04.06.2014 Aufrufe

Starke Seiten Januar 2003 - PVCplus

Starke Seiten Januar 2003 - PVCplus

Starke Seiten Januar 2003 - PVCplus

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

GEWINNEN SIE<br />

EINE REISE NACH LONDON<br />

MENSCH, WELT UND PVC · JANUAR <strong>2003</strong><br />

Abgefragt:<br />

Gute Noten für<br />

STARKE SEITEN<br />

Abgetropft:<br />

Fenster reinigen<br />

sich selbst<br />

Abgefahren:<br />

Skilaufen<br />

im Kohlenpott<br />

HELFER<br />

IM UNTERGRUND<br />

NEUER SCHUTZ FÜR BEDROHTE DEICHE


FÜNF METER<br />

GEGEN DIE FLUT<br />

30 Milliarden Euro – so gross sind nach einer ersten Bilanz die Schäden, die die Flutkatastrophen an<br />

den Flüssen in Deutschland und Österreich im vergangenen Jahr verursacht haben. Eine gewaltige<br />

Zahl, hinter der sich viele Einzelschicksale verbergen: zerstörte Häuser, vernichtete Ernten, Existenzen,<br />

die komplett neu aufgebaut werden müssen. Für die Menschen an den Flüssen machen die wenigen<br />

Meter, die sich die Deiche über die Ufer erheben, den Unterschied zwischen Wohl und Wehe aus.<br />

Seit August 2002 diskutieren Politiker, werden, um zu gewährleisten, dass der Hochwasserschutz<br />

dem neuesten Stand entspricht.<br />

Umweltschützer und Deichbauexperten<br />

über die Konsequenzen aus der Flutkatastrophe:<br />

Wie können die Bewohner der Millionen Euro, die das Land Niedersachsen zur<br />

Bis heute hat der Deichverband mehr als 13<br />

Flussniederungen künftig besser geschützt Verfügung gestellt hat, in die Verbesserung<br />

werden? In Niedersachsen haben die Deichbehörden<br />

schon nach dem verheerenden gen Deichabschnitt hat der Verband von 1998<br />

der Dämme investiert. Einen elf Kilometer lan-<br />

Oderhochwasser von 1997 darüber nachgedacht<br />

– und Lehren für den Deichbau ge-<br />

wird in den nächsten Jahren gearbeitet werden.<br />

bis 2002 erneuert. An drei weiteren Teilstücken<br />

zogen: Sie bringen die Erfahrungen, die an<br />

der Oder gemacht wurden, bei der Erneuerung<br />

der Schutzwälle an der Weser ein. Um die Deiche stabiler zu machen, baut der<br />

Steter Tropfen höhlt den Deich<br />

Wiesen, Felder, flaches Land, soweit das Auge Mittelweserverband unter anderem ein neues<br />

reicht – so sieht die Landschaft südlich von Dränagesystem ein, das die Dämme entwässert.<br />

Wie wichtig ein solches System ist, zeigte<br />

Bremen aus. Die Weserregion ist mit vielen<br />

kleinen Orten dicht besiedelt. Ohne Deich sich beim Hochwasser an der Oder. Über<br />

würde hier schon ein Hochwasser von wenigen<br />

Metern grosse Gebiete überfluten. Seit dort alte Deiche auf – ohne Dränage floss das<br />

mehrere Wochen hinweg weichten die Fluten<br />

1955 kümmert sich der Mittelweserverband überschüssige Wasser nicht aus den Dämmen<br />

um den Hochwasserschutz am linken Weserufer.<br />

Er unterhält südlich der Hansestadt ein 55 nicht mehr stand und brachen.<br />

ab. Schliesslich hielten die Wälle dem Druck<br />

Kilometer langes Deichsystem.<br />

Und so funktioniert das Entwässerungssystem:<br />

Das Wasser sickert durch den Deich und<br />

Die Dämme schützen ein Gebiet, das fast so<br />

gross ist wie Bremen und Bremerhaven zusammen.<br />

Sie müssen regelmässig modernisiert Dammes. Von dort fliesst es durch<br />

sammelt sich in einer Kiesschicht am Fuss des<br />

zahllose<br />

kleine Löcher in eine Dränageleitung aus PVC.<br />

Der Kunststoff eignet sich durch seine sehr<br />

lange Lebensdauer besonders gut für den<br />

Deichbau. Alle 100 Meter leiten <strong>Seiten</strong>rohre<br />

das Sickerwasser in einen Entwässerungsgraben,<br />

der parallel zum Deich verläuft. Durch<br />

dieses Dränagesystem bleibt der Schutzwall<br />

länger trocken und stabil.<br />

Eine spezielle Baumaschine, die direkt am<br />

Fuss des Deiches arbeiten kann, verlegt das<br />

PVC-Rohr. Sie fräst einen schmalen, tiefen<br />

Kanal in den Erdboden und schiebt das Kunststoffrohr<br />

wie einen langen Rüssel in den<br />

Graben. Dabei ist Präzision gefragt: „Damit<br />

das Wasser richtig abfliesst, muss die Dränageleitung<br />

ein gleichmässiges Gefälle haben.<br />

Schon Mulden von wenigen Zentimetern<br />

sorgen dafür, dass das Wasser an diesen<br />

Stellen steht. Deshalb arbeitet die Maschine<br />

mit einer Lasersteuerung, die selbst geringe<br />

Höhenabweichungen registriert. So können<br />

wir das Rohr zentimetergenau verlegen“,<br />

erläutert Volker Mattauch, Geschäftsführer<br />

von Mittelweser Tiefbau. Auf die Kunststoffleitung<br />

kommt eine Kiesschicht, dann wird der<br />

Graben mit Erde abgedeckt.<br />

Stabiler wird der Deich nicht nur durch das<br />

Entwässerungssystem. Eine flachere Böschung<br />

bewirkt zusätzlich, dass der Damm dem Druck<br />

des Hochwassers besser standhält. Die Höhe<br />

des Bauwerks bleibt gleich: Die Deichkrone<br />

liegt rund fünf Meter über dem Fluss.<br />

Schnelligkeit ist alles<br />

Auch für den Fall, dass diese fünf Meter einmal<br />

nicht ausreichen, um die Menschen hinter<br />

dem Deich zu schützen, sorgt der Mittelweserverband<br />

vor: Ein betonierter Weg auf<br />

der Binnenseite des Dammes stellt sicher,<br />

dass Helfer und Sandsäcke selbst mit<br />

schweren Lkw schnell zu den Abschnitten<br />

gelangen, an denen der Wall vom Hochwasser<br />

bedroht ist.<br />

Hier haben die Niedersachsen ebenfalls aus<br />

den Erfahrungen des Oderhochwassers<br />

gelernt. Weil an der Oder die Fahrzeuge im<br />

aufgeweichten Boden hinter dem Deich<br />

stecken geblieben waren, mussten die Fluthelfer<br />

ihre Muskelkraft einsetzen: Sie bildeten<br />

lange Menschenketten, um die Sandsäcke<br />

mühsam von Hand zu Hand zu reichen. „Am<br />

Anfang waren die Helfer noch alle voller Elan,<br />

aber nach ein paar Stunden wurden die Arme<br />

lang. Wenn die Lkw direkt zu den gefährdeten<br />

Stellen fahren können, lässt sich der Deich<br />

wesentlich schneller sichern”, berichtet Georg<br />

Kranefoed, Geschäftsführer des Mittelweserverbandes.<br />

PVC und Wasser ersetzen Sandsäcke<br />

Stundenlanges Sandsackschleppen wird auch<br />

durch ein innovatives Produkt aus der Schweiz<br />

überflüssig. Das Unternehmen Bieri Blachen<br />

AG entwickelte nach dem Schweizer Jahrhunderthochwasser<br />

1999 ein System, mit<br />

dem sich Deiche rasch und ohne grossen<br />

Aufwand gegen Überflutung sichern lassen:<br />

Helfer koppeln lange Schläuche aus PVC<br />

durch Gurte parallel aneinander, füllen sie<br />

direkt am Deich mit Luft und bringen sie in die<br />

PVC-Deichschutz im Untergrund<br />

Über den Deichverteidigungsweg<br />

werden Helfer und<br />

Sandsäcke gebracht<br />

Die Sickerlinie<br />

markiert den Weg<br />

des eingedrungenen<br />

Wassers<br />

Extremes Hochwasser<br />

drückt Wasser in den bereits<br />

aufgeweichten Deich<br />

Rechts: Wasser gegen<br />

Wasser – die PVC-Hochwasserbarriere<br />

aus der<br />

Schweiz wird vor Ort<br />

gefüllt und kann beliebig<br />

verlängert werden, indem<br />

die Helfer weitere<br />

Schläuche an ihre Enden<br />

hängen.<br />

Foto: Bieri Blachen AG<br />

Die PVC-Deichfussdränung<br />

(in einer Kiesschicht) leitet<br />

das Sickerwasser in den<br />

Entwässerungskanal ab<br />

2


ichtige Position. Dann wird die Luft in den<br />

Schläuchen durch Wasser ersetzt – fertig ist<br />

die widerstandsfähige Hochwasserbarriere<br />

aus Kunststoff. Sie kann beliebig verlängert<br />

werden, indem die Helfer weitere Schläuche<br />

an ihre Enden hängen.<br />

Im Vergleich zu normalen Sandsackwällen<br />

hat das PVC-System einen grossen Vorteil:<br />

An nur einem Tag können fünf Personen einen<br />

Damm von 500 Metern Länge und einer<br />

Stauhöhe von 85 Zentimetern errichten. Um<br />

einen vergleichbaren Wall aus Sandsäcken zu<br />

bauen, bräuchte man rund 700 Tonnen Sand,<br />

die, mühsam angeliefert, in Tausende von<br />

Säcken gefüllt und aufgeschichtet werden<br />

müssten.<br />

Der Platz fehlt<br />

Hochwasserschutz besteht jedoch nicht nur<br />

darin, möglichst hohe und starke Deiche oder<br />

Barrieren zu errichten. Viele Flüsse in Europa<br />

sind im Gegenteil zu stark von den Dämmen<br />

eingezwängt, weil diese zu nah an den Ufern<br />

stehen. Das Hochwasser kann sich dadurch<br />

nicht ausbreiten. Und die Pegelstände steigen<br />

– wie im vergangenen Jahr in Deutschland<br />

und Österreich – in kurzer Zeit stark an. Georg<br />

Kranefoed plädiert deshalb dafür, an den<br />

Flüssen wieder zahlreiche Überflutungsgebiete,<br />

so genannte Polder, zu schaffen: „Hochwasser<br />

lässt sich nur dann kontrollieren, wenn<br />

es über die gesamte Länge eines Flusses in<br />

Polder geleitet wird. Es bringt nichts, lediglich<br />

am Unterlauf ein paar Flächen zu fluten: Die<br />

sind sofort voll gelaufen.“<br />

Das Ganze hat jedoch einen Haken: Die<br />

Gebiete unmittelbar hinter den Deichen sind<br />

zumeist bebaut oder werden von Landwirten<br />

genutzt. Um neue Polder zu schaffen, müssten<br />

die Anwohner umgesiedelt werden und dafür<br />

vom Staat eine Entschädigung erhalten. Viele<br />

Menschen wollen ihren Besitz jedoch selbst<br />

in grosser Not nicht verlassen – das haben<br />

die Flutkatastrophen gezeigt. Für Georg<br />

Kranefoed überwiegen trotzdem die Vorteile<br />

der Umsiedelung: „Die neuen Polder könnten<br />

dafür sorgen, dass bei der nächsten Jahrhundertflut<br />

weniger Menschen ihr Hab und<br />

Gut verlieren.“<br />

www.bieri.ch<br />

Fotos: Carola Kohler, Düsseldorf<br />

The Unilever Series: Anish Kapoor: Marsyas 2002. Installation at Tate Modern. Photocredit: Marcus Leith and Andrew Dunkley, Tate Photography<br />

EIN MUSEUM SIEHT ROT<br />

155 Meter Länge, 23 Meter Breite und 35 Meter Höhe: Das sind die gewaltigen Dimensionen der<br />

Turbinenhalle, die zur Londoner Tate Modern gehört. Viel Platz also für unzählige Gemälde und<br />

Skulpturen. Anish Kapoor, nach Louise Bourgeois und Juan Munoz der dritte Künstler, den das Museum<br />

eingeladen hat, die Halle zu füllen, hat jedoch nur ein einziges Kunstwerk entworfen: Seit Anfang<br />

Oktober durchquert seine Skulptur „Marsyas“ aus PVC-Folie das Ausstellungsgebäude.<br />

Beim Betreten der Turbinenhalle sehen die<br />

Besucher rot: Die leuchtende Farbe einer<br />

riesigen PVC-Membran lässt die Form der<br />

Installation zunächst in den Hintergrund treten.<br />

Doch auch wenn die Augen diese Farbgewalt<br />

verarbeitet haben, sind sie nicht in der Lage,<br />

das ganze Kunstwerk zu erfassen. Ob vom<br />

Boden aus, von einer der seitlichen Galerien<br />

oder von der Brücke, die den Raum teilt: Immer<br />

sind nur Ausschnitte von Marsyas zu sehen. Und<br />

je nach Standort nimmt die Skulptur eine<br />

andere Gestalt an. Es ist die Herausforderung<br />

an den Betrachter, diese Bilder im Kopf,<br />

Puzzleteilen gleich, zusammenzusetzen. Jeder<br />

Besucher erlebt die Skulptur anders – Marsyas<br />

wird gewissermassen ständig neu erfunden.<br />

Reissfeste Installation<br />

Trotz ihrer gewaltigen Ausmasse besteht die<br />

Installation nur aus vier Teilen: An den zwei<br />

ANISH KAPOOR wurde 1954 im indischen Bombay geboren.<br />

Er lebt seit 1973 in London, wo er die renommierte Chelsea<br />

School of Art besuchte. Seine Arbeiten sind weltweit ausgestellt<br />

worden und befinden sich heute in zahlreichen staatlichen und<br />

privaten Sammlungen. 1990 erhielt er den Premio Duemila-Preis,<br />

ein Jahr später den Turner-Preis. Kapoor ist Ehrenmitglied des<br />

Royal Institute of British Architecture. Im März <strong>2003</strong> wird er mit<br />

dem Gonzáles-Preis ausgezeichnet, den das Institut Valencia<br />

d’Art Modern vergibt.<br />

Schmalseiten des Raumes hängt jeweils ein riesiger<br />

Stahlring, der fast die gesamte Höhe der<br />

Halle einnimmt. Ein dritter etwas kleinerer Ring,<br />

schwebt parallel zum Fussboden über den Köpfen<br />

der Besucher. Zwischen diesen Ringen spannt<br />

sich die PVC-Membran. So entsteht eine Art<br />

riesiger Plattenteller, von dem seitlich zwei<br />

gigantische Grammophon-Trichter wegstreben.<br />

Würde man die Skulptur aufrichten – also von<br />

der Horizontale in die Vertikale bewegen –, wäre<br />

sie so hoch wie ein 40-stöckiges Hochhaus.<br />

Wegen dieser enormen Grösse hat Anish Kapoor<br />

eng mit einem Bauingenieur zusammengearbeitet.<br />

Dessen Aufgabe war es sicherzustellen,<br />

dass die Skulptur nicht plötzlich unter ihrem<br />

eigenen Gewicht zusammenbricht. Auch die<br />

speziell entwickelte PVC-Membran sorgt für<br />

Stabilität: Sie besteht aus einem einzigen Stück<br />

und hält den enormen Zugkräften stand, die auf<br />

die Skulptur einwirken.<br />

3


EDITORIAL<br />

MEINUNGSUMFRAGE MIT<br />

NACHHALTIGER WIRKUNG<br />

In diesem Jahr erscheinen die STARKEN SEITEN seit einem halben Jahrzehnt<br />

in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Diesen Geburtstag<br />

haben wir in der Ausgabe vom vergangenen Juni zum Anlass genommen,<br />

Sie nach Ihrer Meinung zu den STARKEN SEITEN und der Beilage „Thema“<br />

zu fragen. Für die rege Beteiligung an der Umfrage möchten wir uns an<br />

dieser Stelle herzlich bedanken. Das Ergebnis der Befragung hat uns<br />

sehr gefreut: Sie haben dem Magazin und seiner Beilage durchweg gute<br />

Noten gegeben. Ihr Lob ist für uns Ansporn, die STARKEN SEITEN in<br />

Ihrem Sinne weiterzuentwickeln.<br />

Zusammen mit Ihren Bewertungen haben Sie uns zahlreiche Themenvorschläge<br />

geschickt. Wir werden möglichst viele Ihrer Anregungen in<br />

den kommenden Ausgaben der STARKEN SEITEN aufgreifen. Den Wunsch<br />

nach Informationen zu PVC und Nachhaltigkeit, der besonders häufig<br />

genannt wurde, können wir Ihnen schon in dieser Ausgabe erfüllen: In<br />

unserer Beilage lesen Sie Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung, zu den<br />

Ergebnissen des Weltgipfels in Johannesburg und zu Vinyl 2010, der<br />

freiwilligen Selbstverpflichtung der europäischen PVC-Industrie.<br />

Auch in der Titelgeschichte der STARKEN SEITEN geht es diesmal um<br />

ein Umweltthema: den Hochwasserschutz. Seit den Flutkatastrophen im<br />

August vergangenen Jahres beschäftigt viele Menschen die Frage, wie<br />

die Anwohner von Flüssen besser gegen Hochwasser geschützt werden<br />

können. Wir stellen Ihnen ein Deichbauprojekt in Niedersachsen vor,<br />

bei dem PVC eine wichtige Rolle spielt: Ein Rohrleitungssystem aus diesem<br />

Kunststoff entwässert den Deich bei Hochwasser und stabilisiert ihn<br />

dadurch. Und falls Deiche einmal nicht hoch genug sind, schützt eine<br />

neuartige Hochwasserbarriere aus PVC, die in kurzer Zeit errichtet<br />

werden kann, gegen Überflutung.<br />

Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Blättern, Schauen und Lesen in<br />

dieser Ausgabe. Falls Ihnen dabei etwas auffällt, das Sie besonders<br />

interessiert, worüber Sie mehr erfahren möchten oder was wir verbessern<br />

könnten, dann schreiben Sie einfach unserer Redaktion.<br />

Fotos: laif, Gealan<br />

Norbert Helminiak<br />

Werner Preusker<br />

Franz Schmalwieser<br />

Herausgeber STARKE SEITEN<br />

LEBENDER VERBAND<br />

HEILT SCHWERE WUNDEN<br />

Britische Forscher züchten Hautzellen der Patienten auf flexiblen PVC-Scheiben und schliessen damit<br />

IMPRESSUM<br />

chronisch offene Wunden. Beschichtete Getränkekartons lieferten die Inspiration für die neue<br />

Herausgeber Deutschland:<br />

Verantwortlich: Norbert Helminiak<br />

Heilmethode.<br />

<strong>PVCplus</strong> Kommunikations GmbH,<br />

Auflage: 15.000<br />

Am Hofgarten 1-2, D-53113 Bonn<br />

Telefon: +49-2 28-91 78 30<br />

Telefax: +49-2 28-5 38 9596<br />

Herausgeber Österreich:<br />

API PVC- und Umweltberatung GmbH<br />

Die Idee dahinter ist eigentlich ganz einfach. Ähnlich wie bei der Beschichtung von Tetrapacks<br />

wird auf das PVC ein dünner Film eines Acrylsäure-Polymers gelegt. Die Hautzellen der<br />

Patienten werden darauf appliziert und vermehren sich dort, bis sie auf die Wunde gelegt<br />

E-Mail:<br />

pvcplus@pvcplus.de<br />

Dorotheergasse 6-8/14,<br />

werden. Dann wachsen sie auf der Wunde weiter. Die PVC-Scheibe ist dünn, flexibel und<br />

Internet: www.pvcplus.de<br />

A-1010 Wien<br />

transparent – „wie ein grosses Pflaster, das wir zurechtschneiden, damit es genau auf die<br />

Verantwortlich: Werner Preusker<br />

Telefon: +43-1-7 12 72 77<br />

Wunde passt“, erklärt David Haddow, Manager des britischen Biotechunternehmens CellTran,<br />

Auflage: 57.000<br />

Telefax: +43-1-7 12 72 77-88<br />

das die spektakuläre Therapie entwickelt hat.<br />

E-Mail:<br />

api@vip.at<br />

Herausgeber Schweiz:<br />

Internet: www.pvc.at<br />

Einblick in den Heilprozess<br />

PVCH-Arbeitsgemeinschaft der<br />

Schweizerischen PVC-Industrie,<br />

Guyerweg 11, CH-5000 Aarau<br />

Telefon: +41-62-8 23 07 72<br />

Telefax: +41-62-8 23 09 72<br />

E-Mail: info@pvch.ch<br />

Internet: www.pvch.ch<br />

Verantwortlich: Franz Schmalwieser<br />

Auflage: 8.500<br />

Redaktion und Gestaltung:<br />

ECC Kohtes Klewes GmbH, Düsseldorf<br />

Druck: DMB GmbH + Co KG, Krefeld<br />

Fotos: CellTran Ltd., heartwork<br />

Das Acrylsäure-Polymer, auf dem die Hautzellen gezüchtet werden, bleibt intakt, bis es auf die<br />

Wunde aufgetragen wird. Innerhalb weniger Tage beginnt es sich aufzulösen und das PVC-<br />

Pflaster kann schmerzlos entfernt werden. Der Vorgang wird einige Male wiederholt, bis der<br />

Wundherd geschlossen ist. Erste Versuche bei Patienten mit diabetischen Beingeschwüren<br />

verliefen erfolgreich. Die „lebenden Verbände“ beschleunigen die Wundheilung, verhindern<br />

Infektionen und beugen so auch Amputationen vor.<br />

„Wir haben uns aus mehreren Gründen für Weich-PVC als Trägermaterial entschieden“, sagt<br />

4


MIT BESCHRÄNKTER<br />

HAFTUNG<br />

Fenster, die man nicht mehr putzen muss – Traum jedes Hausmeisters, Alptraum für Reinigungsunternehmen.<br />

Seit einigen Jahren arbeitet die Industrie intensiv an der Entwicklung von selbstreinigenden<br />

Oberflächen. Jetzt gibt es auch für PVC-Fensterprofile zwei Selbstreinigungsverfahren,<br />

die clever die Techniken und Kräfte der Natur nutzen: Lotus-Effekt und Photokatalyse.<br />

Namensgeberin und natürliches Vorbild für<br />

den Lotus-Effekt ist die Lotuspflanze. Sie<br />

gilt in asiatischen Religionen als Symbol<br />

der Reinheit, weil kein Schmutz an ihren Blättern<br />

haften bleibt. Er perlt einfach mit dem Regen<br />

ab. Die Pflanze hat sich im Laufe der Evolution<br />

so weit entwickelt, dass selbst klebrige<br />

Flüssigkeiten wie Honig vollständig von ihren<br />

Blättern ablaufen.<br />

der Pflanze. Schon ein Regenschauer reicht<br />

deshalb aus, um sie zu reinigen.<br />

Wissenschaftler, die sich mit der technischen<br />

Nachahmung biologischer Systeme beschäftigen,<br />

waren von der Eleganz und Effizienz des<br />

Lotus-Effektes beeindruckt. Sie haben es durch<br />

intensive Forschung ermöglicht, den Effekt auf<br />

unterschiedliche Materialien wie Keramik, Glas<br />

und Kunststoffe zu übertragen.<br />

wie Nebel oder Regen den Schmutz leicht abwaschen.<br />

Weil sich das Photokatalyseverfahren für ganz<br />

unterschiedliche Oberflächen eignet, können<br />

PVC-Fensterprofile und Isolierglasscheiben das<br />

gleiche Reinigungsprinzip nutzen – der Käufer<br />

erhält ein System aus einem Guss. In Europa<br />

gibt es solche Fenster voraussichtlich ab 2004<br />

zu kaufen. Die PVC-Profile mit Titandioxid-Beschichtung<br />

sind derzeit noch im Langzeittest.<br />

Dabei wird auch geprüft, wie sich die Beschichtung<br />

unter extremen klimatischen Bedingungen<br />

bewährt.<br />

Für den Käufer haben die neuen selbstreinigenden<br />

PVC-Fensterprofile einen entscheidenden<br />

Natürlich sauber<br />

Das Geheimnis des Selbstreinigungseffektes<br />

ist eine mikroskopisch feine Oberflächenstruktur.<br />

Sie besteht aus zwei Ebenen: einer groben<br />

Grundstruktur und einer darüber liegenden<br />

Feinstruktur. Tropfen, die auf das Blatt fallen,<br />

können sich durch die raue Kontaktfläche nicht<br />

verteilen, sondern behalten ihre Kugelform und<br />

perlen ab. Dieser Effekt wird dadurch verstärkt,<br />

dass Luft zwischen der Oberfläche und der<br />

Flüssigkeit eingeschlossen wird und so die Auflagefläche<br />

des Tropfens weiter verringert.<br />

Aber wie wird der Schmutz vom Blatt entfernt?<br />

Schmutzpartikel wie Staub oder Russ liegen<br />

wegen der besonderen Oberflächenstruktur nur<br />

lose auf dem Blatt. Wenn ein Tropfen über sie<br />

rollt, bleiben sie an der Wasseroberfläche<br />

hängen. Der Schmutz läuft mit dem Wasser von<br />

Lass die Sonne ran<br />

Einfach und doch genial ist auch das andere<br />

Selbstreinigungsverfahren: die Photokatalyse.<br />

Sie nutzt die Witterungseinflüsse Sonne und<br />

Feuchtigkeit. Die Oberfläche des PVC-Fensterprofils<br />

wird mit winzigen Partikeln aus dem<br />

Halbleiter Titandioxid beschichtet. Durch den<br />

natürlichen UV-Anteil im Sonnenlicht findet<br />

eine chemische Reaktion statt: Das Titandioxid<br />

oxidiert Schmutzteilchen und Keime und löst<br />

sie so von der Oberfläche. Der Clou dabei ist,<br />

dass die Wirksamkeit dieser chemischen Reaktion<br />

nicht nachlässt. Die Beschichtung hat aber<br />

noch eine zweite Eigenschaft, die bei der<br />

Selbstreinigung hilft: Wasser verteilt sich<br />

besonders gut auf ihr und bildet deshalb sofort<br />

einen dünnen Film. Durch diese gleichmässige<br />

Benetzung der Oberfläche kann Feuchtigkeit<br />

Eigentlich ganz einfach: Von der beschichteten Fläche<br />

perlen die Wassertropfen mit den eingeschlossenen<br />

Schmutzpartikeln leicht ab.<br />

Vorteil: Sie sind ausgesprochen pflegeleicht. Vor<br />

allem Gebäude in Gebieten mit hoher Luftverschmutzung<br />

und Fenster an schlecht zugänglichen<br />

Stellen bleiben länger sauber. Grundreinigungen<br />

sind nur noch sehr selten notwendig – und Gebäudereiniger<br />

machen ein schlechtes Geschäft.<br />

www.botanik.uni-bonn.de/system/<br />

bionik_flash.html<br />

Haddow. „Es ist flexibel, die Wunde kann dadurch präzise und hygienisch abgedeckt werden.<br />

Es ist transparent, dadurch können wir den Wundheilungsprozess besser beobachten.<br />

Ausserdem hat es sich seit Jahren in der Medizin bewährt, ist als medizintechnischer Werkstoff<br />

geprüft und zugelassen.“<br />

Wegen seiner guten Eigenschaften ist PVC für viele wichtige Produkte der Medizintechnik<br />

unersetzbar. Die Palette der Anwendungsfelder reicht von Medikamentenverpackungen,<br />

Sauerstoffzelten und Kontaktlinsen bis zu Kathetern, Infusions-, Dialyse- und Blutbeuteln.<br />

Gründe für den häufigen Einsatz von PVC in medizinischen Bereichen liegen in der hohen<br />

Biokompatibilität und Formbeständigkeit des Kunststoffes, seiner einfachen Sterilisierbarkeit und<br />

chemischen Widerstandsfähigkeit. Dass PVC zudem ein sehr niedriges Allergiepotenzial besitzt,<br />

erweist sich bei Wundauflagen und Verbänden als besonders vorteilhaft.<br />

Schätzungen zufolge leiden in Europa und den USA rund sechs Millionen Menschen an schwer<br />

heilenden Wunden, die zum Beispiel durch Diabetes, Verbrennungen oder Wundliegen bei<br />

bettlägerigen Patienten verursacht werden. Eine Behandlung mit der CellTran-Methode ist<br />

allerdings nicht ganz billig. Haddow schätzt die Kosten für den Patienten auf rund 1.500 Euro.<br />

CellTran, ein Tochterunternehmen der University of Sheffield, sucht derzeit nach Geldgebern, um<br />

die Methode weiter testen und marktreif machen zu können.<br />

www.shef.ac.uk/tissue-engineering/research/surfaces.html<br />

Weich-PVC ist ein ideales<br />

Trägermaterial: Durch seine<br />

Flexibilität kann die Wunde<br />

präzise und hygienisch abgedeckt<br />

werden, seine<br />

Transparenz ermöglicht die<br />

Beobachtung des Wundheilungsprozesses.<br />

5


GIPFELTREFFEN<br />

DER BAUBRANCHE<br />

Der <strong>Januar</strong> <strong>2003</strong> ist Messemonat für das Baugewerbe<br />

in der Schweiz und Deutschland: Mit der<br />

Swissbau in Basel und der BAU in München<br />

finden kurz nacheinander die wichtigsten Messen<br />

der Branche in den beiden Ländern statt.<br />

Die Swissbau <strong>2003</strong> informiert vom 21. bis<br />

zum 25. <strong>Januar</strong> über die neuesten Produkte<br />

und Dienstleistungen in den Bereichen<br />

Ausbau, Küchen, Heizung, Lüftung, Klima,<br />

Sanitär, Rohbau und Baumaterialien sowie<br />

Baustoffe und Dämmung. Die PVCH-Arbeitsgemeinschaft<br />

der Schweizerischen PVC-<br />

Industrie ist mit einem Stand auf der Messe<br />

vertreten (Halle 1.0, Stand E 53). Die Mitarbeiter<br />

des Verbandes beantworten dort Fragen rund<br />

um den Werkstoff PVC.<br />

www.swissbau.ch<br />

Auf der BAU <strong>2003</strong> präsentieren vom 13. bis<br />

18. <strong>Januar</strong> <strong>2003</strong> rund 1.800 Aussteller Produkte,<br />

Werkstoffe, neue technische Systeme<br />

und Verfahren für das Bauwesen. Erstmals<br />

gibt es so genannte Innovation Points, an<br />

denen sich Besucher über die aktuellen Trends<br />

in den einzelnen Angebotsbereichen informieren<br />

können. Der Verband Kunststofferzeugende<br />

Industrie (VKE) betreut den Innovation<br />

Point zum Thema Kunststoffe und Bauen<br />

(Halle B6, Stand 137/236).<br />

www.bau-muenchen.de<br />

FREITAGS FEIERN GEBURTSTAG<br />

Man nehme: ein Stück gebrauchte Lkw-Plane, einen Sicherheitsgurt, der als Schulterriemen herhalten<br />

muss, und einen alten Fahrradschlauch für die Einfassung der Ränder – fertig ist die allwettertaugliche<br />

Umhängetasche.<br />

Das war vor zehn Jahren die Idee der Gebrüder<br />

Freitag aus Davos. Kurzerhand setzten<br />

die Schweizer sich an die Nähmaschine:<br />

„Weil wir extrem viel mit dem Fahrrad unterwegs<br />

sind, wollten wir eine Tasche, die besonders<br />

strapazierfähig ist und Wind und Wetter trotzt.<br />

Da kam uns die Idee mit den Lkw-Planen.“<br />

Eine spezielle PVC-Beschichtung macht diese<br />

Planen absolut wasserfest – kein Tropfen Wasser<br />

dringt hindurch, wie stark es auch immer regnet.<br />

Das ungewöhnliche Design der Tasche sprach<br />

sich in der Szene schnell herum – im Handumdrehen<br />

entwickelte sich die Freitag-Tasche<br />

zur Erkennungsmarke der Hippen und Kreativen:<br />

„Wir erhielten jede Menge Aufträge von<br />

Freunden und Bekannten“, erzählt Markus<br />

Freitag, „und kamen mit der Produktion gar<br />

nicht mehr nach.“ Kein Wunder, denn jede<br />

Tasche wurde in Handarbeit einzeln gefertigt.<br />

Ausserdem gestaltete sich die Materialbeschaffung<br />

schwieriger als erwartet. „Hier<br />

haben uns die Verbände <strong>PVCplus</strong> und PVCH<br />

weitergeholfen und uns wertvolle Tipps gegeben,<br />

wo wir die Planen kaufen können.“<br />

Das 1993 gegründete Zwei-Mann-Unternehmen<br />

mauserte sich zur 28-köpfigen Kreativ-<br />

Schmiede, die zahlreiche Ideen umsetzte. Der<br />

Klassiker mit Klettverschluss blieb nicht lange<br />

allein: Aktuell umfasst das Sortiment rund 19<br />

verschiedene Taschen, die weltweit in 170<br />

Shops verkauft werden. Berühmte Kaufhäuser,<br />

wie beispielsweise das Printemps in Paris,<br />

zählen zu den Abnehmern. Die gesamte Palette<br />

der Kollektion finden Freitag-Fans in den<br />

Flagship-Stores in Davos und – seit Oktober<br />

vergangenen Jahres – auch in Hamburg.<br />

Jeder Artikel ist ein Unikat<br />

Trotz serieller Fertigung und weltweiten Vertriebsnetzes<br />

ist heute wie damals jeder Artikel<br />

ein echtes Unikat. Das jeweilige Ausgangsmaterial<br />

und der Zuschnitt bestimmen, wie<br />

eine Tasche tatsächlich aussieht. Würde beispielsweise<br />

die Plane eines Bananentransporters<br />

den Freitags in die Hände fallen, könnte<br />

auf der einen Tasche quer quit stehen, auf der<br />

zweiten wären vielleicht nur die beiden Buchstaben<br />

Chi zu lesen. Für die nächsten Jahre<br />

wünschen sich die Gebrüder Freitag daher vor<br />

allem eines: schöne Lkw-Planen: „Wir können<br />

nur dann individuelle und originelle Taschen<br />

herstellen, wenn das Material das auch<br />

hergibt. Eine gute Auswahl an witzigen und<br />

bunten Lkw-Planen ist daher unser grösster<br />

Geburtstagswunsch.“<br />

www.freitag.ch<br />

Foto: Freitag<br />

6<br />

KLARES VOTUM<br />

In der Juni-Ausgabe hatten wir Sie um Ihre<br />

Meinung zu den STARKEN SEITEN und der Beilage<br />

„Thema“ gebeten.<br />

Wir wollten wissen, was Ihnen gut gefällt,<br />

was wir verbessern können und welche<br />

Themen Sie sich für künftige Ausgaben<br />

wünschen. 765 Leser aus Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz haben zu Fragebogen und<br />

Stift gegriffen, um uns ihre Antworten zu geben.<br />

Als Dank dafür haben wir unter den Umfrageteilnehmern<br />

sechzig Airbobs verlost. Allen<br />

Gewinnern wünschen wir viel Spass damit!<br />

Die Umfrageergebnisse bestätigen die positive<br />

Resonanz, die wir von Ihnen in den vergangenen<br />

Jahren durch Leserbriefe und in Gesprächen erhalten<br />

haben: Neun von zehn Umfrageteilnehmern<br />

gefallen die <strong>Starke</strong>n <strong>Seiten</strong> und der Beileger<br />

„Thema“ gut oder sehr gut. Die Stärken<br />

des Magazins liegen nach Ansicht der Leser vor<br />

allem in seiner Aktualität, dem Themenmix,<br />

dem Informationswert und der Seriosität.<br />

Zusammen mit den Bewertungen haben wir zahlreiche<br />

Themenwünsche erhalten. Sie reichen von<br />

der PVC-Herstellung bis zu Hightech-Anwendungen<br />

in Medizin und Raumfahrt. Ganz oben auf<br />

der Wunschliste stehen die Themen Recycling,<br />

Umweltschutz und Nachhaltigkeit sowie neue<br />

PVC-Technologien. Häufig genannt haben Sie<br />

ausserdem Informationen über PVC-Produkte aus<br />

den Bereichen Fenster, Rohre und Bodenbeläge.<br />

Ein weiteres Fazit der Umfrage: Die <strong>Starke</strong>n<br />

<strong>Seiten</strong> haben eine treue Leserschaft. Mehr als<br />

60 Prozent informieren sich in dem Magazin<br />

regelmässig über aktuelle PVC-Trends. Zu den<br />

Lesern zählen vor allem Architekten und Bauingenieure,<br />

aber auch Journalisten, Politiker<br />

sowie die Mitarbeiter von verschiedenen Ämtern<br />

und Behörden. Fast die Hälfte der Teilnehmer<br />

ist im Baubereich tätig. Jeden neunten Fragebogen<br />

schickte uns ein Mitgliedsunternehmen<br />

der Verbände <strong>PVCplus</strong> Kommunikations GmbH,<br />

API PVC- und Umweltberatung GmbH und PVCH-<br />

Arbeitsgemeinschaft der Schweizerischen PVC-<br />

Industrie. Die drei Interessenvertretungen geben<br />

die <strong>Starke</strong>n <strong>Seiten</strong> heraus.<br />

GESAMTBEWERTUNG DER STARKEN SEITEN<br />

Umfrageteilnehmer: aus dem Baubereich 48,2 % Sonstige 40,9 %<br />

Mitgliedsfirmen 10,9 %<br />

Ich lese die STARKEN SEITEN<br />

regelmässig 61,1%<br />

Mir gefallen die STARKEN SEITEN<br />

gut 68,9 % sehr gut 23,1%<br />

Die Beilage „Thema“ gefällt mir<br />

gut 66,0 % sehr gut 22,7 %<br />

INHALTLICHE ASPEKTE DER STARKEN SEITEN<br />

Informationswert<br />

gut 56,2 % sehr gut 25,9 %<br />

Unterhaltungswert<br />

gut 53,5 % sehr gut 12,5%<br />

Themenmix<br />

gut 62,4 % sehr gut 20,1%<br />

Optische Gestaltung<br />

gut 47,7 % sehr gut 34,2 %<br />

Aktualität<br />

gut 55,9 % sehr gut 30,5 %<br />

Seriosität<br />

gut 58,4 % sehr gut 23,1%<br />

Glaubwürdigkeit<br />

gut 55,3 % sehr gut 21,7 %


das erst bei minus 25 Grad Celsius gefriert.<br />

Durch ein spezielles Belüftungsrohr wird<br />

zusätzlich kalte Luft ins Halleninnere gepustet.<br />

Zehn Zentimeter dicke PVC-Platten speichern<br />

die Kälte und wirken isolierend. Sie sind<br />

rundherum in der gesamten Skihalle ausgelegt,<br />

also an den Wänden, an der Decke und auf dem<br />

Boden. Diese Platten gewährleisten eine<br />

konstante Temperatur zwischen minus zwei<br />

und minus fünf Grad. Gleichmässige Kälte<br />

wiederum bedeutet, dass die Schneequalität<br />

gleich bleibend gut ist – im Gegensatz zur<br />

Freiluftpiste. Und über Steine oder Eis muss sich<br />

im Alpin-Center niemand ärgern.<br />

DIE HALLE RUFT<br />

Hier lockt ein Skigebiet der etwas anderen Art: In Bottrop, im Herzen des Ruhrgebiets, thront auf einer ehemaligen Abraumhalde das grösste Indoor-<br />

Skigebiet der Welt. Bergpanorama sucht der Schneebegeisterte zwar vergeblich – aber Stahlriesen ringsum haben ihren ganz eigenen Charme.<br />

Exakt 113 Meter hoch ist der Hügel, auf dem<br />

das Alpin-Center steht. Der Blick von oben<br />

ist beeindruckend – Industriekulisse statt<br />

verschneiter Gipfel. Auf der Kuppe der Abraumhalde<br />

befindet sich die Bergstation, das Kernstück<br />

der Skihalle. Hier werden die Brettlfans an der<br />

Kasse vorbeigeschleust, um kurz darauf auf der<br />

grössten überdachten Piste der Welt zu stehen:<br />

Sie ist 640 Meter lang und 30 Meter breit – eine<br />

weisse Autobahn, die aber nicht schnurgerade<br />

und auch nicht allzu flach verläuft, so dass selbst<br />

fortgeschrittene Fahrer auf ihre Kosten kommen.<br />

Für den guten Grip sorgen drei Schneekanonen,<br />

die den Hang beschneien; nachts wälzt eine<br />

Pistenraupe die Schneemassen wieder platt.<br />

Patrick Girardelli, der Bruder des berühmten<br />

Skiweltmeisters Marc Girardelli, ist zuständig<br />

für die Technik im Alpin-Center. Der reibungslose<br />

Ablauf der Schneeproduktion gehört dazu.<br />

Girardelli verrät, wie der Schnee entsteht: „Ein<br />

Wärmetauscher verwandelt Leitungswasser in<br />

Schnee, der über die Kanonen auf die Piste geblasen<br />

wird. Zu Spitzenzeiten, also wenn alle<br />

drei Geräte im Einsatz sind, laufen in<br />

24 Stunden circa 18 000 Liter Wasser<br />

durch. Das entspricht ungefähr 180<br />

Badewannen-Füllungen.“<br />

Frostiges Klima dank PVC<br />

Damit der Schnee auf der Piste nicht<br />

Aussen grün, innen kalt: Auf einer ehemaligen<br />

Abraumhalde thront mitten im Revier die<br />

längste Skihalle der Welt. Eine Isolierung aus<br />

PVC sorgt auch im Sommer für die richtige<br />

Temperatur.<br />

schmilzt, müssen in der Halle frostige<br />

Temperaturen herrschen. Dafür sorgt eine<br />

spezielle Kühlanlage, die Luft- und Bodenkühlung<br />

regelt. Auf dem Boden sind insgesamt<br />

200 Kilometer Rohre verlegt, in denen sich<br />

Kühlflüssigkeit befindet – salzhaltiges Wasser,<br />

Rauchen verboten<br />

Da es in der Halle keinen natürlichen Tauvorgang<br />

gibt, herrschen strenge Benimm-Regeln auf der<br />

Piste. Girardelli: „Die obligatorische Schneebar<br />

mit Jägermeister und Glühwein haben wir nicht.<br />

In der Regel wird eine Schneeschicht erst nach<br />

mehreren Monaten erneuert – Glühwein-Flecken<br />

beispielsweise wären also die ganze Zeit über<br />

sichtbar. Ausserdem gilt in der Halle striktes<br />

Rauchverbot.“ Weiterer Unterschied zur echten<br />

Piste: Statt der üblichen Bananenlifte transportieren<br />

halterlose Förderbänder die Boarder<br />

und Skifahrer den Hang hinauf – was den Gleichgewichtssinn<br />

von Anfängern oder Ungeübten<br />

auf eine harte Probe stellt. Die meisten Besucher<br />

– übrigens ein Drittel davon aus den Niederlanden<br />

– fahren nach Bottrop, um Skifahren oder<br />

Snowboarden zu lernen oder rudimentäre<br />

Fahrkenntnisse aufzufrischen. Den Wedelkönig<br />

findet man – wenn überhaupt – wahrscheinlich<br />

eher beim Après-Ski als auf der Piste.<br />

www.alpincenter.com<br />

REISSLEINE NACH OBEN<br />

Fotos: Alpin-Center Bottrop; ABS Peter Aschauer GmbH; Jakob Studnar, Essen<br />

Skifahrer und Snowboarder, die den ganz speziellen<br />

Kick suchen, fahren oft abseits der Pisten.<br />

Das Problem: Mit ihren so genannten Freerides<br />

können sie in gefährdeten Gebieten Lawinen auslösen<br />

und lebensbedrohliche Unfälle provozieren.<br />

Der Lawinen-Airbag verbessert in solchen Situationen<br />

die Überlebenschancen.<br />

Wenn eine niedergehende Lawine Menschen verschüttet,<br />

beginnt für die Retter ein Wettlauf gegen<br />

die Zeit. Nicht selten sind die Atemwege der Opfer<br />

mit Schnee verstopft; ihre Überlebenschancen<br />

hängen von einer schnellen Bergung ab. Je tiefer<br />

sie unter den Schneemassen begraben sind,<br />

desto schwieriger wird es, sie rechtzeitig aufzufinden.<br />

Der Lawinen-Airbag erhöht die Wahrscheinlichkeit,<br />

nicht verschüttet zu werden, zudem bildet der<br />

aufgeblasene orangefarbene Ballon eine ideale<br />

Markierung für den Körper des Opfers.<br />

Das Prinzip, nach dem der Lawinen-Airbag funktioniert:<br />

Er lässt seinen Träger in den Schneemassen<br />

sozusagen obenauf schwimmen. Wobei<br />

„schwimmen“ eigentlich nicht der richtige Ausdruck<br />

ist.<br />

Die Airbag-Ingenieure haben sich vielmehr eine<br />

besondere Eigenart fliessender Massen zunutze<br />

gemacht. Lawinen sortieren, während sie sich<br />

bergab wälzen, ihre Bestandteile: Sie befördern<br />

kleine Brocken nach unten und grosse nach oben.<br />

Der Airbag vergrössert gewissermassen seinen<br />

Träger und verbessert damit die Chance, an der<br />

Oberfläche zu bleiben – ein Grössenunterschied,<br />

der Leben retten kann.<br />

Das Rettungsgerät ist Teil eines<br />

scheinbar gewöhnlichen Rucksacks.<br />

Rollt die Gefahr heran,<br />

löst der Ski-Fahrer den Airbag<br />

mit einer Reissleine<br />

aus. Innerhalb von Sekunden schiessen ein Gas-<br />

Luft-Gemisch aus einer Druckluftpatrone und Umgebungsluft<br />

durch ein Ventilsystem in die Hülle.<br />

Sie besteht innen aus PVC und aussen aus Polyamidgewebe.<br />

PVC ist das ideale Material für die<br />

enormen Belastungen, denen der Airbag durch die<br />

Schneemassen ausgesetzt ist: Der Kunststoff ist<br />

nicht nur sehr leicht, sondern vor allem besonders<br />

reissfest und widerstandsfähig.<br />

www.abs-lawinenairbag.de


Ob Vase, Möbel oder Luftmatratze – die<br />

Entwürfe der drei Frauen-Teams sind so<br />

phantasievoll wie praktisch. Erstes Beispiel:<br />

die Luftmatratze. Die beiden Studentinnen<br />

Lorenza Ehrler und Silvia Matschinger<br />

lagen an einem heissen Sonntag im Juni<br />

vergangenen Jahres am Zürichsee. Und hätten<br />

sich gerne gemütlich auf einer Matratze<br />

liegend im Wasser treiben lassen. Die Betonung<br />

liegt auf „im“ Wasser. Herkömmliche<br />

Luftmatratzen schwimmen auf dem Wasser.<br />

STOFF,<br />

„Wir dachten uns, dass es viel angenehmer<br />

sein müsste, eine Matte zu haben, die ab und<br />

zu ins Wasser abtaucht“, erklärt Lorenza<br />

DER VERBINDET<br />

Wenn sie sich zufällig treffen würden, hätten sie sich bestimmt viel zu erzählen, die sechs Frauen<br />

aus Österreich, England und der Schweiz. Denn zweierlei verbindet sie: ihr Spass an kreativen Ideen<br />

und ihre Vorliebe für den Werkstoff Polyvinylchlorid. Daraus haben sie Gebrauchsgegenstände<br />

hergestellt, die den Alltag ein wenig bunter machen.<br />

Die angenehmen <strong>Seiten</strong><br />

der Bionik: „Chillin“ von<br />

Lorenza Ehrler und Silvia<br />

Matschinger<br />

Ehrler. Geträumt – getan. Im Rahmen eines<br />

Designprojekts an der Hochschule für Gestaltung<br />

und Kunst in Zürich nahm die Idee Gestalt<br />

an. Lorenza Ehrler und Silvia Matschinger<br />

entwarfen Chillin, eine 200 mal 150 Zentimeter<br />

grosse bionische Luftmatte.<br />

Lernen von der Natur<br />

Die Bionik, also jene Wissenschaft, die technische<br />

Probleme nach dem Vorbild natürlicher<br />

Phänomene zu lösen sucht, wies auch diesem<br />

Frauen-Team den Weg. Vorbild für Chillin waren<br />

die Flügel der Libelle. Silvia Matschinger: „Der<br />

Libellenflügel ist sehr flexibel und anpassungsfähig,<br />

dabei aber dank seiner inneren Struktur<br />

äusserst stabil. Diese Eigenschaften haben wir<br />

uns zunutze gemacht.“ Mit Luft gefüllte Adern<br />

durchziehen das Innere von Cillin wie ein Gitternetz.<br />

Diese Luftpolster aus halbtransparenter<br />

weisser PVC-Folie sorgen für Stabilität und<br />

Leichtigkeit. „PVC bringt die optimalen Eigenschaften<br />

mit. Es ist aufblasbar, leicht und lässt<br />

sich gut falten.“<br />

Couch mobil:<br />

„Fasten Seatbelt“ von Karin<br />

Hepp und Valerie Keiper-<br />

Knorr<br />

Weil die Matte gleichzeitig wasserdurchlässig<br />

ist, sind die Zwischenräume der Luftadern mit<br />

einem speziellen schwarzen Textilstoff bespannt.<br />

Ein fester, das Wasser abweisender roter Stoff<br />

wiederum dient als Unterlage und Schutz. Transportiert<br />

wird Chillin als Tragetasche: Ist die Luft<br />

entwichen, kann die Matte einfach zusammengerollt<br />

werden. „Der Name hat sich übrigens<br />

aus der Vielseitigkeit der Luftmatte ergeben. Sie<br />

lädt zum Entspannen, Geniessen, Sonnen,<br />

Plätschern, Träumen ein – eben zum Chillen.“<br />

www.chillin-02.com<br />

Apropos chillen: Für alle, die immer schon von<br />

einem Bett im Kornfeld träumten, haben zwei<br />

Designerinnen aus Wien die Lösung entwickelt:<br />

Fasten Seatbelt, das Möbel, das alles kann und<br />

alles mitmacht.<br />

Fasten Seatbelt – flexible Möbel<br />

„Fun“ – das ist ein zentraler Begriff für Karin<br />

Hepp und Valerie Keiper-Knorr. Spass wollen<br />

die beiden Wiener Architekturstudentinnen beim<br />

Entwerfen haben, und sie wollen ihn weitergeben<br />

an die Verwender ihrer Kreationen. Und<br />

so macht denn auch Fasten Seatbelt nahezu<br />

jeden Spass mit: Vom bequemen Fauteuil zur<br />

Chaiselongue, vom Bett zum Schlitten oder<br />

zur Luftmatratze verwandelt sich das flexible<br />

Möbelstück in Sekundenschnelle. Und wenn<br />

gerade der Platz fehlt, kann alles in einer<br />

flachen Schublade verstaut werden.<br />

Das „Zauberwesen“, das die findigen Jungdesignerinnen<br />

bei einem Workshop über pneumatische<br />

Architektur spielerisch entwickelten,<br />

besteht aus speziell geformten aufblasbaren<br />

PVC-Kissen, die mittels eines variablen Gurtsystems<br />

zusammengeschnallt werden. Einbuchtungen,<br />

die einen Saugnapf-Effekt erzeugen,<br />

sorgen zusätzlich für Halt und Stabilität. Die<br />

konische Form der Polster bewirkt, dass man<br />

beim Sitzen nicht abrutscht. Eine Beschichtung<br />

aus Polyurethan bringt zusätzliche mechanische<br />

Widerstandsfähigkeit.<br />

„Wir arbeiten mit PVC, weil sich Projekte damit<br />

wirklich einfach und schnell realisieren lassen“,<br />

zeigen sich Karin Hepp und Valerie Keiper-Knorr<br />

zufrieden. „Dieser Kunststoff hat sich als ideal<br />

für unsere Art von Design erwiesen. Es gibt ein<br />

enormes Spektrum an Farben, und uns gefällt<br />

die Transparenz des Materials, die den Objekten<br />

eine besondere Charakteristik verleiht. Und dann<br />

natürlich das geringe Gewicht: Unsere Fasten-<br />

Seatbelt-Möbel können leicht transportiert und<br />

einfach vor Ort aufgeblasen werden.“<br />

Was nicht passt, wird<br />

passend gemacht –<br />

die Vase, nicht die Blumen.<br />

„Pull-up“ von Fiona<br />

Davidson und<br />

Gitta Gschwendtner<br />

Fasten Seatbelt feierte Erfolge bei mehreren<br />

Design-Ausstellungen, darunter auch im renommierten<br />

Wiener Künstlerhaus. Daraus ergab<br />

sich eine Reihe von Kauf-Interessenten – die<br />

müssen aber vorerst auf ihre Möbel warten.<br />

Denn noch existiert Fasten Seatbelt leider nur<br />

als Prototyp.<br />

www.fastenseatbelt.net<br />

Eine Vase zum Knautschen<br />

Kein Prototyp ist dagegen die Pull-Up-Vase. Wie<br />

der Name schon verheisst, handelt es sich bei<br />

dieser Vase um kein gewöhnliches Blumengefäss.<br />

Der Clou: Sie ist modellierbar – kann<br />

ihrem Inhalt also einfach angepasst werden. Je<br />

nachdem, wie dick oder dünn, lang oder kurz<br />

der Blumenstrauss ist, wird die Vase entweder<br />

auf die richtige Länge zurechtgezogen oder aber<br />

zusammengeknautscht. Selbst die Erfinderinnen<br />

Fiona Davidson und Gitta Gschwendtner aus<br />

London staunten bei der Herstellung über die<br />

enorme Flexibilität des Materials PVC. Gitta<br />

Gschwendtner: „Ich hatte vorher noch nie mit<br />

diesem Kunststoff gearbeitet und war wirklich<br />

baff, wie biegsam und formbar er ist. Es ist eine<br />

Erfahrung für sich, damit zu arbeiten und zu<br />

experimentieren.“<br />

Das Ergebnis waren mehrere Objekte, die im<br />

Alltag nützlich sind: die Vase, die in limitierter<br />

Auflage erhältlich ist, eine Obstschale und ein<br />

kleines Hängeregal. Alles andere als traditionell<br />

sind auch die Lampen, die den Betrachter<br />

schon mal hinters Licht führen können: Denn<br />

erst beim Anfassen stellt er fest, dass sie aus<br />

PVC sind und nicht – wie es auf den ersten Blick<br />

erscheint – aus Keramik.<br />

Die Idee, Kleinmobiliar aus PVC zu entwerfen,<br />

hatten die Designerinnen übrigens im Rahmen<br />

des Designprojekts PVC for Life and Living, das<br />

im Jahr 2001 vom Europäischen Dachverband<br />

der PVC-Hersteller ausgeschrieben worden war.<br />

www.ecvm.org<br />

Fotos: Lorenza Ehrler, Silvia Matschinger; Karin Hepp, Valerie Keiper-Knorr; Fiona Davidson, Gitta Gschwendtner

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!