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01_2012 - Katholische Kirchengemeinde St. Laurentius in Bergisch ...

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Heiligenlexikon<br />

Antonius von Padua „Santo, subito!“<br />

E<strong>in</strong>e baldige Heiligsprechung wünschten<br />

Tausende im April 2005 nach dem Tod<br />

von Johannes Paul II. Ob das die Menschen<br />

vor fast 800 Jahren auch gerufen<br />

haben, ist nicht überliefert. Jedenfalls wurde<br />

der „Santo“ Italiens, Antonius von Padua,<br />

bereits elf Monate nach se<strong>in</strong>em Tod<br />

zur Ehre der Altäre erhoben. So sehr wurde<br />

der bereits mit 36 Jahren Verstorbene<br />

von den Menschen verehrt. Schon zu Lebzeiten<br />

wirkte er Wunder: Auf se<strong>in</strong> Gebet<br />

h<strong>in</strong> hat Gott D<strong>in</strong>ge geschehen lassen, die<br />

menschlich nicht zu erklären s<strong>in</strong>d. Und erst<br />

recht nach se<strong>in</strong>em Tod geschahen unzählige<br />

Wunder. Ke<strong>in</strong> Wunder ist daher die<br />

schnellste Heiligsprechung <strong>in</strong> der Kirchengeschichte.<br />

Der Ruhm des Franziskanermönchs verbreitete<br />

sich, <strong>in</strong> allen Ländern der Erde wird er<br />

verehrt, um Fürbitte bei Gott angerufen,<br />

überall steht se<strong>in</strong>e <strong>St</strong>atue. Doch so, wie der<br />

Heilige meist dargestellt ist, war er zu Lebzeiten<br />

nicht.<br />

Bereits vor über 60 Jahren, <strong>in</strong> der Kölner<br />

Kirchenzeitung vom 11. Juni 1950, schreibt<br />

Ludwig Mathar: „Der jugendliche Franziskanermönch,<br />

der süßlich lächelnd das liebkosende<br />

Jesusk<strong>in</strong>d auf dem Arm trägt, der<br />

Heilige, den die Hausfrauen beim Verlust<br />

e<strong>in</strong>es F<strong>in</strong>gerhutes anrufen, er ist nicht der<br />

wahre Antonius von Padua … E<strong>in</strong>e oberflächliche,<br />

falsch frömmelnde Zeit … hat<br />

ihn so entstellt, hat e<strong>in</strong>e sanft bemalte Gipsfigur<br />

aus der derb geschnitzten Gestalt gemacht.“<br />

„Der wahre Antonius von Padua war …<br />

der ,Donnersohn’, e<strong>in</strong> leidenschaftlicher,<br />

kämpferischer Charakter, ke<strong>in</strong> Dulder,<br />

sondern e<strong>in</strong> Held … 1195 als Sohn e<strong>in</strong>es<br />

hohen Offiziers zu Lissabon geboren, …<br />

hat er sich im Kampf für die Re<strong>in</strong>erhaltung<br />

der Lehre aufgerieben, ist schon im Alter<br />

von 36 Jahren am 13. Juli 1231 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Klösterchen bei Padua verstorben.“ Mit 15<br />

Jahren war er bei den August<strong>in</strong>er-Chorherren<br />

e<strong>in</strong>getreten. Hier bildete er sich <strong>in</strong> zehn<br />

<strong>St</strong>udienjahren zum Kenner der Heiligen<br />

Schrift aus. Missionar wollte er werden und<br />

„trat, als fünf von den Sarazenen zermarterte<br />

Leichen von Franziskanern an se<strong>in</strong>em<br />

Konvent vorübergetragen wurden, <strong>in</strong> das<br />

nahe Franziskanerkloster e<strong>in</strong>, leidenschaftlich<br />

danach verlangend, ebenfalls nach Afri-<br />

ka entsandt zu werden“. Doch se<strong>in</strong>e Gesundheit<br />

war dem Klima Marokkos nicht<br />

gewachsen ... Antonius unterwarf sich dem<br />

Willen des Ordensstifters und „ließ sich <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>siedelei … schicken, um sechs alten<br />

Laienbrüdern die Messe zu lesen und<br />

schwieg“.<br />

In bildhafter Sprache fährt Ludwig Mathar<br />

fort: „Erst als ihm se<strong>in</strong>e Oberen auf e<strong>in</strong>er<br />

Primizfeier geboten, die Festpredigt zu halten,<br />

da redete er. Und wie! Wie Feuer<br />

flammten se<strong>in</strong>e Worte, wie Trompetenstöße<br />

erschallte se<strong>in</strong> Ruf.“ Franziskus machte<br />

ihn zum Lehrer der Theologie <strong>in</strong> Bologna. In<br />

den <strong>St</strong>ädten Oberitaliens „predigte (er) am<br />

Dorfbrunnen oder vor dem Rathaus, bald<br />

auf den Marktplätzen, vor den Domen der<br />

<strong>St</strong>ädte. Erst hörten ihm Hunderte, bald Tausende<br />

zu. Das ist ke<strong>in</strong> weltfremder Mönch,<br />

ke<strong>in</strong> unverständlicher Gelehrter, das ist ja e<strong>in</strong><br />

Mann des Volkes …! Und welche Ehrlichkeit,<br />

welcher Mut! … Schonungslos brandmarkte<br />

er den Wucher und die Ausbeutung der<br />

Armen durch die Reichen. Erbarmungslos<br />

zerreißt er aber auch das Gesp<strong>in</strong>st von Lüge<br />

und Irrtum, nicht fürchtete er Dolch und<br />

Gift … Der Mann, der die wilden Drohungen<br />

der Ketzer nicht fürchtete, der aber<br />

auch dem verweltlichten Klerus Südfrankreichs<br />

schärfsten Tadel nicht ersparte, der<br />

die brodelnde Romagna zum wahren<br />

Glauben bekehrte …, das war ke<strong>in</strong> sanfter<br />

Träumer … Den gewaltigen Prediger, den<br />

Freund und Helfer des Volkes, den unerschrockenen<br />

Kämpfer wider Ausbeutung<br />

und Bedrückung, den ,Santo’, den verehrt<br />

… nicht nur Padua, nicht nur Italien, ne<strong>in</strong>,<br />

die ganze Christenheit.“<br />

Seit knapp acht Jahrhunderten wenden sich<br />

die Gläubigen an ihn. Se<strong>in</strong> Ruf als Wundertäter<br />

hat sich <strong>in</strong> alle Welt verbreitet. In unseren<br />

drei Kirchen bittet e<strong>in</strong> Schild „Für die<br />

Armen“ zu spenden, denn immer war er<br />

auch der Patron der Armen, heute übrigens<br />

auch der Sozialarbeiter. Doch bei uns<br />

wird Antonius vor allem angefleht, wenn<br />

wir etwas verloren haben, e<strong>in</strong>en Schlüssel,<br />

unser Portemonnaie. Doch was haben wir<br />

wirklich verloren? Verloren gegangen ist<br />

uns der k<strong>in</strong>dliche Glaube, die echte k<strong>in</strong>dliche<br />

Frömmigkeit. Ist uns nicht Christus verloren<br />

gegangen, aus unseren Herzen, aus<br />

unseren Häusern, aus unseren Parlamenten<br />

und Regierungen? Antonius hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

10 Pfarr-Rundbrief 1/2<strong>01</strong>2

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