br />

Anzeige<br />

Special: <strong>Holz</strong>brücken<br />

3/2009 15


Special: <strong>Holz</strong>brücken<br />

Tabelle 3: Verhältnis zwischen Dauerschwingdruckscherfestigkeit und Kurzzeitdruckscherfestigkeit in<br />

Abhängigkeit des eingesetzten Klebstoffsystems, 0,09 (aus [2])<br />

Klebstoffsystem<br />

Kurzzeitdruckscher- Dauerschwingdruckscherversuch:<br />

Fmax,m<br />

versuch: F D<br />

F D / F max,m<br />

[-] [kN] [kN] [-]<br />

A 93,34 ~ 35,00 0,37<br />

B 102,39 ~ 37,00 0,36<br />

Anzeige<br />

einem <strong>von</strong> der Charakteristik<br />

des Verkehrsmittels<br />

abhängigen Maximalwert.<br />

Übertragen auf den Prüfkörper<br />

handelt es sich um<br />

eine Schwellenbeanspruchung<br />

mit einer minimalen<br />

Unterlast und einer maximalen<br />

Oberlast. Die einzelnen<br />

<strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbund-<br />

Bauteilversuche wurden<br />

unter einer Druckscherschwellenbeanspruchung<br />

gefahren, d.h. die aufgebrachte<br />

Last befand sich zu<br />

jedem Zeitpunkt des Versuchs<br />

im Druckbereich. Die<br />

Frequenz der Lastaufbringung<br />

(sinusförmige Lastaufbringungsart),<br />

d.h. die<br />

Anzahl der aufgebrachten<br />

Belastungen pro Sekunde<br />

betrug zwischen 2 Hz und<br />

3 Hz, wodurch sich Versuchsdauern<br />

<strong>von</strong> bis zu 39<br />

Tagen (!) pro Versuchskörper<br />

ergaben. Die Ermittlung<br />

des Ober- und Unterlastniveaus<br />

erfolgt unter Berücksichtigung<br />

eines gleich bleibenden<br />

Spannungsverhältnisses<br />

. In den Versuchsreihen<br />

wurde bei einem<br />

Großteil der Prüfkörper ein<br />

Spannungsverhältnis <strong>von</strong><br />

0,09 angestrebt. Damit<br />

sollte das oben beschriebene<br />

Beanspruchungsverhalten<br />

aus einer Verkehrsbelas -<br />

tung simuliert werden, bei<br />

dem nach einer maximalen<br />

Beanspruchung o die Entlastungsphase<br />

erfolgt, wobei<br />

u Werte annimmt, die relativ<br />

nahe am Wert 0 liegen<br />

(nur Beanspruchungen in -<br />

folge Eigengewicht vorhanden).<br />

Zusätzlich wurde bei<br />

einem Teil der Versuche ein<br />

Spannungsverhältnis <strong>von</strong><br />

= 0,50 gewählt. Aus dem<br />

Vergleich der Messergebnisse<br />

ließ sich eine grundsätz -<br />

liche Aussage zum Einfluss<br />

des Spannungsverhältnisses<br />

auf das <strong>Ermüdungsverhalten</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundkonstruktionen<br />

mit<br />

Abb. 4:<br />

Einfluss des Klebstoffsystems<br />

auf die Bauteilwöhlerlinien,<br />

0,09 (aus [2])<br />

eingeklebten Streckmetallen<br />

ableiten.<br />

In den durchgeführten<br />

Versuchen trat das Versagen<br />

stets im Streckmetall auf.<br />

Die Werkstoffe <strong>Holz</strong> und<br />

<strong>Beton</strong> sowie das jeweils eingesetzte<br />

Klebstoffsystem<br />

wiesen keine Ermüdungserscheinungen<br />

auf. Dieses<br />

Systemverhalten entsprach<br />

damit dem Systemverhalten<br />

<strong>von</strong> <strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundprüfkörpern<br />

unter einer<br />

Kurzzeitdruckscherbeanspruchung,<br />

bei dem ebenfalls<br />

das Streckmetall versagte.<br />

Die aus den Dauerschwingversuchen<br />

ermittelten<br />

Bruchschwingspielzahlen<br />

in Abhängigkeit des<br />

Oberlastniveaus sind für<br />

<strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundprüfkörper<br />

mit eingeklebten<br />

Streckmetallen (Klebstoffsystem<br />

A bzw. Klebstoffsys -<br />

tem B) grafisch in Abbildung<br />

4 aufgetragen. Das<br />

Wöhlerdiagramm ist im<br />

halblogarithmischen Maßstab<br />

erstellt. Hierin sind die<br />

drei Festigkeitsbereiche<br />

Kurzzeitfestigkeit, Zeitfestigkeit<br />

und angenommene<br />

Dauerfestigkeit durch<br />

gestrichelte Linien angedeutet.<br />

Die Werte bei N =<br />

1 · 10 0 Schwingspiel stellen<br />

die Bruchlasten F max der<br />

zugehörigen Kurzzeitdruckscherversuche<br />

dar. Grundsätzlich<br />

zeigt sich eine eindeutige<br />

Abhängigkeit zwischen<br />

aufgebrachter Oberlast<br />

und Schwingspielzahl.<br />

Mit steigender Oberlast<br />

sinkt die die aufnehmbare<br />

Schwingspielzahl. Deutlich<br />

erkennbar im Wöhlerschaubild<br />

sind die jeweils stark<br />

fallenden Tendenzen der<br />

Bauteilwöhlerlinien im Be -<br />

reich der Zeitfestigkeit. Ab<br />

einer erreichten Schwingzahl<br />

<strong>von</strong> N = 2 · 10 6<br />

16<br />

3/2009


Abb. 5:<br />

Einfluss des Spannungsverhältnisses<br />

auf die Bauteilwöhlerlinien<br />

(aus [2])<br />

Schwingspielen liegt ein<br />

nahezu horizontaler Verlauf<br />

der Bauteilwöhlerlinien vor.<br />

Aus dem Wöhlerschaubild<br />

wird ersichtlich, dass<br />

das verwendete Klebstoff -<br />

sys tem einen maßgeblichen<br />

Einfluss auf die Ermüdungsfestigkeit<br />

der Prüfkörper<br />

besitzt. Auf demselben Lastniveau<br />

treten Ermüdungsbrüche<br />

bei mit dem Klebstoffsystem<br />

A eingeklebten<br />

Streckmetallen bei geringeren<br />

Schwingzahlen auf als<br />

bei mit dem Klebstoffsystem<br />

B eingeklebten Streck -<br />

metal len. Die Wöhlerlinien<br />

für beide Klebstoffsysteme<br />

ähneln sich qualitativ im<br />

Verlauf, sind aber in<br />

Abhängigkeit des aufnehmbaren<br />

Oberlastniveaus<br />

gegeneinander versetzt. Für<br />

das Klebstoffsystem A liegt<br />

bei einem Lastniveau <strong>von</strong><br />

circa 35 kN die angenommene<br />

Dauerfestigkeit vor;<br />

für das Klebstoffsystem B<br />

liegt bei der angenommenen<br />

Dauerfestigkeit das<br />

Lastniveau mit ungefähr<br />

38 kN geringfügig höher.<br />

Für beide Klebstoffsysteme<br />

liegen somit unter den<br />

gewählten Versuchsparametern<br />

Verhältniswerte zwischen<br />

der Dauerschwingdruckscherfestigkeit<br />

und<br />

der mittleren Kurzzeitdruckscherfestigkeit<br />

F D /F max,m <strong>von</strong> etwa 0,37<br />

vor (Tabelle 3). Daraus<br />

kann direkt gefolgert werden,<br />

dass bei ermüdungsrelevanten<br />

(nicht statischen)<br />

Be anspruchungen die statische<br />

Tragfähigkeit <strong>von</strong> eingeklebten<br />

Streckmetallen<br />

abgemindert werden muss.<br />

Der Einfluss des Spannungsverhältnisses<br />

auf die<br />

Ermüdungsfestigkeit <strong>von</strong><br />

<strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundkonstruktionen<br />

mit eingeklebten<br />

Streckmetallen wur de<br />

Tabelle 4: Verhältnis zwischen Dauerschwingdruckscherfestigkeit und Kurzzeitdruckscherfestigkeit in<br />

Abhängigkeit des Spannungsverhältnisses (aus [2])<br />

in einer weiteren Versuchsreihe<br />

untersucht und kann<br />

aus Abbildung 5 abgelesen<br />

werden. Bei den dargestellten<br />

Versuchsreihen wurde<br />

ein Teil der Versuchsköper<br />

unter einem Spannungs -<br />

verhältnis 0,09 getes -<br />

tet, während bei dem Rest<br />

der Prüfkörper ein Spannungsverhältnis<br />

0,50<br />

zugrunde gelegt wurde. Es<br />

zeigte sich, dass die Versuchskörper,<br />

die unter<br />

einem Spannungsverhältnis<br />

0,09 getestet wurden,<br />

auf gleichem Oberlastniveau<br />

signifikant geringere<br />

Bruchschwingspielzahlen<br />

aufwiesen als Versuchskörper,<br />

bei denen ein Spannungsverhältnis<br />

0,50<br />

vorlag. Daraus lassen sich<br />

folgende Schlussfolgerungen<br />

ableiten:<br />

●<br />

●<br />

Spannungsverhältnis Kurzzeitdruckscher- Dauerschwingdruckscher-<br />

versuch: Fmax,m versuch: F D<br />

F D / F max,m<br />

[-] [kN] [kN] [-]<br />

0,09 100,78 ~ 32,00 0,32<br />

0,50 100,78 ~ 59,00 0,59<br />

Mit wachsendem Spannungsverhältnis<br />

sinkt<br />

die ermüdungsrelevante<br />

Beanspruchung für eine<br />

<strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundkonstruktion<br />

mit eingeklebten<br />

Streckmetallen.<br />

Mit wachsendem Spannungsverhältnis<br />

steigt<br />

●<br />

das rechnerische Verhältnis<br />

aus Dauerschwingdruckscherfestigkeit<br />

und<br />

der mittleren Kurzzeitdruckscherfestigkeit<br />

F D /F max,m an (Tabelle 4).<br />

Bei <strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundkonstruktion<br />

mit eingeklebten<br />

Streckmetallen<br />

wird die Ermüdungsfestigkeit<br />

durch die Größe<br />

der Spannungsamplitude<br />

stärker beeinflusst als<br />

durch die Größe der Mittelspannung.<br />

●<br />

Die Ermüdungsfestigkeit<br />

<strong>von</strong> <strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundbrücken<br />

mit eingeklebten<br />

Streckmetallen<br />

wird maßgeblich durch<br />

das Eigengewicht der<br />

Brücke beeinflusst.<br />

Brücken mit hohem<br />

Eigengewicht sind<br />

gegenüber Ermüdung<br />

weniger anfällig als<br />

Brücken mit geringem<br />

Eigengewicht (bei Überfahrten<br />

<strong>von</strong> identischen<br />

Verkehrsmitteln).<br />

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Special: <strong>Holz</strong>brücken<br />

3/2009 17


Special: <strong>Holz</strong>brücken<br />

Abb. 6:<br />

Detailansicht des Verbindungsmittels<br />

„Dübelleiste“ (aus [8])<br />

Abb. 7:<br />

Detailansicht des Verbindungsmittels<br />

„kreuzweise eingeklebte<br />

Stahlstäbe“ (aus [6])<br />

Die Ergebnisse aus den<br />

Untersuchungen zeigen in<br />

der Summe, dass das Verhalten<br />

<strong>von</strong> in <strong>Holz</strong> eingeklebten<br />

und in <strong>Beton</strong> verankerten<br />

Streckmetallen<br />

unter einer schwellenden<br />

Druckscherbeanspruchung<br />

bei den untersuchten Versuchsparametern<br />

grundsätzlich<br />

sehr gleichmäßig,<br />

reproduzierbar und gut vorhersagbar<br />

ist. Bei ermüdungsrelevanten<br />

Beanspruchungen<br />

darf jedoch nicht<br />

die unter statischen Verhältnissen<br />

(in Kurzzeittraglastversuchen)<br />

ermittelte<br />

Tragfähigkeit <strong>von</strong> eingeklebten<br />

Streckmetallen<br />

angesetzt werden. Eine<br />

Abminderung der statischen<br />

Tragfähigkeit der eingeklebten<br />

Streckmetalle in<br />

Abhängigkeit der Randbe-<br />

dingungen Klebstoffsystem<br />

und Spannungsverhältnis<br />

muss vorgenommen werden.<br />

Untersuchungen zum<br />

Verbindungsmittel<br />

„Dübelleiste“<br />

In einem Forschungsvorhaben<br />

an der Bauhaus Universität<br />

Weimar wurde u.a.<br />

das Verbindungsmittel<br />

‚Dübelleiste-Stahlplatte mit<br />

aufgeschweißten Kopfbolzendübeln’<br />

untersucht und<br />

aufgrund der positiven<br />

Untersuchungsergebnisse<br />

als für den Brückenbau<br />

geeignetes Verbindungssys -<br />

tem eingestuft ([8], [9]).<br />

Als Besonderheiten dieses<br />

Verbindungsmittels (Abbildung<br />

6) sind die relativ einfache<br />

Herstellung sowie die<br />

gut erfassbare Beschreibung<br />

der Bemessungssituation zu<br />

nennen. Die Dübelleiste<br />

nutzt anerkannte und<br />

langjährig bewährte Prinzipien<br />

zur Kraftübertragung<br />

(holzseitig liegt das Versatzprinzip<br />

vor, während betonseitig<br />

auf das aus dem<br />

Stahlverbundbau bekannte<br />

Verbindungsmittel Kopfbolzendübel<br />

zurückgegriffen<br />

wird). Zwei Prüfkörper mit<br />

diesem Verbindungsmittel<br />

wurden im Rahmen des<br />

FuE-Vorhabens hergestellt<br />

und in Druckscherschwellenversuchen<br />

auf ihr <strong>Ermüdungsverhalten</strong><br />

hin getestet.<br />

Die aufgebrachte<br />

Oberlast betrug dabei 35%<br />

der Bruchlast des statischen<br />

Kurzzeittraglastversuchs<br />

(0,35 F max ). Das Unterlastniveau<br />

wurde zu 0,06 F max<br />

festgelegt. Daraus ergab<br />

sich ein Spannungsverhältnis<br />

0,17. Beide Prüfkörper<br />

durchliefen die<br />

angesetzte Lastspielzahl <strong>von</strong><br />

2.000.000 Schwingspielen<br />

ohne Ermüdungsversagen.<br />

Lediglich die Relativverschiebungen<br />

zwischen den<br />

Teilquerschnitten <strong>Holz</strong> und<br />

<strong>Beton</strong> nahmen während der<br />

Versuchsdurchführung zu.<br />

Nach Beendigung der dynamischen<br />

Vorbelastungen<br />

und vollständiger Entlas -<br />

tung wurden beide Probekörper<br />

bis zum Bauteilbruch<br />

hin beansprucht. Die<br />

dynamisch vorbelasteten<br />

Probekörper zeigten dabei<br />

ähnliche Versagensmodi wie<br />

die Probekörper der Kurzzeitdruckscherversuche<br />

(sprödes Abscheren der<br />

Vorhölzer). Die Tragfähigkeiten<br />

der vorbelasteten<br />

Prüfkörper lagen in der gleichen<br />

Größenordnung wie<br />

die Tragfähigkeiten der<br />

Prüfkörper der Kurzzeitdruckscherversuche.<br />

Untersuchungen zum<br />

Verbindungssystem<br />

„kreuzweise eingeklebte<br />

Stahlstäbe“<br />

In dem oben genannten<br />

Forschungsvorhaben an der<br />

Bauhaus Universität Weimar<br />

wurde auch das Verbindungssystem<br />

‚kreuzweise<br />

eingeklebte Stahlstäbe’ ge -<br />

testet ([8], [9]). Die Schub -<br />

übertragung zwischen den<br />

Teilquerschnitten <strong>Holz</strong> und<br />

<strong>Beton</strong> erfolgte hierbei über<br />

zwei unter einem Winkel<br />

<strong>von</strong> 45° kreuzweise ins <strong>Holz</strong><br />

eingeklebte Bewehrungsstäbe<br />

(BST 500) mit einem<br />

Durchmesser <strong>von</strong> jeweils<br />

14 mm. Der Durchmesser<br />

der 50 cm tiefen Bohrungen<br />

betrug jeweils 18 mm. Als<br />

Klebstoff wurde ein zweikomponentiger<br />

Epoxydharz<br />

verwendet. Die aus dem<br />

<strong>Holz</strong>querschnitt herausragenden<br />

Abschnitte der<br />

Bewehrungsstähle wurden<br />

abgewinkelt und im Frischbeton<br />

verankert. Zwei auf<br />

diese Art und Weise hergestellte<br />

Prüfkörper wurden<br />

ebenfalls in Druckscherschwellenversuchen<br />

auf ihr<br />

<strong>Ermüdungsverhalten</strong> hin<br />

getestet. Die aufgebrachte<br />

Oberlast betrug wiederum<br />

35% der Bruchlast des<br />

zugehörigen statischen<br />

Kurzzeitdruckscherversuchs<br />

(0,35 F max ). Das Unterlastniveau<br />

wurde zu 0,06 F max<br />

festgelegt, woraus sich ein<br />

Spannungsverhältnis <strong>von</strong><br />

0,17 ergab. Beide Prüfkörper<br />

durchliefen die<br />

angesetzte Lastspielzahl <strong>von</strong><br />

18<br />

3/2009


Abb. 8:<br />

Ansicht der Birkbergbrücke<br />

(Foto: Schaffitzel [11])<br />

Abb. 9:<br />

Querschnitt der Birkbergbrücke<br />

(aus [7])<br />

ca. 2.200.000 Schwingspielen<br />

ohne Ermüdungsversagen.<br />

Wiederum nahmen die<br />

Relativverschiebungen zwischen<br />

den Teilquerschnitten<br />

<strong>Holz</strong> und <strong>Beton</strong><br />

während der Versuchsdurchführung<br />

zu. Nach<br />

Beendigung der dynamischen<br />

Vorbelastungen und<br />

vollständiger Entlastung<br />

wurden die Probekörper bis<br />

zum Bauteilbruch hin beansprucht.<br />

Die dynamisch<br />

vorbelasteten Probekörper<br />

zeigten ähnliche Versagensmodi<br />

wie die Probekörper<br />

der Kurzzeitdruckscherversuche<br />

(Stahlbruch des Zugstabes<br />

nach ausgeprägt duktiler<br />

Verformung).<br />

Weitere Untersuchungen<br />

zur Ermüdungsfestigkeit des<br />

Verbindungsmittels ,kreuzweise<br />

eingeklebte Bewehrungsstäbe’<br />

werden derzeit<br />

an der Universität Stuttgart<br />

durchgeführt [6]. 9 Prüfkörper<br />

sollen hierbei im<br />

Rahmen <strong>von</strong> Druckscherschwellenversuchen<br />

getes -<br />

tet werden, wobei bei einem<br />

festgelegten Spannungsverhältnis<br />

= 0,10 das Oberund<br />

Unterlastniveau gezielt<br />

variiert werden soll. Ab -<br />

bildung 7 zeigt exemplarisch<br />

einen Versuchskörper<br />

mit eingeklebten Bewehrungsstäben<br />

vor dem <strong>Beton</strong>ieren.<br />

Die Ergebnisse werden<br />

in Kürze nach Ab -<br />

schluss des FuE-Vorhabens<br />

in einem Forschungsbericht<br />

veröffentlicht.<br />

Untersuchungsergebnisse<br />

zum Verbindungsmittel<br />

„Kerve“<br />

An der Universität Stuttgart<br />

wird seit einigen Jahren<br />

die ‚Kerve’ als Verbindungsmittel<br />

für <strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundkonstruktionen<br />

untersucht.<br />

In einem derzeit laufenden<br />

FuE-Vorhaben wird<br />

hierbei auf die Ermüdungsfestigkeit<br />

der Kerve eingegangen<br />

[6]. 9 Prüfkörper<br />

wurden im Rahmen <strong>von</strong><br />

zyklischen Druckscherversuchen<br />

jeweils unter einem<br />

Spannungsverhältnis =<br />

0,10 getestet, wobei in der<br />

Versuchsreihe das Oberund<br />

Unterlast niveau gezielt<br />

variiert wurde. Bisher vorliegende<br />

Forschungsergebnisse<br />

zeigen, dass das Ermüdungsver<br />

sagen der Prüfkörper<br />

jeweils durch ein<br />

Schubversagen im Brettschichtholz<br />

hervorgerufen<br />

wurde. Dieser Versagens -<br />

mechanismus lässt sich gut<br />

mit dem in DIN 1074:2006,<br />

Anhang C vorgeschlagenen<br />

Bemessungsansatz für das<br />

<strong>Ermüdungsverhalten</strong> <strong>von</strong><br />

auf Schub beanspruchtem<br />

<strong>Holz</strong> darstellen. Die ermittelten<br />

Messergebnisse sind<br />

gegenüber dem Norm-<br />

Berechnungsansatz jedoch<br />

geringfügig günstiger. Die<br />

abschließenden Forschungsergebnisse<br />

werden nach<br />

Beendigung des FuE-Vorhabens<br />

in einem Forschungsbericht<br />

präsentiert.<br />

Praxisumsetzung<br />

Die unmittelbare Umsetzung<br />

erster Forschungsergebnisse<br />

in der Brücken -<br />

baupraxis erfolgte in letzter<br />

Zeit für die Verbindungsmittel<br />

‚eingeklebte Streckmetalle’<br />

sowie ,Dübelleis te’.<br />

Bei der im November<br />

2008 fertig ge stellten Birkbergbrücke<br />

über die Wipper<br />

bei Wippra (Abbildungen 8<br />

und 9) wurden als Verbindungsmittel<br />

Dübelleisten<br />

ein gesetzt [7]. Die Trag -<br />

konstruktion der 15,20 m<br />

weit gespannten, als Stra -<br />

ßenbrücke genutzten Birkbergbrücke<br />

besteht hierbei<br />

aus zweistegigen Plattenbalken<br />

aus blockverleimtem<br />

Brettschichtholz (b/h =<br />

126/70 cm).<br />

Bei der im Jahr 2007<br />

erstellten Unidobrücke bei<br />

Wien ([1], [12]) wurden<br />

eingeklebte Streckmetalle<br />

als Verbindungsmittel<br />

genutzt (Abbildungen 10<br />

und 11). Die Tragkonstruktion<br />

der Unidobrücke<br />

besteht aus drei Fischbauchträgern<br />

mit oben liegender<br />

schubfest verbundener<br />

<strong>Beton</strong>platte. Als Verbundsystem<br />

wurden jeweils<br />

zweireihig in die Fischbauchträger<br />

eingeklebte<br />

Streckmetalle verwendet.<br />

Special: <strong>Holz</strong>brücken<br />

3/2009 19


Special: <strong>Holz</strong>brücken<br />

Abb. 10:<br />

Ansicht der Unidobrücke<br />

(Foto: TiComTec [12])<br />

Abb. 11:<br />

Querschnitt der Unidobrücke<br />

(Zeichnung: Duscheck &<br />

Duscheck [10])<br />

Die Streckmetalle wurden<br />

in definierten Abständen<br />

gleichmäßig über die Trägerlänge<br />

angeordnet. Sie<br />

besaßen jeweils eine Höhe<br />

<strong>von</strong> 90 mm und wurden in<br />

40 mm tiefe Schlitze in den<br />

<strong>Holz</strong>querschnitten eingeklebt.<br />

Als Klebstoffsystem<br />

wurde das Klebstoffsystem<br />

A verwendet, das auch in<br />

den Versuchen an der FH<br />

Wiesbaden zum Einsatz<br />

kam. Das Einkleben der<br />

Streckmetalle erfolgte im<br />

Werk. Die 50 mm herausragenden<br />

Teile der eingeklebten<br />

Streckmetalle wurden<br />

anschließend auf der Baustelle<br />

bei der Herstellung<br />

der <strong>Beton</strong>platte im <strong>Beton</strong>querschnitt<br />

verankert.<br />

Fazit<br />

Bei <strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundbrücken,<br />

die als Straßenverkehrsbrücken<br />

genutzt wer-<br />

den, ist aufgrund der<br />

zyklisch wiederkehrenden<br />

Überfahrten der Verkehrsmittel<br />

eine Ermüdungsbeanspruchung<br />

gegeben. Ein<br />

Nachweis gegen Ermüdungsversagen<br />

ist daher für<br />

alle Bestandteile einer Brü -<br />

cke, die durch Ermüdung<br />

beansprucht werden, zu<br />

führen. Neben den Hauptbauteilen<br />

<strong>Holz</strong> und Stahlbeton<br />

ist insbesondere auch<br />

für metallische Verbin -<br />

dungs mittel ein solcher Er -<br />

müdungsnachweis zu er -<br />

bringen. Da bis vor Kurzem<br />

für diese Verbindungsmittel<br />

keine wissenschaftlich abgesicherten<br />

Aussagen vorlagen,<br />

war es notwendig, diese<br />

Erkenntnisse im Rahmen<br />

experimenteller Untersuchungen<br />

zu erbringen. Neueste<br />

Erkenntnisse aus Forschungs-<br />

und Entwicklungsvorhaben<br />

belegen nun, dass<br />

das <strong>Ermüdungsverhalten</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundbrücken<br />

und im Speziellen<br />

das <strong>Ermüdungsverhalten</strong><br />

der eingesetzten Verbindungsmittel<br />

gut bestimmbar<br />

ist. Im Einzelnen liegen<br />

Erkenntnisse zu den Verbindungsmitteln<br />

‚Kerve’,<br />

‚kreuzweise eingeklebte<br />

Stahlstäbe’, ‚Dübelleiste’<br />

sowie ‚eingeklebte Streckmetalle’<br />

vor. Die Erkenntnisse<br />

ermöglichen nun<br />

einen abgesicherten Einsatz<br />

der <strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundbauweise<br />

im Brückenbau.<br />

Mit der Birkbergbrücke über<br />

die Wippra und der Unidobrücke<br />

bei Wien konnten<br />

inzwischen auch zwei Pilotprojekte<br />

ausgeführt werden,<br />

bei denen die FuE-Ergebnisse<br />

erstmals erfolgreich<br />

umgesetzt wurden. ■<br />

Literatur & Quellen<br />

[1] Bathon, L.; Bletz, O.<br />

(2008): „<strong>Holz</strong> trifft <strong>Beton</strong>”, bauen<br />

mit holz 6/2008, Seite 28 - 33<br />

[2] Bletz, O.: „Beitrag zur Entwicklung<br />

<strong>von</strong> <strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundkonstruktionen<br />

mit eingeklebten<br />

Streckmetallen“, Dissertation in<br />

Arbeit, TU Darmstadt, Institut<br />

für Stahlbau und Werkstoffmechanik<br />

[3] DIN – Deutsches Institut<br />

für Normung (2006): „DIN<br />

1074, <strong>Holz</strong>brücken“<br />

[4] DIN – Deutsches Institut<br />

für Normung (1978): „DIN<br />

50100, Werkstoffprüfung, Dauerschwingversuch,<br />

Begriffe, Zeichen,<br />

Durchführung, Auswertung“<br />

[5] DIN – Deutsches Institut<br />

für Normung (2003): „DIN-<br />

Fachbericht 101, Einwirkungen auf<br />

Brücken“<br />

[6] Kuhlmann, U.; Aldi, P.<br />

(2008): „Fatigue of timber-con -<br />

crete-composite beams: characterisation<br />

of the connection behaviour<br />

through push-out tests“, Proceedings<br />

of the 10th World Conference<br />

on Timber Engineering,<br />

Miyazaki, Japan<br />

[7] Ingenieurgemeinschaft<br />

Setzpfandt (2008): „Birkbergbrücke<br />

über die Wipper bei Wippra“,<br />

Firmenprospekt<br />

[8] Rautenstrauch, K.;<br />

Simon, A. (2008): „Weiterentwicklung<br />

der <strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundbauweise<br />

unter Einsatz <strong>von</strong> blockverleimten<br />

Brettschichtholzquerschnitten<br />

bei Straßenbrücken“, Forschungsbericht<br />

14275 BR, Bauhaus<br />

Universität Weimar<br />

[9] Simon, A. (2008): „Analyse<br />

zum Trag- und Verformungsverhalten<br />

<strong>von</strong> Straßenbrücken in<br />

<strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundbauweise“,<br />

Dissertation, Bauhaus-Universität<br />

Weimar<br />

[10] Fa. Duscheck &<br />

Duscheck GmbH Ingenieurholzbau,<br />

A-3032 Eichgraben,<br />

www.d2-duscheck.at<br />

[11] Fa. Schaffitzel <strong>Holz</strong>industrie<br />

GmbH & Co. KG, D-74523<br />

Schwäbisch-Hall,<br />

www.schaffitzel.de<br />

[12] Fa. TiComTec GmbH,<br />

D-63808 Haibach, www.holzbeton-verbund.de<br />

20<br />

3/2009

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