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04.06.2014 Aufrufe

Was heißt es eigentlich, wirklich zu glauben? Ein fiktiver Dialog mit Søren Kierkegaard (1813–1855). s. k.: Der Glaube ist das schlechthinnige Paradox. Denn Gott ist einerseits zeitlos, unbegreifbar und uns unbekannt, auf der anderen seite aber in Jesus sterblich, uns zugänglich und vertraut. Aber ist es nicht widersprüchlich, beides, Gott und Mensch, in einem sein zu wollen? Ich kann mir das einfach nicht vorstellen, da stößt mein Verstand an seine Grenzen. s. k.: Und genau da kommt der Glaube ins spiel. er ermöglicht dir, Gott in seiner Widersprüchlichkeit anzunehmen, indem der Verstand ausgeschaltet wird. Man muss in den Glauben springen. Heißt das, wenn ich glauben will, muss ich für immer aufhören zu denken? Das ist doch verrückt! s. k.: Wenn du liebst, bist du dann nicht auch verrückt, handelst du nicht auch wider die Vernunft? Ja, aber nicht durchgehend. Manchmal zweifle ich daran, ob es wirklich die Liebe meines Lebens ist. s. k.: Und genauso ist es mit dem Glauben. Wenn man glaubt, wird der Verstand nicht vollständig suspendiert, er wird nur gefangen genommen. Wenn er sich hin - gegen aus dem Glaubensnetz befreit, jenen infrage stellt, dann kommen Zweifel auf, sowohl an der Liebe zu einem Menschen als auch zu Gott. Dieses Beispiel gefällt mir. Liebe und Glauben sind keine garantierten Zustände, sie müssen immer wieder gegen Zweifel ankämpfen, um bestehen zu können. Eine Frage hätte ich aber noch: Warum ist Gott eigentlich Mensch geworden? Wäre er einfach nur Gott geblieben, dann müssten wir nicht mit diesem Paradox leben. s. k.: Das ist eine schwierige Frage. ich werde versuchen, sie dir nächstes Mal mit einem irdischen beispiel zu beantworten. Vergiss nicht: Wir sind unfähig, das göttliche Denken zu durchdringen, wir können nur versuchen, es mit den Mitteln, die wir sterb liche zur Verfügung haben, verständlich zu machen. ALESSIA HEIDER Anmerkung der Red.: Der Dialog wird in der nächsten Ausgabe des PR fortgeführt. Zur Vertiefung: Søren Kierkegaard, „Philosophische Brocken“ (1844). Das Titelbild dieser Ausgabe zeigt den Mittelteil des hier vollständig abgebildeten Triptychons. Der Ende des Monats in den Ruhestand gehende Pastoralreferent Manfred Hart - mann (wir werden im nächsten PR ausführlicher berichten) hat es im Jahr 1997 gemalt. Ostern 2011 wurde es in der Krypta von St. Marien aufgehängt und eingeweiht. Seitdem lädt es dort zu eingehender Betrachtung ein. Sein Titel: „Passion“. Manfred Hartmann sagt dazu: „Das Triptychon stellt in seinen Passionsfarben und den angedeuteten Strukturen eine Verbindung zum Leidensgeschehen Jesu Christi und dem Opfercharakter der Eucharistie her.“ „Jesus ist nicht nur der abgestiegene Gott, er ist auch der aufsteigende Mensch … Sein Kreuzestod ist nicht nur Selbstpreisgabe Gottes an die Menschen, er ist auch das vorbehaltlose Sichausliefern dieses Menschen, der Jesus ist, an Gott. Anders gesagt: Dieser Tod ist Gnadengabe Gottes und Opfer der Menschheit in einem.“ PAPST BENEDIKT XVI. 16 Pfarr-Rundbrief 1/2013

Was heißt es eigentlich, wirklich zu glauben?<br />

Ein fiktiver Dialog mit Søren Kierkegaard (1813–1855).<br />

s. k.: Der Glaube ist das schlechthinnige<br />

Paradox. Denn Gott ist einerseits zeitlos,<br />

unbegreifbar und uns unbekannt, auf der<br />

anderen seite aber in Jesus sterblich, uns<br />

zugänglich und vertraut.<br />

Aber ist es nicht widersprüchlich, bei<strong>des</strong>,<br />

Gott und Mensch, in einem sein zu wollen?<br />

Ich kann mir das einfach nicht vorstellen,<br />

da stößt mein Verstand an seine Grenzen.<br />

s. k.: Und genau da kommt der Glaube ins<br />

spiel. er ermöglicht dir, Gott in seiner<br />

Widersprüchlichkeit anzunehmen, indem<br />

der Verstand ausgeschaltet wird. Man muss<br />

in den Glauben springen.<br />

Heißt das, wenn ich glauben will, muss ich<br />

für immer aufhören zu denken? Das ist doch<br />

verrückt!<br />

s. k.: Wenn du liebst, bist du dann nicht<br />

auch verrückt, handelst du nicht auch<br />

wider <strong>die</strong> Vernunft?<br />

Ja, aber nicht durchgehend. Manchmal<br />

zweifle ich daran, ob es wirklich <strong>die</strong> Liebe<br />

meines Lebens ist.<br />

s. k.: Und genauso ist es mit dem Glauben.<br />

Wenn man glaubt, wird der Verstand<br />

nicht vollständig suspen<strong>die</strong>rt, er wird nur<br />

gefangen genommen. Wenn er sich hin -<br />

gegen aus dem Glaubensnetz befreit, jenen<br />

infrage stellt, dann kommen Zweifel auf,<br />

sowohl an der Liebe zu einem Menschen<br />

als auch zu Gott.<br />

Dieses Beispiel gefällt mir. Liebe und<br />

Glauben sind keine garantierten Zustände,<br />

sie müssen immer wieder gegen Zweifel<br />

ankämpfen, um bestehen zu können.<br />

Eine Frage hätte ich aber noch: Warum ist<br />

Gott eigentlich Mensch geworden? Wäre<br />

er einfach nur Gott geblieben, dann müssten<br />

wir nicht mit <strong>die</strong>sem Paradox leben.<br />

s. k.: Das ist eine schwierige Frage. ich<br />

werde versuchen, sie dir nächstes Mal mit<br />

einem irdischen beispiel zu beantworten.<br />

Vergiss nicht: Wir sind unfähig, das göttliche<br />

Denken zu durchdringen, wir können<br />

nur versuchen, es mit den Mitteln, <strong>die</strong> wir<br />

sterb liche zur Verfügung haben, verständlich<br />

zu machen.<br />

ALESSIA HEIDER<br />

Anmerkung der Red.: Der Dialog wird in der nächsten <strong>Ausgabe</strong> <strong>des</strong> <strong>PR</strong> fortgeführt.<br />

Zur Vertiefung: Søren Kierkegaard, „Philosophische Brocken“ (1844).<br />

Das Titelbild <strong>die</strong>ser <strong>Ausgabe</strong> zeigt den Mittelteil <strong>des</strong> <strong>hier</strong> vollständig abgebildeten Triptychons.<br />

Der Ende <strong>des</strong> Monats in den Ruhestand gehende Pastoralreferent Manfred Hart -<br />

mann (wir werden im nächsten <strong>PR</strong> ausführlicher berichten) hat es im Jahr 1997 gemalt. Ostern<br />

2011 wurde es in der Krypta von St. Marien aufgehängt und eingeweiht. Seitdem lädt es<br />

dort zu eingehender Betrachtung ein. Sein Titel: „Passion“. Manfred Hartmann sagt dazu:<br />

„Das Triptychon stellt in seinen Passionsfarben und den angedeuteten Strukturen eine Verbindung<br />

zum Leidensgeschehen Jesu Christi und dem Opfercharakter der Eucharistie her.“<br />

„Jesus ist nicht nur der abgestiegene Gott, er ist auch der aufsteigende Mensch … Sein Kreuzestod<br />

ist nicht nur Selbstpreisgabe Gottes an <strong>die</strong> Menschen, er ist auch das vorbehaltlose<br />

Sichausliefern <strong>die</strong>ses Menschen, der Jesus ist, an Gott. Anders gesagt: Dieser Tod ist<br />

Gnadengabe Gottes und Opfer der Menschheit in einem.“ PAPST BENEDIKT XVI.<br />

16 <strong>Pfarr</strong>-Rundbrief 1/2013

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