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Co-Vergärung - PTKA

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Schlussbericht<br />

zum Forschungsvorhaben<br />

Kostenreduzierung für Kommunen und Verbände<br />

durch effiziente Erzeugung und Verwertung von<br />

Faulgas als Primärenergie sowie<br />

Reduzierung der Faulschlammmenge<br />

Teilprojekt: <strong>Co</strong>-Vergärung<br />

Emschergenossenschaft / Lippeverband<br />

Emscher Gesellschaft für Wassertechnik mbH<br />

Dipl.-Ing. Anja Reipa<br />

Essen, Juli 2003


Inhaltsverzeichnis<br />

I<br />

Abschnitt I<br />

1 Aufgabenstellung 1<br />

2 <strong>Co</strong>-Vergärung in kommunalen Faulbehältern 3<br />

2.1 Allgemeines 3<br />

2.2 Anaerobe Stabilisierung 4<br />

2.3 Prozessparameter des anaeroben Abbaus 7<br />

2.4 Genehmigungsrechtliche Situation 9<br />

3 Versuchsprogramm 13<br />

3.1 Beurteilung Randbedingungen des Faulbehälterbetriebs 13<br />

3.2 Beurteilung des anaeroben Abbauverhaltens 15<br />

3.2.1 Abbaugrad 15<br />

3.2.2 Gehalt an organischen Säuren 16<br />

3.2.3 Biogasmenge und –qualität 17<br />

3.3 Beurteilung der Entwässerungseigenschaften 18<br />

3.4 Beurteilung der Rückbelastung 21<br />

3.5 Beurteilung Produktqualität 21<br />

3.6 Gesamtüberblick Analyseverfahren 23<br />

4 Versuchsbetrieb 24<br />

4.1 Beschreibung der Versuchsanlagen 24<br />

4.1.1 Pilotanlage im halbtechnischen Maßstab 24<br />

4.1.2 Pilotanlage im großtechnischen Maßstab 26<br />

4.2 Charakterisierung der eingesetzten Klärschlämme und biogenen Abfälle 28<br />

4.2.1 Klärschlamm und <strong>Co</strong>-Substrate 29<br />

4.2.2 Produktqualität der Ausgangssubstrate 32<br />

4.3 Untersuchungsprogramm 37<br />

4.3.1 Halbtechnische Versuche 37<br />

4.3.2 Großtechnische Versuche 39<br />

Abschnitt II<br />

5 Darstellung der halbtechnischen Versuchsergebnisse 42<br />

5.1 Randbedingungen des Faulbehälterbetriebes 42<br />

5.2 Anaerobes Abbauverhalten 47<br />

5.2.1 Abbaugrad 47<br />

5.2.2 Stabilisierungsgrad 53<br />

5.2.3 Gasproduktion- und Zusammensetzung 54<br />

5.3 Entwässerungseigenschaften 63<br />

5.4 Rückbelastung 66<br />

5.5 Produktqualität Endprodukt 68<br />

5.6 Fazit 71


Inhaltsverzeichnis<br />

II<br />

6 Darstellung der großtechnischen Versuchsergebnisse 73<br />

6.1 Randbedingungen des Faulbehälterbetriebes 73<br />

6.2 Anaerobes Abbauverhalten 77<br />

6.2.1 Abbaugrad 77<br />

6.2.2 Stabilisierungsgrad 78<br />

6.2.3 Gasproduktion- und Zusammensetzung 79<br />

6.3 Entwässerungseigenschaften 83<br />

6.4 Rückbelastung 86<br />

6.5 Produktqualität Endprodukt 91<br />

6.6 Bilanzen 93<br />

6.6.1 Schlammbilanzen 93<br />

6.6.2 Energiebilanz 97<br />

6.7 Fazit 99<br />

7 Gegenüberstellung halbtechnische und großtechnische Versuchsergebnisse 100<br />

8 Wirtschaftlichkeitsbetrachtung 103<br />

8.1 Ausgangsdaten 104<br />

8.2 Kostenanteile 105<br />

8.3 Gesamtbetrachtung 107<br />

9 Zusammenfassung 108<br />

10 Veröffentlichungen 114<br />

11 Literaturverzeichnis 115<br />

12 Verzeichnis der Abbildungen 119<br />

13 Verzeichnis der Tabellen 121<br />

14 Verzeichnis der Abkürzungen 123<br />

15 Anhang 127


Abschnitt I 1<br />

1 Aufgabenstellung<br />

Im Jahr 2000 starteten Emschergenossenschaft und Lippeverband (Essen) ein<br />

dreijähriges Forschungsvorhaben (gefördert vom BMBF - Bundesministerium für<br />

Bildung und Forschung). Zusammen mit den Projektpartnern Emscher Gesellschaft<br />

für Wassertechnik mbH (Essen), Institut für Siedlungswasserwirtschaft<br />

der TU Braunschweig und Fa. AWATECH (Isernhagen) wurden auf der Kläranlage<br />

Schermbeck Untersuchungen zur „Kostenreduzierung für Kommunen und<br />

Verbände durch effiziente Erzeugung und Verwertung von Faulgas als Primärenergie<br />

sowie Reduzierung der Faulschlammmenge“ durchgeführt.<br />

Werden die Betriebskostenanteile von Kläranlagen genauer betrachtet<br />

(Abbildung 1-1), fällt auf, dass die Kostenblöcke Energie und Schlammentsorgung<br />

fast die Hälfte der Gesamtkosten bestimmen.<br />

Schlammentsorgung<br />

31%<br />

Sachkosten / Sonstiges<br />

13%<br />

Instandhaltung<br />

14%<br />

Energie<br />

15%<br />

Personal<br />

27%<br />

Abbildung 1-1: Betriebskostenanteile von Kläranlagen mit 50.000 bis 100.000<br />

EW [MURL, 1999]<br />

Vor diesem Hintergrund untersuchte das Projekt erstmals im direkten Vergleich<br />

(Parallelbetrieb) und im großtechnischen Maßstab Möglichkeiten der Kostenreduzierung<br />

bei der Klärschlammentsorgung und die Nutzung erneuerbarer<br />

Energien aus den Rückständen der Abwasserreinigung sowie anderen biogenen<br />

Abfällen. Als Zielvorgabe wurde eine Senkung der Betriebskosten von<br />

Kläranlagen im Bereich Energie und Klärschlammentsorgung durch die Anwendung<br />

verschiedener innovativer Technologien (Klärschlammdesintegration<br />

und <strong>Co</strong>-Vergärung) um 5 bis 15 % definiert.


Abschnitt I 2<br />

Hieraus ergaben sich folgende drei Teilprojekte, die von nachstehend aufgeführten<br />

Projektpartnern bearbeitet wurden:<br />

1. Klärschlammdesintegration<br />

Institut für Siedlungswasserwirtschaft der TU Braunschweig<br />

2. <strong>Co</strong>-Vergärung von biogenen Abfällen<br />

Emschergenossenschaft / Lippeverband<br />

Emscher Gesellschaft für Wassertechnik mbH<br />

3. Betrieb von Blockheizkraftwerken<br />

Firma AWATECH<br />

Die einzelnen Teilprojekte wurden separat ausgewertet, die vorliegende Arbeit<br />

stellt den Schlussbericht zum Teilprojekt „<strong>Co</strong>-Vergärung von biogenen<br />

Abfällen“ dar.<br />

In dem Teilprojekt „<strong>Co</strong>-Vergärung von biogenen Abfällen“ sollte die Frage<br />

geklärt werden, inwieweit sich herkömmliche Klärschlamm-Faulbehälter und<br />

Entwässerungsanlagen zur Mitbehandlung von <strong>Co</strong>-Substraten nutzen lassen<br />

und welche Vorteile sich durch die <strong>Co</strong>-Vergärung ergeben.<br />

Im vorliegenden Schlussbericht sind die Ergebnisse der <strong>Co</strong>-Vergärung von biogenen<br />

Abfällen in Parallelversuchen im halb- und großtechnischen Maßstab<br />

dargestellt. Die Untersuchungen wurden unter wissenschaftlicher Begleitung<br />

durchgeführt und abschließend unter wirtschaftlichen Aspekten bewertet.<br />

Insgesamt definierten sich die wesentlichen technischen und wissenschaftlichen<br />

Arbeitsziele der durchgeführten Versuchsreihen wie folgt:<br />

• Auswahl der <strong>Co</strong>-Substrate<br />

• Entwicklung geeigneter Aufbereitungs- und Zugabetechniken<br />

• Optimierung des Faulprozesses, Faulgasanfall und -zusammensetzung<br />

• Untersuchung der Entwässerbarkeit der ausgefaulten Schlämme<br />

• Untersuchung der Rückbelastung der Kläranlage<br />

• Untersuchung der Produktqualität<br />

• Erstellung von Stoffstrom- und Energiebilanzen<br />

Durch die <strong>Co</strong>-Vergärung von flüssigen bis pastösen biogenen Abfällen wird<br />

die Faulgasproduktion gesteigert und in Blockheizkraftwerken der Kläranlage


Abschnitt I 3<br />

effizient genutzt. Somit kann ein erheblicher Beitrag zur Reduzierung der Energiekosten<br />

auf den Kläranlagen geleistet werden. Die nachhaltige Senkung<br />

der Kosten stellt einen wesentlichen Faktor dar, um dem Anstieg der Abwassergebühren<br />

entgegen zu wirken. Zudem erfolgt durch die Mitbehandlung<br />

biogener Abfälle im Faulbehälter eine Substitution der fossilen Brennstoffe und<br />

somit eine Verringerung der CO2-Emissionen in die Atmosphäre. Die anteilig<br />

erhöhten Kosten für die <strong>Co</strong>-Vergärung können durch eingesparte Stromkosten<br />

sowie den Erlös für die Annahme der biogenen Abfälle mehr als gedeckt<br />

werden.<br />

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sind für sehr viele Kläranlagenbetreiber<br />

von großem Interesse. Einerseits hat der Kostendruck in den letzten Jahren<br />

stetig zugenommen, so dass Techniken zur Kostenreduzierung schnell Anwendung<br />

finden werden. Die <strong>Co</strong>-Vergärung ist als Möglichkeit einer gesteigerten<br />

Faulgasproduktion äußerst interessant, da vielfach freie Faulraumkapazitäten<br />

vorhanden sind, biogene Reststoffe in großer Menge auf dem Entsorgungsmarkt<br />

zur Verfügung stehen und so energetisch und stofflich genutzt werden<br />

können.<br />

2 <strong>Co</strong>-Vergärung in kommunalen Faulbehältern<br />

2.1 Allgemeines<br />

Die Schlammfaulung ist heute das am weitesten verbreitete Verfahren zur<br />

Stabilisierung von Klärschlammen. Nahezu die Gesamtmenge der bei der<br />

Abwasserreinigung anfallenden Rohschlämme wird auf größeren Kläranlagen<br />

über Faulbehälter stabilisiert und energetisch genutzt.<br />

Auswertungen in der Literatur belegen, dass die bestehenden Faulraumkapazitäten<br />

nutzbare Freiräume aufweisen [ATV, 2002]. Zudem eignet sich das Verfahren<br />

in der Regel sehr gut zur gemeinsamen Behandlung von biogenen Abfällen.<br />

Unter dem Begriff <strong>Co</strong>-Vergärung ist die gemeinsame anaerobe Stabilisierung<br />

von Klärschlamm zusammen mit biogenen Abfällen (<strong>Co</strong>-Substraten) in bestehenden<br />

Faulräumen auf Kläranlagen zu verstehen.<br />

Bei den biogenen Abfällen handelt es sich beispielsweise um Restprodukte aus<br />

gewerblicher und industrieller Produktion, wie z.B. Fettabscheiderinhalte,


Abschnitt I 4<br />

Molke, Treber, Trester und Gemüseabfälle. In Tabelle 2-1 ist eine Auswahl an<br />

Substraten aufgeführt, die sich grundsätzlich zur <strong>Co</strong>-Vergärung anbieten.<br />

Tabelle 2-1: Geeignete biogene Abfälle [ATV, 2002]<br />

Abfallbeschreibung<br />

Getrennt eingesammelte Bioabfälle<br />

Fettabscheiderinhalte<br />

Überlagerte Lebensmittel<br />

Speisereste, Küchenabfälle<br />

Stärkeschlamm<br />

Teigabfälle<br />

Obst-, Getreide- und<br />

Kartoffelbrennereischlempen<br />

Marktabfälle<br />

Abfallherkunft<br />

private Haushalte (Biotonne)<br />

Schlachtereien, Fleischverarbeitung Kantinen, Großküchen,<br />

Lebensmittelindustrie<br />

Herstellung und Handel<br />

Kantinen, Großküchen, Restaurants<br />

Kartoffel-, Reis- und Maisstärkeherstellung<br />

Brotfabriken, Teigwarenherstellung<br />

Alkoholbrennereien<br />

Groß- und Wochenmärkte<br />

Seitens der Kläranlagenbetreiber ist die <strong>Co</strong>-Vergärung erwünscht, um eine<br />

Steigerung der Biogasausbeute und eine Erhöhung des Auslastungsgrades<br />

der Faulbehälter zu erreichen.<br />

Weitere Vorteile der <strong>Co</strong>-Vergärung bestehen darin, dass die Standorte und<br />

die Infrastruktur vorhanden sind. Es werden nur geringe Veränderungen bzw.<br />

geringe Investitionskosten erforderlich, um eine Mitbehandlung von <strong>Co</strong>-<br />

Substraten auf Kläranlagen zu realisieren. Eine schnelle Umsetzbarkeit, die<br />

vorhandene Personalverfügbarkeit und geringe Kosten sind ebenfalls an dieser<br />

Stelle zu nennen.<br />

Eventuell auftretende Nachteile wie Geruchsemissionen und erhöhte Prozesswasserrückbelastungen<br />

aus der Schlammentwässerung sind im Vorfeld der<br />

Anwendung zu untersuchen, abzuschätzen und gegebenenfalls Maßnahmen<br />

zu deren Verhinderung zu ergreifen.<br />

2.2 Anaerobe Stabilisierung<br />

Die anaerobe Schlammstabilisierung ist das am häufigsten eingesetzte Verfahren<br />

zur Schlammbehandlung. So betreiben ca. 60 % der kommunalen Kläranlagen<br />

> 10.000 EW eine einstufige mesophile Faulung.<br />

Bei diesem anaeroben biochemischen Prozess wird der organische Anteil des<br />

Klärschlamms in 4 Phasen abgebaut. Die organischen Substanzen wie Eiweiße,


Abschnitt I 5<br />

Kohlenhydrate oder Fette werden zunächst zu organischen Zwischenprodukten<br />

wie organischen Säuren oder Alkoholen reduziert. Ein vollständiger Umsatz<br />

zu Faulgas (überwiegend Kohlendioxid CO2 und Methan CH4) wird über weitere<br />

Abbauschritte bewirkt [MUDRACK ET KUNST, 1993].<br />

Träger der Schlammfaulung sind fakultativ und obligat anaerobe Mikroorganismen.<br />

Bei der mesophilen Faulung laufen diese Reaktionen bei einem Temperaturoptimum<br />

von 35 – 37°C und einem leicht alkalischen pH-Wert von 7,1<br />

bis 7,3 ab.<br />

Das Schema des vierstufigen anaeroben Abbauprozesses ist in Abbildung 2-1<br />

dargestellt und nachfolgend genauer erläutert:<br />

Hydrolyse-Phase<br />

In der ersten Phase des Faulprozesses werden die im Rohschlamm enthaltenen<br />

Makromoleküle (Eiweißstoffe, Fette, Vielfachzucker) überwiegend durch extrazelluläre<br />

Enzyme der Hydrolysebakterien in niedermolekulare Bestandteile<br />

(Aminosäuren, Glycerin, Fettsäuren, Einfachzucker) zerlegt. Der Prozess stellt in<br />

der Regel den geschwindigkeitsbestimmenden Schritt während des Abbaus<br />

organischer Substanzen dar und ist in großem Maße von der Konzentration<br />

der beteiligten Enzyme anhängig [SCHEIDAT, 1999].<br />

Polymere und Substrate<br />

(Kohlenhydrate, Fette, Eiweiß)<br />

Hydrolyse-Phase<br />

Hydrolytische Bakterien<br />

Bruchstücke und gelöste Polymere<br />

Saure Gärung<br />

Versäuerungs-Phase<br />

Acidogene Bakterien<br />

H 2<br />

CO 2 Essigsäure (Acetat)<br />

org. Säuren<br />

Essigsäure<br />

Alkohole<br />

Acetogene-Phase<br />

Acetogene Bakterien<br />

Methanogene-Phase<br />

Methanogene Bakterien<br />

Methan<br />

Abbildung 2-1: Schema des vierstufigen anaeroben Abbauprozesses<br />

[MUDRACK ET KUNST, 1988, verändert]


Abschnitt I 6<br />

Versäuerungs-Phase<br />

Bei der Versäuerung werden die organischen Stoffe von den acidogenen Bakterien<br />

weiter zu organischen Säuren (z. B. Acetat, Propionat oder Milchsäure),<br />

Alkoholen, Kohlendioxid (CO2) und Wasserstoff (H2) umgewandelt. Die versäuernden<br />

Bakterien haben in Abhängigkeit vom Substrat relativ kurze Generationszeiten.<br />

Bei optimalen Bedingungen liegt die Temperatur bei 30°C und der<br />

pH-Wert zwischen 5,3 – 6,8. Eine gute Durchmischung ist notwendig, um eine<br />

schnelle Hydrolyse und Versäuerung zu erreichen [PAUL, 1993].<br />

Acetogene-Phase<br />

In der Phase der Acetogenese erfolgt mit Hilfe anaerober Abwasserbakterien<br />

(acetogene Bakterien) der Umbau zu Essigsäure, Wasserstoff und Kohlendioxid<br />

aus den vorher gebildeten Säuren (z.B. Propionat) und Alkoholen. Durch die<br />

Säurebildung der Mikroorganismen können diese ab einem pH-Wert von < 4<br />

gehemmt werden. Daher ist es wichtig, dass die Zwischenprodukte weiterverwertet<br />

werden. Die Menge des intermediär entstandenen Wasserstoffes<br />

(Wasserstoffpartialdruck) bestimmt die Art der Gärprodukte. Um die für die<br />

Methanbildung nötigen Ausgangsstoffe wie Essigsäure zu bilden, muss der<br />

Wasserstoffpartialdruck so gering wie möglich gehalten werden. Die optimalen<br />

Bedingungen für die acetogenen Bakterien liegen bei ca. 30 °C sowie einem<br />

pH-Wert von 6 [ZACHÄUS, 1995].<br />

Methanogene-Phase<br />

Spezielle anaerobe methanbildende Bakterien wandeln in der Methanogenese<br />

die Essigsäure, das in der Acetogenese entstandene Kohlendioxid (CO2)<br />

und molekularen Wasserstoff (H2) in Methan (CH4) um. Die Methanbakterien<br />

sorgen durch den Wasserstoffabbau für den niedrigen Wasserstoffpartialdruck,<br />

den die Essigsäurebakterien benötigen. Die optimale Temperatur<br />

für diese Reaktion liegt zwischen 35 und 45 °C, der optimale pH-Wert<br />

knapp über 7.<br />

Der anaerobe Abbau hängt auch wesentlich von den Generationszeiten der<br />

prozessbeteiligten Bakterienarten ab. Geschwindigkeitsbestimmend sind dabei<br />

die acetogenen und methanogenen Bakterien, die eine sehr lange Generationszeit<br />

(8-12 Tage) aufweisen und dabei substrat- und milieuabhängig<br />

sind. Bei optimalen Bedingungen liegt die Temperatur zwischen 35 – 37°C und<br />

der pH-Wert im leicht alkalischen Bereich. Da diese Bakterien in enger Symbio-


Abschnitt I 7<br />

se existieren (Zellverband), ist eine schonende aber intensive Durchmischung<br />

des Faulbehälters von Vorteil.<br />

Etwa 35 bis 50% des organischen Anteils der zugeführten Schlämme wird bei<br />

der üblichen, einstufigen, mesophilen Faulung zu Methan und Kohlendioxid<br />

umgesetzt. Weiterhin wird eine Reduzierung der pathogenen Keime im<br />

Schlamm und die Verbesserung der Entwässerungseigenschaften erreicht.<br />

Wenn der Gehalt an organischen Säuren im ausgefaulten Schlamm weniger<br />

als 100 mg/l beträgt, bezeichnet man diesen Schlamm als vollstabilisiert. Bei<br />

Werten bis 1000 mg/l kann von einer sicheren Stabilisierung ausgegangen<br />

werden und bei Konzentrationen von größer als 1000 bis 2500 mg/l spricht<br />

man von einem bedingt bzw. mäßig stabilisierten Schlamm [ATV, 1996].<br />

Tabelle 2-2:<br />

Zusammensetzung von Biogas und spezifischen Gasmengen<br />

[ROEDIGER ET AL., 1990]<br />

Methan CH4<br />

[Vol.-%]<br />

Kohlendioxid CO2<br />

[Vol.-%]<br />

Spezifische Gasmenge<br />

[Nm³/kg oTRabg.]<br />

Kohlenhydrate 50 50 0,79<br />

Fette 68 32 1,27<br />

Proteine 71 29 0,70<br />

Je nach Zusammensetzung des Substrates hat das durch den Vergärungsprozess<br />

entstehende Faulgas unterschiedliche Anteile von Methan und Kohlendioxid.<br />

Tabelle 2-2 enthält Angaben über die Zusammensetzung von Biogas<br />

und über die spezifische Gasmenge beim Abbau von Kohlenhydraten, Fetten<br />

und Eiweiß.<br />

2.3 Prozessparameter des anaeroben Abbaus<br />

Die Verfahrenstechnik bietet verschiedene Möglichkeiten der anaeroben Behandlung.<br />

Sie basieren auf der Variation von vier Parametern:<br />

• Substratfeuchte<br />

• Fermentationstemperatur<br />

• Kontinuität der Prozessführung<br />

• Fermentationsstufe


Abschnitt I 8<br />

Der Vollständigkeit halber sind die verschiedenen Varianten der Behandlung<br />

hier aufgelistet, intensiv behandelt wird aber nur das in den Versuchen verwendete<br />

und auf Kläranlagen gebräuchliche Verfahren der einstufigen Nassvergärung<br />

mit (quasi-) kontinuierlicher Beschickung und ständiger Durchmischung<br />

im mesophilen Bereich.<br />

Substratfeuchte<br />

Es wird zwischen Nass- und Trockenvergärung unterschieden. Bei der Trockenfermentation<br />

wird das Substrat bei einem Trockenrückstand (TR) von 20 - 40 %<br />

vergoren. Die Nassfermentation dagegen behandelt Substrate mit einem<br />

Trockensubstanzgehalt von bis zu 15 % [Schön, 1994]. Da der Rohschlamm auf<br />

Kläranlagen einen TR von etwa 5 % aufweist, werden die Versuche im Bereich<br />

der Nassfermentation gefahren.<br />

Fermentationstemperatur<br />

Es werden zwei Temperaturbereiche, mesophil bei ca. 35 - 40 °C sowie thermophil<br />

bei ca. 55 °C unterschieden. Im landwirtschaftlichen Bereich findet die<br />

anaerobe Behandlung von Gülle teilweise noch im psychrophilen Bereich<br />

statt, wo Temperaturen von ca. 15 - 20 °C vorherrschen. Faulbehälter auf<br />

Kläranlagen werden in der Regel bei etwa 37 °C mesophil gefahren.<br />

Im Temperaturbereich von 35 - 40 °C wird der den mesophilen Temperaturbereich<br />

liebenden Methanbakterienspezies die Dominanz eingeräumt. Die anderen<br />

Bakterienpopulationen (acetogene, hydrolysierende) können sich an alle<br />

Temperaturbereiche adaptieren. Die Vorteile des mesophilen Fermentationsprozesses<br />

liegen in der stabilen Prozessführung und dem geringen Prozessenergiebedarf.<br />

Als Nachteil ist die fehlende Hygienisierung des Substrates zu nennen.<br />

Kontinuität der Prozessführung<br />

Die Beschickung der Fermenter kann kontinuierlich, quasikontinuierlich oder<br />

diskontinuierlich (Batch-Betrieb) erfolgen.<br />

Bei der kontinuierlichen Beschickung stellt sich im Fermenter ein Fließgleichgewicht<br />

ein, so dass sich nur eine theoretische Aufenthaltszeit des Materials im<br />

Behälter bestimmen lässt. Ständig fließt Substrat in den Fermenter ein, während<br />

gleichzeitig über den Überlauf eine gleichgroße Menge verdrängt wird.<br />

Eine quasikontinuierliche Beschickung in kurzen Zeitabständen bietet sich bei<br />

geringen Faulbehältervolumina an, da sie verfahrenstechnisch besser zu


Abschnitt I 9<br />

handhaben ist (Schwierigkeit, kleinste Mengen kontinuierlich zu beschicken).<br />

Durch die Kontinuität der Prozessführung ergeben sich als Vorteile die gute<br />

Durchmischung des Fermenterinhalts, günstige Automatisierungsmöglichkeiten<br />

sowie eine ausgeglichene Faulgasproduktion. Nachteile stellen Störfälle<br />

bei der automatischen Beschickung dar.<br />

Einen weiteren Aspekt der Prozesskontinuität stellt die Durchmischung des<br />

Faulbehälters dar. Eine Umwälzung kann kontinuierlich oder intermittierend<br />

erfolgen. Die optimale Durchmischung wird über eine kontinuierliche Umwälzung<br />

sichergestellt, dabei ist jedoch darauf zu achten, dass die Bakterienpopulationen<br />

im Faulbehälter nicht durch zu große Scherkräfte oder Turbulenzen<br />

beeinträchtigt werden. Die Durchmischung muss also schonend, aber auch<br />

intensiv erfolgen [BÖHNKE ET AL., 1993].<br />

Fermentationsstufe<br />

Es besteht die Möglichkeit, den Vergärungsprozess einstufig oder unterteilt<br />

nach den Reaktionsstufen ablaufen zu lassen, indem zum Beispiel die Hydrolyse<br />

von der Methanisierung räumlich abgegrenzt wird. Bei dem hier angewandten<br />

und auf Kläranlagen gebräuchlichen einstufigen Verfahren liegen die Vorteile<br />

in der einfachen Verfahrensgestaltung und den geringeren Kosten, die<br />

Nachteile aber darin, dass die einzelnen Fermentationsschritte nicht gezielt<br />

gesteuert werden können [SCHÖN, 1994].<br />

2.4 Genehmigungsrechtliche Situation<br />

Die genehmigungsrechtliche Situation von Anlagen zur <strong>Co</strong>-Vergärung stellt<br />

sich teilweise noch schwierig dar und wird je nach Bundesland unterschiedlich<br />

gehandhabt. Dies erklärt daraus, dass grundsätzlich alle Kläranlagen dem<br />

Wasserrecht unterliegen. Die Genehmigung zur Behandlung biogener Abfälle<br />

erfolgt aber über das Abfallrecht. Daher stellt sich die Frage, ob eine <strong>Co</strong>-<br />

Vergärung von biogenen Abfällen und Klärschlamm nach Kreislaufwirtschaftsund<br />

Abfallgesetz oder nach Wasserhaushaltsgesetz genehmigt werden kann<br />

[NISIPEANU, 2000].<br />

Vor diesem Hintergrund wurde im Dezember 2001 vom Ministerium für Umwelt<br />

und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

(MUNLV) ein Merkblatt zur „<strong>Co</strong>-Fermentation von biogenen<br />

Abfällen in Faulbehältern von Kläranlagen“ herausgegeben. Die Broschüre<br />

entstand unter der Federführung des Landesumweltamtes in Zusammenar-


Abschnitt I 10<br />

beit mit der gebildeten Arbeitsgruppe bestehend aus Vertretern von Behörden,<br />

Instituten sowie Kläranlagenbetreibern [MUNLV, 2001].<br />

Tabelle 2-3:<br />

Positivlisten der für die Mitbehandlung in Faulbehältern geeigneten<br />

Abfälle (MUNLV, 2001, verändert]<br />

Positivliste Teil 1* Positivliste Teil 2*<br />

Positivliste der verwertbaren<br />

Abfallarten<br />

Abfallschlüssel<br />

Positivliste der verwertbaren<br />

Abfallarten<br />

Abfallschlüssel<br />

Rückstände aus Maisherstellung,<br />

Kartoffelstärkeherstellung<br />

Melasserückstände<br />

Für Verzehr oder Verarbeitung<br />

ungeeignete<br />

Abfälle<br />

(02 03 04)<br />

Inhalt von Fettabscheidern<br />

und Flotate<br />

aus der Fleisch- und<br />

Fischverarbeitung<br />

Schlämme aus der<br />

betriebseigenen Abwasserbehandlung<br />

(02 02 04)<br />

Schlamm aus der Speisefettfabrikation<br />

Stärkeschlamm<br />

Überlagerte Nahrungsmittel<br />

aus der<br />

Milchverarbeitung<br />

Molke<br />

Für Verzehr oder Verarbeitung<br />

ungeeignete<br />

Stoffe<br />

(02 05 01)<br />

Überlagerte Nahrungsmittel<br />

Rückstände aus der<br />

Konservenfabrikation<br />

Für Verzehr oder Verarbeitung<br />

ungeeignete<br />

Abfälle<br />

(02 03 04)<br />

Überlagerte Nahrungsmittel<br />

aus der<br />

Back- und Süßwarenherstellung<br />

Teigabfälle<br />

Für Verzehr oder Verarbeitung<br />

ungeeignete<br />

Stoffe<br />

(02 06 01)<br />

Überlagerte Genussmittel<br />

Trester<br />

Für Verzehr oder Verarbeitung<br />

ungeeignete<br />

Stoffe<br />

(02 07 04)<br />

Obst-, Getreide-, und<br />

Kartoffelschlempen<br />

Schlamm aus Brennerei<br />

Alkoholbrennerei)<br />

Abfälle aus der Alkoholdestillation<br />

(02 07 02)<br />

Küchen- und Kantinenabfälle<br />

Biologisch abbaubare<br />

Küchen- und Kantinenabfälle,<br />

getrennt<br />

eingesammelte Fraktion<br />

(20 01 08)<br />

Malztreber, Malzkeime,<br />

Malzstaub<br />

Hopfentreber<br />

Trub und Schlamm aus<br />

Brauereien<br />

Für Verzehr oder Verarbeitung<br />

ungeeignete<br />

Stoffe<br />

(02 07 04)<br />

Schlamm aus Weinbereitung<br />

Hefe und hefeähnliche<br />

Rückstände<br />

Marktabfälle<br />

Marktabfälle<br />

(20 03 02)<br />

* Abfallarten in Anlehnung an den Abfallartenkatalog<br />

der Ländergemeinschaft Abfall<br />

von 1990


Abschnitt I 11<br />

Mit dem Merkblatt schafft das Land Nordrhein-Westfalen als erstes Bundesland<br />

eine landeseinheitliche Grundlage für das Vorgehen bei der Genehmigung<br />

von bestimmten Abfällen und Abfallgruppen zur Mitbehandlung in<br />

Faulbehältern von kommunalen Kläranlagen und definiert somit die Rahmenbedingungen<br />

für die <strong>Co</strong>-Vergärung sowohl für Behörden als auch Anwender.<br />

Im ersten Teil des Merkblattes werden unter anderem die Mindestanforderungen,<br />

die an die technische Auslegung der Kläranlagen zu stellen sind, definiert.<br />

Darüber hinaus enthält das Merkblatt eine Auflistung der Abfälle, die für<br />

eine <strong>Co</strong>-Fermentation in Faulbehältern prinzipiell geeignet sind bzw. deren<br />

Mitbehandlung ökologisch sinnvoll ist (Tabelle 2-3).<br />

Der zweite Teil enthält eine vom ifeu-Institut Heidelberg erstellte Ökobilanz.<br />

Hier wurde eine Anzahl von Abfällen hinsichtlich ihrer ökologischen Sinnhaftigkeit<br />

einer Mitbehandlung in Faulbehältern untersucht. Diese ergibt sich im<br />

Vergleich zu den übrigen zur Verfügung stehenden Behandlungsalternativen<br />

und in der Gegenüberstellung der jeweils wirkenden Umweltkriterien.<br />

Im Rahmen der erforderlichen Genehmigungsverfahren sind nach dem Merkblatt<br />

verschiedene Randbedingungen bzw. Voraussetzungen zu erfüllen.<br />

Nachfolgend werden diese kurz beschrieben.<br />

Rechtliche Voraussetzungen<br />

Bei diesen Vorgaben handelt es sich um die Einhaltung der wasserrechtlichen<br />

Anforderungen (Änderung der Anlagengenehmigung nach §58 Abs. 2 LWG<br />

und Einleitungserlaubnis, Beachtung der Positivliste) und der abfallrechtlichen<br />

Anforderungen (Beantragung einer Entsorgernummer für die jeweilige Kläranlage<br />

und Führung eines vereinfachten Entsorgungsnachweises).<br />

Nachweis der Stofflichen Anforderungen an das <strong>Co</strong>-Substrat<br />

Vor Zugabe in den Faulbehälter müssen die biogenen Abfälle folgende Kriterien<br />

zwingend erfüllen:<br />

• das <strong>Co</strong>-Substrat befindet sich in einem pumpfähigen Zustand sein<br />

• es muss vergärbar sein, das <strong>Co</strong>-Substrat muss störstofffrei sein,<br />

• fetthaltige Materialien müssen ausreichend temperiert sein<br />

• Fette müssen emulgierbar sein und<br />

• das <strong>Co</strong>-Substrat ist hygienisch unbedenklich.


Abschnitt I 12<br />

Daneben soll mittels einer Identifikationsanalyse sowie Voruntersuchungen<br />

zum Faulverhalten überprüft und nachgewiesen werden, dass<br />

• das Gemisch aus Klärschlamm und biogenen Abfällen in ausreichendem<br />

Maße stabilisiert wird und der organische Anteil bezogen auf den Glühverlust<br />

im biogenen Abfall größer als 50 % ist,<br />

• die Abbaubarkeit des organischen Anteils (oTR) des <strong>Co</strong>-Substrats innerhalb<br />

der Faulzeit mindestens 50 % beträgt,<br />

• der biogene Abfall bei der <strong>Co</strong>-Vergärung mit mindestens 0,25 m 3 /kg oTRzu<br />

zur Methanbildung beiträgt,<br />

• die Rückbelastung der Kläranlage genau geprüft wird und<br />

• dass die Schadstoffgehalte die in Tabelle 2-4 aufgeführten Werte nicht<br />

überschreiten.<br />

Tabelle 2-4:<br />

Zulässige Schwermetall- und AOX-Gehalte für das <strong>Co</strong>-<br />

Substrat (MUNLV, 2001)<br />

Parameter Einheit Grenzwert nach MUNLV<br />

AOX mg/kg TR 150<br />

Chrom mg/kg TR 80<br />

Nickel mg/kg TR 60<br />

Kupfer mg/kg TR 120<br />

Zink mg/kg TR 600<br />

Cadmium mg/kg TR 2,0<br />

Quecksilber mg/kg TR 1,0<br />

Blei mg/kg TR 80<br />

Nachweis der Technischen Anforderungen<br />

Um biogene Stoffe in den Faulbehälter einer kommunalen Klärablage geben<br />

zu können, hat der Anlagenbetreiber verschiedene Bedingungen bzw. Bereiche<br />

zu klären und nachzuweisen. Hierzu zählt die Überprüfung der Kapazität<br />

des Faulbehälters, der Faulgasnutzung und der Kläranlage, Schaffung bzw.<br />

Ausweisung eines Anlieferung- und Annahmebereiches auf der Kläranlage,<br />

Gewährleistung der Betriebssicherheit des anaeroben Stabilisierungsprozesses,<br />

Berücksichtigung von potentiellen Lärm und Geruch, Ergänzung der Dienstund<br />

Betriebsanweisungen.


Abschnitt I 13<br />

Überwachung und Dokumentation<br />

Im Betriebtagebuch sind die Überwachungsergebnisse der Kontrollen, denen<br />

die angelieferten Abfallarten und –mengen nach dem Merkblatt „<strong>Co</strong>-<br />

Fermentation von biogenen Abfällen in Faulbehältern von Kläranlagen“ unterliegen,<br />

aufzuzeichnen.<br />

Zusätzlich muss ein Nachweisbuch anlegt und verwaltet werden, um die Annahme<br />

der <strong>Co</strong>-Substrate bzw. der Abfälle zu dokumentieren. Bestandteile der<br />

Nachweisführung sind ebenfalls der zu führende Entsorgungsnachweis, die<br />

Annahmeerklärung und Übernahmescheine.<br />

Ökologische Bewertung<br />

Die <strong>Co</strong>-Vergärung von Klärschlamm zusammen mit biogenen Abfällen unterliegt<br />

der Durchführung einer Ökobilanz bzw. einer vereinfachten Ökobilanz.<br />

Ausgenommen von einer ökobilanziellen Betrachtung sind nur die in Teil 1 der<br />

Positivliste aufgeführten biogenen Abfälle.<br />

3 Versuchsprogramm<br />

Die Zielvorgaben des Forschungsvorhabens erforderten die Entwicklung eines<br />

Versuchsprogramms, welches in den nachfolgenden Ausführungen dargestellt<br />

wird.<br />

3.1 Beurteilung Randbedingungen des Faulbehälterbetriebs<br />

Zur Beurteilung der Ergebnisse der einzelnen Versuchsphasen und zur Kontrolle<br />

des Faulprozesses bei Zugabe von <strong>Co</strong>-Substraten spielt die Betrachtung der<br />

Bedingungen unter denen Faulanlagen betrieben wurden eine wichtige Rolle.<br />

Die Randbedingungen des Faulbehälterbetriebs lassen sich über die Parameter<br />

pH-Wert im Faulbehälter, Feststoffgehalt, Glühverlust, Faulraumtemperatur,<br />

Verweilzeit und organische Raumbelastung charakterisieren.<br />

Der Prozess der mesophilen Faulung verläuft in einem Temperaturbereich von<br />

30 bis 40 °C und einem pH-Wert von 6 bis 8 stabil. Werte außerhalb dieser Bereiche<br />

weisen demnach auf Störungen des anaeroben Abbaus hin (siehe<br />

auch Kapitel 2.3, Seite 7).


Abschnitt I 14<br />

Die Feststoffgehalte der Klärschlämme bzw. Substrate werden als Trockenrückstand<br />

oder Trockensubstanzgehalt bezeichnet. SCHMELZ [2000] beschreibt,<br />

dass der Feststoffgehalt verschiedene Einflüsse auf den Abbau in einem Anaerobreaktor<br />

hat. Mit steigenden Feststoffgehalten des Substrates wird die<br />

Konsistenz zunehmend dickflüssiger, das Fließverhalten schlechter und die<br />

Raumbelastung des Reaktors steigt. Erreicht das Substrat eine derart hohe<br />

Viskosität, dass keine ausreichende Durchmischung des Reaktorinhalts mehr<br />

gewährleistet ist, muss von einer Unterversorgung der Bakterien mit Substrat<br />

ausgegangen werden. In der Folge vermindern sich Feststoffabbau und spezifische<br />

Gasproduktion. Auch wenn die Raumbelastung einen bestimmten<br />

Wert übersteigt, sind die gleichen Auswirkungen zu verzeichnen. Das Substratangebot<br />

ist zu hoch, um von den vorhandenen Bakterien vollständig<br />

verwertet zu werden. Untersuchungen von KAPP [1984] zeigen hierzu, dass<br />

Feststoffgehalte von bis zu 10 % in üblichen Faulbehältern keinen signifikanten<br />

Einfluss auf die spezifische Gasproduktion haben.<br />

Der Glühverlust quantifiziert die organischen Bestandteile des Materials. Daraus<br />

kann der organische Trockenrückstand errechnet werden, der gleichzeitig<br />

den abbaubaren Feststoffanteil des Materials darstellt.<br />

Die Aufenthaltszeit und die organische Raumbelastung dienen bei der<br />

Schlammbehandlung häufig als Bemessungsgröße für das Volumen eines<br />

Faulbehälters. Die konventionelle Aufenthaltszeit liegt bei anaeroben Stabilisierungsanlagen<br />

abhängig von der Kläranlagengröße zwischen 15 und 20 Tagen.<br />

Kürzere Verweilzeiten führen zu einer Abnahme der acetat- und methanbildenden<br />

Population durch Austrag, da diese Bakterien einem langsamen<br />

Wachstum unterliegen. Die organische Raumbelastung setzt die Zulauffracht<br />

der organischen Substanz in den Faulraum mit dessen Volumen in Beziehung.<br />

In der Literatur [BÖHNKE ET AL., 1993] werden verschiedene Richtwerte<br />

für die Faulraumbemessung (abhängig von Kläranlagengröße und Aufenthaltszeit)<br />

angegeben. Je nach Trockenrückstand des Rohschlammes und Gehalt<br />

an organischen Substanzen ergeben sich für übliche Schlammfaulungsanlagen<br />

organische Raumbelastungen zwischen 1 und 2 kg oTR/(m³·d). Als<br />

sicher gilt, dass die maximale Raumbelastung eines Faulbehälters nicht über<br />

5 kg oTR/(m³·d) liegen sollte.


Abschnitt I 15<br />

3.2 Beurteilung des anaeroben Abbauverhaltens<br />

Für die Beurteilung des Prozesses der anaeroben Stabilisierung hinsichtlich des<br />

Stabilisierungsgrades sind die Parameter Abbaugrad der organischen Substanz,<br />

Gehalt an flüchtigen organischen Säuren, Biogasmenge und Biogaszusammensetzung<br />

besonders geeignet [ROEDIGER ET AL., 1993].<br />

3.2.1 Abbaugrad<br />

Der Abbaugrad sowie die Menge des entstehenden Faulgases stehen in engem<br />

Zusammenhang, da beim anaeroben biologischen Abbau das Endprodukt<br />

Faulgas entsteht.<br />

Zur Berechnung des Abbaugrades ist eine Bilanzierung der Frachten erforderlich,<br />

aus der dann mit folgender Gleichung der Abbaugrad, beispielsweise für<br />

die organische Substanz, ermittelt werden kann.<br />

⎛ ZoTR<br />

− AoTR<br />

− ∆oTR<br />

oTR<br />

*100<br />

Z ⎟ ⎞<br />

η =<br />

⎜<br />

(Gleichung 3-1)<br />

⎝<br />

oTR ⎠<br />

η<br />

oTR<br />

Abbaugrad der organischen Substanz % oTR<br />

Z<br />

oTR<br />

Organische Feststofffracht im Zulauf pro Zeiteinheit kg oTRzul<br />

A<br />

oTR<br />

Organische Feststofffracht im Ablauf pro Zeiteinheit kg oTRabl<br />

∆<br />

oTR<br />

Zunahme der organischen Feststoffmasse im Faulbehälter kg oTR<br />

Die Berechnung der Abbaugrade bezogen auf den Feststoffgehalt und den<br />

chemischen Sauerstoffbedarf erfolgt analog.<br />

Es gilt hierbei zu berücksichtigen, dass aufgrund der schwankenden Qualität<br />

der Rohsubstrate und der relativ langen Aufenthaltszeiten in den Faulbehältern<br />

die Bilanzen nur aussagekräftige Ergebnisse zum Abbaugrad liefern,<br />

wenn sie über ausreichend lange Zeiträume erfasst werden.<br />

VON KAPP [1984] wurden umfangreiche Versuche zum Abbaugrad der organischen<br />

Substanz durchgeführt. Es wurde eindeutig nachgewiesen, dass die<br />

Höhe des Abbaugrades von der Rohschlammzusammensetzung (Art und<br />

Abbaubarkeit der organischen Substanz im Rohschlamm) und der Aufenthaltszeit<br />

im Faulbehälter abhängig ist (Abbildung 3-1). Der Verlauf der<br />

Ausgleichslinie in der Darstellung zeigt, dass bereits nach 10 Tagen<br />

Aufenthaltszeit 75 bis 80 % des Abbaus erfolgt ist, der erst nach 50 Tagen<br />

erreicht<br />

wird. Kommunaler Mischschlamm erzielt bei konventionellen<br />

Faulzeiten zwischen 20 und 25 Tagen einen Abbaugrad der organischen


Abschnitt I 16<br />

25 Tagen einen Abbaugrad der organischen Substanz im Mittel von etwa<br />

45 % [SCHMELZ, 2000].<br />

Abbildung 3-1: Abbaugrad der organischen Substanz in Abhängigkeit von<br />

der Faulzeit nach KAPP [1984], verändert<br />

3.2.2 Gehalt an organischen Säuren<br />

Der Gehalt bzw. der Anteil an organischen Säuren im Ablauf des Faulbehälters<br />

gibt einen Hinweis auf die erreichte Stabilisierung des Klärschlammes.<br />

Ist ein Anstieg der Konzentration an Fettsäuren im Ablauf zu verzeichnen, so<br />

muss von einer Überlastung oder einer Hemmung des anaeroben Abbauprozesses<br />

ausgegangen werden. Die erhöhte Konzentration an organischen Säuren<br />

im Faulschlamm weist auf eine verminderte Aktivität der methanbildenden<br />

Bakterien hin, hervorgerufen durch eine Inhibierung der letzten beiden<br />

Stufen des anaeroben Abbaus (acetogene und methanogene Phase).<br />

Wenn der Gehalt an organischen Säuren im Faulschlamm < 100 mg/l entspricht,<br />

bezeichnet man den ausgefaulten Schlamm als sehr gut ausgefault<br />

bzw. vollstabilisiert (siehe auch Kapitel 2.1, Seite 3).


Abschnitt I 17<br />

3.2.3 Biogasmenge und –qualität<br />

Die produzierte Biogasmenge und -zusammensetzung ist neben der Aufenthaltszeit<br />

auch von der Klärschlammzusammensetzung abhängig. Tabelle 2-2<br />

(Kapitel 2.1, Seite 7) verdeutlichte bereits, dass die spezifische Gasmenge<br />

durch den Abbau von Kohlenhydraten, Fetten sowie Eiweißen bestimmt wird<br />

Die Qualität des Biogases wird durch die Anteile von Methan und Kohlendioxid<br />

definiert. Die Bestimmung der Gasqualität erfolgt über die Gaszusammensetzung<br />

und den Heizwert.<br />

Bei zusätzlicher Zugabe von biogenen Abfällen bzw. organischer Masse zum<br />

Faulbehälter ist insgesamt von einer vermehrten Biogasproduktion und ggf.<br />

von einer Veränderung in der Faulgaszusammensetzung (Methangehalt,<br />

Schwefelwasserstoffgehalt) auszugehen.<br />

Der Energiegehalt bzw. Heizwert des Faulgases wird aus dessen brennbaren<br />

Bestandteilen bestimmt und zeigt, wie viel Energie bei der Verbrennung freigesetzt<br />

wird. Brennbare Komponenten des Faulgases sind Methan (CH4) und<br />

Wasserstoff (H2), außerdem Schwefelwasserstoff (H2S).<br />

H u<br />

* N<br />

H = Gas<br />

(Gleichung 3-2)<br />

100<br />

H Heizwert aus Anteil des Gases am Faulgas MJ/Nm 3<br />

H<br />

u<br />

unterer Heizwert des Gasbestandteils MJ/Nm 3<br />

N<br />

Gas<br />

prozentualer Anteil pro Kubikmeter Faulgas Vol.-%<br />

Der Gehalt an Schwefelwasserstoff (H2S) ist im Faulgas normalerweise sehr gering<br />

und wird daher vernachlässigt. Bei der Mitbehandlung von <strong>Co</strong>-<br />

Substraten mit hohem Schwefelanteil ist eine erhöhte Schwefelwasserstoffproduktion<br />

bzw. ein Rückgang der Methanproduktion möglich. Die Auswirkungen<br />

können eine Hemmung der anaeroben Abbauprozesse und eine auftretende<br />

Siloxanproblematik im Bereich der Faulgasverwertung sein [ATV,<br />

2002]. KROISS [1986] empfiehlt diesbezüglich die biogenen Abfälle vor der Zugabe<br />

zum Faulbehälter einer entsprechenden Abschätzung zu unterziehen.<br />

Am einfachsten lässt sich jedoch die Gefahr einer H2S-Hemmung durch<br />

Überwachung der H2S-Gehalte im Faulgas erkennen. Bereits bei mehr als 2 %<br />

H2S im Gas muss mit einer einsetzenden Hemmung gerechnet werden. Nach<br />

einigen Herstellern ist bis zu einer Konzentration von < 250 mg/Nm³ H2S ein<br />

uneingeschränkter BHKW-Betrieb möglich.


Abschnitt I 18<br />

Die Gasmenge wurde in den halbtechnischen Versuchen mittels Trommelgaszähler<br />

ermittelt. In den großtechnischen Versuchen wurde die Biogasproduktion<br />

über eine thermische Massendurchflussmessung erfasst.<br />

3.3 Beurteilung der Entwässerungseigenschaften<br />

Die Entwässerung kennzeichnet einen wichtigen Verfahrensschritt der<br />

Schlammbehandlung hinsichtlich Erreichung von möglichst hohen Trockensubstanzgehalten.<br />

Damit verbunden ist die weitestgehende Volumenreduzierung<br />

durch Abtrennung eines Großteils des Schlammwassers sowie die Verbesserung<br />

der Festigkeitseigenschaften der Klärschlämme.<br />

Die Entsorgung der Klärschlämme ist mit relativ hohen Kosten verbunden und<br />

richtet sich nach dem angestrebten Entsorgungsweg und dem Entwässerungsgrad<br />

richtet, die die Kläranlage verlässt [SCHMELZ, 2000].<br />

SCHMELZ [2000] beschreibt, dass sich durch Zugabe der biogenen Abfälle zum<br />

Faulprozess die Zusammensetzung und Struktur des Faulschlammes sowie die<br />

Entwässerungseigenschaften verändern. Die Mitbehandlung von fetthaltigen<br />

Substraten kann zu einer Verschlechterung der Entwässerbarkeit beitragen<br />

[WENDLER, 1997].<br />

Bei der Beurteilung der Entwässerungseigenschaften stellen zu betrachtende<br />

Aspekte der spezifische Filtrationswiderstand, der erreichte Endfeststoffgehalt<br />

und dafür erforderliche Einsatz an Konditionierungsmitteln dar.<br />

Der Spezifischer Filtrationswiderstand gilt als Maß für die Entwässerbarkeit von<br />

Faulschlämmen. Je niedriger der Filterwiderstand liegt, desto besser ist die<br />

Entwässerbarkeit des Schlammes. Dies gilt aber nur für die Betrachtung eines<br />

einzelnen Schlammes über einen bestimmten Zeitraum hinweg. Die Ermittlung<br />

des Filterwiderstands erfolgte nach einer Hausmethode von EG/LV.<br />

Zunächst wurde in einen Druckbehälter ein Filterpapier eingelegt und anschließend<br />

100 ml des ausgefaulten Schlammes in den Behälter eingefüllt. Im<br />

danach verschlossenen Druckbehälter erfolgt mittels eines Kompressors ein<br />

Druckaufbau von 8 bar. Über einen Ablaufschlauch gelangte dann Filtratwasser<br />

in ein auf einer Waage stehendes Auffanggefäß (Abbildung 3-2).


Abschnitt I 19<br />

Sobald erstes Filtratwasser in das Gefäß tropfte, wurde eine Stoppuhr gestartet<br />

und dann über einen Zeitraum von 50 Minuten alle 5 Minuten das Gewicht<br />

des bis dahin aufgefangenen Wassers<br />

notiert. Mithilfe des Trockenrückstandes der<br />

Probe und der Raumtemperatur ließ sich der<br />

Filterwiderstand ermitteln.<br />

Die Entwässerbarkeit des Schlamms wurde<br />

über Versuche an der halbtechnischen<br />

Kammerfilterpresse ermittelt. Der<br />

Filterkuchen wurde bei 105 °C getrocknet<br />

und danach der durch die Entwässerung<br />

erreichte Trockenrückstand des Filterkuchens<br />

bestimmt.<br />

Abbildung 3-2:<br />

Apparatur zur Bestimmung des Filterwiderstandes<br />

Um die Entwässerbarkeit zu verbessern, kann der Faulschlamm vor dem Entwässerungsvorgang<br />

konditioniert werden. Konditionierungsmittel sind zum einen<br />

strukturreiche Materialien wie Sägespäne, die die Qualität des Filterkuchens<br />

positiv beeinflussen, zum anderen<br />

Flockungshilfsmittel (FHM), die eine Verbindung<br />

der Feststoffteilchen zu Flocken<br />

bewirken. Flockungshilfsmittel bestehen<br />

aus langkettigen Kohlenstoffverbindungen<br />

(Polymeren).<br />

Ein Schema des Entwässerungsablaufs ist<br />

in Abbildung 3-3 dargestellt.<br />

Abbildung 3-3:<br />

Schema der Entwässerungsversuche<br />

[Schmelz, 2000]<br />

Die Versuchskammerfilterpresse wurde über eine Exzenterschneckenpumpe<br />

aus einem Vorlagebehälter mit Rührwerk beschickt und entwickelte den erforderlichen<br />

Druck von 8 bar für die Entwässerung. Die Steuerung des Drucks<br />

erfolgte über eine Reglereinheit oder manuell. Abbildung 3-4 zeigt die Reglereinheit<br />

sowie die Pumpe der Kammerfilterpresse.


Abschnitt I 20<br />

Abbildung 3-4:<br />

Pumpe sowie Steuer- und Regeleinheit<br />

der Kammerfilterpresse<br />

Abbildung 3-5:<br />

Filterkammer und Vorlagebehälter<br />

der Versuchspresse<br />

Von mehreren Kammern der Versuchskammerfilterpresse wurde nur eine genutzt,<br />

da die geringen Schlammmengen eine Nutzung mehrerer Kammern<br />

nicht zuließen. Eine Kammer besaß die Maße 27x27 cm. Zwischen den Filterplatten<br />

konnten unterschiedlich dicke Filterrahmen eingesetzt werden, es<br />

wurde aber einheitlich ein Filterrahmen mit einer Dicke von 30 mm verwendet.<br />

Wie in Abbildung 3-5 zu sehen, waren zwischen Rahmen und Filterplatte Filtertücher<br />

angeordnet, die über eine Druckspindel abgedichtet wurden.<br />

Mittels einer zentralen Bohrung wurde die Filterkammer mit Schlamm beschickt.<br />

Damit das Filtratwasser gut abfließen konnte, war die Filterplattenfläche<br />

mit Rillen versehen. Im unteren Plattenrand befand sich eine weitere Bohrung,<br />

über die das Filtrat nach außen abfließen konnte. Es wurde in einem Behälter<br />

aufgefangen und die anfallende Menge bezogen auf die Zeit bestimmt.


Abschnitt I 21<br />

3.4 Beurteilung der Rückbelastung<br />

Das bei der Entwässerung ausgefaulter Klärschlämme abgetrennte Wasser<br />

wird zumeist wieder in den Zulauf der Kläranlage eingeleitet und verursacht<br />

dadurch Rückbelastungen zur Kläranlage. Insgesamt betrachtet, beträgt die<br />

CSB-Rückbelastung aus dem Schlammwasser bezogen auf die Zulauffracht<br />

der Kläranlage etwa 3 %, bei der Stickstoffrückbelastung sind es ca. 15 %<br />

[SCHMELZ, 2000].<br />

Durch die Mitbehandlung von biogenen Abfällen darf die Erhöhung der Rückbelastung<br />

keinesfalls so groß sein, dass die Behandlungskapazität der Kläranlage<br />

überschritten und eine Einhaltung der Ablaufgrenzwerte nicht mehr<br />

gewährleistet ist. Besonders die Veränderungen beim Parameter TKN durch<br />

die <strong>Co</strong>-Substratzugabe unterliegen einer genauen Beobachtung [SCHMELZ,<br />

2000].<br />

Das während der Entwässerungsversuche anfallende Schlammwasser wurde<br />

in einer Filtratwasseranalyse auf seinen Gehalt an CSB, Ammonium (NH4-N),<br />

Gesamt-Phosphat (Pges), organischem Stickstoff (org. N) und abfiltrierbaren<br />

Stoffen hin untersucht. Aus diesen Werten können Aussagen über die zu erwartende<br />

Rückbelastung der Kläranlage getroffen werden.<br />

3.5 Beurteilung Produktqualität<br />

Bei der <strong>Co</strong>-Vergärung unterliegen das <strong>Co</strong>-Substrat als Ausgangssubstanz sowie<br />

der ausgefaulte Schlamm als Endprodukt einer qualitativen Beurteilung,<br />

die in der Untersuchung nach Klärschlammverordnung (AbfKlärV) und einer<br />

Nährstoffanalyse gekennzeichnet ist.<br />

Ausgangssubstanz<br />

Das <strong>Co</strong>-Substrat muss den stofflichen Anforderungen nach dem „Merkblatt<br />

zur <strong>Co</strong>-Fermentation von biogenen Abfällen in Faulbehältern von Kläranlagen“<br />

[MUNLV, 2001] genügen und wird deshalb einer Untersuchung nach<br />

Klärschlammverordnung (AbfKlärV) unterzogen. Die hierzu in Tabelle 2-4 (siehe<br />

auch Kapitel 2.1, Seite 12) aufgeführten zulässige Schwermetall- und AOX-<br />

Gehalte für das <strong>Co</strong>-Substrat dürfen nicht überschritten werden.<br />

Für die Ausgangssubstanzen wurde zusätzlich einmalig eine Nährstoffanalyse<br />

(CNS-Analyse) durchgeführt, bei der die Gehalte an Kohlenstoff (C), Stickstoff<br />

(N) und Schwefel (S) bestimmt wurden.


Abschnitt I 22<br />

Endprodukt<br />

Das Endprodukt aus der <strong>Co</strong>-Vergärung besitzt hinsichtlich einer landwirtschaftlichen<br />

Verwertung häufig eine bessere Produktqualität als reiner Faulschlamm,<br />

da biogene Abfälle in der Regel insgesamt niedriger mit Schadstoffen<br />

belastet sind als Klärschlämme und einige Pflanzennährstoffe enthalten,<br />

die im Klärschlamm fehlen. Die Anwendung dieses Klärschlammproduktes aus<br />

der <strong>Co</strong>-Vergärung in der Landwirtschaft setzt die Einhaltung der Schadstoffgrenzwerte<br />

nach Klärschlammverordnung [ABFKLÄRV, 1992] voraus (Tabelle<br />

3-1).<br />

Tabelle 3-1:<br />

Schadstoffgrenzwerte nach Klärschlammverordnung<br />

(AbfKlärV)<br />

Parameter Einheit Grenzwert nach AbfKlärV<br />

AOX mg/kg TR 500<br />

Chrom mg/kg TR 900<br />

Nickel mg/kg TR 200<br />

Kupfer mg/kg TR 800<br />

Zink mg/kg TR 2000/2500*<br />

Cadmium mg/kg TR 5/10*<br />

Quecksilber mg/kg TR 8<br />

Blei mg/kg TR 900<br />

* Grenzwert abhängig von Art und pH-Wert des Bodens, auf den die Aufbringung geplant ist<br />

Bei den Untersuchungen nach Klärschlammverordnung (AbfKlärV) wurde der<br />

Gehalt an Nährstoffen, Schwermetallen, adsorbierbare organische Halogenverbindungen<br />

(AOX), extrahierbare organisch gebundene Halogene (EOX)<br />

und organischen Spurenstoffen bestimmt. Zu den untersuchten Nährstoffen<br />

gehörten Stickstoff, Ammonium, Phosphor, Kalium, Calcium und Magnesium.<br />

Bei der Analyse der Schwermetalle wurden Chrom, Nickel, Kupfer, Zink, Cadmium<br />

und Quecksilber erfasst.<br />

Dazu ist anzumerken, dass sich bei fetthaltigen Substraten die AOX-Analytik<br />

äußerst schwierig gestaltet, da die Analysemethode für fetthaltige Substrate<br />

nicht geeignet ist (mündliche Mitteilung der Abteilung Chemie EG/LV). Inwieweit<br />

die hierzu gemessenen Werte verlässlich sind ist unklar. Deshalb wurde<br />

in großtechnischen Untersuchungen auf den Parameter EOX ausgewichen.


Abschnitt I 23<br />

Ausgewertet werden im Rahmen des Forschungsvorhabens nur die Angaben<br />

zum Gehalt an Schwermetallen, AOX und EOX sowie die Nährstoffanalysen<br />

zum ausgefaulten Produkt.<br />

3.6 Gesamtüberblick Analyseverfahren<br />

Tabelle 3-2:<br />

Gesamtüberblick Analyseverfahren<br />

Parameter Einheit Verwendete Analyseverfahren<br />

Zu- und Ablaufmengen V l/d Pumpenlaufzeiten<br />

pH-Wert / DIN 38404-C5<br />

Temperatur T °C Thermometer<br />

Trockenrückstand TR<br />

Glühverlust GV<br />

%, g/l<br />

%<br />

DIN 38414-S2-7.1<br />

DIN 38414-S3<br />

Chemischer Sauerstoffbedarf vom Filtrat,<br />

CSBfil<br />

mg/l DIN 38409-H41<br />

Organische Säuren mg/l DIN 38414-S19<br />

AbfKlärV<br />

adsorbierbare org. Halogenverbindungen AOX<br />

extrahierbare org. gebundene Halogene EOX<br />

Polychlorierte Kohlenwasserstoffe PCB<br />

Schwermetalle<br />

Nährstoffe<br />

Kohlenstoff-Stickstoff-Schwefel-Verhältnis<br />

mg/kg TR<br />

mg/kg TR<br />

mg/kg TR<br />

mg/kg TR<br />

% wf<br />

% TR<br />

DIN 38414-S18<br />

DIN 38414-S17<br />

DIN EN 1483 (E12-3)<br />

DIN 38406-E22; DIN EN 1483 (E12-3)<br />

DIN 38406-E22<br />

Hausverfahren EG/LV<br />

CNS 2000<br />

Gastemperatur<br />

Lufttemperatur<br />

°C Thermometer<br />

Gasmenge<br />

Gaszusammensetzung<br />

Methan CH4<br />

Kohlendioxid CO2<br />

Wasserstoff H2<br />

Schwefelwasserstoff H2S<br />

l/d<br />

Vol%<br />

Vol%<br />

Vol%<br />

ppm<br />

Trommelgaszähler,<br />

Thermische Massendurchflussmessung<br />

Orsat-Analyse<br />

Gaschromatograph einschließlich<br />

Wärmeleitfähigkeitsdetektor (WLD)<br />

Heizwert Gas KJ/m³ Berechnet<br />

Spezifischer Filtrationswiderstand r 10 12 cm -2 Hausverfahren EG/LV<br />

Entwässerbarkeit % TR Versuchskammerfilterpresse<br />

Filtratwasser<br />

Abfiltrierbare Stoffe<br />

Chemischer Sauerstoffbedarf CSB<br />

Ammonium-Stickstoff NH4-N<br />

Organischer Stickstoff org.N<br />

Gesamtphosphor Pges<br />

mg/l<br />

mg/l<br />

mg/l<br />

mg/l<br />

mg/l<br />

DIN 38406<br />

DIN 38409-H41<br />

DIN EN ISO 11732-(E23)<br />

DIN EN 38406-E22<br />

anlog. DIN EN 1189 (D11)


Abschnitt I 24<br />

Die verwendeten Analysenverfahren sind in Tabelle 3-2 aufgeführt.<br />

Der Großteil der Untersuchungen wurde in den Laboratorien der Emschergenossenschaft<br />

nach DIN- bzw. standardisierten Verfahren durchgeführt. Die<br />

Bestimmung einfacher Schlammparameter (z.B. TR, GV, pH, Temperatur) erfolgte<br />

im Labor der Versuchsstation auf dem Klärwerk Emschermündung, wo<br />

sich auch die Versuchsanlagen im halbtechnischen Maßstab befanden. Mit<br />

den Untersuchungen nach AbfKlärV wurden zum Teil externe Labore bzw. Institute<br />

beauftragt.<br />

4 Versuchsbetrieb<br />

4.1 Beschreibung der Versuchsanlagen<br />

4.1.1 Pilotanlage im halbtechnischen Maßstab<br />

Linie 1: Klärschlammfaulung<br />

37°C<br />

500 l<br />

zur Entwässerung<br />

(zeitweise)<br />

Rohschlammvorlage<br />

Faulbeh älter<br />

Probenvorlage<br />

Linien 2 bis 4: <strong>Co</strong>-Vergärung von Klärschlamm und Substrat<br />

500<br />

37°C<br />

bzw.<br />

1000 l<br />

zur Entwässerung<br />

(zeitweise)<br />

Rohschlamm und <strong>Co</strong> -Substratvorlage<br />

Faulbeh älter<br />

Probenvorlage<br />

die im Parallelbetrieb betrieben wurden. Alle Straßen bzw. Linien (Linie 1 = Klär-<br />

Versuchs-<br />

Kammerfilterpresse<br />

Konditionierung (Poly,<br />

Strukturmaterial)<br />

zur Kl äranlage<br />

Filtratvorlage<br />

Filterkuchen<br />

Mischbehälter<br />

Faulschlamm<br />

Faulschlamm mit<br />

<strong>Co</strong>- Substrat<br />

Abbildung 4-1: Schematische Darstellung der Versuchsfaulanlagen [nach<br />

SCHMELZ, 2000]<br />

Die halbtechnische Versuchsanlage bestand aus vier Versuchsfaulanlagen,


Abschnitt I 25<br />

schlammfaulung, Linie 2 bis 4 = <strong>Co</strong>-Vergärung) verfügten prinzipiell über den<br />

gleichen Aufbau.<br />

Die Abbildung 4-1 und Abbildung 4-2 zeigen die nachfolgend beschriebenen<br />

Faulanlagen.<br />

Jede Linie bestand jeweils aus einem<br />

Vorlagebehälter mit Rührwerk, einer regelbaren<br />

Exzenterschneckenpumpe, einem<br />

beheizbaren Faulbehälter mit einem Volumen<br />

von 510 bzw. 1000 l incl. Rührwerk,<br />

Thermometer und Gasuhr.<br />

Nach dem Faulprozess gelangte der<br />

ausgefaulte Schlamm in die<br />

Ablaufsammelbehälter und anschließend<br />

(zeitweise) zur Konditionierung und Entwässerung.<br />

Abbildung 4-2:<br />

Versuchsfaulanlage<br />

Zur Verminderung der Geruchsemissionen waren die Vorlage- und Ablaufsammelbehälter<br />

abgedeckt. Der Vorlagebehälter war zusätzlich mit einem<br />

Rührwerk ausgestattet, damit eine gute Durchmischung des Rohschlammes<br />

und <strong>Co</strong>-Substrates eine Verhinderung von Sedimentationsprozessen gewährleistet<br />

werden konnte.<br />

Die Inhalte aus den Vorlagebehältern wurden mit Hilfe von Exzenterschneckenpumpen<br />

in den Faulbehälter gepumpt. Der Pumpvorgang erfolgte quasi-kontinuierlich,<br />

d.h. die Pumpen förderten alle 4 Stunden einige Minuten in<br />

die Faulbehälter. Die Förderzeiten und somit Fördermengen waren so eingestellt,<br />

dass sich eine Aufenthaltszeit von 20 Tagen im Faulbehälter ergab.<br />

Die Temperatur von ca. 37°C wurde über einen Heizdraht an der Außenwand<br />

unter der Wärmeisolierung des Fermenters erreicht und über einen Regelkreis<br />

gesteuert. Diese Rückkopplung realisierte konstante Verhältnisse im System.<br />

Bei einem Abfall der Temperatur erfolgte eine automatische Korrektur der<br />

Faulraumtemperatur auf den eingestellten Wert von 37°C.<br />

Das Faulgas, das im Faulbehälter entstand, entwich am Behälterdeckel über<br />

einen Kiesfilter (verhinderte den Austritt von eventuell vorhandenen<br />

Schaum), eine Kondensatfalle und danach durch die Gasuhr. Die Gasproduk-


Abschnitt I 26<br />

tion jedes Faulbehälters wurde über das Betriebsüberwachungssystem (BÜS)<br />

ständig online aufgezeichnet, so dass Störungen im Betriebsablauf (durch Verstopfungen<br />

o.ä.) bereits nach kurzer Zeit festgestellt und behoben werden<br />

konnten.<br />

Die Entwässerungsversuche fanden auf einer Versuchskammerfilterpresse<br />

statt (siehe auch Kapitel 3.3, Seite 18).<br />

4.1.2 Pilotanlage im großtechnischen Maßstab<br />

Für die Durchführung des Projektes wurde die Kläranlage Schermbeck ausgewählt,<br />

weil sie trotz ihrer relativ kleinen Ausbaugröße über alle Einrichtungen<br />

verfügt, die für das geplante Untersuchungsprogramm notwendig waren.<br />

Die Anlage gehört zum Lippeverband und ist nahe der Lippe zwischen<br />

Dorsten und Wesel gelegen (Abbildung 4-3). Die Anlagenkapazität beträgt<br />

ca. 17.000 Einwohnerwerte (EW).<br />

Abbildung 4-3: Kläranlage Schermbeck<br />

Der biologische Reinigungsteil besteht aus einer Kaskaden-Denitrifikation mit<br />

vorgeschaltetem Anaerobbecken zur biologischen Phosphorelimination. Für<br />

die Stabilisierung des Rohschlammes sind zwei Faulbehälter mit je 600 m³ Fassungsvermögen<br />

vorhanden. Die beiden Faulbehälter können getrennt be-


Abschnitt I 27<br />

schickt werden und sind beide mit einer Gasmengenmessung ausgestattet.<br />

Ein Parallelbetrieb der beiden Faulbehälter war daher sehr einfach zu realisieren.<br />

Auf der Anlage befindet sich ein BHKW mit der elektrischen Leistung von<br />

55 kW, welches die Verstromung aller anfallenden Gasmengen gewährleistet.<br />

Die Beschickung beider Faulbehälter sah ein Gemisch aus Primär- und Überschussschlamm<br />

vor, wobei ein Faulbehälter zusätzlich mit <strong>Co</strong>-Substrat befrachtet<br />

wurde.<br />

Die <strong>Co</strong>-Substrate wurden per LkW bzw. Tankwagen angeliefert und in der Fäkalannahmestation<br />

der Kläranlage zwischengespeichert. Der Fäkalannahmeschacht<br />

wurde während der Versuche als Substratschacht verwendet und<br />

zusätzlich mit einem<br />

Rührwerk<br />

ausgestattet.<br />

Das Rührwerk diente zur<br />

Homogenisierung<br />

der<br />

Substrate. Weiterhin war es<br />

möglich, Brauchwasser in<br />

den<br />

Speicherbehälter<br />

zuzudosieren, um so ein<br />

pumpfähiges <strong>Co</strong>-Substrat-<br />

Wasser-Gemisch zu erzeugen<br />

(Abbildung 4-4).<br />

Abbildung 4-4:<br />

Rührwerk im Speicher<br />

Nach dem Faulprozess gelangt der ausgefaulte Schlamm in die Faulschlammsilos<br />

und wird anschließend zur Konditionierung und Entwässerung zu einer<br />

anderen Kläranlage des Lippeverbandes transportiert bzw. direkt in der<br />

Landwirtschaft verwertet. Im Rahmen des Forschungsprojektes wurden parallel<br />

dazu regelmäßig Entwässerungsversuche auf der Versuchskammerfilterpresse<br />

durchgeführt.


Abschnitt I 28<br />

Fäkalannahmeschacht wird während des<br />

Versuchsbetriebes der <strong>Co</strong>-Vergärung zur Annahme und<br />

Speicherung des <strong>Co</strong>-Substrates verwendet.<br />

Beschickung Faulbehälter 2 mit<br />

Rohschlamm und <strong>Co</strong>-Substrat.<br />

Abbildung 4-5: Fließbild der Kläranlage Schermbeck mit dem Weg der <strong>Co</strong>-<br />

Substrate während der Versuchsphase<br />

In Abbildung 4-5 wurde der Fließweg der <strong>Co</strong>-Substrate auf der Kläranlage<br />

während der Versuchsphase gekennzeichnet.<br />

4.2 Charakterisierung der eingesetzten Klärschlämme und biogenen Abfälle<br />

Da kommunale biogene Abfälle aus der getrennten Sammlung (‘Braune Tonne’)<br />

eine relativ umfangreiche Aufbereitungstechnik mit hohen Investitionskosten<br />

erfordern, wurden im Forschungsvorhaben nur flüssige bis pastöse biogene<br />

Abfälle eingesetzt, die nur ein Minimum an Aufbereitung bedürfen. Es<br />

kamen solche biogenen Abfälle zur Anwendung, für die auf dem Entsorgungsmarkt<br />

ein relativ großes Potential vorhanden ist. Hierbei sind insbesondere<br />

biogene Abfälle aus dem Bereich der Lebensmittelindustrie bzw. Gaststätten<br />

und Großküchenbetrieben zu verstehen.


Abschnitt I 29<br />

Die Ausgangsstoffe zur <strong>Co</strong>-Vergärung waren Rohschlamm, Speiseabfälle aus<br />

Kantinen und Großküchen, Fettabscheiderinhalte sowie Flotatschlamm aus<br />

der Lebensmittelindustrie.<br />

Zunächst wurden mit den <strong>Co</strong>-Substarten Versuche im halbtechnischen Maßstab<br />

durchgeführt. In der sich anschließenden großtechnischen Versuchsphase<br />

wurden zwei zuvor getestete <strong>Co</strong>-Substrate ausgewählt und direkt in den<br />

Faulbehälter des Versuchsanlage Schermbeck in den Faulbehälter gegeben.<br />

Hierbei handelte es sich um Fettabscheiderinhalte und fetthaltige Flotatschlämme<br />

(Tabelle 4-1).<br />

Tabelle 4-1:<br />

Eingesetzte Klärschlämme und <strong>Co</strong>-Substrate<br />

Halbtechnische Versuche<br />

Versuchsstation Klärwerk Emschermündung<br />

Rohschlamm Klärwerk Emschermündung<br />

Speiseabfälle<br />

Fettabscheiderinhalte<br />

Flotatschlamm<br />

Großtechnische Versuche<br />

Kläranlage Schermbeck<br />

Rohschlamm Kläranlage Schermbeck<br />

Fettabscheiderinhalte<br />

Flotatschlamm<br />

4.2.1 Klärschlamm und <strong>Co</strong>-Substrate<br />

Rohschlamm Klärwerk Emschermündung<br />

Der in den halbtechnischen Versuchen verwendete Klärschlamm setzte sich<br />

aus einer Mischung von Überschussschlamm und Vorklärschlamm zusammen.<br />

Auf dem Klärwerk Emschermündung werden die eingedickten Rohschlämme<br />

vor der Beschickung der Faulbehälter in großen Vorlagebecken gemischt. Der<br />

für die Versuche benötigte Schlamm wurde direkt aus den Mischbecken herausgepumpt.<br />

So wurde sichergestellt, dass die Versuchsbedingungen in diesem<br />

Punkt mit den Prozessen auf der Kläranlage identisch sind.<br />

Rohschlamm Kläranlage Schermbeck<br />

In den großtechnischen Versuchen handelte es sich um den Rohschlamm der<br />

Versuchsanlage, der Kläranlage Schermbeck.<br />

Bevor der Überschussschlamm zusammen mit dem Primärschlamm in den beiden<br />

Faulbehältern der anaeroben Stabilisierung unterlag, wurde er in einem<br />

statischen Eindicker eingedickt. Beide Volumenströme der Rohschlämme teil-


Abschnitt I 30<br />

ten sich zu gleichen Teilen auf die beiden Faulbehälter auf, wobei einer der<br />

Faulbehälter zusätzlich mit <strong>Co</strong>-Substrat gespeist wurde.<br />

Speisereste<br />

Die Speisereste (Abbildung 4-6) wurden<br />

von einer Fachspedition aus Dortmund<br />

geliefert. Es handelte sich um<br />

Kantinenabfälle und Reste aus<br />

Großküchen, die in flüssiger Phase vorlagen<br />

und abgesiebt werden mussten,<br />

um grobe Störstoffe wie z.B. Knochen<br />

auszusondern.<br />

Abbildung 4-6:<br />

Speisereste<br />

In den letzten Wochen des halbtechnischen Versuchsbetriebes waren die<br />

Speiseabfälle mit Fetten versetzt, die sich im Faulbehälter nicht abbauen ließen.<br />

Das führte zum Aufschwimmen von Fettkugeln (von im Mittel 1 cm<br />

Durchmesser) im Fermenter (Abbildung 4-7), was aber erst nach Ende der Versuche<br />

bemerkt wurde.<br />

Von einer Anwendung der Speiseabfälle<br />

im großtechnischen Maßstab<br />

wurde nach Beendigung der Vorversuche<br />

aufgrund der umfangreichen<br />

Aufbereitung und der Fettkugelproblematik<br />

abgesehen.<br />

Abbildung 4-7:<br />

Fettkugeln der Linie 2, nach Versuchsende<br />

direkt dem Faulbehälter<br />

entnommen<br />

Fettabscheiderinhalte<br />

Die Fettabscheiderinhalte wurden in den ersten Wochen der Vorversuche von<br />

einer Rohrreinigungsfirma aus Oberhausen geliefert. Leider stellte sich heraus,<br />

dass diese Fettabscheiderinhalte (Abbildung 4-8), Rückstände aus Schlachtereien<br />

und Metzgereien, sich nur ungenügend für eine <strong>Co</strong>-Vergärung eigneten.<br />

Da der sehr geringe Feststoffanteil von unter 2 % TR hauptsächlich zu einer<br />

Verdünnung des Klärschlamms nicht aber zu einer Erhöhung der Gasproduktion<br />

oder zu einem verbesserten Abbau der organischen Substanz führte.


Abschnitt I 31<br />

Abbildung 4-8:<br />

Fettabscheiderinhalte<br />

Abbildung 4-9:<br />

Frittierfett<br />

Abbildung 4-10:<br />

Fettkugeln aus dem Frittierfett, direkt<br />

dem Faulbehälter entnommen<br />

Abbildung 4-11:<br />

Fettschlamm<br />

Daher erfolgte nach einem Zeitraum von vier Wochen die Umstellung auf Frittierfett.<br />

Dieses wurde in einem Zeitraum von zwei Wochen eingesetzt, war<br />

aber auch ungeeignet für die <strong>Co</strong>-Vergärung.<br />

Die Mikroorganismen im Faulbehälter konnten das in Abbildung 4-9 gezeigte<br />

Frittierfett nicht aufspalten und verarbeiten. Obwohl das Fett vor dem Einmischen<br />

in den Klärschlamm erwärmt und verflüssigt wurde, bildete es Kugeln<br />

(von im Mittel 1 cm Durchmesser), die oben im Faulbehälter aufschwammen<br />

und dort abgeschöpft werden mussten (Abbildung 4-10).<br />

Danach (ab Mitte Phase 2) wurden dann Fettabscheiderreste (Abbildung<br />

4-11) aus der Aufbereitungsanlage einer Spezialfirma aus Essen verwendet.


Abschnitt I 32<br />

Diese Fettschlämme waren gut abbaubar und verträglich, so dass sie für den<br />

verbleibenden halb- und großtechnischen Versuchszeitraum eingesetzt wurden.<br />

Die pastöse Konsistenz des Fettschlamms führte zu Schwierigkeiten bei der<br />

Abmessung der Mengen für den Zulauf. Zudem wurde im Vorlagebehälter eine<br />

Entmischung von Klärschlamm und Fettschlamm beobachtet. Das <strong>Co</strong>-<br />

Substrat schwamm dann in Form von Fettkugeln auf. Daher konnte der Faulbehälter<br />

nicht immer mit einer gleichmäßigen Vorlagemischung beschickt<br />

werden.<br />

Flotatschlamm<br />

Der Flotatschlamm (Abbildung 4-12)<br />

wurde von einer Firma der Lebensmittelproduktion<br />

bezogen und fiel dort in der<br />

betriebseigenen Abwasservorbehandlungsanlage<br />

an. Es handelte sich um ein<br />

homogenes, flüssiges Material, welches<br />

sich sehr gut verarbeiten ließ.<br />

Abbildung 4-12: Flotatschlamm<br />

Die Substratlieferungen in den ersten zwei Monaten des Versuchszeitraums<br />

wiesen einen relativ hohen Fettanteil auf, so dass vor dem Einmischen in den<br />

Klärschlamm das Substrat erwärmt wurde. Diese Erwärmung sollte zu einer<br />

besseren Vermischung und zur Anbindung kleinster Fetttröpfchen an die Feststoffpartikel<br />

des Schlamms führen. Die Vergrößerung der Angriffsfläche sollte<br />

eine bessere Abbaubarkeit des Substrats zur Folge haben. Bei späteren Lieferungen<br />

wurde von einer Erwärmung abgesehen, da kein positiver Einfluss auf<br />

den biologischen Abbau festgestellt werden konnte. Zudem hatte der Fettgehalt<br />

der Substratlieferungen augenscheinlich abgenommen.<br />

In den nachfolgenden Versuchen im großtechnischen Maßstab wurde dieses<br />

<strong>Co</strong>-Substrat ebenfalls eingesetzt.<br />

4.2.2 Produktqualität der Ausgangssubstrate<br />

In den nachstehenden Ausführungen werden einige der Analysendaten zur<br />

Beschaffenheit der Klärschlämme und <strong>Co</strong>-Substrate vorgestellt. Dies sind Aussagen<br />

über den Anteil an Trockensubstanz im Substrat, den abbaubaren organischen<br />

Anteil, den Schwermetallgehalt der Ausgangssubstrate sowie die


Abschnitt I 33<br />

Ergebnisse der Nährstoffanalyse, die für die <strong>Co</strong>-Substrate durchgeführt wurden.<br />

4.2.2.1 Halbtechnische Versuche<br />

Trockensubstanz und organischer Anteil<br />

Die Substrate waren je nach Lieferung sehr unterschiedlich in ihrem Gehalt an<br />

Trockenmasse (Tabelle 4-2). Die Speisereste hatten einen TR-Anteil zwischen 6<br />

und 23 % (im Mittel 12,8 %), während der Flotatschlamm zwischen etwa 7 und<br />

35 % TR variierte. Die Fettabscheiderreste lagen zwischen 20 und ca. 65 %. Im<br />

Vergleich dazu waren die Werte des Klärschlamms mit etwa 5 % sehr viel niedriger.<br />

Tabelle 4-2:<br />

TR und oTR-Gehalte der Substrate sowie Glühverluste<br />

Substrat<br />

Klärschlamm<br />

<strong>Co</strong>-Substrate<br />

Mischschlamm Speiseabfälle Fettabscheider Flotatschlamm<br />

TR<br />

[%]<br />

3,6-7,6<br />

Mittel: 5,0<br />

5,9-23,0<br />

Mittel:12,8<br />

20,9-65,5<br />

Mittel: 56,4<br />

6,5-34,9<br />

Mittel: 20,8<br />

GV<br />

[%]<br />

50,5-65,1<br />

Mittel: 59,6<br />

81,4-94,9<br />

Mittel:90,1<br />

88,2-97,7<br />

Mittel: 96,0<br />

94,6-98,2<br />

Mittel:97,0<br />

oTR<br />

[g/l]<br />

19,5-39,3<br />

Mittel: 29,9<br />

51,8-218,0<br />

Mittel:117,5<br />

184,0-642,2<br />

Mittel: 548,0<br />

61,6-341,9<br />

Mittel: 202,7<br />

Bei der Betrachtung des Glühverlustes fällt auf, dass dieser beim Klärschlamm<br />

bei etwa 60 % lag, bei den <strong>Co</strong>-Substraten aber sehr viel höher angesiedelt<br />

war. Der Organik-Anteil lag bei den <strong>Co</strong>-Substraten zwischen 80 nahezu 100 %.<br />

Der nicht abbaubare Anteil im Zulauf zum Faulbehälter wurde daher durch<br />

die Beimischung von <strong>Co</strong>-Substrat kaum erhöht.<br />

Schwermetallgehalte<br />

Die Substrate wurden nach Klärschlammverordnung (AbfKlärV) auf Schwermetalle<br />

und AOX hin untersucht. Die Ergebnisse im Vergleich zum Klärschlamm<br />

und den Grenzwerten sind in Tabelle 4-3 dargestellt.


Abschnitt I 34<br />

Tabelle 4-3:<br />

Schadstoffgehalte der Substrate und ihre Grenzwerte<br />

Klärschlamm<br />

<strong>Co</strong>-Substrate<br />

Grenzwerte<br />

Parameter<br />

Speiseabfä<br />

lle<br />

Mischschlamm<br />

Fettabscheider<br />

Flotatschlamm<br />

AbfKlärV<br />

MUNLV<br />

[mg/kg TR]<br />

[mg/kg TR]<br />

[mg/kg TR]<br />

[mg/kg TR]<br />

[mg/kg TR]<br />

[mg/kg TR]<br />

AOX 457 142 168 202 500 150<br />

Chrom 57 3,2 15,1 50,9 900 80<br />

Nickel 37 1,9 7,0 24,6 200 60<br />

Kupfer 323 4,8 42,6 10,7 800 100<br />

Zink 1191 31,2 92,6 69,9 2000/2500* 500<br />

Cadmium 2,7 < 0,3


Abschnitt I 35<br />

Tabelle 4-4:<br />

Nährstoffgehalte der Substrate<br />

Parameter<br />

Klärschlamm<br />

<strong>Co</strong>-Substrate<br />

Mischschlamm Speiseabfälle Fettabscheider Flotatschlamm<br />

Kohlenstoff<br />

[% TR]<br />

Schwefel<br />

[% TR]<br />

Stickstoff<br />

[% TR]<br />

C/N-<br />

Verhältnis<br />

36 46 57 73<br />

0,9 0,2 0,1 0,1<br />

3,7 2,0 3,3 1,1<br />

9,7/1 23,0/1 17,3/1 66,4/1<br />

Aus dem Verhältnis von Kohlenstoff zu Stickstoff (C/N-Verhältnis) lässt sich auf<br />

die Eignung eines Materials für die anaerobe Behandlung schließen. Da beim<br />

anaeroben Abbau nur relativ geringe Mengen Stickstoff eliminiert werden,<br />

sollte der Gehalt an Stickstoff im Vergleich zum Kohlenstoff möglichst gering<br />

sein (BOEHNKE ET AL., 1993). Alle Substrate wiesen ein besseres C/N-Verhältnis als<br />

der Rohschlamm auf.<br />

4.2.2.2 Großtechnische Versuche<br />

Trockensubstanz und organischer Anteil<br />

Tabelle 4-5 verdeutlicht die TR und oTR-Gehalte sowie Glühverluste der Rohschlämme<br />

und der <strong>Co</strong>-Substrate. Die biogenen Stoffe (Fettabscheider und<br />

Flotatschlamm) wiesen auch in den großtechnischen Versuchen je nach Anlieferung<br />

sehr unterschiedliche Gehalte an Trockenmasse auf. Die Fettabscheiderreste<br />

hatten einen TR-Anteil zwischen 3 und 52 % (im Mittel 16,8), die<br />

Flotatschlämme lagen zwischen 7 und 21 %. Im Vergleich dazu waren die<br />

Werte des Klärschlamms im Mittel mit etwa 3,2 bzw. 3,5 % sehr viel niedriger.<br />

Der Glühverlust des Klärschlammes wurde bei etwa 72 bzw. 81 % bestimmt. Bei<br />

den <strong>Co</strong>-Substraten lag der Organik-Anteil zwischen 88 und nahezu 100 %. Der<br />

nicht abbaubare Anteil im Zulauf zum Faulbehälter wurde daher durch die<br />

Beimischung von <strong>Co</strong>-Substrat kaum erhöht.


Abschnitt I 36<br />

Tabelle 4-5:<br />

TR und oTR-Gehalte der Substrate sowie Glühverluste<br />

Substrat<br />

Klärschlamm<br />

<strong>Co</strong>-Substrate<br />

Primärschlamm Überschussschlamm Flotatschlamm Fettabscheider<br />

TR<br />

[%]<br />

0,2-7,6<br />

Mittel: 3,5<br />

2,3-4,1<br />

Mittel: 3,2<br />

6,5-21,2<br />

Mittel: 13,2<br />

2,9-52,1<br />

Mittel: 16,8<br />

GV<br />

[%]<br />

65,3-93,3<br />

Mittel: 81,3<br />

66,0-85,2<br />

Mittel: 72,4<br />

93,0-98,2<br />

Mittel: 96,9<br />

88,1-99,5<br />

Mittel: 95,3<br />

oTR<br />

[g/l]<br />

2,25-69,1<br />

Mittel: 28,3<br />

17,0-29,5<br />

Mittel:23,2<br />

62,8-197,6<br />

Mittel: 127,7<br />

27,9-518,7<br />

Mittel: 161,4<br />

Schwermetallgehalte<br />

Die Substrate wurden nach Klärschlammverordnung (AbfKlärV) auf Schwermetalle<br />

und EOX hin untersucht. Der Gehalt an AOX wurde für die <strong>Co</strong>-<br />

Substrate nicht bestimmt, da bei fetthaltigen Stoffen die AOX-Analytik äußerst<br />

schwierig ist. Die Ergebnisse im Vergleich zum Klärschlamm und den<br />

Grenzwerten sind in Tabelle 4-6 dargestellt.<br />

Tabelle 4-6:<br />

Schadstoffgehalte der Substrate und ihre Grenzwerte<br />

Parameter<br />

Klärschlamm <strong>Co</strong>-Substrate Grenzwerte<br />

Primärschlamm<br />

Überschussschlamm<br />

Flotatschlamm<br />

Fettabscheider<br />

AbfKlärV<br />

MUNLV<br />

[mg/kg TR]<br />

[mg/kg TR]<br />

[mg/kg TR]<br />

[mg/kg TR]<br />

[mg/kg TR]<br />

[mg/kg TR]<br />

AOX 153 392 - - 500 150<br />

EOX 6 4 10,8 40,4 - -<br />

Chrom 29 16 42,2 45,0 900 80<br />

Nickel 18 17 22,1 12,0 200 60<br />

Kupfer 350 330 12,7 52,6 800 100<br />

Zink 570 590 93,5 120,1 2000/2500* 500<br />

Cadmium 0,2 < 0,1 0,3 0,1 5/10* 2<br />

Quecksilber 0,4 0,5 0,08 0,09 8 1<br />

Blei 34 23 3,1 10,5 900 80<br />

* Grenzwert abhängig von Art und pH-Wert des Bodens, auf den die Aufbringung geplant ist<br />

Hinsichtlich des Schwermetallgehaltes, halten beide verwendeten <strong>Co</strong>-<br />

Substrate sowohl die Grenzwerte der Klärschlammverordnung [AbfKlärV,<br />

1992] als auch die des Merkblattes des MUNLV [MUNLV, 2001] ein. Insgesamt<br />

betrachtet, wiesen die Flotatschlämme die niedrigeren Schadstoffgehalte<br />

auf.


Abschnitt I 37<br />

4.3 Untersuchungsprogramm<br />

4.3.1 Halbtechnische Versuche<br />

Um die Einflüsse der Zugabe der einzelnen <strong>Co</strong>-Substrate zum Klärschlamm direkt<br />

erkennen und bilanzieren zu können, wurden vier Versuchslinien parallel<br />

betrieben, wobei die Linien wie folgt beschickt wurden:<br />

Linie 1<br />

Linie 2<br />

Linie 3<br />

Linie 4<br />

diente als Referenz. Die Beschickung erfolgte mit Rohschlamm des<br />

Klärwerks Emschermündung (KLEM). Die Linie 1 spiegelte somit vergleichsweise<br />

die reale Situation der Fermenter des KLEM wieder.<br />

wurde mit dem Rohschlamm des KLEM und zusätzlich mit den<br />

Speiseabfällen betrieben.<br />

wurde mit demselben Rohschlamm wie Linie 1 und 2 beschickt und<br />

zusätzlich mit den Fettabscheiderinhalten befrachtet.<br />

verzeichnete im Zulauf ebenfalls den Rohschlamm des KLEM und<br />

den fetthaltigen Flotatschlamm.<br />

Das gesamte halbtechnische Versuchsprogramm erstreckte sich über einen<br />

Zeitraum von 5 Monaten. Der Gesamtzeitraum wurde in vier Phasen aufgeteilt,<br />

in denen die <strong>Co</strong>-Vergärung mit unterschiedlichen <strong>Co</strong>-Substratmengen<br />

gefahren wurde. Es galt den Nachweis zu führen, welche Auswirkungen sich<br />

durch steigende Zugabemengen an biogenen Abfällen einstellen. Die vier<br />

Versuchsphasen beschreiben sich wie folgt:<br />

Einfahrphase<br />

Phase 1<br />

August 2000, Dauer 21 Tage<br />

Linien 1 bis 4 der Versuchsfaulanlagen werden mit Klärschlamm<br />

eingefahren. Dazu werden die Faulbehälter mit Faulschlamm gefüllt<br />

und mit Rohschlamm beschickt. Die Rohschlammzugabe wird<br />

so eingestellt, dass sich eine Aufenthaltszeit von 20 Tagen im Faulbehälter<br />

ergibt.<br />

August bis September 2000, Dauer 21 Tage<br />

Linie 1 wird weiterhin nur mit Klärschlamm betrieben, Linien 2 bis 4<br />

werden mit demselben Klärschlamm und jeweils einem <strong>Co</strong>-Substrat<br />

beschickt. Das TR-Mischungsverhältnis von <strong>Co</strong>-Substrat zu Klärschlamm<br />

betrug etwa 1:5.


Abschnitt I 38<br />

Phase 2<br />

Phase 3<br />

Phase 4<br />

September bis Oktober 2000, Dauer 42 Tage<br />

In den Linien 2 bis 4 wurde das TR-Mischungsverhältnis von biogenem<br />

Abfall zu Klärschlamm auf etwa 1: 2 erhöht. Ergänzend wurden<br />

Entwässerungsversuche durchgeführt.<br />

Oktober bis Dezember 2000, Dauer 42 Tage<br />

Das TR-Mischungsverhältnis von <strong>Co</strong>-Substrat zu Klärschlamm in den<br />

Linien 2 bis 4 steigt bis auf etwa 1:1. Zusätzlich gehören in diese Phase<br />

ebenfalls Entwässerungsversuche.<br />

Dezember 2000, Dauer 16 Tage<br />

Das Mischungsverhältnis zwischen <strong>Co</strong>-Substrat und Klärschlamm<br />

wurde noch weiter auf 2:1 angehoben, bis es am Ende der Untersuchung<br />

durch die Überlastung der Fermenter zum Erliegen der<br />

mikrobiologischen Prozesse in den Linien 3 und 4 kam. Daraufhin<br />

wurde die Versuchsreihe beendet.<br />

In den Phasen 1 bis 4 blieb die Gesamtbeschickungsmenge bei allen Fermentern<br />

durchgehend gleich, um die 20 Tage Aufenthaltszeit über den Versuchszeitraum<br />

in allen Phasen beizubehalten. Das Zulaufvolumen setzte sich jedoch<br />

bei den Linien 2 bis 4 nach den genannten Mischungsverhältnissen zusammen.<br />

D.h. in der Beschickungsmenge wurde der Anteil des Klärschlammes zugunsten<br />

der <strong>Co</strong>-Substratzugabe entsprechend verringert.<br />

Im Anhang befindet sich die graphische Darstellung der zeitlichen Abfolge<br />

der Versuchsphasen.<br />

Parallel zum Faulbetrieb wurden regelmäßig Entwässerungsversuche durchgeführt,<br />

um Veränderungen der Entwässerbarkeit durch <strong>Co</strong>-Substratzugabe<br />

zu erkennen. Das bei den Entwässerungsversuchen entstandene Filtrat wurde<br />

aufgefangen und auf die kläranlagenrelevanten Parameter untersucht.<br />

Die Tabelle 4-7 gibt einen Überblick über sämtliche Untersuchungen und deren<br />

Häufigkeit.


Abschnitt I 39<br />

Tabelle 4-7:<br />

Untersuchungsprogramm der halbtechnischen Versuche<br />

Medium Parameter Messzyklus<br />

Input<br />

Rohschlamm<br />

Volumenstrom<br />

pH-Wert<br />

Trockenrückstand, Glühverlust<br />

Chemischer Sauerstoffbedarf<br />

Parameter nach AbfKlärV<br />

täglich<br />

zweimal pro Woche<br />

zweimal pro Woche<br />

Stichprobe<br />

Stichproben<br />

<strong>Co</strong>-Substrat<br />

Volumenstrom<br />

pH-Wert<br />

Trockenrückstand, Glühverlust<br />

Chemischer Sauerstoffbedarf<br />

Parameter nach AbfKlärV<br />

täglich<br />

täglich<br />

zweimal pro Woche<br />

Stichprobe<br />

Stichprobe<br />

Faulbehälter<br />

Temperatur<br />

pH-Wert<br />

täglich<br />

werktäglich<br />

Output<br />

Faulschlamm<br />

Volumenstrom<br />

Trockenrückstand, Glühverlust<br />

Organische Säuren<br />

Chemischer Sauerstoffbedarf<br />

Parameter nach AbfKlärV<br />

Filterwiderstand<br />

Entwässerungsversuch<br />

täglich<br />

werktäglich<br />

wöchentlich<br />

Stichprobe<br />

Stichprobe<br />

wöchentlich<br />

Stichprobe<br />

Faulgas<br />

Gasmenge<br />

Gaszusammensetzung<br />

Heizwert<br />

täglich<br />

wöchentlich<br />

wöchentlich<br />

Filtratwasser<br />

Abfiltrierbare Stoffe<br />

Chemischer Sauerstoffbedarf<br />

Ammonium-Stickstoff<br />

Organischer Stickstoff<br />

Gesamtphosphor<br />

parallel zum<br />

Entwässerungsversuch<br />

4.3.2 Großtechnische Versuche<br />

Die beiden Faulbehälter der Kläranlage Schermbeck wurden parallel betrieben.<br />

Somit war ein direkter Vergleich zwischen Klärschlammfaulung und <strong>Co</strong>-<br />

Vergärung möglich. Die Beschickung der Linien erfolgte wie unten beschrieben:<br />

Linie 1<br />

Linie 2<br />

diente als Referenz- bzw. Vergleichslinie. Der Faulbehälter wurde<br />

nur mit dem Rohschlamm der Kläranlage Schermbeck beschickt.<br />

wurde mit dem Rohschlamm der Versuchsanlage Schermbeck und<br />

zusätzlich mit einem <strong>Co</strong>-Substrat befrachtet. Zunächst handelte es<br />

sich um den fetthaltigen Flotatschlamm aus der Lebensmittelindustrie,<br />

später wurden die Fettabscheiderinhalte als biogene Abfälle<br />

eingesetzt.


Abschnitt I 40<br />

Der Versuchzeitraum hatte insgesamt einen zeitlich Umfang von ca. 8 Monaten<br />

und wurde in drei Phasen unterteilt. In der ersten Phase wurden die Linie 2<br />

mit dem fetthaltigen Flotatschlamm beschickt. Die Fettabscheiderinhalte<br />

wurden in der dritten Phase zum Faulbehälter gegeben. In der Zwischenphase<br />

(Phase 2) wurde keine <strong>Co</strong>-Vergärung durchgeführt. Parallel zum großtechnischen<br />

Faulbetrieb wurden regelmäßig Entwässerungsversuche durchgeführt<br />

und das Filtratwasser auf die kläranlagenrelevanten Parameter untersucht.<br />

Eine kurze Übersicht zu den Phasen 1 bis 3 ist nachfolgend ersichtlich. Die graphische<br />

Darstellung des Zeitplans der Versuche kann dem Anhang entnommen<br />

werden.<br />

Phase 1<br />

Phase 2<br />

Phase 3<br />

September bis November 2002, Dauer 71 Tage<br />

Linie 1 wird weiterhin nur mit Klärschlamm betrieben, Linie 2 wird mit<br />

demselben Klärschlamm und dem <strong>Co</strong>-Substrat fetthaltiger Flotatschlamm<br />

beschickt. Das TR-Mischungsverhältnis von <strong>Co</strong>-<br />

Substrat zu Klärschlamm betrug etwa 1:2. Zusätzlich gehörten in<br />

diese Phase Entwässerungsversuche.<br />

November 2002 bis Januar 2003, Dauer 67 Tage<br />

Beide Faulbehälter der Kläranlage Schermbeck werden nur mit<br />

Rohschlamm befrachtet, um eine gegenseitige Beeinflussung der<br />

<strong>Co</strong>-Substrate auszuschließen und einen vollständigen Austausch<br />

des Faulbehälterinhalts zu gewährleisten.<br />

Januar bis April 2003, Dauer 85 Tage<br />

Linie 1 und 2 wurden weiterhin mit Klärschlamm betrieben, zusätzlich<br />

wurden in die Linie 2 die Fettabscheiderinhalte gegeben. Das<br />

TR-Mischungsverhältnis vom biogenen Abfall zu Klärschlamm wurde<br />

im Mittel bei ca. 1:2 bestimmt. Ergänzend wurden<br />

Entwässerungsversuche durchgeführt.<br />

Im Unterschied zu den halbtechnischen Untersuchungen wurde im großtechnischen<br />

Maßstab jeder Faulbehälter mit der gleichen Grundsubstratmenge<br />

beschickt. Der zweite Faulbehälter bekam zusätzlich in den Phasen 1 und 3<br />

die Fracht aus dem jeweiligen <strong>Co</strong>-Substrat.<br />

Die Tabelle 4-8 gibt einen Überblick über sämtliche Untersuchungen und deren<br />

Häufigkeit.


Abschnitt I 41<br />

Tabelle 4-8:<br />

Untersuchungsprogramm der großtechnischen Versuche<br />

Medium Parameter Messzyklus<br />

Input<br />

Rohschlamm<br />

Volumenstrom<br />

pH-Wert<br />

Trockenrückstand, Glühverlust<br />

Parameter nach AbfKlärV<br />

täglich<br />

zweimal pro Woche<br />

zweimal pro Woche<br />

Stichproben<br />

<strong>Co</strong>-Substrat<br />

Volumenstrom<br />

pH-Wert<br />

Trockenrückstand, Glühverlust<br />

Parameter nach AbfKlärV<br />

täglich<br />

täglich<br />

zweimal pro Woche<br />

Stichprobe<br />

Faulbehälter<br />

Temperatur<br />

pH-Wert<br />

täglich<br />

werktäglich<br />

Output<br />

Faulschlamm<br />

Volumenstrom<br />

Trockenrückstand, Glühverlust<br />

Organische Säuren<br />

Parameter nach AbfKlärV<br />

Filterwiderstand<br />

Entwässerungsversuch<br />

täglich<br />

werktäglich<br />

wöchentlich<br />

Stichprobe<br />

wöchentlich<br />

Stichprobe<br />

Faulgas<br />

Gasmenge<br />

Gaszusammensetzung<br />

Heizwert<br />

täglich<br />

wöchentlich<br />

wöchentlich<br />

Filtratwasser<br />

Abfiltrierbare Stoffe<br />

Chemischer Sauerstoffbedarf<br />

Ammonium-Stickstoff<br />

Organischer Stickstoff<br />

Gesamtphosphor<br />

parallel zum<br />

Entwässerungsversuch


Abschnitt II - 42 -<br />

5 Darstellung der halbtechnischen Versuchsergebnisse<br />

5.1 Randbedingungen des Faulbehälterbetriebes<br />

Eine Gesamtübersicht der Mittelwerte hinsichtlich der Parameter pH-Wert,<br />

Temperatur, Aufenthaltszeit sowie Raumbelastung über alle Phasen gibt hierzu<br />

Tabelle 5-1. Eine genaue Betrachtung der einzelnen Randbedingungen ist<br />

den nachfolgenden Ausführungen zu entnehmen.<br />

Tabelle 5-1:<br />

Betriebsparameter der Faulbehälter (Mittelwerte über die einzelnen<br />

Phasen)<br />

Versuchsphase<br />

Phase 1<br />

<strong>Co</strong>:KS=1:5<br />

Phase 2<br />

<strong>Co</strong>:KS=1:2<br />

Phase 3<br />

<strong>Co</strong>:KS=1:1<br />

Phase 4<br />

<strong>Co</strong>:KS=2:1<br />

Linie L1 L2 L3 L4 L1 L2 L3 L4 L1 L2 L3 L4 L1 L2 L3 L4<br />

pH-Wert<br />

[-]<br />

Temperatur<br />

[°C]<br />

7,2 7,2 7,2 7,2 7,3 7,3 7,2 7,3 7,3 7,4 7,2 7,3 7,3 7,5 7,2 7,2<br />

37,1 36,4 36,5 37,5 37,2 36,7 36,6 37,4 37,3 36,6 36,7 37,3 37,2 35,3 35,7 37,2<br />

TRzu<br />

[%]<br />

5,4 5,8 5,0 6,2 5,1 5,9 5,9 6,4 4,7 7,4 9,0 6,9 5,2 7,3 14,2 12,1<br />

TRab<br />

[%]<br />

4,2 4,3 4,1 4,4 4,1 4,0 3,6 4,4 3,7 3,9 4,3 3,7 3,6 3,4 4,7 4,1<br />

GVzu<br />

[% v. TR]<br />

GVab<br />

[% v. TR]<br />

Aufenthaltszeit<br />

[d]<br />

Raumbelastung<br />

[kg⋅oTR/m³⋅d]<br />

55,7 60,3 59,9 62,1 59,6 69,7 68,1 69,9 62,7 77,5 80,2 79,0 60,8 80,8 86,6 86,2<br />

42,9 43,1 43,9 43,3 43,1 46,1 47,8 45,9 47,9 52,2 57,1 52,1 47,9 53,9 61,5 58,5<br />

20,5 20,0 19,6 20,4 20,8 18,3 18,8 20,9 20,4 21,0 22,0 21,3 20,7 24,1 21,9 20,9<br />

1,48 1,76 1,54 1,91 1,45 2,22 2,13 2,13 1,45 2,77 3,45 2,59 1,52 2,53 5,69 4,91<br />

L 1 = Klärschlammfaulung<br />

L 2 = <strong>Co</strong>-Vergärung mit Speiseresten<br />

L 3 = <strong>Co</strong>-Vergärung mit Fettabscheiderinhalten<br />

L 4 = <strong>Co</strong>-Vergärung mit Flotatschlamm<br />

pH-Wert im Faulbehälter<br />

Wie aus Tabelle 5-1 ersichtlich ist, lagen die pH-Werte über den ganzen Versuchszeitraum<br />

im Mittel bei 7,2 und 7,5. Es wird deutlich, dass die pH-Werte der<br />

Linie 2 (Speisereste und Klärschlamm) die höchsten Werte aufwiesen, während<br />

die der Linie 3 (Fettabscheiderinhalte und Klärschlamm) etwas niedriger waren.<br />

In der Linie 4 blieb der pH-Wert auf etwa demselben Wert wie bei der Ver-


Abschnitt II - 43 -<br />

gleichslinie 1. Bei allen Anlagen konnte somit in jeder Phase ein stabiler pH-<br />

Wert gehalten werden.<br />

Faulraumtemperatur<br />

Die Temperaturen der Faulbehälter belegen, dass die Fermenter im gesamten<br />

Versuchszeitraum konstant im mesophilen Bereich betrieben wurden.<br />

Feststoffgehalt<br />

Die Feststoffgehalte bei der Klärschlammfaulung entsprachen üblichen Werten<br />

auf großtechnischen Anlagen. Durch die Zugabe der biogenen Abfälle<br />

liegen die Feststoffgehalte in der <strong>Co</strong>-Vergärung immer etwas höher, als bei<br />

der Klärschlammfaulung. Die höchsten Feststoffgehalte wurden in der Phase 4<br />

in den Faulbehältern 3 und 4 der <strong>Co</strong>-Vergärung mit 14,2 und 12,1 % im Zulauf<br />

erreicht. Doch auch bei diesem hohen Wert konnten keine Probleme hinsichtlich<br />

der Umwälzung des Faulrauminhalts verzeichnet werden, da durch den<br />

guten Abbau die TR-Gehalte im Behälter deutlich unter den hohen Eingangswerten<br />

lagen.<br />

Glühverlust<br />

Der Glühverlust des Rohschlamms betrug in der ersten Phase ca. 56 % und lag<br />

somit niedriger als in den folgenden Phasen. In den Phasen 2 bis 4 wurde er<br />

dagegen mit jeweils ca. 60 % bestimmt. Die Linien der <strong>Co</strong>-Vergärung wiesen in<br />

den einzelnen Phasen mit steigendem Mischungsverhältnis auch einen erhöhten<br />

organischen Anteil auf. In Phase 4war der Glühverlust in den Linien 3 und 4<br />

mit ca. 86 % am höchsten.<br />

Aufenthaltszeit<br />

Die Verweilzeit des Schlammes in den Faulbehältern wurde auf eine theoretische<br />

Aufenthaltszeit von 20 Tagen festgelegt. Durch Störungen und Ungenauigkeiten<br />

in der Justierung der Pumpen kam es hier teilweise zu Abweichungen.<br />

Im Mittel betrugen die Aufenthaltszeiten in den Linien 1 bis 4 zwischen<br />

18 und 24 Tagen, die Abbildung 5-1 zeigt die genauen Werte.<br />

Die mittleren Aufenthaltszeiten in Faulbehältern auf Kläranlagen liegen nach<br />

Literaturangaben zwischen 15 und 30 Tagen [BÖHNKE ET AL., 1993]. Die Werte<br />

der Versuchsanlage erfüllten diese Bedingungen durchgehend, so dass ein<br />

stabiler Abbauprozess vorausgesetzt werden konnte.


Abschnitt II - 44 -<br />

25<br />

Linie 1 Linie 2 Linie 3 Linie 4<br />

24<br />

24,1<br />

23<br />

Verweilzeit [d]<br />

22<br />

21<br />

20<br />

22,0<br />

20,6<br />

20,4 20,5 20,4<br />

20,2<br />

20,0<br />

19,6<br />

20,8<br />

21,1<br />

22,0 21,9<br />

21,3<br />

21,0<br />

20,9<br />

20,7<br />

20,4<br />

19<br />

18,9<br />

18,7<br />

18<br />

17<br />

Einfahrphase Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />

Abbildung 5-1: Mittlere Verweilzeit pro Phase und Linie<br />

Eine geringere Aufenthaltszeit als 20 Tage deutet auf eine zu hohe Beschickung<br />

der Behälter hin (Phase 2 in den Linien 2 und 3). Ein Verstopfen der Zuläufe<br />

oder andere Behinderungen des Zulaufes (Abspringen des Zulaufschlauches,<br />

o.ä.) führte zu einer Verlängerung der Aufenthaltszeit. Das ist in Phase 4<br />

deutlich an der Linie 2 zu ersehen.<br />

Raumbelastung<br />

Aus Tabelle 5-1 lässt sich entnehmen, dass die Raumbelastung der Linien 2, 3<br />

und 4 stetig anstieg. Im Mischungsverhältnis <strong>Co</strong>:KS=1:5 (Phase 1) war bei Linie<br />

3 kein Anstieg zu vermerken, da in diesem Zeitraum mit Fettabscheiderinhalten<br />

mit einem TR < 2 % gemischt wurde, was zu einer Verdünnung des Klärschlamms<br />

führte. Nachdem das Fettsubstrat gewechselt wurde, erhöhte sich<br />

die Raumbelastung der Linie 3 deutlich, bis sie in Phase 4 mit fast 6 kg<br />

oTR/(m 3·d) kritische Werte erreichte.<br />

Bis auf die Phase 4, in der gezielt eine Überlastung der Faulbehälter angestrebt<br />

wurde, lag die Raumbelastung durch die <strong>Co</strong>-Vergärung in einem für<br />

Kläranlagen üblichen Bereich zwischen 1,32 und 3,45 kg oTR/(m³··d). Die geringe<br />

Raumbelastung der Linie 2 in dieser Phase resultierte aus einer Störung<br />

an der Pumpe, durch die die Zulaufmengen zurückgingen.<br />

Werden die Raumbelastungen für <strong>Co</strong>-Substrat und Klärschlamm getrennt betrachtet,<br />

wie in Abbildung 5-2 für die Linie 2 dargestellt, so ist ersichtlich, dass


Abschnitt II - 45 -<br />

der Anstieg der Raumbelastung direkt aus der Zusatzbelastung durch das <strong>Co</strong>-<br />

Substrat herrührt.<br />

3,0<br />

aus KS<br />

aus <strong>Co</strong>-Substrat<br />

2,5<br />

Raumbelastung Linie 2 [kg oTRzu/(m³*d)]<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,41<br />

0,94<br />

1,35 1,28<br />

1,67<br />

1,11<br />

1,89<br />

0,64<br />

0,0<br />

Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />

Abbildung 5-2: Mittlere Raumbelastung der Linie 2, getrennt nach Klärschlamm<br />

und <strong>Co</strong>-Substrat<br />

Der kleine Anteil an der Raumbelastung durch Klärschlamm in Phase 4 ist damit<br />

zu erläutern, dass das <strong>Co</strong>-Substrat in dieser Phase nur einen geringen oTR<br />

von etwa 8,6 % aufwies. Die festgelegte Zulaufmenge pro Tag führte bei niedrigerem<br />

TR und oTR des <strong>Co</strong>-Substrates allgemein zu einer niedrigeren Raumbelastung.<br />

Der störungsbedingte geringere Zulauf verstärkte diese Tendenz<br />

noch. Verbunden mit dem hohen Mischungsverhältnis von <strong>Co</strong>:KS=2:1 ergab<br />

sich daher eine sehr geringe Raumbelastung von nur 0,64 kg oTR/(m³·d) durch<br />

den Klärschlamm.<br />

In Abbildung 5-3 ist die Aufteilung der Raumbelastung für die Linie 3 dargestellt.


Abschnitt II - 46 -<br />

6,0<br />

aus KS<br />

aus <strong>Co</strong>-Substrat<br />

Raumbelastung Linie 3 [kg oTRzu/(m³*d)]<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,34<br />

1,22<br />

4,25<br />

2,09<br />

0,95<br />

1,45 1,35 1,35<br />

0,0<br />

Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />

Abbildung 5-3: Mittlere Raumbelastung Linie 3 getrennt nach Klärschlamm<br />

und <strong>Co</strong>-Substrat<br />

Es wird deutlich, dass sich die Raumbelastung durch <strong>Co</strong>-Substrat kontinuierlich<br />

erhöhte und im Mischungsverhältnis <strong>Co</strong>:KS=2:1 auf 4,25 kg oTR/(m³·d) anstieg.<br />

Dies war bedingt durch den sehr hohen oTR-Gehalt des <strong>Co</strong>-Substrates von<br />

über<br />

500 g/l. Dadurch erhöhte sich die Gesamtraumbelastung auf<br />

5,7 kg oTR/(m³·d), was die Überlastung des Fermenters zur Folge hatte.<br />

Bei der Linie 4 ist in Abbildung 5-4 gut zu erkennen, dass, während die Raumbelastung<br />

durch den Klärschlamm konstant zwischen 1,03 und<br />

1,41 kg oTR/(m³·d) lag, sich die Raumbelastung durch das <strong>Co</strong>-Substrat von<br />

0,51 auf 3,66 kg oTR/(m³·d) erhöhte. Der relativ geringe Anstieg von der Phase<br />

<strong>Co</strong>:KS=1:2 zur Phase <strong>Co</strong>:KS=1:1 verdeutlicht, dass die Raumbelastung auch<br />

vom oTR-Gehalt des Substrates abhängig ist. Hier waren TR und oTR-Gehalt<br />

des <strong>Co</strong>-Substrates niedriger, was auf Produktionsschwankungen bei der Firma<br />

hindeutete. Daher führte eine Erhöhung des Mischungsverhältnisses bei einem<br />

Rückgang der TR und oTR-Gehalte des <strong>Co</strong>-Substrates bei festgelegter Zulaufmenge<br />

nicht zu einer entsprechend hohen Steigerung der Raumbelastung.<br />

In Phase 4 wurde trotz der hohen Raumbelastung von 4,8 kg oTR/(m³·d)<br />

keine Überlastungserscheinungen nachgewiesen.


Abschnitt II - 47 -<br />

5,0<br />

aus KS<br />

aus <strong>Co</strong>-Substrat<br />

Raumbelastung Linie 4 [kg oTRzu/(m³*d)]<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,51<br />

0,97<br />

1,59<br />

3,66<br />

1,41<br />

1,22<br />

1,03<br />

1,17<br />

0,0<br />

Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />

Abbildung 5-4: Mittlere Raumbelastung Linie 4 getrennt nach Klärschlamm<br />

und <strong>Co</strong>-Substrat<br />

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die Raumbelastung der Linien mit <strong>Co</strong>-<br />

Vergärung in den gefahrenen Mischungsverhältnissen in einem für Kläranlagen<br />

üblichen Bereich lag. Lediglich im Mischungsverhältnis <strong>Co</strong>:KS=2:1 kam es<br />

zu kritischen Werten bei der Raumbelastung, was aber von vornherein geplant<br />

war. Das bedeutet, dass aus Sicht der Raumbelastung problemlos Mischungsverhältnisse<br />

von <strong>Co</strong>-Substrat und Klärschlamm bis <strong>Co</strong>:KS=1:1 gefahren<br />

werden können.<br />

5.2 Anaerobes Abbauverhalten<br />

5.2.1 Abbaugrad<br />

Gehalte und Abbaugrade der organischen Substanz<br />

Der biologische Abbaugrad gibt einen Hinweis auf die Qualität des anaeroben<br />

Prozesses im Faulbehälter. Der Abbaugrad sowie die Menge des entstehenden<br />

Faulgases stehen in engem Zusammenhang, da beim biologischen<br />

Abbau als Endprodukt Biogas entsteht. Um die Auswirkungen der Veränderungen<br />

des Mischungsverhältnisses auf den Abbaugrad zu veranschaulichen,<br />

werden die Abbaugrade pro Mischungsverhältnis angegeben. Durch die<br />

Aufenthaltszeit von 20 Tagen im Faulbehälter wird der Abbauprozess aber<br />

noch durch die vorangegangenen Phasen beeinflusst. Wegen der kurzen Ver-


Abschnitt II - 48 -<br />

suchsphasen (maximal 42 Tage) wurde aber auf eine gesonderte Betrachtung<br />

der Umstellungsphasen verzichtet.<br />

Aus Abbildung 5-5 ist ersichtlich, dass sich die Abbaugrade der organischen<br />

Substanz durch die <strong>Co</strong>-Vergärung ausnahmslos erhöhten.<br />

80<br />

Linie 1 Linie 2 Linie 3 Linie 4<br />

74<br />

70<br />

60<br />

56<br />

55<br />

56<br />

61<br />

59<br />

63<br />

66<br />

64<br />

Abbaugrade [%]<br />

50<br />

40<br />

30<br />

40<br />

37<br />

40<br />

43<br />

37<br />

44<br />

42<br />

46<br />

43<br />

41<br />

35<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Einfahrphase Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />

Abbildung 5-5: oTR-Gesamtabbaugrade in den Phasen<br />

Während der Abbaugrad in der Klärschlammfaulung (Linie 1) während des<br />

gesamten Zeitraums um 40 % lag (35 bis 43 %), erhöhten sich die Abbaugrade<br />

in der <strong>Co</strong>-Vergärung mit steigendem Mischungsverhältnis. Der Abbaugrad<br />

von 55 % der Linie 3 in Phase 2 ist nicht repräsentativ. Das Aufschwimmen des<br />

Frittierfettes als Fettkugeln führte hier zu einer Verfälschung des Abbaugrades,<br />

da diese nicht in den Ablauf gelangten. Der tatsächliche Abbaugrad in<br />

dieser Phase lag viel niedriger als die errechneten 55 %.<br />

Um darstellen zu können, wie der Abbaugrad der <strong>Co</strong>-Substrat/Klärschlamm-<br />

Mischung sich in seine Bestandteile aufgliedert, wurde der Abbaugrad der<br />

Linie 1 als Richtwert für den Abbauanteil des Klärschlamms der anderen Linien<br />

angenommen. Daraus ergeben sich für die Linie 2, wie in Abbildung 5-6 zu sehen<br />

ist, sehr viel höhere Abbaugrade für die biogenen Abfälle als für die reine<br />

Klärschlammfaulung.


Abschnitt II - 49 -<br />

100<br />

aus KS aus <strong>Co</strong>-Substrat gesamt<br />

90<br />

80<br />

81<br />

73<br />

77 77<br />

Abbaugrade Linie 2 [%]<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

37<br />

44<br />

43<br />

56<br />

41<br />

61<br />

35<br />

66<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />

Abbildung 5-6: Abbaugrade der Linie 2, getrennt nach Klärschlamm und<br />

<strong>Co</strong>-Substrat<br />

100<br />

aus KS aus <strong>Co</strong>-Substrat gesamt<br />

90<br />

80<br />

84<br />

82<br />

79<br />

74<br />

70<br />

Abbaugrade Linie 3 [%]<br />

60<br />

50<br />

40<br />

37<br />

59<br />

42<br />

45<br />

58 59<br />

41<br />

35<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />

Abbildung 5-7: Abbaugrade der Linie 3, getrennt nach Klärschlamm und<br />

<strong>Co</strong>-Substrat<br />

Die Abbaugrade für die Linie 3 sind in Abbildung 5-7 dargestellt.<br />

Hier ist deutlich zu erkennen, dass unaufbereitete Fettabscheiderinhalte, wie<br />

sie in der Phase 1 verwendet wurden, im Vergleich zu den aufbereiteten Fetten<br />

(Phase 2 ff.) weitaus schlechter abbaubar waren. Der Abbaugrad von<br />

59 % für das <strong>Co</strong>-Substrat lag weit unter den Abbaugraden für alle anderen<br />

<strong>Co</strong>-Substrate unabhängig vom Mischungsverhältnis.


Abschnitt II - 50 -<br />

In Abbildung 5-8 ist für die Linie 4 zu erkennen, dass die Abbaugrade mit einem<br />

Wert von 93 % in der Phase 1 sehr hoch lagen, dann jedoch auf 74 bis<br />

81 % zurückgingen. Der extreme Rückgang um über 20 % von Phase 1 zur Phase<br />

2 lässt sich nicht aus Störfällen auf der Versuchsanlage erklären. Eine Möglichkeit<br />

stellt die während dieser Phase stattfindende Erwärmung des Substrats<br />

vor der Einmischung in den Klärschlamm dar. Da große Mengen des <strong>Co</strong>-<br />

Substrates in einem Metallbehälter mit Hilfe eines Brenners erwärmt wurden,<br />

war eine gleichmäßige Erwärmung nicht immer gegeben. Die leicht abbaubaren<br />

Bestandteile des Flotatschlammes könnten unter der stellenweise zu<br />

großen Wärmeeinwirkung denaturiert sein. In Phase 3 wurde das Substrat vor<br />

der Einmischung nicht mehr erwärmt, der Abbaugrad stieg daraufhin auf<br />

81 % an.<br />

100<br />

90<br />

93<br />

aus KS aus <strong>Co</strong>-Substrat gesamt<br />

80<br />

74<br />

81<br />

75<br />

Abbaugrade Linie 4 [%]<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

37<br />

46<br />

43<br />

56<br />

41<br />

63<br />

35<br />

64<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />

Abbildung 5-8: Abbaugrade der Linie 4, getrennt nach Klärschlamm und<br />

<strong>Co</strong>-Substrat<br />

Festzuhalten ist, dass der Abbaugrad der organischen Substanz durch die <strong>Co</strong>-<br />

Vergärung positiv beeinflusst wurde. Der höchste Abbaugrad von 93 % wurde<br />

in Phase 1 mit dem Flotatschlamm erzielt. Die Speiseabfälle und Fettabscheiderrückstände<br />

wiesen über den Versuchszeitraum konstantere Werte auf, die<br />

mit 73 bis 84 % weit über denen der reinen Klärschlammfaulung lagen.


Abschnitt II - 51 -<br />

Gehalte und Abbaugrade des gelösten CSB<br />

Der chemische Sauerstoffbedarf kann sowohl an einer Gesamtprobe des Faulschlamms<br />

als auch im Filtratwasser bestimmt werden. Da davon auszugehen<br />

ist, dass der in gelöster Form vorliegende Anteil an CSB auch abgebaut wird,<br />

wurde der CSB von einer filtrierten Probe des Faulschlamms bestimmt. Die hohen<br />

Fehlerquoten bei der Bestimmung des Roh-CSB waren ein weiterer Grund,<br />

nur den chemisch oxidierbaren Anteil im Filtrat zu analysieren.<br />

Die Menge an CSB in den Zu- und Abläufen der Faulbehälter unterschied sich<br />

je nach verwendetem <strong>Co</strong>-Substrat deutlich. So wies der CSB im Zulauf der Linie<br />

2 die höchsten Werte auf, wie in Abbildung 5-9 veranschaulicht ist.<br />

25.000<br />

Linie 1 Linie 2 Linie 3 Linie 4<br />

23413<br />

CSBfil Zulauf Mittelwerte pro Phase [mg/l]<br />

20.000<br />

15.000<br />

10.000<br />

5.000<br />

1793 1793<br />

1793 1793<br />

10920 10835<br />

10173<br />

6217<br />

4797<br />

3053<br />

3254 3225<br />

2458 2741<br />

2336 2444<br />

3836<br />

5811<br />

10144<br />

0<br />

Einfahrphase Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />

Abbildung 5-9: Mittelwerte des CSB fil im Zulauf der Linien 1 bis 4<br />

Der große Anteil leicht abbaubarer Verbindungen in dem Substrat der Linie 2<br />

führte zu der hohen CSB-Belastung im Zulauf des Faulbehälters. Durch die<br />

fortgeschrittene Hydrolyse und Versäuerung war der Anteil leicht oxidierbarer<br />

organischer Substanz sehr hoch. Dagegen sind die CSB-Gehalte in den Zuläufen<br />

der Linien 1 und 3 etwa auf dem gleichen niedrigen Niveau, während die<br />

Werte der Linie 4 durch einen gewissen Anteil leicht abbaubarer Verbindungen<br />

im <strong>Co</strong>-Substrat zwischen denen der Linien 2 und 3 lagen. Der Anstieg des<br />

CSB-Gehaltes der Linie 1 ist saisonbedingt zu erklären, da durch die niedrigeren<br />

Temperaturen im Herbst und Winter der Vorabbau im Emschersystem abgenommen<br />

hatte.


Abschnitt II - 52 -<br />

1.250<br />

Linie 1 Linie 2 Linie 3 Linie 4<br />

1177<br />

1.000<br />

CSBfil Ablauf Mittelwerte pro Phase [mg/l]<br />

750<br />

500<br />

250<br />

367<br />

337<br />

306 310<br />

326 327<br />

301<br />

287<br />

449<br />

389 381<br />

357<br />

594<br />

533<br />

454<br />

323<br />

352<br />

713<br />

529<br />

0<br />

Einfahrphase Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />

Abbildung 5-10: Mittelwerte des CSB fil im Ablauf der Linien 1 bis 4<br />

Die CSB-Gehalte im Ablauf werden in Abbildung 5-10 graphisch aufbereitet.<br />

Dabei wird deutlich, dass die Ablaufgehalte der Linien 1 bis 4 sehr viel niedrigerer<br />

lagen als die der Zuläufe. Alle gemessenen Ablaufwerte befanden sich etwa<br />

im gleichen Bereich. Nur die CSB-Gehalte im Ablauf der Linie 2 stiegen in<br />

der Phase 4 an und veranschaulichen die angestrebte Überlastung der Faulbehälter<br />

in dieser Phase. Der Vergleich mit den Werten der Zuläufe lässt dennoch<br />

eine sehr hohe Reduzierung der Frachten durch die Behandlung im<br />

Faulbehälter erkennen.<br />

Die CSB-Abbaugrade in den Linien 2 und 4 lagen mit bis zu 95 % sehr hoch<br />

(Abbildung 5-11), während die Abbaugrade der Linie 3 eher schwankten und<br />

maximal 90 % erreichten. Bei den Substraten Flotatschlamm und Speiseabfälle<br />

wurde der CSB somit deutlich besser abgebaut als bei den Fettabscheiderinhalten<br />

der Linie 3, dessen Abbaugrade teilweise unter den Werten der Linie 1<br />

lagen. Da die CSB-Zulaufgehalte der Linie 3 aber deutlich niedriger waren als<br />

die der Linien 2 und 4, wirkte sich der geringere Abbaugrad nicht auf die CSB-<br />

Ablaufgehalte aus, die alle etwa dieselben Werte aufwiesen (siehe Abbildung<br />

5-9 und Abbildung 5-10).


Abschnitt II - 53 -<br />

Linie 1 Linie 2 Linie 3 Linie 4<br />

100<br />

80<br />

85<br />

92<br />

74<br />

82<br />

87<br />

96 96<br />

90<br />

86<br />

73<br />

88<br />

94 94<br />

93<br />

87<br />

81<br />

79<br />

85<br />

71<br />

88<br />

Abbaugrad CSB fil. [%]<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Einfahrphase Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />

Abbildung 5-11: Abbaugrade des CSB fil in den Linien 1 bis 4<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der chemische Sauerstoffbedarf<br />

im Faulbehälterablauf durch die <strong>Co</strong>-Vergärung nur unwesentlich erhöht wird.<br />

Eine bedeutend höhere Kläranlagenrückbelastung durch CSB aus der <strong>Co</strong>-<br />

Vergärung konnte nicht nachgewiesen werden (siehe auch Kapitel 5.4, Seite<br />

66).<br />

5.2.2 Stabilisierungsgrad<br />

Aus dem Anteil an organischen Säuren im Faulbehälter lassen sich Aussagen<br />

über den Stabilisierungsgrad des Faulschlamms treffen.<br />

Ein sehr gut ausgefaulter Schlamm weist Gehalte an organischen Säuren von<br />

unter 100 mg/l Essigsäureäquivalent auf [ATV, 1996]. Abbildung 5-12 verdeutlicht,<br />

dass dieser Wert von allen Linien weit unterschritten wurde, die Linien 1, 3<br />

und 4 wiesen konstante Gehalte um 50 mg/l auf, das sind etwa 50 % des in<br />

der Literatur angegebenen Richtwertes. Es kann also davon ausgegangen<br />

werden, dass alle Schlämme während des gesamten Versuchszeitraums sehr<br />

gut stabilisiert waren. Ein relativ hoher Gehalt an organischen Säuren wurde<br />

in der Phase <strong>Co</strong>:KS=2:1 bei der Linie 2 gemessen. Er weist darauf hin, dass die<br />

Belastung in dieser Phase für den Faulbehälter zu hoch wurde. Durch die bereits<br />

erwähnte Störung der Pumpen und die damit verbundene Reduzierung<br />

der Zulaufbelastung zum Faulbehälter stabilisierte sich der biologische Prozess<br />

wieder.


Abschnitt II - 54 -<br />

250<br />

Linie 1 Linie2 Linie3 Linie4<br />

Einfahrphas Phase 1 Phase 2 Phase 3<br />

Phase 4<br />

organische Säuren im Ablauf [mg/l]<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

0 25 50 75 100 125 150<br />

Versuchsdauer [d]<br />

Abbildung 5-12: Organische Säuren in den Abläufen der Linien 1 bis 4<br />

5.2.3 Gasproduktion- und Zusammensetzung<br />

Gasanfall<br />

Abbildung 5-13 zeigt die Darstellung der Faulgasproduktion über den gesamten<br />

Versuchszeitraum.<br />

Zur besseren Übersicht sind die Werte auf einen Kubikmeter Faulraumvolumen<br />

bezogen. Deutlich ist zu erkennen, dass die Gasproduktion aus Klärschlamm<br />

konstant um 500 l/(m 3·d) lag. Die Gasproduktion in den Linien der <strong>Co</strong>-<br />

Vergärung wurde in allen gefahrenen Mischungsverhältnissen weit über der<br />

der Klärschlammfaulung ermittelt. Ausnahme stellt die Linie 3 gegen Ende des<br />

Mischungsverhältnisses <strong>Co</strong>:KS=1:5 dar, als die Faulgasproduktion auf Klärschlammniveau<br />

absackte. Ursache war der Einsatz der Fettabscheiderinhalte<br />

mit sehr geringem Anteil an organischer Substanz (oTR < 2 %), die den Klärschlamm<br />

verdünnten. In den Linien 3 und 4 lag die Gasproduktion insgesamt<br />

auf höherem Niveau als die der Linie 2. Dies bestätigten auch Literaturaussagen<br />

[Schön, 1994], nach denen aus fetthaltigen Substraten die Produktion<br />

einer höheren Gasmenge als aus kohlehydratreichen biogenen Abfällen ohne<br />

Fettanteil beschrieben wird.


Abschnitt II - 55 -<br />

3500<br />

Linie 1 Linie 2 Linie 3 Linie 4<br />

3000<br />

Einfahrphase Phase 1 Phase 2 Phase 3<br />

Phase 4<br />

Gasproduktion [l/m³·d]<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

Abbildung 5-13: Gasproduktion über den Versuchszeitraum<br />

Spezifische Gasproduktion<br />

In Abbildung 5-14 ist die mittlere Gasausbeute pro kg oTR abgebaut dargestellt.<br />

0<br />

0 25 50 75 100 125 150<br />

Versuchszeitraum [d]<br />

1400<br />

Linie 1 Linie 2 Linie 3 Linie 4<br />

Gasausbeute [l/kg oTR abgebaut]<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

850<br />

765<br />

735<br />

668<br />

1.113 1.120<br />

1.090<br />

1.100<br />

982<br />

929<br />

913<br />

809<br />

1.162<br />

1.047<br />

926 937<br />

1.196<br />

1.090<br />

944<br />

769<br />

200<br />

0<br />

Einfahrphase Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />

Abbildung 5-14: Mittlere Gasausbeuten bezogen auf den abgebauten organischen<br />

Anteil<br />

Zwischen dem Abbau an organischer Substanz und dem Gasanfall besteht<br />

ein enger Zusammenhang, da die abgebaute organische Masse in Form von<br />

Faulgas entweicht. Gasanfall und abgebauter Anteil können innerhalb kurzer


Abschnitt II - 56 -<br />

Zeiträume aber nur schwer in Beziehung gesetzt werden. Die Gasproduktion<br />

im Faulbehälter ist immer mindestens 20 Tage (eine Aufenthaltszeit) vom Zulauf<br />

beeinflusst, bei Versuchsphasen von maximal 42 Tagen sind plausible und<br />

deutliche Aussagen über einen Zusammenhang zwischen Gasproduktion und<br />

abgebauter Substanz nur schwer zu treffen. Dies ist in Abbildung 5-15 zu erkennen,<br />

wo eine Steigerung der Gasausbeute durch die <strong>Co</strong>-Vergärung nicht<br />

in allen Linien und Versuchsphasen festgestellt werden konnte. Die Gasausbeute<br />

der Linien schwankte stark und lag teils unter der der Vergleichslinie 1.<br />

Es wird daher auf eine weitere Betrachtung von Gasproduktion und organischem<br />

Abbau verzichtet, die Gasproduktion wird nachfolgend auf den Anteil<br />

organischer Masse im Zulauf bezogen (Abbildung 5-15).<br />

Linie 1 Linie 2 Linie 3 Linie 4<br />

900<br />

800<br />

788<br />

730<br />

700<br />

683<br />

Gasausbeute [Nl/kgoTRzul]<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

316<br />

294 305<br />

288<br />

516<br />

485<br />

455<br />

340<br />

613<br />

586<br />

576<br />

533<br />

373 383 385<br />

605<br />

566<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Einfahrphase Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />

Abbildung 5-15: Mittlere Gasausbeuten bezogen auf den organischen Anteil<br />

im Zulauf<br />

Die erhöhte Zulaufmenge an organischer Substanz und der höhere Abbaugrad<br />

in den Linien der <strong>Co</strong>-Vergärung führten zu einer Steigerung der Gasproduktion.<br />

Die Erhöhung der Gasausbeuten aller <strong>Co</strong>-Vergärungs-Linien von der<br />

Phase 2 zur Phase 3 fällt relativ gering aus. Das zeigt, dass die Zunahme der<br />

Menge an <strong>Co</strong>-Substrat in diesem Bereich zwar die Gasproduktion netto steigert<br />

(Abbildung 5-13), die Gasausbeute dagegen nahezu stagniert. Das deutet<br />

darauf hin, dass der biologische Prozess ab einer gewissen bereitgestellten<br />

Menge an organischer Substanz sein Optimum erreicht hat, dass also pro kg<br />

oTR im Zulauf nur eine bestimmte maximale Gasmenge produziert werden<br />

kann. In Phase 4 sinkt die Gasausbeute der Linien 3 und 4, da der Zulauf an


Abschnitt II - 57 -<br />

organischer Substanz und damit die Raumbelastung stark erhöht wurden. Die<br />

Gasproduktion in dieser Phase stieg nicht in gleichem Maße, da die zugeführte<br />

organische Masse nicht vollständig abgebaut werden konnte. Daher kam<br />

es zu einem Rückgang der Gasausbeute.<br />

1.200<br />

aus KS aus <strong>Co</strong>-Substrat gesamt<br />

1.000<br />

970<br />

927<br />

Gasausbeute Linie 2 [Nl/kg oTRzul]<br />

800<br />

600<br />

400<br />

485<br />

340 350<br />

830<br />

552<br />

699<br />

576<br />

383 385<br />

788<br />

200<br />

0<br />

Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />

Abbildung 5-16: Mittlere Gasausbeuten der Linie 2, getrennt nach Klärschlamm<br />

und <strong>Co</strong>-Substrat<br />

Werden die Gasausbeuten in den Linien mit <strong>Co</strong>-Vergärung getrennt nach ihrem<br />

Anteil aus Klärschlamm und aus <strong>Co</strong>-Substrat betrachtet, fällt auf, dass<br />

aus dem <strong>Co</strong>-Substratanteil eine weit höhere Gasausbeute produziert wurde<br />

als aus dem Anteil an Klärschlamm (Abbildung 5-16). Dies war durch die höheren<br />

Abbaugrade des <strong>Co</strong>-Substrates zu erwarten, da der abgebaute Anteil in<br />

Faulgas umgesetzt wurde. Die niedrigeren Gasausbeuten in den Phasen 2<br />

und 3 sind auf den relativ hohen TR- und oTR-Gehalt der gelieferten Speiseabfälle<br />

zurückzuführen (oTR um 15 %, sonst um 8 %). Die Gasproduktion steigerte<br />

sich nicht in gleichem Maße wie die oTR-Zulauffracht, daher die geringere<br />

Gasausbeute. Dagegen stieg die Gasausbeute in der Phase 4 wieder an, als<br />

durch die bereits beschriebene Störung und zusätzlich durch den geringen<br />

oTR-Gehalt des <strong>Co</strong>-Substrates die Zulauffrachten zurückgingen.


Abschnitt II - 58 -<br />

aus KS aus <strong>Co</strong>-Substrat gesamt<br />

1.200<br />

1.000<br />

Gasausbeute Linie 3 [Nl/kg oTRzul]<br />

800<br />

600<br />

400<br />

340<br />

843<br />

455<br />

890<br />

765<br />

613<br />

586<br />

373 383 385<br />

635<br />

566<br />

200<br />

0<br />

Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />

Abbildung 5-17: Mittlere Gasausbeuten der Linie 3, getrennt nach Klärschlamm<br />

und <strong>Co</strong>-Substrat<br />

Die Gasausbeuten der Linie 3 sind in Abbildung 5-17 dargestellt. Obwohl die<br />

Netto-Gasproduktion in (Abbildung 5-13) zusammen mit der Linie 4 die höchsten<br />

Werte für die Linie 3 aufwies, sank die Gasausbeute bezogen auf die Zulaufbelastung<br />

mit zunehmendem Mischungsverhältnis. Ursache dafür war der<br />

hohe Anteil an organischer Substanz von fast 65 % im <strong>Co</strong>-Substrat, der die<br />

Raumbelastung stark ansteigen ließ.<br />

In Linie 4 (Abbildung 5-18) fiel die Gasausbeute aus dem <strong>Co</strong>-Substrat mit Abstand<br />

am höchsten aus. Analog zu Linie 3 deuten hier die Werte der Phase 4<br />

auf eine zu hohe Raumbelastung aus dem <strong>Co</strong>-Substrat hin.


Abschnitt II - 59 -<br />

1.200<br />

aus KS aus <strong>Co</strong>-Substrat gesamt<br />

1.000<br />

983<br />

920<br />

943<br />

Gasausbeute Linie 4 [Nl/kg oTRzul]<br />

800<br />

600<br />

400<br />

516<br />

340 350<br />

618<br />

730<br />

383 385<br />

690<br />

605<br />

200<br />

0<br />

Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />

Abbildung 5-18: Mittlere Gasausbeuten der Linie 4, getrennt nach Klärschlamm<br />

und <strong>Co</strong>-Substrat<br />

Die Ergebnisse der Linien mit <strong>Co</strong>-Vergärung lassen sich dahingehend interpretieren,<br />

dass etwa ab einem Mischungsverhältnis von <strong>Co</strong>:KS=1:2 die spezifischen<br />

Gasausbeuten nicht mehr deutlich gesteigert werden konnten. Da einerseits<br />

die Gasproduktion zunehmen, gleichzeitig aber die Raumbelastung<br />

nicht zu stark erhöht werden soll, erscheinen Mischungsverhältnisse über<br />

<strong>Co</strong>:KS=1:2 als nicht sinnvoll. Als am besten geeignetes Substrat für die <strong>Co</strong>-<br />

Vergärung bietet sich der Flotatschlamm an, da die reine Gasproduktion sehr<br />

hoch lag und die Gasausbeute am höchsten war. Die Speiseabfälle fallen im<br />

Bereich der Gasmenge zurück, die Fettabscheiderinhalte bei der Betrachtung<br />

der Gasausbeute. Letztlich lässt sich jedoch mit jedem der drei Substrate eine<br />

erhebliche Steigerung der Gasproduktion erreichen, ohne die Raumbelastung<br />

oder das Mischungsverhältnis auf kritische Werte zu erhöhen.<br />

Gaszusammensetzung und Heizwerte<br />

Die Gaszusammensetzung wurde mittels einer Orsat-Analyse bestimmt. Die<br />

analysierten Gasbestandteile waren Methan, Kohlendioxid, Wasserstoff, Sauerstoff<br />

und Stickstoff. Am Beispiel der Linie 4 sind in Tabelle 5-2 die Ergebnisse<br />

der Faulgasanalysen über den Versuchszeitraum aufgeführt.


Abschnitt II - 60 -<br />

Tabelle 5-2:<br />

Ergebnisse der Faulgasanalysen der Linien über den Versuchszeitraum<br />

(Mittelwerte)<br />

Versuchsphase<br />

Phase 1<br />

<strong>Co</strong>:KS=1:5<br />

Phase 2<br />

<strong>Co</strong>:KS=1:2<br />

Phase 3<br />

<strong>Co</strong>:KS=1:1<br />

Phase 4<br />

<strong>Co</strong>:KS=2:1<br />

Linie L1 L2 L3 L4 L1 L2 L3 L4 L1 L2 L3 L4 L1 L2 L3 L4<br />

Methan<br />

[Vol.-%]<br />

Kohlendioxid<br />

[Vol.-%]<br />

Wasserstoff<br />

[Vol.-%]<br />

Stickstoff<br />

[Vol.-%]<br />

Sauerstoff<br />

[Vol.-%]<br />

60,3 59,2 60,7 60,9 58,3 57,5 60,1 60,6 59,7 59,1 60,9 61,9 62,4 58,9 61,3 62,6<br />

29,6 31,3 29,2 28,7 32,0 33,0 28,5 29,2 32,2 32,4 30,5 29,1 29,1 32,5 29,3 28,5<br />

1,3 1,3 1,3 1,3 2,0 1,7 1,8 1,8 1,8 2,0 1,7 2,0 2,0 2,0 2,0 2,0<br />

7,4 7,0 7,7 7,8 7,0 7,1 7,7 7,3 5,8 5,9 6,1 6,4 6,0 6,1 6,4 5,9<br />

1,3 1,2 1,0 1,2 0,7 0,6 1,9 0,9 0,7 0,6 0,8 0,5 0,5 0,5 1,0 1,0<br />

L 1 = Klärschlammfaulung<br />

L 2 = <strong>Co</strong>-Vergärung mit Speiseresten<br />

L 3 = <strong>Co</strong>-Vergärung mit Fettabscheiderinhalten<br />

L 4 = <strong>Co</strong>-Vergärung mit Flotatschlamm<br />

Da unter anaeroben Bedingungen wie im Faulbehälter das Faulgas keine Anteile<br />

an Sauerstoff und Stickstoff enthalten kann, wird davon ausgegangen,<br />

dass es sich bei den gemessenen Mengen an Sauerstoff und Stickstoff um Ungenauigkeiten<br />

bei der Probenahme handelt. Die Faulgaszusammensetzung<br />

wird daher in (Abbildung 5-19) auf die drei Bestandteile Methan, Kohlendioxid<br />

und Wasserstoff bezogen und zu 100 % hochgerechnet.<br />

Es ist deutlich zu erkennen, dass die Methankonzentration aller Linien im gesamten<br />

Versuchszeitraum über 60 % liegt. Der Methangehalt der Linie 2 stand<br />

stets um einige Prozentpunkte unter den Werten der anderen beiden <strong>Co</strong>-<br />

Vergärungslinien. Das ist durch den hohen Gehalt an Kohlenhydraten in den<br />

Speiseabfällen und den größeren Fettgehalt der beiden anderen Substrate<br />

(Flotatschlamm und Fettabscheiderrückstände) zu erklären (siehe auch Kapitel<br />

2.2, Tabelle 2-2, Seite7). Die Gaszusammensetzung der Linien 2 bis 4 entsprach<br />

weitestgehend der der Vergleichslinie 1 und blieb nach der Einfahrphase<br />

über den gesamten Versuchszeitraum in allen Versuchlinien sowie die<br />

Erhöhung der Mischungsverhältnisse stabil und veränderte sich nicht.


Abschnitt II - 61 -<br />

100%<br />

CH4 H2 CO2<br />

90%<br />

80%<br />

33,432,4 34,7 34,6<br />

31,1 34,1 32,0 31,6<br />

34,7 35,8 31,5 31,9 34,434,6 32,8 31,3 31,1 31,6 30,6<br />

34,8<br />

Anteile im Gas [Vol%]<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

64,2 66,1 63,1 63,2<br />

66,7 64,5 66,5 67,0<br />

63,1 62,3 66,5 66,1 63,763,2 65,4 66,6 66,7 66,2 67,2<br />

63,1<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

L1 L2 L3 L4 L1 L2 L3 L4 L1 L2 L3 L4 L1 L2 L3 L4 L1 L2 L3 L4<br />

Einfahrphase Phase 1 Phase 2 Phase 3<br />

Phase 4<br />

Abbildung 5-19: Mittlere Gaszusammensetzung der Linien 1 bis 4<br />

H2S-Gehalte im Faulgas<br />

Schwefelwasserstoff ist in Spuren im Faulgas vertreten. Durch die Vergärung<br />

von Abfällen aus dem Lebensmittelbereich kann es dazu kommen, dass die<br />

Gehalte an H2S im Faulgas stark zunehmen. Grund dafür sind die in diesen<br />

Substraten enthaltenen Schwefelverbindungen. In Kapitel 4.2.2.1, Tabelle 4-4,<br />

Seite 35 wurde bereits auf den geringen Schwefelanteil der <strong>Co</strong>-Substrate hingewiesen,<br />

der auf keine erhöhten Mengen an H2S im Faulgas schließen ließ.<br />

Die Ergebnisse der Faulgasanalysen bestätigten diese Vermutung.<br />

Aus Abbildung 5-20 geht deutlich hervor, dass die Schwefelwasserstoffgehalte<br />

aller vier Linien in einem sehr geringen Bereich bis zu 45 ppm liegen. Auffällig<br />

ist, dass die H2S-Gehalte in den Linien der <strong>Co</strong>-Vergärung höher liegen als in der<br />

Klärschlammfaulung, obwohl, wie in Kapitel 4.2.2.1, Tabelle 4-4, Seite 35 beschrieben,<br />

der Schwefelgehalt im Klärschlamm über dem der <strong>Co</strong>-Substraten<br />

liegt. Damit waren die Schwefelbelastungen im Zulauf der <strong>Co</strong>-<br />

Vergärungslinien geringer als die der Vergleichslinie. Ursache für die dennoch<br />

höheren H2S-Gehalte im Faulgas könnte sein, dass die in den Substraten enthaltenen<br />

Schwefelverbindungen leichter abbaubar sind als die des Klärschlamms<br />

bzw. wenige Stoffe z.B. Eisen für eine Ausfällung der Schwefelverbindungen<br />

zur Verfügung standen.


Abschnitt II - 62 -<br />

50,0<br />

Linie 1 Linie 2 Linie 3 Linie 4<br />

45,0<br />

45<br />

40,0<br />

35,0<br />

35<br />

H2S-Gehalt [ppm]<br />

30,0<br />

25,0<br />

20,0<br />

15,0<br />

23 23<br />

20 20<br />

20<br />

23<br />

30 30<br />

28<br />

25<br />

17<br />

31<br />

15<br />

30<br />

10,0<br />

10<br />

10<br />

10<br />

10<br />

5,0<br />

0,0<br />

Einfahrphase Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />

Abbildung 5-20: Mittlere Schwefelwasserstoffgehalte der Linien 1 bis 4<br />

Heizwert im Faulgas<br />

Der Energiegehalt des Faulgases wird aus dessen brennbaren Bestandteilen<br />

errechnet und zeigt, wie viel Energie bei der Verbrennung freigesetzt wird.<br />

Brennbare Komponenten des Faulgases sind Methan (CH4) und Wasserstoff<br />

(H2), außerdem Schwefelwasserstoff (H2S), der während der Versuchsreihe nur<br />

in vernachlässigbaren Spuren produziert wurde (siehe Abbildung 5-20). Aus<br />

den in Abbildung 5-19 dargestellten prozentualen Anteilen der Gase wurden<br />

mithilfe der Heizwerte für Methan (38,5 MJ/Nm³) und Wasserstoff<br />

(10,8 MJ/Nm³) die Heizwerte pro Kubikmeter Faulgas errechnet.<br />

Die mittleren Heizwerte der Linien 1 bis 4 über den Versuchszeitraum sind in<br />

Abbildung 5-21 dargestellt. Die Werte beziehen sich jeweils auf einen Kubikmeter<br />

Faulgas. Bei der Betrachtung der Abbildung fällt auf, dass der Heizwert<br />

der Linie 2 am geringsten war, analog zum geringsten Methananteil in<br />

Abbildung 5-19. Dagegen schwankte der Heizwert des Gases der Linie 1 stark.<br />

Dies war auf die durch den variierenden Vorabbau (Jahreszeit) unterschiedliche<br />

Zusammensetzung des Rohschlamms zurückzuführen. Die Heizwerte der<br />

Linien 3 und 4 lagen ebenso wie die Methangehalte durchgehend am höchsten.


Abschnitt II - 63 -<br />

24,5<br />

24,0<br />

Linie 1 Linie 2 Linie 3 Linie 4<br />

24,3<br />

24,1<br />

24,1<br />

24,0<br />

23,8<br />

23,8<br />

24,1<br />

24,3<br />

23,9<br />

23,6<br />

Heizwert pro m³Faulgas [MJ/Nm³]<br />

23,5<br />

23,0<br />

22,5<br />

22,0<br />

23,2<br />

23,1<br />

22,8<br />

22,7<br />

23,2<br />

22,9<br />

22,4<br />

23,0<br />

22,9<br />

22,8<br />

21,5<br />

21,0<br />

Einfahrphase Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />

Abbildung 5-21: Mittlere Heizwerte des Faulgases über den Versuchszeitraum<br />

5.3 Entwässerungseigenschaften<br />

Filterwiderstand<br />

Als ein Anhaltspunkt für die Entwässerbarkeit von Faulschlämmen gilt der spezifische<br />

Filtrationswiderstand. Je niedriger der Filterwiderstand liegt, desto besser<br />

ist die Entwässerbarkeit des Schlammes. Dies gilt aber nur für die Betrachtung<br />

eines einzelnen Schlammes über einen bestimmten Zeitraum hinweg. Der<br />

Vergleich verschiedener Schlämme über den Filterwiderstand ist nicht immer<br />

aussagekräftig.<br />

In Abbildung 5-22 sind die Ergebnisse der Filterwiderstandsmessungen dargestellt.<br />

Es zeigt sich deutlich, dass der Filterwiderstand der <strong>Co</strong>-Vergärungslinien<br />

mit Erhöhung des Mischungsverhältnisses anstieg. Auch die Werte der Linie 1<br />

erhöhten sich. Dies ist aber saisonbedingt zu werten, da die Entwässerbarkeit<br />

des Faulschlamms in den Wintermonaten in der Regel abnimmt. Während im<br />

Mischungsverhältnis <strong>Co</strong>:KS=1:2 die Filterwiderstände aller Linien recht dicht<br />

beieinander lagen, nahm in Phase 3 der Filterwiderstand der <strong>Co</strong>-<br />

Vergärungslinien erheblich zu. Die Werte der Linien 3 und 4 lagen in etwa auf<br />

gleichem Niveau, der Filterwiderstand der Linie 2 wies die höchsten Werte auf.<br />

In der letzten Phase der Versuche im Mischungsverhältnis <strong>Co</strong>:KS=2:1 erhöhten<br />

sich die Werte des Filterwiderstands in den Linien der <strong>Co</strong>-Vergärung nochmals<br />

sprunghaft.


Abschnitt II - 64 -<br />

600<br />

Linie 1 Linie 2 Linie 3 Linie 4<br />

Einfahrphase Phase 1 Phase 2 Phase 3<br />

Phase 4<br />

500<br />

Filterwiderstand [r 10 12 /cm²]<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

0 25 50 75 100 125 150<br />

Versuchszeitraum [d]<br />

Abbildung 5-22: Filterwiderstand der Linien 1 bis 4<br />

Ergebnisse der Entwässerungsversuche<br />

Über Vorversuche wurde das zu verwendende Polymer und dessen Dosierung<br />

ermittelt. Dazu wurden insgesamt sechs Versuche mit Faulschlamm der Linie 1<br />

(ohne <strong>Co</strong>-Substrat) durchgeführt. Konditioniert wurde der Schlamm mit 20 %<br />

Sägemehl (bezogen auf den TR) und Polymeren verschiedener Dosierung, um<br />

das am besten geeignete Polymer sowie die optimale Dosierung zu finden.<br />

Während des Versuchszeitraums wurde im Mischungsverhältnis <strong>Co</strong>:KS=1:2 und<br />

im Mischungsverhältnis <strong>Co</strong>:KS=1:1 jeweils eine Serie Entwässerungsversuche<br />

durchgeführt. Als Maß für die Entwässerbarkeit eines Schlammes wird der Feststoffgehalt<br />

(TR) im Filterkuchen bestimmt.<br />

Zuvor gab es bereits Vorversuche mit Faulschlamm der Linie 1, um die<br />

Schlammkonditionierung zu optimieren. Zur Konditionierung des Schlamms<br />

wurden 20 % Sägespäne bezogen auf den TR des Schlamms und das Flockungshilfsmittel<br />

der Firma Stockhausen A 7844 in der Dosierung 7 g/kg TR<br />

verwendet.


Abschnitt II - 65 -<br />

43<br />

Linie 1 Linie 2 Linie 3 Linie 4<br />

41<br />

40,7<br />

Feststoffgehalt im Filterkuchen [% TR]<br />

39<br />

37<br />

35<br />

33<br />

31<br />

29<br />

37,2<br />

38,3<br />

39,1<br />

35,5<br />

28,3<br />

32,5<br />

33,4<br />

27<br />

25<br />

Phase 2 Phase 3<br />

Abbildung 5-23: Mittlere Entwässerbarkeit der Linien 1 bis 4<br />

Das Ergebnis der Entwässerungsversuche der Linien 1 bis 4 ist in Abbildung 5-23<br />

dargestellt. Die Abbildung verdeutlicht, dass die Entwässerbarkeit aller<br />

Schlämme im ersten Versuchszeitraum besser ausfiel als im Mischungsverhältnis<br />

<strong>Co</strong>:KS=1:1 (Phase 3). Die Werte für den Klärschlamm lagen stets höher als in<br />

den <strong>Co</strong>-Vergärungslinien, von denen der Schlamm aus der Vergärung mit <strong>Co</strong>-<br />

Substrat der Lebensmittelproduktionsfirma (Linie 4) am besten abschnitt.<br />

Während die Abnahme der Entwässerbarkeit der <strong>Co</strong>-Schlämme in der ersten<br />

Versuchsreihe relativ gering ausfiel (1,6 %-Punkte bei Linie 4, 2,4 %-Punkte bei<br />

Linie 3 und maximal 3,5 %-Punkte bei der Linie 2 zur Vergleichslinie 1), waren bei<br />

den Versuchen der zweiten Entwässerungsreihe die Ergebnisse der <strong>Co</strong>-<br />

Vergärungslinien deutlich schlechter. Der auch hier am schlechtesten entwässerbare<br />

Schlamm der Linie 2 (Speisereste) hatte im Vergleich zur Linie 1 einen<br />

über 7,2 %-Punkte geringeren Feststoffgehalt im Filterkuchen. Bei den Linien 3<br />

und 4 lag das Ergebnis um 3,0 bzw. 2,1 %-Punkte unter dem der Klärschlammfaulung.<br />

Werden die Ergebnisse der zweiten Entwässerungsphase mit den Werten für<br />

den Filterwiderstand in Abbildung 5-22 verglichen, so decken sich die Werte.<br />

Auch die Ergebnisse der Filterwiderstandsmessung zeigten die höchste Entwässerbarkeit<br />

für Linie 1 an, die Werte der Linien 3 und 4 lagen dicht nebeneinander<br />

auf niedrigerem Niveau. Die Ergebnisse für die Linie 2 wiesen auch<br />

hier auf eine verminderte Entwässerbarkeit des Schlammes hin.


Abschnitt II - 66 -<br />

Insgesamt muss die Entwässerbarkeit der Schlämme aus der <strong>Co</strong>-Vergärung<br />

schlechter beurteilt werden als die des reinen Klärschlamms. Die Ergebnisse<br />

der Linien 3 und 4 lagen bei Schlämmen des Mischungsverhältnisses <strong>Co</strong>:KS=1:2<br />

aber nur unwesentlich unter denen der Linie 1. Das Ergebnis der Linie 2 mit 3,5<br />

%-Punkten weniger TR im Filterkuchen liegt schon deutlicher unter diesen Werten.<br />

Die schlechte Entwässerbarkeit des Schlamms der Linie 2 bei einem Mischungsverhältnis<br />

von <strong>Co</strong>:KS=1:1 lässt darauf schließen, dass ein solches Mischungsverhältnis<br />

im großtechnischen Maßstab zu hohen Mehrmengen bei<br />

der Schlammentsorgung und daher zu einer erheblichen Kostensteigerung<br />

führen würde. Daher ist aus Sicht der Entwässerbarkeit ein Mischungsverhältnis<br />

über <strong>Co</strong>:KS=1:2 nicht zu empfehlen. Die am besten geeigneten <strong>Co</strong>-<br />

Substrate stellten der Flotatschlamm und der Fettschlamm dar. Die Entwässerbarkeit<br />

des Faulschlamms dieser Linien wurde durch die Erhöhung des Mischungsverhältnisses<br />

nur wenig beeinflusst.<br />

5.4 Rückbelastung<br />

Filtratwasserbelastung<br />

Da das bei der Entwässerung anfallende Schlammwasser (Filtratwasser) üblicherweise<br />

in die Kläranlage zurückgeleitet wird, lässt die Filtratwasserbelastung<br />

Aussagen über die voraussichtliche Rückbelastung der Kläranlage zu.<br />

Die gemessenen Parameter setzten sich zusammen aus CSB, NH4-N, org. N und<br />

Pges<br />

Die Abbildung 5-24 und die Abbildung 5-25 zeigen die Filtratwasserbelastungen<br />

aus den Entwässerungsversuchen. Zusätzlich aufgeführt ist die Kjeldahl-<br />

Stickstoff-Konzentration TKN, die sich aus NH4-N und org. N zusammensetzt<br />

und einen wichtigen Bemessungsparameter für Kläranlagen darstellt.<br />

Bei der Betrachtung der Filtratwasserbelastung sind die Parameter CSB, TKN<br />

und Pges kläranlagenrelevant.<br />

In der Abbildung 5-24 und Abbildung 5-25 fällt auf, dass die Linie 2 in beiden<br />

Versuchsreihen die höchsten CSB- und TKN-Werte aufwies. Der CSB der Linien 3<br />

und 4 lag ebenfalls höher als der der Linie 1. Die erhöhten CSB-Gehalte sind<br />

durch den zusätzlichen Anteil leicht abbaubarer organischer Stoffe zu erläutern.


Abschnitt II - 67 -<br />

1.200<br />

Linie 1 Linie 2 Linie 3 Linie 4<br />

Konzentration im Filtratwasser Phase 2 [mg/l]<br />

1.000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

908<br />

925<br />

717 729<br />

689<br />

653 656<br />

629<br />

496<br />

464 469<br />

325<br />

101<br />

64<br />

17 32<br />

17 12 22<br />

CSB Ammonium-N org. N TKN P ges.<br />

erfasste Parameter<br />

16<br />

Abbildung 5-24: Mittlere Filtratwasserbelastung der Schlämme aus der Phase 2<br />

Linie 1 Linie 2 Linie 3 Linie 4<br />

1.200<br />

1120<br />

Konzentrationen im Filtratwasser Phase 3 [mg/l]<br />

1.000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

1003<br />

938<br />

815<br />

731<br />

747 755<br />

704<br />

659<br />

639 644<br />

589<br />

117 104<br />

84<br />

52<br />

18 28 35<br />

CSB Ammonium-N org. N TKN P ges.<br />

erfasste Parameter<br />

35<br />

Abbildung 5-25: Mittlere Filtratwasserbelastung der Schlämme aus der Phase 3<br />

Bei der Betrachtung der Stickstoffgehalte wird deutlich, dass sich durch den<br />

Einsatz von Speiseabfällen als <strong>Co</strong>-Substrat die Stickstoffanteile im Filtratwasser<br />

deutlich erhöhten, während in den Linien 3 und 4 der Stickstoffgehalt abnahm<br />

und geringere Werte als im Filtratwasser aus Klärschlamm aufwies.<br />

Die Phosphorgehalte in den Linien der <strong>Co</strong>-Vergärung lagen im Mischungsverhältnis<br />

<strong>Co</strong>:KS=1:2 etwa auf dem Niveau der Linie 1, im Mischungsverhältnis


Abschnitt II - 68 -<br />

<strong>Co</strong>:KS=1:1 stiegen die Werte leicht an auf Werte über denen der Klärschlammfaulung.<br />

Da die Phosphorgehalte in den Schlämmen der <strong>Co</strong>-Vergärung bei<br />

höherem Mischungsverhältnis eher abnahmen (siehe Kapitel 5.5, Tabelle 5-4,<br />

Seite 70), ist der Anstieg über einen höheren Anteil leicht löslicher Stoffe im Gesamtphosphorgehalt<br />

zu erklären.<br />

5.5 Produktqualität Endprodukt<br />

Die ausgefaulten Schlämme wurden sowohl in den halbtechnischen als auch<br />

den großtechnischen Versuchen hinsichtlich der Gehalte an Schwermetallen<br />

und AOX sowie der Nährstoffgehalte untersucht.<br />

Schadstoffgehalte nach Klärschlammverordnung<br />

Die Mittelwerte der Analyseergebnisse aus den Abläufen der Linien 1 bis 4 finden<br />

sich in der Tabelle 5-3. In den folgenden Abbildungen werden die Parameter<br />

AOX, Nickel und Zink betrachtet. Für alle Schadstoffe gilt, dass die<br />

Grenzwerte nach AbfKlärV während des gesamten Zeitraums nicht überschritten<br />

wurden.<br />

Tabelle 5-3:<br />

Schadstoffgehalte der ausgefaulten Schlämme und ihre<br />

Grenzwerte<br />

Referenz <strong>Co</strong>-Vergärung Grenzwerte<br />

Parameter Linie 1<br />

Linie 2<br />

Linie 3<br />

Linie 4<br />

AbfKlärV<br />

[mg/kg TR]<br />

[mg/kg TR]<br />

[mg/kg TR]<br />

[mg/kg TR]<br />

[mg/kg TR]<br />

AOX 361 314 357 332 500<br />

Chrom 67,8 61,5 67,3 95,0 900<br />

Nickel 45,8 41,5 46,3 56,5 200<br />

Kupfer 378,8 339,8 370,0 336,0 800<br />

Zink 1519,3 1327,5 1400,3 1426,0 2000/2500*<br />

Cadmium 3,4 2,8 2,9 3,0 5/10*<br />

Quecksilber 1,4 1,1 1,1 1,2 8<br />

Blei 151,5 126,8 141,5 133,0 900<br />

* Grenzwert abhängig von Art und pH-Wert des Bodens, auf den die Aufbringung geplant ist<br />

Die AOX-Gehalte aller vier Linien lagen im gesamten Versuchszeitraum unter<br />

dem Grenzwert von 500 mg/kg TR. Tendenziell wurde die AOX-Belastung der<br />

Linie 1 über den Versuchszeitraum geringer, während die Werte der Linie 2 am<br />

niedrigsten lagen.


Abschnitt II - 69 -<br />

Die Nickel-Gehalte im Faulschlamm aller Linien befanden sich weit unter dem<br />

Grenzwert von 200 mg/kg TR. Die leicht erhöhten Nickelwerte im Ablauf der<br />

Linie 4 sind aus der im Vergleich zu den anderen <strong>Co</strong>-Substraten höheren Nickelbelastung<br />

im Ausgangsprodukt Flotatschlamm zu erklären (siehe auch<br />

Kapitel 4.2.2.1, Tabelle 4-3, Seite 34). Die Werte der Linie 2 sind etwas niedriger<br />

als die der Linien 1 und 3, die auf etwa demselben Niveau liegen.<br />

Die Zink-Gehalte (Grenzwert 2000/2500 mg/kg TR, abhängig von Art und pH-<br />

Wert des Bodens) sanken während des Versuchszeitraums im Faulschlamm der<br />

Linie 1. Das zeigt die allgemeine Tendenz aller Schadstoffgehalte an, die im<br />

Sommer höher als im Winter sind. Ursache hierfür ist wiederum der bei niedrigen<br />

Temperaturen geringere Vorabbau der organischen Substanz im Gewässer<br />

vor Einleitung in die Kläranlage. Die Linie 2 wies bei den Zink-Gehalten, wie<br />

bei allen anderen Schwermetallen, die niedrigsten Werte auf. Die Gehalte der<br />

Linien 3 und 4 lagen leicht darüber. Die Zink-Gehalte in den Schlämmen der<br />

<strong>Co</strong>-Vergärung waren grundsätzlich niedriger als in reinem Klärschlamm.<br />

Insgesamt kann festgestellt werden, dass sich die Schadstoffgehalte im ausgefaulten<br />

Produkt durch die <strong>Co</strong>-Vergärung nur unwesentlich positiv beeinflussen<br />

lassen. Bedingt durch die sehr hohen Abbaugrade der <strong>Co</strong>-Substrate ist ein<br />

Verdünnungseffekt im Ablauf kaum feststellbar. Bei der Linie 4 kam es in den<br />

Parametern Nickel und Chrom sogar zu einer etwas höheren Belastung als bei<br />

der reinen Klärschlammfaulung. Das war bedingt durch die leicht erhöhten<br />

Werte im Substrat, die etwa der Konzentration im Klärschlamm entsprachen.<br />

Die Ablaufbelastung der Linie 2 war bei allen gemessenen Schadstoffen am<br />

geringsten, die Grenzwerte nach Klärschlammverordnung wurden aber in<br />

keiner Linie überschritten.<br />

Nährstoffgehalte<br />

Da die stabilisierten Schlämme als Sekundärrohstoffdünger in der Landwirtschaft<br />

verwertet werden sollen, ist die Betrachtung des Düngewerts der Endprodukte<br />

interessant. Bei Untersuchungen nach Klärschlammverordnung wurden<br />

daher auch Nährstoffgehalte im Schlamm gemessen. Die wichtigsten<br />

Bodennährstoffe sind Stickstoff, Phosphat und Kalium [BDE, 1994].<br />

In der Regel ist der Stickstoffbedarf des Bodens höher als durch den Klärschlamm<br />

eingebracht werden kann. Eine Erhöhung der Stickstoffgehalte im<br />

Schlamm der <strong>Co</strong>-Vergärung ist damit positiv zu werten. Wie in Tabelle 5-4 zu


Abschnitt II - 70 -<br />

sehen, stiegen durch die <strong>Co</strong>-Vergärung die Stickstoffgehalte der Linie 2 stark<br />

an, während die Zunahme in den anderen <strong>Co</strong>-Vergärungslinien relativ gering<br />

war.<br />

Tabelle 5-4:<br />

Nährstoffgehalte der ausgefaulten Schlämme und ihre<br />

Grenzwerte<br />

Referenz<br />

<strong>Co</strong>-Vergärung<br />

Parameter Linie 1<br />

Linie 2<br />

Linie 3<br />

Linie 4<br />

[% TR]<br />

[% TR]<br />

[% TR]<br />

[% TR]<br />

Stickstoff ges 5,0 6,6 5,4 5,2<br />

Phosphor ges 5,3 5,1 4,4 4,6<br />

Kalium 0,6 1,0 0,6 0,6<br />

Im Gegensatz zum Stickstoff ist der Bedarf an Phosphor im Boden niedriger. Da<br />

neben Klärschlamm u. a. auch Gülle als Dünger aufgebracht wird, ist das<br />

Phosphordargebot aus Klärschlamm höher als benötigt, so dass die Aufbringungsmenge<br />

oft durch den Phosphorgehalt beschränkt wird. In den <strong>Co</strong>-<br />

Vergärungschlämmen lagen die Phosphorgehalte niedriger als in reinem Klärschlamm,<br />

wobei die Werte der Linien 3 und 4 geringer waren als die der Linie 2.<br />

Dies lässt höhere Schlammmengen zur landwirtschaftlichen Verwertung zu.<br />

Bei der Betrachtung von Kalium als Dünger im Boden liegen die Verhältnisse<br />

ebenso wie beim Stickstoff. Hier sind die Gehalte im Klärschlamm gewöhnlich<br />

niedriger als der Bedarf des Bodens. Eine Erhöhung der Kaliumgehalte würde<br />

daher, ebenso wie beim Stickstoff, zu einem verbesserten Düngewert führen.<br />

Dies war, wie aus Tabelle 5-4 hervorgeht, beim Schlamm der Linie 2 der Fall,<br />

dessen Kaliumgehalte über denen der anderen Schlämme lagen. Die Werte<br />

der Linien 3 und 4 unterscheiden sich nur unwesentlich von denen der Linie 1.<br />

Eine größere Veränderung der Nährstoffgehalte in den Schlämmen der <strong>Co</strong>-<br />

Vergärung war nur bei der Linie 2 festzustellen, da der Anstieg der Stickstoffund<br />

Kaliumgehalte zu einer Erhöhung des Düngewerts führte. Die Schlämme<br />

aus der <strong>Co</strong>-Vergärung mit Flotatschlamm und Fettabscheiderrückständen<br />

wiesen bis auf eine Reduzierung der Phosphorgehalte keine signifikanten Veränderungen<br />

zur Vergleichslinie 1 auf. Aus Sicht der landwirtschaftlichen Klärschlammverwertung<br />

eignet sich also der Schlamm der Linie 2 am besten. Da<br />

die Phosphorgehalte im Schlamm durch die <strong>Co</strong>-Vergärung sanken, können


Abschnitt II - 71 -<br />

von allen <strong>Co</strong>-Schlämmen größere Mengen aufgebracht werden als aus der<br />

Klärschlammfaulung. Das ist vor allem im Hinblick auf höhere Schlammmengen<br />

aus der <strong>Co</strong>-Vergärung positiv zu werten.<br />

5.6 Fazit<br />

Nachfolgend sollen die Ergebnisse der halbtechnischen Versuche für die drei<br />

hauptsächlich verwendeten <strong>Co</strong>-Substrate Speisereste, Fettabscheiderrückstände<br />

und Flotatschlamm zusammengefasst werden.<br />

Die Eignung der einzelnen Substrate zur <strong>Co</strong>-Vergärung kann so herausgestellt<br />

werden. Zur besseren Übersicht werden die Versuchsergebnisse für die einzelnen<br />

Substrate nicht mehr in Zahlenform aufgeführt, sondern über eine Rangfolge<br />

visualisiert. Da jedes Substrat prinzipiell für die <strong>Co</strong>-Vergärung geeignet ist,<br />

wurde eine Unterteilung in sehr gute, gute und mittlere Eignung vorgenommen.<br />

Alle erfassten Parameter sind in der Tabelle 5-5 dargestellt und für eine<br />

großtechnische Umsetzung priorisiert.<br />

Die Einteilung in niedrige, mittlere oder hohe Priorität stellt aber nicht die<br />

Wichtigkeit der Parameter als solches dar, sondern die Wichtigkeit der Ergebnisse<br />

für die einzelnen Substrate. Da beispielsweise die Schadstoffgehalte aller<br />

drei getesteten Substrate sehr gering waren, wird die Priorität als niedrig eingestuft.<br />

Die Ergebnisse der Entwässerungsversuche unterschieden sich deutlich,<br />

daher ist die Wichtigkeit dieser Daten für die Wahl eines Substrates sehr<br />

hoch.


Abschnitt II - 72 -<br />

Tabelle 5-5:<br />

Versuchsergebnisse der einzelnen Substrate und ihre Priorität<br />

Priorität<br />

Bereich Parameter Speisereste<br />

Fettabscheider<br />

Flotatschlamm<br />

Linie 2<br />

Linie 3<br />

Linie 4<br />

hoch Ausgangssubstanzen<br />

Aufbereitungsbedarf * ** ***<br />

niedrig Schadstoffgehalte *** ** *<br />

niedrig<br />

pH-Werte *** * *<br />

mittel<br />

mittel<br />

Anaerobes<br />

Abbauverhalten<br />

Abbaugrade<br />

Gesamt<br />

Abbaugrade<br />

<strong>Co</strong>-Substrat<br />

*** *** ***<br />

** *** **<br />

niedrig CSBfil. *** *** ***<br />

niedrig organische Säuren ** *** ***<br />

hoch Faulgasproduktion ** *** ***<br />

hoch<br />

hoch<br />

Gasausbeute gesamt<br />

[Nm 3 /kg oTRzul.]<br />

Gasausbeute Substrat<br />

[Nm 3 /kg oTRzul.]<br />

* ** ***<br />

** ** ***<br />

hoch Gaszusammensetzung ** *** ***<br />

niedrig H2S im Faulgas *** ** **<br />

hoch<br />

Heizwerte<br />

[MJ/Nm 3 ]<br />

* *** ***<br />

niedrig Entwässe-<br />

Filterwiderstand * ** ***<br />

rungseigen-<br />

hoch<br />

schaften Entwässerbarkeit * ** ***<br />

hoch Rückbelastung Kläranlagenrückbelastung * *** ***<br />

niedrig Endprodukt Schadstoffgehalte *** ** *<br />

niedrig<br />

Nährstoffgehalte *** ** **<br />

Σ hohe Priorität 7 8 12<br />

Σ mittlere Priorität 5 9 3<br />

Σ niedrige Priorität 6 1 3<br />

*** sehr gute Eignung ** gute Eignung * mittlere Eignung


Abschnitt II - 73 -<br />

6 Darstellung der großtechnischen Versuchsergebnisse<br />

6.1 Randbedingungen des Faulbehälterbetriebes<br />

Zur Beurteilung der Ergebnisse aus den einzelnen Versuchsphasen ist es wichtig,<br />

die Randbedingungen zu kennen, unter denen die Faulbehälter betrieben<br />

wurden. In Tabelle 6-1 sind hierzu die wichtigsten Informationen enthalten.<br />

Tabelle 6-1:<br />

Betriebsparameter der Faulbehälter (Mittelwerte über die einzelnen<br />

Phasen)<br />

Versuchsphase<br />

Phase 1<br />

dosiertes <strong>Co</strong>-Substrat<br />

Flotatschlamm<br />

Phase 2 Phase 3<br />

dosiertes <strong>Co</strong>-Substrat<br />

Fettabscheider<br />

Linie Linie 1 Linie 2 Linie 1 Linie 2 Linie 1 Linie 2<br />

pH-Wert<br />

[-]<br />

Temperatur<br />

[°C]<br />

TRzu<br />

[%]<br />

TRab<br />

[%]<br />

GVzu<br />

[% v. TR]<br />

GVab<br />

[% v. TR]<br />

Aufenthaltszeit<br />

[d]<br />

Raumbelastung<br />

[kg⋅oTR/m³⋅d]<br />

7,1 7,1 7,1 7,1 7,1 7,1<br />

37,0 37,2 36,1 36,8 36,7 36,7<br />

4,2 5,0 3,1 3,1 2,7 3,9<br />

2,4 2,4 2,0 2,0 1,6 1,7<br />

73,9 75,9 76,9 76,9 76,2 77,9<br />

57,7 58,6 60,4 60,4 57,7 59,9<br />

42,9 39,4 32,8 32,8 34,9 31,8<br />

0,76 1,04 0,72 0,72 0,59 1,02<br />

Linie 1 = Klärschlammfaulung<br />

Linie 2 = <strong>Co</strong>-Vergärung<br />

pH-Wert im Faulbehälter<br />

Die Tabelle 6-1 verdeutlicht, dass die pH-Werte über den ganzen Versuchszeitraum<br />

konstant im Bereich 7,1 lagen. Die pH-Werte der Linie 2 (<strong>Co</strong>-Vergärung)<br />

wiesen etwa dieselben Werte auf wie die Vergleichslinie 1.


Abschnitt II - 74 -<br />

Faulraumtemperatur<br />

Auch die mittleren Faulraumtemperaturen belegen eindeutig, dass beide<br />

Faulbehälter bei den gleichen Temperaturverhältnissen im mesophilen Bereich<br />

betrieben wurden.<br />

Feststoffgehalt<br />

Die Feststoffgehalte der Klärschlammfaulung in Linie 1 fallen im Laufe der Versuche<br />

von 4,2 % auf einen Wert von 2,7 %. Dies deutet auf eine allgemeine<br />

Veränderung des Rohschlammes über die Zeit hin. In der <strong>Co</strong>-Vergärung sind<br />

die Feststoffgehalte durch die Zugabe der Flotatschlämme in Phase 1 und<br />

durch Zugabe der Fettabscheiderinhalte in Phase 3 immer etwas höher als<br />

bei der Klärschlammfaulung.<br />

Glühverlust<br />

Der organische Anteil des rohen Klärschlamms betrug in den Versuchsphasen<br />

etwa 74 bzw. 76 %. Im Vergleich dazu wurde der Glühverlust in der <strong>Co</strong>-<br />

Vergärung aufgrund der zusätzlichen Substratzugabe jeweils höher ermittelt.<br />

In Phase 1 lag der Glühverlust der Linie 2 bei 76 %. Während in der Phase 3 in<br />

der etwa das gleiche Mischungsverhältnis von Klärschlamm zu biogenen Abfall<br />

eingestellt wurde sogar noch 2%-Punkte darüber.<br />

Aufenthaltszeit<br />

Es zeigte sich, dass durch die Zugabe von <strong>Co</strong>-Substraten zur Faulung der Linie<br />

2 nur eine geringe Beeinflussung der Aufenthaltszeit zu verzeichnen war<br />

(Abbildung 6-1).<br />

Bei der Linie 1 beträgt die Aufenthaltszeit in der Klärschlammfaulung ca.<br />

43 Tage und sinkt im Verlaufe der einzelnen Versuchsphasen auf einen Minimalwert<br />

von ca. 33 Tagen.<br />

Die Zugabe von <strong>Co</strong>-Substraten zur Linie 2 beeinträchtigt somit die Aufenthaltszeit<br />

nur geringfügig. Die Aufenthaltszeit beträgt in der Phase 1 ca. 39 Tage<br />

und sinkt in der Phase 3 auf einen Minimalwert von ca. 31 Tagen.


Abschnitt II - 75 -<br />

50<br />

Linie 1 Linie 2<br />

42,9<br />

40<br />

39,4<br />

32,8<br />

32,8<br />

34,9<br />

31,8<br />

Verweilzeit [d]<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Phase 1 Phase 2 Phase 3<br />

Abbildung 6-1: Mittlere Verweilzeit pro Phase und Linie<br />

Diese Daten entsprechen ebenfalls den Kennwerten aus dem Merkblatt des<br />

MUNLV zur <strong>Co</strong>-Vergärung [MUNLV, 2001]. Bei einer Anlagengröße < 50.000 EW<br />

sollte die Faulzeit mindestens zwischen 20 und 30 Tagen liegen (Tabelle 6-2).<br />

Grundsätzlich gilt, dass die angegebene minimale Aufenthaltszeit bei einer<br />

Mitbehandlung biogener Abfälle nicht unterschritten werden darf.<br />

Tabelle 6-2:<br />

Kennwerte einer anaeroben Stabilisierungsanlage für Klärschlamm<br />

[MUNLV, 2001]<br />

Anlagengröße < 50.000 EW 50.000-100.000 EW > 100.000 EW<br />

Faulzeit<br />

[d]<br />

Organische Raumbelastung<br />

[kg oTR/m³·d]<br />

Organische Säuren<br />

[mg/l]<br />

20-30 15-20 15-18<br />

1,5 3,0 4,5<br />

< 300 im täglichen Betrieb<br />

Raumbelastung<br />

Neben der Aufenthaltszeit muss auch die organische Raumbelastung den<br />

allgemeinen Bemessungsansätzen entsprechen und einer Überprüfung standhalten.<br />

In der Tabelle 6-2 sind Orientierungswerte für die organische<br />

Raumbelastung in Abhängigkeit der Kläranlagengröße aufgelistet. Diese Werte<br />

müssen in jedem Fall nach Zugabe der biogenen Abfälle bei der <strong>Co</strong>-


Abschnitt II - 76 -<br />

Vergärung eingehalten werden. Eine Überschreitung der maximalen Raumbelastung<br />

von 1,5 kg oTR/(m³·d) ist nicht genehmigungsfähig.<br />

Insgesamt betrachtet (Tabelle 6-1), liegen die Raumbelastungen beider Faulbehälter<br />

in allen Phasen unter dem Wert von 1,5 kg oTR/(m³·d). Für Linie 1<br />

wurden Mittelwerte zwischen 0,59 und 0,76 kg oTR/(m³·d) festgestellt. Die<br />

vorhandenen mittleren organischen Raumbelastungen wurden für die <strong>Co</strong>-<br />

Vergärung in den Phasen 1 und 3 im Bereich von ca. 1,0 kg oTR/(m³·d) ermittelt.<br />

Werden die Raumbelastungen für <strong>Co</strong>-Substrat und Klärschlamm getrennt betrachtet,<br />

wie in Abbildung 6-2 für die <strong>Co</strong>-Vergärung dargestellt, so ist ersichtlich,<br />

dass der Anstieg der Raumbelastung direkt aus der Zusatzbelastung<br />

durch das <strong>Co</strong>-Substrat herrührt.<br />

1,2<br />

aus PS aus ÜS aus <strong>Co</strong>-Substrat<br />

Raumbelastung <strong>Co</strong>-Vergärung [kg oTRzu/(m³*d)]<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,29<br />

0,40<br />

0,36<br />

0,45<br />

0,37<br />

0,23<br />

0,0<br />

Phase 1 Phase 3<br />

Abbildung 6-2: Mittlere Raumbelastung der Linie 2, getrennt nach Klärschlamm<br />

und <strong>Co</strong>-Substrat<br />

Die Erhöhung der Raumbelastung wurde im Vergleich zur Linie 1 durch das<br />

jeweilige <strong>Co</strong>-Substrat hervorgerufen. Im Mittel stieg in Phase 1 durch die Zugabe<br />

der fetthaltigen Flotatschlämme die Raumbelastung um<br />

0,29 kg oTR/(m³·d). Die Zugabe der Fettabscheiderinhalte in Phase 3 hatte<br />

eine Erhöhung um 0,45 kg oTR/(m³·d) zur Folge. Insgesamt bleibt festzuhalten,<br />

dass die Raumbelastung der Linie mit <strong>Co</strong>-Vergärung in einem für Kläranlagen<br />

üblichen Bereich lag.


Abschnitt II - 77 -<br />

6.2 Anaerobes Abbauverhalten<br />

6.2.1 Abbaugrad<br />

Gehalte und Abbaugrade der organischen Substanz<br />

Der biologische Abbaugrad gibt einen Hinweis auf die Qualität des anaeroben<br />

Prozesses im Faulbehälter. Aus Abbildung 6-3 ist ersichtlich, dass sich die<br />

Abbaugrade der organischen Substanz durch die <strong>Co</strong>-Vergärung ausnahmslos<br />

über der Klärschlammfaulung liegen.<br />

Die Klärschlammfaulung wies einen relativ gleichmäßigen Abbaugrad zwischen<br />

etwa 43 und 55 % auf. Im Vergleich zu Werten üblicher kommunaler<br />

Klärschlämme, die zwischen 40 und 50 % liegen, ist der erreichte oTR-<br />

Abbaugrad als optimal einzustufen.<br />

Bei der <strong>Co</strong>-Vergärung wurden sowohl in Phase 1 (<strong>Co</strong>-Substrat = Flotatschlämme)<br />

als auch in der Phase 3 (<strong>Co</strong>-Substrat = Fettabscheiderinhalte)<br />

durchweg höhere Abbaugrade von jeweils über 60 % erreicht.<br />

100<br />

Linie 1 Linie 2<br />

90<br />

80<br />

Abbaugrad oTR [%]<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

55<br />

63<br />

43<br />

45<br />

52<br />

63<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Phase 1 Phase 2 Phase 3<br />

Abbildung 6-3: Gesamtabbaugrade in den Phasen<br />

Die organische Zulauffracht bei der <strong>Co</strong>-Vergärung setzt sich zum Teil aus dem<br />

Klärschlamm und zum Teil aus dem biogenen Abfall zusammen. Da sowohl der<br />

Abbaugrad des Klärschlamms aus der Klärschlammfaulung bekannt als auch<br />

der Klärschlammanteil in der <strong>Co</strong>-Vergärung bekannt sind, wurden Abbaugrade<br />

getrennt für den Klärschlamm und das <strong>Co</strong>-Substrat getrennt berechnet.<br />

Hierbei wird vorausgesetzt, dass der organische Klärschlammanteil in der


Abschnitt II - 78 -<br />

<strong>Co</strong>-Vergärung genau so gut abgebaut wird wie in der reinen Klärschlammfaulung.<br />

In Abbildung 6-4 ist das Ergebnis der Berechnungen dargestellt und<br />

verdeutlicht, dass der organische Anteil der <strong>Co</strong>-Substrate wesentlich besser<br />

abgebaut werden kann, als der des Klärschlamms. Für beide Abfälle, Flotatschlämme<br />

und Fettabscheiderinhalte, wurden organische Abbaugrade<br />

von über 80 % erreicht.<br />

100<br />

Schlamm Substrat Gesamt<br />

90<br />

80<br />

84<br />

87<br />

Abbaugrade [%]<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

55<br />

63 63<br />

52<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Phase 1 Phase 2<br />

Abbildung 6-4: Abbaugrade der Linie 2, getrennt nach Klärschlamm und<br />

<strong>Co</strong>-Substrat<br />

6.2.2 Stabilisierungsgrad<br />

Trotz der erhöhten Raumbelastungen in den Phasen 1 und 3 (siehe auch Kapitel<br />

6.1, Seite 73) traten keine nennenswerten Anstiege der organischen Säuren<br />

im <strong>Co</strong>-Schlamm auf. Zur Verdeutlichung wird in Abbildung 6-5 der Gehalt<br />

an organischen Säuren über den gesamten Versuchszeitraum dargestellt.<br />

Die Abbildung zeigt die regelmäßig ermittelten Anteile an organischen Säuren<br />

im ausgefaulten Produkt und verdeutlicht sehr niedrige Konzentrationen,<br />

die Werte von 100 mg/l nicht überschreiten. Alle Faulschlämme sind daher als<br />

sehr gut stabilisiert zu bezeichnen (siehe auch Kapitel 2.1, Seite 3).


Abschnitt II - 79 -<br />

120<br />

Linie 1 Linie 2<br />

Phase 1 Phase 2 Phase 3<br />

100<br />

organische Säuren im Ablauf [mg/l]<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

0 25 50 75 100 125 150 175 200 225<br />

Versuchzeitraum [d]<br />

Abbildung 6-5: Organische Säuren in den Abläufen der Linien 1 und 2<br />

6.2.3 Gasproduktion- und Zusammensetzung<br />

Gasanfall<br />

Die Faulgasproduktion über den gesamten Versuchszeitraum ist in Abbildung<br />

6-6 dargestellt.<br />

Die Gasproduktion aus dem Klärschlamm lag im Bereich von 200 bis 300 m³/d.<br />

In den Phasen mit Zugabe der fetthaltigen biogenen Abfälle wurde auch in<br />

den großtechnischen Versuchen eindeutig eine weit höhere Gasproduktion<br />

nachgewiesen.<br />

Es konnte abschließend jedoch nicht eindeutig erklärt werden, weshalb in der<br />

Zwischenphase (Phase 2) bei gleicher Beschickung beider Faulbehälter die<br />

Faulgasproduktion der Linie 2 unter das Klärschlammniveau absackte.


Abschnitt II - 80 -<br />

500<br />

Linie 1 Linie 2<br />

450<br />

Phase 1 Phase 2 Phase 3<br />

400<br />

Gasproduktion [m³/d]<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

Abbildung 6-6: Gasproduktion über den Versuchszeitraum<br />

Insgesamt muss von einem Fehler in der Gasmengenmessung ausgegangen<br />

werden. Bei einem Vergleich der aufgezeichneten Gasvolumenströme mit<br />

dem Gasverbrauch des BHKW auf der Kläranlage und den erzeugten Strommengen<br />

werden Diskrepanzen klar erkennbar. Die Summe der gemessenen<br />

Gasmengen liegt deutlich über dem Gasverbrauch des BHKW. Trotz mehrfacher<br />

Kalibrierung der Gasmessgeräte konnte dieser Fehler nicht minimiert und<br />

behoben werden.<br />

Beide Gasleitungen münden nach den Messgeräten in eine gemeinsame Leitung.<br />

Durch eventuell zurückfließendes Gas werden Gasströme doppelt erfasst<br />

und führen insgesamt zu einer Gasmehrmessung von ca. 30 %.<br />

Spezifische Gasproduktion<br />

Zwischen dem Abbau an organischer Substanz und dem Gasanfall besteht<br />

ein enger Zusammenhang, da die abgebaute organische Masse in Form von<br />

Faulgas entweicht.<br />

0 25 50 75 100 125 150 175 200 225<br />

Versuchszeitraum [d]<br />

Da hinsichtlich der erfassten Gasmengen von einem erheblichen Messfehler<br />

(siehe auch oben) auszugehen ist, werden der Gasanfall und der abgebaute<br />

bzw. zugeführte organische Anteil nicht in Beziehung gesetzt. Über diesen Zusammenhang<br />

können keine plausiblen und deutlichen Aussagen getroffen<br />

werden können. Es wird daher auf eine weitere Betrachtung der spezifischen<br />

Gasproduktion im Zulauf verzichtet.


Abschnitt II - 81 -<br />

Nach den Erfahrungen in den halbtechnischen Versuchen kann aber davon<br />

ausgegangen werden, dass die erhöhten Zulaufmengen an organischer Substanz<br />

und der höhere Abbaugrad in den Linien der <strong>Co</strong>-Vergärung zu einer<br />

Steigerung der Gasausbeute und spezifischen Gasproduktion führten<br />

Gaszusammensetzung und Heizwerte<br />

Mit Hilfe eines Gaschromatographen einschließlich Wärmeleitfähigkeitsdetektor<br />

(WLD) wurden die Bestandteile des Faulgases bestimmt. Zu den analysierten<br />

Gasbestandteilen zählen Methan, Kohlendioxid, Wasserstoff, Sauerstoff<br />

und Stickstoff. Die Ergebnisse der Faulgasuntersuchungen sind in Tabelle 6-3<br />

über den Versuchszeitraum aufgeführt.<br />

Tabelle 6-3:<br />

Ergebnisse der Faulgasanalysen über den Versuchszeitraum<br />

(Mittelwerte)<br />

Versuchsphase<br />

Phase 1<br />

dosiertes <strong>Co</strong>-Substrat<br />

Flotatschlamm<br />

Phase 2 Phase 3<br />

dosiertes <strong>Co</strong>-Substrat<br />

Fettabscheider<br />

Linie 1 Linie 2 Linie 1 Linie 2 Linie 1 Linie 2<br />

Methan<br />

[Vol.-%]<br />

Kohlendioxid<br />

[Vol.-%]<br />

Wasserstoff<br />

[Vol.-%]<br />

Stickstoff<br />

[Vol.-%]<br />

Sauerstoff<br />

[Vol.-%]<br />

53,9 62,3 60,7 61,9 63,1 64,5<br />

25,8 29,3 31,7 31,9 33,1 31,8<br />

< 0,1 < 0,1 < 0,1 < 0,1 < 0,1 < 0,1<br />

14 5,8 4,5 3,4 2,5 2,5<br />

3,8 1,3 1,0 0,7 0,4 0,4<br />

Linie 1 = Klärschlammfaulung<br />

Linie 2 = <strong>Co</strong>-Vergärung<br />

Die relativ hohen Sauerstoff- und Stickstoffanteile im Faulgas können nur<br />

durch einen systematischen Fehler bei der Probenahme und Probenverarbeitung<br />

erklärt werden, da unter anaeroben Bedingungen das Faulgas keine<br />

Anteile an Sauerstoff und Stickstoff enthalten sind.<br />

Die Faulgaszusammensetzung wird daher in Abbildung 6-7 auf die drei Bestandteile<br />

Methan, Kohlendioxid und Wasserstoff bezogen und zu 100 %<br />

hochgerechnet.


Abschnitt II - 82 -<br />

100%<br />

CH4 H2 CO2<br />

80%<br />

32,3 31,9 34,7 34,0 34,4 33,5<br />

Anteile im Gas [Vol%]<br />

60%<br />

40%<br />

0,2 0,1<br />

0,2 0,1 0,1 0,1<br />

67,6 68,0 65,1 65,9 65,5 66,4<br />

20%<br />

0%<br />

Linie 1 Linie 2 Linie 1 Linie 2 Linie 1 Linie 2<br />

Phase 1 Phase 2<br />

Phase 3<br />

Abbildung 6-7: Mittlere Gaszusammensetzung der Linien 1 und 2<br />

Die Wasserstoffanteile des Faulgases liegen durchweg bei etwa 0,1 %. Da Wasserstoff<br />

als Zwischenprodukt des anaeroben Abbaus entsteht, werden sich<br />

geringe Mengen immer im Faulgas finden lassen.<br />

Der Methangehalt im Faulgas der Klärschlammfaulung reduziert sich im Verlauf<br />

der Versuche in Phase 2 leicht auf 65,0 %, der Kohlendioxidgehalt steigt<br />

entsprechend an. Dies kann auf eine veränderte Rohschlammzusammensetzung<br />

zurückgeführt werden. Die mittleren Glühverluste wurden in den Phasen<br />

1 und 3 bei knapp unter 60 % bestimmt. In der Phase 2 betrug der Glühverlust<br />

dagegen 60 % (siehe Tabelle 6-1).<br />

Insgesamt betrachtet entsprach die Gaszusammensetzung der Linie 2 in allen<br />

Phasen weitestgehend der der Vergleichslinie 1, blieb über den gesamten Versuchszeitraum<br />

in allen Versuchlinien weitestgehend stabil und veränderte sich<br />

nicht.<br />

H2S-Gehalte im Faulgas<br />

Durch die Vergärung von Abfällen aus dem Lebensmittelbereich kann es dazu<br />

kommen, dass die Gehalte an H2S im Faulgas zunehmen. Als Ursache sind<br />

die in diesen Substraten enthaltenen Schwefelverbindungen Die Ergebnisse<br />

der Faulgasanalysen bestätigten diese Vermutung nicht.<br />

Die Schwefelwasserstoffgehalte aller Linien wurden im gesamten Untersuchungszeitraum<br />

bei allen durchgeführten Faulgasuntersuchungen < 10 ppm<br />

bestimmt. Da die nachgewiesen Konzentrationen an H2S sehr gering waren,


Abschnitt II - 83 -<br />

ist an den Einrichtungen zur Gasverwertung (z.B. Blockheizkraftwerke zur<br />

Strom- und Wärmeproduktion) aus Sicht der Gasqualität keine Änderung wie<br />

z.B. Faulgasreinigung erforderlich.<br />

Heizwert im Faulgas<br />

Der Heizwert des Faulgases wurde aus dessen brennbaren Bestandteilen ermittelt<br />

und in Abbildung 6-8 graphisch aufbereitet. Die Werte beziehen sich<br />

jeweils auf einen Kubikmeter Faulgas.<br />

24,0<br />

Linie 1 Linie 2<br />

23,2<br />

Heizwert pro m³ Faulgas [MJ/Nm³<br />

23,0<br />

22,0<br />

21,0<br />

20,0<br />

19,0<br />

19,3<br />

22,4<br />

21,8<br />

22,2<br />

22,6<br />

18,0<br />

17,0<br />

Phase 1 Phase 2 Phase 3<br />

Abbildung 6-8: Mittlere Heizwerte des Faulgases über den Versuchszeitraum<br />

Der Heizwert war in der Vergleichslinie jeweils am geringsten. Dies kann analog<br />

zum höheren Methananteil im Gas der <strong>Co</strong>-Vergärung erklärt werden. Die relativ<br />

große Schwankungsbreite im Heizwert des Gases der Linie 1, wird insgesamt<br />

auf jahreszeitlich bedingt Veränderungen in der Zusammensetzung des<br />

Rohschlamms zurückzuführen.<br />

6.3 Entwässerungseigenschaften<br />

Filterwiderstand<br />

Abbildung 6-9 verdeutlicht die in den Untersuchungen ermittelten Filterwiderstände.<br />

In beiden Phasen zeigen die Kurven aus der Referenzlinie und <strong>Co</strong>-<br />

Vergärung tendenziell den gleichen ansteigenden Verlauf und weisen auf eine<br />

allgemeine Veränderung des Schlammes über die Zeit hin. Dies ist aber saisonbedingt<br />

zu werten, da die Entwässerbarkeit des Faulschlamms in den Wintermonaten<br />

in der Regel abnimmt.


Abschnitt II - 84 -<br />

Linie 1 Linie 2<br />

450<br />

400<br />

Phase 1 Phase 2 Phase 3<br />

350<br />

Filterwiderstand [r 1012/cm2]<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

0 25 50 75 100 125 150 175 200 225<br />

Versuchszeitraum [d]<br />

Abbildung 6-9: Filterwiderstand der Linien 1 und 2<br />

Je niedriger der Filterwiderstand liegt, desto besser ist die Entwässerbarkeit<br />

des Schlammes. Dies gilt aber nur für die Betrachtung eines einzelnen<br />

Schlammes über einen bestimmten Zeitraum hinweg. Der Vergleich verschiedener<br />

Schlämme über den Filterwiderstand ist nicht immer aussagekräftig.<br />

Aus den Ergebnissen der Untersuchungen des spezifischen Filtrationswiderstandes<br />

in Abbildung 6-9 geht hervor, dass der Filterwiderstand des Schlammes<br />

aus der <strong>Co</strong>-Vergärung in der Phase 1 nur leicht über dem der Klärschlammfaulung<br />

lag. Diese Tendenz wurde auch in Phase 2 nachgewiesen, in<br />

der beide Faulbehälter nur mit Rohschlamm beschickt wurden. In der letzten<br />

Phase dagegen fiel der Filtrationswiderstand aus der <strong>Co</strong>-Vergärung deutlich<br />

unter den der Klärschlammfaulung.<br />

Ergebnisse der Entwässerungsversuche<br />

Bei den Versuchen ergab sich bei gleicher Konditionierung und gleich langer<br />

Presszeit (30 Minuten) unter Verwendung der Membranfilterpresse stets ein<br />

feststoffreicherer Filterkuchen.<br />

Abbildung 6-10 beinhaltet das stark zusammengefasste Ergebnis der Entwässerungsserien.<br />

Gegenübergestellt werden die in den Versuchen erreichten<br />

mittleren Endfeststoffgehalte des Filterkuchens.


Abschnitt II - 85 -<br />

25<br />

Linie 1 Linie 2<br />

Phase 1 Phase 3<br />

Feststoffgehalt im Filterkuchen [% TR]<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

13,2<br />

13,7<br />

19,1<br />

17,4<br />

12,2<br />

12,8<br />

16,1<br />

16,0<br />

0<br />

5 g/kg TR 7 g/kg TR 5 g/kg TR 7 g/kg TR<br />

Polymerdosierung<br />

Abbildung 6-10: Mittlere Entwässerbarkeit der Linien 1 und 2<br />

In den einzelnen Phasen handelte es sich jeweils um eine Serie bestehend aus<br />

zwei mal zwei Entwässerungsversuchen. Für die Durchführung der Untersuchungsreihen<br />

wurde die Polymersorte A 7844 der Firma Stockhausen vorgesehen<br />

und in einer Dosierung von 5 und 7 g Wirksubstanz pro kg Schlammtrockenmasse<br />

verwendet.<br />

Insgesamt wurde in beiden Phasen mit der höheren Polymerdosierung von<br />

7 g/ kg TR die besten Entwässerungsergebnisse erzielt. Beim Vergleich von<br />

Klärschlamm und <strong>Co</strong>-Schlamm untereinander fällt auf, dass in allen Fällen der<br />

Klärschlamm ein etwas besseres Entwässerungsergebnis lieferte. In Phase 1<br />

zeigte die mit Flotatschlamm versetzte Linie im Endresultat eine absolute Differenz<br />

von -1,7 %-Punkten zur Klärschlammfaulung, in Phase 3 wurde dagegen<br />

ein gleichwertiger Endfeststoffgehalt erreicht.<br />

In der zweiten Entwässerungsreihe (Phase 3) bleiben aber auch die Endfeststoffgehalte<br />

der Klärschlammfaulung unter den Ergebnissen der Phase 1 zurück.<br />

Dies deutete sich bereits bei der Betrachtung der Filterwiderstände an,<br />

die auf eine Veränderung der Schlämme hinwiesen (siehe auch Abbildung<br />

6-9).<br />

Abschließend wird auch in den großtechnischen Untersuchungen die Entwässerbarkeit<br />

der Schlämme aus der <strong>Co</strong>-Vergärung etwas schlechter beurteilt als<br />

die des reinen Klärschlamms.


Abschnitt II - 86 -<br />

6.4 Rückbelastung<br />

Filtratwasserbelastung<br />

Die Ergebnisse der Filtratwasseruntersuchungen, die parallel zu den Entwässerungsversuchen<br />

durchgeführt wurden, sind in der Abbildung 6-11 und<br />

Abbildung 6-12 ersichtlich. Bei der genauen Betrachtung der Filtratwasserbelastung<br />

wird hierbei insbesondere auf die kläranlagenrelevanten Parameter<br />

CSB, TKN und Pges eingegangen.<br />

1.000<br />

Linie 1 mit 5 g/kg<br />

Linie 1 mit 7 g/kg<br />

Linie 2 mit 5 g/kg<br />

Linie 2 mit 7 g/kg<br />

Konzentration im Filtratwasser Phase 1 [mg/l]<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

836<br />

815<br />

823<br />

791<br />

798<br />

774<br />

754<br />

757<br />

186 189 182 183<br />

103 101<br />

65<br />

21 32 25<br />

5<br />

CSB Ammonium-N org.N TKN Pges<br />

erfasste Parameter<br />

62<br />

Abbildung 6-11: Mittlere Filtratwasserbelastung der Schlämme aus der Phase 1<br />

In beiden Abbildungen wird deutlich, dass zwischen den einzelnen Linien und<br />

den betrachteten Parametern keine signifikanten Unterschiede zu verzeichnen<br />

sind.<br />

In der Regel ergibt sich im Filtratwasser des <strong>Co</strong>-Schlamms ein etwas höherer<br />

CSB. Dies ist darauf zurück zu führen, dass die <strong>Co</strong>-Vergärung mit einer größeren<br />

organischen Fracht beschickt wurde.<br />

Bei den Stickstoffverbindungen im Filtratwasser ist zu erkennen, dass der ü-<br />

berwiegende Teil in Form von Ammonium vorliegt. Ein kleinerer Teil wird von organischen<br />

Stickstoffverbindungen gebildet. Beim Vergleich der TKN-Werte ergeben<br />

sich im Filtratwasser der <strong>Co</strong>-Vergärung etwas niedrigere Werte.<br />

Die leicht erhöhten Stickstoffkonzentrationen (NH4-N) können wie folgt erklärt<br />

werden. in der <strong>Co</strong>-Vergärung findet gegenüber der Klärschlammfaulung ein


Abschnitt II - 87 -<br />

wesentlich höherer Abbau der organischen Feststofffracht statt und hätte<br />

entsprechend zu ebenso hohen Konzentrationen im Schlammwasser geführt.<br />

Da dies nicht eingetreten ist, ergibt sich hier der Hinweis darauf, dass der Stickstoffgehalt<br />

der biogenen Abfälle niedriger ist als der des Klärschlamms.<br />

Bei den Phosphorgehalten im Filtratwasser ergab sich bei der <strong>Co</strong>-Vergärung<br />

ein äquivalenter bzw. ein niedrigerer Wert als bei der Klärschlammfaulung.<br />

1.000<br />

Linie 1 mit 5 g/kg<br />

Linie 1 mit 7 g/kg<br />

Linie 2 mit 5 g/kg<br />

Linie 2 mit 7 g/kg<br />

Konzentration im Filtratwasser Phase 3 [mg/l]<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

791 777 785<br />

743 753 746<br />

757<br />

723<br />

178 194<br />

176 173<br />

68<br />

76 80<br />

61<br />

34 28 24<br />

CSB Ammonium-N org.N TKN Pges<br />

50<br />

erfasste Parameter<br />

Abbildung 6-12: Mittlere Filtratwasserbelastung der Schlämme aus der Phase 3<br />

Frachtenvergleich<br />

Die folgenden Berechnungen zeigen, inwieweit sich die Kläranlagenrückbelastung<br />

durch die <strong>Co</strong>-Vergärung verändert. Der Frachtenvergleich wurde für die<br />

Kläranlage Schermbeck und die Modellkläranlage [MURL, 1999] durchgeführt.<br />

Der Berechnung liegt eine Beschickung bzw. ein Mischungsverhältnis <strong>Co</strong>-<br />

Substrat:Klärschlamm = 1:2 zugrunde.<br />

Es sollte untersucht werden, wie hoch die zusätzliche Rückbelastung in Abhängigkeit<br />

von Menge und Art der zugeführten <strong>Co</strong>-Substrate für die Kläranlage<br />

ist. Als Bezugsgröße dient dabei sehr anschaulich die Zulaufbelastung der<br />

Kläranlage bzw. der Ablauf Vorklärung.


Abschnitt II - 88 -<br />

Tabelle 6-4:<br />

Parameter<br />

Einwohnerspezifische Frachten, 85-Perzentil<br />

(ATV Arbeitsblatt A 131)<br />

Ablauf Vorklärung<br />

(0,5 bis 1,0 h Durchflusszeit bei Qt)<br />

BSB5 [g/E·d] 45<br />

CSB [g/E·d] 90<br />

TS [g/E·d] 35<br />

TKN [g/E·d] 10<br />

P [g/E·d] 1,6<br />

Die Ermittlung der Frachten im Ablauf Vorklärung wurde in Anlehnung an die<br />

derzeit gültige Fassung des ATV-Arbeitsblattes A 131 [ATV, 2000] über die einwohnerspezifischen<br />

Frachten durchgeführt (Tabelle 6-4). Die Werte für die<br />

Kläranlage Schermbeck und die Modellkläranlage ergeben sich entsprechend<br />

und sind in Tabelle 6-5 dargestellt.<br />

Tabelle 6-5:<br />

Zulaufbelastung zur Kläranlage Schermbeck und zur Modellkläranlage<br />

Parameter<br />

Kläranlage Schermbeck<br />

17.000 EW<br />

Modellkläranlage<br />

100.000 EW<br />

Q [m³/d] 2.550 15.000<br />

CSB [kg/d] 2.040,0 12.000,0<br />

TKN [kg/d] 187,0 1.100,0<br />

P [kg/d] 30,6 180,0<br />

Die Bemessungsfrachten ergeben sich als Summe aus den Frachten Ablauf<br />

Vorklärung und Rückbelastung durch Filtratwasser.<br />

In der Abbildung 6-11 und Abbildung 6-12 sind die in den großtechnischen<br />

Versuchen gemessenen Filtratwasserbelastungen dargestellt. Diese Ergebnisse<br />

und die ermittelten Gesamtschlammwassermengen (Kapitel 6.6.1, Tabelle<br />

6-11 f. und Tabelle 6-14 f., Seite 94) bilden die Grundlage der nachfolgenden<br />

Betrachtungen für die Kläranlage Schermbeck. Für die Modellkläranlage wurden<br />

die Werte der Filtratwasseranalyse aus den halbtechnischen Versuchen<br />

entnommen (Kapitel 5.4, Abbildung 5-24, Seite 67) da für die Kläranlage der<br />

Größe 100.000 EW von einem industriell beeinflusstem Abwasser ausgegangen<br />

wird.


Abschnitt II - 89 -<br />

Aus den Schlammwassermengen sowie den Konzentration der gelösten Inhaltsstoffe<br />

konnten die in Tabelle 6-6 und Tabelle 6-7 dargestellten anfallenden<br />

Frachten an CSB, TKN und Pges ermittelt werden. Gleichzeitig erfolgte eine<br />

Gegenüberstellung zur jeweiligen Zulauffracht der Kläranlage.<br />

Das bei der Entwässerung ausgefaulter Klärschlämme abgetrennte und in<br />

den Zulauf der Kläranlage eingeleitete Wasser verursacht Rückbelastungen<br />

zur Kläranlage. Insgesamt betrachtet, beträgt die CSB-Rückbelastung aus<br />

dem Schlammwasser bezogen auf die Zulauffracht der Kläranlage etwa 3 %,<br />

bei der Stickstoffrückbelastung sind es ca. 15 % [SCHMELZ, 2000].<br />

Beide Tabellen (Tabelle 6-6 und Tabelle 6-7) belegen diese Angaben und zeigen,<br />

dass die ermittelten Ergebnisse sogar unter diesen Werten liegen. Die<br />

prozentuale Rückbelastung durch das Filtratwasser bezogen auf den Kläranlagenzulauf<br />

ist jeweils in Klammern zusammengefasst.<br />

Tabelle 6-6:<br />

Schlammwassermengen und Frachten aus der Klärschlammfaulung<br />

und der <strong>Co</strong>-Vergärung im Vergleich zur Zulaufbelastung<br />

der Kläranlage Schermbeck<br />

Zulauffracht<br />

Ohne<br />

<strong>Co</strong>-Vergärung<br />

Mit<br />

<strong>Co</strong>-Vergärung<br />

Klärschlammfaulung<br />

zusätzlich<br />

Flotatschlamm<br />

zusätzlich Fettabscheiderinhalte<br />

Schlammwasser<br />

[l/d]<br />

30.963 34.398 33.510<br />

CSB-Konz. [mg/l] 179,0 183,0 173,0<br />

TKN-Konz.<br />

[mg/l]<br />

Pges-Konz.<br />

[mg/l]<br />

CSB-Fracht<br />

[kg/d]<br />

TKN-Fracht<br />

[kg/d]<br />

Pges-Fracht<br />

[kg/d]<br />

791,0 757,0 757,0<br />

63,0 62,0 50,0<br />

2.040,0 5,5 [0,3 %) 6,3 (0,3 %) 5,8 (0,3 %)<br />

187,0 24,5 (13,1 %) 26,0 (13,9 %) 25,4 (13,6 %)<br />

30,6 1,9 (6,2 %) 2,1 (6,7 %) 1,7 (5,6 %)


Abschnitt II - 90 -<br />

Tabelle 6-7:<br />

Schlammwassermengen und Frachten aus der Klärschlammfaulung<br />

und der <strong>Co</strong>-Vergärung im Vergleich zur Zulaufbelastung<br />

der Modellkläranlage<br />

Zulauffracht<br />

Ohne <strong>Co</strong>-<br />

Vergärung<br />

Mit <strong>Co</strong>-Vergärung<br />

Klärschlammfaulung<br />

zusätzlich<br />

Flotatschlamm<br />

zusätzlich Fettabscheiderinhalte<br />

Schlammwasser<br />

[l/d]<br />

131.891 158.070 151.301<br />

CSB-Konz. [mg/l] 325,0 469,0 464,0<br />

TKN-Konz.<br />

[mg/l]<br />

Pges-Konz.<br />

[mg/l]<br />

CSB-Fracht<br />

[kg/d]<br />

TKN-Fracht<br />

[kg/d]<br />

Pges-Fracht<br />

[kg/d]<br />

717,0 729,0 689,0<br />

17,00 16,0 22,0<br />

12.000,0 42,9 (0,4 %) 74,1 (0,6 %) 70,2 (0,6 %)<br />

1.100,0 94,6 (8,6 %) 115,2 (10,5 %) 104,3 (9,5 %)<br />

180,0 2,2 (1,2 %) 2,5 (1,4 %) 3,3 (1,8 %)<br />

Durch die Zugabe von <strong>Co</strong>-Substraten tritt im Vergleich zur reinen Klärschlammfaulung<br />

keine wesentliche Erhöhung der Kläranlagenrückbelastung<br />

auf. Die Steigerungen liegen immer im Bereich < 2 %-Punkte.<br />

Für die Kläranlage Schermbeck liegt die größte Steigerung bei der <strong>Co</strong>-<br />

Vergärung von Flotatschlämmen. Die Rückbelastung erhöht sich bezogen auf<br />

die Zulauffracht beim Parameter TKN von 13,1 % (reine Klärschlammfaulung)<br />

auf 13,9 % (<strong>Co</strong>-Vergärung).<br />

Auch bei der Modellkläranlage ist für die Größe TKN bei der zusätzlichen Vergärung<br />

von Flotatschlamm ebenfalls die höchste Steigerung zu verzeichnen.<br />

Die Rückbelastung bezogen auf die Zulauffracht steigt in diesem Fall im Vergleich<br />

zur konventionellen Klärschlammfaulung von 8,6 % auf 10, 5%.<br />

Ob diese leicht erhöhten Rückbelastungen von der jeweiligen Kläranlage<br />

aufgenommen werden können, ist im Einzelfall gegebenenfalls durch eine<br />

Nachbemessung nach den Vorgaben des LUA-NRW Merkblattes Nr. 13 „Bemessung<br />

kommunaler Kläranlagen – Hinweise für die Bemessung von Belebungsanlagen<br />

mit dem Programm ARA-BER (Version 4.0)“ zu prüfen


Abschnitt II - 91 -<br />

6.5 Produktqualität Endprodukt<br />

Schadstoffgehalte nach Klärschlammverordnung<br />

Die Ergebnisse der Untersuchungen hinsichtlich Schwermetallgehalte sowie<br />

AOX lagen innerhalb der Grenzwerte der Klärschlammverordnung. In der<br />

Tabelle 6-8 sind die Analyseergebnisse festgehalten.<br />

Tabelle 6-8:<br />

Schadstoffgehalte der ausgefaulten Schlämme und ihre<br />

Grenzwerte<br />

Referenz <strong>Co</strong>-Vergärung Grenzwerte<br />

Parameter Linie 1<br />

[mg/kg TR]<br />

Linie 2<br />

[mg/kg TR]<br />

AbfKlärV<br />

[mg/kg TR]<br />

AOX 289 338 500<br />

EOX 3 7<br />

Chrom 32 44 900<br />

Nickel 26 29 200<br />

Kupfer 460 420 800<br />

Zink 900 910 2000/2500*<br />

Cadmium < 0,1 < 0,1 5/10*<br />

Quecksilber 1,4 1,3 8<br />

Blei 48 47 900<br />

* Grenzwert abhängig von Art und pH-Wert des Bodens, auf den die Aufbringung geplant ist<br />

Beim Vergleich der Werte wird deutlich, dass die untersuchten Schlämme bezüglich<br />

ihrer Qualität keine gravierenden Unterschiede aufwiesen. Teilweise<br />

sind die Werte aus der Referenzlinie sogar ein etwas höher als die in der <strong>Co</strong>-<br />

Vergärung.<br />

Beim Parameter Chrom ergaben sich die deutlichsten Unterschiede zwischen<br />

den Schlämmen. Erklärt werden kann dieser Effekt durch den relativ niedrigen<br />

Chromgehalt von im Mittel 29,0 bzw. 16 mg/kg TR im Rohschlamm und dem<br />

vergleichsweise hohen Chromgehalt von ca. 45,0 mg/kg TR im <strong>Co</strong>-Substrat.<br />

Durch den höheren Abbaugrad der organischen Substanz des biogenen Abfalls<br />

findet eine stärkere Aufkonzentration des Chrom statt und erreicht<br />

schließlich sogar höhere Werte als im ausgefaulten Klärschlamm. Da die<br />

Chromgehalte in allen Proben jedoch deutlich unterhalb des Grenzwerts der<br />

Klärschlammverordnung liegen, ist diese Erhöhung für die Produktverwertung<br />

und damit für die Qualitätsbeurteilung unrelevant.


Abschnitt II - 92 -<br />

Da das Endprodukt aus der <strong>Co</strong>-Vergärung die Schadstoffgrenzwerte nach<br />

Klärschlammverordnung [ABFKLÄRV, 1992] deutlich unterschreitet, ist eine Anwendung<br />

dieses Klärschlammproduktes in der Landwirtschaft realisierbar.<br />

Nährstoffgehalte<br />

Für eine landwirtschaftliche Verwertung des ausgefaulten Schlammes aus der<br />

<strong>Co</strong>-Vergärung sind im Rahmen der Klärschlammverwertung bestimmte Anforderungen<br />

an den Gehalt an Pflanzennährstoffen zu erfüllen. Dazu wurde<br />

der Gehalt der wichtigsten Pflanzennährstoffe Stickstoff, Phosphat und Kalium<br />

bewertet.<br />

Tabelle 6-9:<br />

Nährstoffgehalte der ausgefaulten Schlämme und ihre<br />

Grenzwerte<br />

Referenz<br />

Parameter Linie 1<br />

[% TR]<br />

<strong>Co</strong>-Vergärung<br />

Linie 2<br />

[% TR]<br />

Stickstoff ges 10,5 9,94<br />

Phosphor ges 10,3 9,17<br />

Kalium 1,32 1,19<br />

Werden die Aussagen zur Veränderung des Nährstoffangebots im ausgefaulten<br />

Schlamm durch Zugabe von <strong>Co</strong>-Substraten genauer betrachtet (siehe<br />

Tabelle 6-9), wird deutlich, dass bei den untersuchten Parametern die Werte<br />

aus der <strong>Co</strong>-Vergärung hinter dem reinen Klärschlamm zurück bleiben.<br />

Der in der Landwirtschaft aufgebrachte Klärschlamm deckt nicht den Stickstoffbedarf<br />

des Bodens bzw. der Pflanzen. Damit wäre eine Erhöhung der<br />

Stickstoffgehalte im Schlamm der <strong>Co</strong>-Vergärung positiv zu werten. Der ermittelte<br />

verringerte Stickstoffgehalt steht dieser Tendenz jedoch nicht entgegen.<br />

Der gesamte pflanzliche Phosphorentzug kann durch die Klärschlammaufbringung<br />

gedeckt werden. D.h. Klärschlämme mit einem niedrigeren Phosphatgehalt<br />

dürfen in vollständig auf die Flächen aufgebracht werden und<br />

bedingen somit die Entsorgung einer größere Schlammmenge. Vor diesem<br />

Hintergrund ergibt sich bezüglich einer landwirtschaftlichen Verwertung auch<br />

hier ein Vorteil für den Schlamm aus der <strong>Co</strong>-Vergärung. Der Phosphatgehalt<br />

des <strong>Co</strong>-Schlamms war niedriger als der des ausgefaulten Klärschlamms. Zudem<br />

bedeutet die <strong>Co</strong>-Vergärung eine höhere Menge an Faulschlamm.


Abschnitt II - 93 -<br />

Beim Parameter Kalium verhält es sich wie folgt. Kalium ist im herkömmlichen<br />

Klärschlamm nur in sehr geringen Mengen enthalten und muss von den<br />

Landwirten durch zusätzliche Düngung mit Mineraldüngern ergänzt werden.<br />

Ein höherer Kaliumgehalt im Schlamm würde daher die Kosten für zusätzliche<br />

Mineraldünger senken. Doch in diesem Fall wiesen die Schlämme aus der <strong>Co</strong>-<br />

Vergärung keine signifikanten Veränderungen zur Vergleichslinie auf.<br />

6.6 Bilanzen<br />

Zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit der <strong>Co</strong>-Vergärung wurden Stoffstromund<br />

Energiebilanzen ermittelt.<br />

Die Erstellung von Schlammbilanzen ist unerlässlich, da somit Aussagen über<br />

die evtl. zusätzlich anfallenden Schlammengen getroffen werden können. Des<br />

Weiteren sind diese Angaben für die Wirtschaftlichkeitsberechnung unverzichtbar.<br />

Energiebilanzen zeigen, wie hoch die zusätzlich erzeugte Energie ist, und wie<br />

weit die Eigenenergieerzeugung der Kläranlage durch die <strong>Co</strong>-Vergärung gesteigert<br />

werden kann.<br />

6.6.1 Schlammbilanzen<br />

Die nachfolgend aufgeführten Klärschlammbilanzen für die Kläranlage<br />

Schermbeck und die Modellkläranlage stellen dar, wie sich die Feststoff- und<br />

die Schlammwasseranteile im Verlauf der Schlammbehandlung verändern.<br />

Zum einen wird die konventionelle Klärschlammfaulung mit anschließender<br />

Entwässerung betrachtet. Zum anderen werden dem Klärschlamm biogene<br />

Abfälle zugegeben, wobei jeweils das gleiche TR-Mischungsverhältnis wie in<br />

den großtechnischen Versuchen in Schermbeck (<strong>Co</strong>:KS = 1:2) angewendet<br />

wurde. In den Schlammbilanzen erfolgte nur eine Berücksichtigung der<br />

Schlämme bzw. Substrate, der bei der Konditionierung zugeführte Wasseranteil<br />

wurde nicht beachtet.


Abschnitt II - 94 -<br />

Schlammbilanzen Kläranlage Schermbeck<br />

Die für die Berechnungen weiterhin notwendigen Ausgangsgrößen bzw.<br />

Randparameter sind in Tabelle 6-10 enthalten. Angenommen wurde weiterhin,<br />

dass die Schlämme nach der Faulung auf etwa 30 % TR entwässert werden.<br />

Tabelle 6-10:<br />

Randbedingungen zu Ermittlung der Schlammbilanzen für<br />

die Kläranlage Schermbeck<br />

Klärschlamm Flotatschlamm Fettabscheider<br />

Mengen [m³] 33,8 4,2 3,3<br />

TR [%] 3,3 13,2 16,8<br />

GV [%l] 68,3 96,9 95,3<br />

oTR-Abbaugrad [%] 50,0 84,0 87,0<br />

Die abschließende Bilanzierung der Schlämme ist in der Tabelle 6-11 und<br />

Tabelle 6-12 dargestellt. Zunächst wurden der Klärschlamm und das jeweilige<br />

<strong>Co</strong>-Substrat sowie deren Verhalten im Faulbehälter einzeln betrachtet. In der<br />

letzten Spalte der Tabellen wurden die Berechnungen für die Mischung aus<br />

dem biogenen Abfall und dem Klärschlamm vorgenommen.<br />

Tabelle 6-11:<br />

Schlammbilanz für die Kläranlage Schermbeck bei Mitbehandlung<br />

von Flotatschlämmen<br />

(Tageswerte in [l] bzw. [kg])<br />

Klärschlamm Flotatschlamm Gesamt<br />

Wasser mTR oTR Wasser mTR oTR Wasser mTR oTR<br />

Mengen 33.800 4.238 38.038<br />

Zulauf Faulung 32.681 354 764 3.678 17 542 36.360 372 1.307<br />

Ablauf Faulung 32.681 354 382 3.678 17 87 36.360 372 469<br />

Austrag Entwässerung<br />

feucht<br />

1.719 737 243 104 1.962 841<br />

Schlammwasser 30.963 3.436 34.398<br />

Bemerkungen:<br />

Wasser – Wasseranteile des Klärschlammes bzw. Substrates<br />

mTR – mineralischer Anteil des TR<br />

oTR – organischer Anteil des TR


Abschnitt II - 95 -<br />

Tabelle 6-12:<br />

Schlammbilanzen für die Kläranlage Schermbeck bei Mitbehandlung<br />

von Fettabscheiderinhalten<br />

(Tageswerte in [l] bzw. [kg])<br />

Klärschlamm Fettabscheider Gesamt<br />

Wasser mTR oTR Wasser mTR oTR Wasser mTR oTR<br />

Mengen 33.800 3.330 37.130<br />

Zulauf Faulung 32.681 354 764 2.770 26 533 35.452 381 1.298<br />

Ablauf Faulung 32.681 354 382 2.770 26 69 35.452 381 452<br />

Austrag Entwässerung<br />

feucht<br />

1.719 737 223 96 1.942 832<br />

Schlammwasser 30.963 2.547 33.510<br />

Bemerkungen:<br />

Wasser – Wasseranteile des Klärschlammes bzw. Substrates<br />

mTR – mineralischer Anteil des TR<br />

oTR – organischer Anteil des TR<br />

Die Schlammbilanz zeigt sehr deutlich, dass bei einer Realisierung der <strong>Co</strong>-<br />

Vergärung nicht nur auf die größere Gasmenge geachtet werden darf. Durch<br />

die Mitbehandlung der biogenen Abfälle wird sich die zu entsorgende<br />

Schlammenge vergrößern und entsprechend höhere Entsorgungskosten verursachen.<br />

So ergab sich für die Kläranlage Schermbeck bei der Mitbehandlung<br />

der Flotatschlämme insgesamt eine Erhöhung der Gesamtschlammmenge<br />

von ca. 14%, bei den Fettabscheiderinhalten fällt die Steigerung etwas<br />

geringer aus. In diesem Fall sind es 13%.<br />

Auch zur Behandlung der erhöhten Schlammwassermenge in der Kläranlage<br />

werden entsprechende Mehrkosten anfallen, die zu berücksichtigen sind.<br />

Für die <strong>Co</strong>-Vergärung von Flotatschlämmen ergab sich ein Schlammwassermehranfall<br />

von 3,4 m³/d. Bei der Mitbehandlung von Fettabscheiderinhalten<br />

wurde diese Menge auf 2,5 m³/d beziffert. Diese Erhöhungen liegen bezogen<br />

auf die Klärschlammwassermenge bei 11 bzw. 8 %.<br />

Schlammbilanzen Modellkläranlage<br />

Die für die Berechnungen benötigten Grunddaten wie TR der Substrate, Abbaubarkeit<br />

usw. sind zum einen den Untersuchungsergebnissen der großtechnischen<br />

Versuche entnommen. Zum anderen stammen die Angaben für die<br />

Modellkläranlage dem „Handbuch – Energie in Kläranlagen“ [MURL, 1999].<br />

Zusammengefasst stehen die Daten in Tabelle 6-13.


Abschnitt II - 96 -<br />

Tabelle 6-13:<br />

Randbedingungen zu Ermittlung der Schlammbilanzen für<br />

die Modellkläranlage<br />

Klärschlamm Flotatschlamm Fettabscheider<br />

Mengen [m³] 155,0 32,3 25,4<br />

TR [%] 5,5 13,2 16,8<br />

GV [%l] 65,6 96,9 95,3<br />

oTR-Abbaugrad [%] 40,7 84,0 87,0<br />

Die Betrachtung der Schlammbilanzen für die Modellkläranlage (Tabelle 6-14<br />

und Tabelle 6-15) ergibt, dass sich auch in diesen Fällen bei Anwendung der<br />

<strong>Co</strong>-Vergärung die zu entsorgende Schlammenge und –wassermenge vergrößern<br />

und höhere Entsorgungskosten verursachen. Die Größenordnungen liegen<br />

bei den Schlammmengen zwischen 12 und 13 %. Auch zur Behandlung<br />

der erhöhten Filtratwassermenge in der Kläranlage werden entsprechende<br />

Mehrkosten anfallen, die zu berücksichtigen sind. Bei der Mitbehandlung der<br />

Flotatschlämme steigt die Wassermenge um ca. 20 %, bei den Fettabscheiderinhalten<br />

entspricht die Erhöhung etwa 15 %.<br />

Tabelle 6-14:<br />

Schlammbilanzen für die Modellkläranlage<br />

(Tageswerte in [l] bzw. [kg])<br />

Klärschlamm Flotatschlamm Gesamt<br />

Wasser mTR oTR Wasser mTR oTR Wasser mTR oTR<br />

Mengen 155.000 32.292 187.292<br />

Zulauf Faulung 146.475 2.936 5.589 28.029 132 4.130 174.504 3.068 9.719<br />

Ablauf Faulung 146.475 2.936 3.314 28.029 132 661 174.504 3.068 3.975<br />

Austrag Presse feucht 14.584 6.250 1.850 793 16.434 7.043<br />

Schlammwasser 131.891 26.179 158.070<br />

Bemerkungen:<br />

Wasser – Wasseranteile des Klärschlammes bzw. Substrates<br />

mTR – mineralischer Anteil des TR<br />

oTR – organischer Anteil des TR


Abschnitt II - 97 -<br />

Tabelle 6-15:<br />

Schlammbilanzen für die Modellkläranlage<br />

(Tageswerte in [l] bzw. [kg])<br />

Klärschlamm Fettabscheider Gesamt<br />

Wasser mTR oTR Wasser mTR oTR Wasser mTR oTR<br />

Mengen 155.000 25.372 180.372<br />

Zulauf Faulung 146.475 2.936 5.589 21.110 200 4.062 167.585 3.136 9.651<br />

Ablauf Faulung 146.475 2.936 3.314 21.110 200 528 167.585 3.136 3.842<br />

Austrag Presse feucht 14.584 6.250 1.700 728 16.284 6.979<br />

Schlammwasser 131.891 19.410 151.301<br />

Bemerkungen:<br />

Wasser – Wasseranteile des Klärschlammes bzw. Substrates<br />

mTR – mineralischer Anteil des TR<br />

oTR – organischer Anteil des TR<br />

6.6.2 Energiebilanz<br />

In den nachfolgenden Ausführungen wurde die Energiebetrachtung für die<br />

Kläranlage Schermbeck vorgenommen. Grundlage der Darstellungen bilden<br />

die in den großtechnischen Versuchen aufgenommen Ergebnisse.<br />

Die Energiebilanzen zeigen, wie hoch die zusätzlich erzeugte Energie ist und<br />

geben einen Einblick, wie die Eigenenergieerzeugung der Kläranlage durch<br />

die <strong>Co</strong>-Vergärung gesteigert werden kann.<br />

Die während der Versuche erzeugten Gasvolumenströme wurden vollständig<br />

dem BHKW zugeführt und verstromt. Eine Zusammenstellung der Daten des<br />

BHKW der Kläranlage Schermbeck findet sich in Tabelle 6-16.<br />

Tabelle 6-16:<br />

Eingangsdaten des Blockheizkraftwerkes (Herstellerangaben,<br />

aus Winter, 2003)<br />

Verbrennungsenergie des zugeführten Gases bei Volllast<br />

Gesamte genutzte Energie<br />

Mechanische Nutzenergie<br />

170 kW<br />

155 kW<br />

55 kW<br />

Gesamtwirkungsgrad 91 %<br />

Mechanischer Wirkungsgrad 32 %<br />

Verluste Generator 3 %<br />

Heizwert von Methan 10,52<br />

Mittlerer Methangehalt 65 %


Abschnitt II - 98 -<br />

Abbildung 6-13 zeigt die Kurve der täglichen Energieproduktion im Versuchszeitraum.<br />

Die Zugabe der biogenen Abfälle in Phase 1 und 3 zum Faulbehälter<br />

führte insgesamt zu höheren Biogasvolumina und somit zu einem Anstieg der<br />

erzeugten Strom- und Wärmemengen.<br />

1400<br />

1200<br />

Phase 1 Phase 2 Phase 3<br />

Energieproduktion [kWh/d]<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

0 25 50 75 100 125 150 175 200 225<br />

Versuchszeitraum [d]<br />

Abbildung 6-13: Energieproduktion (elektrisch)<br />

Obwohl in den großtechnischen Versuchen jeweils nur ein Faulbehälter mit<br />

<strong>Co</strong>-Substrat im TR-Mischungsverhältnis <strong>Co</strong>:KS von 1:2 beschickt wurde, konnte<br />

das energetische Potential und der hohen Energiegehalt der <strong>Co</strong>-Substrate<br />

bzw. der <strong>Co</strong>-Vergärung verdeutlicht werden.<br />

Der Vergleich ergab, dass in der Phase 1 im Mittel 914 kWh/d erzeugt wurden.<br />

In Phase 2 (keine <strong>Co</strong>-Substratzugabe) waren es dagegen nur 902 kWh/d. Die<br />

Endphase wies dagegen bei Zugabe der Fettabscheiderinhalte sogar<br />

1052 kWh/d auf.<br />

Bei einem großtechnischen Dauerbetrieb würden beide Faulbehälter der<br />

Kläranlage mit <strong>Co</strong>-Substrat befrachten werden, d.h. insgesamt steigt damit<br />

die <strong>Co</strong>-Substratzugabemenge. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen,<br />

dass noch eine Verbesserung der Energiebilanz erwartet werden kann<br />

und das Ergebnis somit noch positiver ausfallen würde.<br />

In den Faulbehälter 2 wurden in Phase 3 etwa 100 kg oTR/d zusätzlich abgebaut.<br />

Besteht 1 kg oTR ausschließlich aus Fetten ist nach ROEDIGER [1990] ein<br />

CSB/oTR-Verhältnis von ca. 2,5 zu erwarten (bei Kohlenhydraten etwa 1,4).<br />

Geht man von den Flotatschlämmen davon aus, dass sie zur Hälfte jeweils aus


Abschnitt II - 99 -<br />

Fetten und Kohlenhydraten bestehen, ist hier ein Wert von ca. von 1,8 für das<br />

CSB/oTR-Verhältnis anzusetzen. Aufgrund stöchiometrischer Beziehungen führen<br />

1 kg eleminierter CSB zu einer Methangasmenge von 0,35 m³. Somit kann<br />

bei einem Heizwert von ca. 10 kg/m³ Methan und einem elektrischen Wirkungsgrad<br />

des BHKW von 32% von folgenden zusätzlichen elektrischen Energieproduktionen<br />

ausgegangen werden:<br />

100 kg oTRabg/d · 1,8 CSB/kg oTR · 0,35 m³ ·10 kg/m³· 0,32 = 202 kWh/d.<br />

Die vorliegenden Betrachtungen zur Energiebilanz weisen darauf hin, dass die<br />

<strong>Co</strong>-Vergärung unter ökologischen Gesichtspunkten ein zukunftsweisendes<br />

Verfahren darstellt. Die <strong>Co</strong>-Vergärung liefert eine Substitutionsmöglichkeit für<br />

fossile Energiequellen und verringert somit die CO2-Emissionen in die Atmosphäre.<br />

6.7 Fazit<br />

Im Anschluss sind die Ergebnisse der großtechnischen Versuche für die verwendeten<br />

<strong>Co</strong>-Substrate Fettabscheiderrückstände und Flotatschlamm zusammengefasst.<br />

Zur besseren Übersicht werden die Versuchsergebnisse, wie bereits in den<br />

halbtechnischen Versuchen erfolgt, über eine Rangfolge (sehr gute, gute und<br />

mittlere Eignung) beurteilt. Die hierzu betrachteten Parameter sind in der<br />

Tabelle 6-17 dargestellt.<br />

Grundsätzlich bestätigten sich die Ergebnisse aus den halbtechnischen Untersuchungen.<br />

Beide Substrate Flotatschlamm und Fettabscheiderinhalte sehr<br />

gut zur Anwendung in der <strong>Co</strong>-Vergärung im großtechnischen Maßstab geeignet.


Abschnitt II - 100 -<br />

Tabelle 6-17:<br />

Versuchsergebnisse der einzelnen Substrate und ihre Priorität<br />

Priorität Bereich Parameter Flotatschlamm Fettabscheider<br />

hoch Ausgangssubstanzen<br />

Aufbereitungsbedarf *** ***<br />

niedrig Schadstoffgehalte ** ***<br />

niedrig<br />

pH-Werte ** **<br />

mittel<br />

mittel<br />

Anaerobes<br />

Abbauverhalten<br />

Abbaugrade<br />

Gesamt<br />

Abbaugrade<br />

<strong>Co</strong>-Substrat<br />

*** ***<br />

*** ***<br />

niedrig organische Säuren *** ***<br />

hoch Faulgasproduktion ** ***<br />

hoch Gaszusammensetzung *** ***<br />

niedrig H2S im Faulgas ** **<br />

hoch<br />

Heizwerte<br />

[MJ/Nm 3 ]<br />

*** ***<br />

niedrig Entwässerungseigenschaften<br />

Filterwiderstand ** **<br />

hoch<br />

Entwässerbarkeit ** **<br />

hoch Rückbelastung Kläranlagenrückbelastung *** ***<br />

niedrig Endprodukt Schadstoffgehalte ** **<br />

niedrig<br />

Nährstoffgehalte ** **<br />

Σ hohe Priorität 7 9<br />

Σ mittlere Priorität 8 6<br />

Σ niedrige Priorität - -<br />

*** sehr gute Eignung ** gute Eignung * mittlere Eignung<br />

7 Gegenüberstellung halbtechnische und großtechnische Versuchsergebnisse<br />

Der anaerobe Abbau organischer Stoffe bis zum Biogas (CH4, CO2) verläuft in<br />

vier aufeinander folgenden Schritten unter Beteiligung verschiedener Bakteriengruppen<br />

(siehe auch Kapitel 2.2, Seite 4). Die gemeinsame Vergärung von<br />

biogenen Abfällen und Klärschlamm führt insgesamt zu einer deutlichen Steigerung<br />

der Biogasproduktion. Vor diesem Hintergrund wird noch einmal verdeutlicht,<br />

dass der organische Abbaugrad eng mit der produzierten Faulgas<br />

menge verknüpft ist.<br />

Die nachfolgenden Ausführungen stellen die Ergebnisse der abgebauten organische<br />

Masse und der Faulgasproduktion sowohl aus den halb- als auch


Abschnitt II - 101 -<br />

den großtechnischen Versuchen gegenüber und unterziehen diese einer genaueren<br />

vergleichenden Betrachtung.<br />

Tabelle 7-1:<br />

Gegenüberstellung abgebaute organische Masse und Faulgasproduktion<br />

in den halbtechnischen Versuchen (Mittelwerte)<br />

Versuchsphase<br />

Phase 1<br />

<strong>Co</strong>:KS=1:5<br />

Phase 2<br />

<strong>Co</strong>:KS=1:2<br />

Phase 3<br />

<strong>Co</strong>:KS=1:1<br />

Linie L1 L3 L4 L1 L3 L4 L1 L3 L4<br />

oTR-Fracht zu<br />

[kg oTR/d]<br />

oTR-Fracht ab<br />

[kg oTR/d]<br />

oTR-Fracht abg<br />

[kg oTR/d]<br />

Differenz zu L1<br />

[%]<br />

1,48 0,74 1,91 1,45 1,02 2,13 1,45 1,66 2,59<br />

0,88 0,44 0,93 0,86 0,43 0,96 0,88 0,56 0,91<br />

0,6 0,3 0,98 0,59 0,59 1,18 0,57 1,09 1,68<br />

-50 +63 ±0 +99 +91 +194<br />

Versuchsphase<br />

Phase 1<br />

<strong>Co</strong>:KS=1:5<br />

Phase 2<br />

<strong>Co</strong>:KS=1:2<br />

Phase 3<br />

<strong>Co</strong>:KS=1:1<br />

Linie L1 L3 L4 L1 L3 L4 L1 L3 L4<br />

Gasanfall<br />

[m³/d]<br />

Differenz zu L1<br />

[%]<br />

501 337 983 508 515 1318 555 1016 1891<br />

-33 +96 +1 +160 +83 +241<br />

L 1 = Klärschlammfaulung<br />

L 2 = <strong>Co</strong>-Vergärung mit Speiseresten<br />

L 3 = <strong>Co</strong>-Vergärung mit Fettabscheiderinhalten<br />

L 4 = <strong>Co</strong>-Vergärung mit Flotatschlamm<br />

In Tabelle 7-1 wurden für die halbtechnischen Versuchsphasen 1 bis 3 die zugeführten,<br />

abfließenden und abgebauten oTR-Frachten dargestellt. Im Vergleich<br />

zur Referenzlinie (Linie 1) wurde abschließend die prozentuale Differenz<br />

im Abbau der organischen Masse jeweils für die <strong>Co</strong>-Vergärung (Linien 2 bis 3)<br />

errechnet. Im zweiten Teil der Tabelle wurde parallel dazu die Steigerung der<br />

Biogasausbeute angegeben. Die Ergebnisse zeigen, dass bei einem höheren<br />

Abbau auch eine Erhöhung der Gasmenge nachgewiesen werden konnte.<br />

Beide Parameter wiesen im Vergleich eine übereinstimmende Tendenz auf.<br />

Da bei den halbtechnischen Untersuchungen aufgrund der Versuchsführung<br />

eine sehr genaue und fehlerfreie Bilanzierung möglich war, kann bei den vor-


Abschnitt II - 102 -<br />

liegenden Unterschieden von den üblichen Abweichungen in der Schlammanalyse<br />

ausgegangen werden.<br />

In der Gegenüberstellung muss dagegen in den großtechnischen Versuchen<br />

von einem Fehler in der Aufnahme bzw. Erzeugung der Versuchsergebnisse<br />

ausgegangen werden, so dass die Bilanz (Tabelle 7-2) für beide betrachteten<br />

Parameter (Abbaugrad, Gasproduktion) relativ große Ungenauigkeiten aufweist.<br />

Tabelle 7-2:<br />

Gegenüberstellung abgebaute organische Masse und Faulgasproduktion<br />

in den großtechnischen Versuchen (Mittelwerte)<br />

Versuchsphase<br />

Phase 1<br />

dosiertes <strong>Co</strong>-Substrat<br />

Flotatschlamm<br />

Phase 2 Phase 3<br />

dosiertes <strong>Co</strong>-Substrat<br />

Fettabscheider<br />

Linie Linie 1 Linie 2 Linie 1 Linie 2 Linie 1 Linie 2<br />

oTR-Fracht zu<br />

[kg oTR/d]<br />

oTR-Fracht ab<br />

[kg oTR/d]<br />

oTR-Fracht abg<br />

[kg oTR/d]<br />

Differenz zu L1<br />

[%]<br />

435 625 432 432 357 606<br />

202 223 233 226 164 193<br />

258 406 176 187 184 405<br />

+ 57 + 6 + 120<br />

Versuchsphase<br />

Phase 1<br />

dosiertes <strong>Co</strong>-Substrat<br />

Flotatschlamm<br />

Phase 2 Phase 3<br />

dosiertes <strong>Co</strong>-Substrat<br />

Fettabscheider<br />

Linie Linie 1 Linie 2 Linie 1 Linie 2 Linie 1 Linie 2<br />

Gasanfall<br />

[m³/d]<br />

Differenz zu L1<br />

[%]<br />

241,8 317,7 273,0 212,3 241,6 337,4<br />

+ 31 - 22 + 40<br />

Zum einen muss ein Fehler in der Gasmengenmessung angenommen werden<br />

(siehe auch Kapitel 6.2.3, Seite 79), zum anderen wird in der Erfassung der Trockenmasse<br />

(TR) der einzelnen Schlammströme eine weitere Fehlerquelle deutlich.<br />

Die täglichen Stichproben zur Bestimmung der Feststofffracht von Überschussschlamm<br />

und Primärschlamm ließen abschließend keine repräsentative<br />

Aussage zu und erwiesen sich für eine Bilanzierung als ungenau.


Abschnitt II - 103 -<br />

In den großtechnischen Untersuchungen stimmt zwar die Tendenz (Tabelle<br />

7-2), d.h. bei höherem oTR-Abbau in der Linie 2 (<strong>Co</strong>-Vergärung) wurde auch<br />

eine höhere Gasproduktion nachgewiesen. Allerdings liegen zwischen diesen<br />

Werten große Differenzen.<br />

Die Ergebnisse der großtechnischen <strong>Co</strong>-Vergärung lassen sich demnach dahingehend<br />

interpretieren, dass die Bandbreiten für die Steigerung im Abbaugrad<br />

und der Mehrgasproduktion für die <strong>Co</strong>-Vergärung in Phase 1 zwischen 30<br />

und 60% und die Phase 2 zwischen 40% und 120% liegen. Als sicher gilt nach<br />

den Versuchen bzw. dem Nachweis im halbtechnischen Maßstab, dass höherer<br />

Abbau der organischen Substanz zu einer deutlichen Steigerung der Biogasmenge<br />

führen.<br />

8 Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />

Die in den Kapiteln 5 (Seite 42 ff.) und 6 (Seite 73 ff.) dokumentierten Ergebnisse<br />

der halb- und großtechnischen Versuche wurden den Betrachtungen zur<br />

Wirtschaftlichkeit der <strong>Co</strong>-Vergärung zugrunde gelegt. Die Darstellungen beziehen<br />

sich auf zwei Varianten:<br />

• Variante 1:<br />

Da die Kläranlage Schermbeck Standort für die technischen Versuche zur<br />

<strong>Co</strong>-Vergärung war, wurde sie als Beispielanlage gewählt.<br />

• Variante 2:<br />

Die Betrachtung der Kostenbilanz wurde für eine Modellkläranlage von<br />

100.000 EW durchgeführt [MURL, 1999]. Die auf der Versuchsanlage realisierten<br />

halbtechnischen Versuche dienen als Grundlage für die hierzu<br />

durchgeführte Wirtschaftlichkeitsanalyse.


Abschnitt II - 104 -<br />

8.1 Ausgangsdaten<br />

In dem Merkblatt zur <strong>Co</strong>-Vergärung wurden die Randparameter und Mindestanforderungen<br />

definiert, die bei Anwendung der <strong>Co</strong>-Vergärung auf einer<br />

Kläranlage zu erfüllen sind [MUNLV, 2001]. Zu den Randparametern zählen:<br />

• maximale Zugabemenge des <strong>Co</strong>-Substrates durch Einhaltung der Raumbelastung<br />

von maximal 3,0 kg oTR/(m·d) und der Faulzeit von 15 bis 20 Tagen<br />

bestimmt<br />

• Kapazität des vorhandenen BHKW reicht aus, um die Verstromung aller anfallenden<br />

Gasmengen zu gewährleisten<br />

• leicht erhöhte Rückbelastung kann von der Kläranlage aufgenommen<br />

werden.<br />

Vor diesem Hintergrund wurde die Zugabe des <strong>Co</strong>-Substrates derart angepasst,<br />

dass oben genannte Bedingungen eingehalten wurden. Als Substrat<br />

wurde fetthaltiger Flotatschlamm gewählt. Die Zugabemenge beträgt für die<br />

Kläranlage Schermbeck 4 m³/d, die Modellkläranlage 32 m³/d. Der mittlere TR<br />

wurde mit 13% und der Glühverlust bei 97 % angesetzt. Eine vorherige Aufbereitung<br />

ist nicht erforderlich. Weitere Randbedingungen der vereinfachten<br />

Wirtschaftlichkeitsbetrachtung sind ebenfalls in der Tabelle 8-1 beschrieben.


Abschnitt II - 105 -<br />

Tabelle 8-1:<br />

Abschätzung der Energiegehalte<br />

Variante 1<br />

Kläranlage Schermbeck<br />

Variante 2<br />

Modellkläranlage<br />

Klärschlamm<br />

<strong>Co</strong>-Substrat<br />

Flotatschlamm<br />

Klärschlamm<br />

<strong>Co</strong>-Substrat<br />

Flotatschlamm<br />

Rohschlamm<br />

eingedickt<br />

Mengen m³/d 33,80 4,24 155,00 32,29<br />

zugeführte TR-<br />

Fracht<br />

kg TR/a 408.362,00 204.181,00 3.111.625,00 3.111.625,00<br />

Glühverlust % 68,33 96,90 65,56 96,90<br />

zugeführte oTR-<br />

Fracht<br />

kg oTR/a 279.024,81 279.024,81 2.040.042,33 2.039.981,35<br />

Faulschlamm<br />

Mengen m³/d 33,80 4,24 155,00 32,29<br />

oTR-Abbaugrad % 50,00 83,73 40,70 83,73<br />

zu entsorgende<br />

TR-Fracht<br />

kg TR/a 268.849,59 37.985,83 1.901.879,90 289.443,36<br />

Glühverlust % 51,89 16,66 43,66 16,66<br />

zu entsorgende<br />

oTR- Fracht<br />

kg oTR/a 139.512,41 31.656,22 830.297,23 241.213,17<br />

Energieausbeute<br />

Faulgasanfall m³/a 69.350,00 256.702,83 912.500,00 1.876.782,84<br />

mittlerer Methananteil<br />

Heizwert von<br />

Methan<br />

elektrischer<br />

Wirkungsgrad<br />

BHKW<br />

elektrischer<br />

Energiegewinn<br />

% 65,00 65,00 65,00 65,00<br />

kWh/Nm³ 10,52 10,52 10,52 10,52<br />

% 32,00 32,00 33,00 33,00<br />

kWh/a 151.748,90 561.706,86 2.059.092,75 4.235.035,55<br />

8.2 Kostenanteile<br />

In die vereinfachte Wirtschaftlichkeitsbetrachtung wurden nur Betriebskosten<br />

einbezogen. Investitionskosten fanden keine Berücksichtigung. Diesbezüglich<br />

wird vorausgesetzt, dass keine Erweiterungen auf der Kläranlage notwendig<br />

sind und die die bestehende Anlagentechnik der Kläranlage genutzt werden<br />

kann.


Abschnitt II - 106 -<br />

Personal<br />

Die zusätzliche Beschickung Faulbehälter mit <strong>Co</strong>-Substrat stellt einen weiteren<br />

Verfahrensschritt auf einer Kläranlage dar und wird wie alle anderen Vorgänge<br />

auf der Anlage in die SPS - Speicherprogrammierbare Steuerung eingebunden.<br />

Der Bedarf an Personal beschränkt sich daher weitestgehend auf die Verfolgung<br />

und Unterstützung der Anlieferung und Probenahme sowie der in diesem<br />

Zusammenhang stehenden Verwaltungsarbeit (Begleitscheine, Vereinfachter<br />

Entsorgungsnachweis usw.)<br />

Das Betriebspersonal sollte vom Betriebsleiter eingewiesen werden, um die erforderlichen<br />

Qualifikation für den Betrieb der <strong>Co</strong>-Vergärung entsprechend<br />

gewährleisten zu können.<br />

Die notwendigen Änderungen in der Prozessführung im Rahmen bzw. die Einrichtung<br />

der Provisorien kann temporäre Gefahren bewirken. Die Auswirkungen<br />

die durch die <strong>Co</strong>-Vergärung zusätzlich entstehen können, sind deshalb<br />

sorgfältig vom Betriebsleiter und ggf. von der Arbeitssicherheit zu prüfen. Unter<br />

Umständen sind gefahrmindernde Maßnahmen zu ergreifen.<br />

Bei der Kostenrechnung werden zunächst Personalkosten für den Aufwand zur<br />

Annahme des Substrates (Annahme, Probenahme, Schriftverkehr, etc.) mit<br />

0,5 h/d bei 28 €/h berücksichtigt.<br />

Energie<br />

Die Erlöse aus der Stromeinspeisung belaufen sich nach dem Energie-<br />

Einspeisungs-Gesetz (EEG) auf 7,67 €-Cent/kWh. Werden davon die Instandhaltungskosten<br />

für das BHKW von 1,46 €-Cent/kWh abgezogen, verbleiben<br />

6,21 €-Cent/kWh als Gewinn.<br />

Auf der Kläranlage Schermbeck befindet sich ein BHKW mit der elektrischen<br />

Leistung von 55 kW sowie einem Wirkungsgrad von 32 %, welches alle anfallenden<br />

Gasmengen verstromt (siehe auch Kapitel 6.6.2, Tabelle 6-16, Seite 97).<br />

Für die Modellanlage mit 100.000 EW wurde das BHKW mit einer elektrischen<br />

Leistung von 280 kWel und einem elektrischen Wirkungsgrad von 32% ausgelegt.<br />

Der Mehrbedarf an elektrischer Energie für Pumpen, Durchmischung im Faulbehälter<br />

und Faulschlammentwässerung ist gering, da sich das zu be-


Abschnitt II - 107 -<br />

handelnde Volumen nur leicht erhöht. Daher wird der zusätzliche Energiebedarf<br />

vernachlässigt.<br />

Für den Mehraufwand zur Behandlung der gesteigerten Rückbelastung aus<br />

dem Filtratwasser wird ein zusätzlicher elektrischer Energiebedarf von<br />

3 kWh/MgInput angenommen [Schmelz, 2000].<br />

Die Kosten für den Strombezug wurden mit 6,9 €-Cent/kWh angesetzt.<br />

Entsorgung<br />

Die Entsorgungskosten, inklusive Konditionierung, Entwässerung und Transport,<br />

wurden mit 200 €/t TR (regionale landwirtschaftliche Verwertung) und 350<br />

€/t TR (thermische Verwertung) veranschlagt.<br />

Annahme<br />

Der Preis für die Annahme der <strong>Co</strong>-Substrate auf der Kläranlage liegt in der vorliegenden<br />

Betrachtung bei 25 €/m³.<br />

8.3 Gesamtbetrachtung<br />

90.000<br />

75.000<br />

Landwirtschaftliche<br />

Klärschlammverwertung<br />

Thermische<br />

Klärschlammverwertung<br />

Zusätzliche Erlöse und Kosten<br />

bei Anwendung der <strong>Co</strong>-Vergärung [€/a]<br />

60.000<br />

45.000<br />

30.000<br />

15.000<br />

0<br />

-15.000<br />

38.671 38.671<br />

Annahmeerlöse<br />

elektrische Energie<br />

61.995<br />

34.882 34.882<br />

-3.640<br />

-320<br />

-7.597<br />

Personal<br />

Rückbelastung<br />

Entsorgungskosten<br />

-3.640<br />

-320<br />

-13.295<br />

56.297<br />

-30.000<br />

zusätzliche<br />

Erlöse<br />

zusätzliche<br />

Kosten<br />

Gewinn<br />

zusätzliche<br />

Erlöse<br />

zusätzliche<br />

Kosten<br />

Gewinn<br />

Abbildung 8-1: Zusätzliche Betriebskosten am Beispiel der Kläranlage<br />

Schermbeck bei Anwendung der <strong>Co</strong>-Vergärung<br />

Werden die einzelnen zusätzlich mit der <strong>Co</strong>-Vergärung entstehenden Betriebskostenanteile<br />

zusammengefasst, ergibt sich das für die Variante 1 (Kläranlage<br />

Schermbeck) in Abbildung 8-1 aufgezeigte Bild.


Abschnitt II - 108 -<br />

Die Gesamtgewinne bestimmen sich aus den Kosten für das Personal, die<br />

Rückbelastung sowie den Entsorgungskosten für die landwirtschaftliche bzw.<br />

thermische Verwertung abzüglich der Erträge der Stromproduktion sowie <strong>Co</strong>-<br />

Substratannahme. Die Grafik zeigt, dass die zusätzlich entstehenden Kosten<br />

für die Entsorgung und Rückbelastung durch den Energiegewinn und durch<br />

die Annahmeerlöse ausgeglichen und deutliche Gewinne erwirtschaftet<br />

werden können.<br />

750.000<br />

600.000<br />

Landwirtschaftliche<br />

Klärschlammverwertung<br />

Thermische<br />

Klärschlammverwertung<br />

Zusätzliche Erlöse und Kosten<br />

bei Anwendung der <strong>Co</strong>-Vergärung [€/a]<br />

450.000<br />

300.000<br />

150.000<br />

0<br />

-150.000<br />

294.661 294.661<br />

Annahmeerlöse<br />

elektrische Energie<br />

493.689<br />

262.996 262.996<br />

-3.640<br />

-2.440<br />

Personal<br />

-57.889 Rückbelastung<br />

Entsorgungskosten<br />

-3.640<br />

-2.440<br />

-101.305<br />

450.272<br />

-300.000<br />

zusätzliche<br />

Erlöse<br />

zusätzliche<br />

Kosten<br />

Gewinn<br />

zusätzliche<br />

Erlöse<br />

zusätzliche<br />

Kosten<br />

Gewinn<br />

Abbildung 8-2: Zusätzliche Betriebskosten am Beispiel einer Modellkläranlage<br />

von 100.000 EW bei Anwendung der <strong>Co</strong>-Vergärung<br />

Eine Darstellung der Betriebskosten für die Modellkläranlage (Variante 2) lässt<br />

auf ein ähnliches Resultat wie für die Kläranlage Schermbeck schließen<br />

(Abbildung 8-2). Unter den getroffenen Annahmen können die zusätzlich erzeugte<br />

Energie und der Annahmerlös für das <strong>Co</strong>-Substrat die entstehenden<br />

Kosten für die <strong>Co</strong>-Vergärung decken und sogar Gewinne erzielen.<br />

9 Zusammenfassung<br />

In einem vom BMBF geförderten, betriebsorientierten Forschungsvorhaben<br />

wurden die Technologien Klärschlammdesintegration und <strong>Co</strong>-Vergärung auf<br />

der Kläranlage Schermbeck des Lippverbandes mit dem Ziel der Betriebskostenreduzierung<br />

untersucht.<br />

Durch die Zugabe von <strong>Co</strong>-Substraten (flüssige bis pastöse biogene Abfälle)<br />

wird die Faulgasproduktion erheblich gesteigert. Der Einsatz bzw. Betrieb eines


Abschnitt II - 109 -<br />

Blockheizkraftwerkes sichert die Verstromung des anfallenden Biogases. Die<br />

<strong>Co</strong>-Vergärung kann durch eingesparte Stromkosten sowie den Erlös für die<br />

Annahme der <strong>Co</strong>-Substrate so zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation<br />

der Kläranlagen beitragen. Die Versuche wurden mit verschiedenen<br />

<strong>Co</strong>-Substraten im halb- und großtechnischen Maßstab durchgeführt und bestätigen<br />

bisherige Ergebnisse aus Literatur und Praxis [Schmelz, 2002].<br />

Die Untersuchungen zur <strong>Co</strong>-Vergärung zeigten, dass die Mitbehandlung biogener<br />

Abfälle bereits heute ohne größeren Aufwand und ohne Nachteile<br />

durchzuführen ist. Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ergibt einen deutlichen<br />

Gewinn, wenn die Investitionskosten auf der Kläranlage gering sind und ausreichende<br />

Kapazitäten zur Mitbehandlung der <strong>Co</strong>-Substrate sowie zur Verwertung<br />

der zusätzlichen Biogasmengen vorhanden sind.<br />

Insgesamt können die technischen und wissenschaftlichen Arbeitsziele sowie<br />

Ergebnisse der durchgeführten Versuchsreihen wie folgt zusammengefasst<br />

werden.<br />

Ziel 1:<br />

Auswahl der <strong>Co</strong>-Substrate<br />

Im ersten Schritt wurden geeignete <strong>Co</strong>-Substrate ausgewählt, an die verschiedene<br />

Anforderungen gestellt wurden. Hierzu zählen pumpfähiger Zustand,<br />

Vergärbarkeit, Störstofffreiheit, ausreichende Temperierung fetthaltiger<br />

Materialien, Emulgierbakeit von Fetten und hygienische Unbedenklichkeit.<br />

Ausgewählt wurden Speiseabfälle, fetthaltige Flotatschlämme und Fettabscheiderinhalte.<br />

Bei der Auswahl wurde darauf geachtet, dass die biogenen<br />

Abfälle in ausreichender Menge auf dem Markt zur Verfügung stehen.<br />

In den halbtechnischen Vorversuchen zeigte sich, dass nicht alle der verwendeten<br />

<strong>Co</strong>-Substrate für die Mitbehandlung im Faulbehälter geeignet waren.<br />

Vor allem die Beimischung der zuerst verwendeten Fettabscheiderinhalte war<br />

von Problemen gekennzeichnet (siehe auch Kapitel 4.2.2.1, Seite 33). Bei der<br />

Verwendung von Frittierfett stellte sich beispielsweise heraus, dass nicht alle<br />

Fette anaerob abgebaut werden können. Vor dem Einsatz von fetthaltigen<br />

Substanzen muss daher genau geprüft werden, ob das Material abgebaut<br />

werden kann. Eine solche Prüfung kann z. B. über die Untersuchung des Faulverhaltens<br />

nach DIN 38414-S8 erfolgen. Die in den großtechnischen Versuchen<br />

eingesetzten Fettabscheiderrückstände zeigten dagegen sehr gute Ergebnisse<br />

bei der Mitbehandlung. Festzuhalten ist somit, dass es fetthaltige Substrate<br />

gibt, die hervorragend für eine Behandlung im Faulbehälter geeignet sind.


Abschnitt II - 110 -<br />

Speisereste und auch Flotatschlämme sind für die Mitbehandlung im Faulbehälter<br />

grundsätzlich geeignet. Keine Probleme gab es während des gesamten<br />

Versuchszeitraums beim Einsatz der Flotatschlämme. Dieses Substrat war äußerst<br />

einfach zu handhaben und lieferte sehr gute Ergebnisse. Bei der Verwendung<br />

von Speiseresten aus Kantinen und Großküchen muss darauf geachtet<br />

werden, dass die biogenen Abfälle keine Anteile nicht abbaubarer<br />

Fette enthalten.<br />

Ziel 2: Entwicklung geeigneter Aufbereitungs- und Zugabetechniken<br />

In den halbtechnischen Vorversuchen wurde untersucht, ob die biogenen<br />

Abfälle Störstoffe enthalten und wie diese gegebenenfalls zu entfernen sind.<br />

Dabei galt es zu berücksichtigen, dass die aufwendige Vorbehandlung fester<br />

<strong>Co</strong>-Substrate einen hohen Kostenfaktor im Bereich der Betriebskosten einer<br />

Kläranlage darstellt.<br />

Bei den verwendeten Materialien fetthaltiger Flotatschlamm und Fettabscheiderinhalte<br />

war keine vorherige Aufbereitung nötig. Dagegen wurde von<br />

einer Anwendung der Speiseabfälle im großtechnischen Maßstab nach Beendigung<br />

der Vorversuche aufgrund der Inhomogenität und der schwierigen<br />

Aufbereitung abgesehen.<br />

Eine weitere Zielstellung in der Phase der halbtechnischen Versuche war die<br />

Untersuchung der Zugabetechnik. Bei flüssigen biogenen Abfällen wie z. B.<br />

Fettabscheiderinhalten kann eine direkte Dosierung des <strong>Co</strong>-Substrates in den<br />

Faulbehälter erfolgen. Es ist keine Einmischung der biogene Abfälle in den<br />

Rohschlamm vor der Zugabe in den Faulbehälter nötig.<br />

Ziel 3: Optimierung des Faulprozesses, Faulgasanfall und -zusammensetzung<br />

Ziel der <strong>Co</strong>-Substratzugabe zum Faulbehälter ist die Erhöhung der Faulgasproduktion.<br />

Da auf üblichen kommunalen Kläranlagen die einstufig-mesophile<br />

Betriebsweise vorherrscht, wurden die Versuche unter diesen Bedingungen<br />

durchgeführt.<br />

Durch die Zugabe der flüssige bis pastösen biogenen Abfälle stieg die Faulgasproduktion<br />

erheblich. Parallel dazu findet jedoch auch eine Erhöhung der<br />

Raumbelastung der Faulbehälter und eine Verkürzung der Faulzeit statt. Deshalb<br />

wurden neben der Faulgasproduktion und -zusammensetzung ebenso<br />

ständig die organischen Säuren kontrolliert, um sicher zu stellen, dass der Faulprozess<br />

stabil verläuft und ein guter Stabilisierungsgrad erreicht wird.


Abschnitt II - 111 -<br />

In den halbtechnischen Versuchen ließ sich bei den für die <strong>Co</strong>-Vergärung geeigneten<br />

Substraten ausnahmslos eine deutliche Erhöhung (Faktor 2 bis 5, je<br />

nach Mischungsverhältnis) der Faulgasproduktion feststellen. Bei den fettreicheren<br />

Substraten (Fettabscheiderrückstände und Flotatschlamm) konnte<br />

insgesamt eine etwas höhere Faulgasproduktion festgestellt werden als bei<br />

der Mitbehandlung von Speiseresten. Eine deutliche Steigerung der<br />

Gasproduktion ließ sich schon mit geringen Zugabemengen ablesen.<br />

Die Raumbelastung der Faulbehälter wurde während des halbtechnischen<br />

Versuchszeitraums kontinuierlich gesteigert. Substrate mit hohem Feststoffanteil<br />

erhöhten die Raumbelastung stärker als solche mit geringerem TR. Alle drei<br />

verwendeten <strong>Co</strong>-Substrate eigneten sich in dieser Hinsicht für die <strong>Co</strong>-<br />

Vergärung, da die Raumbelastung in keinem Falle in einem planmäßigen Mischungsverhältnis<br />

zu hoch wurde. Bei einer maximalen oTR-Raumbelastung<br />

von 5,69 kg oTR/(m³·d) (Linie 3, <strong>Co</strong>-Substrat Fettschlamm) bzw.<br />

4,91 kg oTR/(m³·d) (Linie 4, <strong>Co</strong>-Substrat Flotatschlamm) konnte noch ein stabiler<br />

Betrieb gewährleistet werden.<br />

Im großtechnischen Betrieb war eine schrittweise Erhöhung der Zugabemenge<br />

des jeweiligen <strong>Co</strong>-Substrates aufgrund der Vorgaben des Merkblattes zur<br />

<strong>Co</strong>-Fermentation [MUNLV, 2001] und den Randbedingungen der Genehmigung<br />

zum Versuchsbetrieb nicht vorgesehen. Das TR-Mischungsverhältnis<br />

wurde bei <strong>Co</strong>:KS = 1:2 festgelegt, um die Parameter max. Zugabe (Aufenthaltszeit<br />

> 20 Tage), Raumbelastung 1,5 kg oTR/(m³·d) einzuhalten.<br />

Insgesamt wurde bei den verwendeten <strong>Co</strong>-Substraten Flotatschlamm und<br />

Fettabscheiderinhalte ausnahmslos eine Erhöhung der Faulgasproduktion<br />

nachgewiesen. Bei den Fettabscheiderinhalten konnte insgesamt eine etwas<br />

höhere Faulgasproduktion festgestellt werden.<br />

Ziel 4: Untersuchung der Entwässerbarkeit der ausgefaulten Schlämme<br />

In vergleichenden Entwässerungsversuchen des Klärschlammes und des<br />

Schlammes aus der <strong>Co</strong>-Vergärung (<strong>Co</strong>-Schlamm) wurde direkt der Einfluss der<br />

Bioabfallzugabe auf die Entwässerbarkeit abgeleitet. Die Schlämme wurden<br />

dazu gleich konditioniert und in einer Versuchskammerfilterpresse entwässert.<br />

In den halbtechnischen Untersuchungen war die Entwässerbarkeit der Faulschlämme<br />

aus der <strong>Co</strong>-Vergärung etwas schlechter als die mit reinem Klärschlamms.<br />

Der Einsatz von Speiseresten verschlechterte die Entwässerbarkeit<br />

am deutlichsten. Eine Abnahme des Feststoffgehaltes im Filterkuchen von bis


Abschnitt II - 112 -<br />

zu 8 %-Punkten im Vergleich zur Referenzlinie stellt die großtechnische Umsetzung<br />

in Frage, da die Erhöhung der Schlammmengen in diesem Ausmaß hohe<br />

Folgekosten zur Entsorgung mit sich bringt. Allerdings wies der Schlamm aus<br />

der Vergärung mit Speiseresten mit Abstand das ausgeglichenste Nährstoffverhältnis<br />

auf, der Düngewert ist sehr viel besser als bei den anderen Schlämmen.<br />

Die Verwendung von Fettabscheiderrückständen und Flotatschlämmen<br />

ist aus Sicht der Schlammentwässerung günstiger, da die Entwässerbarkeit<br />

sich nur um 1 bis 3 % verringerte, wobei die Ergebnisse der Flotatschlämme<br />

immer etwas besser als die der Fettabscheiderinhalte waren.<br />

Im großtechnischen Vergleich von Klärschlamm und <strong>Co</strong>-Schlamm zeigte sich,<br />

dass die Auswirkungen durch die <strong>Co</strong>-Vergärung bzw. durch die Zugabe von<br />

Flotatschlamm sowie Fettabscheiderinhalten im Entwässerungsergebnis e-<br />

benfalls gering sind. In allen Fällen lieferte die Klärschlammfaulung gegenüber<br />

der <strong>Co</strong>-Vergärung ein etwas besseres Entwässerungsergebnis. Die mit Flotatschlamm<br />

versetzte Linie zeigte im Endresultat eine absolute Differenz von -<br />

1,7 %-Punkten zum Klärschlamm, mit den Fettabscheiderinhalten wurde dagegen<br />

ein gleichwertiger Endfeststoffgehalt erreicht.<br />

Ziel 5: Untersuchung der Rückbelastung der Kläranlage<br />

Durch Auffangen des Filtrats bei den Entwässerungsversuchen und Analyse<br />

auf die kläranlagenrelevanten Parameter wurde die zusätzliche Rückbelastung<br />

durch die <strong>Co</strong>-Substratzugabe zum Klärschlamm genau bestimmt.<br />

Durch die Zugabe von <strong>Co</strong>-Substraten tritt im Vergleich zur reinen Klärschlammfaulung<br />

keine wesentliche Erhöhung der Kläranlagenrückbelastung<br />

auf. Die Steigerungen liegen für alle untersuchten Größen immer im Bereich<br />

< 2 %-Punkte.<br />

Für die Kläranlage Schermbeck würde die Rückbelastung bei der <strong>Co</strong>-<br />

Vergärung von Flotatschlämmen bezogen auf die Zulauffracht beim Parameter<br />

TKN von 13,1 % (reine Klärschlammfaulung) auf 13,9 % (<strong>Co</strong>-Vergärung)<br />

steigen. Auch bei der Modellkläranlage ist für die Größe TKN bei der zusätzlichen<br />

Vergärung von Flotatschlamm ebenfalls die höchste Steigerung zu verzeichnen.<br />

Die Rückbelastung bezogen auf die Zulauffracht erhöht sich in diesem<br />

Fall im Vergleich zur konventionellen Klärschlammfaulung von 8,6 % auf<br />

10, 5%.<br />

Ob diese leicht erhöhten Rückbelastungen von der jeweiligen Kläranlage<br />

aufgenommen werden können, ist im Einzelfall zu prüfen.


Abschnitt II - 113 -<br />

Ziel 6: Untersuchung der Produktqualität<br />

Um die Beurteilung der Produktqualität vornehmen zu können, wurden regelmäßig<br />

Analysen des Rohschlammes, der <strong>Co</strong>-Substrate und der Faulschlämme<br />

auf die Parameter der Klärschlammverordnung durchgeführt.<br />

Das Endprodukt aus der <strong>Co</strong>-Vergärung besitzt hinsichtlich einer landwirtschaftlichen<br />

Verwertung häufig eine bessere Produktqualität als reiner Faulschlamm,<br />

da biogene Abfälle in der Regel insgesamt niedriger mit Schadstoffen<br />

belastet sind als Klärschlämme und einige Pflanzennährstoffe enthalten,<br />

die im Klärschlamm fehlen.<br />

Ziel 7: Erstellung von Stoffstrom- und Energiebilanzen<br />

Zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit der <strong>Co</strong>-Vergärung wurden Stoffstromund<br />

Energiebilanzen erstellt. Darin wurde verdeutlicht, wie groß der organische<br />

Feststoffabbau in der <strong>Co</strong>-Vergärung ist und welche Energiemengen sich<br />

erzeugen lassen.<br />

Bei der Betrachtung der Wirtschaftlichkeit der <strong>Co</strong>-Vergärung wurde der Einsatz<br />

des <strong>Co</strong>-Substrates mittels des fetthaltigen Flotatschlamm geprüft. Die für<br />

die <strong>Co</strong>-Vergärung erforderlichen Zusatzkosten aus der Schlammentwässerung<br />

können aber durch die erhöhte Gas- und Energieproduktion sowie die Annahmeerlöse<br />

in der Regel mehr als kompensiert werden.<br />

Fazit<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die <strong>Co</strong>-Vergärung bei einer Vielzahl<br />

von Stoffen eine gute Alternative zur Verwertung biogener Abfälle darstellt.<br />

Ökologische Vorteile ergeben sich aus dem Einsparen von Ressourcen im<br />

Gegensatz zum Bau reiner Vergärungsanlagen sowie der durch den erhöhten<br />

Gasanfall ermöglichten Nutzung von Klärgas über BHKWs. Beim Einsatz von<br />

fetthaltigen <strong>Co</strong>-Substraten muss die Abbaubarkeit der Substrate überprüft<br />

werden. Hier besteht der Bedarf nach weiteren Untersuchungen, um herauszufinden,<br />

welche Fette in welcher Form abbaubar sind.


Abschnitt II - 114 -<br />

10 Veröffentlichungen<br />

(1) SCHLEGEL, S., SCHMELZ, K.-G., 2000:<br />

„Aktuelle Probleme und Lösungsansätze bei der Klärschlammstabilisierung“,<br />

Vortragsmanuskript auf dem 61. Darmstädter Seminar – Abwassertechnik<br />

– „Kommunale Klärschlammbehandlung vor dem Hintergrund<br />

der neuen europäischen Klärschlammrichtlinie“ am 09.11.2000 in Darmstadt<br />

(2) SCHMELZ, K.-G., WINTER, A., 2000:<br />

„Mehr Energie aus dem Schlamm holen“, Zfk - Zeitung für kommunale<br />

Wirtschaft, Ausgabe 10/2000, Seite 26<br />

(3) SCHMELZ, K.-G., WINTER, A., 2000:<br />

„Klärschlammverminderung durch verschiedene Methoden der Desintegration<br />

auf der Kläranlage Schermbeck“, Vortragsmanuskript auf dem<br />

18. Bochumer Workshop Siedlungswasserwirtschaft „Innovationen in der<br />

Abwasserbeseitigung“ am 21. September 2000<br />

(4) SCHMELZ, K.-G.; WINTER, A.; REIPA, A., 2001:<br />

„Kostenreduzierung durch Einsatz der Desintegration bei der anaeroben<br />

Stabilisierung“, Vortragsmanuskript auf der 34. Essener Tagung für Wasserund<br />

Abfallwirtschaft vom 14. bis 16. März 2001 in Aachen<br />

(5) SCHMELZ, K.-G., 2001:<br />

„Steigerung der Faulgasproduktion durch <strong>Co</strong>-Vergärung von Klärschlamm<br />

und Bioabfall“, Vortrag auf dem 12. gemeinsamen Seminar -<br />

Abwassertechnik - des Instituts WAR an der TU Darmstadt, Seminartitel:<br />

„Aktuelle Ansätze bei der Klärschlammbehandlung und -entsorgung“ im<br />

September 2001, erschienen in Heft 132 des Instituts WAR<br />

(6) SCHMELZ, K.-G., 2002:<br />

„<strong>Co</strong>-Fermentation of sewage sludge and biowaste”, Tagungsband Joint<br />

CIWEM and Ayua Enviro Technology Transfer, 7 th European Biosolids and<br />

Organic Residual <strong>Co</strong>nference, 18.-20.11.2002, Wakefield, UK


Abschnitt II - 115 -<br />

11 Literaturverzeichnis<br />

(1) AbfKlärV (idF v. 15.04.1992): Am 1. Juli 1992 trat eine neugefaßte K. in<br />

Kraft (BGBl. I S. 912)<br />

(2) ATV (ABWASSERTECHNISCHEN VEREINIGUNG E.V.):<br />

“ATV-Arbeitsblatt A 131“, GFA, Hennef, Februar 1991<br />

(3) ATV (ABWASSERTECHNISCHEN VEREINIGUNG E.V.):<br />

ATV-Handbuch “Klärschlamm“, Verlag Ernst & Sohn, Berlin, 1996<br />

(4) ATV (ABWASSERTECHNISCHEN VEREINIGUNG E.V.):<br />

ATV-Handbuch “Mechanische und biologische Verfahren der Abfallbehandlung“,<br />

Verlag Ernst & Sohn , Berlin, 1998<br />

(5) ATV (ABWASSERTECHNISCHEN VEREINIGUNG E.V.):<br />

“Handbuch für Ver- und Entsorger, Band 3 – Fachrichtung Abwasser“, F.<br />

Hirthammer Verlag, München, 1992<br />

(6) BDE:<br />

“Landwirtschaftliche Klärschlammverwertung“, In: Kreislaufwirtschaft in<br />

der Praxis, Nr. 2<br />

(7) BILITEWSKI, B.; WERNER, P.; RETTENBERGER, G.; STEGMANN, R.; FAULSTICH, M.:<br />

“Anaerobe biologische Abfallbehandlung – Grundlagen, Problem, Kosten“,<br />

Schriftenreihe des Instituts für Abfallwirtschaft und Altlasten, TU<br />

Dresden, 2002,<br />

(8) BÖHNKE, B., BISCHOFSBERGER, W., SEYFRIED, C. F. (HRSG.):<br />

“Anaerobtechnik – Handbuch der anaeroben Behandlung von Abwasser<br />

und Schlamm“, Springer Verlag, Berlin, 1993<br />

(9) EEG (idF v. 01.04.2000) § 4<br />

(10) EMSCHERGENOSSENSCHAFT / LIPPEVERBAND:<br />

BMBF-Ideenwettbewerb Vorhabensbeschreibung des Teilprojektes 1:<br />

“Kostenreduzierung für Kommunen und Verbände durch effiziente Erzeugung<br />

und Verwertung von Faulgas als Primärenergie sowie Reduzierung<br />

der Faulschlammmenge“, Essen, unveröffentlicht, 1999<br />

(11) FRICKE, K., BURTH, M., WALLMANN, R. (HRSG.):<br />

”Biomasse und Abfallwirtschaft – Chancen, Risiken, Perspektiven”, Schriftenreihe<br />

des ANS, Orbit e.V., Weimar, 2002


Abschnitt II - 116 -<br />

(12) HARTMANN, L.:<br />

“Biologische Abwasserreinigung’’, Springer Verlag Berlin, 1989<br />

(13) KAPP, H., BAHRS, D., DICHTL, N., ENGLMANN, E., KÖHLHOFF, D., SIEKMANN, K.:<br />

“Stabilisierungskennwerte für biologische Stabilisierungsverfahren“, Arbeitsbericht<br />

der ATV/BDE/VKS - Arbeitsgruppe 3.1.1, 1993<br />

(14) KAPP, H.:<br />

“Schlammfaulung bei hohem Feststoffgehalt“, Stuttgarter Berichte zur<br />

Siedlungswasserwirtschaft 86, Oldenbourg Verlag, München, 1984<br />

(15) KROISS, H.:<br />

“Anaerobe Abwasserreinigung“, Wiener Mitteilungen, Wasser - Abwasser<br />

- Gewässer , Band 62, Wien, 1986<br />

(16) KRUG, G., TÜMMLER, V., WINKLER, M., KNAUER, M.,:<br />

“Optimierung der Biogasausbeute von Klärschlamm durch Zugabe von<br />

<strong>Co</strong>substraten“, WLB Wasser, Luft und Boden, 4/2002<br />

(17) KRUPP, M.:<br />

“Untersuchungen zum anaeroben Abbauverhalten sowie der Entwässerbarkeit<br />

von Klärschlamm mit ausgewählten <strong>Co</strong>-Substraten im halbtechnischen<br />

Maßstab“, Diplomarbeit, Universität Essen, unveröffentlicht,<br />

2001<br />

(18) MUDRAK, K., KUNST, S.:<br />

“Biologie der Abwasserreinigung“, G. Fischer Verlag, Stuttgart, 1988<br />

(19) MUNLV - MINISTERIUM FÜR UMWELT UND NATURSCHUTZ, LANDWIRTSCHAFT UND<br />

VERBRAUCHERSCHUTZ DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN (HRSG.):<br />

“Merkblatt zur <strong>Co</strong>-Fermentation von biogenen Abfällen in Faulbehältern<br />

von Kläranlagen“, Dezember 2001<br />

(20) MURL – MINISTERIUM FÜR UMWELT, RAUMORDNUNG UND LANDWIRTSCHAFT DES LAN-<br />

DES NORDRHEIN-WESTFALEN (HRSG.):<br />

“Handbuch – Energie in Kläranlagen“, Schwannstr. 3, 40476 Düsseldorf,<br />

September 1999<br />

(21) NISIPEANU, P.:<br />

“<strong>Co</strong>-Vergärung und Monovergärung. Zur Abgrenzung von Abfallrecht<br />

und Abwasserrecht“, In: abfall-brief, Nr. 2, S. 12 – 14, 2000


Abschnitt II - 117 -<br />

(22) PAUL, C.-D.:<br />

“Biologie für Schule und Beruf“, Verlag Europa Lehrmittel, Haan-Gruiten,<br />

1993<br />

(23) ROEDIGER, H.; ROEDIGER, M.; KAPP, H.:<br />

“Anaerobe alkalische Schlammfaulung“, Oldenbourg Verlag, München,<br />

1990<br />

(24) SCHEIDAT, B.:<br />

“Bioverfahrenstechnische Aspekte zum Einsatz von technischen Enzymen<br />

am Beispiel der kommunalen Abwasserreinigung“, Shaker Verlag<br />

GmbH, Aachen, 2000<br />

(25) SCHLEGEL, H. G.:<br />

“Allgemeine Mikrobiologie“, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 1985<br />

(26) SCHMELZ, K.-G.:<br />

“<strong>Co</strong>-Vergärung von Klärschlamm und Bioabfällen“, Rhombos Verlag,<br />

Berlin, 2000<br />

(27) SCHMELZ, K.-G.; WINTER, A., REIPA, A.:<br />

“Kostenreduzierung durch Einsatz der Desintegration bei der anaeroben<br />

Stabilisierung“, Vortragsmanuskript auf der 34. Essener Tagung für Wasser-<br />

und Abfallwirtschaft vom 14. bis 16. März 2001 in Aachen<br />

(28) SCHÖN, M.:<br />

“Verfahren zur Vergärung organischer Rückstände in der Abfallwirtschaft“,<br />

In: Abfallwirtschaft in Forschung und Praxis, Nr. 66, 1994<br />

(29) SCHRUMM, P.:<br />

„Innovativer Einsatz von Biogas“, WLB Wasser, Luft und Boden, 4/2002<br />

(30) THOMÉ-KOZMIENSKY, K.:<br />

“Biologische Abfallbehandlung“, EF-Verlag für Energie und Umwelttechnik,<br />

Berlin, 1995<br />

(31) WENDLER, D.:<br />

“Stand der <strong>Co</strong>-Fermentation in Deutschland - Bestandsaufnahme der<br />

Erfahrungen in der Praxis“, Diplomarbeit, Institut für Siedlungswasserwirtschaft<br />

und Abfalltechnik der Universität Hannover (ISAH), unveröffentlicht,<br />

1997


Abschnitt II - 118 -<br />

(32) WIESE, A., DROSCH, M.:<br />

“Nutzung von Biomasse zur Energiegewinnung“, Wasser und Abfall,<br />

10/2002<br />

(33) ZACHÄUS, D.:<br />

“Grundlagen der Vergärung“, In Thomé-Kozmiensky, K., “Biologische Abfallbehandlung“,<br />

EF-Verlag für Energie und Umwelttechnik, Berlin, 1995


Abschnitt II - 119 -<br />

12 Verzeichnis der Abbildungen<br />

Abbildung 1-1: Betriebskostenanteile von Kläranlagen mit 50.000 bis 100.000 EW [MURL, 1999]<br />

1<br />

Abbildung 2-1: Schema des vierstufigen anaeroben Abbauprozesses [MUDRACK ET KUNST,<br />

1988, verändert] 5<br />

Abbildung 3-1:<br />

Abbaugrad der organischen Substanz in Abhängigkeit von der Faulzeit nach<br />

KAPP [1984], verändert 16<br />

Abbildung 3-2: Apparatur zur Bestimmung des Filterwider-standes 19<br />

Abbildung 3-3: Schema der Entwässerungsversuche [Schmelz, 2000] 19<br />

Abbildung 3-4: Pumpe sowie Steuer- und Regelein- heit der Kammerfilterpresse 20<br />

Abbildung 3-5: Filterkammer und Vorlagebehälter der Versuchspresse 20<br />

Abbildung 4-1: Schematische Darstellung der Versuchsfaulanlagen [nach SCHMELZ, 2000] 24<br />

Abbildung 4-2: Versuchsfaulanlage 25<br />

Abbildung 4-3: Kläranlage Schermbeck 26<br />

Abbildung 4-4: Rührwerk im Speicher 27<br />

Abbildung 4-5:<br />

Fließbild der Kläranlage Schermbeck mit dem Weg der <strong>Co</strong>-Substrate<br />

während der Versuchsphase 28<br />

Abbildung 4-6: Speisereste 30<br />

Abbildung 4-7:<br />

Fettkugeln der Linie 2, nach Versuchsende direkt dem Faulbehälter<br />

entnommen 30<br />

Abbildung 4-8: Fettabscheiderinhalte 31<br />

Abbildung 4-9: Frittierfett 31<br />

Abbildung 4-10: Fettkugeln aus dem Frittierfett, direkt dem Faulbehälter entnommen 31<br />

Abbildung 4-11: Fettschlamm 31<br />

Abbildung 4-12: Flotatschlamm 32<br />

Abbildung 5-1: Mittlere Verweilzeit pro Phase und Linie 44<br />

Abbildung 5-2:<br />

Abbildung 5-3:<br />

Abbildung 5-4:<br />

Mittlere Raumbelastung der Linie 2, getrennt nach Klärschlamm und <strong>Co</strong>-<br />

Substrat 45<br />

Mittlere Raumbelastung Linie 3 getrennt nach Klärschlamm und <strong>Co</strong>-<br />

Substrat 46<br />

Mittlere Raumbelastung Linie 4 getrennt nach Klärschlamm und <strong>Co</strong>-<br />

Substrat 47<br />

Abbildung 5-5: oTR-Gesamtabbaugrade in den Phasen 48<br />

Abbildung 5-6: Abbaugrade der Linie 2, getrennt nach Klärschlamm und <strong>Co</strong>-Substrat 49<br />

Abbildung 5-7: Abbaugrade der Linie 3, getrennt nach Klärschlamm und <strong>Co</strong>-Substrat 49<br />

Abbildung 5-8: Abbaugrade der Linie 4, getrennt nach Klärschlamm und <strong>Co</strong>-Substrat 50<br />

Abbildung 5-9: Mittelwerte des CSB fil im Zulauf der Linien 1 bis 4 51<br />

Abbildung 5-10: Mittelwerte des CSB fil im Ablauf der Linien 1 bis 4 52<br />

Abbildung 5-11: Abbaugrade des CSB fil in den Linien 1 bis 4 53<br />

Abbildung 5-12: Organische Säuren in den Abläufen der Linien 1 bis 4 54<br />

Abbildung 5-13: Gasproduktion über den Versuchszeitraum 55<br />

Abbildung 5-14: Mittlere Gasausbeuten bezogen auf den abgebauten organischen Anteil 55


Abschnitt II - 120 -<br />

Abbildung 5-15: Mittlere Gasausbeuten bezogen auf den organischen Anteil im Zulauf 56<br />

Abbildung 5-16: Mittlere Gasausbeuten der Linie 2, getrennt nach Klärschlamm und <strong>Co</strong>-<br />

Substrat 57<br />

Abbildung 5-17: Mittlere Gasausbeuten der Linie 3, getrennt nach Klärschlamm und <strong>Co</strong>-<br />

Substrat 58<br />

Abbildung 5-18: Mittlere Gasausbeuten der Linie 4, getrennt nach Klärschlamm und <strong>Co</strong>-<br />

Substrat 59<br />

Abbildung 5-19: Mittlere Gaszusammensetzung der Linien 1 bis 4 61<br />

Abbildung 5-20: Mittlere Schwefelwasserstoffgehalte der Linien 1 bis 4 62<br />

Abbildung 5-21: Mittlere Heizwerte des Faulgases über den Versuchszeitraum 63<br />

Abbildung 5-22: Filterwiderstand der Linien 1 bis 4 64<br />

Abbildung 5-23: Mittlere Entwässerbarkeit der Linien 1 bis 4 65<br />

Abbildung 5-24: Mittlere Filtratwasserbelastung der Schlämme aus der Phase 2 67<br />

Abbildung 5-25: Mittlere Filtratwasserbelastung der Schlämme aus der Phase 3 67<br />

Abbildung 6-1: Mittlere Verweilzeit pro Phase und Linie 75<br />

Abbildung 6-2:<br />

Mittlere Raumbelastung der Linie 2, getrennt nach Klärschlamm und <strong>Co</strong>-<br />

Substrat 76<br />

Abbildung 6-3: Gesamtabbaugrade in den Phasen 77<br />

Abbildung 6-4: Abbaugrade der Linie 2, getrennt nach Klärschlamm und <strong>Co</strong>-Substrat 78<br />

Abbildung 6-5: Organische Säuren in den Abläufen der Linien 1 und 2 79<br />

Abbildung 6-6: Gasproduktion über den Versuchszeitraum 80<br />

Abbildung 6-7: Mittlere Gaszusammensetzung der Linien 1 und 2 82<br />

Abbildung 6-8: Mittlere Heizwerte des Faulgases über den Versuchszeitraum 83<br />

Abbildung 6-9: Filterwiderstand der Linien 1 und 2 84<br />

Abbildung 6-10: Mittlere Entwässerbarkeit der Linien 1 und 2 85<br />

Abbildung 6-11: Mittlere Filtratwasserbelastung der Schlämme aus der Phase 1 86<br />

Abbildung 6-12: Mittlere Filtratwasserbelastung der Schlämme aus der Phase 3 87<br />

Abbildung 6-13: Energieproduktion (elektrisch) 98<br />

Abbildung 8-1:<br />

Abbildung 8-2:<br />

Zusätzliche Betriebskosten am Beispiel der Kläranlage Schermbeck bei<br />

Anwendung der <strong>Co</strong>-Vergärung 107<br />

Zusätzliche Betriebskosten am Beispiel einer Modellkläranlage von<br />

100.000 EW bei Anwendung der <strong>Co</strong>-Vergärung 108


Abschnitt II - 121 -<br />

13 Verzeichnis der Tabellen<br />

Tabelle 2-1: Geeignete biogene Abfälle [ATV, 2002] 4<br />

Tabelle 2-2:<br />

Tabelle 2-3:<br />

Zusammensetzung von Biogas und spezifischen Gasmengen [ROEDIGER ET AL.,<br />

1990] 7<br />

Positivlisten der für die Mitbehandlung in Faulbehältern geeigneten Abfälle<br />

(MUNLV, 2001, verändert] 10<br />

Tabelle 2-4: Zulässige Schwermetall- und AOX-Gehalte für das <strong>Co</strong>-Substrat (MUNLV, 2001)12<br />

Tabelle 3-1: Schadstoffgrenzwerte nach Klärschlammverordnung (AbfKlärV) 22<br />

Tabelle 3-2: Gesamtüberblick Analyseverfahren 23<br />

Tabelle 4-1: Eingesetzte Klärschlämme und <strong>Co</strong>-Substrate 29<br />

Tabelle 4-2: TR und oTR-Gehalte der Substrate sowie Glühverluste 33<br />

Tabelle 4-3: Schadstoffgehalte der Substrate und ihre Grenzwerte 34<br />

Tabelle 4-4: Nährstoffgehalte der Substrate 35<br />

Tabelle 4-5: TR und oTR-Gehalte der Substrate sowie Glühverluste 36<br />

Tabelle 4-6: Schadstoffgehalte der Substrate und ihre Grenzwerte 36<br />

Tabelle 4-7: Untersuchungsprogramm der halbtechnischen Versuche 39<br />

Tabelle 4-8: Untersuchungsprogramm der großtechnischen Versuche 41<br />

Tabelle 5-1:<br />

Tabelle 5-2:<br />

Betriebsparameter der Faulbehälter (Mittelwerte über die einzelnen Phasen)42<br />

Ergebnisse der Faulgasanalysen der Linien über den Versuchszeitraum<br />

(Mittelwerte) 60<br />

Tabelle 5-3: Schadstoffgehalte der ausgefaulten Schlämme und ihre Grenzwerte 68<br />

Tabelle 5-4: Nährstoffgehalte der ausgefaulten Schlämme und ihre Grenzwerte 70<br />

Tabelle 5-5: Versuchsergebnisse der einzelnen Substrate und ihre Priorität 72<br />

Tabelle 6-1:<br />

Tabelle 6-2:<br />

Betriebsparameter der Faulbehälter (Mittelwerte über die einzelnen Phasen)73<br />

Kennwerte einer anaeroben Stabilisierungsanlage für Klärschlamm [MUNLV,<br />

2001] 75<br />

Tabelle 6-3: Ergebnisse der Faulgasanalysen über den Versuchszeitraum (Mittelwerte) 81<br />

Tabelle 6-4: Einwohnerspezifische Frachten, 85-Perzentil (ATV Arbeitsblatt A 131) 88<br />

Tabelle 6-5: Zulaufbelastung zur Kläranlage Schermbeck und zur Modellkläranlage 88<br />

Tabelle 6-6:<br />

Tabelle 6-7:<br />

Schlammwassermengen und Frachten aus der Klärschlammfaulung und der<br />

<strong>Co</strong>-Vergärung im Vergleich zur Zulaufbelastung der Kläranlage Schermbeck89<br />

Schlammwassermengen und Frachten aus der Klärschlammfaulung und der<br />

<strong>Co</strong>-Vergärung im Vergleich zur Zulaufbelastung der Modellkläranlage 90<br />

Tabelle 6-8: Schadstoffgehalte der ausgefaulten Schlämme und ihre Grenzwerte 91<br />

Tabelle 6-9: Nährstoffgehalte der ausgefaulten Schlämme und ihre Grenzwerte 92<br />

Tabelle 6-10:<br />

Tabelle 6-11:<br />

Tabelle 6-12:<br />

Tabelle 6-13:<br />

Randbedingungen zu Ermittlung der Schlammbilanzen für die Kläranlage<br />

Schermbeck 94<br />

Schlammbilanz für die Kläranlage Schermbeck bei Mitbehandlung von<br />

Flotatschlämmen (Tageswerte in [l] bzw. [kg]) 94<br />

Schlammbilanzen für die Kläranlage Schermbeck bei Mitbehandlung von<br />

Fettabscheiderinhalten (Tageswerte in [l] bzw. [kg]) 95<br />

Randbedingungen zu Ermittlung der Schlammbilanzen für die<br />

Modellkläranlage 96


Abschnitt II - 122 -<br />

Tabelle 6-14: Schlammbilanzen für die Modellkläranlage (Tageswerte in [l] bzw. [kg]) 96<br />

Tabelle 6-15: Schlammbilanzen für die Modellkläranlage (Tageswerte in [l] bzw. [kg]) 97<br />

Tabelle 6-16:<br />

Eingangsdaten des Blockheizkraftwerkes (Herstellerangaben, aus Winter,<br />

2003) 97<br />

Tabelle 6-17: Versuchsergebnisse der einzelnen Substrate und ihre Priorität 100<br />

Tabelle 7-1:<br />

Tabelle 7-2:<br />

Gegenüberstellung abgebaute organische Masse und Faulgasproduktion in<br />

den halbtechnischen Versuchen (Mittelwerte) 101<br />

Gegenüberstellung abgebaute organische Masse und Faulgasproduktion in<br />

den großtechnischen Versuchen (Mittelwerte) 102<br />

Tabelle 8-1: Abschätzung der Energiegehalte 105


Abschnitt II - 123 -<br />

14 Verzeichnis der Abkürzungen<br />

Lateinische Buchstaben<br />

AFB Aufenthaltszeit im Faulbehälter d<br />

Zeiteinheit<br />

AGas Gasausbeute Nl/kg oTRzul<br />

AoTR<br />

AOX<br />

Organische Feststofffracht im Ablauf pro Zeiteinheit<br />

adsorbierbare organische Halogenverbindungen<br />

C Kohlenstoff %TR<br />

kg oTRabl<br />

mg/kg TR<br />

CH4 Methan Vol.-%<br />

CO2 Kohlendioxid Vol.-%<br />

CSB Chemischer Sauerstoffbedarf mg/l<br />

CSBfil Chemischer Sauerstoffbedarf des Filtrats mg/l<br />

d Jährliche Abschreibung %<br />

GV Glühverlust % TR<br />

H Heizwert aus Anteil eines Gases im Faulgas MJ/Nm³<br />

H2 Wasserstoff Vol.-%<br />

HGas Energiegehalt des Faulgases kWh/Nm³<br />

Hu Unterer Heizwert des Gasbestandteils MJ/Nm³<br />

H2S Schwefelwasserstoff Vol.-%<br />

i Zinssatz %<br />

m Abschreibungszeitraum a<br />

M Mischungsverhältnis -<br />

n Gasmenge mol<br />

N Stickstoff % TR<br />

NGas<br />

Prozentualer Anteil eines Gases pro Kubikmeter<br />

Faulgas<br />

Vol.-%<br />

NH4-N Ammonium-Stickstoff mg/l


Abschnitt II - 124 -<br />

org. N Organischer Stickstoff mg/l<br />

oTR Organischer Trockenrückstand g/l<br />

oTRzul Organischer Trockenrückstand im Zulauf g/l<br />

p Gasdruck Pa<br />

P elektrische Leistung kW<br />

Pges Gesamt-Phosphatgehalt mg/l<br />

pH<br />

negativer dekadischer Logarithmus der Konzentration<br />

von OH-Ionen in einer Flüssigkeit<br />

Zeiteinheit<br />

ppm parts per million 10 -6 Vol.-%<br />

R Gaskonstante mit dem Wert 8,31 J/(mol·K)<br />

RoTR Organische Raumbelastung kg oTR/(m³·d)<br />

S Schwefel % TR<br />

T Temperatur °C oder K<br />

TKN Kjeldahl-Stickstoff-Konzentration mg/l<br />

TR Trockenrückstand % oder g/l<br />

TRBio Trockenrückstand der biogenen Abfälle % oder g/l<br />

TRKS Trockenrückstand Klärschlamm % oder g/l<br />

VFB Volumen Faulbehälter m3<br />

VGas Gasvolumen pro Zeiteinheit Nm³/h oder<br />

Nl<br />

Vzul Zulaufvolumen pro Tag l/d<br />

W Wirkungsgrad elektrisch %<br />

-<br />

ZoTR<br />

Organische Feststofffracht im Zulauf pro Zeiteinheit<br />

kg oTRzul<br />

ZTR Feststofffracht im Zulauf pro Zeiteinheit kg TRzul<br />

ZTRKS<br />

Feststofffracht aus Klärschlamm im Zulauf pro<br />

Zeiteinheit<br />

kg TRzul


Abschnitt II - 125 -<br />

Indizes<br />

AbfKlärV<br />

ATV<br />

BMBF<br />

BHKW<br />

BÜS<br />

<strong>Co</strong><br />

DIN<br />

DWD<br />

EAK<br />

EEG<br />

EG/LV<br />

EN<br />

EW<br />

FG<br />

FHM<br />

H2O<br />

KS<br />

LUA<br />

NRW<br />

MUNLV<br />

PAK<br />

PCB<br />

PJ<br />

RWU<br />

SG<br />

Klärschlammverordnung<br />

Abwassertechnische Vereinigung<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

Blockheizkraftwerk<br />

Betriebsüberwachungssystem<br />

<strong>Co</strong>-Substrat<br />

Deutsche Industrie Norm<br />

Deutscher Wetterdienst<br />

Europäischer Abfallschlüssel<br />

Erneuerbare Energien Gesetz<br />

Emschergenossenschaft/Lippeverband<br />

Euronorm<br />

Einwohnerwerte<br />

Fachgebiet<br />

Flockungshilfsmittel<br />

Wasser<br />

Klärschlamm<br />

Landesumweltamt<br />

Land Nordrhein-Westfalen<br />

Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und<br />

Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

Polyaromatische Kohlenwasserstoffe<br />

Polychlorierte Biphenyle<br />

Personenjahr<br />

Reparatur, Wartung und Unterhalt<br />

Substratgemisch Klärschlamm/<strong>Co</strong>-Substrat


Abschnitt II - 126 -<br />

Griechische Buchstaben<br />

Einheit<br />

?TR Zunahme der organischen Feststoffmasse im kg oTR<br />

Faulbehälter pro Phase<br />

?oTR Abbaugrad der organischen Substanz %


Abschnitt II - 127 -<br />

15 Anhang<br />

Zeitliche Abfolge aller Versuchsphasen<br />

Monat<br />

Halbtechnische Versuche<br />

Linie 1: Klärschlammfaulung<br />

Einfahren mit Rohschlamm<br />

Betrieb mit Rohschlamm<br />

Linie 2 bis 4: <strong>Co</strong>-Vergärung<br />

Einfahren mit Rohschlamm<br />

Betrieb mit Rohschlamm und biogenen Abfällen:<br />

- TR-Mischungsverhältnis <strong>Co</strong>:KS = 1:5<br />

- TR-Mischungsverhältnis <strong>Co</strong>:KS = 1:2<br />

- TR-Mischungsverhältnis <strong>Co</strong>:KS = 1:1<br />

- TR-Mischungsverhältnis <strong>Co</strong>:KS = 2:1<br />

Großtechnische Versuche<br />

Linie 1: Klärschlammfaulung<br />

Betrieb mit Rohschlamm<br />

Linie 2: <strong>Co</strong>-Vergärung<br />

Betrieb mit Rohschlamm<br />

Betrieb mit Rohschlamm und fetthaltigem Flotatschlamm<br />

Betrieb mit Rohschlamm und Fettabscheiderinhalten<br />

Entwässerungsversuche<br />

Klärschlammfaulung<br />

<strong>Co</strong>-Vergärung<br />

Filtratwasseruntersuchung<br />

Klärschlammfaulung<br />

<strong>Co</strong>-Vergärung<br />

Aug 00 Sep 00 Okt 00 Nov 00 Dez 00 Aug 02 Sep 02 Okt 02 Nov 02 Dez 02 Jan 03 Feb 03 Mrz 03 Apr 03

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