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Starke Seiten Januar 2003 - PVCplus

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FÜNF METER<br />

GEGEN DIE FLUT<br />

30 Milliarden Euro – so gross sind nach einer ersten Bilanz die Schäden, die die Flutkatastrophen an<br />

den Flüssen in Deutschland und Österreich im vergangenen Jahr verursacht haben. Eine gewaltige<br />

Zahl, hinter der sich viele Einzelschicksale verbergen: zerstörte Häuser, vernichtete Ernten, Existenzen,<br />

die komplett neu aufgebaut werden müssen. Für die Menschen an den Flüssen machen die wenigen<br />

Meter, die sich die Deiche über die Ufer erheben, den Unterschied zwischen Wohl und Wehe aus.<br />

Seit August 2002 diskutieren Politiker, werden, um zu gewährleisten, dass der Hochwasserschutz<br />

dem neuesten Stand entspricht.<br />

Umweltschützer und Deichbauexperten<br />

über die Konsequenzen aus der Flutkatastrophe:<br />

Wie können die Bewohner der Millionen Euro, die das Land Niedersachsen zur<br />

Bis heute hat der Deichverband mehr als 13<br />

Flussniederungen künftig besser geschützt Verfügung gestellt hat, in die Verbesserung<br />

werden? In Niedersachsen haben die Deichbehörden<br />

schon nach dem verheerenden gen Deichabschnitt hat der Verband von 1998<br />

der Dämme investiert. Einen elf Kilometer lan-<br />

Oderhochwasser von 1997 darüber nachgedacht<br />

– und Lehren für den Deichbau ge-<br />

wird in den nächsten Jahren gearbeitet werden.<br />

bis 2002 erneuert. An drei weiteren Teilstücken<br />

zogen: Sie bringen die Erfahrungen, die an<br />

der Oder gemacht wurden, bei der Erneuerung<br />

der Schutzwälle an der Weser ein. Um die Deiche stabiler zu machen, baut der<br />

Steter Tropfen höhlt den Deich<br />

Wiesen, Felder, flaches Land, soweit das Auge Mittelweserverband unter anderem ein neues<br />

reicht – so sieht die Landschaft südlich von Dränagesystem ein, das die Dämme entwässert.<br />

Wie wichtig ein solches System ist, zeigte<br />

Bremen aus. Die Weserregion ist mit vielen<br />

kleinen Orten dicht besiedelt. Ohne Deich sich beim Hochwasser an der Oder. Über<br />

würde hier schon ein Hochwasser von wenigen<br />

Metern grosse Gebiete überfluten. Seit dort alte Deiche auf – ohne Dränage floss das<br />

mehrere Wochen hinweg weichten die Fluten<br />

1955 kümmert sich der Mittelweserverband überschüssige Wasser nicht aus den Dämmen<br />

um den Hochwasserschutz am linken Weserufer.<br />

Er unterhält südlich der Hansestadt ein 55 nicht mehr stand und brachen.<br />

ab. Schliesslich hielten die Wälle dem Druck<br />

Kilometer langes Deichsystem.<br />

Und so funktioniert das Entwässerungssystem:<br />

Das Wasser sickert durch den Deich und<br />

Die Dämme schützen ein Gebiet, das fast so<br />

gross ist wie Bremen und Bremerhaven zusammen.<br />

Sie müssen regelmässig modernisiert Dammes. Von dort fliesst es durch<br />

sammelt sich in einer Kiesschicht am Fuss des<br />

zahllose<br />

kleine Löcher in eine Dränageleitung aus PVC.<br />

Der Kunststoff eignet sich durch seine sehr<br />

lange Lebensdauer besonders gut für den<br />

Deichbau. Alle 100 Meter leiten <strong>Seiten</strong>rohre<br />

das Sickerwasser in einen Entwässerungsgraben,<br />

der parallel zum Deich verläuft. Durch<br />

dieses Dränagesystem bleibt der Schutzwall<br />

länger trocken und stabil.<br />

Eine spezielle Baumaschine, die direkt am<br />

Fuss des Deiches arbeiten kann, verlegt das<br />

PVC-Rohr. Sie fräst einen schmalen, tiefen<br />

Kanal in den Erdboden und schiebt das Kunststoffrohr<br />

wie einen langen Rüssel in den<br />

Graben. Dabei ist Präzision gefragt: „Damit<br />

das Wasser richtig abfliesst, muss die Dränageleitung<br />

ein gleichmässiges Gefälle haben.<br />

Schon Mulden von wenigen Zentimetern<br />

sorgen dafür, dass das Wasser an diesen<br />

Stellen steht. Deshalb arbeitet die Maschine<br />

mit einer Lasersteuerung, die selbst geringe<br />

Höhenabweichungen registriert. So können<br />

wir das Rohr zentimetergenau verlegen“,<br />

erläutert Volker Mattauch, Geschäftsführer<br />

von Mittelweser Tiefbau. Auf die Kunststoffleitung<br />

kommt eine Kiesschicht, dann wird der<br />

Graben mit Erde abgedeckt.<br />

Stabiler wird der Deich nicht nur durch das<br />

Entwässerungssystem. Eine flachere Böschung<br />

bewirkt zusätzlich, dass der Damm dem Druck<br />

des Hochwassers besser standhält. Die Höhe<br />

des Bauwerks bleibt gleich: Die Deichkrone<br />

liegt rund fünf Meter über dem Fluss.<br />

Schnelligkeit ist alles<br />

Auch für den Fall, dass diese fünf Meter einmal<br />

nicht ausreichen, um die Menschen hinter<br />

dem Deich zu schützen, sorgt der Mittelweserverband<br />

vor: Ein betonierter Weg auf<br />

der Binnenseite des Dammes stellt sicher,<br />

dass Helfer und Sandsäcke selbst mit<br />

schweren Lkw schnell zu den Abschnitten<br />

gelangen, an denen der Wall vom Hochwasser<br />

bedroht ist.<br />

Hier haben die Niedersachsen ebenfalls aus<br />

den Erfahrungen des Oderhochwassers<br />

gelernt. Weil an der Oder die Fahrzeuge im<br />

aufgeweichten Boden hinter dem Deich<br />

stecken geblieben waren, mussten die Fluthelfer<br />

ihre Muskelkraft einsetzen: Sie bildeten<br />

lange Menschenketten, um die Sandsäcke<br />

mühsam von Hand zu Hand zu reichen. „Am<br />

Anfang waren die Helfer noch alle voller Elan,<br />

aber nach ein paar Stunden wurden die Arme<br />

lang. Wenn die Lkw direkt zu den gefährdeten<br />

Stellen fahren können, lässt sich der Deich<br />

wesentlich schneller sichern”, berichtet Georg<br />

Kranefoed, Geschäftsführer des Mittelweserverbandes.<br />

PVC und Wasser ersetzen Sandsäcke<br />

Stundenlanges Sandsackschleppen wird auch<br />

durch ein innovatives Produkt aus der Schweiz<br />

überflüssig. Das Unternehmen Bieri Blachen<br />

AG entwickelte nach dem Schweizer Jahrhunderthochwasser<br />

1999 ein System, mit<br />

dem sich Deiche rasch und ohne grossen<br />

Aufwand gegen Überflutung sichern lassen:<br />

Helfer koppeln lange Schläuche aus PVC<br />

durch Gurte parallel aneinander, füllen sie<br />

direkt am Deich mit Luft und bringen sie in die<br />

PVC-Deichschutz im Untergrund<br />

Über den Deichverteidigungsweg<br />

werden Helfer und<br />

Sandsäcke gebracht<br />

Die Sickerlinie<br />

markiert den Weg<br />

des eingedrungenen<br />

Wassers<br />

Extremes Hochwasser<br />

drückt Wasser in den bereits<br />

aufgeweichten Deich<br />

Rechts: Wasser gegen<br />

Wasser – die PVC-Hochwasserbarriere<br />

aus der<br />

Schweiz wird vor Ort<br />

gefüllt und kann beliebig<br />

verlängert werden, indem<br />

die Helfer weitere<br />

Schläuche an ihre Enden<br />

hängen.<br />

Foto: Bieri Blachen AG<br />

Die PVC-Deichfussdränung<br />

(in einer Kiesschicht) leitet<br />

das Sickerwasser in den<br />

Entwässerungskanal ab<br />

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