Starke Seiten Januar 2003 - PVCplus
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Ob Vase, Möbel oder Luftmatratze – die<br />
Entwürfe der drei Frauen-Teams sind so<br />
phantasievoll wie praktisch. Erstes Beispiel:<br />
die Luftmatratze. Die beiden Studentinnen<br />
Lorenza Ehrler und Silvia Matschinger<br />
lagen an einem heissen Sonntag im Juni<br />
vergangenen Jahres am Zürichsee. Und hätten<br />
sich gerne gemütlich auf einer Matratze<br />
liegend im Wasser treiben lassen. Die Betonung<br />
liegt auf „im“ Wasser. Herkömmliche<br />
Luftmatratzen schwimmen auf dem Wasser.<br />
STOFF,<br />
„Wir dachten uns, dass es viel angenehmer<br />
sein müsste, eine Matte zu haben, die ab und<br />
zu ins Wasser abtaucht“, erklärt Lorenza<br />
DER VERBINDET<br />
Wenn sie sich zufällig treffen würden, hätten sie sich bestimmt viel zu erzählen, die sechs Frauen<br />
aus Österreich, England und der Schweiz. Denn zweierlei verbindet sie: ihr Spass an kreativen Ideen<br />
und ihre Vorliebe für den Werkstoff Polyvinylchlorid. Daraus haben sie Gebrauchsgegenstände<br />
hergestellt, die den Alltag ein wenig bunter machen.<br />
Die angenehmen <strong>Seiten</strong><br />
der Bionik: „Chillin“ von<br />
Lorenza Ehrler und Silvia<br />
Matschinger<br />
Ehrler. Geträumt – getan. Im Rahmen eines<br />
Designprojekts an der Hochschule für Gestaltung<br />
und Kunst in Zürich nahm die Idee Gestalt<br />
an. Lorenza Ehrler und Silvia Matschinger<br />
entwarfen Chillin, eine 200 mal 150 Zentimeter<br />
grosse bionische Luftmatte.<br />
Lernen von der Natur<br />
Die Bionik, also jene Wissenschaft, die technische<br />
Probleme nach dem Vorbild natürlicher<br />
Phänomene zu lösen sucht, wies auch diesem<br />
Frauen-Team den Weg. Vorbild für Chillin waren<br />
die Flügel der Libelle. Silvia Matschinger: „Der<br />
Libellenflügel ist sehr flexibel und anpassungsfähig,<br />
dabei aber dank seiner inneren Struktur<br />
äusserst stabil. Diese Eigenschaften haben wir<br />
uns zunutze gemacht.“ Mit Luft gefüllte Adern<br />
durchziehen das Innere von Cillin wie ein Gitternetz.<br />
Diese Luftpolster aus halbtransparenter<br />
weisser PVC-Folie sorgen für Stabilität und<br />
Leichtigkeit. „PVC bringt die optimalen Eigenschaften<br />
mit. Es ist aufblasbar, leicht und lässt<br />
sich gut falten.“<br />
Couch mobil:<br />
„Fasten Seatbelt“ von Karin<br />
Hepp und Valerie Keiper-<br />
Knorr<br />
Weil die Matte gleichzeitig wasserdurchlässig<br />
ist, sind die Zwischenräume der Luftadern mit<br />
einem speziellen schwarzen Textilstoff bespannt.<br />
Ein fester, das Wasser abweisender roter Stoff<br />
wiederum dient als Unterlage und Schutz. Transportiert<br />
wird Chillin als Tragetasche: Ist die Luft<br />
entwichen, kann die Matte einfach zusammengerollt<br />
werden. „Der Name hat sich übrigens<br />
aus der Vielseitigkeit der Luftmatte ergeben. Sie<br />
lädt zum Entspannen, Geniessen, Sonnen,<br />
Plätschern, Träumen ein – eben zum Chillen.“<br />
www.chillin-02.com<br />
Apropos chillen: Für alle, die immer schon von<br />
einem Bett im Kornfeld träumten, haben zwei<br />
Designerinnen aus Wien die Lösung entwickelt:<br />
Fasten Seatbelt, das Möbel, das alles kann und<br />
alles mitmacht.<br />
Fasten Seatbelt – flexible Möbel<br />
„Fun“ – das ist ein zentraler Begriff für Karin<br />
Hepp und Valerie Keiper-Knorr. Spass wollen<br />
die beiden Wiener Architekturstudentinnen beim<br />
Entwerfen haben, und sie wollen ihn weitergeben<br />
an die Verwender ihrer Kreationen. Und<br />
so macht denn auch Fasten Seatbelt nahezu<br />
jeden Spass mit: Vom bequemen Fauteuil zur<br />
Chaiselongue, vom Bett zum Schlitten oder<br />
zur Luftmatratze verwandelt sich das flexible<br />
Möbelstück in Sekundenschnelle. Und wenn<br />
gerade der Platz fehlt, kann alles in einer<br />
flachen Schublade verstaut werden.<br />
Das „Zauberwesen“, das die findigen Jungdesignerinnen<br />
bei einem Workshop über pneumatische<br />
Architektur spielerisch entwickelten,<br />
besteht aus speziell geformten aufblasbaren<br />
PVC-Kissen, die mittels eines variablen Gurtsystems<br />
zusammengeschnallt werden. Einbuchtungen,<br />
die einen Saugnapf-Effekt erzeugen,<br />
sorgen zusätzlich für Halt und Stabilität. Die<br />
konische Form der Polster bewirkt, dass man<br />
beim Sitzen nicht abrutscht. Eine Beschichtung<br />
aus Polyurethan bringt zusätzliche mechanische<br />
Widerstandsfähigkeit.<br />
„Wir arbeiten mit PVC, weil sich Projekte damit<br />
wirklich einfach und schnell realisieren lassen“,<br />
zeigen sich Karin Hepp und Valerie Keiper-Knorr<br />
zufrieden. „Dieser Kunststoff hat sich als ideal<br />
für unsere Art von Design erwiesen. Es gibt ein<br />
enormes Spektrum an Farben, und uns gefällt<br />
die Transparenz des Materials, die den Objekten<br />
eine besondere Charakteristik verleiht. Und dann<br />
natürlich das geringe Gewicht: Unsere Fasten-<br />
Seatbelt-Möbel können leicht transportiert und<br />
einfach vor Ort aufgeblasen werden.“<br />
Was nicht passt, wird<br />
passend gemacht –<br />
die Vase, nicht die Blumen.<br />
„Pull-up“ von Fiona<br />
Davidson und<br />
Gitta Gschwendtner<br />
Fasten Seatbelt feierte Erfolge bei mehreren<br />
Design-Ausstellungen, darunter auch im renommierten<br />
Wiener Künstlerhaus. Daraus ergab<br />
sich eine Reihe von Kauf-Interessenten – die<br />
müssen aber vorerst auf ihre Möbel warten.<br />
Denn noch existiert Fasten Seatbelt leider nur<br />
als Prototyp.<br />
www.fastenseatbelt.net<br />
Eine Vase zum Knautschen<br />
Kein Prototyp ist dagegen die Pull-Up-Vase. Wie<br />
der Name schon verheisst, handelt es sich bei<br />
dieser Vase um kein gewöhnliches Blumengefäss.<br />
Der Clou: Sie ist modellierbar – kann<br />
ihrem Inhalt also einfach angepasst werden. Je<br />
nachdem, wie dick oder dünn, lang oder kurz<br />
der Blumenstrauss ist, wird die Vase entweder<br />
auf die richtige Länge zurechtgezogen oder aber<br />
zusammengeknautscht. Selbst die Erfinderinnen<br />
Fiona Davidson und Gitta Gschwendtner aus<br />
London staunten bei der Herstellung über die<br />
enorme Flexibilität des Materials PVC. Gitta<br />
Gschwendtner: „Ich hatte vorher noch nie mit<br />
diesem Kunststoff gearbeitet und war wirklich<br />
baff, wie biegsam und formbar er ist. Es ist eine<br />
Erfahrung für sich, damit zu arbeiten und zu<br />
experimentieren.“<br />
Das Ergebnis waren mehrere Objekte, die im<br />
Alltag nützlich sind: die Vase, die in limitierter<br />
Auflage erhältlich ist, eine Obstschale und ein<br />
kleines Hängeregal. Alles andere als traditionell<br />
sind auch die Lampen, die den Betrachter<br />
schon mal hinters Licht führen können: Denn<br />
erst beim Anfassen stellt er fest, dass sie aus<br />
PVC sind und nicht – wie es auf den ersten Blick<br />
erscheint – aus Keramik.<br />
Die Idee, Kleinmobiliar aus PVC zu entwerfen,<br />
hatten die Designerinnen übrigens im Rahmen<br />
des Designprojekts PVC for Life and Living, das<br />
im Jahr 2001 vom Europäischen Dachverband<br />
der PVC-Hersteller ausgeschrieben worden war.<br />
www.ecvm.org<br />
Fotos: Lorenza Ehrler, Silvia Matschinger; Karin Hepp, Valerie Keiper-Knorr; Fiona Davidson, Gitta Gschwendtner