Co-Vergärung - PTKA
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Schlussbericht<br />
zum Forschungsvorhaben<br />
Kostenreduzierung für Kommunen und Verbände<br />
durch effiziente Erzeugung und Verwertung von<br />
Faulgas als Primärenergie sowie<br />
Reduzierung der Faulschlammmenge<br />
Teilprojekt: <strong>Co</strong>-Vergärung<br />
Emschergenossenschaft / Lippeverband<br />
Emscher Gesellschaft für Wassertechnik mbH<br />
Dipl.-Ing. Anja Reipa<br />
Essen, Juli 2003
Inhaltsverzeichnis<br />
I<br />
Abschnitt I<br />
1 Aufgabenstellung 1<br />
2 <strong>Co</strong>-Vergärung in kommunalen Faulbehältern 3<br />
2.1 Allgemeines 3<br />
2.2 Anaerobe Stabilisierung 4<br />
2.3 Prozessparameter des anaeroben Abbaus 7<br />
2.4 Genehmigungsrechtliche Situation 9<br />
3 Versuchsprogramm 13<br />
3.1 Beurteilung Randbedingungen des Faulbehälterbetriebs 13<br />
3.2 Beurteilung des anaeroben Abbauverhaltens 15<br />
3.2.1 Abbaugrad 15<br />
3.2.2 Gehalt an organischen Säuren 16<br />
3.2.3 Biogasmenge und –qualität 17<br />
3.3 Beurteilung der Entwässerungseigenschaften 18<br />
3.4 Beurteilung der Rückbelastung 21<br />
3.5 Beurteilung Produktqualität 21<br />
3.6 Gesamtüberblick Analyseverfahren 23<br />
4 Versuchsbetrieb 24<br />
4.1 Beschreibung der Versuchsanlagen 24<br />
4.1.1 Pilotanlage im halbtechnischen Maßstab 24<br />
4.1.2 Pilotanlage im großtechnischen Maßstab 26<br />
4.2 Charakterisierung der eingesetzten Klärschlämme und biogenen Abfälle 28<br />
4.2.1 Klärschlamm und <strong>Co</strong>-Substrate 29<br />
4.2.2 Produktqualität der Ausgangssubstrate 32<br />
4.3 Untersuchungsprogramm 37<br />
4.3.1 Halbtechnische Versuche 37<br />
4.3.2 Großtechnische Versuche 39<br />
Abschnitt II<br />
5 Darstellung der halbtechnischen Versuchsergebnisse 42<br />
5.1 Randbedingungen des Faulbehälterbetriebes 42<br />
5.2 Anaerobes Abbauverhalten 47<br />
5.2.1 Abbaugrad 47<br />
5.2.2 Stabilisierungsgrad 53<br />
5.2.3 Gasproduktion- und Zusammensetzung 54<br />
5.3 Entwässerungseigenschaften 63<br />
5.4 Rückbelastung 66<br />
5.5 Produktqualität Endprodukt 68<br />
5.6 Fazit 71
Inhaltsverzeichnis<br />
II<br />
6 Darstellung der großtechnischen Versuchsergebnisse 73<br />
6.1 Randbedingungen des Faulbehälterbetriebes 73<br />
6.2 Anaerobes Abbauverhalten 77<br />
6.2.1 Abbaugrad 77<br />
6.2.2 Stabilisierungsgrad 78<br />
6.2.3 Gasproduktion- und Zusammensetzung 79<br />
6.3 Entwässerungseigenschaften 83<br />
6.4 Rückbelastung 86<br />
6.5 Produktqualität Endprodukt 91<br />
6.6 Bilanzen 93<br />
6.6.1 Schlammbilanzen 93<br />
6.6.2 Energiebilanz 97<br />
6.7 Fazit 99<br />
7 Gegenüberstellung halbtechnische und großtechnische Versuchsergebnisse 100<br />
8 Wirtschaftlichkeitsbetrachtung 103<br />
8.1 Ausgangsdaten 104<br />
8.2 Kostenanteile 105<br />
8.3 Gesamtbetrachtung 107<br />
9 Zusammenfassung 108<br />
10 Veröffentlichungen 114<br />
11 Literaturverzeichnis 115<br />
12 Verzeichnis der Abbildungen 119<br />
13 Verzeichnis der Tabellen 121<br />
14 Verzeichnis der Abkürzungen 123<br />
15 Anhang 127
Abschnitt I 1<br />
1 Aufgabenstellung<br />
Im Jahr 2000 starteten Emschergenossenschaft und Lippeverband (Essen) ein<br />
dreijähriges Forschungsvorhaben (gefördert vom BMBF - Bundesministerium für<br />
Bildung und Forschung). Zusammen mit den Projektpartnern Emscher Gesellschaft<br />
für Wassertechnik mbH (Essen), Institut für Siedlungswasserwirtschaft<br />
der TU Braunschweig und Fa. AWATECH (Isernhagen) wurden auf der Kläranlage<br />
Schermbeck Untersuchungen zur „Kostenreduzierung für Kommunen und<br />
Verbände durch effiziente Erzeugung und Verwertung von Faulgas als Primärenergie<br />
sowie Reduzierung der Faulschlammmenge“ durchgeführt.<br />
Werden die Betriebskostenanteile von Kläranlagen genauer betrachtet<br />
(Abbildung 1-1), fällt auf, dass die Kostenblöcke Energie und Schlammentsorgung<br />
fast die Hälfte der Gesamtkosten bestimmen.<br />
Schlammentsorgung<br />
31%<br />
Sachkosten / Sonstiges<br />
13%<br />
Instandhaltung<br />
14%<br />
Energie<br />
15%<br />
Personal<br />
27%<br />
Abbildung 1-1: Betriebskostenanteile von Kläranlagen mit 50.000 bis 100.000<br />
EW [MURL, 1999]<br />
Vor diesem Hintergrund untersuchte das Projekt erstmals im direkten Vergleich<br />
(Parallelbetrieb) und im großtechnischen Maßstab Möglichkeiten der Kostenreduzierung<br />
bei der Klärschlammentsorgung und die Nutzung erneuerbarer<br />
Energien aus den Rückständen der Abwasserreinigung sowie anderen biogenen<br />
Abfällen. Als Zielvorgabe wurde eine Senkung der Betriebskosten von<br />
Kläranlagen im Bereich Energie und Klärschlammentsorgung durch die Anwendung<br />
verschiedener innovativer Technologien (Klärschlammdesintegration<br />
und <strong>Co</strong>-Vergärung) um 5 bis 15 % definiert.
Abschnitt I 2<br />
Hieraus ergaben sich folgende drei Teilprojekte, die von nachstehend aufgeführten<br />
Projektpartnern bearbeitet wurden:<br />
1. Klärschlammdesintegration<br />
Institut für Siedlungswasserwirtschaft der TU Braunschweig<br />
2. <strong>Co</strong>-Vergärung von biogenen Abfällen<br />
Emschergenossenschaft / Lippeverband<br />
Emscher Gesellschaft für Wassertechnik mbH<br />
3. Betrieb von Blockheizkraftwerken<br />
Firma AWATECH<br />
Die einzelnen Teilprojekte wurden separat ausgewertet, die vorliegende Arbeit<br />
stellt den Schlussbericht zum Teilprojekt „<strong>Co</strong>-Vergärung von biogenen<br />
Abfällen“ dar.<br />
In dem Teilprojekt „<strong>Co</strong>-Vergärung von biogenen Abfällen“ sollte die Frage<br />
geklärt werden, inwieweit sich herkömmliche Klärschlamm-Faulbehälter und<br />
Entwässerungsanlagen zur Mitbehandlung von <strong>Co</strong>-Substraten nutzen lassen<br />
und welche Vorteile sich durch die <strong>Co</strong>-Vergärung ergeben.<br />
Im vorliegenden Schlussbericht sind die Ergebnisse der <strong>Co</strong>-Vergärung von biogenen<br />
Abfällen in Parallelversuchen im halb- und großtechnischen Maßstab<br />
dargestellt. Die Untersuchungen wurden unter wissenschaftlicher Begleitung<br />
durchgeführt und abschließend unter wirtschaftlichen Aspekten bewertet.<br />
Insgesamt definierten sich die wesentlichen technischen und wissenschaftlichen<br />
Arbeitsziele der durchgeführten Versuchsreihen wie folgt:<br />
• Auswahl der <strong>Co</strong>-Substrate<br />
• Entwicklung geeigneter Aufbereitungs- und Zugabetechniken<br />
• Optimierung des Faulprozesses, Faulgasanfall und -zusammensetzung<br />
• Untersuchung der Entwässerbarkeit der ausgefaulten Schlämme<br />
• Untersuchung der Rückbelastung der Kläranlage<br />
• Untersuchung der Produktqualität<br />
• Erstellung von Stoffstrom- und Energiebilanzen<br />
Durch die <strong>Co</strong>-Vergärung von flüssigen bis pastösen biogenen Abfällen wird<br />
die Faulgasproduktion gesteigert und in Blockheizkraftwerken der Kläranlage
Abschnitt I 3<br />
effizient genutzt. Somit kann ein erheblicher Beitrag zur Reduzierung der Energiekosten<br />
auf den Kläranlagen geleistet werden. Die nachhaltige Senkung<br />
der Kosten stellt einen wesentlichen Faktor dar, um dem Anstieg der Abwassergebühren<br />
entgegen zu wirken. Zudem erfolgt durch die Mitbehandlung<br />
biogener Abfälle im Faulbehälter eine Substitution der fossilen Brennstoffe und<br />
somit eine Verringerung der CO2-Emissionen in die Atmosphäre. Die anteilig<br />
erhöhten Kosten für die <strong>Co</strong>-Vergärung können durch eingesparte Stromkosten<br />
sowie den Erlös für die Annahme der biogenen Abfälle mehr als gedeckt<br />
werden.<br />
Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sind für sehr viele Kläranlagenbetreiber<br />
von großem Interesse. Einerseits hat der Kostendruck in den letzten Jahren<br />
stetig zugenommen, so dass Techniken zur Kostenreduzierung schnell Anwendung<br />
finden werden. Die <strong>Co</strong>-Vergärung ist als Möglichkeit einer gesteigerten<br />
Faulgasproduktion äußerst interessant, da vielfach freie Faulraumkapazitäten<br />
vorhanden sind, biogene Reststoffe in großer Menge auf dem Entsorgungsmarkt<br />
zur Verfügung stehen und so energetisch und stofflich genutzt werden<br />
können.<br />
2 <strong>Co</strong>-Vergärung in kommunalen Faulbehältern<br />
2.1 Allgemeines<br />
Die Schlammfaulung ist heute das am weitesten verbreitete Verfahren zur<br />
Stabilisierung von Klärschlammen. Nahezu die Gesamtmenge der bei der<br />
Abwasserreinigung anfallenden Rohschlämme wird auf größeren Kläranlagen<br />
über Faulbehälter stabilisiert und energetisch genutzt.<br />
Auswertungen in der Literatur belegen, dass die bestehenden Faulraumkapazitäten<br />
nutzbare Freiräume aufweisen [ATV, 2002]. Zudem eignet sich das Verfahren<br />
in der Regel sehr gut zur gemeinsamen Behandlung von biogenen Abfällen.<br />
Unter dem Begriff <strong>Co</strong>-Vergärung ist die gemeinsame anaerobe Stabilisierung<br />
von Klärschlamm zusammen mit biogenen Abfällen (<strong>Co</strong>-Substraten) in bestehenden<br />
Faulräumen auf Kläranlagen zu verstehen.<br />
Bei den biogenen Abfällen handelt es sich beispielsweise um Restprodukte aus<br />
gewerblicher und industrieller Produktion, wie z.B. Fettabscheiderinhalte,
Abschnitt I 4<br />
Molke, Treber, Trester und Gemüseabfälle. In Tabelle 2-1 ist eine Auswahl an<br />
Substraten aufgeführt, die sich grundsätzlich zur <strong>Co</strong>-Vergärung anbieten.<br />
Tabelle 2-1: Geeignete biogene Abfälle [ATV, 2002]<br />
Abfallbeschreibung<br />
Getrennt eingesammelte Bioabfälle<br />
Fettabscheiderinhalte<br />
Überlagerte Lebensmittel<br />
Speisereste, Küchenabfälle<br />
Stärkeschlamm<br />
Teigabfälle<br />
Obst-, Getreide- und<br />
Kartoffelbrennereischlempen<br />
Marktabfälle<br />
Abfallherkunft<br />
private Haushalte (Biotonne)<br />
Schlachtereien, Fleischverarbeitung Kantinen, Großküchen,<br />
Lebensmittelindustrie<br />
Herstellung und Handel<br />
Kantinen, Großküchen, Restaurants<br />
Kartoffel-, Reis- und Maisstärkeherstellung<br />
Brotfabriken, Teigwarenherstellung<br />
Alkoholbrennereien<br />
Groß- und Wochenmärkte<br />
Seitens der Kläranlagenbetreiber ist die <strong>Co</strong>-Vergärung erwünscht, um eine<br />
Steigerung der Biogasausbeute und eine Erhöhung des Auslastungsgrades<br />
der Faulbehälter zu erreichen.<br />
Weitere Vorteile der <strong>Co</strong>-Vergärung bestehen darin, dass die Standorte und<br />
die Infrastruktur vorhanden sind. Es werden nur geringe Veränderungen bzw.<br />
geringe Investitionskosten erforderlich, um eine Mitbehandlung von <strong>Co</strong>-<br />
Substraten auf Kläranlagen zu realisieren. Eine schnelle Umsetzbarkeit, die<br />
vorhandene Personalverfügbarkeit und geringe Kosten sind ebenfalls an dieser<br />
Stelle zu nennen.<br />
Eventuell auftretende Nachteile wie Geruchsemissionen und erhöhte Prozesswasserrückbelastungen<br />
aus der Schlammentwässerung sind im Vorfeld der<br />
Anwendung zu untersuchen, abzuschätzen und gegebenenfalls Maßnahmen<br />
zu deren Verhinderung zu ergreifen.<br />
2.2 Anaerobe Stabilisierung<br />
Die anaerobe Schlammstabilisierung ist das am häufigsten eingesetzte Verfahren<br />
zur Schlammbehandlung. So betreiben ca. 60 % der kommunalen Kläranlagen<br />
> 10.000 EW eine einstufige mesophile Faulung.<br />
Bei diesem anaeroben biochemischen Prozess wird der organische Anteil des<br />
Klärschlamms in 4 Phasen abgebaut. Die organischen Substanzen wie Eiweiße,
Abschnitt I 5<br />
Kohlenhydrate oder Fette werden zunächst zu organischen Zwischenprodukten<br />
wie organischen Säuren oder Alkoholen reduziert. Ein vollständiger Umsatz<br />
zu Faulgas (überwiegend Kohlendioxid CO2 und Methan CH4) wird über weitere<br />
Abbauschritte bewirkt [MUDRACK ET KUNST, 1993].<br />
Träger der Schlammfaulung sind fakultativ und obligat anaerobe Mikroorganismen.<br />
Bei der mesophilen Faulung laufen diese Reaktionen bei einem Temperaturoptimum<br />
von 35 – 37°C und einem leicht alkalischen pH-Wert von 7,1<br />
bis 7,3 ab.<br />
Das Schema des vierstufigen anaeroben Abbauprozesses ist in Abbildung 2-1<br />
dargestellt und nachfolgend genauer erläutert:<br />
Hydrolyse-Phase<br />
In der ersten Phase des Faulprozesses werden die im Rohschlamm enthaltenen<br />
Makromoleküle (Eiweißstoffe, Fette, Vielfachzucker) überwiegend durch extrazelluläre<br />
Enzyme der Hydrolysebakterien in niedermolekulare Bestandteile<br />
(Aminosäuren, Glycerin, Fettsäuren, Einfachzucker) zerlegt. Der Prozess stellt in<br />
der Regel den geschwindigkeitsbestimmenden Schritt während des Abbaus<br />
organischer Substanzen dar und ist in großem Maße von der Konzentration<br />
der beteiligten Enzyme anhängig [SCHEIDAT, 1999].<br />
Polymere und Substrate<br />
(Kohlenhydrate, Fette, Eiweiß)<br />
Hydrolyse-Phase<br />
Hydrolytische Bakterien<br />
Bruchstücke und gelöste Polymere<br />
Saure Gärung<br />
Versäuerungs-Phase<br />
Acidogene Bakterien<br />
H 2<br />
CO 2 Essigsäure (Acetat)<br />
org. Säuren<br />
Essigsäure<br />
Alkohole<br />
Acetogene-Phase<br />
Acetogene Bakterien<br />
Methanogene-Phase<br />
Methanogene Bakterien<br />
Methan<br />
Abbildung 2-1: Schema des vierstufigen anaeroben Abbauprozesses<br />
[MUDRACK ET KUNST, 1988, verändert]
Abschnitt I 6<br />
Versäuerungs-Phase<br />
Bei der Versäuerung werden die organischen Stoffe von den acidogenen Bakterien<br />
weiter zu organischen Säuren (z. B. Acetat, Propionat oder Milchsäure),<br />
Alkoholen, Kohlendioxid (CO2) und Wasserstoff (H2) umgewandelt. Die versäuernden<br />
Bakterien haben in Abhängigkeit vom Substrat relativ kurze Generationszeiten.<br />
Bei optimalen Bedingungen liegt die Temperatur bei 30°C und der<br />
pH-Wert zwischen 5,3 – 6,8. Eine gute Durchmischung ist notwendig, um eine<br />
schnelle Hydrolyse und Versäuerung zu erreichen [PAUL, 1993].<br />
Acetogene-Phase<br />
In der Phase der Acetogenese erfolgt mit Hilfe anaerober Abwasserbakterien<br />
(acetogene Bakterien) der Umbau zu Essigsäure, Wasserstoff und Kohlendioxid<br />
aus den vorher gebildeten Säuren (z.B. Propionat) und Alkoholen. Durch die<br />
Säurebildung der Mikroorganismen können diese ab einem pH-Wert von < 4<br />
gehemmt werden. Daher ist es wichtig, dass die Zwischenprodukte weiterverwertet<br />
werden. Die Menge des intermediär entstandenen Wasserstoffes<br />
(Wasserstoffpartialdruck) bestimmt die Art der Gärprodukte. Um die für die<br />
Methanbildung nötigen Ausgangsstoffe wie Essigsäure zu bilden, muss der<br />
Wasserstoffpartialdruck so gering wie möglich gehalten werden. Die optimalen<br />
Bedingungen für die acetogenen Bakterien liegen bei ca. 30 °C sowie einem<br />
pH-Wert von 6 [ZACHÄUS, 1995].<br />
Methanogene-Phase<br />
Spezielle anaerobe methanbildende Bakterien wandeln in der Methanogenese<br />
die Essigsäure, das in der Acetogenese entstandene Kohlendioxid (CO2)<br />
und molekularen Wasserstoff (H2) in Methan (CH4) um. Die Methanbakterien<br />
sorgen durch den Wasserstoffabbau für den niedrigen Wasserstoffpartialdruck,<br />
den die Essigsäurebakterien benötigen. Die optimale Temperatur<br />
für diese Reaktion liegt zwischen 35 und 45 °C, der optimale pH-Wert<br />
knapp über 7.<br />
Der anaerobe Abbau hängt auch wesentlich von den Generationszeiten der<br />
prozessbeteiligten Bakterienarten ab. Geschwindigkeitsbestimmend sind dabei<br />
die acetogenen und methanogenen Bakterien, die eine sehr lange Generationszeit<br />
(8-12 Tage) aufweisen und dabei substrat- und milieuabhängig<br />
sind. Bei optimalen Bedingungen liegt die Temperatur zwischen 35 – 37°C und<br />
der pH-Wert im leicht alkalischen Bereich. Da diese Bakterien in enger Symbio-
Abschnitt I 7<br />
se existieren (Zellverband), ist eine schonende aber intensive Durchmischung<br />
des Faulbehälters von Vorteil.<br />
Etwa 35 bis 50% des organischen Anteils der zugeführten Schlämme wird bei<br />
der üblichen, einstufigen, mesophilen Faulung zu Methan und Kohlendioxid<br />
umgesetzt. Weiterhin wird eine Reduzierung der pathogenen Keime im<br />
Schlamm und die Verbesserung der Entwässerungseigenschaften erreicht.<br />
Wenn der Gehalt an organischen Säuren im ausgefaulten Schlamm weniger<br />
als 100 mg/l beträgt, bezeichnet man diesen Schlamm als vollstabilisiert. Bei<br />
Werten bis 1000 mg/l kann von einer sicheren Stabilisierung ausgegangen<br />
werden und bei Konzentrationen von größer als 1000 bis 2500 mg/l spricht<br />
man von einem bedingt bzw. mäßig stabilisierten Schlamm [ATV, 1996].<br />
Tabelle 2-2:<br />
Zusammensetzung von Biogas und spezifischen Gasmengen<br />
[ROEDIGER ET AL., 1990]<br />
Methan CH4<br />
[Vol.-%]<br />
Kohlendioxid CO2<br />
[Vol.-%]<br />
Spezifische Gasmenge<br />
[Nm³/kg oTRabg.]<br />
Kohlenhydrate 50 50 0,79<br />
Fette 68 32 1,27<br />
Proteine 71 29 0,70<br />
Je nach Zusammensetzung des Substrates hat das durch den Vergärungsprozess<br />
entstehende Faulgas unterschiedliche Anteile von Methan und Kohlendioxid.<br />
Tabelle 2-2 enthält Angaben über die Zusammensetzung von Biogas<br />
und über die spezifische Gasmenge beim Abbau von Kohlenhydraten, Fetten<br />
und Eiweiß.<br />
2.3 Prozessparameter des anaeroben Abbaus<br />
Die Verfahrenstechnik bietet verschiedene Möglichkeiten der anaeroben Behandlung.<br />
Sie basieren auf der Variation von vier Parametern:<br />
• Substratfeuchte<br />
• Fermentationstemperatur<br />
• Kontinuität der Prozessführung<br />
• Fermentationsstufe
Abschnitt I 8<br />
Der Vollständigkeit halber sind die verschiedenen Varianten der Behandlung<br />
hier aufgelistet, intensiv behandelt wird aber nur das in den Versuchen verwendete<br />
und auf Kläranlagen gebräuchliche Verfahren der einstufigen Nassvergärung<br />
mit (quasi-) kontinuierlicher Beschickung und ständiger Durchmischung<br />
im mesophilen Bereich.<br />
Substratfeuchte<br />
Es wird zwischen Nass- und Trockenvergärung unterschieden. Bei der Trockenfermentation<br />
wird das Substrat bei einem Trockenrückstand (TR) von 20 - 40 %<br />
vergoren. Die Nassfermentation dagegen behandelt Substrate mit einem<br />
Trockensubstanzgehalt von bis zu 15 % [Schön, 1994]. Da der Rohschlamm auf<br />
Kläranlagen einen TR von etwa 5 % aufweist, werden die Versuche im Bereich<br />
der Nassfermentation gefahren.<br />
Fermentationstemperatur<br />
Es werden zwei Temperaturbereiche, mesophil bei ca. 35 - 40 °C sowie thermophil<br />
bei ca. 55 °C unterschieden. Im landwirtschaftlichen Bereich findet die<br />
anaerobe Behandlung von Gülle teilweise noch im psychrophilen Bereich<br />
statt, wo Temperaturen von ca. 15 - 20 °C vorherrschen. Faulbehälter auf<br />
Kläranlagen werden in der Regel bei etwa 37 °C mesophil gefahren.<br />
Im Temperaturbereich von 35 - 40 °C wird der den mesophilen Temperaturbereich<br />
liebenden Methanbakterienspezies die Dominanz eingeräumt. Die anderen<br />
Bakterienpopulationen (acetogene, hydrolysierende) können sich an alle<br />
Temperaturbereiche adaptieren. Die Vorteile des mesophilen Fermentationsprozesses<br />
liegen in der stabilen Prozessführung und dem geringen Prozessenergiebedarf.<br />
Als Nachteil ist die fehlende Hygienisierung des Substrates zu nennen.<br />
Kontinuität der Prozessführung<br />
Die Beschickung der Fermenter kann kontinuierlich, quasikontinuierlich oder<br />
diskontinuierlich (Batch-Betrieb) erfolgen.<br />
Bei der kontinuierlichen Beschickung stellt sich im Fermenter ein Fließgleichgewicht<br />
ein, so dass sich nur eine theoretische Aufenthaltszeit des Materials im<br />
Behälter bestimmen lässt. Ständig fließt Substrat in den Fermenter ein, während<br />
gleichzeitig über den Überlauf eine gleichgroße Menge verdrängt wird.<br />
Eine quasikontinuierliche Beschickung in kurzen Zeitabständen bietet sich bei<br />
geringen Faulbehältervolumina an, da sie verfahrenstechnisch besser zu
Abschnitt I 9<br />
handhaben ist (Schwierigkeit, kleinste Mengen kontinuierlich zu beschicken).<br />
Durch die Kontinuität der Prozessführung ergeben sich als Vorteile die gute<br />
Durchmischung des Fermenterinhalts, günstige Automatisierungsmöglichkeiten<br />
sowie eine ausgeglichene Faulgasproduktion. Nachteile stellen Störfälle<br />
bei der automatischen Beschickung dar.<br />
Einen weiteren Aspekt der Prozesskontinuität stellt die Durchmischung des<br />
Faulbehälters dar. Eine Umwälzung kann kontinuierlich oder intermittierend<br />
erfolgen. Die optimale Durchmischung wird über eine kontinuierliche Umwälzung<br />
sichergestellt, dabei ist jedoch darauf zu achten, dass die Bakterienpopulationen<br />
im Faulbehälter nicht durch zu große Scherkräfte oder Turbulenzen<br />
beeinträchtigt werden. Die Durchmischung muss also schonend, aber auch<br />
intensiv erfolgen [BÖHNKE ET AL., 1993].<br />
Fermentationsstufe<br />
Es besteht die Möglichkeit, den Vergärungsprozess einstufig oder unterteilt<br />
nach den Reaktionsstufen ablaufen zu lassen, indem zum Beispiel die Hydrolyse<br />
von der Methanisierung räumlich abgegrenzt wird. Bei dem hier angewandten<br />
und auf Kläranlagen gebräuchlichen einstufigen Verfahren liegen die Vorteile<br />
in der einfachen Verfahrensgestaltung und den geringeren Kosten, die<br />
Nachteile aber darin, dass die einzelnen Fermentationsschritte nicht gezielt<br />
gesteuert werden können [SCHÖN, 1994].<br />
2.4 Genehmigungsrechtliche Situation<br />
Die genehmigungsrechtliche Situation von Anlagen zur <strong>Co</strong>-Vergärung stellt<br />
sich teilweise noch schwierig dar und wird je nach Bundesland unterschiedlich<br />
gehandhabt. Dies erklärt daraus, dass grundsätzlich alle Kläranlagen dem<br />
Wasserrecht unterliegen. Die Genehmigung zur Behandlung biogener Abfälle<br />
erfolgt aber über das Abfallrecht. Daher stellt sich die Frage, ob eine <strong>Co</strong>-<br />
Vergärung von biogenen Abfällen und Klärschlamm nach Kreislaufwirtschaftsund<br />
Abfallgesetz oder nach Wasserhaushaltsgesetz genehmigt werden kann<br />
[NISIPEANU, 2000].<br />
Vor diesem Hintergrund wurde im Dezember 2001 vom Ministerium für Umwelt<br />
und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
(MUNLV) ein Merkblatt zur „<strong>Co</strong>-Fermentation von biogenen<br />
Abfällen in Faulbehältern von Kläranlagen“ herausgegeben. Die Broschüre<br />
entstand unter der Federführung des Landesumweltamtes in Zusammenar-
Abschnitt I 10<br />
beit mit der gebildeten Arbeitsgruppe bestehend aus Vertretern von Behörden,<br />
Instituten sowie Kläranlagenbetreibern [MUNLV, 2001].<br />
Tabelle 2-3:<br />
Positivlisten der für die Mitbehandlung in Faulbehältern geeigneten<br />
Abfälle (MUNLV, 2001, verändert]<br />
Positivliste Teil 1* Positivliste Teil 2*<br />
Positivliste der verwertbaren<br />
Abfallarten<br />
Abfallschlüssel<br />
Positivliste der verwertbaren<br />
Abfallarten<br />
Abfallschlüssel<br />
Rückstände aus Maisherstellung,<br />
Kartoffelstärkeherstellung<br />
Melasserückstände<br />
Für Verzehr oder Verarbeitung<br />
ungeeignete<br />
Abfälle<br />
(02 03 04)<br />
Inhalt von Fettabscheidern<br />
und Flotate<br />
aus der Fleisch- und<br />
Fischverarbeitung<br />
Schlämme aus der<br />
betriebseigenen Abwasserbehandlung<br />
(02 02 04)<br />
Schlamm aus der Speisefettfabrikation<br />
Stärkeschlamm<br />
Überlagerte Nahrungsmittel<br />
aus der<br />
Milchverarbeitung<br />
Molke<br />
Für Verzehr oder Verarbeitung<br />
ungeeignete<br />
Stoffe<br />
(02 05 01)<br />
Überlagerte Nahrungsmittel<br />
Rückstände aus der<br />
Konservenfabrikation<br />
Für Verzehr oder Verarbeitung<br />
ungeeignete<br />
Abfälle<br />
(02 03 04)<br />
Überlagerte Nahrungsmittel<br />
aus der<br />
Back- und Süßwarenherstellung<br />
Teigabfälle<br />
Für Verzehr oder Verarbeitung<br />
ungeeignete<br />
Stoffe<br />
(02 06 01)<br />
Überlagerte Genussmittel<br />
Trester<br />
Für Verzehr oder Verarbeitung<br />
ungeeignete<br />
Stoffe<br />
(02 07 04)<br />
Obst-, Getreide-, und<br />
Kartoffelschlempen<br />
Schlamm aus Brennerei<br />
Alkoholbrennerei)<br />
Abfälle aus der Alkoholdestillation<br />
(02 07 02)<br />
Küchen- und Kantinenabfälle<br />
Biologisch abbaubare<br />
Küchen- und Kantinenabfälle,<br />
getrennt<br />
eingesammelte Fraktion<br />
(20 01 08)<br />
Malztreber, Malzkeime,<br />
Malzstaub<br />
Hopfentreber<br />
Trub und Schlamm aus<br />
Brauereien<br />
Für Verzehr oder Verarbeitung<br />
ungeeignete<br />
Stoffe<br />
(02 07 04)<br />
Schlamm aus Weinbereitung<br />
Hefe und hefeähnliche<br />
Rückstände<br />
Marktabfälle<br />
Marktabfälle<br />
(20 03 02)<br />
* Abfallarten in Anlehnung an den Abfallartenkatalog<br />
der Ländergemeinschaft Abfall<br />
von 1990
Abschnitt I 11<br />
Mit dem Merkblatt schafft das Land Nordrhein-Westfalen als erstes Bundesland<br />
eine landeseinheitliche Grundlage für das Vorgehen bei der Genehmigung<br />
von bestimmten Abfällen und Abfallgruppen zur Mitbehandlung in<br />
Faulbehältern von kommunalen Kläranlagen und definiert somit die Rahmenbedingungen<br />
für die <strong>Co</strong>-Vergärung sowohl für Behörden als auch Anwender.<br />
Im ersten Teil des Merkblattes werden unter anderem die Mindestanforderungen,<br />
die an die technische Auslegung der Kläranlagen zu stellen sind, definiert.<br />
Darüber hinaus enthält das Merkblatt eine Auflistung der Abfälle, die für<br />
eine <strong>Co</strong>-Fermentation in Faulbehältern prinzipiell geeignet sind bzw. deren<br />
Mitbehandlung ökologisch sinnvoll ist (Tabelle 2-3).<br />
Der zweite Teil enthält eine vom ifeu-Institut Heidelberg erstellte Ökobilanz.<br />
Hier wurde eine Anzahl von Abfällen hinsichtlich ihrer ökologischen Sinnhaftigkeit<br />
einer Mitbehandlung in Faulbehältern untersucht. Diese ergibt sich im<br />
Vergleich zu den übrigen zur Verfügung stehenden Behandlungsalternativen<br />
und in der Gegenüberstellung der jeweils wirkenden Umweltkriterien.<br />
Im Rahmen der erforderlichen Genehmigungsverfahren sind nach dem Merkblatt<br />
verschiedene Randbedingungen bzw. Voraussetzungen zu erfüllen.<br />
Nachfolgend werden diese kurz beschrieben.<br />
Rechtliche Voraussetzungen<br />
Bei diesen Vorgaben handelt es sich um die Einhaltung der wasserrechtlichen<br />
Anforderungen (Änderung der Anlagengenehmigung nach §58 Abs. 2 LWG<br />
und Einleitungserlaubnis, Beachtung der Positivliste) und der abfallrechtlichen<br />
Anforderungen (Beantragung einer Entsorgernummer für die jeweilige Kläranlage<br />
und Führung eines vereinfachten Entsorgungsnachweises).<br />
Nachweis der Stofflichen Anforderungen an das <strong>Co</strong>-Substrat<br />
Vor Zugabe in den Faulbehälter müssen die biogenen Abfälle folgende Kriterien<br />
zwingend erfüllen:<br />
• das <strong>Co</strong>-Substrat befindet sich in einem pumpfähigen Zustand sein<br />
• es muss vergärbar sein, das <strong>Co</strong>-Substrat muss störstofffrei sein,<br />
• fetthaltige Materialien müssen ausreichend temperiert sein<br />
• Fette müssen emulgierbar sein und<br />
• das <strong>Co</strong>-Substrat ist hygienisch unbedenklich.
Abschnitt I 12<br />
Daneben soll mittels einer Identifikationsanalyse sowie Voruntersuchungen<br />
zum Faulverhalten überprüft und nachgewiesen werden, dass<br />
• das Gemisch aus Klärschlamm und biogenen Abfällen in ausreichendem<br />
Maße stabilisiert wird und der organische Anteil bezogen auf den Glühverlust<br />
im biogenen Abfall größer als 50 % ist,<br />
• die Abbaubarkeit des organischen Anteils (oTR) des <strong>Co</strong>-Substrats innerhalb<br />
der Faulzeit mindestens 50 % beträgt,<br />
• der biogene Abfall bei der <strong>Co</strong>-Vergärung mit mindestens 0,25 m 3 /kg oTRzu<br />
zur Methanbildung beiträgt,<br />
• die Rückbelastung der Kläranlage genau geprüft wird und<br />
• dass die Schadstoffgehalte die in Tabelle 2-4 aufgeführten Werte nicht<br />
überschreiten.<br />
Tabelle 2-4:<br />
Zulässige Schwermetall- und AOX-Gehalte für das <strong>Co</strong>-<br />
Substrat (MUNLV, 2001)<br />
Parameter Einheit Grenzwert nach MUNLV<br />
AOX mg/kg TR 150<br />
Chrom mg/kg TR 80<br />
Nickel mg/kg TR 60<br />
Kupfer mg/kg TR 120<br />
Zink mg/kg TR 600<br />
Cadmium mg/kg TR 2,0<br />
Quecksilber mg/kg TR 1,0<br />
Blei mg/kg TR 80<br />
Nachweis der Technischen Anforderungen<br />
Um biogene Stoffe in den Faulbehälter einer kommunalen Klärablage geben<br />
zu können, hat der Anlagenbetreiber verschiedene Bedingungen bzw. Bereiche<br />
zu klären und nachzuweisen. Hierzu zählt die Überprüfung der Kapazität<br />
des Faulbehälters, der Faulgasnutzung und der Kläranlage, Schaffung bzw.<br />
Ausweisung eines Anlieferung- und Annahmebereiches auf der Kläranlage,<br />
Gewährleistung der Betriebssicherheit des anaeroben Stabilisierungsprozesses,<br />
Berücksichtigung von potentiellen Lärm und Geruch, Ergänzung der Dienstund<br />
Betriebsanweisungen.
Abschnitt I 13<br />
Überwachung und Dokumentation<br />
Im Betriebtagebuch sind die Überwachungsergebnisse der Kontrollen, denen<br />
die angelieferten Abfallarten und –mengen nach dem Merkblatt „<strong>Co</strong>-<br />
Fermentation von biogenen Abfällen in Faulbehältern von Kläranlagen“ unterliegen,<br />
aufzuzeichnen.<br />
Zusätzlich muss ein Nachweisbuch anlegt und verwaltet werden, um die Annahme<br />
der <strong>Co</strong>-Substrate bzw. der Abfälle zu dokumentieren. Bestandteile der<br />
Nachweisführung sind ebenfalls der zu führende Entsorgungsnachweis, die<br />
Annahmeerklärung und Übernahmescheine.<br />
Ökologische Bewertung<br />
Die <strong>Co</strong>-Vergärung von Klärschlamm zusammen mit biogenen Abfällen unterliegt<br />
der Durchführung einer Ökobilanz bzw. einer vereinfachten Ökobilanz.<br />
Ausgenommen von einer ökobilanziellen Betrachtung sind nur die in Teil 1 der<br />
Positivliste aufgeführten biogenen Abfälle.<br />
3 Versuchsprogramm<br />
Die Zielvorgaben des Forschungsvorhabens erforderten die Entwicklung eines<br />
Versuchsprogramms, welches in den nachfolgenden Ausführungen dargestellt<br />
wird.<br />
3.1 Beurteilung Randbedingungen des Faulbehälterbetriebs<br />
Zur Beurteilung der Ergebnisse der einzelnen Versuchsphasen und zur Kontrolle<br />
des Faulprozesses bei Zugabe von <strong>Co</strong>-Substraten spielt die Betrachtung der<br />
Bedingungen unter denen Faulanlagen betrieben wurden eine wichtige Rolle.<br />
Die Randbedingungen des Faulbehälterbetriebs lassen sich über die Parameter<br />
pH-Wert im Faulbehälter, Feststoffgehalt, Glühverlust, Faulraumtemperatur,<br />
Verweilzeit und organische Raumbelastung charakterisieren.<br />
Der Prozess der mesophilen Faulung verläuft in einem Temperaturbereich von<br />
30 bis 40 °C und einem pH-Wert von 6 bis 8 stabil. Werte außerhalb dieser Bereiche<br />
weisen demnach auf Störungen des anaeroben Abbaus hin (siehe<br />
auch Kapitel 2.3, Seite 7).
Abschnitt I 14<br />
Die Feststoffgehalte der Klärschlämme bzw. Substrate werden als Trockenrückstand<br />
oder Trockensubstanzgehalt bezeichnet. SCHMELZ [2000] beschreibt,<br />
dass der Feststoffgehalt verschiedene Einflüsse auf den Abbau in einem Anaerobreaktor<br />
hat. Mit steigenden Feststoffgehalten des Substrates wird die<br />
Konsistenz zunehmend dickflüssiger, das Fließverhalten schlechter und die<br />
Raumbelastung des Reaktors steigt. Erreicht das Substrat eine derart hohe<br />
Viskosität, dass keine ausreichende Durchmischung des Reaktorinhalts mehr<br />
gewährleistet ist, muss von einer Unterversorgung der Bakterien mit Substrat<br />
ausgegangen werden. In der Folge vermindern sich Feststoffabbau und spezifische<br />
Gasproduktion. Auch wenn die Raumbelastung einen bestimmten<br />
Wert übersteigt, sind die gleichen Auswirkungen zu verzeichnen. Das Substratangebot<br />
ist zu hoch, um von den vorhandenen Bakterien vollständig<br />
verwertet zu werden. Untersuchungen von KAPP [1984] zeigen hierzu, dass<br />
Feststoffgehalte von bis zu 10 % in üblichen Faulbehältern keinen signifikanten<br />
Einfluss auf die spezifische Gasproduktion haben.<br />
Der Glühverlust quantifiziert die organischen Bestandteile des Materials. Daraus<br />
kann der organische Trockenrückstand errechnet werden, der gleichzeitig<br />
den abbaubaren Feststoffanteil des Materials darstellt.<br />
Die Aufenthaltszeit und die organische Raumbelastung dienen bei der<br />
Schlammbehandlung häufig als Bemessungsgröße für das Volumen eines<br />
Faulbehälters. Die konventionelle Aufenthaltszeit liegt bei anaeroben Stabilisierungsanlagen<br />
abhängig von der Kläranlagengröße zwischen 15 und 20 Tagen.<br />
Kürzere Verweilzeiten führen zu einer Abnahme der acetat- und methanbildenden<br />
Population durch Austrag, da diese Bakterien einem langsamen<br />
Wachstum unterliegen. Die organische Raumbelastung setzt die Zulauffracht<br />
der organischen Substanz in den Faulraum mit dessen Volumen in Beziehung.<br />
In der Literatur [BÖHNKE ET AL., 1993] werden verschiedene Richtwerte<br />
für die Faulraumbemessung (abhängig von Kläranlagengröße und Aufenthaltszeit)<br />
angegeben. Je nach Trockenrückstand des Rohschlammes und Gehalt<br />
an organischen Substanzen ergeben sich für übliche Schlammfaulungsanlagen<br />
organische Raumbelastungen zwischen 1 und 2 kg oTR/(m³·d). Als<br />
sicher gilt, dass die maximale Raumbelastung eines Faulbehälters nicht über<br />
5 kg oTR/(m³·d) liegen sollte.
Abschnitt I 15<br />
3.2 Beurteilung des anaeroben Abbauverhaltens<br />
Für die Beurteilung des Prozesses der anaeroben Stabilisierung hinsichtlich des<br />
Stabilisierungsgrades sind die Parameter Abbaugrad der organischen Substanz,<br />
Gehalt an flüchtigen organischen Säuren, Biogasmenge und Biogaszusammensetzung<br />
besonders geeignet [ROEDIGER ET AL., 1993].<br />
3.2.1 Abbaugrad<br />
Der Abbaugrad sowie die Menge des entstehenden Faulgases stehen in engem<br />
Zusammenhang, da beim anaeroben biologischen Abbau das Endprodukt<br />
Faulgas entsteht.<br />
Zur Berechnung des Abbaugrades ist eine Bilanzierung der Frachten erforderlich,<br />
aus der dann mit folgender Gleichung der Abbaugrad, beispielsweise für<br />
die organische Substanz, ermittelt werden kann.<br />
⎛ ZoTR<br />
− AoTR<br />
− ∆oTR<br />
oTR<br />
*100<br />
Z ⎟ ⎞<br />
η =<br />
⎜<br />
(Gleichung 3-1)<br />
⎝<br />
oTR ⎠<br />
η<br />
oTR<br />
Abbaugrad der organischen Substanz % oTR<br />
Z<br />
oTR<br />
Organische Feststofffracht im Zulauf pro Zeiteinheit kg oTRzul<br />
A<br />
oTR<br />
Organische Feststofffracht im Ablauf pro Zeiteinheit kg oTRabl<br />
∆<br />
oTR<br />
Zunahme der organischen Feststoffmasse im Faulbehälter kg oTR<br />
Die Berechnung der Abbaugrade bezogen auf den Feststoffgehalt und den<br />
chemischen Sauerstoffbedarf erfolgt analog.<br />
Es gilt hierbei zu berücksichtigen, dass aufgrund der schwankenden Qualität<br />
der Rohsubstrate und der relativ langen Aufenthaltszeiten in den Faulbehältern<br />
die Bilanzen nur aussagekräftige Ergebnisse zum Abbaugrad liefern,<br />
wenn sie über ausreichend lange Zeiträume erfasst werden.<br />
VON KAPP [1984] wurden umfangreiche Versuche zum Abbaugrad der organischen<br />
Substanz durchgeführt. Es wurde eindeutig nachgewiesen, dass die<br />
Höhe des Abbaugrades von der Rohschlammzusammensetzung (Art und<br />
Abbaubarkeit der organischen Substanz im Rohschlamm) und der Aufenthaltszeit<br />
im Faulbehälter abhängig ist (Abbildung 3-1). Der Verlauf der<br />
Ausgleichslinie in der Darstellung zeigt, dass bereits nach 10 Tagen<br />
Aufenthaltszeit 75 bis 80 % des Abbaus erfolgt ist, der erst nach 50 Tagen<br />
erreicht<br />
wird. Kommunaler Mischschlamm erzielt bei konventionellen<br />
Faulzeiten zwischen 20 und 25 Tagen einen Abbaugrad der organischen
Abschnitt I 16<br />
25 Tagen einen Abbaugrad der organischen Substanz im Mittel von etwa<br />
45 % [SCHMELZ, 2000].<br />
Abbildung 3-1: Abbaugrad der organischen Substanz in Abhängigkeit von<br />
der Faulzeit nach KAPP [1984], verändert<br />
3.2.2 Gehalt an organischen Säuren<br />
Der Gehalt bzw. der Anteil an organischen Säuren im Ablauf des Faulbehälters<br />
gibt einen Hinweis auf die erreichte Stabilisierung des Klärschlammes.<br />
Ist ein Anstieg der Konzentration an Fettsäuren im Ablauf zu verzeichnen, so<br />
muss von einer Überlastung oder einer Hemmung des anaeroben Abbauprozesses<br />
ausgegangen werden. Die erhöhte Konzentration an organischen Säuren<br />
im Faulschlamm weist auf eine verminderte Aktivität der methanbildenden<br />
Bakterien hin, hervorgerufen durch eine Inhibierung der letzten beiden<br />
Stufen des anaeroben Abbaus (acetogene und methanogene Phase).<br />
Wenn der Gehalt an organischen Säuren im Faulschlamm < 100 mg/l entspricht,<br />
bezeichnet man den ausgefaulten Schlamm als sehr gut ausgefault<br />
bzw. vollstabilisiert (siehe auch Kapitel 2.1, Seite 3).
Abschnitt I 17<br />
3.2.3 Biogasmenge und –qualität<br />
Die produzierte Biogasmenge und -zusammensetzung ist neben der Aufenthaltszeit<br />
auch von der Klärschlammzusammensetzung abhängig. Tabelle 2-2<br />
(Kapitel 2.1, Seite 7) verdeutlichte bereits, dass die spezifische Gasmenge<br />
durch den Abbau von Kohlenhydraten, Fetten sowie Eiweißen bestimmt wird<br />
Die Qualität des Biogases wird durch die Anteile von Methan und Kohlendioxid<br />
definiert. Die Bestimmung der Gasqualität erfolgt über die Gaszusammensetzung<br />
und den Heizwert.<br />
Bei zusätzlicher Zugabe von biogenen Abfällen bzw. organischer Masse zum<br />
Faulbehälter ist insgesamt von einer vermehrten Biogasproduktion und ggf.<br />
von einer Veränderung in der Faulgaszusammensetzung (Methangehalt,<br />
Schwefelwasserstoffgehalt) auszugehen.<br />
Der Energiegehalt bzw. Heizwert des Faulgases wird aus dessen brennbaren<br />
Bestandteilen bestimmt und zeigt, wie viel Energie bei der Verbrennung freigesetzt<br />
wird. Brennbare Komponenten des Faulgases sind Methan (CH4) und<br />
Wasserstoff (H2), außerdem Schwefelwasserstoff (H2S).<br />
H u<br />
* N<br />
H = Gas<br />
(Gleichung 3-2)<br />
100<br />
H Heizwert aus Anteil des Gases am Faulgas MJ/Nm 3<br />
H<br />
u<br />
unterer Heizwert des Gasbestandteils MJ/Nm 3<br />
N<br />
Gas<br />
prozentualer Anteil pro Kubikmeter Faulgas Vol.-%<br />
Der Gehalt an Schwefelwasserstoff (H2S) ist im Faulgas normalerweise sehr gering<br />
und wird daher vernachlässigt. Bei der Mitbehandlung von <strong>Co</strong>-<br />
Substraten mit hohem Schwefelanteil ist eine erhöhte Schwefelwasserstoffproduktion<br />
bzw. ein Rückgang der Methanproduktion möglich. Die Auswirkungen<br />
können eine Hemmung der anaeroben Abbauprozesse und eine auftretende<br />
Siloxanproblematik im Bereich der Faulgasverwertung sein [ATV,<br />
2002]. KROISS [1986] empfiehlt diesbezüglich die biogenen Abfälle vor der Zugabe<br />
zum Faulbehälter einer entsprechenden Abschätzung zu unterziehen.<br />
Am einfachsten lässt sich jedoch die Gefahr einer H2S-Hemmung durch<br />
Überwachung der H2S-Gehalte im Faulgas erkennen. Bereits bei mehr als 2 %<br />
H2S im Gas muss mit einer einsetzenden Hemmung gerechnet werden. Nach<br />
einigen Herstellern ist bis zu einer Konzentration von < 250 mg/Nm³ H2S ein<br />
uneingeschränkter BHKW-Betrieb möglich.
Abschnitt I 18<br />
Die Gasmenge wurde in den halbtechnischen Versuchen mittels Trommelgaszähler<br />
ermittelt. In den großtechnischen Versuchen wurde die Biogasproduktion<br />
über eine thermische Massendurchflussmessung erfasst.<br />
3.3 Beurteilung der Entwässerungseigenschaften<br />
Die Entwässerung kennzeichnet einen wichtigen Verfahrensschritt der<br />
Schlammbehandlung hinsichtlich Erreichung von möglichst hohen Trockensubstanzgehalten.<br />
Damit verbunden ist die weitestgehende Volumenreduzierung<br />
durch Abtrennung eines Großteils des Schlammwassers sowie die Verbesserung<br />
der Festigkeitseigenschaften der Klärschlämme.<br />
Die Entsorgung der Klärschlämme ist mit relativ hohen Kosten verbunden und<br />
richtet sich nach dem angestrebten Entsorgungsweg und dem Entwässerungsgrad<br />
richtet, die die Kläranlage verlässt [SCHMELZ, 2000].<br />
SCHMELZ [2000] beschreibt, dass sich durch Zugabe der biogenen Abfälle zum<br />
Faulprozess die Zusammensetzung und Struktur des Faulschlammes sowie die<br />
Entwässerungseigenschaften verändern. Die Mitbehandlung von fetthaltigen<br />
Substraten kann zu einer Verschlechterung der Entwässerbarkeit beitragen<br />
[WENDLER, 1997].<br />
Bei der Beurteilung der Entwässerungseigenschaften stellen zu betrachtende<br />
Aspekte der spezifische Filtrationswiderstand, der erreichte Endfeststoffgehalt<br />
und dafür erforderliche Einsatz an Konditionierungsmitteln dar.<br />
Der Spezifischer Filtrationswiderstand gilt als Maß für die Entwässerbarkeit von<br />
Faulschlämmen. Je niedriger der Filterwiderstand liegt, desto besser ist die<br />
Entwässerbarkeit des Schlammes. Dies gilt aber nur für die Betrachtung eines<br />
einzelnen Schlammes über einen bestimmten Zeitraum hinweg. Die Ermittlung<br />
des Filterwiderstands erfolgte nach einer Hausmethode von EG/LV.<br />
Zunächst wurde in einen Druckbehälter ein Filterpapier eingelegt und anschließend<br />
100 ml des ausgefaulten Schlammes in den Behälter eingefüllt. Im<br />
danach verschlossenen Druckbehälter erfolgt mittels eines Kompressors ein<br />
Druckaufbau von 8 bar. Über einen Ablaufschlauch gelangte dann Filtratwasser<br />
in ein auf einer Waage stehendes Auffanggefäß (Abbildung 3-2).
Abschnitt I 19<br />
Sobald erstes Filtratwasser in das Gefäß tropfte, wurde eine Stoppuhr gestartet<br />
und dann über einen Zeitraum von 50 Minuten alle 5 Minuten das Gewicht<br />
des bis dahin aufgefangenen Wassers<br />
notiert. Mithilfe des Trockenrückstandes der<br />
Probe und der Raumtemperatur ließ sich der<br />
Filterwiderstand ermitteln.<br />
Die Entwässerbarkeit des Schlamms wurde<br />
über Versuche an der halbtechnischen<br />
Kammerfilterpresse ermittelt. Der<br />
Filterkuchen wurde bei 105 °C getrocknet<br />
und danach der durch die Entwässerung<br />
erreichte Trockenrückstand des Filterkuchens<br />
bestimmt.<br />
Abbildung 3-2:<br />
Apparatur zur Bestimmung des Filterwiderstandes<br />
Um die Entwässerbarkeit zu verbessern, kann der Faulschlamm vor dem Entwässerungsvorgang<br />
konditioniert werden. Konditionierungsmittel sind zum einen<br />
strukturreiche Materialien wie Sägespäne, die die Qualität des Filterkuchens<br />
positiv beeinflussen, zum anderen<br />
Flockungshilfsmittel (FHM), die eine Verbindung<br />
der Feststoffteilchen zu Flocken<br />
bewirken. Flockungshilfsmittel bestehen<br />
aus langkettigen Kohlenstoffverbindungen<br />
(Polymeren).<br />
Ein Schema des Entwässerungsablaufs ist<br />
in Abbildung 3-3 dargestellt.<br />
Abbildung 3-3:<br />
Schema der Entwässerungsversuche<br />
[Schmelz, 2000]<br />
Die Versuchskammerfilterpresse wurde über eine Exzenterschneckenpumpe<br />
aus einem Vorlagebehälter mit Rührwerk beschickt und entwickelte den erforderlichen<br />
Druck von 8 bar für die Entwässerung. Die Steuerung des Drucks<br />
erfolgte über eine Reglereinheit oder manuell. Abbildung 3-4 zeigt die Reglereinheit<br />
sowie die Pumpe der Kammerfilterpresse.
Abschnitt I 20<br />
Abbildung 3-4:<br />
Pumpe sowie Steuer- und Regeleinheit<br />
der Kammerfilterpresse<br />
Abbildung 3-5:<br />
Filterkammer und Vorlagebehälter<br />
der Versuchspresse<br />
Von mehreren Kammern der Versuchskammerfilterpresse wurde nur eine genutzt,<br />
da die geringen Schlammmengen eine Nutzung mehrerer Kammern<br />
nicht zuließen. Eine Kammer besaß die Maße 27x27 cm. Zwischen den Filterplatten<br />
konnten unterschiedlich dicke Filterrahmen eingesetzt werden, es<br />
wurde aber einheitlich ein Filterrahmen mit einer Dicke von 30 mm verwendet.<br />
Wie in Abbildung 3-5 zu sehen, waren zwischen Rahmen und Filterplatte Filtertücher<br />
angeordnet, die über eine Druckspindel abgedichtet wurden.<br />
Mittels einer zentralen Bohrung wurde die Filterkammer mit Schlamm beschickt.<br />
Damit das Filtratwasser gut abfließen konnte, war die Filterplattenfläche<br />
mit Rillen versehen. Im unteren Plattenrand befand sich eine weitere Bohrung,<br />
über die das Filtrat nach außen abfließen konnte. Es wurde in einem Behälter<br />
aufgefangen und die anfallende Menge bezogen auf die Zeit bestimmt.
Abschnitt I 21<br />
3.4 Beurteilung der Rückbelastung<br />
Das bei der Entwässerung ausgefaulter Klärschlämme abgetrennte Wasser<br />
wird zumeist wieder in den Zulauf der Kläranlage eingeleitet und verursacht<br />
dadurch Rückbelastungen zur Kläranlage. Insgesamt betrachtet, beträgt die<br />
CSB-Rückbelastung aus dem Schlammwasser bezogen auf die Zulauffracht<br />
der Kläranlage etwa 3 %, bei der Stickstoffrückbelastung sind es ca. 15 %<br />
[SCHMELZ, 2000].<br />
Durch die Mitbehandlung von biogenen Abfällen darf die Erhöhung der Rückbelastung<br />
keinesfalls so groß sein, dass die Behandlungskapazität der Kläranlage<br />
überschritten und eine Einhaltung der Ablaufgrenzwerte nicht mehr<br />
gewährleistet ist. Besonders die Veränderungen beim Parameter TKN durch<br />
die <strong>Co</strong>-Substratzugabe unterliegen einer genauen Beobachtung [SCHMELZ,<br />
2000].<br />
Das während der Entwässerungsversuche anfallende Schlammwasser wurde<br />
in einer Filtratwasseranalyse auf seinen Gehalt an CSB, Ammonium (NH4-N),<br />
Gesamt-Phosphat (Pges), organischem Stickstoff (org. N) und abfiltrierbaren<br />
Stoffen hin untersucht. Aus diesen Werten können Aussagen über die zu erwartende<br />
Rückbelastung der Kläranlage getroffen werden.<br />
3.5 Beurteilung Produktqualität<br />
Bei der <strong>Co</strong>-Vergärung unterliegen das <strong>Co</strong>-Substrat als Ausgangssubstanz sowie<br />
der ausgefaulte Schlamm als Endprodukt einer qualitativen Beurteilung,<br />
die in der Untersuchung nach Klärschlammverordnung (AbfKlärV) und einer<br />
Nährstoffanalyse gekennzeichnet ist.<br />
Ausgangssubstanz<br />
Das <strong>Co</strong>-Substrat muss den stofflichen Anforderungen nach dem „Merkblatt<br />
zur <strong>Co</strong>-Fermentation von biogenen Abfällen in Faulbehältern von Kläranlagen“<br />
[MUNLV, 2001] genügen und wird deshalb einer Untersuchung nach<br />
Klärschlammverordnung (AbfKlärV) unterzogen. Die hierzu in Tabelle 2-4 (siehe<br />
auch Kapitel 2.1, Seite 12) aufgeführten zulässige Schwermetall- und AOX-<br />
Gehalte für das <strong>Co</strong>-Substrat dürfen nicht überschritten werden.<br />
Für die Ausgangssubstanzen wurde zusätzlich einmalig eine Nährstoffanalyse<br />
(CNS-Analyse) durchgeführt, bei der die Gehalte an Kohlenstoff (C), Stickstoff<br />
(N) und Schwefel (S) bestimmt wurden.
Abschnitt I 22<br />
Endprodukt<br />
Das Endprodukt aus der <strong>Co</strong>-Vergärung besitzt hinsichtlich einer landwirtschaftlichen<br />
Verwertung häufig eine bessere Produktqualität als reiner Faulschlamm,<br />
da biogene Abfälle in der Regel insgesamt niedriger mit Schadstoffen<br />
belastet sind als Klärschlämme und einige Pflanzennährstoffe enthalten,<br />
die im Klärschlamm fehlen. Die Anwendung dieses Klärschlammproduktes aus<br />
der <strong>Co</strong>-Vergärung in der Landwirtschaft setzt die Einhaltung der Schadstoffgrenzwerte<br />
nach Klärschlammverordnung [ABFKLÄRV, 1992] voraus (Tabelle<br />
3-1).<br />
Tabelle 3-1:<br />
Schadstoffgrenzwerte nach Klärschlammverordnung<br />
(AbfKlärV)<br />
Parameter Einheit Grenzwert nach AbfKlärV<br />
AOX mg/kg TR 500<br />
Chrom mg/kg TR 900<br />
Nickel mg/kg TR 200<br />
Kupfer mg/kg TR 800<br />
Zink mg/kg TR 2000/2500*<br />
Cadmium mg/kg TR 5/10*<br />
Quecksilber mg/kg TR 8<br />
Blei mg/kg TR 900<br />
* Grenzwert abhängig von Art und pH-Wert des Bodens, auf den die Aufbringung geplant ist<br />
Bei den Untersuchungen nach Klärschlammverordnung (AbfKlärV) wurde der<br />
Gehalt an Nährstoffen, Schwermetallen, adsorbierbare organische Halogenverbindungen<br />
(AOX), extrahierbare organisch gebundene Halogene (EOX)<br />
und organischen Spurenstoffen bestimmt. Zu den untersuchten Nährstoffen<br />
gehörten Stickstoff, Ammonium, Phosphor, Kalium, Calcium und Magnesium.<br />
Bei der Analyse der Schwermetalle wurden Chrom, Nickel, Kupfer, Zink, Cadmium<br />
und Quecksilber erfasst.<br />
Dazu ist anzumerken, dass sich bei fetthaltigen Substraten die AOX-Analytik<br />
äußerst schwierig gestaltet, da die Analysemethode für fetthaltige Substrate<br />
nicht geeignet ist (mündliche Mitteilung der Abteilung Chemie EG/LV). Inwieweit<br />
die hierzu gemessenen Werte verlässlich sind ist unklar. Deshalb wurde<br />
in großtechnischen Untersuchungen auf den Parameter EOX ausgewichen.
Abschnitt I 23<br />
Ausgewertet werden im Rahmen des Forschungsvorhabens nur die Angaben<br />
zum Gehalt an Schwermetallen, AOX und EOX sowie die Nährstoffanalysen<br />
zum ausgefaulten Produkt.<br />
3.6 Gesamtüberblick Analyseverfahren<br />
Tabelle 3-2:<br />
Gesamtüberblick Analyseverfahren<br />
Parameter Einheit Verwendete Analyseverfahren<br />
Zu- und Ablaufmengen V l/d Pumpenlaufzeiten<br />
pH-Wert / DIN 38404-C5<br />
Temperatur T °C Thermometer<br />
Trockenrückstand TR<br />
Glühverlust GV<br />
%, g/l<br />
%<br />
DIN 38414-S2-7.1<br />
DIN 38414-S3<br />
Chemischer Sauerstoffbedarf vom Filtrat,<br />
CSBfil<br />
mg/l DIN 38409-H41<br />
Organische Säuren mg/l DIN 38414-S19<br />
AbfKlärV<br />
adsorbierbare org. Halogenverbindungen AOX<br />
extrahierbare org. gebundene Halogene EOX<br />
Polychlorierte Kohlenwasserstoffe PCB<br />
Schwermetalle<br />
Nährstoffe<br />
Kohlenstoff-Stickstoff-Schwefel-Verhältnis<br />
mg/kg TR<br />
mg/kg TR<br />
mg/kg TR<br />
mg/kg TR<br />
% wf<br />
% TR<br />
DIN 38414-S18<br />
DIN 38414-S17<br />
DIN EN 1483 (E12-3)<br />
DIN 38406-E22; DIN EN 1483 (E12-3)<br />
DIN 38406-E22<br />
Hausverfahren EG/LV<br />
CNS 2000<br />
Gastemperatur<br />
Lufttemperatur<br />
°C Thermometer<br />
Gasmenge<br />
Gaszusammensetzung<br />
Methan CH4<br />
Kohlendioxid CO2<br />
Wasserstoff H2<br />
Schwefelwasserstoff H2S<br />
l/d<br />
Vol%<br />
Vol%<br />
Vol%<br />
ppm<br />
Trommelgaszähler,<br />
Thermische Massendurchflussmessung<br />
Orsat-Analyse<br />
Gaschromatograph einschließlich<br />
Wärmeleitfähigkeitsdetektor (WLD)<br />
Heizwert Gas KJ/m³ Berechnet<br />
Spezifischer Filtrationswiderstand r 10 12 cm -2 Hausverfahren EG/LV<br />
Entwässerbarkeit % TR Versuchskammerfilterpresse<br />
Filtratwasser<br />
Abfiltrierbare Stoffe<br />
Chemischer Sauerstoffbedarf CSB<br />
Ammonium-Stickstoff NH4-N<br />
Organischer Stickstoff org.N<br />
Gesamtphosphor Pges<br />
mg/l<br />
mg/l<br />
mg/l<br />
mg/l<br />
mg/l<br />
DIN 38406<br />
DIN 38409-H41<br />
DIN EN ISO 11732-(E23)<br />
DIN EN 38406-E22<br />
anlog. DIN EN 1189 (D11)
Abschnitt I 24<br />
Die verwendeten Analysenverfahren sind in Tabelle 3-2 aufgeführt.<br />
Der Großteil der Untersuchungen wurde in den Laboratorien der Emschergenossenschaft<br />
nach DIN- bzw. standardisierten Verfahren durchgeführt. Die<br />
Bestimmung einfacher Schlammparameter (z.B. TR, GV, pH, Temperatur) erfolgte<br />
im Labor der Versuchsstation auf dem Klärwerk Emschermündung, wo<br />
sich auch die Versuchsanlagen im halbtechnischen Maßstab befanden. Mit<br />
den Untersuchungen nach AbfKlärV wurden zum Teil externe Labore bzw. Institute<br />
beauftragt.<br />
4 Versuchsbetrieb<br />
4.1 Beschreibung der Versuchsanlagen<br />
4.1.1 Pilotanlage im halbtechnischen Maßstab<br />
Linie 1: Klärschlammfaulung<br />
37°C<br />
500 l<br />
zur Entwässerung<br />
(zeitweise)<br />
Rohschlammvorlage<br />
Faulbeh älter<br />
Probenvorlage<br />
Linien 2 bis 4: <strong>Co</strong>-Vergärung von Klärschlamm und Substrat<br />
500<br />
37°C<br />
bzw.<br />
1000 l<br />
zur Entwässerung<br />
(zeitweise)<br />
Rohschlamm und <strong>Co</strong> -Substratvorlage<br />
Faulbeh älter<br />
Probenvorlage<br />
die im Parallelbetrieb betrieben wurden. Alle Straßen bzw. Linien (Linie 1 = Klär-<br />
Versuchs-<br />
Kammerfilterpresse<br />
Konditionierung (Poly,<br />
Strukturmaterial)<br />
zur Kl äranlage<br />
Filtratvorlage<br />
Filterkuchen<br />
Mischbehälter<br />
Faulschlamm<br />
Faulschlamm mit<br />
<strong>Co</strong>- Substrat<br />
Abbildung 4-1: Schematische Darstellung der Versuchsfaulanlagen [nach<br />
SCHMELZ, 2000]<br />
Die halbtechnische Versuchsanlage bestand aus vier Versuchsfaulanlagen,
Abschnitt I 25<br />
schlammfaulung, Linie 2 bis 4 = <strong>Co</strong>-Vergärung) verfügten prinzipiell über den<br />
gleichen Aufbau.<br />
Die Abbildung 4-1 und Abbildung 4-2 zeigen die nachfolgend beschriebenen<br />
Faulanlagen.<br />
Jede Linie bestand jeweils aus einem<br />
Vorlagebehälter mit Rührwerk, einer regelbaren<br />
Exzenterschneckenpumpe, einem<br />
beheizbaren Faulbehälter mit einem Volumen<br />
von 510 bzw. 1000 l incl. Rührwerk,<br />
Thermometer und Gasuhr.<br />
Nach dem Faulprozess gelangte der<br />
ausgefaulte Schlamm in die<br />
Ablaufsammelbehälter und anschließend<br />
(zeitweise) zur Konditionierung und Entwässerung.<br />
Abbildung 4-2:<br />
Versuchsfaulanlage<br />
Zur Verminderung der Geruchsemissionen waren die Vorlage- und Ablaufsammelbehälter<br />
abgedeckt. Der Vorlagebehälter war zusätzlich mit einem<br />
Rührwerk ausgestattet, damit eine gute Durchmischung des Rohschlammes<br />
und <strong>Co</strong>-Substrates eine Verhinderung von Sedimentationsprozessen gewährleistet<br />
werden konnte.<br />
Die Inhalte aus den Vorlagebehältern wurden mit Hilfe von Exzenterschneckenpumpen<br />
in den Faulbehälter gepumpt. Der Pumpvorgang erfolgte quasi-kontinuierlich,<br />
d.h. die Pumpen förderten alle 4 Stunden einige Minuten in<br />
die Faulbehälter. Die Förderzeiten und somit Fördermengen waren so eingestellt,<br />
dass sich eine Aufenthaltszeit von 20 Tagen im Faulbehälter ergab.<br />
Die Temperatur von ca. 37°C wurde über einen Heizdraht an der Außenwand<br />
unter der Wärmeisolierung des Fermenters erreicht und über einen Regelkreis<br />
gesteuert. Diese Rückkopplung realisierte konstante Verhältnisse im System.<br />
Bei einem Abfall der Temperatur erfolgte eine automatische Korrektur der<br />
Faulraumtemperatur auf den eingestellten Wert von 37°C.<br />
Das Faulgas, das im Faulbehälter entstand, entwich am Behälterdeckel über<br />
einen Kiesfilter (verhinderte den Austritt von eventuell vorhandenen<br />
Schaum), eine Kondensatfalle und danach durch die Gasuhr. Die Gasproduk-
Abschnitt I 26<br />
tion jedes Faulbehälters wurde über das Betriebsüberwachungssystem (BÜS)<br />
ständig online aufgezeichnet, so dass Störungen im Betriebsablauf (durch Verstopfungen<br />
o.ä.) bereits nach kurzer Zeit festgestellt und behoben werden<br />
konnten.<br />
Die Entwässerungsversuche fanden auf einer Versuchskammerfilterpresse<br />
statt (siehe auch Kapitel 3.3, Seite 18).<br />
4.1.2 Pilotanlage im großtechnischen Maßstab<br />
Für die Durchführung des Projektes wurde die Kläranlage Schermbeck ausgewählt,<br />
weil sie trotz ihrer relativ kleinen Ausbaugröße über alle Einrichtungen<br />
verfügt, die für das geplante Untersuchungsprogramm notwendig waren.<br />
Die Anlage gehört zum Lippeverband und ist nahe der Lippe zwischen<br />
Dorsten und Wesel gelegen (Abbildung 4-3). Die Anlagenkapazität beträgt<br />
ca. 17.000 Einwohnerwerte (EW).<br />
Abbildung 4-3: Kläranlage Schermbeck<br />
Der biologische Reinigungsteil besteht aus einer Kaskaden-Denitrifikation mit<br />
vorgeschaltetem Anaerobbecken zur biologischen Phosphorelimination. Für<br />
die Stabilisierung des Rohschlammes sind zwei Faulbehälter mit je 600 m³ Fassungsvermögen<br />
vorhanden. Die beiden Faulbehälter können getrennt be-
Abschnitt I 27<br />
schickt werden und sind beide mit einer Gasmengenmessung ausgestattet.<br />
Ein Parallelbetrieb der beiden Faulbehälter war daher sehr einfach zu realisieren.<br />
Auf der Anlage befindet sich ein BHKW mit der elektrischen Leistung von<br />
55 kW, welches die Verstromung aller anfallenden Gasmengen gewährleistet.<br />
Die Beschickung beider Faulbehälter sah ein Gemisch aus Primär- und Überschussschlamm<br />
vor, wobei ein Faulbehälter zusätzlich mit <strong>Co</strong>-Substrat befrachtet<br />
wurde.<br />
Die <strong>Co</strong>-Substrate wurden per LkW bzw. Tankwagen angeliefert und in der Fäkalannahmestation<br />
der Kläranlage zwischengespeichert. Der Fäkalannahmeschacht<br />
wurde während der Versuche als Substratschacht verwendet und<br />
zusätzlich mit einem<br />
Rührwerk<br />
ausgestattet.<br />
Das Rührwerk diente zur<br />
Homogenisierung<br />
der<br />
Substrate. Weiterhin war es<br />
möglich, Brauchwasser in<br />
den<br />
Speicherbehälter<br />
zuzudosieren, um so ein<br />
pumpfähiges <strong>Co</strong>-Substrat-<br />
Wasser-Gemisch zu erzeugen<br />
(Abbildung 4-4).<br />
Abbildung 4-4:<br />
Rührwerk im Speicher<br />
Nach dem Faulprozess gelangt der ausgefaulte Schlamm in die Faulschlammsilos<br />
und wird anschließend zur Konditionierung und Entwässerung zu einer<br />
anderen Kläranlage des Lippeverbandes transportiert bzw. direkt in der<br />
Landwirtschaft verwertet. Im Rahmen des Forschungsprojektes wurden parallel<br />
dazu regelmäßig Entwässerungsversuche auf der Versuchskammerfilterpresse<br />
durchgeführt.
Abschnitt I 28<br />
Fäkalannahmeschacht wird während des<br />
Versuchsbetriebes der <strong>Co</strong>-Vergärung zur Annahme und<br />
Speicherung des <strong>Co</strong>-Substrates verwendet.<br />
Beschickung Faulbehälter 2 mit<br />
Rohschlamm und <strong>Co</strong>-Substrat.<br />
Abbildung 4-5: Fließbild der Kläranlage Schermbeck mit dem Weg der <strong>Co</strong>-<br />
Substrate während der Versuchsphase<br />
In Abbildung 4-5 wurde der Fließweg der <strong>Co</strong>-Substrate auf der Kläranlage<br />
während der Versuchsphase gekennzeichnet.<br />
4.2 Charakterisierung der eingesetzten Klärschlämme und biogenen Abfälle<br />
Da kommunale biogene Abfälle aus der getrennten Sammlung (‘Braune Tonne’)<br />
eine relativ umfangreiche Aufbereitungstechnik mit hohen Investitionskosten<br />
erfordern, wurden im Forschungsvorhaben nur flüssige bis pastöse biogene<br />
Abfälle eingesetzt, die nur ein Minimum an Aufbereitung bedürfen. Es<br />
kamen solche biogenen Abfälle zur Anwendung, für die auf dem Entsorgungsmarkt<br />
ein relativ großes Potential vorhanden ist. Hierbei sind insbesondere<br />
biogene Abfälle aus dem Bereich der Lebensmittelindustrie bzw. Gaststätten<br />
und Großküchenbetrieben zu verstehen.
Abschnitt I 29<br />
Die Ausgangsstoffe zur <strong>Co</strong>-Vergärung waren Rohschlamm, Speiseabfälle aus<br />
Kantinen und Großküchen, Fettabscheiderinhalte sowie Flotatschlamm aus<br />
der Lebensmittelindustrie.<br />
Zunächst wurden mit den <strong>Co</strong>-Substarten Versuche im halbtechnischen Maßstab<br />
durchgeführt. In der sich anschließenden großtechnischen Versuchsphase<br />
wurden zwei zuvor getestete <strong>Co</strong>-Substrate ausgewählt und direkt in den<br />
Faulbehälter des Versuchsanlage Schermbeck in den Faulbehälter gegeben.<br />
Hierbei handelte es sich um Fettabscheiderinhalte und fetthaltige Flotatschlämme<br />
(Tabelle 4-1).<br />
Tabelle 4-1:<br />
Eingesetzte Klärschlämme und <strong>Co</strong>-Substrate<br />
Halbtechnische Versuche<br />
Versuchsstation Klärwerk Emschermündung<br />
Rohschlamm Klärwerk Emschermündung<br />
Speiseabfälle<br />
Fettabscheiderinhalte<br />
Flotatschlamm<br />
Großtechnische Versuche<br />
Kläranlage Schermbeck<br />
Rohschlamm Kläranlage Schermbeck<br />
Fettabscheiderinhalte<br />
Flotatschlamm<br />
4.2.1 Klärschlamm und <strong>Co</strong>-Substrate<br />
Rohschlamm Klärwerk Emschermündung<br />
Der in den halbtechnischen Versuchen verwendete Klärschlamm setzte sich<br />
aus einer Mischung von Überschussschlamm und Vorklärschlamm zusammen.<br />
Auf dem Klärwerk Emschermündung werden die eingedickten Rohschlämme<br />
vor der Beschickung der Faulbehälter in großen Vorlagebecken gemischt. Der<br />
für die Versuche benötigte Schlamm wurde direkt aus den Mischbecken herausgepumpt.<br />
So wurde sichergestellt, dass die Versuchsbedingungen in diesem<br />
Punkt mit den Prozessen auf der Kläranlage identisch sind.<br />
Rohschlamm Kläranlage Schermbeck<br />
In den großtechnischen Versuchen handelte es sich um den Rohschlamm der<br />
Versuchsanlage, der Kläranlage Schermbeck.<br />
Bevor der Überschussschlamm zusammen mit dem Primärschlamm in den beiden<br />
Faulbehältern der anaeroben Stabilisierung unterlag, wurde er in einem<br />
statischen Eindicker eingedickt. Beide Volumenströme der Rohschlämme teil-
Abschnitt I 30<br />
ten sich zu gleichen Teilen auf die beiden Faulbehälter auf, wobei einer der<br />
Faulbehälter zusätzlich mit <strong>Co</strong>-Substrat gespeist wurde.<br />
Speisereste<br />
Die Speisereste (Abbildung 4-6) wurden<br />
von einer Fachspedition aus Dortmund<br />
geliefert. Es handelte sich um<br />
Kantinenabfälle und Reste aus<br />
Großküchen, die in flüssiger Phase vorlagen<br />
und abgesiebt werden mussten,<br />
um grobe Störstoffe wie z.B. Knochen<br />
auszusondern.<br />
Abbildung 4-6:<br />
Speisereste<br />
In den letzten Wochen des halbtechnischen Versuchsbetriebes waren die<br />
Speiseabfälle mit Fetten versetzt, die sich im Faulbehälter nicht abbauen ließen.<br />
Das führte zum Aufschwimmen von Fettkugeln (von im Mittel 1 cm<br />
Durchmesser) im Fermenter (Abbildung 4-7), was aber erst nach Ende der Versuche<br />
bemerkt wurde.<br />
Von einer Anwendung der Speiseabfälle<br />
im großtechnischen Maßstab<br />
wurde nach Beendigung der Vorversuche<br />
aufgrund der umfangreichen<br />
Aufbereitung und der Fettkugelproblematik<br />
abgesehen.<br />
Abbildung 4-7:<br />
Fettkugeln der Linie 2, nach Versuchsende<br />
direkt dem Faulbehälter<br />
entnommen<br />
Fettabscheiderinhalte<br />
Die Fettabscheiderinhalte wurden in den ersten Wochen der Vorversuche von<br />
einer Rohrreinigungsfirma aus Oberhausen geliefert. Leider stellte sich heraus,<br />
dass diese Fettabscheiderinhalte (Abbildung 4-8), Rückstände aus Schlachtereien<br />
und Metzgereien, sich nur ungenügend für eine <strong>Co</strong>-Vergärung eigneten.<br />
Da der sehr geringe Feststoffanteil von unter 2 % TR hauptsächlich zu einer<br />
Verdünnung des Klärschlamms nicht aber zu einer Erhöhung der Gasproduktion<br />
oder zu einem verbesserten Abbau der organischen Substanz führte.
Abschnitt I 31<br />
Abbildung 4-8:<br />
Fettabscheiderinhalte<br />
Abbildung 4-9:<br />
Frittierfett<br />
Abbildung 4-10:<br />
Fettkugeln aus dem Frittierfett, direkt<br />
dem Faulbehälter entnommen<br />
Abbildung 4-11:<br />
Fettschlamm<br />
Daher erfolgte nach einem Zeitraum von vier Wochen die Umstellung auf Frittierfett.<br />
Dieses wurde in einem Zeitraum von zwei Wochen eingesetzt, war<br />
aber auch ungeeignet für die <strong>Co</strong>-Vergärung.<br />
Die Mikroorganismen im Faulbehälter konnten das in Abbildung 4-9 gezeigte<br />
Frittierfett nicht aufspalten und verarbeiten. Obwohl das Fett vor dem Einmischen<br />
in den Klärschlamm erwärmt und verflüssigt wurde, bildete es Kugeln<br />
(von im Mittel 1 cm Durchmesser), die oben im Faulbehälter aufschwammen<br />
und dort abgeschöpft werden mussten (Abbildung 4-10).<br />
Danach (ab Mitte Phase 2) wurden dann Fettabscheiderreste (Abbildung<br />
4-11) aus der Aufbereitungsanlage einer Spezialfirma aus Essen verwendet.
Abschnitt I 32<br />
Diese Fettschlämme waren gut abbaubar und verträglich, so dass sie für den<br />
verbleibenden halb- und großtechnischen Versuchszeitraum eingesetzt wurden.<br />
Die pastöse Konsistenz des Fettschlamms führte zu Schwierigkeiten bei der<br />
Abmessung der Mengen für den Zulauf. Zudem wurde im Vorlagebehälter eine<br />
Entmischung von Klärschlamm und Fettschlamm beobachtet. Das <strong>Co</strong>-<br />
Substrat schwamm dann in Form von Fettkugeln auf. Daher konnte der Faulbehälter<br />
nicht immer mit einer gleichmäßigen Vorlagemischung beschickt<br />
werden.<br />
Flotatschlamm<br />
Der Flotatschlamm (Abbildung 4-12)<br />
wurde von einer Firma der Lebensmittelproduktion<br />
bezogen und fiel dort in der<br />
betriebseigenen Abwasservorbehandlungsanlage<br />
an. Es handelte sich um ein<br />
homogenes, flüssiges Material, welches<br />
sich sehr gut verarbeiten ließ.<br />
Abbildung 4-12: Flotatschlamm<br />
Die Substratlieferungen in den ersten zwei Monaten des Versuchszeitraums<br />
wiesen einen relativ hohen Fettanteil auf, so dass vor dem Einmischen in den<br />
Klärschlamm das Substrat erwärmt wurde. Diese Erwärmung sollte zu einer<br />
besseren Vermischung und zur Anbindung kleinster Fetttröpfchen an die Feststoffpartikel<br />
des Schlamms führen. Die Vergrößerung der Angriffsfläche sollte<br />
eine bessere Abbaubarkeit des Substrats zur Folge haben. Bei späteren Lieferungen<br />
wurde von einer Erwärmung abgesehen, da kein positiver Einfluss auf<br />
den biologischen Abbau festgestellt werden konnte. Zudem hatte der Fettgehalt<br />
der Substratlieferungen augenscheinlich abgenommen.<br />
In den nachfolgenden Versuchen im großtechnischen Maßstab wurde dieses<br />
<strong>Co</strong>-Substrat ebenfalls eingesetzt.<br />
4.2.2 Produktqualität der Ausgangssubstrate<br />
In den nachstehenden Ausführungen werden einige der Analysendaten zur<br />
Beschaffenheit der Klärschlämme und <strong>Co</strong>-Substrate vorgestellt. Dies sind Aussagen<br />
über den Anteil an Trockensubstanz im Substrat, den abbaubaren organischen<br />
Anteil, den Schwermetallgehalt der Ausgangssubstrate sowie die
Abschnitt I 33<br />
Ergebnisse der Nährstoffanalyse, die für die <strong>Co</strong>-Substrate durchgeführt wurden.<br />
4.2.2.1 Halbtechnische Versuche<br />
Trockensubstanz und organischer Anteil<br />
Die Substrate waren je nach Lieferung sehr unterschiedlich in ihrem Gehalt an<br />
Trockenmasse (Tabelle 4-2). Die Speisereste hatten einen TR-Anteil zwischen 6<br />
und 23 % (im Mittel 12,8 %), während der Flotatschlamm zwischen etwa 7 und<br />
35 % TR variierte. Die Fettabscheiderreste lagen zwischen 20 und ca. 65 %. Im<br />
Vergleich dazu waren die Werte des Klärschlamms mit etwa 5 % sehr viel niedriger.<br />
Tabelle 4-2:<br />
TR und oTR-Gehalte der Substrate sowie Glühverluste<br />
Substrat<br />
Klärschlamm<br />
<strong>Co</strong>-Substrate<br />
Mischschlamm Speiseabfälle Fettabscheider Flotatschlamm<br />
TR<br />
[%]<br />
3,6-7,6<br />
Mittel: 5,0<br />
5,9-23,0<br />
Mittel:12,8<br />
20,9-65,5<br />
Mittel: 56,4<br />
6,5-34,9<br />
Mittel: 20,8<br />
GV<br />
[%]<br />
50,5-65,1<br />
Mittel: 59,6<br />
81,4-94,9<br />
Mittel:90,1<br />
88,2-97,7<br />
Mittel: 96,0<br />
94,6-98,2<br />
Mittel:97,0<br />
oTR<br />
[g/l]<br />
19,5-39,3<br />
Mittel: 29,9<br />
51,8-218,0<br />
Mittel:117,5<br />
184,0-642,2<br />
Mittel: 548,0<br />
61,6-341,9<br />
Mittel: 202,7<br />
Bei der Betrachtung des Glühverlustes fällt auf, dass dieser beim Klärschlamm<br />
bei etwa 60 % lag, bei den <strong>Co</strong>-Substraten aber sehr viel höher angesiedelt<br />
war. Der Organik-Anteil lag bei den <strong>Co</strong>-Substraten zwischen 80 nahezu 100 %.<br />
Der nicht abbaubare Anteil im Zulauf zum Faulbehälter wurde daher durch<br />
die Beimischung von <strong>Co</strong>-Substrat kaum erhöht.<br />
Schwermetallgehalte<br />
Die Substrate wurden nach Klärschlammverordnung (AbfKlärV) auf Schwermetalle<br />
und AOX hin untersucht. Die Ergebnisse im Vergleich zum Klärschlamm<br />
und den Grenzwerten sind in Tabelle 4-3 dargestellt.
Abschnitt I 34<br />
Tabelle 4-3:<br />
Schadstoffgehalte der Substrate und ihre Grenzwerte<br />
Klärschlamm<br />
<strong>Co</strong>-Substrate<br />
Grenzwerte<br />
Parameter<br />
Speiseabfä<br />
lle<br />
Mischschlamm<br />
Fettabscheider<br />
Flotatschlamm<br />
AbfKlärV<br />
MUNLV<br />
[mg/kg TR]<br />
[mg/kg TR]<br />
[mg/kg TR]<br />
[mg/kg TR]<br />
[mg/kg TR]<br />
[mg/kg TR]<br />
AOX 457 142 168 202 500 150<br />
Chrom 57 3,2 15,1 50,9 900 80<br />
Nickel 37 1,9 7,0 24,6 200 60<br />
Kupfer 323 4,8 42,6 10,7 800 100<br />
Zink 1191 31,2 92,6 69,9 2000/2500* 500<br />
Cadmium 2,7 < 0,3
Abschnitt I 35<br />
Tabelle 4-4:<br />
Nährstoffgehalte der Substrate<br />
Parameter<br />
Klärschlamm<br />
<strong>Co</strong>-Substrate<br />
Mischschlamm Speiseabfälle Fettabscheider Flotatschlamm<br />
Kohlenstoff<br />
[% TR]<br />
Schwefel<br />
[% TR]<br />
Stickstoff<br />
[% TR]<br />
C/N-<br />
Verhältnis<br />
36 46 57 73<br />
0,9 0,2 0,1 0,1<br />
3,7 2,0 3,3 1,1<br />
9,7/1 23,0/1 17,3/1 66,4/1<br />
Aus dem Verhältnis von Kohlenstoff zu Stickstoff (C/N-Verhältnis) lässt sich auf<br />
die Eignung eines Materials für die anaerobe Behandlung schließen. Da beim<br />
anaeroben Abbau nur relativ geringe Mengen Stickstoff eliminiert werden,<br />
sollte der Gehalt an Stickstoff im Vergleich zum Kohlenstoff möglichst gering<br />
sein (BOEHNKE ET AL., 1993). Alle Substrate wiesen ein besseres C/N-Verhältnis als<br />
der Rohschlamm auf.<br />
4.2.2.2 Großtechnische Versuche<br />
Trockensubstanz und organischer Anteil<br />
Tabelle 4-5 verdeutlicht die TR und oTR-Gehalte sowie Glühverluste der Rohschlämme<br />
und der <strong>Co</strong>-Substrate. Die biogenen Stoffe (Fettabscheider und<br />
Flotatschlamm) wiesen auch in den großtechnischen Versuchen je nach Anlieferung<br />
sehr unterschiedliche Gehalte an Trockenmasse auf. Die Fettabscheiderreste<br />
hatten einen TR-Anteil zwischen 3 und 52 % (im Mittel 16,8), die<br />
Flotatschlämme lagen zwischen 7 und 21 %. Im Vergleich dazu waren die<br />
Werte des Klärschlamms im Mittel mit etwa 3,2 bzw. 3,5 % sehr viel niedriger.<br />
Der Glühverlust des Klärschlammes wurde bei etwa 72 bzw. 81 % bestimmt. Bei<br />
den <strong>Co</strong>-Substraten lag der Organik-Anteil zwischen 88 und nahezu 100 %. Der<br />
nicht abbaubare Anteil im Zulauf zum Faulbehälter wurde daher durch die<br />
Beimischung von <strong>Co</strong>-Substrat kaum erhöht.
Abschnitt I 36<br />
Tabelle 4-5:<br />
TR und oTR-Gehalte der Substrate sowie Glühverluste<br />
Substrat<br />
Klärschlamm<br />
<strong>Co</strong>-Substrate<br />
Primärschlamm Überschussschlamm Flotatschlamm Fettabscheider<br />
TR<br />
[%]<br />
0,2-7,6<br />
Mittel: 3,5<br />
2,3-4,1<br />
Mittel: 3,2<br />
6,5-21,2<br />
Mittel: 13,2<br />
2,9-52,1<br />
Mittel: 16,8<br />
GV<br />
[%]<br />
65,3-93,3<br />
Mittel: 81,3<br />
66,0-85,2<br />
Mittel: 72,4<br />
93,0-98,2<br />
Mittel: 96,9<br />
88,1-99,5<br />
Mittel: 95,3<br />
oTR<br />
[g/l]<br />
2,25-69,1<br />
Mittel: 28,3<br />
17,0-29,5<br />
Mittel:23,2<br />
62,8-197,6<br />
Mittel: 127,7<br />
27,9-518,7<br />
Mittel: 161,4<br />
Schwermetallgehalte<br />
Die Substrate wurden nach Klärschlammverordnung (AbfKlärV) auf Schwermetalle<br />
und EOX hin untersucht. Der Gehalt an AOX wurde für die <strong>Co</strong>-<br />
Substrate nicht bestimmt, da bei fetthaltigen Stoffen die AOX-Analytik äußerst<br />
schwierig ist. Die Ergebnisse im Vergleich zum Klärschlamm und den<br />
Grenzwerten sind in Tabelle 4-6 dargestellt.<br />
Tabelle 4-6:<br />
Schadstoffgehalte der Substrate und ihre Grenzwerte<br />
Parameter<br />
Klärschlamm <strong>Co</strong>-Substrate Grenzwerte<br />
Primärschlamm<br />
Überschussschlamm<br />
Flotatschlamm<br />
Fettabscheider<br />
AbfKlärV<br />
MUNLV<br />
[mg/kg TR]<br />
[mg/kg TR]<br />
[mg/kg TR]<br />
[mg/kg TR]<br />
[mg/kg TR]<br />
[mg/kg TR]<br />
AOX 153 392 - - 500 150<br />
EOX 6 4 10,8 40,4 - -<br />
Chrom 29 16 42,2 45,0 900 80<br />
Nickel 18 17 22,1 12,0 200 60<br />
Kupfer 350 330 12,7 52,6 800 100<br />
Zink 570 590 93,5 120,1 2000/2500* 500<br />
Cadmium 0,2 < 0,1 0,3 0,1 5/10* 2<br />
Quecksilber 0,4 0,5 0,08 0,09 8 1<br />
Blei 34 23 3,1 10,5 900 80<br />
* Grenzwert abhängig von Art und pH-Wert des Bodens, auf den die Aufbringung geplant ist<br />
Hinsichtlich des Schwermetallgehaltes, halten beide verwendeten <strong>Co</strong>-<br />
Substrate sowohl die Grenzwerte der Klärschlammverordnung [AbfKlärV,<br />
1992] als auch die des Merkblattes des MUNLV [MUNLV, 2001] ein. Insgesamt<br />
betrachtet, wiesen die Flotatschlämme die niedrigeren Schadstoffgehalte<br />
auf.
Abschnitt I 37<br />
4.3 Untersuchungsprogramm<br />
4.3.1 Halbtechnische Versuche<br />
Um die Einflüsse der Zugabe der einzelnen <strong>Co</strong>-Substrate zum Klärschlamm direkt<br />
erkennen und bilanzieren zu können, wurden vier Versuchslinien parallel<br />
betrieben, wobei die Linien wie folgt beschickt wurden:<br />
Linie 1<br />
Linie 2<br />
Linie 3<br />
Linie 4<br />
diente als Referenz. Die Beschickung erfolgte mit Rohschlamm des<br />
Klärwerks Emschermündung (KLEM). Die Linie 1 spiegelte somit vergleichsweise<br />
die reale Situation der Fermenter des KLEM wieder.<br />
wurde mit dem Rohschlamm des KLEM und zusätzlich mit den<br />
Speiseabfällen betrieben.<br />
wurde mit demselben Rohschlamm wie Linie 1 und 2 beschickt und<br />
zusätzlich mit den Fettabscheiderinhalten befrachtet.<br />
verzeichnete im Zulauf ebenfalls den Rohschlamm des KLEM und<br />
den fetthaltigen Flotatschlamm.<br />
Das gesamte halbtechnische Versuchsprogramm erstreckte sich über einen<br />
Zeitraum von 5 Monaten. Der Gesamtzeitraum wurde in vier Phasen aufgeteilt,<br />
in denen die <strong>Co</strong>-Vergärung mit unterschiedlichen <strong>Co</strong>-Substratmengen<br />
gefahren wurde. Es galt den Nachweis zu führen, welche Auswirkungen sich<br />
durch steigende Zugabemengen an biogenen Abfällen einstellen. Die vier<br />
Versuchsphasen beschreiben sich wie folgt:<br />
Einfahrphase<br />
Phase 1<br />
August 2000, Dauer 21 Tage<br />
Linien 1 bis 4 der Versuchsfaulanlagen werden mit Klärschlamm<br />
eingefahren. Dazu werden die Faulbehälter mit Faulschlamm gefüllt<br />
und mit Rohschlamm beschickt. Die Rohschlammzugabe wird<br />
so eingestellt, dass sich eine Aufenthaltszeit von 20 Tagen im Faulbehälter<br />
ergibt.<br />
August bis September 2000, Dauer 21 Tage<br />
Linie 1 wird weiterhin nur mit Klärschlamm betrieben, Linien 2 bis 4<br />
werden mit demselben Klärschlamm und jeweils einem <strong>Co</strong>-Substrat<br />
beschickt. Das TR-Mischungsverhältnis von <strong>Co</strong>-Substrat zu Klärschlamm<br />
betrug etwa 1:5.
Abschnitt I 38<br />
Phase 2<br />
Phase 3<br />
Phase 4<br />
September bis Oktober 2000, Dauer 42 Tage<br />
In den Linien 2 bis 4 wurde das TR-Mischungsverhältnis von biogenem<br />
Abfall zu Klärschlamm auf etwa 1: 2 erhöht. Ergänzend wurden<br />
Entwässerungsversuche durchgeführt.<br />
Oktober bis Dezember 2000, Dauer 42 Tage<br />
Das TR-Mischungsverhältnis von <strong>Co</strong>-Substrat zu Klärschlamm in den<br />
Linien 2 bis 4 steigt bis auf etwa 1:1. Zusätzlich gehören in diese Phase<br />
ebenfalls Entwässerungsversuche.<br />
Dezember 2000, Dauer 16 Tage<br />
Das Mischungsverhältnis zwischen <strong>Co</strong>-Substrat und Klärschlamm<br />
wurde noch weiter auf 2:1 angehoben, bis es am Ende der Untersuchung<br />
durch die Überlastung der Fermenter zum Erliegen der<br />
mikrobiologischen Prozesse in den Linien 3 und 4 kam. Daraufhin<br />
wurde die Versuchsreihe beendet.<br />
In den Phasen 1 bis 4 blieb die Gesamtbeschickungsmenge bei allen Fermentern<br />
durchgehend gleich, um die 20 Tage Aufenthaltszeit über den Versuchszeitraum<br />
in allen Phasen beizubehalten. Das Zulaufvolumen setzte sich jedoch<br />
bei den Linien 2 bis 4 nach den genannten Mischungsverhältnissen zusammen.<br />
D.h. in der Beschickungsmenge wurde der Anteil des Klärschlammes zugunsten<br />
der <strong>Co</strong>-Substratzugabe entsprechend verringert.<br />
Im Anhang befindet sich die graphische Darstellung der zeitlichen Abfolge<br />
der Versuchsphasen.<br />
Parallel zum Faulbetrieb wurden regelmäßig Entwässerungsversuche durchgeführt,<br />
um Veränderungen der Entwässerbarkeit durch <strong>Co</strong>-Substratzugabe<br />
zu erkennen. Das bei den Entwässerungsversuchen entstandene Filtrat wurde<br />
aufgefangen und auf die kläranlagenrelevanten Parameter untersucht.<br />
Die Tabelle 4-7 gibt einen Überblick über sämtliche Untersuchungen und deren<br />
Häufigkeit.
Abschnitt I 39<br />
Tabelle 4-7:<br />
Untersuchungsprogramm der halbtechnischen Versuche<br />
Medium Parameter Messzyklus<br />
Input<br />
Rohschlamm<br />
Volumenstrom<br />
pH-Wert<br />
Trockenrückstand, Glühverlust<br />
Chemischer Sauerstoffbedarf<br />
Parameter nach AbfKlärV<br />
täglich<br />
zweimal pro Woche<br />
zweimal pro Woche<br />
Stichprobe<br />
Stichproben<br />
<strong>Co</strong>-Substrat<br />
Volumenstrom<br />
pH-Wert<br />
Trockenrückstand, Glühverlust<br />
Chemischer Sauerstoffbedarf<br />
Parameter nach AbfKlärV<br />
täglich<br />
täglich<br />
zweimal pro Woche<br />
Stichprobe<br />
Stichprobe<br />
Faulbehälter<br />
Temperatur<br />
pH-Wert<br />
täglich<br />
werktäglich<br />
Output<br />
Faulschlamm<br />
Volumenstrom<br />
Trockenrückstand, Glühverlust<br />
Organische Säuren<br />
Chemischer Sauerstoffbedarf<br />
Parameter nach AbfKlärV<br />
Filterwiderstand<br />
Entwässerungsversuch<br />
täglich<br />
werktäglich<br />
wöchentlich<br />
Stichprobe<br />
Stichprobe<br />
wöchentlich<br />
Stichprobe<br />
Faulgas<br />
Gasmenge<br />
Gaszusammensetzung<br />
Heizwert<br />
täglich<br />
wöchentlich<br />
wöchentlich<br />
Filtratwasser<br />
Abfiltrierbare Stoffe<br />
Chemischer Sauerstoffbedarf<br />
Ammonium-Stickstoff<br />
Organischer Stickstoff<br />
Gesamtphosphor<br />
parallel zum<br />
Entwässerungsversuch<br />
4.3.2 Großtechnische Versuche<br />
Die beiden Faulbehälter der Kläranlage Schermbeck wurden parallel betrieben.<br />
Somit war ein direkter Vergleich zwischen Klärschlammfaulung und <strong>Co</strong>-<br />
Vergärung möglich. Die Beschickung der Linien erfolgte wie unten beschrieben:<br />
Linie 1<br />
Linie 2<br />
diente als Referenz- bzw. Vergleichslinie. Der Faulbehälter wurde<br />
nur mit dem Rohschlamm der Kläranlage Schermbeck beschickt.<br />
wurde mit dem Rohschlamm der Versuchsanlage Schermbeck und<br />
zusätzlich mit einem <strong>Co</strong>-Substrat befrachtet. Zunächst handelte es<br />
sich um den fetthaltigen Flotatschlamm aus der Lebensmittelindustrie,<br />
später wurden die Fettabscheiderinhalte als biogene Abfälle<br />
eingesetzt.
Abschnitt I 40<br />
Der Versuchzeitraum hatte insgesamt einen zeitlich Umfang von ca. 8 Monaten<br />
und wurde in drei Phasen unterteilt. In der ersten Phase wurden die Linie 2<br />
mit dem fetthaltigen Flotatschlamm beschickt. Die Fettabscheiderinhalte<br />
wurden in der dritten Phase zum Faulbehälter gegeben. In der Zwischenphase<br />
(Phase 2) wurde keine <strong>Co</strong>-Vergärung durchgeführt. Parallel zum großtechnischen<br />
Faulbetrieb wurden regelmäßig Entwässerungsversuche durchgeführt<br />
und das Filtratwasser auf die kläranlagenrelevanten Parameter untersucht.<br />
Eine kurze Übersicht zu den Phasen 1 bis 3 ist nachfolgend ersichtlich. Die graphische<br />
Darstellung des Zeitplans der Versuche kann dem Anhang entnommen<br />
werden.<br />
Phase 1<br />
Phase 2<br />
Phase 3<br />
September bis November 2002, Dauer 71 Tage<br />
Linie 1 wird weiterhin nur mit Klärschlamm betrieben, Linie 2 wird mit<br />
demselben Klärschlamm und dem <strong>Co</strong>-Substrat fetthaltiger Flotatschlamm<br />
beschickt. Das TR-Mischungsverhältnis von <strong>Co</strong>-<br />
Substrat zu Klärschlamm betrug etwa 1:2. Zusätzlich gehörten in<br />
diese Phase Entwässerungsversuche.<br />
November 2002 bis Januar 2003, Dauer 67 Tage<br />
Beide Faulbehälter der Kläranlage Schermbeck werden nur mit<br />
Rohschlamm befrachtet, um eine gegenseitige Beeinflussung der<br />
<strong>Co</strong>-Substrate auszuschließen und einen vollständigen Austausch<br />
des Faulbehälterinhalts zu gewährleisten.<br />
Januar bis April 2003, Dauer 85 Tage<br />
Linie 1 und 2 wurden weiterhin mit Klärschlamm betrieben, zusätzlich<br />
wurden in die Linie 2 die Fettabscheiderinhalte gegeben. Das<br />
TR-Mischungsverhältnis vom biogenen Abfall zu Klärschlamm wurde<br />
im Mittel bei ca. 1:2 bestimmt. Ergänzend wurden<br />
Entwässerungsversuche durchgeführt.<br />
Im Unterschied zu den halbtechnischen Untersuchungen wurde im großtechnischen<br />
Maßstab jeder Faulbehälter mit der gleichen Grundsubstratmenge<br />
beschickt. Der zweite Faulbehälter bekam zusätzlich in den Phasen 1 und 3<br />
die Fracht aus dem jeweiligen <strong>Co</strong>-Substrat.<br />
Die Tabelle 4-8 gibt einen Überblick über sämtliche Untersuchungen und deren<br />
Häufigkeit.
Abschnitt I 41<br />
Tabelle 4-8:<br />
Untersuchungsprogramm der großtechnischen Versuche<br />
Medium Parameter Messzyklus<br />
Input<br />
Rohschlamm<br />
Volumenstrom<br />
pH-Wert<br />
Trockenrückstand, Glühverlust<br />
Parameter nach AbfKlärV<br />
täglich<br />
zweimal pro Woche<br />
zweimal pro Woche<br />
Stichproben<br />
<strong>Co</strong>-Substrat<br />
Volumenstrom<br />
pH-Wert<br />
Trockenrückstand, Glühverlust<br />
Parameter nach AbfKlärV<br />
täglich<br />
täglich<br />
zweimal pro Woche<br />
Stichprobe<br />
Faulbehälter<br />
Temperatur<br />
pH-Wert<br />
täglich<br />
werktäglich<br />
Output<br />
Faulschlamm<br />
Volumenstrom<br />
Trockenrückstand, Glühverlust<br />
Organische Säuren<br />
Parameter nach AbfKlärV<br />
Filterwiderstand<br />
Entwässerungsversuch<br />
täglich<br />
werktäglich<br />
wöchentlich<br />
Stichprobe<br />
wöchentlich<br />
Stichprobe<br />
Faulgas<br />
Gasmenge<br />
Gaszusammensetzung<br />
Heizwert<br />
täglich<br />
wöchentlich<br />
wöchentlich<br />
Filtratwasser<br />
Abfiltrierbare Stoffe<br />
Chemischer Sauerstoffbedarf<br />
Ammonium-Stickstoff<br />
Organischer Stickstoff<br />
Gesamtphosphor<br />
parallel zum<br />
Entwässerungsversuch
Abschnitt II - 42 -<br />
5 Darstellung der halbtechnischen Versuchsergebnisse<br />
5.1 Randbedingungen des Faulbehälterbetriebes<br />
Eine Gesamtübersicht der Mittelwerte hinsichtlich der Parameter pH-Wert,<br />
Temperatur, Aufenthaltszeit sowie Raumbelastung über alle Phasen gibt hierzu<br />
Tabelle 5-1. Eine genaue Betrachtung der einzelnen Randbedingungen ist<br />
den nachfolgenden Ausführungen zu entnehmen.<br />
Tabelle 5-1:<br />
Betriebsparameter der Faulbehälter (Mittelwerte über die einzelnen<br />
Phasen)<br />
Versuchsphase<br />
Phase 1<br />
<strong>Co</strong>:KS=1:5<br />
Phase 2<br />
<strong>Co</strong>:KS=1:2<br />
Phase 3<br />
<strong>Co</strong>:KS=1:1<br />
Phase 4<br />
<strong>Co</strong>:KS=2:1<br />
Linie L1 L2 L3 L4 L1 L2 L3 L4 L1 L2 L3 L4 L1 L2 L3 L4<br />
pH-Wert<br />
[-]<br />
Temperatur<br />
[°C]<br />
7,2 7,2 7,2 7,2 7,3 7,3 7,2 7,3 7,3 7,4 7,2 7,3 7,3 7,5 7,2 7,2<br />
37,1 36,4 36,5 37,5 37,2 36,7 36,6 37,4 37,3 36,6 36,7 37,3 37,2 35,3 35,7 37,2<br />
TRzu<br />
[%]<br />
5,4 5,8 5,0 6,2 5,1 5,9 5,9 6,4 4,7 7,4 9,0 6,9 5,2 7,3 14,2 12,1<br />
TRab<br />
[%]<br />
4,2 4,3 4,1 4,4 4,1 4,0 3,6 4,4 3,7 3,9 4,3 3,7 3,6 3,4 4,7 4,1<br />
GVzu<br />
[% v. TR]<br />
GVab<br />
[% v. TR]<br />
Aufenthaltszeit<br />
[d]<br />
Raumbelastung<br />
[kg⋅oTR/m³⋅d]<br />
55,7 60,3 59,9 62,1 59,6 69,7 68,1 69,9 62,7 77,5 80,2 79,0 60,8 80,8 86,6 86,2<br />
42,9 43,1 43,9 43,3 43,1 46,1 47,8 45,9 47,9 52,2 57,1 52,1 47,9 53,9 61,5 58,5<br />
20,5 20,0 19,6 20,4 20,8 18,3 18,8 20,9 20,4 21,0 22,0 21,3 20,7 24,1 21,9 20,9<br />
1,48 1,76 1,54 1,91 1,45 2,22 2,13 2,13 1,45 2,77 3,45 2,59 1,52 2,53 5,69 4,91<br />
L 1 = Klärschlammfaulung<br />
L 2 = <strong>Co</strong>-Vergärung mit Speiseresten<br />
L 3 = <strong>Co</strong>-Vergärung mit Fettabscheiderinhalten<br />
L 4 = <strong>Co</strong>-Vergärung mit Flotatschlamm<br />
pH-Wert im Faulbehälter<br />
Wie aus Tabelle 5-1 ersichtlich ist, lagen die pH-Werte über den ganzen Versuchszeitraum<br />
im Mittel bei 7,2 und 7,5. Es wird deutlich, dass die pH-Werte der<br />
Linie 2 (Speisereste und Klärschlamm) die höchsten Werte aufwiesen, während<br />
die der Linie 3 (Fettabscheiderinhalte und Klärschlamm) etwas niedriger waren.<br />
In der Linie 4 blieb der pH-Wert auf etwa demselben Wert wie bei der Ver-
Abschnitt II - 43 -<br />
gleichslinie 1. Bei allen Anlagen konnte somit in jeder Phase ein stabiler pH-<br />
Wert gehalten werden.<br />
Faulraumtemperatur<br />
Die Temperaturen der Faulbehälter belegen, dass die Fermenter im gesamten<br />
Versuchszeitraum konstant im mesophilen Bereich betrieben wurden.<br />
Feststoffgehalt<br />
Die Feststoffgehalte bei der Klärschlammfaulung entsprachen üblichen Werten<br />
auf großtechnischen Anlagen. Durch die Zugabe der biogenen Abfälle<br />
liegen die Feststoffgehalte in der <strong>Co</strong>-Vergärung immer etwas höher, als bei<br />
der Klärschlammfaulung. Die höchsten Feststoffgehalte wurden in der Phase 4<br />
in den Faulbehältern 3 und 4 der <strong>Co</strong>-Vergärung mit 14,2 und 12,1 % im Zulauf<br />
erreicht. Doch auch bei diesem hohen Wert konnten keine Probleme hinsichtlich<br />
der Umwälzung des Faulrauminhalts verzeichnet werden, da durch den<br />
guten Abbau die TR-Gehalte im Behälter deutlich unter den hohen Eingangswerten<br />
lagen.<br />
Glühverlust<br />
Der Glühverlust des Rohschlamms betrug in der ersten Phase ca. 56 % und lag<br />
somit niedriger als in den folgenden Phasen. In den Phasen 2 bis 4 wurde er<br />
dagegen mit jeweils ca. 60 % bestimmt. Die Linien der <strong>Co</strong>-Vergärung wiesen in<br />
den einzelnen Phasen mit steigendem Mischungsverhältnis auch einen erhöhten<br />
organischen Anteil auf. In Phase 4war der Glühverlust in den Linien 3 und 4<br />
mit ca. 86 % am höchsten.<br />
Aufenthaltszeit<br />
Die Verweilzeit des Schlammes in den Faulbehältern wurde auf eine theoretische<br />
Aufenthaltszeit von 20 Tagen festgelegt. Durch Störungen und Ungenauigkeiten<br />
in der Justierung der Pumpen kam es hier teilweise zu Abweichungen.<br />
Im Mittel betrugen die Aufenthaltszeiten in den Linien 1 bis 4 zwischen<br />
18 und 24 Tagen, die Abbildung 5-1 zeigt die genauen Werte.<br />
Die mittleren Aufenthaltszeiten in Faulbehältern auf Kläranlagen liegen nach<br />
Literaturangaben zwischen 15 und 30 Tagen [BÖHNKE ET AL., 1993]. Die Werte<br />
der Versuchsanlage erfüllten diese Bedingungen durchgehend, so dass ein<br />
stabiler Abbauprozess vorausgesetzt werden konnte.
Abschnitt II - 44 -<br />
25<br />
Linie 1 Linie 2 Linie 3 Linie 4<br />
24<br />
24,1<br />
23<br />
Verweilzeit [d]<br />
22<br />
21<br />
20<br />
22,0<br />
20,6<br />
20,4 20,5 20,4<br />
20,2<br />
20,0<br />
19,6<br />
20,8<br />
21,1<br />
22,0 21,9<br />
21,3<br />
21,0<br />
20,9<br />
20,7<br />
20,4<br />
19<br />
18,9<br />
18,7<br />
18<br />
17<br />
Einfahrphase Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />
Abbildung 5-1: Mittlere Verweilzeit pro Phase und Linie<br />
Eine geringere Aufenthaltszeit als 20 Tage deutet auf eine zu hohe Beschickung<br />
der Behälter hin (Phase 2 in den Linien 2 und 3). Ein Verstopfen der Zuläufe<br />
oder andere Behinderungen des Zulaufes (Abspringen des Zulaufschlauches,<br />
o.ä.) führte zu einer Verlängerung der Aufenthaltszeit. Das ist in Phase 4<br />
deutlich an der Linie 2 zu ersehen.<br />
Raumbelastung<br />
Aus Tabelle 5-1 lässt sich entnehmen, dass die Raumbelastung der Linien 2, 3<br />
und 4 stetig anstieg. Im Mischungsverhältnis <strong>Co</strong>:KS=1:5 (Phase 1) war bei Linie<br />
3 kein Anstieg zu vermerken, da in diesem Zeitraum mit Fettabscheiderinhalten<br />
mit einem TR < 2 % gemischt wurde, was zu einer Verdünnung des Klärschlamms<br />
führte. Nachdem das Fettsubstrat gewechselt wurde, erhöhte sich<br />
die Raumbelastung der Linie 3 deutlich, bis sie in Phase 4 mit fast 6 kg<br />
oTR/(m 3·d) kritische Werte erreichte.<br />
Bis auf die Phase 4, in der gezielt eine Überlastung der Faulbehälter angestrebt<br />
wurde, lag die Raumbelastung durch die <strong>Co</strong>-Vergärung in einem für<br />
Kläranlagen üblichen Bereich zwischen 1,32 und 3,45 kg oTR/(m³··d). Die geringe<br />
Raumbelastung der Linie 2 in dieser Phase resultierte aus einer Störung<br />
an der Pumpe, durch die die Zulaufmengen zurückgingen.<br />
Werden die Raumbelastungen für <strong>Co</strong>-Substrat und Klärschlamm getrennt betrachtet,<br />
wie in Abbildung 5-2 für die Linie 2 dargestellt, so ist ersichtlich, dass
Abschnitt II - 45 -<br />
der Anstieg der Raumbelastung direkt aus der Zusatzbelastung durch das <strong>Co</strong>-<br />
Substrat herrührt.<br />
3,0<br />
aus KS<br />
aus <strong>Co</strong>-Substrat<br />
2,5<br />
Raumbelastung Linie 2 [kg oTRzu/(m³*d)]<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,41<br />
0,94<br />
1,35 1,28<br />
1,67<br />
1,11<br />
1,89<br />
0,64<br />
0,0<br />
Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />
Abbildung 5-2: Mittlere Raumbelastung der Linie 2, getrennt nach Klärschlamm<br />
und <strong>Co</strong>-Substrat<br />
Der kleine Anteil an der Raumbelastung durch Klärschlamm in Phase 4 ist damit<br />
zu erläutern, dass das <strong>Co</strong>-Substrat in dieser Phase nur einen geringen oTR<br />
von etwa 8,6 % aufwies. Die festgelegte Zulaufmenge pro Tag führte bei niedrigerem<br />
TR und oTR des <strong>Co</strong>-Substrates allgemein zu einer niedrigeren Raumbelastung.<br />
Der störungsbedingte geringere Zulauf verstärkte diese Tendenz<br />
noch. Verbunden mit dem hohen Mischungsverhältnis von <strong>Co</strong>:KS=2:1 ergab<br />
sich daher eine sehr geringe Raumbelastung von nur 0,64 kg oTR/(m³·d) durch<br />
den Klärschlamm.<br />
In Abbildung 5-3 ist die Aufteilung der Raumbelastung für die Linie 3 dargestellt.
Abschnitt II - 46 -<br />
6,0<br />
aus KS<br />
aus <strong>Co</strong>-Substrat<br />
Raumbelastung Linie 3 [kg oTRzu/(m³*d)]<br />
5,0<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
0,34<br />
1,22<br />
4,25<br />
2,09<br />
0,95<br />
1,45 1,35 1,35<br />
0,0<br />
Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />
Abbildung 5-3: Mittlere Raumbelastung Linie 3 getrennt nach Klärschlamm<br />
und <strong>Co</strong>-Substrat<br />
Es wird deutlich, dass sich die Raumbelastung durch <strong>Co</strong>-Substrat kontinuierlich<br />
erhöhte und im Mischungsverhältnis <strong>Co</strong>:KS=2:1 auf 4,25 kg oTR/(m³·d) anstieg.<br />
Dies war bedingt durch den sehr hohen oTR-Gehalt des <strong>Co</strong>-Substrates von<br />
über<br />
500 g/l. Dadurch erhöhte sich die Gesamtraumbelastung auf<br />
5,7 kg oTR/(m³·d), was die Überlastung des Fermenters zur Folge hatte.<br />
Bei der Linie 4 ist in Abbildung 5-4 gut zu erkennen, dass, während die Raumbelastung<br />
durch den Klärschlamm konstant zwischen 1,03 und<br />
1,41 kg oTR/(m³·d) lag, sich die Raumbelastung durch das <strong>Co</strong>-Substrat von<br />
0,51 auf 3,66 kg oTR/(m³·d) erhöhte. Der relativ geringe Anstieg von der Phase<br />
<strong>Co</strong>:KS=1:2 zur Phase <strong>Co</strong>:KS=1:1 verdeutlicht, dass die Raumbelastung auch<br />
vom oTR-Gehalt des Substrates abhängig ist. Hier waren TR und oTR-Gehalt<br />
des <strong>Co</strong>-Substrates niedriger, was auf Produktionsschwankungen bei der Firma<br />
hindeutete. Daher führte eine Erhöhung des Mischungsverhältnisses bei einem<br />
Rückgang der TR und oTR-Gehalte des <strong>Co</strong>-Substrates bei festgelegter Zulaufmenge<br />
nicht zu einer entsprechend hohen Steigerung der Raumbelastung.<br />
In Phase 4 wurde trotz der hohen Raumbelastung von 4,8 kg oTR/(m³·d)<br />
keine Überlastungserscheinungen nachgewiesen.
Abschnitt II - 47 -<br />
5,0<br />
aus KS<br />
aus <strong>Co</strong>-Substrat<br />
Raumbelastung Linie 4 [kg oTRzu/(m³*d)]<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
0,51<br />
0,97<br />
1,59<br />
3,66<br />
1,41<br />
1,22<br />
1,03<br />
1,17<br />
0,0<br />
Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />
Abbildung 5-4: Mittlere Raumbelastung Linie 4 getrennt nach Klärschlamm<br />
und <strong>Co</strong>-Substrat<br />
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die Raumbelastung der Linien mit <strong>Co</strong>-<br />
Vergärung in den gefahrenen Mischungsverhältnissen in einem für Kläranlagen<br />
üblichen Bereich lag. Lediglich im Mischungsverhältnis <strong>Co</strong>:KS=2:1 kam es<br />
zu kritischen Werten bei der Raumbelastung, was aber von vornherein geplant<br />
war. Das bedeutet, dass aus Sicht der Raumbelastung problemlos Mischungsverhältnisse<br />
von <strong>Co</strong>-Substrat und Klärschlamm bis <strong>Co</strong>:KS=1:1 gefahren<br />
werden können.<br />
5.2 Anaerobes Abbauverhalten<br />
5.2.1 Abbaugrad<br />
Gehalte und Abbaugrade der organischen Substanz<br />
Der biologische Abbaugrad gibt einen Hinweis auf die Qualität des anaeroben<br />
Prozesses im Faulbehälter. Der Abbaugrad sowie die Menge des entstehenden<br />
Faulgases stehen in engem Zusammenhang, da beim biologischen<br />
Abbau als Endprodukt Biogas entsteht. Um die Auswirkungen der Veränderungen<br />
des Mischungsverhältnisses auf den Abbaugrad zu veranschaulichen,<br />
werden die Abbaugrade pro Mischungsverhältnis angegeben. Durch die<br />
Aufenthaltszeit von 20 Tagen im Faulbehälter wird der Abbauprozess aber<br />
noch durch die vorangegangenen Phasen beeinflusst. Wegen der kurzen Ver-
Abschnitt II - 48 -<br />
suchsphasen (maximal 42 Tage) wurde aber auf eine gesonderte Betrachtung<br />
der Umstellungsphasen verzichtet.<br />
Aus Abbildung 5-5 ist ersichtlich, dass sich die Abbaugrade der organischen<br />
Substanz durch die <strong>Co</strong>-Vergärung ausnahmslos erhöhten.<br />
80<br />
Linie 1 Linie 2 Linie 3 Linie 4<br />
74<br />
70<br />
60<br />
56<br />
55<br />
56<br />
61<br />
59<br />
63<br />
66<br />
64<br />
Abbaugrade [%]<br />
50<br />
40<br />
30<br />
40<br />
37<br />
40<br />
43<br />
37<br />
44<br />
42<br />
46<br />
43<br />
41<br />
35<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Einfahrphase Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />
Abbildung 5-5: oTR-Gesamtabbaugrade in den Phasen<br />
Während der Abbaugrad in der Klärschlammfaulung (Linie 1) während des<br />
gesamten Zeitraums um 40 % lag (35 bis 43 %), erhöhten sich die Abbaugrade<br />
in der <strong>Co</strong>-Vergärung mit steigendem Mischungsverhältnis. Der Abbaugrad<br />
von 55 % der Linie 3 in Phase 2 ist nicht repräsentativ. Das Aufschwimmen des<br />
Frittierfettes als Fettkugeln führte hier zu einer Verfälschung des Abbaugrades,<br />
da diese nicht in den Ablauf gelangten. Der tatsächliche Abbaugrad in<br />
dieser Phase lag viel niedriger als die errechneten 55 %.<br />
Um darstellen zu können, wie der Abbaugrad der <strong>Co</strong>-Substrat/Klärschlamm-<br />
Mischung sich in seine Bestandteile aufgliedert, wurde der Abbaugrad der<br />
Linie 1 als Richtwert für den Abbauanteil des Klärschlamms der anderen Linien<br />
angenommen. Daraus ergeben sich für die Linie 2, wie in Abbildung 5-6 zu sehen<br />
ist, sehr viel höhere Abbaugrade für die biogenen Abfälle als für die reine<br />
Klärschlammfaulung.
Abschnitt II - 49 -<br />
100<br />
aus KS aus <strong>Co</strong>-Substrat gesamt<br />
90<br />
80<br />
81<br />
73<br />
77 77<br />
Abbaugrade Linie 2 [%]<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
37<br />
44<br />
43<br />
56<br />
41<br />
61<br />
35<br />
66<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />
Abbildung 5-6: Abbaugrade der Linie 2, getrennt nach Klärschlamm und<br />
<strong>Co</strong>-Substrat<br />
100<br />
aus KS aus <strong>Co</strong>-Substrat gesamt<br />
90<br />
80<br />
84<br />
82<br />
79<br />
74<br />
70<br />
Abbaugrade Linie 3 [%]<br />
60<br />
50<br />
40<br />
37<br />
59<br />
42<br />
45<br />
58 59<br />
41<br />
35<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />
Abbildung 5-7: Abbaugrade der Linie 3, getrennt nach Klärschlamm und<br />
<strong>Co</strong>-Substrat<br />
Die Abbaugrade für die Linie 3 sind in Abbildung 5-7 dargestellt.<br />
Hier ist deutlich zu erkennen, dass unaufbereitete Fettabscheiderinhalte, wie<br />
sie in der Phase 1 verwendet wurden, im Vergleich zu den aufbereiteten Fetten<br />
(Phase 2 ff.) weitaus schlechter abbaubar waren. Der Abbaugrad von<br />
59 % für das <strong>Co</strong>-Substrat lag weit unter den Abbaugraden für alle anderen<br />
<strong>Co</strong>-Substrate unabhängig vom Mischungsverhältnis.
Abschnitt II - 50 -<br />
In Abbildung 5-8 ist für die Linie 4 zu erkennen, dass die Abbaugrade mit einem<br />
Wert von 93 % in der Phase 1 sehr hoch lagen, dann jedoch auf 74 bis<br />
81 % zurückgingen. Der extreme Rückgang um über 20 % von Phase 1 zur Phase<br />
2 lässt sich nicht aus Störfällen auf der Versuchsanlage erklären. Eine Möglichkeit<br />
stellt die während dieser Phase stattfindende Erwärmung des Substrats<br />
vor der Einmischung in den Klärschlamm dar. Da große Mengen des <strong>Co</strong>-<br />
Substrates in einem Metallbehälter mit Hilfe eines Brenners erwärmt wurden,<br />
war eine gleichmäßige Erwärmung nicht immer gegeben. Die leicht abbaubaren<br />
Bestandteile des Flotatschlammes könnten unter der stellenweise zu<br />
großen Wärmeeinwirkung denaturiert sein. In Phase 3 wurde das Substrat vor<br />
der Einmischung nicht mehr erwärmt, der Abbaugrad stieg daraufhin auf<br />
81 % an.<br />
100<br />
90<br />
93<br />
aus KS aus <strong>Co</strong>-Substrat gesamt<br />
80<br />
74<br />
81<br />
75<br />
Abbaugrade Linie 4 [%]<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
37<br />
46<br />
43<br />
56<br />
41<br />
63<br />
35<br />
64<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />
Abbildung 5-8: Abbaugrade der Linie 4, getrennt nach Klärschlamm und<br />
<strong>Co</strong>-Substrat<br />
Festzuhalten ist, dass der Abbaugrad der organischen Substanz durch die <strong>Co</strong>-<br />
Vergärung positiv beeinflusst wurde. Der höchste Abbaugrad von 93 % wurde<br />
in Phase 1 mit dem Flotatschlamm erzielt. Die Speiseabfälle und Fettabscheiderrückstände<br />
wiesen über den Versuchszeitraum konstantere Werte auf, die<br />
mit 73 bis 84 % weit über denen der reinen Klärschlammfaulung lagen.
Abschnitt II - 51 -<br />
Gehalte und Abbaugrade des gelösten CSB<br />
Der chemische Sauerstoffbedarf kann sowohl an einer Gesamtprobe des Faulschlamms<br />
als auch im Filtratwasser bestimmt werden. Da davon auszugehen<br />
ist, dass der in gelöster Form vorliegende Anteil an CSB auch abgebaut wird,<br />
wurde der CSB von einer filtrierten Probe des Faulschlamms bestimmt. Die hohen<br />
Fehlerquoten bei der Bestimmung des Roh-CSB waren ein weiterer Grund,<br />
nur den chemisch oxidierbaren Anteil im Filtrat zu analysieren.<br />
Die Menge an CSB in den Zu- und Abläufen der Faulbehälter unterschied sich<br />
je nach verwendetem <strong>Co</strong>-Substrat deutlich. So wies der CSB im Zulauf der Linie<br />
2 die höchsten Werte auf, wie in Abbildung 5-9 veranschaulicht ist.<br />
25.000<br />
Linie 1 Linie 2 Linie 3 Linie 4<br />
23413<br />
CSBfil Zulauf Mittelwerte pro Phase [mg/l]<br />
20.000<br />
15.000<br />
10.000<br />
5.000<br />
1793 1793<br />
1793 1793<br />
10920 10835<br />
10173<br />
6217<br />
4797<br />
3053<br />
3254 3225<br />
2458 2741<br />
2336 2444<br />
3836<br />
5811<br />
10144<br />
0<br />
Einfahrphase Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />
Abbildung 5-9: Mittelwerte des CSB fil im Zulauf der Linien 1 bis 4<br />
Der große Anteil leicht abbaubarer Verbindungen in dem Substrat der Linie 2<br />
führte zu der hohen CSB-Belastung im Zulauf des Faulbehälters. Durch die<br />
fortgeschrittene Hydrolyse und Versäuerung war der Anteil leicht oxidierbarer<br />
organischer Substanz sehr hoch. Dagegen sind die CSB-Gehalte in den Zuläufen<br />
der Linien 1 und 3 etwa auf dem gleichen niedrigen Niveau, während die<br />
Werte der Linie 4 durch einen gewissen Anteil leicht abbaubarer Verbindungen<br />
im <strong>Co</strong>-Substrat zwischen denen der Linien 2 und 3 lagen. Der Anstieg des<br />
CSB-Gehaltes der Linie 1 ist saisonbedingt zu erklären, da durch die niedrigeren<br />
Temperaturen im Herbst und Winter der Vorabbau im Emschersystem abgenommen<br />
hatte.
Abschnitt II - 52 -<br />
1.250<br />
Linie 1 Linie 2 Linie 3 Linie 4<br />
1177<br />
1.000<br />
CSBfil Ablauf Mittelwerte pro Phase [mg/l]<br />
750<br />
500<br />
250<br />
367<br />
337<br />
306 310<br />
326 327<br />
301<br />
287<br />
449<br />
389 381<br />
357<br />
594<br />
533<br />
454<br />
323<br />
352<br />
713<br />
529<br />
0<br />
Einfahrphase Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />
Abbildung 5-10: Mittelwerte des CSB fil im Ablauf der Linien 1 bis 4<br />
Die CSB-Gehalte im Ablauf werden in Abbildung 5-10 graphisch aufbereitet.<br />
Dabei wird deutlich, dass die Ablaufgehalte der Linien 1 bis 4 sehr viel niedrigerer<br />
lagen als die der Zuläufe. Alle gemessenen Ablaufwerte befanden sich etwa<br />
im gleichen Bereich. Nur die CSB-Gehalte im Ablauf der Linie 2 stiegen in<br />
der Phase 4 an und veranschaulichen die angestrebte Überlastung der Faulbehälter<br />
in dieser Phase. Der Vergleich mit den Werten der Zuläufe lässt dennoch<br />
eine sehr hohe Reduzierung der Frachten durch die Behandlung im<br />
Faulbehälter erkennen.<br />
Die CSB-Abbaugrade in den Linien 2 und 4 lagen mit bis zu 95 % sehr hoch<br />
(Abbildung 5-11), während die Abbaugrade der Linie 3 eher schwankten und<br />
maximal 90 % erreichten. Bei den Substraten Flotatschlamm und Speiseabfälle<br />
wurde der CSB somit deutlich besser abgebaut als bei den Fettabscheiderinhalten<br />
der Linie 3, dessen Abbaugrade teilweise unter den Werten der Linie 1<br />
lagen. Da die CSB-Zulaufgehalte der Linie 3 aber deutlich niedriger waren als<br />
die der Linien 2 und 4, wirkte sich der geringere Abbaugrad nicht auf die CSB-<br />
Ablaufgehalte aus, die alle etwa dieselben Werte aufwiesen (siehe Abbildung<br />
5-9 und Abbildung 5-10).
Abschnitt II - 53 -<br />
Linie 1 Linie 2 Linie 3 Linie 4<br />
100<br />
80<br />
85<br />
92<br />
74<br />
82<br />
87<br />
96 96<br />
90<br />
86<br />
73<br />
88<br />
94 94<br />
93<br />
87<br />
81<br />
79<br />
85<br />
71<br />
88<br />
Abbaugrad CSB fil. [%]<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Einfahrphase Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />
Abbildung 5-11: Abbaugrade des CSB fil in den Linien 1 bis 4<br />
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der chemische Sauerstoffbedarf<br />
im Faulbehälterablauf durch die <strong>Co</strong>-Vergärung nur unwesentlich erhöht wird.<br />
Eine bedeutend höhere Kläranlagenrückbelastung durch CSB aus der <strong>Co</strong>-<br />
Vergärung konnte nicht nachgewiesen werden (siehe auch Kapitel 5.4, Seite<br />
66).<br />
5.2.2 Stabilisierungsgrad<br />
Aus dem Anteil an organischen Säuren im Faulbehälter lassen sich Aussagen<br />
über den Stabilisierungsgrad des Faulschlamms treffen.<br />
Ein sehr gut ausgefaulter Schlamm weist Gehalte an organischen Säuren von<br />
unter 100 mg/l Essigsäureäquivalent auf [ATV, 1996]. Abbildung 5-12 verdeutlicht,<br />
dass dieser Wert von allen Linien weit unterschritten wurde, die Linien 1, 3<br />
und 4 wiesen konstante Gehalte um 50 mg/l auf, das sind etwa 50 % des in<br />
der Literatur angegebenen Richtwertes. Es kann also davon ausgegangen<br />
werden, dass alle Schlämme während des gesamten Versuchszeitraums sehr<br />
gut stabilisiert waren. Ein relativ hoher Gehalt an organischen Säuren wurde<br />
in der Phase <strong>Co</strong>:KS=2:1 bei der Linie 2 gemessen. Er weist darauf hin, dass die<br />
Belastung in dieser Phase für den Faulbehälter zu hoch wurde. Durch die bereits<br />
erwähnte Störung der Pumpen und die damit verbundene Reduzierung<br />
der Zulaufbelastung zum Faulbehälter stabilisierte sich der biologische Prozess<br />
wieder.
Abschnitt II - 54 -<br />
250<br />
Linie 1 Linie2 Linie3 Linie4<br />
Einfahrphas Phase 1 Phase 2 Phase 3<br />
Phase 4<br />
organische Säuren im Ablauf [mg/l]<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
0 25 50 75 100 125 150<br />
Versuchsdauer [d]<br />
Abbildung 5-12: Organische Säuren in den Abläufen der Linien 1 bis 4<br />
5.2.3 Gasproduktion- und Zusammensetzung<br />
Gasanfall<br />
Abbildung 5-13 zeigt die Darstellung der Faulgasproduktion über den gesamten<br />
Versuchszeitraum.<br />
Zur besseren Übersicht sind die Werte auf einen Kubikmeter Faulraumvolumen<br />
bezogen. Deutlich ist zu erkennen, dass die Gasproduktion aus Klärschlamm<br />
konstant um 500 l/(m 3·d) lag. Die Gasproduktion in den Linien der <strong>Co</strong>-<br />
Vergärung wurde in allen gefahrenen Mischungsverhältnissen weit über der<br />
der Klärschlammfaulung ermittelt. Ausnahme stellt die Linie 3 gegen Ende des<br />
Mischungsverhältnisses <strong>Co</strong>:KS=1:5 dar, als die Faulgasproduktion auf Klärschlammniveau<br />
absackte. Ursache war der Einsatz der Fettabscheiderinhalte<br />
mit sehr geringem Anteil an organischer Substanz (oTR < 2 %), die den Klärschlamm<br />
verdünnten. In den Linien 3 und 4 lag die Gasproduktion insgesamt<br />
auf höherem Niveau als die der Linie 2. Dies bestätigten auch Literaturaussagen<br />
[Schön, 1994], nach denen aus fetthaltigen Substraten die Produktion<br />
einer höheren Gasmenge als aus kohlehydratreichen biogenen Abfällen ohne<br />
Fettanteil beschrieben wird.
Abschnitt II - 55 -<br />
3500<br />
Linie 1 Linie 2 Linie 3 Linie 4<br />
3000<br />
Einfahrphase Phase 1 Phase 2 Phase 3<br />
Phase 4<br />
Gasproduktion [l/m³·d]<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
Abbildung 5-13: Gasproduktion über den Versuchszeitraum<br />
Spezifische Gasproduktion<br />
In Abbildung 5-14 ist die mittlere Gasausbeute pro kg oTR abgebaut dargestellt.<br />
0<br />
0 25 50 75 100 125 150<br />
Versuchszeitraum [d]<br />
1400<br />
Linie 1 Linie 2 Linie 3 Linie 4<br />
Gasausbeute [l/kg oTR abgebaut]<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
850<br />
765<br />
735<br />
668<br />
1.113 1.120<br />
1.090<br />
1.100<br />
982<br />
929<br />
913<br />
809<br />
1.162<br />
1.047<br />
926 937<br />
1.196<br />
1.090<br />
944<br />
769<br />
200<br />
0<br />
Einfahrphase Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />
Abbildung 5-14: Mittlere Gasausbeuten bezogen auf den abgebauten organischen<br />
Anteil<br />
Zwischen dem Abbau an organischer Substanz und dem Gasanfall besteht<br />
ein enger Zusammenhang, da die abgebaute organische Masse in Form von<br />
Faulgas entweicht. Gasanfall und abgebauter Anteil können innerhalb kurzer
Abschnitt II - 56 -<br />
Zeiträume aber nur schwer in Beziehung gesetzt werden. Die Gasproduktion<br />
im Faulbehälter ist immer mindestens 20 Tage (eine Aufenthaltszeit) vom Zulauf<br />
beeinflusst, bei Versuchsphasen von maximal 42 Tagen sind plausible und<br />
deutliche Aussagen über einen Zusammenhang zwischen Gasproduktion und<br />
abgebauter Substanz nur schwer zu treffen. Dies ist in Abbildung 5-15 zu erkennen,<br />
wo eine Steigerung der Gasausbeute durch die <strong>Co</strong>-Vergärung nicht<br />
in allen Linien und Versuchsphasen festgestellt werden konnte. Die Gasausbeute<br />
der Linien schwankte stark und lag teils unter der der Vergleichslinie 1.<br />
Es wird daher auf eine weitere Betrachtung von Gasproduktion und organischem<br />
Abbau verzichtet, die Gasproduktion wird nachfolgend auf den Anteil<br />
organischer Masse im Zulauf bezogen (Abbildung 5-15).<br />
Linie 1 Linie 2 Linie 3 Linie 4<br />
900<br />
800<br />
788<br />
730<br />
700<br />
683<br />
Gasausbeute [Nl/kgoTRzul]<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
316<br />
294 305<br />
288<br />
516<br />
485<br />
455<br />
340<br />
613<br />
586<br />
576<br />
533<br />
373 383 385<br />
605<br />
566<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Einfahrphase Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />
Abbildung 5-15: Mittlere Gasausbeuten bezogen auf den organischen Anteil<br />
im Zulauf<br />
Die erhöhte Zulaufmenge an organischer Substanz und der höhere Abbaugrad<br />
in den Linien der <strong>Co</strong>-Vergärung führten zu einer Steigerung der Gasproduktion.<br />
Die Erhöhung der Gasausbeuten aller <strong>Co</strong>-Vergärungs-Linien von der<br />
Phase 2 zur Phase 3 fällt relativ gering aus. Das zeigt, dass die Zunahme der<br />
Menge an <strong>Co</strong>-Substrat in diesem Bereich zwar die Gasproduktion netto steigert<br />
(Abbildung 5-13), die Gasausbeute dagegen nahezu stagniert. Das deutet<br />
darauf hin, dass der biologische Prozess ab einer gewissen bereitgestellten<br />
Menge an organischer Substanz sein Optimum erreicht hat, dass also pro kg<br />
oTR im Zulauf nur eine bestimmte maximale Gasmenge produziert werden<br />
kann. In Phase 4 sinkt die Gasausbeute der Linien 3 und 4, da der Zulauf an
Abschnitt II - 57 -<br />
organischer Substanz und damit die Raumbelastung stark erhöht wurden. Die<br />
Gasproduktion in dieser Phase stieg nicht in gleichem Maße, da die zugeführte<br />
organische Masse nicht vollständig abgebaut werden konnte. Daher kam<br />
es zu einem Rückgang der Gasausbeute.<br />
1.200<br />
aus KS aus <strong>Co</strong>-Substrat gesamt<br />
1.000<br />
970<br />
927<br />
Gasausbeute Linie 2 [Nl/kg oTRzul]<br />
800<br />
600<br />
400<br />
485<br />
340 350<br />
830<br />
552<br />
699<br />
576<br />
383 385<br />
788<br />
200<br />
0<br />
Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />
Abbildung 5-16: Mittlere Gasausbeuten der Linie 2, getrennt nach Klärschlamm<br />
und <strong>Co</strong>-Substrat<br />
Werden die Gasausbeuten in den Linien mit <strong>Co</strong>-Vergärung getrennt nach ihrem<br />
Anteil aus Klärschlamm und aus <strong>Co</strong>-Substrat betrachtet, fällt auf, dass<br />
aus dem <strong>Co</strong>-Substratanteil eine weit höhere Gasausbeute produziert wurde<br />
als aus dem Anteil an Klärschlamm (Abbildung 5-16). Dies war durch die höheren<br />
Abbaugrade des <strong>Co</strong>-Substrates zu erwarten, da der abgebaute Anteil in<br />
Faulgas umgesetzt wurde. Die niedrigeren Gasausbeuten in den Phasen 2<br />
und 3 sind auf den relativ hohen TR- und oTR-Gehalt der gelieferten Speiseabfälle<br />
zurückzuführen (oTR um 15 %, sonst um 8 %). Die Gasproduktion steigerte<br />
sich nicht in gleichem Maße wie die oTR-Zulauffracht, daher die geringere<br />
Gasausbeute. Dagegen stieg die Gasausbeute in der Phase 4 wieder an, als<br />
durch die bereits beschriebene Störung und zusätzlich durch den geringen<br />
oTR-Gehalt des <strong>Co</strong>-Substrates die Zulauffrachten zurückgingen.
Abschnitt II - 58 -<br />
aus KS aus <strong>Co</strong>-Substrat gesamt<br />
1.200<br />
1.000<br />
Gasausbeute Linie 3 [Nl/kg oTRzul]<br />
800<br />
600<br />
400<br />
340<br />
843<br />
455<br />
890<br />
765<br />
613<br />
586<br />
373 383 385<br />
635<br />
566<br />
200<br />
0<br />
Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />
Abbildung 5-17: Mittlere Gasausbeuten der Linie 3, getrennt nach Klärschlamm<br />
und <strong>Co</strong>-Substrat<br />
Die Gasausbeuten der Linie 3 sind in Abbildung 5-17 dargestellt. Obwohl die<br />
Netto-Gasproduktion in (Abbildung 5-13) zusammen mit der Linie 4 die höchsten<br />
Werte für die Linie 3 aufwies, sank die Gasausbeute bezogen auf die Zulaufbelastung<br />
mit zunehmendem Mischungsverhältnis. Ursache dafür war der<br />
hohe Anteil an organischer Substanz von fast 65 % im <strong>Co</strong>-Substrat, der die<br />
Raumbelastung stark ansteigen ließ.<br />
In Linie 4 (Abbildung 5-18) fiel die Gasausbeute aus dem <strong>Co</strong>-Substrat mit Abstand<br />
am höchsten aus. Analog zu Linie 3 deuten hier die Werte der Phase 4<br />
auf eine zu hohe Raumbelastung aus dem <strong>Co</strong>-Substrat hin.
Abschnitt II - 59 -<br />
1.200<br />
aus KS aus <strong>Co</strong>-Substrat gesamt<br />
1.000<br />
983<br />
920<br />
943<br />
Gasausbeute Linie 4 [Nl/kg oTRzul]<br />
800<br />
600<br />
400<br />
516<br />
340 350<br />
618<br />
730<br />
383 385<br />
690<br />
605<br />
200<br />
0<br />
Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />
Abbildung 5-18: Mittlere Gasausbeuten der Linie 4, getrennt nach Klärschlamm<br />
und <strong>Co</strong>-Substrat<br />
Die Ergebnisse der Linien mit <strong>Co</strong>-Vergärung lassen sich dahingehend interpretieren,<br />
dass etwa ab einem Mischungsverhältnis von <strong>Co</strong>:KS=1:2 die spezifischen<br />
Gasausbeuten nicht mehr deutlich gesteigert werden konnten. Da einerseits<br />
die Gasproduktion zunehmen, gleichzeitig aber die Raumbelastung<br />
nicht zu stark erhöht werden soll, erscheinen Mischungsverhältnisse über<br />
<strong>Co</strong>:KS=1:2 als nicht sinnvoll. Als am besten geeignetes Substrat für die <strong>Co</strong>-<br />
Vergärung bietet sich der Flotatschlamm an, da die reine Gasproduktion sehr<br />
hoch lag und die Gasausbeute am höchsten war. Die Speiseabfälle fallen im<br />
Bereich der Gasmenge zurück, die Fettabscheiderinhalte bei der Betrachtung<br />
der Gasausbeute. Letztlich lässt sich jedoch mit jedem der drei Substrate eine<br />
erhebliche Steigerung der Gasproduktion erreichen, ohne die Raumbelastung<br />
oder das Mischungsverhältnis auf kritische Werte zu erhöhen.<br />
Gaszusammensetzung und Heizwerte<br />
Die Gaszusammensetzung wurde mittels einer Orsat-Analyse bestimmt. Die<br />
analysierten Gasbestandteile waren Methan, Kohlendioxid, Wasserstoff, Sauerstoff<br />
und Stickstoff. Am Beispiel der Linie 4 sind in Tabelle 5-2 die Ergebnisse<br />
der Faulgasanalysen über den Versuchszeitraum aufgeführt.
Abschnitt II - 60 -<br />
Tabelle 5-2:<br />
Ergebnisse der Faulgasanalysen der Linien über den Versuchszeitraum<br />
(Mittelwerte)<br />
Versuchsphase<br />
Phase 1<br />
<strong>Co</strong>:KS=1:5<br />
Phase 2<br />
<strong>Co</strong>:KS=1:2<br />
Phase 3<br />
<strong>Co</strong>:KS=1:1<br />
Phase 4<br />
<strong>Co</strong>:KS=2:1<br />
Linie L1 L2 L3 L4 L1 L2 L3 L4 L1 L2 L3 L4 L1 L2 L3 L4<br />
Methan<br />
[Vol.-%]<br />
Kohlendioxid<br />
[Vol.-%]<br />
Wasserstoff<br />
[Vol.-%]<br />
Stickstoff<br />
[Vol.-%]<br />
Sauerstoff<br />
[Vol.-%]<br />
60,3 59,2 60,7 60,9 58,3 57,5 60,1 60,6 59,7 59,1 60,9 61,9 62,4 58,9 61,3 62,6<br />
29,6 31,3 29,2 28,7 32,0 33,0 28,5 29,2 32,2 32,4 30,5 29,1 29,1 32,5 29,3 28,5<br />
1,3 1,3 1,3 1,3 2,0 1,7 1,8 1,8 1,8 2,0 1,7 2,0 2,0 2,0 2,0 2,0<br />
7,4 7,0 7,7 7,8 7,0 7,1 7,7 7,3 5,8 5,9 6,1 6,4 6,0 6,1 6,4 5,9<br />
1,3 1,2 1,0 1,2 0,7 0,6 1,9 0,9 0,7 0,6 0,8 0,5 0,5 0,5 1,0 1,0<br />
L 1 = Klärschlammfaulung<br />
L 2 = <strong>Co</strong>-Vergärung mit Speiseresten<br />
L 3 = <strong>Co</strong>-Vergärung mit Fettabscheiderinhalten<br />
L 4 = <strong>Co</strong>-Vergärung mit Flotatschlamm<br />
Da unter anaeroben Bedingungen wie im Faulbehälter das Faulgas keine Anteile<br />
an Sauerstoff und Stickstoff enthalten kann, wird davon ausgegangen,<br />
dass es sich bei den gemessenen Mengen an Sauerstoff und Stickstoff um Ungenauigkeiten<br />
bei der Probenahme handelt. Die Faulgaszusammensetzung<br />
wird daher in (Abbildung 5-19) auf die drei Bestandteile Methan, Kohlendioxid<br />
und Wasserstoff bezogen und zu 100 % hochgerechnet.<br />
Es ist deutlich zu erkennen, dass die Methankonzentration aller Linien im gesamten<br />
Versuchszeitraum über 60 % liegt. Der Methangehalt der Linie 2 stand<br />
stets um einige Prozentpunkte unter den Werten der anderen beiden <strong>Co</strong>-<br />
Vergärungslinien. Das ist durch den hohen Gehalt an Kohlenhydraten in den<br />
Speiseabfällen und den größeren Fettgehalt der beiden anderen Substrate<br />
(Flotatschlamm und Fettabscheiderrückstände) zu erklären (siehe auch Kapitel<br />
2.2, Tabelle 2-2, Seite7). Die Gaszusammensetzung der Linien 2 bis 4 entsprach<br />
weitestgehend der der Vergleichslinie 1 und blieb nach der Einfahrphase<br />
über den gesamten Versuchszeitraum in allen Versuchlinien sowie die<br />
Erhöhung der Mischungsverhältnisse stabil und veränderte sich nicht.
Abschnitt II - 61 -<br />
100%<br />
CH4 H2 CO2<br />
90%<br />
80%<br />
33,432,4 34,7 34,6<br />
31,1 34,1 32,0 31,6<br />
34,7 35,8 31,5 31,9 34,434,6 32,8 31,3 31,1 31,6 30,6<br />
34,8<br />
Anteile im Gas [Vol%]<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
64,2 66,1 63,1 63,2<br />
66,7 64,5 66,5 67,0<br />
63,1 62,3 66,5 66,1 63,763,2 65,4 66,6 66,7 66,2 67,2<br />
63,1<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
L1 L2 L3 L4 L1 L2 L3 L4 L1 L2 L3 L4 L1 L2 L3 L4 L1 L2 L3 L4<br />
Einfahrphase Phase 1 Phase 2 Phase 3<br />
Phase 4<br />
Abbildung 5-19: Mittlere Gaszusammensetzung der Linien 1 bis 4<br />
H2S-Gehalte im Faulgas<br />
Schwefelwasserstoff ist in Spuren im Faulgas vertreten. Durch die Vergärung<br />
von Abfällen aus dem Lebensmittelbereich kann es dazu kommen, dass die<br />
Gehalte an H2S im Faulgas stark zunehmen. Grund dafür sind die in diesen<br />
Substraten enthaltenen Schwefelverbindungen. In Kapitel 4.2.2.1, Tabelle 4-4,<br />
Seite 35 wurde bereits auf den geringen Schwefelanteil der <strong>Co</strong>-Substrate hingewiesen,<br />
der auf keine erhöhten Mengen an H2S im Faulgas schließen ließ.<br />
Die Ergebnisse der Faulgasanalysen bestätigten diese Vermutung.<br />
Aus Abbildung 5-20 geht deutlich hervor, dass die Schwefelwasserstoffgehalte<br />
aller vier Linien in einem sehr geringen Bereich bis zu 45 ppm liegen. Auffällig<br />
ist, dass die H2S-Gehalte in den Linien der <strong>Co</strong>-Vergärung höher liegen als in der<br />
Klärschlammfaulung, obwohl, wie in Kapitel 4.2.2.1, Tabelle 4-4, Seite 35 beschrieben,<br />
der Schwefelgehalt im Klärschlamm über dem der <strong>Co</strong>-Substraten<br />
liegt. Damit waren die Schwefelbelastungen im Zulauf der <strong>Co</strong>-<br />
Vergärungslinien geringer als die der Vergleichslinie. Ursache für die dennoch<br />
höheren H2S-Gehalte im Faulgas könnte sein, dass die in den Substraten enthaltenen<br />
Schwefelverbindungen leichter abbaubar sind als die des Klärschlamms<br />
bzw. wenige Stoffe z.B. Eisen für eine Ausfällung der Schwefelverbindungen<br />
zur Verfügung standen.
Abschnitt II - 62 -<br />
50,0<br />
Linie 1 Linie 2 Linie 3 Linie 4<br />
45,0<br />
45<br />
40,0<br />
35,0<br />
35<br />
H2S-Gehalt [ppm]<br />
30,0<br />
25,0<br />
20,0<br />
15,0<br />
23 23<br />
20 20<br />
20<br />
23<br />
30 30<br />
28<br />
25<br />
17<br />
31<br />
15<br />
30<br />
10,0<br />
10<br />
10<br />
10<br />
10<br />
5,0<br />
0,0<br />
Einfahrphase Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />
Abbildung 5-20: Mittlere Schwefelwasserstoffgehalte der Linien 1 bis 4<br />
Heizwert im Faulgas<br />
Der Energiegehalt des Faulgases wird aus dessen brennbaren Bestandteilen<br />
errechnet und zeigt, wie viel Energie bei der Verbrennung freigesetzt wird.<br />
Brennbare Komponenten des Faulgases sind Methan (CH4) und Wasserstoff<br />
(H2), außerdem Schwefelwasserstoff (H2S), der während der Versuchsreihe nur<br />
in vernachlässigbaren Spuren produziert wurde (siehe Abbildung 5-20). Aus<br />
den in Abbildung 5-19 dargestellten prozentualen Anteilen der Gase wurden<br />
mithilfe der Heizwerte für Methan (38,5 MJ/Nm³) und Wasserstoff<br />
(10,8 MJ/Nm³) die Heizwerte pro Kubikmeter Faulgas errechnet.<br />
Die mittleren Heizwerte der Linien 1 bis 4 über den Versuchszeitraum sind in<br />
Abbildung 5-21 dargestellt. Die Werte beziehen sich jeweils auf einen Kubikmeter<br />
Faulgas. Bei der Betrachtung der Abbildung fällt auf, dass der Heizwert<br />
der Linie 2 am geringsten war, analog zum geringsten Methananteil in<br />
Abbildung 5-19. Dagegen schwankte der Heizwert des Gases der Linie 1 stark.<br />
Dies war auf die durch den variierenden Vorabbau (Jahreszeit) unterschiedliche<br />
Zusammensetzung des Rohschlamms zurückzuführen. Die Heizwerte der<br />
Linien 3 und 4 lagen ebenso wie die Methangehalte durchgehend am höchsten.
Abschnitt II - 63 -<br />
24,5<br />
24,0<br />
Linie 1 Linie 2 Linie 3 Linie 4<br />
24,3<br />
24,1<br />
24,1<br />
24,0<br />
23,8<br />
23,8<br />
24,1<br />
24,3<br />
23,9<br />
23,6<br />
Heizwert pro m³Faulgas [MJ/Nm³]<br />
23,5<br />
23,0<br />
22,5<br />
22,0<br />
23,2<br />
23,1<br />
22,8<br />
22,7<br />
23,2<br />
22,9<br />
22,4<br />
23,0<br />
22,9<br />
22,8<br />
21,5<br />
21,0<br />
Einfahrphase Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4<br />
Abbildung 5-21: Mittlere Heizwerte des Faulgases über den Versuchszeitraum<br />
5.3 Entwässerungseigenschaften<br />
Filterwiderstand<br />
Als ein Anhaltspunkt für die Entwässerbarkeit von Faulschlämmen gilt der spezifische<br />
Filtrationswiderstand. Je niedriger der Filterwiderstand liegt, desto besser<br />
ist die Entwässerbarkeit des Schlammes. Dies gilt aber nur für die Betrachtung<br />
eines einzelnen Schlammes über einen bestimmten Zeitraum hinweg. Der<br />
Vergleich verschiedener Schlämme über den Filterwiderstand ist nicht immer<br />
aussagekräftig.<br />
In Abbildung 5-22 sind die Ergebnisse der Filterwiderstandsmessungen dargestellt.<br />
Es zeigt sich deutlich, dass der Filterwiderstand der <strong>Co</strong>-Vergärungslinien<br />
mit Erhöhung des Mischungsverhältnisses anstieg. Auch die Werte der Linie 1<br />
erhöhten sich. Dies ist aber saisonbedingt zu werten, da die Entwässerbarkeit<br />
des Faulschlamms in den Wintermonaten in der Regel abnimmt. Während im<br />
Mischungsverhältnis <strong>Co</strong>:KS=1:2 die Filterwiderstände aller Linien recht dicht<br />
beieinander lagen, nahm in Phase 3 der Filterwiderstand der <strong>Co</strong>-<br />
Vergärungslinien erheblich zu. Die Werte der Linien 3 und 4 lagen in etwa auf<br />
gleichem Niveau, der Filterwiderstand der Linie 2 wies die höchsten Werte auf.<br />
In der letzten Phase der Versuche im Mischungsverhältnis <strong>Co</strong>:KS=2:1 erhöhten<br />
sich die Werte des Filterwiderstands in den Linien der <strong>Co</strong>-Vergärung nochmals<br />
sprunghaft.
Abschnitt II - 64 -<br />
600<br />
Linie 1 Linie 2 Linie 3 Linie 4<br />
Einfahrphase Phase 1 Phase 2 Phase 3<br />
Phase 4<br />
500<br />
Filterwiderstand [r 10 12 /cm²]<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
0 25 50 75 100 125 150<br />
Versuchszeitraum [d]<br />
Abbildung 5-22: Filterwiderstand der Linien 1 bis 4<br />
Ergebnisse der Entwässerungsversuche<br />
Über Vorversuche wurde das zu verwendende Polymer und dessen Dosierung<br />
ermittelt. Dazu wurden insgesamt sechs Versuche mit Faulschlamm der Linie 1<br />
(ohne <strong>Co</strong>-Substrat) durchgeführt. Konditioniert wurde der Schlamm mit 20 %<br />
Sägemehl (bezogen auf den TR) und Polymeren verschiedener Dosierung, um<br />
das am besten geeignete Polymer sowie die optimale Dosierung zu finden.<br />
Während des Versuchszeitraums wurde im Mischungsverhältnis <strong>Co</strong>:KS=1:2 und<br />
im Mischungsverhältnis <strong>Co</strong>:KS=1:1 jeweils eine Serie Entwässerungsversuche<br />
durchgeführt. Als Maß für die Entwässerbarkeit eines Schlammes wird der Feststoffgehalt<br />
(TR) im Filterkuchen bestimmt.<br />
Zuvor gab es bereits Vorversuche mit Faulschlamm der Linie 1, um die<br />
Schlammkonditionierung zu optimieren. Zur Konditionierung des Schlamms<br />
wurden 20 % Sägespäne bezogen auf den TR des Schlamms und das Flockungshilfsmittel<br />
der Firma Stockhausen A 7844 in der Dosierung 7 g/kg TR<br />
verwendet.
Abschnitt II - 65 -<br />
43<br />
Linie 1 Linie 2 Linie 3 Linie 4<br />
41<br />
40,7<br />
Feststoffgehalt im Filterkuchen [% TR]<br />
39<br />
37<br />
35<br />
33<br />
31<br />
29<br />
37,2<br />
38,3<br />
39,1<br />
35,5<br />
28,3<br />
32,5<br />
33,4<br />
27<br />
25<br />
Phase 2 Phase 3<br />
Abbildung 5-23: Mittlere Entwässerbarkeit der Linien 1 bis 4<br />
Das Ergebnis der Entwässerungsversuche der Linien 1 bis 4 ist in Abbildung 5-23<br />
dargestellt. Die Abbildung verdeutlicht, dass die Entwässerbarkeit aller<br />
Schlämme im ersten Versuchszeitraum besser ausfiel als im Mischungsverhältnis<br />
<strong>Co</strong>:KS=1:1 (Phase 3). Die Werte für den Klärschlamm lagen stets höher als in<br />
den <strong>Co</strong>-Vergärungslinien, von denen der Schlamm aus der Vergärung mit <strong>Co</strong>-<br />
Substrat der Lebensmittelproduktionsfirma (Linie 4) am besten abschnitt.<br />
Während die Abnahme der Entwässerbarkeit der <strong>Co</strong>-Schlämme in der ersten<br />
Versuchsreihe relativ gering ausfiel (1,6 %-Punkte bei Linie 4, 2,4 %-Punkte bei<br />
Linie 3 und maximal 3,5 %-Punkte bei der Linie 2 zur Vergleichslinie 1), waren bei<br />
den Versuchen der zweiten Entwässerungsreihe die Ergebnisse der <strong>Co</strong>-<br />
Vergärungslinien deutlich schlechter. Der auch hier am schlechtesten entwässerbare<br />
Schlamm der Linie 2 (Speisereste) hatte im Vergleich zur Linie 1 einen<br />
über 7,2 %-Punkte geringeren Feststoffgehalt im Filterkuchen. Bei den Linien 3<br />
und 4 lag das Ergebnis um 3,0 bzw. 2,1 %-Punkte unter dem der Klärschlammfaulung.<br />
Werden die Ergebnisse der zweiten Entwässerungsphase mit den Werten für<br />
den Filterwiderstand in Abbildung 5-22 verglichen, so decken sich die Werte.<br />
Auch die Ergebnisse der Filterwiderstandsmessung zeigten die höchste Entwässerbarkeit<br />
für Linie 1 an, die Werte der Linien 3 und 4 lagen dicht nebeneinander<br />
auf niedrigerem Niveau. Die Ergebnisse für die Linie 2 wiesen auch<br />
hier auf eine verminderte Entwässerbarkeit des Schlammes hin.
Abschnitt II - 66 -<br />
Insgesamt muss die Entwässerbarkeit der Schlämme aus der <strong>Co</strong>-Vergärung<br />
schlechter beurteilt werden als die des reinen Klärschlamms. Die Ergebnisse<br />
der Linien 3 und 4 lagen bei Schlämmen des Mischungsverhältnisses <strong>Co</strong>:KS=1:2<br />
aber nur unwesentlich unter denen der Linie 1. Das Ergebnis der Linie 2 mit 3,5<br />
%-Punkten weniger TR im Filterkuchen liegt schon deutlicher unter diesen Werten.<br />
Die schlechte Entwässerbarkeit des Schlamms der Linie 2 bei einem Mischungsverhältnis<br />
von <strong>Co</strong>:KS=1:1 lässt darauf schließen, dass ein solches Mischungsverhältnis<br />
im großtechnischen Maßstab zu hohen Mehrmengen bei<br />
der Schlammentsorgung und daher zu einer erheblichen Kostensteigerung<br />
führen würde. Daher ist aus Sicht der Entwässerbarkeit ein Mischungsverhältnis<br />
über <strong>Co</strong>:KS=1:2 nicht zu empfehlen. Die am besten geeigneten <strong>Co</strong>-<br />
Substrate stellten der Flotatschlamm und der Fettschlamm dar. Die Entwässerbarkeit<br />
des Faulschlamms dieser Linien wurde durch die Erhöhung des Mischungsverhältnisses<br />
nur wenig beeinflusst.<br />
5.4 Rückbelastung<br />
Filtratwasserbelastung<br />
Da das bei der Entwässerung anfallende Schlammwasser (Filtratwasser) üblicherweise<br />
in die Kläranlage zurückgeleitet wird, lässt die Filtratwasserbelastung<br />
Aussagen über die voraussichtliche Rückbelastung der Kläranlage zu.<br />
Die gemessenen Parameter setzten sich zusammen aus CSB, NH4-N, org. N und<br />
Pges<br />
Die Abbildung 5-24 und die Abbildung 5-25 zeigen die Filtratwasserbelastungen<br />
aus den Entwässerungsversuchen. Zusätzlich aufgeführt ist die Kjeldahl-<br />
Stickstoff-Konzentration TKN, die sich aus NH4-N und org. N zusammensetzt<br />
und einen wichtigen Bemessungsparameter für Kläranlagen darstellt.<br />
Bei der Betrachtung der Filtratwasserbelastung sind die Parameter CSB, TKN<br />
und Pges kläranlagenrelevant.<br />
In der Abbildung 5-24 und Abbildung 5-25 fällt auf, dass die Linie 2 in beiden<br />
Versuchsreihen die höchsten CSB- und TKN-Werte aufwies. Der CSB der Linien 3<br />
und 4 lag ebenfalls höher als der der Linie 1. Die erhöhten CSB-Gehalte sind<br />
durch den zusätzlichen Anteil leicht abbaubarer organischer Stoffe zu erläutern.
Abschnitt II - 67 -<br />
1.200<br />
Linie 1 Linie 2 Linie 3 Linie 4<br />
Konzentration im Filtratwasser Phase 2 [mg/l]<br />
1.000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
908<br />
925<br />
717 729<br />
689<br />
653 656<br />
629<br />
496<br />
464 469<br />
325<br />
101<br />
64<br />
17 32<br />
17 12 22<br />
CSB Ammonium-N org. N TKN P ges.<br />
erfasste Parameter<br />
16<br />
Abbildung 5-24: Mittlere Filtratwasserbelastung der Schlämme aus der Phase 2<br />
Linie 1 Linie 2 Linie 3 Linie 4<br />
1.200<br />
1120<br />
Konzentrationen im Filtratwasser Phase 3 [mg/l]<br />
1.000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
1003<br />
938<br />
815<br />
731<br />
747 755<br />
704<br />
659<br />
639 644<br />
589<br />
117 104<br />
84<br />
52<br />
18 28 35<br />
CSB Ammonium-N org. N TKN P ges.<br />
erfasste Parameter<br />
35<br />
Abbildung 5-25: Mittlere Filtratwasserbelastung der Schlämme aus der Phase 3<br />
Bei der Betrachtung der Stickstoffgehalte wird deutlich, dass sich durch den<br />
Einsatz von Speiseabfällen als <strong>Co</strong>-Substrat die Stickstoffanteile im Filtratwasser<br />
deutlich erhöhten, während in den Linien 3 und 4 der Stickstoffgehalt abnahm<br />
und geringere Werte als im Filtratwasser aus Klärschlamm aufwies.<br />
Die Phosphorgehalte in den Linien der <strong>Co</strong>-Vergärung lagen im Mischungsverhältnis<br />
<strong>Co</strong>:KS=1:2 etwa auf dem Niveau der Linie 1, im Mischungsverhältnis
Abschnitt II - 68 -<br />
<strong>Co</strong>:KS=1:1 stiegen die Werte leicht an auf Werte über denen der Klärschlammfaulung.<br />
Da die Phosphorgehalte in den Schlämmen der <strong>Co</strong>-Vergärung bei<br />
höherem Mischungsverhältnis eher abnahmen (siehe Kapitel 5.5, Tabelle 5-4,<br />
Seite 70), ist der Anstieg über einen höheren Anteil leicht löslicher Stoffe im Gesamtphosphorgehalt<br />
zu erklären.<br />
5.5 Produktqualität Endprodukt<br />
Die ausgefaulten Schlämme wurden sowohl in den halbtechnischen als auch<br />
den großtechnischen Versuchen hinsichtlich der Gehalte an Schwermetallen<br />
und AOX sowie der Nährstoffgehalte untersucht.<br />
Schadstoffgehalte nach Klärschlammverordnung<br />
Die Mittelwerte der Analyseergebnisse aus den Abläufen der Linien 1 bis 4 finden<br />
sich in der Tabelle 5-3. In den folgenden Abbildungen werden die Parameter<br />
AOX, Nickel und Zink betrachtet. Für alle Schadstoffe gilt, dass die<br />
Grenzwerte nach AbfKlärV während des gesamten Zeitraums nicht überschritten<br />
wurden.<br />
Tabelle 5-3:<br />
Schadstoffgehalte der ausgefaulten Schlämme und ihre<br />
Grenzwerte<br />
Referenz <strong>Co</strong>-Vergärung Grenzwerte<br />
Parameter Linie 1<br />
Linie 2<br />
Linie 3<br />
Linie 4<br />
AbfKlärV<br />
[mg/kg TR]<br />
[mg/kg TR]<br />
[mg/kg TR]<br />
[mg/kg TR]<br />
[mg/kg TR]<br />
AOX 361 314 357 332 500<br />
Chrom 67,8 61,5 67,3 95,0 900<br />
Nickel 45,8 41,5 46,3 56,5 200<br />
Kupfer 378,8 339,8 370,0 336,0 800<br />
Zink 1519,3 1327,5 1400,3 1426,0 2000/2500*<br />
Cadmium 3,4 2,8 2,9 3,0 5/10*<br />
Quecksilber 1,4 1,1 1,1 1,2 8<br />
Blei 151,5 126,8 141,5 133,0 900<br />
* Grenzwert abhängig von Art und pH-Wert des Bodens, auf den die Aufbringung geplant ist<br />
Die AOX-Gehalte aller vier Linien lagen im gesamten Versuchszeitraum unter<br />
dem Grenzwert von 500 mg/kg TR. Tendenziell wurde die AOX-Belastung der<br />
Linie 1 über den Versuchszeitraum geringer, während die Werte der Linie 2 am<br />
niedrigsten lagen.
Abschnitt II - 69 -<br />
Die Nickel-Gehalte im Faulschlamm aller Linien befanden sich weit unter dem<br />
Grenzwert von 200 mg/kg TR. Die leicht erhöhten Nickelwerte im Ablauf der<br />
Linie 4 sind aus der im Vergleich zu den anderen <strong>Co</strong>-Substraten höheren Nickelbelastung<br />
im Ausgangsprodukt Flotatschlamm zu erklären (siehe auch<br />
Kapitel 4.2.2.1, Tabelle 4-3, Seite 34). Die Werte der Linie 2 sind etwas niedriger<br />
als die der Linien 1 und 3, die auf etwa demselben Niveau liegen.<br />
Die Zink-Gehalte (Grenzwert 2000/2500 mg/kg TR, abhängig von Art und pH-<br />
Wert des Bodens) sanken während des Versuchszeitraums im Faulschlamm der<br />
Linie 1. Das zeigt die allgemeine Tendenz aller Schadstoffgehalte an, die im<br />
Sommer höher als im Winter sind. Ursache hierfür ist wiederum der bei niedrigen<br />
Temperaturen geringere Vorabbau der organischen Substanz im Gewässer<br />
vor Einleitung in die Kläranlage. Die Linie 2 wies bei den Zink-Gehalten, wie<br />
bei allen anderen Schwermetallen, die niedrigsten Werte auf. Die Gehalte der<br />
Linien 3 und 4 lagen leicht darüber. Die Zink-Gehalte in den Schlämmen der<br />
<strong>Co</strong>-Vergärung waren grundsätzlich niedriger als in reinem Klärschlamm.<br />
Insgesamt kann festgestellt werden, dass sich die Schadstoffgehalte im ausgefaulten<br />
Produkt durch die <strong>Co</strong>-Vergärung nur unwesentlich positiv beeinflussen<br />
lassen. Bedingt durch die sehr hohen Abbaugrade der <strong>Co</strong>-Substrate ist ein<br />
Verdünnungseffekt im Ablauf kaum feststellbar. Bei der Linie 4 kam es in den<br />
Parametern Nickel und Chrom sogar zu einer etwas höheren Belastung als bei<br />
der reinen Klärschlammfaulung. Das war bedingt durch die leicht erhöhten<br />
Werte im Substrat, die etwa der Konzentration im Klärschlamm entsprachen.<br />
Die Ablaufbelastung der Linie 2 war bei allen gemessenen Schadstoffen am<br />
geringsten, die Grenzwerte nach Klärschlammverordnung wurden aber in<br />
keiner Linie überschritten.<br />
Nährstoffgehalte<br />
Da die stabilisierten Schlämme als Sekundärrohstoffdünger in der Landwirtschaft<br />
verwertet werden sollen, ist die Betrachtung des Düngewerts der Endprodukte<br />
interessant. Bei Untersuchungen nach Klärschlammverordnung wurden<br />
daher auch Nährstoffgehalte im Schlamm gemessen. Die wichtigsten<br />
Bodennährstoffe sind Stickstoff, Phosphat und Kalium [BDE, 1994].<br />
In der Regel ist der Stickstoffbedarf des Bodens höher als durch den Klärschlamm<br />
eingebracht werden kann. Eine Erhöhung der Stickstoffgehalte im<br />
Schlamm der <strong>Co</strong>-Vergärung ist damit positiv zu werten. Wie in Tabelle 5-4 zu
Abschnitt II - 70 -<br />
sehen, stiegen durch die <strong>Co</strong>-Vergärung die Stickstoffgehalte der Linie 2 stark<br />
an, während die Zunahme in den anderen <strong>Co</strong>-Vergärungslinien relativ gering<br />
war.<br />
Tabelle 5-4:<br />
Nährstoffgehalte der ausgefaulten Schlämme und ihre<br />
Grenzwerte<br />
Referenz<br />
<strong>Co</strong>-Vergärung<br />
Parameter Linie 1<br />
Linie 2<br />
Linie 3<br />
Linie 4<br />
[% TR]<br />
[% TR]<br />
[% TR]<br />
[% TR]<br />
Stickstoff ges 5,0 6,6 5,4 5,2<br />
Phosphor ges 5,3 5,1 4,4 4,6<br />
Kalium 0,6 1,0 0,6 0,6<br />
Im Gegensatz zum Stickstoff ist der Bedarf an Phosphor im Boden niedriger. Da<br />
neben Klärschlamm u. a. auch Gülle als Dünger aufgebracht wird, ist das<br />
Phosphordargebot aus Klärschlamm höher als benötigt, so dass die Aufbringungsmenge<br />
oft durch den Phosphorgehalt beschränkt wird. In den <strong>Co</strong>-<br />
Vergärungschlämmen lagen die Phosphorgehalte niedriger als in reinem Klärschlamm,<br />
wobei die Werte der Linien 3 und 4 geringer waren als die der Linie 2.<br />
Dies lässt höhere Schlammmengen zur landwirtschaftlichen Verwertung zu.<br />
Bei der Betrachtung von Kalium als Dünger im Boden liegen die Verhältnisse<br />
ebenso wie beim Stickstoff. Hier sind die Gehalte im Klärschlamm gewöhnlich<br />
niedriger als der Bedarf des Bodens. Eine Erhöhung der Kaliumgehalte würde<br />
daher, ebenso wie beim Stickstoff, zu einem verbesserten Düngewert führen.<br />
Dies war, wie aus Tabelle 5-4 hervorgeht, beim Schlamm der Linie 2 der Fall,<br />
dessen Kaliumgehalte über denen der anderen Schlämme lagen. Die Werte<br />
der Linien 3 und 4 unterscheiden sich nur unwesentlich von denen der Linie 1.<br />
Eine größere Veränderung der Nährstoffgehalte in den Schlämmen der <strong>Co</strong>-<br />
Vergärung war nur bei der Linie 2 festzustellen, da der Anstieg der Stickstoffund<br />
Kaliumgehalte zu einer Erhöhung des Düngewerts führte. Die Schlämme<br />
aus der <strong>Co</strong>-Vergärung mit Flotatschlamm und Fettabscheiderrückständen<br />
wiesen bis auf eine Reduzierung der Phosphorgehalte keine signifikanten Veränderungen<br />
zur Vergleichslinie 1 auf. Aus Sicht der landwirtschaftlichen Klärschlammverwertung<br />
eignet sich also der Schlamm der Linie 2 am besten. Da<br />
die Phosphorgehalte im Schlamm durch die <strong>Co</strong>-Vergärung sanken, können
Abschnitt II - 71 -<br />
von allen <strong>Co</strong>-Schlämmen größere Mengen aufgebracht werden als aus der<br />
Klärschlammfaulung. Das ist vor allem im Hinblick auf höhere Schlammmengen<br />
aus der <strong>Co</strong>-Vergärung positiv zu werten.<br />
5.6 Fazit<br />
Nachfolgend sollen die Ergebnisse der halbtechnischen Versuche für die drei<br />
hauptsächlich verwendeten <strong>Co</strong>-Substrate Speisereste, Fettabscheiderrückstände<br />
und Flotatschlamm zusammengefasst werden.<br />
Die Eignung der einzelnen Substrate zur <strong>Co</strong>-Vergärung kann so herausgestellt<br />
werden. Zur besseren Übersicht werden die Versuchsergebnisse für die einzelnen<br />
Substrate nicht mehr in Zahlenform aufgeführt, sondern über eine Rangfolge<br />
visualisiert. Da jedes Substrat prinzipiell für die <strong>Co</strong>-Vergärung geeignet ist,<br />
wurde eine Unterteilung in sehr gute, gute und mittlere Eignung vorgenommen.<br />
Alle erfassten Parameter sind in der Tabelle 5-5 dargestellt und für eine<br />
großtechnische Umsetzung priorisiert.<br />
Die Einteilung in niedrige, mittlere oder hohe Priorität stellt aber nicht die<br />
Wichtigkeit der Parameter als solches dar, sondern die Wichtigkeit der Ergebnisse<br />
für die einzelnen Substrate. Da beispielsweise die Schadstoffgehalte aller<br />
drei getesteten Substrate sehr gering waren, wird die Priorität als niedrig eingestuft.<br />
Die Ergebnisse der Entwässerungsversuche unterschieden sich deutlich,<br />
daher ist die Wichtigkeit dieser Daten für die Wahl eines Substrates sehr<br />
hoch.
Abschnitt II - 72 -<br />
Tabelle 5-5:<br />
Versuchsergebnisse der einzelnen Substrate und ihre Priorität<br />
Priorität<br />
Bereich Parameter Speisereste<br />
Fettabscheider<br />
Flotatschlamm<br />
Linie 2<br />
Linie 3<br />
Linie 4<br />
hoch Ausgangssubstanzen<br />
Aufbereitungsbedarf * ** ***<br />
niedrig Schadstoffgehalte *** ** *<br />
niedrig<br />
pH-Werte *** * *<br />
mittel<br />
mittel<br />
Anaerobes<br />
Abbauverhalten<br />
Abbaugrade<br />
Gesamt<br />
Abbaugrade<br />
<strong>Co</strong>-Substrat<br />
*** *** ***<br />
** *** **<br />
niedrig CSBfil. *** *** ***<br />
niedrig organische Säuren ** *** ***<br />
hoch Faulgasproduktion ** *** ***<br />
hoch<br />
hoch<br />
Gasausbeute gesamt<br />
[Nm 3 /kg oTRzul.]<br />
Gasausbeute Substrat<br />
[Nm 3 /kg oTRzul.]<br />
* ** ***<br />
** ** ***<br />
hoch Gaszusammensetzung ** *** ***<br />
niedrig H2S im Faulgas *** ** **<br />
hoch<br />
Heizwerte<br />
[MJ/Nm 3 ]<br />
* *** ***<br />
niedrig Entwässe-<br />
Filterwiderstand * ** ***<br />
rungseigen-<br />
hoch<br />
schaften Entwässerbarkeit * ** ***<br />
hoch Rückbelastung Kläranlagenrückbelastung * *** ***<br />
niedrig Endprodukt Schadstoffgehalte *** ** *<br />
niedrig<br />
Nährstoffgehalte *** ** **<br />
Σ hohe Priorität 7 8 12<br />
Σ mittlere Priorität 5 9 3<br />
Σ niedrige Priorität 6 1 3<br />
*** sehr gute Eignung ** gute Eignung * mittlere Eignung
Abschnitt II - 73 -<br />
6 Darstellung der großtechnischen Versuchsergebnisse<br />
6.1 Randbedingungen des Faulbehälterbetriebes<br />
Zur Beurteilung der Ergebnisse aus den einzelnen Versuchsphasen ist es wichtig,<br />
die Randbedingungen zu kennen, unter denen die Faulbehälter betrieben<br />
wurden. In Tabelle 6-1 sind hierzu die wichtigsten Informationen enthalten.<br />
Tabelle 6-1:<br />
Betriebsparameter der Faulbehälter (Mittelwerte über die einzelnen<br />
Phasen)<br />
Versuchsphase<br />
Phase 1<br />
dosiertes <strong>Co</strong>-Substrat<br />
Flotatschlamm<br />
Phase 2 Phase 3<br />
dosiertes <strong>Co</strong>-Substrat<br />
Fettabscheider<br />
Linie Linie 1 Linie 2 Linie 1 Linie 2 Linie 1 Linie 2<br />
pH-Wert<br />
[-]<br />
Temperatur<br />
[°C]<br />
TRzu<br />
[%]<br />
TRab<br />
[%]<br />
GVzu<br />
[% v. TR]<br />
GVab<br />
[% v. TR]<br />
Aufenthaltszeit<br />
[d]<br />
Raumbelastung<br />
[kg⋅oTR/m³⋅d]<br />
7,1 7,1 7,1 7,1 7,1 7,1<br />
37,0 37,2 36,1 36,8 36,7 36,7<br />
4,2 5,0 3,1 3,1 2,7 3,9<br />
2,4 2,4 2,0 2,0 1,6 1,7<br />
73,9 75,9 76,9 76,9 76,2 77,9<br />
57,7 58,6 60,4 60,4 57,7 59,9<br />
42,9 39,4 32,8 32,8 34,9 31,8<br />
0,76 1,04 0,72 0,72 0,59 1,02<br />
Linie 1 = Klärschlammfaulung<br />
Linie 2 = <strong>Co</strong>-Vergärung<br />
pH-Wert im Faulbehälter<br />
Die Tabelle 6-1 verdeutlicht, dass die pH-Werte über den ganzen Versuchszeitraum<br />
konstant im Bereich 7,1 lagen. Die pH-Werte der Linie 2 (<strong>Co</strong>-Vergärung)<br />
wiesen etwa dieselben Werte auf wie die Vergleichslinie 1.
Abschnitt II - 74 -<br />
Faulraumtemperatur<br />
Auch die mittleren Faulraumtemperaturen belegen eindeutig, dass beide<br />
Faulbehälter bei den gleichen Temperaturverhältnissen im mesophilen Bereich<br />
betrieben wurden.<br />
Feststoffgehalt<br />
Die Feststoffgehalte der Klärschlammfaulung in Linie 1 fallen im Laufe der Versuche<br />
von 4,2 % auf einen Wert von 2,7 %. Dies deutet auf eine allgemeine<br />
Veränderung des Rohschlammes über die Zeit hin. In der <strong>Co</strong>-Vergärung sind<br />
die Feststoffgehalte durch die Zugabe der Flotatschlämme in Phase 1 und<br />
durch Zugabe der Fettabscheiderinhalte in Phase 3 immer etwas höher als<br />
bei der Klärschlammfaulung.<br />
Glühverlust<br />
Der organische Anteil des rohen Klärschlamms betrug in den Versuchsphasen<br />
etwa 74 bzw. 76 %. Im Vergleich dazu wurde der Glühverlust in der <strong>Co</strong>-<br />
Vergärung aufgrund der zusätzlichen Substratzugabe jeweils höher ermittelt.<br />
In Phase 1 lag der Glühverlust der Linie 2 bei 76 %. Während in der Phase 3 in<br />
der etwa das gleiche Mischungsverhältnis von Klärschlamm zu biogenen Abfall<br />
eingestellt wurde sogar noch 2%-Punkte darüber.<br />
Aufenthaltszeit<br />
Es zeigte sich, dass durch die Zugabe von <strong>Co</strong>-Substraten zur Faulung der Linie<br />
2 nur eine geringe Beeinflussung der Aufenthaltszeit zu verzeichnen war<br />
(Abbildung 6-1).<br />
Bei der Linie 1 beträgt die Aufenthaltszeit in der Klärschlammfaulung ca.<br />
43 Tage und sinkt im Verlaufe der einzelnen Versuchsphasen auf einen Minimalwert<br />
von ca. 33 Tagen.<br />
Die Zugabe von <strong>Co</strong>-Substraten zur Linie 2 beeinträchtigt somit die Aufenthaltszeit<br />
nur geringfügig. Die Aufenthaltszeit beträgt in der Phase 1 ca. 39 Tage<br />
und sinkt in der Phase 3 auf einen Minimalwert von ca. 31 Tagen.
Abschnitt II - 75 -<br />
50<br />
Linie 1 Linie 2<br />
42,9<br />
40<br />
39,4<br />
32,8<br />
32,8<br />
34,9<br />
31,8<br />
Verweilzeit [d]<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Phase 1 Phase 2 Phase 3<br />
Abbildung 6-1: Mittlere Verweilzeit pro Phase und Linie<br />
Diese Daten entsprechen ebenfalls den Kennwerten aus dem Merkblatt des<br />
MUNLV zur <strong>Co</strong>-Vergärung [MUNLV, 2001]. Bei einer Anlagengröße < 50.000 EW<br />
sollte die Faulzeit mindestens zwischen 20 und 30 Tagen liegen (Tabelle 6-2).<br />
Grundsätzlich gilt, dass die angegebene minimale Aufenthaltszeit bei einer<br />
Mitbehandlung biogener Abfälle nicht unterschritten werden darf.<br />
Tabelle 6-2:<br />
Kennwerte einer anaeroben Stabilisierungsanlage für Klärschlamm<br />
[MUNLV, 2001]<br />
Anlagengröße < 50.000 EW 50.000-100.000 EW > 100.000 EW<br />
Faulzeit<br />
[d]<br />
Organische Raumbelastung<br />
[kg oTR/m³·d]<br />
Organische Säuren<br />
[mg/l]<br />
20-30 15-20 15-18<br />
1,5 3,0 4,5<br />
< 300 im täglichen Betrieb<br />
Raumbelastung<br />
Neben der Aufenthaltszeit muss auch die organische Raumbelastung den<br />
allgemeinen Bemessungsansätzen entsprechen und einer Überprüfung standhalten.<br />
In der Tabelle 6-2 sind Orientierungswerte für die organische<br />
Raumbelastung in Abhängigkeit der Kläranlagengröße aufgelistet. Diese Werte<br />
müssen in jedem Fall nach Zugabe der biogenen Abfälle bei der <strong>Co</strong>-
Abschnitt II - 76 -<br />
Vergärung eingehalten werden. Eine Überschreitung der maximalen Raumbelastung<br />
von 1,5 kg oTR/(m³·d) ist nicht genehmigungsfähig.<br />
Insgesamt betrachtet (Tabelle 6-1), liegen die Raumbelastungen beider Faulbehälter<br />
in allen Phasen unter dem Wert von 1,5 kg oTR/(m³·d). Für Linie 1<br />
wurden Mittelwerte zwischen 0,59 und 0,76 kg oTR/(m³·d) festgestellt. Die<br />
vorhandenen mittleren organischen Raumbelastungen wurden für die <strong>Co</strong>-<br />
Vergärung in den Phasen 1 und 3 im Bereich von ca. 1,0 kg oTR/(m³·d) ermittelt.<br />
Werden die Raumbelastungen für <strong>Co</strong>-Substrat und Klärschlamm getrennt betrachtet,<br />
wie in Abbildung 6-2 für die <strong>Co</strong>-Vergärung dargestellt, so ist ersichtlich,<br />
dass der Anstieg der Raumbelastung direkt aus der Zusatzbelastung<br />
durch das <strong>Co</strong>-Substrat herrührt.<br />
1,2<br />
aus PS aus ÜS aus <strong>Co</strong>-Substrat<br />
Raumbelastung <strong>Co</strong>-Vergärung [kg oTRzu/(m³*d)]<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,29<br />
0,40<br />
0,36<br />
0,45<br />
0,37<br />
0,23<br />
0,0<br />
Phase 1 Phase 3<br />
Abbildung 6-2: Mittlere Raumbelastung der Linie 2, getrennt nach Klärschlamm<br />
und <strong>Co</strong>-Substrat<br />
Die Erhöhung der Raumbelastung wurde im Vergleich zur Linie 1 durch das<br />
jeweilige <strong>Co</strong>-Substrat hervorgerufen. Im Mittel stieg in Phase 1 durch die Zugabe<br />
der fetthaltigen Flotatschlämme die Raumbelastung um<br />
0,29 kg oTR/(m³·d). Die Zugabe der Fettabscheiderinhalte in Phase 3 hatte<br />
eine Erhöhung um 0,45 kg oTR/(m³·d) zur Folge. Insgesamt bleibt festzuhalten,<br />
dass die Raumbelastung der Linie mit <strong>Co</strong>-Vergärung in einem für Kläranlagen<br />
üblichen Bereich lag.
Abschnitt II - 77 -<br />
6.2 Anaerobes Abbauverhalten<br />
6.2.1 Abbaugrad<br />
Gehalte und Abbaugrade der organischen Substanz<br />
Der biologische Abbaugrad gibt einen Hinweis auf die Qualität des anaeroben<br />
Prozesses im Faulbehälter. Aus Abbildung 6-3 ist ersichtlich, dass sich die<br />
Abbaugrade der organischen Substanz durch die <strong>Co</strong>-Vergärung ausnahmslos<br />
über der Klärschlammfaulung liegen.<br />
Die Klärschlammfaulung wies einen relativ gleichmäßigen Abbaugrad zwischen<br />
etwa 43 und 55 % auf. Im Vergleich zu Werten üblicher kommunaler<br />
Klärschlämme, die zwischen 40 und 50 % liegen, ist der erreichte oTR-<br />
Abbaugrad als optimal einzustufen.<br />
Bei der <strong>Co</strong>-Vergärung wurden sowohl in Phase 1 (<strong>Co</strong>-Substrat = Flotatschlämme)<br />
als auch in der Phase 3 (<strong>Co</strong>-Substrat = Fettabscheiderinhalte)<br />
durchweg höhere Abbaugrade von jeweils über 60 % erreicht.<br />
100<br />
Linie 1 Linie 2<br />
90<br />
80<br />
Abbaugrad oTR [%]<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
55<br />
63<br />
43<br />
45<br />
52<br />
63<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Phase 1 Phase 2 Phase 3<br />
Abbildung 6-3: Gesamtabbaugrade in den Phasen<br />
Die organische Zulauffracht bei der <strong>Co</strong>-Vergärung setzt sich zum Teil aus dem<br />
Klärschlamm und zum Teil aus dem biogenen Abfall zusammen. Da sowohl der<br />
Abbaugrad des Klärschlamms aus der Klärschlammfaulung bekannt als auch<br />
der Klärschlammanteil in der <strong>Co</strong>-Vergärung bekannt sind, wurden Abbaugrade<br />
getrennt für den Klärschlamm und das <strong>Co</strong>-Substrat getrennt berechnet.<br />
Hierbei wird vorausgesetzt, dass der organische Klärschlammanteil in der
Abschnitt II - 78 -<br />
<strong>Co</strong>-Vergärung genau so gut abgebaut wird wie in der reinen Klärschlammfaulung.<br />
In Abbildung 6-4 ist das Ergebnis der Berechnungen dargestellt und<br />
verdeutlicht, dass der organische Anteil der <strong>Co</strong>-Substrate wesentlich besser<br />
abgebaut werden kann, als der des Klärschlamms. Für beide Abfälle, Flotatschlämme<br />
und Fettabscheiderinhalte, wurden organische Abbaugrade<br />
von über 80 % erreicht.<br />
100<br />
Schlamm Substrat Gesamt<br />
90<br />
80<br />
84<br />
87<br />
Abbaugrade [%]<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
55<br />
63 63<br />
52<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Phase 1 Phase 2<br />
Abbildung 6-4: Abbaugrade der Linie 2, getrennt nach Klärschlamm und<br />
<strong>Co</strong>-Substrat<br />
6.2.2 Stabilisierungsgrad<br />
Trotz der erhöhten Raumbelastungen in den Phasen 1 und 3 (siehe auch Kapitel<br />
6.1, Seite 73) traten keine nennenswerten Anstiege der organischen Säuren<br />
im <strong>Co</strong>-Schlamm auf. Zur Verdeutlichung wird in Abbildung 6-5 der Gehalt<br />
an organischen Säuren über den gesamten Versuchszeitraum dargestellt.<br />
Die Abbildung zeigt die regelmäßig ermittelten Anteile an organischen Säuren<br />
im ausgefaulten Produkt und verdeutlicht sehr niedrige Konzentrationen,<br />
die Werte von 100 mg/l nicht überschreiten. Alle Faulschlämme sind daher als<br />
sehr gut stabilisiert zu bezeichnen (siehe auch Kapitel 2.1, Seite 3).
Abschnitt II - 79 -<br />
120<br />
Linie 1 Linie 2<br />
Phase 1 Phase 2 Phase 3<br />
100<br />
organische Säuren im Ablauf [mg/l]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0 25 50 75 100 125 150 175 200 225<br />
Versuchzeitraum [d]<br />
Abbildung 6-5: Organische Säuren in den Abläufen der Linien 1 und 2<br />
6.2.3 Gasproduktion- und Zusammensetzung<br />
Gasanfall<br />
Die Faulgasproduktion über den gesamten Versuchszeitraum ist in Abbildung<br />
6-6 dargestellt.<br />
Die Gasproduktion aus dem Klärschlamm lag im Bereich von 200 bis 300 m³/d.<br />
In den Phasen mit Zugabe der fetthaltigen biogenen Abfälle wurde auch in<br />
den großtechnischen Versuchen eindeutig eine weit höhere Gasproduktion<br />
nachgewiesen.<br />
Es konnte abschließend jedoch nicht eindeutig erklärt werden, weshalb in der<br />
Zwischenphase (Phase 2) bei gleicher Beschickung beider Faulbehälter die<br />
Faulgasproduktion der Linie 2 unter das Klärschlammniveau absackte.
Abschnitt II - 80 -<br />
500<br />
Linie 1 Linie 2<br />
450<br />
Phase 1 Phase 2 Phase 3<br />
400<br />
Gasproduktion [m³/d]<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
Abbildung 6-6: Gasproduktion über den Versuchszeitraum<br />
Insgesamt muss von einem Fehler in der Gasmengenmessung ausgegangen<br />
werden. Bei einem Vergleich der aufgezeichneten Gasvolumenströme mit<br />
dem Gasverbrauch des BHKW auf der Kläranlage und den erzeugten Strommengen<br />
werden Diskrepanzen klar erkennbar. Die Summe der gemessenen<br />
Gasmengen liegt deutlich über dem Gasverbrauch des BHKW. Trotz mehrfacher<br />
Kalibrierung der Gasmessgeräte konnte dieser Fehler nicht minimiert und<br />
behoben werden.<br />
Beide Gasleitungen münden nach den Messgeräten in eine gemeinsame Leitung.<br />
Durch eventuell zurückfließendes Gas werden Gasströme doppelt erfasst<br />
und führen insgesamt zu einer Gasmehrmessung von ca. 30 %.<br />
Spezifische Gasproduktion<br />
Zwischen dem Abbau an organischer Substanz und dem Gasanfall besteht<br />
ein enger Zusammenhang, da die abgebaute organische Masse in Form von<br />
Faulgas entweicht.<br />
0 25 50 75 100 125 150 175 200 225<br />
Versuchszeitraum [d]<br />
Da hinsichtlich der erfassten Gasmengen von einem erheblichen Messfehler<br />
(siehe auch oben) auszugehen ist, werden der Gasanfall und der abgebaute<br />
bzw. zugeführte organische Anteil nicht in Beziehung gesetzt. Über diesen Zusammenhang<br />
können keine plausiblen und deutlichen Aussagen getroffen<br />
werden können. Es wird daher auf eine weitere Betrachtung der spezifischen<br />
Gasproduktion im Zulauf verzichtet.
Abschnitt II - 81 -<br />
Nach den Erfahrungen in den halbtechnischen Versuchen kann aber davon<br />
ausgegangen werden, dass die erhöhten Zulaufmengen an organischer Substanz<br />
und der höhere Abbaugrad in den Linien der <strong>Co</strong>-Vergärung zu einer<br />
Steigerung der Gasausbeute und spezifischen Gasproduktion führten<br />
Gaszusammensetzung und Heizwerte<br />
Mit Hilfe eines Gaschromatographen einschließlich Wärmeleitfähigkeitsdetektor<br />
(WLD) wurden die Bestandteile des Faulgases bestimmt. Zu den analysierten<br />
Gasbestandteilen zählen Methan, Kohlendioxid, Wasserstoff, Sauerstoff<br />
und Stickstoff. Die Ergebnisse der Faulgasuntersuchungen sind in Tabelle 6-3<br />
über den Versuchszeitraum aufgeführt.<br />
Tabelle 6-3:<br />
Ergebnisse der Faulgasanalysen über den Versuchszeitraum<br />
(Mittelwerte)<br />
Versuchsphase<br />
Phase 1<br />
dosiertes <strong>Co</strong>-Substrat<br />
Flotatschlamm<br />
Phase 2 Phase 3<br />
dosiertes <strong>Co</strong>-Substrat<br />
Fettabscheider<br />
Linie 1 Linie 2 Linie 1 Linie 2 Linie 1 Linie 2<br />
Methan<br />
[Vol.-%]<br />
Kohlendioxid<br />
[Vol.-%]<br />
Wasserstoff<br />
[Vol.-%]<br />
Stickstoff<br />
[Vol.-%]<br />
Sauerstoff<br />
[Vol.-%]<br />
53,9 62,3 60,7 61,9 63,1 64,5<br />
25,8 29,3 31,7 31,9 33,1 31,8<br />
< 0,1 < 0,1 < 0,1 < 0,1 < 0,1 < 0,1<br />
14 5,8 4,5 3,4 2,5 2,5<br />
3,8 1,3 1,0 0,7 0,4 0,4<br />
Linie 1 = Klärschlammfaulung<br />
Linie 2 = <strong>Co</strong>-Vergärung<br />
Die relativ hohen Sauerstoff- und Stickstoffanteile im Faulgas können nur<br />
durch einen systematischen Fehler bei der Probenahme und Probenverarbeitung<br />
erklärt werden, da unter anaeroben Bedingungen das Faulgas keine<br />
Anteile an Sauerstoff und Stickstoff enthalten sind.<br />
Die Faulgaszusammensetzung wird daher in Abbildung 6-7 auf die drei Bestandteile<br />
Methan, Kohlendioxid und Wasserstoff bezogen und zu 100 %<br />
hochgerechnet.
Abschnitt II - 82 -<br />
100%<br />
CH4 H2 CO2<br />
80%<br />
32,3 31,9 34,7 34,0 34,4 33,5<br />
Anteile im Gas [Vol%]<br />
60%<br />
40%<br />
0,2 0,1<br />
0,2 0,1 0,1 0,1<br />
67,6 68,0 65,1 65,9 65,5 66,4<br />
20%<br />
0%<br />
Linie 1 Linie 2 Linie 1 Linie 2 Linie 1 Linie 2<br />
Phase 1 Phase 2<br />
Phase 3<br />
Abbildung 6-7: Mittlere Gaszusammensetzung der Linien 1 und 2<br />
Die Wasserstoffanteile des Faulgases liegen durchweg bei etwa 0,1 %. Da Wasserstoff<br />
als Zwischenprodukt des anaeroben Abbaus entsteht, werden sich<br />
geringe Mengen immer im Faulgas finden lassen.<br />
Der Methangehalt im Faulgas der Klärschlammfaulung reduziert sich im Verlauf<br />
der Versuche in Phase 2 leicht auf 65,0 %, der Kohlendioxidgehalt steigt<br />
entsprechend an. Dies kann auf eine veränderte Rohschlammzusammensetzung<br />
zurückgeführt werden. Die mittleren Glühverluste wurden in den Phasen<br />
1 und 3 bei knapp unter 60 % bestimmt. In der Phase 2 betrug der Glühverlust<br />
dagegen 60 % (siehe Tabelle 6-1).<br />
Insgesamt betrachtet entsprach die Gaszusammensetzung der Linie 2 in allen<br />
Phasen weitestgehend der der Vergleichslinie 1, blieb über den gesamten Versuchszeitraum<br />
in allen Versuchlinien weitestgehend stabil und veränderte sich<br />
nicht.<br />
H2S-Gehalte im Faulgas<br />
Durch die Vergärung von Abfällen aus dem Lebensmittelbereich kann es dazu<br />
kommen, dass die Gehalte an H2S im Faulgas zunehmen. Als Ursache sind<br />
die in diesen Substraten enthaltenen Schwefelverbindungen Die Ergebnisse<br />
der Faulgasanalysen bestätigten diese Vermutung nicht.<br />
Die Schwefelwasserstoffgehalte aller Linien wurden im gesamten Untersuchungszeitraum<br />
bei allen durchgeführten Faulgasuntersuchungen < 10 ppm<br />
bestimmt. Da die nachgewiesen Konzentrationen an H2S sehr gering waren,
Abschnitt II - 83 -<br />
ist an den Einrichtungen zur Gasverwertung (z.B. Blockheizkraftwerke zur<br />
Strom- und Wärmeproduktion) aus Sicht der Gasqualität keine Änderung wie<br />
z.B. Faulgasreinigung erforderlich.<br />
Heizwert im Faulgas<br />
Der Heizwert des Faulgases wurde aus dessen brennbaren Bestandteilen ermittelt<br />
und in Abbildung 6-8 graphisch aufbereitet. Die Werte beziehen sich<br />
jeweils auf einen Kubikmeter Faulgas.<br />
24,0<br />
Linie 1 Linie 2<br />
23,2<br />
Heizwert pro m³ Faulgas [MJ/Nm³<br />
23,0<br />
22,0<br />
21,0<br />
20,0<br />
19,0<br />
19,3<br />
22,4<br />
21,8<br />
22,2<br />
22,6<br />
18,0<br />
17,0<br />
Phase 1 Phase 2 Phase 3<br />
Abbildung 6-8: Mittlere Heizwerte des Faulgases über den Versuchszeitraum<br />
Der Heizwert war in der Vergleichslinie jeweils am geringsten. Dies kann analog<br />
zum höheren Methananteil im Gas der <strong>Co</strong>-Vergärung erklärt werden. Die relativ<br />
große Schwankungsbreite im Heizwert des Gases der Linie 1, wird insgesamt<br />
auf jahreszeitlich bedingt Veränderungen in der Zusammensetzung des<br />
Rohschlamms zurückzuführen.<br />
6.3 Entwässerungseigenschaften<br />
Filterwiderstand<br />
Abbildung 6-9 verdeutlicht die in den Untersuchungen ermittelten Filterwiderstände.<br />
In beiden Phasen zeigen die Kurven aus der Referenzlinie und <strong>Co</strong>-<br />
Vergärung tendenziell den gleichen ansteigenden Verlauf und weisen auf eine<br />
allgemeine Veränderung des Schlammes über die Zeit hin. Dies ist aber saisonbedingt<br />
zu werten, da die Entwässerbarkeit des Faulschlamms in den Wintermonaten<br />
in der Regel abnimmt.
Abschnitt II - 84 -<br />
Linie 1 Linie 2<br />
450<br />
400<br />
Phase 1 Phase 2 Phase 3<br />
350<br />
Filterwiderstand [r 1012/cm2]<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
0 25 50 75 100 125 150 175 200 225<br />
Versuchszeitraum [d]<br />
Abbildung 6-9: Filterwiderstand der Linien 1 und 2<br />
Je niedriger der Filterwiderstand liegt, desto besser ist die Entwässerbarkeit<br />
des Schlammes. Dies gilt aber nur für die Betrachtung eines einzelnen<br />
Schlammes über einen bestimmten Zeitraum hinweg. Der Vergleich verschiedener<br />
Schlämme über den Filterwiderstand ist nicht immer aussagekräftig.<br />
Aus den Ergebnissen der Untersuchungen des spezifischen Filtrationswiderstandes<br />
in Abbildung 6-9 geht hervor, dass der Filterwiderstand des Schlammes<br />
aus der <strong>Co</strong>-Vergärung in der Phase 1 nur leicht über dem der Klärschlammfaulung<br />
lag. Diese Tendenz wurde auch in Phase 2 nachgewiesen, in<br />
der beide Faulbehälter nur mit Rohschlamm beschickt wurden. In der letzten<br />
Phase dagegen fiel der Filtrationswiderstand aus der <strong>Co</strong>-Vergärung deutlich<br />
unter den der Klärschlammfaulung.<br />
Ergebnisse der Entwässerungsversuche<br />
Bei den Versuchen ergab sich bei gleicher Konditionierung und gleich langer<br />
Presszeit (30 Minuten) unter Verwendung der Membranfilterpresse stets ein<br />
feststoffreicherer Filterkuchen.<br />
Abbildung 6-10 beinhaltet das stark zusammengefasste Ergebnis der Entwässerungsserien.<br />
Gegenübergestellt werden die in den Versuchen erreichten<br />
mittleren Endfeststoffgehalte des Filterkuchens.
Abschnitt II - 85 -<br />
25<br />
Linie 1 Linie 2<br />
Phase 1 Phase 3<br />
Feststoffgehalt im Filterkuchen [% TR]<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
13,2<br />
13,7<br />
19,1<br />
17,4<br />
12,2<br />
12,8<br />
16,1<br />
16,0<br />
0<br />
5 g/kg TR 7 g/kg TR 5 g/kg TR 7 g/kg TR<br />
Polymerdosierung<br />
Abbildung 6-10: Mittlere Entwässerbarkeit der Linien 1 und 2<br />
In den einzelnen Phasen handelte es sich jeweils um eine Serie bestehend aus<br />
zwei mal zwei Entwässerungsversuchen. Für die Durchführung der Untersuchungsreihen<br />
wurde die Polymersorte A 7844 der Firma Stockhausen vorgesehen<br />
und in einer Dosierung von 5 und 7 g Wirksubstanz pro kg Schlammtrockenmasse<br />
verwendet.<br />
Insgesamt wurde in beiden Phasen mit der höheren Polymerdosierung von<br />
7 g/ kg TR die besten Entwässerungsergebnisse erzielt. Beim Vergleich von<br />
Klärschlamm und <strong>Co</strong>-Schlamm untereinander fällt auf, dass in allen Fällen der<br />
Klärschlamm ein etwas besseres Entwässerungsergebnis lieferte. In Phase 1<br />
zeigte die mit Flotatschlamm versetzte Linie im Endresultat eine absolute Differenz<br />
von -1,7 %-Punkten zur Klärschlammfaulung, in Phase 3 wurde dagegen<br />
ein gleichwertiger Endfeststoffgehalt erreicht.<br />
In der zweiten Entwässerungsreihe (Phase 3) bleiben aber auch die Endfeststoffgehalte<br />
der Klärschlammfaulung unter den Ergebnissen der Phase 1 zurück.<br />
Dies deutete sich bereits bei der Betrachtung der Filterwiderstände an,<br />
die auf eine Veränderung der Schlämme hinwiesen (siehe auch Abbildung<br />
6-9).<br />
Abschließend wird auch in den großtechnischen Untersuchungen die Entwässerbarkeit<br />
der Schlämme aus der <strong>Co</strong>-Vergärung etwas schlechter beurteilt als<br />
die des reinen Klärschlamms.
Abschnitt II - 86 -<br />
6.4 Rückbelastung<br />
Filtratwasserbelastung<br />
Die Ergebnisse der Filtratwasseruntersuchungen, die parallel zu den Entwässerungsversuchen<br />
durchgeführt wurden, sind in der Abbildung 6-11 und<br />
Abbildung 6-12 ersichtlich. Bei der genauen Betrachtung der Filtratwasserbelastung<br />
wird hierbei insbesondere auf die kläranlagenrelevanten Parameter<br />
CSB, TKN und Pges eingegangen.<br />
1.000<br />
Linie 1 mit 5 g/kg<br />
Linie 1 mit 7 g/kg<br />
Linie 2 mit 5 g/kg<br />
Linie 2 mit 7 g/kg<br />
Konzentration im Filtratwasser Phase 1 [mg/l]<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
836<br />
815<br />
823<br />
791<br />
798<br />
774<br />
754<br />
757<br />
186 189 182 183<br />
103 101<br />
65<br />
21 32 25<br />
5<br />
CSB Ammonium-N org.N TKN Pges<br />
erfasste Parameter<br />
62<br />
Abbildung 6-11: Mittlere Filtratwasserbelastung der Schlämme aus der Phase 1<br />
In beiden Abbildungen wird deutlich, dass zwischen den einzelnen Linien und<br />
den betrachteten Parametern keine signifikanten Unterschiede zu verzeichnen<br />
sind.<br />
In der Regel ergibt sich im Filtratwasser des <strong>Co</strong>-Schlamms ein etwas höherer<br />
CSB. Dies ist darauf zurück zu führen, dass die <strong>Co</strong>-Vergärung mit einer größeren<br />
organischen Fracht beschickt wurde.<br />
Bei den Stickstoffverbindungen im Filtratwasser ist zu erkennen, dass der ü-<br />
berwiegende Teil in Form von Ammonium vorliegt. Ein kleinerer Teil wird von organischen<br />
Stickstoffverbindungen gebildet. Beim Vergleich der TKN-Werte ergeben<br />
sich im Filtratwasser der <strong>Co</strong>-Vergärung etwas niedrigere Werte.<br />
Die leicht erhöhten Stickstoffkonzentrationen (NH4-N) können wie folgt erklärt<br />
werden. in der <strong>Co</strong>-Vergärung findet gegenüber der Klärschlammfaulung ein
Abschnitt II - 87 -<br />
wesentlich höherer Abbau der organischen Feststofffracht statt und hätte<br />
entsprechend zu ebenso hohen Konzentrationen im Schlammwasser geführt.<br />
Da dies nicht eingetreten ist, ergibt sich hier der Hinweis darauf, dass der Stickstoffgehalt<br />
der biogenen Abfälle niedriger ist als der des Klärschlamms.<br />
Bei den Phosphorgehalten im Filtratwasser ergab sich bei der <strong>Co</strong>-Vergärung<br />
ein äquivalenter bzw. ein niedrigerer Wert als bei der Klärschlammfaulung.<br />
1.000<br />
Linie 1 mit 5 g/kg<br />
Linie 1 mit 7 g/kg<br />
Linie 2 mit 5 g/kg<br />
Linie 2 mit 7 g/kg<br />
Konzentration im Filtratwasser Phase 3 [mg/l]<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
791 777 785<br />
743 753 746<br />
757<br />
723<br />
178 194<br />
176 173<br />
68<br />
76 80<br />
61<br />
34 28 24<br />
CSB Ammonium-N org.N TKN Pges<br />
50<br />
erfasste Parameter<br />
Abbildung 6-12: Mittlere Filtratwasserbelastung der Schlämme aus der Phase 3<br />
Frachtenvergleich<br />
Die folgenden Berechnungen zeigen, inwieweit sich die Kläranlagenrückbelastung<br />
durch die <strong>Co</strong>-Vergärung verändert. Der Frachtenvergleich wurde für die<br />
Kläranlage Schermbeck und die Modellkläranlage [MURL, 1999] durchgeführt.<br />
Der Berechnung liegt eine Beschickung bzw. ein Mischungsverhältnis <strong>Co</strong>-<br />
Substrat:Klärschlamm = 1:2 zugrunde.<br />
Es sollte untersucht werden, wie hoch die zusätzliche Rückbelastung in Abhängigkeit<br />
von Menge und Art der zugeführten <strong>Co</strong>-Substrate für die Kläranlage<br />
ist. Als Bezugsgröße dient dabei sehr anschaulich die Zulaufbelastung der<br />
Kläranlage bzw. der Ablauf Vorklärung.
Abschnitt II - 88 -<br />
Tabelle 6-4:<br />
Parameter<br />
Einwohnerspezifische Frachten, 85-Perzentil<br />
(ATV Arbeitsblatt A 131)<br />
Ablauf Vorklärung<br />
(0,5 bis 1,0 h Durchflusszeit bei Qt)<br />
BSB5 [g/E·d] 45<br />
CSB [g/E·d] 90<br />
TS [g/E·d] 35<br />
TKN [g/E·d] 10<br />
P [g/E·d] 1,6<br />
Die Ermittlung der Frachten im Ablauf Vorklärung wurde in Anlehnung an die<br />
derzeit gültige Fassung des ATV-Arbeitsblattes A 131 [ATV, 2000] über die einwohnerspezifischen<br />
Frachten durchgeführt (Tabelle 6-4). Die Werte für die<br />
Kläranlage Schermbeck und die Modellkläranlage ergeben sich entsprechend<br />
und sind in Tabelle 6-5 dargestellt.<br />
Tabelle 6-5:<br />
Zulaufbelastung zur Kläranlage Schermbeck und zur Modellkläranlage<br />
Parameter<br />
Kläranlage Schermbeck<br />
17.000 EW<br />
Modellkläranlage<br />
100.000 EW<br />
Q [m³/d] 2.550 15.000<br />
CSB [kg/d] 2.040,0 12.000,0<br />
TKN [kg/d] 187,0 1.100,0<br />
P [kg/d] 30,6 180,0<br />
Die Bemessungsfrachten ergeben sich als Summe aus den Frachten Ablauf<br />
Vorklärung und Rückbelastung durch Filtratwasser.<br />
In der Abbildung 6-11 und Abbildung 6-12 sind die in den großtechnischen<br />
Versuchen gemessenen Filtratwasserbelastungen dargestellt. Diese Ergebnisse<br />
und die ermittelten Gesamtschlammwassermengen (Kapitel 6.6.1, Tabelle<br />
6-11 f. und Tabelle 6-14 f., Seite 94) bilden die Grundlage der nachfolgenden<br />
Betrachtungen für die Kläranlage Schermbeck. Für die Modellkläranlage wurden<br />
die Werte der Filtratwasseranalyse aus den halbtechnischen Versuchen<br />
entnommen (Kapitel 5.4, Abbildung 5-24, Seite 67) da für die Kläranlage der<br />
Größe 100.000 EW von einem industriell beeinflusstem Abwasser ausgegangen<br />
wird.
Abschnitt II - 89 -<br />
Aus den Schlammwassermengen sowie den Konzentration der gelösten Inhaltsstoffe<br />
konnten die in Tabelle 6-6 und Tabelle 6-7 dargestellten anfallenden<br />
Frachten an CSB, TKN und Pges ermittelt werden. Gleichzeitig erfolgte eine<br />
Gegenüberstellung zur jeweiligen Zulauffracht der Kläranlage.<br />
Das bei der Entwässerung ausgefaulter Klärschlämme abgetrennte und in<br />
den Zulauf der Kläranlage eingeleitete Wasser verursacht Rückbelastungen<br />
zur Kläranlage. Insgesamt betrachtet, beträgt die CSB-Rückbelastung aus<br />
dem Schlammwasser bezogen auf die Zulauffracht der Kläranlage etwa 3 %,<br />
bei der Stickstoffrückbelastung sind es ca. 15 % [SCHMELZ, 2000].<br />
Beide Tabellen (Tabelle 6-6 und Tabelle 6-7) belegen diese Angaben und zeigen,<br />
dass die ermittelten Ergebnisse sogar unter diesen Werten liegen. Die<br />
prozentuale Rückbelastung durch das Filtratwasser bezogen auf den Kläranlagenzulauf<br />
ist jeweils in Klammern zusammengefasst.<br />
Tabelle 6-6:<br />
Schlammwassermengen und Frachten aus der Klärschlammfaulung<br />
und der <strong>Co</strong>-Vergärung im Vergleich zur Zulaufbelastung<br />
der Kläranlage Schermbeck<br />
Zulauffracht<br />
Ohne<br />
<strong>Co</strong>-Vergärung<br />
Mit<br />
<strong>Co</strong>-Vergärung<br />
Klärschlammfaulung<br />
zusätzlich<br />
Flotatschlamm<br />
zusätzlich Fettabscheiderinhalte<br />
Schlammwasser<br />
[l/d]<br />
30.963 34.398 33.510<br />
CSB-Konz. [mg/l] 179,0 183,0 173,0<br />
TKN-Konz.<br />
[mg/l]<br />
Pges-Konz.<br />
[mg/l]<br />
CSB-Fracht<br />
[kg/d]<br />
TKN-Fracht<br />
[kg/d]<br />
Pges-Fracht<br />
[kg/d]<br />
791,0 757,0 757,0<br />
63,0 62,0 50,0<br />
2.040,0 5,5 [0,3 %) 6,3 (0,3 %) 5,8 (0,3 %)<br />
187,0 24,5 (13,1 %) 26,0 (13,9 %) 25,4 (13,6 %)<br />
30,6 1,9 (6,2 %) 2,1 (6,7 %) 1,7 (5,6 %)
Abschnitt II - 90 -<br />
Tabelle 6-7:<br />
Schlammwassermengen und Frachten aus der Klärschlammfaulung<br />
und der <strong>Co</strong>-Vergärung im Vergleich zur Zulaufbelastung<br />
der Modellkläranlage<br />
Zulauffracht<br />
Ohne <strong>Co</strong>-<br />
Vergärung<br />
Mit <strong>Co</strong>-Vergärung<br />
Klärschlammfaulung<br />
zusätzlich<br />
Flotatschlamm<br />
zusätzlich Fettabscheiderinhalte<br />
Schlammwasser<br />
[l/d]<br />
131.891 158.070 151.301<br />
CSB-Konz. [mg/l] 325,0 469,0 464,0<br />
TKN-Konz.<br />
[mg/l]<br />
Pges-Konz.<br />
[mg/l]<br />
CSB-Fracht<br />
[kg/d]<br />
TKN-Fracht<br />
[kg/d]<br />
Pges-Fracht<br />
[kg/d]<br />
717,0 729,0 689,0<br />
17,00 16,0 22,0<br />
12.000,0 42,9 (0,4 %) 74,1 (0,6 %) 70,2 (0,6 %)<br />
1.100,0 94,6 (8,6 %) 115,2 (10,5 %) 104,3 (9,5 %)<br />
180,0 2,2 (1,2 %) 2,5 (1,4 %) 3,3 (1,8 %)<br />
Durch die Zugabe von <strong>Co</strong>-Substraten tritt im Vergleich zur reinen Klärschlammfaulung<br />
keine wesentliche Erhöhung der Kläranlagenrückbelastung<br />
auf. Die Steigerungen liegen immer im Bereich < 2 %-Punkte.<br />
Für die Kläranlage Schermbeck liegt die größte Steigerung bei der <strong>Co</strong>-<br />
Vergärung von Flotatschlämmen. Die Rückbelastung erhöht sich bezogen auf<br />
die Zulauffracht beim Parameter TKN von 13,1 % (reine Klärschlammfaulung)<br />
auf 13,9 % (<strong>Co</strong>-Vergärung).<br />
Auch bei der Modellkläranlage ist für die Größe TKN bei der zusätzlichen Vergärung<br />
von Flotatschlamm ebenfalls die höchste Steigerung zu verzeichnen.<br />
Die Rückbelastung bezogen auf die Zulauffracht steigt in diesem Fall im Vergleich<br />
zur konventionellen Klärschlammfaulung von 8,6 % auf 10, 5%.<br />
Ob diese leicht erhöhten Rückbelastungen von der jeweiligen Kläranlage<br />
aufgenommen werden können, ist im Einzelfall gegebenenfalls durch eine<br />
Nachbemessung nach den Vorgaben des LUA-NRW Merkblattes Nr. 13 „Bemessung<br />
kommunaler Kläranlagen – Hinweise für die Bemessung von Belebungsanlagen<br />
mit dem Programm ARA-BER (Version 4.0)“ zu prüfen
Abschnitt II - 91 -<br />
6.5 Produktqualität Endprodukt<br />
Schadstoffgehalte nach Klärschlammverordnung<br />
Die Ergebnisse der Untersuchungen hinsichtlich Schwermetallgehalte sowie<br />
AOX lagen innerhalb der Grenzwerte der Klärschlammverordnung. In der<br />
Tabelle 6-8 sind die Analyseergebnisse festgehalten.<br />
Tabelle 6-8:<br />
Schadstoffgehalte der ausgefaulten Schlämme und ihre<br />
Grenzwerte<br />
Referenz <strong>Co</strong>-Vergärung Grenzwerte<br />
Parameter Linie 1<br />
[mg/kg TR]<br />
Linie 2<br />
[mg/kg TR]<br />
AbfKlärV<br />
[mg/kg TR]<br />
AOX 289 338 500<br />
EOX 3 7<br />
Chrom 32 44 900<br />
Nickel 26 29 200<br />
Kupfer 460 420 800<br />
Zink 900 910 2000/2500*<br />
Cadmium < 0,1 < 0,1 5/10*<br />
Quecksilber 1,4 1,3 8<br />
Blei 48 47 900<br />
* Grenzwert abhängig von Art und pH-Wert des Bodens, auf den die Aufbringung geplant ist<br />
Beim Vergleich der Werte wird deutlich, dass die untersuchten Schlämme bezüglich<br />
ihrer Qualität keine gravierenden Unterschiede aufwiesen. Teilweise<br />
sind die Werte aus der Referenzlinie sogar ein etwas höher als die in der <strong>Co</strong>-<br />
Vergärung.<br />
Beim Parameter Chrom ergaben sich die deutlichsten Unterschiede zwischen<br />
den Schlämmen. Erklärt werden kann dieser Effekt durch den relativ niedrigen<br />
Chromgehalt von im Mittel 29,0 bzw. 16 mg/kg TR im Rohschlamm und dem<br />
vergleichsweise hohen Chromgehalt von ca. 45,0 mg/kg TR im <strong>Co</strong>-Substrat.<br />
Durch den höheren Abbaugrad der organischen Substanz des biogenen Abfalls<br />
findet eine stärkere Aufkonzentration des Chrom statt und erreicht<br />
schließlich sogar höhere Werte als im ausgefaulten Klärschlamm. Da die<br />
Chromgehalte in allen Proben jedoch deutlich unterhalb des Grenzwerts der<br />
Klärschlammverordnung liegen, ist diese Erhöhung für die Produktverwertung<br />
und damit für die Qualitätsbeurteilung unrelevant.
Abschnitt II - 92 -<br />
Da das Endprodukt aus der <strong>Co</strong>-Vergärung die Schadstoffgrenzwerte nach<br />
Klärschlammverordnung [ABFKLÄRV, 1992] deutlich unterschreitet, ist eine Anwendung<br />
dieses Klärschlammproduktes in der Landwirtschaft realisierbar.<br />
Nährstoffgehalte<br />
Für eine landwirtschaftliche Verwertung des ausgefaulten Schlammes aus der<br />
<strong>Co</strong>-Vergärung sind im Rahmen der Klärschlammverwertung bestimmte Anforderungen<br />
an den Gehalt an Pflanzennährstoffen zu erfüllen. Dazu wurde<br />
der Gehalt der wichtigsten Pflanzennährstoffe Stickstoff, Phosphat und Kalium<br />
bewertet.<br />
Tabelle 6-9:<br />
Nährstoffgehalte der ausgefaulten Schlämme und ihre<br />
Grenzwerte<br />
Referenz<br />
Parameter Linie 1<br />
[% TR]<br />
<strong>Co</strong>-Vergärung<br />
Linie 2<br />
[% TR]<br />
Stickstoff ges 10,5 9,94<br />
Phosphor ges 10,3 9,17<br />
Kalium 1,32 1,19<br />
Werden die Aussagen zur Veränderung des Nährstoffangebots im ausgefaulten<br />
Schlamm durch Zugabe von <strong>Co</strong>-Substraten genauer betrachtet (siehe<br />
Tabelle 6-9), wird deutlich, dass bei den untersuchten Parametern die Werte<br />
aus der <strong>Co</strong>-Vergärung hinter dem reinen Klärschlamm zurück bleiben.<br />
Der in der Landwirtschaft aufgebrachte Klärschlamm deckt nicht den Stickstoffbedarf<br />
des Bodens bzw. der Pflanzen. Damit wäre eine Erhöhung der<br />
Stickstoffgehalte im Schlamm der <strong>Co</strong>-Vergärung positiv zu werten. Der ermittelte<br />
verringerte Stickstoffgehalt steht dieser Tendenz jedoch nicht entgegen.<br />
Der gesamte pflanzliche Phosphorentzug kann durch die Klärschlammaufbringung<br />
gedeckt werden. D.h. Klärschlämme mit einem niedrigeren Phosphatgehalt<br />
dürfen in vollständig auf die Flächen aufgebracht werden und<br />
bedingen somit die Entsorgung einer größere Schlammmenge. Vor diesem<br />
Hintergrund ergibt sich bezüglich einer landwirtschaftlichen Verwertung auch<br />
hier ein Vorteil für den Schlamm aus der <strong>Co</strong>-Vergärung. Der Phosphatgehalt<br />
des <strong>Co</strong>-Schlamms war niedriger als der des ausgefaulten Klärschlamms. Zudem<br />
bedeutet die <strong>Co</strong>-Vergärung eine höhere Menge an Faulschlamm.
Abschnitt II - 93 -<br />
Beim Parameter Kalium verhält es sich wie folgt. Kalium ist im herkömmlichen<br />
Klärschlamm nur in sehr geringen Mengen enthalten und muss von den<br />
Landwirten durch zusätzliche Düngung mit Mineraldüngern ergänzt werden.<br />
Ein höherer Kaliumgehalt im Schlamm würde daher die Kosten für zusätzliche<br />
Mineraldünger senken. Doch in diesem Fall wiesen die Schlämme aus der <strong>Co</strong>-<br />
Vergärung keine signifikanten Veränderungen zur Vergleichslinie auf.<br />
6.6 Bilanzen<br />
Zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit der <strong>Co</strong>-Vergärung wurden Stoffstromund<br />
Energiebilanzen ermittelt.<br />
Die Erstellung von Schlammbilanzen ist unerlässlich, da somit Aussagen über<br />
die evtl. zusätzlich anfallenden Schlammengen getroffen werden können. Des<br />
Weiteren sind diese Angaben für die Wirtschaftlichkeitsberechnung unverzichtbar.<br />
Energiebilanzen zeigen, wie hoch die zusätzlich erzeugte Energie ist, und wie<br />
weit die Eigenenergieerzeugung der Kläranlage durch die <strong>Co</strong>-Vergärung gesteigert<br />
werden kann.<br />
6.6.1 Schlammbilanzen<br />
Die nachfolgend aufgeführten Klärschlammbilanzen für die Kläranlage<br />
Schermbeck und die Modellkläranlage stellen dar, wie sich die Feststoff- und<br />
die Schlammwasseranteile im Verlauf der Schlammbehandlung verändern.<br />
Zum einen wird die konventionelle Klärschlammfaulung mit anschließender<br />
Entwässerung betrachtet. Zum anderen werden dem Klärschlamm biogene<br />
Abfälle zugegeben, wobei jeweils das gleiche TR-Mischungsverhältnis wie in<br />
den großtechnischen Versuchen in Schermbeck (<strong>Co</strong>:KS = 1:2) angewendet<br />
wurde. In den Schlammbilanzen erfolgte nur eine Berücksichtigung der<br />
Schlämme bzw. Substrate, der bei der Konditionierung zugeführte Wasseranteil<br />
wurde nicht beachtet.
Abschnitt II - 94 -<br />
Schlammbilanzen Kläranlage Schermbeck<br />
Die für die Berechnungen weiterhin notwendigen Ausgangsgrößen bzw.<br />
Randparameter sind in Tabelle 6-10 enthalten. Angenommen wurde weiterhin,<br />
dass die Schlämme nach der Faulung auf etwa 30 % TR entwässert werden.<br />
Tabelle 6-10:<br />
Randbedingungen zu Ermittlung der Schlammbilanzen für<br />
die Kläranlage Schermbeck<br />
Klärschlamm Flotatschlamm Fettabscheider<br />
Mengen [m³] 33,8 4,2 3,3<br />
TR [%] 3,3 13,2 16,8<br />
GV [%l] 68,3 96,9 95,3<br />
oTR-Abbaugrad [%] 50,0 84,0 87,0<br />
Die abschließende Bilanzierung der Schlämme ist in der Tabelle 6-11 und<br />
Tabelle 6-12 dargestellt. Zunächst wurden der Klärschlamm und das jeweilige<br />
<strong>Co</strong>-Substrat sowie deren Verhalten im Faulbehälter einzeln betrachtet. In der<br />
letzten Spalte der Tabellen wurden die Berechnungen für die Mischung aus<br />
dem biogenen Abfall und dem Klärschlamm vorgenommen.<br />
Tabelle 6-11:<br />
Schlammbilanz für die Kläranlage Schermbeck bei Mitbehandlung<br />
von Flotatschlämmen<br />
(Tageswerte in [l] bzw. [kg])<br />
Klärschlamm Flotatschlamm Gesamt<br />
Wasser mTR oTR Wasser mTR oTR Wasser mTR oTR<br />
Mengen 33.800 4.238 38.038<br />
Zulauf Faulung 32.681 354 764 3.678 17 542 36.360 372 1.307<br />
Ablauf Faulung 32.681 354 382 3.678 17 87 36.360 372 469<br />
Austrag Entwässerung<br />
feucht<br />
1.719 737 243 104 1.962 841<br />
Schlammwasser 30.963 3.436 34.398<br />
Bemerkungen:<br />
Wasser – Wasseranteile des Klärschlammes bzw. Substrates<br />
mTR – mineralischer Anteil des TR<br />
oTR – organischer Anteil des TR
Abschnitt II - 95 -<br />
Tabelle 6-12:<br />
Schlammbilanzen für die Kläranlage Schermbeck bei Mitbehandlung<br />
von Fettabscheiderinhalten<br />
(Tageswerte in [l] bzw. [kg])<br />
Klärschlamm Fettabscheider Gesamt<br />
Wasser mTR oTR Wasser mTR oTR Wasser mTR oTR<br />
Mengen 33.800 3.330 37.130<br />
Zulauf Faulung 32.681 354 764 2.770 26 533 35.452 381 1.298<br />
Ablauf Faulung 32.681 354 382 2.770 26 69 35.452 381 452<br />
Austrag Entwässerung<br />
feucht<br />
1.719 737 223 96 1.942 832<br />
Schlammwasser 30.963 2.547 33.510<br />
Bemerkungen:<br />
Wasser – Wasseranteile des Klärschlammes bzw. Substrates<br />
mTR – mineralischer Anteil des TR<br />
oTR – organischer Anteil des TR<br />
Die Schlammbilanz zeigt sehr deutlich, dass bei einer Realisierung der <strong>Co</strong>-<br />
Vergärung nicht nur auf die größere Gasmenge geachtet werden darf. Durch<br />
die Mitbehandlung der biogenen Abfälle wird sich die zu entsorgende<br />
Schlammenge vergrößern und entsprechend höhere Entsorgungskosten verursachen.<br />
So ergab sich für die Kläranlage Schermbeck bei der Mitbehandlung<br />
der Flotatschlämme insgesamt eine Erhöhung der Gesamtschlammmenge<br />
von ca. 14%, bei den Fettabscheiderinhalten fällt die Steigerung etwas<br />
geringer aus. In diesem Fall sind es 13%.<br />
Auch zur Behandlung der erhöhten Schlammwassermenge in der Kläranlage<br />
werden entsprechende Mehrkosten anfallen, die zu berücksichtigen sind.<br />
Für die <strong>Co</strong>-Vergärung von Flotatschlämmen ergab sich ein Schlammwassermehranfall<br />
von 3,4 m³/d. Bei der Mitbehandlung von Fettabscheiderinhalten<br />
wurde diese Menge auf 2,5 m³/d beziffert. Diese Erhöhungen liegen bezogen<br />
auf die Klärschlammwassermenge bei 11 bzw. 8 %.<br />
Schlammbilanzen Modellkläranlage<br />
Die für die Berechnungen benötigten Grunddaten wie TR der Substrate, Abbaubarkeit<br />
usw. sind zum einen den Untersuchungsergebnissen der großtechnischen<br />
Versuche entnommen. Zum anderen stammen die Angaben für die<br />
Modellkläranlage dem „Handbuch – Energie in Kläranlagen“ [MURL, 1999].<br />
Zusammengefasst stehen die Daten in Tabelle 6-13.
Abschnitt II - 96 -<br />
Tabelle 6-13:<br />
Randbedingungen zu Ermittlung der Schlammbilanzen für<br />
die Modellkläranlage<br />
Klärschlamm Flotatschlamm Fettabscheider<br />
Mengen [m³] 155,0 32,3 25,4<br />
TR [%] 5,5 13,2 16,8<br />
GV [%l] 65,6 96,9 95,3<br />
oTR-Abbaugrad [%] 40,7 84,0 87,0<br />
Die Betrachtung der Schlammbilanzen für die Modellkläranlage (Tabelle 6-14<br />
und Tabelle 6-15) ergibt, dass sich auch in diesen Fällen bei Anwendung der<br />
<strong>Co</strong>-Vergärung die zu entsorgende Schlammenge und –wassermenge vergrößern<br />
und höhere Entsorgungskosten verursachen. Die Größenordnungen liegen<br />
bei den Schlammmengen zwischen 12 und 13 %. Auch zur Behandlung<br />
der erhöhten Filtratwassermenge in der Kläranlage werden entsprechende<br />
Mehrkosten anfallen, die zu berücksichtigen sind. Bei der Mitbehandlung der<br />
Flotatschlämme steigt die Wassermenge um ca. 20 %, bei den Fettabscheiderinhalten<br />
entspricht die Erhöhung etwa 15 %.<br />
Tabelle 6-14:<br />
Schlammbilanzen für die Modellkläranlage<br />
(Tageswerte in [l] bzw. [kg])<br />
Klärschlamm Flotatschlamm Gesamt<br />
Wasser mTR oTR Wasser mTR oTR Wasser mTR oTR<br />
Mengen 155.000 32.292 187.292<br />
Zulauf Faulung 146.475 2.936 5.589 28.029 132 4.130 174.504 3.068 9.719<br />
Ablauf Faulung 146.475 2.936 3.314 28.029 132 661 174.504 3.068 3.975<br />
Austrag Presse feucht 14.584 6.250 1.850 793 16.434 7.043<br />
Schlammwasser 131.891 26.179 158.070<br />
Bemerkungen:<br />
Wasser – Wasseranteile des Klärschlammes bzw. Substrates<br />
mTR – mineralischer Anteil des TR<br />
oTR – organischer Anteil des TR
Abschnitt II - 97 -<br />
Tabelle 6-15:<br />
Schlammbilanzen für die Modellkläranlage<br />
(Tageswerte in [l] bzw. [kg])<br />
Klärschlamm Fettabscheider Gesamt<br />
Wasser mTR oTR Wasser mTR oTR Wasser mTR oTR<br />
Mengen 155.000 25.372 180.372<br />
Zulauf Faulung 146.475 2.936 5.589 21.110 200 4.062 167.585 3.136 9.651<br />
Ablauf Faulung 146.475 2.936 3.314 21.110 200 528 167.585 3.136 3.842<br />
Austrag Presse feucht 14.584 6.250 1.700 728 16.284 6.979<br />
Schlammwasser 131.891 19.410 151.301<br />
Bemerkungen:<br />
Wasser – Wasseranteile des Klärschlammes bzw. Substrates<br />
mTR – mineralischer Anteil des TR<br />
oTR – organischer Anteil des TR<br />
6.6.2 Energiebilanz<br />
In den nachfolgenden Ausführungen wurde die Energiebetrachtung für die<br />
Kläranlage Schermbeck vorgenommen. Grundlage der Darstellungen bilden<br />
die in den großtechnischen Versuchen aufgenommen Ergebnisse.<br />
Die Energiebilanzen zeigen, wie hoch die zusätzlich erzeugte Energie ist und<br />
geben einen Einblick, wie die Eigenenergieerzeugung der Kläranlage durch<br />
die <strong>Co</strong>-Vergärung gesteigert werden kann.<br />
Die während der Versuche erzeugten Gasvolumenströme wurden vollständig<br />
dem BHKW zugeführt und verstromt. Eine Zusammenstellung der Daten des<br />
BHKW der Kläranlage Schermbeck findet sich in Tabelle 6-16.<br />
Tabelle 6-16:<br />
Eingangsdaten des Blockheizkraftwerkes (Herstellerangaben,<br />
aus Winter, 2003)<br />
Verbrennungsenergie des zugeführten Gases bei Volllast<br />
Gesamte genutzte Energie<br />
Mechanische Nutzenergie<br />
170 kW<br />
155 kW<br />
55 kW<br />
Gesamtwirkungsgrad 91 %<br />
Mechanischer Wirkungsgrad 32 %<br />
Verluste Generator 3 %<br />
Heizwert von Methan 10,52<br />
Mittlerer Methangehalt 65 %
Abschnitt II - 98 -<br />
Abbildung 6-13 zeigt die Kurve der täglichen Energieproduktion im Versuchszeitraum.<br />
Die Zugabe der biogenen Abfälle in Phase 1 und 3 zum Faulbehälter<br />
führte insgesamt zu höheren Biogasvolumina und somit zu einem Anstieg der<br />
erzeugten Strom- und Wärmemengen.<br />
1400<br />
1200<br />
Phase 1 Phase 2 Phase 3<br />
Energieproduktion [kWh/d]<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
0 25 50 75 100 125 150 175 200 225<br />
Versuchszeitraum [d]<br />
Abbildung 6-13: Energieproduktion (elektrisch)<br />
Obwohl in den großtechnischen Versuchen jeweils nur ein Faulbehälter mit<br />
<strong>Co</strong>-Substrat im TR-Mischungsverhältnis <strong>Co</strong>:KS von 1:2 beschickt wurde, konnte<br />
das energetische Potential und der hohen Energiegehalt der <strong>Co</strong>-Substrate<br />
bzw. der <strong>Co</strong>-Vergärung verdeutlicht werden.<br />
Der Vergleich ergab, dass in der Phase 1 im Mittel 914 kWh/d erzeugt wurden.<br />
In Phase 2 (keine <strong>Co</strong>-Substratzugabe) waren es dagegen nur 902 kWh/d. Die<br />
Endphase wies dagegen bei Zugabe der Fettabscheiderinhalte sogar<br />
1052 kWh/d auf.<br />
Bei einem großtechnischen Dauerbetrieb würden beide Faulbehälter der<br />
Kläranlage mit <strong>Co</strong>-Substrat befrachten werden, d.h. insgesamt steigt damit<br />
die <strong>Co</strong>-Substratzugabemenge. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen,<br />
dass noch eine Verbesserung der Energiebilanz erwartet werden kann<br />
und das Ergebnis somit noch positiver ausfallen würde.<br />
In den Faulbehälter 2 wurden in Phase 3 etwa 100 kg oTR/d zusätzlich abgebaut.<br />
Besteht 1 kg oTR ausschließlich aus Fetten ist nach ROEDIGER [1990] ein<br />
CSB/oTR-Verhältnis von ca. 2,5 zu erwarten (bei Kohlenhydraten etwa 1,4).<br />
Geht man von den Flotatschlämmen davon aus, dass sie zur Hälfte jeweils aus
Abschnitt II - 99 -<br />
Fetten und Kohlenhydraten bestehen, ist hier ein Wert von ca. von 1,8 für das<br />
CSB/oTR-Verhältnis anzusetzen. Aufgrund stöchiometrischer Beziehungen führen<br />
1 kg eleminierter CSB zu einer Methangasmenge von 0,35 m³. Somit kann<br />
bei einem Heizwert von ca. 10 kg/m³ Methan und einem elektrischen Wirkungsgrad<br />
des BHKW von 32% von folgenden zusätzlichen elektrischen Energieproduktionen<br />
ausgegangen werden:<br />
100 kg oTRabg/d · 1,8 CSB/kg oTR · 0,35 m³ ·10 kg/m³· 0,32 = 202 kWh/d.<br />
Die vorliegenden Betrachtungen zur Energiebilanz weisen darauf hin, dass die<br />
<strong>Co</strong>-Vergärung unter ökologischen Gesichtspunkten ein zukunftsweisendes<br />
Verfahren darstellt. Die <strong>Co</strong>-Vergärung liefert eine Substitutionsmöglichkeit für<br />
fossile Energiequellen und verringert somit die CO2-Emissionen in die Atmosphäre.<br />
6.7 Fazit<br />
Im Anschluss sind die Ergebnisse der großtechnischen Versuche für die verwendeten<br />
<strong>Co</strong>-Substrate Fettabscheiderrückstände und Flotatschlamm zusammengefasst.<br />
Zur besseren Übersicht werden die Versuchsergebnisse, wie bereits in den<br />
halbtechnischen Versuchen erfolgt, über eine Rangfolge (sehr gute, gute und<br />
mittlere Eignung) beurteilt. Die hierzu betrachteten Parameter sind in der<br />
Tabelle 6-17 dargestellt.<br />
Grundsätzlich bestätigten sich die Ergebnisse aus den halbtechnischen Untersuchungen.<br />
Beide Substrate Flotatschlamm und Fettabscheiderinhalte sehr<br />
gut zur Anwendung in der <strong>Co</strong>-Vergärung im großtechnischen Maßstab geeignet.
Abschnitt II - 100 -<br />
Tabelle 6-17:<br />
Versuchsergebnisse der einzelnen Substrate und ihre Priorität<br />
Priorität Bereich Parameter Flotatschlamm Fettabscheider<br />
hoch Ausgangssubstanzen<br />
Aufbereitungsbedarf *** ***<br />
niedrig Schadstoffgehalte ** ***<br />
niedrig<br />
pH-Werte ** **<br />
mittel<br />
mittel<br />
Anaerobes<br />
Abbauverhalten<br />
Abbaugrade<br />
Gesamt<br />
Abbaugrade<br />
<strong>Co</strong>-Substrat<br />
*** ***<br />
*** ***<br />
niedrig organische Säuren *** ***<br />
hoch Faulgasproduktion ** ***<br />
hoch Gaszusammensetzung *** ***<br />
niedrig H2S im Faulgas ** **<br />
hoch<br />
Heizwerte<br />
[MJ/Nm 3 ]<br />
*** ***<br />
niedrig Entwässerungseigenschaften<br />
Filterwiderstand ** **<br />
hoch<br />
Entwässerbarkeit ** **<br />
hoch Rückbelastung Kläranlagenrückbelastung *** ***<br />
niedrig Endprodukt Schadstoffgehalte ** **<br />
niedrig<br />
Nährstoffgehalte ** **<br />
Σ hohe Priorität 7 9<br />
Σ mittlere Priorität 8 6<br />
Σ niedrige Priorität - -<br />
*** sehr gute Eignung ** gute Eignung * mittlere Eignung<br />
7 Gegenüberstellung halbtechnische und großtechnische Versuchsergebnisse<br />
Der anaerobe Abbau organischer Stoffe bis zum Biogas (CH4, CO2) verläuft in<br />
vier aufeinander folgenden Schritten unter Beteiligung verschiedener Bakteriengruppen<br />
(siehe auch Kapitel 2.2, Seite 4). Die gemeinsame Vergärung von<br />
biogenen Abfällen und Klärschlamm führt insgesamt zu einer deutlichen Steigerung<br />
der Biogasproduktion. Vor diesem Hintergrund wird noch einmal verdeutlicht,<br />
dass der organische Abbaugrad eng mit der produzierten Faulgas<br />
menge verknüpft ist.<br />
Die nachfolgenden Ausführungen stellen die Ergebnisse der abgebauten organische<br />
Masse und der Faulgasproduktion sowohl aus den halb- als auch
Abschnitt II - 101 -<br />
den großtechnischen Versuchen gegenüber und unterziehen diese einer genaueren<br />
vergleichenden Betrachtung.<br />
Tabelle 7-1:<br />
Gegenüberstellung abgebaute organische Masse und Faulgasproduktion<br />
in den halbtechnischen Versuchen (Mittelwerte)<br />
Versuchsphase<br />
Phase 1<br />
<strong>Co</strong>:KS=1:5<br />
Phase 2<br />
<strong>Co</strong>:KS=1:2<br />
Phase 3<br />
<strong>Co</strong>:KS=1:1<br />
Linie L1 L3 L4 L1 L3 L4 L1 L3 L4<br />
oTR-Fracht zu<br />
[kg oTR/d]<br />
oTR-Fracht ab<br />
[kg oTR/d]<br />
oTR-Fracht abg<br />
[kg oTR/d]<br />
Differenz zu L1<br />
[%]<br />
1,48 0,74 1,91 1,45 1,02 2,13 1,45 1,66 2,59<br />
0,88 0,44 0,93 0,86 0,43 0,96 0,88 0,56 0,91<br />
0,6 0,3 0,98 0,59 0,59 1,18 0,57 1,09 1,68<br />
-50 +63 ±0 +99 +91 +194<br />
Versuchsphase<br />
Phase 1<br />
<strong>Co</strong>:KS=1:5<br />
Phase 2<br />
<strong>Co</strong>:KS=1:2<br />
Phase 3<br />
<strong>Co</strong>:KS=1:1<br />
Linie L1 L3 L4 L1 L3 L4 L1 L3 L4<br />
Gasanfall<br />
[m³/d]<br />
Differenz zu L1<br />
[%]<br />
501 337 983 508 515 1318 555 1016 1891<br />
-33 +96 +1 +160 +83 +241<br />
L 1 = Klärschlammfaulung<br />
L 2 = <strong>Co</strong>-Vergärung mit Speiseresten<br />
L 3 = <strong>Co</strong>-Vergärung mit Fettabscheiderinhalten<br />
L 4 = <strong>Co</strong>-Vergärung mit Flotatschlamm<br />
In Tabelle 7-1 wurden für die halbtechnischen Versuchsphasen 1 bis 3 die zugeführten,<br />
abfließenden und abgebauten oTR-Frachten dargestellt. Im Vergleich<br />
zur Referenzlinie (Linie 1) wurde abschließend die prozentuale Differenz<br />
im Abbau der organischen Masse jeweils für die <strong>Co</strong>-Vergärung (Linien 2 bis 3)<br />
errechnet. Im zweiten Teil der Tabelle wurde parallel dazu die Steigerung der<br />
Biogasausbeute angegeben. Die Ergebnisse zeigen, dass bei einem höheren<br />
Abbau auch eine Erhöhung der Gasmenge nachgewiesen werden konnte.<br />
Beide Parameter wiesen im Vergleich eine übereinstimmende Tendenz auf.<br />
Da bei den halbtechnischen Untersuchungen aufgrund der Versuchsführung<br />
eine sehr genaue und fehlerfreie Bilanzierung möglich war, kann bei den vor-
Abschnitt II - 102 -<br />
liegenden Unterschieden von den üblichen Abweichungen in der Schlammanalyse<br />
ausgegangen werden.<br />
In der Gegenüberstellung muss dagegen in den großtechnischen Versuchen<br />
von einem Fehler in der Aufnahme bzw. Erzeugung der Versuchsergebnisse<br />
ausgegangen werden, so dass die Bilanz (Tabelle 7-2) für beide betrachteten<br />
Parameter (Abbaugrad, Gasproduktion) relativ große Ungenauigkeiten aufweist.<br />
Tabelle 7-2:<br />
Gegenüberstellung abgebaute organische Masse und Faulgasproduktion<br />
in den großtechnischen Versuchen (Mittelwerte)<br />
Versuchsphase<br />
Phase 1<br />
dosiertes <strong>Co</strong>-Substrat<br />
Flotatschlamm<br />
Phase 2 Phase 3<br />
dosiertes <strong>Co</strong>-Substrat<br />
Fettabscheider<br />
Linie Linie 1 Linie 2 Linie 1 Linie 2 Linie 1 Linie 2<br />
oTR-Fracht zu<br />
[kg oTR/d]<br />
oTR-Fracht ab<br />
[kg oTR/d]<br />
oTR-Fracht abg<br />
[kg oTR/d]<br />
Differenz zu L1<br />
[%]<br />
435 625 432 432 357 606<br />
202 223 233 226 164 193<br />
258 406 176 187 184 405<br />
+ 57 + 6 + 120<br />
Versuchsphase<br />
Phase 1<br />
dosiertes <strong>Co</strong>-Substrat<br />
Flotatschlamm<br />
Phase 2 Phase 3<br />
dosiertes <strong>Co</strong>-Substrat<br />
Fettabscheider<br />
Linie Linie 1 Linie 2 Linie 1 Linie 2 Linie 1 Linie 2<br />
Gasanfall<br />
[m³/d]<br />
Differenz zu L1<br />
[%]<br />
241,8 317,7 273,0 212,3 241,6 337,4<br />
+ 31 - 22 + 40<br />
Zum einen muss ein Fehler in der Gasmengenmessung angenommen werden<br />
(siehe auch Kapitel 6.2.3, Seite 79), zum anderen wird in der Erfassung der Trockenmasse<br />
(TR) der einzelnen Schlammströme eine weitere Fehlerquelle deutlich.<br />
Die täglichen Stichproben zur Bestimmung der Feststofffracht von Überschussschlamm<br />
und Primärschlamm ließen abschließend keine repräsentative<br />
Aussage zu und erwiesen sich für eine Bilanzierung als ungenau.
Abschnitt II - 103 -<br />
In den großtechnischen Untersuchungen stimmt zwar die Tendenz (Tabelle<br />
7-2), d.h. bei höherem oTR-Abbau in der Linie 2 (<strong>Co</strong>-Vergärung) wurde auch<br />
eine höhere Gasproduktion nachgewiesen. Allerdings liegen zwischen diesen<br />
Werten große Differenzen.<br />
Die Ergebnisse der großtechnischen <strong>Co</strong>-Vergärung lassen sich demnach dahingehend<br />
interpretieren, dass die Bandbreiten für die Steigerung im Abbaugrad<br />
und der Mehrgasproduktion für die <strong>Co</strong>-Vergärung in Phase 1 zwischen 30<br />
und 60% und die Phase 2 zwischen 40% und 120% liegen. Als sicher gilt nach<br />
den Versuchen bzw. dem Nachweis im halbtechnischen Maßstab, dass höherer<br />
Abbau der organischen Substanz zu einer deutlichen Steigerung der Biogasmenge<br />
führen.<br />
8 Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />
Die in den Kapiteln 5 (Seite 42 ff.) und 6 (Seite 73 ff.) dokumentierten Ergebnisse<br />
der halb- und großtechnischen Versuche wurden den Betrachtungen zur<br />
Wirtschaftlichkeit der <strong>Co</strong>-Vergärung zugrunde gelegt. Die Darstellungen beziehen<br />
sich auf zwei Varianten:<br />
• Variante 1:<br />
Da die Kläranlage Schermbeck Standort für die technischen Versuche zur<br />
<strong>Co</strong>-Vergärung war, wurde sie als Beispielanlage gewählt.<br />
• Variante 2:<br />
Die Betrachtung der Kostenbilanz wurde für eine Modellkläranlage von<br />
100.000 EW durchgeführt [MURL, 1999]. Die auf der Versuchsanlage realisierten<br />
halbtechnischen Versuche dienen als Grundlage für die hierzu<br />
durchgeführte Wirtschaftlichkeitsanalyse.
Abschnitt II - 104 -<br />
8.1 Ausgangsdaten<br />
In dem Merkblatt zur <strong>Co</strong>-Vergärung wurden die Randparameter und Mindestanforderungen<br />
definiert, die bei Anwendung der <strong>Co</strong>-Vergärung auf einer<br />
Kläranlage zu erfüllen sind [MUNLV, 2001]. Zu den Randparametern zählen:<br />
• maximale Zugabemenge des <strong>Co</strong>-Substrates durch Einhaltung der Raumbelastung<br />
von maximal 3,0 kg oTR/(m·d) und der Faulzeit von 15 bis 20 Tagen<br />
bestimmt<br />
• Kapazität des vorhandenen BHKW reicht aus, um die Verstromung aller anfallenden<br />
Gasmengen zu gewährleisten<br />
• leicht erhöhte Rückbelastung kann von der Kläranlage aufgenommen<br />
werden.<br />
Vor diesem Hintergrund wurde die Zugabe des <strong>Co</strong>-Substrates derart angepasst,<br />
dass oben genannte Bedingungen eingehalten wurden. Als Substrat<br />
wurde fetthaltiger Flotatschlamm gewählt. Die Zugabemenge beträgt für die<br />
Kläranlage Schermbeck 4 m³/d, die Modellkläranlage 32 m³/d. Der mittlere TR<br />
wurde mit 13% und der Glühverlust bei 97 % angesetzt. Eine vorherige Aufbereitung<br />
ist nicht erforderlich. Weitere Randbedingungen der vereinfachten<br />
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung sind ebenfalls in der Tabelle 8-1 beschrieben.
Abschnitt II - 105 -<br />
Tabelle 8-1:<br />
Abschätzung der Energiegehalte<br />
Variante 1<br />
Kläranlage Schermbeck<br />
Variante 2<br />
Modellkläranlage<br />
Klärschlamm<br />
<strong>Co</strong>-Substrat<br />
Flotatschlamm<br />
Klärschlamm<br />
<strong>Co</strong>-Substrat<br />
Flotatschlamm<br />
Rohschlamm<br />
eingedickt<br />
Mengen m³/d 33,80 4,24 155,00 32,29<br />
zugeführte TR-<br />
Fracht<br />
kg TR/a 408.362,00 204.181,00 3.111.625,00 3.111.625,00<br />
Glühverlust % 68,33 96,90 65,56 96,90<br />
zugeführte oTR-<br />
Fracht<br />
kg oTR/a 279.024,81 279.024,81 2.040.042,33 2.039.981,35<br />
Faulschlamm<br />
Mengen m³/d 33,80 4,24 155,00 32,29<br />
oTR-Abbaugrad % 50,00 83,73 40,70 83,73<br />
zu entsorgende<br />
TR-Fracht<br />
kg TR/a 268.849,59 37.985,83 1.901.879,90 289.443,36<br />
Glühverlust % 51,89 16,66 43,66 16,66<br />
zu entsorgende<br />
oTR- Fracht<br />
kg oTR/a 139.512,41 31.656,22 830.297,23 241.213,17<br />
Energieausbeute<br />
Faulgasanfall m³/a 69.350,00 256.702,83 912.500,00 1.876.782,84<br />
mittlerer Methananteil<br />
Heizwert von<br />
Methan<br />
elektrischer<br />
Wirkungsgrad<br />
BHKW<br />
elektrischer<br />
Energiegewinn<br />
% 65,00 65,00 65,00 65,00<br />
kWh/Nm³ 10,52 10,52 10,52 10,52<br />
% 32,00 32,00 33,00 33,00<br />
kWh/a 151.748,90 561.706,86 2.059.092,75 4.235.035,55<br />
8.2 Kostenanteile<br />
In die vereinfachte Wirtschaftlichkeitsbetrachtung wurden nur Betriebskosten<br />
einbezogen. Investitionskosten fanden keine Berücksichtigung. Diesbezüglich<br />
wird vorausgesetzt, dass keine Erweiterungen auf der Kläranlage notwendig<br />
sind und die die bestehende Anlagentechnik der Kläranlage genutzt werden<br />
kann.
Abschnitt II - 106 -<br />
Personal<br />
Die zusätzliche Beschickung Faulbehälter mit <strong>Co</strong>-Substrat stellt einen weiteren<br />
Verfahrensschritt auf einer Kläranlage dar und wird wie alle anderen Vorgänge<br />
auf der Anlage in die SPS - Speicherprogrammierbare Steuerung eingebunden.<br />
Der Bedarf an Personal beschränkt sich daher weitestgehend auf die Verfolgung<br />
und Unterstützung der Anlieferung und Probenahme sowie der in diesem<br />
Zusammenhang stehenden Verwaltungsarbeit (Begleitscheine, Vereinfachter<br />
Entsorgungsnachweis usw.)<br />
Das Betriebspersonal sollte vom Betriebsleiter eingewiesen werden, um die erforderlichen<br />
Qualifikation für den Betrieb der <strong>Co</strong>-Vergärung entsprechend<br />
gewährleisten zu können.<br />
Die notwendigen Änderungen in der Prozessführung im Rahmen bzw. die Einrichtung<br />
der Provisorien kann temporäre Gefahren bewirken. Die Auswirkungen<br />
die durch die <strong>Co</strong>-Vergärung zusätzlich entstehen können, sind deshalb<br />
sorgfältig vom Betriebsleiter und ggf. von der Arbeitssicherheit zu prüfen. Unter<br />
Umständen sind gefahrmindernde Maßnahmen zu ergreifen.<br />
Bei der Kostenrechnung werden zunächst Personalkosten für den Aufwand zur<br />
Annahme des Substrates (Annahme, Probenahme, Schriftverkehr, etc.) mit<br />
0,5 h/d bei 28 €/h berücksichtigt.<br />
Energie<br />
Die Erlöse aus der Stromeinspeisung belaufen sich nach dem Energie-<br />
Einspeisungs-Gesetz (EEG) auf 7,67 €-Cent/kWh. Werden davon die Instandhaltungskosten<br />
für das BHKW von 1,46 €-Cent/kWh abgezogen, verbleiben<br />
6,21 €-Cent/kWh als Gewinn.<br />
Auf der Kläranlage Schermbeck befindet sich ein BHKW mit der elektrischen<br />
Leistung von 55 kW sowie einem Wirkungsgrad von 32 %, welches alle anfallenden<br />
Gasmengen verstromt (siehe auch Kapitel 6.6.2, Tabelle 6-16, Seite 97).<br />
Für die Modellanlage mit 100.000 EW wurde das BHKW mit einer elektrischen<br />
Leistung von 280 kWel und einem elektrischen Wirkungsgrad von 32% ausgelegt.<br />
Der Mehrbedarf an elektrischer Energie für Pumpen, Durchmischung im Faulbehälter<br />
und Faulschlammentwässerung ist gering, da sich das zu be-
Abschnitt II - 107 -<br />
handelnde Volumen nur leicht erhöht. Daher wird der zusätzliche Energiebedarf<br />
vernachlässigt.<br />
Für den Mehraufwand zur Behandlung der gesteigerten Rückbelastung aus<br />
dem Filtratwasser wird ein zusätzlicher elektrischer Energiebedarf von<br />
3 kWh/MgInput angenommen [Schmelz, 2000].<br />
Die Kosten für den Strombezug wurden mit 6,9 €-Cent/kWh angesetzt.<br />
Entsorgung<br />
Die Entsorgungskosten, inklusive Konditionierung, Entwässerung und Transport,<br />
wurden mit 200 €/t TR (regionale landwirtschaftliche Verwertung) und 350<br />
€/t TR (thermische Verwertung) veranschlagt.<br />
Annahme<br />
Der Preis für die Annahme der <strong>Co</strong>-Substrate auf der Kläranlage liegt in der vorliegenden<br />
Betrachtung bei 25 €/m³.<br />
8.3 Gesamtbetrachtung<br />
90.000<br />
75.000<br />
Landwirtschaftliche<br />
Klärschlammverwertung<br />
Thermische<br />
Klärschlammverwertung<br />
Zusätzliche Erlöse und Kosten<br />
bei Anwendung der <strong>Co</strong>-Vergärung [€/a]<br />
60.000<br />
45.000<br />
30.000<br />
15.000<br />
0<br />
-15.000<br />
38.671 38.671<br />
Annahmeerlöse<br />
elektrische Energie<br />
61.995<br />
34.882 34.882<br />
-3.640<br />
-320<br />
-7.597<br />
Personal<br />
Rückbelastung<br />
Entsorgungskosten<br />
-3.640<br />
-320<br />
-13.295<br />
56.297<br />
-30.000<br />
zusätzliche<br />
Erlöse<br />
zusätzliche<br />
Kosten<br />
Gewinn<br />
zusätzliche<br />
Erlöse<br />
zusätzliche<br />
Kosten<br />
Gewinn<br />
Abbildung 8-1: Zusätzliche Betriebskosten am Beispiel der Kläranlage<br />
Schermbeck bei Anwendung der <strong>Co</strong>-Vergärung<br />
Werden die einzelnen zusätzlich mit der <strong>Co</strong>-Vergärung entstehenden Betriebskostenanteile<br />
zusammengefasst, ergibt sich das für die Variante 1 (Kläranlage<br />
Schermbeck) in Abbildung 8-1 aufgezeigte Bild.
Abschnitt II - 108 -<br />
Die Gesamtgewinne bestimmen sich aus den Kosten für das Personal, die<br />
Rückbelastung sowie den Entsorgungskosten für die landwirtschaftliche bzw.<br />
thermische Verwertung abzüglich der Erträge der Stromproduktion sowie <strong>Co</strong>-<br />
Substratannahme. Die Grafik zeigt, dass die zusätzlich entstehenden Kosten<br />
für die Entsorgung und Rückbelastung durch den Energiegewinn und durch<br />
die Annahmeerlöse ausgeglichen und deutliche Gewinne erwirtschaftet<br />
werden können.<br />
750.000<br />
600.000<br />
Landwirtschaftliche<br />
Klärschlammverwertung<br />
Thermische<br />
Klärschlammverwertung<br />
Zusätzliche Erlöse und Kosten<br />
bei Anwendung der <strong>Co</strong>-Vergärung [€/a]<br />
450.000<br />
300.000<br />
150.000<br />
0<br />
-150.000<br />
294.661 294.661<br />
Annahmeerlöse<br />
elektrische Energie<br />
493.689<br />
262.996 262.996<br />
-3.640<br />
-2.440<br />
Personal<br />
-57.889 Rückbelastung<br />
Entsorgungskosten<br />
-3.640<br />
-2.440<br />
-101.305<br />
450.272<br />
-300.000<br />
zusätzliche<br />
Erlöse<br />
zusätzliche<br />
Kosten<br />
Gewinn<br />
zusätzliche<br />
Erlöse<br />
zusätzliche<br />
Kosten<br />
Gewinn<br />
Abbildung 8-2: Zusätzliche Betriebskosten am Beispiel einer Modellkläranlage<br />
von 100.000 EW bei Anwendung der <strong>Co</strong>-Vergärung<br />
Eine Darstellung der Betriebskosten für die Modellkläranlage (Variante 2) lässt<br />
auf ein ähnliches Resultat wie für die Kläranlage Schermbeck schließen<br />
(Abbildung 8-2). Unter den getroffenen Annahmen können die zusätzlich erzeugte<br />
Energie und der Annahmerlös für das <strong>Co</strong>-Substrat die entstehenden<br />
Kosten für die <strong>Co</strong>-Vergärung decken und sogar Gewinne erzielen.<br />
9 Zusammenfassung<br />
In einem vom BMBF geförderten, betriebsorientierten Forschungsvorhaben<br />
wurden die Technologien Klärschlammdesintegration und <strong>Co</strong>-Vergärung auf<br />
der Kläranlage Schermbeck des Lippverbandes mit dem Ziel der Betriebskostenreduzierung<br />
untersucht.<br />
Durch die Zugabe von <strong>Co</strong>-Substraten (flüssige bis pastöse biogene Abfälle)<br />
wird die Faulgasproduktion erheblich gesteigert. Der Einsatz bzw. Betrieb eines
Abschnitt II - 109 -<br />
Blockheizkraftwerkes sichert die Verstromung des anfallenden Biogases. Die<br />
<strong>Co</strong>-Vergärung kann durch eingesparte Stromkosten sowie den Erlös für die<br />
Annahme der <strong>Co</strong>-Substrate so zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation<br />
der Kläranlagen beitragen. Die Versuche wurden mit verschiedenen<br />
<strong>Co</strong>-Substraten im halb- und großtechnischen Maßstab durchgeführt und bestätigen<br />
bisherige Ergebnisse aus Literatur und Praxis [Schmelz, 2002].<br />
Die Untersuchungen zur <strong>Co</strong>-Vergärung zeigten, dass die Mitbehandlung biogener<br />
Abfälle bereits heute ohne größeren Aufwand und ohne Nachteile<br />
durchzuführen ist. Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ergibt einen deutlichen<br />
Gewinn, wenn die Investitionskosten auf der Kläranlage gering sind und ausreichende<br />
Kapazitäten zur Mitbehandlung der <strong>Co</strong>-Substrate sowie zur Verwertung<br />
der zusätzlichen Biogasmengen vorhanden sind.<br />
Insgesamt können die technischen und wissenschaftlichen Arbeitsziele sowie<br />
Ergebnisse der durchgeführten Versuchsreihen wie folgt zusammengefasst<br />
werden.<br />
Ziel 1:<br />
Auswahl der <strong>Co</strong>-Substrate<br />
Im ersten Schritt wurden geeignete <strong>Co</strong>-Substrate ausgewählt, an die verschiedene<br />
Anforderungen gestellt wurden. Hierzu zählen pumpfähiger Zustand,<br />
Vergärbarkeit, Störstofffreiheit, ausreichende Temperierung fetthaltiger<br />
Materialien, Emulgierbakeit von Fetten und hygienische Unbedenklichkeit.<br />
Ausgewählt wurden Speiseabfälle, fetthaltige Flotatschlämme und Fettabscheiderinhalte.<br />
Bei der Auswahl wurde darauf geachtet, dass die biogenen<br />
Abfälle in ausreichender Menge auf dem Markt zur Verfügung stehen.<br />
In den halbtechnischen Vorversuchen zeigte sich, dass nicht alle der verwendeten<br />
<strong>Co</strong>-Substrate für die Mitbehandlung im Faulbehälter geeignet waren.<br />
Vor allem die Beimischung der zuerst verwendeten Fettabscheiderinhalte war<br />
von Problemen gekennzeichnet (siehe auch Kapitel 4.2.2.1, Seite 33). Bei der<br />
Verwendung von Frittierfett stellte sich beispielsweise heraus, dass nicht alle<br />
Fette anaerob abgebaut werden können. Vor dem Einsatz von fetthaltigen<br />
Substanzen muss daher genau geprüft werden, ob das Material abgebaut<br />
werden kann. Eine solche Prüfung kann z. B. über die Untersuchung des Faulverhaltens<br />
nach DIN 38414-S8 erfolgen. Die in den großtechnischen Versuchen<br />
eingesetzten Fettabscheiderrückstände zeigten dagegen sehr gute Ergebnisse<br />
bei der Mitbehandlung. Festzuhalten ist somit, dass es fetthaltige Substrate<br />
gibt, die hervorragend für eine Behandlung im Faulbehälter geeignet sind.
Abschnitt II - 110 -<br />
Speisereste und auch Flotatschlämme sind für die Mitbehandlung im Faulbehälter<br />
grundsätzlich geeignet. Keine Probleme gab es während des gesamten<br />
Versuchszeitraums beim Einsatz der Flotatschlämme. Dieses Substrat war äußerst<br />
einfach zu handhaben und lieferte sehr gute Ergebnisse. Bei der Verwendung<br />
von Speiseresten aus Kantinen und Großküchen muss darauf geachtet<br />
werden, dass die biogenen Abfälle keine Anteile nicht abbaubarer<br />
Fette enthalten.<br />
Ziel 2: Entwicklung geeigneter Aufbereitungs- und Zugabetechniken<br />
In den halbtechnischen Vorversuchen wurde untersucht, ob die biogenen<br />
Abfälle Störstoffe enthalten und wie diese gegebenenfalls zu entfernen sind.<br />
Dabei galt es zu berücksichtigen, dass die aufwendige Vorbehandlung fester<br />
<strong>Co</strong>-Substrate einen hohen Kostenfaktor im Bereich der Betriebskosten einer<br />
Kläranlage darstellt.<br />
Bei den verwendeten Materialien fetthaltiger Flotatschlamm und Fettabscheiderinhalte<br />
war keine vorherige Aufbereitung nötig. Dagegen wurde von<br />
einer Anwendung der Speiseabfälle im großtechnischen Maßstab nach Beendigung<br />
der Vorversuche aufgrund der Inhomogenität und der schwierigen<br />
Aufbereitung abgesehen.<br />
Eine weitere Zielstellung in der Phase der halbtechnischen Versuche war die<br />
Untersuchung der Zugabetechnik. Bei flüssigen biogenen Abfällen wie z. B.<br />
Fettabscheiderinhalten kann eine direkte Dosierung des <strong>Co</strong>-Substrates in den<br />
Faulbehälter erfolgen. Es ist keine Einmischung der biogene Abfälle in den<br />
Rohschlamm vor der Zugabe in den Faulbehälter nötig.<br />
Ziel 3: Optimierung des Faulprozesses, Faulgasanfall und -zusammensetzung<br />
Ziel der <strong>Co</strong>-Substratzugabe zum Faulbehälter ist die Erhöhung der Faulgasproduktion.<br />
Da auf üblichen kommunalen Kläranlagen die einstufig-mesophile<br />
Betriebsweise vorherrscht, wurden die Versuche unter diesen Bedingungen<br />
durchgeführt.<br />
Durch die Zugabe der flüssige bis pastösen biogenen Abfälle stieg die Faulgasproduktion<br />
erheblich. Parallel dazu findet jedoch auch eine Erhöhung der<br />
Raumbelastung der Faulbehälter und eine Verkürzung der Faulzeit statt. Deshalb<br />
wurden neben der Faulgasproduktion und -zusammensetzung ebenso<br />
ständig die organischen Säuren kontrolliert, um sicher zu stellen, dass der Faulprozess<br />
stabil verläuft und ein guter Stabilisierungsgrad erreicht wird.
Abschnitt II - 111 -<br />
In den halbtechnischen Versuchen ließ sich bei den für die <strong>Co</strong>-Vergärung geeigneten<br />
Substraten ausnahmslos eine deutliche Erhöhung (Faktor 2 bis 5, je<br />
nach Mischungsverhältnis) der Faulgasproduktion feststellen. Bei den fettreicheren<br />
Substraten (Fettabscheiderrückstände und Flotatschlamm) konnte<br />
insgesamt eine etwas höhere Faulgasproduktion festgestellt werden als bei<br />
der Mitbehandlung von Speiseresten. Eine deutliche Steigerung der<br />
Gasproduktion ließ sich schon mit geringen Zugabemengen ablesen.<br />
Die Raumbelastung der Faulbehälter wurde während des halbtechnischen<br />
Versuchszeitraums kontinuierlich gesteigert. Substrate mit hohem Feststoffanteil<br />
erhöhten die Raumbelastung stärker als solche mit geringerem TR. Alle drei<br />
verwendeten <strong>Co</strong>-Substrate eigneten sich in dieser Hinsicht für die <strong>Co</strong>-<br />
Vergärung, da die Raumbelastung in keinem Falle in einem planmäßigen Mischungsverhältnis<br />
zu hoch wurde. Bei einer maximalen oTR-Raumbelastung<br />
von 5,69 kg oTR/(m³·d) (Linie 3, <strong>Co</strong>-Substrat Fettschlamm) bzw.<br />
4,91 kg oTR/(m³·d) (Linie 4, <strong>Co</strong>-Substrat Flotatschlamm) konnte noch ein stabiler<br />
Betrieb gewährleistet werden.<br />
Im großtechnischen Betrieb war eine schrittweise Erhöhung der Zugabemenge<br />
des jeweiligen <strong>Co</strong>-Substrates aufgrund der Vorgaben des Merkblattes zur<br />
<strong>Co</strong>-Fermentation [MUNLV, 2001] und den Randbedingungen der Genehmigung<br />
zum Versuchsbetrieb nicht vorgesehen. Das TR-Mischungsverhältnis<br />
wurde bei <strong>Co</strong>:KS = 1:2 festgelegt, um die Parameter max. Zugabe (Aufenthaltszeit<br />
> 20 Tage), Raumbelastung 1,5 kg oTR/(m³·d) einzuhalten.<br />
Insgesamt wurde bei den verwendeten <strong>Co</strong>-Substraten Flotatschlamm und<br />
Fettabscheiderinhalte ausnahmslos eine Erhöhung der Faulgasproduktion<br />
nachgewiesen. Bei den Fettabscheiderinhalten konnte insgesamt eine etwas<br />
höhere Faulgasproduktion festgestellt werden.<br />
Ziel 4: Untersuchung der Entwässerbarkeit der ausgefaulten Schlämme<br />
In vergleichenden Entwässerungsversuchen des Klärschlammes und des<br />
Schlammes aus der <strong>Co</strong>-Vergärung (<strong>Co</strong>-Schlamm) wurde direkt der Einfluss der<br />
Bioabfallzugabe auf die Entwässerbarkeit abgeleitet. Die Schlämme wurden<br />
dazu gleich konditioniert und in einer Versuchskammerfilterpresse entwässert.<br />
In den halbtechnischen Untersuchungen war die Entwässerbarkeit der Faulschlämme<br />
aus der <strong>Co</strong>-Vergärung etwas schlechter als die mit reinem Klärschlamms.<br />
Der Einsatz von Speiseresten verschlechterte die Entwässerbarkeit<br />
am deutlichsten. Eine Abnahme des Feststoffgehaltes im Filterkuchen von bis
Abschnitt II - 112 -<br />
zu 8 %-Punkten im Vergleich zur Referenzlinie stellt die großtechnische Umsetzung<br />
in Frage, da die Erhöhung der Schlammmengen in diesem Ausmaß hohe<br />
Folgekosten zur Entsorgung mit sich bringt. Allerdings wies der Schlamm aus<br />
der Vergärung mit Speiseresten mit Abstand das ausgeglichenste Nährstoffverhältnis<br />
auf, der Düngewert ist sehr viel besser als bei den anderen Schlämmen.<br />
Die Verwendung von Fettabscheiderrückständen und Flotatschlämmen<br />
ist aus Sicht der Schlammentwässerung günstiger, da die Entwässerbarkeit<br />
sich nur um 1 bis 3 % verringerte, wobei die Ergebnisse der Flotatschlämme<br />
immer etwas besser als die der Fettabscheiderinhalte waren.<br />
Im großtechnischen Vergleich von Klärschlamm und <strong>Co</strong>-Schlamm zeigte sich,<br />
dass die Auswirkungen durch die <strong>Co</strong>-Vergärung bzw. durch die Zugabe von<br />
Flotatschlamm sowie Fettabscheiderinhalten im Entwässerungsergebnis e-<br />
benfalls gering sind. In allen Fällen lieferte die Klärschlammfaulung gegenüber<br />
der <strong>Co</strong>-Vergärung ein etwas besseres Entwässerungsergebnis. Die mit Flotatschlamm<br />
versetzte Linie zeigte im Endresultat eine absolute Differenz von -<br />
1,7 %-Punkten zum Klärschlamm, mit den Fettabscheiderinhalten wurde dagegen<br />
ein gleichwertiger Endfeststoffgehalt erreicht.<br />
Ziel 5: Untersuchung der Rückbelastung der Kläranlage<br />
Durch Auffangen des Filtrats bei den Entwässerungsversuchen und Analyse<br />
auf die kläranlagenrelevanten Parameter wurde die zusätzliche Rückbelastung<br />
durch die <strong>Co</strong>-Substratzugabe zum Klärschlamm genau bestimmt.<br />
Durch die Zugabe von <strong>Co</strong>-Substraten tritt im Vergleich zur reinen Klärschlammfaulung<br />
keine wesentliche Erhöhung der Kläranlagenrückbelastung<br />
auf. Die Steigerungen liegen für alle untersuchten Größen immer im Bereich<br />
< 2 %-Punkte.<br />
Für die Kläranlage Schermbeck würde die Rückbelastung bei der <strong>Co</strong>-<br />
Vergärung von Flotatschlämmen bezogen auf die Zulauffracht beim Parameter<br />
TKN von 13,1 % (reine Klärschlammfaulung) auf 13,9 % (<strong>Co</strong>-Vergärung)<br />
steigen. Auch bei der Modellkläranlage ist für die Größe TKN bei der zusätzlichen<br />
Vergärung von Flotatschlamm ebenfalls die höchste Steigerung zu verzeichnen.<br />
Die Rückbelastung bezogen auf die Zulauffracht erhöht sich in diesem<br />
Fall im Vergleich zur konventionellen Klärschlammfaulung von 8,6 % auf<br />
10, 5%.<br />
Ob diese leicht erhöhten Rückbelastungen von der jeweiligen Kläranlage<br />
aufgenommen werden können, ist im Einzelfall zu prüfen.
Abschnitt II - 113 -<br />
Ziel 6: Untersuchung der Produktqualität<br />
Um die Beurteilung der Produktqualität vornehmen zu können, wurden regelmäßig<br />
Analysen des Rohschlammes, der <strong>Co</strong>-Substrate und der Faulschlämme<br />
auf die Parameter der Klärschlammverordnung durchgeführt.<br />
Das Endprodukt aus der <strong>Co</strong>-Vergärung besitzt hinsichtlich einer landwirtschaftlichen<br />
Verwertung häufig eine bessere Produktqualität als reiner Faulschlamm,<br />
da biogene Abfälle in der Regel insgesamt niedriger mit Schadstoffen<br />
belastet sind als Klärschlämme und einige Pflanzennährstoffe enthalten,<br />
die im Klärschlamm fehlen.<br />
Ziel 7: Erstellung von Stoffstrom- und Energiebilanzen<br />
Zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit der <strong>Co</strong>-Vergärung wurden Stoffstromund<br />
Energiebilanzen erstellt. Darin wurde verdeutlicht, wie groß der organische<br />
Feststoffabbau in der <strong>Co</strong>-Vergärung ist und welche Energiemengen sich<br />
erzeugen lassen.<br />
Bei der Betrachtung der Wirtschaftlichkeit der <strong>Co</strong>-Vergärung wurde der Einsatz<br />
des <strong>Co</strong>-Substrates mittels des fetthaltigen Flotatschlamm geprüft. Die für<br />
die <strong>Co</strong>-Vergärung erforderlichen Zusatzkosten aus der Schlammentwässerung<br />
können aber durch die erhöhte Gas- und Energieproduktion sowie die Annahmeerlöse<br />
in der Regel mehr als kompensiert werden.<br />
Fazit<br />
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die <strong>Co</strong>-Vergärung bei einer Vielzahl<br />
von Stoffen eine gute Alternative zur Verwertung biogener Abfälle darstellt.<br />
Ökologische Vorteile ergeben sich aus dem Einsparen von Ressourcen im<br />
Gegensatz zum Bau reiner Vergärungsanlagen sowie der durch den erhöhten<br />
Gasanfall ermöglichten Nutzung von Klärgas über BHKWs. Beim Einsatz von<br />
fetthaltigen <strong>Co</strong>-Substraten muss die Abbaubarkeit der Substrate überprüft<br />
werden. Hier besteht der Bedarf nach weiteren Untersuchungen, um herauszufinden,<br />
welche Fette in welcher Form abbaubar sind.
Abschnitt II - 114 -<br />
10 Veröffentlichungen<br />
(1) SCHLEGEL, S., SCHMELZ, K.-G., 2000:<br />
„Aktuelle Probleme und Lösungsansätze bei der Klärschlammstabilisierung“,<br />
Vortragsmanuskript auf dem 61. Darmstädter Seminar – Abwassertechnik<br />
– „Kommunale Klärschlammbehandlung vor dem Hintergrund<br />
der neuen europäischen Klärschlammrichtlinie“ am 09.11.2000 in Darmstadt<br />
(2) SCHMELZ, K.-G., WINTER, A., 2000:<br />
„Mehr Energie aus dem Schlamm holen“, Zfk - Zeitung für kommunale<br />
Wirtschaft, Ausgabe 10/2000, Seite 26<br />
(3) SCHMELZ, K.-G., WINTER, A., 2000:<br />
„Klärschlammverminderung durch verschiedene Methoden der Desintegration<br />
auf der Kläranlage Schermbeck“, Vortragsmanuskript auf dem<br />
18. Bochumer Workshop Siedlungswasserwirtschaft „Innovationen in der<br />
Abwasserbeseitigung“ am 21. September 2000<br />
(4) SCHMELZ, K.-G.; WINTER, A.; REIPA, A., 2001:<br />
„Kostenreduzierung durch Einsatz der Desintegration bei der anaeroben<br />
Stabilisierung“, Vortragsmanuskript auf der 34. Essener Tagung für Wasserund<br />
Abfallwirtschaft vom 14. bis 16. März 2001 in Aachen<br />
(5) SCHMELZ, K.-G., 2001:<br />
„Steigerung der Faulgasproduktion durch <strong>Co</strong>-Vergärung von Klärschlamm<br />
und Bioabfall“, Vortrag auf dem 12. gemeinsamen Seminar -<br />
Abwassertechnik - des Instituts WAR an der TU Darmstadt, Seminartitel:<br />
„Aktuelle Ansätze bei der Klärschlammbehandlung und -entsorgung“ im<br />
September 2001, erschienen in Heft 132 des Instituts WAR<br />
(6) SCHMELZ, K.-G., 2002:<br />
„<strong>Co</strong>-Fermentation of sewage sludge and biowaste”, Tagungsband Joint<br />
CIWEM and Ayua Enviro Technology Transfer, 7 th European Biosolids and<br />
Organic Residual <strong>Co</strong>nference, 18.-20.11.2002, Wakefield, UK
Abschnitt II - 115 -<br />
11 Literaturverzeichnis<br />
(1) AbfKlärV (idF v. 15.04.1992): Am 1. Juli 1992 trat eine neugefaßte K. in<br />
Kraft (BGBl. I S. 912)<br />
(2) ATV (ABWASSERTECHNISCHEN VEREINIGUNG E.V.):<br />
“ATV-Arbeitsblatt A 131“, GFA, Hennef, Februar 1991<br />
(3) ATV (ABWASSERTECHNISCHEN VEREINIGUNG E.V.):<br />
ATV-Handbuch “Klärschlamm“, Verlag Ernst & Sohn, Berlin, 1996<br />
(4) ATV (ABWASSERTECHNISCHEN VEREINIGUNG E.V.):<br />
ATV-Handbuch “Mechanische und biologische Verfahren der Abfallbehandlung“,<br />
Verlag Ernst & Sohn , Berlin, 1998<br />
(5) ATV (ABWASSERTECHNISCHEN VEREINIGUNG E.V.):<br />
“Handbuch für Ver- und Entsorger, Band 3 – Fachrichtung Abwasser“, F.<br />
Hirthammer Verlag, München, 1992<br />
(6) BDE:<br />
“Landwirtschaftliche Klärschlammverwertung“, In: Kreislaufwirtschaft in<br />
der Praxis, Nr. 2<br />
(7) BILITEWSKI, B.; WERNER, P.; RETTENBERGER, G.; STEGMANN, R.; FAULSTICH, M.:<br />
“Anaerobe biologische Abfallbehandlung – Grundlagen, Problem, Kosten“,<br />
Schriftenreihe des Instituts für Abfallwirtschaft und Altlasten, TU<br />
Dresden, 2002,<br />
(8) BÖHNKE, B., BISCHOFSBERGER, W., SEYFRIED, C. F. (HRSG.):<br />
“Anaerobtechnik – Handbuch der anaeroben Behandlung von Abwasser<br />
und Schlamm“, Springer Verlag, Berlin, 1993<br />
(9) EEG (idF v. 01.04.2000) § 4<br />
(10) EMSCHERGENOSSENSCHAFT / LIPPEVERBAND:<br />
BMBF-Ideenwettbewerb Vorhabensbeschreibung des Teilprojektes 1:<br />
“Kostenreduzierung für Kommunen und Verbände durch effiziente Erzeugung<br />
und Verwertung von Faulgas als Primärenergie sowie Reduzierung<br />
der Faulschlammmenge“, Essen, unveröffentlicht, 1999<br />
(11) FRICKE, K., BURTH, M., WALLMANN, R. (HRSG.):<br />
”Biomasse und Abfallwirtschaft – Chancen, Risiken, Perspektiven”, Schriftenreihe<br />
des ANS, Orbit e.V., Weimar, 2002
Abschnitt II - 116 -<br />
(12) HARTMANN, L.:<br />
“Biologische Abwasserreinigung’’, Springer Verlag Berlin, 1989<br />
(13) KAPP, H., BAHRS, D., DICHTL, N., ENGLMANN, E., KÖHLHOFF, D., SIEKMANN, K.:<br />
“Stabilisierungskennwerte für biologische Stabilisierungsverfahren“, Arbeitsbericht<br />
der ATV/BDE/VKS - Arbeitsgruppe 3.1.1, 1993<br />
(14) KAPP, H.:<br />
“Schlammfaulung bei hohem Feststoffgehalt“, Stuttgarter Berichte zur<br />
Siedlungswasserwirtschaft 86, Oldenbourg Verlag, München, 1984<br />
(15) KROISS, H.:<br />
“Anaerobe Abwasserreinigung“, Wiener Mitteilungen, Wasser - Abwasser<br />
- Gewässer , Band 62, Wien, 1986<br />
(16) KRUG, G., TÜMMLER, V., WINKLER, M., KNAUER, M.,:<br />
“Optimierung der Biogasausbeute von Klärschlamm durch Zugabe von<br />
<strong>Co</strong>substraten“, WLB Wasser, Luft und Boden, 4/2002<br />
(17) KRUPP, M.:<br />
“Untersuchungen zum anaeroben Abbauverhalten sowie der Entwässerbarkeit<br />
von Klärschlamm mit ausgewählten <strong>Co</strong>-Substraten im halbtechnischen<br />
Maßstab“, Diplomarbeit, Universität Essen, unveröffentlicht,<br />
2001<br />
(18) MUDRAK, K., KUNST, S.:<br />
“Biologie der Abwasserreinigung“, G. Fischer Verlag, Stuttgart, 1988<br />
(19) MUNLV - MINISTERIUM FÜR UMWELT UND NATURSCHUTZ, LANDWIRTSCHAFT UND<br />
VERBRAUCHERSCHUTZ DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN (HRSG.):<br />
“Merkblatt zur <strong>Co</strong>-Fermentation von biogenen Abfällen in Faulbehältern<br />
von Kläranlagen“, Dezember 2001<br />
(20) MURL – MINISTERIUM FÜR UMWELT, RAUMORDNUNG UND LANDWIRTSCHAFT DES LAN-<br />
DES NORDRHEIN-WESTFALEN (HRSG.):<br />
“Handbuch – Energie in Kläranlagen“, Schwannstr. 3, 40476 Düsseldorf,<br />
September 1999<br />
(21) NISIPEANU, P.:<br />
“<strong>Co</strong>-Vergärung und Monovergärung. Zur Abgrenzung von Abfallrecht<br />
und Abwasserrecht“, In: abfall-brief, Nr. 2, S. 12 – 14, 2000
Abschnitt II - 117 -<br />
(22) PAUL, C.-D.:<br />
“Biologie für Schule und Beruf“, Verlag Europa Lehrmittel, Haan-Gruiten,<br />
1993<br />
(23) ROEDIGER, H.; ROEDIGER, M.; KAPP, H.:<br />
“Anaerobe alkalische Schlammfaulung“, Oldenbourg Verlag, München,<br />
1990<br />
(24) SCHEIDAT, B.:<br />
“Bioverfahrenstechnische Aspekte zum Einsatz von technischen Enzymen<br />
am Beispiel der kommunalen Abwasserreinigung“, Shaker Verlag<br />
GmbH, Aachen, 2000<br />
(25) SCHLEGEL, H. G.:<br />
“Allgemeine Mikrobiologie“, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 1985<br />
(26) SCHMELZ, K.-G.:<br />
“<strong>Co</strong>-Vergärung von Klärschlamm und Bioabfällen“, Rhombos Verlag,<br />
Berlin, 2000<br />
(27) SCHMELZ, K.-G.; WINTER, A., REIPA, A.:<br />
“Kostenreduzierung durch Einsatz der Desintegration bei der anaeroben<br />
Stabilisierung“, Vortragsmanuskript auf der 34. Essener Tagung für Wasser-<br />
und Abfallwirtschaft vom 14. bis 16. März 2001 in Aachen<br />
(28) SCHÖN, M.:<br />
“Verfahren zur Vergärung organischer Rückstände in der Abfallwirtschaft“,<br />
In: Abfallwirtschaft in Forschung und Praxis, Nr. 66, 1994<br />
(29) SCHRUMM, P.:<br />
„Innovativer Einsatz von Biogas“, WLB Wasser, Luft und Boden, 4/2002<br />
(30) THOMÉ-KOZMIENSKY, K.:<br />
“Biologische Abfallbehandlung“, EF-Verlag für Energie und Umwelttechnik,<br />
Berlin, 1995<br />
(31) WENDLER, D.:<br />
“Stand der <strong>Co</strong>-Fermentation in Deutschland - Bestandsaufnahme der<br />
Erfahrungen in der Praxis“, Diplomarbeit, Institut für Siedlungswasserwirtschaft<br />
und Abfalltechnik der Universität Hannover (ISAH), unveröffentlicht,<br />
1997
Abschnitt II - 118 -<br />
(32) WIESE, A., DROSCH, M.:<br />
“Nutzung von Biomasse zur Energiegewinnung“, Wasser und Abfall,<br />
10/2002<br />
(33) ZACHÄUS, D.:<br />
“Grundlagen der Vergärung“, In Thomé-Kozmiensky, K., “Biologische Abfallbehandlung“,<br />
EF-Verlag für Energie und Umwelttechnik, Berlin, 1995
Abschnitt II - 119 -<br />
12 Verzeichnis der Abbildungen<br />
Abbildung 1-1: Betriebskostenanteile von Kläranlagen mit 50.000 bis 100.000 EW [MURL, 1999]<br />
1<br />
Abbildung 2-1: Schema des vierstufigen anaeroben Abbauprozesses [MUDRACK ET KUNST,<br />
1988, verändert] 5<br />
Abbildung 3-1:<br />
Abbaugrad der organischen Substanz in Abhängigkeit von der Faulzeit nach<br />
KAPP [1984], verändert 16<br />
Abbildung 3-2: Apparatur zur Bestimmung des Filterwider-standes 19<br />
Abbildung 3-3: Schema der Entwässerungsversuche [Schmelz, 2000] 19<br />
Abbildung 3-4: Pumpe sowie Steuer- und Regelein- heit der Kammerfilterpresse 20<br />
Abbildung 3-5: Filterkammer und Vorlagebehälter der Versuchspresse 20<br />
Abbildung 4-1: Schematische Darstellung der Versuchsfaulanlagen [nach SCHMELZ, 2000] 24<br />
Abbildung 4-2: Versuchsfaulanlage 25<br />
Abbildung 4-3: Kläranlage Schermbeck 26<br />
Abbildung 4-4: Rührwerk im Speicher 27<br />
Abbildung 4-5:<br />
Fließbild der Kläranlage Schermbeck mit dem Weg der <strong>Co</strong>-Substrate<br />
während der Versuchsphase 28<br />
Abbildung 4-6: Speisereste 30<br />
Abbildung 4-7:<br />
Fettkugeln der Linie 2, nach Versuchsende direkt dem Faulbehälter<br />
entnommen 30<br />
Abbildung 4-8: Fettabscheiderinhalte 31<br />
Abbildung 4-9: Frittierfett 31<br />
Abbildung 4-10: Fettkugeln aus dem Frittierfett, direkt dem Faulbehälter entnommen 31<br />
Abbildung 4-11: Fettschlamm 31<br />
Abbildung 4-12: Flotatschlamm 32<br />
Abbildung 5-1: Mittlere Verweilzeit pro Phase und Linie 44<br />
Abbildung 5-2:<br />
Abbildung 5-3:<br />
Abbildung 5-4:<br />
Mittlere Raumbelastung der Linie 2, getrennt nach Klärschlamm und <strong>Co</strong>-<br />
Substrat 45<br />
Mittlere Raumbelastung Linie 3 getrennt nach Klärschlamm und <strong>Co</strong>-<br />
Substrat 46<br />
Mittlere Raumbelastung Linie 4 getrennt nach Klärschlamm und <strong>Co</strong>-<br />
Substrat 47<br />
Abbildung 5-5: oTR-Gesamtabbaugrade in den Phasen 48<br />
Abbildung 5-6: Abbaugrade der Linie 2, getrennt nach Klärschlamm und <strong>Co</strong>-Substrat 49<br />
Abbildung 5-7: Abbaugrade der Linie 3, getrennt nach Klärschlamm und <strong>Co</strong>-Substrat 49<br />
Abbildung 5-8: Abbaugrade der Linie 4, getrennt nach Klärschlamm und <strong>Co</strong>-Substrat 50<br />
Abbildung 5-9: Mittelwerte des CSB fil im Zulauf der Linien 1 bis 4 51<br />
Abbildung 5-10: Mittelwerte des CSB fil im Ablauf der Linien 1 bis 4 52<br />
Abbildung 5-11: Abbaugrade des CSB fil in den Linien 1 bis 4 53<br />
Abbildung 5-12: Organische Säuren in den Abläufen der Linien 1 bis 4 54<br />
Abbildung 5-13: Gasproduktion über den Versuchszeitraum 55<br />
Abbildung 5-14: Mittlere Gasausbeuten bezogen auf den abgebauten organischen Anteil 55
Abschnitt II - 120 -<br />
Abbildung 5-15: Mittlere Gasausbeuten bezogen auf den organischen Anteil im Zulauf 56<br />
Abbildung 5-16: Mittlere Gasausbeuten der Linie 2, getrennt nach Klärschlamm und <strong>Co</strong>-<br />
Substrat 57<br />
Abbildung 5-17: Mittlere Gasausbeuten der Linie 3, getrennt nach Klärschlamm und <strong>Co</strong>-<br />
Substrat 58<br />
Abbildung 5-18: Mittlere Gasausbeuten der Linie 4, getrennt nach Klärschlamm und <strong>Co</strong>-<br />
Substrat 59<br />
Abbildung 5-19: Mittlere Gaszusammensetzung der Linien 1 bis 4 61<br />
Abbildung 5-20: Mittlere Schwefelwasserstoffgehalte der Linien 1 bis 4 62<br />
Abbildung 5-21: Mittlere Heizwerte des Faulgases über den Versuchszeitraum 63<br />
Abbildung 5-22: Filterwiderstand der Linien 1 bis 4 64<br />
Abbildung 5-23: Mittlere Entwässerbarkeit der Linien 1 bis 4 65<br />
Abbildung 5-24: Mittlere Filtratwasserbelastung der Schlämme aus der Phase 2 67<br />
Abbildung 5-25: Mittlere Filtratwasserbelastung der Schlämme aus der Phase 3 67<br />
Abbildung 6-1: Mittlere Verweilzeit pro Phase und Linie 75<br />
Abbildung 6-2:<br />
Mittlere Raumbelastung der Linie 2, getrennt nach Klärschlamm und <strong>Co</strong>-<br />
Substrat 76<br />
Abbildung 6-3: Gesamtabbaugrade in den Phasen 77<br />
Abbildung 6-4: Abbaugrade der Linie 2, getrennt nach Klärschlamm und <strong>Co</strong>-Substrat 78<br />
Abbildung 6-5: Organische Säuren in den Abläufen der Linien 1 und 2 79<br />
Abbildung 6-6: Gasproduktion über den Versuchszeitraum 80<br />
Abbildung 6-7: Mittlere Gaszusammensetzung der Linien 1 und 2 82<br />
Abbildung 6-8: Mittlere Heizwerte des Faulgases über den Versuchszeitraum 83<br />
Abbildung 6-9: Filterwiderstand der Linien 1 und 2 84<br />
Abbildung 6-10: Mittlere Entwässerbarkeit der Linien 1 und 2 85<br />
Abbildung 6-11: Mittlere Filtratwasserbelastung der Schlämme aus der Phase 1 86<br />
Abbildung 6-12: Mittlere Filtratwasserbelastung der Schlämme aus der Phase 3 87<br />
Abbildung 6-13: Energieproduktion (elektrisch) 98<br />
Abbildung 8-1:<br />
Abbildung 8-2:<br />
Zusätzliche Betriebskosten am Beispiel der Kläranlage Schermbeck bei<br />
Anwendung der <strong>Co</strong>-Vergärung 107<br />
Zusätzliche Betriebskosten am Beispiel einer Modellkläranlage von<br />
100.000 EW bei Anwendung der <strong>Co</strong>-Vergärung 108
Abschnitt II - 121 -<br />
13 Verzeichnis der Tabellen<br />
Tabelle 2-1: Geeignete biogene Abfälle [ATV, 2002] 4<br />
Tabelle 2-2:<br />
Tabelle 2-3:<br />
Zusammensetzung von Biogas und spezifischen Gasmengen [ROEDIGER ET AL.,<br />
1990] 7<br />
Positivlisten der für die Mitbehandlung in Faulbehältern geeigneten Abfälle<br />
(MUNLV, 2001, verändert] 10<br />
Tabelle 2-4: Zulässige Schwermetall- und AOX-Gehalte für das <strong>Co</strong>-Substrat (MUNLV, 2001)12<br />
Tabelle 3-1: Schadstoffgrenzwerte nach Klärschlammverordnung (AbfKlärV) 22<br />
Tabelle 3-2: Gesamtüberblick Analyseverfahren 23<br />
Tabelle 4-1: Eingesetzte Klärschlämme und <strong>Co</strong>-Substrate 29<br />
Tabelle 4-2: TR und oTR-Gehalte der Substrate sowie Glühverluste 33<br />
Tabelle 4-3: Schadstoffgehalte der Substrate und ihre Grenzwerte 34<br />
Tabelle 4-4: Nährstoffgehalte der Substrate 35<br />
Tabelle 4-5: TR und oTR-Gehalte der Substrate sowie Glühverluste 36<br />
Tabelle 4-6: Schadstoffgehalte der Substrate und ihre Grenzwerte 36<br />
Tabelle 4-7: Untersuchungsprogramm der halbtechnischen Versuche 39<br />
Tabelle 4-8: Untersuchungsprogramm der großtechnischen Versuche 41<br />
Tabelle 5-1:<br />
Tabelle 5-2:<br />
Betriebsparameter der Faulbehälter (Mittelwerte über die einzelnen Phasen)42<br />
Ergebnisse der Faulgasanalysen der Linien über den Versuchszeitraum<br />
(Mittelwerte) 60<br />
Tabelle 5-3: Schadstoffgehalte der ausgefaulten Schlämme und ihre Grenzwerte 68<br />
Tabelle 5-4: Nährstoffgehalte der ausgefaulten Schlämme und ihre Grenzwerte 70<br />
Tabelle 5-5: Versuchsergebnisse der einzelnen Substrate und ihre Priorität 72<br />
Tabelle 6-1:<br />
Tabelle 6-2:<br />
Betriebsparameter der Faulbehälter (Mittelwerte über die einzelnen Phasen)73<br />
Kennwerte einer anaeroben Stabilisierungsanlage für Klärschlamm [MUNLV,<br />
2001] 75<br />
Tabelle 6-3: Ergebnisse der Faulgasanalysen über den Versuchszeitraum (Mittelwerte) 81<br />
Tabelle 6-4: Einwohnerspezifische Frachten, 85-Perzentil (ATV Arbeitsblatt A 131) 88<br />
Tabelle 6-5: Zulaufbelastung zur Kläranlage Schermbeck und zur Modellkläranlage 88<br />
Tabelle 6-6:<br />
Tabelle 6-7:<br />
Schlammwassermengen und Frachten aus der Klärschlammfaulung und der<br />
<strong>Co</strong>-Vergärung im Vergleich zur Zulaufbelastung der Kläranlage Schermbeck89<br />
Schlammwassermengen und Frachten aus der Klärschlammfaulung und der<br />
<strong>Co</strong>-Vergärung im Vergleich zur Zulaufbelastung der Modellkläranlage 90<br />
Tabelle 6-8: Schadstoffgehalte der ausgefaulten Schlämme und ihre Grenzwerte 91<br />
Tabelle 6-9: Nährstoffgehalte der ausgefaulten Schlämme und ihre Grenzwerte 92<br />
Tabelle 6-10:<br />
Tabelle 6-11:<br />
Tabelle 6-12:<br />
Tabelle 6-13:<br />
Randbedingungen zu Ermittlung der Schlammbilanzen für die Kläranlage<br />
Schermbeck 94<br />
Schlammbilanz für die Kläranlage Schermbeck bei Mitbehandlung von<br />
Flotatschlämmen (Tageswerte in [l] bzw. [kg]) 94<br />
Schlammbilanzen für die Kläranlage Schermbeck bei Mitbehandlung von<br />
Fettabscheiderinhalten (Tageswerte in [l] bzw. [kg]) 95<br />
Randbedingungen zu Ermittlung der Schlammbilanzen für die<br />
Modellkläranlage 96
Abschnitt II - 122 -<br />
Tabelle 6-14: Schlammbilanzen für die Modellkläranlage (Tageswerte in [l] bzw. [kg]) 96<br />
Tabelle 6-15: Schlammbilanzen für die Modellkläranlage (Tageswerte in [l] bzw. [kg]) 97<br />
Tabelle 6-16:<br />
Eingangsdaten des Blockheizkraftwerkes (Herstellerangaben, aus Winter,<br />
2003) 97<br />
Tabelle 6-17: Versuchsergebnisse der einzelnen Substrate und ihre Priorität 100<br />
Tabelle 7-1:<br />
Tabelle 7-2:<br />
Gegenüberstellung abgebaute organische Masse und Faulgasproduktion in<br />
den halbtechnischen Versuchen (Mittelwerte) 101<br />
Gegenüberstellung abgebaute organische Masse und Faulgasproduktion in<br />
den großtechnischen Versuchen (Mittelwerte) 102<br />
Tabelle 8-1: Abschätzung der Energiegehalte 105
Abschnitt II - 123 -<br />
14 Verzeichnis der Abkürzungen<br />
Lateinische Buchstaben<br />
AFB Aufenthaltszeit im Faulbehälter d<br />
Zeiteinheit<br />
AGas Gasausbeute Nl/kg oTRzul<br />
AoTR<br />
AOX<br />
Organische Feststofffracht im Ablauf pro Zeiteinheit<br />
adsorbierbare organische Halogenverbindungen<br />
C Kohlenstoff %TR<br />
kg oTRabl<br />
mg/kg TR<br />
CH4 Methan Vol.-%<br />
CO2 Kohlendioxid Vol.-%<br />
CSB Chemischer Sauerstoffbedarf mg/l<br />
CSBfil Chemischer Sauerstoffbedarf des Filtrats mg/l<br />
d Jährliche Abschreibung %<br />
GV Glühverlust % TR<br />
H Heizwert aus Anteil eines Gases im Faulgas MJ/Nm³<br />
H2 Wasserstoff Vol.-%<br />
HGas Energiegehalt des Faulgases kWh/Nm³<br />
Hu Unterer Heizwert des Gasbestandteils MJ/Nm³<br />
H2S Schwefelwasserstoff Vol.-%<br />
i Zinssatz %<br />
m Abschreibungszeitraum a<br />
M Mischungsverhältnis -<br />
n Gasmenge mol<br />
N Stickstoff % TR<br />
NGas<br />
Prozentualer Anteil eines Gases pro Kubikmeter<br />
Faulgas<br />
Vol.-%<br />
NH4-N Ammonium-Stickstoff mg/l
Abschnitt II - 124 -<br />
org. N Organischer Stickstoff mg/l<br />
oTR Organischer Trockenrückstand g/l<br />
oTRzul Organischer Trockenrückstand im Zulauf g/l<br />
p Gasdruck Pa<br />
P elektrische Leistung kW<br />
Pges Gesamt-Phosphatgehalt mg/l<br />
pH<br />
negativer dekadischer Logarithmus der Konzentration<br />
von OH-Ionen in einer Flüssigkeit<br />
Zeiteinheit<br />
ppm parts per million 10 -6 Vol.-%<br />
R Gaskonstante mit dem Wert 8,31 J/(mol·K)<br />
RoTR Organische Raumbelastung kg oTR/(m³·d)<br />
S Schwefel % TR<br />
T Temperatur °C oder K<br />
TKN Kjeldahl-Stickstoff-Konzentration mg/l<br />
TR Trockenrückstand % oder g/l<br />
TRBio Trockenrückstand der biogenen Abfälle % oder g/l<br />
TRKS Trockenrückstand Klärschlamm % oder g/l<br />
VFB Volumen Faulbehälter m3<br />
VGas Gasvolumen pro Zeiteinheit Nm³/h oder<br />
Nl<br />
Vzul Zulaufvolumen pro Tag l/d<br />
W Wirkungsgrad elektrisch %<br />
-<br />
ZoTR<br />
Organische Feststofffracht im Zulauf pro Zeiteinheit<br />
kg oTRzul<br />
ZTR Feststofffracht im Zulauf pro Zeiteinheit kg TRzul<br />
ZTRKS<br />
Feststofffracht aus Klärschlamm im Zulauf pro<br />
Zeiteinheit<br />
kg TRzul
Abschnitt II - 125 -<br />
Indizes<br />
AbfKlärV<br />
ATV<br />
BMBF<br />
BHKW<br />
BÜS<br />
<strong>Co</strong><br />
DIN<br />
DWD<br />
EAK<br />
EEG<br />
EG/LV<br />
EN<br />
EW<br />
FG<br />
FHM<br />
H2O<br />
KS<br />
LUA<br />
NRW<br />
MUNLV<br />
PAK<br />
PCB<br />
PJ<br />
RWU<br />
SG<br />
Klärschlammverordnung<br />
Abwassertechnische Vereinigung<br />
Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
Blockheizkraftwerk<br />
Betriebsüberwachungssystem<br />
<strong>Co</strong>-Substrat<br />
Deutsche Industrie Norm<br />
Deutscher Wetterdienst<br />
Europäischer Abfallschlüssel<br />
Erneuerbare Energien Gesetz<br />
Emschergenossenschaft/Lippeverband<br />
Euronorm<br />
Einwohnerwerte<br />
Fachgebiet<br />
Flockungshilfsmittel<br />
Wasser<br />
Klärschlamm<br />
Landesumweltamt<br />
Land Nordrhein-Westfalen<br />
Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und<br />
Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
Polyaromatische Kohlenwasserstoffe<br />
Polychlorierte Biphenyle<br />
Personenjahr<br />
Reparatur, Wartung und Unterhalt<br />
Substratgemisch Klärschlamm/<strong>Co</strong>-Substrat
Abschnitt II - 126 -<br />
Griechische Buchstaben<br />
Einheit<br />
?TR Zunahme der organischen Feststoffmasse im kg oTR<br />
Faulbehälter pro Phase<br />
?oTR Abbaugrad der organischen Substanz %
Abschnitt II - 127 -<br />
15 Anhang<br />
Zeitliche Abfolge aller Versuchsphasen<br />
Monat<br />
Halbtechnische Versuche<br />
Linie 1: Klärschlammfaulung<br />
Einfahren mit Rohschlamm<br />
Betrieb mit Rohschlamm<br />
Linie 2 bis 4: <strong>Co</strong>-Vergärung<br />
Einfahren mit Rohschlamm<br />
Betrieb mit Rohschlamm und biogenen Abfällen:<br />
- TR-Mischungsverhältnis <strong>Co</strong>:KS = 1:5<br />
- TR-Mischungsverhältnis <strong>Co</strong>:KS = 1:2<br />
- TR-Mischungsverhältnis <strong>Co</strong>:KS = 1:1<br />
- TR-Mischungsverhältnis <strong>Co</strong>:KS = 2:1<br />
Großtechnische Versuche<br />
Linie 1: Klärschlammfaulung<br />
Betrieb mit Rohschlamm<br />
Linie 2: <strong>Co</strong>-Vergärung<br />
Betrieb mit Rohschlamm<br />
Betrieb mit Rohschlamm und fetthaltigem Flotatschlamm<br />
Betrieb mit Rohschlamm und Fettabscheiderinhalten<br />
Entwässerungsversuche<br />
Klärschlammfaulung<br />
<strong>Co</strong>-Vergärung<br />
Filtratwasseruntersuchung<br />
Klärschlammfaulung<br />
<strong>Co</strong>-Vergärung<br />
Aug 00 Sep 00 Okt 00 Nov 00 Dez 00 Aug 02 Sep 02 Okt 02 Nov 02 Dez 02 Jan 03 Feb 03 Mrz 03 Apr 03