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spitzmarke quadrat 12/2013 25
1913
Dezember 2013, ein Jahr der Erinnerungen
und der Analysen geht zu Ende. Wenn die
Rede von den Ereignissen vor 100 Jahren
ist, dann sprechen Historiker und Publizisten vom
„Vorabend der Katastrophe“ oder vom „Tanz auf
dem Vulkan“. Die Aufarbeitung der politischen
und gesellschaftlichen Entwicklungen vor dem
Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde in der Forschung
bisher eher nachrangig behandelt, da für
die deutsche Geschichte die Auseinandersetzung
mit dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust die
beherrschende Thematik darstellte.
1913 wird die Sozialdemokratische Partei
Deutschlands 50 Jahre alt, August Bebel stirbt
und Willy Brandt wird geboren. Hundert Jahre
später wird die Partei vom Goslarer Sigmar Gabriel
geführt. 1913 feiert Kaiser Wilhelm II. in Berlin
sein 25-jähriges Thronjubiläum und weiht anlässlich
dieses Jahrestages das Völkerschlachtdenkmal
in Leipzig ein. Reichskanzler unter dem letzten
deutschen Kaiser ist von 1909 bis 1917
Theobald von Bethmann Hollweg, auch ein Politiker
mit Goslarer Wurzeln. Die Erfolgsgeschichte
der zahlreichen Linien der Bethmanns beginnt in
der Glockengießerstraße 30, einem Wohnhaus mit
imposanten Renaissance-Schnitzereien. Florian
Illies hat in seinem Bestseller „1913“ – Der Sommer
des Jahrhunderts – ein Zeitgemälde entworfen,
das eindrucksvoll Daten, Fakten und fiktive,
aber durchaus mögliche Begegnungen
der Weltgeschichte skizziert. In
Wien lebten 1913 drei Männer, die
in ihrem späteren Leben grausame
Geschichte geschrieben haben und
sich nie persönlich begegnet sind.
Ein junger Russe kommt unter falschem
Namen nach Wien und nennt
sich seit seiner Ankunft in der
Donaumetropole Josef Stalin. Im
Auftrag Lenins schreibt er einen
Aufsatz zum Thema „Marxismus und
die nationale Frage“. Adolf Hitler
lebt zu dieser Zeit in einem Männerwohnheim
in der Stadt und malt
erfolglos Aquarelle. Ein 21-jähriger
junger Automechaniker namens
Josip Broz, später Tito, arbeitet als
Testfahrer für Mercedes in der Wiener
Neustadt. Wenn sich diese Männer
jemals begegnet sind, dann im
Wien des Jahres 1913. Zufällige
Begegnungen von Menschen, deren
Handeln Weltgeschichte geschrieben
hat. Zeitzeugen können nicht mehr
befragt werden. Eine der großen
Deutschland prägenden Persönlichkeiten
erblickt in Vorpommern das
Licht der Welt und stirbt im Juli
2013 zwei Monate vor seinem 100.
Geburtstag: Berthold Beitz, „der