Zur Temperaturbeständigkeit und Ermüdungsfestigkeit ... - Quadriga
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2/2010 –45–<br />
Holz-Metall-Klebeverbindungen<br />
<strong>Zur</strong> <strong>Temperaturbeständigkeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Ermüdungsfestigkeit</strong> von<br />
in Holz eingeklebten Gewindestangen <strong>und</strong> Lochblechen<br />
Forschungsergebnisse zeigen, dass in Holz eingeklebte Stahlteile<br />
einen innovativen <strong>und</strong> leistungsstarken Lösungsansatz<br />
für die Übertragung von Kräften sowie die Kopplung von<br />
Holzbauteilen darstellen. Eingeklebte Stahlbauteile besitzen<br />
vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. Neben der Möglichkeit<br />
zum Einkleben von Gewindestangen oder Betonrippenstählen<br />
in Holz gemäß DIN 1052:2008, Abschnitt 14.3 existieren<br />
auch Ausführungsbeispiele für das Einkleben von nicht stabförmigen<br />
Stahlteilen in Holz. Über beide Varianten wurde bereits<br />
mehrfach in der HOLZBAU berichtet (u.a. in [2], [3]). Der<br />
folgende Beitrag stellt hierzu ergänzend neue Erkenntnisse<br />
aus aktuellen Untersuchungen zur <strong>Ermüdungsfestigkeit</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Temperaturbeständigkeit</strong> von in Holz eingeklebten Gewindestangen<br />
<strong>und</strong> Lochblechen vor.<br />
Autoren:<br />
Prof. Dr.-Ing. Leander Bathon<br />
Dipl.-Ing. Oliver Bletz-Mühldorfer<br />
M.Eng. Jens Schmidt<br />
Dipl.-Ing.(FH) Michael Weber<br />
Dipl.-Ing.(FH) Michael Weil<br />
Hochschule RheinMain (ehemals<br />
Fachhochschule Wiesbaden)<br />
Fachbereich Architektur <strong>und</strong><br />
Bauingenieurwesen<br />
Institut für Baustoffe <strong>und</strong><br />
Konstruktion<br />
Holz-Stahl-<br />
Klebeverbindungen<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich wird durch<br />
die Verwendung von Holz-<br />
Stahl-Klebeverbindungen die<br />
Möglichkeit geschaffen, starre<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig duktile Verbindungen<br />
auf einfache <strong>und</strong><br />
kostengünstige Art auszuführen.<br />
Ein zusätzlicher positiver<br />
Aspekt ergibt sich aus der Eigenschaft,<br />
dass Holz-Stahl-<br />
Klebeverbindungen nahezu<br />
den vollen Holzquerschnitt<br />
mit nur minimalen Querschnittsschwächungen<br />
aktivieren<br />
können, was bei herkömmlichen<br />
nachgiebigen<br />
mechanischen Verbindungsmitteln<br />
nicht der Fall ist. Weiterhin<br />
sind Holz-Stahl-Klebeverbindungen<br />
sehr ästhetisch,<br />
da sie von außen in der Regel<br />
nicht sichtbar sind. Das Stahlbauteil<br />
ist letztlich durch die<br />
innen liegende Positionierung<br />
im Holzbauteil sowie die umgebende<br />
Klebstoffschicht vor<br />
Korrosion geschützt.<br />
Bei der Verwendung von<br />
Holz-Stahl-Klebeverbindungen<br />
in der Baupraxis muss zu<br />
jedem Zeitpunkt der späteren<br />
Nutzung nachgewiesen sein,<br />
dass die Holz-Stahl-Klebeverbindungen<br />
– inklusive der jeweils<br />
eingesetzten Klebstoffsysteme<br />
– den projektbezogenen<br />
Anforderungen gerecht<br />
werden. Entsprechende Nachweise,<br />
Berechnungen, Simulationen<br />
oder Untersuchungen<br />
hinsichtlich folgender Aspekte<br />
sind zu erbringen:<br />
• Tragfähigkeit<br />
• Systemsteifigkeit<br />
• Dauerhaftigkeit<br />
• <strong>Temperaturbeständigkeit</strong><br />
• <strong>Ermüdungsfestigkeit</strong><br />
An der MPA Wiesbaden,<br />
Abteilung Holz beschäftigt<br />
man sich seit einiger Zeit mit<br />
Holz-Metall-Klebeverbindungen<br />
<strong>und</strong> der Thematik der<br />
Nachweisführung (z.B. [1], [4],<br />
[5], [6]). Dabei wurden inzwischen<br />
diverse Metallquerschnitte<br />
mit unterschiedlichen<br />
Klebstoffsystemen in Holz<br />
eingeklebt (Abbildung 1) <strong>und</strong><br />
in Traglastversuchen getestet.<br />
Neben stählernen Gewindestangen<br />
wurden u.a. auch<br />
Rohrhülsen aus Stahl <strong>und</strong><br />
Gusseisen sowie verzinkte <strong>und</strong><br />
unverzinkte Lochbleche auf<br />
ihre Verwendbarkeit hin untersucht.<br />
Als Klebstoffsysteme<br />
kamen Polyesterharzmörtel,<br />
Verb<strong>und</strong>mörtel, ein- <strong>und</strong><br />
zweikomponentige Polyure -<br />
thanklebstoffe sowie 2K-Epo -<br />
xidharze zum Einsatz. Im Fol-<br />
genden werden die aktuellen<br />
Ergebnisse aus laufenden<br />
Untersuchungen zur <strong>Temperaturbeständigkeit</strong><br />
sowie zur <strong>Ermüdungsfestigkeit</strong><br />
von in<br />
Holz eingeklebten Gewindestangen<br />
<strong>und</strong> Lochblechen vorgestellt.<br />
<strong>Temperaturbeständigkeit</strong><br />
von in Holz eingeklebten<br />
Gewindestangen <strong>und</strong><br />
Lochblechen<br />
Für den Einsatz von Holz-<br />
Stahl-Klebeverbindungen ist<br />
es gr<strong>und</strong>sätzlich erforderlich,<br />
die in DIN 1052:2008 geforderte<br />
<strong>Temperaturbeständigkeit</strong><br />
der Klebeverbindung bei mindestens<br />
60°C nachzuweisen. In<br />
diesem Zusammenhang wurden<br />
an der MPA Wiesbaden in<br />
letzter Zeit diverse praktische<br />
Untersuchungen zu in Holz<br />
eingeklebten Gewindestangen<br />
<strong>und</strong> Lochblechen durchgeführt.<br />
In Abbildung 2 <strong>und</strong> Abbildung<br />
3 sind hierfür exemplarisch<br />
im Rahmen solcher<br />
<strong>Temperaturbeständigkeit</strong>suntersuchungen<br />
vorgenommene<br />
Traglastversuche an in Holz<br />
eingeklebten Gewindestangen<br />
bzw. an in Holz eingeklebten<br />
Lochblechen dargestellt.<br />
Bei diesen Versuchen wurde<br />
folgende Verfahrensweise angewendet:<br />
• In einem ersten Versuchsabschnitt<br />
wurde auf den Versuchskörper<br />
unter Normalklima<br />
20°C / 65r.F. eine definierte<br />
Zugkraft aufgebracht.<br />
Abb. 1:<br />
Zum Einkleben in Holzprüfkörper eingesetzte<br />
Stahlquerschnitte.<br />
• Anschließend wurde um die<br />
Prüfvorrichtung herum ein<br />
Klimaschrank aufgestellt,<br />
in dem – nachdem er verschlossen<br />
wurde – schrittweise<br />
die Lufttemperatur erhöht<br />
wurde, bis die Klebefuge<br />
eine Temperatur von<br />
60°C erreicht hat.<br />
• Während der Versuchsdurchführung<br />
wurden in definierten<br />
Zeitabständen die<br />
Lufttemperatur, die Klebe -<br />
fugentemperatur sowie die<br />
Verformungszunahmen der<br />
Holz-Stahl-Klebeverbindung<br />
infolge Dauerlast <strong>und</strong> Temperaturbeanspruchung<br />
gemessen.<br />
Die Messung der<br />
Luft- sowie der Klebefugentemperatur<br />
erfolgte hierbei<br />
über spezielle Temperaturfühler,<br />
während die Messung<br />
der Verformungen<br />
über externe Wegaufnehmer<br />
vollzogen wurde.<br />
• Als Ergebnis der Untersuchungen<br />
wurden schließlich<br />
für alle Prüfkörper so genannte<br />
Temperatur-Verfor-
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Holz-Metall-Klebeverbindungen<br />
–46–<br />
2/2010<br />
Abb. 2:<br />
Prüfstand zur Ermittlung der <strong>Temperaturbeständigkeit</strong><br />
von in Holz eingeklebten<br />
Gewindestangen (Klimaschrank<br />
geschlossen).<br />
Abb. 3:<br />
Detailansicht des geöffneten Klimaschranks<br />
mit Traglastversuch zur Ermittlung<br />
der <strong>Temperaturbeständigkeit</strong><br />
von in Holz eingeklebten Lochblechen<br />
(Einklebefläche der Lochbleche<br />
5,0 x 6,5 cm).<br />
Hinsichtlich der <strong>Temperaturbeständigkeit</strong><br />
von Verbindungen<br />
mit in Holz eingeklebten<br />
Lochblechen wurden<br />
ebenfalls erste Orientierungsversuche<br />
nach oben dargestelltem<br />
Versuchsablauf<br />
durchgeführt. Hierbei kamen<br />
unterschiedliche Lochblechgeometrien<br />
in Kombination<br />
mit variierenden Klebstoffsys -<br />
temen zum Einsatz. Ziel der<br />
Untersuchungen war es wiederum,<br />
die gemäß DIN<br />
1052:2008 geforderte <strong>Temperaturbeständigkeit</strong><br />
der Holz-<br />
Stahl-Klebeverbindung von<br />
mindestens 60°C nachzuweisen.<br />
Abbildung 5 zeigt hierzu<br />
exemplarisch das ermittelte<br />
Temperatur-Verformungs-Diagramm<br />
eines Prüfkörpers, bei<br />
dem ein Lochblech (l LB = 6,5<br />
cm, b LB = 5 cm) mittels des<br />
2K-Klebstoffsystems A ins<br />
Holz eingeklebt <strong>und</strong> das Zugmungs-Diagramme<br />
erstellt.<br />
Aus diesen kann abgelesen<br />
werden, ob <strong>und</strong> in welchem<br />
Maße es unter einer Temperaturbeanspruchung<br />
zu Verformungszunahmen<br />
(infolge<br />
einer wachsenden Nachgiebigkeit<br />
der Verbindung)<br />
kam.<br />
Bei den Untersuchungen<br />
mit in Holz eingeklebten Gewindestangen<br />
gemäß Abbildung<br />
2 lagen folgende prüfkörperspezifische<br />
Randbedingungen<br />
vor:<br />
• Nadelholz C24, b/h/l =<br />
30/8/8 cm, f t,k = 14 N/mm 2<br />
gemäß DIN 1052:2008<br />
• Gewindestange, Festigkeitsklasse<br />
4.8, f y,k = 320 N/mm 2<br />
gemäß DIN EN ISO 898-1:<br />
2009<br />
• Durchmesser der Gewindestange<br />
d Gewi = 8 mm<br />
• Durchmesser des Bohrlochs<br />
d Bohrloch = 10 mm<br />
• Einklebelänge der Gewindestange<br />
l ad = 100 mm<br />
• 2K-Klebstoffsystem A<br />
• Charakteristischer Festigkeitskennwert<br />
für die Klebefuge<br />
f k1,k = 4,0 N/mm 2 gemäß<br />
DIN 1052:2008<br />
• effektive Querschnittsfläche<br />
der Gewindestange A ef =<br />
Tabelle 1: Bemessung einer in Holz eingeklebten Gewindestange gemäß DIN 1052:2008.<br />
36,6 mm 2 (als Mittelwert aus<br />
Kerndurchmesser <strong>und</strong> Gewindeaußendurchmesser<br />
gemäß<br />
DIN 1052:2008)<br />
• Zugkraft F Zug = 8 kN, wobei<br />
diese Zugkraft gemäß DIN<br />
1052:2008 (NKL2, mittlere<br />
Lasteinwirkungsdauer, k mod<br />
= 0,8) ungefähr dem rechnerischen<br />
k mod -fachen charakteristischen<br />
Ausziehwiderstand<br />
der eingeklebten Gewindestange<br />
entspricht (Tabelle<br />
1).<br />
In Abbildung 4 sind exemplarisch<br />
die Versuchsergebnisse<br />
für einen Prüfkörper, der<br />
unter einer Zugkraft von F Zug<br />
= 8 kN getestet wurde, dargestellt.<br />
Es zeigte sich, dass es<br />
während der anfänglichen<br />
Aufheizungsphase zu ausgeprägten<br />
Verformungszunahmen<br />
der Klebeverbindung gekommen<br />
ist. Bei Erreichen der<br />
Klebefugentemperatur von<br />
60°C wurde die Temperatur<br />
für ca. 120 Minuten gehalten.<br />
In dieser Phase kam es zu keinen<br />
weiteren signifikanten<br />
Verformungszunahmen des<br />
Prüfkörpers. Aus dem Versuchsergebnis<br />
kann somit<br />
abgeleitet werden, dass die<br />
Funktionsweise der Holz-<br />
Stahl-Klebeverbindung bei<br />
Parameter<br />
Nachweis<br />
Wirksame Querschnittsfläche<br />
des Holzes<br />
A ef = 36 · d 2 = 36 · (8 mm) 2 = 2304 mm 2<br />
Aufnehmbare Zugkraft des<br />
Holzquerschnitts<br />
F k = A ef · f t,k = 2034 mm 2 · 14 N mm2 = 32,26 kN<br />
Mindesteinklebelängel<br />
0,5·d 2 = 0,5·8 2 = 32 mm<br />
der Gewindestange<br />
ad,min =<br />
{10·d = 10·8 = 80 mm } = 80 mm, gewählt l ad = 100 mm<br />
Charakteristischer Ausziehwiderstand<br />
f y,k·A ef = 320 N/mm 2·36,6 mm 2 = 11,71kN<br />
der Gewindestange<br />
p·d·l ad·f kl,k = p·8 mm·100 mm·4,0 N/mm 2 = 10,05 kN<br />
R ax,k = min<br />
{ }<br />
Abb. 4:<br />
Exemplarische Darstellung des Temperatur-Verformungs-Diagramms<br />
für<br />
einen Prüfkörper mit in Holz eingeklebter<br />
Gewindestange.<br />
dem Prüfkörper mit in Holz<br />
eingeklebter Gewindestange<br />
(Klebstoffsystem A) auf dem<br />
untersuchten Lastniveau bei<br />
Klebefugentemperaturen von<br />
60°C mit 120minütiger Einwirkung<br />
gewährleistet ist.
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2/2010 –47–<br />
Abb. 5:<br />
Exemplarische Darstellung des Temperatur-Verformungs-Diagramms<br />
für<br />
einen Prüfkörper mit ins Holz eingeklebtem<br />
Lochblech.<br />
lastniveau mit 8 kN festgesetzt<br />
wurde. Es zeigte sich,<br />
dass die Funktionsweise des<br />
Prüfkörpers mit dem ins Holz<br />
eingeklebten Lochblech bei<br />
der gewählten Versuchskonstellation<br />
bei Klebefugentemperaturen<br />
von 60°C sichergestellt<br />
ist. Auf diesem Temperaturniveau<br />
traten während der<br />
ca. 120 Minuten andauernden<br />
Haltephase keine wesentlichen<br />
Verformungszunahmen auf.<br />
Insgesamt lässt sich zusammenfassen,<br />
dass bei den dargestellten<br />
Orientierungsversuchen<br />
zur Bestimmung des Einflusses<br />
einer thermischen Einwirkung<br />
auf das Traglast- <strong>und</strong><br />
Verformungsverhalten von in<br />
Holz eingeklebten Gewindestangen<br />
<strong>und</strong> Lochblechen erste<br />
positive Zwischenergebnisse<br />
erzielt wurden. Für die dargestellten<br />
Prüfkörper konnte die<br />
<strong>Temperaturbeständigkeit</strong> bei<br />
einer 120minütigen Temperatureinwirkung<br />
mit einer mittleren<br />
Klebefugentemperatur<br />
von 60°C nachgewiesen werden.<br />
Diese <strong>Temperaturbeständigkeit</strong><br />
muss jedoch noch<br />
durch weitere Untersuchungen,<br />
bei denen u.a. unterschiedliche<br />
Versuchskonstellationen<br />
zum Einsatz kommen<br />
sowie modifizierte Temperaturzyklen<br />
aufgebracht werden,<br />
bestätigt werden.<br />
<strong>Ermüdungsfestigkeit</strong> von<br />
in Holz eingeklebten<br />
Gewindestangen <strong>und</strong> Lochblechen<br />
Im Hinblick auf die <strong>Ermüdungsfestigkeit</strong><br />
von in Holz<br />
eingeklebten Gewindestangen<br />
<strong>und</strong> Lochblechen wurden an<br />
der MPA Wiesbaden seit Sommer<br />
2009 ebenfalls mehrere<br />
Untersuchungsreihen durchgeführt.<br />
Ziel der Untersuchungen<br />
war die Ermittlung von<br />
Wöhlerdiagrammen sowie –<br />
damit verb<strong>und</strong>en – die Ermittlung<br />
der jeweiligen Lastniveaus,<br />
bei denen gerade<br />
kein Versagen der Prüfkörper<br />
infolge Ermüdung mehr auftrat.<br />
Hierzu wurden bis dato<br />
in 3 Versuchreihen insgesamt<br />
ca. 30 Prüfkörper in Kurzzeitzugversuchen<br />
<strong>und</strong> Ermüdungsversuchen<br />
getestet. Einzelheiten<br />
zu den Prüfkörpern<br />
der 3 Versuchsreihen können<br />
Tabelle 2 entnommen werden.<br />
Abbildung 6 zeigt eine exemplarische<br />
Darstellung der<br />
eingesetzten Prüfkörper in<br />
den drei oben genannten Untersuchungsreihen.<br />
Bei den<br />
Prüfkörpern der Untersuchungsreihe<br />
E-1 <strong>und</strong> E-2 kamen<br />
Lochbleche gemäß Tabelle<br />
2 zum Einsatz. Zum Einkleben<br />
der Lochbleche ins<br />
Holz wurden die Hölzer an der<br />
Oberseite stirnseitig geschlitzt.<br />
Die Schlitzbreite betrug hierbei<br />
4 mm. Die Schlitztiefe lag<br />
bei 80 mm. Anschließend<br />
wurden die Lochbleche mit<br />
zwei unterschiedlichen zweikomponentigen<br />
Klebstoffsys -<br />
temen ins Holz eingeklebt<br />
(Klebstoffsystem C bzw. Klebstoffsystem<br />
B). Aufgr<strong>und</strong> der<br />
vorliegenden Prüfkörpergeometrie<br />
konnten stets 5 Lochungen<br />
eines Lochblechs im<br />
Holzquerschnitt verankert<br />
werden.<br />
Bei den Prüfkörpern der<br />
Untersuchungsreihe E-3 wurden<br />
Gewindestangen gemäß<br />
Tabelle 2 verwendet. Die Prüfkörper<br />
aus Fichtenbrettschichtholz<br />
(b/h/l = 10 cm /<br />
10 cm / 49 cm) wurden an der<br />
Oberseite mittig mit einer<br />
25 cm tiefen Bohrung (dBL =<br />
14 mm) versehen, ehe die Gewindestangen<br />
(d GEWI = 12 mm)<br />
mit dem Klebstoffsystem C<br />
eingeklebt wurden. Aufgr<strong>und</strong><br />
der gewählten Prüfkörperkonstellation<br />
lag bei der Untersuchungsreihe<br />
E-3 eine Schlankheit<br />
der Prüfkörper von<br />
b/d GEWI = 100 mm / 12 mm =<br />
8,3 vor.<br />
Tabelle 2: Kenngrößen der Untersuchungsreihen zur Ermittlung der <strong>Ermüdungsfestigkeit</strong>.<br />
Versuchsreihe Metallquerschnitt Holzquerschnitt Klebstoffsystem<br />
E-1 Lochblech, Baustahl St 37-2, BS-Holz C24,<br />
„in Holz eingeklebte b LB = 20 mm, t LB = 2,5 mm, b/h/l = 4/8/27 cm, 2K-Klebstoff C<br />
Lochbleche“ d L = 10 mm, e L = 15 mm u ≈12%<br />
E-2 Lochblech, Baustahl St 37-2, BS-Holz C24,<br />
„in Holz eingeklebte b LB = 20 mm, t LB = 2,5 mm, b/h/l = 4/8/27 cm, 2K-Klebstoff B<br />
Lochbleche“ d L = 10 mm, e L = 15 mm u ≈12%<br />
E-3 Gewindestange, Güte 4.8, BS-Holz C24,<br />
„in Holz eingeklebte d GEWI = 12 mm, d BL = 14 mm, b/h/l = 10/10/49 cm, 2K-Klebstoff C<br />
Gewindestangen“ l ad = 25 cm u ≈12%<br />
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Holz-Metall-Klebeverbindungen<br />
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2/2010<br />
Abb. 6:<br />
Exemplarische Darstellung der in den<br />
Ermüdungsversuchen eingesetzten<br />
Prüfkörper.<br />
Abb. 7:<br />
Exemplarische Darstellung eines in<br />
die Hydropulsmaschine eingebauten<br />
Prüfkörpers mit eingeklebten Lochblechen.<br />
Die Durchführung der Ermüdungsversuche<br />
(Wöhlerversuche)<br />
erfolgte an einer<br />
Hydropulsmaschine (Abbildung<br />
7), wobei die Prüfkörper<br />
einer Versuchsreihe jeweils so<br />
lange periodisch schwingend<br />
beansprucht wurden, bis entweder<br />
ein Bruchversagen der<br />
Prüfkörper eintrat oder eine<br />
definierte Grenzlastspielzahl<br />
(N = 1 · 10 7 Schwingspiele) erreicht<br />
wurde. Die Beanspruchungsverhältnisse<br />
bei den<br />
Ermüdungsversuchen wurden<br />
hierbei am Beginn eines Versuchs<br />
definiert <strong>und</strong> über die<br />
Versuchsdauer nicht mehr<br />
verändert. Die Beanspruchung<br />
wurde jeweils in Form einer<br />
sinusförmigen Schwingbelas -<br />
tung mit einer bestimmten<br />
Mittellast <strong>und</strong> einer zugehörigen<br />
Lastamplitude aufgebracht.<br />
Die Frequenz der Lastaufbringung<br />
betrug 3 Hz (bei<br />
den Ermüdungsversuchen an<br />
Prüfkörpern mit eingeklebten<br />
Gewindestangen) bzw. 10 Hz<br />
(bei den Ermüdungsversuchen<br />
an Prüfkörpern mit eingeklebten<br />
Lochblechen). Bei allen<br />
Versuchen lag ein Spannungsverhältnis<br />
k ≈ 0,10 vor. Tabelle<br />
3 zeigt die allgemeinen<br />
theoretischen Beziehungen<br />
zwischen den einzelnen Versuchsparametern.<br />
Die aus den Dauerschwingversuchen<br />
ermittelten Bruchschwingspielzahlen<br />
in Abhängigkeit<br />
des jeweiligen Oberlastniveaus<br />
sind für die Prüfkörper<br />
mit eingeklebten Lochblechen<br />
der Untersuchungsreihen<br />
E-1 <strong>und</strong> E-2 grafisch in<br />
Abbildung 8 aufgetragen. Das<br />
Wöhlerdiagramm ist im halblogarithmischen<br />
Maßstab erstellt.<br />
Hierin sind die drei Fes -<br />
tigkeitsbereiche Kurzzeitfes -<br />
tigkeit (N ≤ 1 · 10 4 ), Zeitfes tigkeit<br />
(1 · 10 4 < N < 1· 10 7 ) <strong>und</strong><br />
angenommene Dauerfestigkeit<br />
(N ≥ 1 · 10 7 ) durch gestrichelte<br />
Tabelle 3: Kenngrößen zur Beschreibung der Ermüdungsversuche.<br />
Kenngröße Einheit Definition<br />
Linien angedeutet. Die Werte<br />
bei N = 1·10 0 Schwingspielen<br />
stellen jeweils die Bruchlast<br />
F max der zugehörigen Kurzzeitzugversuche<br />
dar. Folgende<br />
Erkenntnisse können abgeleitet<br />
werden:<br />
Oberspannung s o N/mm 2 Betragsmäßige größere Spannung<br />
Unterspannung s u N/mm 2 Betragsmäßige kleinere Spannung<br />
Mittelspannung s m N/mm 2 s m = (s u + s o ) / 2<br />
Spannungsschwingbreite Ds N/mm 2 Ds = s o - s u<br />
Spannungsamplitude Ds A N/mm 2 A = ( s o - s u ) / 2<br />
Spannungsverhältnis k – k = s u / s o<br />
Abb. 8:<br />
Vorläufiges Wöhlerdiagramm für die<br />
Prüfkörper der Untersuchungsreihen<br />
E-1 <strong>und</strong> E-2.<br />
• Gr<strong>und</strong>sätzlich zeigt sich in<br />
dem Diagramm für beide<br />
Untersuchungsreihen eine<br />
eindeutige Abhängigkeit<br />
zwischen aufgebrachter<br />
Oberlast <strong>und</strong> Schwingspielzahl.<br />
Mit steigender Oberlast<br />
sinkt erwartungsgemäß die<br />
aufnehmbare Schwingspielzahl.<br />
Deutlich erkennbar im<br />
Wöhlerschaubild ist die jeweils<br />
stark fallende Tendenz<br />
der Bauteilwöhlerlinien im<br />
Bereich der Zeitfestigkeit.<br />
• Weiterhin wird deutlich, dass<br />
die Bauteilwöhlerlinie für<br />
das Klebstoffsystem B gegenüber<br />
der Bauteilwöhlerlinie<br />
für das Klebstoffsys tem<br />
C nach links bzw. nach unten<br />
versetzt ist. Das bedeutet,<br />
dass die Prüfkörper, bei denen<br />
die Lochbleche mit dem<br />
Klebstoffsystem B eingeklebt<br />
wurden, auf gleichem Oberlastniveau<br />
geringere Bruchschwingspielzahlen<br />
aufweisen<br />
als die Prüfkörper, bei<br />
denen das Klebstoffsystem C<br />
verwendet wurde.<br />
• Bezüglich der Versagensart<br />
der Prüfkörper kann festgehalten<br />
werden, dass es bei<br />
Verwendung des Klebstoffsystems<br />
C stets zu einem<br />
Versagen des Lochblechs gekommen<br />
ist. Bei den Prüfkörpern,<br />
bei denen die<br />
Lochbleche mit dem Klebstoffsystem<br />
B ins Holz eingeklebt<br />
wurden, liegt dagegen<br />
eine Lastabhängigkeit<br />
beim Versagen vor. Oberhalb<br />
eines Grenzlastniveaus<br />
von F o ≈ 6,00 kN kommt es<br />
zu einem Versagen des<br />
Klebstoffs, während unterhalb<br />
dieses Grenzlastniveaus<br />
ein Versagen der Lochbleche<br />
eintritt (Abbildung 9).<br />
• Aufgr<strong>und</strong> des Prüfkörpers,<br />
der eine Schwingspielzahl<br />
von N = 1 · 10 7 Schwingspielen<br />
ohne Versagen<br />
durchlaufen hat, kann die<br />
Dauerfestigkeit der Holz-<br />
Lochblech-Klebeverbindung<br />
bei Verwendung des Klebstoffsystems<br />
C bei F D = 3,50<br />
kN angenommen werden.<br />
Dies entspricht ca. 34% der<br />
zugehörigen Kurzzeitfestigkeit<br />
Fmax = 10,30 kN.<br />
• Für das Klebstoffsystem B,<br />
für das die Versuchsreihe<br />
noch nicht abgeschlossen<br />
ist, ist zu erwarten, dass die<br />
Dauerfestigkeit geringfügig<br />
niedriger liegt. Im Vergleich<br />
zur ermittelten Kurzzeitfes -<br />
tigkeit von F max = 10,10 kN<br />
sollte sie 0,30 · F max bis<br />
0,35 · F max betragen.<br />
Für die Prüfkörper der Untersuchungsreihe<br />
E-3 sind die
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2/2010 –49–<br />
Holz-Metall-Klebeverbindungen<br />
Anzeige<br />
Abb. 9:<br />
Exemplarische Darstellung eines Prüfkörpers<br />
mit Ermüdungsversagen des<br />
Lochblechs.<br />
Abb. 10:<br />
Exemplarische Darstellung eines Prüfkörpers<br />
mit Ermüdungsversagen der<br />
Gewindestange.<br />
aus den bisher durchgeführten<br />
Wöhlerversuchen ermittelten<br />
Bruchschwingspielzahlen in<br />
Abhängigkeit des Oberlastniveaus<br />
in Tabelle 4 dargestellt.<br />
Wiederum zeigt sich eine<br />
Abhängigkeit zwischen auf -<br />
gebrachter Oberlast <strong>und</strong><br />
Schwingspielzahl, bei der mit<br />
steigender Oberlast die aufnehmbare<br />
Schwingspielzahl<br />
sinkt (mit Prüfkörper GW-08<br />
als Ausreißer). Alle in dieser<br />
Versuchsreihe getesteten Prüfkörper<br />
versagten infolge Ermüdungsbruch<br />
der Gewindestangen<br />
(Abbildung 10). Ein<br />
Versagen der Klebefuge infolge<br />
der wiederholt aufgebrachten<br />
Beanspruchungen ist<br />
dagegen nicht aufgetreten. Da<br />
die Untersuchungsreihe zum<br />
jetzigen Zeitpunkt noch nicht<br />
abgeschlossen ist, kann die<br />
experimentell ermittelte Dauerfestigkeit<br />
der Holz-Gewindestangen-Klebeverbindung<br />
noch nicht definitiv festgesetzt<br />
werden. Aufgr<strong>und</strong> der<br />
bisher erzielten Untersuchungsergebnisse<br />
ist jedoch<br />
zu erwarten, dass diese im<br />
Oberlastbereich von 15,0 kN<br />
bis 17,5 kN liegen sollte (dies<br />
entspricht einem Wert von ca.<br />
30% bis 35% der zugehörigen<br />
Kurzzeitfestigkeit).<br />
Fazit<br />
Die Holz-Stahl-Klebetechnologie<br />
stellt eine vergleichsweise<br />
neuartige <strong>und</strong> leistungsstarke<br />
Variante zur Ausführung<br />
von Verbindungen dar.<br />
Die Vorteile dieser Verbindungsmitteltechnologie<br />
sind<br />
eindeutig: starr, duktil <strong>und</strong><br />
mit nur minimaler Querschnittschwächung<br />
des Holzes<br />
bei vorhandener Ästhetik <strong>und</strong><br />
vorliegendem Korrosionsschutz.<br />
Die in diesem Beitrag<br />
vorgestellten Untersuchungen<br />
der MPA Wiesbaden zur Tem-<br />
peraturbeständigkeit <strong>und</strong> <strong>Ermüdungsfestigkeit</strong><br />
von in<br />
Holz eingeklebten Gewindestangen<br />
<strong>und</strong> Lochblechen zeigen<br />
erste positive Zwischenergebnisse<br />
bezüglich der Einhaltung<br />
der vorgeschriebenen<br />
Anforderungen bzw. der Berechenbarkeit<br />
der Verbindungen.<br />
Da es sich um vorläufige<br />
Zwischenergebnisse handelt,<br />
müssen diese noch durch weitere<br />
Untersuchungsreihen bestätigt<br />
werden. Die an der<br />
MPA Wiesbaden durchgeführten<br />
Untersuchungen sollten<br />
insgesamt dazu beitragen<br />
können, dass sich die Holz-<br />
Stahl-Klebetechnologie in der<br />
Baupraxis weiter verbreitet.<br />
Ziel sollte es sein, mit der Klebetechnologie<br />
<strong>und</strong> den damit<br />
zu erzielenden technischen<br />
<strong>und</strong> wirtschaftlichen Vorteilen<br />
in der Zukunft neue Märkte<br />
für den Ingenieurholzbau zu<br />
erschließen. <br />
Literatur<br />
[1] Bathon, L.; Bletz, O.; Schmidt, J.<br />
(2006): „Untersuchungsbericht zum<br />
Holz-Stahl-Klebeverb<strong>und</strong>system mit<br />
eingeklebten Lochblechen“, Fachhochschule<br />
Wiesbaden, Holzbaulabor<br />
[2] Bathon, L.; Bletz, O. (2008):<br />
„Bergehalle bei St. Moritz“, HOLZBAU<br />
- die neue quadriga 6/2008, S. 26 – 29<br />
[3] Bathon, L.; Bletz, O. (2009):<br />
„Fahrradunterstand als Experimentalbau“,<br />
HOLZBAU - die neue quadriga<br />
1/2009, S. 47 – 50<br />
[4] Bathon, L.; Bletz, O., Schmidt, J.<br />
(2009): „Holz-Stahl-Klebeverb<strong>und</strong>“,<br />
Abschlussbericht zum Forschungs -<br />
vorhaben Zukunft Holz, Hochschule<br />
Biberach<br />
[5] Bathon, L.; Bletz, O., Schmidt,<br />
J., Weber, M.; Weil, M. (2009): „Holz-<br />
Stahl-Klebeverbindungen mit Flachkörpern<br />
– Entwicklungen <strong>und</strong> Anwendungen“,<br />
Tagungsband des Internationales<br />
Holzbauforums 2009, Garmisch-<br />
Partenkirchen<br />
[6] Bathon, L.; Bletz, O.; Schmidt,<br />
J.; Weil, M. (2009): „Untersuchung der<br />
<strong>Ermüdungsfestigkeit</strong> von in Holz eingeklebten<br />
Lochblechen im Hinblick<br />
auf das Projekt Timber Tower“, Untersuchungsbericht<br />
HB 105/VI-09, Hochschule<br />
RheinMain, Institut für Baustoffe<br />
<strong>und</strong> Konstruktion, 2009<br />
Dämmstoffnagel<br />
TYP II<br />
Dämmstoffschraube<br />
DS<br />
patentiert<br />
Dämmstoffschraube<br />
DPS<br />
patentiert<br />
Dämmstoffbefestiger<br />
VT<br />
Dämmstoffschraube<br />
DK<br />
DGBM-Nr.<br />
203 20600.2<br />
AUF BETON +<br />
MAUERWERK<br />
AUF HOLZ<br />
AUF HOLZ<br />
AUF HOLZ<br />
AUF HOLZ<br />
Tabelle 4: Vorläufige Ergebnisse für die Prüfkörper der Untersuchungsreihen E-3.<br />
Versuch Mittellast Amplitude Oberlast Unterlast<br />
Spannungsverhältnis<br />
Frequenz Lastspiele Versagen<br />
[-] [kN] [kN] [kN] [kN] [-] [Hz] [-] [-]<br />
E-3-03 – – 50,60 – – 1 1 Stahl<br />
E-3-04 – – 51,95 – - 1 1 Stahl<br />
E-3-05 13,750 11,250 25,00 2,50 0,100 3 950.294 Stahl<br />
E-3-06 16,500 13,500 30,00 3,00 0,100 3 382.865 Stahl<br />
E-3-08 15,060 12,340 27,40 2,72 0,099 3 1.884.722 Stahl<br />
GmbH<br />
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